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ZWEIMONATLICH

Jahr 36

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ

 Archiv

Aktuelle Ausgabe

März/April 2001

 

INHALT

Swami Omkarananda

Du hast alles! - Brauchst Du noch mehr?

Mit Gott verbunden

Das Unwandelbare im Wandelbaren

Das menschliche Leben ist kostbar

Das Zentrum aller Erfahrungen

Sadguru Omkarananda

Sei still und erkenne die Wahrheit!

Die Stille der Nacht

Deine Herkunft liegt in der endlosen Vollkommenheit Gottes. Deine Zukunft liegt in der endlosen Vollkommenheit Gottes. Und wenn Du auf Deiner Wanderung von Gott zu Gott alle möglichen Tragödien erlebst und endlose Mühen auf Dich nimmst, so ist das bedeutungslos, weil es sich nur um eine flüchtige Angelegenheit handelt. Niemand kann ewig leiden! Ein ewiges Leiden in einer ewigen Hölle gibt es nicht! Das ist eine Phantasievorstellung! Gäbe es eine ewige Hölle mit einem ewigen Leiden, dann würde das die Existenz Gottes verneinen. Die Existenz Gottes ist unendliche Freude, ewige Freude. Gott kann nicht ewig einen Todfeind oder eine Hölle vor sich haben! So etwas gibt es nicht!

Kein Alptraum dauert lange. Nur die Freude dauert für alle Ewigkeit, weil die Freude wirklich ist - sie ist eine Eigenschaft Gottes, sie ist Gottes Wesen. Und dieser Gott ist in Dir! Liebe ist wirklich, Friede ist wirklich, denn es sind Eigenschaften der Wirklichkeit, der Wahrheit, Gottes in Dir. Sie sind wirklich, weil sie aus der Wirklichkeit stammen, aus Gott, aus der Wahrheit.

Swami Omkarananda

 

 Du hast alles! - Brauchst Du noch mehr?

Gott wohnt in jedem Menschen als dessen eigenes Selbst. Brauchst Du noch mehr? - Ist Dir jemand so nah wie Gott, der als Dein eigenes Selbst in Dir wohnt? Und dieses Selbst ist unendliche Vollkommenheit, unendlicher Friede, unendliche Stille, unendlicher Reichtum.

Eine Einheit mit jemandem oder etwas gibt es nicht! Man ist nur eins in der Erfahrung seines eigenen Selbst. Im Tiefschlaf erfährst Du nur Dein eigenes Selbst, nichts sonst; und dieses Selbst ist zeitlose, raumlose Stille, Friede, Freude. Da ist Einheit, wahre Einheit. Eine andere Einheit gibt es nicht, es sei denn, wenn man diese Einheit ganz bewusst als das grenzenlose Licht der unendlichen Vollkommenheit erfährt: Das ist Gotterfahrung oder die Verwirklichung des eigenen inneren göttlichen Selbst.

Es ist dumm zu denken, man könne eins mit dem Menschen werden, den man liebt. Mit nichts kannst Du eins werden: nicht mit dem Feuer, nicht mit dem Wasser, nicht mit dem Himmel, nicht mit den Bergen, nicht mit Gold, nicht mit diesem und jenem. Mit niemandem und nichts können wir eins werden.

Einheit ist nur möglich mit Deinem inneren Selbst.

Es nützt nichts, jemanden zu umarmen. Man leidet dann nur an den Folgen. Umarmung gibt es nur in der Einheit mit dem Göttlichen. Nach einer solchen Umarmung soll man streben. Jede andere Umarmung bringt Unglück, Leiden, Probleme, stärkt die Unwissenheit in Bezug auf unser wahres Selbst. Unwissenheit trennt uns von unserer unendlichen Glückseligkeit.

Meditiere über die allsehende, allwissende, allmächtige, all-liebende Gottheit. Welche Glückseligkeit, welche Freude ist grösser als die Freude, die uns die Anwesenheit Gottes schenkt? - Der unendliche Reichtum des Bewusstseins Gottes ist Dein eigenes Herz, Dein eigenes Blut, Dein eigenes Bewusstsein.

 

Mit Gott verbunden

Der menschliche Körper ist der Tempel Gottes. Wer das Licht des inneren Gewahrseins entzündet, erhält das wahre Licht. Durch Konzentration des Geistes wird die innere Sehkraft erleuchtet. Die Freuden des Lebens sind nicht für jene, die ihren Geist unrein halten. Die Geheimnisse des Lebens werden jenen enthüllt, derenGeist stets wachsam ist.

Lasse die heilige Flamme deines inneren Schreins beständig hell und leuchtend sein!

Rig Veda 

Unser Herz ist organisch mit dem ganzen Körper verbunden. Genauso hat unser Leben hier auf Erden eine organische Beziehung zu Gott. Wir pochen im Herzen Gottes und Gott pocht in unserem Herzen.

Die Finger unserer Hände sind organisch mit dem Rest des Körpers verbunden. Wir können sie nicht vom Körper trennen, das heisst, wir können sie nicht als unabhängig vom Körper existierend betrachten. Das ist natürlich ein armseliges Beispiel.

In Wahrheit sind wir ewig eins mit Gott, und Gott ist ewig eins mit uns - ewig und unzertrennlich; eine Trennung von Gott ist nicht möglich.

Wie kommt es dann, dass wir unser Leben trotzdem so erfahren, als wären wir völlig von Gott getrennt? Wenn wir organisch mit Gott verbunden sind, warum erfahren wir uns dann als Menschen mit begrenzter Intelligenz, begrenzten Fähigkeiten, beladen mit zahllosen, unaufhörlichen Problemen? - Diese Erfahrung ist funktionell, psychologisch, nicht wirklich! In Wirklichkeit kann niemand von Gott losgelöst werden.

Was ist eine funktionelle Erfahrung? - Eine Frau hat einen Schmerz im Arm. Körperlich gesehen existiert dieser Schmerz gar nicht, der Körper ist völlig gesund, und doch leidet diese Frau unter einem schrecklichen Schmerz, der für sie absolut wirklich ist. Sie nimmt Schmerztabletten, aber ohne Erfolg. Wie kann das sein? - Der Schmerz ist nur funktionell, er existiert nur in der Einbildung, in der Psyche der Frau, nicht aber in der körperlichen Wirklichkeit.

All unsere Probleme, unsere Begrenztheiten: Sie sind nur funktionell. Dass wir denken, wir seien von Gott getrennt und verschieden von Ihm, ist eine funktionelle Wahrnehmung, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat. Unsere Probleme sind ebenfalls funktionell. Wenn wir denken, wir seien etwas anderes als Gott, dann entspricht das nicht der Wirklichkeit. Niemand könnte einen Menschen mit dem unendlichen und ewigen Gott eins werden lassen, wäre dieser Mensch nicht schon eins mit Gott. Die unendliche Gottheit und das Licht und Bewusstsein Gottes dulden keinen Fremdkörper. Wir können keinen Menschen nehmen und ihn an Gott kleben. Das ist unmöglich!

Gott ist eine Einheit, eine absolute Einheit, eine unendliche Einheit. Er ist immer Licht, Bewusstsein, Freude, überall anwesend, zeitlos, raumlos, allvollkommen. Das Getrenntsein von Gott und unsere Wahrnehmung unser selbst als von Gott getrennten, verlorenen Menschen ist funktionell. Organisch kann uns niemand von Gott trennen.

Ein zeitloses, raumloses Wesen, Gott, denkt, es sei ein an Raum und Zeit gebundenes Wesen - ein kleines Ding.

Alles in der Welt erinnert uns daran: Wir sehen die Berge und denken, wir seien klein. Wir sehen den Himmel und denken, wir seien klein. Wir hypnotisieren uns ständig. Wir sehen die Ameisen und denken, wir seien gross im Vergleich zu ihnen. All diese Eindrücke prägen uns ständig. Wir essen und denken, ohne Essen könnten wir nicht leben. Wir erfahren das Vergehen der Zeit, wir nehmen den Raum und Entfernungen war, haben aber keine Ahnung von unserem wahren Wesen, der Zeitlosigkeit und Raumlosigkeit.

Unsere Probleme sind funktionell, nicht organisch. Organisch gesehen sind wir immer und ewig eins mit Gott. Unser Wesen ist nicht nur endlos, es ist auch Licht. Wir sind Lichtwesen. Dennoch sehen wir dieses Licht nicht: Unsere Wahrnehmung ist funktionell eingeschränkt.

Das unendliche Licht kann nicht erschaffen werden; es ist immer da. Und dieses immerwährende, ewige, unendliche Licht, das sind wir. Trotzdem denken wir, dass wir ein physischer, dunkler Körper sind. Dieser Selbsthypnotismus, dieses stetige Gefühl, ein Körper, ein Gemüt, dieses und jenes zu sein, ist deshalb so stark in uns eingewurzelt, weil wir Leben nach Leben diese funktionelle Krankheit schon mit uns herumschleppen und ihr Gelegenheit gegeben haben, sich immer mehr zu erhärten.

Nun, was ist Gotterfahrung? - Gotterfahrung ist nichts anderes, als das zu erfahren, was Du in Wirklichkeit innerlich immer schon warst, nämlich Gott. Die Krankheit der relativen Wahrnehmung verschwindet, und man nennt das Gotterfahrung.

Ein Lichtwesen denkt ständig, es sei ein biologisches Wesen, ein Stück Fleisch und so weiter. Diese funktionelle Krankheit muss beseitigt werden. Du musst im Bewusstsein zu Deinem wahren Wesen zurückgehen und Dich selbst so erfahren, wie Du von allem anfanglosen Anfang an warst und für alle Zeit und Ewigkeit bleiben wirst.

Immer wieder sollen wir dieser Unwissenheit entgegentreten, sie herausfordern und sie mit Licht ernähren. Wenn diese Unwissenheit sagt, dass Du raum- und zeitgebunden bist, dann sagst Du Deinem Herzen immer wieder, dass Du raum- und zeitlos bist. Wenn Dein Körper sagt, dass Du der Körper bist und Du ohne ihn nicht leben kannst, dann stimmt das nicht. Alle Menschen, die körperlich schon tot sind, leben noch. Selbst wenn der astrale oder mentale Körper stirbt, leben wir weiter, weil ewiges Leben, unendliches Leben, vollkommenes Leben unser wahres Herz, unsere wahre Seele, unser wahrer Körper ist. Unendlichkeit und Körperlosigkeit ist unser wahrer Körper.

Wir hypnotisieren uns ständig. Wir sehen die Welt mit leiblichen Augen, mit falschen Augen. Diese Augen sind nicht Deine Augen.

Die Augen eines Hellsehers sind keine leiblichen Augen - er hat innerliche Augen. Die Augen eines Propheten sind nicht die Augen eines Hellsehers - es sind noch tiefer blickende, vollkommenere Augen. Die Augen eines Mystikers sind wieder andere Augen: Es sind die Augen eines Individuums, das in einem Zustand der Einheit, der Erfahrung des eigenen Wesens ist, und diese Erfahrung ist identisch mit der Erfahrung Gottes.

Wenn Du die Welt durch diese anderen Augen siehst, erfährst Du überall Licht, überall Bewusstsein, überall Vollkommenheit, überall ewiges Leben, vollkommenes, von allem unabhängiges Leben.

Weil Du es gewohnt bist, mit den leiblichen Augen zu sehen, liest Du die ganze Welt auf falsche Weise. Du erfährst die Welt falsch, weil Du sie ständig mit den physischen Augen betrachtest. Wenn Du eine Brille mit grünen Gläsern trägst, siehst Du alles grün. Sind deshalb Deine Augen krank? - Nein! Weg mit der Brille, und Du siehst alles richtig! Es ist eine funktionelle Angelegenheit. Organisch sind Deine Augen in Ordnung. Etwas Äusserliches ist schuld daran, dass Du alles falsch siehst.

Funktionell leiden wir beständig unter der Schwäche, der Begrenztheit des menschlichen Gemüts und des menschlichen Körpers.

Wir haben ein Problem unter anderen Problemen: Wir sind nicht ernsthaft in unserem Glauben an Gott!

Immer wieder kommt uns der Gedanke, ob es Gott wirklich gibt, ob Er wirklich für uns da ist, in unserem Leben anwesend ist und wirkt. Gibt es einen Gott? - Die Kraft des Zweifels zerstört leicht unsere Bindung an Gott. Nur wenn unser Herz seinen Halt an den vielen Verhaftungen und Bindungen loslässt, wenn es reiner wird, dann wird der Glaube an das Göttliche stärker.

Du brauchst nicht an Deinen Körper zu glauben, weil Du ihn ständig erfährst, jeden Augenblick. Unendlich wirklicher als Dein Körper ist Gott in Dir, deshalb sollst Du Ihn unendlich stärker erfahren als Du den Körper im täglichen Leben erfährst. Warum ist das nicht der Fall? - Weil Du Dich funktionell, psychologisch vom Göttlichen losgelöst hast.

Du musst alle Hindernisse beseitigen, alle Kräfte, die Dich hindern, das Antlitz Gottes zu sehen, die die Gegenwart Gottes vor Dir verschleiern. Du musst Dich dazu entschliessen, dieses Licht der Weisheit ernsthaft zu verfolgen.

Die Weisheit ist in jedem, nicht nur in mir. Du musst nur innerlich offen sein, dann kommt die Weisheit von selbst von innen heraus. Wissen ist überall gegenwärtig. Man braucht nur dafür offen zu sein, dann offenbart es sich von selbst. Das, was aus der Seele herauskommt, ist wahres Wissen. Was das Gemüt denkt und in Worten ausarbeitet, ist keine Botschaft der Seele.

Wissen ist in jedem Menschen verborgen, weil alle Wissenschaften, alles Wissen, alle Bilder und die ganze Geschichte aller Universen im Bewusstsein Gottes vorhanden sind. Alle vergangenen Zyklen, alle gegenwärtigen und zukünftigen Universen sind hier - im Bewusstsein Gottes in jedem Menschen. Es ist ein unvorstellbares Gedächtnis, eine unvorstellbare Intelligenz, ein unvorstellbarer Computer-Mechanismus in uns.

Das Gemüt schafft ständig falsche Wirklichkeiten, falsche Realitäten.

Wenn Du eine Person hasst, und jemand Dir etwas Negatives über diese Person erzählt, glaubst Du ihr und erfährst das, was Du gehört hast, als Wirklichkeit, obwohl es nicht stimmt. Durch Hass, Neid oder Eifersucht werden in Bezug auf Menschen, auf die Welt und auf Dich selbst viele Wirklichkeiten geschaffen, die in Wahrheit nicht existieren. Jede kleine Aufmerksamkeit, die Du diesen falschen Wirklichkeiten zuwendest, bindet Dich.

Du musst diesen falschen Wirklichkeiten mit der unaufhörlichen Bestätigung der wahren und einzigen Wirklichkeit begegnen, der Wirklichkeit, die endloser Friede ist, endloses Licht und endlose Freude - Gott.

Lies einmal die Geschichte von Moses! Er hat Gott im brennenden Dornbusch gesehen. Wenn Du irgendwo ein Feuer siehst, denke: Herr Gott, erscheine mir in diesem Licht, in diesem Feuer, und sprich zu mir!

Deine grosse Zuneigung zu Deiner Tochter - Deine zu grosse Liebe zu Deiner Tochter - macht Dich blind. Man sagt, Liebe mache blind. Ja, so eine menschliche Liebe macht immer blind. Obwohl der Mensch, den Du liebst, viele Fehler gemacht hat und grosse Strafe verdient, rechtfertigst Du ihn trotzdem. Auch Liebe erschafft falsche Wirklichkeiten und macht uns blind.

Deshalb soll man selbstlose Liebe, wahre Liebe, befreiende Liebe, eine reinigende, umwandelnde Liebe entfalten, eine Liebe, die Illusionen und Vorurteile zerstört.

Wir müssen unser Gemüt trainieren, disziplinieren, zum Positiven, Göttlichen, Heiligen, Befreienden hinlenken.

Wir dürfen die Wirklichkeit, die wir täglich sehen, nicht einfach akzeptieren.

Wir sollen alles, was wir Tag für Tag sehen, hören oder berühren, durch die eine Wirklichkeit, die Gott ist, ersetzen. Wahren Frieden und wahre Freude werden wir nicht im äusseren Bereich finden. Sie sind da in Deinem inneren Wesen. Friede ist Dein Wesen, absoluter Friede ist Dein Wesen, Dein Körper, Dein Sein, Deine ganze Existenz.

Da das Gemüt all das zerstört, musst Du es disziplinieren, trainieren, umwandeln, immer nur göttliche, geistige Gedanken denken; Du musst vergeben und vergessen. Lass das Gemüt rein bleiben. Wenn Neid in Dir erwacht, stellst Du Dir Dinge vor, die nicht der Wirklichkeit entsprechen; Du machst alles falsch und leidest. Das frisst an Deinen Nerven, macht Dich verrückt. Deine Fähigkeit zu unterscheiden geht langsam ganz verloren, Du hältst Deine eigenen Vorurteile für die einzige Wahrheit. Du darfst dem Gemüt keine Chance geben, Dich mit falschen Wirklichkeiten zu belasten. Das erfordert auch die ständige Entfaltung eines moralischen, ethischen Lebens, das frei von Eifersucht, Hass und Neid ist, das frei ist von menschlicher Zuneigung, falschen Bindungen an Menschen und Dinge.

Du sollst das Leben eines Beobachters leben: Beobachten, verstehen, lachen. Immer beobachten, verstehen, lachen. Alle diese Illusionen, Selbsttäuschungen müssen verschwinden, diese Wirklichkeiten, die von Hass, Neid, Eifersucht und Angst geschaffen sind. Angst macht den Menschen krank. Die Angst erzeugt eine eigene Wirklichkeit.

Möge es bekannt werden, dass dies der sichere Weg ist, die Wahrheit zu finden: Durch entschlossenen Willen erlangt der Schüler die Einweihung; durch Einweihung Demut, durch Demut Verehrung und Glauben, und durch Glauben die Erkenntnis der Wahrheit.

Yajur Veda

 

 

Das Unwandelbare im Wandelbaren

"Gott ist das Unendliche im Endlichen, die Allgegenwart in allem, nicht über dem Universum oder ausserhalb desselben, sondern auf höchste Weise in allem anwesend, allem innewohnend ..."

Giordano Bruno

Das Leben ist ein beständiger Prozess sich selbst übertreffender Fähigkeiten.

Jeden Tag ändern sich unsere Gedanken, unsere Gefühle, unsere Körperzellen; die ganze Welt ändert sich jeden Augenblick. Veränderung charakterisiert den ganzen Prozess. Es ist etwas Einzigartiges im menschlichen Individuum, denn während seine Gedanken und Gefühle sich ändern, sein körperlicher Organismus ständiger Umwandlung unterliegt, ist doch etwas in ihm, das unveränderlich ist.

Diese unveränderliche Wirklichkeit im menschlichen Individuum ist die Wahrheit. Sie ist tief in Dir drinnen, tiefer als das psychologische Prinzip, tiefer als das psychische Wesen. Es ist etwas, das immer das Gleiche ist. Es ist Vollkommenheit, Friede, Licht, es kennt keine Angst. Es kann von nichts zerstört werden, von nichts in Mitleidenschaft gezogen werden, es transzendiert alle wechselhaften, veränderlichen Phänomene.

Diese unwandelbare transzendente Wirklichkeit in Dir ist Deine zentrale Stärke. Mit ihrer Hilfe kannst Du Wunder im täglichen Leben vollbringen, Du kannst jede Herausforderung, Tragödie und Sorge friedlich und tapfer meistern.

Erlange ein tieferes Wissen von dieser unwandelbaren Wirklichkeit in Dir.

Je grösser das Wissen von diesem unwandelbaren Wesen in Dir ist, desto schöner, harmonischer, erfolgreicher, blühender und gesegneter ist Dein Leben. Die unwandelbare Wirklichkeit in Dir ist der Felsen, auf dem Du in Ewigkeit stehen und diese Welt der Tragödien mit Sonnenschein überfluten kannst.

Was in Dir ist unwandelbar? - Nicht Dein Gemüt. Jeden Augenblick ändert sich Dein Gemüt; das Gemüt kann nicht Dein wahres Wesen sein, das Gemüt kann nicht Deine wahre Stärke sein. Das Gemüt ist ein chaotisches Feld, es ist ein Spielgrund für alle Arten von Neigungen, Instinkten, Zwängen, Wünschen und Sehnsüchten. Du kannst keinen Frieden haben, solange Du im Gemüt gefangen bist. Wenn Du aber einen Halt an diesem unwandelbaren Wesen in Dir erlangt hast, bist Du ein Meister: Du kannst das Gemüt beherrschen, es in jede beliebige Richtung lenken und es geistig erheben. Dann bist Du Meister Deines Lebens, kannst die äussere Umgebung kontrollieren, doch von ihr unberührt bleiben. Du kannst Faktoren in die äussere Umgebung einführen, so dass sie zu einem Paradies für Dich wird.

Lasst uns diese unwandelbare Wirklichkeit in uns entdecken. Das unwandelbare, immer gleiche Wesen, das die Bibel das Königreich des Himmels nennt, das einige grosse Weise das höhere Selbst genannt haben, ist das transzendente Prinzip in uns. Es wird von nichts berührt. Es nimmt alles wahr. Es kann die Dinge in eine gewisse Ordnung bringen und diese wieder auflösen.

Innere Offenbarung erschliesst die wahre Natur dieser unwandelbaren Wirklichkeit. Die innere Wirklichkeit ist eine Quelle endlosen Wissens und Reichtums für Dich. Sie ist der Atem Gottes selbst. Gedankendisziplin, Selbstbeobachtung, Nachdenken über sich selbst und eine tiefere Selbstanalyse sind die angemessenen Methoden, um in Kontakt mit dieser unwandelbaren Wirklichkeit zu kommen. Es ist schon ein grosser Gewinn, auch nur eine intellektuelle, mentale oder vernunftmässige Kenntnis dieser unwandelbaren Wirklichkeit zu erlangen. Später stellt sich dann die Frage, sie zu erfahren, in ihr zu leben und aus ihr zu leben.

Das ist dann schon eine grössere Frage, die eine totale Transformation Deiner gesamten inneren Natur verlangt, ein Wachstum in den höheren Vorzügen und Eigenschaften Deines Herzens, Deines Gemüts und Deiner Seele. Es ist diese unwandelbare Wirklichkeit, die das Geheimnis hinter jeder Eigenschaft, Fähigkeit und Kraft in Dir ist.

Frage Dich nur einmal, wieviele Gedanken Du denken kannst. Die Antwort ist: endlos viele.

Frage Dich, wie viele Gefühle in Dir aufsteigen können: endlose. Frage Dich, wieviele Träume Du haben kannst: eine endlose Anzahl!

Was ist die Quelle all dieser endlosen Gedanken, Gefühle und Träume? - Manchmal hast Du subtile Stimmungen, höhere Inspirationen, Intuitionen, Wahrnehmungen. Woher kommen sie? Was ist ihre Quelle? - Was ist das, was unerschöpflich in Dir ist? Was erhält die Tätigkeit Deiner Intelligenz, ohne die Du nicht wahrnehmen kannst, was um Dich her vor sich geht? - Es ist ein unwandelbares, alles beobachtendes, allwissendes, transzendentes Prinzip: die göttliche Wirklichkeit.

Weil diese unwandelbare Wirklichkeit in Dir ist, spürst Du eine Ruhelosigkeit im Zentrum Deines Herzens, das nach der Erkenntnis der Wirklichkeit strebt, nach der Wahrheit, nach etwas Bedeutungsvollem, nach etwas Endgültigem.

Der Mensch wird göttlich, sobald er die unwandelbare Wirklichkeit in sich und folglich auch in anderen und im ganzen Universum entdeckt. Wir sind augenblicklich sicher, furchtlos, und frei von Problemen, Schwierigkeiten und Belastungsproben, wenn unser Herz von der Erkenntnis der unwandelbaren transzendenten Wirklichkeit erleuchtet wird.

Versuche, einen Sinn für das Unwandelbare in allem Wandelbaren zu kultivieren und unterwerfe Dich gleichzeitig der Disziplin des inneren Herzens, das sagt:

"Mein wahres Sein ist die unwandelbare Wirklichkeit. Mit den endlosen Kraftreserven, die diese in sich trägt, werde ich mein äusseres Leben in ein Königreich des Himmels umgestalten."

Gewinne eine frische und tiefere Einsicht in das unwandelbare Prinzip in Dir. Wenn Du nur der Körper wärst, hättest Du keine Sorgen. Du arbeitest, hast eine Menge Geld, hast zu essen und eine schöne Wohnung: Da sollte es eigentlich keine Probleme geben; doch ‚unglücklicherweise' bist Du nicht nur der Körper. Brot löst Dein grundlegendes Problem nicht. Das Leben ist von Problemen, Schwierigkeiten und Disharmonien durchlöchert, weil Du nicht nur ein blosser Körper bist. Körperliche Befriedigung bringt dem Herzen keinen echten Frieden, echtes Glück, echtes Licht und echte Befriedigung.

Du bist mehr als der Körper, mehr als Deine Träume, mehr als Dein Trachten, Deine Gegebenheiten und Dein Gemüt.

Obwohl Du eine wunderbare Erziehung genossen hast, eine Menge Bücher gelesen und die Welt bereist hast, ist ein Mangel an Wissen da, und das Problem des Lebens ist nicht gelöst. Der Grund dafür ist, dass Du mehr als das Gemüt bist.

Es ist etwas in Dir, nämlich die unwandelbare, zeitlose, transzendente Wirklichkeit, die in sich unerschöpfliche Kräfte, Schönheiten und Vollkommenheiten trägt.

Diese unwandelbare Wirklichkeit ist das höchste kreative Prinzip.

Die unwandelbare Wirklichkeit in Dir, in jedem und überall hat diesen weiten Kosmos ins Dasein gerufen, und dieser Kosmos ist nicht einmal ein Sandkorn in der unermesslichen Wüste der göttlichen Wirklichkeit. All diese Universen sind nicht einmal eine einzelne Welle auf dem grenzenlosen Ozean der göttlichen Wirklichkeit.

All die Schönheit, all der Reichtum, den Du in der Welt siehst, jede Kraft, die Du gerne erwerben wolltest, alles, was wertvoll im Leben ist - all das ist in der unendlichen, unwandelbaren Wirklichkeit in Dir enthalten.

Es gibt nichts Wertvolles, das nicht schon in seiner Absolutheit und Unendlichkeit in der unwandelbaren Wirklichkeit in Dir bestehen würde.

Deine Intelligenz und Vernunft verlangen, dass Du Dich immer mehr selbst erkennst, dass Du immer mehr von der unwandelbaren Wirklichkeit in Dir erkennst, die das Königreich des Himmels und der Atem Gottes in Dir ist.

Wenn Du diese Wirklichkeit erkennst, erkennst Du Dich selbst wirklich. Diese unwandelbare Wirklichkeit kann Dein Herz mit endloser Erkenntnis und Weisheit überfluten.

Das Nachdenken über die Natur des unwandelbaren Prinzips in Dir macht Dich zu einer Verkörperung des Friedens.

Wenn Du eine Verkörperung des Friedens bist, dann sind Deine Nerven stark, Dein Gemüt leuchtet, Du bist Meister des Lebens, Du bist glücklich, erfolgreich und mächtig.

Das Geheimnis, diesen Zustand zu erreichen, sind innere Stille und ruhiges Nachdenken über die unwandelbare Wirklichkeit in Dir.

Auf diese Weise bleibst Du immer gesund, Dein Gemüt kann von nichts in Mitleidenschaft gezogen werden, Deine Energien, Deine Reserven an tatkräftiger Weisheit, an Willen und Intelligenz werden nie versagen. Die ganze Menschheit ist Dir freundlich gesinnt, die Natur ist für den Frieden empfänglich, den Du ausstrahlst, den Frieden, der aus der Erkenntnis der unwandelbaren Wirklichkeit in Dir stammt.

Die Erkenntnis der unwandelbaren Wirklichkeit in Dir und ein Leben, das mit der Hilfe und dem Licht dieser Erkenntnis aus dieser Erkenntnis heraus gelebt wird, ist das gesegnetste Leben.

Wir müssen uns selbst, die anderen und die Welt vom Standpunkt des Unvergänglichen betrachten. Darin liegt unser wahres Menschsein, darin liegt die Grösse unserer Intelligenz, die fähig ist, die Wahrheit zu erkennen und in Übereinstimmung mit dieser Wahrheit zu leben.

 
Man kann nicht leben, ohne Gott zu begegnen.

Überall, in allem und in jedem, ist Gott anwesend. Grüsse Gott in allen! - Die Mitmenschen sind nicht nur Mitmenschen. Sie tragen die göttliche Gegenwart, das Reich Gottes, in sich. Ich grüsse dieses Reich Gottes, ich grüsse die göttliche Anwesenheit in ihnen. Ich danke für alles. Ich bin glücklich. Ich nehme dieses Himmelreich in allem und in jedem wahr. Ich grüsse alle und alles mit Gott, in Gott, durch Gott, als Gott.

Ich grüsse Gott in meinem eigenen Herzen. Ich grüsse Gott in meinen eigenen positiven Eigenschaften, in meiner Unterscheidungskraft. Ich grüsse Gott in meinem Gewissen und in meiner Seele.

Swami Omkarananda

 

Das menschliche Leben ist kostbar

Mach uns fähig zu verkünden, dass wir um uns herum eine stetige Flamme ewigen Lichtes fühlen, die uns vor allem Widerwärtigen beschützt.

Yajur Veda

In der ganzen Schöpfung ist das menschliche Leben das Wichtigste, Beste und Wertvollste.

Warum? - Weil man nur im menschlichen Leben Gott begegnen und erfahren kann. Der Mensch kann Gott selbst sein!

Ein Tier kann das nicht. Wie klug ein Tier auch sein mag - es kann Gott nicht erfahren. Niemals! Nur der Mensch hat dieses Vorrecht. Das menschliche Leben ist höchst kostbar, nicht weil der Mensch Wissenschaftler werden, Entdeckungen machen, Computer und Satelliten bauen kann - nicht deswegen! Denn all das hat keinen Wert, wenn es um die Frage wahren Friedens, wahrer Liebe, wahren Lebens, wahrer Freiheit und wahrer Schönheit geht. Worin also liegt die Grösse des Menschen? - Seine Grösse liegt in seiner Fähigkeit, sich nach dem Unendlichen zu sehnen. Ein endliches Wesen strebt nach dem Unendlichen: Ist das nicht ein Widerspruch? Wie kann das Endliche das Unendliche einfangen? - Es ist jedoch kein Widerspuch! Endlich ist nur der Körper des Menschen. Wie alle Tiere hat auch der Mensch einen Körper, der sich nicht so sehr von dem der Tiere unterscheidet. Der Körper gehört dem Tierreich an, aber der Mensch ist nicht der Körper. Man kann den Menschen nicht als endlich bezeichnen, nur weil er einen physischen Körper hat. Das, was wirklich am Menschen ist, wird eins mit dem Unendlichen. Die Aufgabe, Gott zu suchen und zu erfahren, hat nur das menschliche Wesen.

Kein Tier, weder der grosse Elefant, noch die kluge Schlange kann jemals Gott erfahren. Wenn ein Tier Gott erfahren will, muss es ein menschliches Leben erlangen, und es dauert lange, bis es soweit ist.

Das menschliche Leben ist das kostbarste Leben. Wenn die Schöpfung Gott berühren will, kann sie das nur durch den Menschen tun - es gibt keine andere Möglichkeit. Das Wasser, die Berge, die Meere, die Tiere und Pflanzen können Gott nicht berühren, aber sie können ihre Rettung durch den Menschen finden.

Der Mensch allein befähigt die Schöpfung, Gott zu begegnen und sich mit Gott zu vereinigen. So kostbar ist das menschliche Leben!

Es ist sehr schade, wenn ein so kostbares Leben mit billigem Vergnügen und dem Streben nach falschen Werten vergeudet wird. Gibt es einen grösseren Wert als Gott? - Es gibt keinen! Gott ist der Ursprung aller Werte. Es gibt nichts, das grösser ist als Gott. Es gibt keinen höheren Wert: Gott ist der einzige und absolute Wert. Den Reichtum dieses Wertes, der Gott ist, zu besitzen, Ihn zu erfahren und eins mit ihm zu werden, das ist das Ziel des menschlichen Lebens hier auf Erden. Der Zweck des Lebens ist, unsterblich zu werden, den Tod zu besiegen, Unglück und Leid zu überwinden, über alle Grenzen, Herausforderungen und Wendungen des Schicksals zu triumphieren. Das ist der Sinn des Lebens. So wichtig ist das Leben! Deshalb ist kein Preis zu hoch, keine Anstrengung zu gross, um Gotterfahrung zu erlangen.

Was ist Nishchalananda?

Die unendliche Wahrheit ist Nishchalananda. Nur das Absolute, das Unendliche, das Eine ohne ein Zweites kann Nishchalananda sein. Alles andere ist nicht der wahre Gott, das wahre Ananda.

In Gott gibt es keine Bewegung. Er ist unendlich mehr als der Raum, unendlich subtiler als der Raum - also, wie und wohin könnte Er sich bewegen? Er ist überall gegenwärtig. Er allein ist da! Wohin sollte Er sich bewegen? Da gibt es keine Bewegung im Absoluten! Er ist absolute Freude; nur in dem, was Nishchalananda ist, kann es absolute Freude geben.

Wo Bewegung ist, da ist ein Anfang und ein Ende. Wo Bewegung ist, da sind zwei Dinge. Etwas bewegt sich in etwas anderem; etwas bewegt sich vor dem Hintergrund von etwas anderem. Etwas bewegt sich, weil es einen Grund für diese Bewegung gibt, und einen Raum, in dem diese Bewegung stattfindet. Bewegung gibt es da, wo man etwas erreichen, besitzen oder geniessen will. All das ist der absoluten Gottheit fremd. Die absolute Gottheit ist absolute Vollkommenheit. In der absoluten Vollkommenheit gibt es keine Bewegung. Deshalb wird die höchste Gottheit, die höchste Göttliche Mutter, Nishchala genannt - und sie ist absolute Freude - Ananda.

Das Wesen des Gemüts ist Chala, bewegt. Gedanken und Gefühle sind in Bewegung. Die Welt und der Wind, die Planeten und Sterne- alles bewegt sich, aber die Wahrheit bewegt sich niemals. Im Tiefschlaf bist Du in jenem Zustand, in dem es keine Bewegung gibt, in dem aus diesem Grund totale Freude und Glückseligkeit herrschen. Wo Bewegung ist, da ist Illusion. Was wächst und schrumpft kann nicht die Wahrheit sein. Die Wahrheit kann sich weder vergrössern noch vermindern, weil es keine Bewegung in ihr gibt. Sie ist absolute Vollkommenheit. Überall herrscht absolute Vollkommenheit, in jedem Punkt, in jeder Zelle ist unendliche Freude, ist unendlicher Friede, ist unendliche Wahrheit - überall und gleich verteilt! Es gibt nichts Vergleichbares. Nichts kann mit dem Unendlichen, dem Absoluten verglichen werden. Du kannst einen Gott mit dem anderen, eine (relative) Wahrheit mit der anderen vergleichen; aber das Eine, das ohne ein Zweites ist, kannst Du nicht vergleichen. Da gibt es nur eines: die absolute Vollkommenheit, die absolute Freude. So eine Wirklichkeit ist Nishchala, das unbeweglich Ruhende!

Du erreichst Dein geistiges, göttliches Ziel, indem Du Nishchala erfährst. Alles in der Natur bewegt sich, und die Natur selbst bewegt sich; die astralen, unsichtbaren Welten bewegen sich auch. Alles bewegt sich, aber die unendliche Wahrheit, die eine, einzige Wahrheit, sie bewegt sich nicht. Sie ist von nichts abhängig: Sie ist die absolute Herrscherin. Was abhängig ist, vergeht, ist etwas Kleines. Das, wovon etwas abhängt, ist das Grössere von beiden. Die Gottheit ist absolut unabhängig, selbstleuchtend, selbsterhaltend, allvollkommen. In so einer Allvollkommenheit kommt die Frage der Selbsterhaltung nicht auf. Das Wesen der Wahrheit ist Licht, Allvollkommenheit, absolute Vollkommenheit.

Gibt es einen Gott?

Die Frage selbst beweist, dass es Gott gibt. Wir haben hier eine Glühbirne, die mit Hilfe des elektrischen Stroms brennt. Wenn diese Glühbirne die Frage stellen würde, ob es Elektrizität gibt, was würdest Du dazu sagen? - Die Tatsache, dass die Birne brennt, ist der beste Beweis, dass Elektrizität vorhanden ist, denn ohne den elektrischen Strom könnte die Birne kein Licht ausstrahlen. Man braucht also nichts zu beweisen, denn es ist eine selbstverständliche Sache. Genauso selbstverständlich ist es, dass es einen Gott gibt; denn Gott ist Existenz. Die Tatsache, dass der Mensch in der Lage ist, die Frage nach der Existenz Gottes zu stellen, beweist, dass Gott da ist. In unserem Beispiel von der Glühbirne und dem elektrischen Strom ist Gott die Elektrizität und der Mensch die Glühbirne.

Das Leben im Menschen kann nicht bestehen ohne Gott. Gott ist das Leben des Lebens im Menschen, die Seele der Seele im Menschen, die Energie der Energie im Menschen, die Intelligenz der Intelligenz im Menschen. Was, wenn die Glühbirne die Existenz der Elektrizität verneint? - Man nennt so eine Glühbirne dumm, gedankenlos oder zu faul, um nachzudenken: Sie spricht offensichtlich die Unwahrheit. Du kannst die Existenz Gottes nicht verneinen, weil allein schon die Sprache, mit welcher Du Gottes Existenz verneinst, diese Existenz beweist. Wie soll ein Mensch, der kein Leben besitzt, sprechen? - Das Leben überall nämlich beweist die Existenz Gottes, denn das Leben selbst ist Gott. Niemand kann sagen: Ich existiere nicht. Das wäre ein krasser Widerspruch, eine Unmöglichkeit. Die blosse Tatsache, dass einer da ist und sagt, dass er nicht existiert, beweist, dass er existiert; existierte er nicht, könnte er auch nicht feststellen, dass er nicht existiert.

Innen, aussen, oben und unten ist nichts anderes als Gott. Das ist eine selbstverständliche Wahrheit.

Im Menschen gibt es immer zwei Personen:

einen Körper mit kleiner physischer Intelligenz und den Beobachter dieses Körpers, dieser Intelligenz und deren Tätigkeiten. In jedem Menschen gibt es diesen Beobachter. Und dieser Beobachter ist Gott. Wenn Du "Ich" sagst, dann ist in diesem Ich Gott anwesend; denn Gott ist Dein Ich, natürlich nicht das Ego, sondern das grosse Ich, das innere Ich, das nicht an Deinen Gedanken, Gefühlen, Handlungen und Erfahrungen beteiligt ist. Dieses Ich ist immer der Beobachter. Du kannst dieses Ich nicht töten; niemand kann es töten, weil dieses Ich der Tod selbst ist (Tod für alles, was Illusion, nicht Wahrheit ist). Dieses Ich hat keinen Anfang und kein Ende. Es ist immer da. Es ist Gott ("Ich bin der ich bin"). Man braucht Gottes Existenz nicht zu beweisen; denn sie ist selbstverständlich. Innen und aussen, unten und oben ist alles Gott.

Ohne die Gegenwart Gottes können wir nicht einmal ein- und ausatmen.

Ohne Gott existiert nichts. Es gibt keine Schöpfung, kein Universum ohne Gott. Die Schöpfung kann nicht sagen: Ich existiere nicht. Jemand hat sie erschaffen. Die Schöpfung ist da, und der Schöpfer ist da; Er ist auch jenseits der Schöpfung. Er ist die Intelligenz der Intelligenz. Niemand kann die Existenz Gottes verneinen. Du kannst alles verneinen, aber nicht Gott; denn wenn Du Gott verneinst, verneinst Du Ihn mit der Energie, die Gott Dir gibt, mit dem Leben, das Du von Gott erhalten hast. Allein die Existenz einer Person, die Gott verneint, ist ein Beweis der Existenz Gottes, denn Gott ist alles, was diese Person ausmacht. Die Antwort auf die Frage nach der Existenz Gottes ist schon im Fragenden enthalten: Der Fragende selbst ist nämlich der beste Beweis für die Existenz Gottes, so wie die brennende Glühbirne der Beweis für das Fliessen des elektrischen Stroms ist. Die Glühbirne stellt die Frage nur, weil sie keine Ahnung hat, dass sie brennt, dass Strom durch sie fliesst. Sie ist dumm und denkt nicht. Würde sie denken, wäre es für sie selbstverständlich, dass die elektrische Kraft da ist.

Nichts ist wirklicher als Gott.

Die Elektrizität ist immer da, ob das Licht eingeschaltet ist oder nicht. Lichter kommen, Lichter gehen, aber die elektrische Kraft ist immer da. Gott ist immer da. Gedanken steigen auf, Gedanken vergehen. Menschen werden geboren, Menschen sterben. Welten erscheinen, Welten verschwinden. Aber Gott ist immer da.

Gott ist kein Mensch unter Menschen, so dass man sagen könnte: Hier ist Er! Er ist das universale unsichtbare Leben des Lebens, die Intelligenz der Intelligenz in allem und jedem. Ohne Ihn ist nichts möglich!

OM Sri Maha Devyaicha vidmahe vishnupatnyaicha dhimahi tanno Lakshmi prachodayat OM

Wir nutzen in diesem Mantra Gott selbst, um Gott zu erfahren.

Man kann Gott nicht durch Denken erfahren! Gott kann nicht Gegenstand von Gedanken und Gefühlen oder einer anderen unserer Wahrnehmungsfähigkeiten sein. Wir brauchen die Hilfe Gottes selbst, um Gott zu erfahren, um eins mit Ihm zu werden. Nicht durch Emotionen oder psychologische Techniken, nicht durch Trainieren der Vorstellungskraft erfahren wir Gott - im Gegenteil: In der Meditation legen wir all diese Fähigkeiten ab - alle Gedanken, Gefühle, Vorstellungen und lassen das Feuer des göttlichen Lichts in uns wirken. Wir erfahren Gott, wie Er ist, nicht wie wir Ihn uns vorstellen, nicht wie die Theologen, Philosophen oder Psychologen Ihn uns erklären. Im Tiefschlaf erfährst Du Gott, wie Er ist; Du stellst Dir den Frieden im Tiefschlaf nicht vor: In diesem Zustand wirst Du zum Frieden. Auf Vorstellung kann dieser Friede nicht basieren. Du begegnest diesem Frieden einfach, weil er schon vorhanden ist, ohne dass Du etwas dazugetan hast, um ihn hervorzubringen, ohne dass Du ihn erst gefühlt oder ihn Dir vorgestellt hast. Da gibt es weder Gefühle noch Gedanken, keine Grundlage und keinen Raum, um zu denken.

In der Gotterfahrung erzeugst Du nicht, was Du erfährst; es ist schon da. Es ist auch kein Traum, sondern Wirklichkeit, und Wirklichkeit ist das, was war, ist und immer dasselbe bleiben wird.

Was erfährst Du im Tiefschlafzustand? - Immer dasselbe.

Im Traum ist das nicht so, auch nicht im Wachzustand. In der Gotterfahrung haben wir nichts mehr mit Tiefschlaf-, Traum- und Wachzustand zu tun. Wir sind bewusst. Wir lassen all unsere Fähigkeiten fallen: Gedanken, Vorstellungskraft, Gefühle - alles, was wir wissen. Was übrigbleibt, ist allein die Kraft des göttlichen Selbst.

Wie sinkst Du in den Tiefschlafzustand hinein?

Du weisst es nicht! Es geschieht einfach. Es ist die Kraft der Seele, die Dich in das Wesen der Seele hineinsinken lässt. Das Wesen der Seele ist die Absolutheit, Unendlichkeit und Vollkommenheit der Stille, des Friedens und der Freude. Es ist jener Friede, der nicht geschaffen worden, der nicht entstanden ist. Darin liegt die Wahrheit. Man kann dieses ewige, unendliche, ungeborene Licht nicht verschmutzen, man kann es nicht mit den Händen berühren, auch nicht mit Gedanken oder Gefühlen.

Man sinkt hinein in das, was ist, was war und immer sein wird - die Wahrheit. Diese Wahrheit ist nicht erschaffen; niemand kann diese Wahrheit erschaffen. Die Wahrheit ist kein Bild Gottes, das man sich vorstellt, auf das man sich konzentriert. Gott kann nicht durch Konzentration erschaffen werden. Konzentration steht am Anfang der Meditation; sie ermöglicht uns, Gedanken und Gefühle fallen zu lassen und andere Ablenkungen auszuschalten, damit wir hineinsinken können in die zeitlose, raumlose Stille. Diese Stille, die auch Freude und Frieden ist, strahlt immer und ewig in Deiner Seele. Niemand kann sie erzeugen; sie ist kein Produkt. Diese Stille erzeugen wir nicht einmal durch unsere Mantrawiederholung!

Doch hat das Mantra etwas mit der Substanz des Göttlichen zu tun; aber das Mantra selbst erzeugt diese Stille nicht. Das Mantra ist eine mächtige Kraft, die unser Wesen reinigt, die zur Konzentration führt, die das Gemüt ausschaltet, so dass nur unser wahres Wesen allein übrigbleibt. Was ist unser wahres Wesen? - Genau dasselbe, was Du im Tiefschlafzustand in völliger Unwissenheit, Finsternis, Ahnungslosigkeit erfährst, in absoluter Bewusstheit zu erfahren .

Mit Gott erfahren wir Gott. Gott ist das Mittel zur Gotterfahrung.

Die höchste Stufe des geistigen Lebens ist: Man wird Gott selbst, um Gott zu erfahren. Du wirst zum Tiefschlafzustand und deshalb weisst Du, was der Tiefschlafzustand ist. Niemand, der den wahren Tiefschlafzustand kennt, kann sich jemals vorstellen, was darin ist, was man in diesem Zustand ist. Wir arbeiten nicht mit dem Gemüt, darum gibt es hier keine Irrwege. Das Gemüt ist ein Spieler, ein Schauspieler: Es lässt die Wirklichkeit als Illusion erscheinen und die Illusion als Wirklichkeit. Das Gemüt stellt alles auf den Kopf. Es lässt alles umgekehrt erscheinen. Es verdirbt alles. Das Gemüt ist der Schleier zwischen uns und Gott!

 

Wenn das Gemüt nicht mehr existiert, gibt es keinen Irrweg mehr, keine Selbsttäuschung.

Wir brauchen keinen Guru, der uns sagt, was der Schlafzustand ist. Wir erfahren es selbst. Es ist unser Wesen, das Wesen eines jeden Menschen, auch das Wesen des Guru. Hier braucht man nichts, keine Mittel, keine Vermittler. Wo man etwas braucht, gibt es Probleme, Gefahren, Vorurteile. Wir brauchen keinen eingebildeten Gott. Wir brauchen nichts, um uns Gott vorzustellen oder um uns das Wesen Gottes zurechtzudenken. Durch Denken kann man den Tiefschlafzustand nicht erfahren. Zuerst muss das Denken aufhören, und Du musst zu diesem Zustand werden; erst dann weisst Du, was dieser Zustand ist. Dasselbe gilt für die Gotterfahrung. Hier kann es keinen Irrtum oder Betrug geben, denn die Möglichkeiten für Irrtum liegen im Gemüt, und wenn das Gemüt abwesend ist, gibt es keine Probleme mehr. Intensive Mantrawiederholung dient dazu, das Gemüt aufzulösen.

Bevor wir in den Tiefschlaf hineinsinken, befinden wir uns in einer Art Meditation, und diese lässt uns in die raum- und zeitlose Stille hineingleiten.

Im Wachzustand sollen wir beweisen, dass wir in Berührung mit der zeit- und raumlosen Stille, mit dem Frieden Gottes, dem Licht und der Liebe Gottes sind. Der Beweis liegt in unserem Verhalten im täglichen Leben. Mit einer grenzenlosen Stille begegnen wir den Herausforderungen dieses lärmigen Universums. Mit der Stille und Ruhe, die wir erfahren haben, mit dieser Wirklichkeit, begegnen wir den Unwirklichkeiten des Lebens. Wir begegnen dem Tod mit der Aufmerksamkeit und dem Bewusstsein, die in der Todlosigkeit und Unsterblichkeit verwurzelt sind.

 

Man kann nicht mit Absicht in den Traumzustand hineinsinken! Das geht nicht!

Das Traumphänomen geschieht; man strebt nicht danach, noch arbeitet man dafür oder stellt sich vor, man sei im Traumzustand. Wenn Du es Dir vorstellst, baust Du nur Luftschlösser, Du phantasierst - doch das ist kein Traum!

Der Traumzustand stellt sich von selbst ein; es ist eine ganz andere Welt als der Wachzustand. Wenn Du träumst, ist das kein Wachzustand und auch kein Schlafzustand: Es ist eine einzigartige, von allem unabhängige Welt in sich selbst. Man kann sich nicht anstrengen, um in den Traumzustand zu verfallen! Genauso ist es auch mit der Gotterfahrung. Es ist eine ganz andere Welt, ein anderes Universum. Man kann es sich nicht vorstellen und sagen: "Ich habe Gotterfahrung!"

Wenn man Gotterfahrung hat, ist man in einem ganz anderen Universum. Dieses andere Universum, dieser andere Bewusstseinszustand ist so vollkommen, so subtil, dass er alle anderen Bewusstseinszustände durchdringt und dennoch jenseits aller Bewusstseinszustände ist. Diese Welt der Gotterfahrung durchdringt alle Welten, den Wachzustand, Traumzustand, Schlafzustand und transzendiert sie gleichzeitig.

Wenn Du sagst: "Ich habe Gotterfahrung!", dann stellst Du Dir das vielleicht vor. Gotterfahrung bedeutet: Man ist in einem ganz anderen Universum, in einer total anderen Welt. Man kann sich selbst oder die Welt nicht täuschen, indem man erklärt: "Ich habe Gotterfahrung!"

Man geht in eine ganz andere Welt, in die Welt der Gotterfahrung, so wie man in den Tiefschlafzustand geht. Weil diese Gottbewusstseinswelt so subtil, so fein und durchdringend ist, ist sie überall.

Du kannst Dir nicht vorstellen, im Tiefschlaf zu sein, während Du wach bist!

Wenn Du Dir das vorstellst, dann hindert Dich das daran einzuschlafen. Genauso ist es mit der Gotterfahrung. Du kannst Dir nicht vorstellen: "Ich bin in Gott. Ich habe Gotterfahrung." Diese Vorstellung trennt Dich in der Tat von Gott. Gotterfahrung kommt, wie der Schlaf Dich überkommt. Du liegst im Bett, aber der Schlaf will sich nicht einstellen. Was kannst Du tun? - Wenn der Schlaf kommt, geschieht das ohne Anstrengung. Wenn Du Dich bemühst, flieht Dich der Schlaf.  

Wenn ein Mensch ein reines Herz hat, wird er plötzlich in das Universum des göttlichen Bewusstseins transportiert, so wie er in den Tiefschlaf transportiert wird.

Es geschieht, aber man muss sich vorbereiten. Vollkommene Reinheit des Herzens und Selbstlosigkeit muss man haben, ausserdem Weisheit, Unterscheidungskraft, eine brennende, leuchtende Unterscheidungskraft, die alles eliminiert, was nicht Gott ist, was nicht selbstlose Liebe, allumfassende Liebe, wunderwirkende Liebe ist.

In der Reinheit des Herzens geschieht die Gotterfahrung; es ist, wie wenn man in den Schlaf hineinsinkt. Und wenn sie geschieht, ist man eine ganz andere Person, eine universale Person, ein wahrer Guru.

Wie entfaltet sich Dein Traum? - Er geschieht plötzlich!

Wie hat sich diese Schöpfung entfaltet? - Sie ist plötzlich im Herzen der unendlichen Wirklichkeit entstanden.

Das ist auch Deine Herkunft: Auch Du bist aus dieser unendlichen Wirklichkeit geboren, bist von einem Leben zum andern gewandert, und jetzt bist Du hier!

Bevor das Universum entstanden ist, war es im Herzen Gottes, im Sein Gottes, im Sein der Wahrheit. Das heisst, dass auch Du in dieser Wahrheit warst, und zwar als Wahrheit; und als Wahrheit hast Du das Wesen der Wahrheit genossen, das wahre Wesen der Wahrheit als absolutes, vollkommenes, ewiges Leben. Dort warst Du. Das ist Deine Herkunft. Und die Spuren dieser Herkunft sind auch jetzt noch in Deiner Seele sichtbar.

Swami Omkarananda

 

Das Zentrum aller Erfahrungen

Vollkommen bin ich:

Vollkommen ist mein Geist. Vollkommen sind meine Augen.

Vollkommen sind meine Ohren. Vollkommen ist mein Atem.

Vollkommen ist mein ganzes Sein. Ich bin mit mir selbst in Frieden.

Atharva Veda

In meinem Kopf, in meinem Herzen sind alle Himmelreiche. Unendliches Licht ist hier und jetzt gegenwärtig in meinem Herzen: endlose Freude, endloser Friede.

Es gibt etwas, das man Himmel nennt, Shivaloka und so weiter. Aber ich gehe nicht dorthin, dieser Himmel soll zu mir kommen! Es gab Schöpfungszyklen, die lange schon verschwunden sind. Sie sind auch hier in mir; man kann sie abrufen. In Milliarden von Jahren wird es andere Schöpfungen geben. Auch diese sind hier in mir! Dasselbe gilt für Dich und alle Lebewesen; denn in jedem Lebewesen ist das Absolute und Unendliche, und im Unendlichen ist alles gegenwärtig.

Die erfahrende Person, der Erfahrende, ist vor allem wichtig. Ohne einen Erfahrenden gibt es keine Erfahrung. Leben ist eine Serie von Erfahrungen, aber ohne den Erfahrenden gibt es keine Wahrnehmungen. Deshalb ist der Erfahrende absolut wesentlich. Du bist nicht, was Du erfährst, Du bist der Erfahrende.

Millionen Träume kommen und gehen, Millionen Erfahrungen kommen und gehen, endlose Veränderungen laufen ab, aber etwas ist in Dir, das all diese Träume, Erfahrungen und Veränderungen erst möglich macht: Es ist das erfahrende Prinzip in Dir. Kein Ereignis hat einen Wert ohne den Erfahrenden, der alles beobachten kann. Alles, was Du erfährst, wird durch die Existenz des Erfahrenden möglich gemacht. Doch alles Erfahrene ist dem Wesen des Erfahrenden fremd.

Wenn Du träumst, Du seist auf einem anderen Planeten, wo bist Du dann als der Erfahrende? - Bist Du auf diesem Planeten, von dem Du träumst, weit weg im All? - Nein, ganz und gar nicht! Du bist hier, und alles, was Du erfährst, ist auch hier! Alles ist hier, nichts ist fern oder weit weg. Alles ist hier, weil die erfahrende Person hier ist. Willst Du die Hölle erfahren, dann musst Du hier die Hölle erfahren, da, wo der Erfahrende, der Beobachter ist. Willst Du Gott erfahren, brauchst Du keine Reise in den Himmel antreten; Du erfährst Gott da, wo der Erfahrende ist: hier.

Alles, was erfahren wird, wird hier und jetzt erfahren.

Ein weiterer Punkt: Der Erfahrende in mir, der Erfahrende in Dir und allen anderen Wesen ist nur einer!

In allen ist der gleiche Erfahrende gegenwärtig, obwohl die Erfahrungen in allen sich unterscheiden, ganz unterschiedlich sind. Millionen Menschen erfahren Millionen Ereignisse zu verschiedenen Zeiten. Aber inmitten all dieser Verschiedenheit , in dieser endlosen Vielfalt, steht der Erfahrende. Er ist in allen ein und derselbe: der Beobachter.

Der Raum in uns allen ist ein und derselbe. Er ist hier und dort, aber dennoch immer hier. Der Erfahrende stirbt nicht, sondern erfährt den Tod als etwas Äusserliches, als etwas wie einen Film, ein Drama, ein Theater, das er nur beobachtet, das ihn nicht berühren kann, das nicht zu ihm gehört. Nichts kann den Beobachter fassen, nichts kann ihn beeinflussen. Keine Erfahrung, und sei es das Paradies oder ein Alptraum, kann den Erfahrenden berühren oder verändern. Er bleibt durch alle Erfahrungen hindurch der gleiche: unwandelbar, nicht beeinflussbar, unverletzbar, absolut vollkommen.

Deshalb soll man nicht denken: "Ja, was ist hier schon? Diese Kälte, diese langweilige Gegend ..." -

Nichts ist langweilig, der ganze Himmel ist hier, alle Götter und Göttinnen sind hier, alle Sterne sind hier im eigenen Kopf und Herzen, die ganze Welt ist hier! Du kannst jede Stadt der Welt erfahren, hier und jetzt, wenn Du das willst.

Alles kann hier und jetzt erfahren werden, aber nicht mit groben, materiellen Mitteln, wie das Fernsehen sie benutzt. Wir besitzen äusserst subtile Augen in unserem inneren Bewusstsein. Das Bewusstsein trägt alle Fähigkeiten in sich. Es braucht keine Augen, um zu sehen. Es hat seine eigenen Augen, allsehende Augen und auch Ohren. Man braucht keine Ohren, um einen Ton zu hören, man kann alles direkt durch das Bewusstsein selbst hören, weil das Bewusstsein in sich alle Wahrnehmungsorgane trägt. Und dieses Bewusstsein ist im Erfahrenden. Deshalb kann man sehen ohne Augen, hören ohne Ohren, riechen ohne Nase und so weiter.

Alles ist hier und jetzt.
Wir müssen nirgendwohin gehen, um etwas zu erfahren.

Unsterblichkeit - wo kann man Unsterblichkeit erfahren? - Hier und jetzt! Alles ist hier. Alle Götter, alle Schönheiten, alle Herrlichkeiten des Himmels sind hier unter diesem Dach, in jedem Menschen: Wenn nur das Herz rein genug ist, kann jeder das verwirklichen und für sich selbst erkennen.

Ich lebe in einer Welt ohne jegliche Angst! Warum? - Weil für den Erfahrenden alles etwas Äusserliches ist; nichts kann Ihm etwas anhaben: kein Tod, keine Krankheit, keine Naturgewalt - nichts.

Der Erfahrende bewegt sich nicht: Er bleibt, wo er ist, auch wenn der Körper von reissenden Fluten erfasst wird. Er bewegt sich nicht und ist doch überall gegenwärtig. Er ist wie der Raum. Wohin soll der Raum sich bewegen? - Alles bewegt sich, alle Galaxien, alle Universen; aber wohin soll der Raum sich bewegen? Er bewegt sich nicht. Subtiler als der Raum ist der Erfahrende im Menschen. Er bewegt sich nicht, er ändert sich nicht. Etwas Unveränderliches kann von der Zeit nicht berührt werden. Die Zeit hat deshalb keine Macht über den Erfahrenden.

Er ist Kali, die Göttliche Mutter Kali. Sie ist jenseits der Zeit. Sie zerstört die Zeit, das heisst, für Sie gibt es keine Zeit. Zeit ist für Sie ein Objekt, und alle Objekte gehören ins Reich der Illusionen; alle Erfahrungen sind vorübergehende, flüchtige Phänomene, die niemanden zu erschrecken brauchen, auch wenn es sich um etwas Furchtbares handelt. Für den Erfahrenden gibt es nichts Furchtbares: Alles, was geschieht, ist etwas Äusserliches und kraftlos angesichts des Erfahrenden.

Krankheiten, Tod und finstere Kräfte haben keine Macht. Nur der Erfahrende hat Macht. Er nimmt den Tod nicht an, weder Krankheit noch Schmerz akzeptiert er!

Ich bin dieser Erfahrende! Wenn Deine Aufmerksamkeit im Erfahrenden verweilt, dann bedeuten alle Erfahrungen nichts. Du trägst in Dir selbst ein ewiges, zeitloses, raumloses Himmelreich, Schönheit, Freude, Stille. Alles ist hier und jetzt in der erfahrenden Person zugegen.

Die Menschen sind völlig blind für diese Tatsachen. Grund dafür sind ihre Unreinheiten. Unreinheit ist eine Finsternis. Diese Finsternis, diese Maya, diese Unwissenheit - das Gemüt - öffnet die Türe zur Erfahrung nur über den Körper und die Sinnesorgane. So sind die Menschen total ausgeschlossen von der Wirklichkeit der Wirklichkeiten, von all den Welten und Universen hier und jetzt; ausgeschlossen von Gottes Anwesenheit. 

Das Gemüt begrenzt unsere Fähigkeiten.

Das Gemüt hat zwar mehr Fähigkeiten als die körperlichen Sinne, es kann sich etwas vorstellen, kann Träume erzeugen; aber das Gemüt ist trotzdem noch Materie, feinere Materie.

Materie ist auch Licht: alle Materie ist strahlende Materie, leuchtende Materie. Obwohl das Gemüt heller leuchtet als Materie, ist es trotzdem noch Materie, ebenso unsere Gedanken, die Teil des Gemüts sind.

Wir aber sind Geist, unendlicher Geist, subtiler als der Raum und von Licht erfüllt. Licht ist das Wesen dieses Geistes.

Das Wesen des Erfahrenden ist Licht, Bewusstsein, unendliches Bewusstsein, unbegrenztes Bewusstsein.

Gepriesen werden wird durch endlose Zeiten die heldenhafte Tat des Herrn, der die Hindernisse beseitigt hat. Mit Donner hat er alle Barrieren zerschmettert - und das Wasser fliesst, Sehnsucht nach seinem Zuhause in sich tragend.

Rig Veda

 

Sadguru Omkarananda

Wenn der geistige Lehrer den Schüler einweiht, nimmt Er ihn in die innerste Kammer seines liebenden Herzens, wie eine Mutter, die ihr Kind umfängt, indem sie es im Bauch trägt.

Dann kommen alle göttlichen Kräfte, um das vom geistigen Lehrer adoptierte Kind zu segnen.

Atharva Veda

Sei Du unser Erlöser; Du, der Du Dich um Deine Verehrer kümmerst und ihnen Barmherzigkeit erweist.

Freund, Vater, väterlichster aller Väter, der seinen liebenden Verehrern allen Trost spendet.

Rig Veda

 

Was ist 'Sadguru'? - Es ist das ewige, unbewegliche Bewusstsein, das ist, war und immer sein wird.

Es ist unbeweglich, aber nichts kann sich bewegen ohne dieses Bewusstsein, diese Wirklichkeit. Es gibt kein Ding, kein Wesen, keine Welt ausserhalb dieser Wirklichkeit.

Es existierten keine Welten und Universen vor langer Zeit oder in irgendeinem Raum - denn sie alle existieren hier und jetzt im Sadguru, in Omkarananda. Omkarananda steht über den Gefühlen, über den Gedanken, über der Psyche, über allen Wesen. Keines von diesen Wesen kann ohne Omkarananda existieren.

Es ist wie mit dem Raum: Der Raum war Zeuge aller möglichen Kriege in Europa und rings um die Welt. Alle Religionen kommen und gehen. Dieser endlose Zyklus spielt sich im Sadguru ab. Er ist der ewige Beobachter. Er spricht nicht, aber niemand kann ohne ihn sprechen, und alle Sprachen sind in ihm enthalten. Er selbst ist jedoch jenseits aller Sprachen. Ein Zeuge aller Götter ist er. Die Götter kommen und verschwinden wieder. Auch sie sind nur Erscheinungen. Jede Erscheinung des Göttlichen - wie Jesus oder Krishna - verschwindet wieder.

Aber er ist immer da, und all diese Erscheinungen spielen sich nur in seinem Herzen ab - sein Herz aber hat keinen Anfang und kein Ende, kein Oben und Unten. Es ist überall, unendlich, ewig. Es ist das Licht der Lichter - das ewige Licht. Es braucht nichts. Es ist ein Zustand unendlicher Erfüllung, vollkommener Erfüllung, absoluter Erfüllung, absoluter Weisheit. Das ist sein Zustand - ein vollkommener Zustand.

Tod, Angst, Probleme, Begrenztheiten, Schmerz, Leidenschaft - all diese kennt er nicht; und doch ereignen sie sich alle in seiner Gegenwart. Er ist überall dieselbe beobachtende Intelligenz, die Quelle aller Welten und die Kraft, die alle Welten erhält, und auch die Kraft, die alle Welten wieder auflöst. Und trotzdem hat er keine Ahnung von diesen Welten. Er bleibt immer jenseits dieser Welten - immer vollkommen. Niemand kann ihn bestechen, niemand kann ihn loben, niemand kann ihn schätzen, niemand kann ihn beschimpfen.

Er bleibt unberührt, auch von den Strahlen des Sonnenscheins oben am Himmel. Die Sonne kommt, die Sonne geht: keine Strahlung der Sonne kann ihn berühren. Er ist unendlich subtiler als der Raum.

Schmutz kann den Raum nicht verschmutzen, und die Sonne kann den Raum nicht aufheizen. Die Sonne heizt die Luft auf, aber nicht den Raum. Raum ist subtil, niemand kann ihn berühren. Aber ohne Raum kann niemand sich bewegen, niemand denken, niemand etwas fühlen. Wir können ohne Raum und Zeit nicht sein; die eine oder andere Art von Raumzeit ist notwendig, damit wir existieren können.

Aber der Sadguru ist jenseits von Raum und Zeit. Er ist die ewige Wahrheit, die ewige Vollkommenheit, das ewige Reich Gottes.

Eine solche Person ist Omkarananda Sadguru. Das ist das Merkmal eines Guru: Er hat keine Biographie. Er ist ewig Zeuge. Alles geschieht in seiner Gegenwart, in seiner Seele. Er bleibt jedoch ewig in absoluter Vollkommenheit jenseits all dieser Phänomene. Er kennt keinen Mangel. Braucht er Götter und Göttinnen, die ihm dienen? - Nein! Wenn die Wahrheit etwas braucht, angenommen jemanden, der ihr dient, dann ist es nicht die Wahrheit, sondern ein unvollkommenes Ding, das in Abhängigkeit verharrt.

Braucht der Sadguru Religionen, die ihn preisen? - Nein! Er braucht keine Religionen; er ist jenseits aller Religionen, und trotzdem sind alle Religionen in seinem Herzen. Alle Religionen nehmen ihre Kraft und ihr Licht, ihre Schönheit, Weisheit und lebendige Kraft von ihm. Er ist das zentrale Prinzip. OM ist sein Name. Das, was namenlos ist, wie soll man es nennen? - Man nimmt eine Silbe. Das Bewusstsein des Unendlichen enthält OM.

Welche Freude hat er, welches Vergnügen? - Wohnt er in einer prächtigen Kathedrale? - Nein! Er ist überall, das Herz und Zentrum der Schönheit aller Schönheiten, der ewigen Schönheit, der immer neuen Schönheit. Er ist Herz und Zentrum einer immer neuen Freude, die trotzdem immer dieselbe ewige Freude, dieselbe uralte Freude, dieselbe anfangslose und endlose Freude bleibt - Ananda. Das ist der Sadguru.

Die Leute denken jetzt: "Ja, er hat gegessen!" - Nein, er hat nicht gegessen. Er hat auch nicht gelacht, wenn die Leute denken, er hätte gelacht. "Er ist im Elend", denken die Leute. Nein, er hat von Elend keine Ahnung, er weiss nicht einmal, was das ist! Er ist Vollkommenheit, absolut anfanglos und endlos in allen Zuständen.

Er ist Zeuge von allem, was geschieht.

Ein solches Bewusstsein ist der Sadguru. Maria, Christus, Krishna, Rama - all diese Offenbarungen Gottes wohnen in ihm. Sie brauchen ihn, weil er die Wahrheit ist. Ohne Wahrheit kann kein Christus, keine Gottesmutter Maria leben. Diese Offenbarungen Gottes sind Kräfte, die im ganzen Universum aktiv sind. Durch diese Kräfte kann man das Unberührbare berühren, das Ewige, Vollkommene, das jenseits von Raum und Zeit Seiende. OM

 

Sei still und erkenne die Wahrheit!

Schweigen ist wesentlich für die Wahrnehmung des Göttlichen.

Das Göttliche kann nicht von den stumpfen Sinnesorganen wahrgenommen werden.

Swami Omkarananda

Alle Weisheit der Welt - die höchste Weisheit, die vollendete Weisheit - ist in folgender kurzer Aufforderung enthalten: "Sei still und erkenne Gott!"

So einfach ist das! Doch eine Welt von Aktivitäten muss zunächst durchschritten werden, bevor man schliesslich jene Stille erreichen kann, welche die Wahrheit offenbart.

Da die Vollkommenheiten der allsehenden, allbeobachtenden, allschöpferischen göttlichen Intelligenz jedes Fleckchen Raum erfüllen, brauchen wir nur still zu sein, um endlose Glückseligkeit und immerwährendes Leben zu erlangen, um eine bewusste Erfahrung unserer Todlosigkeit zu erlangen, um die Vollkommenheiten des Göttlichen bewusst zu erfahren, um uns selbst als überall und jederzeit existierend zu erfahren, sowie um die endlosen, in uns verborgenen Erkenntnisse zu entdecken.

Wir brauchen nirgendwohin gehen und nichts tun, um die endlosen Schätze des Göttlichen - diese unvergänglichen Schätze - zu bekommen.

Sie sind alle hier, man muss nur still sein und das Göttliche - die Wahrheit - erkennen. Diese Erkenntnis befreit einen. Deshalb sagt die Bibel: "Erkennet die Wahrheit und die Wahrheit wird euch befreien!" Das ist die wahre Freiheit.

In menschlichen Angelegenheiten, in der menschlichen Situation und im menschlichen Zustand gibt es keine Freiheit, die diesen Namen verdiente.

Wahre Freiheit ist jene Freiheit, die dem Wesen der Wahrheit selbst angehört: unbegrenzte Freiheit, immerwährende Freiheit. Was nicht unbegrenzt und immerwährend ist, ist es nicht wert, besessen zu werden, denn es zieht nur Probleme nach sich.

Um still zu sein und die Wahrheit zu erkennen, die wahre Freiheit und andere, zahllose Segnungen zu erlangen, müssen wir gewisse einleitende und vorbereitende Bedingungen erfüllen.

Die Stille, die von uns verlangt wird, ist keine Stille der Stumpfsinnigkeit. Die Kühe sind still, das ist eine Stille der Stumpfsinnigkeit. Die Stille, von der hier die Rede ist, ist vielmehr eine Stille, die begleitet ist von einer leuchtenden Intelligenz, einem Herzen, das erhoben und durch eine sich ausdehnende, selbstlose Liebe transformiert ist, eine Stille, die von Weisheit und Herzensreinheit hervorgebracht wird.

Wenn das Herz rein ist, ist der Charakter rein; wenn das Herz durch irgendeine Unreinheit, irgendeine Sehnsucht ruhelos ist, dann kann es keine Stille geben und keine Möglichkeit, das Antlitz der Wahrheit wahrzunehmen, die Wahrheit zu erkennen.

Stille kann erlangt werden durch ein Wachstum in der Liebe, durch ein Wachstum an innerer Erkenntnis, an Reinheit, an Güte. Wenn einige dieser Voraussetzungen erfüllt sind, ist die innere Intelligenz bereit, die Wunder innen und aussen wahrzunehmen - die Wunder einer Gegenwart, die den Kosmos und unsere Seele erhält. Wir haben organische Beziehungen mit dieser Gegenwart, sie ist Teil unseres Seins, und wir sind ein Teil Gottes. Diese innere Wahrheit ist die Grundlage aller höheren Bestrebungen und Bemühungen, die ihre Erfüllug in der umfassenden Erfahrung des Göttlichen finden.

Blicke auf Christus vom geistigen Standpunkt aus: Wisse, dass Er eins mit dem Göttlichen ist. Wisse, dass Er die ewige Wahrheit ist. Aus der Erfahrung der Wahrheit heraus, in der Er ruhte, konnte Christus sagen: "Ich bin der gleiche, gestern, heute und morgen."

Das Unwandelbare ist die Wahrheit. Alles Endliche ändert sich, und durch Veränderung entstehen Probleme.

Obwohl die Wahrheit unveränderlich ist, ist sie doch ewig neu, ein ewiges Wunder, ein sich selbst erneuerndes Wunder. Kräfte innerhalb von Kräften, Schönheit innerhalb von Schönheit, Erkenntnis innerhalb von Erkenntnis, Frieden innerhalb von Frieden liegen versteckt im Herzen der Wahrheit, welche die Seele unseres inneren Wesens ist.

Je intensiver wir uns Christus zuwenden, desto grösser wird die Empfänglichkeit und Empfindsamkeit unserer inneren Seele für die Wahrheit. Wenn Du eine geistige Einstellung Christus gegenüber pflegst, wird Dein Leben reicher an Bedeutung, an Kraft, an Frieden, an Reinheit, an Licht und wahrem Glück. Eine geistige Haltung Christus gegenüber ist von grösstem Vorteil, und darin bist Du sicher. Jede andere Haltung ist durch ihre eigene Beschaffenheit Gefahren ausgesetzt und kann angezweifelt und widerlegt werden. Das ist auch der Grund, warum sich alle menschlichen Christus-Konzepte miteinander im Kriegszustand befinden, sich laufend ändern, Zweifel erwecken und Streitigkeiten verursachen.

Das wahre Christus-Konzept ist das geistige Konzept von Christus und gleichzeitig jedoch auch das am meisten vernachlässigte. Dieses geistige Christus-Konzept ist vorherrschend im Leben grosser Heiliger, die Christus eher als Wahrheit denn als eine Person verehrten - als Wahrheit, die ja jede von der Hingabe des Herzens ersehnte und gewünschte Form annehmen kann.

Die Wahrheit kann alle Formen annehmen. Sie hat endlose Möglichkeiten zur Verfügung, sie unterliegt keinen Begrenzungen, sie ist nicht durch das von ihr Geschaffene begrenzt. Die Wahrheit ist unbegrenzt an Möglichkeiten, Kräften, Licht und kreativem Bewusstsein.

Jedes fromme Herz kann Christus überall erfahren und zwar genau in der Gestalt, die durch seine Hingabe bestimmt wird.

Christus ist nicht in die Form eingesperrt, die man Ihm zuschreibt. Er ist in sich selbst ewige Freiheit. Er ist das Herz der Wahrheit, eins mit den Vollkommenheiten des Göttlichen, stets auf die Liebe in einem frommen Herzen antwortend.

Er ist eine Gegenwart, die im guten Herzen beständig befreiende Ideen anregt, eine Gegenwart, die den Gottsuchern Furchtlosigkeit einflösst und Frieden in die Seelen der Gottliebenden giesst. Eine solche lebende, allbeobachtende Gegenwart ist Christus. Er ist die unzerstörbare Wahrheit und unabhängig von allem, was Ihm historisch zugeschrieben wird. Eine solche Gegenwart, die allwissend, allgegenwärtig und allmächtig ist, die das Auge unseres Auges, die Intelligenz unserer Intelligenz und gleichzeitig auch eine äussere Gegenwart, eine äussere Persönlichkeit ist, mit der wir uns unterhalten können, wie Hunderte von Heiligen es getan haben, mit der wir unser tägliches Leben gestalten können - solch ein Christus ist das Herz einer Religion, welche die Rolle eines umwandelnden Faktors in der menschlichen Gesellschaft spielen kann und eine bleibende Quelle wahren Friedens, wahrer Kultur, wahrer Weisheit, wahren Lichts und wahrer Erleuchtung darstellt.

Der lebendige Christus, der allgegenwärtige Christus, die Verkörperung grenzenloser und unendlicher Liebe, von dem wir heute, in dieser Stunde, in dieser Minute jede Erkenntnis beziehen können, die wir brauchen, jede Stärke, die notwendig ist, jedes Glück, das wir ersehnen, ist die Quelle aller Schönheit, aller künstlerischen Tätigkeiten, aller wissenschaftlichen Entdeckungen. Eine ewige Musik erklingt in Christi Herz der Liebe. Die Heiligen sind die wahren Musiker, die wahren Künstler, die wahren Wissenschaftler - voller Hilfskräfte und Möglichkeiten, endlos in ihrer Weisheit und Erkenntnis; ihre Worte sind Poesie. Sie sind Quellen wirklichen Lebens, reichen Lebens, überfliessenden Lebens, eines Lebens, das weder Begrenzungen noch Tod kennt.

Ein solcher Segen kann hier und jetzt in diesem Leben erlangt werden. Das Fundament dafür muss durch stetige Entwicklung alles Besten in unserer Veranlagung gelegt werden, durch Kultivierung von Tugenden, durch andauerndes Denken an die Gegenwart des Göttlichen und beständiges Nachdenken über das wunderbare Wesen der göttlichen Gegenwart, durch Liebe zu Christus und Kontemplation der fundamentalen Wesensmerkmale Christi.

Wir haben alles, was nötig ist, um unser Leben zu bereichern, es mit unerschütterlicher Kraft auszustatten und eine bleibende Erfüllung werden zu lassen.

Hinter unserem Herzen ist das Herz Gottes.

Es sind endlose Kräfte im Herzen Gottes, das bereit ist, seine unbeschreiblichen Schätze in unser Herz zu ergiessen. Hinter unserer Seele ist die Seele Gottes, immer bereit, unsere Seele mit der Unendlichkeit jeder erdenklichen Vollkommenheit zu erfüllen. Es ist, wie wenn unter jeder Welle der grenzenlose Ozean wäre.

Das ist eine Wahrheit, die immer wieder von der menschlichen Erfahrung bestätigt wird. Es ist eine offenbarte Tatsache des geistigen Lebens, eine Tatsache in der Schöpfung, eine Tatsache, deren Dimensionen über die Schöpfung hinausgehen.

Während sich unser Körper in einem aus Materie geformten Universum bewegt und darin lebt, hat der Geist in uns seinen Ursprung jenseits der Schöpfung. Das eigentliche Wesen der Seele in uns ist selbsttranszendierend, alles transzendierend. Ein zeitloses Wesen wohnt in diesem von der Zeit beherrschten Körper. Dieses zeitlose, raumlose Wesen ist zuinnerst eine unbeschreibliche, unaussprechliche Grenzenlosigkeit an Frieden, Schönheit, Freude und Vollkommenheit. Jeder Mystiker kann das hier und jetzt erfahren. Er muss nicht einmal erst still werden, um dies zu erfahren, denn er ist schon still. Er ist fortwährend in der Stille gegründet, selbst wenn seine Hände mit einer Arbeit beschäftigt sind. Obwohl er in einer Welt enormer Aktivität lebt, herrscht doch in seinem inneren Wesen eine grenzenlose Stille. Obwohl er als einer von uns unter uns lebt und Natur, Ziele und Tätigkeiten mit uns gemeinsam hat, ist er doch ein transzendentes Wesen, gegründet in unbeschreiblicher, von unermesslichem Frieden erfüllter Stille, und ruht so in einem leuchtenden Zustand, der jenseits unserer Fassungskraft liegt.

Jedes menschliche Wesen ist potentiell ein Mystiker, jeder kann die Vollkommenheit der göttlichen Existenz erreichen, in die der Mystiker hier und jetzt bewusst eintritt.

Es gibt nur ein Ziel für alle erzieherischen Anstrengungen, alle evolutionären Bemühungen, alle kulturellen Aktivitäten, alle spirituellen Praktiken: die Erfahrung der Wahrheit, die Erfahrung der göttlichen Gegenwart, die Erfahrung des grenzenlosen Friedens, Glücks und Lichts, von jeder möglichen Begrenzung befreit zu sein; hier und jetzt eine Kraft zu sein, die unvergänglich ist - eine Kraft, die den Tod überwunden hat und sich ihrer Unsterblichkeit bewusst ist.

Du bist ein geistiges Wesen.

Das Leben in der materiellen Welt erzeugt Probleme, von denen einige gelöst werden können, andere sich aber allen Anstrengungen sie zu lösen widersetzen. Deshalb besteht eine angeborene Notwendigkeit, sich dem Göttlichen zuzuwenden, das Vollkommenheit ist.

Jeder Mensch hat nur eine Bestimmung, eine höchste Bestimmung, und das ist die Erfahrung der Vollkommenheit, die Erkenntnis der Wahrheit, die Verwirklichung des Göttlichen. Das ist das Ziel. Mit diesem Ziel vor Augen müssen wir uns den täglichen Aktivitäten des Lebens zuwenden und uns darum bemühen, unsere Aufmerksamkeit stets auf das Göttliche zu richten. All das ist höchst wertvoll für unser Leben, all das kann unser inneres Leben wirklich bereichern. Es ist nicht erforderlich, dass Du irgendwohin gehst oder etwas Bestimmtes tust, um das Göttliche zu erreichen. Es ist da in Dir, als ein Merkmal Deiner Intelligenz, als ein von Deiner Seele unzertrennliches Charakteristikum. Der weise Mensch erfreut sich daran, indem er stillsitzt, wo er gerade ist: Indem er still ist, erkennt er die Wahrheit. Alle Erkenntnisse kommen unter seine Herrschaft, und seine Erkenntnis ist endlos und unerschöpflich. Wir sind geistige Wesen, Gestaltungen des Göttlichen im Göttlichen und Blutsverwandte Christi. Zusammen mit Christus werden wir Erben genannt - Erben der Vollkommenheiten des Vaters.

Da wir geistige Individuen sind, sollen wir Christus auch geistig verstehen und Ihn zum Gegenstand unserer Erfahrung, unserer Meditation, unserer Hingabe, zum Ziel unserer Gebete machen und seine Hilfe, seine Gnade, sein Licht und seine Führung in Anspruch nehmen. Je tiefer wir über Christus nachdenken, desto reicher wird unsere innere Weisheit, und ein auf Christi Weisheit gebautes Leben ist aufgrund der Ihm innewohnenden Eigenheit friedlich, effizient und erfüllt.

 

Die Stille der Nacht

Alle Macht in seinen Händen haltend verweilt Er und verteilt seine Stärke an die wahren Suchenden.

Die Weisen verwirklichen Ihn durch tiefe Meditation und aufrichtge Hingabe.

Rig Veda

Ist Einheit mit der zeit- und raumlosen Stille möglich ohne Nacht? (Nacht steht hier für die Nacht der Sinne; die Zeit, in der das Gemüt nicht aktiv ist.)

Wann erfährst Du Gott? - Im Tiefschlafzustand, auch wenn Dir hier die Erfahrung nicht bewusst ist. Deshalb ist der Tiefschlaf ein Zustand der Unwissenheit.

Auch während des Tages kannst Du den Tiefschlafzustand erfahren, und zwar bewusst, wenn Du Dich in einem Zustand der Nacht befindest: Deine Augen sehen nichts, Dein Gemüt ist nicht aktiv, die Gedanken sind ausgeschaltet, stillgelegt, Du bist versunken in eine wunderbare Stille. Man kann diese Stille die "Stille der Nacht" nennen. Das sinnliche Leben ist eingeschlafen, das geistige Leben ist dynamisch, wach - ständig wach. Du geniesst Friede, Freude, wahre Erfüllung, Einheit mit den Schönheiten Gottes.

In der Bhagavadgita sagt Sri Krishna: "Was Tag ist für den weltlichen Menschen, ist Nacht für den geistigen Menschen, und was Tag ist für den geistigen Menschen, ist Nacht für den weltlichen Menschen." Was meint er damit? - Die Aktivität der Sinne ist Nacht für den geistigen Menschen, während sie für den weltlichen Menschen den Tag bedeutet. Wenn die Sinne schweigen, ist der weltliche Mensch hilflos; er versinkt in die unbewusste Erfahrung des Tiefschlafs, während der geistige Mensch bei dieser Gelegenheit in den "Tag" der Gotterfahrung eintritt.

Gotterfahrung ist unser wahres Leben. Wir sind Könige. Jeder von uns ist ein König aller Könige. Wann, in welchem Zustand? - Wenn wir wach in der Seele sind! Wenn wir wach in der Seele sind, erfahren wir die zeitlose, raumlose Stille, den transzendenten Frieden, die Freude, Vollkommenheit und Freiheit Gottes ganz bewusst. Das ist der eigentliche Wachzustand. Um dahin zu gelangen, brauchen wir Disziplin. Welche Disziplin? - Wir müssen das Gemüt zügeln, diesen schwierigen Teufel des Gemüts in uns, der immer Probleme macht, immer falsche Gedanken und dumme Gefühle erzeugt: Dieses Gemüt müssen wir vollkommen beherrschen lernen. Wir müssen unser ganzes Wesen umwandeln, erst dann können wir die Einheit mit dem Göttlichen erfahren - in einer vollkommenen Stille. Diese Stille nenne ich "die Stille der Nacht", denn Stille und Nacht gehen zusammen; Nacht für wen oder was? - Nacht für die Sinne, das sinnliche Leben, nicht aber Nacht für das innere Bewusstsein. Das innere Bewusstsein ist immer wach. Gott in uns schläft niemals. Er ist immer wach. Er beobachtet auch unseren Schlafzustand. Er ist der Beobachter all unserer vergangenen Lebenszeiten und kennt jedes kleine Detail darin. Er ist der Beobachter unseres gegenwärtigen Lebens und erkennt jede Einzelheit darin. Er beobachtet auch unseren Tod, unseren Schlaf, unsere Träume und alles, was wir im Wachzustand tun, denken und fühlen. Er ist der ewige Beobachter in uns. Keine Beobachtung ist ohne Wachzustand - ohne Licht - möglich. Wir sollen dieses Licht erfahren, es zu unserem eigenen Wesen, unserem normalen täglichen Bewusstseinszustand machen. Aus diesem Licht heraus, aus dieser Wahrheit, dieser zeitlosen Stille heraus kommen im täglichen Leben unsere Tugenden, unsere Sanftmut und Güte, unsere Liebe und Selbstlosigkeit, unsere Reinheit und die Schönheit unseres Charakters zum Ausdruck.

Beherrschung des Gemüts

Du denkst, dass es sehr schwer sei, das Gemüt zu beherrschen. Da Du und das Gemüt eins geworden sind, kannst Du nicht mehr zwischen Dir und dem Gemüt unterscheiden. Und es ist wahr, dass das Gemüt schwer, sehr schwer zu beherrschen ist. Das hat auch Arjuna in der Bhagavadgita schon zu Krishna gesagt. Es ist leichter, auf einem Tiger zu reiten, als das eigene Gemüt zu beherrschen. Die Menschen stellen allgemein fest, dass es sehr schwer ist, die eigenen Gedanken, Gefühle, Begierden, Wünsche, kurz das ganze Bündel, das man Gemüt nennt, zu beherrschen.

Es gibt einen Weg, das Gemüt zu beherrschen und zu überwinden. Erinnere Dich an die Tatsache, dass Du im Tiefschlaf das bist, was Du wirklich bist: ein zeitloser, raumloser Beobachter. Du bist eine zeitlose, raumlose Stille und Freude, ein zeitloser, raumloser Friede. Wenn Deine Aufmerksamkeit ganz dieser zeitlosen Stille zugewandt ist, wenn Du den Standpunkt dieser Stille einnimmst, die Dein wahres Wesen ist, kannst Du von diesem Standpunkt aus das Gemüt betrachten: Dieses finstere, flüchtige Drama, in dem die Gedanken und Gefühle kommen und gehen, diese Quälerei und das Chaos, welches das Gemüt bewirkt, ist etwas anderes als was Du wirklich bist. Die Erfahrung dieses Wirklichen ist immer da, immer zugänglich, immer verfügbar, Du musst nur in den Tiefschlaf hineinsinken. Wenn Du ein Mystiker bist, kannst Du in den mystischen Zustand eintreten und dort erfährst Du, im Gegensatz zum Tiefschlaf, die zeitlose Stille bewusst.

Diese zeitlose Stille ist der Ort aller Heiligen, aller Weisen, aller Menschen, die Gott erfahren. Sie ist unsere wahre Heimat, unser wahres Heim, unsere Seele, unser wahres Leben: ewiges Leben, ewiger Friede, ewige Freude, unendlicher Friede, unendliche Freude.

Frage Dich einmal, was das Gemüt ist, was Gedanken und Gefühle sind. Sie sind Fremde; sie sind etwas Äusserliches, etwas nicht zu Dir Gehöriges. Und deshalb bist Du in der Lage, sie auszutreiben, wie Du einen fremden Hund aus Deinem Haus vertreibst. Wenn Du diese Tatsache erkennst, hast Du schon die halbe Herrschaft über das Gemüt gewonnen.

Halte Dich an dieser zeitlosen, raumlosen Stille fest, in der es keine Gedanken, keine Begierden, keine Wünsche gibt. Diese Stille ist ein vollkommener Zustand; deshalb gibt es darin keine Begierde, funktioniert kein Gemüt. Es ist ein Ort jenseits des Gemüts.

In dieser zeitlosen Stille leuchtet ein endloses Licht, wie die mystische Erfahrung zeigt; und dieses endlose Licht soll in Deinem Leben walten. Nimm immer wieder diese zeitlose Stille in Dein ganzes bewusstes Leben mit hinein, verdränge das Gemüt immer und immer wieder: unablässig, so oft es sich nach vorne drängen will. Lass dieses innere Licht immer mehr leuchten, bis das Gemüt so schwach geworden ist, dass es zu Deinem Sklaven wird und nicht mehr den Herrn spielen kann.

Wenn Du jenseits des Gemüts bist, und das Gemüt zu Deinem Diener gemacht hast, wenn Deine Gedanken, Deine Gefühle, Dein ganzes psychisches und psychologisches Leben dem inneren Licht folgen und Untertanen Deiner inneren Stille, Deines inneren Friedens und Lichts geworden sind, dann beherrschst Du Dein Leben, dann wirst Du glückselig und erfährst hier und jetzt die göttliche Gegenwart.

Wenn Du den Einflüsterungen Deiner Gedanken und Gefühle nicht folgst, Deinen Wünschen, Begierden, Deinem Zorn und Deiner Eifersucht nicht nachgibst, was geschieht dann? - Es entsteht ein Vakuum, in das Du sofort das Licht und die Weisheit der zeitlosen Stille eingiessen sollst, der Stille, die Dein wahres Leben, Dein wahres Antlitz, Dein wahres Herz, Deine wahre Seele und Dein wahres Leben ist.

Welche Weisheit ist damit gemeint? Woher sind alle diese Schriften: die Bhagavadgita, die Bibel, die Upanishaden und Veden, alle heiligen Schriften der Welt? - Von Gott! Und was ist Gott? - Gott ist ein ewiges, unendliches, absolut vollkommenes Wesen. Dieses Wesen ist da, wo Du es im Tiefschlafzustand erfährst.

Das ist Gott: eine Zeit- und Raumlosigkeit der Stille, des Friedens, der Freude, der Freiheit. Diese Stille ist die Quelle aller heiligen Schriften, diese Stille ist Weisheit. Möge das Licht der heiligen Schriften, die Worte der grossen Mystiker und Menschen der Gotterfahrung aus dieser Stille in Dir in Dein bewusstes Leben fliessen und es regieren. Dann bist Du nicht mehr Sklave des Gemüts, kein verlorener Mensch mehr, sondern ein wahrer Heiliger und Weiser.

Auf diese Weise bringt man das Gemüt unter Kontrolle und beherrscht es.

Mensch ohne Gemüt ist Gott; Gott mit Gemüt ist Mensch.

Swami Omkarananda¥

 

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