DivineLight

 

 

ZWEIMONATLICH

Jahr 34

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ

 

 

 

 
Januar/Februar 1999

 

INHALT

Di-orangeUnermessliche Universen
Strafe oder Karma?
Positives Denken
Wie können wir zu einer vollkommenen Meditation gelangen?
Gebet und Meditation
Die göttliche Kraft der Weisheit
Jesus, Maria, Gott
Selbstdisziplin und Askese
Das Ego quält sogar die Heiligen!
Die Seele ringt um Befreiung
Die Erkenntnis der Einheit des Lebens
Das schwächste Glied in der Kette
Ist die Zeit des Todes für jedes menschliche Wesen     vorherbestimmt?
Christusbewusstsein
Wenn wir immer denken, wir seien Sünder
Selbst entscheiden
Durch Entsagung das Gemüt besiegen
Der Wille Gottes ist unendliche Harmonie
Erkenntnis durch Identität
Meinerseits gibt es keine Anforderungen
Gemüt und absolutes Bewusstsein
Das Ziel der Völker
Asanas - positives Denken - höhere Wissenschaft
"Das Reich Gottes ist in euch!"
Das alles beherrschende Bewusstsein
Hinweis: Ein Mausklick auf das Ornament nach jedem Artikel führt wieder zurück zum Inhaltsverzeichnis.
 


Unermessliche Universen

Swami Omkarananda

 Dieses Universum, belebt und unbelebt, ist Sein Körper. Dieses Universum, belebt und unbelebt, ist Sein Spiel. Dieses Universum, belebt und unbelebt, ist Er selbst. Das ganze Universum, belebt und unbelebt, ist ein Wunder.

Natchintanai

Was geschieht in Deinem Kopf oder Deinem Gehirn im Traumzustand? - Irgendwo in einem kleinen Punkt entsteht ein ganzes Universum der Erfahrung! In einem winzigen Punkt! Um dieses Universum in Deinem Kopf während des Traumzustands zu erhalten, brauchst Du keinen Raum, nicht soviel Raum wie ein kleiner Wecker - ein kleiner Punkt ist genug. In diesem Punkt entfaltet sich ein ganzes Universum, ein endloser Raum. Endlose Welten kannst Du in Deinen Träumen erfahren. Es ist nicht viel Platz in Deinem Kopf, wie können sich ganze Universen darin befinden? Aber es ist möglich! Es ist möglich im schöpferischen Bewusstsein.

In einem Punkt sind unendliche Welten enthalten! Das ist das Wunder des Bewusstseins.

So einen Gott beten wir an, an so einen Gott denken wir, wenn wir "Narayana" sagen oder "Shiva", "Durga", "Lakshmi" oder "Christus". Unvorstellbar gross, unvorstellbar schön ist dieser Gott! Milliarden von Sonnen zusammengenommen: strahlender und heller noch ist das Licht Gottes. Und dieses Licht ist überall in Seinem Bewusstsein gleichmässig verteilt. Er ist das Licht aller Lichter. Mit diesem wunderbaren Wesen haben wir in unserem Bewusstsein, in unserem Herzen, innige Beziehungen.

Hast Du eine Vorstellung, wie gross und wunderbar Gott ist? Er ist das Wunder aller Wunder! In einem kleinen Punkt irgendwo in Deinem Kopf kannst Du ein grosses, unermessliches Universum entstehen lassen und es betrachten. Stelle Dir in diesem Universum den Planeten Erde vor, mit all den Menschen darauf, und stelle Dir vor, jeder Mensch auf dieser Erde fängt an zu träumen! Jeder Mensch erschafft in seinem Traum seinerseits ein grosses, unermessliches Universum. Wieviele Universen gibt es da in Deinem Kopf? Wo ist Platz für alle? Und dennoch ist es möglich. Das ist das Wunder des Bewusstseins! Eine Unendlichkeit innerhalb einer Unendlichkeit, ein Haus innerhalb eines Hauses.

Du denkst, Dein Haus sei ein leeres Haus. Aber darin gibt es Gespenster, Geister, Götter, Engel, allerlei Himmel - alles ist da. Eine andere Welt durchdringt diese Welt, und diese andere Welt wird ihrerseits durchdrungen von wieder einer anderen Welt, einem anderen Universum. Kannst Du Dir vorstellen, was für Wunder innerhalb von Wundern existieren? - Durch Deinen Körper gehen viele Gespenster, Geister, unsichtbare Kräfte, unsichtbare Mächte, Energien, Energiefelder und so weiter. Ständig durchströmen sie Deinen Körper. Er ist für sie kein Hindernis, er ist keine Wand für sie.

So gross ist unser Gott! In jedem Punkt ereignen sich Wunder über Wunder, Wunder innerhalb von Wundern. Es ist unvorstellbar! Es ist Zauberei, es ist ein einziges Wunder! Und in dieser Tätigkeit des Bewusstseins ist Leben, Schönheit, Freude, Friede, endlose schöpferische Freiheit - alles ist da. So gross ist unser Gott!

 

 

Strafe oder Karma?

Gespräch mit Swami Omkarnanda
Swami:

Nein, es ist keine Strafe, kein Karma! Sagen Sie das nicht! Es war notwendig zu erfahren, was Sie erfahren haben; es ist Gottes Gnade! Betrachten Sie es als Gottes besondere Belohnung und Gnade für Sie. Wäre das alles nicht geschehen, hätten Sie womöglich die nächsten zwanzig Jahre vergeblich versucht, auf dem spirituellen Pfad vorwärtszukommen. Diese schwierige Zeit war unerlässlich, um viele Ihrer Bindungen zu zerstören. Es waren äusserst wertvolle Erfahrungen, durch die Sie gegangen sind, und gerade durch solche Erfahrungen entwickelt sich der Mensch. Akzeptieren Sie sie also als Gnade Gottes, nicht als eine Folge Ihres Karmas. Beschäftigen Sie sich ununterbrochen mit Gott, und das Karma wird einen grossen Bogen um Sie machen und verschmachten. Das Gesetz ist nicht mächtig; Gott ist mächtig. Das Gesetz ist nicht mächtig; die Liebe zur Wahrheit und zu Gott ist mächtig.

Gast:

Hat das Gesetz im Prinzip dann gar keine Macht?

Swami:

Das Gesetz ist allmächtig, es kann niemanden auslassen, es zerbricht jeden, nur nicht jenen, der Gott oder die Wahrheit liebt.

Das Gesetz verschont niemanden. Legen Sie Ihre Hand auf ein nicht isoliertes elektrisches Kabel, dann werden Sie einen Schlag bekommen. Das ist Gesetz. Wenn Sie aber ein Gottliebender sind, ein wahrer Gottliebender, werden Sie keinen Schlag erhalten. Wie ist das möglich? -Vielleicht wird in dem Moment der Strom gerade abgeschaltet, und wenn nicht von einem Menschen, dann von einem Engel Gottes. Im nächsten Augenblick ist der Strom schon wieder da.

Das Gesetz übt seine Macht über alles aus, aber es hat keine Macht über die Gnade und Gottesliebe.

Sorgen Sie sich deshalb nicht wegen des Karmas, es ist nicht Ihre Sache, sich mit dem Karma zu befassen. Nutzen Sie all Ihre Zeit und Energie dafür, sich innig und organisch mit Gottes Gnade, Liebe und Gegenwart zu verbinden.

Wenn Ihnen je der Gedanke kommt, was die Öffentlichkeit über Sie denken und reden wird, dann lassen sie diesen Gedanken sofort fallen. Denken Sie einfach, dass Gott alles vor den Augen der Leute versteckt und darum niemand etwas über Sie wissen kann. Akzeptieren Sie diese schwierigen Umstände weder gedanklich noch willentlich. Wenn Sie sie akzeptieren, werden Sie von ihnen gequält, und sie spiegeln sich in Ihrem Gesichtsausdruck und ihrem Verhalten wider, schwächen Ihre Position im Leben und untergraben Ihre Arbeit und Lebensfreude. Erlauben Sie nicht, dass es soweit kommt. Verbrennen Sie diese Erinnerung im Geist und glauben Sie fest daran, dass Gottes Gnade Sie verbrannt hat. Beten Sie auch zu Gott um Hilfe; er ist Ihr Vater. Sagen Sie Ihm: "Vater, ich habe keine Kraft, hier in dieser Welt von Raum und Zeit zu leben. Ständig sammeln sich Staub und Schmutz an und plagen mich. Bitte hilf mir und lebe Du dieses Leben hier durch mich! "

Sie werden sehen, dass sie unerschütterlich sein werden in Ihrer Reinheit, Ihrer Vollkommenheit, Ihrem Frieden und Ihrer Freude.


 

Positives Denken

Swami Omkarananda

Kennt ein Mensch Gott, dann ist er frei, seine Sorgen haben ein Ende, und Geburt und Tod sind nicht mehr. Im Zustand innerer Einheit befindet er sich jenseits der Körperwelt und findet die dritte Welt, die Welt des Geistes, wo Allmacht regiert und der Mensch alles hat - denn dort ist er eins mit dem Einen.

Ich nehme meine Zuflucht zu Gott, dem Einen im Schweigen der Ewigkeit, zu Gott, der das reine Leuchten von Schönheit und Vollkommenheit ist und in dem wir unseren Frieden finden. Er ist die höchste Brücke zur Unsterblichkeit und der Geist des Feuers, der den Unrat niederen Lebens verbrennt.

Yajur Veda

Gib Dich keinerlei negativen Vorstellungen hin! Das Wachstum wird behindert und zerstört, wenn negative Vorstellungen unterhalten werden. Pflege immer positive Vorstellungen und Gedanken.

Du kannst gar nicht zu viel wachsen, weil die unermessliche Unendlichkeit Deine wahre Dimension ist - Unendlichkeit in jeder Richtung: Unendlichkeit an Liebe, an Wissen, an Energie, an Kraft, an Frieden, an Produktivität, an allem. Unendlichkeit ist Deine wirkliche Dimension. Gib die kleinen Ziele auf! Stecke Dir grössere und höhere Ziele, leiste immer mehr. Das ist der Weg des Wachstums, das ist die Kunst der Entwicklung, das ist der Pfad zur Vollkommenheit.

Aber in dem Augenblick, in dem Du Dir negative Vorstellungen machst, beginnst du auszutrocknen, Du hältst Dein Wachstum auf, Du verlierst Tausende von Jahren in diesem Zustand. Stagnierendes Wachstum wird eine Gewohnheit, es wird zu einem unüberwindlichen Zustand, und Du leidest Leben für Leben darunter. Pflege deshalb positive Vorstellungen. Sage nicht, Du brauchst unbedingt acht Stunden Schlaf. Wenn Du das Deinem Herzen einprägst, wird es zu einer Gewohnheit, und sogar nach acht Stunden Schlaf wirst Du nicht erfrischt sein. Wenn Du Dir andererseits positive Vorstellungen machst, wenn Du weisst, dass es ein nicht schlafendes Licht in Dir gibt, wenn Du weisst, dass zwei Stunden Schlaf genug sind, dann wirst Du sehen, dass Du nach vier oder fünf Stunden Schlaf völlig erfrischt bist. Auch wenn Du sechs oder sieben Stunden Schlaf brauchst, dann schlafe, aber flüstere Dir trotzdem nicht ein, dass acht Stunden unabdingbar sind.

Vorstellungen sind Kräfte, Gefühle und Wünsche sind Kräfte. Arbeit ist immer ein Segen, eine Freude, eine kreative Freude. Was die Leute ermüdet, sind die falschen Gefühle, die falschen Ideen, die unnötigen Vergleiche mit anderen, die Eifersucht und andere moralische Unvollkommenheiten in ihnen.

Vermeide unnötige Vergleiche. Jeder ist für die Situation, in der er lebt und für den Platz, an dem er arbeitet durch seine eigenen früheren Gedanken, Gefühle und Taten bestimmt. Wenn Du versuchst, eine höhere Position einzunehmen als Dir zusteht, wirst du wieder herunterfallen und Dir Deine Beine brechen und lange auf eine Gelegenheit zum Wiederaufstieg warten müssen. Wenn Du also eine höhere Position einnehmen willst, dann wachse von innen heraus, reinige Dein Herz, reinige Deinen Willen, entwickle Demut, arbeite unendlich mehr und härter als alle anderen. Erwirb Dir gutes Karma durch Selbstlosigkeit, Güte, Liebe für alle, Hingabe an Gott, Demut und Bescheidenheit. Dann wirst Du erleben, wie Du von selbst in eine höhere Position erhoben wirst. Das innere Wachstum muss den Platz bestimmen, den Du einnimmst, und die Umstände, in denen Du lebst.

Du kannst Dich nicht vor die Schreibmaschine hinsetzen und sagen: "Ich will maschineschreiben!" Es sind sechs Monate Übung nötig, und Du wirst erst eine Schreibmaschine bekommen, nachdem Du sechs Monate fleissig geübt hast. Du siehst, dass sich nur durch innere Übung und Disziplin, durch inneres Wachstum die entsprechenden äusseren Umstände einstellen.

An welchem Platz Du stehst, hängt davon ab, was Du in Deinem Herzen und Gemüt bist und welche Fähigkeiten und Talente Du hast. Wenn wir uns aus Eifersucht in den Fortschritt und die Entwicklung anderer einmischen, wird uns der Fluch Gottes treffen, und wir werden nicht wachsen, sondern weinen und deprimiert sein. Nichts scheint uns dann erlösen zu können, unser Zustand will sich nicht bessern und mit fortschreitender Zeit verschlechtert sich unsere Situation eher noch. Wachse daher von innen heraus, pflege positive Vorstellungen und vermeide negative. Halte Dir stets hohe Ziele vor Augen, dann wirst Du wachsen. Sei ernst, aufrichtig und ehrlich.

Du bist Gott gegenüber verantwortlich. Stelle eine Beziehung zwischen Dir und Gott her. Er ist der Arbeitgeber. Er ist der Führer. Er ist der Segenspendende. Sein Reichtum ist unendlich. Er ist unendlich in jeder Hinsicht. Indem Du Ihn immer bei Dir hast, gib Dein Bestes. Verfalle nicht negativen Einflüsterungen. Angenommen, für die Küche sind drei Leute nötig, weil für fünfzig Leute gekocht wird. Du denkst lange Zeit: "Für die Küche sind drei Leute nötig." Wenn dann einmal nur noch für zehn Leute gekocht wird, hast Du immer noch das Gefühl, es müssten drei Leute in der Küche arbeiten. Das ist die Macht der Suggestion. Sage Dir lieber: "Für die ganze Küchenarbeit ist weniger als eine Person nötig." Wenn Du davon wirklich überzeugt bist, wirst Du immer frisch und sehr produktiv sein, und Gott, der alles sieht, wird Dir bald eine höhere Position zuweisen. Und vielleicht wird Er Dich morgen zu einem Propheten machen, der Tausenden und Millionen dient.

Mach Dir nicht irgendwelche Vorstellungen und plage Dich dann deswegen ab! Die Küche mag acht Leute brauchen. Gut, die acht werden kommen, wenn die Zeit reif ist und die Umstände es wirklich erfordern. Auf welche Weise werden sie kommen? - Das ist nicht Deine Angelegenheit. Es ist das Gesetz Gottes. Das Gesetz Gottes ist allsehend; es schickt die acht Leute, die nötig sind. Und wenn Du gut bist, wenn Dein Herz für Gott offen ist, wird Gott in Deinem Herzen sitzen. Er wird Dich führen. Er wird Dich lehren, wie Du die acht Leute, die Du für die Küche brauchst, anziehen kannst, und mit Demut, Freude und Liebe wirst Du ganz schnell die erforderlichen Leute anziehen. Niemand weiss, wie Du das fertiggebracht hast, und die Leute, die mit Dir arbeiten, sind sehr glücklich und wollen die Küche nicht mehr verlassen. Das ist göttlich, das ist der Beweis für Deine Güte, für das Gesegnetsein Deiner Seele. Spannungen, Müdigkeit, Disharmonie gehören nicht zu Gott, sie sind auch unter der menschlichen Würde. Es sind Schwächen, die, wenn Du sie nicht überwindest, Dich daran hindern, glücklich in der Welt und auch im Himmel zu werden. Mache Dir deshalb nur positive Vorstellungen. Wenn Du sagst: "Ich kann nicht meditieren, wenn ich etwas gegessen habe", wird das eine negative Bekräftigung, und es gibt dann keine Garantie dafür, dass Du richtig meditieren kannst, selbst wenn Du nichts gegessen hast. Gut, meditiere, ohne vorher zu essen, aber rede Dir nicht ein, Du könnest nicht meditieren, wenn Du etwas gegessen hast.

Verstehe die Macht von Suggestionen. Das unbewusste Gemüt redet Dir ständig etwas ein. Du bist das Produkt von Suggestionen, Du bist die Konkretisierung von Vorstellungen.

Die Frau ist völlig versklavt und in der Vorstellung verhaftet, dass sie eine Frau ist; und dadurch ändert sich der ganze Charakter; ihr Benehmen und alles verläuft in entgegengesetzter Richtung zum männlichen Charakter. Solange sie auf diese Weise konditioniert ist, kann sie nicht rein sein, kann sie Gott nicht erkennen, kann sie nicht wirklich gut sein, kann sie nicht wirklich glücklich sein.

Was ist der Weg aus dieser Gefangenschaft der Vorstellungen heraus? - Liebe Gott, lass Dein Herz weiter werden, reinige Dein Wesen, pflege edlere Gefühle, vermindere das Gefühl, einem bestimmten Geschlecht anzugehören, tue Gutes, sei gut, denke immer an Gott, auch wenn Du arbeitest, meditiere über Gottes Liebe und Licht, und Du wirst aus der Gefangenschaft Deiner persönlichen Vorstellungen befreit werden und Deine menschlichen Gefühle werden sich auflösen. Und wenn diese aufgelöst sind, ist Dein Gemüt voller Licht, Dein Herz voller Liebe, Du bist universal, Du bist göttlich und eine Kraft und ein Licht in Dir selbst. Lass deshalb alle negativen Vorstellungen fallen.

Manche Leute sind automatisch am Sonntag sehr faul und neigen zur Bequemlichkeit. Das kommt daher, dass sie sich selbst dahingehend konditioniert haben zu denken, dass der Sonntag dazu da ist, die Zeit mit Faulenzen zu vertreiben. Sie stehen um zehn Uhr auf und frühstücken bis um zwölf Uhr; das Mittagessen nehmen sie dann so um halb zwei ein. Dann müssen sie sich vom Essen ausruhen und schlafen bis fünf Uhr. Den Rest des Tages kannst Du Dir selbst ausmalen.

Es ist gefährlich, sich allen möglichen negativen Vorstellungen hinzugeben. Sei zu allem bereit: mit einer positiven, freudigen Einstellung, mit dem Wissen, dass es jemanden gibt, der Dich allezeit beobachtet, und dass Du bestraft werden wirst, wenn Deine Gefühle nicht freudig sind, Deine Gedanken nicht wunderbar. Das Königreich Gottes ist in Dir und überall um Dich herum. Warum sollten Deine Gedanken dann so niedrig und menschlich sein? Warum sollten sie nicht in Harmonie sein mit dem endlosen Reichtum, den Du besitzt? Warum erhebst Du Deine Gefühle nicht, sondern beschuldigst Deine Frau, dass sie Dich nicht glücklich macht? Warum machst Du Dich, um etwas Vergnügen zu erhaschen von Essen und Trinken abhängig? - Ein wunderbares, endloses Glück ist in Dir! Betrachte das Essen als eine Disziplin; verlasse Dich weder auf Deine Frau noch auf Deine Freunde. Verlasse Dich nur auf das, was wunderbar in Dir selbst ist, dann wirst Du eine grosse Freude für die Frau, die Freunde, Dich selbst und die Welt sein, und nichts kann Dein Glück und Deine Kraft zerbrechen.

Erhebe Dich auf die Ebene dessen, was schon in Dir ist, was das Höchste in Dir ist. Wenn ein Künstler sagt: "Das ist meine Art zu malen", ist schon Schluss. Er ist in seiner Aussage eingesperrt. Wir müssen die Gewohnheit brechen und uns auf eine höhere Stufe emporschwingen, neue Felder der Entwicklung bestellen, unsere Entwürfe und Gewohnheiten kreativer Arbeit immer wieder ändern. Betrachte die Dinge von verschiedenen Standpunkten aus. Sperre Dich nicht in irgendein Schema ein. In Dir ist ein Künstler, der einem Raphael oder Michelangelo unendlich überlegen ist. Warum nicht diesen Künstler nutzen? Warum solltest Du Dich auf Deine gegenwärtigen Fähigkeiten begrenzen? Warum nicht zulassen, dass Gott sich durch Dich ausdrückt? Gott ist ein unbegrenzter Genius, unbedingte Schönheit, unendliche Kunst, und Er hat unendlich viele Möglichkeiten des Selbstausdrucks.

Du solltest stets unzufrieden mit dem im Augenblick Erreichten sein und ruhig und freudig bereit sein, neue Wege und Pfade einzuschlagen. Lass Dich nicht in irgendein Stadium der Vollkommenheit, das Du erreicht hast, einsperren. Verlange immer mehr von Dir; verlange es in Güte, Liebe und Freude. Weinen und Schreien - das ist eine Katastrophe, eine Hölle. Gott ist Glückseligkeit. Gott ist Fortschritt. Gott ist Erfolg. Gott ist Wachstum. Wo Gott ist, das sind Licht, Wohlstand, Glück und Erfolg. Jedes entgegengesetzte Gefühl ist ein ausreichender Beweis, dass Du höchst unglücklich bist.

Pflege deshalb immer höchst positive Vorstellungen und nach einiger Zeit - seien es Monate oder Jahre - wird Dein Leben übermenschlich und überglücklich. Je positiver Du denkst, desto mehr Glück strebt Dir aus allen Ecken der Welt zu. Danke allen, segne alle, liebe alle, auch wenn es eine Viper oder Schlange ist.

Ist es etwas Schädliches, wird es sich langsam von Dir entfernen, ohne dass Du es dazu zwingen musst. Es kann die positive Ausstrahlung Deiner Liebe nicht aushalten. Nur, was in Harmonie mit der positiven Ausstrahlung Deiner Liebe ist, wird zu Dir kommen und bei Dir bleiben. Du brauchst Dich also nicht darum zu kümmern, was gut für Dich und was nicht gut für Dich ist, wer gut ist und wer nicht gut ist, wem Du Deine Liebe schenken sollst und wem nicht - all das wird automatisch von der Natur für Dich arrangiert. Du brauchst nur stetig Deine Liebe und positive Kraft verströmen.

Frage:

Wie können wir zu einer vollkommenen Meditation gelangen?

Swami Omkarananda:

Viele Menschen hier im Westen wie auch im Osten haben völlig falsche Ideen, was die Meditation betrifft. Sie wissen nicht, dass Meditation ein bewusstes Leben in den Vollkommenheiten Gottes ist. Wie können wir ein solches Leben erreichen? - Unsere Reinheit muss zunehmen, unsere Natur muss verfeinert, unsere Leidenschaften und unser ganzes Gemüt müssen kontrolliert werden. Eine solche Kontrolle kann ausgeübt werden durch gute Gedanken, gute Gefühle, durch Glauben an Gott, durch Liebe zu Gott. Dadurch wird das Gemüt verfeinert und deshalb leuchtend und ruhig; Meditation wird einfach. Wenn Sie sich in einem solchen Zustand zur Meditation hinsetzen, sind Gemüt und Herz auch schon völlig in Gott vertieft.

Schon wenige Minuten einer solch tiefen Meditation schenken Ihnen eine gewaltige Stärke, gewaltigen Frieden und grosse Freude, eine Freude, die so gross ist, dass Sie sie durch nichts sonst auf dieser Erde erlangen können.

Die Segnungen der Meditation sind zahlreich, vorausgesetzt, es handelt sich um die richtige, und deshalb fruchtbare Meditation, und die können wir nicht haben, wenn nicht das Gemüt täglich gereinigt wird.


 

Gebet und Meditation

Gespräch mit Swami Omkarananda

 Freiheit, von nichts begrenzt, ist die Essenz des Lebens in des Menschen Bewusstsein.

Leo Tolstoy, 'Krieg und Frieden

Gast:

Was ist der Unterschied zwischen Gebet und Meditation? Ist Meditation eine Art Gebet oder Gebet eine Art Meditation?

Swami:

Gebet kann manchmal zur Meditation werden. Eine fortgeschrittene Form von Gebet ist Meditation.

Gast:

Es ist sehr schwierig für mich zu meditieren.

Swami:

Was verstehen Sie unter Gebet? - Vielleicht wiederholen Sie etwas in Ihrem Herzen und sprechen mit Gott. Wenn dieser Vorgang sich immer mehr vertieft, werden Sie nach einiger Zeit so sehr in die Gegenwart Gottes vertieft sein, dass Ihr Gebet aufhört, das heisst, die Worte aufhören; dann sind Sie in Kontemplation oder Meditation.

Gast:

Ist es besser, wenn ich allein an einem einsamen Ort meditiere?

Swami:

Nicht notwendigerweise. Wenn Sie eine halbe Stunde allein meditieren wollen, ist das gut, aber Sie können auch im Zug meditieren oder im Auto.

Gast::

Das ist sehr schwierig für mich.

Swami:

Wir brauchen nicht immer in sehr tiefe Zustände hineinzugleiten, wenn wir beten oder meditieren. Es ist genug, wenn wir uns der Gegenwart Gottes bewusst sind. Das ist eine Art Verehrung für das göttliche Leben, das in all und jedem ist. Nun, ich bin hier und bete. Wie bete ich? - Ich sehe schöne Blumen hier: Im Geist biete ich sie Gott an, der sie erschaffen hat. Als Ausdruck meiner Verehrung bringe ich die Blumen gedanklich Gott dar. Das ist auch Gebet und Meditation. Das wird Sie später zu einer höheren Art von Meditation führen. Es ist ein vorbereitender Schritt und hält Sie ständig in Meditationsstimmung. Wenn Sie etwas Schönes sehen, ob es ein Mann, eine Frau, ein schönes Stück Natur oder was es auch immer sei, versuchen Sie sofort die Quelle dieser Schönheit, nämlich Gott, zu sehen. Alles was schön ist, wird Sie von nun an an Gott erinnern.

 

 

Die göttliche Kraft der Weisheit

Swami Omkarananda

Und wärest du der grösste aller Sünder, mit Hilfe des Bootes der Weisheit wirst du das Meer des Übels überqueren. Wie das Feuer den Brennstoff zu Asche verbrennt, so verbrennt das Feuer der ewigen Weisheit alle Taten zu Asche.

Bhagavadgita

Die göttliche Kraft der Weisheit, welche unheilbare Krankheiten heilen und in Einzelfällen sogar Tote wieder zum Leben erwecken kann, ist absolute Tatsache im geistigen Bereich. Begreiflicherweise wirken solche Wunder verwirrend auf den menschlichen Verstand, doch handelt es sich in diesen Fällen meistens nicht nur um das Ausserkraftsetzen eines bekannten, sondern auch um das Zur-Wirkung-bringen eines höheren Gesetzes eine Tatsache, deren sich der nicht orientierte Beobachter nicht bewusst ist, was bei ihm Wunder und Erstaunen hervorruft. Sobald die Ursache verborgen ist und ohne Zwischenverbindung nur die Wirkung offenbar wird, empfinden wir dies als etwas Übernatürliches.

Es gibt Heilige, welche nicht bewusst die vielen ihnen zur Verfügung stehenden psychischen und geistigen Kräfte handhaben, doch sind es dann ihre Anhänger, die kraft ihres Glaubens oder durch Anruf und Verlangen die Kräfte der von ihnen verehrten Heiligen in Aktion bringen zur Wunderwirkung bei einem schweren körperlichen Leiden, einem Missgeschick oder einer Lebensgefahr. Ausserdem strömt die geläuterte Bewusstseinskraft der Heiligen immer als Beistand und Hilfe denjenigen Gläubigen zu, welche im Geist und in der Wahrheit beten. Schon die blosse körperliche Anwesenheit eines Heiligen auf Erden schliesst fortwährende Segnungen für alle Wesen über die ganze Welt hin ein.

 


 

Jesus, Maria, Gott

Gespräch mit Swami Omkarananda

Als wie der Mensch, so ist sein Gott, sein Glaube.

Friedrich Rückert, Weisheit des Brahmanen

Gast:

Soll ich mich Gott durch Jesus oder Seine Mutter Maria nähern?

Swami:

Die Mutter oder Jesus oder Gott - da können Sie nichts falsch machen, denn es sind universale Kräfte; deshalb sind sie allgegenwärtig; sie wissen alles; sie sind bei uns. Sie beobachten uns, sie sehen uns, sie hören uns zu; Es sind wirkliche Kräfte. Hier kann also nichts Falsches sein. Sie können an Jesus oder Maria denken.

Gast:

Besteht da kein Unterschied?

Swami:

Nein. Sie können auch an Gott selbst denken; alle drei sind ein und dasselbe. Wenn Sie an die 'Heilige Mutter' denken, antwortet Ihnen Gott. Wenn Sie an Jesus denken, antwortet Ihnen auch Gott. Sie können an irgendeine göttliche Persönlichkeit denken, aber immer wird Gott Ihnen antworten. Gott ist in ihnen, und deshalb ist Gott der Antwortende. Das Bewusstsein und die Kraft in Jesus und das Bewusstsein und die Kraft in Maria sind identisch.

Gast:

Warum beten nicht alle Menschen zu Gott? Warum ist es notwendig, zu Jesus zu beten?

Swami:

Weil sie mehr über Jesus und Maria wissen als über Gott. Es ist leichter für die Menschen, das zu lieben, was sie sehen, als das, was sie nicht sehen können. Niemand hat je ein Bild von Gott gemalt, aber es gibt Hunderte Jesus- und Marienbilder, deshalb ist es leichter, eine Verbindung mit Gott herzustellen, wenn man anstelle einer abstrakten Idee Gottes an Jesus oder Maria denkt. Die Mutter Maria und Jesus sind in die Welt gekommen, um uns Liebe, Reinheit, Güte und Gottbewusstsein vorzuleben, deshalb sind sie unsere besten Meister, unsere Heiligen, unsere Götter. Es ist für uns leichter, Gott durch sie zu verstehen, als immer wieder zu fragen, was Gott ist, wie Gott ist und so weiter. Der schnelle Weg, Liebe zu Gott zu entwickeln und Gott zu erkennen, geht entweder über Jesus oder Maria oder über eine beliebige andere Gottheit.

Haben nicht auch alle christlichen Heiligen zu Jesus gebetet?

Gast:

Für mich ist es schwierig, mich mit Jesus zu befassen. Ich werde dadurch sehr an die religiösen Unterweisungen meiner Kindheit und Jugendzeit erinnert. Die Betonung lag immer auf Leiden! Jesus hat gelitten, die frühen Christen haben gelitten - ich sehe hier immer nur Leiden!

Swami:

Wenn Sie der Gedanke an Jesus immer mit Leiden in Verbindung bringt, ist es besser, sie denken an etwas anderes. Denken Sie an OM als Gott. Oder sagen Sie sich, dass dieses Leiden Unsinn ist und von der Kirche erfunden wurde. Es gibt kein Leiden im Gottbewusstsein. Sagen Sie sich selbst, dass Jesus eine Verkörperung der Liebe, des Lichtes, des Friedens, der Freude und der Kraft ist. Er hat nicht gelitten, Er ist unsterblich, Er ist ein Kind Gottes, und die Kinder Gottes leiden nicht. Er hat die körperlichen Schmerzen nicht gespürt. Er konnte sogar vom Tode auferstehen. Er ist allmächtig. Sprechen Sie auf diese Art und Weise mit sich selbst. Dann werden Sie eine neue Vorstellung von Jesus bekommen, ein Bild von Jesus, in dem es keine Leiden mehr gibt.

Der heilige Franziskus hat Fehler gemacht, der heilige Augustinus hat Fehler gemacht, der heilige Paulus hat Fehler gemacht, alle Leute machen Fehler: das ist ganz natürlich. Aber Gott hat keine Wut auf sie, weil sie Fehler gemacht haben.
Da Du nun Deine Fehler erkannt hast, ist das selbst schon eine grosse Erlösung und Befreiung. Dein Pfad ist nun sehr klar, Du kannst gewaltigen Fortschritt erzielen und die ganze Schöpfung segnen.
Swami Omkarananda

 

Selbstdisziplin und Askese

Swami Omkarananda

Nachdem du mit Herz und Geist Verwirklichung erlangt hast und weise geworden bist, beschreitest du nicht länger den Pfad des Todes.

Deshalb nennt man Askese die Leidenschaft, die alle anderen übertrifft.

Yajur Veda


Da Wachstum und innerer Fortschritt ein so langsamer Vorgang ist, versucht der Gottsuchende, alle Kräfte einzusetzen, die ihm in Herz und Verstand zur Verfügung stehen, um Wege zu finden, die seine innere Entwicklung beschleunigen. Er setzt die Fähigkeiten ein, die er hat. Diese wachsen durch den Gebrauch, und neue kommen hinzu. Er dient dem Göttlichen mit allen Kräften, nützt alle Umstände, die er hat, und schafft noch weitere, um noch mehr Fortschritt zu machen.

Der aufrichtige Gottsucher weiht all seine Kräfte und Energien dem Göttlichen in vielerlei Formen von Askese. Der Strebende auf dem geistigen Pfad, der immerzu denkt: "Ach, wäre ich doch in den Bergen wie Bruder Klaus, dann würde ich sehr wohl ein hartes Leben führen!", ist ein Versager. Er wird nie in den Bergen sein und niemals ein hartes Leben führen, sondern täuscht sich selbst und gaukelt sich mit solchen Gedanken etwas vor.

Selbstdisziplin und Askese kann hundert verschiedene Formen annehmen. Seine ganze Intelligenz auf das Göttliche auszurichten, das ist Askese. Sich zu beherrschen, wo alles schwelgt, ist Askese. Wo jeder sich von der Arbeit ausruht, dennoch weiterzumachen, und wo jeder morgens noch länger liegen bleibt, früh aufzustehen, um die Sinne zu disziplinieren und sie auf das Göttliche zu lenken und stets demütig, selbstlos, ruhig, friedlich und dankbar zu sein, auch wenn man beleidigt wird, das ist Askese.

In kleinen Dingen des täglichen Lebens wirst Du geprüft, und an den kleinen Dingen des Alltags findest Du Gelegenheit zur raschen Entwicklung. Du wirst nützlicher für die Welt schon aufgrund der guten Gedanken und Gefühle, die aus Deinem Inneren hervorgehen. Ständig gottgesinnt zu sein bei jedem Tun, in allen Lagen, das ist Askese. Niemanden zu hassen, aber auch an niemandem zu hängen, das ist Askese. Alle gleich zu behandeln und sie insgeheim als das Göttliche zu betrachten, das ist Askese und ein Mittel zu raschem innerem Fortschritt.

Immer wieder in sich das Gefühl zu erzeugen, dass gerade derjenige, der Dir zu schaffen macht, das Göttliche selbst ist, ist Askese. Das eigene Ich zurückzustellen, das Gefühl der eigenen Wichtigkeit, alle Formen der Eitelkeit abzulegen und demütig das Gute der anderen zu bewundern - das ist Askese. Frei von allen niederen Regungen und Wünschen zu sein, ist Askese.

Das Ego quält sogar die Heiligen!

Deshalb wirst Du Dir vorstellen können, was für ein bedauernswertes, elendes unglückseliges Opfer des Ego der gewöhnliche Mensch ist. Wir müssen uns vor den Angriffen des Ego schützen. Der Heilige sagt: "Meine Arbeit ist Gottes Arbeit. Gott tut die Arbeit. Ich stehe zurück. Gott selbst arbeitet." Langsam schleicht sich das Ego in irgendeiner Form in diese Haltung ein, und Gott läuft davon; denn Er kann nicht sein, wo das Ego ist.

Der Heilige sollte also sehr sorgsam sein. Während er allezeit anerkennt, dass seine Arbeit Gottes Arbeit ist, dass sie von Gott ausgeführt und geplant wird, muss er doch mit einem anderen Teil seines Bewusstseins die ganze Verantwortung für die Arbeit selbst übernehmen.

Wenn der Heilige sagt: "O Gott, diese Arbeit ist Deine Arbeit; tue Du sie!", dann ist Gott gehalten zu antworten: "Ich habe keine Arbeit zu tun. Ich bin vollkommen."

Der Heilige muss einerseits anerkennen, dass seine Arbeit von Gott getan wird, aber andererseits muss er intensiv arbeiten, als ob es seine eigene Arbeit wäre. Und trotzdem darf es nicht seine Arbeit sein; denn wenn das der Fall wäre, wäre er selbstsüchtig und stünde unter der Herrschaft des Ego.

Ich biete Gott Essen an. Wenn ich das Essen nicht so zubereitet hätte, als ob es für mich wäre, wird es Probleme geben. Es muss so zubereitet werden, als ob es für mich wäre; obwohl es in Wahrheit für jemanden anders ist. Nur dann ist das Ego abwesend, nur dann gibt es völlige Selbstlosigkeit und Reinheit.

Swami Omkarananda

 

 

Die Seele ringt um Befreiung

Swami Omkarananda

Was die Menschen Erlösung nennen, ist in Wirklichkeit Enthaltsamkeit. Denn durch Enthaltsamkeit wird der Mensch von Unwissenheit befreit. Und was als das Gelübde des Sweigens bekannt ist, ist ebenso Enthaltsamkeit. Denn durch Enthaltsamkeit erkennt der Mensch das Selbst und lebt in ruhiger Kontemplation.

Yajur Veda


Es gibt so viele Ablenkungen auf Erden, dass der Wahrheitssucher leicht das Göttliche aus dem Auge verliert. Dem kann abgeholfen werden: Pflegen wir das unablässige innere Gebet, unterstützt durch selbstloses Dienen und gutes Handeln um des Göttlichen willen! So lange das Herz nicht völlig auf Gott eingestellt ist, gibt es immer irgendwelche Nöte und Schwierigkeiten, treten immer irgendwelche Misserfolge und Fehlschläge ein, wird man nie fest und sicher im Göttlichen verwurzelt sein können. Deshalb nimmt der ernsthafte Gottsucher gerne jede Schwierigkeit und Verantwortung auf sich, damit sich unter solchem Druck sein Herz um so fester ans Göttliche hält. Deshalb kommt Gottes Gnade manchmal auch in Gestalt von Schwierigkeiten zu uns.

Leiden ist ein grosser Lehrer, denn es bringt uns innerlich rascher voran als leicht zu bewältigende Umstände. Darum schickt uns Gott zuweilen Schwierigkeiten, damit sich unser geistiges Streben rascher erfüllt und unsere Hingabe an Gott vollkommener wird.

Das Gebet kennt mancherlei Formen, doch wenn sich auch von aussen gesehen verschiedene Typen unterscheiden lassen, die sich bei jedem einzelnen Menschen wieder anders ausprägen, so ist doch der innere Geist des Gebets überall derselbe. Wenn es sich um ein Bittgebet handelt, geht es immer darum, ein Bedürfnis zu stillen oder im Kontakt mit dem Höheren eine Problemlösung herbeizuführen. - Auch wenn man Gott um Seinetwillen liebt und gar nicht nach irgendeiner Gabe Ausschau hält, liegt doch immer auch das stillschweigende Verlangen im Gebet, aus Begrenzungen befreit zu werden. Warum will man sich mit der Gottgegenwart vereinen, warum mit der Gottesgnade Gemeinschaft haben? Warum wünscht man sich Frieden und Segen von Gott? Warum klagt die Weisheit des Herzens über zu enge Begrenztheit des menschlichen Zustands?

Die innere Seele ringt um Befreiung aus diesem begrenzten Zustand des Menschseins, nicht indem sie den physischen Körper verlässt, sondern indem sie - inmitten täglicher Pflichterfüllung - nach Gotterfahrung in all ihren Dimensionen strebt. Gebet ist eine Bewegung der Seele auf grössere Verwirklichung von Schönheit, Liebe, Fülle des Absoluten hin. Ein Mensch, der diesem Verlangen der inneren Seele gehorcht, wird darum nicht unfähig, ein normales Leben gut und richtig zu führen. Er kann weiterhin im Berufsleben stehen. Seine normale Lebensführung braucht durch die Gemeinschaft mit Gott keine Einbusse zu erleiden. Vielmehr wird er dadurch, dass er Gemeinschaft mit dem Göttlichen pflegt, weitaus nützlicher für die menschliche Gesellschaft und Umwelt. Sein Leben wird in jeder Hinsicht wunderbar sein.

In jedem Menschen ist der Geist Gottes im Innersten zugegen. Doch dieser will zum Ausdruck gebracht sein, und das hängt von unserer eigenen Aufrichtigkeit ab, von unserem eigenen Ernst, mit dem wir Ihm zum Durchbruch verhelfen. Das Leben findet seine wahrste Freiheit und sein grösstes Glück erst dann, wenn ein Herz und ein Geist vorhanden sind, wie sie sich in Christus offenbarten. Es sind der Geist und das Herz Christi, aus denen die Bergpredigt ihren Ursprung nahm, denen sie Ausdruck verlieh.

Es ist tatsächlich eine unendliche, dynamische und allerhaltende Güte überall zugegen. Man spricht von göttlicher Gegenwart. Niemals können wir uns aus der göttlichen Gegenwart entfernen, ganz gleich, wo wir auch sind, an welchem Ort, zu welcher Zeit und unter welchen Umständen auch immer. Stets befinden wir uns in der göttlichen Gegenwart; und das ist die Wahrheit. Je mehr wir darum wissen und uns für diese Gottgegenwart empfänglich machen, um so wirklicher wird Gott für uns.

Darum die Seligpreisung der reinen Herzens, denen die Schau Gottes verheissen ist. Reinheit ist eine Kraft und Macht, die Unerleuchtete dazu bringt, von Magie und Hypnose zu reden. Sie ist eine Macht, ein Licht, eine Flamme, die zum Ausdruck kommt, wenn einmal alle Unreinheiten verbrannt sind. Sie lässt unsere Intelligenz für das Göttliche empfänglich werden. Sie öffnet unser Herz für die wundersame Wirklichkeit Gottes, die immer in uns überall ist. Reinheit wiederum wächst unter dem Einfluss von Gnade, so dass sie selbst ungebeten zu uns kommt. Wenn die Reinheit in Dir zunimmt, kehrt die Gnade von selbst ein. Die Blume braucht die Bienen nicht einzuladen. Sie wächst einfach heran, entfaltet ihre Blütenblätter und ihren Duft; dann kommen die Bienen ganz von selbst. Je mehr wir der Wahrheit hingegeben sind, um so mehr strömt uns die Gnade zu. Wenn die Gnade uns berührt, sind die Probleme des Lebens gelöst, sind wir furchtlos, freudig und frei.

Freiheit, wie die Gnade sie verleiht, ist wahre Freiheit. Gnade und Wahrheit sind ein und dasselbe. Wahrheit allein gewährt Freiheit, weshalb Christus spricht: "Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen!" (Joh. 8,32) Das Wunder aller Wunder aber ist, dass Christus selbst die Wahrheit ist. Er ist nicht nur der Wegweiser zur Wahrheit. Er vermittelt uns nicht nur das Heil, sondern Er ist das Heil selbst, Er ist die Erlösung.

Die Erkenntnis der Einheit des Lebens
Es ist ein grosser Fehler zu denken, Swami sei parteiisch. Er liebt alle gleich. In Wahrheit kennt er keinen Mann und keine Frau in der Welt. Er kennt nur Gott, was zur Folge hat, dass er keine Freunde hat, aber doch jeder sein Freund ist.
Er liebt alle gleich, weil er in allen das gleiche sieht, das auch in ihm selbst und überall ist.
In dieser Welt von Zeit und Raum wird diese seine reiche Erkenntnis der Einheit des Lebens durch keinen Unterschiede machenden Faktor gestört. Diese wunderbare Erkenntnis der inneren Einheit allen Lebens verhindert nicht, dass er sein Leben hier in der Welt auf wohlgeordnete Weise führt, mit dem Ziel, das grösstmögliche Gute für die grösstmögliche Anzahl von Menschen sicherzustellen.
Swami Omkarananda
 

 

Das schwächste Glied in der Kette

Gespräch mit Swami Omkarananda
Obwohl er dem Patienten Schmerz verursacht, wird der Arzt nicht als die Ursache des Schmerzes angesehen, weil er - in letzter Analyse - das Gute hervorbringt, das gesucht wurde.

Mrigendra Agama

Gast:

Die Kette bricht am schwächsten Punkt. Deshalb würde ich gerne meinen schwächsten Punkt kennen, nicht meine Stärken.

Swami:

Richtig! Die Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Übertragen auf den Menschen verliert diese Analogie ihre Richtigkeit. Der schwächste Punkt ist nämlich sehr vielschichtig.

Gast:

Sie können mir also nicht sagen, welches der schwächste Punkt ist?

Swami:

Ich möchte Ihnen einen kleinen Hinweis geben: Die Schwäche ist vielschichtig, sie hat ihre Wurzeln in 'höherer' spiritueller Unwissenheit. Wenn Sie von Ihrer Unsterblichkeit überzeugt sind, wenn Sie wissen, dass Gott Ihr ein und alles ist - warum dann diese Schwäche, dieses Weinen; warum dann die Körperidee, warum diese Hinneigung zur Welt? Das zeigt, dass Ihr spirituelles Wissen noch nicht dynamisch geworden ist.

Wie können Sie es dynamisch werden lassen? - Da die Schwäche vielschichtig ist, muss auch der Prozess vielschichtig sein.

Das beste für Sie wäre, wenn Sie sich über das Wesen Ihrer Schwäche gar nicht den Kopf zerbrechen und auch keine Zeit darauf verwenden, Ihre Schwäche zu bekämpfen. Fahren Sie statt dessen fort, Ihren Fortschritt voranzutreiben, dann wird Ihre Schwäche von selbst in Ihrer bewussten Erfahrung auftauchen, und Sie werden fähig sein, sie zu erkennen und hinauszuwerfen. Wenn Sie schnell und intensiv an Ihrem Fortschritt arbeiten, kann es sein, dass Ihre Schwäche von selbst verschwindet, ohne dass Sie sie überhaupt bemerkt haben.

Gast:

Ist es nicht wichtig, sie zu erkennen?

Swami:

Es ist nicht notwendig, niemals! Andererseits kann ein Wissen um die Schwäche ein Hindernis für den Fortschritt darstellen.

Gast:

Es ist ein negativer Punkt, den man ignorieren muss?

Swami:

Sogar das Ignorieren ist auf eine Art eine negative Übung. Das beste wäre, sich an das Positive zu halten; das Negative verschwindet dann von selbst.

Übergeben Sie einfach Ihr Herz dem Göttlichen - und Schluss! Und versuchen Sie, in diesem Zustand so viele Beziehungen wie möglich mit dem Göttlichen zu unterhalten. Binden Sie sich an das Göttliche mit Ihrem Körper, mit Ihrem Gemüt, mit Ihrem Herzen, mit Ihrer Seele und Ihrem Willen. Binden Sie sich an das Göttliche mit jeder Ihrer Erfahrungen - auf der bewussten, unbewussten und überbewussten Ebene der Erfahrung. Binden Sie sich an das Göttliche zu jeder Zeit, unter allen Umständen, auf jede mögliche Art und Weise.

Wenn Sie sich so an das Göttliche binden, wird dies nach einiger Zeit der Übung auf natürliche Weise eine so beherrschende Erfahrung, dass Ihre Schwächen von selbst voll und ganz verschwinden, ohne dass Sie es überhaupt bemerken.

Es ist nicht unsere Sache, danach zu suchen, was unsere besondere Schwäche ist, es ist Sache der Gnade, unsere Schwächen aufzuspüren und sie aus dem Weg zu räumen. Es ist eine der wunderbaren und charakteristischen Aufgaben der Gnade, alle Schwächen in uns zu eliminieren. Wir brauchen nicht herauszufinden, was unsere Schwächen sind, wir müssen uns nur an Gott halten und Ihn umarmen, dann fallen die Schwächen von selbst von uns ab.

Wenn jedoch Ihr bewusstes Gemüt irgendwelche Schwächen als solche erkennt, dann können sie versuchen, sie auszuschalten, indem Sie versuchen, das positive Gegenteil der betreffenden Schwächen zu entwickeln.

Gast:

Kann man sich als Anfänger auf dem spirituellen Weg auf den Guru seiner Wahl konzentrieren?

Swami:

Nun, Sie können diese Konzentration auf den Guru als ein Hilfsmittel betrachten, als ergänzende Disziplin. Wenn Sie sich aber den Guru als Gott selbst vorstellen, dann könnte dies eine der Hauptdisziplinen sein.

Gast:

Nehmen wir einmal an, der Guru wäre Sri Ramakrishna. Macht es einen Unterschied, wenn der Guru nicht mehr im Körper weilt?

Swami:

Es macht einen Unterschied, einen grossen Unterschied!

Gast:

Kann er einem nicht mehr helfen?

Swami:

Er kann Ihnen helfen, entsprechend Ihrem Glauben an ihn. Der Glaube muss sehr stark sein, aussergewöhnlich stark. Wenn er nicht aussergewöhnlich ist, wird er nichts bewirken.

Glaube, Aufrichtigkeit und Zähigkeit in der Verfolgung des Ziels: das sind einige der zentralen Geheimnisse des spirituellen Lebens.

Frage:

Ist die Zeit des Todes für jedes menschliche Wesen vorherbestimmt?

Swami Omkarananda:

Ja! Jeder hat eine lange Vergangenheit hinter sich, und die Vergangenheit bestimmt die Länge des gegenwärtigen Lebens. Deshalb sterben einige schon nach zwei Monaten, während andere zwanzig, achtzig oder hundert Jahre alt werden.

Es sind die vergangenen Handlungen und Gedanken, die entscheidend sind. Es ist allerdings nicht nur die Lebensdauer bestimmt, sondern auch der Zeitpunkt der Geburt. Ein Kind kann nicht eine Stunde früher oder später geboren werden als es ihm bestimmt ist. Das sind unabänderliche Tatsachen, sichtbar für Weise, die die göttliche Schau haben.

 


Christusbewusstsein

Gespräch mit Swami Omkarananda
Er ist der Gott unendlicher Formen, in Seiner Herrlichkeit befinden sich alle Dinge. Er ist kleiner als das kleinste Atom und ist doch der Schöpfer von allem, ewig im Geheimnis Seiner eigenen Schöpfung lebend.

Durch die Schau dieses Gottes der Liebe erlangt man immerwährenden Frieden.

Yajur Veda

Swami:
Meine Aussagen über das Christentum sind in meiner Erfahrung Christi verwurzelt. Ich bin in das Christus-Bewusstsein hineingeboren. Ich bin im Christus-Bewusstsein aufgewachsen, und Christus drückt sich durch mich in all Seiner ursprünglichen Universalität aus.

Jedoch heisst das nicht, dass Sie akzeptieren sollten, was ich sage. Weisen Sie alles zurück, was nicht mit Ihren Ansichten übereinstimmt. Jene, die keine Christen sind und jene, die nichts über Christus wissen, werden durch meine Schriften zu Ihm hingezogen. Auch jene, die dem Christentum den Rücken gekehrt haben, werden sich ihm durch meine Schriften wieder zuwenden.

Die Schriften der Theologen haben diese Wirkung nicht.

Gast:
Wurden Sie als Christ erzogen oder hatten Sie nur einen frühen Kontakt mit der christlichen Lehre?

Swami:
Das Christentum ist in meinem Blut.

Gast:
Ich kenne einen indischen Theologen, der sagte, die meisten gebildeten Inder hätten eine gemischte indisch-europäische Erziehung.

Swami:
Mit diesem Umstand haben wir hier nichts zu schaffen. Die Schriften, die ich verfasst habe, sind Ergüsse meines Herzens, sie sind unabhängig von Erziehung und Ausbildung.

Die Notwendigkeit, Christus zu erwähnen, kann verschiedene Ursachen haben, zum Beispiel: innerer Antrieb, innere Erfahrung, inneres Verstehen.

Gast:
Hatten Sie eine christliche Erziehung?

Swami:
Wer hat den heiligen Paulus zum Christen gemacht? Besuchte er je eine christliche Schule?

Gast:
Er beobachtete die Christen, zum Beispiel als Stephan gesteinigt wurde.

Swami:
Woher hatte er seine christliche Ausbildung? Nur die Beobachtung der Steinigung Stephans genügte, um ihn zum Christen zu machen?

Wenn wir immer denken, wir seien Sünder,

werden unsere Handlungen sündig sein. Denken wir lieber, dass wir Kinder Gottes sind, dass uns all unsere Sünden vergeben und wir für das allerbarmende Herz der Göttlichen Mutter Maria annehmbar sind.

Gott ist unendliche Liebe, unsere Millionen von Sünden werden Ihm nicht missfallen. Ein wenig von Seiner Gnade kann alle unsere Sünden zu nichts verbrennen. Wir sind demütige Kinder Gottes, wir bitten Gott, Seine Gnade in uns einzugiessen und uns immer mehr zu reinigen.

Wie schlecht die Kinder auch sein mögen, in den Augen der Mutter sind sie gut. Gott ist eine unendlich bessere Mutter als die beste menschliche Mutter, und deshalb hat Er uns schon angenommen. Wir sind Seine Kinder, Er hat uns erschaffen. Seine Pflicht ist es, uns zu erhalten. Wir sind hilflos, Er ist allmächtig. Er ist alles, Er ist der Atem in uns, und wir sind Seine Kinder.

Deshalb wollen wir uns von dieser Minute an auch wie Seine Kinder benehmen: friedlich, ruhig, freudig sein, immer Gutes denken, immer Gutes fühlen, immer Gutes tun, stets die ganze Schöpfung segnen, stets allen Wohlergehen wünschen. Wenn wir an dieser Einstellung festhalten, werden alle Engel für uns arbeiten und mit uns leben. Betrachten wir uns also als Kinder Gottes und richten wir auch unser Verhalten danach ein. Wenn wir das tun, werden wir keine Probleme und keine Angst mehr haben, und wir werden immer mehr davon überzeugt sein, dass unser allbarmherziger Vater uns mit Seiner ganzen Allmacht umgibt und uns alle Zeit beschützt.

Swami Omkarananda

 

 

Selbst entscheiden

Gespräch mit Swami Omkarananda

Unsichtbar ist Deine Form, unsichtbar für die Augen der Sterblichen.

Die Seher allein - mit ihren gereinigten Herzen - sie allein sehen Dich; sie allein sind unsterblich.

Weder männlich noch weiblich bist Du, noch ungeschlechtlich. Welche Form Du auch immer annimmst - die bist Du.

Swetasvatara Upanishad

Gast:
Ich bin bei einer Gruppe, die den Lehren des Meisters Saint Germain folgen. Einige dieser Lehren stimmen genau mit denen der Bibel überein, aber es gibt da einige Dinge, die ich nicht verstehe. Wer ist dieser Graf Saint Germain?

Swami:
Er ist eines von den vielen Kindern Gottes. Durch seine Intelligenz hat sich ein Funken vom Licht Gottes ausgedrückt.

Nehmen Sie alles aus seinen Lehren, was Sie schön finden, und bereichern Sie dadurch Ihr Leben. Nehmen Sie alles aus der Bibel, was Sie schön finden, und alles Schöne, das irgendein Heiliger oder Weiser gesagt hat, und bereichern Sie dadurch Ihr Leben. Nach einiger Zeit wird das Licht in Ihnen so gross sein, dass es Sie zu führen beginnt.

Gast:
Ich habe das Gefühl, dass St. Germain sich in diesen Lehren dieselbe Stellung anmasst, die Jesus Christus innehat. Ich denke, dass Jesus Christus höher steht als St. Germain.

Swami:
Sie haben von Ihrem Standpunkt aus gesehen recht. Gemäss dem Standpunkt der Gnade Gottes ist Jesus Christus der einzig wahre Sohn Gottes, und seine Stellung ist die höchste und unübertrefflich.

Gast:
Diese Leute behaupten, dass einige ihrer Lehren direkt von Jesus stammen. Ich kann das schwerlich annehmen.

Swami:
Es ist besser für Sie, alles zu vergessen, was Sie nicht akzeptieren können. Was Sie verstehen, das können Sie annehmen, und wenn Ihre Intelligenz immer feiner und strahlender geworden ist, werden Sie durch die Gnade Gottes die spirituellen Wahrheiten direkt erkennen.

Gast:
Ich muss also nicht zu allem ja und Amen sagen?

Swami:
Nein, Sie müssen nicht zu allem ja sagen. Die Erfahrung des einen ist nicht die Erfahrung des anderen. Für Sie ist wichtig, dass Sie nur das akzeptieren, was Sie auch verstehen können.

Gast:
Man sagt, St. Germain regiere den 'Siebten Strahl', und dieser würde ein neues Zeitalter einleiten.

Swami:
Warum sollten Sie das glauben? Sie sind auf dem rechten Weg, dem Weg der Liebe und des Glaubens, dem Weg der Gegenwart und Gnade Jesu Christi, dem Weg des alliebenden, allbarmherzigen, allwissenden Vaters. Darum, wenn Sie Ihren Glauben und Ihre Liebe weiterentwickeln, wird die Gnade Jesu Sie über den 'Siebten Strahl' erheben.

Gast:
Ich habe eine grosse Verehrung für alle Heiligen und Mystiker, aber ich kann nur zu Jesus Christus beten.

Swami:
Das ist mehr als genug; denn in Jesus Christus sind alle Heiligen versammelt. Die Verehrung Jesu ist die höchste Verehrung, und alle Heiligen sind in dieser Verehrung eingeschlossen. Alle Heiligen sind die Kinder des Herzens Jesu. Und Jesus ist grösser als seine Kinder.

Gast:
Ist Meditation auch ein Gebet?

Swami:
Ja, vorausgesetzt, das Objekt Ihrer Meditation ist Jesus oder Gott selbst.

Gast:
Ich kann ausschliesslich über Jesus oder Gott meditieren.

Swami:
Das ist die beste Meditation und die höchste.

Gast:
Ich spüre, dass ich hierher kommen musste!

 

 

Durch Entsagung das Gemüt besiegen

Swami Omkarananda

Er ist der unerschaffene Schöpfer von allem. Er weiss alles. Er ist reines Bewusstsein, der Schöpfer der Zeit, allmächtig, allwissend. Er ist der Herr der Seele, der Natur und der drei Zustände der Natur. Von Ihm stammen die Seelenwanderung des Lebens und die Befreiung, die Bindung in der Zeit und die Freiheit in Ewigkeit.

Yajur Veda

Das Narayana Suktam definiert sehr eindeutig, wo Gott im Menschen wohnt: im Herzen.

Es sagt auch, in welcher Form: als ein Licht.

All das wird dort beschrieben, und es handelt sich um Erfahrungen - um wiederholbare Erfahrungen wohlgemerkt. Und die Mantras, die wir hier wiederholen, sind kein Abrakadabra; sie wurden schon von den grossen Rishis der alten Zeiten verwendet, um Gotterfahrung zu erlangen. Sie haben diese Mantras benutzt und damit experimentiert, haben sie abermillionenmal wiederholt. Die Kraft dieser Rishis, die mit diesen Mantras gearbeitet und dadurch Gotterfahrung erlangt haben, ist auch in diesen Mantras.

Und diese Kraft wirkt, aber wir haben nur Zugang dazu, wenn unser Herz bereit ist und nicht an kleinen Dingen hängt. Ein Geist der Entsagung muss uns beseelen, denn das Gemüt ist ein so boshaftes Ding, dass es uns immer nach unten zieht. Wie das Wasser strebt es stets dem niedrigsten Punkt zu. Selbst wenn das Gemüt in der Meditation erhoben wird, hilft das nicht viel: Kaum ist die Meditation vorbei, und das Gemüt wird mit gewöhnlichen Dingen konfrontiert, ist es schon wieder unten! Das ist die Natur des Gemüts, und dieses Gemüt muss beständig, immer wieder erhoben, nach oben gezogen werden. Wie? - Durch die Kraft der Erkenntnis, indem man es stets beherrscht und ihm sagt: "Du tust, was ich sage, nicht ich, was du sagst!"

Das Gemüt redet Dir ständig ein, wie Du die Dinge zu sehen hast: "Dies ist schön, das ist hässlich. Dies ist Dein Freund, das ist dein Feind." Aber die innere Weisheit sagt: "Nein, dies ist Licht, und das ist Licht."

Du brauchst die Dienste des Gemüts nicht. Lass das Bewusstsein funktionieren - das unendliche Bewusstsein. Wenn Du Gotterfahrung willst, musst Du wachsam sein und darfst Dich an nichts binden.

 

 

Der Wille Gottes ist unendliche Harmonie

Swami Omkarananda

An das Göttliche glauben die alleine, die es selber sind.

Hölderlin, Gedichte

Was kann die Welt uns geben oder rauben? Was sie uns geben kann, ist vergänglich und nicht wert, es zu besitzen. Was wir haben, ist unvergänglich, nämlich göttliche Liebe, Glaube, Wahrheit, Gottgegenwart und Christus, der das Alpha und das Omega ist, Anfang und Ende.

Wer nur aufs Körperliche baut, wird immer ärmer. Reicher und immer noch reicher wird, wer auf den Geist sät, wozu Paulus uns ermahnt (Gal. 6,8)

Säe also auf den Geist, indem Du dem Leben Jesu Christi nachsinnst! Beobachte, wie die Qualitäten und Kennzeichen des Geistes in Ihm wirken und zum Ausdruck gelangen! Äusserlich ein völlig besitzloser Armer, gehört Ihm doch das ganze Himmelreich, und von vielen geliebt, findet Er in jeder Stadt und jedem Haus einen Platz. Das ist Grösse. Das ist Geisteswirken.

In der menschlichen Konstitution sind Licht und Schatten, das positive und das negative Prinzip. Über diesen aber steht der Beobachter als der ewige Zeuge, die unendliche Kraft, der unendliche Friede, die unendliche Schönheit, der Vater, der Himmel. Es gilt, das, was das Höhere, was oben ist, nach unten zu holen, um es auch an der Oberfläche des Lebens sichtbar werden zu lassen. Der Wille des Vaters ist unendliche Harmonie, der Wille der Wahrheit ist unendlicher Friede, unendliche Liebe, unendliche Schönheit. Jesus sagt: "Vater, Dein Wille geschehe, nicht meiner!"

Was aber ist dieser Wille? Es ist der Wille der Liebe, des Friedens, der Wille der absoluten Wahrheit und Weisheit.

Fordere mehr von Dir selbst und nichts von anderen:
Das ist das Geheimnis göttlicher Grösse.
Swami Omkarananda

 

Erkenntnis durch Identität

Swami Omkarananda

Der Höchste Herr ist nicht in zwei gespalten. Mir gehört die Herrlichkeit, darüber zu meditieren, dass ich, Sein liebender Diener, Er selbst sei. Was man sich vorstellt, zu dem wird man. Deshalb praktiziere die Meditation des "Ich bin Er"! Dann werden alle deine Handlungen zu Seinen Handlungen werden.

Natchintanai

Was ist Armut? - Ein grosser Kaiser, der in gewaltigem Reichtum lebt, lebt in der Tat in grosser Armut.

Was ist wahrer Reichtum? - Nichts ist Reichtum, ausser das Reich Gottes. Die Bibel sagt: "Suchet das Reich Gottes, und alles andere wird euch hinzugegeben werden." Wenn Du etwas anderes suchst, wirst Du nur Armut finden. Der Kaiser lebt in der Illusion, dass sein Reichtum ihm wirkliches Glück, wirklichen Frieden, wirkliche Liebe, Stärke und Freiheit geben kann. Er denkt, er habe die Fähigkeit zu tun, was er will, aber seine Taten sind meistens Dummheiten. Das menschliche Gemüt vollbringt nur Dummheiten, weil es nur eine begrenzte Kraft der Erkenntnis besitzt. Es macht ständig Fehler, verfällt in Verdächtigungen und Vorurteile und verharrt in Unwissenheit. Die Mutter versteht ihre Tochter nicht wirklich. Unser psychologisches und emotionales Wissen, unsere Kinder betreffend, ist äusserst beschränkt, wie auch unser Wissen über uns selbst. Dieses begrenzte Wissen ist Armut, und diese Armut verschlimmert sich noch durch die unbewussten Triebe, Zwänge, Instinkte und Sehnsüchte, die das Gemüt übermannen und es als ihr Instrument benutzen. Das ist es, was auch Freud sagt, nämlich dass das Gemüt andauernd von den zentralen Zwängen überflutet wird. Kräfte wie diese üben stets eine überwältigende Herrschaft über unser Gemüt aus. Körper, Sünde und Leiden sind ein und dasselbe.

Die moderne Wissenschaft ist nun soweit gekommen, dass sie sagt, dass alles aus Wellen oder Schwingungen besteht. Diese Schwingungen sind verschiedener Art. Feuer ist eine Art von Schwingung, Farbe ist eine Art von Schwingung, Holz ist eine Art von Schwingung und Eisen eine andere Art von Schwingung. Das menschliche Gemüt hat seinen eigenen Schwingungstyp, der menschliche Körper wieder einen anderen. Frequenzen bestimmen, um welchen Schwingungstyp es sich handelt. Selbst Gott ist eine Schwingung. Was ist Licht? - Licht ist auch Schwingung. Licht besteht aus elektromagnetischen Wellen oder Teilchen. Deshalb, wenn man wissenschaftlich darüber nachdenkt, kann man sagen, dass alles aus letztlich derselben Substanz besteht. Aber was der Wissenschaftler weiss, ist nur eine Theorie, ein theoretisches Wissen - es ist nicht seine Erfahrung.

Wir auf dem spirituellen Pfad wenden die Identität mit dem zu erkennenden Objekt als Mittel der Erkenntnis an. Wir fragen nicht: "Wie ist Gott und was ist Gott? Wie sollen wir Ihn beschreiben? Wie sollen wir Ihn entdecken?" Nein, so gehen wir nicht vor! Wir werden mit Gott identisch, dann wissen wir, was Gott ist.

Ich kann Dich nicht vollkommen kennen, ausser ich werde identisch mit Deinem inneren Gemüt. So kenne ich Dich von innen heraus und kenne Dich besser als Du selbst Dich durch Dein Gemüt kennen kannst.

Eine Mutter kennt und versteht ihr Kind besser als andere, weil sie ständig eine intensive Beziehung zum Kind unterhält, sich ständig mit dem Kind identifiziert. Diese psychologische Identität ist der Grund dafür, dass sie ihr Kind besser kennt als sonst jemand in der Welt. Kein Psychologe, kein Arzt, kein Vater oder Bruder kann das Kind so gut verstehen wie die Mutter, für die das Kind Teil ihres Lebens, ihres Körpers, ihres Gemüts geworden ist. Wenn das Kind dann heranwächst, wird diese emotionelle Anhänglichkeit immer schwächer, und im gleichen Mass nimmt auch das Verständnis der Mutter für das Kind ab.

Erkenntnis durch Identität allein kann Dir richtiges Wissen vermitteln, und deshalb müssen wir das Gemüt aufgeben. Nicht nur der Besitz von Häusern, Reichtum und anderen Dingen ist Armut, es ist auch Armut, ein Gemüt zu besitzen. Alles, was uns Bequemlichkeit bringt, ist Armut, weil diese Dinge unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen - wir wollen sie nicht vermissen. Deswegen fürchten wir auch den Tod. Nicht weil der Tod etwas Schreckliches ist, fürchten wir ihn; so ist es nicht. Das mag vielleicht auch im Hintergrund eine Rolle spielen, denn man fürchtet immer, was man nicht kennt. Aber das ist nicht der eigentliche Grund unserer Todesfurcht. Wir fürchten den Tod, weil er uns plötzlich von all den Dingen trennt, die wir gern haben, an denen wir hängen und von denen wir denken, wir könnten ohne sie nicht leben. Ein Leben lang haben wir etwas aufgebaut, und nun sollen wir alles verlassen? - Nein! Das wollen wir nicht, auf keinen Fall! Es ist diese Einstellung, in der wir gefangen sind. Und nun kommt plötzlich der Tod und sagt erbarmungslos: "Ob du deinem Besitz und deinen Freunden entsagen willst oder nicht - ich werde dich ihnen entreissen." Von daher kommt die Angst vor dem Tod.

Alte Leute hängen gewöhnlich mehr an den Dingen als junge. Je älter man wird, um so schwerer fällt es einem, allem zu entsagen. Wenn Gott selbst zu einer alten Dame käme und sagte: "Oma, komm mit mir, ich gebe dir alles, was dein Herz begehrt!", würde sie rufen: "Nein, nein, ich habe mein Haus hier und alles; ich habe mich so daran gewöhnt und hier eingelebt; nicht auszudenken, wenn ich hier weg müsste!" Die blosse Idee, dass bald das Ende kommen könnte, lässt ältere Menschen sich um so mehr an die Dinge klammern. Bei jedem geringen Anlass haben sie Angst, dass es jetzt "so weit sein könnte", dass sie auf einmal alles verlassen müssen.

Wenn wir Sannyasa nehmen, müssen wir alles, was wir unser Leben lang angesammelt haben, aufgeben: die Frau und die Kinder, den Kühlschrank, das Haus, das Radio, alle unsere Verpflichtungen. Ein Problem sind wir damit los. Aber das reicht nicht! Obwohl wir allem entsagt haben, ist das noch nicht genug. Da sind noch unsere Erinnerungen, unser Verlangen, unsere Wünsche. Wir haben Haus und Kinder aufgegeben, aber innerlich sind wir noch nicht frei von ihnen. Die inneren Zwänge und Sehnsüchte sind immer noch da. Das heisst, Du musst auch Dein Gemüt loswerden, die Anhänglichkeit an Deinen Körper, Deinen Astralkörper, Dein gesamtes Unbewusstes - willst du allem entsagen. Nach dem Tod solltest Du nicht noch in andere Welten gehen oder wieder auf der Erde geboren werden wollen. Das sollte nicht sein, wenn Du Unsterblichkeit erlangen willst. Mit dem Tod selbst muss Unsterblichkeit erlangt werden.

Dann gehst Du nirgendwo mehr hin. Alle Körper sind verbrannt - der physische Körper, der Astralkörper, der Mentalkörper, der emotionale Körper. Wie der physische Körper begrenzen uns auch die inneren Körper und machen uns blind. Wir sind ja schon äusserst blind und taub geboren, wie Du weisst. Die Wissenschaft beweist, dass wir nur einen kleinen Ausschnitt aus der gesamten Bandbreite der Schallwellen hören können. Wir hören nicht, was darüber oder darunter liegt, den Ultra- oder Infraschall. Der Bereich der Wellen, der oberhalb der Grenze unserer Hörfähigkeit liegt, erstreckt sich bis hinauf in die Unendlichkeit. Das gleiche gilt für den unterhalb der Hörgrenze liegenden Bereich. Und genauso ist es auch mit den Lichtwellen. Wir sehen nicht einmal, was kleine wissenschaftliche Instrumente sichtbar machen können. Ohne Mikroskop sehen wir keine Bakterien und ohne Teleskop nicht die weiter entfernten Sterne - überall schwere Begrenzungen!

Abgesehen von diesen Begrenzungen der Sinneswahrnehmung haben wir noch psychische und mentale Begrenzungen. Wir verstehen einander nicht richtig, und wenn wir denken, wir hätten etwas verstanden, ist es nur eine Missinterpretation. Du denkst, jemand vertraut Dir, ein anderer nicht - aber Du weisst es nicht. Immer kommt es zu Missverständnissen. Das kommt alles von Deiner begrenzten Erkenntnis. Hättest Du volle Erkenntnis, gäbe es keine Schwierigkeiten und Probleme. Aber volle Erkenntnis wird Dir nicht gegeben, solange das Gemüt aktiv ist, denn das Gemüt ist ein Instrument des Irrtums. Es führt uns andauernd in die Irre. Wir müssen das Gemüt aufgeben; das ist alles.

Meinerseits gibt es keine Anforderungen. Ich bin neutral wie der Sonnenschein. Mein Licht scheint auf alle, meine Verehrung gehört allen, meine Achtung erstreckt sich auf alle. Es gibt keine Beziehungen, keine Freundschaft, keine Verwandten. Diese stellen sich ein, sobald das Ego auftaucht. Dann ist man stolz und sagt: "Dies gehört mir und das gehört mir!"

Die Leute überschütten mich mit Geschenken. Jemand denkt, ich sei krank, und überschüttet mich mit Pillen. Sie liegen alle noch da, seit Jahren. Ein anderer bringt einen Pullover, eine Jacke, hundert Paar Socken - drei Paar würden zum Wechseln genügen! Doch es gibt keine Identifikation, keine Bedürfnisse, keine Probleme! Das Wesen des inneren Beobachters ist unendliche Freude, und da gibt es keinen Mangel. Sei, wie Du in Deinem inneren Wesen bist - grenzenlose Freude, grenzenloser Friede! Wo grenzenlose Zufriedenheit ist, braucht man nicht dies oder jenes. Swami Omkarananda

 

 

Gemüt und absolutes Bewusstsein

Swami Omkaranada

Selbstkontrolle gibt dem Menschen einen Platz unter den Göttern; aber das Fehlen derselben wird ihn in tiefste Finsternis stürzen.

Tirukural

Wenn das Herz zart und erhoben ist, sind die Emotionen fein und ausgezeichnet, und die Seele ist auf die göttliche Gegenwart gerichtet. Automatisch erscheint die Schönheit, höhere Emotionen kommen hervor, dominieren die ganze Seele und erschliessen andere Dimensionen der Wirklichkeit. Hier und jetzt, unter den gegenwärtigen Umständen, mag es dunkel sein, kein Licht ist da, Sie liegen im Bett, mit einer Decke bedeckt, und doch sehen Sie Wunder. Auf einer höheren Stufe, auf einer bestimmten Stufe geschieht dies automatisch in jeder Situation; denn wir dürfen die Wahrheit nicht vergessen, dass dieses ganze materielle Universum nichts anderes ist als ein Selbstausdruck des unendlichen göttlichen Bewusstseins.

Doch nur dem beobachtenden Gemüt erscheint es als solcher Ausdruck, dem Gemüt, das zu verstehen versucht, was das Universum ist. Aber für das Unendliche in sich selbst gibt es keinerlei Selbstausdruck, denn Es allein ist überall - überall nur Licht, überall nur Friede, überall nur Selbsterkenntnis, überall nur absolute Erkenntnis, absolutes Licht, unbedingte Vollkommenheit.

Da gibt es keinen Krieg. Den Krieg erleben jene, die sich noch im Traum dieser Welt befinden: menschliche Wesen, die eine menschliche, materielle Welt erfahren. Diese existiert nicht im Höchsten. Das Höchste schaut auf den Krieg und sagt: "Wunderbar!" Warum? - Weil es sich immer nur selbst sieht - und Es selbst ist Vollkommenheit. Und dasselbe Bewusstsein, wenn es sich eingrenzt und sich menschlichen Bedingungen unterwirft, nimmt den Krieg wahr.

Und weil Es so ein wunderbares Bewusstsein ist - unendlich und allvollkommen -, kann Es, wenn Es will, die ganze Welt auflösen und sie in einem Sekundenbruchteil wiederherstellen. Aber da die Aktivität der Welt im Gange ist, greift die Gottheit nicht ein. Sie erlaubt ihr, sich selbst zu entfalten, und im Prozess dieser Selbstentfaltung sind Kriege, Schwierigkeiten, Schicksalsprüfungen und Katastrophen sehr natürlich und allgemein verbreitet.

Das Ziel der Völker

. . . sollte die Umwandlung der Menschenherzen vom unvollkommenen, schwachen menschlichen Zustand zum vervollkommneten menschlichen oder göttlichen Zustand sein und zwar durch eine richtige Regierung, durch richtige Erziehung und ein völlig auf die Wahrheit gegründetes Leben. Das wird für alle Menschen die Wiedergeburt eines gesunden und friedlichen Lebens auf Erden zur Folge haben, wie auch ein das irdische Leben überschreitendes, ewiges Leben möglich machen.

Das Ideal der Sozialethik der Bhagavadgita ist Lokasangraha, das Wohlergehen und die Solidarität der Welt. Dies wird durch jeden Einzelmenschen bewirkt, durch die Pflichterfüllung im Sinne der Freiheit von Bindungen und durch bedingungslose Hingabe. Allen Menschen soll Gutes widerfahren. Der gesellschaftliche Aufbau und dessen Konstitution müssen so beschaffen sein, dass all ihren Gliedern geholfen wird, ihr höchstes Lebensideal zu erreichen.

Da alle Wesen Teile des Einen Wesens sind, welches eine Ganzheit bildet, hängt ihre Entwicklung von der Harmonie mit dieser Ganzheit ab. Die Vervollkommnung des Teils führt zur Einheit des Ganzen. Gegenseitige Liebe und Pflichterfüllung schliessen die Treue dem Ganzen gegenüber ein und bewirken ein Gesegnetsein des Einzelnen und der Gesamtheit.

Da, wo es sich um selbstloses Dienen handelt, begegnen sich Religion, ethische Philosophie und soziale Wirtschaft. Jeder dem Mitmenschen erwiesene Dienst entspricht einer uns selbst gewährten Wohltat. Je mehr diese erhabene Grundlage des menschlichen Handelns erkannt und angenommen wird, um so schneller wird sich die menschliche Entwicklung in der Linie der Vollkommenheit und Vergöttlichung vollziehen.

Swami Omkarananda


 

Asanas - positives Denken - höhere Wissenschaft

Gespräch mit Swami Omkarananda

Die Eine Wesenheit - selig, ganz und alldurchdringend - allein existiert, sonst nichts. Wer dies beständig erkennt, ist befreit von Tod und Weltenrad.

Siva Samhita

Gast:
Ich kenne einige Asanas (Körperhaltungen im Hatha-Yoga), aber ich übe sie nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich soll.

Swami:
Ich denke, es ist nicht notwendig, denn bei diesen Hatha-Yoga Asanas handelt es sich nur um körperliche Übungen. Sie können gewöhnliche, einfache, kleine Übungen machen, zum Beispiel im Wald spazierengehen und versuchen, die göttliche Gegenwart zu spüren. Stellen Sie sich vor, dass Gott mit Ihnen geht und denken Sie über Ihn und Seine Allgegenwart nach. Das ist genug. Halten Sie ihr Gemüt immer in einem positiven Zustand der Inspiration. Fühlen Sie die göttliche Gegenwart. Sagen Sie sich immer wieder folgendes: "Durch Gottes Gnade wird mein Körper immer stärker und jünger, immer mehr mit Energie erfüllt. Durch Gottes Gnade ist alles wunderbar, wird alles besser." Sehen Sie: " durch Gottes Gnade, durch Gottes Gnade " Sagen sie das immer wieder, bei jeder Gelegenheit. Seien Sie im Einklang mit dem Unendlichen, und alles wird gut sein. Was Sie brauchen, sind positive Gefühle, positive Gedanken, ein wenig Übung, Glauben an Gott und Liebe in Aktion. Schliessen Sie Ihre Augen und giessen Sie Ihre Liebe auf das ganze Universum aus.

Gast:
Es ist manchmal so schwierig, wenn man nicht genug Geduld mit den Leuten hat und sich über etwas ärgert.

Swami:
Sie haben vollkommen recht. Es ist nicht nur schwierig für Sie, auch grosse Heilige hatten Probleme mit dem Leben in dieser Welt.

Gast:
Ich habe all diese Bücher über das Leben der Heiligen gelesen. Viele von ihnen sind den Pfad gegangen, hatten aber mit immensen Schwierigkeiten zu kämpfen. Es wird anscheinend niemandem etwas geschenkt.

Swami:
Nichts wird geschenkt, alles muss aufgebaut werden. Auch wenn Sie in diesem Leben noch kein vollkommener Heilger sind, im nächsten Leben werden Sie einer sein, denn die Fähigkeiten und Talente, die Sie jetzt entwickeln, gehen nicht verloren.

Gast:
Meinen Sie damit das Leben nach dem Tode oder eine Rückkehr auf diese Erde?

Swami:
Wir kehren auch wieder auf diese Erde zurück.

Gast:
Haben wir hier schon einmal gelebt und sind jetzt wieder da?

Swami:
Sicher, das ist es, was die Wissenschaft sagt - eine höhere Wissenschaft. Es ist eine unleugbare Tatsache. Wenn wir göttliche Kräfte entwickeln, können wir erst wirklich sehen; wir können uns an unsere vergangenen Leben erinnern und anderen helfen, sich daran zu erinnern, oder auch eine Seele sehen, nachdem sie den Körper eines Menschen im Tode verlassen hat. All das sind Möglichkeiten. Aber sie sind für uns im Augenblick nicht von Bedeutung. Wir müssen uns ausschliesslich auf unsere Entwicklung und unser Wachstum konzentrieren. Das Wissen von diesen Dingen ist nur notwendig als Hintergrund, damit wir erkennen können, dass nichts von allem, was wir tun, je verloren geht.

Gast:
Wenn ich einen Hatha-Yoga Kurs besuche, werde ich darauf achten müssen, dass ich nicht nur irgendwelche bedeutungslose Gymnastikübungen mache, wie Sie sagten, sondern versuche, sie mit der richtigen Einstellung auszuführen.

Swami:
Ja, mit der richtigen Einstellung! Wenn Sie es für notwendig halten, können Sie ohne Vorurteile Hatha-Yoga praktizieren, und während Sie üben, können Sie anhand der Ergebnisse sehen, ob die Übungen für Sie nützlich sind oder nicht.

 

 

"Das Reich Gottes ist in euch!"

Swami Omkarananda

 Als das Feinste des Feinen, das Grösste des Grossen ist das Selbst in der Höhle der Herzen aller Wesen verborgen. Wer, frei von allen Zwängen, das Selbst erkennt, überwindet alle Sorgen, indem er durch die Gnade des Schöpfers den Herrn und Seine Herrlichkeit erschaut.

Yajur Veda

Jesus erklärte, dass das Reich Gottes im Innersten des Menschen gegenwärtig ist (Luk. 17,21). Hat Er damit die Würde des Menschen nicht zum Göttlichen emporgehoben? - Dies sollte recht erfasst werden! Christus hat nicht gesagt: "Leidenschaft ist in euch." Er hat nicht gesagt: "Ihr seid vergängliche Sterbliche." Er hat auch nicht gesagt: "In euch ist ein denkender Geist mit einem sterblichen Leib verbunden." Er hat gesagt: "Das Reich Gottes ist in euch!"

Und das ist es auch, was uns das innere geistige Erleben offenbart! Das ist es, was jeder Mensch weiss, wenn er die Erfahrung der höchsten Wahrheit gesucht und gefunden hat. Das wusste auch jeder grosse Philosoph, der höchsten Gedanken nachspürte, die Disziplin höheren Vernunftdenkens auf sich nahm und zu höherer Einsicht gelangt ist. Das ist es auch, wovon jeder grosse Künstler - wie ein Michelangelo und Raphael - etwas ahnte. Im Augenblick, wo die Bibel feststellt, dass das Königreich Gottes in uns ist, hebt sie das Menschsein auf die Stufe Gottes empor.

Im Licht dieser Wahrheit aller Wahrheiten, nämlich dass das himmlische Reich in uns ist, sollten wir unser tägliches Leben führen. Die Vorstellung von diesem Reich in uns lässt uns überaus kostbar werden, jeden von uns. Wie gross ist der Wert des Menschen? - Der Wert des Menschen ist endlos, unbegrenzt. Der Wert des himmlischen Reichs ist grenzenlos. Er lässt sich durch nichts in der Welt aufwiegen, ist doch die ganze Welt nur ein vager Schatten, erschaffen von den Kräften dieses Reiches. Die Erde hat kein Dasein ausserhalb von dem, was sie vom Reich des Himmels empfangen hat.

Wie leicht ist man versucht, den Menschen für etwas zu halten, was er gar nicht ist. Es bedarf der inneren Ruhe und geduldig-stillen Weisheitserkenntnis, um etwas von dem zu erfassen, was der Mensch letztlich ist. Wie rasch stürzt man sich in falsche Schlüsse und benützt die allgemeine menschliche Unwissenheit, um irgendwelche 'einleuchtende' und sensationelle Theorien in die Welt zu setzen, die dann aber der Menschheit nur Schaden zufügen. Es gilt also, seinen Standpunkt immer wieder zu überprüfen und kritisch gegenüber den eigenen Anschauungen zu sein, um zu erkennen, wieviel sie wirklich wert sind, und schliesslich auch bereit zu sein, sie wieder zu verwerfen.

Doch das bedarf grösserer Hingabe an die Wahrheit und grösserer Treue den Tatsachen gegenüber, als sie von den grössten Wissenschaftlern der Welt im Hinblick auf ihre Entdeckungen und Daten geübt wird. Es ist besser, wenn wir uns nicht auf das verlassen, was aus begrenzten Wissenschaften hervorgeht. Wo es um das Ziel und die Führung im Leben geht, sollten wir niemand Geringerem als Jesus folgen, um dem einmal erkannten Ziel im Licht zeitlos gültiger Erkenntnis über das Wesen des Menschen entgegenzustreben. Jesus erhebt den Menschen auf die denkbar höchste Stufe von Würde und Wert, Sinn und Bedeutung, wenn er sagt: "Ihr seid Söhne Gottes" (Joh. 10,35), "Ihr seid das Licht der Welt, das Salz der Erde!" (Mat. 5,13/14), "Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist" (Matth. 5,48), "Das Himmelreich ist in euch" (Luk. 17,21).

Versuche, das Christusprinzip in der inneren Konstitution des Menschen recht zu verstehen! Christus hat nicht zum Himmel gezeigt und zu den Jüngern gesagt: "Dort oben ist euer Vater!" Christus hat ihnen gesagt: "Das Himmelreich ist in euch!" (Luk. 17,21)

Das Königreich des Himmels in uns ist voll von Möglichkeiten und Kräften. Alle Vollkommenheiten sind in uns. Dieses Königreich des Himmels ist Christus Selbst. Es ist der höchste Zustand des Bewusstseins überhaupt, und es ist in jedem. In ihm sind wir alle eins, und folglich unzerstörbar. Als Körper sind wir zwar sterblich, doch steht uns der Rückzug offen in das, worin wir alle eins und unzerstörbar sind. Je mehr wir den inneren Gehalt des Bewusstseins erleben, desto höher ist unsere Sicht des Menschen, und desto mehr wirkt sie erhebend und umwandelnd.

Der Mensch soll vom Ewigen in sich berührt sein und die Wunder aus sich entfalten, die in seinem inneren Bewusstsein ruhen. Da Christus in uns ist, ist wundervolle Liebe in uns, und etwas von dieser Liebe soll auch in unserem Verhalten im Alltag zum Ausdruck gelangen. Da Christus in uns ist, ist unendliche Erkenntnis in uns. Höhere und immer noch höhere Fähigkeiten des Bewusstseins sollen in uns wirksam werden. Es gilt, aus der unbegrenzten Gottesfreude heraus zu leben, aus jenem Frieden heraus, der alles Verstehen übersteigt. Wir sollen aus dem Licht im Inneren leben.

Christus ist nicht nur das Licht der Welt, sondern das Licht in jeder Seele. Er ist das Licht aller Lichter in uns, das Licht allen Lebens im ganzen Universum. Er ist das ewige Licht, Er ist die Wahrheit in uns. In dieser Wahrheit sind wir ewig, unzerstörbar, ganz rein und allvollkommen, ganz voll Frieden, allwissend und voll Allmacht. Alle Macht und Freiheit, Freude und Schönheit ist in dieser inneren Wirklichkeit in uns.

 

Das alles beherrschende Bewusstsein

Swami Omkarananda

 Dahin reicht das Auge nicht, weder Worte noch Denken können es erfassen. Wir wissen nicht. Wir können nicht verstehen, wie Er erklärt werden kann.

Er ist jenseits des Erkannten und jenseits des Unerkannten. Das haben wir von den alten Weisen gehört, die uns diese Wahrheit erklärt haben.

Sama Veda

Die Augen können bloss sehen, die Ohren nur hören, die Zunge kann bloss schmecken oder kosten, die Haut nur berühren und die Nase nur riechen. Alle diese Sinne sind aber im denkenden Bewusstsein, im Mentalgebiet oder dem verkörperten Gedanken zusammengefasst. Mit Hilfe yogischer Fähigkeiten durch Hellsehen und Hellhören kann man direkt durch dieses Bewusstsein sehen und hören. Diese Tatsache entwertet die westliche psychologische Theorie der Wahrnehmung.

Diese Sinnenansammlung und Zusammenfassung im Mentalgebiet ist sozusagen ein verdichtetes Sinnesorgan. Letzteres könnte auch als das funktionierende Gemüt bezeichnet werden. Der Wunsch des menschlichen Gemüts nach Essen hat sich als Zunge, als Zähne und als Magen verkörpert. Wer das Gemüt beherrscht, dem gehorchen auch die Sinne. Wer die Sinne beherrscht, ist Herr auch über das Gemüt.

Nach Ansicht der ärztlichen Wissenschaft des Westens treffen Lichtwellen von aussen auf die Netzhaut, und dadurch entsteht dort ein umgekehrtes Bild. Diese Lichtwellen gehen durch den optischen Trakt und den optischen Thalamus zum Sehzentrum des occipitalen Gehirnlappens im Hinterkopf. Dort entsteht ein positives Bild; erst dann sieht man das Objekt.

Die vedantische Wahrnehmungslehre besagt, dass das denkende Bewusstsein durch das Auge hindurchdringt und ausserhalb dessen die Form des Objekts annimmt und wahrnimmt.

In Maharaschtra lebte ein blinder Heiliger, der aus jedem beliebigen Buch gut vorlesen konnte. Ist das nicht ein unglaubliches Wunder, von der Durchschnittsintelligenz des gewöhnlichen Menschen aus betrachtet? Doch es ist keins. Der Mann hatte die innere psychische Schau entwickelt und konnte direkt mit dem Gemüt ohne Hilfe der körperlichen Augen sehen.

Jeder Mensch kann durch geistige Übungen solches erreichen. Das Gemüt oder das denkende Bewusstsein vermag ohne Hilfe der Sinnesorgane zu sehen, zu hören, zu schmecken, zu riechen und zu fühlen, denn alle Sinne sind hier zusammengefasst.

Der menschliche Körper ist die Miniaturkopie der kosmischen Struktur und Organisation. Prana, die Lebenskraft, belebt und beseelt diesen Organismus. Jedes der fünf Elemente (Äther, Luft, Feuer, Wasser, Erde) bildet einen Bestandteil des menschlichen Körpers. Die Urenergie hinter allen Naturkräften ist Prana. Prana ist die sich offenbarende innerste Macht oder Essenz aller existierenden Kräfte. Das zerebrospinale System des Menschen bildet dessen feine, subtile Schalttafel. Die verschiedenen zarten psychischen Zentren beherrschen bestimmte Naturkräfte.

Durch Beherrschung dieser im menschlichen Schaltbrett gelegenen vitalen astralen Zentren wird der Mensch zum Gebieter über jede Naturkraft.

Jedes Gebet ist ein Gewinn, denn es kann niemals wieder in der kosmischen Intelligenz ausgelöscht werden.
Swami Omkarananda

 

 

 

 

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