Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Mai 1995

 

Kalender Jan2000



1. Tag

Wenn du dir Gott als einen Mann über den Wolken vorstellst, dann wird deine Meditation natürlich nicht sehr fruchtbar sein.

Aber wenn du Gott als eine nahe Gegenwart, die dich umgibt und durchdringt, empfindest und stets über Seine Allwissenheit und Allmacht nachdenkst, wenn du Ihn als das liebenswerteste Objekt im Himmel und auf der Erde betrachtest, wenn du weißt, dass Er das innerste Leben deines Lebens und die Kraft deiner Kraft ist, dass Er ein Wesen ist, das überall ist und zu allen Zeiten existiert, dass Er unbeschreiblich schön und voll unendlicher Wunder ist, fähig, in einem Augenblick Tausende von Segnungen über dich auszugießen, wenn du dir bewusst bist, dass dich diese Gottheit immer sieht, dann ist deine Konzentration gut und deine Meditation tief. Dann begegnest du Gott in der Meditation mit Liebe, Verstehen und der ganzen Kraft deines Willens und deiner Seele.

2. Tag

Reinheit ist im Geist und im Herzen, in den Gedanken und in den Gefühlen, also in deiner inneren Einstellung.

Wenn eine solche Reinheit gegeben ist, sind auch deine Handlungen rein, ist auch dein Leben rein. Sünde geschieht nicht im Körper oder in der äußeren materiellen Umgebung, sondern innen, im Denken und Fühlen des Menschen. Betrachte das sechs Monate alte Kind: es kennt keine Sünde; alle seine Fehler und Missgriffe, all die tierischen Funktionen seines Körpers sind frei von jeder Sünde.

Die gleichen tierischen Funktionen und körperlichen Aktivitäten können beim Erwachsenen in Sünde ausarten.

3. Tag

Ein Erwachsener ist sich dessen bewusst, was er tut, und wenn er aus den tierischen Körperfunktionen ein Vergnügen macht, ist er nicht mehr unschuldig, sondern begeht einen Fehler, eine Sünde. Sünde deshalb, weil sein Beschäftigtsein mit dem Vergnügen ihn daran hindert, nach der Freude, dem Frieden, der Reinheit und Vollkommenheit Gottes zu streben.

4. Tag

Lasst uns in der Meditation Verbindung mit Gott um seiner selbst willen aufnehmen. Wenn wir Gott um seiner selbst willen suchen, übernimmt Er die Verantwortung für die Erfüllung der Sehnsucht unseres Herzens, lädt unseren Körper mit Kraft, Gesundheit und Vitalität auf, schenkt unserem Leben Frieden, Wohlergehen, Fortschritt und Erfolg und segnet durch uns die Erde, die Natur und die ganze Menschheit.

Wenn wir uns Ihm durch die Meditation nähern, erleuchtet Er unseren Geist, gewährt uns Intuition und höhere Wahrnehmungskräfte sowie die höchste göttliche Erleuchtung und macht uns zu Erben Seines unendlichen Königreichs endloser Wunder.

5. Tag

Kehre zur göttlichen Kraft zurück. Die göttliche Kraft ist das höchste göttliche Bewusstsein in dir. Von diesem göttlichen Bewusstsein sind Materie, Leben und Geist gekommen. Das göttliche Bewusstsein hat schon vor dieser Schöpfung existiert und wird auch noch existieren, wenn diese verschwunden ist.

Dieses göttliche Bewusstsein in dir ist das Leben deines Lebens, der Schöpfer des Geistes, der Materie, der Lebenskraft. Die göttliche Kraft oder Gott in dir ist größer als dein Körper, dein Geist, deine menschliche Natur und deine Lebenskraft.

 

6. Tag

Wir sollten nicht vergessen, dass das menschliche Individuum seinen Platz zwischen zwei Welten hat. Es lebt nicht nur in einer Welt der Materie, sondern es ist eine göttliche Welt in ihm, eine Welt des göttlichen Bewusstseins, eines Bewusstseins, welches das Leben des Individuums erhält und seine intellektuellen Aktivitäten ermöglicht. Dieses göttliche Bewusstsein ist universal, kosmisch, unendlich und deshalb überall im Universum, in der äußeren materiellen und der inneren psychischen Welt tätig.

Zwischen diesen beiden Welten, die der Mensch bewohnt, herrscht ein beständiger Krieg, und sämtliche Probleme des Menschen entstehen aus diesem Konflikt heraus.

7. Tag

. Tiefste geistige Erfahrung und höchste philosophische Einsicht erschließen uns, dass das Bewusstsein innerhalb des Menschen - in diesem Bewusstsein, das sich von der bewussten, unterbewussten und unbewussten Wesenheit klar unterscheidet und von gänzlich anderer Natur ist - eine Tendenz hin zu Freude, Frieden, Harmonie, Vollkommenheit und Unsterblichkeit besitzt.

Genau das ist der Grund, warum jedes menschliche Individuum auf einer dauernden Suche nach Glück ist. Die Wurzeln dieses Instinkts, dieses Hungers nach Freude, die treibende Kraft hinter dem Drängen nach Vergnügen und Befriedigung liegen tief innen im göttlichen Bewusstsein.

Doch der Mensch weiß nichts von seiner eigenen wesentlichen Natur; er weiß nichts von den Quellen seines Vergnügungszwanges und gibt sich deshalb blind den Freuden, die die Welt ihm bieten kann, hin.

8. Tag

Niemand will sterben. Jeder versucht sein Leben auf Erden zu verlängern. Dieser Instinkt, der sich dem Tod widersetzt, sitzt tief drinnen in der inneren göttlichen Natur des Menschen. Unsterblichkeit ist ein Wesenszug des göttlichen Bewusstseins im Menschen. Das göttliche Bewusstsein ist erfüllt von einer Unendlichkeit von Freude und Glückseligkeit. In gleicher Weise gibt es andere Impulse im Menschen, wie der Drang nach Frieden, nach Harmonie, Erkenntnis und Macht, die der Mensch irrtümlicherweise in der äußeren Welt zu befriedigen sucht.

9. Tag

Das rastlose Streben des Menschen nach Frieden, Glück und Macht - nach den verschiedenen zentralen Werten, wird vom Menschen in völliger Unkenntnis seiner göttlichen Natur durchgeführt. Da er diese an sich inneren Werte rein äußerlich verfolgt - in der materiellen Welt und durch seine begrenzten Sinneserfahrungen - kommt es zu einem beständigen Zusammenstoß der unterschiedlichen willentlichen Bestrebungen verschiedener Menschen, was eine Anzahl von Problemen zur Folge hat und den Menschen stets frustrierter werden lässt.

 

10. Tag

Wir müssen eine beständige Suche nach den zentralen Werten in unserem, an diesen Werten überreichen inneren göttlichen Bewusstsein aufrechterhalten. Nur dann, durch ein inneres Wachstum an Selbsterkenntnis und göttlicher Erkenntnis, erlangen wir eine Grundlage, die uns befähigt, uns auch an den materiellen Gütern der Welt wirklich zu erfreuen.

Wenn wir ohne diese Grundlage versuchen, die durch den gewaltigen wissenschaftlichen und technischen Fortschritt bedingten Annehmlichkeiten und Vergnügungen des modernen Lebens auszuschöpfen, erleben wir eine Frustration und eine Unzufriedenheit, die umso größer sind, je mehr wir jene Annehmlichkeiten und Vergnügungen zu genießen suchen.

11. Tag

Der Mensch ist ein Rätsel, und Gott ist die einzige Lösung dafür. Das Leben findet seine Erfüllung nirgends als im göttlichen Bewusstsein.

12. Tag

Versuche, das Leben von jedem nur möglichen Standpunkt aus zu verstehen, und du wirst nicht umhinkönnen, die zentrale Wahrheit zu entdecken, dass der Mensch niemals in der Lage sein wird, seine Probleme zu lösen, bis er nicht sein ganzes inneres Wesen im göttlichen Bewusstsein ruhen lässt.

13. Tag

Ein wenig von der Energie und der Kraft der Liebe in unserem Herzen entlässt ein solch wohltuendes Tonikum in unseren Blutstrom, wie keine Apotheke der Welt es uns zur Verfügung stellen kann. Wenn wir Hass und Abneigung abschaffen und Liebe entwickeln, führt das zu einer Integration unserer Persönlichkeit, wie wir sie durch keine psychologische Technik je erreichen können.

14. Tag

Da es das menschliche Gemüt ist, das auf Probleme reagiert und selbst Probleme schafft, können wir - wenn wir es umwandeln und erheben - erleben, dass sich die äußeren Probleme in zunehmendem Maß von selbst auflösen.

15. Tag

Es ist wahr, dass es eine Anzahl verborgener Welten gibt. Es ist ebenso wahr, dass es unsichtbare Meister und Wesenheiten gibt, die stets an der Evolution, dem Wachstum und der Entwicklung der Menschheit interessiert sind. Diese Welten sind aber keine geographischen Regionen, es sind vielmehr besondere Ebenen des Bewusstseins.

Es ist auch wahr, das wir nicht in einem materiellen Universum leben, wie es uns unsere Sinne berichten und wovon die Wissenschaftler uns überzeugen wollen. Das Universum ist nicht bloß ein mechanisches Gebilde und besteht nicht nur aus elektromagnetischen Kräften und uns umgebenden Energien. In der Tat ist das, was wir irrtümlicherweise als ein physisches Universum ansehen, höchst psychisch.

Es gibt eine superatomare Energie, mit der jeder Raumpunkt vollgepackt ist. In uns und überall um uns herum befinden sich die Wunder des unendlichen, unbegrenzbaren, unbeschreiblichen Bewusstseins.

16. Tag

Gewisse innere Erfahrungen erschließen uns, dass der ganze Bereich des physischen Universums, der physischen Erfahrung eine herrliche Selbstentfaltung der unendlichen Bewusstseinskraft ist. Gesegnet sind jene, die fähig sind, ihr inneres Bewusstsein zu erheben und eine bewusste Einheit mit dem unendlichen göttlichen Sein herzustellen.

17. Tag

Die Erfahrung des Göttlichen ist unsere unentrinnbare Bestimmung. Hier auf dieser Erde können wir uns der endlosen Schätze, des Lichts, der Liebe des göttlichen Königreichs nur erfreuen, wenn wir ununterbrochene, dynamische innere Beziehungen mit dem allsehenden, allwissenden, allschönen göttlichen Sein aufnehmen.

18. Tag

Der Geist des Menschen ist ein ständig ruheloses Prinzip und produziert fortlaufend Gedanken und Ideen. Wir müssen uns aber auch der Tatsache bewusst sein, dass der Geist ein bewusstes Prinzip ist. Bewusstsein steht hinter ihm, ist in ihm. Die eigentliche Grundlage allen Denkens ist Bewusstsein. Zu allen mentalen Aktivitäten und Funktionen gehört also Bewusstsein. Doch erschöpft sich im menschlichen Geist nicht die Gesamtheit des Bewusstseins. Er ist nur eine kleine Teilmanifestation des unbegrenzbar weiten Ozeans des dahinterliegenden Bewusstseins. Das in uns extrem begrenzte göttliche Bewusstsein erscheint als der menschliche Geist.

19. Tag

Reinheit des Herzens ist dasselbe wie Reinheit des Geistes. Wenn diese Reinheit erreicht ist, sind wir äußerst gesegnet.

Solange unser Geist aktiv ist haben wir keinen Zugang zu diesem Ozean, der das göttliche Bewusstsein ist, weil der menschliche Geist ein Prinzip der Begrenzungen ist, eine dunkle Kraft, eine Einengung des Bewusstseins.

20. Tag

Die Unterschiede, die wir in unserer täglichen Erfahrung antreffen und selbst machen, stammen nicht von Gott. Gott hat alles nach seinem eigenen Bilde geschaffen. Er nimmt die Menschheit als eine Einheit wahr. Gott ist einer, und dieses eine Prinzip und Licht durchdringt alles und erhält alles. Unterschiede und Unterscheidungen sind menschliche Schöpfungen.

21. Tag

Jede Zunahme in der Kraft der Konzentration bedeutet einen Schritt näher zu Gott hin.

 

22. Tag

Was müssen wir tun, um übermenschlich, edel und göttlich zu werden? Wir müssen damit beginnen, alles gegen den menschlichen Geist zu unternehmen. Sein Wesen ist es, umherzuspringen, von einem Gedanken zum andern. Keine Sekunde gibt er Ruhe. Er ist stets mit dem einen oder anderen beschäftigt und voll Rastlosigkeit. Dieser Geist, auch Gemüt oder Mind genannt, muss diszipliniert werden.

23. Tag

Es gibt verschiedene Disziplinen oder Methoden, das Denken und die Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Angenommen du hast einen Namen Gottes oder ein Mantra, dann kannst du durch beständige Wiederholung des Mantra, durch unterbrochene Konzentration auf dasselbe Wort, dieselbe Bedeutung, dasselbe Licht, dein Denken und Fühlen in großem Ausmaß disziplinieren und unter Kontrolle bringen.

24. Tag

Es liegt in der Natur des menschlichen Geistes, den einen zu lieben und den anderen zu hassen. Dagegen muss angegangen werden.

Was tun? - Lade dein Herz mit alles einschließender Liebe auf, gleich, ob der andere dein Feind oder dein Freund ist. Atme tief drinnen in deinem Herzen schweigend Segen aus für diese Person und sende allen gleichermaßen Schwingungen der Liebe und des Friedens.

25. Tag

Betrachte die Welt nicht mit den Augen deiner Gedanken und Gefühle, die unvollkommen sind. Betrachte die Welt mit den Augen des göttlichen Bewusstseins in dir, durch Gott in dir.

Schau auf die Welt mit den Augen der Liebe, dann wird dein Leben voll Kraft, Glück und Frieden sein!

 

26. Tag

Das göttliche Bewusstsein in dir sagt nicht: "Das ist dein Freund, das ist dein Feind; das ist dein Körper, das ist dein Leid."

Das göttliche Bewusstsein ist allvollkommen, transzendent und stirbt nicht mit dem Körper. Es wird nicht berührt von der Kälte und der Hitze, die du durch deine Sinne erfährst. Dieses göttliche Bewusstsein findet dasselbe göttliche Bewusstsein überall und in allem, darum ist es unter allen Bedingungen gleich glücklich.

27. Tag

Das Geheimnis der Rückkehr zur göttlichen Natur und Vollkommenheit besteht darin, dass etwas in unserem Herzen sich dauernd ans Göttliche erinnert und mit Ihm lebt.

28. Tag

Weil das göttliche Bewusstsein in unserem Herzen wohnt, deshalb haben wir Liebe, deshalb sehnt sich unsere Seele nach Vollkommenheit, deshalb haben wir die Fähigkeit, gut zu sein und Gutes zu tun, deshalb erhebt sich der Impuls in uns, moralisch und geistig zu wachsen.

 

29. Tag

Ist Liebe eine Eigenschaft der Materie? Sicher nicht! Liebe ist eine Eigenschaft des Geistes Gottes in uns.

30. Tag

Unser physischer Körper ist nicht der Tempel Gottes. Der Körper ist ein vergängliches Ding; er altert und ist der Krankheit unterworfen. Der Geist Gottes lebt im inneren Bewusstsein in uns. Gott ist nicht in unserem menschlichen Geist, der voller Unvollkommenheit ist. Der Geist Gottes ist im göttlichen Sein in uns. Der Geist Gottes, der tief inmitten unserer Seele ist, kann sich auf wunderbare Weise in unserem äußeren Leben ausdrücken, wenn wir das Hindernis der Unreinheiten aus unserem täglichen Leben entfernen.

31. Tag

Unser inneres Herz trägt den unendlichen Geist Gottes in sich, darum ist dieses innere Herz der Tempel Gottes. Lasst uns Gott in diesem unserem inneren Herzen und auch in den Herzen aller Wesen wahrnehmen. "Sei still und erkenne, dass Ich Gott bin." Dieses "Ich bin" ist der Geist Gottes, der war, ist und von Ewigkeit zu Ewigkeit sein wird.

 

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Mai 1995

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 20, Nr. 223

Herausgeber: Omkarananda Ashram
Anton-Graff-Strasse 41
CH 8400 Winterthur

Tel: 052 - 202 19 03

Druck und Versand:
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CH 8400 Winterthur

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