Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Dezember 2007

Kalender Jan2000



1. Tag

Ich lebe in einer Welt ohne jegliche Angst! Warum? - Weil für den Erfahrenden alles etwas Äußerliches ist; nichts kann ihn fassen. Kein Tod, keine Krankheit, keine Naturgewalt - nichts kann ihm etwas anhaben.

 

2. Tag

Der Erfahrende bewegt sich nicht: Er bleibt, wo er ist, auch wenn der Körper von reißenden Fluten erfasst wird.

Er bewegt sich nicht und ist doch überall gegenwärtig. Er ist wie der Raum. Wohin soll der Raum sich bewegen? - Alles bewegt sich, alle Galaxien, alle Universen; aber wohin soll der Raum sich bewegen? Er bewegt sich nicht.

Subtiler als der Raum ist der Erfahrende im Menschen. Er bewegt sich nicht, er ändert sich nicht. Etwas Unveränderliches kann von der Zeit nicht berührt werden. Die Zeit hat deshalb keine Macht über den Erfahrenden.

3. Tag

Zeit ist für den Erfahrenden in uns ein Objekt, und alle Objekte gehören ins Reich der Illusion; alle Erfahrungen sind vorübergehende, flüchtige Phänomene, die niemanden zu erschrecken brauchen, auch wenn es sich um etwas Furchtbares handelt.

Für den Erfahrenden gibt es nichts Furchtbares: Alles, was geschieht, ist etwas Äußerliches und kraftlos angesichts des Erfahrenden.

Krankheiten, Tod und finstere Kräfte haben keine Macht. Nur der Erfahrende hat Macht. Er nimmt den Tod nicht an, weder Krankheit noch Schmerz akzeptiert er!

Ich bin dieser Erfahrende! - Wenn deine Aufmerksamkeit im Erfahrenden verweilt, dann bedeuten alle Erfahrungen nichts. Du trägst in dir selbst ein ewiges zeitloses, raumloses Himmelreich, Schönheit, Freude, Stille. Alles ist hier und jetzt im Erfahrenden zugegen.

4. Tag

Unreinheit ist eine Finsternis.

Diese Finsternis, diese Maya, diese Unwissenheit - das Gemüt - öffnet die Tür zur Erfahrung nur über den Körper und die Sinnesorgane.

So sind die Menschen total ausgeschlossen von der Wirklichkeit der Wirklichkeiten, von all den Welten und Universen hier und jetzt; ausgeschlossen von Gottes Anwesenheit.

Das Gemüt begrenzt unsere Fähigkeiten. Es hat zwar mehr Fähigkeiten als die körperlichen Sinne, es kann sich etwas vorstellen, kann Träume erzeugen; aber das Gemüt ist trotzdem noch Materie, feinere Materie.

5. Tag

Materie ist auch Licht: alle Materie ist strahlende Materie, leuchtende Materie. Obwohl das Gemüt heller leuchtet als die Materie, ist es trotzdem noch Materie, ebenso unsere Gedanken, die Teil des Gemüts sind.

Wir aber sind Geist, unendlicher Geist, subtiler als der Raum und von Licht erfüllt.

Licht ist das Wesen dieses Geistes. Das Wesen des Erfahrenden ist Licht, Bewusstsein, unendliches Bewusstsein, unbegrenztes Bewusstsein.

6. Tag

Zwischen zwei Gedanken - nach der Auflösung des einen und der Entstehung des darauffolgenden - ist ein kurzer Leerraum; hier können wir einen Einblick erhalten in eine zeitlose, raumlose Welt.

Die zeitlose Welt erhält die Zeit-Raum-Welt.

7. Tag

Warum sollen wir das Gemüt hinter uns lassen?

Ohne Gemüt können wir kein Wissen ansammeln, ohne Gemüt gibt es kein Hören, Sehen, Denken, keine Erfahrung im Raum-Zeit-Universum. Warum sollen wir also das Gemüt hinter uns lassen? - Wenn das Gemüt verschwunden ist, was bleibt dann? - Die unendliche Wahrheit bleibt, das unendliche Bewusstsein bleibt, das selbstleuchtende Bewusstsein bleibt.

Aus dieser Erfahrung des leuchtenden Bewusstseins heraus kannst du auf Erden leben, als wahrer Mensch mit wahrem Glück, wahrem Frieden, wahrer Freiheit, wahrer Kraft. Du führst ein furchtloses, angstfreies, alles überwindendes Leben.

8. Tag

Für den Wissenschaftler ist alles Energie. Überall sieht er das Spiel verschiedener Arten von Energie, Milliarden von Energien, mit Milliarden von verschiedenen Frequenzen.

Was ist Energie? - Licht. Und was ist Licht? - Licht ist auch Ton. Man kann Licht in Ton und Ton in Licht umwandeln. Energie, Ton, Licht - es ist alles ein und dasselbe.

Alles ist ein Spiel von Energien in endlosen Verwandlungen, in endlosen Gestaltungen.

Eine Form von Energie durchdringt die andere. Die Geisterwelt durchdringt die materielle Welt. Davon haben die Menschen keine Ahnung. Die Götterwelt durchdringt die Geisterwelt und die physikalische Welt. Auch davon haben die Menschen keine Ahnung.

Was ist die Götterwelt? - Wieder eine Form von Energie. Die Geisterwelt ist eine andere Form von Energie und die physikalische Welt wieder eine andere Form und Gestalt von Energie.

9. Tag

Bewusstsein ist unzertrennlich von Energie.

Sogar die Steine haben Bewusstsein, auch wenn sie nicht die Fähigkeiten des menschlichen Gehirns besitzen.

Ein großer Yogi kann in einem Stein leben. Er kann einfach sein Bewusstsein auf den Stein übertragen und darin in zeitloser, raumloser Stille wohnen. Wenn er will, kann er wieder aus dem Stein herauskommen. Dasselbe kann er mit einem Tier machen oder sogar mit einem Leichnam. Er kann in den toten Körper eingehen, dann beginnt dieser zu laufen und zu sprechen. Alles ist möglich. Viele Yogis haben das schon getan. Das ist ein Energiewechsel.

Wir leben in einer Welt mit endlosen Arten von Energien in den verschiedensten Frequenzen.

10. Tag

Jede Energie ist Licht, und Licht ist Farbe, und Farbe ist Ton. Und alles besitzt Intelligenz. Das ganze Universum ist von Intelligenz beseelt und durchdrungen.

Pflanzen weinen, Pflanzen lachen, Pflanzen sind Zeugen der Taten von Menschen. Sie können wahrnehmen, was vor ihnen geschieht. Überall ist Intelligenz am Werk. Dieses ganze Universum ist ein Spiel dieser Intelligenz.

Von diesen Tatsachen hat der Wissenschaftler mit seinen vier Nobelpreisen keine Ahnung. Trotzdem sind diese Tatsachen vorhanden.

Keine Tatsache verschwindet, nur weil der Wissenschaftler nichts davon weiß.

Aber das ganze Universum, dieses Feld, dieses unendliche Meer unendlich vieler Arten von Energie, Energiewellen, Tonwellen, Farbwellen, Gedankenwellen, astralen Wellen, psychischen Wellen - dieses ungeheuere, unendliche Meer an Energieformen ist eine Illusion.

11. Tag

Keine Philosophie kann gedeihen, wenn sie nicht in der Wirklichkeit verwurzelt ist.

Erkenntnis der Wirklichkeit lässt sich nicht durch Denkprozesse, durch angestrengtes, "überhitztes" Nachdenken erwerben. Das führt zu keiner Ordnung. Das führt nicht zur Wahrheitserkenntnis.

Wohl führt es zu einem größeren, erweiterten Verständnis des Universums, aber ein solches Verstehen des Universums nützt niemandem etwas, denn es ist ein falsches Verständnis.

 

12. Tag

Die Gefahr, dass ein großer Denker oder Philosoph in der Vielfalt des Universums seinen Weg verliert, ist groß. Er hat eine Theorie; auch andere haben und hatten ihre Theorien.

Doch keine dieser Theorien stimmt mit der Erfahrung des Mystikers überein, mit der direkten Erfahrung der Wahrheit, während die Erfahrungen der Mystiker untereinander sehr wohl übereinstimmen, soweit die wesentlichen Aussagen betroffen sind.

Trotzdem sind die Theorien der Philosophen nicht ganz umsonst aufgestellt; sie haben einen Zweck und einen Wert, denn sie fordern das menschliche Denken heraus und bringen die Menschen zum Nachdenken, anstatt dass sie sich dumpf und stumpf den Gewohnheiten des sinnlichen Lebens, des Vergnügens und des Alltags hingeben.

13. Tag

Die Wirklichkeit oder Wahrheit ist ein grenzenloses, ein unbeschreibliches Ding.

Sie kann deshalb kein Thema für den Philosophen sein, der auf Vernunft und Denken angewiesen ist.

Der Intellekt ist selbst nur ein Produkt der Wahrheit, eine Folge der Anwesenheit der Wahrheit, und kann als solcher seinen eigenen Ursprung weder begreifen noch erkennen.

14. Tag

Millionen von Veränderungen geschehen jeden Augenblick im Körper: Bakterien sind da, sie vermehren sich, gehen zugrunde; die Nägel wachsen, die Zellen befinden sich in einem kontinuierlichen Umwandlungsprozess. Alles ist in Veränderung, im Umbau begriffen, nichts bleibt sich gleich.

Auch unsere Gedanken ändern sich beständig, aber auch für sie gibt es Kontinuität, Wachstum, Individualität.

Und diese Individualität nimmt einen hervorragenden Platz ein. Sie ist nicht dazu verdammt, Sklave unaufhörlicher Veränderungen zu sein. Sie hat ihre eigene Unabhängigkeit und Freiheit. Und jenseits dieser Individualität da ist die wahre Individualität: Gott oder die Wirklichkeit.

Und diese Wirklichkeit ist alles.

 

15. Tag

Philosophie kann uns helfen, über die Wirklichkeit nachzudenken, und je mehr wir über Dinge wie diese, über Gott und die Wahrheit nachdenken, desto mehr Klarheit und Reinheit schaffen wir in unseren Herzen, desto mehr Licht strömt in uns ein.

Aber die Philosophien aller Philosophen als solche sind nutzlos, wenn es darum geht, Gott zu erfahren.

16. Tag

Wir haben eine Verbindung zum ganzen Kosmos. Jeder Mensch ist ein Mikrokosmos. Jeder Mensch ist ein ganzer Kosmos in sich.

In unserem Augenlicht ist das Licht der Sterne. In unserem Körper ist Wasserstoff, und Wasserstoff ist überall im Raum. Wir haben eine Beziehung zum Wasserstoff, eine Beziehung zum Raum, eine Beziehung zur Luft, eine Beziehung zum Feuer, eine Beziehung zum Licht.

Wir haben eine Beziehung zu allem im Universum. Wir sind eins mit dem ewigen Wasser, dem ewigen Licht, den ewigen Bestandteilen des Universums.

Unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen beeinflussen alle anderen Menschen im ganzen Universum, in der ganzen Welt; sie beeinflussen alle Bäume, Sterne, unsichtbare Welten und Wesen.

Alles, was wir tun und denken, hat einen Einfluss auf den Rest des ganzen Universums.

Wir sind Kinder des Universums.

17. Tag

Es gibt etwas in uns, das immer über diesem Universum steht, es transzendiert und anders ist als das Universum. - Dieses "Etwas" ist das transzendente Prinzip oder Gott.

So gesehen sind wir Kinder des Universums und auch wieder nicht Kinder des Universums. Die Wahrheit ist, dass wir Kinder des Unendlichen sind, Kinder Gottes, und als solche weit mehr als das Universum mit all seiner verwirrenden Vielfalt, atemberaubenden Schönheit und ehrfurchtgebietenden Erhabenheit.

Der Mensch ist, als zuinnerst transzendentes Wesen, in der Lage, jedes auftauchende Problem zu lösen, jede Frage zu beantworten, die sich erhebt.

Das transzendente Prinzip im Menschen ist der einzige Schnittpunkt für die Lösung aller Fragen und Probleme, die sich bezüglich der Existenz des Universums und des Menschen ergeben können.

18. Tag

Die Zukunft wird nicht beständig neu erzeugt; sie ist auch nicht unbestimmt und beliebig.

Die Zukunft ist festgelegt und doch nicht ganz festgelegt; sie ist festgelegt insofern, als es sich um einen Prozess handelt, der einen Anfang und ein Ende hat. Und dieser Prozess folgt denselben Pfaden, die frühere Weltenschöpfungen schon gegangen sind und zukünftige gehen werden.

Innerhalb des Festgelegten jedoch hat der Mensch Freiheit. Der Mensch ist kein Sklave von Materie und Universum. Er kann während seines Aufenthalts im Universum geistig aufsteigen, ja über dieses Universum hinausgehen.

Das ist das Einzigartige in Bezug auf den Menschen: Er kann, wenn er will, grenzenlose Freiheit genießen und sich in einem Zustand der Transzendenz aufhalten.

Während er sich in einem physischen Körper umherbewegt, kann er jenseits dieses Körpers sein. Während er in einem sich ständig verändernden Umfeld lebt, kann er in einem unwandelbaren Sein leben.

19. Tag

Überall ist Veränderung: außen und innen. Die Umwelt ändert sich, die Gedanken ändern sich - alles fließt.

Und in dieser Umgebung, in diesem Verwirrspiel unaufhörlichen Wandels und atemberaubender Vielfalt lebt der Mensch mit einer ewigen Konstante in seinem eigenen Herzen - dem transzendenten Prinzip -, Gott oder die Wahrheit genannt.

Inmitten des Strudels an Veränderungen gibt es etwas, das sich niemals ändert, das immer dasselbe bleibt, aber doch immer neu, immer vollkommen ist: Das zeigt die Erfahrung.

Keine gedankliche Spekulation kann uns diese Tatsache eröffnen. Eben darin liegt die Ohnmacht der spekulativen Philosophie.

20. Tag

Das Universum ist in der Tat ein organisches Ganzes. Da alles in Gott ist, und Gott als Basis und Substanz in allem ist, ist alles - der ganze Kosmos - auch in jedem Einzelnen, in jedem Menschen, in jedem Wesen.

Gottes Intelligenz ist grenzenlose Energie, sie ist die Quelle der Atomenergie. Gottes Intelligenz ist Super-Atomenergie, das heißt: In jeder kleinen, winzigen Zelle ist die unendliche Kraft des Göttlichen verborgen. Überall ist Seine Energie, Seine Intelligenz, Sein Bewusstsein gegenwärtig. Er ist die Basis für alles, was der Mensch erfährt, sieht, fühlt und denkt - für das ganze Universum, die Bühne seiner täglichen Erfahrung. Gott durchdringt das ganze Universum.

Er ist das Geheimnis hinter der integralen Zusammenfassung jedes einzelnen Individuums. Er steht hinter aller Harmonie im Universum. Chaotisch wie das Universum zu sein scheint, ist doch eine große Harmonie vorhanden, die alles zusammenfasst. Diese Harmonie verdanken wir der Anwesenheit der göttlichen Intelligenz, der göttlichen Energie.

21. Tag

Gott hat zwei Funktionen, zwei Aspekte.

Erstens: Er ist im Universum, erhält das Universum; alles ist in Ihm und Er ist in allem. Das ist ein Aspekt.

Zweitens: Er ist jenseits des Universums, immer und ewig transzendent, unberührt, unberührbar.

Das Universum kommt, das Universum geht, das Universum ist eine Illusion.

Warum ist das Universum eine Illusion? - Eben weil es kommt und geht! Vor Milliarden von Jahren gab es kein Universum, und in Milliarden von Jahren wird dieses Universum nicht mehr existieren: ausgelöscht, zerstört.

Es ist ein sich stets wiederholender Zyklus, ein endloses Spiel, ein Feld der Illusionen, des Wechsels und Wandels.

22. Tag

Will man die Wirklichkeit jenseits jeder Illusion erkennen, nützt es nichts, dieses Universum zu studieren und zu analysieren - ein unmögliches Unterfangen!

Man muss durch die Kraft der Intuition, die Kraft der Seele, die Kraft der inneren Offenbarung in diese Wirklichkeit versinken, zu dieser Wirklichkeit werden. Das ist der einzige Weg, auf dem man Gott oder die Wirklichkeit erkennen kann.

Und dann hat man eine klare Antwort, eine Antwort auf jede Frage, die sich in Bezug auf das Universum stellt. Erkenne Gott und du erkennst alles! Gewinne Gott und du gewinnst alles! Ohne Gotteserkenntnis bist du der größte Verlierer und du hast nichts, auch wenn dir alle Güter dieser Welt gehören.

Gott hat zentrale Bedeutung und Wichtigkeit für den Menschen. Gotterfahrung ist der Schlüssel zur Lösung aller Probleme im Universum. Ohne Gotterfahrung ist man verwirrt, verliert sich in Angst und unlösbaren Problemen.

23. Tag

Die Führung zur Gotterfahrung kann nicht von den im Dunkeln umhertappenden Philosophen kommen; sie kommt von den Heiligen und Mystikern, von den Menschen der Gotterfahrung.

Die Philosophen bauen wunderbare Gedankentürme, aber sie bewegen sich außerhalb der Wirklichkeit und Wahrheit; sie irren im Feld der Unwissenheit umher.

All ihre wunderbaren Überlegungen, Entdeckungen und Ideen sind immer noch in der Welt der Finsternis angesiedelt.

Kein Gedanke, keine Erfahrung außerhalb des Unendlichen und Ewigen hilft uns dabei, dieses in Erfahrung zu bringen. Kein Gedanke, kein Gefühl, keine Entdeckung oder Erfindung außerhalb der unendlichen Wahrheit hilft uns weiter auf dem Weg zur Erfahrung der Wahrheit. All diese Gedanken, Gefühle, Entdeckungen und Erfindungen befinden sich im Reich der Finsternis.

24. Tag

Der wahre Philosoph ist ein Mystiker. Nur ihn kann man wahrlich als Philosophen bezeichnen, als Verkörperung der Weisheit. Liebe und Weisheit sind ein und dieselbe Wahrheit.

Wo eine große Liebe ist, da findet eine große Befreiung statt - eine Befreiung wovon? - Befreiung von Raum und Zeit, Befreiung von allem, was man sieht, hört, fühlt, denkt.

Auch die großartigen, scheinbar lebensumwandelnden Gedanken der Philosophie nützen niemandem, sofern dadurch die Erkenntnis der Wahrheit angestrebt werden soll. In den Gedankensystemen der Philosophen gibt es keinen Gott, kein Reich Gottes, keine Wirklichkeit - auch dann nicht, wenn sie ständig davon reden. Der Gedanke bleibt im Gedanken gefangen.

Die direkte Erfahrung ist der Weg. Man muss Gott oder die Wirklichkeit direkt erfahren. Die direkte Erfahrung ist eine unmittelbare Erfahrung, ohne den Umweg über ein Instrument der Erkenntnis, sei dies ein Sinnesorgan oder der Intellekt.

25. Tag

Gott allein ist unser wahres Wesen. Alles andere ist Illusion, Unwahrheit, Täuschung. Deshalb nützt es uns nichts.

Warum willst du wissen, was dieser menschliche Körper ist? - Bist du dieser Körper? - Du kannst dich außerhalb des Menschseins, außerhalb des Körpers, außerhalb der Schale des menschlichen Wesens stellen und die menschliche Geschichte betrachten.

Aber derjenige müsste ein Narr sein, der, obwohl er im Hier und Jetzt grenzenloser Weisheit, grenzenlosen Friedens, grenzenloser Freude und grenzenloser Erleuchtung lebt, das menschliche Wesen betrachten wollte. Niemand verzichtet auf diese Erfahrung, diesen Zustand, um zu studieren, was der Körper oder was der Mensch, was das Universum oder die Materie eigentlich sei.

 

26. Tag

Alles, was sich in Raum und Zeit abspielt, gehört dem Reich der Finsternis an, wo Sorgen, Probleme und Begrenzungen zu Hause sind.

Probleme lassen sich nicht lösen, solange man in der Zeitraumwelt oder irgendeiner beliebigen anderen Welt dualistischer Ordnung eingefangen ist. Dabei spielt es keine Rolle, wie wir diese Welt definieren und auf welche Ebene der Wahrnehmung wir sie platzieren: physisch oder psychisch, okkult oder unterbewusst; jeder Prozess läuft innerhalb einer wie auch immer beschaffenen Zeitraumwelt ab, innerhalb eines dualistischen Systems.

Doch sind wir nicht an den Aufenthalt in einer dualistischen Welt gebunden. Während wir in der Welt sind, sind wir gleichzeitig auch nicht in der Welt. Was machen wir? - Wir errichten das Reich Gottes hier und jetzt in unserer Seele und Intelligenz; und in diesem Reich wohnen wir.

 

27. Tag

OM enthält das ganze Universum der Wirklichkeit - Gott selbst.

Angesichts dieser Wirklichkeit sind alle philosophischen Systeme ein Kinderspiel.

Jeder Philosoph versucht das System des Konkurrenten zu zerstören. All diese neuen Namen und Konzepte - so verblüffend und intelligent aufgebaut sie auch sein können - sind nichts anderes als eine andere Seite, eine andere Ansicht der Finsternis.

So nützlich sie für den Studenten sein können, um das Denken der großen Denker kennen zu lernen und das eigene Denken zu schärfen, so nutzlos sind sie in Bezug auf die Erkenntnis der Wirklichkeit. Sie sind ein Stadium, das man hinter sich zurücklassen muss. Man muss herausspringen aus dieser Welt der Finsternis.

Wirklichkeit ist grenzenlose Liebe, absolute Liebe. Da gibt es keinen Prozess, keine zwei Dinge. Wo ein Prozess abläuft, da gibt es Wechsel, Probleme, Wachstum, Zerfall, Sterben und abermals Sterben.

 

28. Tag

Der Mensch ist kein Prozess, er ist nicht aus verschiedenen Dingen zusammengesetzt.

Alles Zusammengesetzte stirbt, endet, ist nutzlos und problematisch. Aber wir sind nicht das! Wir sind nicht der Körper! Wir brauchen nicht essen, wir brauchen nicht dieses und jenes tun.

Hier, wo es um die Frage der Wahrheit geht, brauchen wir diese Dinge nicht. Diese Dinge sind Illusion, sie befinden sich im Reich der Illusion, im Reich des Elends, der Unwissenheit, der Unwahrheit.

Morgen kommt ein anderer Philosoph und sagt etwas anderes. Eine Philosophie gerät in Konflikt mit der anderen: ein endloses Wauwau unaufhörlicher Diskussionen und Streitereien. Nichts kommt dabei heraus!

 

29. Tag

Was ist notwendig im Leben?

Es ist notwendig zu sehen, was in uns ist: Es ist etwas Unsterbliches, Ewiges in uns, immer beobachtend: das Licht aller Lichter. Es ändert sich nicht, es hat keinen Gegensatz, es ist nicht aus vielen Dingen zusammengesetzt. Es ist nur eines. Es ist das Eine ohne ein Zweites, ein allvollkommenes Sein.

Und trotzdem kann es endlose Universen hervorbringen! Es braucht nichts, aber der Überfluss seiner eigenen Vollkommenheit bringt alles hervor.

Doch ist es nicht an die Illusionen gebunden, die es erschafft, erhält und wieder auflöst. Dieses ganze Spiel der Schöpfung hat nichts mit der Wirklichkeit selbst zu tun, aber ohne die Wirklichkeit ist dieses Spiel nicht da. So ist es gleichgültig, welches Spiel es ist, denn die Wirklichkeit wird davon nicht berührt.

Die Wirklichkeit ist das Reich Gottes, sie ist Vollkommenheit, Freude, Frieden - das Hier und Jetzt.

30. Tag

Ich bin nicht im Körper, nicht in Zeit und Raum, nirgendwo.

Und trotzdem bin ich hier.

Ich bin im Zentrum grenzenlosen Friedens, der Stille, der Ruhe, des Lichts und der Erleuchtung.

Da wohne ich, und dieser Ort ist hier und jetzt.

Von diesem Zentrum aus soll man das Leben betrachten. Was ist das Leben, von diesem Ort aus betrachtet? - Es ist null und nichts!

31. Tag

Mystiker und Heilige sind wahre Philosophen und lösen die Probleme des Lebens durch die Erfahrung der Wirklichkeit.

Es gibt keine andere Antwort. Die einzige Erlösung liegt in der Erfahrung Gottes. Das ist das Ziel.

Alle Wissenschaft, alle Erziehung, alle Philosophie, alles Leben, alle Tätigkeit soll zu dieser Erfahrung führen.

Wenn Philosophie, Wissenschaft und unser tägliches Leben und Streben diese Erfahrung nicht zum Ziel haben, dann sind sie nichts als eine Struktur der Finsternis.

Aber wenn ihr Ziel die Gotterfahrung ist, dann sind sie wunderbare Mittel diesen ewigen Schatz, das ewige Leben, zu erreichen.

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Dezember 2007

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 32, Nr. 374

Herausgeber: Omkarananda Ashram
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CH 8400 Winterthur

Tel: 052 - 202 19 03

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