Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Dezember 1995

 

Kalender Jan2000



 

1. Tag

Dieses erschaffene Universum muss jemanden oder etwas als Ursache haben. Dieses große, weite, unbegrenzbare Feld der Schöpfung muss einen Schöpfer haben. Die das Universum bildenden Materialien setzen sich aus der Substanz der Gottheit zusammen.

2. Tag

Überall um uns herum und in uns befindet sich die Gottheit, aus deren Substanz sich alle Materialien zusammensetzen. Dass wir Gott nicht mit unseren physischen Augen sehen, dass unsere Sinne nicht in der Lage sind, Ihn wahrzunehmen, ist kein Beweis dafür, dass Er nicht existiert.

Jedes spezielle Erkennen fordert spezielle Fähigkeiten. Für die verschiedenen Phänomene gibt es die diesen entsprechenden Instrumente der Erkenntnis. Das Mikroskop erschließt uns die Welt der Bakterien, das Teleskop die Welt der Sterne, die beide für das bloße Augen unsichtbar sind.

3. Tag

Es sind Fähigkeiten in uns angelegt, die mit der Natur und der Wirklichkeit des Göttlichen korrespondieren. Mit dem Denken können wir Gott nicht finden, und wie sehr wir uns auch anstrengen und unsere physischen Sinne zu größtmöglicher Leistung anspornen, so wird es uns doch nie gelingen, mit ihrer Hilfe Gott zu entdecken, zu verstehen, zu sehen oder zu erfahren.

Es gibt andere Fähigkeiten und Kräfte in uns, die uns die Existenz und Wirklichkeit Gottes erschließen können.

4. Tag

Gott ist eine Macht, die das Universum formt, stützt und erhält. Gott ist mehr als alles was Er erschaffen hat. Alles ist vergänglich, flüchtig, veränderlich und geht zugrunde, doch Gott ist das Unvergängliche, Zeitlose, Ewige, Unsterbliche. Alles innerhalb von Zeit und Raum ist dieser Zeit und diesem Raum unterworfen, doch Gott, der Schöpfer, steht über Zeit und Raum.

Das heißt jedoch nicht, dass Gott ein Wesen ist, das irgendwo im Jenseits sitzt; nein, Er ist hier und jetzt bei uns. Er durchdringt Zeit und Raum und ist dennoch jenseits davon.

5. Tag

Gott ist die Substanz, aus der sich Raum und Zeit zusammensetzen. Gott ist alles, was erschaffen wurde, und doch ist Er transzendent - etwas, das nicht vom Erschaffenen berührt wird. Er ist unendlich, unbegrenzbar, absolut, allvollkommen und von erhabener Schönheit, von einer Schönheit die sich im Glitzern der Sterne ausdrückt und im Lächeln der Blumen. Seine unendliche Intelligenz kommt in einem winzig kleinen Ausmaß in der Intelligenz des Menschen zum Ausdruck. Gott ist ein allgegenwärtiges Wesen, dessen Antlitz überall ist. Er ist eine allsehende Wirklichkeit, deren Auge überall ist. Er ist ein Bewusstsein, das unbegrenzt, unbegrenzbar und allvollkommen ist. Er ist jenes Bewusstsein, das die Grundlage aller Kräfte und Energien des universalen Systems ist. Er ist jenes Bewusstsein, das die Quelle aller Kräfte ist, und eine Macht, der alle Formen der Erkenntnis und des Wissens entstammen.

 

6. Tag

Das unendliche, universale, zeitlose Bewusstsein, das Gott ist, ist das Leben unseres Lebens, die Seele unserer Seele. Es ist allwissend, alles beobachtend, auf alles reagierend. Dieses unendliche göttliche Bewusstsein ist auch unendliche göttliche Liebe und unendliche göttliche Freude. Es ist diese unendliche Freude, die alle unsere kleinen Freuden erst ermöglicht. Gott ist absolute Weisheit, absolute Erkenntnis, absolutes Bewusstsein, und dieses absolute Bewusstsein ist die Basis unserer Intelligenz und Vernunft. Es ist der unbegrenzbare Ozean des Bewusstseins.

7. Tag

Das Göttliche erhält uns alle. je mehr wir uns Seiner bewusst sind, desto mehr fühlt etwas in unserem Herzen Seine Gegenwart, desto mehr erwacht eine tiefe innere Wahrnehmung in uns und beginnt, Es zu erfassen und zu sehen. Je mehr wir uns Seiner bewusst sind, desto reicher und gesegneter wird unser Leben, und desto mehr beginnen wir, wirklich zu leben - in Freude, in erstaunlicher Kraft, in Wundern und im Entzücken der Liebe.

Wir leben dann im Bewusstsein unserer unendlichen Stärke, unseres unendlichen Lebens in Gott, unserer unendlichen Schätze des Gottbewusstseins. So lange wir nicht die Erkenntnis und Erfahrung Gottes erlangt haben, können wir nicht behaupten, wirklich zu leben. Bevor wir nicht Gott gesucht haben und in Ihm leben, können wir nicht behaupten, dass wir wirklich leben.

8. Tag

Die menschliche Erfahrung hat den Tod in den zurückliegenden Jahrhunderten niemals als endgültig akzeptiert.

Es gibt herrliche und bemerkenswerte Beispiele von Menschen, die den Tod überwunden und Zeugnis davon abgelegt haben, dass es etwas in uns gibt, das den physischen Tod überlebt. Denken wir nur an den griechischen Philosophen Sokrates, der in seinen letzten Augenblicken zu seinen Schülern sagte: "Hört auf zu weinen und trauert nicht um mich; denn ich bin unsterblich! Mit dem Tod wird nur der Körper begraben!"

9. Tag

Dieses unser Leben, das wir mit unseren kleinen begrenzten Kenntnissen führen, dieses Leben, in dem es so wenig Liebe gibt, dieses Leben, das von Hass und Abneigung zerstört wird, dieses Leben, das vollgestopft ist mit Besitz und Reichtum - ist das überhaupt wert, Leben genannt zu werden?

Gibt es in einem solchen Leben den Reichtum von Frieden, Freude und Glück? Ist es nicht eine große Schande, dass wir ständig von erbärmlichen tierischen Instinkten und Zwängen geplagt werden? Welchen Einfluss und welchen Wert haben unser Reichtum, unsere Häuser, unsere Eigentümer und unsere Erziehung, wenn wir täglich nicht wenigstens einige Momente reinigender und verklärender Ruhe kennen?

 

10. Tag

Gott ist die Essenz und der Atem unseres inneren Seins. Gott ist das höchste Bewusstsein, das in uns wohnt - ein Bewusstsein, das keine Grenzen kennt, ein Bewusstsein, in dem sich jeder Schatz des Königreichs des Himmels befindet. Welche Torheit könnte größer sein als dieses Bewusstsein zu ignorieren, zu vernachlässigen und das Leben mit unbedeutenden Kleinigkeiten zu verbringen? Deshalb müssen wir uns dieser Kraft bewusst werden - der todlosen Kraft, die in unseren Herzen wohnt. Wir müssen die bewusste Erfahrung der Einheit, der unzertrennlichen Einheit mit dem göttlichen Sein zurückgewinnen.

11. Tag

Worin liegt die Stärke des Zweiges eines großen Baumes? Nur in seiner wesentlichen Einheit mit dem Baum. Worin liegt unsere Stärke, unsere Herrlichkeit, unser Leben und unsere Freude, wenn nicht in unserer wesentlichen Einheit mit der Gottheit, die unser Leben ist? Unsere Stärke liegt in der Aufnahme einer bewussten Beziehung mit der Gottheit, mit der wir ewig eins sind.

12. Tag

Wir leben nicht wirklich, so lange wir uns nicht der unendlichen Kraft bewusst sind, die tief drinnen in unseren Herzen wohnt. Diese Kraft ist Gott.

Welche Torheit ist es von uns, vor unserem eigenen inneren Wesen davonzulaufen! Welch kolossale Unwissenheit ist es nicht, unser Leben auf ein wenig technisch-wissenschaftlichen Kenntnissen aufzubauen, wenn wir nicht von der Gottheit wissen die in uns wohnt; wenn wir in der Dunkelheit umhertappen und unsere wirkliche Stärke und wahre Lebenskraft verfehlen?

Solange wir Gott nicht berührt haben, solange wir nicht nach Gott gesucht und eine bewusste und ständige Verbindung zu Ihm hergestellt haben, werden wir nicht in der Lage sein, über den Tod zu lachen, die Krankheit abzuschaffen und in Frieden und Freude zu leben.

13. Tag

Die Welt wurde uns nicht gegeben, um zu leiden, nicht um der Krankheit und dem Tode ausgeliefert zu sein: die Welt wurde uns gegeben, um darin zu leben und um uns am Leben zu erfreuen. Doch niemand lebt und erfreut sich wirklich am Leben, außer jene, die sich ununterbrochen der unendlichen Kraft in sich und um sich her bewusst sind.

14. Tag

Lasst uns lernen, unseren Blick nach innen zu richten und den Reichtum und das Bewusstsein entdecken, die da tief unter der Oberfläche des bewussten Denkens liegen. Lasst unser lernen, unsere Einsichten zu vertiefen, die Sterne zu betrachten und Ausschau zu halten nach dem Einen, der sie gemacht hat.

15. Tag

Jeder Punkt des Raumes erschließt uns die Herrlichkeiten eines wundersamen Bewusstseins. Das Auge der Weisheit sieht diese Wahrheit. Das Auge der Liebe sieht diese Wahrheit, der göttliche Genius des Lebens in uns ist fähig sie zu erfahren und Meditation und Kontemplation sind die großartigen Wege, die uns zu diesem Ziel hinführen.

16. Tag

Ein Mensch, der Gott liebt, entlässt die reinsten harmonischsten und friedvollsten Schwingungen. Die unbewusste und unterbewusste Intelligenz der ganzen Natur ist gegenüber der Gegenwart eines solchen Menschen empfänglich. Wir können nichts Besseres auf Erden vollbringen, als zutiefst über die Herrlichkeit und Größe des allschöpferischen Bewusstseins nachzudenken.

17. Tag

Ein wenig Glaube ans Göttliche, ein wenig Liebe zur Gottheit kann unsere Persönlichkeit weit mehr vervollkommnen als hundert psychiatrische Techniken und psychologische Analysen und Praktiken. Ein wenig Glaube an Gott, ein wenig Liebe zu Gott kann uns für unser Eigentum, für unsere Familien und Kinder mehr Sicherheit garantieren als jede Lebensversicherungsgesellschaft.

18. Tag

Gott hat nichts gegen das Leben auf dieser Welt. Gott will, dass es uns gut geht; doch kann unser Erdenleben nicht gesegnet sein, wenn wir nicht im Gottbewusstsein ruhen. Wir können nicht hoffen, in Frieden und Glück zu leben, Fortschritt zu machen und uns zu entwickeln, wenn wir nicht in Berührung sind mit dem göttlichen Bewusstsein.

19. Tag

Der spirituelle Genius Indiens hat entdeckt, dass wenn du einen Namen Gottes wiederholst und diese Wiederholung zum Mittel deines Gewahrseins und deiner bewussten Erfahrung Gottes machst, du erleben wirst, dass dein ganzes Leben - wie seine Umstände und Bedingungen auch sein mögen - göttlich wird, und du langsam zu einer Erfahrung des Göttlichen in seiner ganzen Reichhaltigkeit hingeführt wirst.

20. Tag

Unglücklicherweise verfolgen die Menschen nur wirtschaftliche Ziele und - unter Ausschluss aller höheren Werte - einige weltliche Werte, was dazu führt, dass, obwohl sie alles haben, was sie zum Leben brauchen, sie weder zufrieden noch glücklich sind, und so ihr Leben für sie selbst zu einem bedauernswerten Ärgernis und zu einer Geschichte von Kummer und Sorgen wird.

21. Tag

Es fehlt dir an nichts!

Die Führung, die Inspiration und das Wissen, die du brauchst, stellen sich aufgrund deines ernsthaften Strebens nach Vollkommenheit von selbst ein. Gott ist immer bei dir, beobachtet dich und sieht dich. Er ist eine unentrinnbare, das ganze Universum durchdringende Kraft und Substanz. Mit jedem in deinem Herzen sich erhebenden höheren Fühlen, mit jedem großen Gedanken, den du denkst, mit jeder guten Tat, die deine Hände vollbringen, hast du gleichzeitig etwas von der Gnade Gottes erworben. Automatisch machst du so den nächsten Schritt in deiner Entwicklung.

 

22. Tag

Gott ist nicht irgendwo fern von uns: Er sitzt in unserer Intelligenz; Er hat in unserem Bewusstsein Seine Wurzeln geschlagen. Deshalb entwickelt sich unser Bewusstsein von innen heraus zu einem höheren Licht und beginnt uns zu führen.

23. Tag

Das unbegrenzbare Licht des göttlichen Bewusstseins in meinem Herzen ist das gleiche Licht, das auch in deinem Herzen strahlt. Dieses Licht wird dich nicht in Frieden leben lassen und keine Ruhe geben, solange du nicht die letzte Vollkommenheit erreicht hast. Der ständige Druck und die Schwierigkeiten des Lebens sind die treibende Kraft hinter deiner Suche nach Vollkommenheit und Gotterfahrung.

24. Tag

Du hast einen menschlichen Körper, der der körperliche Ausdruck der subtilen menschlichen Intelligenz ist. Warum solltest du dann den Angriffen des Unterbewusstseins und seiner tierischen Natur nachgeben? Warum das Unterbewusste nicht in die Kraft der Erkenntnis, Weisheit und Liebe umwandeln und es so verklären? Sei Herr über dieses Leben auf Erden, Herr des Denkens und Fühlens, Herr deiner selbst und deshalb der wahre Genießer der reichsten Gaben der Erde.

25. Tag

Wir sind von der Gottheit nur unserer Wahrnehmung nach getrennt - in unserem gegenwärtigen Erfahrungszustand und seinen Bedingungen - nicht aber organisch, nicht im wörtlichen Sinn, nicht in Wahrheit. Im Traumzustand sind wir unserer Erfahrung nach auch von der physischen Umgebung, in der wir uns gerade befinden, abgeschnitten. Wir liegen auf dem Bett in einem kühlen Zimmer in Europa, unserer Traumerfahrung nach befinden wir uns aber in der glühend heißen Sahara und sind am Verdursten. Das ist es, was damit gemeint ist, dass wir von der Gottheit nur unserer Wahrnehmung nach getrennt sind.

 

26. Tag

Meditation ist der Vorgang, durch den wir dem Tropfen unserer Individualität erlauben, bewusst in den Ozean des unendlichen Bewusstseins hineinzusinken und mit ihm einszuwerden.

27. Tag

Wir suchen nicht ein wenig Frieden, sondern den vollkommenen Frieden, der das Verstehen übersteigt. Wir suchen nicht nach ein wenig diese Welt betreffendes Wissen, sondern unser Ziel ist es, zum Göttlichen zu erwachen, so dass Allwissenheit zum natürlichen Charakteristikum unseres Denkens wird. Wir suchen nicht nach ein wenig Ruhe für die Nerven oder einem kleinen Erfolg im Geschäft, sondern nach jener Kraft und jener Freude, jenem Erfolg, der in der Gotterfahrung gründet.

28. Tag

Meditation ist der großartige Weg zur Erleuchtung; es ist die Methode, durch die wir uns selbst zur Wirklichkeit unserer organischen Beziehung mit der allsehenden Gottheit erwecken können. Meditation ist die großartige Kunst, uns aus dieser Dunkelheit des Schlafens und Träumens zurückzuziehen, um mit offenen Augen unsere Beziehungen zu Gott und unser Verwurzeltsein im Sein und Herzen Gottes zu erkennen.

 

29. Tag

Meditation ist ein fortgeschrittener Zustand unseres inneren Bewusstseins, dem Konzentration vorausgeht. Eine Form der Konzentration ist allen kreativen Tätigkeiten eigen.

30. Tag

Das Geheimnis des Erfolgs in der Meditation besteht darin, dass wir versuchen, während des ganzen Tages in einer Art von Meditation zu verbleiben.

31. Tag

Der Mensch ist normalerweise ein Opfer endloser Ablenkungen und dauernder Störungen seiner mentalen Energien. Wenn er sich aber entschließt, ein kreatives Individuum zu werden, ist er gezwungen, die Kunst der Konzentration anzuwenden. Wenn der Mensch auf Erden Frieden, Glück sowie kreative Kraft und Vollkommenheit vermisst, dann liegt das daran, dass sein Geist nicht trainiert, kultiviert, diszipliniert, geschärft und auf eins gerichtet ist. Darum ist die Kunst der Konzentration für jedes Individuum für eine Vielzahl von Zwecken von großem Wert.

 

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Dezember 1995

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 20, Nr. 230

Herausgeber: Omkarananda Ashram
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CH 8400 Winterthur

Tel: 052 - 202 19 03

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