INHALTSVERZEICHNIS

Swami Omkarananda: EBENBILD
Einleitung
Universaler Schlüssel zur Gottesweisheit
Einstimmung
Erwirb den Reisecheck, der immer Gültigkeit hat
Das Ewige im Menschen
Unsterblichkeit und Lebenswillen
Der wundervolle Spiegel der Welt
Die Tendenz der Wissenschaft zum Geistigen und das Problem des Menschen
Die Wissenschaft der Wissenschaften
Eine tiefe Analyse des Lebens
Die Wahrnehmung Gottes ist der Höhepunkt der Kultur
Fixpunkt der Unendlichkeit
Zwei Alternativen
Das Offenbarwerden des Bildes Gottes
Der Widerstand
Läuterung der menschlichen Natur
Die Liebe im Menschen ist Hinweis auf das Ebenbild Gottes
Das Bewusstsein im Hintergrund
Allgegenwart Gottes ernst genommen
Wo Liebe ist, wächst Weisheit
Liebe als Grundlage von Kultur und Religion
Traumerfahrung und Unendlichkeitserfahrung
Das Göttliche in Herz und Händen halten
Ein Bild Gottes ist nötig, um zum bildlosen Gottbewusstsein zu gelangen
Das zeitlose, raumlose Bewusstsein
Eine Unendlichkeit ist in Deinem Inneren!
"Der in euch ist, ist grösser, als der in der Welt ist" (Joh. 4,4)
Meditation als Anfang
Im Mitmenschen das Göttliche erblicken
Die Läuterung
Portrait des geistig Strebenden
Der geistige Mensch wächst über das Normalmass des Menschen hinaus
Der Urgrund
Was bedeutet Religion?
Das Wichtige, das überall ist
Wir leben im Herzen der göttlichen Wirklichkeit
Bei Gott gibt es nichts Irrationales, kein Ungefähr
Stille
Freisein von Erinnerungen
Meditation mit Anruf des Namens Gottes
Betet ohne Unterlass (1 Tim 7,7)
Erhört Gott Gebete?
Wie mehren wir unseren Glauben?
Das Wesen der Liebe kommt in Christus zum Ausdruck
Der Mensch - das Unendliche im Endlichen
Der Mensch ist ein unsterbliches Wesen in einem sterblichen Körper
Das Lächeln Gottes
Eine neue Dimension des Lebens
Die Verantwortung für den inneren Fortschritt
Wie das Leben zur Fülle und Erfüllung gelangt
Innere Umwandlung durch Dienen
Die Heilkraft der Liebe und ihre Entfaltung im Menschen
Mit den Talenten wuchern
Beruf und geistiges Leben
Der Botschafter Gottes
Ethik und Unsterblichkeit
Der Gottsucher und der Tod
"In Ihm leben, weben und sind wir." (Apg. 17,28)
Was bedeutet der geistige Pfad?
Zeichen des inneren Fortschritts
Lebe im Unsichtbaren
Der Eine in allen
 

Mensch werde wesentlich, denn wenn die Welt vergeht, so fällt der Zufall weg, das Wesen, das besteht.

Ein wesentlicher Mensch ist wie die Ewigkeit, die unverändert bleibt von aller Äusserheit.

Ich trage Gottes Bild; wenn Er sich will besehn, so kann es nur in mir und wer mir gleicht geschehn.

Ich bin nicht ausser Gott, und Gott nicht ausser mir: Ich bin Sein Glanz und Licht, und Er ist meine Zier.

Wer in der Ewigkeit mehr lebt als einen Tag, derselbe wird so alt, als Gott nicht werden mag.

Mensch, was du liebst, das wirst du werden: Gott wirst du, liebst du Gott, und Erde, liebst du Erden.

Angelus Silesius

 

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EINLEITUNG

Die Synthese von Natur und Übernatur, von Menschlichem und Göttlichem im Menschen will nicht nur erkannt, sondern erlebt und im Leben offenbar werden. Das ist, besonders in Europa, noch selten - und dann nur ansatzweise - geglückt.

In einigen Augenblicken der europäischen Geistesententwicklung wurde sie zwar ins Auge gefasst, doch mehr nur erahnt als verwirklicht. Es blieb mehr nur ein kurzes Aufleuchten, das bald wieder erlosch, weil die Mittel zur gelebten Verwirklichung fehlten. Diese kostbaren Augenblicke gelangten zu genial künstlerischem Ausdruck in den frühen byzantinischen Fresken und Mosaiken, den frühen lkonen, Kathedral- und Dombauten des Abendlandes, den Kantaten Johann Sebastian Bachs, in einigen Gedichten und Kirchenliedern und in den weiten, lichten Kirchen des Barock, ferner in den denkerischen Bemühungen eines Nikolaus von Kues, die sich auf die "coincidentia oppositorum", das Zusammenfallen der Gegensätze in Gott konzentrierten.

Was in kurzen Augenblicken mehr erahnt als verwirklicht wurde, nämlich die Einheit von Schöpfer und Schöpfung, Natur und Übernatur, ging bald gründlicher denn je verloren. Dichter trauerten darum und spürten schmerzlich den Zwiespalt. Ein Hölderlin zerbrach daran. Friedrich Schiller besang in einem Gedicht die Götter Griechenlands, die einst die schöne Welt beseelten und stiess dabei auf heftige christliche Kritik. Wieder andere, wie die Gebrüder Schlegel, wandten sich indischer Geistigkeit zu.

Dieses Unvermögen wurde dem Christentum zum Verhängnis. Heute versucht man, Theologie nach dem Tode Gottes zu betreiben. Nur der Mensch blieb noch übrig, und zwar kaum mehr im vollen Sinne als das Abbild Gottes, das er auf der ersten Seite der Bibel war, sondern als ein in die Existenz geworfenes Wesen in einer gottleeren Welt ohne Echo, als ein Mensch, der kaum mehr wagt, von Gott zu reden, der aber dennoch letztlich den Ursprung aus Gott nicht verleugnen kann.

Es wird heute versucht, Gott noch im Menschen - oder besser in der Mitmenschlichkeit - zu finden, aber Gott ist tot und sein Ebenbild unsichtbar. Warum gelingt es nicht, das Ebenbild Gottes im Menschen zu finden? Nur im verwirklichten Ebenbild wird uns Gott sichtbar. Die überweltliche Erlösergestalt Jesu Christi trat neuerdings hinter die geschichtliche Persönlichkeit* zurück, welche aber mangels genauer Daten Anlass zu Disputen gibt, denn die ersten Christen waren gar nicht so sehr an dem geschichtlichen Menschen als an Gott interessiert, der sich offenbarte, und so stösst man bei dem Versuch zu entmythologisieren, auf endlose Schichten von "Gemeindetheologie", "Mythos" und "frühen katholischen Tendenzen" schon im neuen Testament. Den "Kern evangelischer Wahrheit" bekam man auf diese Weise jedenfalls nicht zu fassen. Das konnte schon deshalb nicht gelingen, weil die Verfasser der neutestamentlichen Schriften keine modernen Christen und keine Menschen unserer Zeit waren, die an geschichtlichen und wissenschaftlichen Fakten interessiert sind. Und selbst wenn sie es gewesen wären, würde uns die historische Gestalt nicht viel nützen; denn nicht der Mensch Jesu von Nazareth erlöst uns, sondern Gott, der in diesem Menschen offenbar geworden ist.

Infolge dieses vergeblichen Bemühens, auf solche Weise des Erlösers habhaft zu werden, wendet sich der Mensch unserer Zeit greifbareren Realitäten zu, indem er das Heil auf der Erde mit wirtschaftlichen und politischen Mitteln zu schaffen versucht. Man baut also auf die Wissenschaft statt auf die Religion und lernt dabei überraschende Seiten des Menschen kennen, vorwiegend solche irrationaler Natur. Weltkriege stören den Aufbau dieser neuen Welt und fördern ihn zugleich. Der Mensch lernt sich selbst erkennen - hoffentlich nicht zu spät. Die Errungenschaften von Technik und Wissenschaft zeigen bereits ihre Kehrseiten in der Umweltverschmutzung und in der Verschmutzung der Innenwelt. Letztere wird bisher noch schamhaft verschwiegen.

Die Menschen sehen Gott nicht mehr. Dichter merken solche Dinge früher und sprechen aus, was andere nur dunkel erfühlen. Die 'Rede Christi vom leeren Weltgebäude herab', welche die Abwesenheit Gottes verkündigt, ist schon im letzten Jahrhundert aus der Feder des Dichters Jean Paul geflossen. Sie nimmt die Verfassung des Menschen in unserem Jahrhundert vorweg. Heute wird die Jean Paulsche Vision zum Inhalt kirchlicher Predigt, und Nietzsches "Gott ist tot" wurde zur Parole christlicher Theologen. Wer heute noch einfach und schlicht an Gott glaubt, wer noch 'Theologie vor dem Tode Gottes' betreibt, wird belächelt. Doch die Theologen nennen sich weiterhin Theologen, obwohl sie lediglich am Menschen interessiert sind, nicht mehr an Gott. Untergegangen ist natürlich nur ein veraltetes Gottesbild in der Seele des Menschen. Es gibt keinen toten, nur einen lebendigen Gott, doch dem Menschen zu helfen, ist freilich notwendig geworden, denn er ist in Not geraten wie jene Verlassenen in der Vision des Dichters Jean Paul.

Wie konnte es dazu kommen? Der Strom des kulturellen Lebens hatte sich geteilt. Nur der kleinere Teil der lebenspendenden Wasser floss weiterhin im Strombett der Religion. Die religiösen Gefühle haben sich seit Jahrhunderten in Dichtkunst und Musik ausserhalb des kirchlichen Bereichs entladen. Das liess die Religion noch ärmer werden.

Die Geschichte der Religion kann als Entwicklungsgeschichte der Gotterfahrung betrachtet werden: Die Menschen der Urzeit schauten zum Himmel empor und empfanden ein ahnendes Sehnen, das aus der innersten Seele emporstieg. Sie blickten zu den Sternen und empfanden heilige Schauer. Sie schlossen daraus, dass da oben etwas Erhabenes sein müsse. So versetzten sie die numinosen Gehalte der Seele, die archetypischen Götter, als Sternbilder an den Himmel. Später holten sie Gott auf die Erde herab, indem sie ihr Ahnen des Göttlichen in Naturkräfte, auf Heroen, Könige und Weise projizierten.

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Universaler Schlüssel zur Gottesweisheit

Schliesslich entdeckte der Mensch das Bild Gottes, das immer schon in ihm war, in seinem innersten Sein. Das geschieht nicht erst in unserer Zeit, obwohl diese Erkenntnis heute in besonderer Weise aktuell wird. Schon auf der ersten Seite der Bibel steht geschrieben: "Lass uns den Menschen machen nach seinem Bilde, nach dem Bilde Gottes schuf er ihn" (Gen. 1,26 und 27).

Die Inder ihrerseits wissen um den 'Purusha', der in allen Menschen zugegen und doch nur ein Einziger in allen ist. Dieser findet in allen vier Veden Erwähnung. Das lässt seine Bedeutung erahnen, die er auch im fundamentalen Denken der östlichen Weisen einnimmt, als Schlüssel aller Gottesweisheit, genau wie in der Bibel.

Entsprechungen zum Purusha finden sich auch bei Leopold Ziegler in seinem Konzept des 'Allgemeinen Menschen', sowie im Bild des Ewigen Menschen' oder 'Göttlichen Menschen' in der christlichen Gnosis, der ostkirchlichen Mystik, der jüdischen Kabbala, auch bei Jacob Böhme, F.C. Ötinger und Emanuel Swedenborg, worauf Ernst Benz hinweist (Ernst Benz, Der Übermensch, Zürich 1961, S. 281 und 283).

Niemand Geringeres als der Marburger Theologe Ernst Benz besteht darauf, dass der geistige Übermensch von Anfang an im Christentum Heimatrecht habe und die Erlösung durch Christus nicht eine blosse Wiederherstellung, sondern Seinserhöhung bedeute. Jesus selbst nämlich erwartet von seinen Jüngern, dass sie in der Zukunft dieselben Werke, ja noch grössere Werke als er vollbringen werden, und bei Johannes heisst es (1. Joh. 3,2): "Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder, und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, dass wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist".

"Auch ein Paulus weiss noch deutlich von dieser Seinssteigerung, die der Geist mit sich bringt. Die Wirkung des Geistes ist nicht einmalig, sondern von ihm geht eine ständige schöpferische Wirkung aus, die den Menschen von Stufe zu Stufe hebt und verklärt", schreibt Ernst Benz unter Bezug auf 2 Kor 4,16 (Ob auch unser äusserlicher Mensch sich auflöst, so wird doch unser innerer Mensch von Tag zu Tag erneuert). Diese Erneuerung ist nicht nur Wiederherstellung eines durch den Fall verlorenen früheren Zustandes, sondern ein Voranschreiten zu neuen Herrlichkeiten: "Hier erscheint der Geist als die Kraft einer progressiven Seinserhöhung und Transformation des Menschen, die ihn ins Übermenschliche erhebt."

Die Nichtanerkennung des Bildes Gottes im Menschen verhinderte die Menschwerdung, meinte C.G. Jung in seinem Buch Antwort auf 'Hiob', und der Indologe J.W. Hauer schreibt in seinem Standardwerk über Yoga, die seelisch-geistige Struktur der Gegenwart erfordere nicht einfach nur Verkündigung, sondern den Wegweiser, dessen Wirken den tiefsten Wurzeln menschlicher Existenz entspringe.

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Einstimmung

Überall im Universum ist Licht, ist Musik, ist Schönheit als der wahre Körper des Göttlichen. In diesem Körper, in dieser Schale, die an sich schon wunderbar ist, hält sich das allerwunderbarste Göttliche auf. Es ist zeitlose Schönheit, unendlich vollkommen. Die Freude und der Wert des Lebens werden in dem Masse erlebbar, in dem Du mit dieser Schönheit in Berührung bist.

Wenn Du Musik hören möchtest, dann gilt es, sich einzustimmen und auf die Musik zu lauschen. Willst Du im Einklang sein mit dem Licht der Seele in allen Wesen, dann musst Du Dich auf dieses Licht konzentrieren und Ihm Deine Verehrung erweisen. Der geistige Mensch verehrt Gott als das Licht der Seele in allen Wesen.

Ständig neu gilt es, sich auf diese Musik des Unendlichen einzustimmen. Die menschliche Natur gleicht nämlich einem Ball am Steilhang, der immer abwärts rollt. Nur ein paar Tapfere versuchen ihn aufwärts zu rollen. Das sind die geistigen Menschen. Endlos ist der Segen, der jenen zuteil wird, die sich dieser schwierigen Aufgabe unterziehen.

Ein Mensch, der an die höchste Wahrheit, an das Göttliche ganz hingegeben ist, hat im Gegensatz zu anderen seine Unterscheidungsfähigkeit zur Entfaltung gebracht. Beim Gottsucher ist sie durch die Berührung der Gnade geschärft, so dass sie ihrerseits zur Quelle wird, aus der neue Einsichten entspringen. Der Mensch erkennt dann, dass es sehr unweise ist, das Leben mit Bemühungen um irgendwelche Ziele zu vergeuden, während es einzig und allein dazu bestimmt ist, den höchsten Wert, die unendliche Schönheit und Glückseligkeit Gottes zu erlangen.

Das Leben ist uns gegeben, damit wir zu dem vordringen können, was es zutiefst in sich birgt; nämlich die Wirklichkeit Gottes. Wer dies einmal erkannt hat, wird alles tun und nichts unterlassen, um so schnell wie nur möglich zu dieser göttlichen Erfahrung hinzugelangen. Er ist bereit, alle Schwierigkeiten auf sich zu nehmen und jedes Opfer zu bringen, ohne zu klagen, ja sogar ohne dabei Missbehagen zu empfinden, denn die erste Funktion dieser Kraft zur Unterscheidung besteht darin, zu erkennen, dass die Suche nach dem Höchsten ein grosser Segen und des vollen Einsatzes all unserer Zeit und Kräfte wert ist.

Grosse Philosophen, Historiker, Staatsmänner und Sozialwissenschaftler haben schon während der letzten sechzig Jahre die Schwierigkeiten der gegenwärtigen Menschheit erkannt und waren sich auch einer Anzahl von Krisen bewusst, welche die jetzige Menschheit durchmachen musste. Sie stellten fest, dass die westliche Kultur vor dem Zusammenbruch steht. So war Bertrand Russell der Meinung, dass sie sich in einem Stadium totaler Vernichtung als Folge der nuklearen Kriegsführung befindet.

Diese Probleme sind grundlegender Natur, weil sie dem Geist des Menschen entstammen. Das Problem aller Probleme ist daher der Mensch selbst. "Das Problem ist nicht die Atomenergie, das Problem ist das Herz des Menschen", sagt AIbert Einstein. Das Problem, das im menschlichen Geist durch die äusseren Schwierigkeiten und die Verirrungen der jetzigen Menschheit entstand, hat immer innere Ursachen, die schon fast konstitutionell bedingt sind und zutiefst im Gemüt und im Wesen der Menschheit liegen.

Warum sind denn die Menschen in dieser Welt so ruhelos und so unglücklich, auch wenn sie alles besitzen, was sie brauchen? Der Grund liegt darin, dass das irdische Leben an sich schon von Natur aus unvollkommen ist und die Menschen in der Welt am falschen Platze nach Vollkommenheit suchen. Sie versuchen wohl, Glück, Friede und Kraft, die aus der Vollkommenheit kommen, zu finden. Aber sie versuchen, diese von den äusseren Gegenständen zu erhalten.

Sie glauben, sie könnten vollkommen werden, wenn sie dem Leben ein wenig Vergnügen hinzufügen, aber bald sind sie betrogen. Sie denken, dass sie glücklich werden, wenn sie verreisen, aber sie kehren enttäuscht zurück, und Unzufriedenheit nimmt von ihnen Besitz. Sie glauben, durch Reichtum könnte man Vollkommenheit erlangen, aber auch er führt nicht dazu, denn sonst müssten alle reichen Leute auf der Welt eine Ahnung von Vollkommenheit haben.

Nichts von alledem bringt die Lösung. Weder der Besitz endloser Königreiche, noch das Überhäuftsein mit Schätzen wie Diamanten und Juwelen, mit Wohlstand und Vergnügen werden dem Leben auch nur annähernd Vollkommenheit verleihen.

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Erwirb den Reisescheck, der immer Gültigkeit hat!

Worin besteht die zentrale Aufgabe unseres Lebens? Diese liegt darin, sich irgendwie mit der Gottgegenwart in Verbindung zu setzen. Gott ist unendliche Liebe. Darum gilt es, Liebe zum Ausdruck zu bringen. Gott ist unendliches Licht. Darum gilt es, Licht aufleuchten zu lassen. Gott ist unendlicher Friede. Darum gilt es, seinem Leben den Frieden Gottes einzugiessen, um ihn dann in die Welt hinausströmen zu lassen. Gott ist Freude. Darum sollte man sich von keinem Unglück niederringen lassen. Gott ist Vollkommenheit, also sollte man Vollkommenheit zum Ausdruck bringen. Habe Glauben und festes Vertrauen auf Gott, und nichts im Leben kann Dich berühren. Gott ist unsterblich, ewig, so fürchte keinen Tod. Überwinde ihn, indem Du Dir der Unsterblichkeit bewusst bist. Du bist aus dem Odem Gottes entstanden und darum unsterblich, auch wenn Dein Körper vergeht. Verbünde Dich mit Gott, und Du wirst Künder des Lichtes und der Liebe. Das ist die Aufgabe auf Erden.

So bemühe Dich also um das, was unvergänglich ist, was nie zerstört werden kann. Erwirb den Reisescheck des Himmels, den Du überall einlösen kannst.

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Das Ewige im Menschen

Das Leben ist mit Problemen beladen. Auch wenn Du genug zu essen hast, wirst Du Dich fragen: "Warum starb mein Vater, warum starb meine Mutter? Was geschieht mit mir, werde auch ich einmal sterben müssen? " Du schaust die anderen und die Älteren an und bejahst für sie die Frage und bist schliesslich in Bedrängnis, auch im Hinblick auf Dich zu fragen: "Wo gehe ich hin, wenn ich sterben muss? Ist der Tod schmerzvoll? Was ist der Tod, und wie wird man frei von ihm? Kann hier Reichtum weiterhelfen? " Wir stellen fest, dass in dieser Frage äusserer Reichtum keine Lösung bietet, auch nicht die beste Regierung der Welt, auch nicht die beste Sozialversicherung. Wer kann uns vom Tod befreien, wenn nicht das Ewige?

Eines der wundervollen Ergebnisse der Hingabe ans Göttliche liegt in dem lebhaften Bewusstsein der Unvergänglichkeit der inneren Seele. Wenn der Körper des Gottliebenden abgelegt wird, begibt er sich in die nächste Welt, so wie man sich von einem Zimmer ins nächste begibt, ganz bewusst und voll gewahr, dass der Körper zurückgelassen wurde. Dass uns Unsterblichkeit verliehen wird, ist eines der Ergebnisse der Hingabe ans Göttliche. Es gibt keine Macht der Welt, überhaupt nichts, was die Probleme des Menschen wirklich zu lösen vermöchte, und unter allen Problemen, denen der Mensch gegenübersteht, ist das wichtigste das des Todes. Immer steht die Frage vor dem Menschen, wohin er einst gehen wird, was mit ihm beim Tode und nach dem Tode geschieht.

Solche Fragen finden durch das Göttliche ihre Lösung. Sie lösen sich auf, indem das Göttliche dem Gottliebenden Unsterblichkeit verleiht. Ganz gleich, wo er sich aufhalten mag, er ist sich seiner Unvergänglichkeit bewusst. Kein Gottliebender fürchtet den Tod, denn der Tod ist für ihn nicht mehr vorhanden. Selbst wenn sein Körper, in die Erde gelegt wird, weiss er, dass er unsterblich und unvergänglich ist und nichts ihn anrühren kann. Der Geist ist subtiler als die Materie und kann sich leicht ihrem Zugriff entwinden.

Wer garantiert uns, dass es überhaupt ein Leben nach dem Tode gibt? Dafür gibt es eine ganze Anzahl von Beweisen. Gäbe es diese nicht und hätten wir nur dieses eine Leben, dann wäre alles sehr einfach und jeder könnte sich sein Leben einrichten, wie es ihm gut dünkt und diese kurze Lebensspanne nach eigenem bestem Ermessen leben.

Für Gott, für Religion, für das Streben nach .höheren Werten im ethischen Bereich bestünde kein Bedarf, und die höchste Lebensweisheit wäre die des Lebensgenusses. Wir hätten dann keinen Grund, auf dieses Thema einzugehen und uns um geistige Entwicklung zu mühen. Die höchste Lebensweisheit liesse sich dann in einem kurzen Satz zusammenfassen: "Lasset uns essen, trinken und fröhlich sein, denn morgen sind wir tot!" (Pred. 8,15)

Unser Leben hört aber mit dem Tode nicht auf, sondern es geht jenseits des Grabes weiter, und es ist für den Menschen ganz natürlich, nach dem zu fragen, was danach kommt. Diese Frage kehrt mit grösster Hartnäckigkeit wieder, ohne eine befriedigende Beantwortung zu finden. Sie bildet die eigentliche Grundlage auch für die Ethik. Warum sollte sich der Mensch moralisch verhalten, da dies doch nicht leicht ist? Allein nur um des ethischen Wertes willen? Es ist doch viel leichter, sich ohne Rücksicht auf ethische Werte im Leben zu vergnügen, so gut es geht.

Sobald wir das geistige Leben ergreifen und die geistige Entwicklung im Auge haben, steht die Ethik gerechtfertigt da, und die moralische Lebensführung wird unerlässlich.

Religion ist die wahre Grundlage ethischer Werte und moralischen Lebens. Und Religion ist undenkbar ohne das geistige Ziel, nämlich Gott. Gott aber ist für uns ohne Bedeutung, so lange Er nicht zum letzten Ziel unseres Mühens und Strebens wird. Der Wahrheitssucher lebt nicht nur für dieses kurze Leben hier auf Erden, sondern er hat eine endlose Zukunft vor sich. Bis er das ewige Leben erlangt hat, bleiben die Probleme bestehen.

Philosophien und Theologien, denen die Einsicht des Menschen fehlt, der die Gotterfahrung kennt, begehen den Fehler, die vorübergehende Erscheinung des Bösen zu einer selbständig bestehenden Wirklichkeit zu machen, ihr einen schrecklichen Charakter zuzuschreiben und zu erklären, dass das Böse in der eigentlichen Beschaffenheit des Bewusstseins des Menschen verwurzelt sei. Dadurch wird der Wille des Menschen unterdrückt und geschwächt.

Eine beschränkte Liebe, ein begrenztes Wissen, ein von Engherzigkeit beherrschtes Leben schaffen die Ursachen und Bedingungen für das Böse. Wo allumfassende Liebe, volles Erkennen und das Licht des sich mit dem Ganzen verbunden fühlenden Lebens herrschen, hat das Böse keinen Platz.

Die geistige Entfaltung hat an sich nichts mit dem Körper zu tun, sondern ist eine Sache des inneren Fühlens und Denkens, des Bewusstseins und seiner Disziplinierung und Reifung. Doch wenn man sich eine Stunde lang reglos aufrecht setzen kann, ist das dennoch eine förderliche Übung, die zu tieferem Nachdenken und innerer Stille anregt. Normalerweise sitzt ja kein Mensch so lange stille, sondern bewegt sich unruhig hin und her. Seiner Ruhelosigkeit werden auf diese Weise Zügel angelegt.

Ein armer, alter Mann sitzt vor seinem ungedeckten Tisch, nickt ein und träumt, er sei ein Kaiser, dem viele Könige Tribut entrichten. Dreiviertel der Welt ist sein. Sein Palast ist von Schätzen und Freuden erfüllt. Was ist wirklich - diese Erfahrung im Traum oder das Bild des armen Alten? Während er sich im Traum als Kaiser erlebt, weiss er jedenfalls nichts von dem Armen, der am leeren Tisch eingeschlafen ist.

Woher kam nun der Palast mit seiner Herrlichkeit? Wer hat ihm diesen unermesslichen Reichtum verliehen, und wer erfreut sich dieser Macht und Pracht? Aus dem leeren Hirn des armen Mannes, der hungrig und müde eingeschlafen ist, aus diesem Nichts ist alles hervorgegangen.

Mehr noch scheint die göttliche Intelligenz ein Nichts zu sein, das alles in sich enthält, alle Werte, alle Wunder, alle Freuden, alle Schätze, so wie im Bewusstsein des schlafenden Mannes Macht und Pracht, Farben und Töne, alle nur denkbaren Möglichkeiten und Fähigkeiten, Kraft und Materie enthalten sind.

So scheint auch das Göttliche ein Nichts zu sein und kann doch aus jedem Punkt des Raumes ein Paradies hervorgehen lassen. Es hält tatsächlich in jedem Punkt seines unendlichen Wesens ein Paradies bereit. Es ist vollkommen und wunderbar. Es ist allwissend, allmächtig und von wunderbarer Schöpferkraft.

Im Menschen sind die Voraussetzungen zur bewussten Erfahrung des unendlichen, vollkommenen Bildes Gottes vorhanden. Wohl hat Gott auch die Bienen wie alle übrigen Lebewesen erschaffen, und Sein Bild spiegelt sich auch in ihnen wieder; doch weder die Biene noch sonst ein Tier hat die Fähigkeit, Gedanken in Worte zu fassen oder die Bibel zu lesen. Sie kann auch nicht Betrachtungen über ihre Lebensbedingungen anstellen oder Disziplinen zur Entfaltung dessen anwenden, was an Grossem in ihr liegt.

Darum ist das Leben des Menschen gesegnet, der sich seiner Begrenzungen bewusst wird und Einblick in die Herrlichkeit Gottes in seinem Innern gewinnt, der nach hohen Idealen, nach ungewöhnlichen moralischen Vorzügen und nach der Überwindung des Todes strebt, der die Bedingungen für einen dauerhaften Frieden, für ein bleibendes Glück zu erreichen sucht und einen unstillbaren Hunger nach Erkenntnis der Wahrheit oder des schöpferischen Prinzips in sich trägt.

Die grosse Frage, die vor jedem Leben steht, ist die, ob das Herz Verlangen nach dem Unendlichen trägt oder ob es seine Zeit mit flüchtigen Vergnügungen und Äusserlichkeiten vergeudet. Auch wenn man eine Million Stunden zu leben vor sich hat, rückt man doch Stunde um Stunde dem Tode näher. Jede Stunde kommt man näher dem Grab. Das Leben ist zeitlich. Darum gilt es, jede Stunde richtig zu nützen und jede Stunde mit Gedanken, Gefühlen und Handlungen hinsichtlich des Göttlichen zu erfüllen, so dass das Leben vom Göttlichen bestimmt wird. Die Zeit ist äusserst kostbar. Alles Mögliche, was man verloren hat, kann man wieder zurückbekommen, doch nicht eine einzige Stunde, die einmal verloren ist.

Während der ganzen vierundzwanzig Stunden des Tages, sollten wir wissen, dass Gott bei uns ist, uns sieht und uns hört. Bei jeder Arbeit sollten wir das frohe Empfinden haben: "Es ist für Ihn!"

Für das gute Herz ist jeder Tag ein Fest, ein Tag der Christgeburt in seinem Herzen, ein Fest des liebenden Dienens und des Gottbewusstseins, ein Fest der Hingabe und der Reinheit, des hohen Strebens, der Selbstlosigkeit.

Immer im Bewusstsein des grenzenlosen Lichtes zu verweilen, immer Sonnenschein zu verbreiten, bedeutet ein wahres Weihnachtsfest. Das lässt sich auf hundert Weisen erreichen: indem man sich intensiv des allgegenwärtigen, allwissenden, allmächtigen Göttlichen bewusst ist, durch die Erkenntnis, dass Christus die Wahrheit und als Liebe unzertrennlich bei uns ist, dass Er alles weiss und ganz Liebe ist. Wie ein Philosoph beständig in Gedanken vertieft ist, so lebt der Gottliebende in Gedanken an Gott. Wie ein Künstler in den Gestaltungen seiner Vorstellungskraft verweilt, so ist der geistige Mensch ins Göttliche vertieft, so weilt er in Gedanken bei der göttlichen Gestalt. In allem Tun bleibt dennoch der Mittelpunkt seines Sinnens und Denkens Gott. Immerzu ist etwas im Herzen mit dem Göttlichen befasst.

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Unsterblichkeit und Lebenswille

Niemand möchte sterben müssen, jeder ist auf Sicherung des Lebens bedacht, jeder macht im Krankheitsfall von irgendwelchen Heilmitteln oder Heilmethoden Gebrauch. Jeder hängt am Leben. Woher kommt diese Tendenz, dem Tode auszuweichen? Es ist der materielle, empirische Ausdruck der innersten Wahrheit, dass wir unsterblich sind. Ewiges Leben ist unser wahres Wesen. Die Tendenz, den Tod hinauszuzögern und am Leben zu bleiben, ist die äussere Erscheinungsweise des Drucks aus dem unendlichen, ewigen, unsterblichen Leben, aus der Existenz, aus dem Beobachter in uns.

Ein Schopenhauer weiss nicht, wo die Quelle des Willens zum Leben liegt. Er ist hier ein anderer Nietzsche, glänzenden Geistes, doch in der Fähigkeit zur unerbittlich rationalen Wahrnehmung beschränkt.

Wo finden wir dieses Leben, das nie stirbt, dieses ewige und absolute Leben? Es ist in der Wahrheit in uns, im ewigen Zeugen, im Königreich Gottes in uns zu finden. Das ist unser eigentliches, letztliches Sein und Wesen, ist immer da und sieht alles. In ihm erlangen wir die Erfahrung des unbegrenzten, unvergänglichen Lebens.

Wo könnte es Tod geben für den, dessen Herz und Denken im Bild Gottes verwurzelt sind, wenn doch dieses innerste Bild Gottes überall ist? Der Körper kommt, der Körper geht, doch wer könnte das Bild Gottes in Dir zerstören? Es ist unzerstörbar, es ist grenzenlos. Niemand kann es berühren. Es ist transzendent und allvollkommen. Es ist subtiler als das Subtilste. Es ist weit unsichtbarer als das Unsichtbarste. Du kannst es sogar in den Gedanken der anderen sehen. Du kannst Deine eigenen Gedanken sehen, doch nicht das Bewusstsein, das die Gedanken sieht. Das Bild Gottes in Dir lässt alle Formen des Sehens erst möglich werden, ist aber seinerseits nicht sichtbar. Es ist in allem innerlich zugegen und subtiler als das Subtilste.

Die Wissenschaft spricht vom Äther, der alles durchdringt. Unendlich subtiler als Äther ist der Geist Gottes in Dir. Um wieviel mehr wird dieser dann nicht bis in alle Ecken und Enden des Kosmos dringen? Berühre ihn, erkenne ihn, fühle ihn, erfahre ihn auf jede nur mögliche Weise: durch ungewöhnliche Reinheit des Herzens, durch beständig fortgesetzte Disziplin des betrachtenden Bewusstseins, durch eine sich weitende Herzensliebe und eine Seele, die nicht andere richtet, sondern beständig im Empfinden der Gegenwart Gottes lebt. Berühre dieses Bild, diese Gegenwart Gottes!

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Der wundervollste Spiegel der Welt

In welche Richtung auch immer ein Spiegel gekehrt und gewendet wird, das Licht, das ihn erreicht, wird reflektiert und entsprechend seiner Stellung spiegelt er die Dinge wider, die vor ihm sind. Das Herz des Gottliebenden hat immer nur das Göttliche vor sich, bewegt sich immer auf das Göttliche zu und spiegelt das Göttliche wider, wie nichts in der Schöpfung sonst fähig ist, es widerzuspiegeln. Die schönsten Blumen in all ihrer Schönheit mögen wohl von ferne an die Schönheit aller Schönheit, an Gott erinnern. Eine Seeoberfläche spiegelt vielleicht das weite Himmelszelt und die Berge ringsum wider. Nichts aber vermag wie das Menschenherz das Göttliche widerzuspiegeln.

Wie wertvoll ein Diamant auch sein mag, er bleibt doch immer ein Stein unter Steinen und vergeht einmal, denn nichts in der Schöpfung ist unvergänglich. Nur eines hat wahrhaft Wert und spiegelt tatsächlich das Göttliche wider: das Herz, das voll Liebe ist. Alles in der Schöpfung vergeht, ausser dem Gott hingegebenen Herzen. Es allein zeigt das Bildnis Gottes. Wie gar nichts anderes sonst ist es dazu in der Lage, und diese Widerspiegelung ist nicht eine tote, mechanische Reflektion, sondern eine höchst dynamische Art und Weise, das Bild Gottes wiederzugeben.

Ein Kind mag die Mutter in gewisser Weise widerspiegeln. Es ähnelt ihr in ihren Gesichtszügen, und es hat die gleiche Blutgruppe wie sie; es ist auch ein Teil der seelischen Eigenarten der Mutter in ihm. Trotzdem verkörpert das Kind die Mutter nicht auf die gleiche Art wie das hingebungsvolle Herz das Göttliche verkörpert. Das Herz, das voller Hingabe ist, ist mehr als ein Kind des Göttlichen, denn es ist nicht nur ein Spiegelbild Gottes, sondern trägt Seine dynamische Göttlichkeit selbst in sich wie auch Seine Kräfte und Sein Feuer. Deshalb ist in der Schöpfung nichts so wunderbar wie das Herz, das das Göttliche widerspiegelt.

Wo immer es ein solches Herz gibt, da ist ein Heiliger, ja ein solches Herz macht den Heiligen aus. Es ist selbst das Heilige. Es ist auch der Weise, es ist der unsterbliche Mensch. Es ist ewiges Gesegnetsein! Es ist ein Teil des Unendlichen, ein organischer Ausdruck des Absoluten. So gibt es in der Schöpfung nichts, was wundervoller, herrlicher und wertvoller wäre, als das hingebungsvolle Herz. Wenn alle Welten verkauft wären und das Geld zur Verfügung stünde, könnte man mit all diesem Geld niemals ein solches Herz kaufen! Es ist sehr kostbar. Es ist Gott selbst! Es mag sein, dass wir Gott nicht erkennen, aber ein solches Herz können wir erkennen, weil es mitten unter uns lebt. Ein solches Herz besitzt der vorbildliche Mensch; er ist einer unter den anderen Menschen, doch er ist vollkommen göttlich.

Deshalb versuche danach zu streben, dass Dein Herz heftig nach dem Göttlichen verlangt, dass es voller Hingabe danach strebt, das Göttliche widerzuspiegeln und das Licht des Göttlichen zum Ausdruck zu bringen. Versuche, mehr als nur ein Kind des Göttlichen zu sein und selbst das Göttliche darzustellen. Ein solches Herz zu besitzen, sollte das zentrale Ziel des menschlichen Lebens sein. Kein Opfer ist gross genug, um ein solches Herz zu besitzen. Das grosse Königreich des Buddha ist nichts im Vergleich zu der Erleuchtung, die er erreichen konnte. Aus diesem Grunde verliess er sein Königreich und begab sich auf die Suche nach der Erleuchtung. Seelen, die ein Königreich besitzen und dennoch Erleuchtung erlangen, sind sehr selten. Sie stellen an sich das Ideal der Menschheit dar, dem man nachstreben sollte.

Das Menschenleben ist unvollkommen. Ganz gleich, wie edel, kultiviert, reich und wohlbehütet es sein mag, es bleibt immer ein Leben mit seinen Begrenzungen, ein begrenztes Leben also, das Unzufriedenheit und Missvergnügen hervorruft. Das Leben in seiner Unvollkommenheit ist von sich aus organisch auf das Vollkommene angewiesen, von dem es abhängig ist. Sich an das zu halten, was die Fülle, was unendlich, was allvollkommen ist, stellt also eine mit der Höherentwicklung verbundene Notwendigkeit dar. Das Göttliche indessen ist ganz vollkommen, und kein Leben kann wirklich glücklich sein, das nicht seinen Halt am Vollkommenen, am Göttlichen hat.

Allein das Unendliche ist Fülle. Es gibt keine Fülle an Freude im Endlichen, es gibt keine Fülle an Frieden im Endlichen. Das Leben wird unendlich, wenn es Halt am Göttlichen gewinnt. Das Leben wird ewig, indem es mit Gott in Berührung kommt und wenn es selbst das Göttliche findet.

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Die Tendenz der Wissenschaft zum Geistigen
und das Problem des Menschen

Bis vor ungefähr hundert Jahren konnten es sich die Wissenschaftler noch leisten, materialistisch und mechanisch in ihren Ansichten zu sein, heute aber sind die führenden und grössten Wissenschaftler gezwungen, hinter allem ein gewisses göttliches Prinzip oder einen göttlichen Geist anzuerkennen und zu akzeptieren. Für die führenden Wissenschaftler wird es immer schwieriger, irgend etwas von dem unermesslichen, wunderbaren physikalischen Universum zu erklären, ohne ein gewisses unsichtbares Prinzip als führende und bestimmende Kraft anzuerkennen. Mit einfachen Worten kann man sagen, dass Gott durch die derzeitigen führenden Wissenschaftler wieder in den Schöpfungsplan des Universums eingesetzt worden ist.

Wenn wir also den Menschen recht verstehen wollen, gilt es, Gott recht zu verstehen. Wollen wir die Grösse des Menschen ermessen, gilt es, Gottes Grösse zu erfassen. Das haben verschiedene grosse europäische Heilige wie auch Menschen der Gotterfahrung überall auf der Welt immer wieder festgestellt, und auch Du wirst diese Feststellung treffen, wenn Du Dich zu höherer innerer Erfahrung erhebst.

Vorrecht des Menschen ist es, ständig in der Erkenntnis zu wachsen, mehr und mehr sich selbst zu begreifen und den richtigen Abstand sowohl von der Aussenwelterfahrung als auch von den eigenen psychologischen Begrenzungen und Schwächen zu gewinnen, um in seinem Innersten sein wahres Wesen zu entdecken.

Die Natur ist im Winter ihrer Schönheit entkleidet; doch ist dies nur ein vorübergehender Verlust und Vorgang an der Oberfläche. In Knospen und Zweigen verborgen liegt schon die Frühlingspracht. Wer ein wenig tiefer und weiter sieht, wer ein wenig Geduld hat zu warten, ahnt schon die Schönheit, die aufblühen wird.

Es ist also nicht weise, sein Urteil nach dem äusseren Anschein zu fällen. Es ist auch nicht weise, den Menschen nach seinem Charakterbild abzustempeln und zu sagen, er sei gut oder schlecht. Es gilt, tiefer vorzudringen, um hinter den psychologischen und moralischen Unvollkommenheiten das zu entdecken, was das innere Wesen in allem ist.

Das Leben kann uns unendliche Wunder enthüllen, sobald wir einem über das Persönliche hinausreichenden Fühlen und Denken in unserem Herzen und Geist Spielraum gewähren. Endlos sind unsere Möglichkeiten, und endlos ist die Gnade Gottes. Kummer und Leiden auf Erden widerlegen nicht die Liebe Gottes, noch sprechen sie für die Schwäche und Unfähigkeit des Menschen. Diese sind nur ein zeitweiliger Zustand, der als wesentliches Merkmal ein begrenztes, menschliches Bewusstsein begleitet. Aus diesen Begrenzungen hinauszuwachsen ist die Aufgabe unseres Lebens. Das kann durch Entwicklung von Vernunft oder Liebe, von Glauben und Hingabe geschehen oder aber durch beständiges Hineinwachsen in höhere Kultur und durch Umwandlung des Unbewussten.

Das Leben gewinnt in dem Masse an Würde und Wert, als wir geistige Qualitäten in ihm zum Ausdruck bringen. Künstlerische Talente, Liebe, Weisheit, Geduld, moralische Qualitäten - sie alle sind Schätze, die es aus dem Inneren zu entfalten gilt. Eine geschickte Hand, Vernunft und Verstand sind ebenfalls Gaben des Gottesgeistes. Ist die Vernunft beschränkt, wird sie zu vielen und grösseren Fehlern führen, wenn man sich auf sie verlässt; wächst sie aber und wird heller und heller, führt sie schliesslich bis nahe an die göttliche Wirklichkeit heran.

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Die Wissenschaft der Wissenschaften

Was ist wohl die höchste Wissenschaft auf Erden? Sie hat den Weg der göttlichen Vollkommenheit zum Gegenstand und fasst in sich das Wissen um das Wesen der höchsten Wirklichkeit, sowie Mittel und Wege, um diese in Erfahrung zu bringen.

Wie kommen wir dazu, die Wissenschaft der Gotterfahrung als wissenschaftlich zu bezeichnen, sie gar die Wissenschaft aller Wissenschaft zu nennen? Die Physik, wie überhaupt die ganze Naturwissenschaft befasst sich mit äusseren Phänomenen. Sie erforscht das Wie und Warum der Vorgänge im Bereich der Aussenwelt. Doch auf die letzten Fragen, das eigentliche Warum und Wozu, kann sie auch in diesem Bereich keine Antwort geben. Ihr Wirkungsfeld ist auf die Schöpfung beschränkt. Dem geistigen Sucher geht es um den Schöpfer selbst. Er forscht gerade den allerletzten Ursachen nach, die unserem Universum zugrundeliegen. Er hat eine Welt zum Gegenstand, die zeit- und raumlos ist. Er dringt zum innersten Geist des Menschen vor und entdeckt dahinter die grundlegenden Prinzipien des Bewusstseins. Wer auf diesem Wege das unendliche Bewusstsein zu erforschen bestrebt ist, wer um innere Höherentwicklung ringt und die höchsten Möglichkeiten seines Bewusstseins zu erfassen sucht, braucht höchste Verstandesklarheit und zugleich ein empfindsames, offenes Herz für die Gottgegenwart. Er muss Wissenschaftler im besten Sinne des Wortes und zugleich ein Gottliebender sein.

Weitere wissenschaftliche Forschung wird schliesslich auch zur Erkenntnis führen, dass Religion und Wissenschaft zuletzt innerlich verbunden sind und sich dieser ihrer Zusammengehörigkeit bewusst werden sollten. Beide sollten einen Weg der Annäherung finden. Die Religion kann sogar wissenschaftlich werden, allerdings nicht im Sinne der modernen Religionswissenschaften, welche die Religion der Wissenschaftlichkeit opfert, sondern in einer echten Synthese, welche die Menschheit emporhebt und eint. Der letzte Sieg gehört hier und dort der Wahrheit.

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Eine tiefe Analyse des Lebens

Je mehr Du das Leben analysierst, umso mehr entdeckst Du seine grundlegenden Schwächen und siehst, wie sehr es von Unwissenheit und Irrtum, von irrationalen Tendenzen regiert ist. Das Menschenleben ist vom Anfang bis zum Ende in solchen Kräften verfangen, ohne Ausweg und Abhilfe. Dagegen gibt es keinen, Schutz, wenn nicht die Gnade Gottes für Dich wirkt. Ausserhalb des Göttlichen gibt es keine Hilfe, denn das psychische Wesen des Menschen selbst ist aus diesen Kräften der Welt gewoben. Nicht mit allem Können und Reichtum der Welt kann man sich dieser titanischen Kräfte des Irrtums und des Übels erwehren. Nur das Licht des Göttlichen, die Gottesgnade, die Hingabe an Gott können sie überwinden. Dennoch ist die Erde der Ort, wo die Heiligen wachsen.

Wie hat ein heiliger Franziskus das Göttliche erlebt? Wie haben die grössten Weisen der Welt das Göttliche wahrgenommen? Wie haben sie dem Göttlichen ihr Leben lang gedient und geopfert und ein starkes, machtvolles Leben voll grosser, unvergänglicher Werke Gott dargebracht? Solche Fragen stellt die Intelligenz des geistigen Menschen. Er lässt sich vom Göttlichen leiten, und das Erleben des Göttlichen prägt ihn bis tief in das Unbewusste.

Warum erleben wir Dunkelheit statt Gott? In Wirklichkeit gibt es nur Licht, Gott, Vollkommenheit und das Königreich des Himmels, das bei uns ist, das uns hier und jetzt umgibt. Dennoch erlebst Du Dunkelheit und Krankheit. Diese Erscheinungen sind nur funktioneller Natur und liegen im psychologischen Bereich. Nicht Gott hat uns verlassen, verworfen oder ins Dunkel verbannt. Die Dunkelheit und das Gefangensein, unser hilfloses Wesen sind Schöpfungen unseres eigenen Denkens. Doch sind sie, wie gesagt, nur funktionell und darum nicht von absoluter Realität, somit lassen sie sich beseitigen. Weil sie nur funktionell sind, sind sie nicht von echter Wirklichkeit, sondern nur von jener relativen Wirklichkeit, die Vorstellungen und Illusionen eignet. Wären sie wirklich, organisch, wären wir ins Gefängnis verbannt, ohne Aussicht, jemals aus der Dunkelheit befreit zu werden. Doch weil diese Erscheinung funktioneller Natur ist, steht Heilung in Aussicht.

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Die Wahrnehmung Gottes ist
der Höhepunkt der Kultur

Der Mensch bedarf der Erziehung, der Bildung, der Disziplinierung seines Lebens. Die Erde ist ein Ort der Übung und Bewährung für den Menschen. Doch geht es dabei nicht so sehr um die Aneignung äusserer Fertigkeiten, die nur Instrument zur Lebensbewältigung und zum Dienst an anderen sind, als um die Erzielung einer inneren Umwandlung, die durch all das bewirkt wird. Es geht um mehr als um blosse Dressur. Auch Tiere können lernen. Man siehe doch nur, wie ein Affe ein Auto oder Tonbandgerät bedient! Diese Art von Bildung hat keinen tieferen Wert. Wirkliche Bildung liegt in der Umwandlung des inneren Wesens, so dass die Intelligenz von innen her licht und offenbarungsträchtig wird und Liebe und Freude das Herz erfüllen. Dann werden Probleme, kaum dass sie aufgegekommen sind, wieder verschwinden, und das Leben wird durchsichtig für das Bild Gottes im Inneren. Wahre Bildung und Kultur, die zu Fortschritt und Höherentwicklung des Menschen beitragen, lassen die Eigenschaften Gottes im Menschenleben zutagetreten.

Der Wert geistiger Erkenntnis und Lebensführung kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Schule und Hochschule vermitteln leider viel zu wenig von solcher Erkenntnis. Auch die meisten Eltern sind ausserstande, ihren Kindern hier weiterzuhelfen, auch wenn ihnen noch so viel an deren Wohl gelegen ist, und sie genau wissen, dass die geistige Erkenntnis und Lebensführung das wirksamste Vorbeugungsmittel gegen alle Erkrankungen des Leibes und der Seele sind, denn wer über Einsicht in sein metaphysisches Wesen verfügt, wird sich nicht mehr von emotionalen Problemen zermürben lassen.

Ein Mensch, der über innere Kultur verfügt, sieht seine Gedanken so deutlich vor sich, wie andere eine Blume vor sich sehen, und während der Mensch sich im allgemeinen leicht von allen möglichen Gedanken und Regungen gefangennehmen lässt, ist es kennzeichnend für den geistigen Menschen, dass er innerlich Abstand nimmt. Steigt Zorn in ihm auf, fasst er ihn ins Auge und lacht ihn aus, statt sich von ihm ergreifen zu lassen. Auch lässt er sich von keinem Ärger zermürben, sondern fragt den aufsteigenden Ärger aus, was er denn bezwecken möchte. So zur Rede gestellt, wird der Ärger schwach und fällt um.

Wenn das Leben schön, friedlich, glücklich und kraftvoll sein soll, ist Kultur von hoher Bedeutung. Es sind im Menschen nämlich Fähigkeiten vorhanden, die über alle Triebe und Regungen des Menschen erhaben sind. Auch der an Depression Erkrankte weiss noch um seine Depression, und im Wissen darum liegt eine Möglichkeit zur Befreiung. Was in ihm feststellt, dass er niedergeschlagen sei, ist etwas anderes als das bedrückte menschliche Gemüt.

Wunderbare Kräfte gelangen im Menschen zur Wirksamkeit, obwohl das menschliche Bewusstsein immer noch begrenzt, immer noch unrein und von allen Seiten vom Dunkel der Unwissenheit umfangen ist. Man betrachte die Kräfte im Traumbewusstsein, die eine eigene Zeit-Raum-Ordnung erschaffen: Ganze Städte, ja Welten gehen aus ihnen hervor!

Oder man betrachte das schöpferische Bewusstsein grosser Erfinder und Wissenschaftler! Das Bewusstsein ist auch das Geheimnis hinter allem künstlerischen Genie, die Quelle aller intuitiven höheren Wahrnehmungen wie auch der Stärke, über welche die grossen Propheten und Weisen verfügen. Es ist auch die Grundlage jeder Errungenschaft menschlicher Kultur.

Grosse Komponisten wie Beethoven und Bach, Mozart und Schubert hörten nicht irgendwo Musik und ahmten sie nach. Sie waren nicht durch geheime Antennen mit dem Herzen Afrikas, Indiens oder der Arktis verbunden. Es war überhaupt keine äussere Musik, die sie vernahmen, sondern sie hörten die Musik in sich selbst. Ihr Bewusstsein war auf eine höhere Ebene erhoben und befand sich in einer kostbaren schöpferischen Stimmung. Sie waren von der musikalischen Empfindung, der wundervollsten aller Empfindungen, ergriffen. Was erschuf denn die neue Melodie, die neue musikalische Komposition? Es war der Geist in ihnen, der schöpferisch ist. Er ist der Ursprung aller Genialität, und dieser Ursprung ist in jedem von uns, sind wir doch nach dem Bild des höchsten Geistes erschaffen.

Der Mensch ist leicht geneigt, jenen keinen Glauben zu schenken, die etwas aus einer neuen oder den anderen nicht vertrauten Perspektive sehen. Hätten die Mondfahrer nicht Farbfotos mitgebracht, sondern nur erzählt, die Erde sei blau, würden ihnen viele nicht glauben und sagen: "Sieh doch hin, die Erde ist grün oder braun." Die Sicht aus einer neuen Perspektive läuft immer Gefahr, nicht ernst genommen zu werden.

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Fixpunkt der Unendlichkeit

Gottes Wesen ist Unendlichkeit. Nichts ist grösser als das Unendliche. Sein Wesen ist das Absolute. Es gibt nur ein Absolutes, ein Unendliches. Es kann gar nicht zwei Unendliche geben. Spricht man von einer zweiten Unendlichkeit, kann diese nur im menschlichen Denken als eine Vorstellung bestehen, der keine Wirklichkeit zukommt. Sie ist ein blosses Gedankengebilde ohne Entsprechung in der Realität.

Was das Vorzüglichste ist, verdient unsere Verehrung, ist unserer ganzen Anbetung wert. Darüber sollte man nachdenken. Ihm sollte man sich nahen, um in Ihm zur Erfüllung zu gelangen. Das Leben verliert dadurch seine üblichen Begrenzungen.

Man stelle sich einen sehr starken Langwellensender vor. Angenommen, die von ihm ausgestrahlten Sendungen umkreisten den ganzen Erdball und könnten überall, in allen Teilen der Welt, empfangen werden. Stellen wir uns nun ein halbes Dutzend Empfangstellen auf der Erdoberfläche vor. Jede könnte sich als Mittelpunkt des ganzen kugelförmigen Wellengebildes bezeichnen, und tausend andere Orte ebenso. An einer Kugeloberfläche ist jeder Punkt ein Mittelpunkt. Die Erde - hier als Kugelgestalt vorgestellt - ist zwar in ihrer Grösse begrenzt, doch hat sie kein Ende. Sie ist von begrenzter Unendlichkeit. Das Göttliche als eine unendliche und in jeder Hinsicht unbegrenzte Wirklichkeit hat in jedem Menschen und in jedem Punkt des Raumes seinen Mittelpunkt. Das ist ein Wunder, das menschlicher Vernunft unfassbar erscheint.

Mit dieser staunenerregenden Wirklichkeit, die auch Wahrheit genannt wird, gilt es, menschliche Beziehungen aufzunehmen. Der ernste Sucher nach dem Göttlichen schliesst Freundschaft mit diesem unbegrenzten Wesen, ist es doch auch eine persönliche Gegenwart, mit der man ins Gespräch treten und jede Beziehung aufnehmen kann, wie die Geschichte geistiger Erfahrung zeigt. Das Unbegrenzte nimmt entsprechend der Hingabe des Gottliebenden eine begrenzte Form an. Das Unbeschreibliche, das Unendliche hat sich der Erfahrung des Gottsuchenden schon auf vielfache Weise gezeigt. Gott kann auf hundert verschiedene Weisen in unser Leben eintreten: als Friede, als Erleuchtung, als Freude, als Weisheit oder als Freund - oder auch als all das zusammen, und dabei dennoch zugleich Unendlichkeit bleiben, also den Aspekt des Unpersönlichen wahren. Durch seine Persönlichkeit führt das Göttliche den Sucher aus seinen Begrenzungen heraus, hinein in die Unbegrenztheit seines eigenen Wesens. Dadurch wird Gotterfahrung erst möglich.

Der interessanteste Abschnitt in der geistigen Entwicklung des Gottsuchers tritt ein, wenn Gott einmal zum integralen Bestandteil seines Lebens geworden ist, noch während er im Körper auf Erden weilt und seine innigen Beziehungen mit dem Göttlichen pflegt.

Dieser Zustand allein ist dem göttlichen Sein gemäss und natürlich, dieser unerfassliche Zustand, der jenseits aller Zustände ist. Unser Leben findet erst dann seine Erfüllung, wenn wir diesen erreichen. Dies wird möglich durch Liebe und Hingabe an Gott, durch schlichten Glauben. Er ist von grössten Geistern durch das Wirken ihrer hochentwickelten Vernunft erreichbar. Auch grosse Kontemplative können dahin gelangen. Alle Bedingungen des Lebens ermöglichen einen Weg zur unbedingten Freiheit und Vollkommenheit Gottes, denn Gott ist ja der Atem unseres Atems, das Bewusstsein unseres Bewusstseins und das Leben unseres Lebens.

Grosse europäische Denker haben Gott als Vernunft umschrieben. In der Bibel heisst es, Gott sei Licht. Licht und Vernunft sind nicht zwei verschiedene Dinge. Auch heisst es in der Bibel, Gott sei Liebe. Auch hier liegt kein Widerspruch vor, denn Liebe und Licht sind ein und dasselbe. Wo Liebe ist, wird das Auge erleuchtet, wird das Leben froh und ein Phänomen der freudigen Opferbereitschaft.

Wo bei einem Menschen die eine oder andere Eigenschaft des inneren Geistes nicht zum Ausdruck kommen kann, weil die Organe dazu fehlen, gibt es bestimmt eine andere - oder auch verschiedene andere - die entwickelt werden können. Jeder sollte darum bemüht sein, höhere Eigenschaften aus sich heraus zum Vorschein zu bringen. Je mehr von dem, was im Bilde Gottes angelegt ist, zum Ausdruck gelangt, umso schöner, reiner, friedlicher wird das Leben und umso wertvoller für die menschliche Gesellschaft.

Was für die Probleme der heutigen Menschheit als Ursache angegeben wird, ist meist sekundär, und auch die Lösungen, die von Politikern und Philosophen vorgeschlagen werden, können die Situation nicht völlig beheben, weil sie nicht an die Wurzel des Übels reichen. Die völlige Lösung führt über die Umwandlung des Menschen von innen her.

Die völlige und unwiderrufliche innere Umwandlung und die Ausformung des geistigen Charakters im Menschen ist das höchste Phänomen, das sich überhaupt denken lässt. Das geht nicht von einem Tag zum anderen, sondern nimmt Jahre und Jahrzehnte des geduldigen unverbrüchlichen Glaubens und der beständigen harten Übung in Anspruch. Dazu kommen Prüfungen, die oft gar nicht als solche erkannt werden. Werden sie aber bestanden, schreitet der Mensch auf gefestigter Grundlage innerlich weiter voran. Erst dann beginnt das eigentliche geistige Leben. Es mag nicht allzu schwer sein, hie und da einen kleinen Schimmer des Göttlichen zu erhaschen, doch wird niemand so unweise sein, das für die letztgültige Erfahrung Gottes zu halten. Dass solche Erfahrungen eintreten, ist wertvoll, doch nicht unerlässlich. Echte Geistigkeit, die von Dauer ist und Bestand hat, wird immer das Ergebnis einer stetigen Entfaltung des inneren göttlichen Wesens sein.

Hier und jetzt lässt sich die ganze Fülle und Vollkommenheit des unendlichen göttlichen Geistes erfahren. Der Himmel ist nicht ein weit entfernter Ort. Er ist nicht so weit weg wie der Mond. Er ist uns viel näher. Hier und jetzt können Philosophen höchste Gedanken denken. Hier und jetzt lassen sich Wahrheiten über das Universum entdecken, die noch keiner kennt, oder auch Wahrheiten über die Wahrheit selbst, über die höchste Wirklichkeit. Hier und jetzt lässt sich unendliche Freude und ewiges Leben erfahren. Hier und jetzt können wir den Tod überwinden.

Dass wir den Himmel erleben, geht einfach aus unserem Geöffnetsein für die Gottgegenwart hervor.

Der Geist in Dir ist unsterblich und unzerstörbar. Als bewusster Geist sollten wir unser Leben führen. Durch eine solche Haltung erlangen wir die allumfassend weite Liebe und die Hingabe an Gott, aber auch durch Übung und Opferbereitschaft, und dadurch, dass wir den Gegenstand unserer Hingabe nie aus dem Auge verlieren.

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Zwei Alternativen

Gott schuf den Menschen als sein eigenes Abbild, und Gott ist Geist. Er ist transzendent. Gott ist unendliche Liebe, unendlicher Friede, unendliche Freude. Nach diesem Bild sind wir erschaffen. Doch bringt der Mensch diese Merkmale und Qualitäten unglücklicherweise nicht zum Ausdruck! Er hat die Beziehung zu diesem Bild Gottes in sich verloren und glaubt nicht mehr daran, dass er das Ebenbild des Schöpfers ist. Er begnügt sich damit, die Materie zu erforschen und bringt es in Wissenschaft und Technik darin so weit, dass er in der Lage ist, Materie in Energie aufzulösen. Er bedroht damit seinen Wohnort, die Erde, er verunreinigt Wasser und Luft und lacht über jene, die sich über Gott Gedanken machen. Der geistige Mensch aber bereichert die Erde, das Wasser und die Luft, ja sogar den Raum. Er bereichert das Leben.

Der Mensch steht vor der Wahl. Die ganze Welt ist von der allgewaltigen Gegenwart Gottes durchdrungen, die jeden Segen in sich trägt, jede Vollkommenheit, jede Hilfe, von der man Gebrauch machen kann oder auch nicht. Es steht ihm frei, in der Vorstellung einer Stoffwelt zu leben, aller wahren Hilfe beraubt, allen möglichen menschlichen Ängsten und Problemen und Begrenzungen ausgesetzt. Eines aber ist sicher: Dieses materielle Universum ist eine vorübergehende Manifestation, während die göttliche Welt die einzig wirkliche Welt ist. Sie allein ist höchste Kraft, wahre Stärke. Das erfährt jeder Mensch, wohin immer er sich begibt. Gott ist Vater, Mutter, Allmacht, ewiger Reichtum, der überall einlösbar ist, und jene, die sich auf die Seite des Göttlichen stellen, können sich durch ständigen Anruf ans Göttliche läutern. Je mehr sie dies tun, umso empfänglicher werden sie für die Wunder der Gottgegenwart.

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Das Offenbarwerden des Bildes Gottes

Der Mensch ist an sich nicht fähig, das Wesen Gottes zu erkunden. Menschliches Denken steht still angesichts des wunderbaren Wesens Gottes. Wenn geistige Menschen in allen Jahrhunderten Gott aus Erfahrung kannten, dann nicht mittels der Kräfte menschlichen Denkens und Fühlens, sondern indem sie diese hinter sich liessen und sich über die Begrenzungen des Menschlichen erhoben. Nur was dem Göttlichen ähnlich ist, kann Gott schauen. Dennoch sind die Gottliebenden die mutigsten Geister auf dieser Erde. Ihr ganzes inneres Wesen ist von der Erkenntnis dessen entflammt, was grundlegend und wesentlich ist. Sie geben sich mit nichts auf der Welt zufrieden ausser mit der unendlichen Erkenntnis, ausser mit der unendlichen Erleuchtung, ausser mit dem unendlichen Frieden, der endlosen Freude und Kraft und dem unendlichen Bewusstsein. Reichtum, wie gross auch immer, stellt für sie keine Versuchung dar. Vergnügungen, wie gross auch immer, können sie nicht an die Erde fesseln. Nichts auf der Welt kann sie binden oder auch nur ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sie sind Menschen mit einer höheren Schau, Menschen des Glaubens und der höheren Einsicht. Die Fähigkeit zu unterscheiden, was wesentlich und was unwesentlich ist, ein ruheloses Verlangen nach höherem Erkennen, das über die psychologische Einsicht und das nur äusserliche Wissen hinausreicht, ist kennzeichnend für sie.
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Der Widerstand

Sobald ein Mensch zu Gott hinstrebt, fangen widerstrebende Kräfte an zu wirken, die zwar immer schon da sind, aber sich ruhig verhalten, solange sich der Mensch mit der Welt zufrieden gibt. Plötzlich auftretende Widerstände in Form von schlechten Gedanken und Regungen, Minderwertigkeitsgefühlen und Depression sind Zeichen der Dunkelheit in uns, können aber unter diesem Gesichtspunkt auch als Symptom geistigen und psychologischen Fortschritts bewertet werden.

Erkenne, dass in grosser Demut die Rettung liegt. Je mehr wir dem eigenen Ich entsagen, umso besser ist es.

Während üblicherweise das Leben durch wenig Freude und viel Kummer und Schmerz gekennzeichnet ist, lässt sich durch innere Umwandlung ein Leben erlangen, das auch im äusseren Bereich würdig und harmonisch ist. Allerdings ist ein wenig Geduld und Weisheit und Selbstbeherrschung nötig.

Unser äusseres Leben spiegelt die Art unserer Gedanken wider. Hegen wir edle, geistige Gedanken, wird unser äusseres Leben ganz von selbst ein Lied der Harmonie, des Friedens, der Ordnung, des Fortschritts und Erfolgs. Was macht den Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Menschen aus? Nicht die äussere Erscheinung ist ausschlaggebend, sondern was er denkt, fühlt und tut.

Worin zeichnet sich ein heiliger Franziskus von Assisi vor anderen aus? Besteht der Unterschied in der natürlichen Beschaffenheit, in ihrer Struktur und Gestalt? Der einzige Unterschied mag vielleicht darin liegen, dass der Heilige nicht gerade schön aussieht, während der andere auf sein Äusseres hält. Was aber erhebt einen heiligen Franziskus über andere Menschen? Es sind die geistigen Gedanken, die ihn begleiten, wohin er auch geht, die göttlichen Gefühle, die in seinem Herzen wohnen, wo immer er sich befindet, das geistige Bewusstsein, das sein ganzes Leben regiert.

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Läuterung der menschlichen Natur

Durch beständig unterhaltene positive Gedanken und Gefühle läutert sich das Innere des Menschen mehr und mehr, und die entstellenden Kräfte der Gier, des Neides, der Abneigungen treten zurück und verschwinden schliesslich ganz. Jede gute Regung ist eine Kraft, die verwandelt. Werden beständig alle negativen Regungen und Gedanken durch gute, anregende, erhebende ersetzt, kommt ein Vorgang der Höherentwicklung in Gang, der die Intelligenz läutert und die Gefühle verfeinert.

Die Gottsuche geht vom Göttlichen in uns aus. Sie erfolgt aus dem innersten Antrieb des Geistes, der in jedem ist und strebt auf Erkenntnis dieses Geistes hin. Sie ist eng verbunden mit der Auflösung der Selbstsucht. Sie nämlich ist es, was uns an der Erkenntnis dessen hindert, was himmlisch ist. Sie versperrt die Sicht auf das Eine, das Verbindende, die vollkommene Liebe, die Wahrheit.

Abstandnehmen dem menschlichen Ich gegenüber ist nötig, um das Bild Gottes in uns offenbar werden zu lassen. Das ist bei Christus so und auch bei Paulus, nur dass Paulus Christus gewissermassen als Vorbild und Vorkämpfer hat und darum statt vom Einswerden mit dem Vater vom Einswerden mit Christus spricht, vom Sein in Christus, vom Sterben und Auferstehen mit Christus. Für ihn ist Christus die Tür, der Eingang zum Vater geworden.

Gott ist also allbarmherzig und macht sich den menschlichen Augen sichtbar, wird für die menschliche Erfahrung wirklicher als die Menschen ringsum, lässt sich ins Gespräch mit den Menschen ein und lebt ein Leben in Verbindung mit dem Menschen. Darin liegt einer der Beweise für sein Erbarmen. Er wartet auf jene, die Ihn lieben und verehren. Ihn zu verehren, heisst die Wahrheit verehren.

Jene sind gesegnet, die sich von der Unwahrheit zur Wahrheit bewegen. Unwahrheit gibt es nicht nur im Sinne einer Lüge, sondern unwahr ist alles, was eine Begrenzung darstellt, alles, was vom Wesen der Vergänglichkeit ist. Das Leben im Körper ist ebenfalls Unwahrheit, denn im Tode legen wir den Körper ab. Ein Leben in der Begrenztheit des Körpers von Zeit, Raum und Umständen ist auch Unwahrheit, ist eine Welt der Dunkelheit. Von dieser haben wir uns auf die Wahrheit hinzubewegen.

Der Mensch sollte unmittelbare dynamische Beziehungen mit ihr im täglichen Leben anknüpfen, so dass sie nicht mehr eine abstrakte Wahrheit für ihn ist, sondern die unendliche unermessliche Essenz des Daseins selbst, ein grenzenloses Meer des Bewusstseins, das überall zugegen ist und die besten Gedanken in ihm wachruft, sich durch schöpferisches Tun bekunden will. In hundert Formen kann sich dieses Bewusstsein als wirksam erweisen, unter anderem als künstlerisches Schaffen. Jeder grosse Künstler weiss sich abhängig von Inspiration.

Man sehe sich das menschliche Bewusstsein an und erkenne, wieviele Kräfte auf den verschiedenen Ebenen unseres Seins darin verborgen sind: Kräfte psychologischer, geistiger und psychischer Art, göttliche Kräfte des Glaubens, der alles einschliessenden, unendlichen, absoluten Liebe, Kräfte des Gottbewusstseins.

Liebe ist eine äusserst feine Kraft, und der Geist in uns, als die Quelle der Liebe, ist die allerhöchste und daher allerfeinste Kraft. Gott wird von den grossen Religionen als Macht aller Mächte, als Allmacht bezeichnet. Die Physik befasst sich mit Energien, mit unbelebten Stoffen, mit Stein oder Holz. Für die Wissenschaft ist Energie das Letzte. Hier macht sie halt. Wenn nun aber ein grosser Wissenschaftler, sagen wir Einstein, an die Wandtafel schreibt und Geheimnisse des Universums enthüllt, stehen die anderen wie Kinder da und verstehen nichts. Seine Hingabe an die Wissenschaft ist so gross, dass der Geist in ihm die Wahrnehmungskräfte seiner Intelligenz so sehr erhöht, dass sie fähig wird, Dinge zu entdecken, die anderen verborgen sind.

Die höchste Regung ist die Hingabe, nicht an eine bestimmte Wissenschaft oder Kunst, sondern die Hingabe an Gott. Diese lässt den Menschen zum Propheten und zum Musiker, zum Künstler und Philosophen, zum Schriftsteller und zum grossen Liebenden, zum Direktor oder zum Heerführer werden, zu jemand, der sich völlig beherrscht und furchtlos ist, der keine Todesfurcht kennt, dafür aber grenzenlosen Mut und Willen, zum Ziel zu gelangen. Alle diese Gaben entwickeln sich aus der Hingabe an Gott.

Hingabe ist die höchste Regung. Sie ist die Quelle aller Genialität und aller Inspiration, aller schöpferischen Fähigkeiten, des Entdeckermuts und der Intelligenz, die zu neuen Erkenntnissen vordringen.

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Die Liebe im Menschen ist
Hinweis auf das Ebenbild Gottes

Der Mensch liebt seine Kinder und verrät durch diese Liebe das grundlegende Wesen seines inneren Seins. Lebe als Liebe, bewege Dich als Liebe, wachse in der Liebe, und Du selbst bist die Antwort und die Lösung auf jedes Lebensproblem. Du erlangst Grösse auch wenn Du keinem Menschen auf der Welt bekannt bist.

Liebe verleiht Grösse. Grösse ist eine natürliche Folge des Wachstums in der Liebe. Ein Grosser ist nichts als das Ausmass seiner Liebe, die Weite und die Tiefe seiner Liebe. Ein wirklich Grosser - nicht jemand, der durch die Presse erst gross gemacht wurde - ist durch seine Liebe gross.

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Das Bewusstsein im Hintergrund

Jeder hat im Hintergrund seines Denkens und Fühlens ein Streben, das alles, was er denkt und fühlt, auf einen Hauptnenner bringt. Wer den Sinn des Lebens im Geldverdienen sieht, hegt ein Geldbewusstsein im Hintergrund. Was immer er denkt und plant, dreht sich um Geld. Sein Denken geht unvermeidlich auf Gewinn von Geld aus. - Kein Mensch ist ohne ein Hintergrundsbewusstsein irgendeiner Art. So haben manche technisch begabten Jugendliche ständig irgendwelche Apparaturen im Kopf und bauen in Gedanken daran. Sogar beim Essen sind sie noch bei ihren Maschinen.

Jeder hat ein Hintergrundsbewusstsein. Es kann manchmal den Menschen völlig beherrschen: Eine junge Mutter etwa, die zur Arbeit geht, hat im Geist immer ihr kleines Kind vor sich. Oder jemand, der soeben erst schwimmen gelernt hat, ist ganz vom Erlebnis des Schwimmens erfüllt, bis dieses allmählich wieder abklingt und einem anderen Interesse Platz macht.

Der geistige Mensch hat ständig Gott im Hintergrund seines Bewusstseins, und dieses Interesse macht keinem anderen Platz. Alles Tun und Lassen, Denken und Fühlen entspringt diesem Bewusstseinshintergrund.

Gefühle und Gedanken bestehen, wie auch der Körper und alles Stoffliche, aus Energien. Verkehrtes Denken ist infolgedessen eine negative, störende Kraft. Gute Gefühle, edle Gedanken, die von Hingabe an Gott inspiriert sind und denen die Liebe zum allgegenwärtigen Gott, zur Schönheit, Wahrheit, Erkenntnis des Göttlichen zugrundeliegt, sind Kräfte, die erheben.

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Allgegenwart Gottes ernst genommen

Was immer wir hören, berühren, denken, erfahren, sehen, fühlen, ist von Gott erschaffen und ist in Gott. Überall ist letztlich Gott allein. Der Mensch, dem diese Tatsache entgeht, lässt sich vom Gefühl der ichhaften Vereinzelung und vom Anblick der Vielfalt blenden. Er erlebt nur das Vielerlei der Welt und leidet. Die Wahrheit aber ist Gott, der überall ist. Die Welt ist in Ihm. Er befindet sich in ihr und ist zugleich mehr als die Welt.

Ein Mensch, der Gottbewusstsein erlangt hat, wird auch im Wirken menschlicher Intelligenz und Genialität die Gegenwart der absoluten Intelligenz, die göttlich ist, erblicken. Normalerweise entgeht dem menschlichen Scharfblick, was die innerste Seele in aller Intelligenz ist. Der Gottbewusste jedoch sieht hinter der menschlichen Intelligenz das Wirken dessen, wovon sie selbst nichts weiss. In allen Dingen und in allen Wesen, in allem, was in Erscheinung tritt, nimmt er eine Welt des unendlichen Friedens, der Freude, des Lichts und der Vollkommenheit wahr. In ihr lebt er, und in ihr bewegt er sich. Zeit, Raum und Umstände haben keine Bedeutung für ihn. Die Freiheit, deren er sich in diesem Bewusstsein erfreut, ist ohne Grenzen.

Alles offenbart Ihn, alles ist in Ihm enthalten. Er ist die erste und die letzte Wahrheit. Alles ist von Ihm, nach Seinem Bild des Friedens, des Glücks und der Schönheit erschaffen, aus Seinem Sein hervorgegangen und besteht aus Ihm. Etwas anderes zu sehen als Gott bedeutet: Vereinzelung, bedeutet menschlich begrenzt, unwissend, dunkel und geplagt sein.

Gott, der die Intelligenz unserer Intelligenz, das Leben unseres Lebens ist, ist von grösserer Wirklichkeit als das Licht, das Du siehst, ist wirklicher auch als die Luft, die Du atmest, wirklicher als die Knochen im Inneren des Körpers und näher als das Pochen des Herzens. Gott ist die Wirklichkeit der Wirklichkeiten. Du kannst Dich nirgendwo ohne Ihn hinbegeben. Du kannst nichts denken, ohne dass Er davon weiss.

Diese Wirklichkeit der Wirklichkeiten ist überall und ist unendlicher Friede, unendliches Glück, unendliche Vollkommenheit und Freiheit. Es gibt kein grösseres Unglück, als dies nicht zu wissen, und keinen grösseren Segen, als dies zu erleben. Wir suchen nach Freuden in der Nahrung und in anderen Dingen, während unendlicher Friede und unendliches Glück uns zuinnerst erfüllt und uns ständig umgibt.

Wir sind ruhelos, und doch umgibt uns und erfüllt uns zuinnerst unendlicher Friede, der wirklicher ist als das Licht, das wir sehen. Wie aber sollen wir diesen Frieden erfahren? Wie können wir dieses Glück, diese Freiheit und diese Vollkommenheit erleben?

Nach Erleuchtung streben heisst, um das bitten, was alle Selbstsucht auflöst. Es gibt nur ein Einziges, das zu suchen nicht selbstsüchtig ist, nämlich Erleuchtung, Reinheit, Wahrheitserkenntnis. Das Göttliche ist so voller Güte, dass es die Früchte unseres Denkens, Fühlens und Tuns in Anrechnung bringt, damit es uns möglich wird, eine solche Erfahrung zu erlangen.

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Wo Liebe ist, wächst Weisheit

Je mehr der Mensch in der Liebe heranreift, umso mehr gelangen in seinem Leben auch andere Attribute des göttlichen Geistes zum Selbstausdruck. Ein heiliger Franziskus, den die Menschheit noch nach Jahrhunderten liebt und schätzt, war nicht mit durchdringenden Verstandeskräften begabt, er war weder ein Wissenschaftler noch ein Gelehrter, nicht einmal ein hochgebildeter Mann oder grosser Künstler, aber er hatte ein grosses, liebendes Herz, und dieses besass bei ihm zwei Dimensionen: Einerseits verströmte er seine Liebe an die Menschheit, ja die ganze Schöpfung, andererseits hegte er eine grosse Liebe zu Christus.

Wenn der Vater der Familie keine Lösung mehr findet, wenn es um die Kinder geht, findet die Mutter bestimmt noch einen Ausweg. Sie lässt sich nicht erschrecken. Ihre Liebe macht sie erfinderisch, und so findet sie auch den Weg, der aus der Schwierigkeit herausführt. Ihr Wortschatz enthält hier kein Nein. Willst Du das Leben bereichern und im Alltag den Frieden und wahre Lebensfreude erleben, dann bleibt Dir keine andere Wahl, als in der Liebe zu wachsen.

Wahrer Friede ist ein innerer Bewusstseinszustand, bei dem äusserer Lärm keine Rolle mehr spielt. Andere Formen des Friedens sind Täuschung und weichen nur allzu leicht neuem Unfrieden, denn das Wesen des Menschen ist ruhelos und ohne Frieden. Sein Herz ist krank vor Unruhe. Er findet keinen wahren Frieden, selbst wenn er am einsamsten Ort der Welt wohnt.

"Alle Kreatur sehnt sich mit uns", sagt Paulus (Röm. 8, 22), und Augustinus ruft aus: "0 Herr, unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in Dir".

Universale Liebe, die nicht auf die eigene Familie und auch nicht auf die eigene Rasse oder Gesellschaftsgruppe beschränkt ist, sondern sich auf die ganze Menschheit und darüberhinaus auf die ganze Schöpfung erstreckt, fühlt die innere Verwandtschaft mit allem, was sichtbar und unsichtbar ist. Eine solche Liebe ist nicht nur fähig, die Sprache der Vögel und Blumen, sondern sogar die der Kristalle, der Steine und Flüsse zu verstehen. Eine solche Liebe erhebt in einen beständigen Zustand der Inspiration. Die grössten christlichen Heiligen und Mystiker haben diese Weite der Liebe erreicht. Einer von ihnen, der holländische Mystiker Ruysbroek, spricht vom Menschen als von Gott in Gott.

Der Weg zur Gotterfahrung ist die Liebe. Sie ist der Weg. Sie ist das Ziel. Sie ist die Methode und das, was durch die Methode erlangt wird. Gott allein kann Gott erkennen. Gott muss in Dir wachsen, ehe Du Gott erkennen kannst. Wie aber wächst Gott in Dir? Als Liebe wächst Er in Dir heran. Je grösser, je tiefer und weiter diese wird, umso höhere Wahrnehmungssinne können sich entfalten.

So wollen wir also das Göttliche zu erkennen suchen, indem wir mehr und mehr in der Liebe wachsen. Liebe verleiht der Religion erst Leben. Andernfalls schwindet sie dahin. Kultur wird dann zur leeren Hülle und zum Hindernis für den Fortschritt.

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Liebe als Grundlage von Kultur und Religion

Keine Zivilisation hat Bestand, wenn sie nicht in jenen Werten wurzelt, die Liebe wachrufen und erhalten können. Darum gilt es, ständig in der Liebe zu wachsen.

Du hältst Aladins Wunderlampe in Händen, wenn Du nur Liebe hast. Du wirst dann in der Lage sein, ein Glück aus jedem Unglück zu machen. Du hast das allmächtige Sein bei Dir. Du wirst dann um das allwissende Wesen wissen und wirst anfangen, das Eine zu sehen, das aller Menschheit unsichtbar ist. Das Unsichtbare wird für Dich sichtbar, das Vergängliche wird unvergänglich. Das ist die Macht der Liebe. Du bist unsterblich, wenn Du gewaltige Liebe, dauerhafte Liebe, grosse, weite, kosmische, göttliche Liebe hast, die alles umwandelnde, allumfassende Liebe ist.

Je mehr Du in der Liebe wächst, umso selbstverständlicher entfaltet sich die Seele, das Lebensprinzip, und Du wirst sensitiv, aufgeschlossen jener unendlichen Liebe gegenüber, welche die Gottgegenwart ist.

Wachse in der Liebe, und Du wirst wissen, was Gott ist, denn Liebe und Gott sind nicht zwei verschiedene Dinge, sondern ein und dasselbe. In dem Masse wirst Du die Tiefen der Liebe erkennen, in dem Du Gott kennst. In dem Masse bist Du religiös, Du kannst sogar tief geistig sein, ohne irgend einer Religion anzugehören, ja ohne überhaupt eine Gottesvorstellung zu haben. Liebe führt zur Religion, zur wahren Religion, zur lebendigen Religion, zur erfahrenen Religion, und das ist mehr als nur äusserlich einer Religion anzugehören.

Wahrhaft religiös sein, heisst wahrhaft universal sein, heisst befreiend auf die Umwelt wirken. Liebe trägt alles Positive in sich, das man sich nur denken kann. Das Leben ist uns gegeben, um in der Liebe zu wachsen. Es gilt, in Gott fest verankert zu sein, um die wahre Bedeutung, den Wert, die Würde und auch die Freude des Daseins zu erkennen.

Es gibt vielerlei Art und Weise, um in der Liebe zu wachsen. Man kann auch mehrere von ihnen benützen, um die innere Aufwärtsentwicklung zu fördern und das Wachstum zu beschleunigen. Mit Liebe ist, wohlverstanden, nicht Sentimentalität oder Leidenschaft gemeint, sondern das, was hinter allem steht. Gefühl trägt ein Element der Liebe in sich, ist aber nicht Liebe an sich, sondern etwas, das transzendiert werden soll. Liebe zeichnet sich durch wahre Würde aus, durch seltene Kraft.

Im Geheimnis aller Geheimnisse, in der Liebe zu wachsen, führt uns in alle Geistigkeit ein, offenbart uns die Allgegenwart, die Allmacht und Allwissenheit Gottes. Wir werden dann bewusst in Gott leben, uns bewegen und sein (Apg. 17, 28). Das ist eine gesegnete Erfahrung, die einem Apostel Paulus zuteil wurde, und ein Paulus ist auch in Deinem Herzen. Nimm ihn Dir als leuchtendes Beispiel, und werde auch Du zum Licht der Welt. Die Welt braucht Lichter. Die ganze Schöpfung jubelt, wenn Lichter erstehen. Das ist die ihr zugewiesene Aufgabe. Wenn keine Lichter mehr aus ihr erstehen, hat sie keinen Sinn mehr und geht zugrunde. Nur ein grosses, liebevolles Herz erhält die Schöpfung, und wenn Gott die Schöpfung weiterbestehen lässt, dann durch das grosse, liebende Herz. Durch Christus erhält Gott die Schöpfung am Leben.

Das Göttliche ist unendlich in Seinen Fähigkeiten und Kräften, -und Sein Herz ist es, das zuinnerst in uns Seinen Sitz hat. Wir sind Teile Seines Seins. Wir sind nicht der physische Körper, in dem wir uns befinden, wir sind auch nicht der feinstoffliche Körper oder der menschliche Geist. Wir sind mehr als all das. Grundlegend und letztlich sind wir ein Teil des göttlichen Geistes der unendlichen Wahrheit, des Herzens des Göttlichen.

Das Leben wird unglaublich reich und sinnvoll, würdig, wertvoll, erhaben und erleuchtet, sobald wir es den Werten des Geistes entsprechend einrichten. Wenn wir uns für den Körper halten, ist der nächste Gedanke der an die Bedürfnisse des Körpers. Unser Denken dreht sich dann ums Materielle. Sobald man weiss, dass man Geist ist, wird man wachsam. Das ist auch der Grund, weshalb die Bibel uns ermahnt, auf den Geist und nicht aufs Fleisch zu säen. Wenn man sich als Geist erkennt, wird man geistigen Werten nachstreben. Liebe ist so ein geistiger Wert, Friede ist ein geistiger Wert, innere Freude ist ein geistiger Wert, höhere Erkenntnis ist ein geistiger Wert, Hochschätzung abstrakter Dinge ist ein geistiger Wert, Liebe zum Göttlichen ist ein geistiger Wert, das Streben nach der Gnade Gottes ist ein geistiger Wert, das Bemühen, die Erleuchtung der inneren Intelligenz zu vermehren ist ein geistiger Wert. Je mehr Du Dich als Geist erkennst, und geistigen Werten nachstrebst, umso machtvoller, anziehender, herrlicher wird Dein Leben.

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Traumerfahrung und Unendlichkeitserfahrung

Das innerste Wesen des Menschen ist ein Zentrum des göttlichen Bewusstseins. Darin wohnt das Göttliche, und dieses ist unendlicher Friede, unendliche Schönheit, unendliche Liebe, unendliches Licht, unendliche Erkenntnis, unendliche Vollkommenheit. Es ist eine Unendlichkeit der unendlichen Eigenschaften und als solche die allerwunderbarste Wirklichkeit, das Wunder aller Wunder.

Das Sein, das Göttliche, die Erfahrung des Göttlichen eröffnet uns hier und jetzt neue Erfahrungsdimensionen, so wie ein Mensch, der einschläft und anfängt zu träumen, hier und jetzt im Traum in eine neue Erfahrungsdimension eintritt.

Ein Junge namens Joseph befindet sich unter uns. Er schläft ein und fängt an zu träumen, dass er in einer weiten Wüste unter der strahlenden Mittagssonne ist. Seine Füsse brennen, er springt umher, er schreit um Hilfe. Je mehr er versucht zu laufen, umso weiter wächst die Wüste, wie es ihm scheint. Überall ist heisser Sand, die glühende Sonne. Und das erlebt er hier in diesem Zimmer, mitten unter uns. Hier gibt es keine Wüste, aber er erlebt eine weite Wüste und es ist nicht Tag, es ist Nacht. Er jedoch erlebt jetzt Tag, den Sommernachmittag.

Auch eine Christa schläft und fängt an zu träumen, sie befinde sich in einem Wald voll schrecklicher, riesengrosser Geschöpfe, die furchtbar brüllen. An dem Ort, wo sie schläft, ist ja kein Wald, sind keine schrecklichen Wesen und kein furchtbares Brüllen. Aber sie erlebt es hier und jetzt. Wie ist das möglich? Ein Mensch, der nie geträumt hat, findet das kaum glaubhaft, doch für den Träumer ist das eine wirkliche Erfahrung. Ein Mensch, der im Traum diese weite Wüste, den heissen Sand unter den Füssen, die ganzen Horizonte von Sand bedeckt erlebt, erlebt sie als wirklich. Und wenn man ihm sagt: "Du bist ja gar nicht in einer Wüste, Du bist hier in einem Zimmer, diese Wüste ist eine Illusion, glaub es mir doch!" dann glaubt er es nicht und denkt, man scherze nur. Er erlebt eine wirkliche Erfahrung, auch wenn es nur ein Traum ist. Der Traum ist eine wirkliche Erfahrung, solange man ihn träumt.

Hier und jetzt geht der Träumer in eine neue Erfahrungsdimension ein. Ein kleiner Raum kann unbegrenzte Erfahrungswelten in sich tragen, wobei sich diese gegenseitig durchdringen, ohne dass die eine um die andere weiss.

So ist es auch mit dem Wahrheitserfahrenden. Er tritt in eine neue Welt ein, in eine weite Welt des Göttlichen, erfüllt vom Licht der Gottgegenwart, aufgeladen von der Freude und der Ekstase der Unendlichkeit, voller Erkenntnis - voll einer Unendlichkeit an Erkenntnis, einer wundersamen Welt, wo es keine Zeit mehr gibt. Da hört die Zeit auf zu sein, so intensiv ist die Freude. Tausend Jahre vergehen wie ein Sekundenbruchteil, und immer noch ist das Jetzt, das ewige Jetzt. Universen mögen kommen und gehen - im Verlaufe zahlloser Jahrmillionen mögen Millionen Universen entstehen und vergehen - all diese weiten, unermesslichen Zeitspannen sind noch keine Sekunde der physikalischen Zeit, sondern das ewige Jetzt.

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Das Göttliche in Herz und Händen halten

Lasse das Göttliche Dein ganzes Dasein beherrschen: Das ist der rechte Weg, das ist die Bedeutung und der Sinn des Lebens. Ehe es zu spät ist, solltest Du die kostbaren Stunden Deines Lebens nutzen. Versuche Halt am Göttlichen zu gewinnen, indem Du Hingabe entfaltest und dem Göttlichen dienst und opferst, durch geistige Übung, durch Anrufung Gottes, durch ständiges Nachdenken über die unmittelbare Gegenwart und das Wesen des Göttlichen. Mit all diesen und noch weiteren Mitteln solltest Du versuchen, Fortschritt zu machen und festen Halt am Göttlichen zu gewinnen. So nur findet Dein Leben Erfüllung. Versuche, alles mit dem Göttlichen in Verbindung zu bringen. Alles, das ganze Leben, jede Arbeit soll göttlich sein. In allen Lagen des Lebens sollte Dich das Empfinden des Göttlichen begleiten.

Halte Dich mit der ewigen Weisheit verbunden! Halte Dich mit der unendlichen Stärke innig verbunden! Sei mit der grenzenlosen Freude und dem grenzenlosen Frieden Gottes in Verbindung! Das ist die Hauptaufgabe unseres Lebens. Lasse Dein Leben in Gott gesegnet sein, so dass es überfliesst von einem Segen, der sich von nichts Äusserem herleiten lässt.

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Ein Bild Gottes ist nötig, um zum
bildlosen Gottbewusstsein zu gelangen

Als menschliches Wesen willst Du geliebt sein. Erwähle Gott zum Liebhaber. Als endliches Wesen brauchst Du Kraft. Lasse Gott, das unendliche Wesen, Deine Kraft und Stärke sein. Als unwissendes Wesen brauchst Du Erkenntnis. Lasse Gott die Quelle Deiner Erkenntnis sein. Als eine begrenzte Kraft brauchst Du Schutz. Lasse die Allmacht Dir Freund und Leibwächter sein. Als geselliges Wesen möchtest Du einen Freund haben. Lasse Gott Deinen Freund sein. Zuweilen fühle Dich auch als Kind und lasse Ihn Deinen Vater sein, diesen Gewaltigen, von dem Du abhängig bist; und wenn Du nach mütterlicher Liebe verlangst, lasse Gott auch Deine Mutter sein. Denn was ist Gott? -Vater, Mutter, Bruder, Freund, Liebhaber, Geliebter, Schönheit, Friede, unendliche Kraft, Allmacht, Allgegenwart, Güte, Milde, Selbstbeherrschung, Ruhe, Geduld, unendliche Freude, unendliches Bewusstsein. Das ist Gott. Du kannst diesen Gott nicht verleugnen. Er ist ja in Deinen Eigenschaften zugegen. Er ist in Deiner Intelligenz zugegen. Das sind Tatsachen. Du kannst nicht leugnen, dass es Stärke, dass es Güte und Sanftmut gibt. Sie können erfahren und geübt werden. Sie lassen sich nachweisen und beschreiben. Zwar sehen unsere Augen sie nicht: Das Phänomen der Liebe, der Güte, der Sanftmut, der Intelligenz in uns ist äusserlich nicht sichtbar, doch bringt sich Gott selbst in ihnen zum Ausdruck. Man kann sie nicht leugnen, und also auch nicht Gott. So knüpfe mit diesem Gott alle Arten von Beziehungen an. Sieh Ihn in Deinen Angehörigen und Freunden, sieh Ihn im Haus und ausserhalb des Hauses. Sieh Ihn im Himmel und ausserhalb des Himmels. Sieh Ihn überall an allen Orten und in allen Gegebenheiten als zeitloses, raumloses ewiges Jetzt, als allvollkommenes Sein und Wesen. Knüpfe mit Ihm in der Meditation alle Arten von Beziehungen an.

Wie sollen wir im täglichen Leben diese Wirklichkeit der Wirklichkeiten zur lebendigen Erfahrung werden lassen, während wir jeden Augenblick unseres Lebens inmitten von Begrenzungen stehen? Wie sollen wir dieses Unendliche, diese höchste Intelligenz erfahren, die wir doch nicht sehen? Es gilt, diese unpersönliche Wirklichkeit persönlich werden zu lassen. Es gilt, diese grenzenlose unendliche Wirklichkeit als Gestalt der Liebe zu erfassen, ganz aus Liebe geformt, eine Persönlichkeit des Lichts und der Schönheit. Jene, die an das Göttliche als an Christus denken, oder jene, die sich dabei Maria vorstellen können, haben es leicht. Sie brauchen sich bloss von ganzem Herzen aufmerksam auf die Gestalt zu konzentrieren. Sie können dabei auch ein Bild zu Hilfe nehmen und sich klarmachen, dass die dargestellte Gestalt allgegenwärtig, allwissend und allmächtig ist. Diese Gestalt ist für sie gewissermassen die Glühbirne, die das Licht der göttlichen Gegenwart einfängt und ihnen die unsichtbare, unpersönliche Wirklichkeit erkennbar macht.

Jesus Christus spricht vom Einssein zwischen ihm und dem Vater (Joh. 10,30). Was veranlasste Ihn zu dieser Aussage? Es gibt einen Zustand innerer Erleuchtung, in dem wir unsere Einheit mit dem Göttlichen entdecken, so wie Christus es getan hat. Von diesem Standpunkt aus werden alle äusseren Unterschiede unwesentlich und fallen dahin. Die Einheit in allem wird sichtbar. Dann gibt es auch keine grundlegenden Unterschiede zwischen verschiedenen Wegen der Gotterkenntnis mehr.

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Das zeitlose raumlose Bewusstsein

Wäre der Mensch nur ein biologischer Organismus, dann hätten die Biologen schon längst das Phänomen des Lebens geklärt und all seine Probleme gelöst. Wäre der Mensch nur ein psychologisches Phänomen, dann hätten die Psychologen die ganze Bedeutung des Lebens erfasst, und die Probleme wären gelöst. Keine unserer Wissenschaften vom Menschen ist jedoch in der Lage, uns das wirkliche und wahre Wesen des Menschen genau zu erklären. Der Mensch ist ein verwirrendes Phänomen. Er weist in seinem Bewusstsein Dimensionen auf, die das unermesslich weite äussere Universum transzendieren. Er ist ein Geschöpf ganz besonderer Art, das alle Vollkommenheiten des Schöpfers in sich verkörpert, das grösser ist als das ganze Universum, das er wahrnimmt. Er trägt in sich ein Bewusstsein, das unendlichen Schöpfertums fähig ist, und darüberhinaus die Fähigkeit, sich der unendlichen Vollkommenheiten Gottes bewusst zu werden.

Die unglaublich grossen wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften unserer Zeit haben uns ein gewaltiges Anwachsen des Wissens über die uns umgebende Welt gebracht und uns damit Macht über die Naturkräfte in die Hand gegeben. Das Bild des physikalischen Universums, das uns von einer ganzen Reihe wahrhaft grosser Wissenschaftler von Kopernikus bis Einstein eröffnet wurde, ist wirklich staunenswert und begeisternd, aber die Welt in unserem Innersten ist noch viel grossartiger und staunenerregender, das geistige Universum noch viel begeisternder demgegenüber.

John Davidson, der das im Menschen zur Bewusstheit erwachende Universum verkündete, hielt dafür, dass auch der schlichteste Mensch sich als zu gross betrachten sollte, um nach irgend einem Namen benannt zu werden.

Thomas Carlyle lehrte, dass es Höhen im Menschen gibt, die zum Himmel emporreichen, und bestand darauf, dass der Mensch in seinen geistigen Erstreckungen sich ins Unendliche fortsetzt und dort allein seine Ruhe findet.

Die Vorstellungen, die sich der heutige, westlich geprägte Mensch von sich selbst macht, sind ganz anders geartet. Weit entfernt davon, einem Menschenbild nachzustreben, das Christus als Verkörperung der Weisheit und Erkenntnis uns nahelegt, hängt der westliche Mensch fort und fort Ideen an, die auf Vorstellungen zurückgehen, wie sie vom animal rationale' des Aristoteles oder vom 'feilschenden Tier' eines Adam Smith oder auch vom Herdentier eines Herbert Spencer oder aus der Sicht des Menschen als ökonomischer Einheit angeregt wurden. Der Mensch, wie er der inneren Erfahrung offenbar wird, ist eine bewusst gewordene Kraft des unendlichen Seins, eine dynamische Manifestation der absoluten Wirklichkeit.

Das ist die Stimme unserer inneren geistigen Erfahrung. Sie stimmt überein mit der göttlichen Offenbarung der Bibel, die den Menschen im Hinblick auf Gott oder das himmlische Reich sieht. Diese Sicht des Menschen als dem Abbild oder Ebenbild Gottes ist die einzige Lösung für die zahlreichen Probleme des modernen Lebens. Das innere Leben und Licht in Jesus ist die Möglichkeit und das Bestimmungsziel der ganzen Menschheit. Jene missverstehen das Wesen des Menschen, die Darwinsche Halbwahrheiten in ihn hineininterpretieren, während jene die rechte Sicht vom Menschen gewinnen, die ihn vor dem Hintergrund des wahren Menschen sehen, der in dem Mann aus Nazareth offenbar geworden ist. Er zeigt uns das Ziel allen Menschseins. Auch der glänzendste Intellekt wird Jesus als das Höchste erkennen, was ein Mensch überhaupt sein kann. Er ist zugleich Urbild, höchstes Vorbild und Herr, Herabkunft des Göttlichen und Vollendung der Menschheit. Ohne Jesus - zu diesem Schluss kommt Renan - lässt sich die menschliche Geschichte nicht denken. Napoleon sagte, wenn man die Existenz Jesu Christi leugne, dann werde die Welt zu einem unerklärlichen Rätsel und die Menschheitsgeschichte zu einem jeder befriedigenden Erklärung sich entziehenden Phänomen.

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Eine Unendlichkeit ist in Deinem Inneren!

Das sichtbare Universum ist nur ein kleiner Staubfleck im unendlichen Meer der unsichtbaren Gottgegenwart, und diese ist eine allgewaltige, allhörende, allsehende, alles erkennende und auf alles Antwort gebende Gegenwart. Wenn Du dies weisst, hast Du das Wunder aller Wunder erfasst, das wahre Leben gefunden, verfügst Du über wahre Freiheit, wahren Frieden und wahre Freude.

Jeder Mensch ist eine Verkörperung vieler Unendlichkeiten. Unendliche Räume befinden sich im Menschen. Betrachte die äussere Welt, und Dein Horizont ist begrenzt. Schliesse die Augen, und die Wahmehmungshorizonte des Bewusstseins erweisen sich als unbegrenzt. Alles, was im Universum vorhanden ist, findet sich der innersten Möglichkeit nach auch im Menschen. Erfahrung erweist es als wahr, und Offenbarung in erhobenen Bewusstseinszuständen bestätigt diese Wahrheit. Wenn der Mensch in seinem Inneren erst völlig geläutert und von Gottes Gnade gesegnet ist, erhebt er sich ins göttliche Wesen und beginnt zu erkennen, dass er letztlich Gottes Ebenbild ist. Nichts wird uns genommen, wenn wir nach der letzten Wahrheit streben, vielmehr wird alles, was wir haben, emporgehoben, bereichert, umgewandelt und neu geschenkt. Dabei wird die geistige Entwicklung vorangetrieben. So wird hier und jetzt auf Erden Stufe um Stufe Vollkommenheit erreicht.

Die Gottgegenwart ist überall, und das Einzigartige an ihr ist: Während sie wie der Raum überall ist, stellt die Gegenwart nicht nur ein einziges Element wie der Raum dar, sondern sie gleicht einem Meer, in dem ein anderes Meer enthalten ist, und darin wieder ein anderes, endlos, und jedes von ihnen ist ohne Ende.

In diesem Meer der Gottgegenwart - das erweist die Erfahrung in allen Teilen der Welt in allen Jahrhunderten immer wieder - ist eine andere Gegenwart enthalten, die zugleich mit ihr vorhanden und von gleicher Unermesslichkeit ist: im Meer der Gegenwart Gottes, in dem wir leben und uns bewegen, ist das Meer der göttlichen Liebe, und in diesem wiederum das Meer der göttlichen Macht, und in diesem das Meer der Erkenntniskraft Gottes und darin wiederum das Meer des Friedens und der Freude und darin wiederum das Meer jeder nur denkbaren Fähigkeit, Qualität, Kraft und Energie.

In einem solchen wundervollen Universum leben wir, nicht nur in dem physikalischen Universum, das uns die Wissenschaft vor Augen führt. In diesem unermesslich grossen Meer der göttlichen Gegenwart können wir hier und jetzt jede nur vorstellbare Vollkommenheit des Göttlichen berühren, erfahren und zum Teil unseres täglichen Lebens werden lassen. Nur der ist wahrhaft weise, der eine solche Erfahrung bis zum Ende durchlaufen hat und nicht aufgibt, bis diese ganz fest in Herz und Erkenntnis verankert ist. Hat er einmal diese Erfahrung erlangt, lebt er in einer ganz neuen Welt. Einerseits verliert diese Welt der täglichen Erfahrung an Gewicht und wird wesenlos wie dürres Stroh; andererseits aber gewinnt sie paradoxerweise zugleich unendliche Würde und unendlichen Wert, denn die ganze Schöpfung ist ja erfüllt von der Gottgegenwart. Alles wird licht und offenbart Gottes Antlitz. Jedes Haus wird zum Tempel Gottes.

Nichts Gefühlsmässiges und nichts Unechtes hat hier Platz. Auf dem Pfad der inneren Höherentwicklung gibt es weder Verlust noch Selbsttäuschung; vielmehr ist der geistige Weg auf die Wahrheit und Wirklichkeit der göttlichen Existenz gegründet. Der Fortschritt auf diesem Pfad erweist sich durch den Zuwachs an Verstandesklarheit, an friedvollem Wesen, an Bewusstseinsweite, an Grösse, Würde und Kraft der Persönlichkeit. Auf dem geistigen Pfad erheben wir uns von hoher zu noch höherer Vernunft. Wir begeben uns aus den Begrenzungen menschlichen Erkennens hinaus in die Weite und Freiheit des Gotterkennens.

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"Der in euch ist, ist grösser als
der in der Welt ist" (l. Joh. 4, 4)

Die Erfahrungen, die im göttlichen Bewusstsein zuteil werden, sind letztlich gar nicht beschreibbar, denn das Bewusstsein in uns ist mehr als wunderbar. Es kann uns in der Spitze einer Nadel das Unbekannte offenbaren und uns alle Universen schauen lassen.

Dieses Bewusstsein ist voll von unaussprechbar hohen Wundern und Herrlichkeiten. Welche Kräfte und Möglichkeiten in ihm vorhanden sind, lässt sich schon ein wenig erkennen, wenn wir das Bewusstsein des Menschen untersuchen. Was ist es denn anderes als ein ganz schwacher Abglanz des inneren göttlichen Bewusstseins? Diese winzig kleine Kraft, die das menschliche Denkvermögen tatsächlich ist, kann nur als Schattenspiel des inneren göttlichen Bewusstseins bezeichnet werden.

Das menschliche Denken muss in der Meditation zurückgelassen werden. Und dennoch birgt es solche Möglichkeiten in sich, wie sie etwa im Wissenschaftler, im Dichter, im schöpferischen Künstler offenbar werden. Oder prüfen wir dieses menschliche Bewusstsein im Traumzustand. Welche Wunder kann es im Traum nicht erschaffen. Im Traum ist alles möglich!

Das innere göttliche Bewusstsein in Dir ist grenzenloses Licht allschöpferischer Liebe. Es war vor zehn Millionen Jahren schon vorhanden und wird nach weiteren Jahrmillionen bei Dir zugegen sein. Es war bei Dir in Deinen Kindertagen. Es ist auch bei Dir, wenn Du schläfst. Es ist auch jetzt bei Dir, wenn Du diese Zeilen hier liest. Es ist die Wurzel jeder Erfahrung und doch nie in einer Erfahrung gefangen, sondern immer über Zeit und Raum erhaben.

Auch wenn es Dein Leben und Wirken ermöglicht, ist es nicht einbezogen in Dein Leben. Dieses Bewusstsein ist in Dir. Es liegt aller Erfahrung zugrunde. Es selbst ist zeitlos, ewig, nicht in Freude und Leid hineingenommen, nicht von den Sorgen und Leiden des Menschseins getrübt.

Dieses göttliche Bewusstsein in Dir ist in seinen Fähigkeiten nicht begrenzt, auch wenn Dein menschliches Bewusstsein und Denken seine Grenzen hat. Dieses Bewusstsein ist unsterblich, ewig, unbegrenzt, auch wenn das Leben Deines Körpers begrenzt und sterblich ist.

Dieses göttliche Bewusstsein in Dir ist das Prinzip des ewigen "Ich", und dieses Ich-Prinzip bezieht sich nicht auf Dein persönliches Ich, Dein Ego, Deine Individualität, das egoistisch und äusserlich ist.

Dieses göttliche Bewusstsein in Dir ist Träger und Erhalter Deiner wesentlichen Identität bei allen äusseren Tätigkeiten. Es ist das Göttliche voll schöpferischer Möglichkeiten und Kräfte. Es ist allwissend und Träger der Allgegenwart und Allmacht.

Gott ist die zeitlose Wirklichkeit, die Essenz unserer Existenz. Er ist die Liebe in unserer Liebe, das Licht in unserem Verstand. Er ist der Wert und die Würde in unserer Weisheit, die Quintessenz aller Schönheit und Melodie. Er ist das Leben von allem, was wertvoll in uns ist, und noch unendlich viel mehr. Zu allen Zeiten und an allen Orten ist er auf vielfache Weise zugegen, als unsichtbarer Geist und als alles beobachtende Gegenwart. Er ist die Seele unserer Seele, das Leben unseres Lebens. Er ist auch in Deiner Liebe wirksam zugegen.

Wir finden Ihn in allem, was schön ist. In allem guten Wirken ist Er am Werk. Überall begegnen wir Ihm, nicht nur als der unsichtbaren Gegenwart, sondern als einer erfahrbaren, tätigen Liebe. Er ist Weisheit, die sich selbst zum Ausdruck bringt. Wo immer Weisheit zutage tritt, uns erhebt und unsere Horizonte weitet, ist Gott zugegen. Wo Atem ist, kündigt sich die Gegenwart des Göttlichen an, denn ohne den Odem Gottes im Atem gibt es kein Leben. Er ist die Existenz aller Existenz. Überall drängt sich uns Seine Gegenwart auf.

Je weniger wir in unserer Liebe und Erkenntnis begrenzt sind, umso aufgeschlossener sind wir dieser Gottgegenwart gegenüber.

Man sollte sich endgültig von der Vorstellung lösen, jene, die nach göttlicher Vollkommenheit streben, seien emotionell veranlagte Menschen oder gar seelisch anormal. Gewiss gibt es Versager und Abwegige im geistigen Leben. Überall gibt es Kuriositäten, doch ist die Geistesgeschichte der Menschheit reich genug an grossen Gestalten von beachtlicher Entwicklungshöhe.

Die ständige Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf das Göttliche bringt dem geistigen Menschen Gnade, und Gnade führt zur Erleuchtung, ruft Weisheit und spontanes höheres Erkennen wach, was etwas ganz anderes ist als alle philosophischen Erkenntnissysteme. Die Weisheit sagt dem geistigen Menschen: "Dein Leben ist ein Spiel, das hundert Jahre dauert, doch ist es zweifelhaft, ob Du wirklich hundert Jahre alt wirst. Auch wenn es hundert Jahre wären, die Du auf Erden lebst, im Geist des zeitlosen Gottes wäre es doch nur der Bruchteil einer Sekunde. Darum sagt die Weisheit: "Verbinde Dich immer mit dem Göttlichen." Wo warst Du, ehe Du geboren wurdest? Wo wirst Du nach Deinem Tode sein? Die Freundschaft mit dem Einen, der war, ehe die Zeit erschaffen wurde, und der sein wird, auch wenn die Zeit nicht mehr ist, diese Freundschaft ist es wert, erstrebt zu werden.

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Meditation als Anfang

Du möchtest meditieren? Warum? Du möchtest dieses Göttliche erfahren. Du möchtest Gott erkennen. So schliesse Deine Augen. Wo suchst Du diesen Gott? Nicht in Deinem Denken. Dort ist Er nicht zu finden.

Wenn Du Gott weder im Körper noch im Denken findest, wohin möchtest Du Dich wenden, um Ihn zu entdecken? VieIleicht in die Aussenwelt, um Ihn mit offenen Augen draussen zu erblicken? Auch damit wirst Du keinen Erfolg haben.

Oder Du malst Dir einen Punkt an die weisse Wand, auf den Du Dich dann konzentrierst. Versprich Dir keinen Erfolg davon! Oder vielleicht willst Du lieber Deinen Blick nach innen wenden und Dich auf ein Chakra konzentrieren, von dem Du Dir vorstellst, dass es an einer bestimmten Stelle des Körpers seinen Sitz hat. Auch dort wirst Du Gott nicht finden können. Dann schliesst Du vielleicht wiederum die Augen und denkst an ein Licht, an eine Flamme. Auch dieses wird Dir Gott nicht enthüllen können. Wo findest Du Ihn dann?

Die Bibel spricht vom Königreich des Himmels, und sie sagt Dir auch, wo es zu finden ist: Das Himmelreich ist mitten in Deinem Innersten. Schon tausend Jahre früher sagten die Upanishaden dasselbe. Hunderte von Heiligen und Weisen Indiens erklärten schon vor vielen tausend Jahren: Gott ist in Dir, und so bist Du Gott.

Wir sehen also, ausser dem menschlichen Denken, ausser dem Körper ist noch etwas da, ein Bewusstseinsprinzip, das, während es die mentalen Tätigkeiten erst möglich macht, dennoch nicht in diese eingefangen ist. Wir sahen, dass in uns ein Bewusstsein wohnt, das nicht schläft, wenn wir schlafen, das immer bei uns ist und alle Erfahrungen, alles Denken, alle Lebenstätigkeiten erst möglich macht, ein Bewusstsein, das der Sitz der Gottheit ist, in dem das Himmelreich in uns seinen Ort hat. In diesem Bewusstsein finden wir Gott.

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Im Mitmenschen das Göttliche erblicken!

Was ist das unendliche göttliche Prinzip in Frau X oder in irgend einem anderen Menschen? Es ist dieses grundlegend göttliche Bewusstsein, das unsterblich, ewig, absolut, allschöpferisch ist. Dieses göttliche Bewusstsein oder letztliche Ich-Bewusstsein in Frau X ist das Göttliche selbst. Dennoch ist Frau X nicht Gott. Obwohl das Ich-Bewusstsein, das sich in Frau X befindet, Gott ist, wohnt dieses selbe grundlegende Bewusstsein auch in Frau Y oder Herrn Z.

Nun verstehen wir ein weiteres Geheimnis, warum alle untereinander eins sind: Nicht im Körper, nicht im Denken sind die Menschen eins. Der eine ist gebildet, der andere ungebildet, der eine ist klug, der andere nicht. Wir sind nicht eins im Denken und nicht eins im Fühlen. Der eine hat ein Herz voll Liebe und Erbarmen, der andere hasst und liebt abwechslungsweise. So sind wir weder eins im Herzen noch eins im Denken, noch eins im Körper. Dennoch sind wir eins: Wir sind eins im göttlichen Bewusstsein, in diesem Ich-Prinzip, dem Königreich des Himmels. Das göttliche Bewusstsein in mir und das göttliche Bewusstsein in Herrn X ist jeweils eines! Wie auch die blutmässigen Beziehungen zu seinen Kindern beschaffen sein mögen, er selber ist in ihrem inneren Bewusstsein ein Teil meines inneren göttlichen Herzens. In diesem Ich-Bewusstsein, dem Göttlichen in uns, das unserem Sein zugrundeliegt, sind wir alle eins, und hier ist Gott wohnhaft und zugegen. Es ist das zeitlos-ewige, unendliche Bewusstsein, das unsterblich, alldurchdringend, allwissend und allschön ist.

In jedem von uns liegt ein inneres Gesetz, in dem wir alle eins sind, das jeden mit dem anderen verbindet. Du bist nicht nur eins mit mir, sondern auch mit jeder Ameise und jedem Tiger, jeder Schlange, jedem Skorpion. Was nun in der Meditation geschieht ist folgendes: Wenn Du in immer engere Berührung mit diesem göttlichen Bewusstsein kommst, dann erlebst Du plötzlich Deine Einheit mit allen Menschen, allen Wesen. Es ist dieses innere Königreich, das göttliche Bewusstsein, das allen gemeinsam zugrundeliegt. So ist auch Frau X eins mit der ganzen Menschheit, mit allen Männern, Frauen, Kindern auf der ganzen Erde und darüber hinaus. Diese Beziehung kann gar nie zerstört werden, weder durch den Tod noch je danach. Alle unsere Beziehungen lassen sich zerstören, sei es durch den Wandel der Zeit, sei es durch den Tod des Körpers, durch Missverständnisse oder durch Hass. Doch dieses innere Einssein im Göttlichen und die Identität in ihrem inneren Sein mit allen anderen Wesen ist unverbrüchlich. Damit haben wir das Geheimnis aufgedeckt, wo Gott zu finden und wie Er zu erfahren ist.

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Die Läuterung

Wenn man sich in die Meditation begibt und Herz und Gedanken voller Unruhe sind, kann diese schwerlich fruchtbar werden. Es ist etwa dasselbe, wie wenn man sich in überhitztem Zustand in eiskaltes Wasser stürzt. Auch wenn das Bad zunächst erfrischt und scheinbar nichts geschieht, auch wenn kein Herztod eintritt, kann man sich immerhin noch eine Lungenentzündung holen. Darum sollten wir uns im Hinblick auf die Meditation bemühen, die Kunst seelischer Ausgeglichenheit und Gemütsruhe zu pflegen. Was geschieht in einem solchen Falle? Kaum setzt man sich zur Meditation nieder, fühlt man sich gestärkt, wie in einem wunderbaren Stärkungsmittel gebadet, das eine Umwandlung zum besseren bewirkt und uns mit neuer Kraft und Frische erfüllt.

Gelingt es, sich tagsüber von innerer Unruhe freizuhalten, dann lässt sich in der Zeit der Meditation das Innere so völlig zum Schweigen bringen, dass wir in unbegrenzte Stille, in tiefen Frieden und innere Ruhe versinken.

Wo liegen nun die Ursachen der Störungen, denen das menschliche Innere immer wieder ausgesetzt ist, dieser ganzen Ruhelosigkeit und Überaktivität des menschlichen Denkens, das heisst, die Ursache dessen, dass das Denken und Fühlen in falsche Bahnen gerät? Sie liegen im unterbewussten Bereich der Seele. Diesen gilt es zu läutern.

Das Unterbewusstsein ist der Sitz versunkener Erinnerungen. Wie viele solcher Erinnerungen sind hier aufgespeichert? Niemand weiss es. Der Philosophie gegenüber ist man misstrauisch und eher geneigt, sie als Spekulation und Phantasie abzutun. Die Gegenstände, mit denen sich die Psychologie befasst - Komplexe, Neurosen, Zwangsvorstellungen - sind das nicht alles Dinge, die weit mehr der Welt der Phantasie angehören als irgend ein religiöses Phänomen? - Zumindest ist das Religiöse eine bessere Art von Phantasie als die Sexualphantasien und Manien, mit denen sich die Psychiatrie zu befassen hat.

Die gleichen Beschwerden, die sich nach den Grundsätzen Jungs oder Freuds erklären lassen, legt der Kommunist in Begriffen des Marxschen Denkschemas aus und führt sie auf wirtschaftlich bedingte Umweltfaktoren zurück. Der Soziologe hat wiederum seine besondere Art, diese Dinge zu erhellen. Er wird vielleicht eine Frustration als Ausgangsbasis seiner Erklärung nehmen. Der Heilige wird erklären, dass der mangelnde Kontakt mit Gott die Wurzel des Übels ist. "Mein liebes Kind", wird er sagen, "berühre Gott, und Deine Probleme sind gelöst!"

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Portrait des geistig Strebenden

Er vertieft sich in harte Arbeit, um Gott zu dienen. Beständig läutert er Herz und Geist und ist sensitiv dem Göttlichen gegenüber. Dadurch erlangt er innere Offenbarung, ganz schlicht und unvermittelt, so natürlich und spontan, dass er sich dessen gar nicht einmal gewahr wird. So macht er innerlich Fortschritt. Er ist sich der Wirklichkeit des Göttlichen ganz deutlich bewusst und fest überzeugt, dass Gott weit wirklicher ist als die Menschen ringsumher.

Sein Leben ist eingebettet in hohe Entschlüsse, und er bleibt diesen treu, welche Hindernisse, Herausforderungen und Schwierigkeiten auch immer auftreten mögen. Der Gottsucher richtet immer wieder seine Aufmerksamkeit auf das Göttliche. Immerzu ist sein inneres Auge von der Schau des Göttlichen erfüllt. Er richtet seine ganze innere Wahrnehmung auf das Göttliche und weiss, dass dieses aus dem Wesen des Lichtes besteht. Wie strahlend dieses Licht ist, lässt sich nur andeutungsweise sagen, indem man feststellt, dass es heller als tausend Sonnen erstrahlt. Ein wundervolles Licht also, und dieses steht unmittelbar vor Deiner Stirn und erweckt in Dir höchste philosophische abstrakte Wahrnehmungen, Erfahrungen und Gefühle.

Wie sieht ein Blinder, der soeben das Augenlicht geschenkt bekam, die Welt? Er kann es zunächst nicht fassen, nie hat er etwas erblickt. Nun eröffnet sich ihm eine neue Welt. Als man dem Blinden einmal - er war schon fünfundzwanzig - von der schönen Welt erzählte, mit ihrem Licht und ihren Farben, mit Sonne und Mond, da verstand er es nicht und hätte es fast für Unsinn gehalten. Er hegte den Verdacht, man wolle ihn zum Besten halten. Oder er dachte, der andere sei geistesverwirrt oder ein Schwärmer, der sich nicht an die handfesten Tatsachen hält, sondern in Träumen lebt.

Nicht anders denkt jener, der geistig blind ist, wenn man ihm von der Welt des göttlichen Lichtes spricht. Hat er aber einmal die geistige Schau empfangen, ist er überwältigt und staunt.

Wenn Gott für die Menschheit etwas bewirken soll, wirkt Er durch Menschen. Speziell in Indien hat der Mensch die Fülle der Göttlichkeit zur Offenbarung gebracht. Derartiges ist in Europa unbekannt, man kannte es weder vor Christi Geburt, noch ist es mit seiner Geburt bekannt geworden, noch weiss man heute etwas davon. Das ist das grösste kulturelle Unglück, das dem Menschen widerfahren konnte. Darum fürchtet sich der europäische Christ bei dem Gedanken, dass Gott Mensch und der Mensch Gott sein kann.

Eine solche Annahme liegt nicht in seiner Erfahrung, nicht in seinem Vorstellungsvermögen, und das ist ein kulturelles Unglück. Für ein derartiges kulturelles Missgeschick bedeutet die indische Erfahrung ein grosses Heilmittel.

Sei Dir also immer dieses Einen bewusst: Wenn Gott Dir helfen soll, dann hilft Er Dir durch Menschen. Menschen sind das Werkzeug, dessen sich Gott bedient, um Dir Seine Segnungen zukommen zu lassen. Und nicht nur Dir, sondern auch der Menschheit im Grossen.

Heilige können Wunder wirken. In der Tat: Unbesehen geschehen an vielen Orten Wunder in ihrem Namen.

Heilige lösen Wunder nicht bewusst aus; sie würden nie ihren persönlichen Willen ausüben, doch wenn grosse Werke vollbracht werden für das Wohlergehen einzelner Familien, für das Wohlergehen von Wahrheitssuchern, für das Wohlergehen der Menschheit im allgemeinen und für die Erhaltung des Universums, dann treten sie durch verschiedene Personen zutage. Gott offenbart sich immer durch das heilige Herz und gibt jedem, der dem Göttlichen hingegeben ist, eine Chance, durch den Dienst für das Göttliche näher an die zeitlosen und unvergänglichen Schätze Gottes heranzukommen.

Wenn der Wind bläst, flattern die Blätter am Baum. Das Herz des Gotthingegebenen erzittert bei jedem Gedanken an das Göttliche. Es schlägt immer im Gewahrsein des Zeitlosen, des Ewigen, des Unsterblichen, des Unvergänglichen.

In der ganzen Schöpfung unter der Sonne gibt es nichts Wundervolleres, nichts Kostbareres, nichts Wertvolleres, als das Herz, das bei dem Gedanken an Gott erbebt. Die Sonnenblume schaut der Sonne immer ins Angesicht, deshalb wendet sie sich nach Westen, wenn die Sonne sich gegen Westen bewegt. Wenn Du einen Spiegel zur Hand nimmst und diesen in die Richtung eines Berges bewegst, lässt der Spiegel das Sonnenlicht auf dem Berg wie das Licht einer Fackel erstrahlen. Je mehr Du Dich himmelwärts wendest, desto mehr erstrahlt das Licht auf dem Berge.

Setze Deine Lebensenergie für unsterbliche Aufgaben ein! Strebe nach dem, was unvergänglich ist, zeige Deine Grösse, beweise Dein Genie! Sei kein Wurm unter Würmern, kein Schaf unter Schafen, kein Baum unter Bäumen, kein Ding unter Dingen, kein gefallenes, bekümmertes, gequältes, menschliches Wesen unter vielen gequälten menschlichen Wesen. Hebe Dein Herz empor und verknüpfe es mit etwas Ewigem, mit etwas Unvergänglichem, mit etwas, das ganz wundervoll ist, mit etwas, was Dich sieht, während Du es indessen nicht sehen kannst, etwas, was Dein Zeuge ist, obgleich Du nicht sein Zeuge bist - etwas, was allüberall ist, mehr ist als die Luft, mehr als der Raum, der Dich umgibt, etwas, was in Dir ist und mehr ist als der Raum in Dir, etwas, was das wahre Leben Deines Lebens ist, was die Quelle allen Reichtums, allen Wissens, allen Lebens, was die Quelle des ewigen, überfliessenden Lebens ist.

Das setze Dir zum Ziel, und Du wirst feststellen, dass jede Stunde Deines Lebens ihre Erfüllung findet. Hole die Schätze hervor, die Gott in Deinem innersten Sein verborgen hat! Darin liegt Dein Ruhm. Setze Deine besten Energien ein, sei von höchstem Streben beherrscht, ganz gleich, was Du bist, ob Taxifahrer, Schuhmacher, Dichter, Bankdirektor, Geschäftsmann. Ganz gleich, was Du bist! Lass Deine Bestrebungen hoch sein! Lasse Weisheit Deine Intelligenz beherrschen! Bringe Opfer, und Du wirkst Wunder!

Eine geschlossene Hand wird immer verschlossen bleiben. Sie ist unproduktiv und verliert noch, was sie umklammert hält. Eine Hand, die sich völlig auftut und alles, was sie enthält, freigebig mitteilt, sammelt endlose Schätze!

Das ist ein Gesetz, das ist das Geheimnis des Wachstums. Das ist es, was alle diejenigen tun, die schnellstens wachsen.

Übe Opferbereitschaft und lasse Dein Opfer auf das gerichtet sein, was wirklich wertvoll ist. Lasse es Dingen zufliessen, die Du geprüft und erprobt und von denen Du festgestellt hast, dass sie die wertvollsten sind.

Solange Du noch auf Erden lebst, unternimm alles, wozu Du nur fähig bist, und zwar so schnell wie nur möglich, um einen festen Halt am Göttlichen zu erlangen. Hast Du diesen einmal erreicht, wird Dein unvollkommenes Leben Vollkommenheit finden, die kleinen Freuden Deines Lebens werden sich mit der ewigen, immerwährenden Freude verbinden.

Dann wird Deine Stärke, Dein Friede und auch Deine Liebe unendlich. Deine Seele und Dein Herz werden sich in unendlichen Dimensionen entfalten! Das Wissen, das Du besitzt, wird durch die Berührung des Göttlichen unerschöpflich, weil es mit den unerschöpflichen Quellen des Wissens verbunden ist. Darum halte Dich am Göttlichen fest! Du magst ein paar Freunde haben, die Dich unermesslich lieben, aber wenn Du Dich an das Göttliche klammerst, wird Dir die ganze Menschheit, die ganze Natur und die gesamte Schöpfung Liebe entgegenbringen. Alles, was Du besitzt, wird unendlich und unzerstörbar, wenn Du am Göttlichen festhältst!

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Der geistige Mensch wächst über das
Normalmass des Menschen hinaus

Der Gottsucher ist bemüht, aus seinem innersten Sein heraus die verborgenen Dimensionen seiner Seele zu entfalten. Der Gottsucher ist immer ein übermenschliches Wesen. Er wird infolge seiner tiefen und grossen Hingabe an das Göttliche zum Übermenschen.

Des Menschen Wille kann nicht machtvoll sein, es sei denn, dass die Liebe zum Allmächtigen in seinem Herzen wohne. Es gibt keine wahre Freiheit von allen Ängsten ohne das Wissen, dass das Göttliche immer gegenwärtig ist und mit unendlicher Macht beschützt.

Indem der wahre Sucher diese Voraussetzungen erfüllt, steht er fest im immerwährenden Frieden, in einem siegreichen Willen, mit einer durchdringend scharfen Wahrnehmungsgabe, einer Intelligenz voller Weisheit, einer Weisheit, die aus sich selbst entspringt und sich selbst erhält.

Je mehr Du danach strebst, den verborgenen Fähigkeiten Ausdruck zu verleihen, indem Du die wirksamen und sichtbaren vorhandenen Fähigkeiten zum höchsten Grade entwickelst, um so mehr wirst Du übermenschlich. Die Begrenzungen des Menschseins lassen sich erst überwinden, wenn der Mensch übermenschlich wird, nicht eher. Solange Du noch den Begrenztheiten des Menschseins unterliegst, bist Du allen Arten von Problemen von Versuchungen und Umständen ausgesetzt, die manchmal herzzerbrechend sind. Die Hingabe an das Göttliche befreit den Menschen von allen seinen Schwächen, in dem in ihm die verschiedenen Vorzüge moralischer und geistiger Art wachgerufen werden.

Das Leben wird sehr interessant und voll Freude, wenn es Gott geweiht ist. Alle Pläne führen letzten Endes auf die Erfahrung und den Ausdruck des Göttlichen hin.

Die grössten Wunder, ja die unbeschreiblichsten Wunder, befinden sich im innersten Sein des Menschen. Nichts ist so wunderbar wie das Göttliche. Es ist die Quelle jeden nur denkbaren Wunders, das höchste, das alle Welten durchdringt. In allen sichtbaren und unsichtbaren Welten werden die guten Früchte der Hingabe des Gottsuchers offenbar, denn das Göttliche durchdringt alle Welten. Es ist überall. Es gibt sichtbare und unsichtbare Welten wie die Traumwelt im schlafenden Menschen. Auch alle Traumwelten sind vom Göttlichen durchdrungen. Das Göttliche durchdringt alles, was war, was ist und was sein wird. Der Gottsucher, der das weiss, erlässt in seinem Herzen einen Appell nach dem anderen, und jeder Appell wird augenblicklich vom Göttlichen bemerkt und registriert. Nicht nur jedes Haar auf Deinem Haupt ist, wie die Bibel sagt, gezählt, sondern auch jeder Gedanke, der in Dir aufsteigt, von frühsten Kindertagen an und sogar noch davor. Gott registriert alles. Er nimmt alles auf, und nach Millionen Jahren noch können wir die gegenwärtige Szene unseres Lebens aus dem Göttlichen entnehmen.

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Der Urgrund

Tatsächlich ist der Mensch hervorgegangen aus der unsichtbaren Wirklichkeit, und es ist das Unsichtbare, was das Sichtbare erhält. Tatsächlich ist jeder Mensch hundertprozentig die unsichtbare Wirklichkeit.

Es ist das Unsichtbare, das heisst die Quelle der unendlichen Werte, der schöpferische Urgrund, die erhaltende Essenz. Je mehr wir bewusst mit dem Unsichtbaren leben, umso mehr vertieft sich unsere Geistigkeit.

Das Unsichtbare in jedem Menschen ist es, was ihm Würde und Wert verleiht. Ohne dieses ist er leeres Stroh. Die Liebe, welche die anderen an einem Menschen schätzen, steigt aus dem Unsichtbaren hervor. Keiner dringt bis zum innersten Urgrund der Liebe im anderen vor. Sie gründet im Unsichtbaren. Was zum Ausdruck gelangt, ist unermesslich, ewig und ohne Ende.

Das Unsichtbare ist die Seele des Sichtbaren. Alle schätzen weise Menschen hoch, doch die Quelle der Weisheit, der Ort, aus dem sich die Weisheit erhebt, ist unsichtbar. Die Worte der Weisheit, die ausgesprochen werden, sind ein schwacher Abglanz nur, eine armselige Formulierung des inneren Weisheitsgehalts, der endlos ist, unerschöpflich, unbegrenzbar. Das unsichtbare, unbegrenzte Sein ist die Quelle von allem, was sichtbar ist.

Die Liebe, die man am Menschen schätzt, die Weisheit, die man am Menschen schätzt, sie gehen aus dem Unsichtbaren hervor, und das gilt auch für alle anderen guten Eigenschaften. Ihre Quelle liegt im Unsichtbaren, und dieses Unsichtbare ist es, was sie erhält und ist auch ihr Bestimmungsziel.

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Was bedeutet Religion?

Ganz gleich, um welche religiöse Tätigkeit es sich handelt, sie ist ein Anruf an das Unsichtbare. Alle geistigen Tätigkeiten und alles religiöse Tun ist ein Anruf an das Unsichtbare und auf das Unsichtbare ausgerichtet. Ob es sich um Beten oder Meditieren handelt, um Lobpreis oder Dienst, um selbstloses Wirken für andere - alles ist auf das eine Unsichtbare gerichtet und wird um des Unsichtbaren willen getan, in Seinem Namen und in der Absicht, Es zu erfahren.

Auf jede nur mögliche Weise richtet sich das geistige Leben auf das Unsichtbare aus.

Jede Religion baut sich letztlich auf das Streben nach dem Unsichtbaren auf, auf das Verlangen, dieses zu erfahren. Alles, was hier sichtbar, hörbar, fühlbar getan wird, hat die Erfahrung der unsichtbaren Wirklichkeit zum Ziel.

Das Unsichtbare in der sichtbaren Welt zu entdecken und sein Leben auf das Unsichtbare zu gründen, ist Sinn jeder Religion, aller Geistigkeit und höchsten Kultur.

Die erste Grundvoraussetzung geistiger Entwicklung besteht in der starken Überzeugung von der Wirklichkeit des Göttlichen. Man muss von der Tatsache überzeugt sein, dass das Göttliche wirklicher unter uns zugegen ist als irgend eine sichtbare Person, weit lebendiger, offensichtlicher und inniger mit uns verbunden - wir ja können, gar nicht ohne es leben. Es ist jeden Opfers wert, es ist das Liebste alles Liebsten im Leben, es ist der Atem unseres Atems, die Seele unserer Seele, ewig unzertrennlich mit uns verbunden, immer bei uns, im Leben und im Tod.

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Das Wichtigste, das überall ist

Was ist wohl das Wichtigste? So fragt sich der Mensch mit gutem Herzen. In einem Zimmer zum Beispiel: Sind da das Wichtigste die Wände, die sich darum herum befinden, oder sind es die Menschen, die sich darin aufhalten, oder ist es die Luft, die den Raum erfüllt? Ob die Menschen im Zimmer nun gut sind oder nicht, wichtiger als sie ist die Luft, denn ohne diese können sie nicht atmen, und ohne Atem können sie nicht leben. Doch wichtiger noch als der Atem ist das Göttliche, das ebenfalls im Raum zugegen ist. Unter Umständen lässt es sich für einige Zeit ohne Atem leben, nicht aber ohne das Göttliche, das der Atem des Atems, die Essenz der Essenz, die Seele der Seele ist. Darum hält sich der geistige Mensch ans Göttliche als an das, was wichtiger ist als alles andere.

Es mögen sich in einem Raum eine Anzahl Menschen befinden. In dem Augenblick, in dem eine hochgeehrte Persönlichkeit eintritt, nehmen alle eine achtungsvolle Haltung ein. - Der Gotthingegebene ist sich dessen bewusst, dass er sich immer in der Gegenwart eines Grossen befindet, und darum ist sein Sein ein einziger Ausdruck tiefster Ehrfurcht; seine ganze Natur ist von Ehrfurcht durchdrungen. Er ist nicht mehr Körper, sondern ein Ausdruck der Ehrfurcht.

Ein solches Leben wächst entsprechend der mächtigen, alles umformenden, alles sehenden, unsterblichen, unzerstörbaren Gottgegenwart. Ein solches Leben empfängt wie eine Antenne die Ausstrahlungen des Göttlichen.

Sage stets in Deinem Herzen: "Ich lebe nicht im leeren Raum. Ich lebe in der Gnadengegenwart des Göttlichen und werde jede Minute meines Lebens, jedes bisschen meiner Energie gebrauchen, um dem Göttlichen zu dienen und das Göttliche zu verherrlichen."

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Wir leben im Herzen der göttlichen Wirklichkeit

Überall, aus jedem Punkt des Raumes, sieht Gott uns in Seiner Allwissenheit an. Grenzenloses Licht kann aus den Tiefen der Dunkelheit dieser Welt hervortreten. Selbst noch am Ort der Verwesung ist die Quelle unendlichen, ewigen Lebens. Selbst noch da, wo Unglück herrscht, ist die grenzenlose Freude und sind die endlosen Schätze des Göttlichen zugegen. Die Erfahrung erweist das wieder und wieder. Je grösser der menschliche Geist, umso durchdringender ist seine Wahrnehmung, umso inniger wird seine Hingabe und umso deutlicher die Erfahrung dieser Wirklichkeit. Überall sind die Fernsehkameras der göttlichen Intelligenz aufnahmebereit zugegen. Alles wird aufgenommen und in den Kosmos gesendet. Wir leben nicht in einem toten Universum, sondern in der allwissenden Intelligenz Gottes. Deshalb heisst es in der Bibel, dass jedes Haar auf Deinem Haupt gezählt ist. Wie wäre das möglich, wenn das Göttliche nicht allwissend und überall zugleich zugegen wäre?

Das Nachsinnen über diese Tatsache lässt den menschlichen Verstand verstummen. Es übersteigt sein Fassungsvermögen. Doch ist es wahr und höchste Wirklichkeit: Gott ist in jedem Punkt des Raumes allwissend zugegen. Jeder Schlag unseres Herzens ist gezählt. - Das gilt für jedes Wesen im Universum. Eine solche Intelligenz ist unfassbar, und dennoch ist sie überall zugegen: in Deinem Herzen, in Deiner Seele, in den Knochen Deines Körpers, in der Luft ringsumher. Sie erfüllt in Alldurchdringung jeden Raum, und sie ist auch jenseits aller Räume zugegen. Raum tritt in Erscheinung und verschwindet wieder, versinkt wieder in der grenzenlosen göttlichen Intelligenz.

Wie am Himmel die Wolken kommen und gehen, so ist es auch bei der unendlichen göttlichen Intelligenz: die Wolke des Universums ist einmal in Erscheinung getreten, und sie verschwindet auch wieder. Das kommt und geht endlos, immer wieder. Wo wäre der Anfang dieser gewaltigen, verwirrenden göttlichen Intelligenz? Es gibt keinen Anfang. Sie ist anfangslos und unergründlich. Schon das Nachsinnen über ihr Wesen verwirrt und ist ein Mittel zur Kultivierung des menschlichen Wesens.

Legst Du Dich schlafen, dann lege Dich ins erbarmungsvolle Herz des allsehenden, allsegnenden Gottes hinein. Ehre die Gottgegenwart auch im Tempel Deines Körpers. Ehe Du Speise und Trank zu Dir nimmst, biete sie Gott dar und nimm sie dann als Tonikum und Medizin zu Dir. Schliesse einen Augenblick die Augen und wünsche der ganzen Schöpfung Wohlergehen, Frieden und Glück!

Gerade solch unbedeutend kleine Dinge führen Dich Gott und Seiner Vollkommenheit entgegen, und diese ist ja Dein Bestimmungsziel, dem Du gar nicht entrinnst. Du wirst es doch irgend einmal erreichen - bist Du doch nach Seinem Ebenbild erschaffen. Du hast ein Anrecht auf Frieden und Glück, auf die Fülle von Gottes Unsterblichkeit. Wandle auf Erden als Gottes Kind, das dem Schutze des Höchsten untersteht.

Du bist gesegnet. So segne die Welt mit erhabenem Fühlen. Segne Deine Seele durch die Berührung mit Gott. Findest Du es schwer, mit anderen zusammenzuwirken, dann erblicke die Gegenwart Gottes in ihnen und giesse stillschweigend Deine Liebe über sie aus. Bringe ihnen Verständnis entgegen. Fühle, dass Du nicht unter Menschen weilst, sondern in der Gegenwart Gottes. Habe nichts mit Menschen als solchen zu schaffen, sondern sprich mit der Gegenwart Gottes in ihnen. Auf einmal merkst Du, dass sie Engel sind - Boten der wunderbaren Gegenwart Gottes, und werden sie zornig oder gleichgültig gegen Dich, dann nimm das als Segen Gottes und als Prüfung für Dich. Du gewinnst dabei den rechten Massstab für Dein inneres Wachstum. Erst Deine innere Ruhe, Dein Friede, Dein würdiges Betragen lassen Deine Lebensprobleme zur Lösung gelangen.

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Bei Gott gibt es nichts Irrationales, kein Ungefähr

Es gibt Dinge, die wir zum Leben nötig haben, und manchmal wird ein Arzt gebraucht. Doch gibt es Fälle, in denen auch dieser keinen Rat mehr weiss, in denen nur noch Gott als Zuflucht bleibt. Jeder möchte vollkommene Gesundheit haben, doch erst durch die Beziehungen zum Göttlichen kann diese vollkommen sein.

Je mehr wir die geheimen Schätze des Lebens entdecken, umso lieber sind wir dem Herzen der Menschheit, ja selbst die scheinbar leblose Natur erfreut sich an uns. Man stelle sich einmal vor, welch wohltätige Kraft in einer Mutter, die um Gesundheit und Segen für ihr Kind fleht, wirksam wird! Sie entlässt in den Kosmos eine wohltätige Kraft.

Siehe doch, wie Menschenaugen Kräfte entsenden: Jemand sieht uns an, und wir fühlen uns unbehaglich, ruhelos. Oder jemand schaut uns an, und wir fühlen uns erhoben und voll Freude. Jemand sieht unsere Nahrung an, und wir bekommen, nachdem wir diese zu uns genommen haben, Magenschmerzen, falls etwas Übles aus den Augen jenes Menschen strahlte.

Alle möglichen Kräfte können sich durch die Augen zum Ausdruck bringen, gute und böse. Ebenso ist der Charakter eines jeden Menschen eine Kraft, die ganz bestimmte Einflüsse auf die Natur ausübt. Diese Natur kann sich über einen Menschen freuen oder über einen Menschen traurig werden, je nachdem, was dieser ausstrahlt. Welche Art des Einflusses mag wohl die betende Mutter ausgestrahlt haben? Wohltätige Kräfte sind es, die sich dem Kind übertragen.

Eine Spur von Bewusstsein und Leben befindet sich auch in Pflanzen und Blumen, und dieses spricht ebenfalls auf die wohltätigen Kräfte an, die einem betenden Herzen entströmen. - Jemand schenkt uns eine Blume, und sie bleibt sechs Tage lang frisch. Jemand schenkt uns Blumen, und nach zwei Tagen sind sie verwelkt. Manchmal liegt es an der Ausstrahlung der Hand, wie lange Blumen halten.

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Stille

Ein Kerzenlicht, vom Sturmwind umhergeblasen, leuchtet nicht, sondern es flackert nur im Wind. Das gleiche Flämmchen erfüllt, wenn es windstill ist, einen Ort mit seinem stillen Leuchten.

Einem solchen stillen Licht ist der geistige Mensch zu vergleichen. Er ist ruhig, friedvoll, nicht äusserlich, sondern innerlich, bis in den tiefsten Grund. Es leben ja viele Menschen an einsamen Orten, weitab vom Grossstadtverkehr, ja auf Bergen, wohin kein Fahrzeug mehr kommt und sind dennoch unruhig umhergetrieben.

Der gewinnt den Sieg über das Böse, dessen Hingabe an Gott gross und stark genug ist; andernfalls ist er zwischen Gut und Böse verloren. Nur wer sich am Göttlichen festhält, kann bedingungslos gut sein, und Gutsein wiederum ist der einzige Weg, um mit dem Göttlichen fest verbunden zu bleiben. Die Menschen dieser Welt wollen zwar gut sein, doch lassen sie sich vom Bösen besiegen. Nur die Gnade Gottes kann einen Menschen im Guten bewahren. Darum klammert sich der geistige Mensch am Göttlichen fest !

Ob arm oder reich ist belanglos, das Wichtigste ist, sich an das Göttliche zu klammern, und dies in allen Lebenslagen. Dann stellt sich alles andere von selbst ein, und alles wendet sich schliesslich zum Guten.

In diesem Erkennen wiederholt der geistige Mensch beständig den Anruf an Gott; und er versucht, jederzeit die Welt durch sein gottverbundenes Leben zu bereichern. Er weiht Herz und Energien dem Dienst des Göttlichen. Der beste Weg, um einem Menschen zu gefallen, ist der, dem Betreffenden bedingungslos, selbstlos und zugleich kraftvoll zu dienen. Das ist es, was der geistige Mensch vermag. Er verrichtet dem Göttlichen zuliebe zahllose Dienste, in jeder Minute dient er Ihm. So erlangt er Gottes Gnade, und diese Gnade wiederum schenkt ihm Weisheit, Frieden, Freude und jeglichen Segen.

Verschiebe Dein Bemühen, absolute Reinheit zu erlangen, nicht auf morgen. Bitte das Göttliche, Dir jetzt, in dieser Minute Reinheit und Licht zu verleihen.

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Freisein von Erinnerungen

Wenn das Herz ganz rein ist, ist es frei von Erinnerungen. Wie rein ist das Herz eines neugeborenen Kindes! Es kennt keine Eifersucht und keinen Neid. Es kennt keine Erinnerungen, denn es hat ja die Welt noch nicht kennengelernt. Weit reiner noch als das Herz eines solchen Kindes ist das Herz des Heiligen. Auch wenn er viele Jahre in der Welt gelebt hat, sind in seinem Herzen und Denken doch keine Spuren geblieben und keine Unreinheiten zu finden. Und nicht nur das allein: beständig ist er vom Bewusstsein des Göttlichen erfüllt, von dem immer neuen, immer freudigen Bewusstsein des Göttlichen.

Wenn Dein Herz so wie dieses ist, dann darfst Du sicher sein, dass Du Fortschritt machst. Wenn aber nur das geringste Gefühl von Eifersucht vorhanden ist, kannst Du sicher sein, dass Dein Herz Millionen Kilometer weit von Gott entfernt ist und Du für andere zur Quelle des Unglücks wirst.

Erinnere Dich auch nicht an den Traum der letzten Nacht. Dass dieser sich statt des göttlichen Bildes in Deine Erinnerung drängt, ist ebenfalls ein Zeichen von Unreinheit. Der Traum mag schlecht gewesen sein, doch ihn jetzt weiterleben zu lassen und ihn in der Erinnerung umherzutragen, ist noch viel schlechter.

Erinnere Dich auch nicht an das Problem der letzten Stunde. Das wäre, als ob ein Kind auf dem Heimweg von der Schule in einen schmutzigen Graben fällt und nass und übelriechend nach Hause kommt. Anstatt nun schnellstens die Kleider zu wechseln, versucht es sich von dem Erlebnis innerlich zu befreien, indem es hingeht und nachsieht, wo es ausgerutscht ist und fiel. Es läuft nochmals an dieselbe Stelle zum Graben, fällt ein zweites Mal hinein und riecht noch übler als zuvor. Genau so ist es mit der Erinnerung.

Du solltest vergangene schlechte Erfahrungen nicht wiederbeleben und Dich weder mit dem Traum, der in der Nacht auftauchte, noch mit dem Problem der vergangenen letzten Stunde befassen. Heilige vergessen unmittelbar, und darum sind sie rein. Wenn jemand sie beleidigt, haben sie es im Nu vergessen; oder es kommt jemand mit einem riesigen Problem zu ihnen - dann gewähren sie ihm Hilfe, aber im nächsten Augenblick denken sie nicht mehr daran.

Ja, selbst wenn ihnen selber etwas Tragisches zustösst, haben sie es sofort wieder vergessen. So bleiben sie immer rein, sind göttlich, sind ein strahlendes Licht in dieser Welt, und viel Kraft und Stärke strahlt von ihnen aus.

Der Quellgrund für das Handeln eines Menschen liegt normalerweise in seinen unsichtbaren Gedanken; für den geistigen Menschen ist das unsichtbare Göttliche die Quelle, aus der sein äusseres Leben fliesst.

Wie jeder täglich mit der unsichtbaren Gedankenwelt in Kontakt steht, aus der seine Gefühle, Handlungen und Absichten hervorgehen, so ist der geistige Mensch beständig in enger Verbindung mit dem unsichtbaren Göttlichen, und seine Gedanken und Motive, sein Fühlen und Handeln entspringen dieser unsichtbaren Welt.

Darum wählt der geistige Mensch den intensiven, beständig wiederholten Anruf des Göttlichen und ist sich des Göttlichen überall bewusst: zur Rechten, zur Linken, oben, unten und ringsumher.

Weisheit sollte Dich dazu bewegen, nach dem Göttlichen zu streben - in Deinem eigensten Interesse, in Deinem höheren Interesse! Suche zuerst das Göttliche! Trage das Göttliche in Deinem Herzen, trage Es in Deiner Hand, in der Tasche, in den Augen! Lass das Bild des Göttlichen Deine Vorstellung ausfüllen, nimm Besitz von Deinem Erfahrungsfeld. Lasse das Göttliche Manager für Deine Pläne und Programme sein, lass es Dein Führer, Dein Erleuchter, Dein Freund, Dein Vater und Deine Mutter sein, die unzertrennlich mit Dir verbunden sind. Diese unzertrennliche Gottheit ist ja die Seele Deiner Seele, die Intelligenz Deiner Intelligenz und das Leben Deines Lebens. Lasse das Göttliche Dein ganzes Sein beherrschen! Das ist der richtige Weg, das ist der richtige Sinn des Lebens. Bevor die Zeit vorüberflieht, nütze die kostbaren Stunden Deines Lebens und versuche, einen Halt am Göttlichen zu gewinnen und Deine Hingabe durch Dienen, Opfern, geistige Übung, beständige Mantrawiederholung und durch Nachdenken über die unmittelbare Gegenwart und die Natur des Göttlichen immer weiter zu entfalten.

All diese und viele andere Hilfsmittel unterstützen Dich bei Deinem Fortschritt und sichern Dir Dein Festhalten an Gott. Erst dann ist Dein Leben erfüllt. Versuche, alles mit dem Göttlichen in Verbindung zu bringen.

Das ganze Leben sollte göttlich sein; alles Tun soll geheiligt sein. Auch wenn Du badest, lasse Dich vom Gefühl beherrschen, dass Gott bei Dir ist und Dich badet. Wenn Du im Badewasser sitzest, stelle Dir vor, dass es die Wasser des unsterblichen Lebens, die heiligen Wasser Gottes sind, die Dich innerlich und äusserlich reinigen. Immer soll Dich, in allen Lebenslagen, ein göttliches Fühlen beseelen. So lasse Dein Leben zu einem Leben des ekstatischen Gottbewusstseins werden, würdevoll und ruhig, gross und machtvoll, lebensumwandelnd und emporhebend. Die Intelligenz wird dabei erhellt und erleuchtet.

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Meditation mit Anruf des Namens Gottes

Der Regen fällt: alles wird nass. Die Sonne brennt und saugt das Wasserelement aus allen Dingen auf. So holt die Wiederholung des göttlichen Namens im geistigen Menschen das Göttliche aus allem hervor. Der Raum und die Dinge, alle Menschen sind vom Göttlichen erfüllt.

Das geistige Herz spricht: "Oh Gott, mögen Deine Augen in meinen Augen wohnen. Möge ich die Welt auf neue Weise sehen! Lasse mich durch Deine Augen schauen und überall das Königreich der göttlichen Seligkeit erblicken! Möge Dein Herz in meinem Herzen wohnen! Möge es von der grenzenlosen, universalen Liebe überfliessen: ein vollkommen freudvolles Herz, ein vollkommen göttliches Herz lass es sein!"

Im Vergleich zu einem solchen Menschen nun siehe Dir die Menschen dieser Welt an: ein enges Herz, voll Neid und Eifersucht, voll Abneigungen, Schwierigkeiten, voll von Schmerzen und Problemen - so eng und klein, und immer klagt es, während doch unendlicher Reichtum in ihm wohnt und es rings umgibt. Ein solches Herz hat nichts, das es verschenken könnte. - Das geistige Herz ist weit und licht, ist stets bereit zu opfern und zu dienen, ist selbst der Luft ringsum von Nutzen. Immerzu schlägt es im Gedanken an das Göttliche, immerzu ist es dabei, etwas Gutes hervorzubringen, etwas zu schenken, etwas zu opfern: Es ist ein wundervolles Herz.

Der geistige Mensch sagt: "0 Gott, lasse Deine Hände in meinen Händen wohnen. Lasse sie die ganzen vierundzwanzig Stunden in Deinem Dienst sich regen! Lasse Dein Wesen in mir wohnen, so dass ich immer des unendlichen Friedens und der Freude eingedenk sein mag, auch jetzt schon, während ich durch diese Welt der Schmerzen wandle, so dass ich Deinen unendlichen Reichtum auch im Durchschreiten dieser armen Erdenwelt zum Ausdruck bringe und Deinen unendlichen Reichtum auch dieser Welt der Unwissenheit offenbare!" So lebt das grosse Herz sein Leben hier auf Erden. Es lebt ein edles, ein göttliches, ein gesegnetes Leben.

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Betet ohne Unterlass (1 Tim. 7,7)

Geistigkeit wird erst dann auszustrahlen beginnen, wenn das Herz erwacht ist, und dies geschieht durch unablässiges Beten. Wir müssen in dieser Welt, die voll Tücken ist, klug sein und versuchen, wo wir gehen und stehen, ob wir mit anderen reden oder was immer wir tun, die Gemeinschaft mit dem Göttlichen wachzuhalten, im inneren Fühlen und Verstehen, in der Hingabe oder im Glauben, im innigen Verlangen nach dem Göttlichen. Auf irgendeine Weise sollten wir beständig, ohne Unterbrechung, mit dem Göttlichen im Austausch bleiben. Darum halte in Deinem inneren Herzen und in Deiner inneren Intelligenz die Gestalt des Göttlichen immer lebendig.

Was Du um Dich her siehst und hörst, ist nicht von ebensolcher Wichtigkeit wie das, was immerzu in Deinem Herzen vorgeht.

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Erhört Gott Gebete?

Es ist wahr: Gott hört alles, nicht nur jedes Gebet. Er hört ganz und gar alles. Er ist allhörend, allsehend und überall zugegen. Das Kind sagt: "Gib mir Schokolade", doch hält es seine Hand nicht hin. Es streckt seinen Arm nicht aus. Es sagt nur: "Eine Schokolode, bitte" - und steckt die Hand in die Tasche. Wie wird es wohl die Schokolade in Empfang nehmen? Es hätte nicht nur bitten, sondern auch den Arm ausstrecken und die Hand offenhalten sollen.

Es ist wahr: Gott erhört alles, jedes Gebet, auch das unausgesprochene. Doch ist es egoistisch, Gott zu bitten, all unsere Unreinheiten von uns zu nehmen und uns zur Selbstverwirklichung zu führen? Wäre es nicht eine gottergebene Haltung nur zu beten: "Dein Wille geschehe? "

Es ist nicht egoistisch, Gott zu bitten: "Herr, nimm all meine Unreinheiten und Unvollkommenheiten von mir." Egoistisch wäre indessen, wenn wir beten würden: "Gott fülle meine Speisekammer mit Biberbrot und Nusskuchen und mache, dass unser Nachbar sich woandershin verzieht, da er uns lästig ist."

Das wäre ein egoistisches Beten. Wenn Du jedoch betest: "Herr, nimm meine Unreinheiten und Unvollkommenheiten von mir!" ist das nicht egoistisch. Dieses ist ein frommes und gesegnetes Beten, denn wenn Deine Unvollkommenheiten und Unreinheiten von Dir weggenommen werden, dann verschwindet Dein Ego. Denn was ist Dein Ego? Deine Unvollkommenheiten und Unreinheiten. Demnach ist der beste Weg, Dein Ego loszuwerden, Gott zu bitten, Deine Unreinheiten und Unvollkommenheiten von Dir zu nehmen.

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Wie mehren wir unseren Glauben?

Unser Glaube lässt sich mehren, indem wir ständig das Leben grosser Heiliger überdenken, indem wir zum Beispiel dem Leben eines Nikolaus von der Flüe nachsinnen und uns überlegen, welche Gedanken er wohl in der Einsamkeit der Berge gedacht haben mag. Sicherlich dachte er nicht über seine Schuhe, seinen Mantel, sein Frühstück, seine Freunde und Feinde, seine Vergnügungen und Schmerzen nach. Worüber mag er wohl gesonnen haben? Für ihn gab es nur eines: "Mein Herr und mein Gott - Herr Jesus Christus." Das war der Gedanke, der sein Leben und Denken beherrscht hat. In diesem Gedanken hat sein Herz geschlagen. Darum war er von der Gnade Gottes berührt. Dasselbe lässt sich von allen Heiligen sagen. - Sehen wir uns das Leben des russischen Pilgers an! Er wiederholte beständig: "Herr Jesus Christus erbarme Dich unser!" Er sagte es Millionen Male, bis er schliesslich Christus erfahren hat.

Wenn wir uns das Leben der Heiligen betrachten und sehen, worin ihre Seele schwingt, dann stellen wir fest: es ist der göttliche Name. Ihr Herzschlag pocht mit dem Namen Gottes. Sagt der eine: "Herr, Herr!", sagt der andere: "Gott, Gott!" oder "Herr Jesus Christus, erbarme Dich unser!" oder "OM Jesus Christus" - auf jeden Fall etwas, das sich auf Gott bezieht und zur geistigen Erfahrung hinführt. Wenn Du die Lebensbeschreibungen der Heiligen liest und die Methoden betrachtest, durch die sie sich geistig höherentwickelt haben, findest Du, dass ihre höchste Methode in der Wiederholung des göttlichen Namens bestand.

Gedanke und Name sind eins. Sprichst Du den Namen eines Bekannten aus, kannst Du nicht gut vermeiden, dass Du auch an ihn denkst. Gedanke und Name sind gar nicht zu trennen. Auch wird beim Aussprechen des göttlichen Namens die Gestalt des Betreffenden vor dem inneren Auge erstehen. Name und Gestalt sind ein und dasselbe, wie Gedanke und Name ein und dasselbe sind. Trägst Du den Namen Gottes im Herzen, wird von selbst der Gedanke und die Vorstellung, die Gestalt des Göttlichen in Dir wach, als lebendige Gegenwart, als Friede, als Freude, als Kraft, als Glückseligkeit.

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Das Wesen der Liebe kommt
in Christus zum Ausdruck

Christus ist die Liebe Gottes, die sich zum Ausdruck bringt. Er ist die Offenbarung der Liebe. Darum bedeutet Wachstum in der Liebe zugleich Wachstum im Geiste.

Daraus ergibt sich die Alternative, sich dem Göttlichen nicht als solchem, sondern als Liebe zu nähern, denn wer in der Liebe wächst, wird von selbst tief geistig. Je religiöser der Mensch wird, umso mehr weitet sich die Liebe in seinem Herzen. Je universaler, allumfassender seine Liebe ist, umso reiner ist sie, umso selbstloser, göttlicher ist sie in ihrem Charakter.

Die Liebe, die sich in Jesus Christus erfahrbar macht und als Wahrheit offenbart, sagt von sich: Ich bin unwandelbar, dieselbe gestern, heute und morgen. Und was unwandelbar ist, das ist ewig, das vergeht nicht.

Als unendliche Liebe ist Gott jederzeit bereit, allen göttliche Erfahrung zu schenken. In alles hat Gott unendliche Vollkommenheit hineingelegt, damit jeder sie suchen und finden kann. Aus Seiner unendlichen Liebe hat Gott jeden in Seinem eigenen Bild und Gleichnis erschaffen. Es gibt keine Vollkommenheit in Ihm, die Er nicht in den Menschen hineingelegt hat. Er möchte jeden die unendliche Vollkommenheit erfahren lassen. Die Frage ist nur: Bist Du für eine solche Erfahrung bereit? Ist dieser Duft, der die Anwesenheit Gottes im Menschen verrät, in Deinem Wesen schon spürbar? Das ganze innere Wesen wird dann zum geschmückten Altar, zu einem Schrein der unendlichen Schönheit, der göttlichen Liebe, zu einer Kirche für den Allwissenden, Allmächtigen.

Dem Menschen bleibt gar keine andere Wahl, als in der Liebe zu wachsen, wenn er Frieden finden und sich des Lebens erfreuen will, wenn er die Wahrheit erkennen oder Gott schauen will. Um gesegnet zu sein, gilt es, sich der Liebe zuzuwenden, und die Liebe ist Christus.

Gott ist Liebe, und Liebe ist in Dir, ob Du auch denkst, Du seiest schlecht. Sie ist Deine Erlösung und der Ausweg aus den schwerwiegenden und hässlichen Begrenzungen des Daseins. Sie ist der Wunderwirker und der Weg zur Grösse. Sie macht Dich reich und lässt Dich kraftvoll werden. Sie gewährt Dir Unsterblichkeit. Durch die Liebe entrinnst Du dem Stachel des Todes, denn Liebe überlebt den Tod des physischen Körpers. Sie lebt auch jenseits des Grabes. Sie ist unvergänglich, und was unvergänglich ist, ist göttlich.

Du bist in dem Masse mit Gott vertraut, als Du über Liebe verfügst und Liebe zum Ausdruck bringst. Der Glaube mehrt sich, die Weisheit dehnt sich aus, die Freude des Lebens vervielfältigt sich infolge des Wachstums in der Liebe.

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Der Mensch - das Unendliche im Endlichen

Unendliche Würde ist dem Menschen zu eigen, und diese kann uns auch die Wissenschaft nicht rauben, die aufzeigt, wie unbedeutend klein die Erde im Weltraum ist - ein kleinwinziges Staubkorn im weiten Universum. Wenn schon die uns gross erscheinende Erde ein solches Nichts ist, wie wenig fällt da erst der Mensch auf ihr ins Gewicht? Dennoch überragt die Würde des Menschen die des ganzen von der Wissenschaft erforschten, materiellen Universums. Die Seele im Menschen, der Geist in ihm, weist unendliche Dimensionen auf. Der kleine Augapfel, so winzig wie ein Kieselstein in einer Kinderhand, spiegelt den ganzen weiten Himmel.

Der Mensch ist eine Offenbarung aus dem Unsichtbaren. Intelligenz ist schon unsichtbar, was aber die Quelle aller Intelligenz ist, ist noch weit unsichtbarer, weit jenseits aller stofflichen und physikalisch erfassbaren Wirklichkeiten, doch unendlich Mal wirklicher als alle Körper.

Der Mensch hört auf, im üblichen Wortsinn menschlich zu sein, wenn er in der Lage ist, das Wirken der unendlichen Intelligenz Gottes in seinem innersten Geist zu erkennen. Auf diese Weise wächst die Erkenntnis in ihm heran und ermöglicht ein tieferes Verständnis des Lebens und der Menschen. So erweitern sich die Dimensionen unserer menschlichen Persönlichkeit.

Die Achtung vor dem Menschen, wie echte Demokratie sie erfordert, gewinnt ihre Grundlage erst durch das Wissen um die göttliche Wirklichkeit in ihm. Am Fehlen dieser Erkenntnis ging schon manche Demokratie zugrunde.

Der Mensch ist nicht nur eine metaphysische Wesenheit, sondern er trägt in sich auch die Fähigkeit, sich als solche zu erkennen und zu erfahren. Das ist es, was ihn zur Krone der Schöpfung erhebt. Das kennzeichnet sein Geschick, das bestimmt ihn dazu, Überwinder von Zeit und Raum, des Materiellen und der Umstände zu werden.

Ob man sich mit amerikanischer Dichtung oder mit Gesängen der Veden befasst oder mit den Seiten der Bibel oder mit dem Leben der Heiligen, Mystiker und Weisen, immer wird man auf Beschreibungen stossen, die Todüberwindung zum Gegenstand haben, überall wird man die Unsterblichkeit beschrieben finden, unvergängliche Aussagen über das unsterbliche Sein in der sterblichen Hülle. Sie tragen ewige Wahrheit in sich und sind unter allen Umständen gültig, zu allen Zeiten, in allen Kulturen und Religionen der Welt.

Die Gegenwart eines liebenden Menschen kündigt sich nicht nur überall auf der Welt jedem Menschen an, sondern jedem lebenden Wesen auf jedem Planeten und auch in den unsichtbaren Welten im Kosmos. Du wirst zur kosmischen Persönlichkeit. Sogar die unbelebte Natur wird sensitiv gegenüber den Schwingungen Deiner liebenden Gegenwart. Den Blüten und Pflanzen wird es in Deiner Anwesenheit wohl. Es gibt eine unsichtbare Kraft, die sich allem ringsumher mitteilt.

Der unwissende Mensch ist unfähig, ihre Gesetze und ihre Auswirkungen zu verstehen, er wird vielleicht von Magie reden, oder von Suggestion und Hypnose. Doch damit bringt er nur seine Unwissenheit zum Ausdruck, und Unwissenheit ist ihrer Natur nach übel, denn ihre Folgen und Auswirkungen sind unglückselig für die menschliche Erfahrung.

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Der Mensch ist ein unsterbliches
Wesen in einem sterblichen Körper

Der Körper kann Schmerzen leiden, der Geist steht über den Schmerzen. Der Schmerz wird erlebt, solange man sich mit dem Körper identifiziert. Den Geist in Dir erreicht auch kein Gift, weshalb Sokrates, der grosse Weise des alten Griechenland, mit dem Giftbecher in der Hand, ja mit Gift im Körper, von der Unsterblichkeit sprechen konnte. Die Weisheit des Sokrates liess ihn bewusst sein metaphysisches Wesen erleben. Seine Gedanken wurden zum Eckstein für das mächtige Gedankengebäude seines Schülers Platon, einem der grössten Philosophen der Welt.

Das Bewusstsein Gottes hinter meiner Intelligenz und das hinter der Intelligenz des anderen ist ein und dasselbe. Dieselbe Gott-Intelligenz lässt auch die Blume und das Blatt Schmerz und Freude empfinden. Hier und dort ist derselbe Hintergrund der Intelligenz vorhanden. Sogar in der Ähnlichkeit der Erfahrung sind wir mit der Blume eins, und wir sind mit ihr eins, insofern wir teilhaben an dieser selben Intelligenz, die auch in der Blume ist. Gehen wir noch eine Stufe höher, dann ist da ein noch subtileres Prinzip, das Göttliche, das hier wie dort dasselbe ist. Die letzte Wirklichkeit oder Existenz in uns ist ein und dieselbe in der ganzen Schöpfung. In ihr sind wir eins. Kinder streiten unter sich und reden eine Zeit lang nicht mehr miteinander. Dann vertragen sie sich wieder und sind Freunde. So ist die menschliche Natur: unfähig, den einen Geist in den Vielen zu erkennen. So spielen wir im Leben herum und sind blind für die zentrale Wahrheit. Wer die innerste Wahrheit entdeckt, wird ein Mensch der inneren Grösse und eine beständige Quelle der Freude und des Friedens für sich und für andere. Das ist die Wissenschaft des Lebens. Diese sollte man kennen. Dann lohnt sich das Leben, und man wird nicht mehr von flüchtigen Gedanken hin- und hergetrieben.

Wohin Deine Gedanken auch wandern, achte darauf, dass sie das Göttliche sehen! Ob sie sich zum weiten Himmel erheben oder am Becher Milch haften, der vor Dir steht, immer ist das Antlitz des Göttlichen darauf zu sehen. Dieses ganz wunderbar schöne Antlitz des Göttlichen betet der Geistesmensch an. Wohin auch sein Geist sich bewegt, er bleibt am Göttlichen haften. Er verweilt nur beim Göttlichen. Er grüsst das Göttliche, wo immer er Ihm begegnet. Wohin auch sein Körper sich bewegt, steht er von Angesicht zu Angesicht dem Göttlichen gegenüber. Auf diese Weise schützt er sich vor Ablenkungen.

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Das Lächeln Gottes

Was tut eine junge Mutter, wenn ihr einziges Kind nach der Schule nach Hause kommt? Sein Anblick entlockt ihr ein Lächeln. Dem Kind gehört ihre Liebe, und so ist das Lächeln, das der Anblick des Kindes in ihr hervorruft, ein Lächeln der Liebe.

Um wieviel mehr wird nicht das Herz des Gottliebenden beim Anblick des Göttlichen lächeln! Das Leben des Gottliebenden ist ein Fest des Lächelns, ein endloses Fest, ist das Göttliche doch über alles liebenswert. Das Göttliche, das unbeschreibliche Freude, Schönheit, Reichtum, Vollkommenheit ist, weckt unendliche Liebe. Kann ein Herz, das Gott liebt, jemals Kummer haben? Weiss ein solches Herz um den Tod? Kann es für dieses Herz eine schlechte Nachricht geben, irgendein Unglück oder ein Leiden? Aus dem Leben des Gottliebenden ist all dies verbannt.

Wie sollte sich ein solcher Mensch auch fürchten oder sorgen, steht er doch von Angesicht zu Angesicht dem unendlichen Göttlichen gegenüber, das unvergänglich ist! Das Göttliche ist ja die Freude selbst, die Essenz der absoluten Freude, die Essenz des absoluten Lichts. Wo absolute Freude und Licht sind, wie kann es da Krankheit oder Tod, Kummer oder Leiden, Unglück oder Trübsal geben? Selbst wenn der Körper von Krankheit befallen würde, bliebe das Herz des Gottliebenden unberührt davon, steht es doch von Angesicht zu Angesicht der Essenz der absoluten Freude und des absoluten Lichtes gegenüber. Wer wollte ein solches Herz nicht beneiden? Welch grösseren Segen könnte es für das ganze Universum geben als ein solches Herz?

Ein solch wunderbares Herz wird sich über den ganzen weiten Himmel ausbreiten und das Leben immerzu vom Standpunkt des unendlichen Göttlichen sehen. Es lächelt. Manches Unglück mag über es kommen, doch es bleibt unberührt, es lächelt. Seine ganze Lebensgeschichte, ob als Bettler oder als Kaiser, ist ihm eine schnell vorübergehende Szene in einem grossen Spiel.

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Eine neue Dimension des Lebens

Unser Leben gewinnt eine neue Dimension hinzu, wenn wir uns des Einen bewusst sind, der Ursprung des ganzen Universums ist, aus dem alles hervorging und der alles erhält. Wenn unser Leben voll Harmonie sein soll, wenn es Wachsen, Gedeihen, Erfolg und Erfüllung zeigen soll, dann ist es sehr wichtig, inneren Reichtum zu erwerben. Erst dann ist das Leben wirklich und hat Bestand. Dabei muss man sich klarmachen, dass jeder Gedanke eine Wirkung hervorruft und jede Handlung Ergebnisse zeitigt. Je edler das Denken, umso bessere Früchte gehen daraus hervor.
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Die Verantwortung für den inneren Fortschritt

Keiner wird allein schon dadurch geistig, dass er an einem geistigen Ort oder unter geistigen Menschen lebt, wenn er nicht selbst auch schon etwas geistig ist oder doch das brennende Verlangen hat, geistig voranzukommen. In dieser Erkenntnis nimmt der geistig strebende Mensch die Verantwortung auf sich, während der Alltagsmensch geneigt ist, sich im Hinblick auf seinen inneren Fortschritt auf andere zu verlassen.

Kennzeichnend für den guten geistig Strebenden ist die willig angenommene Verantwortung für die eigene geistige Entwicklung. Eine geistige Umwelt kann eine grosse Hilfe sein, doch weil die Umwelt hilfreich ist, lässt er in seinen Bemühungen nicht nach, sondern intensiviert sie vielmehr, um durch diese Umwelt noch mehr zu gewinnen, und er fühlt sich auch selbst dafür verantwortlich, dass die Umwelt geistig ist. Er schiebt die Verantwortung nicht auf andere ab.

Wie immer die Umwelt sein mag, ob eine Meditation inspirierend ist oder nicht, der wahre geistige Mensch ruft ständig in sich hohe Begeisterung wach und fühlt sich verantwortlich für seinen Fortschritt wie auch dafür, dass die Umwelt strahlend froh und voller Sonne ist. Er sucht die Ursache für Fehler der Umwelt bei sich selbst, statt andere dafür verantwortlich zu machen. Für alles Gute, Grosse und Geistige verantwortlich da zu sein, ist bezeichnend für das gute Herz, den Geistesmenschen, und ein solcher Mensch wächst geistig Tag für Tag.

Du kannst die Welt nicht anschauen, ohne abgelenkt zu werden; deshalb lasse das, was Du siehst, worum es sich handelt, für Dich göttlich sein, dann gibt es keine Ablenkung mehr von Gott. Projiziere das Bild des Göttlichen auf alles, was Du siehst, und Du wirst immer das Göttliche sehen, und das Göttliche, das alles über Dich weiss und über die Art und Weise Deiner geistigen Lebensführung erfreut ist, weiss wohl, wie es Dich weiterführt. Bleibe Deiner auf Gott ausgerichteten Einstellung treu, und jede Arbeit wird einen göttlichen Charakter annehmen. Sei immer mit der göttlichen Kraft verbunden, sei innerlich beständig in dem grenzenlosen Frieden und der grenzenlosen Freude verwurzelt. Das ist die wichtigste Aufgabe Deines Lebens.

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Wie das Leben zur Fülle und Erfüllung gelangt

Das Leben findet zur vollsten Sinnerfüllung und gewinnt seinen eigentlichen Wert und seine Grösse und Würde erst durch die Hingabe ans Göttliche. Es ist, wie wenn unter Millionen Kohlen eine dazu ausersehen wird, ein Diamant zu werden. Ein Mensch, der dem Göttlichen ganz hingegeben ist, stellt eine grosse Seltenheit dar, und es gibt keinen grösseren Segen als die Hingabe ans Göttliche. Sie allein entlockt dem Erdenleben seine höchste Würde und Herrlichkeit, seinen eigentlichen Wert. Es ist tatsächlich so, wie wenn unter Millionen Sandkörnchen eines auserwählt wird, zu einer Perle zu werden.

Hingabe ans Göttliche verwandelt die Kohle in den Diamanten und das Sandkorn in die Perle. Es ist Hingabe ans Göttliche, was von allerhöchstem Wert ist, was alles umwandelt, den Menschen über alle Umstände, über alle Probleme, Beleidigungen, Schwierigkeiten der Welt erhaben sein lässt.

Eine Mutter von mehreren Kindern überwindet ihre Schwächen, auch wenn sie, ehe sie Mutter wurde, unbekümmert und faul war und den Luxus liebte. Ihren Kindern zuliebe diszipliniert sie sich und überwindet ihre Fehler. Ob sie will oder nicht, sie steht frühmorgens um vier Uhr auf und bereitet die Kinder für die Schule vor. Sie hat ihren Haushalt zu versorgen, und sie tut all das aus Liebe zu ihren Kindern. Dieser eine Faktor fördert viele Tugenden aus ihrer Seele zutage. Dieser eine Faktor verleiht ihrem Leben Sinn, Würde und Fülle.

Selbst dann, wenn sie mit ihrem Mann nicht auskommt, lässt sie das Haus nicht im Stich, weil sie ja Kinder hat. Sie wird dadurch höchst diszipliniert und erträgt alles. Sie wird eine Dulderin und entwickelt aus dieser einen Tugend, aus der Liebe zu ihren Kindern heraus, alle möglichen Fähigkeiten und Kräfte.

Nicht anders ist es mit dem, der Gott liebt. Ganz von selbst erwirbt er alle anderen Tugenden. Er entwickelt Tragkraft und Geduld, die Bereitschaft zu leiden - und das alles aus seiner Hingabe zum Göttlichen heraus. Er erhebt sich über alle Umstände, weil er das Göttliche liebt.

Ein Mann, der in einer besonderen Arbeit steht, läuft nicht gleich davon, wenn sein Chef ihn beleidigt. Warum nicht? Weil er eine Familie zuhause hat, die von seiner Arbeit lebt. So ist er auch bereit, etwas auszustehen und durchzuhalten, was er sonst nicht ertragen würde. Er entwickelt dabei manche Tugend.

Der Gottliebende erduldet alles auf der Welt, einfach aus der Tatsache seiner Hingabe ans Göttliche heraus, und er ist und bleibt ein Segen für die Welt. Sein Leben wird sinnvoll und trägt Werte in sich. Er ist voll Disziplin, er entwickelt seltene Grösse, denn er hat das Göttliche berührt. Nur ein solches Leben kann als wahres Leben gelten. Er steht über den Umständen und ist fähig, alles auf sich zu nehmen. Er bringt im Bereich des täglichen Lebens alle möglichen höheren Eigenschaften zum Ausdruck und setzt seine Fähigkeiten zum Äussersten ein.

Wenn Du wegen irgend einer Behinderung nicht arbeiten kannst und deshalb traurig und niedergeschlagen bist, solltest Du dennoch andere nicht beneiden, die arbeiten können, sondern in Deinem Herzen sprechen: "Es ist die gleiche Energie, die gleiche Gotteskraft in ihnen am Werk wie in mir. So arbeite ich also durch sie. Der Herr ist durch sie am Werk!" Was wird geschehen? Kraft strömt Dir zu, und Du bleibst frei von verengenden Gedanken und Gefühlen. Du wirst dann schneller wieder gesund. Sage Dir: "Ich bin nicht berührt, sondern immer frisch und immer inspiriert -unbeeinflusst von allem. Ich bin ja etwas anderes als meine menschliche Persönlichkeit, die nur ein Instrument in den Händen Gottes ist!"

Vollbringe immerzu im Geist etwas Gutes, sei es im Herzen, in Gedanken oder mit der Hand. So erleichterst Du den Fortschritt.

Sprich zu Deinem Herzen: "Ich lebe für Gott, ich wirke für Gott. Und was ist Gott? Die höchste Erkenntnis in Dir ist Gott, die höchste Liebe in Dir ist Gott, das höchste Bewusstsein in Dir ist Gott. Das Reich des Himmels in Dir ist Gott. Die höchste Kraft und Seele in Dir ist Gott. Das Reich des Himmels in Dir ist Gott und trägt in sich alle Kräfte der Allgegenwart, Allmacht und Allwissenheit Gottes. Gedankenkraft und Seelenstärke, Willenskraft - alles ist darin enthalten.

Er ist in meinem Herzen. Rings um mich her ist ein unermessliches Meer des Friedens, der Freude, des Lichtes, der Intelligenz, des Bewusstseins, der Vollkommenheit. Ich lebe und atme in Gottes Odem. Mögen alle Welten glücklich und im Frieden Gottes sein! Jede Zelle meines Seins ist erfüllt von der unbegrenzten Stärke, der unbegrenzten Gnade Gottes. Jeder ist eine Verkörperung des göttlichen Lichtes. Ich bin gesegnet in der Gegenwart Gottes. Gott ist Friede, Gott ist Licht, Gott ist Liebe. Ich bin in Gott unsterblich. Ich bin ewig in Gott. Ich bin eine Verkörperung der unendlichen Freude in Gott. Alles ist wunderbar. Ich lebe für Gott, ich arbeite für Gott."

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Innere Umwandlung durch Dienen

Willst Du innerlich umgewandelt werden, so fasse alle Deine Gefühle in eines zusammen und konzentriere dieses auf das Göttliche! Lebe das Göttliche, atme das Göttliche! Lebe mit dem Göttlichen allezeit, unabtrennbar und unter allen Umständen; gehe mit Ihm zur Ruhe und stehe am Morgen mit Ihm auf. Alle Deine Gedanken richte allein auf das Göttliche, und lasse das Bild Gottes so wirklich und lebendig in Dir sein, dass Du es überall siehst, zu allen Zeiten und in allen Dingen, so dass Du beständig in diesem Bild lebst.

Durch harte Arbeit läutere Deine Energien, und im Dienst für das Göttliche lasse die niederen von ihnen eine Umwandlung erfahren. Verwende Deine Kräfte im Dienen, das Gott geweiht ist. Arbeit ist Energie in Aktion, Energie, die sich in Tatkraft umsetzt, verändert die Dinge.

Dein Zorn lässt sich in konstruktive Arbeit verwandeln, Deine Eifersucht kann in aufbauendes Dienen für Gott verwandelt werden. Die gleiche Energie, die für das Fussballspielen erforderlich ist, könnte ein Künstler einsetzen, um ein unsterbliches Werk zu schaffen, während ein Denker sie anwendet, um unsterbliche Gedanken zu fassen. Dem Gottliebenden dient die gleiche Kraft zur Errichtung des Reiches Gottes auf Erden. So verwende alle Deine Energien mit vollem Einsatz in stetem, intensivem Dienen für das Göttliche! Ein unbenützter Pflug fängt zu rosten an, und wenn man nicht freiwillig den Druck harter Arbeit auf sich nimmt, kann man auch nicht kraftvoll, strahlend und froh sein, denn nur so werden die niederen Energien umgewandelt. Verwandle diese niederen Tendenzen, indem Du Dich immer wieder in nützliche Arbeit vertiefst, und nimm ihnen damit jede Gelegenheit, sich anders zum Ausdruck zu bringen.

Lasse also alle Regungen nur auf das Göttliche konzentriert sein, denn es gilt, dadurch einerseits das Königreich Gottes um sich her zu erbauen und andererseits die Hingabe zum Göttlichen zu entfalten.

Der Gottsuchende ist bemüht, die Schätze seiner Seele zu vermehren. Er wächst heran in der Hingabe, die ein hoher Schatz ist. Er ruft ein ums andere Mal das Göttliche an und fügt eine Stunde des Dienens für das Göttliche an die andere. Er lebt ein diszipliniertes Leben. Je höhere Disziplin er sich selbst auferlegt, umso reicher wird er.

So lebt das grosse, das edle Leben, das göttliche, das gesegnete Leben. Irgend etwas ist immer sichtbar im menschlichen Geist:

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Lasse es das Göttliche sein und sprich mit Ihm!

Es entspricht so ganz dem Wesen des Menschen hier auf Erden, innerlich stets bei dem einen oder anderen Gegenstand zu verweilen. Während man von einem Haus zum anderen geht oder während man seine Nahrung einnimmt oder mit anderen Menschen spricht, ist man in Gedanken bei diesem oder jenem, hat man einen Apfel, die Stadt, einen Menschen im Sinn oder im Geist vor Augen. Der Eindruck ist da und taucht vielleicht im Traum oder während der Meditation wieder auf. Immer ist das eine oder andere innerlich gegenwärtig.

Der geistige Mensch diszipliniert die ungezügelte menschliche Natur. Sobald das eine oder andere kommen und in seinem Geiste sichtbar werden will, ersetzt er es durch das Göttliche. Er spricht innerlich mit dem Göttlichen, ruft das Göttliche an, so wie ein anderer mit einem Menschen innerlich oft im Geiste plaudert.

Werde Dir des Göttlichen auf alle nur mögliche Weise bewusst! Hast Du bei der Arbeit mit Eisen zu tun, dann bringe das Eisen irgendwie mit dem Göttlichen in Verbindung! Erkenne, dass das Göttliche - die ewige Wahrheit - weit härter und wirklicher als Eisen ist.

Immer wieder denke über das Wesen des Göttlichen nach, das unendliches Licht, unendliche Schönheit, unendliche Freude, unendliche Erkenntnis und Stärke, unendlicher Friede, unendliche Liebe und Gnade ist.

Verweile immer in hohen Gedanken und Gefühlen, die auf Gott bezogen sind. Nimm eine neue Einstellung an, die immer auf das Göttliche gerichtet ist, so dass es für Dich nicht "Vater" und "Mutter", nicht "Bruder" und "Schwester" gibt, sondern nur GOTT, denn das Göttliche ist überall, in allen Wesen und auch in den Menschen, die Dich umgeben. Im Vater und in der Mutter sieh das Göttliche. Diesem begegne und mit Ihm verbünde Dich! Auf diese Weise bist Du in Sicherheit, bist gross an innerer Schau und gross im Wirken.

Als geistig Strebender zerstöre die alten Denkgewohnheiten und strebe guten Vorbildern nach, wo immer Du sie in Deiner Umgebung findest !

Alltäglich zu sein, heisst sich im Menschlichen verlieren, heisst in einer Welt der Dunkelheit, des Unglücks, der Schwäche, der Begrenzungen, des Irrtums und Übels leben. Darum versucht der Gottsucher, aussergewöhnlich zu sein. Darin besteht die Antwort auf die Probleme des Lebens, das ist es, was über die Umstände in Zeit und Raum hinaushebt, so dass man völlig aus den Eindrücken der äusseren Welt emporgehoben nur dem Eindruck der göttlichen Gegenwart offensteht. Wenn ein solcher Mensch zum Dienst am Nächsten zurückkehrt, verrichtet er alles mit ganzem Herzen, als grosser Künstler, als Heiliger, als Riese. Nur auf diese Weise machen wir Fortschritt. Immer aussergewöhnlich zu sein, immer Herz und Seele auf das Göttliche gerichtet zu halten, nicht nur so ein bisschen zu meditieren, sondern beständig und intensiv während Stunden, nicht nur ein bisschen zu arbeiten, sondern beständig fortgesetzt mit Ausdauer, nicht ein Sklave der Forderungen des Körpers zu werden - das ist der Weg zum Fortschritt und zur raschen Höherentwicklung, das befreit Dich von allen Problemen!

Das Leben findet zu seiner vollsten Bedeutung, seinem eigentlichen Wert erst durch die Hingabe zum Göttlichen. Eines der wundervollsten Resultate der Hingabe an das Göttliche ist ein lebhaftes Bewusstsein von der Unvergänglichkeit der inneren Seele. Wenn der Körper des Gottliebenden abgelegt ist, begibt er sich in die andere Welt, als ginge er ins nächste Zimmer.

Je höher die Gefühle, umso höher die Wahrnehmungskraft, umso feiner die Empfänglichkeit für alle Schönheit, Güte, Wahrheit, Liebe, für alles Wertvolle, Erhebende und Göttliche. Da Liebe erfinderisch macht, wird durch sie Deine Intelligenz zu einem Schatzhaus unerschöpflicher Erkenntnis. Gott belehrt Dich durch sie. Liebe schenkt die rechten Gefühle in jeder Lage. Sie ist die grosse Anregerin, und letztlich ist Gott die Quelle, aus der alles quillt.

Angenommen, Du habest Dir Weisheit zum Ziel Deines Lebens gesetzt. Du strebst nach Erkenntnis, und je weiser Du wirst, umso selbstverständlicher wird Dein Herz von Liebe erfüllt sein. Je liebevoller aber Dein Herz wird, umso sensitiver wird Deine Seele für die Gegenwart des Göttlichen, das unendliche Liebe ist. Willst Du Gott erkennen, gilt es, jene Eigenschaft zu besitzen, die Gott ist: Liebe.

Liebe ist das Mittel zur Gotterfahrung und zugleich ihr Höhepunkt, ihr Ziel. Das ist das Wunder, das ist die Wahrheit, die erfahrbar ist und nicht nur von einem, sondern schon von tausenden von Menschen erfahren wurde, nicht nur in diesem Jahrhundert, nicht nur in diesem Kulturkreis, sondern in allen Jahrtausenden und in allen Kulturen. Diese Erfahrung bildet die Grundlage aller dauerhaften Kultur. Liebe regiert den ganzen Kosmos. Liebe ist die Grundlage der Schöpfung und die beherrschende Macht in der Schöpfung. Das Wohl der ganzen Schöpfung beruht darauf, wie sehr sie ihre Zuflucht zur Liebe nimmt. Es gibt keinen anderen Weg zum Heil. Nicht Rüstungen und nicht Gesetze, nicht Verwaltungsmassnahmen und nicht Kultur und Zivilisation oder irgend eine Form organisierten Lebens, nicht irgendwelche, menschlicher Einsicht entsprungenen Vorkehrungen können das Leben und die Schöpfung erhalten und veranlassen, sich edler und höher zu entfalten, können Friede und Freude hervorbringen, sondern es gibt nur das eine Prinzip, die eine Wirklichkeit, den einen Gegenstand, an den sie sich wenden: die Liebe, Gott. Sie ist der Mittelpunkt des Daseins, sie ist das Erhaltende.

Wenn eine Religion uns erklärt, dass Gott das Universum erhält, dann wissen wir, dass es die Liebe ist, die das Universum lenkt. Wenn Hass vorherrscht und Unwissenheit überhandnimmt, dann leidet die Menschheit. Die Liebe befreit von allen groben Formen des Leidens.

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Die Heilkraft der Liebe und
ihre Entfaltung im Menschen

Immer wieder zeigt die Erfahrung, dass Liebe heilende Kräfte entfaltet. Wenn nun die Liebe in ihrer ganzen Unendlichkeit und Unbegrenztheit, in ihrer ganzen göttlichen Fülle in Christus Gestalt gewann, welches Wunder kann dann eine solche Liebe nicht wirken? Darum wird Christus als der grösste Heilende, als der Heiland erlebt und erfahren, als grösster Liebender, als Gottessohn, der für die menschliche Erfahrung Stellvertreter Gottes ist.
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Mit den Talenten wuchern

Der geistige Mensch ist innerlich stets mit Gott befasst. Wie eine Biene um die Honigblüte kreist, so sucht sein Denken und Fühlen Gott, und er lobt und preist Ihn nicht nur mit den Lippen, sondern durch Einsatz aller Fähigkeiten im eifrigen Wirken für Gott. Hat er fünf Talente erhalten, dann setzt er sie ein, bis sie zu fünfzig, fünfhundert, fünftausend Talenten werden.

Mit zahllosen Talenten ist jede Seele begabt. Der Gottliebende versucht, so viele wie nur möglich zum Vorschein zu bringen. Er nützt sie mit aller Kraft, um das Göttliche zu preisen. Er bringt seine Gaben in aufbauendem, dynamischem Dienen zum Ausdruck. So fällt er nicht den anderen zur Last, sondern ist ein Schaffender und Schenkender, an dem Gott Freude hat.

Der Gottliebende lebt beständig in den Wundern des göttlichen Bewusstseins. Er fühlt sich immer in der Gegenwart Gottes, ganz gleich, wo er wirkt und schafft, unter welchen Umständen er lebt und in welcher Umwelt. Innerlich lebt er in der wunderbaren Welt Gottes.

Der unsichtbare Geist in uns, der Licht und Liebe ist, der alles sieht, ist ein ganz wunderbares Meer des Friedens und des Lichts, ein Meer der Freude. Ich bin in ihm. Sprich zu Deinem Herzen, wenn Dich die Umwelt peinigt: "Ich bin in der Einsamkeit der Berge Gottes, auch wenn ich viele Menschen um mich habe. Jeder trägt Christi Geist in seinem Inneren. Mit Ihm nur habe ich zu tun; die Gegenwart des Göttlichen grüsse ich in allen."

Bereite Dich vor, entfalte Deine Qualitäten mehr und mehr, und Du wirst für das Höchste bereit sein. Schliesse zuweilen die Augen und segne die Menschen, nicht auf Deine Stärke vertrauend, sondern auf Gottes unendliche Stärke in Dir. Sprich zu Deinem Herzen:

"Ich bin nicht meine Schwäche. Ich bin erschaffen vom höchsten Gott, der alles sieht und weiss und alle Wunden heilt. Sein Name ist unendlicher Friede, unendliche Freude. Seine Gegenwart ist endlose Stärke. Er ist mein Hort. Sein Wille für mich ist Gesundheit und Stärke, Güte und Freude. Möge die ganze Menschheit sich in Ihm erfreuen!"

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Beruf und geistiges Leben

Der Konflikt zwischen Berufsleben und geistiger Einstellung lässt sich lösen, indem man alles, was auf uns zukommt, als Geschick im Sinne des von Gott uns Zukommenden erkennt und die Arbeit zur Ehre des Höchsten verrichtet. Wollten alle, die geistig fühlen und denken, ihren Arbeitsplatz im Büro oder der Werkhalle verlassen, wer würde dann die Büros und Werkhallen erlösen? Man würde die unerlöste Welt sich selbst überlassen, anstatt überall die Sonne Gottes scheinen zu lassen, indem man Schwingungen des Gottdenkens und Gottfühlens, des Gebetes für andere um sich verbreitet.

So lässt sich mit Gottes Hilfe das geistige Ideal sehr wohl mit der Arbeit auf Erden verbinden.

Wenn Gott es für nötig erachtet, uns zu einer anderen geistigen Wirkensweise zu rufen, wird Er schon die nötigen Umstände dafür schaffen.

Jede Berufsarbeit kann zum Mittel der Gottverwirklichung werden. Wenn Gott in Deinem Herzen, in Deinem Geist, Deiner inneren Haltung, Deinem Bewusstsein ist, dann darfst Du sicher sein, dass alles, was Du tust, alle Arbeit, auch das Fahren eines Wagens, zur Gottverwirklichung beiträgt. Die Einstellung, die Dein Tun beseelt, ist ausschlaggebend.

Verrichte Deine Arbeit als Anbetung Gottes. Sprich zu Ihm: "Die Arbeit ist für Dich. Ich verrichte sie mit Hilfe Deiner Kraft." Arbeite wie ein Riese, wie ein Genie. Lasse Deine Arbeit Deine Askese sein!

"Mit Gottes Gnade will ich alle besten Eigenschaften aus meinem Inneren herausholen und in einem Minimum an Zeit ein Maximum an Gutem erreichen." So sprich zu Deinem Herzen und mache Dich an die Arbeit! Zwischendurch halte ein, nimm innerlich Abstand von der Arbeit und schliesse für eine Minute die Augen. Nimm Abstand auch von Dir selbst und sprich zu Deinem Herzen: "Nicht ich bin es, der wirkt, Gott ist der Wirkende."

Werde Dir des inneren Prinzips bewusst, das in Dir ist. Dieses innere Prinzip ist auch im Universum zugegen. Es ist die Kraft der Kräfte. Der wahre Mensch in Dir, das eigentliche innerste Wesen ist Gott. All Dein Handeln, Tun und Denken ist nur möglich durch Gottes Gegenwart und Macht. Wo wäre da noch Platz für kleinlichen Egoismus? Denkst Du über dieses nach, wirst Du zum Werkzeug der Gotteskraft in Dir!

Wenn geistige Erkenntnis aufzudämmern beginnt, sagt sich das Herz: "Ich will versuchen, den Forderungen, die der zeitlose göttliche Geist im Inneren stellt, gerecht zu werden. Ich will die Bedürfnisse des Körpers und des menschlichen Gemüts so klein wie möglich halten und als Flamme des Göttlichen voll Weisheit frei von allen Illusionen leben."

So entwickelt sich das innere göttliche Wesen. Gott wohnt gerne in einem solchen Menschen. Man sollte alles so verrichten, als wäre es vom grössten Künstler und für den grössten Heiligen getan.

Der wahre Gottsuchende hat ein warmes Herz voll Liebe. Er ist voll Licht, voll Freude, voll Friede in allen Lagen, unter allen Umständen. Er ist gottgesinnt und im Gottbewusstsein verwurzelt. Im Hintergrund kreist immer etwas um das Göttliche, sein Herz schlägt mit dem Göttlichen, etwas in ihm ist immer mit dem Göttlichen befasst, sein Auge ist aufs Göttliche gerichtet, ganz gleich, wie fleissig er auf dieser Erde wirkt und schafft.

Je mehr Liebe Du besitzest, umso mehr Liebe kannst Du zum Ausdruck bringen, umso mehr weisst Du von innen heraus.

Aber selbst um die Botschaft zu verstehen, die ein anderer vermittelt oder um den Inhalt eines Buches zu erfassen, bedarf es der Liebe, die erst das Verstehen verleiht. Die Kraft und Grösse dessen, was Du zu sagen hast oder dessen, was im geschriebenen Wort niedergelegt ist, beruht wiederum auf der Liebe, die Du hast. In dem Masse, als Du an der Liebe festhältst, hältst Du Dich an Gott. "Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott." (l. Joh. 4,16)

So wachse in der Liebe heran, und Du erkennst Gott mehr und mehr. Dazu ist das Leben bestimmt, und jene sind glücklich zu preisen, die diesen Faktor bewusst erkannt haben und fördern. Sie lassen ihr ganzes Leben zu einem Phänomen der Liebe werden - der Liebe zur Erkenntnis und der Liebe zu tüchtiger Arbeit, der Liebe zu selbstlosem Dienen.

Denke beständig über diese Wahrheiten nach und sage Dir: "Nicht ich wirke, sondern die allsehende Gegenwart Gottes wirkt in mir!" Mit dieser Gegenwart sei immer beschäftigt und sprich zu Deinem Herzen: "Ich bin nicht der Körper und auch nicht der menschliche Geist. Ich bin die unbegrenzte Wahrheit, und diese Wahrheit soll durch mich zum Ausdruck gelangen. Darin liegt der Sinn meines Lebens. Nicht ich wirke, sondern Christus wirkt durch mich. - Ich bin nicht das, was geboren wurde, sondern das ungeborene ewige Licht in mir. Ich verehre die Menschen, weil ich die unbegrenzte, unendliche Gegenwart in ihnen sehe, und wenn ich ihnen diene, dann diene ich dem Göttlichen in ihnen."

Ist Deine Liebe erst kraftvoll erstarkt, tief und weit, so dass sie für Dich und andere Wirkungen hervorbringt und emporhebt, umwandelt und erleuchtet - auch jene umwandelt und erleuchtet, die sie empfangen - dann bist Du Gott-Träger: Christophorus.

Schliesse Deine Augen, denke an jeden, den Du kennst, und sieh ihn als das eine Wesen, das in allen ist. Lasse Dein Herz mit Christus in allen Formen und in jeglicher Gestalt Zwiesprache halten und sprechen: "Oh Herr, Du bist bei mir, Du bist das Königreich unendlicher glückseliger Freude. Du bist unendliche Weisheit, unendliche Macht, unendliche Liebe. Du bist Brot und Kraft, Friede und Freude, Du bist das ewige Licht. Dich will ich anbeten. Lebe Du in meinem Herzen. Bringe Deine Liebe und Weisheit durch mein Handeln zum Ausdruck. Lasse mich ganz in Dir aufgehen. und lebe Du in mir!"

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Der Botschafter Gottes

Er hat ein Herz, das weit über die Grenzen seines Körpers, seiner Familie und der sozialen Gruppe hinausreicht. Ein wirkliches Gotteskind ist von ganzem Herzen geistig gesinnt und voll Güte. Es fühlt sich als Botschafter Gottes. Das prägt sein Leben unter allen Umständen. Als solcher zeigt und bewährt er sich in allen Lagen, indem er allen Anfechtungen und Gefahren tapfer, voll Frieden und mit Weisheit begegnet und aus jeder Situation das Äusserste an Gewinn für das Höhere herausholt. Durch ihn gelangt etwas vom Duft, von der Schönheit, der Farbe, der Harmonie, der göttlichen Liebe und Weisheit, etwas vom göttlichen Frieden, der Freude und Fülle des Göttlichen zum Vorschein. Er bringt die Erde näher an Gott und Gott näher an die Erde heran, indem er selber zum Treffpunkt beider wird, zum Bindeglied zwischen Himmel und Erde.

Sei immer Botschafter Gottes, indem Du höchste gottbezogene Gedanken und Gefühle hegst, und nicht von der Erde etwas erwartest, sondern die Erde beschenkst.

Menschlich ist es, immer etwas haben zu wollen und daran zugrundezugehen. Göttlich ist es, die Dinge zu ändern und zu bereichern, zu geben, zu opfern, zu dienen, zu erheben, zu vervollkommnen. Entwickle ein grosses, weites Herz und eine grosse Seele, einen hohen Geist. Ändere Deine Gewohnheiten in dieser Richtung, so dass sogar die Natur, die ja unsichtbar die Intelligenz Gottes in sich trägt und auf jedes Gefühl und jeden Gedanken reagiert, sich an Dir freut und jauchzt: "Siehe ein Botschafter Gottes!"

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Ethik und Unsterblichkeit

Es ist eine hohe Wissenschaft, diesen Weg zu beschreiten und das Leben im Gottbewusstsein zu führen. Aller Fortschritt braucht Zeit, und Gefahren treten von innen und von aussen an uns heran. So muss man also wachsam sein und sich in Reinheit, Gottbewusstsein, Ruhe, Frieden und Freude bewahren. Dann wird alles wundervoll.

Die äussere Wissenschaft verleiht uns die Herrschaft über die äussere Welt, doch ist diese eine relative Welt, eine Welt von Zeit und Raum, eine materielle Welt. Güte, Glaube, Glück - sie gehören einer anderen Ordnung, einer höheren Wissenschaft an. Sie sind nicht nur unstofflicher Natur, sondern ihre Ursprünge liegen auch oberhalb der psychologischen Ebene. Sie sind wesentlich überpsychologischer, geistiger Natur. Nur Menschen, die mit sehenden Augen und empfindungsfähigem Herzen durch die Welt gehen, haben das Wahrnehmungs- und Empfindungsvermögen für diese geistigen Wirklichkeiten.

Je mehr wir unsere mentalen und spirituellen Fähigkeiten gebrauchen, um so mehr wachsen und erstarken sie, um so mehr vervollkommnen sie sich, um so reicher werden wir innerlich, und um so kraftvoller wird unsere Persönlichkeit. Folge den Weisungen des Glaubens an die unendliche Vorsehung! Lasse Dein Leben von der Liebe leiten, die erklärt: Alle sind eins - was immer sie trennt; alle sind eins - welche Unterschiede nach aussen auch in Erscheinung treten mögen. Alle sind eins, vereint in dem Einen, das allein für sie alle wesentlich ist, in der Essenz des Lebens, in der Wahrheit, die jeder achtet, in der Liebe, von der keiner sagen kann, er kenne sie nicht, in dem Leben, das alle teilen, so wie jedes Ding im Raum den Raum mit anderen Dingen teilt.

Welche Unterschiede äusserlich auch in Erscheinung treten mögen, wir alle sind eins, vereint in dem Einen, das allein für uns alle wesentlich ist: in der Wahrheit, der Liebe, dem Bewusstsein, dem Bild Gottes, in dem wir erschaffen sind.

Indem Du etwas anderes siehst, als was das leibliche Auge Dir zeigt, indem Du etwas, das man das Göttliche nennt, in allen Wesen erkennst, bist Du mehr als ein Tier und auch mehr als ein menschliches Wesen, bist Du Ebenbild Gottes!

Leicht vergisst ein Kind über einem hübschen Spielzeug seine Mutter, die es im Grunde weit mehr liebt als das Spielzeug, und es vergisst auch, dass sie es war, die es ihm geschenkt hat. Der Weise legt alles Spielzeug dieser Welt dem Göttlichen in den Schoss.

Lasse Dich in Deiner bewussten Erfahrung und in Deinem bewussten Leben von der Weisheit leiten, die beständig die Wahrheit erhellt und sagt, dass wir uns ihm gänzlich anvertrauen. Gründe Dein Leben nicht auf Vergängliches und Wechselhaftes, sondern auf das Unwandelbare und Unvergängliche. Baue auf den Felsen der Wahrheit, der Liebe, auf das, was man als das Göttliche bezeichnen kann.

Auf unseren Körper ist kein Verlass. Er steht uns nicht immer zur Verfügung. Im Tiefschlaf erleben wir ihn nicht, und im Traumzustand erleben wir einen anderen Körper. Eine alte Frau mag träumen, sie sei ein Vogel und fliege über einen Wald. Sie verfügt dann über einen anderen Körper. Dieser Körper, der uns angelegt ist, der uns einhüllt, kann also einmal da sein und dann wieder - in anderen Lebenslagen -nicht, während die innere Wahrheit oder das Bild Gottes uns immer begleitet.

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Der Gottsucher und der Tod

Die Welt ist kein Aufenthaltsort, an dem man immer bleibt. Keiner, der auf die Welt kam, kann ewig hier bleiben. Schnell verfliesst die Zeit, und man geht weiter. Doch ehe Du Dich hinwegbegibst, solltest Du gewaltige Kraft und Stärke erwerben, Schätze, die Du mitnehmen kannst, wohin immer Du gehst.

Die grösste Frage, die zur Zeit des Todes vor uns steht, ist die: Hast Du Schätze erworben, die Dich drüben erhalten? Das ist die Frage, die der Tod Dir stellt, ehe er die Seele vom Körper trennt. Hast Du diese Schätze, dann fürchtest Du nicht den Tod, sondern der Tod fürchtet Dich. Er wird sich verneigen und zu Dir sagen: "Dein Platz ist im Himmel! Du bist ja voll Licht! Du bist ja voll der Gnade Gottes! Du hast zahllose gute Taten vollbracht! Du bist eine Verkörperung der Reinheit! Du hast den Namen des Göttlichen millionenmal wiederholt! Du hast unermessliche und unvergängliche Schätze erworben! Wohin immer Du gehst, Du bist reich, bist voll Frieden und Freude. Die Kräfte der Natur werden Dir zu Diensten stehen, Engel werden Dir dienen. Du bist unsterblich! Ich habe bei Dir nichts zu schaffen, ich ziehe mich zurück." So spricht der Tod und verabschiedet sich.

Der Gottsucher lebt ein äusserst diszipliniertes Leben, nimmt zu allem eine geistige Einstellung ein. Welche Arbeit auch immer er verrichtet, er hat das Gefühl, ein Bote Gottes zu sein, der auf die Erde gesandt ist, um mit ganzer Hingabe und zur vollsten Zufriedenheit seine Aufgabe zu erfüllen. So wächst er. So erwirbt er unvergängliche Schätze und macht sich für die grosse Zukunft bereit, die vor ihm liegt.

Das Bild Gottes, die Gestalt des Göttlichen vor dem inneren Auge beherrscht ihn zu einem solchen Ausmass, dass, wo immer er hinschaut, ihm das Göttliche erscheint.

Der Gottsucher sieht sein geistiges Leben als eine hohe Kunst an, die auf Schritt und Tritt viel Weisheit, viel Geduld und Hingabe und noch weitere gute Eigenschaften verlangt. Er versucht darum sparsam mit seiner Zeit und seinen Kräften umzugehen und jeden Augenblick im Dienst des Göttlichen zu verbringen.

Im Flugzeug ist das Wasser kostbar; niemand nimmt im Flugzeug ein Bad, sondern man nimmt nur so viel Wasser, als man eben dringend braucht, und man nützt es sparsam.

Das Leben ist so kurz. Der geistige Mensch wird es darum mit äusserster Sparsamkeit verwenden. Jede Minute setzt er im Dienst für das Göttliche ein. Was nicht wesentlich ist, lässt er fallen und beschränkt sich auf das, was wesentlich ist. Auch das ist ein Geheimnis rascher geistiger Entfaltung. Er spricht nicht unnötig mit anderen, und selbst das, was andere Leute für wichtig halten, ist vom Standpunkt der göttlichen Erfahrung aus oft recht unwichtig.

Durch langanhaltendes Üben hat es der Gottsucher dahin gebracht, dass er nur noch die Augen zu schliessen braucht, und sofort ist ihm das Göttliche sichtbar. Die Rückseite seiner Stirn wird ihm zum Bildschirm, auf dem das Göttliche in seiner inneren Schau erscheint, und auf dieses sichtbar gewordene Göttliche konzentriert er sich. So ist er sein eigener Tempel, in dem das Göttliche wohnt.

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"In Ihm leben, weben und sind wir" (Apg. 17,28)

Da Christus unendliche Freude, Friede und Licht ist, so befindet sich unser Leben, Wirken und Sein in diesem grenzenlosen Frieden, in Freude und Licht. Dieses Wissen sollte zu einer Angelegenheit lebendiger Erfahrung für jeden werden, und es gibt vielerlei Wege, auf denen uns diese Erkenntnis zur lebendigen Erfahrung werden kann: auf dem Weg des Glaubens und auf dem Weg der Erkenntnis, auf dem Weg der Hingabe, durch Gebet und Meditation oder auch durch gutes, selbstloses Wirken, indem wir eine emporhebende, allumfassende Liebe zum Ausdruck bringen, die das Herz weit werden lässt. Durch alle diese Mittel können wir das Christusbewusstsein berühren, und ist dies geschehen, dann wissen wir, dass wir unvergänglich sind, dass wir Anteil haben am ewigwährenden Leben.

Die grossen Religionen der Welt haben zu ihrer Zeit wertvolle Dienste geleistet, indem sie sich bemühten, durch hohe geistige Ziele, Ideale und Werte das Bewusstsein der Menschen zu wandeln und höherzuführen. Das Menschenleben wird zu einer höchst unglückseligen Angelegenheit voll Angst und Frustration, wenn wir nicht geistigen Zielen zustreben.

Das gesamte Menschheitserbe ist heute nicht genug, um der Anforderung der Stunde gewachsen zu sein. Neue Probleme und eine nie dagewesene Lage verlangen vermehrte Anstrengung zu geistigem Wachstum.

Solange wir uns auf unsere eigene Kraft und Klugheit verlassen, sind wir auf uns selbst gestellt und auf bescheidene Kräfte beschränkt. Sind wir uns Seiner Stärke und unendlichen Gnade bewusst, erlangen wir unbegrenzte Stärke. Unser sehnliches Verlangen, Christus erfahren zu dürfen, ruft die Erfahrung der unendlichen Vollkommenheit, der unendlichen Furchtlosigkeit, des unendlichen Friedens, des unendlichen Glücks herbei.

Ein wenig mehr Aufmerksamkeit dem Göttlichen gezollt, ein wenig mehr Änderung in der Sichtweise, ein wenig mehr Hingabe des Herzens in Gebet und Anbetung, ein wenig mehr Empfänglichkeit den höheren Werten wie Weisheit, Gerechtigkeit, Liebe gegenüber sind nötig, und Dein Leben weist die gleichen Wunder auf. Noch heute wirkt Christus in aller Stille zahlreiche Wunder auf der ganzen Welt.

In der Vergangenheit wie in der Zukunft war und ist immer bei uns: Gott. Einer ist unser Zeuge, der Eine, der keinen Zeugen hat.

Geistigkeit ist nicht etwas, das unverbunden neben dem Leben steht. Sie ist vielmehr das Innerste des Lebens selbst, und wenn nicht alle Aspekte des Lebens durchgeistigt sind, kann Gott niemals erfahren werden. Geistigkeit und Leben sind eins. Das Leben muss Geistigkeit aus sich hervorwachsen lassen.

Dem geistigen Aspiranten gibt selbst die Arbeit Gelegenheit zum geistigen Fortschritt. Auch wenn er am Steuer seines Wagens sitzt, ist sein Inneres im Göttlichen verankert. Er weiss, dass das allgegenwärtige Göttliche tatsächlich immer sein Gegenüber ist, dass es alles weiss, weil es allsehend ist. Er weiss, dass er in dem allvollkommenen Göttlichen allezeit Geborgenheit findet. Selbst wenn er sich mit Gästen unterhält, ist sein Inneres zutiefst mit der Wahrheit, mit der letzten Wirklichkeit in allem Lebenden befasst.

Diese Methode der Erkenntnis der letzten Wahrheit ist die wichtigste Disziplin. Ein wirklicher Gottsucher hat es nicht nötig, die Übungen, die er für seine geistige Höherentwicklung anwendet, zur Schau zu stellen.

Die Hauptsache ist, dass man bemüht ist, immer tiefere Einsicht in die göttliche Wirklichkeit zu gewinnen und die Intelligenz in dieser fest verankert bleibt.

Die Erkenntnis der göttlichen Wirklichkeit ist kennzeichnend für jeden wahrhaft geistigen Menschen. Seine Intelligenz ist in dieser Erkenntnis so fest verwurzelt, dass für ihn die Allgegenwart, die Allmacht und Allwissenheit Gottes deutlich ist und er seine wahre Freude im Unendlichen findet. Leben ist nur Leben, wenn es im Göttlichen gegründet ist. Aller Reichtum ist wertlos gegenüber dem Glück, dem wahren Frieden und der wahren Macht, die aus dem inneren Gottbewusstsein fliessen. Der Mensch hört auf, ein Tier zu sein, sobald er seine innere Schau entwickelt, die das Göttliche überall sieht.

Noch eine weitere Methode besteht darin, dem Göttlichen in selbstloser Liebe und selbstlosem Dienen vollkommene Anbetung darzubringen, während die Erkenntnis des Göttlichen im Hintergrund des Bewusstseins stets wachgehalten wird. Es ist wichtig, dieses Bewusstsein ganz fest zu verankern und es mit jedem Gedanken zu verschmelzen. Das Göttliche soll aus Deinen Augen, Deinem Herzen, Deiner Intelligenz, Deinem Blut, Deinen Händen strahlen. Man muss sich ernsthaft bemühen, seine Schwächen zu überwinden. Bringe das Allerbeste in Deinem Wesen zum Ausdruck! Das Leben ist ernst, und man weiss nie, was auf einen zukommt. Niemand kann wahrhaftig helfen ausser Gott allein. Aber Er hilft uns nicht, wenn wir müssig, unaufrichtig oder eifersüchtig sind. So steigere unaufhörlich Dein ernsthaftes Bemühen um das Göttliche und Deine Hingabe an Deine Arbeit! Lasse Deine Heiterkeit immer strahlender werden!

Manche sagten sich: "0, ich bin noch nirgends angelangt, andere sind schon so weit vorangeschritten. Vergleiche ich mich mit dem, was ein idealer geistig Strebender sein sollte, dann stelle ich fest, dass ein Unterschied besteht wie zwischen Himmel und Hölle!" - Und der Betreffende ist niedergeschlagen, ist unglücklich. Das ist ein Zustand, der dem des wahrhaft geistig Strebenden entgegengesetzt ist. Dieser ist froh und zufrieden, auch da, wo er noch ganz unten ist. Ganz gleich, wieviele Fehler er macht und wie oft er auf dem Pfad stürzt, ganz gleich, wie ungeschickt oder unwissend er sich auf dem geistigen Pfad benimmt oder wie sehr es ihm an Hingabe und Weisheit mangelt - er quält sich dennoch nicht mit Vorwürfen, er fühlt sich niemals niedergeschlagen.

Verleihe Deinem Leben Ewigkeit, indem Du das Göttliche berührst und einen festen Halt am Göttlichen gewinnst. Jesus Christus verlieh seinem Leben Ewigkeit, indem er am Göttlichen festhielt. Deshalb verschwand er nicht mit dem Tod des physischen Körpers.

Alles Grosse und Wunderbare ist im Unsichtbaren enthalten und das Unsichtbare ist überall, sowohl ringsumher, wie auch in Dir. Im Unsichtbaren ist die Fülle der göttlichen Gegenwart und diese Gegenwart wird berührt, wenn wir Gott anrufen. Darum ist jeder Herzschlag des Gottsuchers ein Anruf des göttlichen Namens. Siehst Du etwas Wunderbares, gleich sagt Dein Herz: "Ich brauche nur eines: die Schönheit aller Schönheit, das Göttliche. Wie schön es auch sein mag, was das physische Auge sieht, es ist etwas Vergängliches und kann zur Quelle des Unglücks werden. Ich aber will die unvergängliche Schönheit, die vollkommene, die unerschaffene Schönheit. Die erschaffene Schönheit ist dem Zerfall geweiht und von Problemen umgeben.

Menschen, die mich umgeben, sind nicht der eigentliche Gegenstand meines Interesses, so sehr ich sie auch liebe, so gerne ich ihnen diene und für sie Opfer bringe. Und selbst wenn ich in ihnen die Verkörperung und Ausdrucksform Gottes erkenne, so ist doch das, was ich zuerst und zuletzt brauche, allein das Göttliche, die unvergängliche Wahrheit, das unendliche Licht, das ewige Leben, der grenzenlose Reichtum und das vollkommene Sein, das Unsterblichkeit verleiht. Das allein will ich haben, das allein geht mich an, und nur dem will ich Beachtung schenken." So denkt der Gottsucher in jeder Sekunde und versucht, sich auf irgendeine Weise immer fester an das Unvergängliche, das Ewige zu binden, das allschön und allvollkommen ist.

Die grosse Frage, die sich in jedem Menschenleben erhebt, ist die, ob das Herz Verlangen nach dem Unendlichen trägt oder ob er seine Zeit mit flüchtigen Vergnügungen und Äusserlichkeiten vergeudet. Auch wenn man eine Million Stunden zu leben vor sich hat, rückt man doch Stunde um Stunde dem Tode näher. Jede Stunde kommt man dem Grabe näher. Das Leben ist zeitlich begrenzt. Darum gilt es, jede Stunde richtig zu nützen und jede Stunde mit Gedanken, Gefühlen und Handlungen hinsichtlich des Göttlichen zu erfüllen, so dass das Leben vom Göttlichen bestimmt wird. Die Zeit ist äusserst kostbar. Alles mögliche, was man verloren hat, kann man wieder zurückbekommen, doch nicht eine einzige Stunde, wenn sie einmal vergeudet ist.

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Was bedeutet der geistige Pfad?

Das geistige Leben ist ein Leben der Mathematik und der Wissenschaft, insofern es sich um höhere Wirklichkeiten dreht. Es ist eine beständige Entdeckung des Unsichtbaren und durch mathematischen Fortschritt charakterisiert. Alles zählt für den Fortschritt: jedes Gebet, jedes gute Tun, aber auch alles, was an Gutem unterlassen wird. Der Fortschritt entspricht der Bemühung, und die Ergebnisse sind unfehlbar. Deshalb vervielfachen grosse Gottliebende ihre guten Taten und ihre Gebete und gelangen so zum ununterbrochenen Gebet.

Während der ganzen vierundzwanzig Stunden des Tages sollten wir wissen, dass Gott bei uns ist, uns sieht und uns hört. Bei jeder Arbeit sollten wir das frohe Empfinden haben: "Es ist für Ihn".

Für einen Menschen mit gutem Herzen, ist jeder Tag ein Fest, ein Tag der Christgeburt in seinem Herzen ein Fest des liebenden Dienens und des Gottbewusstseins, ein Fest der Hingabe und der Reinheit, des hohen Strebens und der Selbstlosigkeit.

Immer im Bewusstsein des grenzenlosen Lichtes zu verweilen, immer Sonnenschein zu verbreiten, bedeutet ein wahres Weihnachtsfest. Dies lässt sich auf hundert Weisen erreichen: indem man sich intensiv des allgegenwärtigen, allwissenden, allmächtigen Göttlichen bewusst ist, in der Erkenntnis, dass Christus als Wahrheit und als Liebe unzertrennlich ist, und dass Er um alles weiss.

Je mehr man nachsinnt über die Herrlichkeit und Grösse des Göttlichen, um so mehr Liebe zum Göttlichen kommt auf. Jemand geht in die Stadt, um einen Gegenstand zu kaufen, weil ihm dieser schön, wertvoll und preisgünstig erscheint und Freude bereitet. Selbst wenn er kein Geld hat, wird er es sich vielleicht leihen oder etwas anderes verkaufen, das ihm nicht so wertvoll erscheint. Man erwirbt etwas, weil man es gern hat. Das gilt auch vom Göttlichen.

Das Höchste, was menschliche Erfahrung zum Gegenstand haben kann und was menschliche Erfahrung zur Vollendung und Erfüllung bringt, ist die Wirklichkeit Gottes, und sie wird durch die Liebe erkannt.

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Zeichen des inneren Fortschritts

An Folgendem lässt sich Dein Fortschritt ermessen: Wenn Du beim Aufstehen schon vom Gedanken ans Göttliche beherrscht bist, wenn Du beim Einschlafen von Gottbewusstsein beherrscht bist - dann darfst Du sicher sein, dass Du Fortschritte machst. Wenn an Stelle der Menschen ringsumher, das Bild des Göttlichen sichtbar wird, dann darfst Du sicher sein, dass Du Fortschritt machst. Wenn Dein Herz sich beständig um das Göttliche dreht, so wie dies die Erde um die Sonne tut - dann darfst Du sicher sein, dass Du Fortschritt machst.

Wie eine Rose ständig ihren Duft für alle verströmt und ihre Welt von diesem Duft erfüllt ist, so lebt der geistige Mensch in einer Welt des Gottbewusstseins, in einer Welt der Freude, der Erkenntnis und Kraft Gottes. Er klagt nicht über schlechte Atmosphäre und Schwingungen aus der Welt oder aus seiner Umgebung oder über sonstige Störungen. Er ist wie die Rose - unbeeindruckt von allem. Nichts kann ihn berühren. Er sieht nichts, hört nichts, fühlt nichts, ohne es mit dem Göttlichen in Beziehung zu bringen, das immer bei ihm ist und dem er ununterbrochen zugewandt bleibt.

Wenn Deine Gefühle hierhin und dorthin wandern, anstatt beim Göttlichen zu verweilen, ist das ein Zeichen mangelnder Reinheit. Baue Dein Leben beständig auf das machtvolle Bewusstsein des unendlichen göttlichen Friedens, der Freude, der Gnade, des Lichtes, des Gedeihens, der Vollkommenheit auf. Immer wieder von neuem solltest Du Deine Aufmerksamkeit an das Göttliche heften und Deine Arbeit nach innen und aussen vermehren.

Ständig ist der Gottsucher vom Bewusstsein des Göttlichen beherrscht. Wie oft auch Ablenkungen an ihn herantreten mögen, die innere Seele läuft immer wieder zum Göttlichen hin, und das ist die beste Lösung für viele Probleme des Lebens, für die sich sonst nirgendwo eine wahre Lösung findet.

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Lebe im Unsichtbaren

Glück ist etwas Unsichtbares, nicht ein Gegenstand unter Gegenständen, vielmehr ein innerer Zustand. Es lässt sich nicht ansammeln wie Wasser, das man mit einem Eimer in eine Mulde füllen kann, bis ein kleiner Tümpel entsteht. Glück ist nichts Gegenständliches, ebensowenig wie Deine Liebe, Dein Glück oder Dein Friede, die, obwohl Du sie nicht sehen und den anderen zeigen kannst, dennoch täglich erfahren werden können. Es handelt sich um innere, mentale, dem physischen Auge nicht wahrnehmbare, geistige Zustände, die sich schwer beschreiben lassen. So wie Liebe, Güte, Reinheit, Glück, Friede oder Weisheit lässt sich auch das Göttliche nicht wie etwas Greifbares vorführen und berühren.

Nur durch Erfahrung können Dir diese zuteil werden. Du kannst sie auf eine besondere Weise zum Ausdruck bringen. Auch wenn Du tausend Hände hättest, wärest Du nicht in der Lage, Liebe, Licht und Glück oder gar das Göttliche damit zu berühren.

Der Mensch ist in erster Linie Atem, nicht Körper. Sein wahres Leben liegt im Atem; der höchste Atem ist das Göttliche selbst. Ohne diesen Atem ist kein Leben möglich. Der Gottsucher lebt sein Leben hier auf Erden als Atem Gottes, nicht als Körper, als Atem des ewigen Lebens, als Atem der unendlichen Erkenntnis, als Atem der grenzenlosen Macht, Liebe und Schönheit.

Durch den Atem kann man das Leben eines Wesens zum Verdorren bringen, und mit dem gleichen Atem kann man das Leben wiederherstellen. So lässt sich also durch den Atem alles ermöglichen; er ist die Essenz des Lebens; er ist die Seele des Lebens. Als Atem Gottes betet der Gottsucher das Göttliche an. So gelangt er über die materielle Umgebung hinaus. Der ernsthafte Sucher nach dem Göttlichen erkennt sich selbst als Atem Gottes. Der Odem ist im inneren Herzen und ist voll endloser Qualitäten. Von daher bezieht er seine ganze Stärke, seinen Frieden, seine Freude, seine Kraft. Auf Grund der Erkenntnis und Erfahrung des Göttlichen wird das Leben in höchstem Masse gesegnet. Jeder ernsthafte Mensch kann das Göttliche erfahren.

Indem der Gottsucher das göttliche Licht im Herzen aller Wesen sieht, rückt er dem göttlichen Herzen immer näher, diesem Herzen voll unendlichem Frieden, voll Schönheit, Erkenntnis und Vollkommenheit!

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Der Eine in allen

Dem absoluten Bewusstsein der endlosen Existenz und des allschöpferischen Lichtes in Deinem inneren Sein bringe ich meine innigste und demütigste Anbetung dar!

Die grösste Wahrheit besteht darin, dass es weder innen noch aussen etwas gibt ausser dem himmlischen Reich in und um uns. Hier und dort, in diesem und in jenem und als dieses und jenes ist nichts als das gleiche unendliche göttliche Bewusstsein vorhanden. Das ist die solide, zentrale, unverbrüchliche, unsterbliche, ewige Wahrheit. In dieser Wahrheit haben die überirdischen Wesenheiten höchster göttlicher Weisheit, die dem menschlichen Auge unsichtbar sind, ihr Leben. Wenn diese uns betrachten, dann sehen sie nicht auf unseren Körper, sondern sie erblicken und erfahren das Reich des Himmlischen, das in uns ist. Sie sind Wesen, deren Herz einem Ozean der Liebe, des Erbarmens und der Gnade gleicht. Diese Menschen, oder diese Engel, oder diese übermenschlichen Wesen, diese unsichtbaren Wesenheiten können Dir sichtbar werden, wenn Du in der Meditation Fortschritte machst.

Das eigentliche Ziel der Meditation jedoch ist dynamische, innerliche, persönliche Erfahrung des göttlichen Reiches, des Bewusstseins, das unendlich und absolut ist. Es geht dem Meditierenden um die dynamische Verwirklichung all der unbeschreiblichen Gotteskräfte, und darum, sie im täglichen Leben zum Ausdruck zu bringen, um das Offenbarwerden des inneren Himmelreiches, des Göttlichen oder der absoluten Realität endloser schöpferischer Liebe und des Lichtes in all Seiner Freude, Schönheit und Macht.

In der Meditation erkennen wir, dass wir tatsächlich Berge versetzen können. Das Unsichtbare wird uns sichtbar und das Unbekannte bekannt. Wir gewinnen unmittelbaren Einblick in Jenseitswelten, in Welten jenseits unseres irdischen Erfahrungshorizonts. Wir können auch in frühere Zeitalter zurückblicken und vergangene Leben erkennen . Es kann uns ein Sprachvermögen geschenkt werden, das uns befähigt, mit den Bäumen zu reden und die Sprache der Tiere zu verstehen. Ein Licht wird uns zuteil, das uns auch noch im Finstern erkennen lässt. Es ist nicht möglich, all die unzähligen höheren übernormalen Erfahrungen und Kräfte aufzuzählen, die uns zuteil werden, wenn wir in der Meditation voranschreiten. Höchst wunderbare Dinge geschehen. Erfahrung über Erfahrung wird Dir zuteil, Erleuchtung über Erleuchtung, eine intuitive Erkenntnis nach der anderen. Plötzlich bist Du jenseits aller Zeit, jenseits von Vergangenheit und Zukunft, bist in ein ewiges Jetzt entrückt und lebst in einem transzendentalen Bewusstsein, obwohl Deine Seele immer noch im Körper zu sein scheint.

Wenn Gott der Menschheit helfen soll, dann hilft Er ihr durch Menschen. Menschliche Wesen sind Instrumente, um Gottes Segen nicht nur auf Einzelne, sondern auf die Menschheit als Ganzes herniedersteigen zu lassen.

An sich braucht Gott keinen Menschen. Er ist sich selbst genug in Seiner unendlichen Vollkommenheit. Dennoch bringt sich das Göttliche durch das heilige Herz zum Ausdruck, das heisst durch Menschen, die Gott ganz hingegeben sind. Ein guter Mensch bringt Gottes Eigenschaften zum Ausdruck. "Ein guter Baum bringt gute Früchte hervor" (Matth. 7,17), Doch auch wenn ein Mensch dazu noch nicht in der Lage ist, ist Gott in Ihm zugegen. Jeder, ob Mann, ob Frau, kann vollkommen sein wie der Vater im Himmel, wenn das selbstsüchtige Ich und die Unwissenheit im Menschen dem Glauben und der Liebe weichen.

So lange die Aufmerksamkeit nicht vom Göttlichen absorbiert ist, und zwar so sehr, dass nichts mehr anderes sonst wahrgenommen wird, ist tiefe, wahre Meditation nicht möglich. Indem der geistig Strebende sich beständig in die Gottgegenwart versetzt, weiss er - und ist völlig von diesem Wissen durchdrungen - dass die Gottwirklichkeit unendlich wirklicher ist als die Welt. Beständig führt er sich die Allwissenheit und Allmacht Gottes vor Augen.

Mit jedem Anruf ans Göttliche stellt sich der Gottsucher das Göttliche vor. Die Gottgegenwart hat sich so stark in seinem Herzen verankert, dass er ganz im Göttlichen ruht und das Göttliche schliesslich wahrnimmt. Und je mehr er das Göttliche wahrnimmt, umso mehr läutert sich seine Sicht. Das spiegelt sich in seinen Augen wider, so dass auch für andere sein Blick zum Segen wird. Was er ansieht, ist gesegnet, selbst wenn er sich nach aussen hin zornig gibt.

Gott ist die unsichtbare Wirklichkeit aller Wirklichkeiten. Man kann die magnetische Kraft nicht sehen, doch ist sie vorhanden. Man kann beobachten, wie durch sie schwere Gegenstände aus Eisen angezogen werden. Ebensowenig sieht man Gott, und dennoch gibt es Ihn: Er zieht menschliche Seelen an sich heran. Erkenne das Sein Gottes als die grösste Wirklichkeit, als die Wirklichkeit der Wirklichkeiten, als die Gegenwart, der keiner entrinnt, als das alles erfüllende Sein.

Was heute ein Mann auf dem Mond spricht, kann mit Hilfe der radiomagnetischen Wellen auf Erden gehört werden. Wenn es schon der Mensch möglich machen kann, auf solche Entfernung zu sprechen und zu hören, wieviel mehr muss es der höchsten, unendlichen, grenzenlosen, über alles verstehenden wunderbaren Intelligenz möglich sein, zu gleicher Zeit aus jeder Ecke des Universums alles zu hören?

"In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden" (Joh. 16, 33). Christus hat den Tod besiegt auf Grund dessen, was Sein Wesen ist: auf Grund der Liebe, die unsterblich ist. Sie kann den Körper und seine Fähigkeiten und Kräfte als Instrument benützen, um sich zum Ausdruck zu bringen, doch steht sie selbst über dem Körper. Sie stirbt nicht mit ihm.

Swami Omkarananda

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