Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

September 2009

Kalender Jan2000



1. Tag

Es ist nicht gut, Vergleiche anzustellen. Am besten ist es, was immer an Gutem in den Religionen vorhanden ist, zu assimilieren, Vergleiche jedoch zu vermeiden.

Vergleiche anzustellen führt stets zu Problemen. Es ist nicht gut, zu einem Buddhisten, der nie etwas von Jesus Christus gehört hat, zu sagen: "Jesus Christus ist wunderbar, er ist der Beste; Buddha ist ein falscher Prophet."

Dies zu jemandem zu sagen, der in der buddhistischen Kultur aufgewachsen ist, ist unverantwortlich, weil ihm eine solche Aussage einen Schock versetzen würde und für ihn unannehmbar wäre.

Darum ist es besser, Vergleiche zu unterlassen.

2. Tag

Lebe wie Christus; bete wie Christus gebetet hat. Wenn du dadurch Gott erreichst, heißt das, du hast Gott durch Christus erreicht. Einer, der Gott in sich durch Christus verwirklicht hat, ist eins geworden mit dem Vater, hat die Wahrheit erkannt, hat Selbstverwirklichung erlangt.

Die Buddhisten können die Wahrheit durch Buddha erkennen, die Moslems durch Mohammed. Aber es gibt nur eine Wahrheit.

Dieser Wahrheit können wir uns durch die Entwicklung unserer moralischen Natur nähern, und wir erkennen sie, indem wir geistige Wahrheiten auch geistig verstehen. Ein tiefes, geistiges Verstehen geistiger Wahrheiten kann auf verschiedene Weise zustandekommen.

Eine Möglichkeit ist der Weg der Hingabe; eine andere Möglichkeit ist die intellektuelle Methode oder der Weg der guten Taten, die Praxis des ständigen Fragens nach der Bedeutung des Lebens, verbunden mit einem tiefen Verlangen nach der Erfahrung Gottes oder der Wahrheit, und die Einsicht in die Notwendigkeit eines wirklich dynamischen spirituellen Lebens.

3. Tag

Wenn alle Christen die Wahrheit kennen, dass sie durch Christus Gott verwirklichen können und sie den Weg gehen, den Christus gelehrt hat, werden sie Gott oder die Wahrheit durch Christus verwirklichen.

Dann wird die Erfahrung sie lehren, dass man die Wahrheit sowohl durch Christus als auch durch Buddha oder Mohammed erkennen kann, vorausgesetzt, man lebt ein wirklich dynamisches spirituelles Leben entsprechend den Lehren dieser großen Seelen.

4. Tag

Wenn das Bewusstsein erhoben und vergöttlicht ist, wird die innere Seele höchst friedvoll und leuchtend.

In diesem Frieden und diesem Licht geschieht es, dass viele Wahrheiten des Göttlichen offenbar werden. Die fundamentalen Probleme des Lebens lösen sich auf. In diesem Frieden und diesem Licht wird das Bild des Göttlichen ganz klar sichtbar.

In ununterbrochener und lange fortgesetzter Meditation hat sich das Bild des Göttlichen so stark in deine bewusste Wahrnehmung eingeprägt, dass es schließlich überall sichtbar ist. Auch während du arbeitest, wenn du spazieren gehst oder sogar im Traum, hast du das Bild des Göttlichen vor Augen.

An diesem Punkt deiner geistigen Entwicklung nimmt ein äußerst gesegneter Zustand seinen Anfang - ein Leben in Glückseligkeit. Immer bist du sodann von Angesicht zu Angesicht mit dem Göttlichen.

5. Tag

Wir können auf vielerlei Weise zwischen unserem Willen und dem Willen Gottes unterscheiden.

Allgemein kann man sagen, dass Umstände, die wir nicht gewählt haben, dem Willen Gottes entspringen.

Etwas Leuchtendes, Friedenspendendes, Reines, Gutes, das uns inspiriert und erhoben sein lässt, kommt von Gott und ist Gottes Wille.

Dein Wille kann leicht an den Wünschen, Forderungen und dem Ego erkannt werden, die ihn begleiten. Dein Wille wird jedoch nicht immer ausgeführt und deine Wünsche werden nicht immer erfüllt. Der Wille Gottes hingegen erfüllt sich immer, ob du es willst oder nicht. Gottes Wille ist das, was Frieden erzeugt, beste Ergebnisse bringt, Freude schenkt und unfehlbar ist.

6. Tag

Unterhalte stets das Gefühl, dass das Göttliche ganz nahe bei dir ist. Praktiziere dies solange, bis dieses Gefühl zu einer wirklichen Erfahrung wird.

Arbeite, als ob das Göttliche neben dir stünde, als ob das Göttliche dir zusähe, dich hörte, zu dir spräche.

Wenn du von zu Hause fortgehst, nimm das Göttliche mit dir, wohin du auch gehst. Wenn du nach Hause kommst, nimm das Göttliche mit zu dir nach Hause.

Führe dein Leben in diesem Geist, mit diesen innerlich gehegten Gefühlen, und erkenne klar, wie illusorisch und voller Täuschung das Leben in der Welt ist.

7. Tag

Die Wissenschaft sagt uns, dass es Sterne gibt, die so weit von unserer Erde entfernt sind, dass ihr Licht Millionen von Jahren braucht, bis es hier ankommt.

Der Geist des Weisen aber braucht für die gleiche Entfernung nur einen Sekundenbruchteil. Das heißt, er bewegt sich mit einer Geschwindigkeit fort, die das Licht nie erreichen kann; denn sein Bewusstsein ist das Licht hinter allen Lichtern. Raum und Zeit sind für ihn bedeutungslos. Er lebt in einer Welt der wirklichen Wunder - der Wunder des göttlichen Bewusstseins. Er hat nicht nur Zugang zu dieser Welt von Raum und Zeit, er hat auch Zugang zu allen unsichtbaren mentalen, psychischen, spirituellen Welten. Er kann in den Geist der Menschheit eindringen, er kann in allen Welten leben und sie aus direkter Erfahrung kennen. Er kann in die höheren Welten aufsteigen, in Himmel und Hölle herumspazieren oder hingehen, wo immer er will. Das ist für ihn so einfach und natürlich, wie wenn du von einem Zimmer ins andere gehst.

8. Tag

Die Gotterfahrung, so wie sie von den Mystikern der alten indischen Kultur und Religion, wie sie von den Mystikern Europas, den erleuchteten Männern und Frauen des Sufismus, des Buddhismus und anderer Religionen dargestellt wurde, trägt gemeinsame Züge und offenbart einen universellen Charakter.

Gotterfahrung ist zeitlos, gehört der ganzen Menschheit und kann nicht wirklich beschrieben werden.

Obwohl die Großen - die Männer und Frauen des Gottbewusstseins der verschiedenen Kulturen - sich unterschiedlich über die Erfahrung Gottes geäußert und versucht haben, sie in den Begriffen des Glaubens, in dem sie geboren wurden, zu beschreiben, gibt es nichts Provinzielles in der göttlichen Erfahrung und im göttlichen Bewusstsein.

Es gibt nichts Östliches oder Westliches, was das Wesen und die Erfahrung Gottes betrifft. Eine eingehende Prüfung des wesentlichen und zentralen Gehalts der göttlichen Erfahrung, so wie sie von den verschiedenen Kulturen der Welt präsentiert wird, bezeugt die Tatsache, dass es sich bei ihr um etwas Universales und Transzendentes handelt.

9. Tag

Die Erfahrung des Nirwana im Buddhismus, die Erfahrung des nichtdualen Brahman oder Absoluten im Hinduismus oder auch die Erfahrung des Königreichs des Himmels im Christentum, des Tao im Chinesischen Mystizismus - sie alle beziehen sich nur auf die eine Gottheit, die eine unendliche Gottheit.

Die unterschiedlichen Begriffe und Namen, die verwendet werden, können den Unterschieden zwischen den Glaubensrichtungen zugeschrieben werden.

10. Tag

Unterschiede im Temperament und der inneren Ausrüstung, Unterschiede von Seele und Geist bei jenen, die sich der Gottheit zu nähern versuchen, führen ebenso zu Unterschieden in der Erfahrung der Gottheit.

Eine schlicht gesinnte Teresa von Avila mag bloß von einer Einheit mit Gott sprechen, um eine direkte und unmittelbare Erfahrung der Gottheit zu beschreiben, während ein intellektuell höher begabter und konzeptionell bewussterer Mystiker wie Meister Eckhart die gleiche Erfahrung vielleicht sogar als ein Nichts bezeichnen würde - ein Nichts insofern, als es keinen empirischen Gehalt in der göttlichen Erfahrung gibt.

Wörtlich sagte er: "Es gibt etwas in der Seele, das jenseits der Seele liegt, ein Göttliches, Einfaches, ein absolutes Nichts ..."

11. Tag

Diese großen Söhne und Töchter Gottes haben nichts Östliches oder Westliches an sich, außer dass die Terminologie und die religiösen Vorstellungen, die sie verwenden, den jeweiligen Gaubensrichtungen und Kulturen entstammen, denen sie angehören.

Die Essenz der inneren Erfahrung und das fundamentale göttliche Licht jedoch, die ihnen zu eigen sind, sind universal und überall die gleichen. Du wirst überrascht sein von der Tatsache, dass die Aussagen eines überragenden indischen Mystikers wie Shankara in Meister Eckhart ihr Echo finden.

Die Aussagen des flämischen Mystikers John Ruysbroeck stimmen Zeile für Zeile mit einigen Aussagen in den Upanishaden überein.

 

12. Tag

Die Gottheit ist als unendliches göttliches Bewusstsein überall gegenwärtig.

Alles, was wir sehen, wissen und erfahren setzt sich aus diesem Bewusstsein zusammen.

Es ist ein unbegrenzbares, grenzenloses, absolutes Sein. Es wird in den östlichen Kulturen als "sat-chit-ananda" beschrieben.

"sat" ist Sein, "chit" ist Bewusstsein, "ananda" ist Freude oder Glückseligkeit. Das ist die wunderbarste, beste und umfassendste Beschreibung der höchsten Gottheit.

13. Tag

Der Mystizismus der Upanishaden ist vollständig von einer nichtdualistischen, beziehungsweise rein monistischen Vorstellung geprägt. Nur in den westlichen Kulturen und Religionen wie dem Christentum, dem Islam und dem Judentum findet sich eine ausgeprägte dualistische Tendenz, die aber meistens von großen christlichen Mystikern wie Meister Eckhart, großen islamischen oder sufistischen Mystikern wie Al Ghazali, Rumi oder Rabbia durchbrochen wurde. Wir sehen hier, dass - obwohl Unterschiede in der Interpretation und in der Vorstellung durchaus vorhanden sind - diese jedoch in der Erfahrung völlig fehlen. Das gleiche "sat-chit-ananda" meint die Bibel, wenn sie vom Frieden spricht, der das Verstehen übersteigt. Es ist das gleiche, das Buddha in seiner höchsten Erleuchtung berührt hat und das im Buddhismus als "nirwana" oder als "Leere" bezeichnet wird. Es ist dieser gleiche Friede, der alles Verstehen übersteigt, dieses Königreich des Himmels, von dem im Islam als vom "Einen Gott" gesprochen wird.

14. Tag

Für jene, die mit der Erfahrung des Göttlichen nicht vertraut sind, sind die Unterschiede in der Beschreibung des göttlichen Seins verwirrend. Es fällt ihnen schwer, die Vorstellung eines "nirwana" oder der "Leere" mit der Vorstellung vom "Vater im Himmel", von dem "Einen" oder "Einzigen" in der platonischen oder plotinischen mystischen Erfahrung oder auch der Gottheit des Meister Eckhart miteinander in Einklang zu bringen. Diese Schwierigkeiten und Unterschiede verschwinden, wenn wir eine reiche geistige Einsicht besitzen.

 

15. Tag

Die besten Vertreter des christlichen wie auch des indischen Mystizismus erklären einstimmig, dass Gottes Wesen unbeschreiblich, unaussprechlich und transzendent ist. Wenn das stimmt, und jemand in dieses transzendente Bewusstsein eintritt, wenn dabei die individuelle Seele eins mit dem göttlichen Sein wird, wenn dabei jede Empfindung eines persönlichen, individuellen Selbst verlorengeht, dann ist das ein Zustand der Erfahrung, der unbeschreiblich und völlig nichtdualistisch ist. Man kann diesen Erfahrungszustand mit den Buddhisten als "nirwana" oder "Leere" beschreiben.

Nun, die gleiche Erfahrung könnte von einem upanishadischen Mystiker in höchst positiven Begriffen geschildert werden; denn man kann die gleiche Erfahrung in positiven wie auch in negativen Begriffen ausdrücken.

Katharina von Siena sagte: "Gott ist mein Alles, meine Stärke!"

16. Tag

Das Königreich des Himmels ist, wie wir wissen, ein unendliches göttliches Bewusstsein, allschöpferisch in seiner unbegrenzbaren Kraft, allschön in seiner Substanz und Struktur.

Es ist ein Ort, an dem unsere Seele schließlich zu vollkommener Ruhe kommt.

Es ist ein Ort oder vielmehr ein Zustand des Bewusstseins, ein Umstand des inneren göttlichen Seins, in dem unsere Seele unendliche Freude, Kraft und Herrlichkeit findet.

Genau das gleiche trifft auf "sat-chit-ananda" zu. "sat-chit-ananda" oder Gott als unendliches göttliches Bewusstsein, das auch Glückseligkeit und Freude ist, ist ebenso die vollständige und vollendete Erfüllung unseres inneren Seins.

17. Tag

Es gibt keinen Menschen auf dieser Erde, der nicht nach Glück sucht. Es gibt kein Wesen auf dieser Erde, das sich nicht nach Frieden und Ruhe sehnt. Und wo könnten wir diese finden außer in Gott, in jenem vollkommenen Zustand unseres inneren Bewusstseins, das die Gottheit oder das Königreich des Himmels ist?

Darum hat sich in der westlichen Kultur ein heiliger Augustinus erhoben und uns verkündet, dass wir nur in Gott Frieden finden können. Deshalb hat auch die östliche Kultur - auf dem Höhepunkt des indischen Denkens, in der Weisheit der Upanishaden - erklärt, dass der Mensch kein Glück finden kann, außer in der höchsten Gottheit.

18. Tag

"Das bist du!" - "tat tvam asi!"

Was bedeutet hier "Das - tat" und "Du -tvam"? - "Das" ist die höchste Gottheit. Es ist das unendliche göttliche Bewusstsein, das überall ist. Es ist jener Gott, mit dem der heilige Franziskus von Assisi umhergegangen ist und gesprochen hat. "Das" - "tat" ist das transzendente Sein, das auch dem Universum innewohnt. Es ist eine namenlose, formlose göttliche Wirklichkeit, die aber auch jede beliebige Form annehmen und zu den Seelen der hungernden und strebenden menschlichen Individuen sprechen kann.

Was bedeutet nun "Du - tvam"? - "Du - tvam" ist das göttliche Bewusstsein im Menschen. Dieses göttliche Bewusstsein im Menschen ist ewig eins mit dem göttlichen Bewusstsein überall.

Das "asi" ist ein Verbum; es bedeutet: "bist"; "tvam asi" - "Du bist".

"tat tvam asi!" - "Das bist du!" Das göttliche Bewusstsein in dir ist das göttliche Bewusstsein überall.

Verwirkliche das, erkenne das, erfahre das!

19. Tag

Das göttliche Bewusstsein in dir ist das göttliche Bewusstsein überall. Wie können wir das verwirklichen, erkennen und erfahren?

Die Bibel gibt die Antwort darauf, das Evangelium gibt die Antwort darauf: "Die reinen Herzens sind, werden Gott schauen!" Was ist aber Herzensreinheit? - Herzensreinheit stellt einen Zustand absoluter Einfachheit dar. Sie besteht aus der ausschließlichen Liebe zu Gott.

20. Tag

Wir können ein reines Herz haben, auch wenn wir mitten unter Menschen weilen - in der Stadt. Ist es unter diesen Umständen möglich, ausschließlich das Göttliche zu lieben? - Ja, es ist möglich! Du siehst zwar Hunderte von Leuten, doch langsam nimmst du die gleiche Gottheit im Herzen aller Menschen wahr. Während du mit vielen Menschen umgehst, mit vielen Namen und Formen zu tun hast, ist dein inneres geistiges Auge auf das Königreich des Himmels in jedem einzelnen gerichtet. Obwohl du mit Hunderten von Menschen lebst, obwohl du inmitten der Gesellschaft stehst, nimmt etwas in deinem Herzen die göttliche Gegenwart und das göttliche Bewusstsein in allen Wesen wahr.

Ein solches Herz ist jeder üblen Absicht beraubt, ein solches Herz kennt keinen Hass, ein solches Herz ist von Liebe für alle Wesen erfüllt, denn in allen Wesen findet es dasselbe Königreich des Himmels. Wenn es versucht, alle Wesen zu lieben, liebt es tatsächlich ein und dieselbe Gottheit in allen Wesen.

21. Tag

Ein reines Herz ist ein Herz, das nicht Opfer von Vorurteilen ist, ein Herz, das wie eine Blume ist - duftend und schön und frisch, völlig frei von allen dunklen Kräften, welche die normale menschliche Natur bevölkern.

Diese Reinheit des Herzens stellt in jeder Kultur, in jeder Religion der Welt die wesentliche Vorbedingung für die Erfahrung Gottes dar.

Gleich welche Technik oder Methode wir anwenden, sei es die des Zenbuddhismus, des Yoga, des Sufismus, des tibetischen Buddhismus oder des Christentums - ohne die Vorbedingung der Herzensreinheit werden wir damit keinen Erfolg haben.

22. Tag

Wenn wir ständig in unserem Herzen ein Gefühl für die göttliche Gegenwart und Allwissenheit hegen, wird es uns unmöglich sein, Irrtümer und Fehler zu begehen.

Ein ununterbrochenes Gefühl für die Allmacht der Gottheit entfernt aus unserem Herzen jede Form von Angst und Furcht.

Ein solches Herz ist ein wirklich reines Herz.

Deshalb wird von uns verlangt, die Reinheit des Herzens zu entwickeln, wenn unsere Meditation erfolgreich sein soll, wenn unsere Anstrengungen zur Gottverwirklichung Früchte tragen sollen.

Eine vielseitige Vorbereitung ist wesentlich; denn Gottverwirklichung erfordert eine fast übermenschliche Anstrengung.

23. Tag

Wie die Magnetnadel ständig auf den Nordpol zeigt, so wendet sich tief in uns ständig etwas dem Göttlichen zu, wie sehr wir auch versuchen mögen, Ihm zu entfliehen.

Das rührt daher, dass das göttliche Bewusstsein zeitlos, ewig, allbewusst, ganz von Freude und Kraft erfüllt ist und nie schläft. Deshalb erlaubt es uns auch nicht, in Beziehung zu Ihm zu schlafen. Das Göttliche erweckt uns zum Ziel unseres Lebens, zum Gottbewusstsein, entweder durch die Kraft einer erleuchtenden Erfahrung oder durch den Druck einer wachsenden Weisheit, durch die Anziehungskraft des Schönen und die Liebe zum Schönen, durch die Schläge von Leid und Qual auf dieser Erde oder durch eine außerordentliche Empfänglichkeit und innere Sensibilität.

Die göttliche Gnade bedient sich vieler Mittel und Umstände, um uns vorwärts zu führen.

24. Tag

Von Gott zu Gott geht unsere Reise: das ist unser unvermeidliches Schicksal.

Und die Großen, die Mystiker, die Weisen, die Heiligen haben es uns hier auf dieser Erde vorgemacht, wie es für jeden von uns möglich ist, im Bewusstsein des transzendenten Seins hier in dieser empirischen Welt der Erfahrungen zu leben. Unsere sinnliche Wahrnehmung berichtet uns von vielen Wesen, vielen Persönlichkeiten, von Namen und Formen, doch gibt es in uns eine Wahrnehmungsfähigkeit, die ständig das Göttliche bezeugen und überall sehen kann. Es ist für jeden von uns möglich, in einem dynamischen göttlichen Bewusstsein zu leben, noch während wir uns dieses physischen Körpers bedienen und in ihm leben, noch während wir uns in einer Welt von Raum und Zeit aufhalten.

Eine solche Erfahrung allein, die Erfahrung Gottes nämlich, kann uns im täglichen Leben endlosen Frieden, endlose Freude, endloses Glück und unbegrenzte Stärke verleihen.

25. Tag

Überall, in uns und um uns herum, befindet sich das Königreich des Himmels.

Das ist die Wahrheit einer Erfahrung, die wir von den Männern und Frauen tiefster Einsicht und Weisheit empfangen haben. Es ist die Wahrheit einer indiskutablen und unwiderleglichen Erfahrung in ihrer höchsten Form. Es ist eine Wahrheit, deren Entdeckung jedes Individuum erwartet.

Dieses Königreich des Himmels ist ein unendliches göttliches Bewusstsein, endlos in seinen Fähigkeiten und schöpferischen Kräften.

 

26. Tag

Das göttliche Bewusstsein ist das Selbst unseres Selbst, das Leben unseres Lebens, der Genius unseres ganzen Seins; es ist unser höchster Schatz und unsere höchste Kraft, unser Friede und unser großes Glück; es ist eine Macht, die allsehend, allwissend, aus sich selbst seiend, sich selbst genügend, selbstleuchtend, zeitlos und ewig ist.

Eine kleine Erfahrung dieses Königreichs, dieses Seins in uns, dieser Gottheit überall ließ Meister Eckhart ausrufen: "O Wunder der Wunder!"

 

27. Tag

Die Methoden, mit deren Hilfe wir eine unmittelbare Erfahrung des allsehenden und allvollkommenen Seins erlangen können, sind in uns angelegt und beginnen unter dem Druck des höchsten Guten, das wir anstreben, aktiv zu werden und zu wirken. Sie beginnen in dem Augenblick ihre Wirkung zu entfalten, in dem wir unser ganzes Wesen dem Druck der kosmischen Liebe aussetzen, unser ganzes Wesen den Disziplinen des Dienens, des Opferns, der Güte und Erkenntnis unterwerfen und etwas in uns Einheit oder Identität mit der allen Dingen innewohnenden Seele fordert.

Es ist die höchste oder unendliche Gottheit, der man sich nähern kann, mit der man Kontakt aufnehmen kann, mit der man auf tausenderlei Weise kommunizieren kann. Sie ist überall, und darum besteht die Möglichkeit, Sie auch überall zu erfahren. Es gibt keinen Umstand und keine Situation im Leben, wo wir Sie nicht erfahren, erkennen und uns an Ihr erfreuen können.

 

28. Tag

Stelle dir einmal einen großen Ozean vor, mit Millionen von Fischen darin! Wo denkst du, befinden sich die Fische dann? - Natürlich im Wasser des Ozeans. Überall um die Fische herum ist nichts als das Wasser des Ozeans.

Genauso ruhen wir und die Millionen von Wesen im Herzen und in der Seele des höchsten göttlichen Bewusstseins. Wieso aber wissen wir nicht, dass wir in Gott sind, und dass Gott unser ganzes Sein, unsere ganze Substanz, unser Leben und unsere Nahrung ist?

 

29. Tag

Jedes weite Gefühl, jeder edle Gedanke, jeder Akt des Opferns, jede gute Tat, ein wenig Glaube an die Worte jener, die wach und erleuchtet sind, ein wenig Übung der Intelligenz in Beziehung auf Objekte der Schönheit und jede Bemühung, die Quelle jener Schönheit zu erkennen - alle diese einzelnen Eigenschaften oder Akte bilden zusammen den Weg des Erwachens zur göttlichen Wirklichkeit.

Sie helfen uns, von innen heraus zu wachsen. Dieses Wachstum vernichtet unsere Unwissenheit, zerbricht unsere Begrenzungen und entlässt uns in eine Erfahrung des allgegenwärtigen göttlichen Bewusstseins.

30. Tag

Es wird von uns verlangt, dass wir uns hohen Werken des Dienens und Opferns hingeben. Wir werden aufgefordert, unsere Unterscheidungskraft anzuwenden und zwischen wertvollen und wertlosen Dingen, zwischen Faktoren und Prinzipien, die uns in unserer Entwicklung und in unserem Wachstum helfen und jenen, die uns daran hindern, zu unterscheiden.

Weiterhin besteht die Notwendigkeit, großzügige Gefühle zu entwickeln und die Güte und Würde des göttlichen Bewusstseins, das wir in uns tragen, zu demonstrieren.

Ferner müssen wir unsere Gefühle ständig aus dem Griff der animalischen Natur befreien.

Werke des Erbarmens, tägliche Pflichten, die mit dem Gefühl der göttlichen Gegenwart in uns und um uns herum ausgeführt werden, ein wenig Disziplinierung der Sinne, Aneignung höheren Wissens, Kultivierung des Glaubens - all das trägt dazu bei, unsere Begrenzungen zu durchbrechen.

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September 2009

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 34, Nr. 395

Herausgeber: Omkarananda Ashram
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CH 8400 Winterthur

Tel: 052 - 202 19 03

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World Wide Web Edition 2009