Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

November 2001

 

Kalender Jan2000



 

1. Tag

Wenn Du sagst: "Ich habe Gotterfahrung!", dann stellst Du Dir das vielleicht vor. Gotterfahrung bedeutet: Man ist in einem ganz anderen Universum, in einer total anderen Welt. Man kann sich selbst oder die Welt nicht täuschen, indem man erklärt: "Ich habe Gotterfahrung!" Man geht in eine ganz andere Welt - in die Welt der Gotterfahrung - so wie man in den Tiefschlafzustand geht. Weil diese Gottbewusstseinswelt so subtil, so fein und durchdringend ist, ist sie überall.

Du kannst Dir nicht vorstellen, im Tiefschlaf zu sein, während Du wach bist! Wenn Du Dir das vorstellst, dann hindert Dich gerade das daran einzuschlafen. Genauso ist es mit der Gotterfahrung. Du kannst Dir nicht vorstellen: "Ich bin in Gott. Ich habe Gotterfahrung." Diese Vorstellung trennt Dich in der Tat von Gott. Gotterfahrung kommt, wie der Schlaf Dich überkommt. Du liegst im Bett, aber der Schlaf will sich nicht einstellen. Was kannst Du tun? - Wenn der Schlaf kommt, geschieht das ohne Anstrengung. Wenn Du Dich bemühst, flieht Dich der Schlaf.

Genauso ist es mit der Gotterfahrung.

2. Tag

Wenn ein Mensch ein reines Herz hat, wird er plötzlich in das Universum des göttlichen Bewusstseins transportiert, so wie er in den Tiefschlaf transportiert wird.

Es geschieht, aber man muss sich vorbereiten. Vollkommene Reinheit des Herzens und Selbstlosigkeit muss man haben, ausserdem Weisheit, Unterscheidungskraft - eine brennende, leuchtende Unterscheidungskraft, die alles entfernt, was nicht Gott ist, was nicht selbstlose Liebe, allumfassende Liebe, wunderwirkende Liebe ist.

In dieser Reinheit des Herzens geschieht die Gotterfahrung; es ist, wie wenn man in den Schlaf hineinsinkt. Und wenn sie geschieht, ist man eine ganz andere Person, eine universale Person, ein wahrer Guru.

 

3. Tag

"Sakala mantratmike devi ..." Devi, die Göttliche Mutter, ist die Seele aller Diagramme, Kosmogramme, all dieser Chakras.

Chakras (wörtlich: Kreise) sind überall. Wirf einmal einen kleinen Stein in einen Teich, und schon werden Kreise erzeugt.

Überall sind Wellen, innen, aussen - überall: in Deinen Ohren, Deiner Nase, Deinem Fleisch und Blut. Tausende von Fernsehstationen strahlen elektromagnetische Wellen aus; All diese Wellen gehen durch Deinen Körper hindurch. Aber das ist nichts im Vergleich zu den unsichtbaren Strahlen, die überall sind und uns durchdringen! Wir sind allen möglichen Arten von unsichtbaren Strahlen ausgesetzt. Es gibt gefährliche Strahlen und es gibt aufbauende Strahlen. Devi ist die Quelle aller Strahlen. Sie ist Mantra, Yantra und Tantra. Sie ist die Seele aller Chakras, aller Dreiecke.

Licht bewegt sich in Dreiecksform. In allen Dreiecken, in den Kreisen aller Yantras wohnt die göttliche Mutter als deren Seele. Sie ist auch die Seele aller Mantras. Wenn Du mit einem Mantra Erfolg haben willst, musst Du Dich an der Göttlichen Mutter festhalten.

 

4. Tag

Die Göttliche Mutter ist überall gegenwärtig und ist dennoch jenseits aller Strahlungen. Keine Strahlung kann Sie berühren. Strahlen durchdringen Deinen Körper, auch Geister oder Gespenster können durch Deinen Körper gehen. Manchmal sitzen sie in Deinem Körper und machen Dummheiten. Aber in den Körper der Göttlichen Mutter kann nichts und niemand eindringen. Sie ist die Quelle aller Strahlungen.

Ohne Ihre Anwesenheit können die Geschöpfe nicht leben, und doch bleibt Sie von allem unberührt. Sie ist ein transzendentes Wesen und ist doch in allen Schwingungen enthalten. Sie ist auch in allen Lichtern; Ihre Eigenschaften sind unzählig, und Sie hat unendlich viele Farben.

 

5. Tag

Die Göttliche Mutter ist die Intelligenz der Intelligenz. Sie ist die Liebe in unseren Herzen. Sie ist der Zorn in unseren Herzen. Sie ist dieses und jenes. Ohne ihre Anwesenheit kann sich nichts ausdrücken, kann nichts bestehen. Sie ist alles. Sie ist Licht. Sie ist Millionen Dinge, unzählige Dinge, und doch ist Sie inmitten all dieser Dinge ein transzendentes Wesen, in dem es keine Formen gibt, keine Schwingungen oder Strahlungen - nichts!

Und dieses transzendente Wesen ist nicht irgendwo jenseits der Wolken im Himmel, sondern hier und jetzt zugegen. Sie ist beides: ein unberührbares Vakuum, das alle Strahlen ermöglicht, trägt und berührt, selbst aber unberührt von allen Strahlen und unberührt selbst von Raum und Zeit bleibt.

Die Strahlen treffen alles im Raum, aber sie treffen den Raum selbst nicht. Sie treffen die Luft, verändern sie eventuell, sie treffen auf Gegenstände wie Holz oder Stein, treffen auf Lebewesen, dringen ein, prallen ab oder gehen durch sie hindurch, zerstören, verändern, bauen auf - doch haben sie keinen Einfluss auf das ewige transzendente Wesen hier und jetzt, die Göttliche Mutter. Sie ist beides: Schwingung einerseits und Transzendenz jenseits aller Schwingungen andererseits.

 

6. Tag

Es gibt so viele Strahlen, Wellen, elektromagnetische Wellen, kosmische Strahlung, Ausstrahlungen von Pulsaren und so weiter. Aber über diesen Strahlungen gibt es noch etwas anderes: Prana - die Prana-Energie. Das ist der Lebensatem oder die Lebenskraft. Die Strömungen dieses Lebensatems sind auch überall gegenwärtig. Und nicht nur das: Es gibt psychische Energien, astrale Energien überall.

Wir haben OM und andere Mantras gesungen: Das sind Ton-Energien, Laut-Energien. Diese Energien haben wir gerade erzeugt. Man kann mit Tonschwingungen Glas zerbrechen. Man kann mit Lauten oder Tönen auch Leben erwecken. Man kann einen Schlangenbiss mit einem Mantra heilen. So ist das! Es ist eine grosse Gnade, dass die Rishis uns die Veden, diese heiligen Schriften, hinterlassen haben: diese Mantras, diese Schätze, die unser inneres Auge öffnen, das Auge des Geistes - Buddhi. Wir beginnen zu sehen und sind in der Lage, immer an der Oberfläche dieses Ozeans von Schwingungen und Strömungen zu verweilen, ohne darin zu versinken, indem wir höhere Mittel anwenden. Die höheren Mittel sind die Mantras, und in diesen Mantras ist die Göttliche Mutter gegenwärtig.

 

7. Tag

Jedes Lebewesen ist das Zentrum aller Erfahrungen.

In meinem Kopf, in meinem Herzen sind alle Himmelreiche. Unendliches Licht ist hier und jetzt gegenwärtig, hier in meinem Herzen - endlose Freude, endloser Friede.

Es gibt etwas, das man Himmel nennt. Aber ich gehe nicht dorthin, dieser Himmel soll zu mir kommen! Es gab Schöpfungszyklen, vergangene Schöpfungen, die lange schon verschwunden sind. Sie sind auch hier in mir; man kann sie abrufen. In Milliarden von Jahren wird es andere Schöpfungen geben. Auch diese sind hier in mir! Dasselbe gilt für Dich und alle Lebewesen; denn in jedem Lebewesen ist das Absolute und Unendliche, und im Unendlichen ist alles enthalten.

8. Tag

Die erfahrende Person, der Erfahrende, ist vor allem wichtig. Ohne einen Erfahrenden gibt es keine Erfahrung. Leben ist eine Serie von Erfahrungen, aber ohne den Erfahrenden gibt es keine Wahrnehmungen. Deshalb ist der Erfahrende absolut wesentlich. Du bist nicht, was Du erfährst, Du bist der Erfahrende.

Millionen Träume kommen und gehen, Millionen Erfahrungen kommen und gehen, endlose Veränderungen laufen ab, aber etwas ist in Dir, das all diese Träume, Erfahrungen und Veränderungen erst möglich macht: Es ist das erfahrende Prinzip in Dir. Kein Ereignis hat einen Wert ohne den Erfahrenden, der alles beobachten kann. Alles, was Du erfährst, wird durch die Existenz des Erfahrenden möglich gemacht. Doch alles Erfahrene ist dem Wesen des Erfahrenden fremd.

Wenn Du träumst, Du seist auf einem anderen Planeten, wo bist Du dann als der Erfahrende? Bist Du auf diesem Planeten, von dem Du träumst, weit weg im All? - Nein, ganz und gar nicht! Du bist hier, und alles, was Du erfährst ist auch hier! Alles ist hier, nichts ist fern oder weit weg. Alles ist hier, weil die erfahrende Person hier ist.

9. Tag

Willst Du die Hölle erfahren, dann musst Du hier die Hölle erfahren, da, wo der Erfahrende, der Beobachter ist.

Willst Du Gott erfahren, brauchst Du keine Reise in den Himmel antreten: Du erfährst Gott da, wo der Erfahrende ist: hier.

Alles, was erfahren wird, wird hier und jetzt erfahren.

10. Tag

Der Erfahrende in mir und der Erfahrende in Dir und allen anderen Wesen ist nur einer! - In allen ist der gleiche Erfahrende gegenwärtig, obwohl die Erfahrungen in allen ganz unterschiedlich sind.

Millionen Menschen erfahren Millionen Ereignisse zu verschiedenen Zeiten. Aber inmitten all dieser Verschiedenheit, in dieser endlosen Vielfalt, steht der Erfahrende: Er ist in allen ein und derselbe.

11. Tag

Der Raum in uns allen ist ein und derselbe. Er ist hier und dort, aber dennoch immer hier. Der Erfahrende stirbt nicht, sondern erfährt den Tod als etwas Äusserliches, als etwas wie einen Film, ein Drama, ein Theater, das er nur beobachtet, das ihn nicht berühren kann, das nicht zu ihm gehört. Nichts kann den Beobachter fassen, nichts kann ihn beeinflussen. Keine Erfahrung, und sei es das Paradies oder ein Alptraum, kann den Erfahrenden berühren oder verändern. Er bleibt durch alle Erfahrungen hindurch der gleiche: unwandelbar, nicht beeinflussbar, unverletzbar, absolut vollkommen.

Deshalb soll man nicht denken: "Ja, was ist hier schon? - Diese Kälte, diese langweilige Gegend ..." - Nichts ist langweilig, der ganze Himmel ist hier, alle Götter und Göttinnen sind hier, alle Sterne sind hier im eigenen Kopf und Herzen, die ganze Welt ist hier! Du kannst jede Stadt der Welt erfahren, hier und jetzt, wenn Du das willst.

 

12. Tag

Alles kann hier und jetzt erfahren werden, aber nicht mit groben, materiellen Mitteln, wie das Fernsehen sie benutzt.

Wir besitzen äusserst subtile Augen in unserem inneren Bewusstsein. Das Bewusstsein trägt alle Fähigkeiten in sich. Es braucht keine Augen, um zu sehen. Es hat seine eigenen Augen, allsehende Augen und auch Ohren. Man braucht keine Ohren, um einen Ton zu hören, man kann alles direkt durch das Bewusstsein selbst hören, weil das Bewusstsein in sich alle Wahrnehmungsorgane trägt. Und dieses Bewusstsein ist im Erfahrenden. Deshalb kann man sehen ohne Augen, hören ohne Ohren, riechen ohne Nase und so weiter.

Alles ist im Bewusstsein, hier und jetzt. Wir müssen nirgendwohin gehen, um etwas zu erfahren.

 

13. Tag

Unsterblichkeit - wo kann man Unsterblichkeit erfahren? - Hier und jetzt! Alles ist hier. Alle Götter, alle Schönheiten, alle Herrlichkeiten des Himmels sind hier unter diesem Dach, in jedem Menschen: Wenn nur das Herz rein genug ist, kann jeder das verwirklichen und für sich selbst erkennen.

Ich lebe in der Welt ohne jegliche Angst! Warum? - Weil für den Erfahrenden alles etwas Äusserliches ist. Nichts kann ihn fassen. Kein Tod, keine Krankheit, keine Naturgewalt - nichts kann ihm etwas anhaben.

14. Tag

Der Erfahrende bewegt sich nicht: Er bleibt, wo er ist, auch wenn der Körper von reissenden Fluten erfasst wird. Er bewegt sich nicht und ist doch überall gegenwärtig. Er ist wie der Raum. Wohin soll der Raum sich bewegen? - Alles bewegt sich, alle Galaxien, alle Universen; aber wohin soll der Raum sich bewegen? - Er bewegt sich nicht.

Subtiler als der Raum ist der Erfahrende im Menschen. Er bewegt sich nicht, er ändert sich nicht. Etwas Unveränderliches kann von der Zeit nicht berührt werden. Die Zeit hat deshalb keine Macht über den Erfahrenden.

 

15. Tag

Die Göttliche Mutter Kali ist jenseits der Zeit. Sie zerstört die Zeit, das heisst, für Sie gibt es keine Zeit. Zeit ist für Sie ein Objekt, und alle Objekte gehören ins Reich der Illusion; alle Erfahrungen sind vorübergehende, flüchtige Phänomene, die niemanden zu erschrecken brauchen, auch wenn es sich um etwas Furchtbares handelt. Für den Erfahrenden gibt es nichts Furchtbares: Alles was geschieht, ist etwas Äusserliches und kraftlos angesichts des Erfahrenden.

Krankheiten, Tod und finstere Kräfte haben keine Macht. Nur der Erfahrende hat Macht. Er nimmt den Tod nicht an, weder Krankheit noch Schmerz akzeptiert er! Du bist dieser Erfahrende! Wenn Deine Aufmerksamkeit im Erfahrenden verweilt, dann bedeuten alle Erfahrungen nichts. Du trägst in Dir selbst ein ewiges, zeitloses, raumloses Himmelreich, Schönheit, Freude und Stille. Alles ist hier und jetzt in der erfahrenden Person zugegen.

Die Menschen sind völlig blind für diese Tatsachen. Grund dafür sind ihre Unreinheiten. Unreinheit ist eine Finsternis. Diese Finsternis, diese Maya, diese Unwissenheit - das Gemüt - öffnet die Türe zur Erfahrung nur über den Körper und die Sinnesorgane. So sind die Menschen total ausgeschlossen von der Wirklichkeit der Wirklichkeiten, von all den Welten und Universen hier und jetzt; ausgeschlossen von Gottes Gegenwart.

16. Tag

Das Gemüt begrenzt unsere Fähigkeiten. Es hat zwar mehr Fähigkeiten als die körperlichen Sinne, es kann sich etwas vorstellen, kann Träume erzeugen; aber das Gemüt ist trotzdem noch Materie, feinere Materie.

Materie ist auch Licht: alle Materie ist strahlende Materie, leuchtende Materie. Obwohl das Gemüt heller leuchtet als Materie, ist es trotzdem noch Materie, ebenso unsere Gedanken, die Teil des Gemüts sind.

Wir aber sind Geist, unendlicher Geist, subtiler als der Raum und von Licht erfüllt. Licht ist das Wesen dieses Geistes. Das Wesen des Erfahrenden ist Licht, Bewusstsein, unendliches Bewusstsein, unbegrenztes Bewusstsein.

17. Tag

Für den Wissenschaftler ist alles Energie. Überall sieht er das Spiel verschiedener Arten von Energien, Milliarden von Energien, mit Milliarden von verschiedenen Frequenzen. Was ist Energie? - Licht. Und was ist Licht? - Licht ist auch Ton. Man kann Licht in Ton und Ton in Licht umwandeln. Energie, Ton, Licht - es ist alles ein und dasselbe.

Alles ist ein Spiel der Energien in endlosen Verwandlungen, endlosen Gestaltungen. Eine Form von Energie durchdringt die andere. Die Geisterwelt durchdringt die materielle Welt. Davon haben die Menschen keine Ahnung. Die Götterwelt durchdringt die Geisterwelt und die physikalische Welt. Auch davon haben die Menschen keine Ahnung.

Was ist die Götterwelt? - Wieder eine Form von Energie. Die Geisterwelt ist eine andere Form von Energie und die physikalische Welt wieder eine andere Form und Gestalt von Energie.

Was der Wissenschaftler nicht weiss: Diese Energie, dieses Licht, dieser Ton hat Intelligenz, hat Bewusstsein. Bewusstsein ist unzertrennlich von Energie. Sogar die Steine haben Bewusstsein, auch wenn sie nicht die Fähigkeiten des menschlichen Gehirns besitzen.

18. Tag

Wir leben in einer Welt mit endlosen Arten von Energien in den verschiedensten Frequenzen.

Jede Energie ist Licht, und Licht ist Farbe, und Farbe ist Ton. Und alles besitzt Intelligenz.

Das ganze Universum ist von Intelligenz beseelt und durchdrungen. Pflanzen weinen, Pflanzen lachen, Pflanzen sind Zeugen der Taten von Menschen. Sie können wahrnehmen, was vor ihnen geschieht. Überall ist Intelligenz am Werk. Dieses ganze Universum ist ein Spiel dieser Intelligenz.

Von diesen Tatsachen hat der Wissenschaftler mit seinen vier Nobelpreisen keine Ahnung. Trotzdem sind diese Tatsachen vorhanden. Keine Tatsache verschwindet, nur weil der Wissenschaftler nichts davon weiss.

Aber das ganze Universum, dieses Feld, dieses unendliche Meer unendlich vieler Arten von Energien, Energiewellen, Tonwellen, Farbwellen, Gedankenwellen, astraler Wellen, psychischer Wellen - dieses ungeheuer unendliche Meer an Energieformen ist eine Illusion.

19. Tag

"Wirklichkeit" - was verstehen wir unter Wirklichkeit? - Sprechen wir von einer Wirklichkeit des Universums im Sinne einer empirischen Wahrnehmung? - In diesem Fall wäre diese Wirklichkeit etwas anderes als Gott oder die Wahrheit.

Wahrheit ist Wirklichkeit. Diese Wirklichkeit ist ewig und ändert sich nicht. Sie ist ein integrierender Faktor. Ohne diese Wirklichkeit kann es keine Welt geben. Dieses Universum ist eine Erscheinung, wie die Erfahrungen des Mystikers zeigen. Zwischen der Erfahrung des Mystikers und der des Philosophen besteht ein grundlegender Unterschied. Der Mystiker ist in der Erfahrung der Wahrheit verwurzelt; er braucht nicht darüber nachzudenken und Schlussfolgerungen zu ziehen, wie der Philosoph es zu tun gezwungen ist. Die Erfahrung des Mystikers stellt sich durch seelische Entfaltung oder Intuition ein; es handelt sich also um eine direkte Erfahrung. Der Mystiker versinkt in der Wahrheit und begegnet der Ewigkeit, Unendlichkeit, dem grenzenlosen Frieden, der grenzenlosen Vollkommenheit. Auf dem Hintergrund der Wahrheit spielt sich das ganze Universum ab, wie ein Film auf der weissen Leinwand.

 

20. Tag

Die Wirklichkeit oder Wahrheit ist ein grenzenloses, ein unbeschreibliches Ding. Sie kann deshalb kein Thema für den Philosophen sein, der auf Vernunft und Denken angewiesen ist. Der Intellekt ist selbst nur ein Produkt der Wahrheit, eine Folge der Anwesenheit der Wahrheit, und kann als solcher seinen eigenen Ursprung weder begreifen noch erkennen.

21. Tag

 

Jeder Mensch ist für alle Zeiten derselbe, wenn wir ihn vom Standpunkt der Wahrheit aus betrachten.

Aber auch von aussen gesehen ist der Mensch nicht fortlaufend ein anderer, neuer: Er ist zwar immer ein anderer, neuer und doch immer derselbe. Wäre der Mensch jeden Augenblick ein anderer, ohne ein integrierendes, unveränderliches Prinzip dahinter, dann wäre er verloren: Er hätte absolut keine Kontinuität, keine Persönlichkeit.

Es gibt eine Kontinuität, auch in diesem Prozess, innerhalb dieses ständigen Wechsels. Der Mensch ist zwar ein Bündel unaufhörlicher Veränderungen, so wie alles im Universum - und trotzdem ist er nicht jeden Augenblick etwas anderes.

22. Tag

Millionen von Veränderungen geschehen jeden Augenblick im Körper: Bakterien sind da, sie vermehren sich, gehen zugrunde; die Nägel wachsen, die Zellen befinden sich in einem kontinuierlichen Umwandlungsprozess. Alles ist in Veränderung, im Umbau begriffen, nichts bleibt sich gleich.

Auch unsere Gedanken ändern sich beständig, aber auch für sie gibt es Kontinuität, Wachstum, Individualität. Und diese Individualität nimmt einen hervorragenden Platz ein. Sie ist nicht dazu verdammt, Sklave unaufhörlicher Veränderungen zu sein. Sie hat ihre eigene Unabhängigkeit und Freiheit. Und jenseits dieser Individualität, dieser immerwährenden Individualität, da ist die wahre Individualität, Gott oder die Wirklichkeit. Und diese Wirklichkeit ist alles.

23. Tag

Wir haben eine Verbindung zum ganzen Kosmos. Jeder Mensch ist ein Mikrokosmos. Jeder Mensch ist ein ganzer Kosmos in sich. In unserem Augenlicht ist das Licht der Sterne. In unserem Körper ist Wasserstoff, und Wasserstoff ist überall im Raum. Wir haben eine Beziehung zum Wasserstoff, eine Beziehung zum Raum, eine Beziehung zur Luft, eine Beziehung zum Feuer, eine Beziehung zum Licht. Wir haben eine Beziehung zu allem im Universum. Wir sind eins mit dem ewigen Wasser, dem ewigen Licht, den ewigen Bestandteilen des Universums.

Unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen beeinflussen alle anderen Menschen im ganzen Universum, in der ganzen Welt; sie beeinflussen alle Bäume, Sterne, unsichtbare Welten und Wesen. Alles, was wir tun und denken, hat einen Einfluss auf den Rest des ganzen Universums. Wir sind Kinder des Universums.

Es gibt aber gleichzeitig etwas in uns, das immer über diesem Universum steht, es transzendiert, anders ist als das Universum. Dieses "Etwas" ist das transzendente Prinzip oder Gott. So gesehen sind wir Kinder des Universums und auch wieder nicht Kinder des Universums. Die Wahrheit ist, dass wir Kinder des Unendlichen sind, Kinder Gottes, und als solche weit mehr sind als das Universum mit all seiner verwirrenden Vielfalt, atemberaubenden Schönheit und ehrfurchtgebietenden Erhabenheit.

24. Tag

Der Mensch, als ein zuinnerst transzendentes Wesen, ist in der Lage, jedes Problem, das auftaucht, zu lösen, jede Frage zu beantworten, die sich erhebt.

Das transzendente Prinzip im Menschen ist der einzige Schnittpunkt für die Lösung aller Fragen und Probleme, die sich bezüglich der Existenz des Universums und des Menschen erheben können.

25. Tag

Die Zukunft ist festgelegt und doch nicht ganz festgelegt; sie ist festgelegt insofern, als es sich um einen Prozess handelt, der einen Anfang und ein Ende hat. Und dieser Prozess folgt denselben Pfaden, die frühere Weltenschöpfungen schon gegangen sind und zukünftige gehen werden.

Innerhalb des Festgelegten jedoch hat der Mensch Freiheit. Der Mensch ist kein Sklave von Materie und Universum. Er kann während seines Aufenthalts im Universum aufsteigen, ja über dieses Universum hinausgehen. Das ist das Einzigartige in Bezug auf den Menschen: Er kann, wenn er will, grenzenlose Freiheit geniessen und sich in einem Zustand der Transzendenz aufhalten.

Während er sich in einem physischen Körper umherbewegt, kann er jenseits dieses Körpers sein. Während er in einem sich ständig verändernden Umfeld lebt, kann er in einem unwandelbaren Sein leben.

 

26. Tag

Überall ist Veränderung: aussen und innen. Die Umwelt ändert sich, die Gedanken ändern sich - alles fliesst. Und in dieser Umgebung, in diesem Verwirrspiel unaufhörlichen Wandels, atemberaubender Vielfalt, lebt der Mensch mit einer ewigen Konstante in seinem eigenen Herzen, dem transzendenten Prinzip, Gott oder die Wahrheit genannt.

Inmitten des Strudels der Veränderungen gibt es etwas, das sich nicht ändert - niemals -, das immer dasselbe bleibt, aber doch immer neu, immer vollkommen ist: Das zeigt die Erfahrung. Keine gedankliche Spekulation kann uns diese Tatsache eröffnen. Eben darin liegt die Ohnmacht der spekulativen Philosophie.

27. Tag

Das Leben ändert sich jeden Augenblick. Jeder Baum, zum Beispiel, ist ein lebendiges Ganzes, das unaufhörlichen Veränderungen unterworfen ist. Die Blätter wachsen, der Saft steigt auf, Blüten entstehen, die Blätter fallen ab: Innerhalb des Baumes ist das Bewusstsein Gottes, die Energie Gottes. Dieses Bewusstsein Gottes ist Basis und Substanz für den Baum, für den Menschen, für das ganze Universum. Da alles in Gott ist, und Gott als Basis und Substanz in allem ist, ist alles - also der ganze Kosmos - auch in jedem Einzelnen, in jedem Menschen, in jedem Wesen.

Gottes Intelligenz ist grenzenlose Energie, sie ist die Quelle der Atomenergie. Gottes Intelligenz ist Superatomenergie, das heisst: In jeder kleinen, winzigen Zelle ist die unendliche Kraft des Göttlichen verborgen.

 

28. Tag

Überall ist Gottes Energie, seine Intelligenz, sein Bewusstsein gegenwärtig. Gott ist die Basis für alles, was der Mensch erfährt, sieht, fühlt und denkt - für das ganze Universum, die Bühne seiner täglichen Erfahrung.

Gott ist im ganzen Universum gegenwärtig. Er ist das Geheimnis hinter der integralen Zusammenfassung jedes einzelnen Individuums. Er steht hinter aller Harmonie im Universum. Chaotisch wie das Universum zu sein scheint, ist doch eine grosse Harmonie vorhanden, die alles zusammenfasst. Diese Harmonie verdanken wir der Anwesenheit der göttlichen Intelligenz, der göttlichen Energie.

Gott hat zwei Funktionen, zwei Aspekte: Er ist im Universum, erhält das Universum; alles ist in Ihm und Er ist in allem. Das ist ein Aspekt.

Der zweite: Er ist jenseits des Universums, immer und ewig transzendent, unberührt, unberührbar. Das Universum kommt, das Universum geht, das Universum ist eine Illusion.

 

29. Tag

Warum ist das Universum eine Illusion? - Eben weil es kommt und geht! Vor Milliarden von Jahren gab es kein Universum, und in Milliarden von Jahren wird dieses Universum nicht mehr existieren: ausgelöscht, zerstört! Es ist ein sich stets wiederholender Zyklus, ein endloses Spiel, ein Feld der Illusionen, des Wechsels und Wandels.

Will man die Wirklichkeit jenseits der Illusion erkennen, nützt es nichts, dieses Universum zu studieren und zu analysieren - ein unmögliches Unterfangen. Man muss durch die Kraft der Intuition, die Kraft der Seele, die Kraft der inneren Offenbarung in diese Wirklichkeit versinken, zu dieser Wirklichkeit werden. Das ist der einzige Weg, auf dem man Gott oder die Wirklichkeit erkennen kann. Und dann hat man eine klare Antwort, eine Antwort auf jede Frage, die sich in Bezug auf das Universum stellt. Erkenne Gott und Du erkennst alles! Gewinne Gott und Du gewinnst alles! Ohne Gotteserkenntnis bist Du der grösste Verlierer und Du besitzt nichts, auch wenn Dir alle Güter dieser Welt gehörten.

30. Tag

Gott hat zentrale Bedeutung und Wichtigkeit für den Menschen.

Gotterfahrung ist der Schlüssel zur Lösung aller Probleme im Universum.

Ohne Gotterfahrung ist man verwirrt, verliert sich in Angst und unlösbaren Problemen.

 

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November 2001

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 26, Nr. 301

Herausgeber: Omkarananda Ashram
Anton-Graff-Strasse 41
CH 8400 Winterthur

Tel: 052 - 202 19 03

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CH 8400 Winterthur

World Wide Web Edition 2001