Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

März 2019

Kalender Jan2000



1. Tag

Wenn wir wach geworden sind für die wunderbare, alles durchdringende Macht des göttlichen Seins, die insgeheim in allen Formen, Gestalten und Wesen der kosmischen Welt des Werdens wirkt, wird das spirituelle Sein in unserem Inneren seine eigenen, einzigartigen Methoden anwenden und seine eigenen zwingenden und notwendigen Mittel gebrauchen, um zum Selbstausdruck zu erblühen und die innere Essenz aller Formen zu enthüllen.



2. Tag

In jedem Menschen findet das aus sich selbst bestehende Licht des inneren Bewusstseins, dieser in seinem Wirken nie endende, fundamentale, aufwärts führende spirituelle Prozess statt, und zwar solange, bis jede Unterscheidung und Trennung zwischen der Gottheit und dem Selbst des Menschen aufgehoben ist, bis die Gottheit und das Selbst des Menschen bewusst ineinander wohnen, bis das ganze Leben ein Gefäß geworden ist, das den Glanz des Göttlichen ausstrahlt.

3. Tag

Unser höchstes Ziel als Menschen hier auf Erden ist es, uns des Göttlichen in uns selbst bewusst zu werden und die bewusste Erfahrung unserer untrennbaren Einheit mit dem göttlichen Sein – diesem höchsten Bewusstsein, diesem Königreich Gottes in uns – wiederzugewinnen.

4. Tag

Dieses Wesen in uns — das wahre Wesen, das wahre Leben in uns – ist unser Ziel. Allein darin werden wir unsere Freude, unseren Frieden, unsere Kraft, Unsterblichkeit und Todlosigkeit finden.

Es ist der schöne Palast. Es ist, das Königreich des Himmels. In ihm hast du all das, womit Gott die Millionen und Trillionen Universen und zahllosen Lebewesen erschaffen hat.


5. Tag

Der Mensch allein ist das wahre Forschungsobjekt im Universum.

In ihm befindet sich ein doppeltes Element: die innere, spirituelle unveränderliche Identität und das äußere, sich verändernde Phänomen.

Es gibt verschiedene Schichten in seinem Bewusstsein; verschiedene Bewusstseinsebenen befinden sich in seinem inneren Wesen.

Obwohl er einerseits der Tierwelt angehört und auf der physischen Ebene lebt, ist er doch nicht auf diesen von ihm bewohnten physischen Körper beschränkt.

Dass der Mensch ein Naturgeschöpf sei, macht also nicht seine ganze Persönlichkeit aus.

6. Tag

Die physischen Sinne im Menschen sind ständig aktiv; er möchte immer etwas sehen, schmecken, hören, etwas haben. So führen sie die Seele auf chaotische Weise hierhin und dorthin.

Durch die Sinne veräußerlicht sich die Seele und vergisst sich selbst. Sie hält irrtümlicherweise ihr Sinnenleben für ihr wahres Leben. Doch grundlegend ist der Mensch eine metaphysische, ontologische Wirklichkeit, ein überbewusstes Sein. Eingefangen im Netz der Unwissenheit, ist er ahnungslos in Bezug auf sein eigenes, wirkliches Selbst.


7. Tag

Das physisch-psychologisch-mentale Wesen des Menschen ist ein unvollkommener Seinszustand, eine vorübergehend bestehende Struktur.

Tatsächlich aber ist der Mensch etwas anderes als diese zeitbedingte Struktur. Da die wahre Grundlage allen Denkens das Bewusstsein ist, ist Bewusstsein auch die Voraussetzung aller mentalen Aktivitäten und Funktionen, die Voraussetzung für Existenz und Aktivität des menschlichen Gemüts.

8. Tag

Das Gemüt oder Denkorgan des Menschen ist ein bewusstes Prinzip. Bewusstsein steht hinter ihm, es ist von Bewusstsein erfüllt.

Doch ist das menschliche Gemüt äußerst begrenzt, es erschöpft das Ganze des Bewusstseins bei weitem nicht, sondern ist nur eine bruchstückhafte Manifestation des unbegrenzten, weiten Ozeans des dahinter liegenden Bewusstseins, eine kleine, matte Widerspiegelung, ein Schatten des inneren göttlichen Bewusstseins.

9. Tag 

Das Gemüt des Menschen ist ein Prinzip, das in der Welt der Dualität, in Zeit und Raum wirkt.

Es ist die Ursache dafür, dass wir uns mit unserem Körper, mit den Dingen in der äußeren Welt identifizieren.

Es besteht aus einer endlosen Folge von Gedanken, Einbildungen und Vorstellungen und ist eine irreführende Kraft, eine Kraft der Unwissenheit.

Es ist immer eingefangen in die Wahrnehmung von Sinnesobjekten.

10. Tag

Das menschliche Gemüt – unser Denken und Fühlen – ist der Anlass dazu, dass wir uns schwach fühlen oder die Arbeit schwierig finden oder das uns denken lässt, der andere liebe uns nicht.

Es ist eben dieses Gemüt, das uns misstrauisch macht, das Missverstehen und Klagen hervorruft sowie eingebildete Ängste, unnötige Sorgen, Zweifel und Komplikationen.

Es ist das Gemüt, das hundert Gründe für uns schafft, um stolz, eitel, egoistisch, selbstsüchtig oder deprimiert zu sein.

11. Tag

Es entspricht ganz dem Wesen des denkenden Gemüts, von einem Gegenstand zum andern zu springen, immer mit irgendetwas beschäftigt zu sein, dem einen oder anderen Gedanken oder Gefühl nachzuhängen.

Es entspricht seinem Wesen, zu mögen oder nicht zu mögen, abzuwägen, zu betrachten, zu urteilen, Unterschiede zu machen, Standpunkte einzunehmen, Vergleiche anzustellen, einen Menschen zu lieben, den anderen zu hassen: Hin- und herzupendeln ist sein Wesen.


12. Tag

Täglich nimmt das menschliche Gemüt Tausende von Eindrücken in sich auf. Es ist äußerst sensitiv und absorbiert alle Eindrücke, die dem entströmen, was es wahrnimmt oder worüber es nachsinnt.

Es sagt, dass eine bestimmte Frucht gut sei, und nimmt diesen Eindruck in sich auf. Was immer es sieht, weiß, fühlt oder wahrnimmt, hinterlässt einen Eindruck in ihm.

So bewegt sich das Gemüt des Menschen in einem Hexenkessel von Gedankenbildern und widersprüchlichen Gefühlen. Das Gemüt identifiziert sich mit all den Gedanken und Eindrücken.

Der Mensch wird somit zu dem, was er denkt.

13. Tag

Wie brillant das Gemüt des Menschen auch sein mag, es bleibt doch ein Zustand der Begrenzung, ein unglückseliger Zustand, ein Prinzip der Unwissenheit.

Es lässt das Unendliche die Rolle des Endlichen spielen.

Es trennt uns von der unendlichen göttlichen Liebe und lässt uns in kleinen Gefühlen von Liebe und Hass befangen sein.

Es schneidet uns von der unendlichen Erkenntnis Gottes ab und lässt uns ruhelos nach Wissen in der Außenwelt forschen. Es lässt uns das Bildnis Gottes, das innere göttliche Selbst, mit unserem Körper verwechseln.


14. Tag

Es entspricht dem Wesen des Gemüts, den Menschen herabzuziehen, ihn an die Außenwelt zu ketten, an Namen und Formen zu fesseln und ihn in dieser Welt von Namen und Formen gefangen zu halten, so wie es andererseits das Wesen der Seelenkraft ist, den Menschen emporzuheben und ihm göttliche Schau zu gewähren, ihn zu befähigen, in die eine Essenz in allen Namen und Formen einzudringen.

15. Tag

Wir glauben, unsere Kraft liege in der Stärke des Körpers.

Ist der Körper alt und schwach, sind wir bedrückt von dem Gedanken, dass wir alt und schwach sind, während sich doch in Wahrheit die grenzenlose Macht und Stärke des Göttlichen als unser innerstes Selbst in uns befindet.

16. Tag

Die Seelenkraft innerhalb des psychischen Wesens des Menschen zeigt uns, dass der Mensch wesenhaft nicht das ist, was er seinem Gemüt nach zu sein scheint.

Er ist viel mehr als das, was in seiner Intelligenz sichtbar wird.

Ein äußerst sensitives psychisches System befindet sich in ihm, welches in sich selbst das kosmische Bewusstsein trägt, das höhere, allwissende Prinzip. Es ist ein Bereich der Begegnung von Gott und Mensch in uns.

17. Tag

Die psychische, individuelle Seele ist nicht die höchste Seele, das Selbst, obwohl sie den physischen Tod überdauert.

Sie ist nur ein geistiger Mechanismus, in dem sich unser Bewusstsein, das Unterbewusste, das Unbewusste und alle psychischen Sinne befinden.

Sie ist eine Wesenheit in unserem inneren Sein, auf die unsere äußere Persönlichkeit aufbaut und welche die Basis all unserer endlichen Erfahrungen mittels Gemüt und Körper ist.


18. Tag

Das höhere Prinzip in uns ist aus dem Licht des transzendenten Bewusstseins gebildet und steht in ursächlicher Beziehung zu unserem denkenden Gemüt und unseren empirischen Erfahrungen.

Dieses Prinzip trägt in sich eine Anzahl höherer Kräfte. Es ist die Quelle von Hellsehen, Hellhören, Telepathie und so weiter.

In ihm liegt das Geheimnis des Menschen, sein Herz und seine Seele verborgen.

19. Tag

Die Seele ist ein Bewusstseinswirbel, in dessen Zentrum eine Unendlichkeit an Frieden, Freude, Kraft und Vollkommenheit ruht.

Dieses Zentrum kann sich ins Unendliche ausdehnen, kann sich aber auch zu einem unendlich winzigen Punkt zusammenziehen.

20. Tag

Der Mensch, so wie tatsächlich jedes Wesen, hat eine Seele, einen Mittelpunkt, in dem etwas vom göttlichen Bewusstsein anwesend ist, und dieser Brennpunkt ist wie eine Art Flamme, ist wie ein Licht, unbegrenzbar, allwissend, allvollkommen, göttlich.

Das Licht der Seele ist das höhere Selbst, die Gottheit in uns. Es ist das Göttliche. Das göttliche Selbst ist vom Wesen des Lichts.


21. Tag

Intelligenz ist nur durch Bewusstsein möglich. Wenn wir einen Satz lesen, erfassen wir den Sinn, verstehen die Worte und schließen daraus: Ich verstehe, ich sehe klar. Wahrnehmung und Erfassen sind ein Prozess des Verstehens, und Verstehen ist Licht.

Wahrnehmung ist nur im Licht möglich. So ist also Intelligenz, ob im guten oder im schlechten Menschen, vom Wesen des Lichts.

Intelligenz und Licht sind ein und dasselbe. Und was ist Bewusstsein anderes als der Ursprung von Intelligenz und darum die Quelle des Lichts?

22. Tag

Die Seele im Menschen ist eine endliche Gestaltwerdung des Unendlichen. Sie ist das relativ Unsterbliche.

Als solche ist sie nicht unsterblich, sondern nur relativ unsterblich. Diese ihre relative Unsterblichkeit oder Endlosigkeit erlischt, sobald der Mensch Kontakt mit dem Unendlichen hat.

In diesem Augenblick werden die Begrenzungen der Seele sowie die Seele selbst aufgelöst, das innere Licht wird eins mit dem Licht des Unendlichen.

Das ist die Erfüllung und Erlösung unseres Lebens, die Erlangung des höchsten und letzten Ziels menschlicher Existenz.


23. Tag

In jedem Menschen lebt das allwissende, allmächtige Selbst, dessen Wesen Licht ist. Es ist unbegrenzt in seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten.

Der Normalmensch ist absolut unwissend hinsichtlich dieses großen Schatzes in sich selbst und darum tastet er suchend im Dunkel einer materiellen Welt, kämpft und ringt um Glück, während zugleich grenzenloses Glück im göttlichen Selbst in seinem Inneren ist.

Er ringt um Erkenntnis, obwohl ein allsehendes, lichtvolles, allwissendes Sein in ihm ist. Er kämpft und ringt um Macht in der äußeren Welt, begeht viele Fehler, wird aggressiv und fügt anderen im Streben nach Machtgewinn Leid zu, erreicht jedoch nie wirkliche Macht, bis er in sich selbst die Quelle und den Mittelpunkt unendlicher Macht, den unsterblichen göttlichen Geist entdeckt.

24. Tag

Während unsere körperliche Verfassung, unser Denken und Fühlen dauernd Veränderungen unterworfen ist, verändert sich das wahre Selbst in uns nie.

Das göttliche Selbst durchdringt alles und ist doch verschieden von allem.

Es ist die Quelle des Identitätsempfindens durch zahllose Verwandlungen hindurch.

Es ist die eine unveränderliche Konstante, die den vielfältigen Aktivitäten im Universum zugrunde liegt.

Der Körper wurde vor einigen Jahrzehnten geboren und wird einige Jahrzehnte später sterben. Er ist Wachstum und Alter, Krankheit und Tod unterworfen, während das Selbst in uns keinem Alterungsprozess und keiner Krankheit unterliegt.

Es ist zeitlos und endlos, allvollkommen und allmächtig.

25. Tag

Unser inneres Wesen kann sich vom Körper zurückziehen. Im Traum sind wir vom physischen Körper losgelöst und befinden uns im Traumkörper.

Im Tiefschlaf haben wir kein körperliches Gewahrsein; wir sind dort vom Körper unabhängig.

Ebenso können wir die körperliche Erfahrung transzendieren, wenn wir in eine Arbeit vertieft sind, die unsere ganze Aufmerksamkeit absorbiert.

Es gibt Zustände des Bewusstseins, in denen wir deutlich der Tatsache gewahr sind, dass wir nicht der Körper, nicht das Gemüt, nicht die Gefühle sind.

26. Tag

Es gibt einen Beobachter in uns, der alles beobachtet, der zusieht, wie der Körper stirbt und zu Grabe getragen wird.

Was ist dieses alles bezeugende Bewusstsein, dieses Ich-Prinzip, das absolut unberührt bleibt vom Tod des physischen Körpers? – Es ist das Selbst in uns, das göttliche Sein in uns. Es ist unsterblich und ewig.

Dieses Selbst muss erkannt, erfahren und verwirklicht werden.

27. Tag

Das Selbst in uns, das verschieden von allem ist und anders ist als das, was im allgemeinen unter dem Wort „Selbst“ verstanden wird, ist der Atem Gottes, ist das Bildnis Gottes in uns.

Es ist nicht das Gemüt, weder das bewusste Gemüt noch das Unterbewusstsein, das die unterdrückten und untergetauchten Gedanken, Erfahrungen und Erinnerungen speichert, und auch nicht das unbewusste Gemüt, in dem die zutiefst versenkten Erinnerungen, Tendenzen, Impulse, Gedanken und Eindrücke lagern.


28. Tag

Das Gemüt kann durch das innere Bewusstsein in uns beobachtet werden. Es kann kontrolliert, verändert und umgewandelt werden. Ein schlechter Mensch kann ein besserer Mensch werden, während das Selbst in uns, das Überbewusstsein, keiner solchen Kontrolle unterworfen ist.

Das Unbewusste kann verändert werden, nicht aber das Überbewusste, das Selbst. Es ist allvollkommen, allleuchtend und braucht darum nicht geläutert oder verbessert zu werden. Es ist absolut vollkommen und ewig rein.

29. Tag

Das göttliche Selbst kann nicht mehr an Erkenntnis erlangen, weil es absolute Erkenntnis ist.

Als unendliche Freiheit ist es der Beobachter und Lenker von allem.

Es ist die Gottheit in der Unmittelbarkeit unserer inneren Erfahrung. Es ist das allsehende Licht Gottes in uns.


30. Tag

Das Selbst sieht das Gemüt, nicht aber das Gemüt das Selbst, es sei denn, es höre auf, Gemüt zu sein, indem es sich durch innere Identität mit dem Selbst im Selbst auflöst.

Dieses Selbst in uns steht über der psychologischen Ebene, ohne in unsere geistigen Aktivitäten und mentalen Phänomene mit einbezogen zu sein.

Es nimmt Abstand von ihnen und beobachtet sie. Es steht über dem Gemüt und jenseits von ihm und seinen mentalen Aktivitäten.

Das Gemüt ist ein niederes Prinzip. Obwohl es zum Selbst gehört, ist es von ihm völlig verschieden. Vom Selbst aus gesehen ist es etwas Äußerliches.

31. Tag

Das unbewusste Leben erhält die ganze Natur, und es hat kein Fundament, auf dem es stehen könnte, außer auf dem unendlichen, un sicht baren göttlichen Bewusstsein.

Doch ist uns diese Tatsache verborgen, denn wir sind eingeschlossen in tausend Wände der Unwissenheit – Wände, die es uns erschweren, die Existenz einer Anzahl von Wirklichkeiten zu verstehen, die selbst hier im offenen Raum gegenwärtig sind.



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März 2019

Monatliche Zeitschrift, Jahrgang 44, Nr. 509

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