Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Juni 2018

Kalender Jan2000



1. Tag

Nur Gott ist frei.

Wir haben nur so viel Freiheit, als wir bewusste Beziehungen zu Gott unterhalten. Wir atmen seinen Atem.

Erkennen wir das doch! – Als du geboren wurdest, wähltest du nicht die Form deiner Nase, noch hat die Mutter dir dein Gesicht bestimmt. Das Altern lässt sich nicht verhindern, und die Stunde deines Todes ist festgesetzt.

Nicht auf eigenen Befehl tritt der höchst komplizierte Mechanismus des Körpers in Funktion. Überall sehen wir Gottes wunderbare Kräfte am Werk.

Alles, was der Mensch tun kann, besteht darin, sich nicht zu viel in die feinen automatischen Abläufe einzumischen. Er fügt sich damit nur größeres Leid zu.


2. Tag

Jeder Mensch auf der Welt, ob Mann oder Frau, ob gut oder böse – alle tragen ein nichtirdisches, geistiges Prinzip oder Gott in sich.

Dieses Prinzip ist der Grund, warum alle nach Vollkommenheit, nach Schönheit, Liebe und Freude suchen. Diese sind jedoch nirgends in der äußeren Welt zu finden.

Alle haben Sehnsucht nach Frieden und suchen überall danach; finden können sie ihn aber nur im Göttlichen, in dem, was in ihnen als das Überirdische, Nichtkörperliche ist, was ewig, was geistig in ihnen ist, was unberührt ist von ihren Gedanken, ihrem Schicksal, ihren Problemen, ihren Gefühlen und der Welt, in der sie leben. Nichts kann das Göttliche im Menschen berühren.

Dieses göttliche Prinzip im Menschen strebt nach der Erfahrung des Unendlichen und Ewigen, das es selbst ist.

3. Tag

Ohne Gott bist du nichts – deshalb lass Gott für dich alles sein.

Was ist das Ziel des Lebens? – Das Ziel des Lebens ist die Erfahrung Gottes oder die Gottverwirklichung.

Alle Arten von Ängsten, Leiden und Sorgen schmelzen hinweg, wenn die Erkenntnis Gottes aufdämmert.

Gewöhne dir deshalb an, jederzeit an Gott zu denken! Sei ausgeglichen in Freude und Leid, Hitze und Kälte, Lob und Kritik!

4. Tag

Gibt es keine höhere Aufgabe im Leben als die tägliche Runde beruflicher Pflichten, des Essens, Trinkens, Sich-Unterhaltens und Schlafens?

Gibt es keine höhere Form von Glück als diese vergänglichen und illusorischen Formen von Vergnügen?

Gibt es kein würdigeres als dieses sinnliche Leben?

Wie unsicher doch das Leben hier auf Erden ist, wie schmerzlich das weltliche Leben!

Solltest du nicht geduldig versuchen, einen göttlichen Ort zu erreichen, die unsterbliche Wohnstätte deiner ursprünglichen, lieblichen Heimat unverfälschter Reinheit und göttlicher Herrlichkeit, wo ewiger Sonnenschein herrscht, wo du dich absoluter Sicherheit und vollkommenen Friedens erfreust, wo es weder Krankheit, Tod oder Mangel gibt?


5. Tag

Stecke dir hohe Ziele! – Ein Anwalt oder Doktor, ein Ingenieur oder Millionär zu werden, ist vielleicht das höchste Ziel deines Ehrgeizes. Überlege dir: Kann dir ein solches Ziel, einmal erreicht, wahre Freiheit geben?

Willst du nicht Vollkommenheit erlangen?

Willst du nicht das Summum Bonum der Existenz erlangen?

6. Tag

Auch die sogenannten kultivierten und gebildeten Leute haben keine Ahnung von Innenschau, Meditation und geistigen Übungen. Sie entwickeln ihren Intellekt, verdienen Geld, haben eine Stellung und einen Rang inne, erhalten leere, nutzlose Titel und Ehren und verabschieden sich von der irdischen Szene, ohne das Ziel des Lebens – die Erkenntnis des Selbst – erreicht zu haben.

Ist das nicht wirklich traurig?

Richte deinen Blick auf die höheren Ziele und strebe danach! Erhebe dich zu den Höhen göttlichen Strebens und höherer geistiger Erkenntnis und erkenne den Herrn des Lebens, der Liebe und Freude. Das ist, in der Tat, das Ziel des Lebens.


7. Tag

Wenn das Ziel des Lebens die Erkenntnis und Verwirklichung Gottes ist, was ist dann Gott und wo ist Er?

Es gibt ein lebendiges, unwandelbares, ewiges Bewusstsein, das allen Namen und Formen zugrundeliegt, das alles zusammenhält – und das ist Gott.

Gott ist der ungesehene Seher, der ungehörte Hörer, der ungedachte Denker, der unerkannte Erkennende.

8. Tag

Obwohl Gott unsichtbar ist, hilft Er mit treuen Händen. Obwohl du Ihn nicht hörst, hört Er dich doch. Obwohl unerkannt, kennt Er deine Gedanken.

Er ist die absolute Macht und das unendliche Gewahrsein.

Er ist das Ewige hinter allem Unstabilen, der Träger aller Funktionen und Phänomene.

9. Tag 

Gottes Wille drückt sich überall als Gesetz aus, zum Beispiel als die Gesetze der Gravitation, der Kohäsion, der Relativität, von Ursache und Wirkung, die Gesetze der Elektrizität, der Chemie, der Physik sowie all die psychischen Gesetze.

Jene existierende Realität, die zum Bestand dieses Universums Ehrfurcht einflößender Unermesslichkeiten beiträgt, ist Gott.

10. Tag

Schönheit, Weisheit, Liebe, Güte, Frieden, Glück selig keit sind die Attribute Gottes. Gott ist das Licht und die Wahrheit, die Urquelle aller Energien.

Meditation über den allmächtigen Herrn ist eine dynamische Methode, um die eigene Energie, Stärke und Kraft zu vermehren.

Ob du die Existenz Gottes anerkennst oder leugnest – Er existiert immer. Er ist gleichzeitig immanent und trans zendent, manifestiert und unmanifestiert.

Er ist dir näher als dein eigener Atem und näher, als dir deine Hände und Füße sind. Erkenne die höchste Wahrheit, dass Gott allgegenwärtig ist, dass Er in jedem Ton, in jeder Form, in jedem Geschmack und Geruch, in jedem Zentimeter seiner Schöpfung anwesend ist.

11. Tag

Gott ist jenseits der Reichweite der Sinne, aber du kannst Ihn hier und jetzt erfahren, erkennen und fühlen.

Nie wird einer den Geschmack eines Apfels kennen, der ihn nicht selbst schon geschmeckt hat. Genauso wenig kann das Wesen Gottes ohne direkte Intuition und Erkenntnis erkannt werden.

Die Erkenntnis Gottes ist das entscheidende Heilmittel für alle Übel und Leiden des Lebens.


12. Tag

Wenn Gott die einzige Wirklichkeit ist, was ist dann diese Welt, die wir erfahren?

Diese Welt unserer Erfahrung hat keine grundlegende Wirklichkeit. Es ist eine fadenscheinige Welt sinnlicher Erfahrung und mentalen Erkennens. Sie wird von den Kräften der Unwissenheit gebildet und lebt von der Unwissenheit. Sie besteht aus Namen und Formen und ist eine bloße Erscheinung.

Diese Welt ist relativ wirklich, während Gott absolut wirklich ist. Das nicht sichtbare Selbst ist das Wirkliche – die sichtbare Welt ist das Unwirkliche.

13. Tag

Alle sinnlich wahrnehmbaren Dinge ergeben die Welt der Erscheinung. Die Welt verändert sich immerfort.

Im Tiefschlaf existiert die Welt nicht. Daraus können wir schließen, dass, wo immer ein Gemüt ist, auch die Welt erscheint.

Wenn das Gemüt tot ist, das heißt, wenn alle Wünsche und Verhaftungen des Gemüts völlig überwunden sind, gibt es keine Welt mehr.


14. Tag

Wenn du mit Hilfe von Reinigung und Meditation bewusst alle Begrenzungen des Gemüts transzendierst, wird diese Welt dir als etwas Nichtseiendes erscheinen, denn du würdest dann nur das göttliche Sein überall erkennen.

Wenn man in fortgesetzter Meditation verweilt und im inneren Selbst ruht, verschwindet die Welt.

15. Tag 

Für den selbstverwirklichten Weisen ist alles Gott.

Er wird eins mit der göttlichen Wirklichkeit, die der Existenz der Welt und allen Lebensformen zugrunde liegt.

Das Selbst in ihm, das Selbst in der Welt, das Selbst in allen Formen und Gestalten der Existenz wird vom Weisen als das eine transzendente Selbst erfahren. Er sieht das Selbst überall. Er lebt und bewegt sich in der Wirklichkeit.

16. Tag

Die Vernunft befasst sich mit der Außenseite der Dinge, analysiert und kategorisiert deren äußere Natur.

Die Intuition erfährt das Herz und die Wahrheit der Dinge selbst.

Während die Vernunft über die Dinge nachdenkt und ihre Schlüsse zieht, uns berichtet, wie die Dinge erscheinen, erkennt und erfährt das intuitive Erfassen das innerste Herz und Leben der Dinge, schenkt uns ein Gewahrsein der Dinge, wie sie in sich selbst, ihrer wesentlichen Natur nach sind.

17. Tag

Der Intellekt kann dir nur begriffliches Wissen geben, aber begriffliches Wissen kann dir keine Erkenntnis der Wirklichkeit in ihrer Ganzheit geben. Der Intellekt teilt, fragmentiert und bricht die Dinge in Stücke.

In transzendenten Angelegenheiten, wie der Existenz Gottes oder Brahmans, dem Leben nach dem Tod oder der endgültigen Befreiung, kann der menschliche Intellekt nie vollkommen frei von Zweifeln sein, weil diese Angelegenheiten nicht innerhalb der Reichweite des Intellekts liegen. Sie sind für den Intellekt unerreichbar.


18. Tag 

Gott ist unvorstellbar und folglich undiskutierbar.

Das Denken versagt, wenn es versucht, in das Herz der Wirklichkeit einzudringen, aber die Intuition erfährt die innerste Seele der Wahrheit.

Du kannst Gott nur durch Intuition erkennen.

Was ist Intuition? – Intuition ist eine Erfahrung, in welcher der Mystiker seine Einheit mit Gott oder dem höchsten Wesen fühlt.

Intuition ist die direkte, übergedankliche Erkenntnis Gottes.

19. Tag

Intuition ist das Auge der Weisheit, mit dem der Weise klar die sonst unsichtbare Gegenwart der Wirklichkeit in allem erkennt.

Intuition ist ein aktives inneres Gewahrsein des unsterblichen, seligen Selbst im Herzen.

Intuition schließt den Intellekt mit ein, aber transzendiert ihn.

Intuition ist das Auge der Weisheit; der Intellekt ist das Auge der weltlichen Erkenntnis.

20. Tag

Reinigung, Konzentration und Meditation sind die drei Hauptetappen auf dem Pfad der intuitiven Verwirklichung.

Ein Mensch, dessen Gemüt mit Leidenschaft und aller Art fantastischer Wünsche erfüllt ist, kann sich schwerlich auch nur eine Sekunde auf irgendein Objekt konzentrieren. Sein Denken wird wie ein Affe umherspringen.

Solange das Gemüt nicht frei ist und nicht alle Wünsche, Sehnsüchte, Sorgen, Täuschungen, aller Stolz und alle Lust, alle Anhänglichkeit, Zuneigung und Abneigung entfernt sind, kannst du das Reich höchsten Friedens und ungetrübter Seligkeit – die Wohnstätte der Unsterblichkeit – nicht betreten.


21. Tag

Meditation ist das kontinuierliche Fließen von Gedanken an ein Objekt oder an Gott.

Meditation ist der Pfad zur Göttlichkeit.

Meditation führt zur Erkenntnis des Selbst – eine Erkenntnis, die ewigen Frieden und höchste Seligkeit mit sich bringt.

Nur ein tugendhaftes Leben zu führen genügt nicht, um die Erkenntnis Gottes zu erlangen.

Die Einhelligkeit des Gemüts ist dazu absolut erforderlich.

22. Tag

Ein gutes, tugendhaftes Leben bereitet das Gemüt darauf vor, ein geeignetes Instrument zur Konzentration und Meditation zu werden, die schließlich zur Selbstverwirklichung oder Gottverwirklichung führen.

Einseitige, mit Ehrgeiz vorangetriebene Entwicklung ist nicht empfehlenswert.


23. Tag 

Entwickle ein mitfühlendes Herz, eine freigebige Hand, eine freundliche Sprache, ein Leben des Dienens, Gleichheitsschau und eine unparteiische Haltung.

Eifersüchtig und selbstsüchtig zu sein ist niedrig und unwürdig; barmherzig zu sein ist göttlich; geduldig und ausdauernd zu sein ist mannhaft; leidenschaftslos und gleichmütig zu sein ist lobenswert.

24. Tag

Gott durchdringt das ganze Universum. Er geht in der Verkleidung eines Bettlers umher, als Kranker stöhnt Er in Qualen, Er wandert im Wald umher, in Lumpen gehüllt.

Öffne deine Augen, erblicke Ihn in allen! Diene allen! Liebe alle! Wachse, dehne dein Bewusstsein aus!

Entwickle alle positiven und tugendhaften Eigenschaften wie Seelenstärke, Geduld und Mut. Betritt den geistigen Weg und erkenne: „Ich bin das unsterbliche Selbst!“

25. Tag

Es ist ein weiter, unerschöpflicher Vorrat an Kraft und Wissen in dir.

Lerne die Kunst, diese Quellen anzuzapfen. Tauche tief nach innen. Sinke hinab. Stürze dich in die heiligen Wasser der Unsterblichkeit.

Alles, was dir Frieden, Freude, Erfüllung, Heiterkeit und ein weites Herz gibt, ist Tugend.

Alles, was dir Ruhelosigkeit, Unzufriedenheit, Depression und Verengung des Herzens einbringt, ist Laster.

26. Tag

Die beste Methode, schlechte Charakterzüge auszumerzen, ist, gegenteilige Tugenden zu entwickeln.

Übe dich in der Vorstellung der Gegenwart Gottes! Das ist die leichteste, geeignetste und sicherste Art und Weise, Gottverwirklichung zu erlangen.

27. Tag

Ein kindergleiches Wesen zu haben ist gut; aber kindisch zu sein ist nicht gut.

Hingabe zu haben ist gut, aber emotionell zu sein, ist nicht gut.

Einen starken Willen zu haben ist gut, aber eigenwillig

zu sein, ist nicht gut.

Du bist nicht dieser vergängliche Körper. Dein innerstes Wesen ist der Atman, das Selbst.

Identifiziere dich mit diesem Atman.


28. Tag

Das Licht der Heiligkeit ist universelle Liebe.

Das Zeichen der Heiligkeit ist die Gleichheitsschau.

Ertrage alles tapfer.

Verfolge deine Ziele geduldig.

Konzentriere dich mit einhelligem Geist.

Meditiere ernsthaft.

Erkenne dein wahres Wesen.

29. Tag

Schließe die Pforten deines Intellekts und die Fenster der Sinne; ziehe dich zurück in die Höhle des Herzens und erfreue dich des bewussten, schlaflosen Tiefschlafs von Samadhi.


30. Tag

Was ist das Wesen des kosmischen Bewusstseins? – Der Zustand des kosmischen Bewusstseins liegt jenseits jeder Beschreibung. Er erzeugt Ehrfurcht, höchste Freude und unvermischte Seligkeit.

Dieser Zustand des kosmischen Bewusstseins befindet sich auf einer Ebene unterhalb des absoluten Bewusstseins, in dem der Erkennende, der Vorgang des Erkennens und das Erkannte eins werden.

Im kosmischen Bewusstsein gibt es noch einen Erkennenden und etwas, das erkannt wird.

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Juni 2018

Monatliche Zeitschrift, Jahrgang 43, Nr. 500

Herausgeber: Omkarananda Ashram

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