|
|
Swami OmkaranandaGedanken zum TagNovember 2023
Auch wenn wir in diesem Leben vielleicht nicht die unendliche
göttliche Vollkommenheit erreichen, so reicht doch der bloße Versuch,
uns auf diese Vollkommenheit zuzubewegen, aus, um uns eine innere
Stärke zu verleihen, die uns befähigt, die Schwierigkeiten des Lebens
zu ertragen; um uns zu helfen, einen Frieden zu finden, den andere
nicht finden; um uns eine Freude zu schenken, die mit nichts auf der
Welt erkauft werden kann; um uns eine innere Kraft und Stärke zu
verleihen, die uns befähigt, den Lasten, Schwierigkeiten und
Herausforderungen des Lebens nicht zu erliegen und daran zu zerbrechen.
Die
Gottliebenden versuchen, Gott mit jeder Vorzüglichkeit und Kraft zu
erfahren, die in ihrem gereinigten Herzen vorhanden sind. Was ist das
Objekt ihrer Meditation? Was ist das, was sie in den Momenten der
Meditation finden und erfahren? Worin sind sie während der Stunden der
Meditation vertieft? Es ist nicht das unendliche Selbst, sondern Gott
als Person. Doch dieser Gott als Person ist dasselbe wie das Unendliche.
Da
ist ein wunderschönes Licht. Ein inspirierter Dichter sagt: „O
mein Licht!“ Ein anderer inspirierter Dichter sagt: „O meine
Liebe!“ Ein dritter inspirierter Dichter sagt: „O meine Freude!“ Ein
vierter inspirierter Dichter sagt: „O mein Leben!“ Ein fünfter sagt:
„Mein Friede und meine Kraft!“ Das Licht ist eins. Verschiedene Dichter
haben sich ihm auf unterschiedliche Weise genähert und es folglich auch
unterschiedlich beschrieben. Unterschiedliche Dichter haben seine
Gegenwart unterschiedlich verkündet. Ob man Gott nun das unendliche
Selbst oder das zeitlose, raumlose, eigenschaftslose Absolute, meine
Schönheit, meine Wahrheit nennt – es ist das gleiche Licht.
Der
Hingegebene entscheidet sich dafür, sich Gott in einer Form zu nähern.
In seiner Kontemplation ist also das Objekt, dem er begegnet und das er
erfährt, ein persönlicher Gott. Bevor er mit der Praxis
der Meditation begann, hat er sein Wesen so diszipliniert und sein Herz
so gereinigt, dass er, wenn er sich zur Meditation hinsetzt, seinem
persönlichen Gott von Angesicht zu Angesicht begegnet. Mit einem Herzen
voller Freude, mit einer Natur, die von Frieden durchdrungen ist, ist
sein Bewusstsein darin vertieft, die Schönheit seines unendlichen
Geliebten zu betrachten. Seine bewusste Aufmerksamkeit ist auf die
Gegenwart und die Macht Gottes gerichtet, fixiert und fokussiert.
Wenn
ein Mensch nach der Meditation eine Hausarbeit, eine Büroarbeit oder
irgendeine andere Arbeit verrichtet, wird diese Arbeit von der
Erfahrung bestimmt, die er in dieser Stunde der Meditation gemacht hat.
Seine Augen sind rein. Alles ist liebenswert für ihn. Alle sind Engel
für ihn. Alle sind gut zu ihm, und er verurteilt niemanden. Er
verurteilt nie jemanden, wie böse dieser auch sein mag. Er sieht das
Antlitz Gottes in jedem Menschen und in jedem Herzen.
Es
spielt keine Rolle, welche Form von Gott du wählst; es spielt keine
Rolle, welchen Namen du Gott gibst. Der antwortende Gott ist ein und
derselbe. Ob du Ihn nun Maria oder Jesus oder Buddha oder Krishna oder
die alles beantwortende unendliche Gottheit nennst, du bekommst sofort
eine Antwort in dieser bestimmten Form und auf diesen bestimmten Namen.
Durch diese Form, durch diesen Namen, wirst du schließlich zur
Erfahrung der unendlichen Gottheit gelangen.
Ein starkes und zentrales Verlangen sublimiert hundert andere Verlangen. Die eine wachsende und verzehrende
Liebe zu Gott nimmt alle anderen Formen der Liebe auf und sublimiert
sie in sich selbst. Der eine Wunsch, die Wahrheit zu kennen, zu
erfahren und auszudrücken, sublimiert alle anderen Wünsche. Mehr noch,
dieses Verlangen, diese Liebe, dieser Wunsch, der beherrschend und
immer da ist, sinkt ins Unbewusste hinein, wirbelt alle verbleibenden
verborgenen und dunklen Kräfte und Tendenzen auf und verbrennt und
verwandelt sie.
Das
Feuer des Gewahrseins, das die Unreinheiten und die Grobheit unserer
Natur verbrennt und sie in edlere und göttliche Substanzen des
Lebens umwandelt, ist sehr wichtig und muss ständig am Glühen
gehalten werden. Du
bist nicht ein Objekt unter den vielen Objekten des Universums, sondern
das unendliche und absolute Subjekt, das Gott selbst ist. Das ganze
Himmelreich ist in dir. Alle schöpferischen Möglichkeiten und
Kräfte der ewigen Gottheit sind in deinem Wesen beheimatet. Jene
höchste Intelligenz, die alles durchdringt und die die Geschicke
der jenseitigen Universen regiert und lenkt, ist in dir wohnhaft. Alles
in dir ist eine Unendlichkeit der Freude, der Schönheit, der
Macht, der Anmut und der Kreativität.
Das Wesen in dir, das Wesen, das du im Wesentlichen bist, das Wesen, das du selbst bist, ist allvollkommen, allschön, allschöpferisch, allmächtig. Es ist das Zentrum und die Quelle jeglicher Macht, die du durch einen deiner Sinne ausüben kannst. Du bist Träger der unendlichen Gottheit. Du bist Träger von Allmacht, Allgegenwart und Allwissenheit. Es gibt keine Freude, keine Form des Friedens, keine Art der Vollkommenheit, die nicht aus deinem Inneren hervorgehen kann. Die Gottheit ist das subjektive und bezeugende Bewusstsein, das die Grundlage eurer mentalen, psychischen und vitalen Aktivitäten ist. Und Er ist jemand, dem du niemals entkommen kannst. Er ist allsehend, allwissend, allmächtig und allschöpferisch. Er ist etwas, was immer bei euch ist. Er kann nicht zerstört werden. Er kann nicht von dir weggenommen werden. Und wohin du dich auch bewegst, Er geht mit dir. Du kannst seiner Aufmerksamkeit nicht entgehen. Leid, Unglück, Unfrieden, Elend, Schwäche, Unwissenheit, Negativität – all diese sind nicht natürlich für dich. Sie gehören nicht zu dir. Deshalb ist alles in dir ein ständiger Versuch, diese Phänomene zu übertreffen. Sie sind dir äußerlich und fremd, und sie haben keine Existenz außer einer begrenzten Sinneserfahrung. Die Sehnsucht nach unendlich vielen Kräften, nach unendlich viel Wissen, nach unendlich viel Vollkommenheit ist ein Beweis dafür, dass es die Möglichkeit gibt, sie zu erreichen, und auch dafür, dass sie für dich natürlich sind. Ständig muss alles in uns umgewandelt und verwandelt werden, damit das göttliche Bewusstsein, das unter diesen Falten und Begrenzungen wohnt, immer mehr Ausdruck finden kann. Eine Reihe höherer Fähigkeiten und Potentiale manifestiert sich zunehmend, wenn wir uns auf diese göttliche Vollkommenheit und das Bewusstsein des Göttlichen zubewegen. Jeder von uns ist ein Zentrum des unendlichen Geistes, der alles, was wir mit den Sinnen wahrnehmen, ins Leben gerufen hat. Die
Größe des menschlichen Lebens besteht darin, dass es hier auf der Erde
in einer göttlichen Erfahrung verweilen kann. Es ist die Größe eines
jeden Menschen, sich wie eine Gottheit zu bewegen, zu leben und zu
atmen. All die Unvollkommenheiten, Schwächen, das
Negative, das Falsche, der Irrtum, die Unwissenheit, die du mit den
Sinnen und dem Verstand siehst und erfährst, sind etwas Oberflächliches
für dein inneres Wesen. Es ist so etwas wie der Schaum auf dem Meer.
Und all die Unruhe und Unvollkommenheit der äußeren physischen Welt ist
nichts im Vergleich zum unendlichen ozeanischen Frieden, der Stille,
Ruhe und Vollkommenheit, die in dir wohnen.
Was
auch immer das Donnern und Tosen der Wellen auf dem Ozean sein mag, der
Ozean tief unten ist ruhig, still und klar. Was auch immer du über die
Unvollkommenheiten, Begrenzungen und Unzulänglichkeiten des Lebens
beklagen magst – tief in dir ist alles absolut perfekt, allmächtig und
allschön.
Es gibt eine zentrale Wahrheit, die euch betrifft, und die lautet: Ihr seid die Träger, die Eltern des Universums. In deinem Bewusstsein der Göttlichkeit, in deiner Erfahrung der Göttlichkeit in dir, bist du unsterblich, ewig, unendlich, allmächtig, allschön. Getrennt von dieser Beziehung zur Gottheit bist du in deiner äußeren Erfahrung, durch deine Erfahrungen mit dem Verstand und den Sinnen, von diesem Wissen um die Unendlichkeit, Ewigkeit, Unsterblichkeit und alle Vollkommenheit abgeschnitten. Deshalb müssen wir uns im Leben ständig und kontinuierlich bemühen, unsere innere göttliche Natur wiederzufinden. Es
gibt in uns ein Wissen, das über die geistigen Vorgänge
hinausgeht. Es gibt Kräfte in uns, die über die begrenzten
Kräfte
unserer physischen Sinne hinausgehen. Es gibt in uns Fähigkeiten
und
Potentiale, die das Wesen der Gottheit erfassen, erfahren und
offenbaren. Diese Tatsachen sind in der Menschheitsgeschichte immer
wieder von den größten Männern und Frauen des
Gottbewusstseins, den
Mystikern, bewiesen worden. Die Menschen, die vor uns geboren wurden,
haben uns die Methoden vermacht, mit denen sie zu dieser hohen
göttlichen Erfahrung gelangt sind.
Du
kannst keine göttlichen Kräfte in dir erwecken, wenn sie nicht bereits
in dir sind. Und sie können nicht in dir sein, wenn nicht eine gewisse
Unendlichkeit, Unsterblichkeit und Ewigkeit des göttlichen Bewusstseins
bereits in dir wohnt. Wenn nicht Gott selbst in dir wäre, wäre es dir
nicht möglich, unendliches Wissen zu erlangen, eine unendliche Anzahl
von Kräften zu besitzen, Vollkommenheit zu erreichen und Frieden und
Freude zu erfahren.
Wir können nicht zu etwas werden, das wir nicht schon in uns selbst sind. Das, was bereits in uns ist, ist uns verborgen, weil wir völlig in einer Sinneserfahrung des Sinnesuniversums verloren sind. Das göttliche Bewusstsein oder die Gottheit ist nicht verborgen; es ist immer ein selbst-manifestes, selbst-erleuchtendes, allumfassendes Licht. Es scheint verborgen zu sein, weil du sein Verborgensein durch deine Selbst-Versunkenheit in Sinneserfahrungen zu einer Möglichkeit gemacht hast. Betrachte
die begrenzte Kapazität des physischen Auges: Es gibt Luft in diesem
Raum, aber das Auge sieht sie nicht. Es gibt etwas, das man Verstand
nennt, in allen hier Anwesenden, die auf das reagieren, was zu ihnen
gesprochen wird, aber das Auge sieht ihn nicht. Es gibt Radiowellen in
diesem Haus, und das Auge sieht sie nicht. Es gibt etwas, das man
Bakterien nennt, das das Auge aber nicht sieht. Es gibt etwas, das Gott
genannt wird, doch das Auge sieht Ihn nicht.
Die
Kraft, Gott in uns zu sehen, ist vollkommen. Ihre Kapazität ist endlos,
während die Spezial-Linsen der Wissenschaftler, das Mikroskop und das
Teleskop, in ihrer Stärke und Kapazität begrenzt sind. Die meisten
Transistoren erfassen nicht alle Sender der Welt. Auf diese Weise sind
auch die externen Hilfsmittel in ihrer Kraft, ihrer Kapazität und ihrer
Reichweite des Empfangs und des Wissens begrenzt. Der Glaube hingegen,
mit dem du die Wirklichkeit Gottes wahrnehmen kannst, ist unbegrenzt.
Die
inneren Fähigkeiten, die Vision, die Intuition, die übernatürlichen
Kräfte in uns, die Gott begreifen und erfahren und sehen können, sind
in ihren Fähigkeiten unbegrenzt. Und wenn ich sage, dass es eine
Möglichkeit gibt, sie zu entwickeln, könnte das wie ein Widerspruch
aussehen. Das ist kein Widerspruch. Wir verstehen die Phänomene: Das
heißt, jede Entwicklung der Intuition bedeutet nur die Beseitigung
einer Unvollkommenheit in dir, die Beseitigung einer Schlacke, die ihre
Aktivität scheinbar unwirksam gemacht hat.
Die
Intuition ist eine der höheren Kräfte und Mächte in uns, die fähig ist,
Gott zu erfahren und zu begreifen. Wie können wir diese göttliche
Kraft, die Intuition, in uns erwecken? Wie können wir die supernormalen
und supra-mentalen Handlungen und Fähigkeiten des göttlichen
Bewusstseins in uns erwecken? Eine Methode ist in der Aussage zu
finden: „Sei still und erkenne Gott!“ „Sei ruhig und schau nach innen!“
Um
Ruhe und Stille in uns selbst herbeizuführen, welche die Grundlage für
die Wahrnehmung Gottes sind, gibt es eine besondere Technik, die
Meditation genannt wird. Diese Meditation ist vielmehr eine sehr
ganzheitliche Technik, eine vielseitige Technik. Durch Meditation
überschreiten wir die Grenzen unserer Sinne und die Grenzen des
menschlichen Geistes. Durch Meditation überschreiten wir die
phänomenale Individualität in uns und gehen darüber hinaus.
Der
Geist ist immer ruhelos und kann nicht ohne einen Gedanken leben. Ohne
Gedanken ist er selbst nichts. Deshalb ist der einfachste Weg, den
Geist zu besiegen: Gib ihm einen Gedanken! Mit Hilfe dieses Gedankens
wirst du in der Lage sein, die weltlichen Gedanken, die körperlichen
und materiellen Gedanken zu besiegen. Schließe deine Augen, bringe
deine Gefühle zum Schweigen und richte deinen Geist auf ein Bild, eine
Form, ein Licht des Göttlichen.
Mit Hilfe eines Bildes, auf dem du deinen Geist ausruhen und ihn transformieren kannst, musst du in die Welt des göttlichen
Bewusstseins in dir gelangen, das Gott ist. Durch dieses Bild oder
diesen mystischen Klang oder dieses Wort oder Mantra, oder was auch
immer es sein mag, besiegst du den Verstand durch den Verstand. Wir
können all diese Gedanken nicht besiegen, sie zum Schweigen bringen und
sie beiseite legen, wenn wir nicht einen starken zentralen göttlichen
Gedanken haben. Aber dieser zentrale göttliche Gedanke an sich ist
nicht das endgültige Ziel. Er ist nur ein Pflock, an dem wir unser
Gemüt aufhängen können, um in das göttliche Bewusstsein einzutauchen.
Dieses
bezeugende Bewusstsein, dieses alles beobachtende Bewusstsein in dir,
das deine Gedanken und deine mentalen Aktivitäten beobachten kann, das
hinter den mentalen Aktivitäten steht, das weiß, dass dein Geist
unwissend oder voller Wissen ist und so weiter, dieses Bewusstsein ist
das göttliche Bewusstsein in dir. Dies ist das Göttliche
Ich-Bewusstsein in dir. Es ist der Zeuge des Todes deines physischen
Körpers. Es gibt ein Bewusstsein in dir, das nicht mit dem physischen
Tod stirbt, ein Bewusstsein, das nicht schläft, auch wenn alles in dir
schläft.
Das
Überbewusstsein im Menschen ist nicht wie das Unterbewusstsein
voller Wünsche, Triebe, Neigungen und negativer Kräfte. Es
ist ein Meer aus allsehendem Licht und Intelligenz.
Darin gibt es keine Nacht und keinen Tag. Darin gibt es keinen Schlaf,
wie es einen Schlaf für den Verstand gibt. Dafür gibt es
keine
Unwissenheit, wie es für den Verstand Unwissenheit gibt. Darin
gibt es
keine Unvollkommenheit und kein Übel, auch wenn Unvollkommenheit
und
Übel auf dem Geist lasten. Darin gibt es keine Furcht, keinen Tod,
keine Krankheit und kein Unglücklichsein.
Der Atem steht in einer engen Beziehung zum Geist. Wir haben
gesehen, dass die Zeit stehen bleibt, wenn man den Geist anhält. Das
liegt daran, dass Geist und Atem miteinander verbunden sind. Innerhalb
dieses physischen Atems gibt es einen psychischen Atem, einen
speziellen subtilen Atem, nenne ihn Lebenskraft oder Vitalkraft, oder
nenne ihn psychischen Atem oder Astral-Atem oder was immer du willst (Prana in
Sanskrit). Wenn wir den groben Atem kontrollieren, sind wir in der
Lage, auch den Geist zu kontrollieren. In der Meditation atmet man im
Allgemeinen sehr langsam. Diese langsame Atmung ist also die Ursache
für die Stille in deinem Geist.
Wissen
ist eine Macht, und besonders das Wissen um die göttliche Natur in uns
ist eine ungeheure Macht. Wenn dieses göttliche Wissen meine Achtung
und Liebe zu dir leitet und lenkt, wird meine Liebe bedingungslos und
absolut. Meine Stimme ist nicht die Stimme von mir, sondern die Stimme
der ewigen und unveränderlichen Wahrheiten des Gottbewusstseins.
|
|
November 2023 |
|