Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Mai 2020

Kalender Jan2000



1. Tag

Um unerschöpfliche Kraft und inneren Reichtum zu erlangen, den Schlüssel für die Probleme des Lebens und aller Lebensumstände zu besitzen, Glück und Frieden für andere auszustrahlen, solltest du stets im Göttlichen weilen, und zwar durch das Mantra und Meditation.



2. Tag

Im Zustand der Unwissenheit hält der Mensch das Falsche für das Richtige, das Unwirkliche für das Wirkliche.

Er hegt den Glauben an die vergänglichen, vom Denken erzeugten Objekte. Er verlässt die Wirklichkeit der Seligkeit und klammert sich an den Alptraum des Elends.

Seine Fähigkeit zu verstehen und zu unterscheiden, ohne die er nicht besser ist als ein Bewohner des Tierreichs, ist verdunkelt durch das unlautere Ego, das mit selbstsüchtigen Wünschen angefüllt ist.

Nichts bindet den Menschen wirklich, als nur seine Aufmerksamkeit für den Tanz der Erscheinungen und die Anziehung, die dieser auf ihn ausübt.

3. Tag

Des Menschen Wille zu leben und sich zu reproduzieren hält ihn im trügerischen Spiel des Lebens gefangen.

Die Jagd des Menschen nach den unwirklichen Dingen momentaner Sinnesfreuden in dieser flüchtigen Welt füllt sein Leben mit Eindrücken an und hindert die Seele, sich auf die Reise zum unendlichen Geist des Lichts, dem Zentrum von Kraft und Weisheit zu begeben.

Des Menschen Planen und Ränkeschmieden, seine fruchtlosen Spekulationen, sein weltlicher Ehrgeiz und seine Erwartungen haben ihn in ein Königreich des Leidens versetzt.

Das selbstsüchtige Leben in Begrenzungen ist die Ursache allen Schreckens und Verlorenseins, aller Armut, Düsternis und anderer Sorgen.

4. Tag

Das höchste Selbst ist der unendliche Geist, das absolute Sein, auch Gott genannt.

Die individualisierte Persönlichkeit, das Ego, ist die Ursache der Täuschung und der bedeutungslosen Interessen, die ihn an den immerwährenden Kreislauf der weltlichen Existenz binden.

Wenn du dich an dieses niedere Selbst klammerst, wirst du endloses Leid für dich selbst in Kauf nehmen müssen.

Befreie dich aus diesem Elend, indem du Zuflucht zu Gott nimmst und dich Ihm anvertraust.

5. Tag

Der Mensch ist ein geistiges Wesen. Gott ist die Substanz, aus der er geschaffen ist. Wir leben und bewegen uns in seinem Licht. Das höchste geistige Bewusstsein ist latent in allen gegenwärtig.

Es ist das Gesetz Gottes, das alles in der gesamten Schöpfung lenkt und ordnet.

Der Mangel an der Erkenntnis Gottes ist die Wurzel aller Sorgen des Lebens und allen Elends in der Welt.

Wahres Lebensglück besteht im Erlangen göttlicher Weisheit und darin, dass wir unser tägliches Leben im Licht Gottes gestalten.

6. Tag

Das Selbst im Menschen ist Gott.

Nichts ist falsch am Menschen, obwohl Unwissenheit und Dunkelheit direkt in das Gewebe seiner Seele und seines Lebens eingedrungen sind.

Er mag ein Narr sein, und trotzdem ist es Gott, der diese Rolle spielt. Er mag elend sein, aber das könnte nur eine Verkleidung der Gottheit sein. Er mag ein wandelnder Schrein der Dunkelheit sein, und doch hat er die Lampe todloser Schönheit immer bei sich. Er mag ein Bürger dieser elenden Welt sein und hat doch schwache Erinnerungen an das Königreich Gottes in sich selbst.

Und obwohl er sich kopfüber in Sinnlichkeit stürzt, hat er doch ein Gefühl für das Gottähnliche.


7. Tag
Die Tragödie aller Tragödien liegt nicht in dem, was der Mensch ist, sondern darin, dass er nicht weiß, was er ist und was seine Essenz ausmacht.

8. Tag

Seinem ursprünglichen Wesen nach ist der Mensch die Wahrheit, und die Wahrheit ist kein Ergebnis logischer Schlussfolgerungen, keine metaphysische Idee, kein moralisches Prinzip, kein unerforschliches Geheimnis und auch kein Problem, das gelöst werden muss.

Die Wahrheit ist das tiefste Bewusstsein in uns, eine Wirklichkeit, die erfahren werden kann – sie ist unser eigenes wesentliches Sein.

9. Tag 

Als das eine Lebensprinzip belebt der wahre Mensch die ganze Schöpfung, pulsiert in den Adern eines jeden Geschöpfs. Als die Quelle des Lichts macht er Sonne und Mond zu dem, was sie sind; als unergründlicher und alldurchdringender Geist umfasst er die unendlichen Himmelsräume.

Er ist überall und für immer.

10. Tag

Was ist es denn, was den Menschen so blind für seine eigene Wahrheit macht? Was bindet seinen unsterblichen Geist an diesen zerbrechlichen Körper? Was versperrt ihm die Straße zum grenzenlosen Licht und zur höchsten Wahrheit?

Nichts als die unsichtbaren Fäden – das Netz der Maya!

Nur in gewissen merkwürdigen Stimmungen, in Momenten der Meditation, in den Stunden der Selbstanalyse und Innenschau beobachtet der Mensch das Spiel der zwei Welten, der geistigen und der zeitlichen, auf der Bühne seines Herzens und gewahrt die Schleier, die sein unendliches Selbst verdecken.

11. Tag

Geistiges Streben ist das Bemühen, Gott zu verwirklichen. Es ist eine Bewegung gegen den Strom der Illusion. Es zerreißt die Knoten der Täuschung.

Geistiges Streben ist das völlige Aufgeben der niederen egoistischen Individualität um der höchsten Freude des göttlichen Reiches willen.


12. Tag

Jeder Akt des Menschen muss in eine geistige Anstrengung umgewandelt werden.

Es sollte keine Notwendigkeit bestehen, Dinge und Handlungen voneinander als entweder geistig oder materiell abzugrenzen.

13. Tag

Alles in der Welt hat eine geistige Botschaft mitzuteilen. Das gewöhnliche Leben eines weltlich orientierten Menschen wird zu einem Schritt auf der Reise zum Unendlichen, sobald er sein Ego aufgibt und das universale Leben umarmt.

Das Leben auf der Erde ist die Zeit, die sich das Selbst nimmt, um den Menschen auf die göttliche Existenz vorzubereiten.


14. Tag

Lass dein kleines Selbst sich auflösen, liefere es dem Göttlichen aus oder beachte es einfach nicht, und sofort wird es vom großen Wesen, dem Höchsten Herrn überflutet.

Die Grenzen deines menschlichen Wesens werden zerbrochen, und es geht von selbst in das All-Ganze ein.

15. Tag

Weihe dich dem ewigen Wesen.

Denke an Gott und freue dich in Ihm.

Du wirst beschützt sein.

Es wird dir an nichts mangeln.

Du wirst unsterblich werden.

Du wirst in immerwährendem Frieden und

unendlicher, nie endender Freude leben.

16. Tag

Es gibt eigentümliche Augenblicke im Leben, in denen wir unsanft geweckt und mit den ernsten Angelegenheiten der weltlichen Existenz konfrontiert werden, was die Kräfte unserer Vernunft im Nachdenken darüber aufs Äußerste anstrengt.

In einer solchen Stimmung vernunftmäßiger Unterscheidung oder intensiven mentalen Suchens geschieht es, dass wir erkennen, dass das Leben Augenblick für Augenblick eine Reihe schwieriger Dilemmas für uns bereithält, dass es uns in ein Netzwerk monströser Verdrehungen und ein Labyrinth verblüffender Geschicke verstrickt. In solchen Momenten stellen wir uns erschrocken die Frage: „Wer bin ich? Was bedeuten diese anscheinend so soliden Phänomene um mich herum?“

17. Tag

Ohne wahre Religion ist das Leben ein unerklärlicher Schatten, ein bedeutungsloser Traum und ein verwickeltes Rätsel.

Mit Religion sind wir Götter mit unbegrenzter Kraft und atmen ewigen Frieden.

Das ist so, weil die Religion wie nichts anderes uns die Fähigkeit verleiht, den letzten Zweck hinter all unseren Aktivitäten zu erkennen sowie die spirituelle Bedeutung und die Notwendigkeit all der Tragikomödien der menschlichen Existenz.


18. Tag

Was erreicht werden muss, ist die Wahrnehmung der vitalen Harmonie, die aller scheinbaren Disharmonie zugrunde liegt, die Erkenntnis der Einheit hinter der scheinbaren Verschiedenheit, das Wissen, dass der Eine in allem und alles in dem Einen ist.

19. Tag

Religion besteht nicht im bloßen Besuch von Kirchen und Tempeln; sie setzt sich auch nicht zusammen aus unvernünftigen Dogmas und falsch verstandenen Ritualen.

Vielmehr ist sie eine Bewegung des Individuums hin zum Tempel Gottes in den Herzen aller, eine Verehrung des göttlichen Geistes.

20. Tag

Religion ist wirkliche Frömmigkeit in der Praxis, die Manifestation der Gottheit im Menschen, das Verstehen der Anwesenheit Gottes im Menschen und der Existenz des Menschen in Gott, die Einstimmung des Individuums auf das Unendliche.


21. Tag

Das äußere Leben ist ein flüchtiger Traum, gleich einer Dichtung; wie eine Geschichte auf Wasser geschrieben, wie eine Wolke die bald zerstiebt; es hat keine Existenz in sich selbst, es ist nicht von Bestand. Einzig unvergänglich ist die Existenz des Göttlichen, das unendliche Licht, die unbegrenzte Liebe.

22. Tag

Das menschliche Leben ist ein zusammengesetztes Kontinuum von wechselnden Phasen des Bewusstseins, von unterschiedlichen Gedankenprozessen.

Das Leben des Menschen umfasst einige Glieder in der langen Kette der Evolution. Es ist eine Reihe von Zuständen, Entwicklungen, Ereignissen, die immer über sich selbst hinausreichen und auf etwas Entfernteres, Weiteres und doch Unerreichtes hinweisen.

Das Leben ist deshalb eine stets zunehmende Organisation des Bewusstseins, niemals in sich selbst ruhend, niemals zufrieden, sondern immer darauf hoffend, in einem Seinszustand vollendet zu werden, der sich in der gegenwärtigen Erfahrung des Individuums schwach widerspiegelt.


23. Tag

Jeder Erfahrungszustand scheint wirklich und vollständig zu sein, wenn es sich um denjenigen handelt, der unmittelbar über dem augenblicklich direkt im Bewusstsein erfahrenen liegt. Der gleiche Zustand offenbart jedoch seinen unbefriedigenden Charakter, wenn er selbst zum Inhalt der unmittelbaren Erfahrung wird.

Unerreichte Ziele scheinen Erfüllung und Vollkommenheit zu versprechen, werden aber Fingerzeige auf andere unerreichte Zustände, wenn sie tatsächlich erfahren werden.

Das zeigt, dass das Leben nur ein Schritt, eine Stufe, ein Mittel ist, nicht das letzte Ziel, die Bestimmung oder das Ende des Strebens.

24. Tag

Jeder niedrigere Zustand des Lebens erscheint von einem höheren Zustand aus unwirklich, obwohl kein Zustand vom Standpunkt seiner eigenen vorübergehenden Existenz aus unwirklich zu sein scheint.

Obwohl alle Stadien in einem gewissen Sinn wirklich sind, haben sie verschiedene Werte, und deshalb müssen wir Grade an Wirklichkeit zugeben. Der höhere Zustand schließt den niedrigeren ein und transzendiert ihn. Der höhere ist die Erfüllung des niedrigeren. Das Gefühl der Befriedigung ist im höheren stärker als im niedrigeren.

Das Ziel des Lebens ist deshalb, im unmittelbaren Bewusstsein den höchsten Zustand der Wirklichkeit, die letzte Wirklichkeit nämlich, zu erfahren, wo alles Streben seine Erfüllung findet und der höchste Zweck des Lebens seine Verwirklichung erlangt.

25. Tag

Philosophie beginnt mit der Erkenntnis der Unzulänglichkeit des gegenwärtigen Zustands des Lebens.

Sie ist das Ergebnis der Entdeckung, dass etwas jenseits des menschlichen Lebens existiert.

Unzufriedenheit mit dem, was sich dem empirischen Bewusstsein darbietet, ist die Quelle aller Spekulation und spirituellen Anstrengung.

Die zur Verwirklichung dieses höchsten Seinszustands angewandte Methode hängt von der Vorstellung ab, die man von diesem Höchsten hat.

26. Tag

Die Vorstellung von der Wirklichkeit ist eine Form des mentalen Bewusstseins, objektiviert als Vervollständigung der subjektiven Notwendigkeit, die dem in den Tiefen des Individuums gefühlten Grad der Unvollständigkeit entspricht.

Somit unterscheiden sich die Vorstellungen vom Wesen der Wirklichkeit zwangsläufig, entsprechend der Intensität der von verschiedenen Individuen gefühlten Grade von Unzufriedenheit.

Wir müssen deshalb die unterschiedlichen Betrachtungsweisen der Wirklichkeit bedenken, die direkt die Methoden der Annäherung an dieselbe beeinflussen.

27. Tag

Das Problem der Wirklichkeit hat einen direkten Bezug zu dem der Existenz und des Wertes.

Existenz ist das, was von allem anderen unabhängig ist, sich von Beziehungen jeder Art unterscheidet.

Wert ist das Wesen der Existenz, sobald sie zu einem wahrnehmenden Subjekt in Beziehung steht.

Es ist die Art, auf die eine äußere Existenz zum Inhalt eines inneren Bewusstseins wird.


28. Tag

Ein Objekt als etwas Erkanntes oder Wahrgenommenes stellt deshalb einen Wert dar, und nicht die Existenz als solche.

Aber das wahre Wesen des Objekts, solange es nicht zu einem Erkennenden in Beziehung steht, ist Existenz.

Das Problem der Wahrnehmung schließt die Bestimmung des Wesens von Existenz und Wert mit ein; denn darauf beruht der Wert der wahrnehmenden Erkenntnis.

29. Tag

Was nehmen wir wirklich wahr?

Ist es nur eine Illusion, ein Irrtum oder ist es eine Tatsache in sich selbst?

Nehmen wir durch die Sinneswahrnehmung nur ein Phantom wahr oder haben wir eine wirkliche und echte Erkenntnis von irgendetwas, das wahrhaftig existiert?

Das Erforschen dieses Phänomens der Beziehung zwischen Existenz und Wert, zwischen Wahrheit und Irrtum führt uns zu verschiedenen metaphysischen und erkenntnistheoretischen Spekulationen.


30. Tag

Jenes Gedankensystem, das aus der direkten und vielseitigen Erfahrung des Göttlichen geboren ist, verbindet alle empirischen Ansichten der Wirklichkeit, taucht tief in die Erfahrungstatsachen ein und verkündet, was am maßgebendsten und direktesten ist und in Harmonie mit den verschiedenen Phänomenen des Universums und des Individuums ist.


31. Tag

Die Theorie, dass die Wirklichkeit materiell und so beschaffen ist, wie sie individuell erfahren wird, ist aus verschiedenen Gründen unhaltbar.

Das, was wirklich materiell ist, kann nicht in unser Bewusstsein assimiliert werden, und was nicht assimiliert ist, kann vom Bewusstsein nicht erkannt werden und zwar aufgrund eines ewigen Abgrunds zwischen dem Erfahrenden und dem Erfahrenen.

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März 2020

Monatliche Zeitschrift, Jahrgang 45, Nr. 519

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Februar 2020

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