Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

August 2005

Kalender Jan2000



1. Tag

Du musst äußerst sorgfältig und wachsam sein. Einerseits versuchst du, Fortschritt zu machen, denkst viel nach, meditierst und betest.

Aber andererseits gehst du, kaum hast du einen Schritt vorwärts gemacht, schon wieder hundert Schritte zurück. So wird der geistige Fortschritt, den du an einem Tag erzielt hast, sofort wieder von den negativen Kräften weggewaschen.

Wir müssen das zerstören und verbrennen, woran wir am meisten hängen.

Finde heraus, was zwischen dir und Gott steht. Die kleine Liebe zu deinem Rosenstock genügt, um dich von Gott fernzuhalten. Vielleicht hast du einem Königreich entsagt, allem entsagt, aber diese kleine Liebe zu den Rosen hält dich fern von Gott. Gott findet keinen Platz in deinem Herzen, solange die Rosen darin sind.

Deine ganze Entsagung wird fast nutzlos, wenn du an solch kleine, dumme Dinge gebunden bist. Die Frage ist nun: Ist es dir verboten, die Rosen zu lieben? - Natürlich ist es nicht so gemeint! Liebe deine Rosen, und liebe sie doch wieder nicht. Behalte deinen Rosenstock, und behalte ihn doch wieder nicht. Wenn morgen jemand bei dir vorbeikommt und gerne deinen Rosenstock hätte, dann gib ihn her, ohne in Emotionen zu verfallen, ohne Unbehagen.

2. Tag

Was sagt der heilige Paulus? "Ich sterbe jeden Tag. Ich sterbe, damit Christus in mir geboren werde."

Solange das Ego - der Stolz - nicht tot ist, kann Gott nicht kommen. Deshalb musst du dir immer die erforderlichen Bedingungen vor Augen halten und dich an die wunderbaren Beispiele jener Großen erinnern, die diese Bedingungen erfüllt haben.

Wenn du nun versuchst, das Ego zu entdecken, wird es sich als schlauer Fuchs gerade in den Vorgang des Entdeckens einschleichen. Was ist dann dein Schicksal? Wirst du je damit Erfolg haben? - Es ist äußerst schwierig.

Du musst Gott bitten, dir zu helfen.

3. Tag

Denke nicht, du seist ein kluger Kopf. Deine inneren Feinde sind so undurchschaubar subtil, dass es sehr schwierig ist, ihnen zu entrinnen. Dieselben Kräfte haben die Söhne Gottes geplagt, Jesus und Buddha zum Beispiel. Deshalb musst du wirklich alle vierundzwanzig Stunden des Tages wachsam und auf der Hut sein.

Wenn du alle Voraussetzungen erfüllst, wirst du sehen, dass du dich im Fluge deinem geistigen Ziel näherst. Und da dies etwas Innerliches ist, bemerkt deine Umgebung gar nichts davon. Aber du wirst es bemerken. Du wirst es durch all das bemerken, was in deinem Gemüt, deinem Herzen und deiner Seele vor sich geht.

Der Charakter deiner Tätigkeiten wird das Wesen des Fortschritts verkünden, den du innerlich erzielt hast.

4. Tag

Erlerne so schnell wie möglich die Kunst, mit Menschen und doch nicht mit Menschen zu leben; im Körper und doch nicht im Körper zu leben, sondern in etwas anderem. Diese Kunst wird dir helfen, dich in einem solchen Zustand der Reinheit zu erhalten, in dem Gott eine lebendige Wirklichkeit in deinem inneren Wesen ist.

Es gibt keinen Grund für Eifersucht oder Gier. Alle negativen Emotionen und Eigenschaften musst du so schnell wie möglich hinter dir lassen. Dann wird die Gnade Gottes herabsteigen. Dann kannst du Wunder wirken. Dann bist du eine Quelle der Freude für dich selbst und andere, und deine Freude ist unabhängig von der äußeren Welt und von den Umständen.

Benütze deine eigene Intelligenz und dein inneres Licht, um herauszufinden, wie du am besten weiterkommst in deiner geistigen Entwicklung, und beherzige die Hinweise, die ich dir dazu gegeben habe; sie werden dir eine große Hilfe sein.

5. Tag

Versuchst du voller Ungeduld das Ziel zu verwirklichen, dann wirst du scheitern und den Kontakt zum göttlichen Licht verlieren. Lebe darum in der Ruhe Gottes und richte dich nach dem Licht Gottes aus. Jeden Morgen, wenn du aufwachst, und jeden Abend, bevor du einschläfst, sende deine Gedanken zu Gott, und wenn möglich, halte diese Praxis den ganzen Tag über aufrecht. Fühle, dass Er in deinem Herzen ist, und dass du eine Tochter oder ein Sohn dieser ewigen, lebendigen Kraft bist.

 

Auf dieser Erde siehst du viele Schwierigkeiten und Probleme um dich herum, und du beurteilst sie nach deinen eigenen Begriffen. Du verurteilst und kritisierst das Leben und die anderen, weil sie nicht so sind, wie du sie gerne haben möchtest. Das ist eine falsche Einstellung.

Wenn du aber einsiehst, dass alles was geschieht, Sinn und Zweck hat und der Entwicklung der ganzen Menschheit dient, dann weißt du, dass alles wunderbar ist - alles!

6. Tag

Ein Mensch, der Gott liebt, hat ein leuchtendes Gemüt, eine leuchtende Intelligenz, denn er ist in Gedanken und Gefühlen - im Bewusstsein - ständig überall im Kosmos, um Gott anzubeten. Er betet von jedem Stern aus das Göttliche an. Er lässt zu Ehren des Göttlichen duftende Blumen auf den Altar des Universums regnen.

Er hat eine Medizin gegen die zerstörerische Wirkung der sinnlichen Welt: Er wiederholt innerlich das Mantra und erzeugt so die Anwesenheit des Göttlichen; er konzentriert sich auf das Antlitz des Göttlichen - auf die Flamme des göttlichen Antlitzes.

Das Antlitz Gottes erfüllt und regiert seine innere Intelligenz, seinen Willen und sein Herz.

Der Gottliebende wünscht in seinen Gebeten der ganzen Welt, allen Lebewesen und Menschen Wohlergehen, Frieden, Freude und Glück.

Und er wünscht dies nicht nur, sondern er arbeitet auch in einer dynamischen Art und Weise dafür, durch sein selbstloses Dienen, das er allen zur Verfügung stellt.

7. Tag

Wenn du anerkennst, dass du und dein Mitmensch in der inneren Wahrheit eins seid, und wenn du mit dieser Tatsache täglich lebst, an diese Tatsache denkst, die innere Einheit mit dem anderen fühlst, immer mehr in der Verwirklichung dieser Einheit wächst, dann leistest du dem anderen dadurch einen unschätzbaren Dienst; und nicht nur das: Du segnest dadurch auch die ganze Schöpfung.

8. Tag

Um nicht Opfer trügerischer Freiheiten zu werden, musst du deine Gedanken beobachten, deine Gefühle prüfen und feststellen, von welcher Art sie sind, ob sie freudig und erhebend sind, ob sie in anderen Freude und Harmonie bewirken, den Mitmenschen und der Schöpfung dienen.

Eine gute Methode ist Folgende: Jedes Mal wenn ein egoistischer oder weltlicher Gedanke aufsteigt, ersetze ihn mit einem geistigen.

Diese Übung ist von nicht zu überschätzender Bedeutung. Deine Umgebung erzeugt ständig gewöhnliche, weltliche, depressive, sinnliche Gedanken und Gefühle in dir. Es bildet sich so eine Kette von Assoziationen; du merkst es gar nicht, und schon bist du inmitten von selbstzerstörerischen, negativen Gedanken und Gefühlen! Achtsamkeit ist daher geboten.

Ersetze das Störende, das du siehst, mit einer herrlichen Blume Gottes, und darin - im Zentrum der Blume - stelle dir die Flamme des Göttlichen vor.

9. Tag

Gott schuf uns nach dem Bildnis Seiner eigenen Ewigkeit, aus der Substanz Seines eigenen zeitlosen Seins und in sich Selbst. Wir sind in Ihm, durch Ihn und können von Ihm nicht getrennt werden.

Was bedeuten in diesem Zusammenhang unsere menschlichen Unvollkommenheiten? - Sie werden durch unsere inneren psychologischen Schwächen, falschen Gedanken, Vorstellungen und gefühlsmäßigen Verstrickungen genährt und erhalten. Wachsen wir darüber hinaus, dann überwinden wir damit auch die menschlichen Unvollkommenheiten und bringen als bewusste Erfahrung das Bildnis Gottes zum Ausdruck, nämlich das Wesen, das Licht, die Liebe, den Frieden und die Schönheit, die das unendliche und ewige Sein Gottes in uns kennzeichnen.

In diesem Stadium lässt etwas tief in unserem Herzen die Wahrheit aufleuchten, die der Apostel Paulus im Brief an die Römer mit folgenden Worten ausspricht: "Der Geist selbst bezeugt es unserem Geiste, dass wir Kinder Gottes sind."

10. Tag

Wenn wir Gott grüßen, dann ist Gott verpflichtet, uns vor dem Feuer der Zeit zu schützen, uns gegen den Tod zu schützen.

Mrityumjaya: Er schützt uns vor dem Tod und verleiht uns Unsterblichkeit.

11. Tag

Gewöhnlich nimmt der Mensch Zuflucht zu diesem und jenem - zu sinnlichen Dingen. Der Gottliebende aber nimmt stets Zuflucht zur unendlichen Freude, zur unendlichen Liebe, zur unendlichen Schönheit, zur unendlichen Weisheit, zum unendlichen Leben.

Er spricht zur Göttlichen Mutter:

"Ich nehme Zuflucht zu Dir, o Göttliche Mutter."

Und das tut er immerzu, jeden Augenblick, jede Stunde, jeden Tag, sein ganzes Leben lang. Sein Halt ist die unendliche Gegenwart, die unendliche Schönheit und Liebe. Immer wieder kehrt sein Gemüt zurück zu dieser unendlichen Glückseligkeit - der Göttlichen Mutter.

 

12. Tag

Der Mensch ist normalerweise ein Sklave von Raum und Zeit. Raum und Zeit bestimmen sein Leben alle vierundzwanzig Stunden des Tages; sie bestimmen seine Gedanken, seine Gefühle, sein Schicksal.

Um sich davon zu befreien, nimmt der Gottliebende Zuflucht zur raum- und zeitlosen Gottheit.

Der gewöhnliche Mensch leidet unter der starken Wahrnehmung seines Körpers und seiner körperlichen Zustände. Er ist stets gehetzt von körperlichen Problemen und Ängsten.

Das Wesen des gottliebenden Menschen dagegen ist durchdrungen von der inneren Wahrnehmung seiner Zeitlosigkeit und Raumlosigkeit.

13. Tag

Es ist nicht schwer, die zeitlose, raumlose Wirklichkeit zu erfahren; du weißt ja schon, dass du sie im Tiefschlaf berührst. Diese Wirklichkeit ist dir also nicht unbekannt. Doch muss dir diese Wahrnehmung von dir selbst als dem zeit- und raumlosen Wesen erst noch bewusst werden. Du musst es ganz bewusst erfahren. Ein Weg dazu ist das ununterbrochene Beten und Dienen, die Gottesliebe, der Glaube und die universale Liebe, die immerzu im täglichen Leben zum Ausdruck gelangen sollen.

Für den, der Gott liebt, ist es nicht schwer, Gott in allem zu sehen. Weltlich gesinnte Menschen beklagen sich, dass es so schwer oder unmöglich sei, Gott in allem zu sehen. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn erstens haben sie keinen Glauben an Gott, und zweitens können sie sich nicht vorstellen, was Gott ist. Wie soll man Gott im Menschen sehen, wenn man nicht weiß, was Gott ist!

14. Tag

Du weißt ja, dass der Lebensatem in jedem Menschen ist. Dieser Lebensatem ist universal - er ist kein Privateigentum. Du kannst nicht behaupten, der Lebensatem gehöre dir persönlich! Dieser Lebensatem ist Gott. Wenn er den Körper verlässt, stirbt dieser. Dieser Lebensatem begeht keine Sünde. Das Gemüt sündigt, der persönliche Wille, das kleine Ich, das sehr egoistisch sein kann.

Verehre also insgeheim den Lebensatem in allen Wesen als Gott, denn er ist ein Ausdruck von Gottes Anwesenheit. Das ist eine Möglichkeit, Gott in allen Lebewesen zu sehen.

Eine andere bietet sich dir in der Tiefschlafanalogie: Im Schlafzustand erfährt die Seele jedes Menschen Zeitlosigkeit und Raumlosigkeit, eine zeit- und raumlose Stille, Frieden und Freude. Bete diese Stille und Zeitlosigkeit im Mitmenschen als Gott an! Wenn du das immer übst, wird dein Herz rein, und später offenbart sich dir Gott, wie Er ist, in allen Menschen.

 

15. Tag

Das Leben eines Gottliebenden ist eine ununterbrochene Anbetung, eine ständig fließende Liebe. Diese Liebe drückt sich in seinem Tun aus; wie sollte man sie sonst erkennen?

Liebe und Dienen sind die zwei Seiten einer Münze. Du liebst und dienst Gott - dadurch gibst du Gott nur zurück, was Er dir gegeben hat; Er hat diese Fähigkeiten in dir angelegt, damit du sie zum Wohle der ganzen Menschheit einsetzen kannst.

16. Tag

Der Gottliebende sieht die Seele der Seele in allen Menschen und betet sie an. Er nimmt die Eigenschaften des Göttlichen in allen Lebewesen wahr und verehrt das Göttliche in Gedanken. Die ganze Welt ist für ihn ein Altar Gottes. Der Boden unter seinen Füßen ist heilig; alles Leben ist göttlich. Er hat eine Vision Gottes in der ganzen Schöpfung, in der Raum-Zeit-Welt.

17. Tag

Dein Körper befindet sich in der Raum-Zeit-Welt, und in deinem Körper ist das Göttliche als der Beobachter deiner beobachtenden Intelligenz und auch sonst noch auf verschiedene Art und Weise anwesend.

Doch der Gottliebende betet das Göttliche nicht nur in der Raum-Zeit-Welt an, sondern er betet Gott auch in der zeitlosen, raumlosen, unbegrenzten Welt an. Bewusst dringt er ein in die unendliche Welt Gottes in seinem eigenen inneren Selbst und erfährt dort das zeit- und raumlose Göttliche und wird so selbst zeitlos und raumlos.

18. Tag

Zeit- und Raumlosigkeit werden für deine bewusste innere Erfahrung wirklich, sobald du als der Erfahrende mit dem Objekt der Erfahrung und dem Vorgang der Erfahrung zu einem verschmilzt.

Das geschieht unbewusst auch im Tiefschlafzustand. Ganz bewusst hingegen tritt der Gottliebende in diese Welt der Zeit- und Raumlosigkeit ein und betet Gott in totaler innerer Reinheit an.

In diesem Zustand gibt es keine Gedanken; und wo keine Gedanken sind, da ist Reinheit. Die Gedanken sind nämlich verantwortlich für Unreinheiten aller Art: gegensätzliche Gedanken wie Hass und Liebe, Gut und Böse.

Aber dort, wo Gedanken und Gefühle schweigen, wo die Dreiheit von Erfahrendem, Objekt der Erfahrung und Vorgang der Erfahrung zur Einheit geworden ist, da gibt es keine Sünde, nur totale Reinheit. In dieser Erfahrung Gottes wird die Intelligenz des Erfahrenden eins mit der zeit- und raumlosen Wirklichkeit Gottes.

19. Tag

Bevor du Gott erfahren kannst, musst du lange Zeit ohne Unterbrechung in Gedanken an Gott leben, musst du in Gottgefühlen leben, deine Tätigkeiten auf Gott ausrichten - für Gott, in Gott, durch Gott.

Das ist die Voraussetzung. Du musst dies ohne Unterbrechung praktizieren, willst du das Ziel erreichen. Es ist schließlich nicht irgendein Ziel: es ist das höchste überhaupt Erreichbare, die Krönung deines Daseins, die Aufgabe deines Lebens.

20. Tag

Viele geistig Suchende leben in ihren alltäglichen Gedanken und Gefühlen. Sie leben mit ihren Depressionen oder ihren Alltagsfreuden. Wenn jemand sie beleidigt, dann können sie es nicht lassen, den ganzen Tag daran zu denken. Während dieser Zeit ist Gott nirgendwo in ihrem Leben. Statt mit Gott zu leben, leben sie mit der Beleidigung. Das ist eine Untreue Gott gegenüber.

Der wahre Gottliebende ist immer bei Gott, in allen Lebenslagen; alles, was er sonst tut, ist nur Nebensache; er erledigt es automatisch, aber mit großem Dynamismus, mit ganzem Herzen und voller Effizienz, denn er arbeitet für Gott. Er bringt seine Arbeit in Liebe Gott dar, und Gott arbeitet durch ihn. Er widmet seine Kraft und Energien Gott, nicht dem Kummer, dem Vergnügen, der Depression. Er klammert sich ans Göttliche mit seiner ganzen Kraft, mit aller Entschlossenheit; so lösen sich viele Probleme von selbst. Mit fortschreitender Übung wird er zum Herrn über alle Umstände. Er wird zum Swami.

21. Tag

Ein Swami ist einer, der Herr der Umstände und Herr über das Gemüt ist - einer, der seine Gedanken und Gefühle beherrscht. Er ist kein Sklave seiner Gedanken und Gefühle wie ein gewöhnlicher Mensch. Er ist kein Sklave der Umstände und Verhältnisse, die ihn umgeben.

Wenn du beleidigt bist, bist du ein Sklave des Gefühls des Beleidigtseins, du kannst dich nicht davon lösen, es hat dich im Griff; das kleine bedeutungslose Wort eines anderen macht dich zum Sklaven.

22. Tag

Gotterfahrung ist das höchste Ziel und der höchste Schatz. Nur einige unter Millionen erreichen das Ziel. Die Natur braucht Milliarden von Jahren, um einen Heiligen heranzubilden. Es hat keinen Sinn zu sagen: "Ich will schnell Gotterfahrung!"

Die Voraussetzungen müssen zuerst einmal erfüllt werden.

Meistens denken die Leute nur an Gott, wenn sie in großer Not sind, wenn wirklich nichts anderes mehr hilft. Deshalb ist die Not eine große Gnade, ein Geschenk Gottes, weil sie dich zwingt, an Gott zu denken, dich an Gott als die einzige Lösung, als den einzigen Ausweg, zu klammern. In einem Notzustand hat man keine Zeit, Dummheiten zu begehen; man hat alle Hände voll zu tun, sich der Not zu erwehren und Gott um seinen Beistand und seine Gnade zu bitten: So treibt dich die Not in Gottes Arme.

23. Tag

Wenn du für dein Vergnügen lebst, ein verwöhntes Leben führst, dich auf Vergängliches stützt, dann ist dein geistiger Weg nur ein äußeres Gehabe, und bald hast du Gott ganz vergessen.

Das ist aber deine wirkliche Not, denn Gott zu vergessen ist die größte Not, das größte Unglück!

Darum klammere dich mit aller Kraft ans Göttliche, damit es nicht soweit kommt. Arbeite hart für deine Mitmenschen, bis du nicht mehr kannst. Doch die Kraft des inneren göttlichen Bewusstseins ist grenzenlos und unerschöpflich. Du wirst die Kraft erhalten, die du brauchst. So bitte Gott niemals, dich aus der Not zu befreien oder dich vor ihr zu verschonen; bitte dafür um die Kraft, sie mit Leichtigkeit und Freude ertragen zu können. In Liebe für das Göttliche, in Glauben an Gott kann man Berge versetzen. Da, wo ein weltlicher Mensch versagt und jammert: "Ich kann nicht mehr!", da - in der gleichen Situation - findet der geistig Strebende eine gute Gelegenheit, auf dem Pfad der Höherentwicklung einen großen Schritt vorwärts zu machen.

24. Tag

Gotterfahrung ist möglich, wenn das Karma zu Ende ist.

Karma ist ein Zustand der Sünde, ein menschlicher Zustand, der unsere bewusste Beziehung zu Gott unmöglich macht. Jedes Individuum hier auf der Erde ist an das Karma gebunden. Jeder Mensch ist ein Ausdruck des Karmas, eine Marionette des Karmas. Das bedeutet, dass er die Umstände wahrnimmt, die Umgebung durch die Sinnesorgane erfährt. In diesem Zusammenhang muss gesagt werden, dass auch die Vernunft, auch das Gemüt, das Herz, als Sitz der Gefühle, ein Sinnesorgan ist. Du erfährst die dich umgebende Welt durch die Sinnesorgane. All das ist Karma.

Du erfährst Gott hier und jetzt, wenn du deine gegenwärtigen Umstände als von Gottes Hand geschaffen anerkennst, mit ganzem Herzen und ganzer Seele, ohne den leisesten Zweifel alles als Gottes Gnade bejahst. Dann ist das Karma zu Ende, dann hast du als endliches Wesen plötzlich die bewusste Erfahrung des Unendlichen.

25. Tag

Es macht nichts, wie die Umstände sind, wenn du sie als Gottes Gnade betrachten kannst, wenn du hier und jetzt die grenzenlose Liebe Gottes erfährst und dich in deinem Herzen über diese Umstände freust, weil sie aus der Liebe Gottes hervorgegangen sind.

 

26. Tag

Wenn du sagst: "O Gott hilf mir, wenn Du existierst! Wenn du kannst, hilf mir!", dann zweifelst du von vorneherein, und wenn Gott dir dann nicht hilft, dann schimpfst du vielleicht noch über Ihn. Wenn du aber ein wahrer Gottliebender bist, dann hast du absolutes Vertrauen in Gott: Du zweifelst dann eher an deinem eigenen Leben als an Gott! Du denkst dann, das Leben auf dieser Welt sei nur ein Traum, eine Illusion, aber hast grenzenloses Vertrauen und absoluten Glauben an die Wirklichkeit Gottes hier und jetzt. Nichts ist dann so wirklich für dich wie Gott.

 

27. Tag

Was erfährst du jetzt, in deinem jetzigen Zustand? - Du erfährst die Welt, die dich umgibt, durch den Körper und seine Sinne, mit dem gewöhnlichen Menschenverstand; du bist eingefangen in dieses Netz, das die Sinnesorgane gewoben haben, wie eine Fliege im Spinnennetz. Es ist sehr schwer, da herauszukommen. Aber wenn du wirklich ans Göttliche glaubst, in der Liebe des Göttlichen bleibst und diese Liebe trotz aller Herausforderungen ausdrückst, wenn du dich selbst im Leiden freuen kannst und Gott dankst, auch wenn du im Maul des Löwen oder in den Händen des Todes bist, wenn du dann noch sagen kannst: "Herr, ich bin in Deiner Gnade, Du bist bei mir, Du bist unendliche Liebe, ich erfahre Deine Liebe, Deine Freude; Du bist grenzenlose Stille. Du bist alles für mich!", dann werden sich plötzlich alle Quellen der unendlichen Weisheit von selbst in dir öffnen, und der Guru freut sich, dass du seine Medizin geschluckt hast, dass du seine Methode richtig angewandt hast.

 

28. Tag

Gott allein ist wirklich - sonst nichts. Was ist dann dieser Berg? - Nichts anderes als eine Transformation des göttlichen Bewusstseins.

Jedes kleinste Körnchen Sand in diesem Berg enthält eine Unendlichkeit an Vollkommenheit, enthält alles.

Alles, was hier in der Welt geschieht, lässt sich aus jedem Blatt eines jeden Baumes, aus irgendeinem Punkt des Raums ablesen.

Der Raum ist leer für deine Sinne, aber nicht für den Mystiker: Für ihn ist der Raum erfüllt mit dem endlosen Reichtum Gottes, mit der Schönheit Gottes, mit dem Licht Gottes, mit dem Bewusstsein Gottes.

 

29. Tag

Intuition ist das unmittelbare Erkennen des Absoluten durch das Auge der Weisheit, im Gegensatz zu der Erkenntnis äußerlicher Objekte, die durch Anwendung der Sinne und des Intellekts gewonnen wird; es ist die Wahrheit, erlangt durch bewusste innere Wahrnehmung ohne die Hilfe oder das Wirken der Kräfte der Vernunft.

Intuition ist eine direkte Schau und Wahrnehmung der göttlichen Wirklichkeit, die dem manifestierten und unmanifestierten Universum zugrunde liegt.

In der Intuition - Erkenntnis, die aus dem Inneren entspringt - findet zunächst die Erfahrung des Aufleuchtens des Erkenntnislichts statt; daraufhin nimmt der Erkennende in seinem eigenen inneren Selbst seinen festen Stand.

30. Tag

Da die Intuition eine direkte übergedankliche Erkenntnis des Selbst ist, findet kein Denkvorgang statt, ebensowenig wie es hier eine Tätigkeit des Intellekts oder die Erfahrung einer Sinnesempfindung geben kann.

Bei der Intuition handelt es sich um eine innere geistige Erfahrung, die in Worten nicht angemessen beschrieben werden kann. Worte haben nur eine herkömmliche Bedeutung. Da die Sprache unvollkommen ist, kann sie diese ganzheitliche, unaussprechliche Erfahrung nicht in Worte fassen.

Das Denken und die Sinne brauchen, um funktionieren zu können, Raum und Zeit; aber die Wirklichkeit, die jenseits dieser räumlichen, zeitlichen und kausalen Ordnung der Dinge steht, kann nur durch die Intuition bergriffen und erkannt werden. Intuition ist jenseits der Relativität. Das Wissen vom Göttlichen wäre der Menschheit verloren gegangen, gäbe es nicht die Intuitionen und Offenbarungen der Seher und Weisen.

31. Tag

Intuition ist die einzige Methode zur Annäherung an die Wirklichkeit und die einzige Methode zur Erfahrung der Wirklichkeit.

Die letztliche Quelle aller Beweise ist die direkte, bewusste Erfahrung. Weder die Schriften noch die geistigen Seelen unter uns können uns auf äußerlichem Wege eine intime Erkenntnis und Erfahrung der Wirklichkeit anbieten, da Wirklichkeitserfahrung nur durch einen Akt des inneren Selbst erfolgen kann, das sich selbst sieht, wenn das Gemüt ungestört, vorurteilslos, ruhig und rein gemacht worden ist.

Intuition ist der einzige Weg, auf dem das Absolute in seiner Totalität und Integrität verwirklicht und erfahren werden kann. Die endlichen und begrenzten Sinne und der Intellekt können die Wirklichkeit - die unsterbliche und alldurchdringende - nicht erfassen.

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August 2005

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 30, Nr. 345

Herausgeber: Omkarananda Ashram
Anton-Graff-Strasse 41
CH 8400 Winterthur

Tel: 052 - 202 19 03

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CH 8400 Winterthur

World Wide Web Edition 2005