Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

September 2006

Kalender Jan2000



1. Tag

Haben wir Gott erst einmal zum Mittelpunkt unseres Lebens gemacht, wird die Welt ein großartiges Übungsgebiet für die Entfaltung unserer inneren Seelenkraft und unseres Bewusstseins.

Unsere Besitztümer und unser Reichtum, unsere Intelligenz und unser Wissen werden dann zu Mitteln unseres Fortschritts.

Lenke deine Aufmerksamkeit auf die Tatsache, dass das Göttliche jetzt bei dir ist. Tatsächlich war diese Wirklichkeit zu keinem Zeitpunkt und an keinem Ort je von dir getrennt. Gott ist die Substanz deines Lebens und wird dir immer beistehen, wird dir helfen zu wachsen und dich zu entwickeln.

Wenn wir Ihn erwählen, dann wird Er auch uns erwählen, dessen kannst du dir sicher sein.

Das Göttliche ist das Erste und das Letzte, in dem wir bewusst verankert sein müssen. Wenn du das tust, wirst du alle Arten von Segnungen im Leben empfangen. Mag sein, dass in den Anfangsstadien einige Schwierigkeiten auftauchen, doch im Laufe der Weiterentwicklung werden diese von dir abfallen.

Wenn die göttliche Wirklichkeit das zentrale Ziel deines Lebens geworden ist, dann wird die Welt für dich zu einem Bereich, in dem du die Gottheit erfahren kannst.

2. Tag

Der Erleuchtete, oder der Weise, ist eine Verkörperung göttlicher Weisheit, göttlichen Bewusstseins und göttlicher Erfahrung.

In allen Menschen sieht er das eine, allem zugrunde liegende göttliche Bewusstsein, Gottes Atem, das Bildnis Gottes, das Königreich des Himmels. Äußere Formen, Unterschiede in der Persönlichkeit und Eigenheiten des Wesens zählen bei ihm nicht.

Der offensichtliche Wechsel, den die Menschen Tod nennen, gehört nicht dem göttlichen Geist im Innern an. Das Leben setzt sich im Jenseits fort. Der Mensch schläft in der einen Umhüllung ein und erwacht nach kurzer Zeit wieder in einer anderen.

Der erleuchtete Weise hat den Tod mit seinen Schrecken hinter sich gelassen.

Der Weise kennt durch eigene Erfahrung und Einswerdung das, was sogar die größten Philosophen als das Unerkennbare und Unbekannte klassifizieren; er hat gefunden, was die Wissenschaftler als göttliche Unendlichkeit bezeichnen und ist selbst dem Zugriff des Todes entronnen.

3. Tag

Das wahre geistige Individuum, der Gottliebende, dient der Welt weit mehr als der Welt größte Geschäftsleute. Ein Mensch mit reinem Herzen, der in der Abgeschiedenheit seines Zimmers meditiert, hilft der Welt durch seine geistigen Schwingungen weit mehr als jene, die von der Kanzel predigen. Wie die Lichtwellen den weiten Raum durcheilen, so überwinden auch die geistigen Schwingungen große Entfernungen und bringen Tausenden Frieden und Kraft. Wenn sich der Meditierende über die Ebene des Denkens erhebt, durchdringt sein Bewusstsein die ganze Welt.

Unwissende Leute klagen fälschlicherweise den Meditierenden als selbstsüchtig an. Wie der süße Duft des Jasmin die Luft erfüllt, so erfüllen die Frieden spendenden, reinigenden und heilenden geistigen Schwingungen des Meditierenden den Raum und üben auf Geist und Leben anderer Menschen eine tief greifende Wirkung aus. Ein bloßer Kontakt mit einem wahren Meditierenden reicht aus, um bei den Menschen eine bleibende Einwirkung göttlicher Freude und Umwandlung zu bewirken.

4. Tag

Das Gebet erzeugt gute geistige Ströme und bringt Geistesruhe hervor. Es erhebt die ganze emotionale Natur zu einer Art strahlender Gemeinschaft mit der befreienden göttlichen Gegenwart und einem Gefühl der Einheit mit dem höchsten Sein. Die intensiven und gereinigten Gefühle, die im Akt des Betens erweckt werden, bewirken eine wohltuende innere Veränderung im Herzen.

Die empfängliche Haltung des in innere Stille getauchten betenden Geistes bringt die Seele des Menschen in Einklang mit dem Unendlichen. Das Gebet schließt das Herz des Menschen an die kosmische Kraftquelle unerschöpflicher Energien an und lädt es auf mit Kraft, Gnade, Energie und Licht.

5. Tag

Suche das Königreich des Himmels. Sei vollkommen wie der Vater im Himmel. Verwirkliche das Göttliche in dir und überall; das heißt, besitze die Kraft aller Kräfte.

Erkenne jenes Leben, das das Leben allen Lebens ist. Erkenne jene Wahrheit, die die Wahrheit aller Wahrheiten ist. Erfahre das Licht, das die Sonne erleuchtet, den Mond und die Sterne, das Licht, das ewig ist, das Licht, das hinter der Energie ist, auf die die moderne Wissenschaft das phänomenale Universum reduziert.

Was ist der Hintergrund, die Substanz, die erhaltende Kraft hinter der Elektrizität oder irgendeiner anderen Form von Energie im Universum? - Es ist die allerhaltende unendliche Existenz, die alles hervorbringende unendliche Bewusstseinskraft. Es ist das Selbst, das die wirkliche Energie hinter allen Energien ist. Es ist das unsichtbare Licht hinter allen sichtbaren Lichtern.

6. Tag

Was ist die Quelle aller Phänomene? Was ist jenes universale Prinzip, das hinter allem steht, was unsere Sinne erfahren?

Was ist jene höchste, unvorstellbare, unauslöschliche Kraft, welche die Millionen von Universen geschaffen hat?

Was ist jenes erstaunliche Ding, das man den menschlichen Geist nennt, das solche Wunder vollbringt und dennoch eine winzige Kraft ist im Vergleich zu dem, was hinter ihm steht? Was ist seine Quelle? Wer ist sein Schöpfer? - Das zu wissen oder zu erkennen heißt, das Selbst zu erkennen. Kennen wir den Schöpfer, kennen wir auch den Geist, die Welt, die Energie, das Leben, den Kosmos - alles. Im Reich des göttlichen Bewusstseins ist Erkenntnis Sein, und Sein bedeutet Haben. Erkenntnis bedeutet somit Haben.

Wenn wir also das Königreich des Himmels erkennen, haben wir es; und wenn wir es haben, dann haben wir auch alles Übrige. Wenn wir die zentrale Kraft haben, durch die, von der und in der alles in der Schöpfung erschaffen wurde, sind wir die wirklichen Eigentümer alles Erschaffenen. Darum ermahnt uns die Bibel: "Suchet zuerst das Königreich des Himmels und alles andere wird euch hinzugegeben werden."

7. Tag

In Augenblicken innerer Stille und Ruhe, wenn unser ganzes Wesen mit der alles absorbierenden Liebe zu Gott erfüllt und unser Bewusstsein von allen Fesseln befreit ist, strömen Offenbarungen, Intuitionen und Erleuchtung nach Erleuchtung in uns ein - wir werden Zeuge, wie sich die Erkenntnis der höchsten Wirklichkeit in uns ergießt, und wir gewinnen eine direkte Erfahrung des Wesens Gottes.

Der größte Beweis ist die direkte Erfahrung, und die Gültigkeit der Erfahrung beruht auf ihrer Universalität. Wenn wir von diesem Zustand des inneren Bewusstseins - der Erfahrung der Wahrheit - herabsteigen, uns mit unseren gewöhnlichen, täglichen Aktivitäten befassen und die Werke der großen Mystiker, der Menschen des Gottbewusstseins, die Werke der Heiligen sowie die heiligen Schriften der Religionen studieren, stellen wir fest, dass alles, was wir in jenen gesegneten Augenblicken erfahren haben, mit der Beschreibung solcher Erfahrungen in diesen Werken übereinstimmt.

8. Tag

Meister Ekkehard sagt: "Wenn du den Menschen verstehen willst, musst du zuerst Gott verstehen. Wenn du die Seele des Menschen ausloten willst, musst du die Seele Gottes ausloten." - Was hat das zu bedeuten? Es heißt nichts anderes, als dass die Seele des Menschen und Gott ein und dasselbe sind.

"Der Mensch ist Gott in Gott", sagt Heinrich Suso, und Katharina von Genua sagt: "Das Ich in mir ist Gott."

9. Tag

Ist es nicht so, dass all die bedeutenden Menschen der großen Religionen und Kulturen der Welt genau das Gleiche in verschiedenen Worten zum Ausdruck bringen, nämlich dass der Gott, den der Mensch sucht, im Menschen selber ist? Das ist die einmütige Erklärung aller großen Schriften, aller großen Mystiker, Heiligen und Philosophen, all jener, die von höchster Vernunft und Erfahrung beseelt waren.

Sollen wir diese universellen, zeitlosen, ewig wahren Aussagen annehmen, ohne sie einer angemessenen Prüfung zu unterwerfen? - Nicht notwendigerweise; wir können diese Aussagen überprüfen.

Besteht die Möglichkeit, dass wir diese Wahrheit, ganz auf uns allein gestellt, entdecken können? - Ja, denn die Fähigkeiten und die Veranlagungen, mit deren Hilfe die Großen des Geistes diese Wahrheit entdeckt haben, sind auch in uns angelegt. Intuitionen, Offenbarungen, erleuchtete Zustände des inneren Bewusstseins, hohe spirituelle Wahrnehmungen, innere Erkenntnis infolge der Aktivität des göttlichen Bewusstseins in uns sind nicht Privileg irgendeines großen Propheten. Sie sind das Vorrecht eines jeden, den Gott nach Seinem eigenen Bild geformt hat.

10. Tag

Was immer der letzte, endgültige Urgrund des Universums auch sein mag, der Grund von allem, was wir sehen, erfahren und schließlich unser selbst - dieser Grund ist höchst rational; man nennt ihn "Wahrheit", "ewige Wirklichkeit", "das unverursachte Sein", "das allvollkommene Königreich des Himmels" oder "Gott".

Sein Wesen ist Bewusstsein, Erkenntnis, Intelligenz, Licht, Kraft, Friede, Schönheit, Glückseligkeit, und er beherbergt in sich zahllose schöpferische Möglichkeiten und Fähigkeiten.

Wir können dieses Sein, diese Gottheit, diese Wirklichkeit zum Gegenstand unserer Erfahrung machen, indem wir die Eigenschaften entwickeln, die dieser höchsten Wirklichkeit angehören.

11. Tag

Die negativen und dunklen materialistischen Kräfte in der Welt sind so mächtig und so viele, dass unser geistiger Fortschritt sich zu einem schwierigen Prozess gestaltet.

Geistigen Fortschritt zu bewerkstelligen, ist keine leichte Angelegenheit. Alles andere in dieser Welt mag einfach sein, nicht aber das wirkliche Wachstum, die innere Entwicklung und der geistige Fortschritt. Deshalb gilt es, wachsam zu sein.

 

12. Tag

Der gleiche Atem, das gleiche Bild und Königreich Gottes ist überall und in allen Wesen.

Die Natur dieses Königreichs Gottes ist absolutes Bewusstsein, absolute Macht, absolute Freude. Es ist das Eine ohne ein Zweites. Es ist endlos in seinen Möglichkeiten.

Es wohnt nicht nur im Herzen eines jeden von uns, sondern ist überall im ganzen Kosmos gegenwärtig.

Das gesamte universale System ist nicht einmal ein kleiner, winziger Punkt im endlosen, raumlosen und zeitlosen göttlichen Sein.

Mit dieser Endlosigkeit, Zeitlosigkeit, Raumlosigkeit und unendlichen Vollkommenheit hat Gott uns ausgestattet.

Das ist die Wahrheit, die im inneren Gesetz unseres Wesens niedergelegt ist. Sie muss in einer bewussten Erfahrung, in einer bewussten Erkenntnis wiedergewonnen werden.

13. Tag

In gewissen Zuständen der inneren Stille und der Meditation berühren wir die Wirklichkeit in uns. Auch die Bibel sagt ja: "Sei still und erkenne, dass ich Gott bin."

Diese Stille ist keine äußerliche Stille, nicht eine physische oder psychologische Stille. Es ist eine innere Stille, eine geistige Stille, eine Stille, die tiefer ist als die Stille, die der menschliche Geist erzeugen kann.

Solange es jene Ruhelosigkeit und die siedenden, negativen, dunklen Kräfte im Unbewussten und Unterbewussten gibt, wie kann da Stille im Menschen sein?

Wahre Stille ist im Grunde genommen eine Eigenschaft und ein Charakteristikum einer entwickelten inneren geistigen Natur. Eine solche Stille kann uns helfen, Gott zu erkennen.

14. Tag

Spirituell weise Individuen können von äußeren Ereignissen nicht erschüttert werden. Sie beziehen sich beständig auf die göttliche Macht, auf Gott. Sie sind von der Tatsache überzeugt und haben vollkommenes Vertrauen in die Wahrheit, dass sie das Bild Gottes sind und Gottes Gegenwart und Kraft in ihnen ist, wie auch in den Herzen aller Wesen; dass ihr wirkliches Leben, ihr wirkliches Herz unzerstörbar ist, weil es der Gottheit angehört, sich in der Gottheit befindet.

Sie wissen, dass in einem Körper geboren zu werden oder den Körper im Tode zu verlassen, ihren inneren Zustand nicht berührt; dass die Mühen, Schwierigkeiten und Tragödien der Existenz nicht von Dauer, sondern von flüchtiger Natur sind und eine Notwendigkeit für die Entwicklung darstellen.

 

15. Tag

Wenn der Same sich nicht spaltet, kann er nicht zur Pflanze heranwachsen. Das ist das Gesetz in der Welt. Das ist es, was mit allem Zeit- und Raumgebundenen geschieht, solange nur Körper, Gedanken und Gefühle erfahren werden.

Alles Wachstum ist von Schmerzen, Leiden, Opfern begleitet, doch die Ergebnisse sind wunderbar.

Die geistigen Individuen sind ruhig, von Frieden erfüllt und tragen in sich eine große Stille, wie ruhelos ihr äußeres Leben auch sein mag. Ihr Herz ist im Glauben an Gott gegründet, sie sind sich ihrer strukturellen, organischen, unzertrennlichen Beziehungen mit dem Unzerstörbaren bewusst.

Sie wissen, dass Gott bei ihnen, mit ihnen, um sie herum ist, dass Er sie beobachtet und ihnen hilft. Sie wissen, dass sie von Gott gestaltet sind und von der Gnade Gottes genährt werden, die unendlich mächtiger ist als die Ereignisse, Umstände und Bedingungen des äußeren Lebens.

Da sie sich von einer unzerstörbaren Essenz erhalten wissen, die in der Tat auch den ganzen Kosmos und alles, was darin ist, erhält, sind sie sich auch ihrer eigenen Unzerstörbarkeit bewusst.

16. Tag

Die hauptsächliche Bedingung zur Wiederherstellung der für die Erkenntnis der göttlichen Wirklichkeit erforderlichen Stille und Ruhe ist die Fähigkeit, von äußeren Dingen unberührt zu bleiben.

Es ist wahr, dass das Wetter schlecht ist; es ist wahr, dass wir das Wetter nicht ändern können. Aber warum sollen wir dem Wetter erlauben, uns zu beherrschen, so dass wir infolgedessen unsere Ruhe verlieren und in Düsternis versinken?

Unnötigerweise erlauben wir den Umweltbedingungen, uns zu beherrschen, und verstricken uns dadurch in eine Art Ruhelosigkeit und Düsternis. So geht es nicht. Das Wetter kann man nicht ändern, die Umstände kann man nicht ändern, doch mit ein wenig ruhiger Überlegung und Intelligenz können wir unsere Stimmung kontrollieren und in anderer Weise auf das Wetter reagieren. Eine kleine Änderung unserer Einstellung genügt, um aus dem schlechten Wetter, den unangenehmen Umständen etwas Gutes zu machen, für das wir sogar dankbar sein können, so dass wir mit einem Lächeln im Herzen weiterarbeiten. Das ist ein Weg zur Selbstbeherrschung und somit auch ein Weg, über den Einflüssen der Umgebung und der Welt zu stehen.

17. Tag

Wir können die Leute um uns herum nicht ändern. Wir können aus einem schlechten keinen guten Menschen machen, aber wir können uns selbst ändern. Wir brauchen nicht aufhören gut zu sein, weil die Leute um uns herum nicht gut sind.

Wenn wir so handeln, sind wir nicht nur willensschwach, erlauben wir nicht nur der Umgebung, uns zu beherrschen, sondern wir verlieren auch noch unseren Frieden, unser Glück und die Kraft, die wir brauchen, um weiterzugehen und zu wachsen.

Aus diesem Grund sind Selbstbemeisterung und Weltbemeisterung - das Unberührtsein von den wechselnden Umständen der Welt - eine wesentliche Voraussetzung für die geistige Entwicklung und das Erlangen der inneren Stille.

Wir müssen uns selbst meistern, bevor wir die Welt meistern können. Wir müssen Herrschaft über Welt, Umgebung und Umstände erlangen - über alle äußeren Gegebenheiten. Wir müssen zum Meister unser selbst und der Welt heranwachsen.

18. Tag

Meister der Welt zu sein, Herrschaft über die Welt zu haben, heißt nicht, dass wir anderen unseren Willen aufzwingen, heißt nicht, dass wir uns des Eigentums anderer bemächtigen, heißt nicht, dass wir irgendeinen Einfluss auf andere ausüben oder sie mit unserer Überlegenheit unterdrücken.

Die Welt zu beherrschen bedeutet - in unserem Sinne - der Welt nicht zu erlauben, uns zu beherrschen.

19. Tag

Die Welt darf nicht unser Meister sein.

Wir müssen Meister der Umstände, der Ereignisse, Erfahrungen, der Gefühle, der Gedanken sein, also Meister unser selbst.

Wenn ich auf die Umstände und Ereignisse reagiere, habe ich ihnen zum Sieg über mich verholfen und lasse mich von ihnen beherrschen.

Wenn ich aber nicht reagiere, bleibe ich Meister der Umstände und Ereignisse; die Stille in mir wird nicht gestört, und ich kann diese Stille zu einer weiteren Vertiefung der inneren Stille nutzen, indem ich meine Einstellung ändere und meinem Leben so jene Erhabenheit zu Eigen wird, die sich in glücklichen, friedlichen, göttlichen und geistigen Träumen zeigt, die nicht von den dunklen Kräften des Unbewussten gestört werden.

Um das zu erreichen, ist eine totale Umwandlung unseres ganzen Wesens erforderlich. Wir müssen die geistigen Disziplinen Tag für Tag praktizieren, bis alles Unreine und Begrenzte in uns verbrannt und umgewandelt ist in echte geistige Kraft.

20. Tag

Wir müssen eine vielseitige Stille in unserem vielschichtigen inneren Wesen entstehen lassen, das heißt, unser Gefühlsleben muss ruhig, unser Denken harmonisch, unsere Seele von Frieden erfüllt und unser Wille im Bewusstsein der Allmacht Gottes entspannt sein.

Unser Herz muss in aller Unschuld vollkommen und absolut darauf vertrauen, dass der allbarmherzige Gott immer bei uns ist. Unser Geist hat Abstand zu nehmen von den Ereignissen, Umständen und Gegebenheiten des täglichen Lebens und der täglichen Erfahrung.

Dies alles ist unentbehrlich, wenn die Größe unserer Seele in unserer täglichen Arbeit zur Auswirkung kommen soll. Wir müssen nicht nur unsere psychologischen und moralisch-emotionalen Unvollkommenheiten verstehen lernen und sie eindämmen, sondern auch die anderen Dimensionen in uns begreifen - die höheren Dimensionen des göttlichen Bewusstseins.

Der wahre Genius des Lebens besteht in unserer Fähigkeit zu erkennen, was wir sind, und zu wissen, dass wir uns immer in Gott, im göttlichen Bewusstsein, befinden. Und wo ist Gott? Wo ist dieses unbegrenzte Bewusstsein? - Es ist hier, dort, überall, innen und außen.

21. Tag

Ein allsehendes, zeitloses, unzerstörbares Bewusstsein, das Gott genannt wird, und ohne das wir nicht leben können, wohnt in uns. Es ist unsere wesentliche Natur.

Der Körper wird geboren und stirbt, Gedanken und Gefühle steigen auf und verschwinden wieder, Freude und Schmerz kommen und gehen, doch das Bewusstsein - das Sein Gottes, das Bildnis Gottes in uns - kommt nicht und geht nicht. Es ist immer da. Es ist allvollkommen.

Man kann es entweder durch Glaube und Liebe oder durch Reinheit und andere Disziplinen erkennen. Dazu ist es nicht genug, dass wir moralisch gut und rein sind, obwohl dies eine unabdingbare Voraussetzung darstellt.

Nur die Erleuchtung, die von der Gegenwart Gottes ausgeht, bewirkt eine solche Erkenntnis. Wenn der Teich nicht vom Ozean überflutet wird, kann er nicht wirklich rein sein, er kann seine Reinheit nicht auf die Dauer bewahren, er kann nicht die Stärke, die Größe und die Majestät des Ozeans gewinnen.

22. Tag

Das kosmische Bewusstsein ist jener Zustand des inneren Bewusstseins, in dem wir in unmittelbarer Erfahrung eben dieses Bewusstseins¥ in allem, was wir sehen, wahrnehmen.

Das kosmische Bewusstsein ist das göttliche Sein im Universum, in dir, in allen Wesen und Dingen. Es ist der Urgrund der Existenz alles Seienden. Es ist die Grundlage der ganzen kosmischen Manifestation.

Weil das so ist, hat die Bibel die Kraft und Macht zu sagen, dass das Königreich des Himmels in jedem von uns ist, denn dieser Gott ist uns näher als unser eigener Atem, näher als unsere Halsschlagader.

In diesem Zustand des Bewusstseins erfährt der Mensch jeden Baum, jede sich bewegende und ruhende Form, die Sterne, die Planeten oder den leeren Raum als Bewusstsein, und er ist direkt von Angesicht zu Angesicht mit diesem wundervollen, allschöpferischen, vollkommen schönen Licht des göttlichen Bewusstseins oder Gottes.

23. Tag

Es gibt nichts, das nicht mit dem Bewusstsein des Ich, mit dem höchsten Bewusstsein, vibriert.

Das ist die endgültige Wahrheit. Das ist eine unwiderlegbare Tatsache.

24. Tag

In der langen Zeit der menschlichen Geschichte hat es immer einige Individuen gegeben, die zu einer direkten Erfahrung der Tatsache, dass alles Gott ist, gefunden haben.

Um unser inneres geistiges Bewusstsein zu bereichern, wollen wir versuchen, dieses fundamentale, universale, überall gegenwärtige und alles beseelende göttliche Bewusstsein genauer zu betrachten.

Auf dem Hintergrund dieses schöpferischen Bewusstseins kommt alles zur Entfaltung, wird alles möglich.

25. Tag

Wir schließen jetzt unsere Augen und sehen nichts, hören nichts, wissen nichts, erfahren nichts.

Plötzlich steigen Gedanken auf, und wir nehmen sie wahr. Das beobachtende Bewusstsein ist das erfahrende Subjekt, die aufsteigenden Gedanken sind die Erfahrungsobjekte, und es gibt noch den Vorgang der Erfahrung, der die Erfahrung möglich macht.

Wenn schlechte Gedanken aufsteigen, sind wir unglücklich; wenn angenehme Gedanken aufsteigen, fühlen wir uns glücklich und wollen diese Gedanken behalten. Leider wollen sie nicht dableiben, und wir sind mit einem Problem konfrontiert - unserem ruhelosen Geist.

Schließen wir jetzt auch die Augen unseres Geistes. Kein Gedanke steigt auf, wir erfahren nichts: kein Gedanke, kein Gefühl - nichts. Es sind keine Objekte wahrzunehmen. Da keine Objekte wahrgenommen werden, gibt es auch keinen Prozess der Wahrnehmung. Wir erfahren das objektlose Bewusstsein, in dem es nichts zu erfahren gibt: Es herrscht eine große Stille, eine große Ruhe.

Diese Stille, diese Ruhe kann uns helfen, Gott zu erkennen, Gott zu erfahren. Könnten wir auch nur fünf Minuten in diesem objektlosen Bewusstsein verweilen, dann wären wir höchst erleuchtet.

 

26. Tag

Was ist Reinheit des Herzens? - Es ist Freisein von jeder Art nutzloser, unnötiger Gefühle und Gedanken - es ist die Stille des Geistes.

Wenn wir aber versuchen, diese Stille herzustellen, werden uns Hunderte von Gedanken angreifen. Das kommt von der fehlenden Harmonie und Reinheit unserer inneren Natur.

Aus diesem Grund ist eine Umwandlung unseres Geistes unumgänglich.

 

27. Tag

Angenommen, wir verharren eine lange Zeit im Zustand der Meditation und erreichen dieses objektlose Bewusstsein, das frei ist von Wahrnehmungen, in dem man nichts sieht, hört oder weiß, in dem man sich selbst durch das Bewusstsein, als Bewusstsein und im Bewusstsein erfährt. Wenn wir schließlich wieder aus diesem Zustand auftauchen, dann werden wir finden, dass sich der Baum, die Menschen auf der Strasse und die strahlende Sonne in göttliches Bewusstsein verwandelt haben.

Alles ist für uns dann göttliches Bewusstsein. Obwohl wir viele Dinge sehen, befasst sich unser Bewusstsein nur mit dem, was diese Dinge ihrem Wesen nach, ihrem wahren Gehalt nach sind: Bewusstsein.

Wir leben dann sozusagen auf zwei Ebenen des Bewusstseins gleichzeitig. Wir sehen die Menschen die Strasse überqueren, wir sehen den Weg, auf dem wir gehen, wir sehen etwas, das man ‚Baum' nennt und etwas, das man ‚Sonne' nennt, doch in all diesen Verschiedenheiten erblicken wir nur das, was ihr zugrundeliegendes Wesen ausmacht: das göttliche Bewusstsein. Nichts kann uns mehr erschrecken, alles ist von Entzücken erfüllt.

 

28. Tag

Wir schließen unsere Augen, machen Herz und Geist vollkommen still. Wir erfahren ein objektloses Bewusstsein. Was sehen wir? - Bewusstsein. Womit sehen wir dieses Bewusstsein? - Mit dem Bewusstsein. Worin sehen wir dieses Bewusstsein? - Im Bewusstsein. Als was sehen wir dieses Bewusstsein? - Als Bewusstsein.

Wir werden Bewusstsein. Wir sind Bewusstsein. Es gibt keine zwei Dinge. Es gibt keinen Raum, keine Entfernung, keine Zeit.

Dieses Bewusstsein ist alles und befindet sich überall, und doch ist es unendlich mehr als alles.

 

29. Tag

Schließen wir unsere Augen, bringen wir unser Denken zur Ruhe, beobachten wir das Bewusstsein in uns! Beobachten wir das beobachtende Bewusstsein!

Was sehen wir? - Nichts! Was geschieht? - Nichts! Wo sind wir? - Hier, in eben diesem Bewusstsein. Dehnen wir uns in diesem Bewusstsein sechzig Billionen Kilometer aus. Wo sind wir dann? - Hier!

Je mehr wir unser Bewusstsein ausdehnen, desto mehr ist es hier. Dehnen wir unser Bewusstsein über das ganze Universum aus. Wo sind wir dann, wo ist unser Bewusstsein? - Hier! Wo ist die Entfernung? - Es gibt keine Entfernung, keinen Raum, keine Zeit. Je weiter wir wandern, desto mehr sind wir hier.

Wenn die Menschen ein wenig Geduld hätten, könnten sie die Wunder, die im Atem Gottes in ihnen enthalten sind, erleben.

Was ist dieser weite, undurchquerbare Raum für uns? Was ist Gott? - Ein unbegrenztes Sein, wie wir es in Wahrheit ebenso sind.

Und was ist das Universum, was ist der Kosmos? Was ist dieses weite, verblüffende, geheimnisvolle Universum mit seinen vielen Billionen Sonnen, mit seinem endlosen, unermesslichen Raum? - Es ist nicht einmal so groß wie eine Nadelspitze in der Raumlosigkeit des Bewusstseins, das Gott ist.

30. Tag

Wo ist Gott? Wo ist dieses unermessliche göttliche Bewusstsein? - Dieser Gott ist uns nahe. Er ist in uns als unser wahres Selbst. Das ist es, was der Mensch sucht.

Zu jedem Zeitpunkt, in dieser Sekunde, in dieser Minute können wir, unterstützt von der Reinheit unserer Natur, der Liebe zu Gott und der Gnade Gottes, in dieses objektlose, wunderbare, zeitlose, raumlose Bewusstsein in uns selbst eintreten.

Der Gott, den wir suchen, ist nicht außerhalb von uns. Er ist direkt in uns selbst.

Wir können in die zeitlose Ewigkeit überwechseln. Gott ist Seiner wirklichen Natur nach zeitlose Ewigkeit. Gott als in der ganzen Manifestation - der Schöpfung oder dem Kosmos - gegenwärtig, ist die Ewigkeit der Zeit. Beide sind eines: diese Ewigkeit der Zeit und die zeitlose Ewigkeit.

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Juni 2006

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 31, Nr. 359

Herausgeber: Omkarananda Ashram
Anton-Graff-Strasse 41
CH 8400 Winterthur

Tel: 052 - 202 19 03

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World Wide Web Edition 2006