Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

November 1996

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1. Tag

Heutzutage ist es nicht der Osten, sondern der Westen, der nach höheren Werten sucht und ein ernstes Verlangen nach Gott und der Gotterfahrung zum Ausdruck bringt.

Das ist eine natürliche Konsequenz des materiellen Überflusses, welchen die westliche Gesellschaft sich geschaffen hat.

Heute ist sich der westliche Geist - in seiner besten Verfassung und kulturellen Sensitivität - zutiefst der Begrenzungen eines rein materialistischen Lebens bewusst.

 

2. Tag

Die Vernunft kann Dich zu einer mächtigen Erfahrung des Göttlichen führen. Wenn man Dir lediglich sagt: "Hier ist Gott, bitte glaube an Ihn", dann ist das nur ein blosser Glaube, der bei jeder Gelegenheit zusammenbricht. Die Studenten sagen, dass es keinen Gott gibt, und der Professor behauptet, dass es dumm und primitiv ist, an Gott zu glauben - und schon ist es mit dem Glauben aus. Alles kann diesen Glauben zerbrechen.

Die Vernunft hingegen stärkt den wahren Glauben ans Göttliche. Wenn es, wie die Vernunft entdeckt hat, nur eine Wahrheit, eine Wirklichkeit gibt, dann ist diese Wirklichkeit überall. Wenn sie überall ist, kann man auch überall, zu jeder Zeit Kontakt mit ihr aufnehmen, sie erfahren, sie erkennen und an ihrem Frieden und Glück teilnehmen.

 

3. Tag

Das Gemüt ist ein Prinzip, das in der Welt der Dualitäten arbeitet. Es sagt Dir, dass es jetzt Nacht ist, dass es kalt ist oder dass die Person, die neben Dir sitzt, Dein Feind ist.

Das Gemüt ist der Schöpfer dieser Welt der Begrenzungen, der Gegensätze; es ist ein Prinzip, das in Raum und Zeit arbeitet, während das göttliche Bewusstsein in Dir zeit- und raumlos, unendlich und unbegrenzt ist.

Dieses Bewusstsein ist Gott in Dir.

 

4. Tag

Ist Liebe eine Eigenschaft der Materie? - Sicher nicht! Liebe ist eine Eigenschaft des Geistes Gottes in uns. Die Anwesenheit des Geistes Gottes in uns bewirkt, dass wir an Gott glauben und die Lehren Jesu Christi instinktiv bewundern und anerkennen. Weil der Geist Gottes in uns ist, steigen ständig geistige Ideen in uns auf, erhebt sich das Verlangen, Gott zu erkennen, Ihn zu fühlen, Ihn zu erfahren.

 

5. Tag

Durch Deine eigene Kraft, Stärke und Weisheit kannst Du Deine negativen Emotionen nicht überwinden. Eine höhere Kraft und ein grösserer Wille sind erforderlich, um einen schnellen und vollständigen Sieg über Deine negative Seite zu erringen.

Auch solltest Du nicht danach streben, Deine negativen Emotionen, wie Ärger oder Abneigung, zu kontrollieren, sondern versuchen, sie durch etwas Positives zu überwinden, zum Beispiel dadurch, dass Du Liebe entwickelst. Wenn die Liebe immer stärker wird, nehmen die negativen Emotionen entsprechend ab.

 

6. Tag

Nur im Gottbewusstsein können Sicherheit, Vollkommenheit, Frieden und Freude sein.

Nur im Gottbewusstsein hast Du endose kreative Kräfte und Möglichkeiten.

7. Tag

Deine rastlose Suche nach Frieden, Glück, Furchtlosigkeit und Unsterblichkeit zeigt, dass diese Eigenschaften schon in Dir angelegt sind und nur darauf warten, verwirklicht zu werden.

8. Tag

Wenn wir allmählich immer reiner und immer mehr von Liebe erfüllt werden, haben wir natürlicherweise auch immer mehr teil an der Allwissenheit Gottes.

Dann erschliessen sich uns Vergangenheit und Zukunft wie ein offenes Buch.

Für den wissenschaftlichen Geist klingt das unglaubwürdig, doch ist dies eine Tatsache der Erfahrung für unseren inneren Geist.

9. Tag

Unser Hass, unsere schlechten Gedanken, die negativen Kräfte, die wir aussenden, und unsere destruktiven Handlungen müssen sich irgendwo auswirken.

Unglücklicherweise ziehen sie die Elemente der Erde in Mitleidenschaft und diese reagieren auf eine Weise, die in Naturkatastrophen endet.

Diese Katastrophen, die über die Menschheit hereinbrechen, sind jedoch nicht unvermeidlich oder unbedingt notwendig.

Sie sind aber unausweichlich, wenn die Menschheit über einen langen Zeitraum hinweg den falschen Pfad beschreitet.

10. Tag

Was geschieht wirklich mit jenen, die sich Gott in Hingabe unterwerfen? - Sie werden übermenschlich und stellen einen direkten Kontakt mit der unendlichen Kraft und Vollkommenheit her.

Was für die anderen wie Fortschritt aussieht, ist in ihren Augen Unsinn.

11. Tag

Es ist Dir möglich - und es ist letztlich auch unvermeidlich -, Deine Weisheit und Liebe zu vertiefen.

In letzter Analyse gibt es keine Kraft, keine Macht, keinen Umstand im Leben, den Du nicht durch Deine Liebe zum Göttlichen und Deine Annäherung an die göttliche Gnade meistern kannst; denn Gott ist nicht weit von Dir entfernt; Er ist eine Kraft und eine Gegenwart, die Du hier und jetzt erreichen kannst.

 

12. Tag

Denken wir daran, dass, obwohl negative Kräfte rund um die Welt am Werk sind, es auch gute und positive Kräfte gibt, die für den Frieden arbeiten. Der grösste Dienst, den wir der Welt und uns selbst erweisen können, ist, den negativen Kräften im Leben keine Aufmerksamkeit zu schenken.

Konzentrieren wir uns auf alles, was gut in uns ist, und versuchen wir, es bis zu einem unbegrenzten Ausmass zu entwickeln. Anstatt die Bewegung der Menschheit in Richtung Zerstörung zu erwarten und zu beobachten, lasst uns lieber ernsthaft und mit grosser Kraft zu Gott um Frieden, Entwicklung und Glück für die Menschheit beten.

Unsere Gebete segnen nicht nur die anderen, sondern auch uns selbst.

  

13. Tag

Das göttliche Bewusstsein wird nicht in Mitleidenschaft gezogen von dem, was auf der Erde oder in den universalen Systemen geschieht.

Auch zehntausend Atombomben können der inneren Seele nichts anhaben. Die Kernwaffen können nur das zerstören, was vergänglich ist, nicht aber das Unvergängliche. In den weiten universalen Systemen sind Kernexplosionen an der Tagesordnung, Tausende von Welten werden jede Sekunde zerstört und wiedererschaffen.

Die Menschheit kann nicht ein einziges Leben erschaffen, aber Gott ist unbegrenzt in Seinen schöpferischen Fähigkeiten und kann Millionen von Menschen in einem einzigen Augenblick erschaffen.

Unsere kleine Erde ist nur ein Staubkörnchen im weiten Raum, und das ganze universale System ist nichts für Gott; Er kann es einfach aufrollen wie eine kleine Matte.

14. Tag

In dem Augenblick, in dem wir eins werden mit dem Selbst, wenn wir in Gemeinschaft mit dem Göttlichen sind, wenn der Tropfen unserer menschlichen Existenz im Ozean des göttlichen Bewusstseins aufgeht, werden wir zum höchsten Eigentümer aller Universen.

 

15. Tag

Das Selbst, das wir verwirklichen sollen, ist nicht das psychologische, emotionelle, sündige, schwache, kleine persönliche Selbst - sondern die Gottheit in uns.

Es ist das reine, selbstleuchtende, sich selbst enthaltende, unsterbliche Prinzip in uns. Es ist das reine und allvollkommene Königreich des Himmels in uns.

Wenn wir also nach einer Erfahrung Gottes suchen, suchen wir auch nach einer Erfahrung des Selbstes, weil das Selbst Gott und Gott das Selbst ist.

16. Tag

Unter den verschiedenen Formen des Gebets gibt es auch solche, die sich ausschliesslich damit befassen, um weltliche Gaben zu bitten.

Daran ist nichts Falsches. Jedes Kind Gottes, jeder auf der Erde geborene, hat das Recht, von Gott alles zu erbitten, was für ein glückliches, sich entfaltendes Leben notwendig ist. Deswegen können wir Gott auch um weltliche Gaben bitten.

Doch es wäre Weisheit von unserer Seite, wenn wir Gott um Gnade, Licht, Erkenntnis und mehr Glauben bitten würden; denn wir wissen aus unserer eigenen täglichen Erfahrung, dass wir, auch wenn wir alles haben, was wir für ein glückliches Leben brauchen, dennoch unglücklich sind.

17. Tag

Unsere Weisheit und Liebe zu Gott müssen uns überzeugen, dass wir vom unendlichen Gott die Mittel für das Erlangen des Königreichs des Himmels erbitten sollen, nicht aber die Mittel, um die Welt zu erbauen, die wir uns wünschen. Denn mehr als alle Gebete haben Wissenschaft und Technologie uns bereits die Mittel zur Verfügung gestellt, mit denen wir ein künstliches, materielles Paradies erbaut haben:

Wir fliegen in kurzer Zeit über die Ozeane, besiegen Krankheiten, verlängern das Leben und richten Zentren des Wissens ein; wir sind Herr über die Natur, über Wasser, Luft und Land. Und dennoch sind wir genauso unglücklich und ruhelos wie die Menschen vor Tausenden von Jahren.

Deshalb ist es nicht weise, von Gott jene Mittel zu fordern, die schon versagt haben und weiterhin trotz aller Versprechungen darin versagen werden, uns Frieden, Freude und Glück zu garantieren..

18. Tag

Es gibt kein Gebet, das Gott nicht hört. Er ist ein allhörendes Ohr, ein allsehendes Auge.

Wir befinden uns nicht in einer materiellen Welt, wir sind Wesen in Gottes alles fühlendem Herzen, jeden Moment empfangen wir eine Antwort vom Göttlichen, und jedes Gebet, das aus der Liebe eines Herzens, aus dem Glauben einer Seele, aus der Erkenntnis eines gereinigten Gemüts aufsteigt, wird beantwortet.

Gott hört uns immer zu, doch haben wir noch nicht die Fähigkeit entwickelt, Ihn zu hören. Gott sieht uns immer, doch haben wir unsere Augen noch nicht geöffnet, um Ihn zu sehen. Gott hegt stets Gefühle für uns und giesst Seine Liebe auf uns aus.

Durch unsere Unwissenheit, unseren Egoismus, unsere Eitelkeit und Selbsttäuschung - was die Bibel Sünde nennt - sind wir daran gehindert zu lernen, die Türen zu öffnen, damit Seine Liebe, Sein Licht und Seine Gnade uns überfluten können.

19. Tag

Das ganze Leben kann zu einem Leben des Gebets gemacht werden. Das Leben zu einem Gebet zu machen, ist sehr wesentlich. Alles im Leben muss uns an Gott erinnern.

Die brennende Kerze muss uns sofort auf das allgegenwärtige unendliche Licht einstimmen.

Die Schönheit in der Natur muss unser Gemüt sofort zu einer Erfahrung der unbeschreiblichen, unendlichen Schönheit der Gottheit erheben.

Die Zärtlichkeit und Liebe einer Mutter muss uns sofort intensiv an das allbarmherzige, all-liebende Wesen des Göttlichen gemahnen.

Was wir auch sehen, es muss uns sofort an Gott erinnern. Jeder Umstand und jeder Schritt im Leben muss uns mit dem unendlichen göttlichen Bewusstsein in Einklang bringen.

 

20. Tag

Gott ist ein Fluss mit alles reinigendem, alles transformierendem, alles heilendem Wasser.

Es nützt nichts, am Ufer dieses Flusses zu stehen und "Herr, Herr!" zu rufen. Ein solches Rufen bleibt ohne Folgen.

Wenn ein Gebet wirkungsvoll sein soll, muss der Betende im Fluss untertauchen. Nur dann kommen die heilenden, reinigenden, transformierenden Eigenschaften des Gottbewusstseins voll zur Wirkung.

21. Tag

Einige Gebete fallen unter die Bezeichnung "Meditation".

Das "Gebet der Erkenntnis" besteht aus einem beständigen und fortgesetzten Gewahrsein, dass Gott dem ganzen Universum innewohnt, dass Er der Hintergrund und die Grundlage alles Existierenden ist.

22. Tag

Gebet ist eine Art, mit Gott zu sprechen und zu wandeln.

Gebet ist jeder Zustand unseres inneren Bewusstseins, in dem wir intensiv der Gegenwart und Kraft Gottes gewahr sind.

Gebet ist ein Weg, mit Gott zu kommunizieren.

Gebet ist die Kunst, unser Gemüt zu erheben und beim göttlichen Bewusstsein zu verweilen. Es ist eine Art Gottverbundenheit. Es ist ein Wiedererlangen der inneren Erfahrung unserer innigen und dynamischen Beziehungen zum Unendlichen.

Es gibt viele Arten und Formen des Gebets. In der Tat hat jede individuelle Seele ihre eigene, besondere Art, sich Gott zu nähern.

23. Tag

Ein wirkungsvolles, erfolgreiches, wahres Gebet ist eines, das sich aus den feinsten Energien der menschlichen Emotion der Liebe formuliert, ein Gebet, in dem das ganze innere Wesen des menschlichen Individuums als eine einzige Flamme auflodert und die Gegenwart und das Bewusstsein Gottes berührt.

24. Tag

Das Gebet muss zu einem ununterbrochenen Strom werden, der Tag für Tag fliessen muss.

Doch ist es notwendig, Millionen von Gebeten zu sprechen, bevor man zum Heiligen wird, bevor etwas von der Natur und dem Charakter des göttlichen Wesens in unser eigenes Wesen und Verhalten eingeht.

25. Tag

Das Gebet ist eine wunderbare Kunst, ins Göttliche hineinzuwachsen. Es ist ein herrlicher Prozess der Selbsttransformation, da im Zustand des Gebets das ganze Wesen des Menschen emporsteigt und das Göttliche fühlt, erkennt und erfährt.

Man kann sagen, dass das Gebet die menschliche in die göttliche Natur umwandelt, uns von allen menschlichen Begrenzungen befreit und uns in eine unbeschreibliche Welt des Friedens, der Freude, der Stärke, der Erkenntnis, des Lichts und des kreativen Bewusstseins entlässt.

 

26. Tag

Es ist eine Täuschung der menschlichen Natur zu denken, dass das Gebet eine Art und Weise ist, sich vor einer Person, nämlich Gott, zu erniedrigen.

So kann man das nicht sehen, denn Gott ist nicht ausserhalb von Dir. Er ist das Königreich des Himmels in Dir, um Dich herum und überall. Er ist eine unendliche göttliche Gegenwart, ein unendliches göttliches Bewusstsein. Er ist allmächtige, absolute Erkenntnis, absolute Freude, absolutes Licht und absoluter Friede.

Es ist unvermeidlich, dass die menschliche Seele, konditioniert wie sie ist und eingefangen in Begrenzungen, diese absolute Kraft auf die eine oder andere Weise berühren muss, will sie nicht in Gemüt und Willen in Stücke gerissen werden.

27. Tag

Gebet ist das für unsere Seele Allernotwendigste. Es ist eine gewaltige Kraft, die alle dem Menschen angelegten Ketten und Fesseln sprengen kann. Der Mensch, wie wir ihn erfahren, ist ein begrenztes Individuum, allen Arten von Elend und Tragödien ausgesetzt - verloren auf dieser Erde.

Der einzige Ausweg aus dieser Misere ist, irgendwie das Unendliche zu berühren, sich irgendwie mit dem unendlichen göttlichen Bewusstsein zu assoziieren, irgendwie die allgegenwärtige Gottheit anzurufen und sich irgendwie auf das Unendliche einzustimmen.

Dieses "Irgendwie" ist das Gebet.

 

28. Tag

Der Mensch ist wie ein Tropfen, und Gott ist der Ozean.

Wenn der Tropfen Mensch sich in seiner Selbsttäuschung vom Ozean abspaltet und sein eigenes isoliertes Leben zu führen sucht, lebt er ständig unter der Bedrohung, baldigst auszutrocknen. Wenn er sich aber durch die Kraft des Gebets wieder in den Ozean hineinsinken lässt, erwirbt er augenblicklich die ganze Ausdehnung desselben sowie alle seine Eigenschaften.

Wenn der Mensch also durch die Kraft des Gebets in den Ozean des Gottbewusstseins hineinsinkt, wird er zu einem übermenschlichen Individuum. Er wird sich der Weite, Stärke und Kraft seines inneren Bewusstseins sowie seiner innigen Beziehung zum Vater im Himmel bewusst.

 

29. Tag

Meditation ist fruchtlos, wenn Du nicht gleichzeitig danach strebst, das Gute in Dir zu entwickeln und Herzensreinheit zu erwerben.

Im Namen der Meditation tun und lassen die Leute oft, was Ihnen gerade gefällt. Das ist nicht Meditation, sondern Selbsttäuschung.

30. Tag

Jedes Gebet muss für uns eine Art spiritueller Erfahrung sein.

Wir müssen zu Gott mit einem Herzen voller Liebe und Vertrauen gehen, mit einem Herzen, das sich Ihm völlig ausgeliefert, mit einer Natur, die sich Ihm ganz unterworfen hat, damit wir die Stärke, das Licht und die Gnade Gottes aufnehmen können.

 

 

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November 1996

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 21, Nr. 241

Herausgeber: Omkarananda Ashram
Anton-Graff-Strasse 41
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Tel: 052 - 202 19 03

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