Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Januar 2005

Kalender Jan2000



1. Tag

Von nichts können wir eine direkte Erfahrung haben außer von der Wahrheit, von Gott oder dem Unendlichen.

Die Erfahrung von Objekten gelangt über die Sinne zu uns, ist also indirekt. Wenn die Sinne einen Mangel oder eine Begrenzung aufweisen, wird unsere Erkenntnis mit demselben Mangel behaftet sein.

Jemand, der Gelbsucht hat, sieht alles gelb. Die Erkenntnis der äußeren Welt, gewonnen mit Hilfe der Überlegungen der Vernunft, ist ebenso indirekt. Das gleiche gilt für Gemüt und Herz, Gefühl und Emotion.

2. Tag

Verschiedene Denker vertreten verschiedene Ansichten, was das Universum und die Natur des menschlichen Lebens betrifft.

Die mit Hilfe der Sinne oder der Vernunft gewonnene Erkenntnis ist begrenzt, indirekt und nicht unter allen Bedingungen gültig. Es gibt aber eine Kraft, die uns eine direkte Erkenntnis von allem gewähren kann und von der wir eine direkte innere Erfahrung haben.

Wir erfahren den Körper. Er ist etwas Äußerliches für uns. Wir können innerlich Abstand nehmen und ihn beobachten. Das Gleiche können wir mit unseren Gedanken tun: Sie sind Objekte unserer Erfahrung, und wenn das Instrument, mit dem wir unsere Gedanken oder unseren Körper wahrnehmen, einen Fehler hat, so wird auch die dadurch erlangte Wahrnehmung unseres Körpers oder unserer Gedanken einen Fehler aufweisen, das heißt: Jede Erkenntnis, die mit Hilfe eines Wahrnehmungsorgans gewonnen wird, ist begrenzt, indirekt und deshalb ungültig.

3. Tag

Tief in uns gibt es einen Erfahrenden, der die Grundlage all unserer Erfahrungen darstellt. Das Licht, das er projiziert, ermöglicht alle unsere Erfahrungen, subjektiver und objektiver Natur. Die Sinne, mit deren Hilfe wir äußere und innere Objekte erkennen können, ermöglichen uns nicht die Erkenntnis des inneren Erfahrenden.

Der innere, göttliche Erfahrende ist anders als die Gedanken. Er ist hinter den Gedanken. Er ist anders als alles, was wir wissen, sehen oder fühlen, anders als die Sinne, die wir einsetzen, um uns unser Wissen anzueignen.

Dieser innere Erfahrende oder Beobachter kann durch nichts erfahren werden. Könnten unsere Sinne ihn erfahren, wäre er ein Objekt der Sinneserkenntnis und somit begrenzt und unvollkommen.

Er erfährt sich durch sich selbst; und nur das ist direkte Erfahrung.

4. Tag

Wenn du

das Mantra wiederholst,

dann denke an jenes Licht,

das durch deine

Augen sieht,

selbst aber nicht

gesehen

werden kann.

5. Tag

Frage dich selbst, ob du Glück, Frieden und Liebe zum Ausdruck bringst. Wenn das nicht der Fall ist, dann bist du dem Göttlichen in dir und um dich herum nicht treu.

Dann bist du dem Göttlichen entgegengesetzt. Das ist ein unglückseliger Zustand und du musst ihn schnellstens überwinden. Immer und immer wieder musst du deine Gedanken und Gefühle auf das Göttliche richten, über die Gegenwart des Göttlichen nachdenken, die Gegenwart des Göttlichen in dir und überall um dich herum als absolute Macht und Schönheit zu spüren versuchen.

Wenn du dich unglücklich oder ruhelos fühlst und dumme Gedanken dich plagen, dann bist du nicht in deiner wirklichen Natur. Deine wirkliche Natur ist das Bildnis des Göttlichen in dir, die Gegenwart Christi in dir, die unendliche Glückseligkeit, der unendliche Frieden, die unendliche Erkenntnis in dir.

6. Tag

Wenn du etwas kritisierst, machst du Unterschiede. Wenn du vom Körperbewusstsein beherrscht wirst und dein Interesse auf vergängliche Vergnügungen und Objekte gerichtet ist, dann bist du der unendlichen Glückseligkeit und Freude in dir nicht treu.

Du musst lernen anzuerkennen, dass du zu diesem Königreich endloser Glückseligkeit und Erkenntnis, unendlichen Friedens und grenzenloser Freiheit gehörst: Es ist ewiges Leben.

Im Gegensatz zu diesem steht das äußere Leben. Versuche es immer mehr in Harmonie mit dem ewigen Leben zu bringen. Versuche stets, gewöhnliche Gedanken und Gefühle durch göttliche zu ersetzen. Versuche stets, eine geistige Einstellung zu bewahren. Versuche, in allen Umständen Glück und Frieden auszudrücken, trotz Schmerzen und Schwierigkeiten. Wenn du das tust, dann bist du dem Göttlichen in dir treu. Denke immer daran: Du bist ein Kind Gottes! Christus lebt in dir!

7. Tag

Du musst Geduld haben, außergewöhnliche Geduld.

Wenn du keine Geduld hast, wirst du keinen Erfolg haben; alles wird dir misslingen. Du musst außergewöhnliche Geduld haben, und das kannst du nicht, wenn dein Herz nicht rein ist, wenn dein Halt an Gott nicht stark ist, wenn das Gute in dir und deine Weisheit nicht entwickelt sind.

Gib die Geduld, das Vertrauen auf Gott und deine guten Absichten nicht auf, auch wenn du dafür leiden musst. Fahre fort, deine Arbeit ernsthaft, aufrichtig und intensiv zu tun.

Ohne dein Zutun werden sich die Umstände regeln - durch Gott, der alles regiert.

8. Tag

Erstrebe nicht nur Heiligkeit, sondern auch die Entwicklung all deiner Talente.

Die Totalität deiner schmutzigen, schlauen Intelligenz - die Schläue des Fuchses und der Schlange in dir, muss sich zu einem Genie des göttlichen Lichts entwickeln, muss zur zeitlosen, ewigen Weisheit werden.

All deine negativen Emotionen, wie Abneigung und Eifersucht, müssen umgewandelt werden in grenzenlose, unbedingte, göttliche Liebe.

Mein Körper, mein Problem, mein Haus, meine Lebensumstände, mein Eigentum: all das muss verschwinden, muss zu einem universalen Gefühl werden, das den ganzen Kosmos umarmt.

Das ist der Weg der Transformation; das ist der Weg zurück zu Gott - der Weg zum Königreich des Himmels.

9. Tag

Außergewöhnliche Umstände entfalten außergewöhnliche Fähigkeiten.

Wir müssen uns also für außergewöhnliche Umstände entscheiden, und diese entstehen, wenn wir außergewöhnliche Schwierigkeiten auf uns nehmen - Schwierigkeiten, die dem Wachstum und der Entwicklung der Seelenkraft förderlich sind.

Ein Herz, das immer in außergewöhnlichen Umständen lebt, ist ein Herz, das sich immer in Gemeinschaft mit den außergewöhnlichen Eigenschaften des alldurchdringenden Gottes befindet.

Halte deshalb immer Ausschau nach außergewöhnlichen Umständen, indem du versuchst, mehr zu tun als du kannst.

10. Tag

Das Gemüt des Menschen ist stets eingefangen in Sinneserfahrungen, belastet mit materiellen Erfahrungen, beherrscht und regiert von einer kleinlichen Liebe, einem kleinlichen Hass, unbedeutenden Sehnsüchten. Davon muss es befreit werden.

Wenn das geschehen ist, dann gibt es keine ablenkenden Kräfte mehr, die dich bei deiner Meditation und deinen geistigen Übungen stören. Die Konzentration auf Gott fällt dann leicht.

Um das Gemüt in den Griff zu bringen, musst du es ohne Unterbrechung disziplinieren, denn es ist die ureigene Natur des Gemüts, an Sinnesobjekte zu denken, während es sich beim Gedanken an höhere Ideen und an Gott unwohl fühlt.

11. Tag

Das menschliche Gemüt fühlt sich nur wohl im Bereich körperlicher Erfahrungen, Errungenschaften und Erscheinungen. Es wird andauernd von körperlichen Erfahrungen geplagt.

Ohne Ende versucht es, ein Paradies auf Erden zu errichten, nur um eine stets wiederkehrende Frustration zu erleiden. Alle seine Versuche werden von Hässlichkeit verschlungen, von Krankheit, Tod und Auflösung zunichte gemacht.

Das Gemüt kauft schöne Blumen im Blumenladen, stellt sie daheim auf den Tisch und denkt, es habe damit ein Paradies geschaffen. Nach drei Tagen sind die Blumen verwelkt.

Das Gemüt kauft das Beste, was es auf dem Marktplatz finden kann und genießt den Geschmack des guten Essens. Doch kaum ist alles aufgegessen, wird es von neuem ruhelos und geht auf die Suche nach dem nächsten Genuss. Was übrigbleibt ist Abfall und der Gang zur Toilette.

 

12. Tag

Es gibt keine Möglichkeit, mit der Kraft des Gemüts ein Paradies auf Erden zu erschaffen.

Es gibt nur einen Ort, wo man das Paradies erfahren kann, nur einen Ort, den man ein Königreich nennen kann, nur einen Ort, wo man die höchsten und intensivsten Formen des Vergnügens erfahren kann. Es gibt nur einen einzigen Ort, wo unser Körper niemals altert, wo Blumen nicht verwelken, wo köstliche Speisen sich nicht in Abfall verwandeln, wo unsere Paläste unzerstörbar und ewig sind, wo wir Schönheit, Farben und Lichter haben, die unvergänglich sind, wo unser Reichtum unerschöpflich ist: Dieser Ort ist das göttliche Bewusstsein in uns, dieser Ort ist Gott in uns, die Wahrheit in uns, die Wirklichkeit in uns.

Durch einen kleinen Schatten dieser Wirklichkeit wurden die Millionen von Sternen und die Millionen von Welten ins Dasein gebracht. Daher kommt es, dass es nichts Beständiges gibt, keine wahre Schönheit, keinen echten Wert in all diesen Welten, weil sie nur von einem kleinen Schatten der unendlichen Wahrheit und Wirklichkeit in uns erschaffen worden sind.

13. Tag

Jesus sagte:

"Das Königreich des Himmels ist in euch."

Die Weisesten unter den Philosophen fordern uns auf:

"Erkenne dich selbst!"

Die Mystiker sagen uns:

"Liebe und suche Gott!"

Die großen offenbarten Schriften der Welt verkünden:

"Sucht die Wahrheit!"

14. Tag

OM ist das höchste Mantra.

Es gibt kein Wundermittel, das mit dem OM vergleichbar wäre. Es liegt einzig an deiner Bereitschaft, diese wunderbare mystische Silbe in deine Seele aufzunehmen und anzuwenden. In allen Wissenschaften, in allen heiligen Schriften, in der ganzen Welt gibt es nichts, was wunderbarer wäre als OM. Kein Mantra hat Kraft ohne OM. Darum beginnen alle Mantras mit OM. OM ist alles.

OM ist der"Vater" des Schöpfergottes - die Seele Gottes. Abgesehen davon hat OM auch einen transzendenten Aspekt: In dem Laut OM wohnt ein lautloser Licht-Ton. Beide sind ein und dasselbe. Der Laut OM jedoch kann nicht existieren ohne den lautlosen, transzendenten Aspekt. Der lautlose Aspekt ist ewig, unendlich und unbeschreiblich. Das ist der wahre Gott, ewig und alle Zustände transzendierend. Er ist der Urgrund aller Welten und Geschehnisse, Er ist die Seele in allen Dingen und Ereignissen, die sich schließlich wieder in Ihm auflösen.

 

15. Tag

OM ist die Quelle von allem, was du siehst, denkst, fühlst. OM ist der Anfang und das Ende. OM ist Gott selbst, deshalb kannst du mit Hilfe der Wiederholung des OM die unendliche Wahrheit hier und jetzt erfahren.

Die Technik der OM-Wiederholung beruhigt das Gemüt, wandelt die Gefühle um und macht den Menschen heilig, schwächt die niederen menschlichen Neigungen ab und stärkt andererseits die geistige Natur in der Seele des Menschen.

OM ist das Mantra aller Mantras.

16. Tag

Das"M", der letzte Teil des OM, wird mit geschlossenen Lippen intoniert; es bedeutet Einheit: Man versinkt im Unendlichen und Ewigen. Jenseits des"M" ist dann das wunderbare, transzendente OM. Die Wiederholung des Lautes führt schließlich in den lautlosen Zustand hinein, der ewig und transzendent ist. Das ganze Bewusstsein wird eins mit OM. Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen dir und OM, wenn du das OM in der richtigen Art und Weise wiederholst. Das heißt nicht, dass dies auf Anhieb gelingt. Geduld ist äußerst wichtig. Jede Mantra-Wiederholung hat eine Wirkung, auch wenn du es nicht bemerkst. Vielleicht sind die latenten Eindrücke, die aus vergangenen Zeiten stammen, in dir sehr stark oder die Planetenkonstellation ist so, dass einfach im Augenblick alles schief geht; eine Depression kommt nach der anderen, und du denkst, dass alles keinen Sinn hat und die Mantras wirkungslos sind. Das Gegenteil ist der Fall. Das Mantra erzeugt immer eine Wirkung: Es verfeinert deine innere Natur mehr und mehr. Das Mantra in allen Lebenslagen zu wiederholen ist ein unschätzbarer Gewinn.

17. Tag

Die Planeten sind nicht leblose Himmelskörper - tote Materie, sondern lebendige Zentren geistiger Kraft, göttlicher Kraft, psychischer Kraft. Von jedem Planeten strahlt eine Vielzahl von Kräften aus. Mit den Planeten-Mantras kann man die Planeten beeinflussen, und erhält so positive Reaktionen von ihnen - so groß ist die Macht dieser Gebete. Die Wissenschaft kann uns nicht von den Einflüssen der Planeten schützen, denn sie ist nicht einmal in der Lage, die Wirkungsweise und die Art der von den Planeten ausgeübten Einflüsse auf unser Leben wahrzunehmen: Es sind sehr subtile und unsichtbare Kräfte. Die Planeten-Mantras aber bringen unsere Seele, unser Verhalten und unser Schicksal in Einklang mit den positiven Kräften der Planeten.

18. Tag

Mach dich nicht abhängig vom Rat oder den Anordnungen anderer.

Folge der höchsten Vernunft, dem gesunden Menschenverstand in seiner höchsten Form.

Wähle die Handlungsweise oder das Vorgehen, das den höchsten Wert besitzt, auch wenn es dir unangenehm ist oder dir Opfer und harte Arbeit abfordert.

19. Tag

Folge nicht dem Rat Swamis, auch wenn er Gott selbst wäre; es sei denn, sein Rat wäre deinen eigenen Ideen, deiner eigenen Weisheit oder den Ratschlägen Dritter, die absolut an deinem Wohlergehen interessiert sind und behaupten, grenzenlose und selbstlose Liebe für dich zu haben, unendlich überlegen.

Swami erwartet von dir nicht einmal eine einzige Tasse Kaffee, und trotzdem ist er verzweifelt und absolut selbstlos an deinem Wohlergehen interessiert. Er möchte, dass du zum größten Licht im Universum wirst.

Deine Freiheit kann nur das sein, was dir den höchsten Nutzen bringt. Doch wenn du solchen Nutzen nicht erlangen kannst, weil deine Erfahrung, deine Weisheit, deine Vernunft und deine persönliche Freiheit begrenzt sind, dann folge Swamis Rat.

20. Tag

"tat tvam asi - Das bist du" - Wie entdeckst du das? Schließe einmal die Augen und versuche, den Beobachter in dir zu beobachten, jenen Beobachter, der deine Gedanken beobachtet.

Was siehst du, wenn du deine Augen schließt? - Gedankenbilder, alle möglichen Bilder, tauchen vor dir auf. Diese Bilder verschwinden, wenn du deine Aufmerksamkeit dem Beobachter zuwendest. Es ist aber intensive Konzentration dazu nötig. Es ist nicht leicht, denn es würde ja bedeuten, deine Augen mit deinen eigenen Augen anschauen zu wollen. Du kannst dich ja auch nicht auf deine eigenen Schultern stellen.

Aber hier ist es möglich: Du kannst den Beobachter in dir beobachten. Du betrachtest dich selbst - die beobachtende Intelligenz, das Licht in dir.

21. Tag

Beobachte den Beobachter, den Zeugen innerhalb des Zeugen.

Was ist die Intelligenz, die wahrnimmt? - Sie ist eine wahrnehmende Instanz, das bedeutet, sie ist Bewusstsein. Sie ist der Seher in dir, ein sehendes Wesen.

Konzentriere dich auf diesen inneren Seher! Dann sinkst du hinein in eine grenzenlose Sehfähigkeit, die alles betrachtet. Gedanken und Gefühle, Raum und Zeit fallen weg.

Dieser Beobachter in dir, dieses Licht deiner Seele ist der Zeuge in allem und in jedem einzelnen. Er ist überall. Er allein existiert. Es gibt nichts anderes. Die Zeit-Raum-Welt ist eine Illusion. Alle Wahrnehmungen der Sinne sind Illusion. Diese Illusion schafft eine Unmenge von Problemen, Nöten, Ängsten. Im inneren Zeugen in dir gibt es keine Probleme, keine Angst, keine Not.

Was bist du? - Du bist nicht deine Nase, deine Augen, dein Körper, deine Gedanken, deine Leistung, dein Können, dein Ego.

Du bist jenseits davon, als ihr Beobachter

22. Tag

Du bist nichts anderes als eine Projektion der grenzenlosen Intelligenz, des Zeugenbewusstseins in dir. Der Zeuge sieht den Zeugen selbst. Ein Teil von ihm betrachtet sich selbst und danach verschwindet auch dieser Vorgang. Du wirst grenzenloses Bewusstsein, eins mit Gott. Dieses Bewusstsein hat Eigenschaften ohne Ende. Es ist nicht vergleichbar mit dem menschlichen Bereich. Alle Gegensätze kommen in ihm zu einem Ende. Und dieses unendliche Bewusstsein beobachtet dich: deinen Schlafzustand, deinen Traumzustand, deinen Wachzustand. Es beobachtet den Tod deines Körpers. Es beobachtet, wohin du nach dem Tod des Körpers gehst. Dieser höchste, unsterbliche Beobachter ist ein und derselbe in allen Wesen. Er ist überall gegenwärtig, innen und außen.

23. Tag

Die gewöhnlichen Menschen sind in Bezug auf ihre wahre Natur sozusagen in einem tiefen Schlafzustand; sie wissen nichts davon. Bist du aber Gott in diesem inneren Zeugen begegnet, dann wird auch das äußere Leben davon völlig umgewandelt. Kraft und Energie fließen aus dieser Erfahrung.

Du kannst dieses unendliche und ewige Prinzip auf unzählige Weisen interpretieren und Hunderte von philosophischen und wissenschaftlichen Systemen darum herum aufbauen. Es ist ein endloses Prinzip, aus dem jede erdenkliche Kunst, jede Wissenschaft stammt. Keine Wissenschaft ist größer als diese Wissenschaft. Es ist die einzige Wissenschaft. Sie wandelt sich nicht, ist immer anwendbar, absolut, vollkommen, während die anderen Wissenschaften jeden Tag etwas Neues verkünden und so ihre eigenen Erkenntnisse wieder Lügen strafen.

24. Tag

Der Gegenstand der wahren Wissenschaft ist die Wahrheit, die Wirklichkeit - die absolute Wirklichkeit.

Diese Wirklichkeit wandelt sich nicht, ist immer zugänglich, absolut, vollkommen. Nichts ist uns näher als diese Wirklichkeit. Im Vergleich dazu ist alles andere weit weg von uns, sogar unser Körper - er ist etwas Äußerliches für uns und nicht unser wahrer, ewiger Besitz.

Aber der ewige Zeuge in dir ist dir ganz nahe. Du bist nämlich selbst dieser Zeuge. Dieser Zeuge erfährt sich durch sich selbst - ohne die Hilfe von irgendwelchen Organen. Er hat eine gestaltlose Gestalt, einen körperlosen Körper - grenzenlos, unbeschreiblich schön, die Quelle der absoluten Freude und des absoluten Friedens. Deine reine Intelligenz wird eins mit diesem inneren Beobachter des Beobachters. Es ist, wie wenn Wasser sich mit Wasser vermischt.

Du wirst Gott selbst, bevor du Gott erfährst. Durch Gott erfährst du Gott als Gott. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.

25. Tag

Alle Erfahrungen gehen vorbei, auch die Visionen der Heiligen und Weisen. Wenn Du Gott berührst, bist Du jenseits dieser Visionen. Du kannst Gott nicht durch Gedanken und Gefühle erfahren. Solange Gedanken und Gefühle vorherrschen, bist Du außerhalb von Gott, auf einem Irrweg. Gedanken und Gefühle sind nur gut und nützlich, wenn Du sie ganz Gott zuwendest: Das ist etwas Grosses, ein Phänomen der Gnade. Es geschieht nur in einem reinen Herzen, in einem gesegneten Herzen. Alle anderen sind verloren in Illusionen, weltlichen Werten, weltlichen Erfahrungen. Sie haben keine wahre Freude, keinen wahren Frieden, keine wahre Vollkommenheit. Sie suchen ihre Freude in Sinnesgegenständen, in Essen und Trinken, in sinnlichen Erfahrungen aller Art, verfolgt von Frustration, Elend, Depression, Krankheit, Angst und Tod.

Sobald sie aber den inneren Beobachter, Gott, berühren, sind sie befreit in eine grenzenlose Welt des Lichts hinein: innen Licht, außen Licht, überall Licht!

 

26. Tag

Alles, was ein Ende hat, ist schmerzhaft, aber in der Erfahrung des Göttlichen, des Beobachters, gibt es kein Ende.

Hier ist die Liebe unendlich und ewig, das Leben ist unendlich und ewig. Nach einer solchen Erfahrung kannst du niemanden mehr hassen. Du betrachtest alle Lebewesen als Geschöpfe des göttlichen Selbst, als Manifestationen Gottes.

Das ist höchste Reinheit. Unreinheit und Gegensätze sind verschwunden. Alles ist hier eins: Liebe ist Schönheit, Schönheit ist Leben, Leben ist Weisheit, Weisheit ist Vollkommenheit und so weiter. Alles ist eins. Und innerhalb dieser grenzenlosen, absoluten Vollkommenheit gibt es wieder unzählige Vollkommenheiten. Jede Eigenschaft ist da unendlich, ewig und absolut - ein unbeschreiblicher Zustand. Und das bist du - tat tvam asi - eine grenzenlose Vollkommenheit.

27. Tag

Die Methode, den Beobachter der Gedanken zu beobachten, ist eine innerliche Meditation.

Es ist der Versuch, direkt zum innersten Wesenskern vorzudringen.

Wenn du Erfolg in dieser Disziplin hast, bist du ein Mensch der Gotterfahrung, ein göttlicher Mensch.

Reinheit, große Gnade und Selbstdisziplin sind dazu notwendig.

 

28. Tag

Hinter jedem Gebet steht die Kraft aller früheren Gebete. Welche Gebete du auch immer in diesem oder in vergangenen Leben gesprochen hast, sie stehen alle hinter dem Gebet, das du jetzt sprichst. Und die Kraft jeden Gebets, das du jetzt sprichst, wird hinter allen Gebeten stehen, die du in Zukunft sprechen wirst.

Alle Gebete, die du jemals gesprochen hast, sind unzerstörbar. Ihre Wirkungen bleiben für immer bestehen und ziehen wiederum andere Wirkungen nach sich.

Das gilt für alles, was wir tun. Denke daran, bevor du dich zu einer Handlung entschließt!

 

29. Tag

Wenn die Menschheit Armut und Schwäche, Krankheit und Elend beseitigen will, dann muss sie sich Gotterfahrung zum Ziel setzen.

Wahre Gotterfahrung erhebt das Bewusstsein des Menschen zur Welt des Gottesreichs, wo man zeitlosen Reichtum genießt, einen Reichtum der niemals verdirbt, den niemand rauben kann, auf den die Zeit keinen Einfluss hat.

So ein Reichtum ist im Herzen eines Gottliebenden, und dieser Reichtum ist ständig verfügbar.

Nach einem solchen Reichtum und einem solchen unsterblichen Leben soll der Mensch streben, hier und jetzt, während er in einem kleinen, sterblichen Körper lebt.

30. Tag

Schließe die Augen, verbrenne im Bewusstsein die ganze Vergangenheit, alle menschlichen Probleme, alle menschlichen Unterscheidungen. Werde wiedergeboren im geistigen Bewusstsein. Konzentriere dich intensiv auf das Antlitz des Göttlichen, das mit der Leuchtkraft von hundert Sonnen scheint. Sieh dieses strahlende Antlitz überall. Sieh es in den Gesichtern der Menschen um dich herum. Halte diese Einstellung aufrecht; präge dir immer wieder das leuchtende Antlitz des Göttlichen ins Bewusstsein ein. Halte deine Aufmerksamkeit den ganzen Tag hindurch auf das leuchtende Antlitz des Göttlichen gerichtet, auch während du deine Arbeit tust.

31. Tag

Sieh immer das gleiche Bild des Göttlichen, überall, zu jeder Zeit, unter allen Umständen.

Verlange die Erfahrung Gottes jetzt, in dieser Stunde. Laufe nicht umher und schaue, was die anderen tun; das könnte gefährlich für dich werden.

Konzentriere dich unter Ausschluss jeder Ablenkung auf das Göttliche. Frage dein Herz, was du von morgens bis abends für Gott getan hast; wieviel hast du erreicht? - Verlange noch mehr von dir. Konzentriere alle deine Energien auf die Arbeit und fürs Göttliche. Das Göttliche und die Arbeit - diese beiden - sind mehr als genug.

Verliere keine Zeit mit nutzlosen Dingen. Sprich nie ein unnötiges Wort. Verschwende keine halbe Sekunde. Konzentriere dich auf das Wesentliche.

Arbeite immer intensiver: Das ist die einzige Askese, die du brauchst. Du kannst nicht drei Monate im Schnee sitzen und meditieren oder zwei Monate ohne Unterbrechung fasten. Für dich genügt die Askese der Arbeit. Arbeite intensiv und verschwende keine halbe Sekunde!

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Januar 2005

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 30, Nr. 339

Herausgeber: Omkarananda Ashram
Anton-Graff-Strasse 41
CH 8400 Winterthur

Tel: 052 - 202 19 03

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CH 8400 Winterthur

World Wide Web Edition 2005