Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Dezember 2014

Kalender Jan2000



1. Tag

Wenn ein Tier Gott erfahren will, muss es ein menschliches Leben erlangen, und es dauert lange, bis es soweit ist. Das menschliche Leben ist das kostbarste Leben.

Wenn die Schöpfung Gott berühren will, kann sie das nur durch den Menschen tun – es gibt keine andere Möglichkeit. Das Wasser, die Berge, die Meere, die Tiere und Pflanzen können Gott nicht berühren, aber sie können ihre Rettung durch den Menschen finden.

Der Mensch allein befähigt die Schöpfung, Gott zu begegnen und sich mit Gott zu vereinigen. So kostbar ist das menschliche Leben!

2. Tag

Es ist sehr schade, wenn das kostbare menschliche Leben mit billigem Vergnügen und dem Streben nach falschen Werten vergeudet wird. Gibt es einen größeren Wert als Gott? – Es gibt keinen! Gott ist der Ursprung aller Werte. Es gibt nichts, das größer wäre als Gott. Es gibt keinen höheren Wert; Gott ist der einzige und absolute Wert.

Den Reichtum dieses Wertes, der Gott ist, zu besitzen, Ihn zu erfahren und eins mit ihm zu werden, das ist das Ziel des mensch-lichen Lebens hier auf Erden. Der Zweck des Lebens ist, unsterblich zu werden, den Tod zu besiegen, Unglück und Leid zu überwinden, über alle Grenzen, Herausforderungen und Wendungen des Schicksals zu triumphieren. Das ist der Sinn des Lebens. So wichtig ist das Leben! Deshalb ist kein Preis zu hoch, keine Anstrengung zu groß, um Gotterfahrung zu erlangen.


3. Tag

In Gott gibt es keine Bewegung. Er ist unendlich mehr als der Raum, unendlich subtiler als der Raum; wie und wohin könnte Er sich bewegen? Er ist überall gegenwärtig. Er allein ist da! Wohin sollte Er sich bewegen? Da gibt es keine Bewegung im Absoluten! Er ist absolute Freude; nur in dem, was sich immer gleich, also ohne Bewegung bleibt, kann es absolute Freude geben.

Wo Bewegung ist, da ist ein Anfang und ein Ende. Wo Bewegung ist, da gibt es zwei Dinge und den Gegensatz. Etwas bewegt sich in et-was anderem; etwas bewegt sich vor dem Hintergrund von etwas anderem. Etwas bewegt sich, weil es einen Grund für diese Bewegung gibt und einen Raum, in dem diese Bewegung stattfindet. Bewegung gibt es da, wo man etwas erreichen, besitzen oder genießen will. All das ist der absoluten Gottheit fremd. Die absolute Gottheit ist absolute Vollkommenheit. In der absoluten Vollkommenheit gibt es keine Bewegung. Da herrscht absolute Freude – Ananda.

4. Tag

Das Wesen des Gemüts ist Bewegung. Gedanken und Gefühle sind in Bewegung. Die Welt und der Wind, die Planeten und Sterne – alles bewegt sich, aber die Wahrheit bewegt sich niemals.

Im Tiefschlaf bist du in jenem Zustand, in dem es keine Bewegung gibt, in dem aus diesem Grund totale Freude und Glückseligkeit herrschen. Wo Bewegung ist, da ist Illusion. Was wächst und schrumpft kann nicht die Wahrheit sein. Die Wahrheit kann sich weder vergrößern noch vermindern, weil es keine Bewegung in ihr gibt. Sie ist absolute Vollkommenheit. Überall herrscht absolute Vollkommenheit, in jedem Punkt; in jeder Zelle ist unendliche Freude, ist unendlicher Friede, ist unendliche Wahrheit – überall und gleich verteilt! Es gibt nichts Vergleichbares. Nichts kann mit dem Unendlichen, dem Absoluten verglichen werden. Du kannst einen Gott mit dem anderen, eine relative Wahrheit mit der anderen vergleichen; aber das Eine, das ohne ein Zweites ist, kannst du mit nichts vergleichen.

5. Tag

Im Menschen gibt es immer zwei Personen: einen Körper mit kleiner physischer Intelligenz und den Beobachter dieses Körpers, seiner Intelligenz und deren Aktivitäten.

In jedem Menschen gibt es diesen Beobachter.

Und dieser Beobachter ist Gott.

Wenn du „Ich“ sagst, dann ist in diesem Ich Gott anwesend; denn Gott ist dein Ich, natürlich nicht das Ego, sondern das große Ich, das innere Ich, das nicht an deinen Gedanken, Gefühlen, Handlungen und Erfahrungen beteiligt ist.

Dieses Ich ist immer der Beobachter. Du kannst dieses Ich nicht töten; niemand kann es töten, weil dieses Ich der Tod selbst ist (Tod für alles, was Illusion, nicht Wahrheit ist). Dieses Ich hat keinen Anfang und kein Ende. Es ist immer da. Es ist Gott („Ich bin der ich bin“). Man braucht Gottes Existenz nicht zu beweisen; denn sie ist selbstverständlich. Innen und außen, unten und oben ist alles nur Gott – und sonst nichts.

6. Tag

Ohne die Gegenwart Gottes können wir nicht einmal ein- und ausatmen.

Ohne Gott existiert nichts. Es gibt keine Schöpfung, kein Universum ohne Gott. Die Schöpfung kann nicht sagen: „Ich existiere nicht!“ Jemand hat sie erschaffen. Die Schöpfung ist da, und der Schöpfer ist da; Er ist auch jenseits der Schöpfung. Er ist die Intelligenz der Intelligenz. Niemand kann die Existenz Gottes verneinen. Du kannst alles verneinen, aber nicht Gott; denn wenn du Gott verneinst, verneinst du Ihn mit der Energie, die Gott dir gibt, mit dem Leben, das du von Gott erhalten hast. Allein die Existenz einer Person, die Gott verneint, ist ein Beweis der Existenz Gottes, denn Gott ist alles, was diese Person ausmacht. Die Antwort auf die Frage nach der Existenz Gottes ist schon im Fragenden enthalten: Der Fragende selbst ist nämlich der beste Beweis für die Existenz Gottes, so wie die brennende Glühbirne der Beweis für das Fließen des elektrischen Stroms ist.


7. Tag

Nichts ist wirklicher als Gott.

Die Elektrizität ist immer da, ob das Licht eingeschaltet ist oder nicht. Lichter kommen, Lichter gehen, aber die elektrische Kraft ist immer da.

Auch Gott ist immer da. Gedanken steigen auf, Gedanken vergehen. Menschen werden geboren, Menschen sterben. Welten erscheinen, Welten verschwinden. Aber Gott ist immer da.

Gott ist kein Mensch unter Menschen, so dass man sagen könnte: „Hier ist Er!“ Er ist das universale unsichtbare Leben des Lebens, die Intelligenz der Intelligenz in allem und jedem. Ohne Ihn ist nichts möglich!

8. Tag
Man kann Gott nicht durch Denken erfahren! Gott kann nicht Gegenstand von Gedanken und Gefühlen oder anderer Wahrnehmungsfähigkeiten sein. Wir brauchen die Hilfe Gottes selbst, um Gott zu erfahren, um eins mit Ihm zu werden. Nicht durch Emotionen oder psychologische Techniken, nicht durch Trainieren der Vorstellungskraft erfahren wir Gott – im Gegenteil: In der Meditation legen wir all diese Fähigkeiten ab – alle Gedanken, Gefühle, Vorstellungen – und lassen das Feuer des göttlichen Lichts in uns wirken. Wir erfahren Gott, wie Er ist, nicht wie wir Ihn uns vorstellen, nicht wie die Theologen, Philosophen oder Psychologen Ihn uns erklären. Im Tiefschlaf erfährst du Gott, wie Er ist; du stellst dir den Frieden im Tiefschlaf nicht vor: In diesem Zustand wirst du zum Frieden. Auf Vorstellung kann dieser Friede nicht basieren. Du begegnest diesem Frieden einfach, weil er schon vorhanden ist, ohne dass du etwas dazugetan hast, um ihn hervorzubringen, ohne dass du ihn erst gefühlt oder ihn dir vorgestellt hast. Da gibt es weder Gefühle noch Gedanken, keine Grundlage und keinen Raum, um zu den-ken. Genauso ist es, wenn du Gott erfährst, nur dass Du Gott völlig klar und bewusst erfährst.
9. Tag

Was erfährst Du im Tiefschlafzustand? – Immer dasselbe.

Im Traum ist das nicht so, auch nicht im Wachzustand. In der Gotterfahrung haben wir nichts mehr mit Tiefschlaf-, Traum- und Wachzustand zu tun.

Wir lassen all unsere Fähigkeiten fallen: Gedanken, Vorstellungskraft, Gefühle – alles, was wir wissen. Was übrigbleibt, ist allein die Kraft des göttlichen Selbst.

10. Tag

Wie sinkst du in den Tiefschlafzustand hinein?

Du weißt es nicht! Es geschieht einfach. Es ist die Kraft der See-le, die dich in das Wesen der Seele hineinsinken lässt. Das Wesen der Seele ist die Absolutheit, Unendlichkeit und Vollkommenheit der Stille, des Friedens und der Freude. Es ist jener Friede, der nicht geschaffen wurde, der nicht entstanden ist. Darin liegt die Wahrheit. Man kann dieses ewige, unendliche, ungeborene Licht nicht verschmutzen, man kann es nicht mit den Händen berühren, auch nicht mit Gedanken oder Gefühlen.

Man sinkt hinein in das, was ist, was war und immer sein wird

– und das ist die Wahrheit. Diese Wahrheit ist nicht erschaffen; niemand kann diese Wahrheit erschaffen. Die Wahrheit ist kein Bild Gottes, das man sich vorstellt, auf das man sich konzentriert. Gott kann nicht durch Konzentration erschaffen werden.

11. Tag

Konzentration steht am Anfang der Meditation; sie ermöglicht es uns, Gedanken und Gefühle fallen zu lassen und andere Ablenkungen auszuschalten, damit wir hineinsinken können in die zeitlose, raumlose Stille. Diese Stille, die auch Freude und Frieden ist, strahlt immer und ewig in unserer Seele. Niemand kann sie erzeugen; sie ist kein Produkt. Diese Stille erzeugen wir nicht einmal durch unsere Mantrawiederholung!

Zwar hat das Mantra etwas mit der Substanz des Göttlichen zu tun; aber das Mantra selbst erzeugt diese Stille nicht. Das Mantra ist eine mächtige Kraft, die unser Wesen reinigt, die zur Konzentration führt, die das Gemüt ausschaltet, so dass nur unser wahres Wesen allein übrigbleibt. Was ist unser wahres Wesen? – Genau dasselbe, was wir im Tiefschlafzustand in völliger Unwissenheit, Finsternis, Ahnungslosigkeit erfahren, mit dem Unterschied, dass wir uns unseres Wesens absolut klar bewusst sind.

12. Tag

Mit Gott erfahren wir Gott. Gott ist das Mittel zur Gotterfahrung. Die höchste Stufe des geistigen Lebens ist: Man wird zu

Gott selbst, um Gott zu erfahren.

Du wirst zum Tiefschlafzustand und deshalb weißt du, was er ist. Genauso musst du zu Gott werden, um zu wissen, was Gott ist.

Wir arbeiten nicht mit dem Gemüt, denn das Gemüt ist ein Spieler, ein Schauspieler: Es lässt die Wirklichkeit als Illusion erscheinen und die Illusion als Wirklichkeit. Das Gemüt stellt alles auf den Kopf. Es lässt alles umgekehrt erscheinen. Es verdirbt alles. Das Gemüt ist der Schleier zwischen uns und Gott!

13. Tag

Wenn das Gemüt nicht mehr existiert, gibt es keinen Irrweg mehr, keine Selbsttäuschung. Wir brauchen keinen Guru, der uns sagt, was der Schlafzustand ist. Wir erfahren es selbst. Es ist unser Wesen, das Wesen eines jeden Menschen, auch das Wesen des Guru.

Auf dem Weg der Erkenntnis des Selbst braucht man nichts, keine Mittel, keinen Vermittler. Wo man etwas braucht, gibt es Probleme, Gefahren, Vorurteile. Wir brauchen keinen eingebildeten Gott.

Wir brauchen nichts, um uns Gott vorzustellen oder um uns das Wesen Gottes zurechtzudenken. Durch Denken kann man den Tiefschlafzustand nicht erfahren. Zuerst muss das Denken aufhören, und wir müssen zu diesem Zustand werden; erst dann wissen wir, was dieser Zustand ist. Dasselbe gilt für die Gotterfahrung. Hier kann es keinen Irrtum oder Betrug geben, denn die Möglichkeiten für Irrtum liegen im Gemüt, und wenn das Gemüt abwesend ist, gibt es keine Probleme mehr. Intensive Mantrawiederholung dient dazu, das Gemüt aufzulösen.

14. Tag

Bevor wir in den Tiefschlaf hineinsinken, befinden wir uns in einer Art Meditation, und diese lässt uns in die raum- und zeitlose Stille hineingleiten.

Im Wachzustand sollen wir beweisen, dass wir in Berührung mit der zeit- und raumlosen Stille, mit dem Frieden Gottes, dem Licht und der Liebe Gottes sind. Der Beweis liegt in unserem Verhalten im täglichen Leben. Mit einer grenzenlosen Stille begegnen wir den Herausforderungen dieses lärmigen Universums. Mit der Stille und Ruhe der Wirklichkeit, die wir erfahren haben, begegnen wir den Unwirklichkeiten des Lebens. Wir begegnen dem Tod mit der Aufmerksamkeit und dem Bewusstsein, die in der Todlosigkeit und Unsterblichkeit verwurzelt sind.

15. Tag

Der Traumzustand stellt sich von selbst, ganz ohne deine Absicht ein; du kannst nicht willentlich in einen Traum eintreten. Es ist eine ganz andere Welt als der Wachzustand. Wenn du träumst, ist das we-der der Wachzustand noch der Schlafzustand. Es ist eine einzigartige, von allem unabhängige Welt in sich selbst.

Genauso ist es auch mit der Gotterfahrung. Es ist eine ganz andere Welt, ein anderes Universum. Man kann es sich nicht vorstellen und sagen: „Ich habe Gotterfahrung!“ – Wenn man Gotterfahrung hat, ist man in einem ganz anderen Universum. Dieses andere Universum, dieser andere Bewusstseinszustand ist so vollkommen, so subtil, dass er alle anderen Bewusstseinszustände durchdringt und dennoch jenseits aller Bewusstseinszustände ist. Diese Welt der Gotterfahrung durchdringt alle Welten, den Wachzustand, Traumzustand, Schlafzustand und transzendiert sie gleichzeitig.

16. Tag

Wenn du sagst: „Ich habe Gotterfahrung!“, dann stellst du dir das nur vor. Gotterfahrung bedeutet: Man ist in einem ganz anderen Universum, in einer total anderen Welt. Man kann sich selbst oder die Welt nicht täuschen, indem man erklärt: „Ich habe Gotterfahrung!“

Man geht in eine ganz andere Welt, in die Welt der Gotterfahrung, so wie man in den Tiefschlafzustand geht. Weil diese Gottbewusstseinswelt so subtil, so fein und durchdringend ist, ist sie überall.

Du kannst dir nicht vorstellen, im Tiefschlaf zu sein, während du wach bist! Wenn du dir das vorstellst, dann hindert dich das daran einzuschlafen. Genauso ist es mit der Gotterfahrung. Du kannst Dir nicht vorstellen: „Ich bin in Gott. Ich habe Gotterfahrung.“ Diese Vorstellung trennt dich in der Tat von Gott. Gotterfahrung kommt so, wie der Schlaf dich überkommt. Du liegst im Bett, aber der Schlaf will sich nicht einstellen. Was kannst du tun? – Wenn der Schlaf kommt, geschieht das ohne Anstrengung. Wenn du dich bemühst, flieht dich der Schlaf.

17. Tag

Wenn ein Mensch ein reines Herz hat, wird er plötzlich in das Universum des göttlichen Bewusstseins transportiert, so wie er in den Tiefschlaf transportiert wird.

Es geschieht, aber man muss sich vorbereiten.

Vollkommene Reinheit des Herzens und Selbstlosigkeit muss man haben, außerdem Weisheit, Unterscheidungskraft, eine brennende, leuchtende Unterscheidungskraft, die alles eliminiert, was nicht Gott ist, was nicht selbstlose Liebe, allumfassende Liebe, wunderwirkende Liebe ist.

In der Reinheit des Herzens geschieht die Gotterfahrung; es ist, wie wenn man in den Schlaf hineinsinkt. Und wenn sie geschieht, ist man eine ganz andere Person, eine universale Person, ein wahrer Guru.

18. Tag

Wie entfaltet sich dein Traum? – Er geschieht plötzlich!

Wie hat sich diese Schöpfung entfaltet? – Sie ist plötzlich im Herzen der unendlichen Wirklichkeit entstanden.

Das ist auch deine Herkunft: Auch du bist aus dieser unendlichen Wirklichkeit geboren, bist von einem Leben zum andern gewandert, und jetzt bist du hier!

Bevor das Universum entstanden ist, war es im Herzen Gottes, im Sein Gottes, im Sein der Wahrheit. Das heißt, dass auch du in dieser Wahrheit warst, und zwar als Wahrheit; und als Wahrheit hast du das Wesen der Wahrheit genossen, das wahre Wesen der Wahrheit als absolutes, vollkommenes, ewiges Leben. Dort warst du. Das ist deine Herkunft. Und die Spuren dieser Herkunft sind auch jetzt noch in deiner Seele sichtbar.

19. Tag

In meinem Kopf, in meinem Herzen sind alle Himmelreiche. Unendliches Licht ist hier und jetzt gegenwärtig in meinem Herzen: endlose Freude, endloser Friede.

Es gab Schöpfungszyklen, die lange schon verschwunden sind. Sie sind auch hier in mir; man kann sie abrufen.

In Milliarden von Jahren wird es andere Schöpfungen geben. Auch diese sind hier in mir!

Dasselbe gilt für dich und alle Lebewesen; denn in jedem Lebewesen ist das Absolute und Unendliche, und im Unendlichen ist alles gegenwärtig.

20. Tag

Die erfahrende Person, der Erfahrende, ist vor allem wichtig. Ohne einen Erfahrenden gibt es keine Erfahrung.

Leben ist eine Serie von Erfahrungen, aber ohne den Erfahrenden gibt es keine Wahrnehmungen. Deshalb ist der Erfahrende absolut wesentlich. Du bist nicht, was du erfährst, du bist der Erfahrende.

Millionen Träume kommen und gehen, Millionen Erfahrungen kommen und gehen, endlose Veränderungen laufen ab, aber et-was ist in dir, das all diese Träume, Erfahrungen und Veränderungen erst möglich macht: Es ist das erfahrende Prinzip in dir.

Kein Ereignis hat einen Wert ohne den Erfahrenden, der alles beobachtet. Alles, was du erfährst, wird durch die Existenz des Erfahrenden möglich gemacht.

Doch alles Erfahrene ist dem Wesen des Erfahrenden fremd.

21. Tag

Wenn du träumst, du seist auf einem anderen Planeten, wo bist du dann als der Erfahrende? – Bist du auf diesem Planeten, von dem du träumst, weit weg im All? – Nein, ganz und gar nicht! Du bist hier, und alles, was du erfährst, ist auch hier!

Alles ist hier, nichts ist fern oder weit weg. Alles ist hier, weil die erfahrende Person hier ist. Willst du die Hölle erfahren, dann musst du die Hölle da erfahren, wo der Erfahrende, der Beobachter ist. Willst du Gott erfahren, brauchst du keine Reise in den Himmel antreten; du erfährst Gott da, wo der Erfahrende ist: hier.

Alles, was erfahren wird, wird hier und jetzt erfahren.

22. Tag

Der Erfahrende in mir, der Erfahrende in dir und allen anderen Wesen ist nur einer!

In allen ist der gleiche Erfahrende gegenwärtig, obwohl die Erfahrungen in allen völlig unterschiedlich sind.

Millionen Menschen erfahren Millionen Ereignisse zu verschiedenen Zeiten. Aber inmitten all dieser Verschiedenheit, in dieser endlosen Vielfalt, steht der Erfahrende.

Er ist in allen ein und derselbe Beobachter.


23. Tag

Der Raum in uns allen ist ein und derselbe. Er ist hier und dort, aber dennoch immer hier – so auch der Erfahrende.

Der Erfahrende stirbt nicht, sondern erfährt den Tod als et-was Äußerliches, wie einen Film, ein Drama, ein Theater, das er nur beobachtet, das ihn nicht berühren kann, das nicht zu ihm gehört.

Nichts kann den Beobachter fassen, nichts kann ihn beeinflussen. Keine Erfahrung, und sei es das Paradies oder ein Albtraum, kann den Erfahrenden berühren oder verändern. Er bleibt durch alle Erfahrungen hindurch der Gleiche: unwandelbar, nicht beeinflussbar, unverletzbar, absolut vollkommen.


24. Tag

Alles kann hier und jetzt erfahren werden, aber nicht mit groben, materiellen Mitteln, wie das Fernsehen sie zum Beispiel benutzt.

Wir besitzen äußerst subtile Augen in unserem inneren Bewusstsein. Das Bewusstsein trägt alle Fähigkeiten in sich und braucht keine Augen, um zu sehen. Es hat seine eigenen Augen, allsehende Augen und auch solche Ohren.

Man braucht keine Ohren, um einen Ton zu hören, man kann alles direkt durch das Bewusstsein selbst hören, weil das Bewusstsein in sich alle Wahrnehmungsorgane vereint.

Und dieses Bewusstsein ist im Erfahrenden. Deshalb kann man sehen ohne Augen, hören ohne Ohren, riechen ohne Nase und so weiter.

25. Tag

Alles ist hier und jetzt.

Wir müssen nirgendwohin gehen, um etwas zu erfahren.

Wo kann man Unsterblichkeit erfahren? – Hier und jetzt! Alles ist hier. Alle Götter, alle Schönheiten, alle Herrlichkeiten des Himmels sind hier unter diesem Dach, in jedem Menschen. Wenn nur das Herz rein genug ist, kann jeder das verwirklichen und für sich selbst erkennen.

Ich lebe in einer Welt ohne jegliche Angst! Warum? – Weil für den Erfahrenden alles etwas Äußerliches ist; nichts kann ihm etwas anhaben: nicht der Tod, nicht die Krankheiten, nicht die Naturgewalten – nichts.

26. Tag

Der Erfahrende bewegt sich nicht; er bleibt, wo er ist, auch wenn der Körper von reißenden Fluten erfasst wird.

Er bewegt sich nicht und ist doch überall gegenwärtig. Er ist wie der Raum. Wohin soll der Raum sich bewegen? – Alles bewegt sich, alle Galaxien, alle Universen; aber wohin soll der Raum sich bewegen? – Er bewegt sich nicht. Subtiler als der Raum ist der Erfahrende im Menschen. Er bewegt sich nicht, er ändert sich nicht. Etwas Unveränderliches kann von der Zeit nicht berührt werden. Die Zeit hat deshalb keine Macht über den Erfahrenden.

27. Tag

Krankheiten, Tod und finstere Kräfte haben keine Macht. Nur der Erfahrende hat Macht. Er nimmt den Tod nicht an, weder Krankheit noch Schmerz akzeptiert er!

Ich bin dieser Erfahrende!

Wenn deine Aufmerksamkeit im Erfahrenden verweilt, dann bedeuten alle Erfahrungen nichts. Du trägst ein ewiges, zeitloses, raumloses Himmelreich, Schönheit, Freude, Stille in dir.

Alles ist hier und jetzt in der erfahrenden Person zugegen.

Die Menschen sind völlig blind für diese Tatsache. Grund dafür sind ihre Unreinheiten. Unreinheit ist eine Finsternis.

Diese Finsternis, diese Maya, diese Unwissenheit – das Gemüt – öffnet die Türe zur Erfahrung nur über den Körper und die Sinnesorgane. So sind die Menschen total ausgeschlossen von der Wirklichkeit der Wirklichkeiten, von all den Welten und Universen hier und jetzt; ausgeschlossen von Gottes Anwesenheit.

28. Tag

Das Gemüt begrenzt unsere Fähigkeiten.

Das Gemüt hat zwar mehr Fähigkeiten als die körperlichen Sinne, es kann sich etwas vorstellen, kann Träume erzeugen; aber das Gemüt ist trotzdem noch Materie, feinere Materie.

Materie ist auch Licht: alle Materie ist strahlende Materie, leuchtende Materie. Obwohl das Gemüt heller leuchtet als Materie, ist es trotzdem noch Materie, ebenso unsere Gedanken, die Teil des Gemüts sind.

Wir aber sind Geist, unendlicher Geist, subtiler als der Raum und von Licht erfüllt. Licht ist das Wesen dieses Geistes. Das Wesen des Erfahrenden ist Licht, Bewusstsein, unendliches Bewusstsein, unbegrenztes Bewusstsein.



29. Tag

Was bedeutet „Sadguru“? – Sadguru ist das ewige, unbewegliche Bewusstsein, das ist, war und immer sein wird.

Es ist unbeweglich, aber nichts kann sich bewegen ohne dieses Bewusstsein, diese Wirklichkeit. Es gibt kein Ding, kein Wesen, keine Welt außerhalb dieser Wirklichkeit.

Es existierten keine Welten und Universen vor langer Zeit oder in irgendeinem Raum – denn sie alle existieren hier und jetzt im Sadguru, der über den Gefühlen, über den Gedanken, über der Psyche, über allen Wesen steht. Keines von diesen Wesen kann ohne den Sadguru existieren.

Sadguru ist ein anderer Name für die transzendente Wahrheit.


30. Tag

Es ist wie mit dem Raum: Der Raum war Zeuge aller möglichen Kriege rings um die Welt. Religionen kommen und gehen. Universen entstehen und lösen sich auf. Es ist ein endloser Zyklus von Werden und Vergehen. Dieser endlose Zyklus spielt sich im Sadguru ab. Er ist der ewige Beobachter. Er spricht nicht, aber niemand kann ohne ihn sprechen, und alle Sprachen sind in ihm enthalten. Er selbst ist jedoch jenseits aller Sprachen. Ein Zeuge aller Götter ist er. Die Götter kommen und verschwinden wieder. Auch sie sind nur Erscheinungen.

Alle Erscheinungen des Göttlichen – wie Jesus oder Krishna – verschwinden wieder. Aber er ist immer da, und all diese Erscheinungen spielen sich nur in seinem Herzen ab – sein Herz aber hat keinen An-fang und kein Ende, kein Oben und Unten. Es ist überall, unendlich, ewig. Es ist das Licht der Lichter – das ewige Licht. Es braucht nichts. Es ist ein Zustand unendlicher Erfüllung, vollkommener Erfüllung, absoluter Erfüllung, absoluter Weisheit – ein allvollkommener Zustand.

31. Tag

Tod, Angst, Probleme, Begrenztheit, Schmerz, Leidenschaft – all diese kennt der Sadguru nicht; und doch ereignen sie sich alle in seiner Gegenwart. Er ist überall dieselbe beobachtende Intelligenz, die Quelle aller Welten und die Kraft, die alle Welten erhält, und auch die Kraft, die alle Welten wieder auflöst. Und trotzdem hat er keine Ahnung von diesen Welten. Er bleibt immer jenseits dieser Welten – immer vollkommen. Niemand kann ihn bestechen, niemand kann ihn loben, niemand kann ihn schätzen, niemand kann ihn beschimpfen.

Er bleibt unberührt, auch von den Strahlen der Sonne oben am Himmel. Die Sonne kommt, die Sonne geht: Keine Strahlung der Sonne kann ihn berühren. Er ist unendlich subtiler als der Raum.

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Dezember 2014

Monatliche Zeitschrift, Jahrgang 39, Nr. 458

Herausgeber: Omkarananda Ashram

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