Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Dezember 2005

Kalender Jan2000



1. Tag

Intensiviere die Hingabe und intensiviere gleichzeitig die Loslösung von der Welt.

Ein Mensch, dessen Herz rein ist, kennt den Geschmack der Welt nicht. Sein Geschmack ist das Göttliche. Er sehnt sich immer nur nach dem Göttlichen, er lebt im Göttlichen; Sinnliches kann ihm nicht das geringste Vergnügen bereiten. Der Name des Göttlichen ist seine Freude. Das Mantra des Göttlichen, die Liebe des Göttlichen sind seine Freude. Die Arbeit fürs Göttliche, Gespräche über das Göttliche - nur die geben ihm Freude; nur die schätzt er.

Außerhalb des Göttlichen gibt es für ihn keine Welt, außerhalb des Göttlichen hat er weder Vater noch Mutter, weder Freund noch Schwester, Söhne oder Töchter.

Außerhalb des Göttlichen hat er keinen Reichtum, keine Stärke, kein Heim. Gott ist für ihn die Summe aller Freuden, allen Reichtums, aller Schönheit, aller Schätze, allen Wissens und aller Erfahrungen.

2. Tag

Verstärke deine Loslösung von Dingen und Menschen, und verstärke deine Anhänglichkeit an Gott, an die wahre Liebe, das wahre Glück, die wahre Stärke.

Drücke diese Eigenschaften des Göttlichen im täglichen Leben aus. Höre nichts als das Göttliche, sprich von nichts als vom Göttlichen, hänge dich an niemanden, nur an Gott.

Wenn du das tust, dann übernimmt Gott die Verantwortung für dein Leben. Dann wirst du erreichen, was Moses nicht erreichen konnte. Dann wirst du von Stärke erfüllt sein, von Furchtlosigkeit, Freiheit, Frieden und Weisheit.

3. Tag

Die subtilste aller Welten ist das Göttliche selbst. Es durchdringt alles, erhält alles, indem Es die innere Essenz von allem ist. Diese Essenz ist so fein, so supra-elektronisch, so empfindsam, so reich an Fähigkeiten, dass sie durch ihre Anwesenheit in allen Dingen diese von innen heraus ernährt, erhält und höchste Fähigkeiten entwickeln lässt. Wenn du das einmal aus eigener Anschauung weißt, wirst du die ganze Materie mit der Gegenwart des Göttlichen vibrieren sehen.

Der Mensch, in einem Zustand höchster Reinheit und von der Gnade Gottes berührt, erfährt die äußere Welt als Gott, als Wirklichkeit, als eine Struktur des göttlichen Seins. Der Unterschied in der Erfahrung der Welt - ob materiell oder spirituell - liegt in der inneren Vision. Wenn unsere innere Vision göttlich ist oder spirituell, dann sehen wir überall, wohin wir blicken, eine andere Welt, eine wunderbare Welt der göttlichen Gegenwart.

4. Tag

Das Göttliche ist das Wunder aller Wunder. Es ist allwissend, aber nicht in einem trocken rationalen Sinn, sondern auf eine höchst erstaunliche Weise. In einem einzigen Augenblick kann es alle Universen auflösen oder auch zahllose neue Universen erschaffen. Seine Möglichkeiten, Fähigkeiten und Wunder kann man nicht beschreiben; sie übersteigen die menschliche Vorstellungskraft bei weitem, und die Sprache versagt hier völlig.

Das Göttliche ist die Schönheit aller Schönheit. Es ist unzerstörbar, ewig, unvergänglich. Es erhält alles und ist zur gleichen Zeit überall anwesend. Es weiß alles über jeden einzelnen und ist in jedem Punkt seines Seins mit unendlicher Freude erfüllt - und das von Ewigkeit zu Ewigkeit, ohne Unterbrechung.

Alle Schätze und Wunder sind in Ihm enthalten. Die größten Genies der Welt sind nur schmutzige kleine Funken aus dem grenzenlosen, unvorstellbar großen Feuer, welches das Göttliche ist.

Jeder Kontakt, jede Kommunikation mit diesem Wunder aller Wunder, dem Göttlichen Sein, ist in sich selbst schon eine Ekstase, eine überwältigende Freude.

5. Tag

Der Gottliebende weilt mit seiner bewussten Aufmerksamkeit immer beim Göttlichen.

Andererseits wohnt das Göttliche auch in ihm.

Der eine lebt im anderen - der Gottliebende lebt im Göttlichen, und das Göttliche lebt im Gottliebenden - alle vierundzwanzig Stunden des Tages.

Es gibt keinen Zustand, der gesegneter wäre als dieser. Entwickle deshalb ein gottliebendes Herz.

6. Tag

Im Göttlichen zu leben heißt, in allem zu leben, denn das Göttliche ist alles.

Im Göttlichen zu leben heißt, überall zu leben, denn das Göttliche ist überall. Im Göttlichen zu leben heißt, in der grenzenlosen, unvergänglichen Schönheit, in ewigem Frieden und dauernder Freude zu leben; in unendlichem Licht, vollkommener Liebe, endlosem Leben und absoluter Vollkommenheit zu leben; denn das Göttliche ist all das und noch viel mehr.

7. Tag

Lebe im Göttlichen, arbeite für das Göttliche, sprich mit dem Göttlichen.

Je mehr du das Göttliche anrufst, desto mehr schuldet dir das Göttliche, umso mehr ist das Göttliche an dich gebunden.

Rufe also beständig nach Gott.

 

Kein Vergnügen dieser Welt ist wirklich ein Vergnügen, keine wunderbare Gelegenheit ist wirklich wunderbar - es sind nur Täuschungen.

Je mehr du die Dinge dieser Welt analysierst, desto mehr wirst du sie als Täuschungen, als Fallen und Ablenkungen erkennen, die dich nur ins Unglück führen.

Nirgends kann das Herz glücklich sein außer im Göttlichen, und über jeden kleinen Dienst, den du Ihm weihst, freut Es sich gewaltig.

Die Mutter freut sich über Geschenke von Nachbarn oder Freunden, aber wenn ihr eigenes Kind ihr aus Liebe auch nur einen kleinen Kieselstein schenkt, dann ist ihre Freude am größten.

So hat auch das Göttliche eine tiefe Freude an den Diensten derer, die Es lieben.

8. Tag

Pflege intensive Hingabe ans Göttliche mit dem starken Gefühl, dass das Göttliche bei dir steht, dich sieht, mit dir arbeitet und Seine Gnade auf dich ausgießt.

Diese Methode verleiht tiefste Konzentration des ganzen Geistes aufs Göttliche.

Es ist keine andere Methode bekannt, die dazu besser geeignet wäre. Alle Sinne werden in die Seele zurückgezogen und aufs Göttliche ausgerichtet. Die Augen sind geschlossen, der Blick geht nicht mehr nach außen, sondern nach innen und ist aufs Göttliche gerichtet. Die Ohren hören nichts als das Mantra, kein anderer Ton dringt in sie ein. Das Herz ist mit ganzer Hingabe beim Göttlichen, der Geist kann nicht wandern, weil er über die Schönheit, den Wert, die Größe und die Herrlichkeit Gottes nachdenkt. Alle Energien von Körper und Geist werden auf das Göttliche konzentriert.

9. Tag

Wozu kann man den Zustand der Konzentration nutzen? - Man kann ihn dazu nutzen, sich fest an das Göttliche zu klammern, sich der unendlichen Schönheit zu nähern, das unendlich Gute zu erkennen.

Man kann mit Hilfe der Konzentration versuchen, den ganzen Körper des Göttlichen, den absoluten Frieden, die absolute Freude und Kraft an sich zu ziehen.

Die Konzentration, die durch rhythmische Mantrawiederholung gewonnen wird, dieser innere Zustand der Seele, sollte zu einer unwiderstehlichen Ausrichtung aufs Göttliche genutzt werden. Diese Konzentration wird vom geistigen Menschen voll und ganz dazu verwendet, sein ganzes Sein in das Göttliche hineinfallen zu lassen. Die Freude der Konzentration liegt in der Tatsache, dass Körper, Seele und Geist sowie Nerven und Sinne von etwas absorbiert sind. Es ist ein Zustand, in dem man sich selbst vergisst.

Und wenn man sich selbst vergisst, ist man in Freude getaucht; wenn man sich seiner selbst als etwas Gesondertes bewusst ist, ist man begrenzt.

10. Tag

Welches Merkmal weist die Konzentration im Schlafzustand auf? - Es ist das völlige Vergessen des Körpers, des Geistes, der Sinne, der Welt - ein Vergessen von allem, was wahrnehmbar ist.

In diesem Vergessen liegt Freude, und daraus entspringt Freiheit. Wenn man intensiv mit etwas beschäftigt ist, vergisst man alles andere. Man vergisst seine Probleme, man denkt nicht an Vergangenes oder Zukünftiges. Man vergisst seine Ängste und Hoffnungen. Die ganze Aufmerksamkeit ist auf eines gerichtet. Konzentration führt dazu, dass man alles vergisst, und dieses Vergessen führt wiederum zur Befreiung des ganzen Wesens.

Der menschliche Zustand ist der elendeste Zustand überhaupt. Je mehr man ihn vergisst, desto glücklicher ist man. Du kannst sehr stark sein, sehr reich, sehr schön und begabt; vielleicht hast du alles, was dein Herz begehrt - trotzdem bleibt es ein elender Zustand, begrenzt nach allen Seiten hin. Es ist ein Zustand der Schwäche, deshalb sind alle menschlichen Wesen, ob König oder Bettler, gleichermaßen unglücklich.

11. Tag

Der Zweck der Mantrawiederholung ist, Konzentration zu erlangen und Selbstvergessenheit.

Diese Konzentration und Selbstvergessenheit werden indes nicht um ihrer selbst willen angestrebt; sie sind nur die Mittel, die dazu genutzt werden können, schnell das Göttliche zu ergreifen, sich an der höchsten Wahrheit festzuhalten, das ganze Wesen dem Göttlichen, dem göttlichen Licht, der göttlichen Gnade auszuliefern.

Anders als bei der Konzentration auf einen sinnlichen Vorgang, bei dem die damit verbundene Freude endet, sobald der Vorgang vorüber ist, bleibt nach der Konzentration auf das Göttliche etwas vom göttlichen Licht in unserem Geist, in unserer Seele, in unserem Körper zurück. Etwas von dieser Konzentration und Selbstvergessenheit trägt uns den ganzen Tag. Der Gedanke an das Göttliche steigt immer wieder auf und durchdringt alle unsere geistigen und körperlichen Aktivitäten.

Konzentration ist auch das Geheimnis der Stärke.

 

12. Tag

Selbstvergessenheit wäscht alle menschlichen Schwächen hinweg.

Darum ist es sehr ratsam, dass du dich in einem Zustand intensiver Konzentration mit aller Kraft ans Göttliche klammerst, wenn du wirklich glücklich werden willst.

Bitte das Göttliche, dich zu beschützen, dich zu reinigen, dich zu erleuchten, dich zu führen und dich zu befreien.

13. Tag

Ausschließlich die Konzentration aufs Göttliche kann dir wahres Glück geben.

Deine Bewunderung des Göttlichen sollte keine Grenzen kennen. Allein das Nachdenken über die Herrlichkeiten des Göttlichen ist ausreichend, dich zu erleuchten und aus einem normalen menschlichen Wesen eine erleuchtete Person zu machen.

Ein großer Mystiker sagte einmal: "Wenn der ganze Kosmos Tinte wäre und der Himmel Papier, und man die Herrlichkeiten Gottes darauf beschreiben wollte, so würde man schnell erkennen, dass sowohl die Tinte als auch das Papier nicht ausreichten, um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen."

14. Tag

Es ist unmöglich, die Herrlichkeit Gottes, die Geheimnisse Gottes, die Wunder Gottes, die Größe Gottes oder die wunderbare Aktivität der allwissenden Intelligenz des Göttlichen zu beschreiben.

Wie verwirrend ist es schon für dich, den Geist Gottes verstehen zu wollen!

Du bist nicht in der Lage, dich an einige wenige Dinge in deinem Leben zu erinnern; wie könntest du dir dann erst vorstellen, dass das Göttliche über jeden Einzelnen alles weiß?

 

15. Tag

Das Göttliche weiß nicht nur alles über jeden Einzelnen in dieser Welt, sondern ebenso alles über jedes Wesen in allen anderen Welten.

Wie kann das Göttliche zugleich alles auf der ganzen Welt sehen? Wie kann es sein, dass das Göttliche zur gleichen Zeit an allen Orten des ganzen Universums gegenwärtig ist? Wie ist es möglich, dass die göttliche Intelligenz die Geschichte des Lebens eines jeden Einzelnen, sowohl die der Vergangenheit wie auch die der Zukunft aufbewahren kann?

Wenn das Göttliche eine Fliege betrachtet, dann weiß Es ihre ganze Geschichte, ihre ganze Vergangenheit, was mit ihr vor tausend Jahren oder vor einer Million Jahren geschah. Wenn das Göttliche dich anblickt, weiß Es alles über dich. Es sieht alle deine vergangenen Leben und sieht auch, was du in zehntausend Jahren tun wirst.

Aber nicht nur die Szenen und Bilder deiner Lebensläufe sieht das Göttliche. Gleichzeitig sieht Es die vergangenen und zukünftigen Szenen der Leben aller Tiere, Insekten, aller anderen Menschen, aller Geister und Engel, aller Götter und Göttinnen.

Unvorstellbar wunderbar ist das Göttliche!

16. Tag

Der geistige Mensch sieht sich nicht nur als Gottliebenden, sondern auch als Botschafter Gottes in dieser Welt.

Er weiß, dass die Welt nur eine vorübergehende Angelegenheit ist. Er weiß, dass die Welt kein Platz ist, auf dem man sich für immer einrichten kann.

Wir sind alle nur Gäste auf dieser Welt. Niemand kann die Welt besitzen. Die Menschen werden geboren und verschwinden wieder. Es ist wie auf dem Bahnhof. Einige kommen, andere gehen. Alle sind Pilger. Niemand kann sagen: "Ich bleibe hier auf dieser Erde." Womöglich holt ihn der Tod schon, kaum, dass er das gesagt hat. Der Tod kommt ohne vorherige Einladung. Auch kann sich niemand aussuchen, wann er in diese Welt geboren wird. Wir sind zwangsweise Besucher dieser Erde.

Der Zeitpunkt unserer Ankunft und Abreise ist festgelegt.

17. Tag

Hundert Prozent der weltlichen Menschen leben unter dem Eindruck, als ob sie für immer hier leben würden. Sie wollen dieses und jenes besitzen; es kann nie genug sein. Ein kranker Geschäftsmann schließt noch ein großes Geschäft ab; er weiß nicht, dass er sechs Stunden später sterben wird.

Die Leute sind Opfer einer so großen Täuschung, dass sie nicht einmal die gewöhnlichen täglichen Ereignisse des menschlichen Lebens wie Geburt und Tod in ihre Überlegungen mit einbeziehen. Jeden Tag lesen sie beim Frühstück die neuesten Todesanzeigen, Berichte über Unfälle und Kriege - Tod überall -, und doch denken sie nie daran, dass auch sie eines Tages sterben werden.

Unter der stillschweigenden Annahme, dass sie für immer hier leben, machen sie so viele Fehler, pflegen ihre Anhänglichkeiten und menschlichen Beziehungen, hassen sich gegenseitig, sind neidisch auf andere, arbeiten sich halb tot, um ein wenig Reichtum anzuhäufen, und Gott existiert für sie natürlich nicht.

18. Tag

Der realistischste Mensch ist der Gottliebende.

Alle anderen sind in der Tat unrealistisch. Sie leben, was die Realität angeht, in großer Unwissenheit. Sie sind nur realistisch, wenn es um ihren Bauch geht: Essen und Geld zum Essen.

Was das Geld betrifft, ihren Körper und ihren Besitz, da sind sie realistisch. Doch selbst in dieser Beziehung sind sie nicht realistisch genug. Sie wollen nicht anerkennen, dass der Tod des Körpers unvermeidlich ist. Sie sind insofern unrealistisch, als sie ihre begrenzte Lebensspanne nicht bedenken. Würden sie das tun, wären sie bestimmt auch großherziger und weniger selbstsüchtig. Doch manche Leute hängen so sehr an ihrem Besitz, an ihrem Haus, dass sich die Seele sogar nach dem Tode nicht davon lösen kann und ins alte Heim zurückkehrt. Als Geist lebt sie dann darin weiter und leidet.

19. Tag

Eine alte Frau ist gestorben. Sie hing so sehr an ihrem Haus. Das Haus war ihr ein und alles. Man sieht ihren Geist des nachts im Garten sitzen. Einige sensitive Leute meiden das Haus. Sie haben eine unbegreifliche Angst und wissen nicht warum. Der Grund ist der Geist der alten Frau, die voller Hass ist auf alle, die sich "ihrem" Haus nähern. Da nicht alle die Gabe haben, Geister zu sehen, erkennen sie die Alte nicht. Doch jene, die diese Fähigkeit besitzen, wissen Bescheid.

Nach einigen Wochen wird das Haus abgebrochen, eine Strasse wird über das Grundstück gebaut, und immer noch haust der Geist der Alten an diesem Ort, bis nach viel Leiden ihre Zeit als entkörpertes Wesen vorbeigegangen ist. Danach wird sie wieder an einem anderen Ort geboren. Dort setzt sie ihr altes Leben fort, ohne eine Ahnung von ihrem früheren Leben zu haben, was ganz normal ist. Doch kann man die Natur eines früheren Lebens an den gegenwärtigen Neigungen, Wünschen, Absichten, Reaktionen, Sorgen und spezifischen Problemen einer Person ablesen.

20. Tag

Alle Täuschungen verschwinden durch die richtige Einstellung zum Leben. Sieh deinen Aufenthalt auf dieser Erde als eine Pilgerreise an. Nach achtzig Jahren bist du nicht mehr auf diesem Planeten, und achtzig Jahre verfliegen wie acht Tage.

Wenn du das erkennst, fällt die Blindheit von deinen Augen, die große Unwissenheit verlässt dich. Zu einem gewissen Ausmaß wenigstens wirst du ein wunderbarer Mensch sein; Weisheit und Vernunft werden dir gehören, und du wirst deinem Leben einen neuen Sinn geben können. Du wirst zu einem echten Realisten. Du weißt dann, dass du nur zu Besuch auf dieser Erde bist.

Wenn du auf den Bahnhof gehst, weißt du, dass dir dort nichts gehört. Alles gehört der Bahn. Du kannst dich dort auch nicht häuslich einrichten.

Wir sind alle nur Touristen auf dieser Erde. Niemand kann ein Grundstück besitzen. Ja, es steht auf einem Stück Papier, dass dieses Stück Land dir gehört. Aber was hat das schon zu bedeuten? - Ein vernünftiger Mensch wird sich so etwas nie einbilden.

21. Tag

Versuche jeden Tag ein bisschen weiser zu werden. Nutze die kurze Zeit auf Erden, etwas Vernünftiges, etwas Wunderbares zu tun, etwas, das weiterlebt, auch wenn du einmal nicht mehr hier bist. Vollbringe etwas Großes, etwas Göttliches, etwas, das Dauer hat.

Verströme den Duft deiner Hingabe in diese Welt. Setze deine Energien Tag und Nacht, Nacht und Tag fürs Göttliche ein. Du bist nur ein Tourist, ein Besucher, ein Pilger hier auf der Erde. Deine Zeit ist kurz, entfalte die Schätze des Göttlichen. Tue etwas, das dem Herzen des Göttlichen lieb ist, etwas, das große Selbstaufopferung erfordert. Sei unermüdlich und beständig im Dienste Gottes.

22. Tag

Alle sind nur flüchtige Passagiere auf dem Planeten Erde. Täuschung ist der Name des Menschen, Unwissenheit ist seine Form.

Um davon loszukommen, musst du immer mehr Hingabe entwickeln, dich selbst als Botschafter Gottes betrachten, der vom Göttlichen in die Welt gesandt wurde, um schnell eine Arbeit zu erledigen und dann wieder zurückzukehren.

Tue deine Arbeit zuverlässig und erfolgreich, und kehre mit fliegenden Fahnen zurück zum Göttlichen. Vergeude dein Leben in dieser kurzen Zeit nicht mit Kleinigkeiten. Sei äußerst wachsam, unterscheide klar, sei realistisch, und lass dich nicht täuschen. Lass ein Auge immer aufs Göttliche gerichtet sein, das andere richte auf deine Arbeit. Tue schnell etwas Gutes, bevor du dieses Gastspiel abbrechen musst. Erfreue das Herz des Göttlichen so gut du kannst, bevor deine Zeit zu gehen gekommen ist.

23. Tag

Schauen wir einmal, wie sprichwörtlich tragikomisch die alten Leute sind:

Jederzeit können sie sterben, doch die Sehnsüchte in ihren Herzen sind noch sehr stark. Sie würden gerne ihr Leibgericht essen, aber es geht nicht mehr. Der Arzt hat gesagt, sie dürfen keinen Zucker essen. Sie leiden unter allen möglichen körperlichen Schwierigkeiten, und trotzdem sind die Sehnsüchte nach körperlicher Befriedigung geblieben. Der Gedanke an den Tod wird weggeschoben; sie wollen nicht sterben, sie möchten gerne noch länger leben. Sie stellen sich täglich auf die Waage und halten eine Diät ein, damit sie noch ein paar Jahre anhängen können. Sie möchten jung sein, aber es ist unmöglich. Um jung zu wirken unternimmt die ältere Frau alles, was sie kann. Das ist eine tragische Sache. Man kann den menschlichen Körper nicht unsterblich machen. Sie sucht nach Unsterblichkeit, aber am falschen Ort.

24. Tag

Es gibt schon so viele Irrtümer; häufe nicht noch mehr davon durch falsche und unnötige Sehnsüchte an! Bringe mehr Weisheit im täglichen Leben zum Ausdruck, mehr Hingabe ans Göttliche! Die Welt ist kein Vergnügungspark.

Der, welcher die Welt für einen Garten der Lust hält, trägt schwer an den Folgen dieser Einstellung, wie es die Erfahrung täglich zeigt.

Sei ernsthaft, ohne düster zu sein. Jede Düsternis ist eine Verneinung des Göttlichen. Schau dir die ernsten Leute an, ihre Gesichter sind immer düster, es ist keine Heiterkeit in ihnen zu sehen. Sei ernst, doch erfüllt von innerer Heiterkeit. Pflege eine positive Einstellung voll Vergnügen, weil Du weißt, dass dieser "Bahnhof Welt" ein tragikomischer Ort ist, auf dem der eine kommt, der andere geht, der eine dumm, der andere gescheit ist, der eine hinfällt, der andere aufsteht. Es ist eine humoristische Szene für die, die weise sind. Sei also ernst, doch bewahre dir einen Sinn für Humor - einen Sinn für Humor, der aus dem Wissen um etwas höchst Wertvolles, aus etwas, das das Leben des Lebens ist, geboren wird, aus dem Wissen um etwas, das der Felsen ist, unzerstörbar, ewig, allvollkommen. Und vor diesem Hintergrund sieht alles sehr lustig aus.

25. Tag

Eine Frau hat eine Goldmünze in ihrem Zimmer verloren, sucht aber draußen nach ihr. Jemand fragt sie: "Was suchst du hier?" - "Ich suche die Goldmünze, die ich in meinem Zimmer verloren habe", antwortet sie. "Aber warum suchst du sie dann hier?" - "Weil es in meinem Zimmer zu dunkel ist", sagt sie.

Sie sucht die Goldmünze draußen, obwohl sie sie in ihrem Zimmer verloren hat. - Unglaublich! Aber so ist das Leben.

Alle suchen in der Außenwelt nach Gold, obwohl das wahre Gold innen ist. Alle suchen in der Außenwelt nach Glück, obwohl das wahre Glück innen ist. Alle wünschen sich ein langes Leben; sie gehen zum Arzt und schlucken Vitamintabletten, aber nichts hilft.

Es ist sehr komisch, das mit anzusehen, wenn man weiß, dass sie in ihrem eigenen Inneren das ewige Leben haben, das wirkliche Leben, das endlose Leben. Anstatt es da zu suchen, wo es zu finden wäre, suchen sie es da, wo es nicht gefunden werden kann.

 

26. Tag

Alles ist seltsam und komisch auf dieser Welt, zum Beispiel das Verhalten des jungen Mädchens. Ständig schaut sie in den Spiegel und holt den Lippenstift hervor. In ihrer Handtasche hat sie allerlei Instrumente, um sich schöner zu machen. Sie denkt, Schönheit sei etwas Äußerliches. Das ist lächerlich. Schönheit ist nicht im Gesicht. Schönheit ist innen - unendliche, ewige, unvergängliche, wirkliche Schönheit. Das, was sie Schönheit nennt, kann leicht entstellt werden; einige Narben genügen schon. Dann kommt das Alter, und es ist ganz aus damit. Spätestens dann hält die Hässlichkeit ihren Einzug, und ihr eigener Mann ist es, der dann denkt: "Früher war sie so schön, jetzt sieht sie aus wie eine Hexe."

Bedenke also das Schicksal der Schönheit, die alle so sehr verehren! Es ist eine fortwährende Tragödie. Geh nicht für ein Tässchen Freude ins Kaffehaus oder zu Freunden. Unendliche Freude und grenzenloses Glück warten in dir selbst auf dich: Du brauchst sie nur noch zu entdecken.

Sei weise, vermehre deine Hingabe, diene dem Göttlichen, damit du nicht mit leeren Händen dastehst, wenn die Zeit deiner Abreise von dieser Welt gekommen ist.

 

27. Tag

Denke, du seist ein Botschafter Gottes. Der Botschafter in einem fremden Land hängt nicht an Dingen, die ihm nicht gehören. Er weiß, dass er nur ein Gast ist, ein Botschafter, nicht der Eigentümer des Landes.

Der Botschafter kommt mit gutem Willen, er versucht soviel Harmonie wie möglich zu schaffen, stellt die besten Beziehungen her und verlässt das Land wieder. Er bleibt nicht für immer.

Sei ein Botschafter des Göttlichen, verbreite Licht und Liebe, so viel du in kürzester Zeit kannst, und wenn die Zeit deiner Rückkehr gekommen ist, liegt dein Ticket für den Himmel schon bereit. Gott wird dich umarmen und dich in die Zitadelle unendlicher Glückseligkeit, Stärke, Erkenntnis, Schönheit und Vollkommenheit führen.

 

28. Tag

Das Mantra verwandelt die ganze Seele in die Natur des Göttlichen, lässt die Seele mit dem Göttlichen eins werden, wird zu einem erleuchtenden Faktor.

Dann erst beginnt das wahre Leben. Bis dahin ist das menschliche Leben ein Alptraum, ein Gefängnis, ein dunkles Tal der Irrtümer mit einigen Vergnügungen dazwischen.

Wenn aber das gesamte innere Wesen leuchtend geworden ist, lösen sich alle Irrtümer auf, und man steht fest in zunehmendem und dauerhaftem Glück.

Einer der wesentlichen Irrtümer, der verschwindet, ist der Drang, Dinge zu besitzen.

 

29. Tag

Was will der Mensch nicht alles besitzen! Nicht nur materielle Dinge wie ein Haus, ein Auto, sondern auch Gesundheit, Erfolg, Wissen; er will andere Menschen beherrschen, will, dass andere ihm dienen, ihn lieben. Das ist alles eine Art von Besitz, eine Art, sich etwas anzueignen.

Der Mensch verliert sich auf der Suche nach vielen Dingen. Es ist eine Krankheit, eine Manie. Es ist eine Täuschung, denn niemand wurde je zufrieden durch die endlose Suche nach Dingen.

Die Welt besteht aus Tausenden von Kategorien von Menschen, die alle auf der Suche nach den verschiedensten Dingen sind.

In allen Bereichen des Lebens herrscht die Tendenz, etwas zu besitzen vor, sei es der Besitz von Wissen, Geld oder irgendetwas anderem.

30. Tag

Nur der geistige Mensch hat seine Intelligenz so leuchtend werden lassen, dass er frei geworden ist von Täuschungen und Irrtümern. Er ist frei von dem Drang, etwas zu besitzen, dieses oder jenes haben zu wollen. Niemand sonst auf der Welt ist frei von dieser Tendenz. Vielleicht gibt es irgendwo jemanden, der nichts haben will, doch zumindest hat er noch den Anspruch, nichts haben zu wollen, und ist stolz darauf. Die Besitzgier verlässt niemanden so schnell. Es ist eine Eigenschaft der menschlichen Natur. Mit einer solchen Eigenschaft leben zu müssen, ist wahrhaftig ein Alptraum, denn niemand kann hoffen, alle Wünsche, die ohne Ende in ihm aufsteigen, je erfüllen zu können. Und wenn schon: Mit jeder Wunscherfüllung wird der Wunsch stärker. Je mehr man den Wünschen nachgibt, desto mehr wird man ihr Opfer. Ein Ende der Versklavung ist nicht abzusehen. Und Wunscherfüllung befriedigt nicht. Gäbe es Befriedigung durch Wunscherfüllung, dann müsste der Wunsch danach verschwunden sein. Das bisschen Befriedigung, das sich einstellt, ist schnell verflogen, und alles fängt von vorne an.

31. Tag

Wie löst sich der endlos scheinende Kreislauf der Wünsche und ihrer Erfüllung auf? - Das leuchtende innere Sein ist eine wahrhafte Quelle der Weisheit, der Unterscheidung und der Befriedigung aller Wünsche. Es verursacht im Individuum die Erfahrung der Allfülle, der vollkommenen Befriedigung und Unabhängigkeit, die Wahrnehmung, dass man unendlicher Reichtum ist, dass man aus der eigenen inneren Fülle heraus existiert und lebt, ohne im geringsten etwas außerhalb seiner selbst zu bedürfen.

Damit kommt die Täuschung, dieses und jenes besitzen zu müssen, zu einem Ende. Das Mantra macht dich zum Schöpfer aller Dinge. Da du somit alles erschaffen hast und alles dir gehört, kannst du auch kein Verlangen haben, etwas zu besitzen. Du erhältst nicht nur das Licht Gottes, sondern auch Seine schöpferischen Eigenschaften. Ein Gefühl vollkommener Erfüllung überkommt dich. An diesem Punkt fallen alle Wünsche weg, weil der Wunsch der Wünsche erfüllt ist.

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Dezember 2005

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 30, Nr. 350

Herausgeber: Omkarananda Ashram
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World Wide Web Edition 2005