DivineLightTitelbild

 

 

ZWEIMONATLICH

Jahr 34

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ

 

 

 


 Mai/Juni 1999

 

INHALT

Swami Omkarananda: Mein Leben atmet Frieden

Alle Namen sind Gottes Namen

Begegnungen nach dem Verlassen des Körpers

Die Einheit der Dreiheit

Dein Königreich ist nicht von dieser Welt!

Wege zu Gott

Das erste Geheimnis

Gotterfahrung

Das Ewige ist die Antwort auf unseren Tod

Auf Gottes Grund

Eins im Göttlichen

Fragen um Wiedergeburt und Evolution

Herzensreinheit

 

Je mehr einer entwickelt ist, desto höher ist seine Kultur, desto mehr Glauben an die letzte Wirklichkeit besitzt er.

Nur durch die Vision der göttlichen Wahrheit überlebt unsere Zivilisation den Ansturm der Zeit, erhält neue Vitalität, Lebenskraft und Ausrichtung.

Ohne höheres Wissen kann der Mensch nicht von seinen entstellenden Schwächen und Mängeln befreit werden.

Swami Omkarananda

Swami Omkarananda

 

MEIN LEBEN ATMET FRIEDEN

Swami Omkarananda

 

Du bist der glückselige Herr und feiner als das Feinste.

In Dir allein ist Friede! - OM

Svetasvatara Upanishad


Ich habe in meinem ganzen Leben niemals jemanden als Feind oder als schlechten Menschen angesehen. Auch jetzt sehe ich nirgends auf der ganzen Welt einen schlechten Menschen, jemanden, der meine Verachtung verdiente. Vom Standpunkt menschlicher Erfahrung aus gesehen mag es einige geben, die gegen mich sind und sich als meine Feinde betrachten; aber wie lange können sie das durchhalten, wenn ich absolut passiv bin und ihnen nicht widerstehe? - Nicht nur, dass ich ihnen nicht widerstehe und absolut passiv bin; sondern ich überhäufe sie auch, wann immer sich eine Gelegenheit bietet, so sehr mit Liebe, dass sie nicht nur völlig entwaffnet sind, sondern sogar damit beginnen, intensiv und dynamisch für mich zu arbeiten. Es ist ein grosses universales Gesetz, das besagt, dass es keine Feindschaft geben kann, ausser man lässt sie zu.

Mein ganzes Leben, mein ganzer Geist, meine Gedanken, meine Bewegungen atmen Frieden für die Welt, ja selbst mein Körper atmet Frieden für die Welt. Ich kenne nichts als Frieden, und ich kann mir nichts anderes als Frieden wünschen. Mein ganzer Lebensstil ist in absoluter Einheit mit Frieden, und ich atme Frieden aus für den Osten, den Westen, den Norden und den Süden - und nicht nur für die Menschen auf dieser Erde, sondern auch für die Wesen, die andere Welten bevölkern.

Friede ist der ureigenste Lebensatem unseres Seins. Friede ist die Grundlage aller Liebe, aller spirituellen Erfahrungen, allen Wachstums und aller Entwicklung.

Kriege und Schlachten können niemanden bereichern, sie dienen nur den animalischen Instinkten, der Boshaftigkeit, dem Bösen und der Disharmonie. Krieg ist nur dort möglich, wo Gott aus den Herzen der Menschen verbannt wurde.

Design

 

 

Alle Namen sind Gottes Namen

Gespräch mit Swami Omkarananda

 

O Herrin, wir empfangen nur, was wir geben, und in unserem Leben nur lebt die Natur; unser ist ihr Hochzeitskleid, unser ihr Leichentuch. Ja, aus der Seele selbst muss ein Licht enteilen, eine Herrlichkeit, eine helle, leuchtende Wolke, die Erde umhüllend - und aus der Seele selbst muss eine liebliche, mächtige Stimme ausgesandt werden, aus sich selbst geboren, aller lieblichen Töne Leben und Element.

Coleridge

 

 

Gast:

Sie sagten, Gott sei überall. Wie kann man Gott definieren?

Swami:

Gott ist allgegenwärtig. Er ist formlos. Er ist namenlos. Warum fordert der Gott der Bibel das Volk auf, sich keine Götzenbilder zu machen? - Dahinter steht die Idee der Formlosigkeit Gottes. Die Offenbarung des Alten Testaments sagt also, dass Gott form- und namenlos ist. Das ist es auch, was meine innere spirituelle Erfahrung mir völlig klargemacht hat.

Das ist aber nur ein Aspekt Gottes. Obwohl Gott namenlos ist, hat Er alle Namen, obwohl er formlos ist, besitzt er alle Formen. Natürlich sieht das wie ein Widerspruch aus. Es ist auch ein Widerspruch, aber nur für das menschliche Denken, das unwissend, unerleuchtet und fehlerhaft ist. Doch für das Auge des inneren Bewusstseins ist dies eine Tatsache. Gott ist namenlos, aber Er ist nicht in Seiner Namenlosigkeit eingesperrt. Obwohl namenlos, hat Er die uneingeschränkte Freiheit, jeden beliebigen Namen anzunehmen. Und in der Tat sind alle Namen Seine Namen.

Alle Namen sind Gottes Namen, denn nichts existiert ausserhalb des Bewusstseins Gottes. Aber wenn Du sagst, Elisabeth sei Gott, dann lästerst Du Gott, wenn Du nicht gleichzeitig weisst, dass Gott unendlich mehr ist als Elisabeth. Wenn Du sagst, diese Rose da sei Gott, hast Du recht, wenn Du weisst, dass Gott unendlich mehr als die Rose ist. Aber wenn Du das Gefühl haben solltest, dass zwar die Rose Gott sei, aber der Dorn ein wenig weiter unten nicht, dann musst Du Dir gefallen lassen, von der Weisheit als unwissend bezeichnet zu werden, und dann lästerst Du auch Gott. Aber wenn Du weisst, dass die Rose Gott ist, und dass Gott noch unendlich viel mehr ist als die Rose, dass der Duft, den die Rose verströmt, auch Gott ist, dass die Farbe in den Blütenblättern Gott ist und Gott unendlich viel mehr ist als alles zusammen, dann bist Du weise. Gott ist das allgegenwärtige Sein und Bewusstsein, die allgegenwärtige Existenz. Er ist die unvergängliche Essenz hinter der vergänglichen Rose. Die Rosen in den Gärten der Welt sind Schöpfungen der Existenz, des Seins und Bewusstseins Gottes.

Gott ist die Existenz, die für alle Formen und Phänomene des Lebens verantwortlich ist, die gleiche Existenz, die hier wie auf allen Planeten und Sternen gegenwärtig ist.

Gott ist also allgegenwärtig, ewig, zeitlos, formlos, namenlos. Und doch ist Er nicht eingesperrt, nicht durch Seine eigene Formlosigkeit begrenzt. Er hat unbegrenzte Freiheit, auch die Freiheit, beliebige Formen anzunehmen. Die spirituelle Erfahrung hat uns erschlossen, dass menschliche Wesen auch Formen Gottes sind. Auch Steine, Berge, Meere, Bäume, Blumen Vögel und Tiere sind Formen Gottes.

Es gibt noch eine andere Sichtweise: Gott kann jede Form annehmen, die in Übereinstimmung ist mit der Form, die Seine Kinder - jene die Ihn lieben - sich vorstellen.

Wenn Sie an Gott als Jesus denken und sich Jesus so vorstellen, wie Raffael ihn gemalt hat, dann wird Gott Ihnen in dieser Form erscheinen - genau wie Raffael Ihn gemalt hat. Diese allmächtige Gottheit, von der ich spreche, ist auch allwissend. Sobald Sie an Gott in der Form von Jesus, wie Raffael Ihn gemalt hat, denken, hat Gott dies auch schon registriert und versteht alle Ihre Gedanken und Gefühle im Zusammenhang damit. Wenn Sie Tag und Nacht danach streben, diesen Jesus zu erfahren, und wenn dieses Streben all Ihre inneren Unreinheiten verbrannt hat, wenn Ihr Glaube an Christus unbedingt ist und nicht schwankt, sondern stetig wächst, wenn Ihre Hingabe an Jesus vollständig, kompromisslos und einhellig ist, dann werden Sie Jesus erfahren - in dieser Form und mit diesem Namen. Gott selbst steht dann in dieser Form und mit diesem Namen vor Ihnen. Gott ist allgegenwärtig und hat doch Name und Form, und diese werden Ihm von jenen gegeben, die Ihn verehren und zu Ihm beten.

Es wäre falsch, nur den Gott mit Form anzuerkennen. Ebenso falsch wäre es, Gott als nur formlos und allgegenwärtig zu betrachten. Gott hat demnach eine Form, ist aber unendlich viel mehr als nur die Form, in der wir Ihn verehren. Gleichzeitig müssen wir uns ständig der Tatsache bewusst sein, dass Gott seiner Natur nach allgegenwärtig ist.

Gast:

Ich bin nicht fähig, Verleumdungen zu ertragen, und wenn das geschieht, werde ich wütend und denke, diese Wut verzögere die Heilung einer bestimmten Krankheit, an der ich seit längerer Zeit leide.

Swami:

Durch Gottes Gnade werden Sie Hilfe erhalten, aber Sie sollten all diese Verleumdungen einfach vergessen und von allen Beleidigungen unberührt bleiben. Ausserdem sollten Sie versuchen, die Ursache dieser Verleumdungen zu verstehen. Wenn es keine Grundlage für diese Verleumdungen gibt, und die Boshaftigkeit der Leute selbst die Ursache dafür ist, dann müssen Sie sich vollkommen ruhig verhalten. In diesem Fall dürfen Sie dem Übel nicht widerstehen und müssen es als eine Prüfung Ihres Charakters und Glaubens an Gott betrachten. Nehmen Sie es als eine Herausforderung für das fundamentale Gute in Ihrem innere Wesen an. Entziehen Sie den Menschen, die schlecht über Sie reden, Ihre Liebe und guten Wünsche nicht. Vergessen und vergeben Sie alles - viel besser, Sie denken an Gott!

Verleumdungen kehren wie ein Bumerang zu denen zurück, die sie ausgeschickt haben. Sie brauchen kein Wort zu sagen und keinen Finger zu Ihrer Verteidigung zu erheben; die Gesetze und die Gerechtigkeit Gottes bestrafen jene, die sich schuldig machen. Wenn Sie sich durch diese Verleumdungen verletzt fühlen, ist das ein Zeichen einer Schwäche in Ihnen. Wenn Ihr Glaube an Gott vollkommen ist, wenn Sie sich mit der Liebe und Gegenwart Gottes befassen und ein freundlicher, versöhnlicher Mensch sind, werden Sie sich nicht verletzt fühlen. Sollte aber etwas an dem, was die Leute über Sie sagen, wahr sein, ist dies für Sie eine wunderbare Gelegenheit, Ihre Schwachstellen zu erkennen und auszumerzen.

 


 

Design

 

 


 

Begegnungen nach dem Verlassen des Körpers

Frage an Swami Omkarananda

 

Was uns gesenkt in tiefe Traurigkeit,
Zieht uns mit süsser Sehnsucht nun von hinnen.
Im Tode ward das ew'ge Leben kund,
Du bist der Tod und machst uns erst gesund.

Novalis

 

Frage:

Werden wir unsere Verwandten wiedersehen, nachdem wir diese Welt verlassen haben?

Swami:

Nach dem Tod des physischen Körpers werden wir nur jene wiedersehen, die die stärkste Anziehung auf uns ausüben. Wenn starke Bande der Liebe zwischen Ihnen und einem anderen Menschen bestehen, werden Sie diese Person wiedersehen; das ist unvermeidlich, es ist ein Gesetz. Wo diese Person auch sein mag, sie werden Sie ganz bestimmt treffen. Sollte diese Person zum Zeitpunkt Ihres Todes bereits irgendwo auf der Erde wiedergeboren sein, wird Ihre nächste Geburt an einem Ort in der Nähe dieser Person stattfinden. Sie werden sich wieder begegnen und Ihre Beziehung erneueren. Das ist ein Gesetz, dem wir nicht entkommen können. Die Bande der Liebe können nicht gelöst werden, weder vom Tod noch von irgendeiner anderen Kraft. Jede Liebesbeziehung muss zu ihrem logischen Abschluss und ihrer letzten Erfüllung hingeführt werden. Es gibt nichts Irrationales in der Natur. Die Kinder, die in Ihre Familie geboren werden, kommen aus einem ganz bestimmten Grund zu Ihnen. Sie sind diesen Kindern viel schuldig, und diese Kinder sind Ihnen viel schuldig. Der gegenwärtigen Beziehung geht eine frühere Beziehung voraus. Es geschieht nicht aufgrund eines unerklärlichen Zufalls, dass Kinder mit gerade den und den Eigenschaften in die und die Familie geboren werden.

Die ganze Natur ist von Intelligenz, Gesetzen und Regeln beseelt.

 


 

Design

 

 


 

Die Einheit der Dreiheit

Gespräch mit Swami Omkarananda

 

Das allein ist Erkenntnis, was weder Erkennen noch Nichterkennen ist. Was erkannt wird, ist nicht wirkliche Erkenntnis. Da das Selbst erstrahlt, ohne etwas anderes zu erkennen oder erkennen zu machen, ist nur es allein Erkenntnis. Es ist nicht Leere.

Sri Ramana Maharshi

 

Swami:

Der Erkennende, das Objekt der Erkenntnis und der Vorgang der Erkenntnis - diese drei sind immer da: Der Erfahrende, das erfahrene Objekt und die Erfahrung; der Verstehende, das Verstandene und das Verstehen.

Wenn diese drei - der Seher, das Gesehene und der Vorgang des Sehens - ein und dasselbe sind, dann ist dies der vollkommene Zustand.

Es ist der Zustand unendlicher Vollkommenheit, in dem der Erfahrende, der Vorgang der Erfahrung und das Objekt der Erfahrung ein und dasselbe sind. In anderen Worten: In dem zur Vollkommenheit gereiften Zustand ist der Unterschied zwischen dem Erfahrenden, dem Vorgang der Erfahrung und dem Objekt der Erfahrung aufgehoben. Um es auf eine dritte Art und Weise auszudrücken: In der vollkommenen Erfahrung gibt es nur den Erfahrenden; das Objekt und der Vorgang der Erfahrung fehlen.

Der Tiefschlaf gibt uns einen Hinweis auf diesen Zustand, diesen vollkommenen Zustand. Im Tiefschlafzustand erlangen wir Glück und Frieden ohne Zuhilfenahme eines Erfahrungsobjekts und ohne den Vorgang der Erfahrung. Im Tiefschlafzustand sind das erfahrene Objekt und der Vorgang der Erfahrung abwesend. Es handelt sich um eine einheitliche Erfahrung, eine Erfahrung, in welcher der Erfahrende, die Erfahrung und das Objekt der Erfahrung ein und dasselbe sind. Das ist der höchste Erfahrungszustand, ein vervollkommneter Zustand, in dem man im Unendlichen ruht, in dem weder die Welt noch andere Objekte wahrgenommen werden. In diesem Zustand ist nichts sichtbar, auch Gott nicht. Selbst Gott wird hier transzendiert.*

Theoretisch, intellektuell haben Sie das verstanden, aber erst wenn die Reinheit zugenommen hat wird das, was Sie jetzt intellektuell erfasst haben, zur persönlichen Erfahrung. Wenn die Reinheit tief und stark verwurzelt und somit das ganze Wesen umgewandelt ist, wird sich ohne weiteres Zutun die Einheitserfahrung einstellen. Ihr inneres Wesen wird so leuchtend hell, dass schon der Gedanke an diesen Zustand der Einheit einer Erfahrung derselben gleichkommt.

Im Zustand höchster Meditation, fest gegründeter Meditation - das ist es, was die Weisen erfahren - tritt der Meditierende in eine Erfahrung ein, in der sich das Objekt und die Methode der Erfahrung im Erfahrenden aufgelöst haben. Das ist der Gipfel aller Erkenntnis, allen Lebens und aller Erfahrung; das ist die Wissenschaft der Letzten Wirklichkeit oder die Wissenschaft der dynamischen Erfahrung der Letzten Wirklichkeit. Wer sich einer solchen Erfahrung nähert und versucht, sie dauerhaft in sich zu festigen, der ist grösser als alle Kaiser. Die spirituelle Entwicklung geht in diesem Zusammenhang vorherrschend auf dem Pfad der Erkenntnis, dessen Disziplin in der Unterhaltung göttlicher Gedanken und Gefühle besteht. Zu wissen, heisst zu sein.

Es gibt einen Grundsatz: Man wird zu dem, was man denkt. Der Begriff 'Gedanke' hat in diesem Zusammenhang eine etwas andere Bedeutung als die übliche, wie zum Beispiel in "Mein Kleid ist blau" oder "Dieses Haus ist gross". Solche Gedanken ändern das Leben oder den Charakter eines Menschen nicht, während Gedanken wie: "Diese Rose ist schön, und ich biete sie dem Göttlichen an" das Bewusstsein, das Verhalten und den Charakter eines Menschen beeinflussen. Es sind Gedanken, die sich auf Leben, Charakter, Gefühle und Einstellung auswirken. Der Gedanke "Ich bin unsterblich" hat eine Kraft, die sich auf das Leben auswirkt. Das Leben sagt: "Ich bin sterblich", der innere geistige Gedanke sagt: "Ich bin unsterblich, und weil ich unsterblich bin, fürchte ich den Tod nicht. Der Tod hat keine Bedeutung für mich." Die Konsequenzen, die sich aus Gedanken wie diesen ergeben, führen zur Transformation des Menschen. Das Bewusstsein muss durch diese fundamentalen Ideen diszipliniert werden. Ideen wie diese müssen ein Teil der mentalen Ausrüstung des Menschen werden, denn sie üben einen Einfluss auf ihn aus, so wie auch die unbewussten Gedanken, Gefühle und Zwänge beständig das tägliche Verhalten des Menschen beeinflussen.

Der spirituelle Hintergrund beeinflusst und ändert fortlaufend die Stimmung des geistig strebenden Menschen, so dass nach einiger Zeit sein Wesen so gereinigt ist, dass er in seiner geistig ausgerichteten Grundhaltung immer fester wird, was wiederum dazu führt, dass seine spirituellen Erkenntnisse immer mehr zunehmen.

Eine doppelte Strategie ist erforderlich: innere Ruhe einerseits, eine Ruhe, die der Sitz und das Heiligtum zur Verwirklichung der Wahrheit ist, und andererseits äusserer Dynamismus und Eifer, die zur Verwirklichung von gesteckten Zielen eingesetzt werden. Die Idee, nur göttliche Gedanken zu unterhalten, ohne praktisch etwas zu tun und hart zu arbeiten, kann zu einer Art Lethargie und auf Abwege führen. Die Gefahr besteht, dass man diese Lethargie für eine Art von spirituellem Zustand hält, was zu vermeiden ist.

Gast:

Um auf die Erfahrung zurückzukommen: Ist es nicht ein begrifflicher Widerspruch, von einem Erfahrenden zu sprechen, der kein Objekt der Erfahrung und somit keine Erfahrung hat?

Swami:

In diesem Fall erfährt der Erfahrende sich als sich selbst; es gibt kein Objekt ausserhalb von ihm, das erfahren würde. Er ist er selbst - reines Sein. Er befindet sich in einem Zustand reinen Seins. Sie müssen verstehen, dass wir hier dem Erfahrenden keine dynamische Bedeutung zuschreiben, so dass er in die Erfahrung von etwas einbezogen wäre.

Wenn wir in Zusammenhang mit dem transzendenten Zustand von einem Erfahrenden sprechen, steht dieser nur für die erste Person Singular, also für 'Ich'. Das ist alles! Praktisch ist es das "Ich bin". Man nennt ihn einen Erfahrenden, weil er bisher immer in die Dreiheit von Erfahrendem, dem Vorgang und dem Objekt der Erfahrung einbezogen war.

Nun, wenn wir finden, dass es nichts zu erfahren und keinen Vorgang der Erfahrung gibt, was bleibt dann übrig? - Der frühere Erfahrende allein bleibt übrig! Es ist ein Erfahrender ohne ein Objekt und einen Vorgang der Erfahrung. Er ist vollständig in sich selbst. Er ist einfach da. Wenn Sie sich auf eine niederere Ebene der Beschreibung begeben wollen, können Sie auch sagen, dass Er sich selbst erfährt. Wenn Sie aber den Begriff 'der Erfahrende' im Licht des Verstehens beibehalten wollen, ist der Erfahrende hier jener Erfahrende ohne ein äusseres Objekt der Erfahrung und ohne einen Vorgang des Erkennens eines äusseren Objekts. Sofern man ihm aber den Vorgang des Erfahrens und ein Objekt der Erfahrung zugestehen will, ist dieser Vorgang ein Erfahren seiner selbst, das heisst: alle drei, nämlich der Erfahrende, der Vorgang der Erfahrung und das Objekt der Erfahrung bilden eine einzige Identität, in der der Erfahrende sich selbst wahrnimmt. Er erfährt also nichts anderes als sich selbst, er selbst ist sowohl das Objekt als auch das Subjekt der Erfahrung.

Gast:

Was hat der Tiefschlaf mit dieser Art von Erfahrung zu tun?

Swami:

Im Tiefschlaf haben wir eine totale Abwesenheit jeglicher Erfahrung durch die Sinne. Die Sinneserfahrung fehlt. Was bleibt? - Wir sind in Berührung mit dem Göttlichen, und dieses göttliche Sein, das wir da berühren, ist dasselbe göttliche Sein, das wir auch in tiefer Meditation berühren. Deshalb haben beide Zustände die gleichen Charakteristika. Es ist die gleiche Welt, das gleiche Wunder, die gleiche Herrlichkeit - nur ist der Tiefschlaf ein unbewusster Zustand, die Erfahrung in tiefer Meditation ist bewusst, und das macht Welten von Unterschieden aus.

Nehmen wir den Tiefschlaf als statisch an, weil wir im Tiefschlaf kein wirkliches Wissen von dem Zustand haben, in dem wir uns befinden. Deshalb nennen wir diesen Zustand statisch. Und sogar den höchsten meditativen Zustand können wir als statisch bezeichnen; warum? - Wir haben gesehen, dass diese Erfahrung die vollkommenste und wunderbarste ist, dass in ihr das Objekt und der Vorgang der Erfahrung fehlen. Angenommen, Sie gewinnen aus der Wahrnehmung eines Objekts grosse Freude; aber auch wenn Sie dieses Objekt eine halbe Ewigkeit lang geniessen könnten, irgendwann wird es verschwinden müssen, und Sie sind - ohne dieses Objekt als Quelle Ihrer Freude - wieder unglücklich. Wie Sie sehen, sind duale Erfahrungen gefährlich und begrenzt. Also hinweg mit dieser Art von Erfahrungen! Erlangen Sie den Stand der Vollkommenheit, in dem der Erfahrende, das Objekt der Erfahrung und der Prozess der Erfahrung in sich selbst enthalten, einheitlich und identisch sind.

Wenn es kein Objekt der Erfahrung gibt, was können dann seine Qualitäten sein? - Es ist ein statisches Ding. Es ist blosses Sein, nakte Existenz. Die menschliche Natur ist so halsstarrig, eingewurzelt und anspruchsvoll, dass sie die Furcht hat und argumentiert: "Wenn das Ende des Lebens der Kontakt mit solch einer statischen Wirklichkeit sein sollte, in der es weder ein Objekt noch einen Vorgang der Erfahrung gibt, was soll das denn für einen Nutzen haben?"

Was ist nun diese unbeschreibliche Wirklichkeit, die das Eine ohne ein zweites ist, in der es kein Objekt der Erfahrung gibt? - Sie ist selbst der Erfahrende! Was befindet sich in ihr? Ist sie eine Leere, ein Nichts? - Einige sagen, sie sei ein Nichts, ein Nihil; andere sagen, sie sei Leere, andere wieder bezeichnen sie als blosses Sein.

Aber worin liegt der Nutzen, eine solche Wirklichkeit zum Ideal und Ziel unseres Lebens, unseres Strebens und unserer Absichten zu machen? Warum müssen wir, um ein solches Ziel zu erreichen, allem entsagen, alles aufgeben, uns so sehr reinigen, durch eine so gründliche Umwandlung gehen, so viele schwere Opfer bringen? Was hat das alles für einen Sinn? - Das sind die Fragen, die der durchschnittliche Menschengeist stellt.

Gast:

Sind es nicht logische Fragen?

Swami:

Es sind logische Fragen für den gewöhnlichen Menschen, aber es sind unlogische und unreine Fragen für einen entwickelten Menschen. Warum? - Weil der gewöhnliche Mensch versucht, das Unendliche mit dem Zollstock seiner Endlichkeit und Begrenztheit zu messen. Er wird unruhig beim Gedanken, dass es im Göttlichen keinen Kaffee gibt, keine Wolldecke und kein Haus, in dem er wohnen kann. Es wird ihm ungemütlich zumute, wenn er daran denkt, dass es in diesem erhabenen Zustand kein Vergnügen für die Sinne, weder Essen noch Schlafen gibt. Das ist das Wesen des menschlichen Gemüts. Für das Gemüt, dessen Grundbedürfnisse körperlicher, materieller Natur sind, ein Gemüt, das in den Begrenzungen von Raum und Zeit gefangen ist, das seine Bequemlichkeit und Vorlieben nicht missen will, ist es eine logische Frage.

Lassen Sie uns jetzt diese logische Frage mit Tatsachen und Wahrheiten beantworten, lassen Sie uns herausfinden, ob diese Zweifel berechtigt sind.

Da das das Göttliche blosses Sein ist, befindet sich nichts in Ihm. Sie ist das Eine ohne ein zweites. Sie ist unendlich und absolut, ohne Erfahrungsobjekte und doch von Glück erfüllt, von Frieden erfüllt, von Stille und Schönheit erfüllt; und nicht nur das: Sie ist auch voller endloser Möglichkeiten, Fähigkeiten, Energien. Sie trägt Feuer in sich und kann sieben Billionen mal Billionen mal Billionen Häuser und Sinnesobjekte erschaffen. In der Tat sind alle Sinneserfahrungen, die die Welt bieten kann, eine Projektion dieser Wirklichkeit in sich selbst. Sie kann Millionen Arten von Glückszuständen und Freuden erschaffen.

Was ist der Beweis? - Der Beweis ist wieder der Tiefschlafzustand, auch der Traumzustand. Im Tiefschlafzustand - was geschieht da mit dem Menschen? - Er befindet sich im blossen Sein**. Da ist nichts! Das gewöhnliche Gemüt fürchtet einen solchen Zustand und sagt: "Der Mensch ist verloren; es ist nichts von ihm übrig!"

Gast:

Wenn Sie sagen, das sei die Wirklichkeit, gut, aber wenn Sie sagen, es sei eine Welt der Schönheit, eine Welt des Friedens, dann ist das eine relative Aussage. Was ist Glück? - Ein Zustand, den man mit einem anderen vergleicht, nämlich Unglück. Was ist Schönheit? - Das Gegenteil von Hässlichkeit.

Swami:

Das sind relative Dinge. Aber sie sind nur in der menschlichen Erfahrung relativ. In der blossen Existenz gibt es auch Glück, Schönheit und Frieden, aber in ihrer Absolutheit. Das Glück ist so tief, dass man es nicht beschreiben kann, und es ist so kontinuierlich, dass man nicht sagen kann, es hätte einen Anfang oder ein Ende.

Gast:

Würden Sie diesen Zustand als einen Zustand des Wohlbefindens des Bewusstseins bezeichnen?

Swami:

Es ist ein Zustand all dessen, was Sie sich ausdenken können. In diesem Zustand wird alles, was Sie denken, wirklich. Alle Möglichkeiten sind da versammelt. Dieser Zustand ist nicht nur wünschenswert, sondern höchst wünschenswert, er ist das 'Summum bonum' der Existenz, das höchste Ideal und Ziel. Verglichen mit diesem Zustand sind alle anderen Zustände Perversionen, Verformungen, Begrenzungen und Leiden. Sie haben eine Frage gestellt und eine Antwort erhalten. Es liegt nun an Ihrer Einbildungskraft, diese Antwort zu interpretieren. Vielleicht sagen Sie: "Oh, so ein erfahrungsfreier Zustand ist ja das letzte, was ich will!" Aber wer reagiert so? - Es ist das Gemüt in seiner Unfähigkeit zu verstehen, was dieser Zustand genau ist.

Jemand schläft einen tiefen, traumlosen Schlaf, durch eine Störung erwacht er halb, das Bewusstsein tritt in Funktion, und er beginnt zu träumen. Im Traum erschafft er mächtige Berge, die mit Gold und allen möglichen Mineralien gefüllt sind, dann sieht er Blumenbeete, die sich über Kilometer erstrecken. Er sieht aussergewöhnliche Dinge, sitzt an einer reich gedeckten Tafel und geniesst die wunderbarsten und wohlschmeckendsten Gerichte. Später träumt er von einem grossen Feuer; der Wald brennt. Es wird ihm so heiss, dass er sich in einen nahen Fluss stürzt, um sich abzukühlen.

Nun, von wem wurde all das erschaffen? - Vom Bewusstsein. Und wo war dieses Bewusstsein? - Im Sein. Während des Schlafes war Bewusstsein vorhanden. Bewusstsein ist im Sein enthalten. Sein und Bewusstsein sind unzertrennlich. Das Bewusstsein hat im Tiefschlafzustand einen so vollkommenen Zustand der Einheit mit dem Sein erreicht, dass eine einheitliche Erfahrung daraus resultiert, in der nichts gesehen, gehört, geschmeckt, erfahren und erkannt wird.

Die 'Frau Bewusstsein' ist in vollkommener Vereinigung mit dem 'Mann Sein'. Wir können das so ausdrücken. Religionen, die Symbole verwenden, würden es vielleicht so ausdrücken, einige Philosophen auch. Bewusstsein und Existenz befinden sich in einem Zustand der Vereinigung, vergleichbar der Sonne, die alle ihre Strahlen in sich zurückgenommen hat, so dass es scheint, als wäre da gar keine Sonne. Aber die Sonne ist wohl da, in einer einheitlichen Erfahrung, alles Licht hat sie in sich selbst reabsorbiert. So hat auch im Tiefschlafzustand die Existenz alles Bewusstsein in sich selbst reabsorbiert. Das ist nur ein grobes Beispiel, das Sie nicht für Wirklichkeit halten sollten.

Etwas Ähnliches geschieht in der Meditation, man scheint sich vor einem Nichts, einer Leere, einer Nichtexistenz zu befinden. Deshalb haben philosophische Systeme wie der Buddhismus von der Letzten Wirklichkeit als von einer Leere, einem Nichts oder einer Nichtexistenz gesprochen.

Gast:

Solche Konzepte sind für die Vernunft nicht annehmbar, und jener Zustand scheint nicht ein besonders wünschenswerter zu sein.

Swami:

Für den gewöhnlichen Menschen ist es kein wünschenswerter Zustand, sollte aber die höchste Anziehungskraft für ihn besitzen, denn er enthält alles, wonach dieser Mensch rastlos sucht und nie findet. Es ist nicht der genügsame Philosoph, auf den die Wirklichkeit die grösste Anziehungskraft ausüben sollte, sondern gerade der gewöhnliche Sterbliche, da diese Wirklichkeit alles enthält, wonach dieser in der Welt mit mangelndem Erfolg und stets zu geringer Befriedigung sucht.

Gast:

Wie kann diese völlig leere Existenz, dieses Nihil oder Nichts mit allem erfüllt sein?

Swami:

Gerade haben wir am Beispiel der schlafenden Person darüber gesprochen, dass das Bewusstsein in der Existenz enthalten, quasi eingeschmolzen ist. Wird der Tiefschlafzustand gestört, beginnt das Bewusstsein sich zu regen, wird in Schwingung versetzt und wird aktiv. Sobald das Bewusstsein aktiv wird, bringt es Schönheit hervor und erschafft zum Beispiel Millionen von Blumen. Woher stammen diese Blumen? - Aus dem Bewusstsein. Das Bewusstsein erzeugt sie. Woher kommen der Duft und die vielen Farben der Blumen? - Ebenfalls aus dem Bewusstsein. Die Blumen, Farben und Düfte sind im Bewusstsein enthalten. Auch der Wald, das Feuer, das Wasser und der ganze Ablauf des Traums kommen aus dem Bewusstsein. Der ganze Traum mit allem, was darin enthalten ist, entspringt dem Bewusstsein.

Gast:

Aber das ist ja alles unwirklich!

Swami:

Nennen Sie es nicht unwirklich; denn Sie können es nicht erreichen! Sie können die Traumwelt von Ihrem Wachzustand aus nicht erreichen.

Aber während Sie sich in Ihrer Traumwelt befinden, ist diese für Ihre Erfahrung die einzige Wirklichkeit. Weil Sie von Ihrer jetzigen Dimension keinen Zugang zu jener Dimension haben, bezeichnen Sie sie als unwirklich. Das ist etwa die gleiche Einstellung, welche die Menschen vor zweitausend Jahren dem Mond gegenüber hatten. Weil sie ihn nicht erreichen konnten, sagten sie einfach, der Mond wäre nur eine Einbildung und gar kein festes Gebilde, sondern nur eine Nebelwolke oder so etwas. Wären sie aber erst einmal auf dem Mond gestanden, wäre dieser das Wirkliche des Wirklichen für sie gewesen, feste Erde wie die unsere. - So verhält es sich auch mit der Traumwelt, von der Sie sagen, sie sei unwirklich. Weil Sie sie von Ihrem Wachzustand aus gern erreichen möchten, aber nicht können, sagen Sie, sie sei unwirklich und Sie könnten sie nicht nutzbar machen.

Gast:

Ja, ich war Kaiser letzte Nacht, aber das nützt mir jetzt nichts. Ich kann mich auf solche Schätze nicht verlassen.

Swami:

Aber das sagen Sie nur im Wachzustand! Während Sie träumten, Sie seien Kaiser, hätten Sie alle Schätze haben können. Was ist dieses Kaisertum, was sind diese Schätze? - Manifestationen des Bewusstseins, Schöpfungen des Bewusstseins, wenn wir bei dieser groben Analogie bleiben wollen.

Wie gesagt gibt es im Bewusstsein Feuer, Wasser, Schönheit, Düfte, Freuden, Vergnügungen, alle Arten von bestem Essen, Gold, Geld und so weiter. Alles ist im Bewusstsein enthalten.

Natürlich ist die Traumwelt Maya und Illusion, und der Wachzustand ist auch Maya und Illusion - vom Standpunkt der Wahrheit aus gesehen.

Gast:

In der Bibel steht, dass einer zehn Talente erhält, der andere nur zwei . . . Ist das auch eine Folge des Karmas?

Swami:

Ja, in dem Sinn, dass der mit den zehn Talenten im letzten Leben hart gearbeitet hat, um diese Fähigkeiten und Talente zu entwickeln. In diesem Leben kommen sie nun zum Vorschein, und man nennt ihn einen intelligenten, einen begabten Menschen und so weiter. Vorhergehende Anstrengungen sind darin enthalten, in diesen Talenten, und wenn sie nicht aus diesem Schöpfungszyklus stammen, dann aus einem vorhergehenden.

Wir können aber nicht behaupten, dass, weil alles eine Vergangenheit hat und weil, wenn ein Mensch jetzt stirbt, seine Fähigkeiten im nächsten Leben weit grösser sein werden, es nur aus diesem Grund eine Kontinuität gäbe. Es gibt eine Kontinuität, die weit grösser ist als die, in die er in diesem Leben hineingeboren wurde.

Gast:

Jeder wird alles im Göttlichen erreichen, und deshalb vergleicht man den spirituellen Pfad mit einer Leiter, auf der einige noch ganz unten, einige schon in der Mitte, andere bereits ganz oben stehen, und das wäre dann der Zustand, jenseits dessen man nicht gelangen kann. Ist es so?

Swami:

Ja, es gibt einen Zustand, jenseits dessen man nicht gelangen kann, und das ist der höchste, letzte Erfahrende, in dem das Objekt der Erfahrung und der Vorgang der Erfahrung verschmelzen, in dem alles absolut, unendlich, unauslotbar, ohne Anfang und Ende ist.

Gast:

Erreichen viele Menschen diesen Zustand?

Swami:

Im Laufe der Schöpfungszyklen haben zahllose Menschen diesen Zustand erreicht. Sie sind im Göttlichen aufgegangen, eins mit dem Göttlichen geworden. Es wäre unklug zu sagen, dass die Welt vor sieben Billionen Jahren begonnen hätte. Die Frage "Was war zuvor?" liegt auf der Hand. Eine andere Welt! Und wie lange existierte diese? - Sieben Billionen Jahre. Und was war vor dieser Welt? - Wieder eine andere und so weiter - ohne Anfang, ohne Ende !

Darum wird in Indien die Göttin Kali mit einer Girlande aus Totenköpfen dargestellt. Jeder Schädel steht für einen Schöpfungszyklus - universale Manifestation und Auflösung. Kali ist Kala, Zeit. Kali steht für die Überwindung der Zeit. Sie ist eine zeitlose Wirklichkeit. Die Girlande steht für ein ganzes universales System, das Billionen und aber Billionen von Jahren besteht. Dieses System wird eines Tages aufgelöst und entsteht wieder von neuem. Wieviele Schädel sind auf dieser Girlande der Universen aufgereiht? - Zahllose! Das heisst, Sie hat eine Girlande mit unzähligen Universen umgehängt! Sie ist die höchste Gottheit, die Königin aller Zeit und Zeitlosigkeit. Sie ist Zeugin aller vergangenen und zukünftigen Manifestationen. Sie ist das zeitlose Jetzt.

Das ist Kali, die im Westen und auch in Indien aufgrund der Art und Weise, wie man Sie auf Bildern - mit den Schädeln um Ihren Hals - dargestellt sieht, oft als blutrünstige Göttin missverstanden wird. Der Schädel oder Totenkopf ist das Symbol für einen ganzen Schöpfungszyklus, den Kreislauf eines ganzen universalen Systems, der in Schöpfung, Erhaltung und Auflösung besteht. Dieser Zyklus wird in künstlerisch-poetischem Symbolismus zu einem Totenschädel, der die Vergänglichkeit der Schöpfung ausdrückt.

Soviel an Bedeutung beinhaltet die einfache Aussage: "Der höchste Zustand der Vollkommenheit liegt in der Einheit von Erkennendem, Erkanntem und dem Vorgang des Erkennens." Wir denken, dieser Zustand wäre das blanke Nichts, aber er ist alles. In ihm ist Bewusstsein, und Bewusstsein trägt unendliche Möglichkeiten und zahllose Schöpfungen in sich. Es kann all diese Schöpfungen hervorbringen, erhalten und wieder in sich zurücknehmen. Es kann zu allem werden. In ihm sind Friede und Freude.

Wenn Sie an irgend etwas interessiert sind, dann suchen Sie das Absolute, denn in ihm ist alles latent in seiner Absolutheit enthalten: Schönheit, Reichtum, Frieden, Freude und Glückseligkeit.


*(Hier ist der personifizierte Aspekt Gottes, der Schöpfer, gemeint; Anm. d. Red.)

**In der Sanskrit-Terminologie 'SAT'; geht immer zusammen mit 'CHIT', Bewusstsein und 'ANANDA', Glückseligkeit

 

 


 

Design

 

 


 

Swami Omkarananda

 

DEIN KÖNIGREICH IST NICHT VON DIESER WELT!

Swami Omkarananda

 

Was ist Schicksal, als Gott selbst, Gott mit Weisheit und Liebe?

Johann Kaspar Lavater

Sei nicht frustriert, Du bist auf dem Pfad, und Gott ist mit Dir! Was geschehen ist, ist vorbei, erledigt! Du bist nun in den Armen Gottes - das ist eine grosse Gnade und ein grosser Segen. Was immer auch auf dieser Erde geschehen sein mag, es hat keine Bedeutung mehr für Dich.

Du bist ein Bürger des Königreichs des Himmels und gehörst nicht zu dieser Welt; deshalb macht es nichts, dass Du geschlagen und beleidigt worden bist.

Du gehörst zum Königreich des Himmels und wirst eine Ewigkeit der Freude, des Friedens und des Lebens besitzen. Sorge Dich nicht um Vergangenes, selbst wenn Dir die ganze Vergangenheit düster erscheint: Sie ist vorbei und gestorben! Sie wird nur wieder lebendig, wenn Du die Sünde begehst, ihr Leben einzuhauchen, indem Du Dich an sie erinnerst. Anstatt Dein Denken und Fühlen dem Vergangenen zuzuwenden, wende sie Gott zu! Wäre das nicht viel wunderbarer?

Du gehörst nicht zu dieser Welt, und wenn Du gelitten hast, so macht das nichts; denn diese Welt ist eine Welt der Dunkelheit und des Leidens. Deshalb ist alles, was Dir geschehen ist, erledigt, vorbei! Lass die Toten ihre Toten begraben! Sei sehr glücklich, denn Deine Welt ist woanders. Dein Königreich ist nicht von dieser Welt. Dein Königreich ist eine Welt des Glücks, der Liebe, der Freude, des Friedens - das ist Dein Königreich, und das ist in Dir und um Dich herum. Alles ist wunderbar! Sei glücklich und lebe als Gottes Tochter oder Sohn, nicht als Kind der Erde!

 

 

 

Design

 

 


 

Wege zu Gott

Swami Omkarananda

 

 

Nirgends, Geliebte, wird Welt sein, als innen.
Unser Leben geht hin mit Verwandlung.
Und immer geringer schwindet das Aussen.

Rainer Maria Rilke, 'Die siebte Elegie'

 

Liebe

Die Bibel belehrt uns, dass Gott Liebe ist, unbedingte Liebe, unendliche Liebe, unfehlbare Liebe, unbegrenzbare Liebe. Für diese Liebe sind alle Sünden der Menschheit, alle Unvollkommenheiten der Menschheit keine Last. Sie wiegen nicht einmal so schwer wie ein einziges Atom auf Seinen allmächtigen Schultern.

Weil Gott Liebe ist, und weil eine intensive Liebe zu Gott unsererseits alle unsere Unvollkommenheiten und Sünden in einem Augenblick verbrennen kann, haben Unvollkommenheiten keinen Platz, wo intensives Bewusstsein Gottes ist.

Liebe zu Gott kann die Barrieren zerbrechen, die uns von der Menschheit trennen - die Barrieren, die uns von Gott selbst trennen. Und weil Gott Liebe ist, können wir Ihn durch die Liebe verehren und erfahren. Weil Gott das Gute ist, das absolute, unbedingte Gute, geht unser Weg zu Ihm über die Entwicklung alles Guten in uns. Wenn Gott unendlicher Friede ist, ist der Weg zu Ihm die Entwicklung von Frieden in uns selbst.

 

Schönheit

Da Gott unbeschreibliche und unauslöschliche Schönheit ist, müssen wir den Weg der Entwicklung schöner Gedanken und Gefühle einschlagen.

Schönheit ist eine Eigenschaft des Lichtes Gottes in uns. Gott liebt uns nicht unseres schönen Körpers wegen und lehnt uns nicht ab, weil wir hässlich sind. Gott schaut nicht auf äussere Schönheit. Gottes Schönheit besteht im unendlichen inneren Bewusstsein und deshalb geht unser Weg der Erfahrung von Gottes unendlicher Schönheit über die Entwicklung innerer Schönheit. Das Gemüt muss schön sein, das Herz muss schön sein, es müssen Ordnung und Harmonie in den Emotionen, die aus unserem Herzen aufsteigen, herrschen, und wo immer Ordnung und Harmonie sind, da ist auch Schönheit.

 

Freiheit

Gott ist unendliche Freiheit, unbegrenzte Freiheit. Deshalb besteht unser Weg zur Erfahrung Gottes in der Entwicklung innerer Freiheit.

Gott respektiert unsere äussere Freiheit nicht. Er fragt nicht, ob wir freie Individuen sind oder nicht. Gott kümmert sich nicht um menschliche Konzepte und Vorstellungen von Freiheit. Gott kennt nur eines, und das ist: Freiheit von Leidenschaften, Freiheit von Irrtum und Bösem, Freiheit von Unglücklichsein und Leiden, Freiheit von Begrenzungen.

Die Freiheit, die wir entwickeln müssen, ist eine Freiheit von den Begrenzungen innerhalb unser selbst, wie Freiheit von Ärger und Hass. Solange Du Sklave des Hasses bist, solange Du vor Eifersucht blind bist, kannst Du der Präsident eines grossen Landes sein, aber bist Du deswegen auch frei? - Freiheit besteht im Freisein von negativen Emotionen in uns selbst. Freiheit besteht im Freisein von Unvollkommenheiten unserer eigenen Natur. Ein Mensch, der von menschlichen Leidenschaften beherrscht wird, ist nicht frei, auch wenn er Künstler, Professor, Wissenschaftler oder Präsident eines Landes ist. Gott ist ihm fern. Gott ist unendliche Freiheit, und um Gott im täglichen Leben zu erfahren, müssen wir Freiheit entwickeln. Freiheit von begrenzenden mentalen Funktionen, Freiheit von der Versklavung durch unseren eigenen Körper, Freiheit von blinden Sehnsüchten, die die Ursache so vieler Missverständnisse und Anpassungsschwierigkeiten im täglichen Leben sind. Wir müssen Gott verehren, indem wir eine immer grössere innere Freiheit entwickeln.

 

Friede

Gott ist Friede, ungestörter, zeitloser, ewiger Friede. Unser Pfad zu Gott führt deshalb über die Entwicklung von innerem Frieden. Friede gehört nicht nur zum äusseren Verhalten, Friede kann nicht durch einige freundliche Worte oder ein Lächeln hervorgebracht werden, Friede muss aus unserem inneren Wesen kommen. Friede entsteht, indem der Aufruhr der Instinkte und Neigungen in uns gestillt wird. Friede muss entwickelt werden, indem wir über das unendlich friedvolle Wesen der Gottheit meditieren. Friede im Denken, Friede im Herzen, Friede in der Seele, Friede im Körper, Friede in unseren Energien - Friede überall in uns. Friede im inneren Leben, Friede im äusseren Leben. Die beständige Entwicklung und Stärkung eines solchen Friedens erbaut unseren Pfad zur Gotterfahrung.

 

Wahrheit

Gott ist die Wahrheit, die unbedingte, zeitlose, raumlose Wahrheit. Deshalb besteht unser Weg zur Gotterfahrung in der Hingabe an die Wahrheit und im Festhalten an der Wahrheit. Alle Formen von Falschheit müssen aus dem Gemüt eliminiert werden. Alle Arten von Falschheit, die für die Hässlichkeit und das Unglück des täglichen Lebens verantwortlich sind, müssen beseitigt werden.

 

Schweigen

Gott ist Schweigen - ungestörtes, unbeschreibliches Schweigen. Durch Schweigen gelangen wir zur Gotterfahrung. Es ist ein Schweigen, das keine Verwandschaft hat mit der äusserlichen Abwesenheit von Geräuschen; ein Schweigen unseres inneren Seins; ein Schweigen, das nicht von flüchtigen Emotionen gestört wird; ein Schweigen, das die Belohnung eines lebendigen Glaubens an die Wahrheit ist, dass Gott uns beschützt und wir keinen Grund zu Angst und Sorge haben; ein Schweigen, das von der Unschuld kommt und aus der Liebe unseres inneren Herzens für Gott herstammt.

 

Vollkommenheit

Gott ist Vollkommenheit. Alle Formen von Vollkommenheit müssen entwickelt werden, wenn wir Gott berühren und erkennen wollen: Vollkommenheit eines jeden Teils unserer inneren Natur; zunehmende Vollkommenheit unseres fühlenden, mentalen, spirituellen und psychischen Wesens.

 

Freude

Gott ist Freude, unbegrenzte Freude, absolute, unendliche Freude. Unser Weg zu Gott besteht deshalb in der Entwicklung innerer Freude. Wir können Freude nie unser eigen nennen, wenn wir nicht unsere Natur speziellen Disziplinen unterwerfen. Eine undisziplinierte Natur zerstört beständig Frieden und Freude. Deshalb müssen wir in uns stets einen im inneren Glück ruhenden Zustand bewahren.

 

Das Gute

Gott ist das endlose Gute. Unser Weg zu Gott führt deshalb über die Entwicklung des Guten in allen seinen Dimensionen. Gott ist die Quelle aller Talente, aller Genialität und aller Intelligenz. Wir müssen alle Talente, mit denen Gott uns schon begabt hat, zur Ehre Gottes entwickeln. Das wird uns zur Gottesschau, zur Gotterfahrung führen.

 

Wissen

Gott ist unbegrenztes und zeitloses Wissen. Unser Weg zu Gott führt über die Überwindung der Unwissenheit und das Erlangen von wirklichem Wissen. Wirkliches Wissen ist in den Äusserungen jener enthalten, die Gott gesehen haben. Es ist in der Bibel zu finden und in den Worten der barmherzigen und erleuchteten Heiligen. Das ist wirkliches Wissen. Wirkliches Wissen findet sich in den Heiligen Schriften der Welt. Es ist nicht in den Zeitungen zu lesen, noch wird es vom Fernsehen oder Radio übertragen. Nachrichten und andere äussere Informationen sind nicht wirkliches Wissen.

Wirkliches Wissen ist jenes Wissen, das unsere Intelligenz erhellt und ihr ermöglicht, ohne äusseren Beistand zu funktionieren. Wirkliches Wissen ist jenes Wissen, das Friede in Dich eingiesst und in Deinem inneren Wesen eine Empfänglichkeit für Gottes Allgegenwart und Allmacht wachruft. Wirkliches Wissen macht aus Dir eine Kraft, ein Licht und eine Freude, die aus sich selbst quillt. Es gibt Dir das Auge der Seele und das Auge des Gemüts. Wirkliches Wissen erweckt in Dir ein intensives und dynamisches Bewusstsein der wunderbaren Geschenke Gottes, die in Deinem inneren Wesen verankert sind.

Gott ist das Zentrum und die Quelle eines alles erlösenden und erleuchtenden Wissens. Deshalb führt unser Weg zur Erfahrung Gottes über den Erwerb wirklichen Wissens.

 

Unendlichkeit

Gott ist Unendlichkeit, deshalb führt unser Weg zu Gott über den Sieg über unsere Endlichkeit. Das Ego in uns muss verbannt werden, die Selbstsucht in uns muss hinausgeworfen werden. Unser Herz muss täglich weiter werden und die ganze Schöpfung in Liebe umarmen.

Für mein Herz und meine Augen ist jeder unter der Sonne Geborene ein Christus. Ich lasse mich von keiner Macht der Erde indoktrinieren. Mein Felsen ist das Herz Gottes. Meine Macht ist die Erkenntnis Gottes. Ich werde meine Liebe keinem Wesen und keinem Geschöpf verweigern.

Herz und Gemüt müssen sich ausweiten. So sehr muss das Gemüt ständig der Kontemplation über Gottes Unendlichkeit unterworfen werden, dass es schliesslich aufhört, ein endliches Wesen zu sein. Wenn Gott Unendlichkeit ist, ist ein schneller Sieg über unsere Endlichkeit und Eigenpersönlichkeit wesentlich. Beständig müssen wir jede Vorzüglichkeit und gute Eigenschaft in uns vermehren, jene Vorzüglichkeiten und Eigenschaften, die in Gott in ihrer Absolutheit anwesend sind.

 

Der Grund aller Dinge

Sei nachdenklich und beschaulich! Erforsche die letzte Quelle von allem! Gott ist der Atem unseres Atems. Unser Körper ist warm. Woher kommt diese Wärme? Was ist die ursprüngliche Quelle unserer Körperwärme? - Unser Geist denkt. Was ist die ursprüngliche Quelle unserer Gedanken? - Unser Bewusstsein ist schön, leuchtend und bringt die Kraft des Nachdenkens, der Unterscheidung und der Intuition hervor. Was ist seine ursprüngliche Quelle? - Die ursprüngliche, ursachelose Ursache von allem ist Gott.

Vielleicht hast Du heute noch nicht genügend Wissen, um die Wirklichkeit Gottes anzuerkennen, aber ich habe genug Geduld und ich weiss, dass eines Tages Dein Wissen reicher sein wird, und Du fähig seinwirst, Gottes lebendige Wirklichkeit und Existenz zu sehen. Je grösser unser Wissen über Gott ist, desto schöner, glücklicher wird unser äusseres und inneres Leben sich gestalten. Je mehr wir die Freude Gottes kennen, desto unabhängiger von der äusseren Welt und den Sinnen werden unser Vergnügen und unsere Freude sein; denn die Freude Gottes ist unabhängig von der Aktivität der Sinne und den äusseren Objekten.

Je mehr wir uns der Gegenwart Gottes in unserem Innern und überall um uns herum bewusst sind, desto stärker und furchtloser wird unser inneres Wesen. Wir werden die reichsten Leute der Welt, wenn wir uns im täglichen Leben immer intensiver Gottes bewusst werden. Jesus hat Gott erfahren, deshalb konnte Er sagen: "Ich habe die Welt überwunden." Deshalb konnte sein inneres Wesen erklären, dass Er der König der Könige sei. - Wenn wir König der Könige sein wollen, wenn wir die Welt überwinden wollen, müssen wir unsere Liebe zu Gott stärken, unser Glaube an Gott muss immer mehr zunehmen, unsere Beziehungen zu Gott müssen intensiviert werden, wir müssen Gottes Gnade erlangen, und diese Gnade wird uns von allem Endlichen befreien, in uns den Frieden eingiessen, der alles Verstehen übersteigt und uns zum Meister aller äusseren Umstände machen.

Ist die Gnade einmal erlangt, sind wir auf dem Weg, zum König der Könige zu werden.

Wie wir gesehen haben, gibt es viele Wege zur Gotterfahrung. Gott ist nicht weit weg, und die Wege zu Ihm sind nicht wenige. Dein Leben selbst ist ein grossartiger Weg zu Gott.

Das erste Geheimnis ist, das Herz immer mit dem Mantra, dem Gedanken an das Unendliche, Göttliche, an die allsehende, allhörende, allmächtige, alldurchdringende, allvollkommene Gottheit schlagen zu lassen.

Von Zeit zu Zeit müssen wir uns prüfen, um herauszufinden, ob unser Herz mit dem Mantra schlägt, ob unser Herz mit dem Gedanken an das Göttliche pulsiert. Immer wieder müssen wir uns dahingehend prüfen. Immer wieder muss das Herz mit dem Göttlichen in Übereinstimmung gebracht werden.
Mit 'Herz' ist hier das Gefühl, die Intelligenz, der Geist, die innere Persönlichkeit - der Sitz der Hingabe - gemeint.
Swami Omkarananda

 


 

Design

 

 


 

Gotterfahrung

Swami Omkarananda

 

 

". . . dann war meine Seele ganz allein, und ich sah nichts; denn ich war alle Dinge - ich hatte die Grosse Seele erreicht.

Und ich meditierte tausend mal tausend Jahre, leidenschaftslos, der Ursache aller Dinge wohl gewahr. . ."

Lama Teshoo in Rudyard Kipling's "KIM"

 

 

Wir können Gott hier und jetzt erfahren

Wenn das Bewusstsein erhoben, wenn das erfahrende innere Wesen erweckt ist, wenn das Herz durch die Liebe Gottes strahlend und leuchtend geworden ist, erfahren wir Gott hier und jetzt, in allem und jedem, in allen Situationen und Umständen und zu allen Zeiten. Unser inneres Bewusstsein stabilisiert sich in der göttlichen Erfahrung. Wir beginnen die göttliche Gegenwart nicht nur im Guten und im moralischen Wesen menschlicher Individuen wahrzunehmen, nicht nur in der frühlingshaften Schönheit der Natur, sondern auch im objektlosen, körperlosen göttlichen Bewusstsein tief drinnen in unserem inneren Sein.

Aufgrund dieser Fähigkeit zur Gotterfahrung ist das menschliche Leben ein wundersames Phänomen, es ist die grösste Manifestation Gottes, jedoch ist Weisheit vonnöten, um diese Tatsache zu erkennen. Wachstum an Reinheit und Güte ist nötig, um diese Wahrheit zu erspüren. Der ganze Schauplatz des Lebens - das ganze Leben - pulsiert in jedem Punkt mit intensivem, göttlichem Bewusstsein.

Es ist schwierig für mich zu sagen, ob das Mikrophon, das ich sehe, ein Mikrophon ist oder Gott. Es ist sehr schwierig zu sagen, ob der Körper, in dem ich lebe, Gott ist oder ein Körper. Die Unterscheidung zwischen Natur und Gott ist aufgehoben. Alles ist heilig, das Leben ist göttlich, der Mensch ist gross: Er ist grundsätzlich und seinem Wesen nach ein Sohn Gottes. Sein Bewusstsein besitzt den reichsten Gehalt an Kräften, Energien und Fähigkeiten.

 

Höhere Ebenen der Erfahrung

Die physischen Sinne, durch die er die Welt erfährt, sind nicht die einzigen Mittel der Erkenntnis, die dem Menschen zur Verfügung stehen. Er kann sogar mit Hilfe der Liebe erkennen. Es gibt höhere Fähigkeiten in ihm, zum Beispiel die Intuition, die ihm direkte Erkenntnis ermöglicht, dann die Fähigkeit der Offenbarung und verschiedene höhere Ordnungen von Sinnen, durch die der Mensch ein Mehr an wertvollem Wissen erlangen kann.

Wenn wir den Menschen vom Standpunkt unserer spirituellen Erfahrungen aus betrachten, vom Standpunkt einer integralen, dynamischen göttlichen Erfahrung, sehen wir in ihm ein wunderbares Geschöpf. Er kann aus seinem Körper wie aus einem Mantel schlüpfen und als ein allsehendes, allwissendes Bewusstsein weiterleben. Er kann den äusseren Körper ablegen, den verdeckenden Schleier der Welt von dem ihm innewohnenden Licht des Gottesbewusstseins abschälen, wie die Schale von einer Banane.

Die physische Welt der Sinneserfahrung ist nicht der einzige Erfahrungsbereich, der dem Menschen offensteht. Es ist nicht wahr, dass wir nur die materielle Welt erfahren können, weil uns als Mittel der Erfahrung nur der materielle Körper zur Verfügung stünde. In Träumen haben wir andere Körper und Erfahrungen anderer Welten. Die Traumwelt ist auch ein Bereich der Erfahrung, aber auch diese beiden - die Traumwelt und die Welt des Wachzustandes - sind nicht die einzigen Welten, die unserer Erfahrung offenstehen. Durch besondere Disziplinen können wir unseren inneren psychischen Körper vom physischen Körper und dem Gemüt loslösen und in den okkulten, psychischen und astralen Welten reisen.

Und sogar diese Welten erschöpfen noch nicht die Erfahrungsmöglichkeiten, die dem Menschen gegeben sind. In Zuständen kontemplativen Bewusstseins kann der Mensch sich in einen Erfahrungszustand jenseits aller Welten erheben und in einem objektlosen, zeitlosen, ewigen Bewusstsein mit voller Erkenntnis dynamisch weiterbestehen.

 

Das erfahrende Bewusstsein weist den Dingen ihren Wert zu

Die innere Herrlichkeit des Menschen ist unbeschreiblich. Aufgrund dieser Tatsache kann der Mensch das ganze Leben und die ganze Welt als göttlich annehmen. Es kann nichts Sündiges, Unheiliges, Materielles, Irdisches und Böses für ihn geben. Alles hängt von der Art des erfahrenden Bewusstseins ab.

Ist ein Messer gut oder böse? - Es ist weder das eine noch das andere! Wenn Du es zum Schneiden von Früchten verwendest, um hungrigen Menschen davon zu geben, ist es etwas Gutes. Wenn Du jemanden damit verletzt, ist es etwas Schlechtes. Ob etwas gut oder schlecht ist, hängt von Dir ab, von Deinen Absichten, Deinem Entwicklungsstand, Deiner Reinheit oder Unreinheit.

Wir können auch den Körper als heilig betrachten, als einen Tempel Gottes. Sobald wir das tun, wird es für uns schwierig, ihn zu missbrauchen. Wir werden dann den Körper als Instrument zu unserer inneren Entwicklung gebrauchen.

Vom Körper zum Leben: Ist das Leben gut oder schlecht? - Der deutsche Philosoph Schopenhauer sagt, das Leben sei schlecht. Einige Religionen sagen dasselbe. Einige verurteilen das Leben als sündig. Ist das Leben sündig oder heilig? - Es ist weder sündig noch heilig! Aber wir nehmen das Leben als ein Geschenk Gottes an und verwenden es zur Entfaltung der höchsten in uns wohnenden Kräfte des inneren göttlichen Bewusstseins. Das ganze Leben kann als göttlich betrachtet werden, und sobald wir das tun, können wir es nicht mehr in falscher Weise gebrauchen und eine üble Sache daraus machen. Wir können das Leben als göttlich annehmen, die Gottheit in ihm erfahren und zum Ausdruck bringen. In dem Augenblick, in dem wir das Leben als göttlich annehmen, kommen Gottes wunderbare, in unserem inneren Königreich wohnenden Kräfte nach und nach immer mehr zum Ausdruck. Es stellen sich Eigenschaften ein, die direkte Emanationen von Gottes Gegenwart und Bewusstsein sind. Wir entfalten wirkliche Liebe, göttliche Liebe und nicht eine heuchlerische, vergängliche, wechselhafte, menschliche Liebe.

 

Liebe offenbart Dir alle Geheimnisse der Schöpfung

Wenn diese göttliche Liebe in uns aufsteigt oder unsere Liebe wahr und wirklich wird, umarmt sie alles und zieht aus dem Innersten aller Wesen und Dinge das darin weilende Herz der Liebe, die Seele der Liebe. Eine solch alles einschliessende, allumfassende Liebe wird Dir alle Geheimnisse von Gottes manifestiertem Universum erschliessen. Wenn Du Deine Liebe nichts und niemandem verweigerst, auch nicht den unbelebten Dingen, auch nicht den noch so schlechten oder hässlichen Menschen, dann wird das ganze manifestierte Universum Gottes Dir seine inneren Geheimnisse offenbaren, und Dein Leben wird zu einem Gesang der Freude, des Friedens und der Vollkommenheit werden.

 

Alles kann als göttlich angenommen werden

Wie wir gesehen haben, kann jede Aktivität, jedes Phänomen des Lebens als göttlich betrachtet werden. Die Leute, die Welt, das Haus, der Körper, die Natur, das Gemüt, das Leben und alle Dinge können als göttlich betrachtet werden. Alles im Leben kann so in ein Mittel und Instrument zur Erfahrung Gottes umgewandelt werden.

Jedes farbenfrohe Objekt, das wir sehen, kann uns an das farblose und doch farbensprühende schöpferische Bewusstsein Gottes erinnern. Sogar die Zeit, welche die Uhren anzeigen, kann unsere Aufmerksamkeit auf die Zeitlosigkeit Gottes lenken. Alle Geräusche können als göttliche Töne empfangen und erfahren werden. Wir können alle Töne mit den Tönen Gottes und dem schweigenden Sein, das Gott ist, assoziieren. Die grossen Musiker der Welt haben eine innewohnende Tendenz, Tönen und Geräuschen zu lauschen und aus ihnen musikalische Inspiration zu beziehen. Genauso können wir alle Töne in der Welt mit Gottes Tönen assoziieren, aber auch Sein tonloses göttliches Bewusstsein erfahren. Nichts hindert uns daran, die Töne, die wir alltäglich zu hören bekommen, mit dem Klang des OM oder der Namen Gottes zu assoziieren.

Alles Wahrhafte, Edle und Schöne im Leben kann zum Tor werden, durch das wir in das Königreich des Himmels in unserem inneren Bewusstsein eintreten können. Durch Erhöhung unseres Bewusstseins, durch vermehrte Entfaltung der subtilen Wahrnehmungsfähigkeit unserer inneren Natur können wir auf eine Weise auf die Dinge reagieren, die uns in Kontakt mit den göttlichen Aspekten in ihnen bringt. Auf diese Weise kann das ganze Leben mit den Augen des uns innewohnenden Gottes gesehen werden und als Geschenk Gottes, als eine Blume Gottes angenommen werden, eine Blume, durch die die Vollkommenheit in uns zu erblühen beginnt und sich selbst manifestiert. Auf verschiedenste und vielfältigste Weise können wir Gott verehren und Beziehung zu Ihm aufnehmen. Wie die Umstände auch beschaffen sein mögen, und welche Arbeit uns von der Vorsehung oder durch äussere Zwänge auferlegt wurde, gerade sie können wir zu einem machtvollen Mittel unserer Annäherung an Gott und unserer Erfahrung der Vollkommenheiten Gottes machen.

Obwohl wir mit unseren Familienmitgliedern leben, können wir mit der Gottheit leben, die in ihren inneren Herzen wohnt. Wir haben die Fähigkeit dazu, aber sie muss erst aktiviert werden, und das erfordert ein wenig Selbstdisziplin, Wachstum in unserem moralischen Wesen und Hingabe an den allsehenden, allwissenden, alldurchdringenden Gott.

Die Erde kann zum heiligen Grund gemacht werden. Wo wir auch stehen, wohin wir auch gehen - dort ist der heilige Grund, vorausgesetzt, wir haben heilige Gedanken im Kopf und heilige Gefühle im Herzen.

Der Mensch kann über seine hässlichen Begrenzungen und seine Bedeutungslosigkeit hinauswachsen, zumindest in den Momenten, in denen er sich in Bewunderung der Schönheiten der Natur verliert, in denen er seine Augen schliesst und über das Wesen des unendlichen Bewusstseins Gottes nachdenkt. Auf diese Weise können alle Bereiche des ganzen Lebens zu einer wunderbaren göttlichen Stätte für unser Wachstum, unsere Entwicklung, unser endloses Glück, unseren Frieden und unsere Vollkommenheit werden. Wenn wir geistig wachsen und auf alles mit Liebe und Verstehen reagieren, erschliessen uns selbst unbelebte Dinge und Objekte nach und nach das verborgene Geheimnis ihres inneren Wesens, eines Wesens, das sie ins Dasein gerufen hat und ihr Schöpfer ist.

 

Liebe besiegt alles

Es ist nicht wahr, dass es irgend jemanden in der Welt gibt, der unser Feind wäre. Wenn wir Feinde haben, dann nur, weil wir sie durch unsere begrenzte Liebe, unsere falsche Bettlerliebe dazu gemacht haben. Eine Liebe, die unbegrenzt und unbedingt ist, eine Liebe, die sich selbst schenkt, ohne zu fragen, ist wirkliche Liebe.

Wenn Du eine solche Liebe im Herzen trägst und ein wenig Geduld hast, werden Deine schlimmsten Feinde auf Dich auch mit Liebe, Ehrerbietung und Verehrung reagieren. Sobald Du selbst vom Gottbewusstsein erfüllt bist, wird die ganze Natur und die ganze Menschheit Dir die lebendige Gegenwart Gottes kundtun.

Es ist ein grosses Privileg und Glück für den Menschen, den ganzen Bereich des menschlichen Lebens als göttlich anzuerkennen und zu erfahren, sowie sein eigenes Leben als bedeutungsvoll anzunehmen und es als eine grosse göttliche Bestimmung zu verstehen. Auf diese Bestimmung wird in der Bibel hingewiesen, wo es heisst, dass wir so vollkommen wie der Vater im Himmel werden sollen.

Swami Omkarananda

Das Ewige ist die Antwort auf unseren Tod

Der Tod kann nicht geleugnet werden. Jeder, der einen Körper hat, begegnet dem Tod.

Was ist die Antwort auf den Tod? - Die Unendlichkeit, Ewigkeit. Das ewige Leben besiegt den Tod. Das ewige, unendliche Bewusstsein besiegt den Tod. Alles, was begrenzt ist, wird von anderen begrenzten Dingen herausgefordert. Aber wo nur eines ist - wie im Tiefschlafzustand -, da ist nur eines, die Endlosigkeit und Unendlichkeit der Stille, der Ruhe. Wo nur eines - Gott - ist, da gibt es keine Probleme, da hat man alle Probleme überwunden und da verschwinden auch alle Wünsche.

Swami Omkarananda


 


 

Design

 

 


 

Auf Gottes Grund

Swami Omkarananda

 

 

Du bist mein Wissen und mein Gedächtnis, nichts Geringeres als mein wirkliches, tieferes Leben und meine Liebe.

Ich will mich nicht selbst zum Narren halten und mich dazu herablassen, auf etwas Geringeres zu vertrauen als auf das, was mich 'Ich' sagen lässt, auf etwas Geringeres als das, was sich selbst erzeugt.

Du bist in mir, hinter mir, über mir - Ich will Dein sein, weil ich darf und muss.

George MacDonald

 

 

Immer in Gott

Wo immer ich mich auch aufgehalten habe, ich war immer auf Seinem Grund und Boden und in Ihm. Jeder Umstand meines Lebens war Sein Umstand. Ich sehe Seine Wunder, so wie ich den Tisch, die Stühle und die Wände hier sehe.

 

Frieden, Freude, Furchtlosigkeit

Mein ganzes Leben ist eine Illustration der Wirklichkeit von Gottes endlosem Bewusstsein des Friedens und der Freude. Vom Hintergrund der Erfahrung, die die Gnade der Gottheit mir gewährt hat, lasst uns auf das Leben blicken. Wenn es möglich war, dass mein Leben für mich endlosen Frieden, unbedingte Liebe, unbegrenzte Freude, grenzenlose Furchtlosigkeit und Freiheit entfaltet hat, heisst das, dass auch Dein Leben für Dich all diese Wunder hervorbringen kann.

Unbegrenzbare Freude, unbedingte Liebe, grenzenloser Frieden und Furchtlosigkeit mögen für andere nur Worte sein, für mich sind sie das Blut meines Blutes. Sie sind wohnhaft in Geist und Stimmung meines Lebens und Bewusstseins. Ich bestehe aus Feuer und Kraft, aus Erkenntnis und Weisheit. Alles in mir ist eine Kundgebung all dessen, was das göttliche Bewusstsein ist.

 

Todlosigkeit, Unsterblichkeit, Sieg über alles Bedingte

Ich würde nicht von Todlosigkeit und Unsterblichkeit sprechen, hätte ich selbst nicht wiederholt mit dem Tod gespielt und ihn aus meinem Leben verbannt.

Ich würde nicht zu Dir von unbegrenzbarem Frieden sprechen, hätte ich nicht immer wieder in meinem Leben die Fähigkeiten und Kräfte der Seele unter Beweis gestellt, die uns befähigen, über Schmerz und Vergnügen hinauszugehen, das Leben über kleinliche Liebe und Abneigung zu erheben und zur unbegrenzten, unbedingten Liebe vorzudringen.

 

Überwindung von Raum, Zeit und allen Begrenzungen

Es ist dem Menschen gegeben, Zeit und Raum zu überschreiten und das zeitlose göttliche Bewusstsein zum normalen Zug seiner Existenz werden zu lassen.

Das Ziel des menschlichen Daseins besteht darin, die Begrenzungen, in denen es gefangen ist, zu überschreiten und aus den Unvollkommenheiten und Schwächen, denen es in diesem Leben auf Erden ausgeliefert ist, herauszuwachsen. Das Ziel des Lebens besteht in der Erfahrung Gottes, der unbegrenzte Vollkommenheit, unbegrenzbare Freude, unbegrenzbarer Friede und unbegrenzbare Kraft ist. Die Bedeutung des Lebens besteht in seiner Entwicklung hin zur Unendlichkeit und Absolutheit jeder Art von Vollkommenheit und Kraft.

 

Göttlichkeit ist des Menschen natürlicher Zustand

Gott ist schon im Leben gegenwärtig, und das Leben muss Gott in Erfahrung und Lebensweise offenkundig werden lassen. Jedes Zentrum des Lebens ist ein Meer endloser Kräfte und darum besteht das Ziel des Lebens in der bewussten Erfahrung, dem Besitz und der Ausübung dieser endlosen Kräfte.

Übermenschlich zu sein, ist natürlich für uns: Freude, endloser Friede, Unsterblichkeit, Furchtlosigkeit und Vollkommenheit sind bereits in uns angelegt. Wären diese Eigenschaften nicht natürlicher Bestandteil unseres Wesens, könnte in unserem Herzen kein Verlangen nach Gotterfahrung aufsteigen. Trügen wir nicht unbedingte Liebe, unendlichen Frieden, unendliche Freude, Furchtlosigkeit und Unsterblichkeit schon in uns, könnten wir nicht in unseren Herzen nach ihnen hungern. Und wäre Gott nicht wirklich, würde niemand sich aufgerufen fühlen einen Text zu lesen, der Gottes Wirklichkeit gewidmet ist. Deine rastlose Suche nach Frieden, Glück, Furchtlosigkeit und Todlosigkeit ist ein Beweis, dass all diese Werte schon in Dir vorhanden sind und nach ihrer Verwirklichung verlangen. So gesehen ist das Leben eine grossartige Herausforderung, uns zu entwickeln bis wir das Gottbewusstsein voll entfaltet haben und somit übermenschlich geworden sind. Sicherheit, Frieden, Schutz und unendliche Kraft können wir einzig und allein im Gottbewusstsein haben.

 

Zufriedenheit und Sicherheit gibt es nur in Gott

Ein ganzes Leben lang sucht der Mensch Tag für Tag nach Freude in sinnlichen Erfahrungen, aber nichts kann ihn befriedigen. Befriedigung kann nur durch das Gottbewusstsein erlangt werden, das unbegrenzt ist. Du magst den Körper fit halten, in einem gemütlichen und bequemen Palast leben - doch die Drohung des kommenden Todes wird Dich verfolgen, bis Du im Gottbewusstsein lebst. Im Gottbewusstsein hast Du ewiges Leben, Unsterblichkeit, und der Tod existiert darin nicht.

Du kannst jede Art von Sicherheit auf dieser Erde ausprobieren und jede Menge Besitztümer anhäufen, doch wenn der Tod Dich plötzlich abholt, wird Dir alles weggenommen. Wenn Du aber im Gottbewusstsein lebst, brauchst Du nichts, Du hast endlose Schätze, Du hast die Fähigkeit, Gold zu erschaffen, die Fähigkeit, ein ganzes Universum zu erschaffen, die Fähigkeit, unendlichen Frieden, unendliche Sicherheit und Vollkommenheit zu geniessen.

Nur im Gottbewusstsein können Sicherheit, Vollkommenheit, Frieden und Freude herrschen. Nur im Gottbewusstsein hast Du endlose schöpferische Möglichkeiten und Fähigkeiten. Wenn Du Gottbewusstsein hast, wenn Du diesen Sinn für die göttliche Gegenwart erlangt hast und im Bewusstsein Gottes lebst, dann wird auch alles, was Du besitzt, wertvoll und notwendig. Dein Haus wird zur Kirche oder zum Tempel, Dein Körper selbst wird zu einem Segen und einer Wohnstatt Gottes und Dein Gemüt zum Zentrum endlosen Gesegnetseins.

 

Würde und Sinn unseres Daseins

Wenn wir unser Leben nun vor dem Hintergrund des eben Gesagten betrachten, sehen wir, dass es eine Schande ist, unser Leben mit kleinlichen Belanglosigkeiten wie Eifersucht, Liebelei und Abneigung zu vertun. Es ist eine Schande, unsere kostbaren Energien und wertvolle Zeit mit wertlosen Spielen, Vergnügungen und darauffolgenden Leiden zu vergeuden. Es ist eine Schande, für die Interessen und Rechte einer unbedeutenden, kleinen, lärmenden, selbstsüchtigen Persönlichkeit zu kämpfen.

Lasst uns deshalb als menschliche Individuen, als würdige, vernünftige, gebildete Persönlichkeiten, als Kinder Gottes, als Erben eines unendlichen Königreichs voller Schätze und Herrlichkeiten, als edle, erleuchtete Menschen nach der vollständigen Entwicklung unseres inneren göttlichen Bewusstseins trachten.

Lasst uns, bevor die Zeit - die Tage, Monate und Jahre - durch unsere Finger schlüpft, etwas vom göttlichen Bewusstsein verwirklichen, uns in göttliches Bewusstsein kleiden, unsere Gedanken und Gefühle und unser Gewahrsein ins göttliche Bewusstsein versenken und das Leben und die Menschen vom Standpunkt dieses Bewusstseins aus betrachten! Nicht mehr durch unsere Leidenschaften, nicht mehr durch unsere Unvollkommenheiten und Schwächen, sondern immer und ausschliesslich durch das Gottbewusstsein lasst uns auf alles blicken.

Darin allein liegen unsere Würde und der Sinn unseres Daseins. Darin allein liegt unser wahrer Wert: kein Tier zu sein, kein menschliches Wesen zu sein, sondern Liebe, Weisheit, Gnade, Güte und Göttlichkeit zu verkörpern.

Das ist das Ziel des Lebens. Dieses Ziel können wir erreichen. Das ist es, was wir tun müssen. Nur dann können wir stolz auf uns sein, nur dann sind wir in den Augen der allsehenden, höchsten Intelligenz gerechtfertigt. Nur dann können wir uns stolz als menschliche Wesen umherbewegen, mit etwas in uns, das göttlich ist.

 

Geistige Trockenheit ist ein grosser Tod. Wenn Liebe zu Gott, Hingabe an Gott und Gottgedanken Dich verlassen, ist das dem Tod vergleichbar, ja, es ist schlimmer als der Tod, weil dieser Zustand Leben für Leben andauern kann, während der körperliche Tod schnell vorbei ist.

 


 

 

Design

 

 

 

 

Eins im Göttlichen

Swami Omkarananda

 

 

Der hat es gut, der den Traum mit einem Schlag zerbricht, der den Kampf beendet und, erwachend, um den Frieden weiss, der den Lärm des Lebens umfliesst.

George MacDonald

 


Wir alle sind eins im Göttlichen. Nirgendwo sonst sind wir eins; in allen anderen Zuständen unterscheiden wir uns voneinander. Nur in Gott sind wir alle eins. Wir können mit Gott durch vollkommene Reinheit eins werden.

Wie kommt Reinheit zustande? - Wenn das Herz frei ist von allen äusserlichen Dingen, wenn wir vom eigenen Körper, vom Gemüt, von unseren Gefühlen und Gedanken abgeschnitten sind, dann ist das Herz rein.

Was erfährt ein Mensch im Tiefschlafzustand? - Er erfährt eine zeitlose Stille. Alle erfahren im Tiefschlaf dieselbe zeitlose Stille, auch die Tiere. Es gibt nur die eine zeitlose Stille, nicht zwei verschiedene, und die ist Friede und Freude.

Im höchsten Gott und in der kleinsten Ameise ist diese zeitlose Stille anwesend. In dieser Stille sind wir eins mit Gott, eins mit der Natur, eins mit der Menschheit, mit allen Göttern und Göttinnen. Wir sind diese zeitlose Stille.

Täuschung und Illusion verschleiern diese Tatsache vor uns, deshalb jagen wir dort nach Glück, Sicherheit und Freude, wo wir sie nicht finden können. Das Bewusstsein in uns lebt nicht vom Essen und Trinken, auch nicht von Prana, dem Lebensatem. Das Bewusstsein in uns, diese zeitlose Stille, braucht nicht ein- und auszuatmen. Ein- und Ausatmen gehören zum tierischen Leben, zum gestalteten Lebewesen. Im Bewusstsein sind alle erdenklichen Kräfte vorhanden, eine unendliche Zahl von Fähigkeiten und Möglichkeiten. Es ist ein schöpferisches Bewusstsein, gleichzeitig ist es aber auch absolute Stille, ewige Stille. Und diese ewige Stille, diese ewige Vollkommenheit, dieses ewige Licht sind wir. Unser Ziel ist die Erfahrung der Einheit mit dem absoluten Leben, dem ewigen Leben, dem vollkommenen Leben, dem vollkommenen Bewusstsein, dem vollkommenen Wissen, der nie endenden, nicht fassbaren, immer neuen Schönheit.

Gott kann keine Schöpfung erschaffen, ohne darin Seine eigenen Spuren zu hinterlassen. Überall können wir Gott einfangen, überall ist Er anwesend. Warum? - Weil Er die Grundlage dieses ganzen Weltentheaters ist!

In allen Zuständen ist Bewusstsein enthalten, Bewusstsein und Sein: im Traumzustand wie im Wachzustand und auch im Tiefschlaf.

Wenn Du morgens erwachst, weisst Du, dass Du gut geschlafen hast. Du kannst Dich also irgendwie daran erinnern. Das ist ein Anzeichen dafür, dass Bewusstsein auch während Deines Tiefschlafs anwesend war.

Woher kommen Deine Träume? Das Bewusstsein bringt sie hervor. Dieses Traumuniversum, das Du erfährst, wird von Deinem Bewusstsein erschaffen. Dieses Bewusstsein ist schöpferisch. Entziehst Du dem Traum Dein Bewusstsein, dann verschwindet er augenblicklich, denn er besteht aus nichts anderem als nur Bewusstsein. Du gibst diesem Traumphänomen Leben, Du erhältst es eine Zeitlang und löst es dann wieder auf. Was ist dieses 'Du', das alle diese Aktivitäten ausübt? - Es ist das Bewusstsein in Dir! Wie Du im Traum ein Traumuniversum erschaffst, so erschafft Gott dieses Universum, erhält es und löst es wieder auf. Aber immer ist auch das Bewusstsein Gottes im Universum anwesend, überall, wie Dein Bewusstsein im Traumuniversum. Alle die Möglichkeiten, alle Ereignisse und Erfahrungen im Traum sind nichts anderes als ein Spiel des Bewusstseins im Traumzustand, und die Substanz, aus der dieses ganze Traumuniversum geschaffen ist, ist das Bewusstsein des Träumenden.

Die Substanz, aus der dieses Universum besteht, ist das Bewusstsein Gottes. Dieses ist überall gegenwärtig, und es ist auch im Menschen.

Deshalb sehnt sich der Mensch nach Gott, nach der Erfahrung Gottes und nach Gottes Leben. Er will mit Gott einssein. Und Gott ist froh, wenn der Mensch sich danach sehnt, eins mit Ihm zu werden, weil Er und der Mensch innerlich bereits eins sind. Gottes einziger Wille ist, dass der Mensch Ihn, Seine absolute Vollkommenheit, Sein absolutes Leben erfahren möge - Sein Leben, in dem es kein Problem, keine Krankheit und keinen Tod gibt, das ohne jeden Mangel und ohne Grenzen ist und in dem absolute Freiheit herrscht.

 


 

Design

 

 

 

FRAGEN UM WIEDERGEBURT UND EVOLUTION

Swami Omkarananda

 

 

Ich bin Seele. Ich weiss sehr gut, dass das, was ich dem Grab übergeben werde, nicht ich selbst bin. Das, was ich selbst bin, wird woanders hingehen. Erde, du bist nicht mein Abgrund! Die ganze Schöpfung ist ein fortlaufender Aufstieg, vom vernunftlosen Tier zum Menschen, vom Menschen zu Gott. Uns immer mehr der Materie zu entledigen, immer mehr mit Geist bekleidet zu sein, so lautet das Gesetz.

Jedesmal, wenn wir sterben, gewinnen wir an Leben hinzu. Seelen gehen ohne Persönlichkeitsverlust von einer Sphäre zur andern, werden immer heller

aus Victor Hugo's "Autobiographie des Intellekts"

 


Frage:

Wenn ein vier Jahre altes Mädchen kurz nach dem Tod ihrer Tante sagt: "Meine Tante wird als Baby wiederkommen!", heisst das, dass das Kind Kenntnis von der Wiedergeburt hat, oder ist es nur unbewusstes Geplapper?

Swami:

Das Wissen von der Wiedergeburt ist im Kind vorhanden. In der frühen Kindheit, wenn die bewussten Kräfte des Denkens noch nicht entwickelt sind und die intuitiven Funktionen des inneren Sinnes nicht überlagern oder ausschalten, kommt eine Form unbewussten höheren Wissens durch die Worte des Kindes zum Ausdruck. Erst später, wenn das Kind in den bewussten Geisteskräften unterwiesen und erzogen wird, verliert es diese unter bestimmten Umständen in Erscheinung tretende Fähigkeit der automatischen Funktion des inneren Gemüts. Selbst im Erwachsenen, im normalen menschlichen Individuum, befindet sich ein ausgedehntes Lagerhaus des Wissens. Der innere Sinn eines jeden von uns kennt frühere Inkarnationen, die Vergangenheit, die Zukunft, aber dieser innere Sinn ist durch bewusstes Training und Einflüsse aus der Umgebung völlig unterdrückt und in die Tiefen der inneren Dunkelheit verdrängt.

Frage:

Auf welcher Evolutionsstufe steht der Mensch heute? - Wahrscheinlich nicht gerade auf der höchsten, wenn man den heutigen Zustand der Menschheit betrachtet.

Swami:

Es gibt viele Formen der Evolution. Es gibt die technische Evolution, die Evolution wissenschaftlicher Ideen, die Evolution äusserer Lebensformen - all diese haben nichts zu tun mit der wirklichen, inneren Evolution des Menschen. Können Sie mit Recht behaupten, dass der Mensch vor siebentausend Jahren primitiv gewesen sei, aber der Mensch des zwanzigsten Jahrhunderts eine sehr zivilisierte, hoch entwickelte Person ist? - Wenn das so wäre, müsste das zwanzigste Jahrhundert voller Platos, Menschen der Gotterfahrung, Heiliger und Weiser sein; es müsste Hunderte von Homers geben. Aber die Menschheit hat während der vergangenen Jahrtausende keinen Geist wie Plato und keinen Dichter wie Homer mehr hervorgebracht. Die innere Evolution ist anderen Gesetzen und Bedingungen unterworfen als unsere moderne Zivilisation.

Wir können in bezug auf die innere, spirituelle Evolution nicht verallgemeinern. Diese innere Evolution findet in Individuen statt und ist die Folge lang andauernder Bemühungen und rigoroser Selbstdisziplin dieser Individuen. Die Umstände eines zivilisierten Lebens sind kein Beleg dafür, dass wir innerlich fortgeschritten sind. Wir können innerlich primitiver sein als die Menschen vor sechstausend Jahren. Wir müssen deshalb, was die innere Evolution betrifft, andere Kriterien für eine Beurteilung anwenden.

 


 

Design

 

 

 

Herzensreinheit

Swami Omkarananda

 

 

Erst wenn die Leidenschaften sterben,
können wir auch Engel werden.

Dekker

 

Wenn wir an innerer Herzensreinheit wachsen, während unser ganzes inneres Wesen immer mehr transformiert, verklärt und erleuchtet wird, wird es immer leichter, uns in einem höheren Bewusstseinszustand zu erhalten.

Lass keine Ungeduld zu, lass die Zeit wirken. Es ist wie mit der Blume, die zur Blüte heranreift. Du musst ihr Zeit dazu lassen. Wenn Du ungeduldig und heftig mit der Blume umgehst, wirst Du sie beschädigen. Gib ihr etwas Zeit, und die Blume blüht voll auf. Aber in der Zwischenzeit musst Du die Blume beschützen, ihr das nötige Wasser geben, Dich um sie kümmern. Das ist alles, was Du tun musst, um sie zum Erblühen zu bringen. Wenn sie einmal blüht, bist Du auf der sicheren Seite, Du bist dann auf der Höhe angekommen und wirst in ständigem Gottbewusstsein leben.

Nicht allen wird diese hohe Erfahrung zuteil. Sie ist ein Geschenk der höchsten göttlichen Gnade und bedeutet eine gewaltige Reife an göttlicher Weisheit, göttlicher Liebe und innerer Reinheit.

Um dahin zu gelangen, ist das Mantra eine ausgezeichnete Hilfe. Jemand sagt, Du seist schlecht. Reagiere nicht! Übergib es Gott! Reiche die Kritik an Gott weiter und wiederhole das Mantra, denke an Gott, verliere Dich in Ihm, lass Dein Herz in Ihm schlagen.

Jemand sagt, Du seist gut. Übergib auch das Gott und reagiere nicht. Reagiere nur auf Gottes Gegenwart. Du bist hungrig. Reagiere nicht zu sehr auf den Hunger, reagiere nur auf das Göttliche! Dein Magen ist voll. Reagiere nicht darauf, reagiere nur auf Gott! Es gibt Chaos, Elend und Grausamkeit in der Welt. Reagiere nicht darauf, reagiere nur auf Gottes unendliche Gegenwart! Es gibt eine Menge Schönheit, Liebe und Gutes in der Welt. Reagiere nicht darauf, reagiere nur auf die unendliche Vollkommenheit! Dein Gemüt und Deine Nerven ziehen Dich zu einer körperlichen Erfahrung hin, ziehe Dich selbst hinauf in eine Erfahrung des Bewusstseins Gottes!

Jemand sagt, Du seist schon fünfzig Jahre alt. Reagiere nicht darauf! Sage Dir, dass Du im göttlichen Bewusstsein alterslos bist. Jemand sagt, Du würdest schon bald sterben. Reagiere nicht darauf, sondern erkenne die Wahrheit, dass Du in Gott unsterblich bist und nicht sterben kannst. Wäre dies nicht so, hätte Jesus nicht aus dem Grabe auferstehen können. Könnte der Mensch sterben, bestünde keine Möglichkeit, die grossen Unterschiede an Begabung zwischen verschiedenen Menschen zu erklären. Akzeptiere also den Tod nicht, aber akzeptiere die Tatsache Deiner Unsterblichkeit im Gottbewusstsein.

Sage nie, Du seist Frau oder Herr Soundso! Bekräftige innerlich immer, dass Du ein Kind Gottes, eine Manifestation Gottes bist, dass Du aus Seinem Atem erschaffen bist, dass alles in Dir aus Seinem Licht besteht, dass Er für Dein Leben auf dieser Erde verantwortlich ist. Wisse, dass das Gute und Böse in Deinem Leben Gott gehört, dass es Seine Aufgabe ist, Dein Leben zu beschützen und sich um Dich zu kümmern, dass es Seine Aufgabe ist, Dich zurück in Seine unendliche Vollkommenheit zu führen. Sage Dir immer und immer wieder, dass diese Welt nicht zu Dir gehört, sondern dass Du nur in diese Welt gesandt wurdest, um sie zu überwinden; dass die Welt, in der Du lebst, eine Welt des unendlichen göttlichen Bewusstseins ist, eine vollkommene Welt, in der es kein Unglück, keinen Schmerz, kein Missverstehen, keine Begrenzungen irgendwelcher Art gibt.

Während Du hier auf Erden lebst, musst Du innen in Deinem Herzen leben, im Königreich des Himmels. Alles Wissen wird Dir zuteil werden, und Du wirst die Wahrheit dessen erkennen, was ich Dir jetzt gesagt habe. Es wird die Wahrheit Deiner eigenen Erfahrung sein, wenn Du auf dem Pfad vorwärtsgehst und die Segnungen Gottes auf Dich herabregnen. Sei deshalb tapfer, glücklich und von Frieden erfüllt. Lächle und sei glücklich im unendlichen göttlichen Bewusstsein!

 


 

Design

 


 

Inhaltsverzeichnis WürdigungGedanken zum Tag DLM Startseite Freie Online Bücher Bildergalerie Audio Video Links

 

WWW-Edition 1999