Inhalt

Swami Omkarananda: LICHT AUF DEM WEG

Licht auf dem Weg

Gebet und Affirmation

Das Voranschreiten im Gebet

Alle Fähigkeiten nützen

Jenseits von Raum und Zeit

Wertvolle Früchte der Konzentration

Konzentrationshilfen

Der Magnet Gottes

Mantra ist Gedanke, Mantra ist Bewusstsein und Mantra ist Erfahrung

Wie können wir Gottes Gegenwart durch unser Leben sichtbar machen?

 

LICHT AUF DEM WEG

Das Leben in diesem Universum ist Seinem Wesen nach ein rastloses Suchen und ein Abenteuer. Eingefangen im Spiel unbekannter Kräfte, sieht sich der Mensch verwirrenden Phänomenen gegenüber. Er ringt um Verständnis und bemüht sich, sie zu überwinden. In diesem endlosen Drama des Lebens tritt ein bestimmter Faktor klar zutage: All seine Mühen und Vorstösse haben ein einziges definitives Ziel, nämlich den Wunsch, Glück zu erlangen und sich von Begrenzungen freizumachen. Beständig ist der Mensch bestrebt, allem Schmerzhaften, allem Unangenehmen und Einengenden aus dem Wege zu gehen. Ein System geistiger Übungen bildet die erfolgreichste und gleichzeitig die der Vernunft am ehesten zusagende Lösung dieses doppelten Problems des Suchens und Kämpfens.

Hinter den beiden ständig fluktuierenden und wechselnden Faktoren Mensch und Natur berühren wir die Realität einer stets unveränderlichen Seins-Einheit, nämlich Gott, der ihre ewige Seinsgrundlage und Urquelle bildet. Jenes göttliche Sein und Wesen ist die höchste Wahrheit selber, die letzte transzendente Realität, das Eine Ungeteilte und Absolute als Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit. Die ganze Schöpfung ist ein Vorgang, bei dem das Eine zum Vielen wird und das Transzendente in Erscheinung tritt und immanent wird. Alle Erscheinungen steigen aus diesem ungeteilten unendlichen Meer reinen Bewusstseins auf, haben in ihm ihren Bestand und versinken wieder in ihm. Sie sind gewissermassen das Ausatmen und Einatmen des Allerhabenen Seins und Wesens. Wie unzählige Millionen von kleinen Wellen sich an der Meeresoberfläche bilden, einhertanzen und sich wieder auflösen, so strömt eine unendliche Zahl von Wesen aus dem Einen hervor und kleidet sich in die zahllosen Formen des Lebendigen, die wir in diesem Universum sehen. Von hier aus beginnt die stete Aufwärtsentwicklung, durch welche die individuellen Seelen wiederum zu ihrem Urquell zurückkehren. Das ist der Kreislauf der Immanation, des Innewerdens, der Involution und der Evolution - entsprechend dem kosmischen Plan - im göttlichen Willen.

Da die menschliche Seele tatsächlich untrennbar vom Unendlichen Sein ist, ist sie ihrer wesentlichen Natur nach identisch mit jener transzendenten Realität. Das individuelle Selbst, dem im Kreislauf dieser Bewegung des Weltprozesses seine wesensmässige Göttlichkeit und sein Gottbewusstsein verschleiert ist und dessen Freiheit durch die umhüllenden Schichten der Materie in engen Grenzen gehalten wird - dieses Selbst möchte seiner Absonderung und Begrenzung sowie dem Gefühl des Nicht-Vollständig-Seins ein Ende bereiten. Durch die jeweils folgende Inkarnation streckt sich sein Leben beständig nach vorne, zurück zu seinem uranfänglichen Aufenthalt, dem des unendlichen, unsterblichen Seins, der Seligkeit entgegen, und bis dieser Zustand erreicht ist, setzt sich in jedem individualisierten Mittelpunkt des Ich-Bewusstseins diese rastlose Suche auf dem Pfad der Höherentwicklung fort. Das System vollkommen wissenschaftlicher und deshalb unabänderlicher, ewiger geistiger Übungen entsprang der praktischen Notwendigkeit. Sein Entstehen ist die Antwort auf ein dem Menschenleben zutiefst innewohnendes Bedürfnis. Jeden Augenblick zieht es die Menschheit als Ganzes unvermeidlich und unwiderstehlich zu jenem idealen Zustand vollendeter Existenz hin. Das System geistiger Übungen stellt diesen kosmischen Prozess bis ins kleinste systematisiert, reguliert und intensiviert und auf diese Weise zu einem unglaublichen Grad beschleunigt dar. Letzteres ist der Grund, warum viele natürliche Entwicklungen bei den Vorgängen geistiger Entfaltung in den Augen oberflächlicher Beobachter wie Wunder wirken. Solcherweise wird der sonst gemächliche, sich im kosmischen Massstab lange hinziehende Evolutionsprozess systematisch unterstützt, überhöht und in unglaublicher Weise durch die speziell dafür entwickelten genauen und wissenschaftlichen Techniken der geistigen Entfaltung vorangetrieben.

Deshalb kann jede Bewegung und jegliche Aktivität, die bewusst oder unbewusst nach aufwärts tendiert und zur Höherentwicklung führt, als geistige Übung im weiteren Sinne betrachtet werden. Alles, was dazu beiträgt, das menschliche Individuum aus der phänomenalen Welt der Sinnesobjekte herauszulösen, um es mit dem Absoluten zusammenzubringen, hat tatsächlich die Wirkung einer richtigen geistigen Übung. Die alten Erleuchteten haben für alle praktischen Zwecke bestimmte wirksame Methoden entwickelt und beschrieben, durch die der Mensch die Gemeinschaft mit dem Göttlichen errichten kann. Dies ist ein Mittel, um unsere Evolution auf die Zeit eines einzigen Lebens, ja auf einige wenige Jahre dieses besonderen Lebens zusammenzupressen.

Religionen und Weltanschauungen sind Versuche der menschlichen Seele, den alles durchdringenden Geist, Gott genannt, zu erfassen und im Leben zu verwirklichen. Jeder dieser Versuche ist ein Schritt aufwärts zur Höherentwicklung. Es ist vor allem zu beobachten, im Menschen diese Fähigkeit zur Religion zu erwecken und zu entwickeln, mit Hilfe der beiden Haupttugenden des geistigen Menschen, der Meditation und dem Dienst für das Göttliche. Diese zwei Disziplinen gilt es zu üben. Sie sind des Menschen echter Reichtum. Diese Schätze soll er horten, denn sie sind nicht nur für dieses Leben das einzig Wichtige, sondern auch für das Leben nach dem Tode sind es die ewigen unvergänglichen Schätze.

Die segensreichen Schwingungen aller Heiligen sind ja in der Meditation immer bei uns. Alle grossen Gedanken, welche diese Erleuchteten gehabt haben, sind unvergänglich ins göttliche Universum eingegangen. Jedes Gebet stellt eine Verbindung mit diesen Energien und Kraftquellen, mit dem Licht Gottes her, und auch die Atmosphäre um uns her wird strahlend und geheiligt.

Jesu Christus, dessen lebendige Gegenwart von Hunderten von Christen täglich auf der ganzen Welt empfunden wird, der Schmerz und Leiden jener, die Seinen Namen auf ihren Lippen tragen, leichter werden lässt, der eine Kraft ist, die im Leben von Hunderten von wahren Christen Umwandlung schafft, der dem hingebungsvollen Herzen überaus wirklich und nahe ist, der einen Saulus in einen Paulus verwandelt hat, und der als Geheimnis hinter aller höchsten Kunst und Kultur der Christenheit aller Jahrhunderte steht, der Herr, der der Weg und die Wahrheit ist, die befreit, die lebendige Gegenwart, die uns den Frieden schenkt, der alles Verstehen übersteigt; dieser Befreier, dieser Vermittler des wahren Reiches, des Friedens und der Freude, der Fürst der göttlichen Weisheit, der Sohn des unendlichen Gottes, des allbarmherzigen Vaters, der Träger göttlicher Wahrheit - Er ist jetzt bei uns. Das Auge des Glaubens erschaut Ihn.

Wir sollten unsere Beziehungen zu dem Göttlichen in Christus erkennen. Das ist es, was christliches Leben bedeutet: dass wir uns beständig mehr und mehr der Gegenwart, der Gnade und dem Leben Christi annähern. Und dieses Leben Christi ist die ewig sich gleichbleibende Wahrheit, die all unsere Arbeit läutert und befreit; sie hebt empor und lässt die Energien erstarken. Fähigkeiten entwickeln sich. Das lässt uns das Leben besser meistern und Herr werden über Raum und Zeit, über die Welt und die Begrenzungen des Lebens.

Der Mensch ist Mensch infolge seiner Arbeit und seiner Opfer, seiner Disziplin. Ohne Disziplin ist er ärger dran als ein Tier. Ein Mensch, der nur der Natur gehorsam ist und sie nicht überwindet, ist geringer als ein Tier. Der Geist im Menschen geht seiner Würde verlustig, wenn er den Faktoren der Trägheit erliegt. Der Mensch sollte sich grösser als die Umstände erweisen und seine niedere Natur überwinden.

 Zum Inhalt

Gebet und Affirmation

Das Gebet sollte aus einem Zustand grossen inneren Friedens erwachsen. Wenn man innerlich ganz stille und friedvoll ist, dann ist das schon Gebet. Ist man ganz stille und fühlt dankbar die Gegenwart Gottes, dann ist das das beste Gebet überhaupt. Solches Beten sollte man üben und sich von einem Meer von Gottes Gegenwart und Kraft erfüllen lassen.

Ohne ein Herz voller Liebe, eine Seele voller Glaube, ein aufrichtiges Gemüt und bedingungslose Hingabe kann kein Gebet wertvolle Resultate hervorbringen.

Gott ist ein Meer allheiligenden, allreinigenden und allumwandelnden Wassers. Es hat keinen Wert, an dessen Ufern zu stehen, einige Lippengebete herzusagen oder bloss zu rufen: Herr, Herr! Wenn das Gebet höchst wirksam und erfolgreich sein soll, muss der betende Mensch in den Fluss hineingehen und untertauchen in dessen alläuterndem, allumwandelndem Wasser.

Ein wirkliches, geistiges Gebet ist immer etwas, das in uns Wetterverhältnisse hervorbringt, die uns durchtränken mit den Wassern des allumwandelnden, von allen Energien geladenen, allerleuchtenden Gottbewusstseins.

Das ist das höchste Gebet, in welchem der betende Mensch, das Gebet und das Objekt des Gebetes eins werden - zu einem einzigen, grenzenlosen Meer.

Sprich zu Deinem Herzen: "Ich bin mitten im Herzen des unendlichen Lichtes, des unendlichen Friedens, der Freude, der Gnade und Weisheit. Die Dinge ringsumher sind weder gut noch schlecht." Sie spiegeln Dein Inneres wider. Ist Dein Inneres in schlechter Verfassung, dann hat alles ein düsteres Aussehen. Ist Dein Inneres in Ordnung, dann scheint alles in bester Ordnung zu sein. Hierin liegt eine Quelle der menschlichen Täuschung. Dies ist eine Illusion, nicht Wirklichkeit. Dies ist die Ansicht eines begrenzten, irrenden und blinden menschlichen Verstandes. in Wirklichkeit besteht nur das himmlische Reich.

Wer dies erkennt, kann sagen: "Ich bin im Königreich des Himmels. Ich gehöre zum Königreich des Himmels. Der Tisch ist das Königreich des Himmels. Das Haus ist das Königreich des Himmels. Die Strasse ist das Königreich des Himmels. Der Baum ist das Königreich des Himmels. In jedem ist das göttliche Selbst, ist unendliche Erkenntnis, unendliche Macht, unendliche Gnade. Alles ist Gott. Ich lebe in Gott. Ich sehe Gott. Ich fühle Gott. Ich bin gesegnet in der Erfahrung Gottes."

Wenn immer eine körperliche Schwierigkeit auftaucht, sollte man Abstand nehmen und sagen. "Diese Schwierigkeiten sind nichts Eigentliches. Der Körper gehört mir nicht. Er hat auch keine Gewalt über mich."

Vielerlei mögliche Formen kennt das Gebet, doch wenn sich auch von aussen betrachtet verschiedene Typen unterscheiden lassen, die bei jedem Menschen wieder anders ausgeprägt sind, so ist doch der innere Geist des Betens überall derselbe. Auch dann, wenn es sich um ein Bittgebet handelt, gilt es immer, ein Bedürfnis zu stillen oder im Kontakt mit dem Höheren eine Lösung herbeizuführen. Auch wenn man Gott um Seinetwillen liebt und gar nicht nach irgendeiner Gabe Ausschau hält, liegt doch das stillschweigende Verlangen im Gebet, aus Begrenzungen befreit zu werden. Warum will man sich mit der Gottgegenwart vereinen, warum mit der Gottesgnade Gemeinschaft haben? Warum wünscht man sich Frieden und Segen von Gott? Warum klagt die Weisheit des Herzens über zu grosse Begrenztheit des menschlichen Zustandes?

"Du bist allgegenwärtig. Du bist rings um mich her - jetzt und allezeit. Du bist aller Dinge Zeuge. Du bist ganz Liebe, endlose Liebe, endloses Erbarmen. Du bist alles für mich. Du bist das Licht in meinen Augen. Du bist das Erhaltende in meinem Leben. Du bist die Stärke meiner Seele. Du bist alles für mich. Du bist unzertrennlich von mir. Führe mich auf dem Pfad, erleuchte mich. Du hörst alles. Du selbst bist in mir, ich bin ja nicht der Körper, bin nicht das Gemüt und nicht der Geist. ich bin nicht diese Traurigkeit und auch nicht diese Aussenwelt-Erfahrung. Ich bin verschieden davon. ich bin etwas anderes. Die Erfahrung ist etwas, was ich habe, ebenso wie auch der Körper. ich bin das ewige Licht, die ewige Freude, der ewige Friede, ich bin ganz Licht, ganz Liebe."

 Zum Inhalt

Das Voranschreiten im Gebet

Wir können nicht gut im Gebet innerlich voranschreiten, wenn unser Herz von Rachsucht oder anderen negativen Regungen erfüllt ist oder wenn unser Geist voller Gedanken an Vergnügungen ist, die uns erwarten. Ein Mensch, der sich ernstlich um Gottes Gnade und um Gottes Frieden, um seine Liebe und Gegenwart bemüht, wird nicht einfach nur ein paar Gebetsformeln heruntersagen oder ein paar Worte murmeln, sondern zunächst wird er einmal bemüht sein, sich innerlich zu ändern, sein Herz zu läutern, sich von verkehrten Gefühlen zu befreien, falsche Ideen auszuschalten, sein Leben zuchtvoll und seinem geistigen Ziel entsprechend zu führen.

Etwas in ihm ist beständig dabei, dem Göttlichen nachzusinnen. Sein Herz schlägt in Liebe zum Göttlichen. So wie die Biene Ausschau nach der Blüte hält, so schaut sein Herz nach der Gottgegenwart aus.

Ein Mensch, der sich dem Göttlichen zukehrt, wird absolut positiv. Er überwindet die Begrenzungen von Zeit, Raum und Umständen und entkommt dadurch ihrer Tyrannei. Sein ganzes Wesen sagt: "Möge überall Friede sein! Möge das ganze Universum von Frieden erfüllt sein!" Das ist eine Erfahrung des Göttlichen, ein Ausspruch in Anerkennung der göttlichen Gegenwart. Der Heilige und Weise wird es erleben.

Wenn Millionen sich ans Göttliche wenden, wird sich dieses jenen Menschengruppen zuwenden, die täglich rufen. Unter diesen wieder wird es sich auf jene hinbewegen, die öfters am Tage rufen. Unter diesen wiederum wird es sich jenen am raschesten zukehren, die mit grosser Intensität das Göttliche anrufen und mit grosser Liebe, viel Glauben und Vertrauen und Gotterkenntnis zu ihm kommen.

Doch selbst eine kurze Meditation wird zur besten Meditation, wenn ein gutes Herz, ein unschuldiges Herz, ein reines Herz da ist, das vergibt und vergisst und schnell zum Frieden einkehrt.

Es gibt Leute, die tragen dem Nächsten ihr Leben lang etwas nach. Das ist Zeichen eines bösen Herzens, eines unglückseligen Herzens. "Mein Vater hat mich vor meinen Freunden mit Vorwürfen bedacht, das werde ich ihm nicht vergessen." So spricht der Sohn und hält sich jahrelang daran.

'Ego' heisst die Trennwand zwischen Gott und Mensch. Darum lebe ein Leben ohne Ego und ohne andere zu stören. Wenn jemand etwas tut, was nicht in Harmonie mit den Erfordernissen der Umwelt ist, dann störe nicht noch mehr, indem Du ihn anschreist und Dein Ego hervorkehrst. Jede kleine Störung, die man in Herz und Geist aufkommen lässt, wird zum bergeschweren Stein für die Seele, und der ist dem geistigen Fortschritt hinderlich. Die Nachwirkungen können sich über Tage erstrecken. Statt an Gotterfahrung erinnert zu werden, ist man mit nutzlosen Dingen erfüllt. So sollte man sich Mühe geben, niemanden zu beleidigen und sein Ego nicht zum Ausdruck bringen. Sei vielmehr demütig und hilfsbereit darauf bedacht, den Nächsten zu fördern. Bete ihn insgeheim als das Abbild Gottes an, das sich aus ihm entfalten möchte. Dann verschwinden Ichsucht und Stolz, und Dein geistiges Wesen entfaltet sich. Andernfalls ergreifen diese üblen Regungen mehr und mehr Besitz von Dir.

Noch weitere solcher negativen Neigungen gehören hierher und kommen hinzu. So erinnern sich manche Leute wieder und wieder daran, wenn sie einmal beleidigt wurden. Wie gesagt: Ein schlechter Mensch vergisst die Beleidigung sein ganzes Leben nicht, während ein guter Mensch am nächsten Tag schon nicht mehr daran denkt. Ein geistiger Mensch vergisst sofort und befindet sich sogleich wieder in der Freude, in der ekstatischen Freude göttlichen Bewusstseins. Reinheit ist die Quelle grosser Weisheit. Dem Widerstrebenden aber wird das übel unerträglich, der Friede kehrt nicht bei ihm ein, das Leiden verstärkt sich. Ein doppeltes Gutes liegt im Glauben an Gott: er schenkt innere Ruhe, Stärke und Frieden, und er zieht die Gnade herbei, die uns hilft, die Schwierigkeiten schneller zu überwinden.

Jeder Mensch verfügt über tausend Erinnerungen, doch sind die Erinnerungen, über die ein geistig waches Herz verfügt, tausend Erinnerungen an das Göttliche. Wenn es Feuer sieht, wird das Bild des Göttlichen im Feuer sichtbar, und es kann daraufhin nie mehr ein Feuer sehen, ohne das Bild des Göttlichen in ihm zu erblicken.

Tiefseeforschung kann man sehr wohl betreiben, um zu sehen, was in den Tiefen der Meere ist. Doch herauszufinden, was zutiefst im Unterbewussten des Menschen vor sich geht, das ist nicht so leicht möglich, denn darin und dahinter gibt es endlose Dinge. Da ist vor allem der zeitlose Geist im Menschen, in dem sich eine unendliche Anzahl von Dingen befindet, und förderst Du ein paar von ihnen zutage, dann bleibt immer noch eine unendliche Anzahl davon übrig. In diesem Wissen holt der Sucher nach dem Göttlichen das Beste aus sich heraus, und je mehr er das tut, umso mehr wird ihm die Fähigkeit zuteil, noch mehr aus sich herauszuholen.

Der Gottsucher weiss wohl, dass keine geistige Entwicklung möglich ist, ohne dass ein intensives Verlangen nach dem Göttlichen da ist. Wie sehr man nach dem Göttlichen verlangen soll, umschreibt der Psalmensänger mit dem Bild vom Hirsch, den es nach Wasserquellen dürstet. Ebenso sehr soll das Herz nach Gott verlangen. Wenn dies der Fall ist, wird man ganz von selbst tagtäglich die eine oder andere anfängliche Erfahrung Gottes haben. Die Intensität des Verlangens ist es, die den Fortschritt bestimmt. Wo kein Verlangen ist, da gibt es natürlich auch keinen Fortschritt.

Die geistige Entwicklung hängt von der Intensität des Verlangens nach dem Göttlichen ab. Wenn Du dringend einen Scheck einlösen musst, dann wirst Du auch ausserhalb der Bankzeit Möglichkeiten finden, dies zu tun. Irgendein Weg wird sich dann schon zeigen. So ist es auch mit dem dringlichen Verlangen nach dem Göttlichen. Dem ernsthaft Suchenden öffnen sich hundert Wege zur Gotterfahrung. Wo ein starkes Verlangen ist, da ergiesst sich die göttliche Gnade. Wo kein solches Verlangen ist, da ist auch keine Erfüllung Deines Wunsches oder Zieles möglich.

Wenn eine Mutter weiss, ihr Kind spielt froh und glücklich draussen im Freien, dann denkt sie nicht daran, ihm Nahrung zu reichen. Wenn das Kind jedoch hungrig ist und um Nahrung schreit, wird sie ihm etwas zu essen geben und alle andere Arbeit liegen lassen. So ist es auch mit dem Göttlichen.

Nur wenn das Verlangen gross ist, dringt es bis zum Göttlichen vor und ruft die unmittelbare Erfüllung herbei.

Viele Gottsucher kommen innerlich nicht voran, weil sie kein intensives Verlangen nach dem Göttlichen hegen. Die allgemeine Unwissenheit, unter der sie sich mühen, lässt sie hundert Auswege finden, die das geistige Verlangen im Gottsucher untergraben.

Wo Schwierigkeiten auftreten, da wendet sich das Herz von selbst dem Göttlichen zu. Der Gottsucher versetzt sich ständig selbst in Schwierigkeiten. Weil sein gnädiges Geschick ihm nicht genügend Schwierigkeiten in den Weg legt, begibt er sich in intensive Arbeit hinein und setzt sich Anstrengungen aus, die andere meiden.

Zum Inhalt 

Alle Fähigkeiten nützen

Der aufrichtige Gottsucher weiht all seine Kräfte und Energien in vielerlei Formen von Askese dem Göttlichen.

Da alles Wachstum und aller innerer Fortschritt ein so langsamer Vorgang ist, versucht der Gottsucher alle Kräfte einzusetzen, die ihm in Herz und Verstand in seiner Intelligenz zur Verfügung stehen, um Wege zu finden, die seine innere Entwicklung beschleunigen. Er setzt die Fähigkeiten ein, die er hat. Diese wachsen durch den Gebrauch, und neue kommen hinzu. Er dient dem Göttlichen mit allen Kräften, nützt jeden Umstand zum Besten und schafft neue Umstände, um noch mehr Fortschritt zu machen.

Der Strebende auf dem geistigen Pfad, der immerzu denkt: "Wäre ich in den Bergen wie Bruder Klaus, dann würde ich ein hartes Leben führen", ist ein Versager. Er wird nie in den Bergen sein und niemals ein hartes Leben führen. Er täuscht sich selbst und gaukelt sich mit solchen Gedanken selbst etwas vor, während ein aufrichtig geistig Strebender wie ein Bruder Klaus lebt, wo immer er sich aufhält. Die Selbstdisziplin, die Askese kann hundert verschiedene Formen annehmen. Seine ganze Intelligenz auf das Göttliche zu richten, ist Askese. Sich zu beherrschen, wo alles schwelgt, ist Askese. Wo jeder sich von der Arbeit ausruht, noch weiterzumachen, wo alle morgens gerne noch länger liegenbleiben, früh aufzustehen, die Sinne zu disziplinieren und sie auf das Göttliche zu lenken, stets demütig und selbstlos, ruhig, friedlich und dankbar zu sein, selbst da, wo man Beleidigungen erleidet - das ist Askese.

In kleinen Dingen des täglichen Lebens wirst Du getestet und an den kleinen Dingen des Alltags findest Du auch Gelegenheit zur raschen Entwicklung. Du wirst nützlicher für die Welt auch schon aufgrund der guten Gedanken und Gefühle, die aus Deinem Inneren kommen.

Was nicht dem Raum und der Zeit untersteht, ist unwandelbar und ist auch keine Quelle des Unglücks; es kennt keine Begrenzungen und ist unvergänglich. In Dir liegt ein Prinzip, das Zeit und Raum überragt. Auch wenn der Körper in eine raum-zeitliche Umwelt eingefangen und darum dem Prozess des Alterns unterworfen ist, einer ständigen Veränderung unterliegt und schliesslich einmal stirbt, befindet sich doch ein wesentliches Prinzip in jedem Menschen, das Zeit und Raum nicht unterliegt und keinem Wandel ausgesetzt ist. Es altert nicht und stirbt nicht. Der Mensch ist wesentlich eine Manifestation dieses unwandelbaren, unvergänglichen inneren Prinzips. Wer sagt mir dies? Unsere über sich selbst nachsinnende Vernunft, wie dies auch die Erfahrung jener Grossen zeigt, die ihre Intelligenz und ihre Vernunftkraft voll und ganz gebrauchen. Dies ist eine ganz klare und allgemein verständliche Angelegenheit, die jeder bei einigem Nachdenken selbst erkennen könnte: es handelt sich dabei um eine der wissenschaftlichen Wahrheitsfindung genügende Tatsache, insofern sie sich von jedem in Erfahrung bringen lässt.

Es ist also in jedem von uns eine zeitlos-raumlose Wirklichkeit oder ein Prinzip, das uns befähigt, Zeit und Raum zu überwinden, und ohne welches andererseits auch keine Zeit- und Raumerfahrung möglich wäre. Ohne dieses zeitlose Prinzip als Hintergrund, als das eigentliche Herz, besteht keine Möglichkeit, Zeit zu erfahren oder sich von der Zeit zu distanzieren, die Zeit zu überwinden, sich als von der Zeit unterschieden zu erleben und von der Zeit unberührt zu bleiben.

Am schnellsten sind Versuchungen zu überwinden, indem man sich ganz in das Göttliche vertieft. Darum solltest Du Dich immer fühlen wie vor der Prüfung. Es gilt, sich selbst unter Druck zu setzen. Ein Heiliger hat, um unnötigen Schlaf zu bekämpfen, immer auf einem hängenden Holzstück geschlafen. Wenn er sich gehen liess und zu viel schlief, dann fiel er herab. Alle möglichen Arten der Disziplin haben jene Grossen auf sich genommen, die das Ziel erreichten. Darum wird der ernsthafte Gottsucher sich jede Art von harter Zucht auferlegen.

 Zum Inhalt

Jenseits von Raum und Zeit

Wie gelangen wir im täglichen Leben über die Ebene von Raum und Zeit hinaus?

Es ist eine ganz gewöhnliche und von vielen geteilte Erfahrung, die dem Alltag und der allgemeinen psychologischen Erfahrung durchaus vertraut ist, sich über das Empfinden der Zeit zu erheben. Ein Junge etwa vertieft sich so sehr in ein Buch, dass ihm bis zu einem gewissen Grade der Sinn für die Zeit entschwindet. Er liest eine Stunde, und am Ende dieser Stunde hat er das Gefühl, als habe er nur fünf oder zehn Minuten gelesen.

Solche Erfahrungen sind nichts Aussergewöhnliches. Alles, was sehr spannend ist und uns in seinen Bann zieht, wie etwa ein Film oder ein Musikstück, ein interessantes Gespräch, oder was immer es sei - wenn es nur unsere Aufmerksamkeit genügend gefangen nimmt, macht es uns frei vom Gefühl für die Zeit.

Das ist etwas ganz Alltägliches. Selbst im Schlafzustand gelangen wir über den Sinn für die Zeit und die räumliche Umgebung hinaus. So haben wir täglich Beispiele dafür, wie wir uns bis zu einem gewissen Grad über Zeit und Raum hinwegsetzen können.

Grosse Künstler und Wissenschaftler, die ganz in ihr Schaffen vertieft sind, können Stunden damit verbringen und haben dabei das Gefühl, als wären es ein paar Minuten gewesen. Sie transzendieren den Zeitsinn. So kann auch jemand, der ungenügend bekleidet ist, sich im Freien in der Kälte aufhalten, ohne dass ihm diese bewusst wird, solange nämlich seine Aufmerksamkeit von etwas anderem festgehalten wird.

 Zum Inhalt

Wertvolle Früchte der Konzentration

Wunderbar sind die Wirkungen geballter Konzentration und eines glühenden Strebens, das Göttliche zu erlangen, noch während wir auf Erden leben. Starke Konzentrationsfähigkeit wird zur Ausgangsbasis rascher Höherentwicklung, lässt uns gewaltige innere Stärke erlangen und führt schliesslich dazu, die höhere Intuition zu entwickeln und durch die Vereinigung mit dem Göttlichen ungemischte Freude zu empfangen.

Durch Konzentration wird unser Inneres klar und kraftvoll. Wir gewinnen durchdringende Einsicht in hohe Offenbarungen zeitloser geistiger Erfahrung. Sonst nicht leicht zu erfassende geistige Gehalte werden uns klar.

 Zum Inhalt

Konzentrationshilfen

Es ist sehr wichtig, seine Kräfte zu konzentrieren, indem man sich von Lastern, Leidenschaften und Schwächen befreit. Dazu können Atemübungen hilfreich sein. Vor allem gilt es, die Vielzahl der Wünsche beiseitezustellen, allzu zahlreiche Betätigungen auf das Wesentliche zu beschränken, um Zeit für Stille und Einkehr zu gewinnen, so dass man täglich eine oder zwei Stunden allein in seinem Zimmer verbringen kann.

Ein zentrales Problem des modernen Menschen, der im aktiven Leben steht, ist die Frage, wie ein tätiges Leben und das Leben des Gebets und der Betrachtung miteinander zu verbinden seien. Das soll nun dargestellt werden am Beispiel eines Arztes, der von Zürich hierhergekommen ist: Während er redet, während er zuhört, während er etwas isst oder trinkt, ist er sich immerzu bewusst, dass er aus Zürich hierher kam. Das Bewusstsein: "Ich bin jetzt in Frauenfeld, ich kam aus Zürich und kehre in zwei Stunden dorthin zurück", begleitet ihn ständig im Hintergrund, auch während er spricht, auch während er isst oder trinkt. Ebenso lässt sich ein inneres betrachtendes Gebetsleben auch während dynamischer äusserer Tätigkeit führen. Ein Apostel Paulus weiss, dass er sich in der Gegenwart des Herrn befindet. In Ihm lebt er, bewegt er sich und in ihm hat er sein Dasein, wie er sagt, also ist er unzertrennlich von Seiner Gegenwart. Der Herr aber ist unendlicher Friede, unendliche Kraft, unendliches Glück, unendliche Glückseligkeit. Diese Hintergrundgedanken können nie von ihm losgelöst werden, sie sind immer da, auch während er im täglichen Leben schwierige Aufgaben löst.

Es ist durchaus möglich, auch im aktivsten Alltag ein Gebetsleben zu führen. Beides lässt sich verbinden, wenn die richtige Einstellung und Erkenntnis da ist. Das hat viel mehr mit Konzentration als mit Zersplitterung zu tun.

Der geistige Mensch setzt sich beständig selbst unter Druck. Er betet intensiv zum Göttlichen. Ist einmal ein wirkliches inneres Verlangen nach dem Göttlichen da, bleiben Gebet und Meditation auch nicht ohne Folgen. Fehlt jedoch dieser innere Drang, fehlt es auch an Aufrichtigkeit und Intensität, und das Gebet kann keine Erhörung finden. Das dringliche Verlangen, Gott unbedingt zu erfahren und zu erkennen, zu berühren, kann ein Geschenk unserer Liebe ans Göttliche sein oder aber auch einer Notlage entspringen. Vielleicht wird jemand erst im grossen Leiden das Bedürfnis empfinden, Zuflucht beim Göttlichen zu suchen. So kann also Liebe und Hingabe oder aber Leiden und Not den notwendigen Druck in uns hervorrufen, damit wir uns wirklich auf das Göttliche hinbewegen.

Ein Waldfeuer kann wohl die Luft, doch nicht den Raum verbrennen, obwohl dieser Raum erst jede Verbrennung möglich macht. Subtiler als Raum ist die Gegenwart des Herrn. Sie ist reine Gegenwart, ist von der Natur des Lichtes. Sie will mit den Augen des Glaubens wahrgenommen werden, erfühlt vom Herzen voller Hingabe, erkannt durch göttliche Weisheit und Erkenntnis. Sie will durch typisch christliche Tugenden wie Demut, Selbstauslöschung und Selbstübergabe ans Göttliche erkannt werden.

Das Göttliche wird uns die nötige Hilfe nie versagen. Christus ist treu in Seiner Hilfe und reagiert auf alles. Es ist ein grosser Fehler, in Ihm nicht mehr zu sehen als eben nur einen edlen Menschen, den es nachzuahmen gilt. Wir können keinerlei geistigen Fortschritt machen, so lange wir den Herrn nicht als das betrachten, was er wesentlich ist: eine Manifestation des Göttlichen. Er ist das lebendige Licht und die Stimme und Gegenwart Gottes. Diese geistige Natur des Herrn, diese Göttlichkeit des Herrn sollten wir nicht aus dem Auge verlieren. Weil Er göttlich und eins mit dem Vater ist, weil Er eins ist mit dem Heiligen Geist, weil Er Selbst es ist, der in diesen verschiedenen Formen zugegen ist, ist Er überall. Du kannst einen Menschen nicht berühren, ohne Seine Gegenwart zu berühren. Das will geistig verstanden sein. Es bedarf keiner Erklärung für ein geistiges Herz, denn ein solches fühlt und sieht und erkennt Ihn, weshalb der Herr sagt: "Was ihr getan habt einem unter meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. Was ihr ihm nicht getan habt, habt ihr mir nicht getan." In diesem liegt eine wunderbare Vereinigung dynamischer Dienstbereitschaft und tiefer Geistigkeit. Der Weg der Betrachtung und der Weg des Dienens sind hier zu einem einzigen Phänomen vereinigt, denn Liebe bringt sich letztlich im Dienen zum Ausdruck. Der Dienst am Menschen allein ist nicht genug, sondern er soll von der Hingabe an den Herrn beseelt sein. Er soll von der Erkenntnis begleitet sein, dass der Herr in allen zugegen ist. Blosser Arbeitsvollzug ist auch der Maschine möglich, doch geistig fruchtbar wird die Arbeit und ein wahrer Segen für die Welt, wenn sie im Wissen um den Herrn in allen verrichtet wird, wenn Dienen und Handeln aus dem inneren Glauben und Verstehen, der inneren Liebe und dem geistigen Erkennen hervorgeht. Diese unsere Einstellung, die den Herrn als in allem gegenwärtig erkennt, ist eine grundlegend geistige Einstellung, und so bleibt kein Handeln ohne geistige Wirkung und Frucht. Auch nicht die beste soziale oder humanitäre Einstellung, auch nicht der höchste Idealismus kommt an die hohe Leuchtkraft heran, die in solch einer Einstellung verborgen ist.

Es gibt verschiedene Dimensionen und Bedeutungen des Herrenwortes: "Was ihr getan habt einem unter meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan!", doch geistig bedeutet das: Der Herr ist in allen Armen zugegen. Somit ist ein Dienst, der den Bedürftigen geleistet wird, ein unmittelbar unserem Herrn geleisteter Dienst. Dies hat weitreichende Folgen für die soziale Einstellung. Das vergöttlicht unsere Arbeit, vergeistigt unser Leben, so dass wir die Gegenwart des Göttlichen erblicken, sobald wir jemanden sehen. Das heiligt unser Tun und Wirken.

Gott ist in allen Herzen. Wohlgemerkt: Er begibt sich nicht erst hinein ins Herz eines Kranken, Hungrigen, Bedürftigen, Gefangenen, Durstigen, sondern ist immer dort, ein für allemal. Er erlässt einen besonderen Ruf an uns ergehen, Ihm unsere Liebe zu erweisen - indem wir Ihm in dynamischer Weise den Kranken, Bedürftigen, Durstigen, Gefangenen in dem Bewusstsein dienen, dass es für Ihn geschieht. Das Bewusstsein um diese Tatsache lässt sich auf den ganzen Bereich unseres Lebens ausdehnen; auch der Dienst an den Eltern, Brüdern und Schwestern und anderen Familienmitgliedern sowie an der grösseren Gemeinschaft und weiteren Umwelt und Welt gehört dazu. Auch diesen Dienst kann man als Dienst für den Herrn im Herzen aller sehen, denn der Herr ist da, wo immer menschliches Leben in Liebe, Hingabe, Glaube und Bedürftigkeit atmet. - Unser Herr ist eins mit dem Vater im Himmel geworden. Seine Gegenwart in der menschlichen Geschichte dauert an, so lange die Sonne scheint.

Das Königreich des Himmels, der Vater im Himmel und Christus sind nicht drei verschiedene Dinge; die Unterschiede kommen ins Spiel, weil die menschliche Vernunft bemüht ist, geistige Wahrheiten intellektuell zu erfassen. Es handelt sich um theologische Unterscheidungen, nicht aber um Unterschiede in der durch innere geistige Erfahrung gewährten Schau Christi.

So wie die Dimension des Raumes in unserem Herzen und überall, in allen Dingen zugegen ist, so ist die Dimension des göttlichen Herrn überall zu allen Zeiten und in allen Dingen zugegen. Diese Tatsache wird zur Grundlage unserer Möglichkeit, ihn hier und jetzt und überall zu jeder Zeit zu erfahren.

Christus ist nie veraltet. Er ist die zeitlose Wahrheit. Er ist keinem Wandel unterworfen. Er ist die Wirklichkeit, die war, ist und immer sein wird. Unwandelbar rein ist Er sogar im Herzen der Sünder zugegen.

Mantra ist das, was Dich von den Begrenzungen und Bedingungen mentaler Aktivität befreit. Mantra kann alles mögliche sein. Wenn es ums Göttliche geht, dann sind die Ergebnisse wunderbar und unmittelbar vorhanden. Es ist schön, wenn sie Jesu oder Friede oder Vater, Gott, Muttergottes oder Wahrheit, Wirklichkeit oder Schönheit oder ähnliches beinhaltet. Wenn Du Millionen Male Jesus, Jesus sagst und Dich mit der unendlichen Liebe, dem Licht, der Milde, der Gnade der göttlichen Gegenwart, der Gegenwart Jesu in Einklang bringst, dann wird 'Jesus' zum Mantra.

Angenommen, man hat keine rechte Vorstellung davon, worin eigentlich die Grösse und Herrlichkeit Jesu besteht. Wenn man irgend eine falsche Vorstellung hegt, so wie Tausende und Abertausende von Christen falsche Vorstellungen hegen, nämlich die eines Menschen, der vor bald zweitausend Jahren gekreuzigt wurde und starb und nun nicht mehr am Leben ist, dann nützt das nicht allzu viel. Weiss man indessen, dass Jesu Christus eine ewige Gegenwart in der menschlichen Geschichte ist, eins mit dem Vater im Himmel und somit die unendliche Liebe und das unendliche Licht, die das Königreich Gottes ausmachen, und dass dieses Königreich Gottes etwas ist, das sich in Deiner innersten Seele, in Deinem innersten Herzen befindet und Dich zugleich umgibt - gerade jetzt - so wie es in jedem ist, den Du siehst oder an den Du denkst -dann wird Dich Deine Vorstellung von Christus emporheben und die höheren göttlichen Eigenschaften jeden Tag, jede Minute und Sekunde reicher aus Deiner Seele erstehen lassen. Sie wird Dich zum Erbauer des Königreich Gottes auf Erden machen. Hast Du eine solche geistige Vorstellung von Jesu Christus und rufst nun millionenfach Seinen Namen an und weisst, dass Er unendliche Liebe, unendliches Licht - eine Gegenwart ist, die Dir Antwort gibt, die Du sehen kannst, die Dich ins Königreich Gottes führt, dann ist Dein Leben gesegnet, dann bist Du ein wahrer Christ, ein wahrer Gottesmensch und machst keine Unterscheidungen mehr zwischen einer Religion und einer anderen, zwischen einer Rasse und der anderen. Alle sind dann Du selbst, alle sind das Selbst des Königreichs Gottes in Dir.

Der Atem, mit dem Gott Dich bildete, ist derselbe Atem, womit Gott auch alle anderen erschuf. Wie könntest Du dann jemanden hassen, jemanden schädigen, mit jemandem in Streit geraten? Deine Gegenwart wird zu einer Verkörperung des Friedens, der Liebe. Deine Erkenntnis sagt Dir, dass die Menschen, die Dich hassen und Dich verleumden nur eine zeitweilige, entstellte dunkle Funktion ausüben und einmal dessen müde sind und morgen wieder in Licht und Liebe getaucht sein werden.

 Zum Inhalt

Der Magnet Gottes

Sagen wir da sei ein grosser Magnet, und Du hast eine Nadel und ein Stück Eisen und willst dieses magnetisch aufladen. Was tust Du? Du legst es auf den Magneten und reibst es längere Zeit daran. Schliesslich wird das Eisenstück magnetisch. Nimm es und führe es an eine Nadel heran: Sie wird angezogen.

Das Mantra hat dieselbe Funktion. Jesus ist der Magnet der göttlichen Liebe und des Lichts, des Friedens und der Freude des Königreiches Gottes. Wiederhole "Jesus" und reibe Dein ganzes Wesen an diesem Magneten der Liebe und des Lichts, tausendmal, tagtäglich. Zum Schluss lebt der Geist Jesu, das Denken Jesu, das Leben und die Gnade Jesu in Dir und wird durch Dich wirksam.

Du kannst auch "Vater" oder "OM" wiederholen. Dein Leben wird verwandelt. Doch halte Dein Mantra vor anderen geheim! Warum? Bist Du denn deshalb ein Zauberer? Nein, sicherlich nicht. Doch ist es eine Sache des Herzens, ein Geheimnis zwischen Deinem Herzen und Gottes Herzen, also eine private innere Übung.

Man sollte Mantras geheimhalten, um nicht in Schwierigkeiten mit der Umwelt zu geraten oder sich und andere in innere Schwierigkeiten zu bringen.

 Zum Inhalt

Mantra ist Gedanke, Mantra ist
Bewusstsein und Mantra ist Erfahrung

Je mehr man spricht, um so mehr ist man an Fehler und Unwissenheit gefesselt, während das Wiederholen von Mantras befreit. Je mehr man sie wiederholt, umso mehr machen sie uns frei von Zeit und Raum. Die Mantras gehören dem Herzen des Göttlichen an, dem Ewigen, dem Zeitlosen, dem Unzerstörbaren, das alles transzendiert, und darum sind es die Mantras allein, die zur Befreiung führen von der Unwissenheit hinsichtlich der Gegenwart Gottes und der Vergänglichkeit aller Dinge dieser Welt.

Jede Wiederholung der Mantras ist ein gewaltiger Gewinn. Alles sonstige Reden, alle sonstigen Töne, alle Geräusche binden nur noch fester an die Erde. Die Mantras jedoch gehören dem Ewigen an und tragen das Ewige in sich.

Obwohl an einem Ort keine einzige Blume sichtbar sein mag, und man nicht weiss, wo Blumen sich befinden, hat doch ihr Duft die Menschen dort erreicht. So ist es auch mit mystischen Silben wie OM. Sie sind der Duft des Göttlichen, sie erheben darum über das Irdische: Im Geist heben sie über die Erde empor und befreien den Geist zum Ewigen, zum Unzerstörbaren, Allvollkommenen.

Gott ist zugegen als der mystische Ton, als das OM. Wo immer OM gesungen wird, da ist die dynamische Gegenwart Gottes. OM ist als diese höchste mystische Silbe im ganzen Kosmos zugegen. Die Bibel weiss um dieses Geheimnis: In der Einleitung des Johannesevangeliums heisst es: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott." - Aus diesem Wort ging der ganze Kosmos hervor. Alles wird durch dieses Wort im Dasein erhalten. Dieses Wort ist nicht ein toter Buchstabe. sondern eine lebendige Persönlichkeit, die Wahrheit selbst, mit transzendenten Dimensionen. Dieses Wort ist noch mehr als das ganze Universum, das es erschaffen hat und erhält. Es ist zugleich transzendent.

Gott ist überall als dieses OM, als mystischer Ton, als Ziel aller musikalischen Harmonie und Melodie, als Ziel aller Höherentwicklung zugegen. Gott ist in Gestalt auch von mystischen Silben und Mantren zugegen, die alle letztlich von OM abgeleitet sind, die die Gegenwart des Göttlichen in sich enthalten und den menschlichen Bedürfnissen entgegenkommen. Sie stellen Kräfte dar, welche die menschliche Natur umwandeln, den Menschen beschützen und ihm auf hundertfache Weise zugutekommen.

Das grenzenlose Licht des Göttlichen, die Allbarmherzigkeit des Göttlichen ist eine auf alles Antwort gebende Gegenwart. Immer ist der Mensch so von Angesicht zu Angesicht der Gegenwart des Göttlichen gegenüber. Der Tisch, den er berührt, mag hart sein, doch weitaus wirklicher ist das Göttliche. Mit dieser lebendigen, dynamischen, göttlichen Wirklichkeit, die wach und so antwortbereit für den Gottsucher ist, beschäftigt er sich innerlich bei jeder Wiederholung des Namen Gottes.

Der heilige Paulus ermahnt in einem seiner Briefe, ohne Unterlass zu beten. Dabei war er doch selbst auch ein tätiger Mann. Neben seiner Aposteltätigkeit hat er seinen Lebensunterhalt als Zeltmacher verdient. Wie konnte er da immerzu beten? Paulus ist ein praktischer und vernünftiger Mann und verlangt nichts, das unmöglich wäre. Wie hat er sich dann dieses 'Beten ohne Unterlass' wohl gedacht? - Er kann nur das innerliche Herzensgebet mit ständiger Wiederholung des göttlichen Namens gemeint haben.* Vielleicht hat Paulus ständig innerlich Herr, Herr, Herr' oder Gott, Gott, Gott' oder Christus, Christus, Christus' oder 'Jesus, Jesus, Jesus' oder einen Gedanken ans Göttliche oder sonst irgendeinen Anruf** an Gott wiederholt.

Durch das ständige Aussprechen des Namen Gottes zerbricht die Schale des kleinen Ich, die uns vom Göttlichen fernhält. Jedes Wort, das uns mit Gott in Verbindung setzt, kann als Mantra dienen.

Es wäre gut, wenn man sich klarmachen würde, dass kein Unterschied zwischen Jesu Christus und der Wahrheit, der Liebe, dem Licht, dem OM besteht. Wenn Du Christus sagst, sagst Du Gott, sagst Du OM, sagst Du alles. Es ist dies eine Obung.

Manche benützen einen Rosenkranz dazu. Sie zählen die Wiederholungen daran ab und nehmen sich vor, so und so viele Rosenkränze am Tage zu beten. Doch kann es leicht sein, dass sie sich dann auf das Zählen konzentrieren anstatt sich Jesu Christi bewusst zu sein. Besser wäre es, Gott zählen zu lassen und selbst zu wiederholen, im Gedanken an Gott. Denn sobald Du 'Jesus' oder 'OM' sagst, ist es vom allsehenden, allwissenden, höchsten Geist Gottes schon gezählt. Lasse also Gott für Dich zählen. Er tut es wirklich und gibt Dir noch Zins dazu. Nur solltest Du am Schluss nicht vergessen, alles Gott darzubringen: "Herr, nimm es gnädig an. Bleibe bei mir, sei in mir, führe mich, leite mich, beschütze mich, wirke durch mich."

"Herr nimm es an" - das ist die Einzahlung auf die Bank Gottes, der es für Dich aufbewahrt. Da gibt es keinen Grund, darüber zu lachen. Das ist so. Es ist eine Wissenschaft sogar. Und wenn die millionenfachen Wiederholungen sich dort häufen, ist eines Tages die Erleuchtung da. Das geschieht dann wie von selbst. Wunder geschehen dann in Deinem Leben.

Gott führt für Dich Buch. Denke nicht daran, sondern wiederhole den Anruf Gottes mit Liebe, mit einem bewussten Empfinden der Gottgegenwart. Eine mechanische Wiederholung nützt nichts. Es darf nicht zur geistlosen Technik entarten.

So wie die Pflanzen Kohlensäure aufnehmen und Sauerstoff abgeben, so macht der geistige Mensch mit der Mantrawiederholung den Sauerstoff der göttlichen Energien und des göttlichen Segens frei.Dein Herz pocht und treibt das Blut durch den Körper, und deine Lungen holen den Sauerstoff ein. Wichtiger noch als diese Funktion des Stoffwechsels im Körper ist der ständige Austausch mit dem Göttlichen, das immerwährende Vereintsein mit Gott, das der Gottsucher durch Mantrawiederholung bewusst macht und vertieft.

Wenn du das Mantra wiederholst, kommt das Göttliche ganz von selbst, doch sehen kannst du Es nicht. Für denjenigen, der jedoch eine Gestalt hat, unter der er sich das Göttliche vorstellt, geht das unsichtbare Göttliche in diese Gestalt ein und wird sichtbar für ihn, wenn er intensiv über diese Gestalt meditiert. Darum legt der Gottsucher Wert darauf, eine Form zu haben, unter der das unsichtbare und unpersönliche Göttliche sich zum Ausdruck bringen kann.

Die ganze Welt ist von der Gegenwart des Göttlichen erfüllt und besteht tatsächlich aus der Substanz des Göttlichen selbst. überall im Raum - in der Luft, im Stoff, in allem, was sichtbar ist und auch in dem, was sich nur denken oder vorstellen lässt - in allen physikalischen wie auch psychischen Objekten - überall, in allen sichtbaren und unsichtbaren Welten, ist die Gegenwart Gottes zugegen, die allhörende, allsehende, allwissende, allschöne, die all-Iiebende und allvollkommene Gegenwart Gottes.

Wir können Beziehungen mit dieser Schönheit entfalten, indem wir die sichtbare Schönheit bewundern, die wir an Blumen, an Menschen, allüberall gewahren und sie als den äusseren Abglanz der wesentlichen inneren Essenz der unendlichen Schönheit erkennen, die zugleich Wahrheit und Güte ist.

Jeder Punkt des Raumes ist Zeuge der Wunder, die das Göttliche ist. Die Kristallbildung ist ein Wunder, ja schon der Schneefall kann als solches bezeichnet werden, ebenso der Stern am Firmament. Alle diese Wunder versetzen den geistig aufgeschlossenen Menschen in staunende Bewunderung für das Göttliche. Er ist ständig ein Dichter, insofern er ständig in einer Stimmung bewundernden Staunens ist.

Dieses Staunen ist die Wurzel von Erkenntnis und Freude. Beständig denkt er über das Wesen des Göttlichen nach, ist zutiefst entzückt angesichts des Wunders über alle Wunder, die das Göttliche ist. Selbst wenn er meditiert und sein Körper in einem Zimmer stillsitzt, ist er im Geist zwischen Sternen und betet das Göttliche im ganzen Kosmos an. Im Geist versetzt er sich an das Firmament mit seinen funkelnden Sternen und erfüllt sich, inmitten des kosmischen Raums, mit dem Empfinden des Staunens angesichts dieser wunderbaren Schöpfung. Aus diesem Wundern wird der Glaube ans Göttliche geboren. Aus diesem Wundern und Staunen geht ein Gefühl der Dankbarkeit hervor_ gegenüber Gott, der Wunder wirkte, um einer Menschheit Leben und Fortschritt zu ermöglichen. Der geistige Mensch ist sich ständig zahlloser Wunder bewusst, die Gott gewirkt hat und noch wirkt, in seinem eigenen Leben wie auch sonst überall auf der Welt. Es ist ein Wunder, dass das Göttliche beständig beim Menschen weilt und mit all seinen unendlichen Fähigkeiten im Menschen Wohnung genommen hat. Es ist ein Wunder, dass das Göttliche alles über jeden auf der ganzen Welt weiss.

Die Luft ist immer bei dir, doch du siehst sie niemals. Wohl magst du den Luftzug fühlen und auch sehen, wie sich die Blätter im Wind bewegen. Du kannst das Vorhandensein der Luft auf verschiedene Weise erkennen, auch wenn du sie nicht unmittelbar sehen kannst.

So ist auch das Göttliche immer zugegen und wird durch jegliche Form erfühlt und erfahren. Diese aber ist zuvor nötig. Danach kann sich das Göttliche in seiner wahren Gestalt zeigen, die zeitlos, formlos, raumlos, allwunderbar, unendlich, absolut ist.

Jeder kann also über das Bild meditieren, das er hat, und die unendliche Schönheit und die unendliche Liebe kommt in jener Gestalt, die das Bild darstellt, zu uns. Die unendliche Gegenwart, das unendliche Licht kommt in Gestalt des Bildes, über das Du meditierst. Danach kann das gleiche Göttliche sich Dir in Seinen zahllosen Formen offenbaren.

Meditiere intensiv über das Bild, das Du hast. Wie erkennen wir aber, ob wir das richtige Bild vom Göttlichen haben? Wenn mit unserem Bild vom Göttlichen etwas nicht in Ordnung ist und unser Bild, das wir von Gott haben, nicht das höchste Mittel zur Gotterfahrung für uns ist, wird uns das Göttliche selbst darauf aufmerksam machen. Das Göttliche selbst wird dann einen Wechsel im Gegenstand unserer Meditation herbeiführen. Das geistige Herz lässt die Erfahrung der göttlichen Gegenwart stark und machtvoll werden, bis sie es gänzlich beherrscht.

Du schaltest das elektrische Licht ein, und alles ist taghell erleuchtet. Du benützest also das Licht. Man braucht das Licht. Man braucht das Göttliche ebenfalls. Sich des Göttlichen auch nur bewusst zu sein, heisst schon das Göttliche nützen, heisst viele Ängste verlieren, heisst immer unternehmungslustig sein, heisst immer in Begeisterung, in sieghafter Stimmung sein, denn diese Wirklichkeit, deren du dir bewusst bist, ist voll unerschöpflicher Möglichkeiten. Alles ist darin enthalten. Du kannst alles haben: Freiheit - nämlich Freiheit von Ruhelosigkeit, Freiheit von Problemen, Freiheit von Schwächen. Ganz gleich, wie sehr du im Leben umhergestossen wirst und wie erschütternd die Probleme auch sind, die auf dir lasten, alles kann sich auflösen, so leicht wie bei einem Mann, der träumt, er befinde sich in auswegloser Situation: Auf der einen Seite befindet er sich einer Tigerin gegenüber, die über ihn herfällt, und auf der anderen droht das Meer, das voller Haifische ist. - Und dann plötzlich wacht er auf. Das Problem ist verschwunden. Genau so ist es im täglichen Leben: Wie herausfordernd und erschütternd auch die Probleme des Daseins sein mögen, man kann doch sicher sein, dass sie zu dieser oder jener Zeit unseres Lebens tragbar werden, ja sich auflösen. Man kann die letztliche Wirklichkeit in sich erwecken, und das Problem wird sich von illusorischer Natur erweisen, genau wie die schreckliche Traumerfahrung. Beobachte das Leben der Heiligen, lies ihre Lebensbeschreibungen und sieh, welche herzerschütternden Herausforderungen ihnen im Leben begegnet sind, wie sie mit Lächeln auf dem Gesicht durch sie hindurchgeschritten sind, als wären sie nichts. Woher nahmen sie den Mut und das Licht, das die schreckenerregenden Probleme aufzulösen vermag? Aus ihrem Glauben, aus ihrer Liebe zu jener Wirklichkeit, die allmächtig und allwissend ist, jener Wirklichkeit, die all-liebend, allbeschützend ist. Sie sind sich des Göttlichen bewusst, so wie du dir deiner Umwelt bewusst bist, weshalb keine Herausforderung wirklich eine Herausforderung ist, keine Tragödie eine Tragödie, keine noch so herzerschütternde Gegebenheit sie aus der Fassung bringt. Sie überwinden sie so leicht, wie ein Mensch, der im Traum in eine tragische Erfahrung eingefangen ist, und dann diese überwindet, indem er aufwacht.

So viel Mut, so viel Möglichkeiten, um die unmittelbare Herausforderung zu besiegen, wird nicht nur dem Heiligen, sondern auch dem Weisen zuteil - dem Menschen der Wahrheitserkenntnis, und zwar allein schon aus dem Wissen, dass im Mittelpunkt unseres Daseins', unserer Existenz die letzte höchste Wirklichkeit, das Göttliche steht, das Christus als das Königreich des Himmels in uns bezeichnet, und das Alte Testament als Bild Gottes benennt.

 Zum Inhalt

Wie können wir Gottes Gegenwart
durch unser Leben sichtbar machen?

Der Geistesmensch ist sich bewusst, dass er dem Licht angehört, dass er auf dieser Welt wirkt, unbeeindruckt von den Bedingungen, die hier herrschen und die nur der Mensch im allgemeinen einzig und allein vor sich sieht.

Der Mensch braucht als endliches Wesen immer die Hilfe des Unendlichen, des Göttlichen. Keiner kann leben ohne Gott, der der Atem unseres Atems, die Seele unserer Seele ist. je mehr wir uns Gottes bewusst sind, umso mehr empfangen wir Segen von Ihm. Das Leben wird schöner, stärker, gesegneter, friedvoller, fortschrittlicher, produktiver, voll seltenen inneren Glücks und voll Stärke.

Das Göttliche ist alles, unendliche Freude, unendliche Schönheit. Es ist der einzige Vater und die einzige Mutter, die eine Freude des Daseins. Der Gottsucher braucht das Göttliche verzweifelt. Ganz gleich, welche Annehmlichkeiten und welche Vergnügungen er hat, oder wie gesegnet er in den weltlichen Dingen ist, all das beachtet er nicht - er will das Göttliche, er braucht Es verzweifelt und versenkt darum sein ganzes Gewahrsein ins Göttliche hinein. Wenn er dem Göttlichen dient, dann spielt es keine Rolle, welche Art von Arbeit er verrichtet, er verrichtet sie von ganzem Herzen und mit ganzer Seele. Das Göttliche, das alles sieht, ist erfreut und läutert das Herz, vermehrt seine Hingabe und Weisheit, seine Kraft zu Konzentration und Meditation und versucht, das Herz des Gottliebenden immer im Göttlichen zu behalten.

Weisheit ist ein machtvolles Mittel, um Gott zu erkennen. Ein Mensch, der von Liebe erfüllt ist, ist auch reich an Weisheit, und ein Mann, der reich an Weisheit ist, ist voller Liebe. Buddha, der überall auf der Welt als grosser Liebender voll Erbarmen bekannt ist - Kulturhistoriker bezeichnen ihn als den grössten Liebenden aller Zeiten - hat kein Wort über Gott gesagt. Seine Religion ist eine Religion ohne Gott; doch ist er voll Erbarmen und Liebe, und darum voll Weisheit. Liebe und Weisheit gehören zusammen. Tatsächlich ist das liebende Erbarmen Buddhas die Folge seiner Weisheit.

Was einen Heiligen von einem gewöhnlichen Menschen unterscheidet ist das unablässige Beten: das Beten ohne Unterlass. Der Mensch denkt im allgemeinen nur ans Beten, wenn er in Not oder Schwierigkeiten steckt und Hilfe dringend vonnöten ist, sonst betet er höchstens am Sonntag, während ein Heiliger immerwährend betet, auch wenn vielleicht kein Wort über seine Lippen kommt. Die Art, wie er sich bewegt, all sein Tun und Lassen ist ein Beweis für die göttliche Gegenwart. Sein Erbarmen gleicht einem Magneten, der die göttliche Kraft anzieht. Seine Taten und Opfer sind gross und spiegeln etwas vom Göttlichen wieder.

Bringe dem Göttlichen auf alle Weisen Deine Verehrung dar. Auch wenn Du dem Göttlichen nicht wirkliche Blumen aus allen Gärten der Welt holen kannst, so kannst Du sie doch im Geist pflücken und dem Göttlichen zu Füssen legen. Kannst Du nicht wirklich Millionen Kerzen zu Ehren des Göttlichen entzünden, so kannst Du es doch im Geiste tun. Heisst es doch auch in der Bibel, man solle Gott im Geist und in der Wahrheit verehren.

Wie dumm, die Zeit damit zu vertun, einander nach der Meinung über das Wetter zu fragen und wie es einem so ergeht. Die gleiche Zeit könnte viel besser angewandt werden, indem man sich bemüht, einen Himmel des Lichts und des Gottbewusstseins zu erbauen. Für ein geistiges Herz gibt es kein schlechtes Wetter, und für jene, die Gott hingegeben sind, gibt es keinen schlechten Tag. Wie der Tag auch sein mag, das reine Herz lebt im Königreich der Vollkommenheit. Das Göttliche ist unser Zeuge, wir sind von Ihm beschützt.

Sei daher sehr achtsam, sehr wachsam, sehr stark in der Unterscheidung. Benütze Dein Glück zu intensiver Arbeit und intensiver Mantrawiederholung, und nicht dazu, unfreundlich oder leichtsinnig zu sein.

Jesus ist in Deinem Herzen, Mutter Maria ist in Deinem Herzen, alle Heiligen sind in Deinem Herzen. Warum? Weil das Königreich Gottes, der Atem Gottes in Dir ist. Wer nicht genügend Zeit hat, dies zu bedenken, dies zu erkennen, wird nie bis zur Beobachtung seiner Gedanken und Gefühle vordringen. Ihm sei folgender Hinweis erteilt: Nicht nur schlechtes Reden, sondern auch gutes Reden ist nicht so gut und nützlich wie das Licht, die Liebe, den Frieden und die Freude Gottes zu pflegen.

Wo wahre Liebe geboren wird, wo Liebe zu Christus und Glaube an Christus herrschen, wohnt Christus auf immer und ewig.

Das gilt für die Völker, und das gilt für die Welt. Wenn die Ungerechtigkeit und das Böse überhand nehmen, dann kann man sicher sein, dass eine grosse Katastrophe stattfinden wird. Und das Ende der Katastrophe wiederum kann unter dem Aspekt des Kommens Christi gesehen werden. Die Menschen, die infolge ihres Übels gelitten haben, halten Ausschau nach Gott, nach Liebe und Licht. Und sie suchen und suchen und suchen, sie klopfen an: Die Türen sind offen. Christus wird sichtbar.

So wie Christus verfolgt wurde und litt, während Er in der physischen Form als das Licht der Welt auf Erden weilte, so wird es immer Kräfte im Kosmos, in der Welt, unter den Menschen geben, die das Licht angreifen. Das heisst nicht, dass diese Gruppe oder dieser Teil der Menschheit schlecht sei. Allenfalls könntest Du diese Menschen mit "Saulus" benennen, aber nicht als schlecht'. Auch sie streben zum Licht, und ihr vorübergehender Angriff auf das Licht scheint eine unvermeidliche Stufe in ihrem Leben zu sein, die sie zum Licht führt. Indem wir im Licht leben, das heisst in Christus, wird unser Leben zu einem Brunnen der Weisheit.

Wer Jesu Christus liebt, sieht ihn in allen Wesen, in jedem Raum, in jeder Ecke. Sitzt er zu Tische, fühlt er sich Jesu Christus gegenüber, wie Er das Mahl mit ihm teilt. Wohin er auch geht, fühlt er Jesu sich zur Seite. Legt er sich zur Ruhe, ist sein Herz bei Jesu, dem sein erster und sein letzter Gedanke gilt.

Die Gegenwart Christi in der menschlichen Geschichte ist unzerstörbar, unsterblich und lässt sich nicht übersehen. Man stelle sich vor, wieviele tausend Herzen sich jetzt an ihn um Gnade, Gesundheit, Licht und Führung wenden. Man denke über die zahllosen Menschenleben nach, die er einfach von Grund auf umgewandelt hat.

Allen voran sei als bemerkenswertes Beispiel der Apostel Paulus genannt. Der Herr ist lebendige Gegenwart, die ständig ihren Machteinfluss auf unsere innere Hingabe, unseren Glauben und unsere geistige Sensibilität ausübt.

Die Wiederkehr Christi lässt sich auf zweierlei Weise verstehen. Da ist zunächst die geistig verstandene Wiederkehr: Wenn Liebe in Deinem Herzen ist, wenn Dein Wesen rein ist und Du betest und meditierst, wenn Deine Arbeit gut ist, wenn Deine Liebe zu Gott gross ist, wenn Dein Wesen immer mehr an Geistigkeit zunimmt, dann kommt Jesu zu Dir. Dann kehrt er wieder und beginnt, durch Dich zu arbeiten, durch Dich zu sprechen, durch Dich zu leben und zu reden. Das ist die geistige Bedeutung der Wiederkunft Jesu, und diese ist wirklich. Anders lässt sie sich im Grunde auch gar nicht verstehen.

Heilige sind Menschen, die ihr Leben kompromisslos der Erfahrung Christi geweiht haben, der die höchste Wahrheit, das Leben des Lebens, das Licht des Lichtes, das höchste Licht, das Licht der Welt, das Licht der Menschheit, das Licht von Wahrheit und Weisheit ist.

Der Durchschnittsmensch ist ein Bedürftiger, der ruhelos nach seinem Glück sucht. Der Mensch hat Angst vor dem Tod und möchte ihn gern besiegen; er lebt in tausend Ängsten, während der Heilige eins ist mit dem unendlichen Meer des Gottbewusstseins und nichts als Freude, Frieden und Glück erfährt. Um dies etwas besser zu verstehen, zeige ich eine Analogie auf: An der weiten Oberfläche des herrlichen blauen Meers sind Tausende, ja Millionen von Wasserblasen. Diese Blasen stellen die Menschheit dar, und die Kraft einer jeden Blase ist so gross wie ihr Selbst-Gewahrsein es ist. Wenn die Wasserblase sich ihrer egoistisch bewusst ist, etwas vom Meer Getrenntes zu sein, wenn die Wasserblase sich selbst nicht kennt und nicht weiss, was der Ozean ist, dann lebt sie in Furcht und Isolierung. Sie fürchtet sich vor eventuellen Gefahren, während die Heiligen und Weisen Wasserblasen gleichen, die absolut wissen, dass sie dem Meer angehören. Jede Blase, die hier einen Heiligen darstellen soll, ist sich der Identität und Einheit mit dem Ozean und all seiner Kraft völlig bewusst. Weil die Heiligen wissen, dass sie mit dem Ozean eins sind, sind sie voll Freude, Frieden, Bewusstsein und Kraft.

In der Bibel steht geschrieben, dass wir Söhne Gottes sind, doch sind wir unserer Erfahrung nach noch nicht Söhne Gottes geworden; wir haben in tiefer Unwissenheit in bezug auf unsere Beziehung zum Göttlichen gelebt. Deshalb haben wir nur als menschliche Wesen gelebt und die Erfahrungen. der Menschen in Form von Leid und Freude, von Hass und Liebe, von Licht und Dunkelheit gemacht.

So wollen wir versuchen, die Rhythmen unseres Lebens in dieses allgegenwärtige Licht des Göttlichen hineinzulegen.

Im Licht zu sein, heisst ein neues Herz, ein erneuertes Leben, neue Augen, neues Verständnis, eine neue Werteskala zu besitzen. Unsere Sichtweise im Hinblick auf Menschen ändert sich. Die höchsten Vorstellungen einer Gemeinschaft, ihre höchsten Werte sind letztlich die Gaben wahrer religiöser Erfahrung. Jede Gesellschaft, jede Regierung, jede Kultur, die diese Tatsache ignoriert, zahlt einen schweren Preis dafür.

Wohin immer wir gehen - die Gegenwart Gottes oder die Gnade Christi wird bei uns sein. Man kann Christus vergessen oder Ihn niemals empfinden - und dennoch ist Seine Gegenwart bei uns, und in den besten Augenblicken wird uns die Gnade zuteil, Ihn zu erfühlen, Ihn zu erkennen, Ihn zu erfahren. Das wird dann Anfang unseres wahren geistigen Lebens, Ausgangspunkt eines herrlichen, gesegneten Lebens sein. Für ein solches Erleben gilt es, sich zu qualifizieren. Himmel, Wahrheit, Gott, Christus - all das ist ein und dasselbe. Gott haben wir noch nicht erschaut; Jesus Christus dagegen haben wir gesehen. Christus fühlen wir, Ihn berühren wir im Zustand innerer Erhebung und gotthingebender Liebe. Seine Gnade beleuchtet uns das Wesen der Wahrheit. Seine Segnungen nähren unser geistiges Leben.

Himmel bedeutet so viel wie Wahrheit, Wirklichkeit, absolute Liebe, absolute Vollkommenheit, absolutes Licht. Hier bedeutet Himmel die Wahrheit selbst, nicht ein Freudenort. Zwar gibt die Bibel nur Umrisse, ein paar grundlegende Lehren, keine weitschweifigen Diskussionen und Einzelheiten der Erklärung. Dies ist jedoch als Tatsache allen Religionen bekannt. Aus der Bibel, dem Zusammenhang, in dem das Wort erscheint, wird klar, dass es sich nicht um den Freudenort handeln kann, als Gegensatz zur Hölle. Was als ein Gegensatz zur Hölle dasteht, ist nicht der wahre Gott. Der wahre Gott ist verschieden davon. im Göttlichen herrscht keine Dualität.

Der Mensch ist nicht auf die Welt gekommen, um ein Alexander der Grosse oder sonst ein grosser Eroberer zu werden, auch nicht um ein Bach oder Raphael, ein Newton oder Einstein zu werden, um ein Land zu beherrschen oder ein Industriewerk zu leiten oder um in hübschen Räumen zu sitzen und zu tafeln, sondern um mit dem Unendlichen Gemeinschaft zu pflegen. Die Erde ist eine Schule zur Gotterfahrung, sie ist nicht dazu da, nur Geld zu verdienen oder die Sinne zu füttern, die doch einmal vergehen und die Krankheiten verursachen. Die Erde ist kein Vergnügungspark oder Lustgarten, um wie ein Wurm am Boden zu kriechen oder wie Alltagsfliegen nach kurzen Sinnesvergnügen dahinzuwelken. Sie ist tatsächlich eine Schule der Gotterfahrung, in der die Kräfte des Geistes offenbarwerden sollen.

Alle Fähigkeiten sollen entwickelt und zu Instrumenten werden, um das Göttliche zu erfahren. Der volle Wert jeder Stunde soll erkannt werden. Wir sollen alles aus uns herausholen.

Ein Glück, das kommt und wieder geht, ist nicht wert, es zu haben, weil es Probleme mit sich bringt und Schwierigkeiten schafft, negative Folgen nach sich zieht, ja einfach schon deshalb, weil es vergänglich ist. Ein Glück, das bleibt, ein Frieden, der bleibt, ein Leben, das bleibt, ein Leben, das ewig ist, eine Seele, die unendlich ist - sie alle sind Christus. Wünsche gibt es nur für den, der Christus nicht kennt. Wünsche machen den Menschen ruhelos, und je mehr er seinem Verlangen nachgibt, umso mehr ist er von Wünschen geplagt. Der Mensch wird ruhelos, unglücklich, erbärmlich. Alle Wünsche fallen ab, wenn das innere schöpferische Leben sich entfaltet, wenn die Seele im Inneren empfänglich wird für die Wahrheit oder den Christus im Inneren.

Die grösste Wahrheit, die jeder im täglichen Leben wissen muss, besteht darin, dass man grundlegend die zeitlose, raumlose Wirklichkeit ist, ein Kind Gottes, das alle Vollkommenheiten Gottes in sich trägt. Darum sagt Christus: "Seid vollkommen, wie der Vater im Himmel vollkommen ist."

So selbstverständlich wie ein Kind mit seinen Kümmernissen zur Mutter läuft, so läuft der Gottsucher zum Göttlichen, so oft er etwas zu beraten hat. Immer ist es das Göttliche, das sein Interesse, seine Aufmerksamkeit, seine Hingabe beansprucht.

Wenn jemand einen Menschen sehr liebt, und er befindet sich in der Stadt und sieht schöne Auslagen, kommt ihm sogleich der Gedanke: Ach, dieses schöne Ding möchte ich gerne dem, den ich liebe, zum Geschenk machen." Der Gottsucher ist in einer ähnlichen Situation. Er denkt immer an die besten Dinge, um sie dem Göttlichen darzubringen. Ist etwas Schönes da, dann sagt sein Herz: "Das will ich für das Göttliche bewahren." Er fährt fort, nahezu menschliche Beziehungen mit Gott zu pflegen. Er trinkt nichts, ohne zuvor des Göttlichen gedacht und das Getränk Ihm angeboten zu haben - ebenso auch seine Nahrung - und wenn er das Haus verlässt, nimmt er die göttliche Gegenwart mit sich. Die göttliche Gegenwart begleitet ihn immer. Wenn er ins Haus tritt, bringt er die göttliche Gegenwart mit sich heim. Immer versucht er, unzertrennlich vom Göttlichen zu sein, immer erweckt er das starke Empfinden, das Göttliche bei sich zu haben. So versucht er, sich vom Göttlichen beherrschen zu lassen. Sein ganzes Leben ist um das Göttliche zentriert. All sein Hoffen und Streben, all seine Tätigkeiten, Pläne und Programme sind um das Göttliche herum angeordnet. Darum ist er friedlich, freudig, frei, gesegnet, stark und immer positiv.

Wenn diese Art des Lebens jahrelang fortgesetzt wird, reift tiefe Geistigkeit im Menschen heran, so dass Gott mehr und mehr beständig in lebendiger Erfahrung bleibt, als grenzenloser Friede, als Freude, Stärke, Licht, Gnade und Gottesweisheit. Der Gottsuchende übt grosse Askese:

Niemanden zu hassen, an niemandem zu hängen, bedeutet Askese. Alle gleich zu behandeln und sie insgeheim als das Göttliche zu betrachten, ist Askese und ein Mittel zu raschem Fortschritt. Immer wieder in sich das Gefühl zu erzeugen, dass gerade jener, der Dir zu schaffen macht, das Göttliche selbst ist, das ist Askese. Das eigene Ich zurückzustellen, das Gefühl der eigenen Wichtigkeit abzulegen und demütig das Gute der anderen zu bewundern, das ist Askese. Frei von niederen Regungen und Wünschen zu sein, ist Askese. Immer heiter zu sein, unter allen noch so schwierigen Umständen andere aufzumuntern - das ist wahre Askese.

Die normale Lebensweise reicht nicht aus, um geistig rasch voranzuschreiten. Immerzu gilt es begeistert zu streben, inspiriert, voll feurigen Strebens zu sein, in einem Feuer zu brennen, das alle negativen Gedanken und Gefühle verzehrt, das Dich ganz auf Gottbewusstsein eingestellt sein lässt, ein Feuer, das Deine Gedanken und Gefühle beständig emporhebt.

Darum sollte man nur gerade so viel essen, um die notwendige Stärkung zu haben und möglichst frei von allen Beschwerden zu sein. Hier gilt es nun auf Schritt und Tritt wachsam und klug zu sein und immer wieder Herz und Geist auf Gott und Seine Arbeit zu lenken.

Die Könige dieser Welt sind eher zu bedauern. Die Geschichte beweist nur zu oft, wie problematisch das Königsein auf Erden ist. Auch wenn ein König erfolgreich ist und noch weitere Reiche hinzugewinnt, vermehrt er nur seine Probleme, und ist dennoch voll Angst und Sorgen. Das ist kein wahres Königtum, das ist Armut, das ist Elend, das ist Unglück. Diese Könige sind Bettler und bemitleidenswert. Wahre Könige sind jene, die in Berührung mit der göttlichen Gegenwart und ihren endlosen Schätzen sind, mit endlosen Universen, mit endloser Erkenntnis, endloser Schönheit und Freiheit. Nur die Kinder Gottes sind wirklich königlich, wirklich mächtig. Das Schicksal der Mächtigen dieser Welt ist nicht zu beneiden, denn es ist voller Sorgen und Angst. Nur der ist frei von Problemen, der sich Gott geweiht hat. Nur Gott ist die wahre Macht, der wahre Reichtum, das wahre Leben, der wahre Schatz. Deshalb konnte Christus von sich sagen, er sei der wahre König.

Alles, was im Leben Wert hat und von Wichtigkeit ist, ist verborgen. Man sieht nicht die feinen Kraftströme im Atem, die unser Leben erhalten. Es ist ein verborgenes Prinzip. Die Intelligenz, die so viele Gedanken entstehen lässt und ohne die effektiv kein Leben möglich ist, ist ebenfalls verborgen. Deine Intelligenz ist also okkult, insofern weder Du noch Deine Freunde sie zu sehen in der Lage sind, und dennoch ist sie wirklich, ohne sie kannst Du nicht denken und ist keine Erkenntnis möglich. Wie die Lebenskraft, wie die Intelligenz, so ist manche Kraft verborgen, und am allermeisten Gott, der das wichtigste im Leben ist.

Der grösste Fehler, den Religionen machen können, besteht darin, den Menschen als unvollkommen und sündhaft zu verdammen, ohne zugleich in einer annehmbaren Form das Wesen der Vollkommenheit darzustellen und Techniken anzubieten, um diese Vollkommenheit zu erlangen. Sobald der Mensch sich als unvollkommen erkennt, fängt seine Reise zur Vollkommenheit an. Dann ist keine Betonung seines unglückseligen Zustands mehr nötig. Es wäre dann weiser, die positiven Elemente in seinem Wesen zu betonen und ihn aus seinen Unvollkommenheiten herauszuheben. In der Sicht der Vollkommenheit und in der Wahrnehmung des Menschen als von göttlichen und transzendentalen Dimensionen gewinnt das Mantra hohe Bedeutung. Es entfaltet die unendlichen Vollkommenheiten, die in den Tiefen der Menschenseele verborgen sind.

Swami Omkarananda


*Diese Feststellung findet sich schon in den Schriften der Madame de Guyon und anderer christlicher Mystiker. Unzählige Namenlose entdeckten das Geheimnis des immerwährenden Betens, ohne schriftliche Aufzeichnungen zu hinterlassen.

**Allerdings dürfte er keine mystischen Silben besessen haben, sonst wäre seine Persönlichkeit anders geprägt und die Art, wie er das Göttliche erfahren hat, seine Art zu sprechen und zu leben, sein Charakter, seine Leistungen wären ebenfalls verschieden, und infolgedessen auch seine Lehren. Warum sollte er auch mystische Silben besessen haben? Sie sind für ihn gar nicht nötig. Er hat das, was die mystischen Silben geben können, durch andere Mittel erlangt, nämlich durch ein grosses Herz voll opfer- und dienstbereiter Liebe und grosser Hingabe an Gott. Wenn Du das in reichster Form und in kürzester Zeit erlangen möchtest, gilt es gewisse Regeln auf diesem Wege zu beobachten. Wenn wir uns fragen, wie es sich bei Jesus hier verhalten haben mag, dann müssen wir sagen: Hier liegt der Fall anders. Paulus war nur ein Prediger. Jesus ist eine Inkarnation des Göttlichen, eine Verkörperung des göttlichen Wesens und somit voll göttlicher Eigenschaften und Kennzeichen, voll Erkenntnis des Göttlichen. Er weiss um die Göttliche Mutter. Er besitzt kosmisches Wissen. Doch muss eine Inkarnation Gottes nicht notwendigerweise mystische Silben gebrauchen.

Zum Inhalt

 

Home German Publications English Publications WürdigungGedanken zum TagDivine Light Magazin Freie Online Bücher Bildergalerie Audio Links

 

 
World Wide Web (WWW) Auflage: 1999

Copyright by Verlag DLZ-Service

CH-8400 Winterthur