Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

November 1997

Kalender Jan2000



 

1. Tag

Du bist schon in den Händen der Göttlichen Mutter. Sie wird Dich segnen und vorwärts führen, und Du kannst das höchste Sehnen Deiner Seele erfüllen. Aber Du musst geduldig sein, nicht hastig. Versuche nicht zu laufen, nur um irgendwann zusammenzubrechen, denn dann wirst Du keinen Erfolg haben. Aber weil Du so schnell wie möglich zur Gotterfahrung kommen sollst, nutze die gegenwärtigen Umstände als Mittel zur inneren göttlichen Erfahrung.

 

2. Tag

Die Göttliche Mutter ist höchste Ruhe. Ihre Macht ist keine destruktive Macht, es ist die Macht der Liebe, die Macht der Wahrheit, die Macht der Schönheit. Sie ist nicht gewalttätig, rauh und grausam.

Die Göttliche Mutter ist höchste Schönheit. Schönheit verletzt nicht. Die Göttliche Mutter ist höchste Liebe. Liebe schlägt nicht zu, um ihr Ziel zu erreichen.

Liebe gewinnt durch ihr blosses Dasein.

 

3. Tag

Mische Dich nicht in die Angelegenheiten anderer ein!

Überlass alles den Händen der Göttlichen Mutter, die das Schicksal eines jeden formt.

 

4. Tag

Was ist Schweigen des Gemüts? - Es gibt unendliche Abstufungen von Formen dieses Schweigens, angefangen beim Anfänger, der versucht, sein Gemüt zu kontrollieren und es zu einer Art von innerem Schweigen bringt, bis hin zur höchsten Form des Schweigens, wo die Wahrnehmung der Welt vollkommen verloren geht und das Bewusstsein sich völlig in die transzendenten Aspekte der Gottheit vertieft.

Dieses Schweigen ist ein grosses Schweigen, und es ist nicht leicht zu erlangen. Dieses grosse Schweigen ist Ziel und Vollendung aller niederen Formen von Schweigen.

 

5. Tag

Das Schweigen im Gemüt eines Heiligen ist die automatische Folge der Reinheit seines Herzens.

Was immer ihm zustossen mag, er wird den Dingen und Ereignissen nicht erlauben, ihn zu beherrschen, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen und seinen Frieden, sein Schweigen oder seine Beziehung zu Gott zu stören.

6. Tag

Obwohl die Welt voller Unzulänglichkeiten ist, obwohl sie problematisch und schlecht ist, obwohl alles einem baldigen Ende zustrebt, übt sie dennoch eine sehr grosse Anziehungskraft auf den Menschen aus. Diese Anziehungskraft ist so gross, dass Du ihr nicht entgehen kannst. Die Welt fängt Dich auf vielerlei Weise. Ihre Versuchungen klopfen in allen erdenklichen Formen an Deine Tür. Die Macht der Welt über das menschliche Gemüt ist so gross, dass der Mensch ihrer Umklammerung kaum entfliehen kann, soviel er auch philosophieren mag.

Was bringt uns da einer Lösung näher? - Schläge, gewaltige Schicksalsschläge, Sorgen, etwas, was den Menschen völlig erschüttert und ihn absolut hilflos zurücklässt, das ist es, was schliesslich seine Augen öffnet.

7. Tag

Unter dem Druck und dem Zwang von Sorgen und Leiden löst das menschliche Gemüt sich von den Dingen los.

Wenn das nicht geschieht,

ist Deine Philosophie nur Rosenwasser-Philosophie: Du schwingst Dich intellektuell in höchste Höhen auf, bist aber nicht imstande,

die Ketten Deiner Begrenzungen zu zerbrechen.

8. Tag

Die gerade Linie ist nicht der Weg der Evolution.

Evolution ist nicht Mathematik.

Zwei plus zwei gibt vier. Das ist eine gerade Linie. Aber wir können nicht sagen, dass die innere Natur eine gerade Linie beschreiten muss, um sich zu entwickeln. Es muss Rückschläge geben, Rückwärtsgehen, Vorwärtsgehen.

All dies ist notwendig auf dem Pfad der Evolution.

9. Tag

Das Ganze - diese Berge, das Universum, das wir sehen - ist eine Projektion des kosmischen Bewusstseins im kosmischen Wesen oder in der kosmischen

Intelligenz.

Das kosmische Bewusstsein projiziert das Universum und erhält es auch.

Wir können aus diesem projizierten Universum entfliehen, wir können die Wahrheit erfahren, und das Universum ist nicht mehr da.

Und wenn wir von der Wahrheit in dieses Universum zurückkommen wollen, können wir das: in diese Traumwelt des höchsten kosmischen Wesens.

10. Tag

Karma ist nichts anderes als unsere vergangenen Gedanken und Gefühle in Aktion.

11. Tag

Eine weisse Leinwand ist der höchsten Existenz in uns vergleichbar. Diese Existenz hat keine Gedanken, keine Gefühle, nichts. Sie ist der höchste Gott. Sie ist alles und nichts. Sie ist transzendent.

Auf dem Hintergrund dieser Existenz spielt sich das Drama unserer Individualität ab. Alle Erfahrungen, durch die wir gehen, werden auf die weisse Leinwand der Existenz projiziert. Unser Bewusstsein, unsere Individualität, unsere individuelle Seele, unser Leben und Sterben, unsere Lebensgeschichte - dieser ganze Film wird auf den Hintergrund der ewigen Existenz projiziert, die in uns ist.

 

12. Tag

Die Existenz in uns, die universal, zeitlos, ewig, die Gott ist, ist die Grundlage, auf der alles geschieht. Wenn sie zurückgezogen würde, könnte gar nichts geschehen.

Die Leinwand wird von nichts berührt, was sich auf ihr abspielt. Genauso wird die Existenz von nichts berührt, was sich im Universum abspielt.

 

13. Tag

Denke immer über die Wahrheit nach: "Ich bin die Wahrheit. Ich bin unvergänglich. Meine Seele ist grenzenlos. Warum sollte ich mich mit dem Körper identifizieren? Warum sollte ich sagen, es ist heiss, es ist kalt? Warum sollte ich Sklave körperlicher Empfindungen sein?"

Betrachte Dich vom Standpunkt der Wahrheit - der Wahrheit, die Gott, das Unendliche, das Absolute, die Wirklichkeit ist. Das lässt die Intelligenz immer klarer werden, und eines Tages wirst Du die Wahrheit erblicken.

14. Tag

Was ist ein Mystiker? -

Ein Mystiker ist eine Person, die in Gemeinschaft mit der Wahrheit lebt.

Der Mystiker ist grösser als der Philosoph, weil seine Gedanken tiefer sind; sie sind in der Tat ewig, denn sie steigen direkt aus dem Herzen des Unendlichen auf.

Man könnte auch sagen, höchste Philosophie, umgesetzt in die Praxis, ins Leben und in die Tat, ist Mystizismus.

Wenn höchste philosophische Ideen ein Teil Deiner Natur und Deines Lebens werden, bist Du ein Mystiker.

 

15. Tag

Auch in einer Blume ist ein Sein als erhaltender Hintergrund da, ein Etwas, das die Farbe, die Blütenblätter, das Leben in ihr erhält.

Die Blume hat auch ein Empfinden. Wenn Du ihre Blätter berührst, spürt sie das.

Es ist also etwas hinter der blossen Erscheinung, nämlich die Existenz. Dieselbe Existenz ist auch in Dir, ja, sie ist das Wesentliche in Dir wie auch das Wesentliche in der Blume. Du bist also die Blume. Warum willst Du sie also zerstören, warum sie verletzen, warum sie beleidigen? -

Alles Leben wird wunderbar, ein schöner Himmel, wenn Du über diese Wahrheiten nachdenkst.

16. Tag

Gott hilft Dir, wenn Du hundertmal an Ihn denkst. Aber was tust Du? - Du denkst tausendmal an Dein Problem und kaum einmal an Gott. Das Problem nimmt Deine Nerven so in Anspruch, dass Du weder Kraft noch Ruhe hast.Wenn Gott Deine Nerven so sehr in Anspruch nehmen würde, hättest Du endlose Stärke.

Das ist das Geheimnis!

Was ist Gott für uns? - Er ist unser Vater und unsere Mutter. Wird unsere Mutter uns nicht helfen? - Gott ist da, um uns zu helfen; es ist Seine einzige Pflicht!

Er will keine Hilfe für sich selbst, denn Er ist allvollkommen. Er ist nur da, um uns zu helfen, das ist Seine Verantwortung. Aber wir müssen wissen, wie wir Ihn rufen können, wie wir uns Ihm nähern können.

17. Tag

Wir sollten uns nicht mit der Zukunft der Welt befassen, sondern mit aller Kraft versuchen, die Gegenwart zu nutzen, um zu Zentren des Friedens, der Freude, zu Punkten von Gottes Gnade und Licht zu werden.

Lasst uns zu Instrumenten von Gottes Frieden, Liebe und Vollkommenheit werden!

Wie schlecht die Zukunft der Welt auch aussehen mag, lasst uns in dieser Minute der ganzen Menschheit Wohlergehen wünschen, Frieden und Glück ausatmen und die Zukunft in die Hände Gottes legen, der nicht nur allerbarmend, sondern auch allgerecht ist.

18. Tag

Solange Du einen Körper hast, solange Du ein Gemüt besitzt, ist es immer gut für Dich - wie weise und rein Du auch schon sein magst - die göttliche Gegenwart zu fühlen, Deine Last auf die göttliche Gegenwart zu werfen, Dir der göttlichen Gegenwart als Liebe, Licht und Frieden bewusst zu sein und so alle Deine inneren Energien zu stärken.

19. Tag

Die Gegenwart Gottes ist nicht Luft - sie ist alles!

Sie ist eine Macht, eine Gegenwart, ein Sein, ein Bewusstsein.

Sie ist Dein wirkliches Herz, Dein wirkliches Leben.

Sie ist OM.

 

20. Tag

Wir müssen unser Bewusstsein zu einem transzendenten Gewahrsein erheben, zu einer transzendenten Erfahrung. Darin allein liegt unsere wahre Stärke, Kraft, Vollkommenheit, unsere wahre Erkenntnis, unsere essentielle Grösse und Unsterblichkeit.

Jeder andere Zustand des Bewusstseins ausserhalb dieser transzendenten Erfahrung ist dem Wechsel unterworfen und deshalb auch dem Unglücklichsein.

21. Tag

Wir können weder Harmonie noch Glück in der Welt aufrechterhalten oder verewigen, wenn sie nicht direkt aus dem inneren göttlichen Bewusstsein eines jeden in dieser Welt lebenden Individuums stammen.

Kein Paradies, das wir durch

unsere Anstrengungen auf

dieser Erde errichten, kann überleben oder sich selbst erhalten, wenn es nicht etwas ist, das tief aus dem Herzen, der Seele, der Intelligenz und dem Bewusstsein aller, die Menschheit ausmachenden Wesen aufsteigt.

22. Tag

Wo ist Vollkommenheit?

Wenn ich meine Augen schliesse und in das transzendente Bewusstsein eingehe: Dort ist Vollkommenheit, eine Vollkommenheit, die Billionen und Billionen von Jahren aufrechterhalten werden kann, eine Vollkommenheit, die sich selbst erhält, die unabhängig ist von Körper, Raum und Zeit, eine Vollkommenheit, die unverursacht ist und deshalb für immer besteht.

 

Was kommt und geht, ist nicht die Wirklichkeit oder Wahrheit. Vollkommenheit ist nur im allvollkommenen, selbstleuchtenden, sich selbst genügenden, selbsterhaltenden, ewigen, raum- und zeitlosen Sein zu finden.

23. Tag

Wie können wir mit dem ewigen, raum- und zeitlosen Sein verschmelzen? - Indem wir immer weiter das Mantra wiederholen.

All die mystischen Energien müssen hervorgerufen werden. Sie werden die Unreinheiten des Körpers, des Gemüts, der Emotionen und des Willens zerstören.

Wenn sie alle verbrannt sind, haben wir eine direkte Einsicht in das transzendente Sein.

24. Tag

Wenn Du die Erfahrung des Transzendenten hast, bist Du befreit - Schluss!

Das ist eine wunderbare Erfahrung. Da gibt es keine Entfernung, keine Zeit, keinen Raum mehr für Dich, nichts, was von Dir verschieden wäre. Und das ist wunderbar!

25. Tag

Wie können wir unsere Gedanken kontrollieren? - Halte immer am Gedanken an Gott fest. Lass die andern Gedanken kommen, aber lass Dich nicht auf sie ein, widerstehe ihnen nicht, wirf sie nicht hinaus, lass sie einfach kommen!

Andererseits kannst Du Dich intensiver mit dem Gedanken an Gott beschäftigen und versuchen, diesen so fesselnd werden zu lassen, dass Du keine Zeit mehr hast, Dich mit anderen Gedanken abzugeben. Dann werden die anderen Gedanken aus Mangel an Beachtung von selbst verschwinden.

 

26. Tag

Wir können nicht gleichzeitig an zwei verschiedene Dinge denken. Das gibt es nicht! Die Gedanken wechseln sich nur so schnell ab, dass wir den Eindruck haben, wir dächten an verschiedene Dinge zur gleichen Zeit. Aber in Wirklichkeit können wir immer nur einen Gedanken nach dem anderen denken.

Wenn wir deshalb in einen Gedanken völlig absorbiert sind, sind alle anderen Gedanken ausgeschlossen; sie können nicht auftauchen.

Darum sollten wir versuchen, unsere Beschäftigung mit dem Gedanken an Gott so wunderbar und interessant zu machen, dass wir jedes Interesse an anderen Gedanken verlieren.

27. Tag

Wenn Du einige Jahre den Gedanken an Gott konsequent pflegst, werden Deine alten Gedanken, die aus dem Unterbewussten und dem Unbewussten aufsteigen, verschwinden.

Dein Unterbewusstes und Unbewusstes sind wie ein Schwamm, der alles Wasser aufsaugt. Sie sind voller alter Eindrücke wie Gedanken, Emotionen, Ängste und so weiter.

 

28. Tag

Wenn Du betest, wird dieses höchste Transzendente Dir antworten.

Deine Gebete reinigen Dein Wesen. Darum musst Du beten. Denn Gott hat Dir schon geantwortet. Er hat Dir schon alles gegeben.

Er hat Dir bereits das Königreich des Himmels vermacht und das Testament unterzeichnet. Deshalb freue Dich!

 

29. Tag

Für jedes Wesen, auch für den Sünder und wen immer, hat Gott schon die Papiere unterzeichnet und ihm das ganze Königreich des Himmels vermacht, es in die Seele jedes Menschen gelegt.

Wenn der Narr von einem Menschen sich nur Gott zuwenden würde, könnte er sein Erbe sofort antreten und sagen: "Oh, dass ich nicht wusste, dass dieses Königreich immer schon hier war! Es war, ist und wird immer sein. Gott hat es mir schon lange gegeben. Ich wusste es nur nicht!"

Von diesem Standpunkt aus gibt es nicht einmal eine Befreiung, weil diese schon längst gegeben wurde.

Du brauchst Dich ihr nur zuwenden, und schon bist Du befreit!

30. Tag

Solange wir denken, unsere empirische Erfahrung sei die einzige Wirklichkeit, können wir natürlich keine Ahnung von der Wahrheit und dem transzendenten Wesen, das Gott ist, haben.

Wir müssen alle falschen Vorstellungen wie die Idee vom Körper, von der Welt, von Essen und Schlafen und so weiter zerstören. Wenn alle diese falschen Ideen zerstört sind, sehen wir Gott vor uns stehen, wie er schon immer vor uns stand - nur dass wir Ihn nicht gesehen haben.

Und wenn wir Ihn immer deutlicher sehen, werden wir eines Tages mit Ihm eins werden.

 

 

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November 1997

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 22, Nr. 253

Herausgeber: Omkarananda Ashram
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Tel: 052 - 202 19 03

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