Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

November 1995

 

Kalender Jan2000



 

1. Tag

Intuitionen sind höhere Wahrnehmungen, die in einem gewöhnlichen Menschen nicht in Tätigkeit sind. Das normale menschliche Individuum ist ein Bündel von Impulsen, Instinkten und Emotionen. Intuitive Faktoren sind in ihm keineswegs wirksam.

Die Intuition ist aktiv wirksam in Heiligen, Weisen und Mystikern, in den großen Männern und Frauen der Gotterfahrung, die ein reines Wesen besitzen, in denen das Tier tot ist, die im Geiste wiedergeboren sind, die eine kindergleiche Natur und absolutes Vertrauen in die Mutter, die Gott ist, haben.

2. Tag

Der normale Mensch muss sich an die Instruktionen halten, die in der Bibel und in den Schriften der Menschen des Gottbewusstseins enthalten sind. Er muss dies so lange tun, bis sein ganzes Wesen gereinigt ist, bis sein ganzes Wesen so empfänglich für die Bewegungen Gottes ist, wie die Sonnenblume für die Bewegungen der Sonne, bis er sich so ausschließlich auf Gott verlässt wie ein Kind sich auf seine Mutter verlässt, bis sein Herz mit universaler Liebe pocht.

Erst dann erhebt sich der Mensch auf eine Stufe der Entwicklung, auf der Intuition möglich ist. Hat er einmal diese Stufe erreicht, kann er selbst den Unterschied zwischen Intuition und Impuls, zwischen Intuition und menschlichem Denken erkennen.

3. Tag

Was ist jenes Selbst, das in der Inschrift "Erkenne dich selbst!" die über dem Eingang des antiken griechischen Tempels steht, erwähnt wird?

Dieses Selbst ist nicht das kleine physische, emotionale oder mentale Selbst, es ist nicht die psychologische Persönlichkeit, es ist nicht das endliche, sündige, irrende menschliche Wesen.

Dieses Selbst ist das unendliche unsterbliche Prinzip. Dieses Selbst ist das Königreich des Himmels. Dieses Selbst ist die Wahrheit der Wahrheiten. Dieses Selbst ist der Gott in uns. Dieses Selbst ist die höchste und letzte Wirklichkeit.

4. Tag

Wer das Selbst erkennt oder verwirklicht, erkennt oder verwirklicht Gott. Selbstverwirklichung ist gleichbedeutend mit dem Erlangen der innigen dynamischen Einheit mit der höchsten Wirklichkeit, die Gott ist.

5. Tag

Jede um das Selbst zentrierte Wissenschaft und jedes um das Selbst zentrierte Erkennen ist wahre Wissenschaft und wahres Erkennen, weil wir Kinder Gottes sind, weil in uns der Atem Gottes fließt, weil wir die wahren Bildnisse Gottes sind, weil Gott alle Seine Kräfte, Seine Schönheit, Sein Bewusstsein und Sein Leben in uns hinein gelegt hat, und weil Gottes unbeschreibliches Wesen und Seine unbegrenzbare Macht im Königreich in uns beheimatet sind.

 

6. Tag

Kein Wissen, kein System der Wissenschaft, keine Philosophie kann größer sein als die Wissenschaft, die sich mit dem zentralen Prinzip in uns befasst. Diese Wissenschaft der Wissenschaften ist das höchste System des Wissens. Es ist wahres Wissen. Es ist die einzige Wissenschaft, in der wir wirkliches Leben, wirkliche Essenz und wirkliche Freude finden können.

7. Tag

Nur die Wissenschaft vom Selbst befasst sich mit dem Königreich des Himmels, das unser wahrer Atem ist. Es ist die einzige Wissenschaft, die sich ausschließlich mit dem befasst, was war, ist und immer sein wird.

Die moderne Wissenschaft befasst sich nur mit dem äußerlichen Verständnis der Lebensphänomene, die Psychologie mit dem menschlichen Benehmen und dem sogenannten Gemüt, von dem sie aber in Wirklichkeit nichts weiß. Die Parapsychologie schließlich erforscht gewisse andere paranormale Kräfte des menschlichen Geistes, ist aber völlig unwissend in Bezug auf die wundersamen Reichtümer des höheren Bewusstseins im menschlichen Individuum.

8. Tag

Es ist für uns am Wesentlichsten, das Selbst zu kennen, durch das wir alles andere erkennen. Wenn du Gott, den Schöpfer kennst, wirst du auch alles über die Schöpfung wissen. Je mehr wir auf dem Gebiet der Physik, der Chemie, der Biologie oder der Psychologie fortschreiten, desto mehr sollte uns klar werden, dass es auf diesem Weg keine Möglichkeit gibt, das letzte Prinzip, das jedes andere Lebensprinzip erklären kann, zu berühren.

9. Tag

Wie sehr sich Einstein auch bemüht haben mag, das Universum zu erforschen, hat uns das weder zu Frieden, Glück noch Unsterblichkeit geführt. Sein Wissen hilft uns zwar bestens dabei, Raketen und Satelliten zu bauen, doch werden wir damit nicht über die Freude der Existenz verfügen können, noch fähig sein, den Tod zu überwinden, Krankheiten abzuschaffen sowie das Unglück zu vermindern. All das ist für uns nur möglich durch Selbsterfahrung, Selbstverwirklichung und Selbsterkenntnis.

 

10. Tag

Wenn du in Christus bist, im Vater oder im Selbst, dann bist du unsterblich. Und weil dieses göttliche Bewusstsein oder Selbst unbegrenzbar, unendlich und unsterblich ist, wirst du selbst unzerstörbar, zeitlos, raumlos, alldurchdringend und vollkommen in dem Augenblick, in dem du eins wirst mit Ihm.

11. Tag

Was hat Jesus Christus zu dem gemacht, was Er war?

Nicht die Erziehung, nicht die Kultur, nicht hohe Errungenschaften, nicht irgend eine Art von Wissenschaft, nicht adelige Abstammung - nichts von all dem, was wir auf Erden schätzen, sondern sein fortgesetztes Bewusstsein des Vaters in sich selbst und überall hat Jesus Christus unsterblich gemacht. Das hat Ihn zum Licht der Welt, zum Retter der Menschheit gemacht. Er war ein wahrer Mensch der Selbstverwirklichung.

12. Tag

Was ist der Hintergrund, die Substanz, die erhaltende Kraft hinter der elektronischen Energie, hinter dem Elektron? - Es ist die Gottheit, das Selbst!

Das Selbst ist die Energie hinter allen Energien, das Licht hinter allen Lichtern.

13. Tag

Was ist jenes universale Prinzip oder die Quelle hinter allen Phänomenen? Was ist jene höchste, unvorstellbare, verblüffende Kraft, welche die Millionen von Universen erschaffen hat? Was ist jenes wunderbare Ding, das man den menschlichen Geist nennt, dieser Geist, der nur eine kleine Kraft darstellt und schon solche Wunder hervorbringt? Was ist seine Quelle? Wer ist der Schöpfer?

Den Schöpfer zu kennen heißt das Selbst zu kennen. Wenn du das Selbst kennst, kennst du auch den Geist, die Welt, die Energie, das Leben, den Kosmos - alles! Wenn du jene zentrale Kraft besitzt, die alles andere erschaffen hat, dann bist du der wahre Eigentümer von allem Erschaffenen. Darum sagt die Bibel: "Suchet zuerst das Königreich des Himmels, und alles andere wird euch hinzugegeben werden!"

14. Tag

Wir haben den bemerkenswertesten Rat, die letzte Weisheit mit den Worten "Erkenne dich selbst!" erhalten. Das Selbst in uns ist das beobachtende Prinzip. Es kann nicht gereinigt werden, es ist ewig rein. Es kann nicht vervollkommnet werden, es ist ewig in sich selbst vollkommen, weil es direkt Gott ist, der Atem Gottes, das Königreich des Himmels oder der Himmel selbst. Das Selbst ist hinter dem menschlichen Geist, seinen Gedanken und jenseits davon. Es ist völlig von ihm verschieden.

15. Tag

Es ist wahr, dass es eine Anzahl verborgener Welten gibt. Es ist ebenso wahr, dass es unsichtbare Meister und Wesenheiten gibt, die stets an der Evolution, dem Wachstum und der Entwicklung der Menschheit interessiert sind. Diese Welten sind aber keine geographischen Regionen, es sind vielmehr besondere Ebenen des Bewusstseins.

Es ist auch wahr, dass wir nicht in einem materiellen Universum leben, wie es uns unsere Sinne berichten und wovon die Wissenschaftler uns überzeugen wollen. Das Universum ist nicht bloß ein mechanisches Gebilde und besteht nicht nur aus elektromagnetischen Kräften und uns umgebenden Energien. In der Tat ist das, was wir irrtümlicherweise als ein physisches Universum ansehen, höchst psychisch.

Es gibt eine superatomare Energie, mit der jeder Raumpunkt vollgepackt ist. In uns und überall um uns herum befinden sich die Wunder des unendlichen, unbegrenzbaren, unbeschreiblichen Bewusstseins.

16. Tag

Ist das Selbst in uns das emotionale Wesen und die Gefühle? - Nein, beide sind für das Selbst etwas Äußerliches. Es gibt ein Bewusstsein in uns, das unsere Gefühle sich erheben und wieder verschwinden sieht. Die Gefühle unterliegen Geburt und Tod, während das göttliche Prinzip oder Selbst frei von Geburt und Tod ist. Wenn das Selbst nicht das emotionale Wesen ist, was ist es dann? Ist es unser Körper? - Gewiss nicht. Es ist verschieden vom Körper. Der Körper wurde gestern geboren und stirbt morgen. Der Körper unterliegt Krankheit und Tod, während das Selbst todlos ist, frei von Krankheit, unendlich, allvollkommen und allmächtig. Es ist für unser inneres Wesen möglich, sich vom Körper zu distanzieren. Auch in Träumen sind wir im allgemeinen vom physischen Körper losgelöst und haben einen anderen Körper.

In vertieften Bewusstseinszuständen nehmen wir deutlich die Tatsache wahr, dass wir nicht Körper, Gedanken und Gefühle sind.

17. Tag

Wenn der Körper stirbt, beobachtet das Bewusstsein in uns den Tod des Körpers und sieht, wie er anschließend zum Friedhof getragen wird. Was ist dieses Ich-Bewusstsein, das beobachtende Bewusstsein oder das subjektive Prinzip, das nicht davon betroffen ist wenn der Körper stirbt? Es ist das Selbst in uns. Es ist das göttliche Sein in uns.

18. Tag

Das Selbst muss erkannt, verwirklicht und erfahren werden. Es ist dieses Selbst, zu dem Unsterblichkeit, Ewigkeit, Vollkommenheit und Allmacht gehören.

Die weisesten Menschen sind jene, die sich dieses allvollkommenen Selbstes in sich tief bewusst sind. Sie lächeln beim Anblick von Krankheit und Tod. Da sie eine alles beherrschende Erkenntnis des Selbstes erlangt haben, nehmen sie teil an der unbegrenzbaren Freude und Ekstase des höchsten Vaters, der das Selbst ist.

19. Tag

Die wirklich Unsterblichen, die wahren Eroberer sind die Menschen der Selbstverwirklichung.

Warum sind wir alle gesegnet? - Weil wir in uns die Kraft und Möglichkeit zur Selbstverwirklichung tragen.

20. Tag

Ist jenes unbeschreibliche, allvollkommene, selbstleuchtende Licht - das Selbst oder Gott - nur in uns allein? Nein! Es ist überall, es ist in jedem E¥inzelnen. Die ganze Natur ist von Ihm durchdrungen. Es ist dieses Selbst, das die Sterne erschaffen hat. Es ist das Licht der Lichter. Es ist die Gottheit.

Wenn wir also das Selbst in uns erfahren, erfahren wir auch das Selbst - oder Gott - in der ganzen Natur, in allen Wesen, in der ganzen Menschheit.

21. Tag

Unsere Annäherung an die Gottheit muss vielseitig sein. Haben wir einmal das Göttliche in allen Wesen verwirklicht, sehen wir das gleiche unsterbliche, ewige und unendliche Licht in allen Herzen, wie könnten wir dann noch dem Hass erlauben, in uns zu wohnen, wie könnten wir dann noch Angst und Sorge¥ Einlass in unsere Herzen gewähren?

Wenn ich mir bewusst bin, dass ich in den Herzen aller Wesen als ich selbst anwesend bin, ist es dann nicht natürlich und leicht für mich, alle wie mich selbst zu lieben? Hier haben wir den großartigen Zugang zum Verständnis des Bibelworts: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!"

 

22. Tag

Kann ich jemanden fürchten, kann ich jemanden als schlecht betrachten, wenn ich mir des Königreichs des Himmels in jedem Herzen bewusst bin, wenn ich das gleiche Selbst in allen Wesen gewahre, wenn ich die gleiche Gottheit in allen Wesen sehe, jene Gottheit, die ich verehre, liebe und durch die ich lebe?

Mit einem solchen Gewahrsein zu leben sollten wir anstreben. Warum sollten wir denn dieses Königreich der Gottheit außer acht lassen und ein Leben führen, das von einer armseligen Kultur und ein wenig psychologischem Wissen diktiert wird?

23. Tag

Die Psychoanalyse weist uns darauf hin, dass wir den Teufel in uns haben. Nun, die Bibel sagt uns: "Das Reich Gottes ist in euch!" Es ist möglich, dass wir das Königreich der Dunkelheit hinter uns zurücklassen, indem wir uns auf das Königreich des Himmels zubewegen.

24. Tag

Es gibt keine größere Dunkelheit als die Unwissenheit unsere Beziehung zum Göttlichen betreffend. Alle unsere Probleme, Leiden und Sorgen entspringen der Tatsache, dass wir wenig oder gar nichts von der Gegenwart der allmächtigen Gottheit wissen und wahrnehmen.

25. Tag

Im Gottbewusstsein, in der Selbstverwirklichung, in diesem lebendigen, dynamischen, allabsorbierenden Besitzen der Gottheit erschließen sich uns Wissensgebiete, die uns alles zeigen und erklären. Wir gewinnen eine unermessliche schöpferische Kraft und sind uns unserer Unsterblichkeit, Ewigkeit und Zeitlosigkeit bewusst. Wir leben in einer Freude, die absolut und durch nichts bedingt ist, und wir haben eine Vollkommenheit, die unbegrenzbar und zeitlos ist.

 

26. Tag

Lasst uns große und großzügige Gefühle entwickeln und unsere Gedanken über die kleinen Bedürfnisse des Körpers erheben. Hören wir auf, sich grämende, aufgebrachte Würmer auf der Erde zu sein. Kultivieren wir einen Geist der Ausdauer, der die Schwierigkeiten des Lebens ertragen kann und mit Weisheit, Liebe und Freude lebt. Wachsen wir im Guten, entwickeln wir Liebe und weiten wir uns in göttlicher Erkenntnis und göttlichem Verstehen aus!

27. Tag

Entwickeln wir unsere Kraft der Unterscheidung und des Verstehens. Unterscheiden wir zwischen dem Richtigen und dem Falschen, zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen, zwischen dem, was Gott und dem was nicht Gott ist. Gleichzeitig mit der Entwicklung der Unterscheidungskraft muss die Leidenschaftslosigkeit in uns reifen.

28. Tag

Gib dich nie zufrieden mit dem Wissen, das du schon erworben hast! Schwinge dich von einer Weisheit zur nächsten, von einer Vollkommenheit zu noch größerer Vollkommenheit empor! Zeige die Kräfte des göttlichen Bewusstseins in dir! Atme Frieden für den Osten, Frieden für den Westen, Frieden für den Norden und den Süden! Werde eine kosmische Persönlichkeit, eine universale Persönlichkeit, befreit von belanglosen Ansichten und Meinungen. Beanspruche dein Recht auf das Königreich des Himmels und führe ein Leben in der Weisheit des alles regierenden Bewusstseins der unvergänglichen Gottheit!

 

29. Tag

Was meint der Prophet, wenn er sagt: "Suchet Gott, und ihr werdet leben!"? Das heißt, für sein Empfinden leben wir gar nicht! Seine Erfahrung, seine innere Vision ist tief im Göttlichen verwurzelt, und darum befindet er sich in einer besseren Lage, das Leben, so wie wir es leben, zu beurteilen.

Das Leben, wie wir es täglich leben, ist total vom göttlichen Sein abgeschnitten. Der Ausspruch des Propheten bedeutet, dass für ihn unser Leben eher so etwas wie Dahinvegetieren ist - eine Art Tod. Seiner Erfahrung nach leben wir nicht, denn wir sind abgeschnitten von den reichsten Hilfsquellen, die das Leben uns zur Verfügung stellen kann.

30. Tag

Weil das innere Wesen unendlich ist, musst du diese Unendlichkeit hingeben, wenn du dich Gott mit deinem ganzen inneren Wesen hingeben willst - und zwar mit der Kraft einer unendlichen Liebe, eines unendlichen Glaubens, einer unendlichen Hingabe. Darum sage ich, wenn du Gott verehrst, verehre ihn mit allen Kräften deiner Seele, deines Geistes und deines Bewusstseins.

 

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November 1995

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 20, Nr. 229

Herausgeber: Omkarananda Ashram
Anton-Graff-Strasse 41
CH 8400 Winterthur

Tel: 052 - 202 19 03

Druck und Versand:
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CH 8400 Winterthur

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