Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Mai 2006

Kalender Jan2000



1. Tag

Das, was den Raum erfüllt und das, was den Raum transzendiert, ist ein und dasselbe.

Es ist die eine Wirklichkeit.

Das ist die Wahrheit, und niemand kann sich der Erfahrung der Wahrheit auf die Dauer entziehen, auch nicht im Tod oder durch den Tod.

Wir sind stets von Angesicht zu Angesicht mit dieser Wirklichkeit, der göttlichen Gegenwart.

Unsere Erkenntnisfähigkeit ist momentan äußerst begrenzt, doch können wir sie in unbegrenztem Maß entwickeln. Eine unendliche Entwicklung ist für das menschliche Individuum deshalb möglich, weil das Licht in der inneren Intelligenz unbegrenzt ist.

Lasst uns versuchen, mit dem Licht der inneren Intelligenz hier und jetzt das Licht der höchsten, der göttlichen Intelligenz wahrzunehmen - das Licht des Unendlichen.

2. Tag

Wie wurde das Unendliche zum Endlichen?

Warum ist der Mensch vom Unendlichen heruntergefallen? Darauf gibt es keine Antwort.

Der Intellekt mag sich noch so abmühen, die menschliche Vernunft und Intelligenz mögen ihr Bestes geben, und doch werden sie keine Antwort auf diese Frage finden.

So hat es für dich als ernsthaften Wahrheitssucher keinen praktischen Wert, dich auf eine Diskussion über diese Frage einzulassen.

Suche zuerst das Königreich Gottes und baue dein Haus auf den Felsen der Wahrheit!

Wenn dein Haus in Flammen steht, kannst du es dir nicht leisten, lange danach zu fragen, wie das Feuer entstanden sein könnte, sondern wirst alles tun, um es so schnell wie möglich zu löschen.

Und das ist alles, was wir tun können

3. Tag

Gott ist Geist. Die Natur des Geistes ist Intelligenz, Bewusstsein. Die gesamte Philosophie der Bibel, ihr ganzes kulturelles Gedankengebäude beruht auf dem Grundsatz, dass Gott Geist ist, dass der Mensch Geist ist und dass der Mensch deshalb Gott im Geist verehren soll.

Da wir Geist sind, haben wir auch Intelligenz. Der Geist ist, wie gesagt, Intelligenz, Bewusstsein. Er besitzt verschiedene Kräfte, Fähigkeiten und Möglichkeiten. Der göttliche Geist in dir transzendiert die Begrenzungen, denen dein physischer Körper unterworfen ist. Die physischen Begrenzungen des physischen Universums sind kein Hindernis für die Aktivitäten und den Selbstausdruck des Geistes.

Dies erkennst du, wenn du deine wahre Natur verwirklicht hast.

4. Tag

Sobald Du Selbsterkenntnis hast, sobald du dich als unvergänglichen Geist erfährst, verliert sogar die Furcht vor dem Tod ihre Macht über dich. Wenn du dich als Kind Gottes betrachtest, steigen von selbst neue Gefühle auf und du willst ein besserer Mensch werden. Deine ganze Einstellung ändert sich dann.

Wenn du die Menschen als Geist, als Manifestationen des Göttlichen betrachtest, werden sich deine Gefühle ihnen gegenüber verändern - deine Einstellung ihnen gegenüber wird die beste sein.

Keine Demokratie, keine Lebensphilosophie, keine Kultur kann dir anderen Individuen gegenüber eine bessere Einstellung vermitteln. Die Weise, in der du dich selbst und andere siehst, bestimmt deinen Charakter, verrät die Art deiner inneren Natur und deutet auf den von dir erreichten Stand der Entwicklung hin.

Alles hängt davon ab, wie du das Leben und die Menschen siehst, und von der Einsicht, dass alle Fähigkeiten und Kräfte in dir selbst angelegt sind.

5. Tag

Die Einstellung, die du dem Leben, den Menschen und dir selbst gegenüber hast, ist das Allerwichtigste.

Das Wissen vom Göttlichen hebt deine Einstellung dem Leben gegenüber auf eine höhere Stufe.

Das Wissen von der erhaltenden Essenz des Geistes, der du bist, ist die Seele der Weisheit.

Es ist eine Notwendigkeit für uns, dieses höhere Wissen zu erwerben, das Wissen vom Geist, der sich von Gefühlen und Gedanken unterscheidet. Du bist nicht identisch mit deinen Gefühlen; du bist nicht identisch mit dem Unbewussten.

Das Unbewusste ist voller Impulse, Tendenzen, Neigungen. All das bist du nicht. Diese Gedanken, Gefühle und unbewussten Tendenzen kommen und gehen. Aber als Geist bist du ununterbrochen gegenwärtig.

6. Tag

Im Mittelpunkt des Geistes in dir ist das Licht Gottes, das von deinen moralischen Schwächen nicht berührt werden kann, das von Freude und Leid nicht berührt werden kann. Es ist vollkommen unabhängig.

Je mehr du von ihm weißt, je mehr du seiner gewahr wirst, desto stärker wirst du, desto friedvoller wirst du, desto leuchtender wird deine Intelligenz, desto reiner wird dein Herz und desto mehr wirst du zu einem Meister der Lebensumstände.

Deine Einstellung dem Leben gegenüber und dein Gefühl für wahre Werte bestimmen deine Größe und dein Glück.

7. Tag

In erster Linie bist du Geist und als solcher eine Verkörperung zahlloser Eigenschaften. Diese Eigenschaften müssen im äußeren Leben zum Ausdruck kommen.

Liebe ist eine unabtrennbare Eigenschaft des Göttlichen in deiner Seele. Du kannst von der Liebe nicht getrennt werden. Je mehr du sie im äußeren Leben ausdrückst, desto mehr wird dein äußeres physisches Leben von den Schätzen des Geistes beherrscht.

Erkenntnis ist eine andere Eigenschaft des Geistes in dir. Je mehr du Erkenntnis im äußeren, materiellen Leben zum Ausdruck bringst, desto erhabener und leuchtender wirst du, desto mehr wirst du zum Meister der Umstände.

Friede ist auch eine Eigenschaft des Geistes in dir. Je mehr du Frieden im äußeren Leben ausstrahlst, sei es durch deine Augen, deine Sinne oder deine Worte, desto mehr wirst du zum Meister des Lebens. Du kannst dich innerlich immer von deinen Erfahrungen und deinem Körper zurückziehen. Du kannst dein Bewusstsein aus dem Körper, den du bewohnst, zurückziehen.

8. Tag

Weil du Geist bist, hast du endlose Eigenschaften.

Wie reichhaltig, schön und kultiviert dein Leben ist, hängt davon ab, wieviele wunderbare Eigenschaften des Geistes in deinem Leben wirksam werden.

Friede, Geduld, Weisheit, Liebe, eine positive Einstellung, eine leuchtende Intelligenz, ein unverdorbenes Herz, eine klare Schau - all das sind Schätze des Geistes.

Je mehr sich die innere Weisheit entfaltet, desto mehr wirst du dir des ewigen Lebens, das der Geist in dir ist, bewusst, und jede Furcht vor dem Tod verschwindet.

9. Tag

Eine zeitlose Zukunft liegt vor dir. Weite deine Schau aus und denke an den unermesslichen Ozean. Schließe deine Augen und betrachte deine Gedanken, die dich befähigen, den Ozean wahrzunehmen. Deine Gedanken sind größer als diese Wasserfläche. Alle Horizonte befinden sich innerhalb deiner erweiterten Schau. Das deutet an, dass das Größte in dir selbst ist.

Betrachte das Leben von diesem Standpunkt aus, und alle kleinen Probleme fallen weg; dann übernimmt die Weisheit die Führung im Leben und bringt alles in Ordnung.

10. Tag

Je mehr du Gott im Geist verehrst, desto mehr befreist du dich aus dem Griff der Materie.

Du weißt dann auch, dass deine Zukunft unbegrenzt und zeitlos ist und dass du von Gott nicht getrennt werden kannst.

Das Leben ist eine wunderbare Wissenschaft, wenn man es vom Standpunkt des Geistes, der im Leben weilt, betrachtet.

Die Größe eines Menschen hängt davon ab, in welchem Ausmaß er die Eigenschaften des Geistes Gottes in sich zum Ausdruck bringen kann.

Durch den Ausdruck der Eigenschaften des Geistes Gottes erfahren wir Gott. Es gibt keinen anderen Weg.

11. Tag

Das Göttliche ist unsere wirkliche Welt.

Die äußere Welt ist ein vergänglicher Ort, ein vorübergehender Abschnitt; niemand kann für immer in ihr leben; jeder muss sie einmal verlassen.

Doch niemand kann den Geist Gottes verlassen. Die Welt des Geistes ist ewig, unzerstörbar. Sie ist unser dauernder Wohnort. In ihr gibt es keinen Tod, keine Dunkelheit, kein Unglück, keine Ruhelosigkeit. In ihr herrschen absoluter Friede, absolute Freude, absolute Kraft und absolute Vollkommenheit.

Bewusst in diese unvergängliche Welt einzutreten ist Sinn und Ziel des Lebens.

 

12. Tag

Lebe und arbeite in der vergänglichen Welt mit dem Wissen um das Unvergängliche.

Führe alle äußeren, lärmenden Aktivitäten des Lebens mit der inneren Erfahrung der grenzenlosen Stille, dem Schweigen und dem Frieden des Geistes aus. Darin liegt die Lösung der Probleme des Lebens auf der Erde.

Wie viel Gnade und Gottgegenwart in deinem Leben wirksam werden, wird bestimmt von der Intensität deiner inneren Beziehungen zum Göttlichen.

Du kannst jede Art von Beziehung mit dem Göttlichen unterhalten, sei es durch Gefühle des Herzens, durch das Wirken der Intelligenz, durch Hingabe ans Göttliche, durch die Übungen des Dienens und Opferns, durch Gebet, Meditation oder durch geistige Erkenntnis und geistiges Nachdenken.

Durch all diese Mittel und Methoden kannst du bewusst innige Beziehungen zum Göttlichen, zum unsterblichen, unvergänglichen, unendlichen Geist herstellen.

13. Tag

Wir haben keine Kontrolle und keine Macht über das, was aus unserem Unbewussten aufsteigt.

Doch gibt es eine wunderbare, indirekte Methode, wie wir den Inhalt des Unbewussten völlig unter Kontrolle bringen können.

Die Eindrücke und Auswirkungen unserer guten Gefühle und Gedanken, unserer guten Taten sinken in unser Unbewusstes hinein.

Wenn dies geschieht, wird alles, was schlecht in unserem Unbewussten ist, davon berührt, umgewandelt, hinausgeworfen oder geht zugrunde, während alles, was gut in uns ist, gestärkt wird und zunimmt. Eines Tages wird dann alles wunderbar sein.

Die Methode, das Unbewusste von seinen Inhalten zu reinigen, besteht darin, den bewussten menschlichen Geist mit allem, was positiv, konstruktiv und gut ist, zu erleuchten. 

14. Tag

Es ist durchaus möglich, Gott auf der bewussten Ebene zu erfahren und gesegnete Momente der Gotterfahrung zu erleben, während gleichzeitig im Unbewussten noch die normalen menschlichen Kräfte schlummern.

Der unbewusste Teil der menschlichen Seele beherbergt die dunklen Kräfte der Vergangenheit in sich, wie die Instinkte, Triebe und Leidenschaften von Liebe und Hass.

Wenn man ihnen im täglichen Leben keine Möglichkeit lässt, sich zu entwickeln, wenn man ihnen nicht erlaubt, ihr Spiel zu treiben und den harmonischen Ablauf des täglichen Lebens zu stören, sondern sich edlen Taten, göttlichen Gedanken oder dem Empfinden der Gegenwart Gottes hingibt, wenn man mit Ausdauer sein ganzes Streben auf die Gotterfahrung richtet, dann leuchtet das Licht in der Seele immer heller auf und die Dunkelheit des Unbewussten nimmt immer mehr ab.

Dies ist die Methode, das Unbewusste zu reinigen und Kontrolle über es zu erlangen, was die grundlegende Voraussetzung für jeden weiteren geistigen Fortschritt darstellt.

 

15. Tag

Meine ganze Erfahrung ist schon mit dem Bild des Göttlichen erfüllt, und alles, was ich sehe, ist nur eine Form des Göttlichen und hinterlässt darum keinen Eindruck in meinem Geist, verursacht keine Veränderung in meinen Gefühlen.

Mein ganzes inneres Wesen ist rein und meine ganze Aufmerksamkeit ist stets auf das Bild des Göttlichen gerichtet.

Die ganze Welt ist erfüllt mit dem Bild des Göttlichen. Ich höre das Göttliche, ich sehe das Göttliche, ich fühle das Göttliche, ich lebe im Göttlichen, ich lebe mit dem Göttlichen. Immer ist mein ganzes Bewusstsein und meine ganze Aufmerksamkeit auf das Göttliche gerichtet.

Das ist der Zustand, den du erreichen musst - das Ziel deines Lebens.

16. Tag

Der Guru ist der geistige Lehrer.

Er ist mehr als Vater und Mutter.

Er ist voller Erbarmen, er ist die direkte Manifestation Gottes. Er ist die Verkörperung von Weisheit und Erkenntnis. Er zerstört unser Karma und bahnt für uns den Pfad zu höchsten geistigen Erkenntnissen.

Darum wurde in uralten Zivilisationen, die vorwiegend spirituell orientiert waren, der Guru sogar höher als Gott selbst geschätzt, denn ohne die Gnade und das Licht des Guru ist die Erfahrung Gottes schwierig, und man kann sich leicht auf Irrwegen verlieren.

Der Guru ist der höchste Schöpfer, der Erhalter und der höchste Herr des Universums. Er ist die höchste Wirklichkeit selbst. Verehrung sei diesem höchsten, vollkommen gesegneten und alles segnenden Guru.

Der Guru ist eine direkte Manifestation des Göttlichen. Gott wohnt in ihm und er wohnt in Gott.

17. Tag

Vater und Mutter geben uns nur den physischen Körper und materielle Hilfe.

Der wahre Vater und die wahre Mutter ist aber der Guru. Er befreit die Seele aus der endlosen Gefangenschaft von Geburt und Tod, von Krankheit, Leiden und Sorgen.

Kein Glücksfall im Leben kann größer sein, als dem wahren Guru zu begegnen. Er zeigt uns Dutzende von Wegen zur Gotterfahrung aus dem Schatz seiner eigenen Erkenntnis.

In einer großartigen, religiösen Kultur gibt es den Ausspruch: "Das Absolute ist wirklich, die Welt ist unwirklich." Und: "Der Guru ist wirklich, alles andere ist ein Traum."

Der Guru wird als das Göttliche selbst verehrt; das ist das Gebot der Heiligen Schriften Indiens. Es ist aber auch die Offenbarung des Göttlichen.

18. Tag

Während der Mensch einen Unterschied macht zwischen Gott und dem Guru, macht Gott selbst diesen Unterschied nicht.

Man kann Gott leichter erreichen mit Hilfe des Guru. Gott gefällt es besser, wenn der Guru anstelle Seiner selbst verehrt wird, denn Gott weiß, dass Er im Guru anwesend ist.

Während aber Gott für den Menschen unsichtbar ist, ist der Guru sichtbar. Während Gott Seine Liebe und Weisheit uns gegenüber aufgrund unserer unterentwickelten Wahrnehmungsfähigkeit in einer für uns nicht fassbaren Art und Weise zum Ausdruck bringt - denn hätten wir sie, könnten wir Gott unmittelbar wahrnehmen -, manifestiert sich im Guru sichtbar und spürbar etwas von der Liebe, Weisheit und Gegenwart Gottes, und Er entwickelt dadurch auf natürliche Weise unsere uns innewohnenden Fähigkeiten zur Wahrheitserfahrung.

19. Tag

Besonders hinsichtlich der Tatsache, dass das nicht von geistiger Erkenntnis erleuchtete menschliche Individuum in tausend Fallen fällt, die die Welt ihm stellt, ist der Guru als Führer zu geistiger Erkenntnis und zur Gotterfahrung unerlässlich.

Das Unbewusste macht den Menschen zum Opfer primitiver Emotionen und Instinkte, in denen er unentrinnbar gefangen scheint.

Aus dieser Tragödie befreit uns der Meister, die Wahrheit und die geistige Erkenntnis.

Um all die Knoten der Täuschung zu lösen, die uns an eine sinnentleerte, essenzlose Welt binden, gibt es ein Wundermittel, nämlich innerlich ständig zu sagen: "Das Göttliche ist wirklich, die Welt ist unwirklich."

Disziplinen wie diese sind ein radikales Heilmittel für eine radikale Krankheit.

20. Tag

Wenn der Guru spricht, ist es nicht die Stimme des Ego, die spricht, sondern die Stimme der Allbarmherzigkeit.

Der Guru und Gott sind allbarmherzig. In der Tat sind sie wesenhaft ein und derselbe in Herz und Geist, im Sein, in der Liebe und in der Weisheit.

Deshalb sagt der Guru, was Gott spricht. Es ist die Stimme des Erbarmens. Es ist, wie wenn ein Goldklumpen sprechen könnte, und zum armen Mann und seiner grossen Familie sagen würde: "Komm zu mir! Nutze mich! Ich werde dich von allen Sorgen und Leiden befreien!"

Und der arme Mann nimmt den Goldklumpen, verkauft ihn und bekommt eine Menge Geld dafür. Er ist nicht nur seine Armut und sein Elend los, er wird sogar zum reichen Mann, und als solcher stehen ihm mehr Möglichkeiten zur Verfügung, anderen zu helfen und an seiner eigenen inneren Entwicklung zu arbeiten.

21. Tag

Der Guru braucht niemanden zu seiner Verehrung. Die Sonne und der Mond sind seine Verehrer, alle Sterne sind seine Verehrer. Denn er ist das Herz von Sonne, Mond und Sternen. Er ist das Herz aller Wesen. Selbst die Bewohner unsichtbarer Welten, von denen unsere Welt nichts weiß, verehren ihn.

Doch alle Verehrung - deren Äußerlichkeit und Wertlosigkeit seine Weisheit erkennt - berührt ihn nicht, bewirkt nicht den geringsten Wandel in ihm, ist für ihn absolut bedeutungslos. Und trotzdem spricht Er: "Verehre mich, komm zu mir, nimm deine Zuflucht zu mir! Ich werde dich von allen Mühen erlösen."

So spricht das Göttliche. Das Göttliche und der Guru sind ein und dasselbe. Sie sind die zwei Seiten der einen Münze. Auf der einen Seite ist die Wahrheit, das Göttliche; auf der anderen Seite jener, der in der Wahrheit verwurzelt ist - der Guru.

22. Tag

Für die Menschheit hat der Guru eine größere Bedeutung als Gott selbst.

Denn einer, der in der Wahrheit verwurzelt ist, ist auch fähig, die Botschaft der Wahrheit zu überbringen.

Und es ist die Botschaft von der Wahrheit, welche die Menschheit braucht, denn es mangelt dem Menschen an der Fähigkeit, sich direkt an die Wahrheit zu halten, es sei denn, die Wahrheit bediene sich der Macht der Sprache, um die Menschen zu sich einzuladen.

23. Tag

Hier ist das Gold, und es hat eine Stimme. Der arme Mann weiss nicht, wo er nach dem Gold suchen soll, und dass es überhaupt existiert. Doch die Stimme des Goldes ruft ihn und sagt ihm, was er tun muss, damit alle seine Sorgen ein Ende nehmen.

Der Guru ist die Stimme der Wahrheit, er ist das Herz der Wahrheit in Aktion, um die Menschheit aus ihrer Dunkelheit zu befreien, aus der Dunkelheit der Unwissenheit in Bezug auf geistige Erkenntnis.

Die Menschheit mag im Licht der Sonne oder einer blühenden Kultur leben oder sogar im Licht eines irdischen, von Wissenschaft und Technik geschaffenen Paradieses, und doch lebt sie in gewaltiger Dunkelheit, der Illusion und der Selbsttäuschung preisgegeben, versunken in Angst und Sorgen, Krankheit und Tod, Irrtum und Unglück.

24. Tag

Um die Unwissenheit aufzulösen, spricht die Stimme des allerbarmenden Göttlichen zu uns. Er, der keine Verehrung braucht, nimmt Verehrung nur entgegen als Anlass, die Menschheit zu befreien. Er, der keinen Körper braucht, lebt im Körper, um der Menschheit zu helfen, die wahren Quellen der Freiheit, des Glücks, des Friedens und des Lichts zu finden.

Darin liegt eines der Geheimnisse des göttlichen Königreichs in Beziehung zum Menschen.

Das reine Herz entdeckt all diese Wahrheiten in sich selbst, und wenn man sie vergleicht mit den Wahrheiten, die jene, die vor uns lebten, ausgesprochen haben, finden wir, dass sie exakt mit den hier vorgebrachten übereinstimmen. Sie gleichen sich so sehr, dass man denken könnte, der eine hätte sie vom anderen gestohlen. Es handelt sich um identische Ideen, unabhängig voneinander offenbart. Sie steigen aus dem reinen Herzen auf. Diese Weisheit ist ein organischer Bestandteil des inneren Wesens eines jeden Menschen. Man kann sie nicht stehlen. Man kann sie nicht kaufen. Es ist die gleiche Sprache durch alle Zeitalter hindurch, in allen Kulturen, in allen Religionen.

25. Tag

Eine Weisheit, die nicht unabhängig ist und nicht von selbst in uns geboren wird, wird uns nicht sehr viel nützen und entbehrt vor allem der Macht und Autorität, wenn wir sie anderen geben.

Strebe also Reinheit an und stehe fest in der Wahrheit, dann wirst du fähig sein, wie der Guru zu leben, der - während er auf Erden lebt - in Wahrheit nicht auf der Erde lebt; der - während die Leute ihn verehren und er ihre Dienste annimmt - gar kein Bedürfnis nach Verehrung hat, und diese nur zum Anlass nimmt, um jenen, die ihn verehren, etwas Unvergängliches zu schenken.

 

26. Tag

Das ganze innere Wesen des Menschen, alle menschlichen Eigenschaften müssen umgewandelt werden. Nicht nur, dass sich das Herz weiten muss, so sehr, dass es seine Verwandtschaft mit der ganzen Schöpfung fühlt - es muss sogar noch über dieses Stadium hinausgehen.

Die vollkommene innere Reinheit ist die Voraussetzung dafür. Selbstidentifikation mit der ganzen Schöpfung ist etwas Wunderbares, doch ist sie ihrerseits eine subtilere Form der Begrenzung, die uns davon abhält, der Welt den größtmöglichen Nutzen zukommen zu lassen, und ist somit als unerwünscht zurückzuweisen.

Sogar diese kosmische Liebe, die uns um des Wohlergehens der ganzen Schöpfung willen zu guten und immer besseren Taten der Liebe antreibt, ist eine Barriere, die überwunden werden will.

Das reine Herz transzendiert auch noch die Grenzen dieses kosmisch weiten Zustands.

 

27. Tag

Die meisten Menschen sind nicht größer als ihr Körper; bestenfalls sind sie gerade so groß wie ihre Familie.

Manchmal identifizieren sie sich auf theoretische Weise mit dem Land, in dem sie wohnen. Das ist alles; und das ist nicht viel.

Sie kennen noch nicht die Freude einer größeren inneren Weite. Unreinheit verursacht einen Widerstand in ihnen, eine Angst vor einer allzu großen inneren Weite; Reinheit hingegen treibt den Menschen auf eine solche zu.

 

28. Tag

Wenn das innere Wesen des Menschen gereinigt ist - wirklich gereinigt, gereinigt im Sinne einer totalen Transformation, einer Umgestaltung, oder besser Verklärung des gesamten inneren Wesens - und wenn diese Reinheit sich im Herzen gefestigt hat, beginnt man, die Gegenwart des Göttlichen überall wahrzunehmen, versteht man das Leben wahrlich, und wird zu seinem Meister.

Man kann nicht zum Meister des Lebens werden, solange man es nicht völlig analysiert und verstanden hat.

Wenn Reinheit einhergeht mit einem inneren Kontakt mit dem Göttlichen, steigen die Ergebnisse einer Lebensanalyse in unser bewusstes Denken auf, ohne dass wir selbst gedanklich eine Analyse vornehmen. Die Reinheit tut alles für uns, und in dieser Reinheit wohnt das Göttliche. Das Göttliche wird selbst zum Führer unserer Entwicklung, gleich ob wir das eigene Mantra oder den Meister für diesen Führer halten. Das Göttliche selbst wird dem Reinen zum Spender des geistigen Fortschritts.

 

29. Tag

Was geschieht, während wir das Mantra wiederholen, wenn wir unsere Hingabe zum Göttlichen zum Ausdruck bringen? -

Wir ernten nicht nur die Ergebnisse einer solchen Disziplin, sondern erwecken das Interesse des Göttlichen an uns, so dass Es uns an der Hand nimmt und den Pfad einer schnellen geistigen Entwicklung entlangführt.

30. Tag

Einer, der alles hört und alles sieht, übernimmt die Verantwortung für unsere Entwicklung.

Einer, der allwissend und allsehend ist und uns zuhört, der selbst das Objekt unserer Meditation und Verehrung sowie das Ziel unserer Mantrawiederholung ist, hat tiefes Interesse an uns und antwortet uns.

Das ist unter allen Ergebnissen unserer Bemühungen das hervorragendste.

Im Allgemeinen sind sich die Menschen dessen nicht bewusst. Doch es ist eine Tatsache, dass uns mit jeder Mantrawiederholung das Göttliche näher kommt, unser Leben in Ordnung bringt und uns in allen Belangen zur Seite steht.

Das Göttliche ist allbarmherzig, und deshalb ist Es vielen schon erschienen und hat zu ihnen gesprochen: "Verehre Mich, Ich werde dich beschützen! Komm zu Mir, Ich werde dir alles geben! Nimm Zuflucht zu Mir! Ich gebe dir den Frieden, der das Verstehen übersteigt. Ich schenke dir das Königreich, das über alle Reichtümer verfügt!"

31. Tag

Die Größe eines Lebens muss gemessen werden am Reichtum seiner inneren, geistigen, erleuchtenden Erkenntnis.

Jenes Leben ist gesegnet, in dem das Licht des geistigen Lehrers leuchtet. Ein Leben ohne den geistigen Lehrer, so wunderbar es sonst auch sein mag, gleicht einem Boot ohne Ruder.

Wir müssen unser Leben in Richtung Vollkommenheit steuern. Das ist unsere letzte und höchste Bestimmung.

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Mai 2006

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 31, Nr. 355

Herausgeber: Omkarananda Ashram
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CH 8400 Winterthur

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World Wide Web Edition 2006