Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Juni 2013

Kalender Jan2000



1. Tag

Wenn der Gedanke aus deinem Herzen aufsteigt, dass es einen Schöpfer geben muss, dass es jemanden geben muss, der für diesen ganzen wunderbaren Kosmos verantwortlich ist, dann versteht die schöpferische Intelligenz, was du sagen willst und reagiert darauf.

Wenn du betest, versteht die allgegenwärtige Intelligenz Gottes die Bedürfnisse deines Herzens sofort und antwortet auf dein Gebet mit der ihr eigenen Weisheit.


2. Tag

Wir leben nicht in einem toten Universum. Es sind unsere beschränkten Sinne, die uns glauben machen, dass das Universum, in dem wir leben, aus toter Materie besteht. Überall ist Intelligenz am Werk; doch wo ist das Zentrum dieser Intelligenz? – Die Offenbarungen von Menschen der Gotterfahrung sagen uns, dass die grenzenlose Intelligenz ihr Zentrum im Herzen des Menschen hat – im Herzen eines jeden Menschen. Du bist das Zentrum Gottes, ich bin das Zentrum Gottes, die Blume ist das Zentrum Gottes, alles ist das Zentrum Gottes. Ein jeder ist das Zentrum des höchsten Bewusstseins, das Zentrum des Ozeans des Bewusstseins.

Wenn du dich selbst von diesem Standpunkt aus betrachtest, fühlst du dich freier; du weißt, dass du größer bist als die Gedanken und Gefühle, die dich quälen; du weißt, dass du die gegenwärtigen Umstände transzendieren kannst.

Das ist schon ein erster Schritt in Richtung einer wahren und größeren Freiheit, die dir größere Würde gibt und mehr Kraft, die Umstände und Schwierigkeiten des Lebens zu meistern.

3. Tag

In der Unendlichkeit des höchsten Bewusstseins ereignet sich alles, was sich ereignet, nicht wirklich. Das materielle Universum, von dem du denkst, es werde zerstört, wird lediglich in etwas anderes umgewandelt. Es gibt keine wirkliche Zerstörung oder Auflösung. Wir leben nicht in einem aus materiellen Atomen zusammengesetzten Universum. Die höchste Energie, die die materiellen Prozesse steuert, ist unzerstörbar. Es gibt in Wirklichkeit nur diese Energie. Sie ist die Seele und das wirkliche Wesen des physikalischen Universums, in dem wir leben und uns bewegen.

Diese höchste Energie, die in sich eine Unendlichkeit an Bewusstsein und Erkenntnis trägt, ist immer und unter allen Umständen bei dir. Du bist eng mit ihr verwandt und deshalb bist auch du unzerstörbar. Nichts kann dir wirklich etwas anhaben. Natürlich kannst du wie eine Puppe aus Lehm zerstört werden, wenn du eine solche Erfahrung in deinem Leben zulassen willst, aber dies wäre eine Erfahrung, die lediglich dem gedanklichpsychischen Bereich, dem Gemüt, angehört. Eine Erfahrung wie diese hat keine Wirklichkeit im Gottbewusstsein.

4. Tag

Vom Standpunkt der menschlichen Erfahrung und des menschlichen Urteilsvermögens, also vom moralischen Standpunkt aus gesehen, gibt es das Gute und Böse, das heißt, gute und böse Taten. Aber für den Wissenschaftler sind beide, das Gute und das Böse, Ausdrucksformen der Aktivität einer Energie. Er unterscheidet nicht zwischen der guten und der bösen Tat, er sieht die gleiche Energie in beiden, er befasst sich nur mit der Energie selbst, den Energiefeldern und ihren Wirkungsweisen. Der Wissenschaftler löst sich von äußeren Erscheinungen und konzentriert sich auf die zentrale Energie.

Das ist auch die Einstellung eines Heiligen oder Weisen. Ein erleuchteter Mensch konzentriert sich auf die Energie der Energien in allem, auf die höchste Energie, die Gott ist. Er sieht überall die Energie Gottes wirken. Das Phänomen von Gut und Böse hat aufgehört, ihn zu beeindrucken. Er ist in Kontakt mit der höchsten Energie, dem höchsten Prinzip, der höchsten Wahrheit, die hinter und über den Gegensätzen steht.

5. Tag

Die Wissenschaft ist zwar fähig, das Atom zu manipulieren, es zu spalten und Energie daraus zu gewinnen, aber sie kann nicht sagen, was hinter dem Atom und der Energie liegt, was deren eigentliche Essenz ist, wodurch sie entstanden sind und sie zu dem macht, was sie sind. – Darauf hat die Wissenschaft keine Antwort.

Die erleuchteten Mystiker gehen anders vor: Sie dringen in eine Welt des Bewusstseins ein, die der Urgrund und die Grundlage aller manifestierten Phänomene ist. Sie dringen bis zur unendlichen Intelligenz vor und erlangen so über die hinter dem Atom stehende Kraft Wissen aus erster Hand. Sie berühren das unendliche, fundamentale Prinzip, stützen sich deshalb auf Erfahrung und erklären das Universum und unsere Erfahrung darin in Begriffen des fundamentalen, universalen, allschöpferischen Bewusstseins. – Dies ist das höchste Wissen, weil nichts anderes mehr hinter und über dem Bewusstsein steht. Das kreative Prinzip ist dieses Bewusstsein.

6. Tag

Wenn wir die wahre Natur der Energie ergründen, das verursachende und erhaltende Prinzip hinter der Energie finden wollen, dann werden wir das göttliche Bewusstsein berühren und erklären, dass es nichts anderes gibt als Gott – Gott allein.

Überall werden wir dann das Unendliche allein als Bewusstsein erblicken, als die unbegrenzte Existenz, als den Grund und das Sein von allem, was wir sehen und erfahren, als den Grund und das Sein des ganzen universalen Systems.


7. Tag

Ein Stück Holz scheint ein so lebloses Material zu sein, doch wenn man es zum Brennen bringt, entlässt es eine große Menge Energie aus sich selbst, mit deren Hilfe man tausend Dinge vollbringen kann. Hitze ist im Holz verborgen. Hitze ist aber auch überall im Universum enthalten; das Element der Feuerenergie ist überall zugegen.

Die Atomphysik steckt heute noch in den Kinderschuhen und kann deshalb Atomenergie nur aus bestimmten Substanzen wie Uran gewinnen. In tausend Jahren – vorausgesetzt die Wissenschaft schreitet weiterhin mit demselben Tempo voran – werden neue Wunder entdeckt werden und umfassende Experimentiermöglichkeiten werden sich eröffnen. Unser gegenwärtiges Wissen wird sich dann wie ein Kinderspiel ausnehmen, so klein, so unbedeutend wird es erscheinen.

Wie also Energie in allen Dingen vorhanden ist, sogar im leeren Raum, so ist Bewusstsein in allen Energien enthalten. Bewusstsein ist deshalb der ursprüngliche Schöpfer des Universums, was heißt, dass im ganzen Universum eine aktiv wirkende Intelligenz gegenwärtig ist.

8. Tag

Die ganze Natur ist von einer aktiv wirkenden Intelligenz durchdrungen. Es kann aber keine Intelligenz ohne Bewusstsein geben. Intelligenz ist deshalb nur ein Attribut des Bewusstseins.

Wo kein Bewusstsein ist, kann es auch keine Aktivität der Intelligenz geben. Bewusstsein ist die Grundlage aller mentalen Fähigkeiten. Deshalb ist Intelligenz nur ein kleines Attribut des Bewusstseins.

Wenn in allem und überall Intelligenz aktiv ist, dann setzt das voraus, dass das ganze Universum mit Bewusstsein aufgeladen ist, mit Bewusstsein pulsiert und auf Bewusstsein gegründet ist.

9. Tag

Wäre nicht Leben in der Erde und in der Luft, wie könnten die Bäume wachsen und Blüten und Früchte hervorbringen? – Eine Energie ist in der Erde und in der Luft. Woher stammt diese Energie? Wer hat sie erschaffen? Wer hat ihr eine solche Wirkkraft gegeben? – Jemand, der Gott genannt wird! – Wo ist Er? Was sagt die Bibel dazu? – Sie sagt, Gott ist in deinem Herzen. Und wie hat Gott dich erschaffen? – Nicht aus Lehm, nicht aus Erde, sondern aus seinem Atem hat Gott dich erschaffen! Ist sein Atem wie Rauch, wie ein Lufthauch, der schnell verweht? – Sicher nicht! Gottes Atem ist ewig. Er kann nicht verschwinden. Er ist allvollkommen. Alles ist in ihm enthalten. Aus ihm ist die Welt entstanden; aus ihm kommen Liebe, Licht, alles Wissen, alle Glückseligkeit und aller Friede. Dieser Gottesatem ist in jedem von uns. Er ist auch im Raum. Er ist zu jeder Zeit überall gegenwärtig. Wenn du ihn spürst, fühlst du dich stark und du arbeitest besser. Wenn du an Gott denkst und weißt, dass Er die Intelligenz deiner Intelligenz, die Liebe in deiner Liebe, das Leben deines Lebens, die Seele deiner Seele ist – wenn du das weißt, dann hast du große Stärke.
10. Tag

Schon durch einen kleinen Gedanken an Gott erblüht dein Leben, alle deine Zweifel verschwinden, und wo anderer Leute Nerven zusammenbrechen, bleibst du stark und von Frieden erfüllt, weil du weißt, dass Gott immer bei dir ist, dir hilft und bei dir steht. Nichts kann dich mehr erschüttern, und du bleibst unter allen Umständen friedlich und gefasst. Wenn es Probleme gibt, weißt du, dass in dir – im Atem Gottes in dir – endloser Friede herrscht. Endlose Kraft liegt im Atem Gottes in dir bereit. Wenn du dies erkennst, dann kommt diese Stärke, dieser Friede auch in deinem äußeren Leben zum Ausdruck, und dein Leben wird königlich, gesegnet und erfolgreich sein.

11. Tag

Auch der Raum ist eine Person. Er hat sein eigenes Bewusstsein und seine eigene Seele. Dies können wir intuitiv durch göttliche Wahrnehmung erkennen.

Die Wissenschaft hat eine gewaltige Energie im Raum entdeckt. Es befindet sich Elektrizität im Raum, es ist atomare Energie im Raum, es ist Kraft im Raum. Genau genommen gibt es jedoch gar keinen Raum, sondern nur einen Ozean von Energie. Diese Energie hat eine Seele, eine Persönlichkeit, ein Sein. Auch Raum schläft auf eine Weise, und auch Raum erfährt Frieden und Glück im Tiefschlaf. Der Raum hat auch ein Ich, so wie ich ein Ich habe, so wie du ein Ich hast, so wie der Baum ein Ich hat. Alles hat ein Ich. Und dieses Ich ist Gott. Das Ich ist ein Prinzip, es ist Existenz. Dieses Ich in mir ist das gleiche wie das Ich im Raum. Das Ich in mir ist von Glück, Frieden, Bewusstsein, Wissen und Vollkommenheit erfüllt, weil es Gott ist. Das Ich im Raum ist auch Gott. Das Ich in der Kuh ist ebenso Gott. Es ist überall nur ein einziges Ich, das gleiche Ich. Überall ist Gott, in allen Wesen, in den beweglichen und unbeweglichen Dingen, in unsichtbaren, wie in sichtbaren.

12. Tag

Atomare Energie ist überall, nicht nur in den chemischen Elementen, aus denen sie durch Kernspaltung gewonnen werden kann. Atomenergie ist auch in Objekten, in denen man sie nicht vermuten würde.

Die Kraft der Kräfte ist überall. Sie ist ein Zentrum innerhalb eines Zentrums, ein Zentrum über einem Zentrum, ein Zentrum neben einem Zentrum, jedes Zentrum wiederum in einem anderen Zentrum und andere Zentren ihrerseits in jedem Zentrum.

Energie ist eine Unendlichkeit im endlichen Objekt, und jedes endliche Objekt ist in der Unendlichkeit. Das ist die Wahrheit. Das ist die Wirklichkeit. Es ist ein verblüffendes und wunderbares Königreich Gottes, in dem wir leben: Hier und jetzt können wir die Gegenwart Gottes erfahren. Gottes Existenz ist allwissend.

13. Tag

Jene Existenz, aus der du im Tiefschlaf Frieden und Glück beziehst, ist allwissend und enthält alle Mantras. Alle Mantras stammen aus dem Sein Gottes, das die Quelle allen Wissens ist.

Die Welt und die spirituellen Schriften mögen zerstört werden, doch können sie aufs Neue erschaffen werden.

Christus wird wieder geboren werden, Heilige werden wieder geboren werden.

Eine nie endende Energie Gottes vibriert überall, eine unerschöpfliche, alles durchdringende und alles erfüllende Energie. Der Tod ist nirgendwo zu sehen, außer für den Menschen, der in Unwissenheit lebt.

14. Tag

Gott ist die Energie der Energien.

Elektrische Impulse und Worte sind ein und dasselbe. Elektromagnetische Wellen und Worte sind ein und dasselbe.

Genauso sind mystische Silben und Gott ein und dasselbe. Sobald die mystische Silbe ausgesprochen wird, ist Gott da. In diesem Sinne ist die Silbe Gott.

Sobald die elektromagnetischen Wellen, die unser Radio empfängt, gehört werden, sind es Worte. Deshalb sind die beiden – die Wellen und die Worte – nicht zwei verschiedene Dinge, sondern ein und dasselbe. Sie sind Träger derselben Bedeutung, desselben Inhalts.

Die mystischen Silben sind nichts anderes als Gott selbst. Wenn du sie berührst, berührst du Ihn. Du bist also in der unmittelbaren Gegenwart Gottes, wenn du die mystischen Silben wiederholst.

15. Tag

Das Mantra reinigt dich; es entlässt vielfältige Formen von Energie: Es entlässt psychische Energien und reinigt das psychische Wesen in dir; es entlässt physische Energie und reinigt den physischen Körper; es entlässt mentale Energie, lässt die Gedanken klarer werden und macht das Gemüt hell. Es entlässt ferner Energien, welche die negativen Kräfte zerstören. Außerdem erzeugt es göttliche Energie und vermehrt das Licht des Gottbewusstseins in dir. Das Mantra ist der größte Segen Gottes für dich.

Doch vielleicht kannst du seinen Wert nicht einmal richtig begreifen.

16. Tag

Nach einigem Fortschritt, wenn das Göttliche dein Gemüt leuchtender gemacht hat, wirst du klar sehen, dass das Mantra eins mit Gott ist, dass es eine gewaltige mystische Kraft ist, die dir vom Himmel geschenkt wurde. Es wird dich zu einem Engel machen, einem wirklichen Engel der Allmacht, Allwissenheit und Allgegenwart. Nach dem Tod des physischen Körpers wirst du dich in einem göttlichen Körper wiederfinden, und von da an möglicherweise Aufträge für die höchste Wirklichkeit ausführen. Wenn eine vollkommene Einheit mit der höchsten Wirklichkeit erforderlich sein sollte, wirst du sie bekommen.

Dein Mantra berührt das innerste Herz der ganzen Schöpfung, weshalb nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere, Bäume, alle Elemente und Naturkräfte beginnen werden, dich zu lieben, wenn du mit Hingabe das Mantra wiederholst.

17. Tag

Das Atom birgt eine gewaltige Energie. Einer, der dies nicht weiß, mag denken: „Was ist ein Atom schon? Man kann es einfach hinwegpusten!“ So denkt er; aber der Wissenschaftler denkt anders darüber. Er weiß, dass im Atom eine gewaltige Energie enthalten ist. Er spaltet das Atom und gewinnt die darin enthaltene Energie.

Der geistige Mensch weiß, dass in der physischen Energie noch psychische Energie enthalten ist, die zu subtil ist, um wahrgenommen zu werden. Es ist eine gewaltige Energie, unvergleichlich größer als die physische Energie. Und in dieser Energie ist wiederum eine andere Energie enthalten, nämlich die göttliche Kraft, die noch subtiler und unendlich machtvoller ist als die gewaltigste Energie, die die Wissenschaft sich vorstellen kann. Das heißt nichts anderes, als dass Allmacht in jedem Atom enthalten ist. Überall um dich herum ist Allmacht, in jedem Punkt des Raums ist Allmacht gegenwärtig.

18. Tag

Die Mantras müssen mit Hingabe und dem festen Wissen um die allgegenwärtige, allmächtige, allwissende Gottheit wiederholt werden, mit einer großen, befreienden Liebe im Herzen, mit einer großen, erleuchtenden Erkenntnis im Gemüt, mit der transformierenden Energie des Willens – dem Willen, die göttliche Vollkommenheit zu erlangen. Vor diesem Hintergrund müssen die Mantras wiederholt werden. Göttliche Erkenntnis kann viele Formen annehmen.

Dein Körper, deine Nase, deine Augen, deine Haut und jeder winzige Punkt des Raums – sie alle sind von der Allmacht des Göttlichen erfüllt.

All das wird dir vom Mantra offenbart werden.

Und weil der geistig strebende Mensch dies weiß, wiederholt er die Mantras intensiv; seine Aufmerksamkeit ist auf das Licht der göttlichen Gegenwart gerichtet; innen und außen nimmt er dieses Licht wahr.

19. Tag

Auf höheren Stufen der Entwicklung geschehen bestimmte Dinge in deinem Leben, die du nie geplant und gewollt hast, die sich aber trotzdem einstellen. Es ist Gottes Wille, der sich dadurch ausdrückt, weil Gott auf diese Weise für die Menschheit etwas Gutes tun will und dich zum Instrument für die Verbreitung seines Friedens, seiner Kraft, seines Lebens und Lichtes macht.

Wenn wir uns immer für das Gute, Schwierigere und Edlere entscheiden, entwickelt sich unser Wille, aber wenn wir jeder Versuchung und jedem Wunsch nachgeben, wird unser Wille schwächer und immer schwächer werden. Je stärker unsere Willenskraft ist, die uns das Gute und deshalb Schwierigere wählen lässt, desto mehr kommen Gnade und Göttlichkeit in unser Leben und wir nähern uns auf diese Weise der göttlichen Vollkommenheit.

20. Tag

Ich bin nicht da, und dennoch bin ich überall. Ich habe keine Schwere. Alles in der Welt hat ein Gewicht, aber ich habe kein Gewicht, denn ich weile im Seher in mir, im Seher, der in allen und allem ist.

Dieser Seher nimmt keinen Raum ein; er ist leichter als der leere Raum. Jedes Ding – und sei es ein Flaumfederchen oder ein Blumensamen – hat Gewicht und Gestalt, doch das Licht, das ich bin, hat kein Gewicht, keine Gestalt. Es ist zeitlos, raumlos und unermesslich.

21. Tag

Auch Gedanken und Gefühle sind Objekte, wenn auch subtile, auch sie nehmen Raum ein. Alles nimmt Raum der einen oder anderen Art ein. Die Dinge und Personen in unseren Träumen zum Beispiel nehmen TraumZeit und TraumRaum in Anspruch. Die einzige Person im ganzen Universum, die weder Raum noch Zeit einnimmt, bin ich, denn ich weile im Seher, der in allem und jedem ist. Wenn der Raum mich sehen will – er kann es nicht, denn ich bin einfach nicht da; ich bin der Sehende im Raum. Der Raum kann ohne mich nicht sehen, doch bin ich das sehende Prinzip im Raum und erhalte die RaumZeitOrdnungen. Es ist der Seher, der hier spricht, nicht der Körper, nicht das Gemüt. Ich bin subtiler als das Subtilste, so subtil, dass ich sozusagen gar nicht da bin, kein Ding bin; so subtil, dass nichts und niemand mich sehen kann, auch nicht jenes äußerst subtile Prinzip, das man Raum nennt. Ich bin unendlich subtiler als der Raum, unendlich kleiner als der kleinste Punkt, als die feinste Nadelspitze. Und doch bin ich zur gleichen Zeit größer als das Größte.
22. Tag

Ich habe keine direkte Erfahrung von irgendetwas außerhalb von mir. Auch du hast keine direkte Erfahrung von irgendetwas außerhalb von dir. Nur in Bezug auf den Seher in dir hast du eine direkte Erfahrung, denn es gibt nichts außerhalb des Sehers, auch wenn dir dies nicht so scheinen mag. Der Seher ist allgegenwärtig; er ist die Grundlage all deiner Erfahrungen.

Wie erfährst du die Welt, deinen Körper? – Diese Erfahrung erfolgt über die Sinne und die Intelligenz – über die äußere Intelligenz, die psychische und mentale Intelligenz. Du erlebst alles indirekt über ein Medium – die Gesamtheit der Sinne – und somit als indirekte, vermittelte Erfahrung. Jede Erfahrung, die du vermittels von etwas anderem, das dazwischengeschaltet ist, erlebst, ist eine indirekte Erfahrung.


23. Tag

Was ist wichtig: der Erfahrende oder das Erfahrene?

Das Zimmer ist warm. Wie können wir das erfahren, solange wir uns nicht im Zimmer befinden? Wenn niemand im Zimmer ist, wer ist sich dann der Wärme im Zimmer bewusst?

Es sind Gedanken und Gefühle da, die aufsteigen und vergehen. Jemand muss in uns sein, der sich dieser Gedanken und Gefühle bewusst ist. Dieser Wissende in uns ist der Erfahrende. Die Gedanken und Gefühle sind die Objekte, die er erfährt. Ohne den Erfahrenden gibt es keine Erfahrung, und nichts besitzt Wert. Gold hat keinen Wert, wenn niemand da ist, es zu sehen und zu nutzen. Ohne den Erfahrenden gibt es kein Wissen, keine Freude – nichts. Wer ist es, der von Kummer geplagt wird? – Der Erfahrende! Wer ist unwissend? – Der Erfahrende! Wer weiß nicht, dass er im Königreich des Himmels lebt? – Der Erfahrende! Es ist also der Erfahrende, der sich bemühen muss, den Zustand der Unvollkommenheit loszuwerden, um in den Zustand unendlicher Vollkommenheit zu gelangen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss er Gott in sich verehren.

24. Tag

Der Erfahrende trägt die Seele der Wahrheit, die Seele des göttlichen Geistes in sich. Da – an diesem Ort, nämlich im Herzen der Wahrheit – müssen wir beten. In dieser Wahrheit und in diesem Geist müssen wir beten, nicht in Worten oder äußerlichen Gesten, sondern im Geist, in der Wahrheit müssen wir beten.

Gott muss berührt, muss im Erfahrenden selbst erfahren werden.

25. Tag

Die geistige Erfahrung kann sich nur einstellen, wenn du das Göttliche im Erfahrenden verehrst. Du musst Gott in deinem eigenen inneren Bewusstsein verehren, nicht durch Äußerlichkeiten – durch Körper, Worte, Gedanken und Gefühle, die, bildlich gesprochen, nur Mäntel sind, die du dir umgehängt hast.

Es ist wertlos einmal zu sagen: „Ich will Gott!” Es genügt nicht, etwas Sympathie für die Gotterfahrung zu hegen oder ein paar Gedanken an Gott anzustrengen. Auf diese Weise lässt sich kein Fortschritt erzielen. Man muss Gott fordern, Gott sehen, Gott erfahren, an Gott denken, über Gott in der Wahrheit, im Geiste und inneren Bewusstsein kontemplieren.

Die Wahrheit und der Geist – sie sind im inneren Bewusstsein, nicht in deinem Mantel, nicht in deinen Schuhen, nicht im physischen oder im mentalen Körper. Verehre das Göttliche mit dem Herzen deines Herzens, mit dem Gemüt deines Gemüts, mit dem Bewusstsein deines Bewusstseins!

Eine solche Verehrung allein ist wirkliche Verehrung, und sie allein kann dir unmittelbare spirituelle Ergebnisse garantieren.

26. Tag

Nichts bleibt am Erfahrenden in dir haften. Gedanken mögen aufsteigen, aber sie verschwinden wieder; sie gehören nicht zum inneren Erfahrenden, sie sind von ihm getrennt. Der Erfahrende kann von ihnen Abstand nehmen und sie zurückweisen. Die aufsteigenden Gedanken lösen sich wieder auf. Du hast schon Millionen von Gedanken gedacht, keiner von ihnen war von Dauer. Der Erfahrende in dir aber ist von Dauer. Der Erfahrende in dir allein ist wichtig, denn er ist dein wirkliches Wesen. Dieser Erfahrende in dir ist die reine Wahrheit, ohne Mäntel, ohne Attribute. Dieser Erfahrende in dir ist der gleiche wie der Erfahrende in allen anderen.

Deine Gedanken hingegen sind nicht auch die Gedanken anderer Leute, dein Körper ist nicht auch der Körper anderer Leute, deine Gefühle sind nicht gleichzeitig die Gefühle anderer Leute – aber der Erfahrende in dir ist der gleiche wie der Erfahrende in allen Wesen. Es gibt also wirklich nur einen Erfahrenden. Die Wahrheit in dir ist die gleiche wie die Wahrheit in allen Wesen – in den Steinen, in den Blumen, in den Bäumen, überall.

27. Tag

Weil die Wahrheit in dir und in allen Wesen und Dingen die gleiche ist, und weil du ohne dein wahres Selbst nichts wissen und erfahren kannst, weil dieses dein wahres Selbst das gleiche in jedermann ist – deshalb bist du jedermann.

Wenn du meditierst, dann meditiere, indem du eins wirst mit der nackten, reinen Wahrheit in der ganzen Schöpfung. Werde eins mit dem wirklichen Erfahrenden in allen Menschen, Dingen, Pflanzen und Tieren.

Das ist vollkommener Gottesdienst, absolute Gottesverehrung, alles einschließende Verehrung, universale, kosmische Verehrung, die wahre Verehrung in der Wahrheit und im Geiste.

28. Tag

Die Wahrheit als solche ist die gleiche in dir wie in deinem Nachbarn, und deshalb ist das wirkliche Selbst in deinem Nachbarn auch dein wirkliches Selbst.

Wenn du deshalb deinem Nachbarn einen Schaden zufügst, schadest du in der Tat dir selbst, und wenn du ihn segnest, segnest du in Wirklichkeit dich selbst.

In der Welt lebend, erfährst du nur das, was sich in deinem Gemüt in Form von Gedanken und Gefühlen ereignet. Lasst uns deshalb wieder eins werden mit der einen Wahrheit in allen Dingen und in der ganzen Schöpfung! Lasst uns das Göttliche verehren!

29. Tag

Der Erfahrende in dir – dein wahres Ich – ist dein einzig wirklicher Besitz.

Nichts anderes gehört dir wirklich. Nichts anderes hat irgendeinen Wert für dich. Die Wahrheit in dir

– auch das Königreich des Himmels oder der Atem Gottes genannt – ist dein einzig wahrer Freund.

Alle anderen Freunde in der Welt sind nicht von Bedeutung, denn sie gehören nicht wirklich zu dir. Sie verlassen dich eines Tages und sterben, sie sind etwas Äußerliches für dich.


30. Tag

Wie lange kannst du mit deinen Freunden zuammen sein? – Vielleicht vierzig Jahre, das ist alles. Danach trennen sich eure Wege, und bald vergisst du sie. Das gleiche gilt für deine Verwandten, ja selbst für Vater, Mutter und Geschwister. Niemand gehört dir wirklich, niemand kann mit dir gehen, du bist allein; nicht einmal deine Gedanken und Gefühle können dich für immer begleiten. Nichts gehört dir wirklich, außer die nackte, reine Wahrheit – der innerste Erfahrende.

Die Wahrheit ist dein wahrer Vater, deine wahre Mutter, dein Verwandter und Freund, dein Ein und Alles. Deine Beziehung mit dieser Wahrheit ist ewig und kann nicht zerstört werden.

Werde vernünftiger und wachsamer, gib alle überflüssigen Beziehungen auf und nimm Beziehung auf mit der reinen, nackten Wahrheit in deinen Freunden, deinen Verwandten, in den Bäumen, den Blumen, den Tieren und in allen Wesen.

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Juni 2013

Monatliche Zeitschrift, Jahrgang 38, Nr. 440

Herausgeber: Omkarananda Ashram

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