Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Juni 1993

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1. Tag

Wir können das Wesen Gottes erkennen, indem wir das Wesen des höheren Bewusstseins in uns erforschen.

Wenn wir beobachten, wie die Gedanken in uns aufsteigen, können wir Abstand nehmen von ihnen und beobachten, dass ein Teil unseres Bewusstseins die Gedanken beobachtet. Dieser Beobachter des Beobachters der Gedanken wird seinerseits nicht mehr beobachtet.

Es ist dieser unbeobachtete Beobachter, ohne den keine Erfahrung und kein Leben möglich ist. Das ist Gott in uns, der Atem Gottes in uns. Dieses Bewusstsein ist völlig rein und wird weder von Gedanken noch Gefühlen berührt. Es kann von nichts berührt werden.

2. Tag

Wenn ich Dich frage, ob Du schon einmal Dein eigenes Herz gesehen hast, wirst Du sicher "nein" sagen müssen. Wenn Du Dein Gemüt vollkommen zur Ruhe gebracht hast, Deine Intelligenz nicht von Leidenschaften, Wünschen und Impulsen verdunkelt wird, tritt in völliger Konzentration das wesentliche, innewohnende Licht des höheren Bewusstseins in Tätigkeit. Dann kannst Du Dein Herz betrachten, als hättest Du Röntgenaugen. Über dieser Art von Wahrnehmung steht die unmittelbare Wahrnehmung, in der Du eins mit den Dingen im göttlichen Bewusstsein wirst. Du bist dann das Herz selbst; Du erlebst, was das Herz erlebt, und kannst darüber berichten. Das ist Erkenntnis durch Identität. Du kannst Gott nur erkennen, indem Du eins mit Ihm wirst. Diese Erkenntnis ist vollkommene Erkenntnis, vollkommenes Wissen. Der Verstand liefert Dir nur unvollständiges, bruchstückhaftes Wissen, das die Natur der Dinge verfälscht.

 

3. Tag

Tue keinen Schritt ohne das intensive Gefühl, dass die göttliche Gegenwart immer mit Dir geht, bei Dir ist.

Das ist Deine höchste Pflicht. Alle anderen Pflichten sind keine Pflichten, verglichen mit dieser zentralen Pflicht.

Wenn Du dieser Pflicht nachkommst, dann wirst Du alle anderen Pflichten mit Leichtigkeit und bestens erfüllen, denn das Göttliche wirkt dann durch Dich.

 

4. Tag

Das Licht Deiner Existenz ist ein unerschaffenes Licht. Die äusseren Lichter, die erschaffen sind, werden Dich im Stich lassen, werden versagen. Sie können Dir keinen Schutz gewähren, stellen keine Garantie für Dich dar, sondern werden Dich enttäuschen. Doch das Licht, das unerschaffen ist, das immer war, immer sein wird, das zu allen Zeiten von gleicher Strahlkraft ist - dieses Licht ist Dein wahres Licht. Es kennt kein Alter, es trägt alle Schönheit in sich, besitzt allen Genius, alle schöpferischen Kräfte und Möglichkeiten und vermag alle Wunder zu wirken. Es ist in Dir und in der ganzen Schöpfung als das höchste Prinzip gegenwärtig und wirksam.

Dieses Licht zu erkennen und zum Ausdruck zu bringen, ist Deine Bestimmung und Deine Aufgabe in diesem Leben.

 

5. Tag

Wird Dir die Arbeit zur Last, überfordert sie Deine Geduld und lässt gesundheitliche Probleme entstehen, dann hat sich Dein kleines Ich zu sehr um die Arbeit besorgt gemacht.

Diesen Fehler kannst Du korrigieren, indem Du Dich wieder in den Hintergrund stellst und der Weisheit, dem Willen des Göttlichen in Dir zu wirken erlaubst.

Je mehr Du diesem Willen und dieser Weisheit zu wirken erlaubst, desto mehr gelingt Dir die Arbeit, desto mehr wirst du zum Meister in dieser Kunst.

 

6. Tag

Selbst ein einfacher Vorgang wie das Atmen unterliegt nicht Deiner Kontrolle.

Du hast den ersten Atemzug nicht bestimmt und wirst auch nicht den letzten bestimmen.

Das Leben wurde nicht von Dir geschaffen.

Wer bist Du?

 

7. Tag

Alle Energien, die Dein Leben regeln - alle Lebensfunktionen - gehören der Natur; sie unterliegen nicht Deiner Kontrolle. Die Natur wiederum gehört dem Göttlichen.

Das Göttliche ist die Quelle aller Energien.

Erkenne die Gegenwart des Göttlichen an, befreunde Dich mit dem Schöpfer, dann wirst Du im Besitz aller Energien, aller Schönheit, aller Werte und des höchsten Schutzes sein.

8. Tag

Lass das Ego in den Hintergrund treten und bitte die Weisheit, in Dir zu wirken.

Die Weisheit ist nicht chaotisch; sie wird von Schöheit und Klugheit regiert. Sie ist vollkommen.

Ihre Wege mögen vielleicht von den Menschen nicht immer verstanden werden, doch entstammen sie immer der unfehlbaren, aus sich selbst leuchtenden Vernunft.

9. Tag

Die göttliche Vernunft arbeitet nicht getrennt von Güte und Liebe. Die menschliche Vernunft hat eine spezifische Funktion und ist in ihren Möglichkeiten begrenzt.

Ein geistiger Herz, das Gott als wirklich erkennt, als den wahren Handelnden und als das Leben des Lebens, wird von Vernunft und Weisheit regiert. Hier ist die Vernunft eine Offenbarung der Liebe, des Glaubens, der Hingabe, der Schönheit und der fundamentalen Güte der Seele.

10. Tag

Die wahre Liebe ermüdet nie, weil sie an die unerschöpflichen Energien des Göttlichen angeschlossen ist.

Du bist nie ohne Hilfsquellen, denn Du bist mit dem Göttlichen verbunden, das die Quelle aller Möglichkeiten ist.

11. Tag

Auf unserer jetzigen Entwicklungsstufe sind wir vielleicht nicht in der Lage, Gott zu unserem unmittelbaren Führer zu machen. Ist das überhaupt möglich? - Ja, es ist möglich! Du kannst jetzt damit beginnen, das wenige an Weisheit, Güte, Liebe, Ernsthaftigkeit und Ausdauer, das Du schon hast, zu gebrauchen.

Im Laufe der Zeit werden sich diese durch den Gebrauch von selbst vermehren und Dich zur Erkenntnis Gottes führen.

 

12. Tag

Nutze alle Wege und Methoden, um dem Göttlichen näherzukommen, und das Göttliche wird Dich ganz in Besitz nehmen.

Alle Vollkommenheiten des Göttlichen, die noch in Dir schlummern, werden erweckt und Gegenstand Deiner bewussten Erfahrung werden.

  

13. Tag

Mache aus Deinem Leben einen Gesang zur Anbetung Gottes.

Erfahre Ihn. Liebe Ihn. Singe für Ihn. Tanze für Ihn. Lebe für Ihn. Atme für Ihn. Arbeite für Ihn. Iss für Ihn. Tue alles für Ihn.

Du bist ein Kind Gottes. Gott ist Dein Vater und Deine Mutter. Deine wahre Natur ist göttlich.

14. Tag

Opfern braucht nicht immer mit Leiden verbunden oder ein Aufgeben von irgend etwas sein. Es kann auch in Form von Glück und Freude auftreten. Dieses Opfer ist wahrer als jenes, das Leiden in sich schliesst.

Alles, was um des Lichtes und Gottes willen getan wird, ist ein göttliches Opfer. Es ist von Licht begleitet und durch das Licht gekennzeichnet.

Gottes Gnade findet dadurch ihren Ausdruck.

 

15. Tag

Ein geistig Strebender, der in der Überzeugung verharrt, dass der Guru eine Verkörperung der höchsten Wirklichkeit ist, nach dieser Überzeugung lebt und über den Guru als die höchste Wirklichkeit meditiert, der wird, noch ehe er den Körper verlässt, voll im Gottbewusstsein verankert sein.

16. Tag

Das grösste Wunder in der ganzen Schöpfung ist ein Herz, in dem das Göttliche bewusst wohnt, und das seinerseits bewusst im Göttlichen weilt.

So ein Herz ist der Guru, der fest in der Erkenntnis der raum- und zeitlosen Wirklichkeit verankert ist.

Nichts kann Ihn berühren, nichts kann Ihn verlocken.

Er ist ganz und gar das Wesen, die Gestalt und das Herz der höchsten Erkenntnis.

17. Tag

Niemand kann den wahren Guru wirklich verstehen, ohne die höchste Wirklichkeitserfahrung zu besitzen. Niemand kann die feinen Regungen seines Herzens begreifen, die ganz und gar göttlich sind.

Die beste Art, den Guru zu verstehen ist,m zu werden wie Er selbst, das heisst, Seine Augen, Sein Herz, Seine Erfahrung zu besitzen, Sein verborgenes inneres Leben zu leben. Dann erst kannst Du wahrhaft wissen, was der Guru ist.

Je grösser die innere Herzensreinheit ist, desto leichter, spontaner und besser wirst Du den Guru verstehen.

18. Tag

Das göttliche Licht ist in Deinem Innern. Es offenbart sich selbst.

In der äusseren Welt wirst Du es nicht finden. Keiner kann es Dir geben.

Es muss sich von innen her offenbaren. Und es wird sich nicht offenbaren, wenn Du nicht eine starke Sehnsucht nach dem Göttlichen hast, die ein Zeichen dafür ist, dass Dein Herz rein ist.

19. Tag

Wie schlecht die Stellung der Planeten und das Horoskop eines Menschen auch sein mögen: alles wird durch die Liebe zu Gott und den Glauben an Gott verändert werden.

 

20. Tag

Wir sind nicht Kinder der Materie und der Natur. Wir gehen nicht ewig über diese Erde, noch wird sie ewig bestehen.

Sie ist eine vergängliche Struktur, während unser wahres Sein unvergänglich ist.

21. Tag

Im Wissen, dass die göttliche Gegenwart Dein Leben erhält, sollst Du Deinen Körper als den Tempel Gottes betrachten.

Wenn Du Dein Leben in Einklang mit diesem Körper und seinen Kräften auf edle Weise lebst, in Harmonie mit dem wunderbaren, allschöpferischen Bewusstsein, das in Dir und in allen Menschen wohnt, dann wird Dein Leben göttlich sein.

22. Tag

Wenn Du zu dem raum- und zeitlosen Wesen wirst, das Gott ist, dann wirst Du wissen, dass Er zu allen Zeiten und überall mit Seinen endlosen Schätzen gegenwärtig ist.

Die Schätze Gottes sind Deine Schätze. Die Vollkommenheit Gottes ist Deine wahre Vollkommenheit.

23. Tag

Liebe Gott von ganzem Herzen.

Er ist Deine Mutter. Er ist die Liebe der Liebe, die Schönheit aller Schönheit, der Friede des Friedens, der Reichtum allen Reichtums, die Freude aller Freude. Er leuchtet durch Deine Augen, spricht durch Deinen Mund, wirkt durch Dein Herz, lebt durch Dein Leben.

Lass Sein Wesen sich in Deinem täglichen Leben offenbaren.

24. Tag

Was ist das Wesen Gottes? -

Friede, Freude, Licht, Weisheit, Kraft, Fülle aller Art. Alle Lebewesen gehören Dir. Du bist für ihr Wohlergehen verantwortlich.

Wenn Du zum Wohlergehen anderer beiträgst, dann nimmt Dein eigenes Wohlergehen zu. Wünsche allen Glück, Gesundheit, Frieden, Freude, Erfolg und Gedeihen.

Du bist Deinem wahren Wesen nach in allen, so wie Gott in allen ist. Denn Gott, Du und das Sein in allen sind ein und dasselbe.

25. Tag

Du bist mit der Fähigkeit geboren, die Zeitlosigkeit zu verstehen. Du bist in einem begrenzten, kleinen, vergänglichen Körper geboren, um das unvergängliche Sein zu erfahren.

Schau Dir dieses Paradox an: Ein kleines, endliches Wesen trägt die ganze Unendlichkeit in sich und versucht, sie zum Ausdruck zu bringen.

Du bist geboren, um das Ungeborene zu erfahren.

Jedes Wesen, das geboren wurde, ist mit dem Ungeborenen geboren.

 

26. Tag

Das Sein in mir, das Zeit- und Raumlose in mir - das ist mein wahres Ich.

Deshalb habe ich keine Angst vor dem, was den Körper betrifft. Mein Wesen ist unbegrenzt; niemand kann mich berühren; niemand kann mich verletzen.

Meine Dimensionen sind unendlich, ich bin vollkommener Frieden.

Ich bin die Seele von allem, die zentrale Essenz in allen Wesen und Dingen.

27. Tag

Da ist jemand in Dir, eine Gegenwart, von der Du nichts weisst. Sie erfreut sich Deiner und hat in Dir ihren Sitz.

Es ist Dein wahres Ich.

Du musst Dein wahres Ich erfahren, das wahre Sein in Dir.

Du bist voller Erkenntnis, doch diese muss erst aktiviert werden. Du bist ein endliches Wesen, das das Unendliche im Herzen trägt.

Das Unendliche zu erfahren ist das Ziel Deines Lebens, es ist Deine Lebensaufgabe.

 

28. Tag

Gott ist in Dir.

Solange Du Dir Gottes bewusst bist und Dein Handeln, Deine Gedanken und Gefühle auf Gott bezogen sind, kann nichts Dich überwinden, nichts Dich erschrecken.

Du bleibst immer voller Frieden und Freude. Gott wird mit Dir gehen, wohin Du auch gehst, und ein Gefühl der Erfüllung wird Dich stets begleiten.

 

29. Tag

Wenn Dein Körper stirbt, bist Du immer noch da. In Wirklichkeit ist Dir nichts zugestossen, denn Du überlebst von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Dein wahres Wesen ist absolute Vollkommenheit; Du bist selbst die Erfüllung, eine immer neue und von allem unabhängige Erfüllung.

30. Tag

Um vollkommen zu werden, brauchst Du nichts, was ausserhalb Deiner selbst wäre.

 

Alles ist in Dir,

im Sein in Dir,

in Deiner Seele,

in Deinem

inneren Leben,

in Deinem

inneren Herzen,

denn Du trägst Gott

in Dir.

 

 

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Juli 1993

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 18, Nr. 200

Herausgeber: Omkarananda Ashram
Anton-Graff-Strasse 41
CH 8400 Winterthur

Tel: 052 - 202 19 03

Druck und Versand:
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