Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Juni 2020

Kalender Jan2000



1. Tag

Wenn Geist und Bewusstsein Produkte der Materie sind, dann müssen sie der Materie inhärent sein.

Was nicht in der einen oder anderen Form in der Ursache befindlich ist, kann nicht als Wirkung hervorgebracht werden.

Wenn die Ursache die Materie wäre, wäre die Wirkung ebenfalls Materie.

Wenn Geist und Bewusstsein Erfahrungstatsachen sind, und wenn man sie als Wirkungen ansieht, dann müssen sie auch eine bewusste Ursache haben. Wie kann etwas aus nichts entstehen?



2. Tag

Alle Schlussfolgerungsprozesse entstammen der Erfahrung – der Erfahrung des individuellen Selbst.

„Ich bin“ – diese Erfahrung bedarf keines anderen Beweises als der direkten Erfahrung selbst. Sie ist selbstverständlich.

Alle Beweise ergeben und entwickeln sich aus dieser unzweifelhaften Tatsache.

Das Bewusstsein meiner Existenz als ein Individuum ruft sofort in meiner Vorstellung die Existenz anderer Individuen in einem äußeren Universum hervor.

„Ich bin“ bedeutet: „Du bist auch“, was heißt, die Welt existiert auch.

Die Existenz der Welt ist das Korrelat meiner Existenz als Individuum. Es kann kein Subjekt ohne ein Objekt der Erfahrung geben. Die Welt ist die notwendige Implikation des Individuums.

3. Tag

Was ist die Ursache dieser Welt? Wie bin ich mit allem anderen in dieser Welt verbunden? Was ist meine Pflicht hier?

Fragen dieser Art steigen in verschiedenen Personen auf. Und diese Fragen können durch nichts beantwortet werden, was aus dem Inhalt der Sinneserfahrung resultiert.

Doch die Notwendigkeit einer Lösung der Schwierigkeiten, die sich aus der Erscheinung der Welt und des Individuums erheben, ist dringend.

Diese Lösung kann durch eine Synthese erlangt werden, die durch das tiefere, in der gewöhnlichen Erfahrung implizierte Bewusstsein erfolgt – jenes Bewusstsein, das in solch höheren Betrachtungen zum direkten Erfahrenden wird.

4. Tag

Die höhere Synthese, die im Bewusstsein liegt, sollte die empirische Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt transzendieren.

Die Welt und das Individuum sollten in diesem höheren Bewusstsein eingeschlossen sein, und doch sollte keines von beiden dadurch seine Eigenart verlieren.

Wenn wir fähig sind, diese universelle, bewusste Beziehung zwischen der Welt und dem Individuum zu beweisen, dann haben wir damit die Existenz Gottes bewiesen.

5. Tag

Gott ist das notwendige Postulat, das allein das wahre Wesen der verschiedenen Phänomene des Universums erklären kann.

Die Ordnung, das System, die Regelmäßigkeit und Harmonie des Universums können keine angemessene Erklärung finden, ohne dieses allumfassende Wesen vorauszusetzen, das wir Gott nennen.

Es ist unerheblich, bei welchem Namen wir dieses Wesen nennen, aber wir müssen seine Existenz zugeben, um in unserer Erklärung der im Universum herrschenden inneren Übereinstimmung konsequent zu sein.


6. Tag

Unsere tiefste Wirklichkeit ist ein unwiderlegbares Bewusstsein, das sich in jeder unserer Anstrengungen, Erfahrung zu erklären, geltend macht – sei diese Erfahrung nun subjektiv oder objektiv.

Ohne Bewusstsein kann es weder ein Universum noch ein Individuum geben. Nichts kann ohne Bewusstsein existieren.

Wert und Existenz lösen sich in nichts auf, wenn das Bewusstsein aus dem Gebiet der Erfahrung verbannt wird.

Höchste Intelligenz oder Bewusstsein muss gleichgesetzt werden mit dem souveränen Herrscher des Universums – mit Gott.


7. Tag

Im kosmisches Bewusstsein wirst du dir der Schöpfung, der Welt bewusst, doch ist dein Gewahrsein des göttlichen Bewusstseins als Grundlage der Schöpfung intensiver. Du bist dir der Welt bewusst, aber nicht auf die gleiche Weise wie andere, normale Individuen.

Im kosmischen Bewusstsein bist du dir Gottes in der Natur, im Universum, im menschlichen Leben – einfach in allem bewusst.

Du spürst den Pulsschlag des göttlichen Bewusstseins in der ganzen Natur, und nimmst die Gegenwart des göttlichen Seins in allen Aktivitäten der Intelligenz war.

Du bist Dir der Ausstrahlung der göttlichen Persönlichkeit in allen Lebensformen bewusst. Du bist dir des göttlichen Bewusstseins und der göttlichen Kraft in der Sonne und im Mond bewusst, im Himmel, in den Meeren und in den Sternen.

In allen Menschen, denen du begegnest, siehst du nur das eine, gleiche göttliche Bewusstsein.

8. Tag

Geistesmenschen machen die Wahrheitserfahrung möglich. Sie leben in dieser Wahrheit, statt nur darüber zu philosophieren und nachzudenken. Deshalb ist bei ihnen alles klar und deutlich.

Die unerreichbare Wahrheit wird in ihrer Anwesenheit erreichbar. Die unsichtbare Wahrheit wird in ihrer Gegenwart sichtbar. Die zeitlos-absolute unendliche Wahrheit wird in ihrer Gegenwart zur Person.

9. Tag 

Es ist besser, sich gar nicht erst auf Freunde zu stützen und auch nicht auf die Umstände, die sich doch einmal ändern.

Das geistige Herz verlässt sich einzig auf Gottes Hilfe, nicht auf Vater und Mutter, Geschwister oder Freunde, die dir deine Schmerzen doch nicht abnehmen können. Sie folgen dir auch nicht in den Tod.

Dazu ist einzig und allein das Göttliche in der Lage.

10. Tag

Für den Erkennenden der höchsten Wahrheit öffnet sich eine neue Welt – die Welt des Göttlichen!

Diese Welt ist erfüllt vom Leuchten der göttlichen Gegenwart, durchstrahlt von der Glückseligkeit und dem höchsten Entzücken des unendlichen Seins; voller Weisheit und einer Unendlichkeit der Erkenntnis, in der es keine Zeit mehr gibt.

11. Tag

Universen mögen ins Dasein kommen im Lauf vorüberziehender Äonen, und Meere von Welten mögen verschwinden.

All diese unermesslich großen Zeiträume sind aber noch nicht einmal eine Sekunde im Bewusstsein des Göttlichen, im Bewusstsein des Erkennenden, des ewigen Jetzt.


12. Tag

Das Meer ist eines und zugleich eine unendliche Anzahl von Tropfen.

Und obwohl jeder dieser Tropfen sich selbst als einzelnen und von anderen getrennt erlebt, umfasst das Meer alle in sich als eines.

So sind im Bewusstsein des Göttlichen alle Wesen nur eines.

13. Tag

Ein Philosoph und Weiser hat kein persönlich motiviertes Verhalten.

Seine Eigenschaften und sein Verhalten gehen hervor aus dem Erkennen der Wahrheit in jedem Menschen, aus der Erkenntnis des letzten Prinzips in jedem Einzelnen.


14. Tag

Gott ist die subtilste, unsichtbare, unendliche Energie, gegenwärtig in jedem Punkt unserer Welt.

Das ganze spirituelle Leben besteht in Wirklichkeit darin, sich der göttlichen Gegenwart zu jeder Zeit bewusst zu sein.

15. Tag

Alle Wunder des Kosmos sind im Menschen enthalten. Der Mensch wird zum kosmischen und sogar zum überkosmischen Wesen durch die Wiederholung bestimmter mystischer Silben und höchster Mantras. Auf einmal findet er sich selbst überall!

Er erlebt, wie Intelligenz und Herrz sich in kosmische Weiten ausdehnen und alles in sich einschließen.

Er erlebt sich als eine Wesenheit unendlichen Lichts und Friedens, als Wesenheit von überirdischer Schönheit und Seligkeit, als unendliches schöpferisches Bewusstsein.

16. Tag

Ein reines Leben führen bedeutet, immer an das Göttliche im Inneren zu denken.

Was in einer bestimmten Situation zu tun ist, erhellt sich dann aus dem eigenen Inneren, denn dort sind die Antworten auf alle Fragen und Probleme bereits vorhanden.

17. Tag

Religion rechtfertigt ihre Existenz und bedeutet für die Menschheit einen dauernden Wert in dem Maß, als sie ein lebendiges Wissen von Gott vermittelt – in dem Maß, als sie zum fruchtbaren Boden wird, der Gottmenschen hervorbringt.

Eines der Hauptmerkmale einer wahren Religion und echten Geistigkeit ist die Fähigkeit, den Menschen in einen erhabenen, glücklichen, schöpferischen Bewusstseinszustand zu erheben und darin zu erhalten;


18. Tag

Eine Religion, die nicht imstande ist, im Menschen – unter allen Umständen und in allen Lebenslagen einen Zustand innerer Geborgenheit und eines unerschütterlichen Glücksbewusstseins wach zu halten, ist keine wahre Religion.

Religion sollte in ihren Lehren und Auswirkungen das tief innerliche Glück des Menschen nicht zerstören, sondern zur geistigen Vertiefung und Ausweitung seines Glückes beitragen und ihm helfen, es auf die Ebene des Unvergänglichen, Absoluten zu erheben.

19. Tag

Es ist die Aufgabe einer wahren Religion, den Menschen von jeglichem Gefühl von Sorge und Hilflosigkeit, von Schwäche und Ausgeliefertsein zu befreien und seine schwankenden menschlichen Gefühle in das beständige göttliche Licht und in die allumfassende Liebe zu sublimieren.
20. Tag

Wahre Religion sollte im Menschen einen unerschütterlichen Glauben, eine alles überwindende geistige Kraft, einen über alle Hindernisse triumphierenden Willen erzeugen. Eine Religion, die diese Aufgabe nicht erfüllt, ist keine echte Religion und trägt nicht die nötigen Werte und Kraftquellen in sich.


21. Tag

Kehre dich ab von jenen Worten, die Gott begrenzen und Ihn auf eine falsche Weise darstellen, die Ihn in eine Institution zwängen und ein Geschäft mit Ihm machen – doch nicht von der allsehenden, allwissenden, allliebenden Gottheit, die vollkommen, zeitlos, ewig und unendlich ist.

Kehre dich ab von dem Gott aller streitenden, eifernden, fanatischen Religionsgemeinschaften der institutionalisier-ten Religionen – doch nicht von der Gottheit, die das Licht in den Augen aller Menschen ist.

22. Tag

Der größte Fehler, den einige der institutionalisierten Religionen der Welt begehen, liegt darin, den Menschen als sündhaft und unvollkommen zu verdammen, ohne ihm zur gleichen Zeit in verständlicher Form das Wesen der Vollkommenheit darzulegen und ihm eine Vielzahl von wunderbaren Methoden anzubieten, mit Hilfe derer er diese Vollkommenheit erreichen kann.


23. Tag

Es besteht keine Notwendigkeit, dem Menschen nur seine Unvollkommenheiten vor Augen zu halten und darauf zu beharren.

Wie viel weiser wäre es doch, das positive Element in seiner Veranlagung zu betonen, ihn aus seinen Unvollkommenheiten herauszuheben und ihn zu der Erkenntnis zu führen, dass er göttliche und transzendentale Dimensionen in sich hat.

Um zu dieser Erkenntnis, zu diesem Licht der ihm innewohnenden Vollkommenheiten zu gelangen, ist vor allem die Methode der Wiederholung bestimmter Mantras von höchstem Wert und größter Bedeutung, denn sie bringen die unendlichen Vollkommenheiten zur Entfaltung, die tief in der Seele des Menschen verborgen sind.

24. Tag

Der Gottliebende, der sich voll und ganz dem Geistigen verschrieben hat, ist in ständigem Einklang mit dem Göttlichen. Darum ist jede Stunde die heiligste seines Lebens und jeder Ort, wo er sich gerade befindet, der heiligste Ort.

Er ist die lebendige Kirche, er ist der wahre Christ, er ist der sichtbare Ausdruck der Gnade des Göttlichen.

Von ihm geht echte Religiosität aus. Er gibt der Religion erst ihren tiefen Sinn, ih re Schönheit und Macht, ihre Bedeutung und ihre Größe, weil er alle diese Werte in sein Leben einbezieht und verwirklicht.

25. Tag

Es ist der Gottliebende, der von echter Frömmigkeit und wahrer Gottesliebe beseelt ist und Gott in allem entdeckt.

Es ist das von Hingabe an Gott erfüllte Herz, welches das Göttliche über alles liebt, Ihm dient und sich Ihm ganz geweiht hat. So ein Herz ist die wunderbarste Kathedrale, die wahre Heimstatt Gottes, der Tempel des Göttlichen.

26. Tag

Durch seine innige Hingabe ans Göttliche wird der Gottliebende von einer Erkenntnis zur nächsten geführt.

Während er meditiert, dämmert in ihm plötzlich das Wissen auf, dass er schon immer im Göttlichen war – nicht erst seit den letzten fünf, hundert oder tausend Jahren, nicht erst seit den letzten zehn Millionen Jahren, sondern von aller anfanglosen Zeit an.

27. Tag

Immer schon warst du im Göttlichen, in der Göttlichen Mutter, in der allumfassenden unendlichen Wirklichkeit.

Auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt bist du in Ihr; wie auch in den kommenden Jahrtausenden und Millionen Jahren.

Und auch nach dem Tod des physischen Körpers wird Sie liebend und schützend, segnend und leitend um dich sein – bis in alle Ewigkeit.


28. Tag

Wenn man von der Unendlichkeit der Göttlichen Mutter eine Million Unendlichkeiten hinwegnimmt, so bleibt Sie doch stets die gleiche Unendlichkeit.

Wenn man eine Million Tropfen aus einem unermesslichen, anfang- und endlosen Ozean entnimmt, dann ist es als sei er gar nicht berührt worden.

So ist die Grenzenlosigkeit der Göttlichen Mutter, die Grenzenlosigkeit Ihres Seins, Ihres Herzens, Ihrer Seele, Ihres Schoßes, aus dem alles entspringt.

29. Tag

Die Göttliche Mutter ist der ewige Strom unendlichen Wissens, des Wissens von der höchsten Wahrheit und Wirklichkeit, des Wissens vom Königreich des Himmels und zugleich der Strom des Wissens jeglicher Art, der Künste und Wissenschaften und all dessen, was es im Leben gibt.

Wo ist der Anfang dieses Stroms? – Nicht im Himalaya.

Es gibt keinen Anfang und kein Ende des unendlichen Stroms göttlichen Wissens.


30. Tag

Die Göttliche Mutter ist die Mutter der absoluten Wirklichkeit, des himmlischen Königreichs.

Sie ist die Mutter der Unendlichkeit, die Mutter des Ewigen.

Vor allem, was da ist, war Sie. Sie ist und wird immer sein.

Sie ist die Substanz des grenzenlosen göttlichen Bewusstseins, das aus sich selbst alle Götter und Göttinnen, das heißt alle individualisierten Kräfte des Göttlichen, alle Seher und Mystiker, alle Söhne Gottes entlässt.




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Juni 2020

Monatliche Zeitschrift, Jahrgang 45, Nr. 520

Herausgeber:

Omkarananda Ashram

Anton-Graff-Strasse 41

CH-8400 Winterthur


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