Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Dezember 2004

Kalender Jan2000



1. Tag

Dein Gewinn ist gering, wenn du alle wertvollen Dinge der Welt besitzt, aber groß, wenn du Gott selbst hast. Der einzige Preis, den du bezahlen musst, um Ihn zu bekommen, ist intensive, alles absorbierende, einhellige Liebe zu Ihm.

Dieses Verstehen und diese Weisheit, die dich den Schöpfer statt das Geschaffene wählen lassen, machen dich zum weisesten Menschen der Welt.

Ausgerüstet mit dieser Weisheit und der alles verzehrenden Liebe zu Gott bist du in der besten Verfassung, auf dem göttlichen Pfad voranzuschreiten, und du wirst ganz von selbst wissen, wie du am besten meditieren kannst.

2. Tag

Sprich tagsüber keinen Unsinn, nichts Unwichtiges, hör nicht auf sinnloses Geschwätz!

Jedesmal, wenn du Unsinn redest, schadest du dir selbst. Erstens verlierst du dadurch riesige Mengen an Energie, und zweitens hinterlässt das Schwatzen einen Eindruck im Gemüt, und drittens hast du Zeit verschwendet, in der du weit Besseres hättest tun können.

Auch wenn du hundert Jahre alt werden solltest, diese zwei Minuten unsinnigen Schwatzens kannst du nicht mehr rückgängig machen, auch nicht für einen Haufen Gold.

Diese Zeit ist unwiederbringlich dahin, und mehr noch: die Neigung zur Meditation wird abgeschwächt und entsprechende Versuche werden nicht sehr erfolgreich sein. Denke also bitte an all das, bevor du wieder einmal unnötigerweise dem Schwatzen frönst.

3. Tag

Wenn du in dir eine Stimmung schaffen willst, die günstig ist für die Meditation, dann lass das innere Feuer mehr und mehr leuchten und brennen: das Feuer des Strebens, das Feuer großer Liebe zu Gott, das Feuer der Erkenntnis, dass Gott die einzige Realität in deinem Leben ist, dass Er deine einzige wirkliche Freude, deine Stärke und dein Ein und Alles ist.

Was du auch siehst, wo du auch sein magst, erkenne, dass das, was du siehst, Gott in sich trägt, und der Ort, an dem du dich befindest, gerade der richtige Ort ist, um Gott zu erfahren. Denke nie an die Schwächen, Fehler oder Irrtümer anderer, sondern schaue durch ihre äußere Erscheinung hindurch in die Tiefe der göttlichen Gegenwart in ihnen.

4. Tag

Mache eine Gewohnheit daraus, die äußerlichen Fehler und Irrtümer der Menschen zu übersehen. Was du auch betrachtest, lass das Auge des Glaubens, das Auge unbegrenzter Liebe aus verborgenen Tiefen in dir die Gottheit in allem erblicken.

Wenn du ein Haus betrittst, fühle sofort: "Überall ist Gottes Gegenwart; aus den Wänden beobachtet mich Gott, von jedem Punkt des Raumes aus beobachtet mich Gott."

Du musst dir bewusst sein, was du tust. Alle diese kleinen Übungen tragen zum Gelingen der Meditation bei. Die alteingesessenen Gewohnheiten des Gemüts werden immer wieder auftauchen und versuchen sich zu behaupten, versuchen, dir Schwierigkeiten zu machen.

Du musst äußerst sorgfältig vorgehen und wachsam sein, ständig das Gemüt beobachten: was es tut, warum es was tut, wie es was tut.

5. Tag

Wachsamkeit hilft dir, das Gemüt zu kontrollieren und ihm nur jene Handlungen zu erlauben, die dir und der Welt nützen und deinen geistigen Fortschritt fördern. Dieselbe Wachsamkeit hilft dir auch, den Gedanken an Gott in alles einzuflechten, was du denkst und fühlst, oder das Gefühl der Gegenwart Gottes ständig im Hintergrund des Bewusstseins, inmitten aller Aktivitäten, aufrechtzuerhalten.

Eine totale Umwandlung deiner inneren Einstellung ist notwendig, wenn deine Meditation die rechten Früchte tragen soll.

6. Tag

Wenn du während deiner Meditation irgendeine Störung bemerkst, irgendeinen Gedanken, der dich plagen will, oder ein Gefühl, das dich beunruhigt, dann wiederhole sofort mit größter Intensität das Mantra und sei dir innigst der Gegenwart Gottes bewusst.

Bemerkst du, dass du das Mantra nur mechanisch wiederholst, dann versuche mit aller Kraft, eine innere geistige Glut zu erzeugen und denke über die Allgegenwart, Allmacht und Allwissenheit Gottes nach.

Wenn Gott überall mit größter Lebendigkeit gegenwärtig ist, in dir, in allen Dingen um dich herum und überall im ganzen Raum, dann heißt das, dass es nicht 'dies und das' gibt, weder das Zimmer, in dem du sitzt und meditierst, noch dich selbst, keine Geräusche - nichts.

Überall ist nur Gott; das ist alles!

7. Tag

Jede Art von Leichtsinn ist unzulässig. Wenn jemand deine Gesellschaft sucht, dann habe nicht das Gefühl, es sei dein neuer Freund, der dir die Hand schüttelt und anfängt, irgendeinen Unsinn zu reden. Du musst fest überzeugt sein, dass Gott es ist, der gekommen ist! Und wie würdest du dich benehmen, wenn Gott zu dir käme und vor dir stünde? - Stelle dir das vor und lebe in diesem Geist; übe es ununterbrochen!

Wir dürfen jene kleinen Dinge nicht vergessen, auf denen das mächtige Gebäude des spirituellen Lebens ruht. Respektiere diese kleinen Prinzipien und halte dich im täglichen Leben daran.

Wenn du bemerkst, dass du nicht an Gott denkst und Ihn vielleicht sogar völlig vergessen hast, dann frage dich selbst, woran es liegt. Versuche die Ursache zu erkennen und Mittel und Wege zu finden, die es dir ermöglichen, den Gedanken an Gott wieder aufzunehmen.

8. Tag

Wenn du arbeitest, dann sei davon überzeugt, dass du für Gott arbeitest, für die Ehre Gottes, im Namen Gottes, mit den Energien, die dir direkt von Ihm zufließen. Die Gewissheit sollte dich beseelen, dass jemand hinter dir steht und dir über die Schulter bei der Arbeit zuschaut. Denke nie, du seist allein. Gott schaut dir immer zu. All das wird dir gewaltig dabei helfen, die höchsten Zustände geistiger Vollkommenheit zu erreichen.

Das Mantra muss immer aus der Liebe deines Herzens fließen, aus dem Wissen, dass Gott jetzt hier ist und dir zuhört. Er selbst ist das Mantra.

Es gibt Leute, die schon seit zwanzig oder dreißig Jahren meditieren und keine Ahnung von diesen Dingen haben; und das Ergebnis ist gleich Null. Wie kann man etwas anderes auch erwarten, wenn man die ersten und einfachsten Prinzipien nicht einmal kennt und beherzigt?

9. Tag

Die höheren Aspekte der Meditation beginnen beim gegenstandslosen Bewusstsein.

Manchmal, wenn du meditierst, wenn du vertieft bist in Meditation, kann es vorkommen, dass du nicht mehr weißt, wo du bist, was du bist, ob es eine Welt gibt oder nicht. Kein Gedanke taucht auf, nichts.

Das nennen wir das gegenstandslose Bewusstsein, das reine Bewusstsein. Du weißt nur: "Ich bin".

Von hier aus setzen die höheren Formen der Meditation ein.

10. Tag

Dein Erlöser ist die Liebe, die in dir wohnt. Dein Retter ist der Glaube, der in dir lebt.

Wenn du Liebe und Glauben hast, dann wird Gott bei dir stehen, ob du es willst oder nicht.

Der beste Weg, Gott zu erfahren, ist, deinen Glauben, deine Liebe und deine göttliche Erkenntnis zu vermehren.

11. Tag

Wenn du das Mantra wiederholst, dann lade alles in dir und um dich herum mit der Macht des Mantras auf. Was geschieht dann? - Dein Bewusstsein wird unbegrenzt.

Dein gegenwärtiges Bewusstsein ist begrenzt auf die vier Wände des Zimmers, in dem du sitzt. Deine Idee von der Welt ist so groß wie der Horizont, der dich umgibt. Das muss sich ändern. Dein Bewusstsein muss unbegrenzt werden. Dein Bewusstsein sollte sich ausdehnen in das unbegrenzbare Licht der Intelligenz, in die sich endlos erstreckende, alles durchdringende Macht Gottes hinein.

 

12. Tag

Wenn du das Mantra wiederholst, dann fühle, dass du dich auflöst im Ozean der Gegenwart Gottes. Löse jeden auftauchenden Gedanken, jede unerwünschte Vorstellung sofort auf in das Bewusstsein Gottes. Stelle dir vor, dass alles, jeder Gegenstand, aus dem Bewusstsein und im Bewusstsein Gottes besteht. Schließlich, in letzter Analyse, ist es auch wahr, dass alles nur aus Bewusstsein besteht. Das wirst du erfahren, wenn du zu den höchsten Ebenen der Erfahrung aufsteigst. Dann kannst du durch Wände schauen, durch Wände hindurchgehen.

Du, das Mantra und Gott - alles ist dann eins.

13. Tag

Du kannst den Körper verlassen und in einen anderen eingehen. Das ist so einfach, wie wenn du aus einem Haus hinausgehst und in ein anderes hinein. Deine Seele ist total unabhängig vom Körper. Im Traumzustand ist deine Seele in einer ganz anderen Welt. Im Traumzustand ist die Welt des Wachens unwirklich. Du weißt nicht, dass es außerhalb deines Traumes noch eine andere Welt gibt. Die Sonne, von der du träumst, ist nicht die Sonne, die im Wachzustand scheint. Es ist eine ganz andere, und sie ist wirklich für dich, solange du träumst. Im Traum geht deine Seele in eine andere Welt; und wenn du vom Traumzustand in den Tiefschlaf hinüberwechselst, dann vergisst du den Traum; du weißt dann nicht einmal, dass es so etwas wie Träumen und Wachen überhaupt gibt.

14. Tag

Angenommen, es könnte jemand zu dir in den Tiefschlaf kommen und würde dir von der Welt erzählen, von den Bergen und Meeren, von den Menschen und Tieren, dann würdest du nur darüber lachen und diesen Jemand für verrückt erklären.

Im Tiefschlafzustand weißt du nichts von einer Welt, nichts von Wachen und Träumen. Du bist total abgeschnitten von den anderen zwei Zuständen.

Genauso wie die Seele vom Wachen zum Träumen übergeht und von da in den Tiefschlaf hineinsinkt, geht sie auch von einem Körper zu einem anderen, so wie du von einem Zimmer in ein anderes gehst.

 

15. Tag

Die Seele ist völlig unabhängig vom Körper, doch der Mensch, der in Unwissenheit lebt, verstrickt in Tausende von sinnlichen Erfahrungen, Gefühlen, Gedanken und Aktivitäten, identifiziert sich mit dem Körper, hält ihn für die einzige Wirklichkeit und verliert sich darin.

Es ist für ihn unmöglich, sich vorzustellen, dass er verschieden vom Körper sei, dass er den Körper verlassen und in einem anderen Körper ein anderes Leben führen könnte.

16. Tag

Was geschieht mit deiner Seele, wenn du über das Göttliche meditierst? - Anstatt in eine Traumwelt, in einen anderen Körper oder in eine unsichtbare Welt zu gehen, zieht sich die Seele zurück in den Beobachter in dir. Sie weilt während der Meditation in diesem beobachtenden Prinzip, das deine Gedanken, Gefühle, dein Leben, alles was innen und außen vor sich geht, beobachtet.

Was geschieht, wenn du an diesem Punkt verweilst? - Zeit und Raum verschwinden; es ist eine zeit- und raumlose Welt, die du erfährst. Ein grenzenloses, ungeborenes Licht, das Licht des absoluten Bewusstseins, erfüllt alles; nichts anderes ist da. Es allein ist alles. Blickst du von diesem Zustand aus auf das Zeit-Raum-Universum, dann erscheinen dir Jahrmilliarden wie ein paar Stunden.

17. Tag

Alle Sonnen des Universums erhalten ihr Licht von jenem Licht, das innen und außen ist und überall. Ohne dieses Licht, das göttliche Licht, gibt es kein Licht, weder in dieser Welt noch in einer anderen. Es ist das Licht der Lichter. Und dieses Licht ist in dir, in mir und in allen anderen. Es ist ein ewiges Licht, ein zeitloses Licht - eine kleine Berührung mit diesem Licht genügt, und du bist in einer gänzlich anderen Welt. Von da an beginnt das wahre geistige Leben. Wenn deine Seele Raum und Zeit, Gedanken und Gefühle, Ich und Du hinter sich zurückgelassen hat und sich in diesen inneren Beobachter zurückzieht, dann beginnt dein wahres, geistiges, göttliches Leben. Von dort aus wirst du die Welt mit den Augen des Unsterblichen, Ewigen und Unendlichen sehen. Nur so siehst du die Welt richtig, andernfalls bist du eingefangen in Illusionen und ein Problem für dich selbst und andere. Alle Systeme der Philosophie und Wissenschaft, alle Gedankensysteme, die auf eine äußere Raum-Zeit-Welt aufbauen und von deren Beobachtung ausgehen, sind irreführend und verschwinden bald wieder. Sie nützen wenig und schaden viel.

18. Tag

Die wahre Wissenschaft beginnt da, wo das Wissen direkt aus der ewigen, unsterblichen und unveränderlichen Wirklichkeit fließt. Das Licht dieser Wirklichkeit ist überall; du kannst ihm nicht davonlaufen. Es ist innerhalb und außerhalb deines Körpers. Dieses Licht kennt kein 'Innen und Aussen'. Das 'Innen und Aussen' ist deine Illusion, dein Zustand: kennzeichnend und natürlich für deinen Zustand. Dadurch, dass du einen Körper hast, Sinnesorgane, Gedanken und Gefühle, gibt es für dich eine innere und eine äußere Welt.

19. Tag

Du musst das Licht in deiner Seele, im Zentrum deines Wesens berühren, dann beginnt dein geistiges Leben. Du musst in diesem Licht leben und dann deine geistigen Übungen beginnen.

Hier beginnt das wahre geistige Leben: ein reines Leben jenseits von Gedanken und Gefühlen. Wenn dann Gedanken und Gefühle eingesetzt werden, dann ist es das Licht selbst, das diese Gedanken und Gefühle einsetzt, um eine Arbeit in dieser Raum-Zeit-Welt zu vollbringen. Dann gibt es keine Unwissenheit mehr, keine Sünde, keine irreführenden Gedanken und Gefühle; das Leben ist im Einklang mit dem Herzen Gottes, dem Frieden Gottes, der Weisheit Gottes, der Vollkommenheit Gottes, der Freude Gottes, dem Leben Gottes.

Und dieses Leben Gottes ist ewig, kennt keine Angst, weder Krankheit noch Tod. In Wahrheit bist du das grenzenlose, unendliche Licht des Bewusstseins.

20. Tag

Du bist kein Mann, keine Frau, nicht jung, nicht alt, sondern die Quelle der grenzenlosen Freude, das ewige Licht.

Und als dieses Licht sollst du leben.

21. Tag

Gott hat den Menschen mit seiner eigenen Kraft ausgestattet, mit seiner eigenen Seele; aus seiner eigenen Substanz und seinem eigenen Wesen hat er den Menschen geformt.

Das göttliche Bewusstsein ist überall; alles ist in ihm; außerhalb von ihm existiert nichts.

Sagen wir einmal, du träumst und siehst Tausende von Menschen in deinem Traum. Wer hat diese Menschen erschaffen? - Dein eigenes Traumbewusstsein; dein Bewusstsein ist zu diesen vielen Menschen geworden. Das heißt, diese Menschen und dein Traumbewusstsein sind nicht verschieden voneinander; sie sind ein und dasselbe.

22. Tag

Du beobachtest den Traum. Der Beobachter ist vom Traum verschieden. Obwohl er selbst diesen Traum geschaffen hat und der ganze Traum aus seiner eigenen Substanz und seinem Wesen besteht, steht er trotzdem über dem, was er geschaffen hat. Er steht über jeder Erfahrung, über allem Geschaffenen. Alles ist er selbst und trotzdem steht er über allem als Beobachter. Welche Ereignisse sich auch abspielen mögen, sie berühren den Beobachter nicht.

Der Träumende betrachtet die Traumwelt. Was er sieht, ist nichts anderes als sein eigenes Bewusstsein im Traumzustand. Alles scheint verschieden von ihm zu sein, und doch ist es nichts anderes als sein eigenes Bewusstsein im Traumzustand.

Dieser Beobachter ist die wahre Wirklichkeit. Er ist ewig, ungeboren. Alles von ihm Erschaffene wird wieder ausgelöscht werden. Aber er selbst bleibt von Ewigkeit zu Ewigkeit, ohne Anfang und Ende. Er ist der Beobachter aller Schöpfungen seit anfangloser Ewigkeit. Wahres Leben, Friede, Freude, Freiheit: Alle sind in diesem Beobachter selbst, aber nicht in dem, was er erschaffen hat. Er ist jenseits der Gefühle und Gedanken. Diese sind nur seine 'Verkleidungen'. Der Beobachter ist das innere Licht - ein sehendes Prinzip, ein allwissendes, alles erkennendes Prinzip.

23. Tag

Du kannst nicht behaupten, dass dein Traumbewusstsein an irgendeiner Stelle in deinem Traum nicht gegenwärtig wäre. Es ist überall in der ganzen Traumwelt anwesend und trotzdem auch jenseits derselben, weil es in der Lage ist, sie zu beobachten. Dasselbe gilt auch für den Wachzustand. Der Körper wird geboren, der Körper stirbt. Der Beobachter ist verschieden von ihm. Die Zustände und Bedingungen des Körpers erzeugen keine Gedanken oder Gefühle, diese stammen vom Beobachter selbst. Es sind die 'Verkleidungen' des Beobachters. Wenn du von diesem Beobachter aus lebst, bist du immer von Angesicht zu Angesicht mit dem Göttlichen. Dann findest du, dass alle diese Gestalten und Formen in deinem Traum oder in deinem Leben nichts anderes sind als du selbst als diese Formen und Gestalten. Es sind vorübergehende Erscheinungen, die deine unendliche Vollkommenheit nicht beeinflussen. Sie kommen und gehen wie Wolken. Keine Wolke kann die Sonne verfinstern; die Wolken hindern dich nur, die Sonne zu sehen. Die Sonne scheint mit der gleichen Intensität, unabhängig davon, ob Wolken da sind oder nicht.

Wie Wolken kommen auch die Erscheinungen der Welt und verschwinden wieder im grenzenlosen Licht, das der Beobachter ist.

24. Tag

Das Ego taucht auf, wenn du nicht mehr mit dem Beobachter eins bist, sondern dich mit dem Beobachteten identifizierst. Dann bist du deiner Erfahrung nach ein Geschöpf.

Diese Position ist jedoch äußerst problematisch, weil sie schwerwiegende Begrenzungen aufweist. Sobald das Ego auftaucht, kommen mit ihm auch irreführende Gedanken und Gefühle, Schaden stiftende Gefühle. Diese Gedanken und Gefühle versuchen nämlich, den unbegrenzbaren Beobachter zu begrenzen.

Wenn du von mehreren Menschen träumst, so werden sie beim Aufwachen alle verschwinden.

25. Tag

Angenommen, einer der Traum-Menschen, von denen du träumst, merkt plötzlich, dass er von dir - das heißt von deinem Traumbewusstsein - abhängig ist. Dann wird er sich sagen: "Wenn dieser da seine Augen öffnet, dann verschwindet alles, die ganze Welt und ich mit ihr." Wenn er zu dieser Einsicht kommt, löst sich sein Ego auf. Wenn er herausfinden kann, wo das Traumbewusstsein seinen Sitz hat, von wo es ausgeht - nämlich vom Beobachter -, dann wird er alles tun, um diesem Beobachter zu begegnen. Diese Begegnung führt zur Realisierung der Einheit mit dem Beobachter. Diese eine Person in deinem Traum wird eins mit dem träumenden Bewusstsein und kann dann sagen: "Ich bin diese ganze Traum-Schöpfung. Ich bin alle diese Menschen, diese ganze Welt."

 

26. Tag

Der Beobachter braucht nichts zu essen.

Deine ganze Kochkunst reicht nur bis zum Grab; dann ist es aus damit.

Das Essen ist für den Körper, nicht für das Bewusstsein, das der Beobachter ist.

Er isst nicht, er schläft nicht, ist unabhängig von Gedanken und Gefühlen. Er ist ewiges, allvollkommenes Licht. Er repräsentiert einen Zustand unendlicher Erfüllung. Er braucht keine Luft, für ihn gibt es kein Umweltproblem. Er ist Vollkommenheit. Er ist losgelöst von allen Gestaltungen. Ein Menschenleben dauert für ihn nicht einmal einen Augenblick. Wo in diesem zeitlosen, grenzenlosen Wesen ist die Zeit-Raum-Welt, auch wenn sie Jahrmilliarden dauerte?

In diesem Licht zu leben ist das herrlichste Leben, ein göttliches Leben. Nichts ist so wertvoll wie ein solches Leben. Aller Reichtum und alles, was die Welt dir geben kann, ist - verglichen damit - nicht einmal Asche und Staub.

27. Tag

Lass den Blumenregen deiner Gebete
herniederströmen auf die Welt -
duftende Blumen des Wohlergehens,
des Segens für alle Geschöpfe.

Entzünde tausend Lichter
zur Ehre Gottes in deinem Herzen,
in dem alle heiligen Orte der Welt,
alle Heiligen, alle Götter versammelt sind.

Das ganze Universum ist in deiner Seele -
und die ist größer als das All.
Alle Welten sind in deiner Seele -
sie ist unendlich in ihren Dimensionen.

Für immer bist du
von Angesicht zu Angesicht
mit dem Göttlichen,
und das ist deine Freude,
deine Kraft, deine Schönheit,
dein unendliches Gesegnetsein.

Das Göttliche ist die Quintessenz,
die Quelle aller Liebe,
ist ewige Liebe, unerschütterliche Liebe,
der einzige Vater, die einzige Mutter.

 

28. Tag

Solange der Mensch in seinem inneren Bewusstsein auf die menschliche Existenz, auf das menschliche Leben fixiert und weder durch die Gnade Gottes noch durch das Feuer und die Macht göttlicher Erkenntnis befreit ist, findet er es schwierig, die Tatsache zu verstehen, dass er lebendige Beziehungen mit dem unendlichen Gott besitzt, dass eine Identität zwischen seinem inneren Wesen und Gott besteht; dass das Königreich des Himmels in ihm selbst das gleiche ist wie das Königreich des Himmels, das Gott ist; dass das Bildnis Gottes in ihm das gleiche ist wie Gott selbst und dass, wenn Gott die ganze Schöpfung erhält, dies bedeutet, dass das Bildnis Gottes im Menschen die ganze Schöpfung erhält.

Deshalb kann gesagt werden, dass das Bildnis Gottes im Menschen - oder das Königreich des Himmels im Menschen - der erhaltende Atem aller Geschöpfe ist.

 

29. Tag

Alles, was wertvoll und herrlich ist im Leben auf dieser Erde, hat eine Beziehung zu jenem Königreich des Himmels im Herzen des Menschen: die Schönheit der Blumen, die Intelligenz des menschlichen Geistes, das Licht der Sonne, die kühlen Strahlen des Mondes, das Wirken des menschlichen Genius in den großen Künstlern und Wissenschaftlern, der Ausdruck von Liebe und Güte.

Gott, der überall ist, ist der gleiche Gott, der im Herzen des Menschen ist.

Gott ist einer, nicht zwei, und deshalb ist Gott überall der Gleiche.

30. Tag

Das ganze Problem des menschlichen Lebens besteht in seinen Begrenztheiten.

Es ist das Problem einer bedingten Existenz, deren Bedingtheit funktionell möglich geworden ist, von der wir aber schließlich sagen müssen, dass sie keine Realität besitzt und tatsächlich nur so lange besteht, als das menschliche Individuum sich weigert, in Erkenntnis und Liebe zu wachsen.

Durch ausdauernde und ununterbrochene spirituelle Selbstdisziplin erreicht der Mensch letztlich einen Zustand, in dem es ihm möglich wird, eine geistige Reise zu unternehmen und mehr und mehr in der Erkenntnis des Göttlichen zu wachsen.

31. Tag

Das Verlangen nach Gotterfahrung ist einfach ein Geschenk des Bildnisses Gottes im Menschen.

Es ist etwas, das niemals unterdrückt werden kann, etwas, das eine konstitutionelle Notwendigkeit für uns darstellt.

Wir sind aus Gott gebildet, und eine dynamische Erfahrung Gottes allein ist die Lösung für das Problem der menschlichen Existenz.

 

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Dezember 2004

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 29, Nr. 338

Herausgeber: Omkarananda Ashram
Anton-Graff-Strasse 41
CH 8400 Winterthur

Tel: 052 - 202 19 03

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World Wide Web Edition 2004