Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Dezember 2018

Kalender Jan2000



1. Tag

Der transzendente Bewusstseinszustand ist der Zustand, in dem der Erkennende, der Erkenntnisprozess und das Erkannte ein und dasselbe sind. Dann erst haben wir volle Selbstverwirklichung. Dann erst gewinnen wir unseren eigentlichen und ewigen Zustand, leben als unser wahres Selbst. Das ist die vollkommene Erfahrung.

In diesem höchsten Bewusstseinszustand ist man fest im Unendlichen verankert; keine Weltwahrnehmung ist mehr vorhanden, kein Gegenstand, nicht einmal Gott als Schöpfer.

Hier sind wir am Kulminationspunkt aller Erkenntnis und allen Lebens, aller Existenz angekommen.



2. Tag

Die Idee, dass das Leben mit dem körperlichen Tod zu Ende sei, ist nicht akzeptabel. Die Idee, dass das Leben, so wie es sich der menschlichen Erfahrung darstellt, alles sei, ist unwahr und ein bloßer Traum.

Dir, dem Unsterblichen in den Kleidern eines Sterblichen, bringe ich meine Verehrung dar. Du bist eine Form des unendlichen und unvergänglichen Seins.

3. Tag

Die Menschen dieser Welt beten um viele Dinge: um Gesundheit, Geld, Erfolg und Hilfe in Schwierigkeiten.

Das geistige Herz betet nur um eines: um mehr Liebe zu Gott.

Eine freudvolle, inspirierende, erhebende und erleuchtende Liebe bringt alle möglichen Tugenden hervor, die durch sie zum Ausdruck und zur Entfaltung gelangen.

Daher bittet das geistige Herz um mehr Liebe zu Gott.

Liebe ist der höchste Schatz.

4. Tag

Liebe zum Göttlichen ist der Schatz aller Schätze.

Vertiefe deshalb deine Hingabe an Gott und halte dich am Göttlichen fest!

Möchtest du innerlich jung bleiben? – Dann denke nicht an dein Alter, denn du bist ein Kind Gottes. Ein Kind Gottes kennt kein Alter, ist immer jung, weil Gott kein Alter hat. Bleibe jung in Ihm, dann wirst du dich guter Gesundheit erfreuen, und dein Leben wird verlängert.

Lass dich nicht durch die Idee des Alters begrenzen, weil sie menschlich und zeitgebunden ist.

Gott als die Wahrheit aber ist zeitlos, und daher bist auch du als sein Kind zeitlos und ohne Alter.


5. Tag

Kosmisches Bewusstsein ist jener Zustand des inneren Bewusstseins, in dem wir unmittelbar erkennen: „Er, der hier im Herzen ist, und Er, der dort in der Sonne ist, ist ein und derselbe!“

6. Tag

Solange die menschliche Individualität weiterbesteht, begeht der Mensch Fehler, ist er in Erkenntnis, Liebe, Güte begrenzt, ist er dem Wandel und der Erfahrung des Todes unterworfen.

Die alte Individualität muss sich auflösen und eine neue muss geformt werden.


7. Tag

Der Weise erhebt sich im geistigen Höhenflug der Intuition in jene Region jenseits des Denkens, in der er die göttliche Wirklichkeit oder das Absolute erfährt.

Diese überbewusste Erfahrung ist ihrem Wesen nach höchst vital und von lebendiger Kraft durchpulst.

Großartig, erhaben, tief und alldurchdringend ist die Erfahrungstotalität der Intuition, von intensivster Wirklichkeit für den Weisen.

8. Tag

Da unsere Sinne und unser Geist hilflos sind, wenn es darum geht, auf dem Weg zur Erfahrung des Selbst voranzuschreiten, zwingt uns schon die Vernunft dazu, nach direkter Erkenntnis zu streben, und diese kann nur in der Erfahrung Gottes, in der Selbsterkenntnis oder Selbstverwirklichung gefunden werden.

9. Tag 

Auf der physischen Ebene sind die leiblichen Sinne nur zur Erfahrung einer physikalischen Welt befähigt.

Erkenntnis, die durch das Instrument der Sinne erlangt wird, ist indirekt. Wenn unsere Sinne nun Mängel aufweisen, ist auch das durch die Sinne Erkannte mangelhaft.

10. Tag

Fehlerhafte Erkenntnisinstrumente bringen ein fehlerhaftes Erkennen mit sich. Doch auch dann, wenn die Sinne vollkommen in Ordnung sind, ist unser Erkennen dennoch nur indirekte Erkenntnis oder Wahrnehmung, insofern sie indirekt über die Sinne als Mittler erlangt wurde.

Außerdem ist jede Sinneswahrnehmung schweren Begrenzungen ausgesetzt.

11. Tag

Die auf der psychologischen und mentalen Ebene gewonnenen Erkenntnisse sind indirekt. Verschiedene Denker haben verschiedene Meinungen über das Universum und die Natur des menschlichen Lebens vorgestellt.

Relatives Wissen kann durch verschiedene Erkenntnisinstrumente gewonnen werden. Es besteht hier eine Abhängigkeit vom inneren Entwicklungsstand des Einzelnen sowie von seiner sozialen Umwelt und natürlichen Befähigung.


12. Tag

Es gibt besondere Kräfte der Erkenntnis im göttlichen Bewusstsein, welche aus eigenem Antrieb zur Selbstmanifestation gelangen, wenn die Begrenzungen des Gemüts durch eine totale und radikale Umwandlung überschritten und überwunden sind, sodass das Gemüt nicht mehr Gemüt im Sinn irdisch-menschlicher Emotionen wie Zorn, Leidenschaft oder Eifersucht ist.

13. Tag

Wenn unser inneres Wesen gereinigt und das Herz durch grenzenlose Liebe erleuchtet ist, dann offenbart das göttliche Selbst seine Fähigkeit zu direkter, unmittelbarer intuitiver Erkenntnis.


14. Tag

Dann und wann erheben sich in der menschlichen Geschichte hohe Geister, die den Rückweg zu ihrem eigentlichen Wesen beschritten haben. Da sind beispielsweise Salomo, Sokrates, Plotinus, Augustinus, Paulus in der westlichen Welt und eine große Zahl von Weisen in der östlichen Welt, die bewusst das Wissen um die Tatsache erlangten, dass ihr eigentliches Wesen der göttliche Geist ist, der sie formt und erhält.

15. Tag

Die Erfahrung des höchsten Prinzips erfolgt durch Erkenntnis, durch das Forschen nach der eigenen innersten Wahrheit, dem Selbst.

Erkenntnis ist der höchste Pfad, obwohl es noch viele andere Pfade gibt. Diese anderen Pfade sind bis zu einem gewissen Grad ebenfalls durch Erkenntnis gekennzeichnet.

16. Tag

Unsere innere Seele ist Gott selbst. Deshalb sagt der Guru, der alten Tradition folgend, zum Schüler: „Du bist grenzenloses Wissen, du bist das Selbst, du bist unendliche Reinheit, du bist unendliche Wahrheit, Glückseligkeit, Schönheit und Frieden.“

Aber wenn Menschen in der Kirche, in der Moschee oder im Tempel sitzen und beten, haben sie normalerweise nicht die geringste Vorstellung, was Gott wirklich ist, wo Er ist, und sie wissen nicht einmal mit Sicherheit, ob Er überhaupt existiert.

17. Tag

Der Mensch ist seiner innersten Seele nach Ganapati – unendliche Erkenntnis, unendliches Wissen.

Diese unendliche Erkenntnis oder Weisheit ist verborgen. Wir haben davon keine Ahnung, deshalb sage ich, sie ist verborgen. Das, was wir von uns wissen ist das Gleiche, was jedes Tier von sich weiß: Wir spüren unseren Körper, wir atmen ein und aus, wir haben verschiedene Bedürfnisse, wir essen, trinken, schlafen, arbeiten; dann essen, trinken, schlafen und arbeiten wir wieder, und so geht es das ganze Leben lang weiter. Das Gleiche tun auch die Tiere. Tiere können sogar eifersüchtig sein wie die Menschen. Auch haben Tiere Gedanken und Gefühle.


18. Tag

Dattatreya, der größte Jnana-Yogi Indiens sagte, dass die Erkenntnis des Selbst ohne die Gnade Gottes nicht erlangt werden kann.

Der griechische Philosoph Sokrates sagt: „Erkenne dich selbst!“ Das ist seine Botschaft. Aber er gibt uns keine Methode, wie wir dieses Selbst erfahren können.

Ramana Maharshi zeigt uns die Methode. Man muss Unterscheidungskraft entwickeln, sich selbst beobachten, das Selbst entdecken und erfahren.

Das ist der Pfad des Jnana oder der Erkenntnis.

Aber man kann dieses Ziel auch durch einfaches Wiederholen von „OM namah Shivaya“ oder anderer Mantras erreichen.

19. Tag

In dem Augenblick, in dem der gewöhnliche Mensch dem Vorbild einem geistigen Ideal zu folgen versucht, entdeckt er, dass das Leben gar nicht so unvollkommen, unglücklich und vom Tod beherrscht ist, wie er immer dachte. Und alles, was ihn früher geplagt hat, die Sorgen, Schwächen, Begrenzungen, Krankheiten, das Elend und der Tod, hört auf, in seinem Leben eine wirksame Rolle zu spielen. Er beginnt zu sehen und zu verstehen und erhebt sein Bewusstsein und Gewahrsein über die Begrenzungen, in die er sich selbst gehüllt hatte. Er beginnt die unendliche göttliche Gegenwart und Macht zu entdecken, zu erfahren und zu verstehen. Er begreift, dass es im Zentrum des Lebens und überall nichts anderes gibt als das unendliche, unsichtbare göttliche Bewusstsein.

20. Tag

Wenn das Gewahrsein der allsehenden, allbewussten und vollkommenen Gottheit im Menschen aufdämmert und immer klarer wird, erreicht der Mensch größeren Frieden, größere Freude, größere Stärke und Weisheit.

Und wenn er von da an weitergeht und sich, anstatt in Begrenzungen in das Bewusstsein der göttlichen Gegenwart in sich und um sich herum hüllt, wenn sich dieses Wissen, dieses Gefühl, dieses Gewahrsein der Gottheit vertieft und soweit heranwächst, dass der Unterschied zwischen dem Menschen und Gott gänzlich verschwindet – von da an ist der gewöhnliche Mensch nicht länger ein gewöhnlicher Mensch. Der Mensch, der mit seiner Geschichte von Leiden und Sorgen kam, ist jetzt ein völlig anderer, ein neugeborener Mensch.


21. Tag

Selbsterkenntnis ist das grundlegende Wesensmerkmal des Bewusstseins, des Lebens und aller Existenz, und deshalb das Höchste in der Welt. Sie tilgt die Unwissenheit, die aus vielen Formen von Begrenzungen besteht.

Es gibt keine größere Dunkelheit als die Unwissenheit über unsere Beziehungen zum Schöpfer – zur letzten Ursache.

All unsere Probleme, unser Leiden, unser Kummer und unsere Sorgen entstehen aus einem inneren Mangel an Erkenntnis dieses allgegenwärtigen, allmächtigen und allwissenden Seins.

22. Tag

Eingefangen im Spiel unberechenbarer Kräfte, wird der Mensch mit verwirrenden Phänomenen konfrontiert und ringt darum, sie zu verstehen und zu überwinden. In diesem unaufhörlichen Lebens drama sucht er im Grund nur ein Ziel, nämlich Glück und Befreiung aus seinen Begrenzungen.

Selbsterkenntnis stellt die erfolgreichste und zugleich höchst rationale Lösung dieses zweifachen Problems von Suchen und Ringen dar. Dieses Problem ist es auch, das den Menschen unweigerlich auf die Suche nach dem Ideal schickt, denn es setzt ihn unter Druck und hilft ihm dadurch indirekt, Meisterschaft über alle Kräfte zu erlangen, die ihn an der großen Suche zu hindern versuchen.


23. Tag

Je früher wir die Wahrheit erkennen, dass das Göttliche oder das Selbst das zentrale Bewusstsein und die wahre Substanz unseres inneren Lebens ist, und dass unsere Rettung im täglichen Leben in der bewussten Wahrnehmung dieser göttlichen Gegenwart liegt, umso besser für uns.

Das Ausmaß unseres wahren, dauernden Friedens und Glücks, die Macht unserer Güte, die allumfassende Kraft unserer Liebe, der Grad an Weisheit, Größe, an fruchtbringendem Reichtum und pulsierender Freude beruhen auf dem Grad unseres bewussten Gewahrseins Gottes oder des Unendlichen im täglichen Leben.

24. Tag

Im grenzenlosen und unendlichen Frieden der Gottheit verankert, eins zu sein mit dem göttlichen Selbst, noch während wir hier auf Erden leben, eins zu sein mit der Gottheit in der ganzen Natur – dies ist unser Vorrecht, unsere Herrlichkeit und unsere Bestimmung.

25. Tag

Die alles absorbierende transzendente Erfahrung des göttlichen Selbst zu erlangen und damit eine weitreichende kreative Macht, ein Erkennen, das alles erklärt und erleuchtet, und einen Frieden, der alles Verstehen übersteigt zu gewinnen – dazu sind wir geboren.

26. Tag

Der Mensch kann keine Erfahrung Gottes haben, er sei denn in Gott; und Gott kann sich in der Welt nicht zum Ausdruck bringen, außer durch den Menschen. Beide bedingen einander, sind ineinander verflochten und miteinander verbunden. Es sind die zwei Seiten ein und derselben Münze.

27. Tag

Das Leben ist verwurzelt in Gott, und Gott ist verwurzelt im Leben.

Desgleichen die Welt: Die Welt ist verwurzelt in Gott, und Gott ist verwurzelt in der Welt.

Dies zu erkennen, dazu sind wir geboren.


28. Tag

Selbsterkenntnis, Selbsterfahrung und Selbstverwirklichung stellen das höchste Ziel und die Erfüllung des menschlichen Lebens hier auf Erden dar.

Der innere Drang im Menschen, sich selbst zu erkennen und über das, was er gegenwärtig ist, hinauszugehen, der in seinem Inneren erfahrene Impuls, sich selbst zu transzendieren, der Hunger nach dem Wahren, das die vielen, in alle Formen des empirischen Lebens einbezogenen Gegensätze aufhebt – all das sind wesentliche Funktionen, verursacht und bestimmt durch den Genius der spirituellen Evolution, der die menschliche Existenz beseelt.

29. Tag

Die Erkenntnis des Selbst ist das Ziel der Evolution des Bewusstseins im Menschen.

Selbsterkenntnis war von jeher das höchste und allumfassende Ziel allen menschlichen Strebens, Denkens und Tuns.

Dieses Selbst ist das unendliche Bewusstsein, das unsterbliche Prinzip, das „Königreich des Himmels“ im Menschen. Es ist die Wahrheit aller Wahrheiten, Gott in uns, die höchste und letzte Wirklichkeit.


30. Tag

Jeder Mensch, der das göttliche Selbst erkennt, erkennt Gott, und wer das Selbst verwirklicht, verwirklicht Gott.

Vom Standpunkt spiritueller Erfahrung aus betrachtet, ist Selbstverwirklichung identisch mit dem Erlangen der Vollkommenheit des „Vaters im Himmel“ und besteht in unserem innigen und dynamischen Einssein mit der höchsten Wirklichkeit, die Gott ist. Diese große Erkenntnis hat Sokrates dazu geführt, die Selbsterkenntnis zum führenden Prinzip seines bewussten Lebens, Strebens und seiner inneren Entfaltung zu machen.

31. Tag

Die Wissenschaft hilft uns auf eine großartige Weise, Satelliten oder Raketen zu konstruieren, jedoch gibt sie uns dadurch nicht die Möglichkeit, über Leid, Krankheit, Unglück und Tod zu triumphieren. Sie kann weder Harmonie schaffen noch wahre Schönheit gestalten oder Weisheit und Liebe zum Ausdruck bringen; auch kann sie die Welt nicht wirklich bereichern oder Zeit und Raum überwinden. Sie hilft uns vor allem nicht dabei, uns unserer wahren Macht im Göttlichen bewusst zu werden.

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November 2018

Monatliche Zeitschrift, Jahrgang 43, Nr. 501

Herausgeber: Omkarananda Ashram

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