Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

April 2016

Kalender Jan2000



1. Tag

Jeder Mensch strebt nach irgendetwas innerhalb der Schöpfung, doch jener ist der größte Mensch, der nach dem Schöpfer selbst strebt.

Nach dem Schöpfer zu streben, Ihn bewusst in unseren Herzen wohnen zu lassen, Ihn unter allen Umständen bei uns sein zu lassen, das ist der größte Segen und die höchste Erfüllung des Lebens, denn das bedeutet, etwas zu haben, das wir von nichts innerhalb der Schöpfung jemals erhalten können.

Alles in der Schöpfung, so wertvoll und kostbar es auch sein mag, ist unendlich weniger als der Schöpfer.

Nach dem zu streben, was in der Schöpfung ist, heißt, nach etwas Vergänglichem zu streben, nach etwas, was uns bald wieder entgleiten wird.


2. Tag

Das Leben im physischen Körper ist zeitlich begrenzt, und alles, was wir innerhalb eines solchen Lebens erstreben, ebenso.

Alles Vergängliche, so angenehm und vielversprechend es auch sein mag, wird uns einmal im Stich lassen.

Auch wenn wir alles hätten, was die Schöpfung uns bieten kann, würden wir immer noch Mangel leiden und wären immer noch unzufrieden.

Darum zwingt uns die Weisheit unseres suchenden Herzens, unser zentrales Interesse auf den Schöpfer zu richten.



3. Tag

Wie Gedanken in uns aufsteigen und wieder verschwinden, wie Träume kommen und gehen, so erheben sich zahllose Universen aus der unendlichen Intelligenz des Göttlichen und gehen wieder darin unter. Unzählige Welten sind bereits vergangen.

Woher kamen sie und wohin verschwanden sie wieder? Wer trägt sie? – Es ist die zeitlose Wirklichkeit.

Jenes Wesen, das zeitlos ist, trägt alle Universen.

Unser Universum ist eines der unzähligen Universen, die schon entstanden und wieder vergangen sind, und es wird zahllose Universen in der Zukunft geben.

Wer ist größer? – Dieses schöne Universum oder jener, der es erschaffen hat?

4. Tag

Dieses Universum, das als eine vorübergehende Struktur entstanden ist, wird bald wieder verschwinden, auch wenn dieses ‚bald‘ Milliarden von Jahren bedeutet.

Sicher ist der Schöpfer größer als die Universen.

Wenn du wahre Freiheit, wahren Frieden, wahre Lebensfreude und ewiges Leben haben willst, musst du dich an den Schöpfer wenden, das höchste Prinzip in dir, das auch das höchste Prinzip in der Schöpfung ist und alles Erschaffene transzendiert.


5. Tag

Die Natur umfasst nicht nur den Teil, den wir sehen, den wir verstehen können. Es gibt vielerlei Möglichkeiten, wie wir das Universum betrachten und was wir über es wissen können.

Dieses Wissen muss nicht notwendigerweise durch die physischen Sinne oder naturwissenschaftliche Methoden erworben werden, es kann auch direkt durch die Fähigkeiten des Bewusstseins, durch die Seele erlangt werden.

Wir sollten nicht so eingebildet und unwissend sein und denken, dass unsere Erde die ganze Schöpfung ausmacht, dass jenseits davon nichts mehr existiert. Es gibt Millionen und Trillionen von Universen, in denen Leute wie wir wohnen, diskutieren, denken und schreiben, essen und Kaffee trinken – da draußen, in anderen Welten. Es gibt auch andere, völlig unterschiedliche Welten; sie haben vielleicht ähnliche Formen und all das, aber die konstituierenden Substanzen sind verschieden, die Wesen in diesen Welten haben andere Probleme und Freuden.

6. Tag

Das Göttliche ist überall, aber wir sehen Es nicht. Es ist als endlose Energie in allem enthalten, was wir berühren, aber wir bemerken Es nicht. Unser Radiogerät ist sensitiver als wir, denn es lässt sich auf jeden Sender einstellen und kann sein Programm für uns hörbar machen.

Das Gleiche gilt für unseren Fernsehapparat. Die Bilder die er empfangen kann, gehen durch unseren Körper und unseren Kopf, aber wir hören und sehen nichts davon. Gott hat uns aber nicht mit einer dergestalt stumpfen Wahrnehmungsfähigkeit erschaffen. Gott hat uns mit seiner eigenen unendlichen Wahrnehmungsfähigkeit ausgestattet.

Nicht der Radioapparat, nicht der Fernsehapparat ist gesegnet; wir sind gesegnet, denn wir sind mit der Intelligenz Gottes begabt. Wir sind all diesen Apparaten absolut und unendlich überlegen. Wir sind größer als alles in der Schöpfung, weil nichts in der Schöpfung eins werden kann mit Gott, außer wir als Menschen. Gott hat unser Leben mit unendlichem Wert und grenzenloser Würde ausgestattet.


7. Tag

„Satyam vachmi“ – „Ich spreche die Wahrheit“, das heißt, ich verpflichte mich, immer die Wahrheit zu sprechen, der Wahrheit treu zu sein. Ich liebe die Wahrheit, ich bete die Wahrheit an, ich lebe und atme in der Wahrheit und drücke die Wahrheit aus. Wahrheit ist mein Leben, Wahrheit steht über allem, und Wahrheit ist das unendliche Göttliche und Ewige – allsehend, allschützend, allwissend. Das ist Wahrheit, und dieser Wahrheit bin ich treu. Wenn ich dieser Wahrheit treu bin, dann ergeben sich alle anderen Wahrheiten von selbst.

Wenn du das Göttliche wirklich als Wahrheit liebst, wird Gott dich auf hundertfache Weise schützen, um die Wahrheit in dir zu bewahren. Er macht dich zu einem Werkzeug der Wahrheit, zu einem Sprachrohr der Wahrheit.

8. Tag

Die Ordnung oder Disziplin, die zur Erfahrung Gottes führt: In dieser Ordnung liegt mein Heil.

Außerhalb davon ist Unheil.

Es kommt nicht darauf an, welche Rolle ich in der Gesellschaft spiele und was ich bin: ein Kaiser, ein Präsident, ein steinreicher Mann oder Bettler.

All das bedeutet nichts, es ist eine Null vor dem Angesicht des Göttlichen.

Was zählt, ist meine innerliche Harmonie, meine Einheit mit dem Göttlichen. Das allein ist wichtig, nichts sonst!

9. Tag

„Ritam“ ist Ordnung. Diese Ordnung bewahre ich. Dieser Ordnung entspreche ich. Ich mache mich selbst zum Werkzeug dieser Ordnung. Welche Ordnung ist das? – Der Körper hat eine Ordnung, eine biologische Ordnung. Ich bin aber kein biologisches Wesen, deshalb überwinde ich Hunger, Durst und Schlaf. All das bin ich nicht.

Ich schließe keinen Kompromiss mit diesen Dingen. Ich will mich nicht mit dieser Welt von Zeit und Raum identifizieren, mich nicht mit der Erfahrung der Sinne gleichsetzen oder mit dem Körper und seinen biologischen, mentalen und psychischen Prozessen. Ich will in Einklang und Harmonie mit „Ritam“, dem einzigen Gesetz, sein.

Was für ein Gesetz ist das? – Es lautet: „Das Endliche möge unendlich sein.“ Das ist das Gesetz.

Ich bewahre dieses Gesetz. Ich folge diesem Gesetz. Es führt mich zur Gotterfahrung, zur Selbstverwirklichung, zur Einheit mit der Göttlichen Mutter, zur Einheit mit der unendlichen Schönheit Gottes.

10. Tag

Siehst du etwas Ewiges, wenn du deine Augen öffnest? – Natürlich nicht! Was du siehst, ist Vergängliches, Begrenztes, Sterbliches.

Alles geht vorbei, alles ist eine Erscheinung, alles hat einen Anfang und ein Ende, auch dein Körper, deine Zähne, deine Augen, dein Besitz, deine Bücher, deine goldene Uhr, deine Freunde und die ganze Welt. Alles geht vorbei.

Wo ist das Ewige gerade jetzt? – Nicht irgendwo außerhalb von dir. Es ruht in sich selbst, im innersten Sein, im Lotos des Herzens und ist immer und ewig seiend. Es ist hier. Es war, ist und wird immer sein. Es ist ein unsichtbares Prinzip. Statt das Ewige zu sehen, sieht der Mensch nur vergängliche Dinge, die nichts als irreführende Illusionen und Träume sind. Das ganze Leben ist ein Traum, und innerhalb dieses Traums gibt es endlos andere Träume. Aber mit ein wenig von Gott geschenkter Weisheit – denn Gott ist der Herr der Weisheit – kann man sämtliche Illusionen überwinden.

11. Tag

Im Lotos des innersten Herzens wohnt das Göttliche als Zentrum jedes Menschen. Dieses Zentrum ist grenzenlos, es hat keinen Anfang und kein Ende. Es scheint ein Punkt im Herzen zu sein, aber es ist überall gegenwärtig wie der Raum, ist aber weit subtiler als dieser.

Mehr als Raum ist es überall gegenwärtig, denn Raum ist nur etwas Physikalisches. Raum kann man sehen und erfahren, aber dieses unsichtbare, äußerst subtile Bewusstsein ist für die Sinnesorgane unfassbar, obwohl es alles ist. Augen können es nicht sehen, Ohren können es nicht hören, Hände können es nicht fassen. Und trotzdem ist es die Wirklichkeit der Wirklichkeiten, ohne die Augen nicht sehen, Hände nicht greifen, keine Erfahrungen stattfinden, keine Ereignisse eintreten und die Freuden des Lebens nicht genossen werden können. Es ist der Mittelpunkt des Allganzen: das Zentrum aller Kräfte, aller Erfahrungen, aller Schätze, aller Eigenschaften.

12. Tag

Alles, was Gott betrifft, betrifft auch dich.

Denke immer wieder über dein wahres inneres Wesen, das unendliches göttliches Bewusstsein ist, nach. Lasse den Halt an der Umgebung und dem Körper los. Plötzlich wirst du dich selbst überall im Raum finden – im ganzen Universum. Du bist in einen Zustand eingetreten, in dem du eines ohne ein Zweites bist – ähnlich wie im Tiefschlaf.

In diesem Zustand gibt es nur Glück – keine zwischenmenschlichen Beziehungen, keine Umgebung, keine differenzierten, vielfältigen Erfahrungen. Alles ist Frieden, Freude und Stille. Diese Erfahrung hast du, während du völlig wach und bei klarstem Bewusstsein bist. In diesem Zustand bleibst du unangefochten von allen Herausforderungen der Welt.

13. Tag

In Wirklichkeit ist der Mensch Gott selbst. Das ist die Wahrheit. Das sagt die Erfahrung. Das ist die Höhe der mystischen Wahrnehmung. Das ist die Wirklichkeit.

Aber sobald dieses göttliche Prinzip in Verbindung mit dem Körper, der materiellen, physikalischen oder biologischen Welt steht, scheint es seine Herkunft und wahre Natur zu vergessen und macht endlose Dummheiten. Es hat in diesem Zustand der Täuschung, in dem es zu einem begrenzten individuellen Bewusstsein geworden zu sein scheint, keinen bewussten Kontakt mehr mit dem Göttlichen, also mit seinem eigenen wahren Wesen. Es hat nur noch eine Verbindung zur sinnlichen Welt und wird zum Sünder. Der Erfahrung nach, in Gedanken und Gefühlen, sowie in seiner Wahrnehmung ist es völlig vom Wesen des Göttlichen abgeschnitten. Diese Tragödie ist der menschliche Zustand. In diesem Zustand ist es schwierig, Gott zu verstehen, sich nach Gott zu sehnen, nach Gotterfahrung zu streben.


14. Tag

Es gibt Fähigkeiten in uns, Fähigkeiten zur sinnlichen Wahrnehmung, wie Sehen, Hören, Tasten, Riechen, Schmecken. Sie alle führen uns in die Irre und offenbaren uns nur eine illusorische, falsche, alles verunreinigende, Leiden und Tod gebärende Welt.

Die innere Seele des guten, Gott hingegebenen, gläubigen Menschen sehnt sich aber nach Gott und bittet das Göttliche in Gedanken und Gefühlen, in seinem Leben zu wohnen und sein ganzes Wesen zu erfüllen.

15. Tag

Du bist eine Form des Unendlichen.

Das ist die elementare Wahrheit.

Wollten wir eine Wissenschaft vom Menschen begründen, wäre die höchste und elementarste Tatsache, die wir in der Seele des menschlichen Individuums entdecken könnten, dieses Unendliche, diese grenzenlose Wirklichkeit.

In einem winzig kleinen Menschen – wie kann da die grenzenlose, unendliche Wirklichkeit enthalten sein?

Es ist ein Paradox, und doch ist es möglich!

Das ist das Geheimnis des Lebens. In einem einzelnen, winzig kleinen Atom ist so viel Energie enthalten, viel mehr Energie als wir durch das Verbrennen von hundert großen Bäumen erhalten würden.

16. Tag

Du magst dir der Wahrheit vielleicht nicht bewusst sein, und doch ist diese Wahrheit eine für das innere Auge sichtbare Wirklichkeit – eine Wahrheit, in die hinein unser Gemüt sich immer wieder auflöst.

Es gibt in jedem von uns Kräfte, subtile Kräfte der Wahrnehmung, mit denen wir diese unendliche göttliche Wahrheit in uns und überall erkennen können.

17. Tag

Die Verfasser der Upanishaden werden nie sentimental. Hier gibt es keinen Raum für das Spiel der Emotionen und des menschlichen Geistes, so genial dieser auch sein mag. Die Upanishaden handeln ausschließlich von den Kräften des göttlichen, absoluten Bewusstseins, die ihren Ausdruck durch das leuchtende, feurige Instrument der menschlichen Intelligenz finden.

Es geht hier bei ihnen um einen Grund, der vorbereitet ist, einen gereinigten Spiegel, der das Göttliche reflektiert. Darum sind auch die Beschreibungen Gottes und die Namen, welche die Upanishaden Gott verleihen, überwissenschaftlich. Nirgends in den Upanishaden gibt es anthropomorphische Konzepte (also zum Beispiel Götter, in Menschengestalt beschrieben oder dargestellt). Gott wird nicht als ein Vater angesprochen, auch nicht als Mutter. Gotterfahrung wird durch unbegrenzte Reinheit und eine völlige Sublimierung oder Transformation des inneren Wesens erlangt.


18. Tag

Will man einen Gegenstand beschreiben, beschreibt man ihn möglichst genau, eben so, wie man ihn sieht. Genauso ist jede Aussage in den Upanishaden eine Beschreibung des Göttlichen, des Unendlichen; da gibt es keine emotionale Sprache. Es ist das allsehende Auge, das hier sieht.

Deshalb sprechen die Upanishaden von Gott als von Brahman. Dieser Ausdruck bezeichnet das, was weit, unbegrenzbar, endlos, zeitlos, raumlos, allumfassend, alles transzendierend ist. Dieses Wesen ist Gott. Darum sagt die Upanishad: Gott ist Brahman. Bringe diesem Brahman dein Opfer dar. Opfere Ihm deine Gebete, deine Verehrung. Warum nicht etwas Geringerem als Ihm? – Weil alles, was geringer ist als Brahman, vergänglich ist. Alles, was anders als dieses Unendliche ist, geht unter. Alles, was anders als dieses Unbegrenzte und Unendliche ist, ist nicht Gott – es ist etwas Vergängliches, Unwirkliches.

19. Tag

All die Universen jenseits von unserem, diese unsterblich scheinenden Sterne – sind sie Gott? – Nein! Sie sind endlich. Sie werden vergehen. Ist die Sonne Gott? – Nein! Auch sie wird vergehen. Sie ist irgendwann entstanden und wird irgendwann einmal nicht mehr sein. Alles, was erschaffen ist, muss wieder vergehen. Deshalb ist alles, was du mit deinen körperlichen Augen sehen kannst, nicht Gott. Alles, was erfahren, gefühlt, ergriffen und mit dem Intellekt verstanden werden kann, ist nicht Gott.

Gott ist etwas Unvergängliches, Unsterbliches, Zeitloses. Er ist größer als alles andere. Diese unendliche Wirklichkeit, dieses unendliche Sein, das auch ein unendliches Bewusstsein ist, das auch unendliche Freude und unendliche Schönheit ist – das ist Gott.

20. Tag

Gott ist auch Schönheit.

Wo unendliche Erkenntnis und ein wunderbares, schöpferisches Bewusstsein ist, da ist auch unendliche Schönheit.

Was du auch auf Erden an schönen Dingen entdecken kannst, es sind nur schwache, ärmliche, schattenhafte Ausdrucksformen der unendlichen Schönheit Gottes.


21. Tag

Es gibt tatsächlich jemanden, den wir den Gott des Todes nennen können.

Diese Kraft des Unendlichen, die über den Tod und alles Sterbliche herrscht, lenkt jene Energie, jene Kraft in uns, die den physischen Körper im Tode verlässt, und geleitet sie durch höhere Reiche zu Orten, die sie aufgrund der Auswirkungen der zu Lebzeiten vollbrachten Taten aufsuchen muss.

Das mystische, spirituelle Indien hat besondere Methoden und Übungen entwickelt, die einem helfen, diese universellen Kräfte direkt zu beobachten und einen Kontakt mit ihnen herzustellen.

22. Tag

Yagnavalkya sprach zu Maytreyi über das Wesen des Göttlichen und schloss seine Ausführungen mit folgender Feststellung: „Wo man den anderen nicht sieht, wo man den anderen nicht hört, wo man den anderen nicht kennt, da ist das Göttliche!“

Was bedeutet das? – Es bedeutet, dass da, wo das Göttliche erfahren wird, der andere – das heißt, die Welt als solche – nicht mehr wahrgenommen wird; denn alles, was man erblickt, ist das Göttliche allein. Der Erfahrende und die Erfahrung sind eins geworden, die duale Erfahrung ist transzendiert, der Wahrheitssucher hat Herz, Seele und Gemüt im Göttlichen aufgelöst und erfährt das eine Selbst, das unendliche Selbst. In dieser Erfahrung erkennt man das Göttliche. Dieser Erfahrungszustand ist das Göttliche.

Das ist es, was man erstreben soll, was man erreichen muss.


23. Tag

Die Anschauungen aller großen Weisen sind prinzipiell die gleichen; ihre Erfahrungen sind die gleichen; denn die Gottheit, die in diesen Erfahrungen berührt wird, ist die gleiche. Es ist der eine und gleiche Gott, der überall ist. Es gibt keinen Osten und keinen Westen, keine Richtungen in Gott. Richtungen gibt es auf der Erde; da gibt es Ost und West. Wo wären Ost und West beispielsweise im leeren Weltraum? – Es ist eine relative Erfahrung: Ost und West werden in einer begrenzten Welt und von begrenzten Wesen erfahren. In der Erfahrung des Unbegrenzten gibt es keine Richtungen. Die Seele in mir ist die gleiche Seele wie in allen Wesen rund um die Welt.

24. Tag

Die Upanishaden stellen fest, dass das Licht in der Sonne das gleiche ist wie das Licht im inneren Wesen des Menschen. Es gibt also nur ein unendliches Licht; dieses wird in den Upanishaden „Licht aller Lichter“ genannt, das unbegrenzbare Licht, dessen schattenhafter Ausdruck Sonne und Mond sind.

Dieses wunderbare unendliche Licht ist im Herzen jedes Menschen eingeschlossen. Hridaya ist die Höhle des inneren geistigen Herzens im Menschen. Dort ist Gott anwesend. Dieses Licht im Herzen ist das gleiche Licht, das auch in den Herzen aller Wesen ist.

25. Tag

Bedenke, welch erstaunliches Licht selbst in der dunklen Kraft wohnt, die unser Gemüt ist:

Alles ist dunkel, ein Mensch schläft. Plötzlich träumt er, dass er in einer Stadt spazierengeht und alles in helles Sonnenlicht getaucht ist. Woher kommt dieses Sonnenlicht? – Es stammt aus dem Licht, das im träumenden Bewusstsein enthalten ist. In diesem Bewusstsein ist ein Licht, das die Nacht zum Tag machen kann, und solange die Traum-Erfahrung währt, ist sie so wirklich wie eine Erfahrung im Wachzustand.

Wenn das Traumbewusstsein schon fähig ist, Licht zu erschaffen, welche kreative Kraft muss dann erst das Licht im innersten Bewusstsein besitzen!

Das Wesen Gottes selbst ist Licht. Es ist ein allschöpferisches Licht, ein Licht, das Intelligenz und Bewusstsein ist; und wo Intelligenz und Bewusstsein sind, da sind auch Freude und Glück. Deshalb ist Gott auch Glückseligkeit.

26. Tag

Erwirb zuerst Wissen über Gott. Dann denke über das, was du weißt, nach.

Sei es im Zug oder auf der Strasse, lass einen Teil deiner Gedanken beim Göttlichen verweilen.

Wenn du allein bist, dann meditiere über das Wesen des Göttlichen. Sei auf diese Weise ständig mit dem Wesen, mit all den Eigenschaften Gottes beschäftigt und in sie vertieft, dann wird – nach einer längeren Zeit der Übung, wenn du große Reinheit erlangt hast – eine totale Transformation deines inneren Wesens einsetzen, und nach einer Umformung des Gemüts in das Wesen Gottes wirst du Gott erkennen.

27. Tag

Wenn unser inneres Bewusstsein diszipliniert ist, wird es so sensitiv, dass es sich ins Wesen des Göttlichen hinein auflöst. Es beginnt zu sehen, was für körperliche Augen nicht sichtbar ist; es beginnt zu hören, was für körperliche Ohren nicht hörbar ist.

Solche Erfahrungen sind eine Freude in sich selbst. Verglichen mit ihnen sind die sinnlichen Freuden der Welt nur ein dummes, erniedrigendes Vergnügen.

Wir müssen also in unserem Kopf und Bewusstsein die Wahrheit des Göttlichen tragen. Tag für Tag erhalten wir dann eine Erkenntnis, die ohne Ende ist, eine Freude, die unabhängig vom Körper, von der Zeit, vom Raum und den Umständen ist.


28. Tag

Die innerliche Wirklichkeit oder Wahrheit scheint farblos zu sein – ein Nichts! Versetze dich in den Tiefschlafzustand – was siehst du da? – Ein farbloses Nichts! Aus diesem farb- und formlosen Nichts entsteht eine ganze Welt, viele Welten, endlose Welten – es ist endloses Licht, das all diese Welten mit Licht erfüllt.

Jene, die diese grenzenlose Stille der farblosen Wahrheit erkennen, empfinden sie als das Licht der Lichter. Die Farbe dieses Lichts ist golden. Die goldene Farbe ist die Farbe der Wahrheit, der Wirklichkeit. Gottes Farbe ist die goldene Farbe.

Sobald dieses Nichts als Bewusstsein aktiv wird, ist alles Licht und Farbe und Sonnenschein – ewig, herrlich, wunderbar, voller Freude, alles Leben erfüllend.

29. Tag

Im Tiefschlaf gibt es keine Wünsche mehr. Dort sind alle Wünsche erfüllt. Alles wird dort erreicht, es ist ein – zwar unbewusster – Zustand der Vollkommenheit.

Sobald man Gott erfährt, sind alle Bedürfnisse des Herzens erfüllt. Die Wirklichkeit ist grenzenlose, wahre Liebe. Dort braucht und sucht man keine Liebe mehr.

Bist du je einem Mystiker begegnet, der Liebe bei einem Menschen gesucht hat? – So einen Mystiker gibt es nicht!

Er wird ja dort, in der Wahrheit, selbst zur Liebe; er wird selbst grenzenlose und unendliche Liebe. Und in dieser Liebe fallen alle Bedürfnisse, Wünsche, Ängste und Gegensätze weg.


30. Tag

Die Wahrheit ist die einzige wirkliche Kraft.

In ihr ist keine Schwäche.

Es gibt gewaltige Kräfte in der Natur, die den Menschen erniedrigen und vernichten können. Aber diese Kräfte sind keine wirklichen Kräfte, denn sie können die Seele des Menschen nicht berühren; sie haben keinen Zugang zur Seele.

Atomkraft, Elektrizität oder Feuer können den Körper verbrennen, die Seele aber bleibt unberührt.

Das Haus, das ja im Raum steht, kann verbrannt werden, nicht aber der Raum selbst. Subtiler noch als der Raum ist die Wahrheit in deiner Seele. Keine Kraft kann sie berühren.

Wenn du das weißt, erfährst, wahrnimmst, wirst du dein ganzes Leben lang nicht mehr weinen.


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April 2016

Monatliche Zeitschrift, Jahrgang 41, Nr. 474

Herausgeber: Omkarananda Ashram

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