Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

April 2019

Kalender Jan2000



1. Tag

Das ureigentliche Wesen der Wahrheit ist Schweigen.

Schweigen ist die ursprüngliche Quelle aller Offenbarungen. Schweigen ist der ewige Hintergrund, auf den die kosmische Manifestation projiziert ist. Schweigen ist der eigentliche Hintergrund hinter allen Lauten und allem Lärm. Schweigen ist das Geschenk einer tiefen inneren Erfahrung der Wahrheit. Lasst uns daher versuchen, die Wahrheit in der großartigsten Weise zu erfahren.

Verwirf dieses große Privileg nicht, das göttliche Schweigen zu erfahren und zum Ausdruck zu bringen.



2. Tag

Das zentrale Ich-Bewusstsein, das Selbst, kann die aufsteigenden Gedanken beobachten.

Ob die Gedanken gut oder schlecht sind, berührt dieses beobachtende Bewusstsein nicht. Auch Gefühle und Emotionen können das Selbst nicht berühren. Das Selbst in uns kann aus diesem Grund kein Gedankenphänomen oder Teil der Psyche sein.

Nichts kann das Selbst berühren. Es ist das absolute eine und einzige Sein.


3. Tag

Das Selbst ist jenes Bewusstsein in uns, das getrennt ist von Gedanken und Gefühlen, über ihnen steht und Gedanken und Gefühle beobachtet, jedoch seinerseits von nichts beobachtet oder wahrgenommen werden kann.

Gefühle und Gedanken haben Anfang und Ende, Geburt und Tod, während das göttliche Selbst, das göttliche Prinzip in uns, geburt- und todlos ist. Es ist der unbeobachtete Beobachter und der Beobachter auch unseres beobachtenden Bewusst seins, es ist das bezeugende Ich-Bewusstsein und der Urgrund all unseres Erkennens und Erfahrens.

Es ist vollkommen rein, weil es nicht einbezogen ist in unsere Aktivitäten, unsere Verfehlungen und Unvollkommenheiten. Es ist ewig und göttlich.


4. Tag

Dieses unveränderliche Bewusstsein in uns – das immerwährende Selbst – ist das wesentliche Sein des Menschen, das ewige Subjekt.

Es ist der Urgrund, dem jeder Akt der Erkenntnis entspringt und der jedes Organ und jede Fähigkeit mit Leben und Kraft speist.

Es ist die unvergängliche, unsterbliche Wahrheit in einem vergänglichen, sterblichen Körper.

Das Unveränderliche ist die Wahrheit, nicht das Veränderliche.



5. Tag

Nicht das, was als Gegensatz einem anderen gegenübersteht, ist unser wahres Selbst, sondern das Eine, das kein Zweites neben sich hat.

Dieses Selbst ist unbeschreiblich, absolut, allvollkommen, eins und identisch mit dem Göttlichen.

In Wahrheit sind wir dieses Selbst! Das müssen wir erkennen. Erkennen wir es!

Wir haben sodann keine Sorgen und Ängste mehr, und der Tod verliert seine Bedeutung für uns.

Das ist die Erfüllung und Erlösung des Lebens.

Dieses Selbst ist das „Ich bin“ in jedem Menschen.


6. Tag

Wenn unser Gemüt still, rein und leuchtend geworden ist, sieht das Selbst in uns sich selbst, erkennt sich selbst.

Das ist Selbsterkenntnis oder Selbstverwirklichung.

Erkennen ist auch Sein.

Es ist die einzige, wahre und direkte Erkenntnis, und alles andere folgt daraus.

Es ist die Voraussetzung aller anderen Erkenntnis. In allem Gewahrsein ist das Ich als Grundlage inbegriffen.

Direkte Erfahrung – unmittelbares intuitives Erfassen – ist der letzte Urgrund aller Beweise.



7. Tag

Es ist ein Ich in uns, das egoistisch und persönlich ist, das diesen oder jenen Namen trägt und der Erfahrung von Schmerz und Freude, Lob und Tadel, Gut und Böse unterliegt. Es ist verwickelt und mit einbezogen in alle Begebenheiten des Lebens und identifiziert sich mit ihnen.

Sodann ist da ein anderes Ich, welches das wahre Ich ist, das in nichts einbezogen ist und von allem unberührt bleibt. Das ist unser eigentliches Selbst. Es ist das Licht in unserem Bewusstsein, das Glück in unserer Seele, die Essenz unserer Existenz. Es kann nicht von uns getrennt werden. Wir selbst sind in unserem tiefsten Wesensgrund diese unveränderliche Wirklichkeit, diese Gottheit.

8. Tag

Nicht einmal der Tod kann uns vom Göttlichen trennen. Unser göttliches Selbst ist absolut rein und ewig. Es ist unendliche Freude, Macht, Friede, Erkenntnis sowie ein grenzenloses Licht, das Schönheit ist.

Dieses Selbst – das Ich in uns – ist Gott.

Es ist die wahre Person in jedermann. Es ist das ewig Bleibende unseres inneren Bewusstseins.

9. Tag 

Unsere Kindheit und Jugend sind vergangen, doch immer war das Ich-Bewusstsein gegenwärtig, das nicht altert mit fortschreitendem Alter und sich nicht verändert mit sich verändernden Umständen.

Dieses Ich-Bewusstsein ist die Grundlage des Erkennens von Vergangenheit und Gegenwart.

Es ist beständig und unzerstörbar. Es sah den Kosmos ins Dasein treten, und es wird auch das Ende des Kosmos beobachten. Es beobachtet die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. In diesem Bewusstsein ist alles ein „Hier und Jetzt“. Weder Raum noch Zeit sind in ihm, obwohl es alle Ordnungen von Raum und Zeit sowie sämtliche Aktivitäten in sich enthält.

10. Tag

Das „Ich bin“ ist und wird immer sein. Es ist formlos, zeitlos, raumlos, ewig; es ist vollkommene Fülle, erkennt sich selbst und erkennt alles; es ist sein eigener Zeuge und Zeuge aller Dinge; es ist das reine, aus sich selbst leuchtende, sich selbst enthaltende, unsterbliche Prinzip.

Es ist das Königreich des Himmels in uns. Darum verlangt jeder, der um Gotterfahrung ringt, auch nach Erfahrung des Selbst, denn das Selbst ist Gott und Gott ist das Selbst.

Zu dieser Erfahrung müssen wir mit Hilfe der Gnade Gottes gelangen.

Das ist das Ziel der Evolution.

11. Tag

Gott mit seinen tausend Herzen

hat sich in dein Herz hineinbegeben,

Er hat das absolute Wissen,

dass Er in allem und jedem ist.

Er hat seine Schöpfung mit allen Wundern

seines Seins und Bewusstseins durchtränkt

und hat jeden Punkt der Schöpfung mit seiner

Allwissenheit und Allmacht aufgeladen.


12. Tag

Am besten, man legt alles in die Hand des Göttlichen, das allbarmherzig ist, alles weiß und für alles auf die beste Art und Weise sorgt.


13. Tag

Der beste Pfad ist der Pfad der Liebe zu Gott und das ununterbrochene Vergegenwärtigen der Anwesenheit Gottes.

Wenn du diesem Pfad folgst, wird sich göttliche Erkenntnis von selbst einstellen.

Aber wenn du nicht auf diesem Pfad wandelst, wird dir auch der Pfad der Erkenntnis nicht weiterhelfen.

Weit davon entfernt, dir eine Hilfe zu sein, wird er dir eher noch schaden.



14. Tag

Was ist für das menschliche Individuum am wichtigsten? – Kontakt mit Gott auf die eine oder andere Art und Weise. Und wie können wir diesen Kontakt herstellen? – Nur indem wir uns nach Gott sehnen und Ihn lieben; nur indem wir Gottes Gegenwart fühlen, Gutes tun, gute Gefühle pflegen und göttliche Gedanken unterhalten, allen Wesen Wohlergehen wünschen, immer an Gott denken und seinen Namen wiederholen.

Durch all das schreiten wir schnell auf dem Pfad zu Gott voran, und die menschlichen Fesseln zerreißen.

15. Tag

Jesus sagt, dass jene, die reinen Herzens sind, Gott schauen werden.

Dies geschieht tatsächlich, wenn das Herz rein ist.

Durch die Wiederholung eines Mantras wird das Herz rein, und andererseits hört die allhörende Gottheit das Mantra und antwortet darauf höchst ruhig und unsichtbar; vielleicht auf eine Weise, die nicht sogleich erkennbar ist.

16. Tag

Erkenntnis ist Licht. Die Seele, die sich im Tiefschlaf als Frieden, Freude, Stille und Zeitlosigkeit kundtut, ist in Wirklichkeit Licht. Du kannst dieses Licht nicht wahrnehmen, weil du im Tiefschlaf in völliger Finsternis in deine Seele eingehst. Wenn Herz und Gemüt ganz rein sind, wenn alle menschlichen Eigenschaften aufgegeben sind, dann hast du auch die Fähigkeit, das zu sehen, was du im Tiefschlaf nicht sehen kannst – und das ist, dass du dein eigenes inneres Wesen als Licht erkennst.

Du erkennst klar, dass der Mensch eine Sonne göttlichen Wissens, der göttlichen Wirklichkeit, eine Sonne des ewigen Lebens ist.

17. Tag

Göttliche Erkenntnis – das ist wahres Wissen, das ist wahre Wissenschaft.

Die Wissenschaft der Raum-Zeit-Welt, die Wissenschaft, wie wir sie kennen, ändert sich von Tag zu Tag.

Doch göttliche Erkenntnis ändert sich nie. Sie ist als das Licht der unendlichen Wahrheit, der unendlichen Intelligenz immer dieselbe.

Göttliche Erkenntnis ist Wissen in Bezug auf das, was unsterblich und ewig ist im Menschen. Sie ist eine Emanation der inneren Wirklichkeit und Wahrheit, des göttlichen Bewusstseins und Seins im Menschen.


18. Tag

Das Wissen, das die täglichen Nachrichten verkünden, ist flüchtig. Morgen ist alles schon wieder ganz anders.

Alle Informationen der Welt sind schnell vergänglich und bald wieder überholt.

Auch die Erkenntnisse der Wissenschaften sind bald wieder überholt – alles wird alt und ungültig.

Aber das Wissen, das wir auf dem spirituellen Pfad zu erwerben suchen, ist immer da, es ist unveränderliches, vollkommenes, allumfassendes, unabhängiges Wissen, ein Wissen, das aus der Seele unserer Seele fließt.

Wir verehren dieses Wissen. Wissen ist ein Wert für uns. Wahres Wissen ist ein großer, unersetzlicher Wert.

19. Tag

Die Leute in der Welt legen großen Wert auf sinnliche Dinge, auf Geld, Auto, Haus, Essen und vieles mehr.

Diese Dinge mögen notwendig sein für das tägliche Leben, das ist richtig. Aber wir legen Wert auf wahres Wissen und wahre Liebe, Selbstlosigkeit und unermüdliche Arbeit zum Wohle anderer.

Auf diese Weise erbauen wir ein Paradies.

Wir legen Wert auf Güte, Charakter, Kultur. Und Kultur ist eine Folge des Besitzes von wahrem Wissen.

Kultur entströmt dem Herzen von selbst, wenn Weisheit und höheres Wissen darin sind.

Dein Charakter, dein Benehmen und Verhalten ist dann im Einklang mit dem Wesen des Göttlichen.

20. Tag

Wissen gibt dir Kraft. Wissen gibt dir ein innerliches Auge. Man nennt es symbolisch das „Dritte Auge“, weil alles Wissen, alle Erkenntnis aus diesem Auge, dem Chakra zwischen den Augenbrauen, kommt.

Wissen ist auch eine Persönlichkeit mit Augen und Ohren – es ist nichts anderes als Gott selbst.

Und Gott hat seine Augen überall – überall im Raum, in der Natur, im Wind, in den Bäumen.

Er sieht dich von überall her, von innen und von außen.

Er ist überall gegenwärtig als liebende, beschützende Kraft, als unendliche Güte – und aus dieser Güte stammst du.

Deine Heimat ist dort im Herzen Gottes, nicht in der Welt.


21. Tag

Alles, was der Mensch normalerweise über sich selbst weiß, ist sehr irreführend. Sein Wissen von sich selbst ist falsch und ist, in Bezug auf wahres, höheres Wissen, Nichtwissen oder Unwissenheit.

Der Mensch kennt nichts als seinen Körper, seine Umgebung, seine Bedürfnisse, seinen Besitz, seine Gedanken und Gefühle, und er macht eine Wissenschaft aus seinen Gedanken und Gefühlen, die Psychologie, aber das ist alles nichts als Finsternis und Unwissenheit.

Das wahre Wissen öffnet unser innerliches Auge und zeigt uns, wer wir sind.

22. Tag

Das Göttliche ist hier und jetzt anwesend und unter allen Umständen lebendig. Es ist in allen Lebenslagen zugegen.

Es ist immer da, von Angesicht zu Angesicht.

Ohne Es können wir nicht atmen, denken, fühlen oder existieren. Es ist die Energie aller Energien, das Licht aller Lichter, das Auge unserer Augen, das Ohr unserer Ohren, die Quelle allen Wissens und das Fundament all unserer Erfahrungen.



23. Tag

Der wahre Gottsucher weiß, dass der lebendige, allsehende Gott hier ist, dass Er wirklicher ist als sein eigener Körper und die Luft, die ihn umgibt; dass Er hier, in der Mitte seines Seins als Seele seiner Seele, als Atem seines Atems, als Herz seines Herzens anwesend ist.


24. Tag

Der normale Mensch ist so sehr eingefangen, wird so völlig verschlungen von den empirischen, materiellen, psychologischen und emotionalen Erfahrungen, er verliert sich so sehr in den Begrenzungen des Gemüts und der Sinne, wird von diesen Erfahrungen so völlig dominiert, dass er funktionell getrennt von der inneren Wirklichkeit lebt und somit nicht erkennt, dass er in Wirklichkeit vom strahlenden, unendlichen Licht der Intelligenz und Weisheit – dem Geist Gottes in sich selbst – erhalten wird.

25. Tag

Wie die dunklen Wolken die strahlende Sonne verhüllen, so verhüllen die seine äußere Persönlichkeit bildenden sinnlichen, psychologischen und physischen Erfahrungen des Menschen das strahlende Licht des göttlichen Geistes in seinem Inneren.

In diesem Zustand ist er funktionell und seiner Erfahrung nach von der Gottheit – seinem wahren göttlichen Selbst – abgeschnitten.

Dieser Zustand ist der Zustand der Sünde, die nichts anderes ist als Unvollkommenheit und Unwissenheit.

Das ganze menschliche Leben wird dominiert von diesem Zustand der Unwissenheit. Daraus erwachsen die Probleme, Verwirrungen und Rätsel, denen wir im täglichen Leben ausgeliefert sind.

26. Tag

Die Befreiung von den Begrenzungen des menschlichen Zustands liegt in der Rückkehr zu unserer wesentlichen Natur, das heißt zur Vollkommenheit unseres göttlichen Wesens – mit anderen Worten:

Die Befreiung besteht darin, Kontakt mit dem Göttlichen aufzunehmen, Es zu erkennen, in Ihm zu leben, und zwar noch während wir auf Erden in dieser physischen Gestalt leben und tätig sind.

27. Tag

Die nötigen Fähigkeiten, mit deren Hilfe wir uns aus der Gefangenschaft unserer Begrenzungen und Schwächen befreien können, sind schon in uns angelegt. Unsere Erlösung gründet sich in unserer Fähigkeit zur Selbsttranszendenz.

In der ganzen Schöpfung erfreut sich allein der Mensch dieser Fähigkeit, sich selbst und die Welt zu transzendieren.


28. Tag

Vernunft ist nur eine der vielen Fähigkeiten, mit denen der Mensch begabt ist. Es befinden sich auch Fähigkeiten des höheren Bewusstseins in ihm, die in Funktion treten, wenn die Vernunft diszipliniert, geläutert und von all ihren Unvollkommenheiten und Begrenzungen befreit ist, wenn als Ergebnis des Umwandlungsprozesses seiner rohen und niederen Natur durch die Disziplin der Liebe und der Hingabe an höhere Werte und Ideale innere Reinheit erlangt wird.

Dann erst können die Fähigkeiten des höheren Bewusstseins unmittelbar zum Ausdruck kommen.

29. Tag

Die innere Natur bedarf großer, ja enorm großer Vorbereitungen, um für den Empfang der göttlichen Gnade bereit zu sein, haben wir doch die Dunkelheit und den Einfluss von Jahrmillionen animalischen, niederen Lebens hinter uns.

Alle niederen Tendenzen unserer Natur müssen emporgehoben, umgewandelt, verändert und in das Licht des Göttlichen verwandelt werden, bevor die höheren Fähigkeiten des Gottbewusstseins zur spontanen Wirkung gelangen können.


30. Tag

Das transzendente Prinzip in uns – das göttliche Selbst – ist das Geheimnis unserer Erlösung und unserer Befreiung.

Es lässt den Menschen nicht ruhen und mit nichts im Reich der Dualität von Zeit und Raum zufrieden sein.

Was des Menschen Seele ersehnt, ist Zeitlosigkeit und Raumlosigkeit – unendliche Freiheit.



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April 2019

Monatliche Zeitschrift, Jahrgang 44, Nr. 510

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