Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Juni 2004

Kalender Jan2000



1. Tag

Vernunft, Intelligenz, logisches Denken sagen dir klar und deutlich: Gott ist Sein. Das ist auch die Aussage religiöser Erfahrung. Das ist die Aussage höchster Intuition in Wissenschaft und Religion, in Ethik und Kunst.

Der Gipfel der Unvernunft ist es zu fragen, ob es Gott gibt. Sein lässt sich nicht leugnen. Wer fragt, ob Gott existiert, beweist allein durch sein Fragen, dass Gott als Sein schon da war: Der Fragende muss ja existieren, um eine Frage stellen zu können. Und eben diese Existenz ist Gott. Allein durch den Umstand, dass eine Frage gestellt, eine Behauptung aufgestellt oder die Existenz Gottes geleugnet wird, wird das Sein als solches schon vorausgesetzt. Die Frage: "Existiert Gott?" oder die Feststellung: "Ich glaube nicht an Gott" beweist allein schon hinreichend die Existenz Gottes. Du glaubst an Gott, wenn du behauptest, du glaubtest nicht an Gott. Denn was gibt dir die Fähigkeit zu sagen, es gäbe Gott oder es gäbe Ihn nicht? Es ist gerade die Kraft Gottes, die Gegenwart Gottes, die als dein eigenes Sein in dir anwesend sind. Sein - oder Existenz - ist die Grundlage, die nicht hinwegzudenkende Basis jeder Aussage. Somit ist Sein auch das Fundament der Vollkommenheit.

2. Tag

Gibst du zu, dass Leben in dir ist, dass du lebst? - Du wirst nicht anders können! Es ist das Leben, das dich befähigt zu fühlen, zu denken, zu verstehen, auf die Umwelt zu reagieren. Es ist das Leben in dir, das dich befähigt, die Außenwelt zu erfahren. Es ist das Leben in dir, das die Grundlage deiner Intelligenz ist - die Grundlage aller Intelligenz im universellen Ganzen.

Das Leben in dir ist die Grundlage der Intelligenz, die die Frage stellt: "Was ist das?" - Eine Blume. "Was ist das?" - Ein Tisch.

Diese Intelligenz lässt dich unterscheiden, lässt dich Unterschiede zwischen verschiedenen Dingen und Zuständen erkennen. Wie kann man zwischen einem Tisch und einer Blume unterscheiden? - Wenn kein Leben in dir wäre, könntest du überhaupt nichts erkennen, nichts unterscheiden. Ein toter Körper unterscheidet nicht, fühlt nicht, fragt nicht, stellt keine Behauptungen auf.

 

3. Tag

Es gibt verschiedene Arten von Leben in dir: Da ist einmal das biologische oder physiologische Leben - das Leben deiner Nerven, deines Blutes, das Leben der Körperzellen und so weiter, sodann das Leben deiner Gedanken und Gefühle, ferner das psychische Leben - das Leben der Seele in dir und schließlich das Leben des Lebens, das allem zugrundeliegende Sein. Es ist dieses fundamentale, namen- und formlose Sein, welches wir im Tiefschlaf berühren.

Dieses Sein ist Gott. Kein Mensch kann sein und denken ohne Gott, atmen ohne Gott, hören ohne Gott, essen ohne Gott; keine Erfahrung der Welt ist möglich ohne Gott. Die Frage zu stellen, ob Gott existiert, ist also wirklich der Gipfel der Unvernunft. Vom Standpunkt der Vernunft ist es äußerste menschliche Blindheit zu fragen, ob Gott existiert.

Gott existiert nicht, Er ist Existenz.

4. Tag

Ist es dir klar, dass Leben die Voraussetzung ist, um die Umwelt sehen, fühlen, ein Ding vom anderen unterscheiden, denken und hören zu können?

Leben ist die Voraussetzung und die Grundlage aller Aktivitäten. So ist die bloße Frage: "Gibt es einen Gott?" schon ein Beweis dafür, dass Leben vorhanden ist - ganz einfach weil ohne Leben diese Frage nicht gestellt werden kann.

Und dieses Leben ist Gott selbst. Leben an sich ist vollkommen.

5. Tag

Nichts, was ist, ist ohne Bewusstsein. In jedem Tier, in jeder Blume ist Bewusstsein. Auch eine Blume empfindet: Deine Gedanken und Gefühle beeinflussen das Leben von Blumen und anderen Pflanzen. Nicht nur die Luftverschmutzung zerstört die Natur, sondern auch die negativen Gedanken und Gefühle der Menschen tragen zum Tod der Natur bei. Deine Gegenwart wirkt auf alles in der Natur, und alles in der Natur wirkt auf dich. Alles hat einen Einfluss auf dich, und du hast einen Einfluss auf alles in der Welt. Deine guten Gedanken und Gefühle, deine guten Handlungen nützen der Menschheit und der Natur. Es findet eine gegenseitige Beeinflussung statt. Grund dafür ist das eine Leben in allen Wesen und Dingen.

Das Leben, das im Baum ist, ist mein Leben, ist ein Teil von mir. Das Sein als solches stirbt nicht im sterbenden Baum, und deshalb bin ich nicht unglücklich, wenn der Baum stirbt; auch nicht, wenn mein eigener Körper stirbt. Ich bleibe glücklich, auch wenn mein Körper stirbt, weil ich weiß: "Das, was da stirbt bin ich nicht". Es ist nicht mein wahres Sein, mein Bewusstsein, das da stirbt. Es ist nicht die Wirklichkeit, die ich im Tiefschlaf berühre, die da stirbt, aus der ich auch ganz bewusst mein Glück ableite.

6. Tag

Gott ist überall. Alle Formen sind seine Formen, alle Energien sind Manifestationen seiner Kraft.

Jede Aktivität ist ein Ausdruck von Gottes Energie und Macht, eine Manifestation Gottes in Gott, für Gott, zur Ehre Gottes.

7. Tag

Das Sein, das vor Millionen von Jahren war, ist auch in mir, in allen anderen, überall.

Der unermessliche Raum und die anfang- und endlose Zeit sind in diesem Sein, werden von ihm erhalten, sind von ihm unzertrennlich.

Sein ist Gott. Überall ist Sein zugegen als die grundlegende Essenz in allen Dingen, und dieses Sein ist Bewusstsein, es trägt alle Farben in sich, alle Sprachen, alle Musik, alle Kunst und alles Übrige.

8. Tag

Angenommen du schläfst und bist in den Frieden des reinen Seins eingetaucht. Ohne irgendeinen Grund, ohne äußeren Anlass hast du Frieden in deiner Seele. Du brauchst nichts dazu, nicht die Musik von Beethoven oder die Bilder des Malers van Gogh. Dieser Frieden und dieses Glück des Seins ist das Glück und der Frieden des Bewusstseins, das Gott selbst ist. Gott schließt alle Möglichkeiten in sich ein.

 

Nehmen wir an, du gehst vom Tiefschlafzustand in den Traumzustand über und träumst, die ganze Welt stehe in Flammen. Du erschrickst und wachst auf. Wer hat das Feuer in deinem Traum erschaffen? Woher war es gekommen? - Aus deinem Bewusstsein.

9. Tag

Das Bewusstsein selbst ist Licht. Du siehst deine Traumschöpfungen im Licht des Bewusstseins. Du hast all die Fähigkeiten Gottes in dir. Wie Gott, der die geheimnisvollen, wunderbaren Universen mit ihren zahllosen Milchstraßensystemen erschuf, erschaffst du im Traumzustand deine eigenen Galaxien. Wenn du dein Einssein mit Gott erkannt hast, hast du teil an Gottes Fähigkeiten und Aktivitäten, du wirst zum Herzen und zur Seele Gottes, und Gott wird zu deinem Herzen und deiner Seele; du beginnst, die entsprechenden Funktionen im Kosmos auszuüben.

10. Tag

Im Sein bist du eins mit Gott, nicht aber in Gedanken und Gefühlen, nicht körperlich, nicht in der Materie, nicht in deinen Erfahrungen, nicht in deinen äußeren Fähigkeiten und Zuständen. In deiner inneren Existenz aber bist du eins mit Gott, ewig eins mit Gott, und aufgrund dieser Tatsache hast du auch die Möglichkeit, Gott zu erfahren.

Erwache und sei klug! Denke tief nach, wende deine ganze Vernunft an, analysiere die Erfahrungen des Lebens, berühre das Sein in dir und du berührst Gott!

11. Tag

Du bist ein Licht und ein Tempel Gottes und der Boden unter deinen Füßen ist heilig. Die wahre Freude und der wahre König ist das Sein, die Existenz in dir, voll von einem Glück und Frieden, die aus sich selbst entspringen. Es ist ein von allem unabhängiges Glück, ein von allem unabhängiger Frieden. Sie sind durch nichts Äußeres bedingt. Weil sie total unabhängig sind, kann man auch vom Glück und Frieden der Entsagung sprechen. Denn um dieses Glück, um diesen Frieden zu genießen, muss man allem anderen zuvor entsagen. Um in den Tiefschlaf hineinzusinken, musst du zuerst alles vergessen, dich innerlich von allem lösen, alle Gedanken und allen Aufruhr von Gefühlen zurücklassen. Dann erst kannst du in den Schlaf hineinsinken, grenzenlosen Frieden und ein Glück erfahren, das höher zu bewerten ist als irgendein Glück, das über die Sinne erreicht werden kann. Es ist ja nicht ein Glück, das nur im Tiefschlaf zu erlangen wäre. Es ist ein Glück, das unter allen Umständen, auch im Wachzustand erfahren werden kann. Es ist ein Glück, das in bewusster Einheit und Beziehung mit dem Sein erreichbar ist, dem Sein, das in allen ist, dem Sein, das Gott ist.

 

12. Tag

Mein Frieden ist ein Frieden, der aus der Erfahrung Gottes kommt, ein Frieden, der in der Erkenntnis der Wirklichkeit und Existenz verwurzelt ist, ein Frieden und ein Glück, das aus unendlichen Perspektiven geboren ist. So lange ich in dem Bewusstsein verwurzelt bin, dass ich ewige Existenz, unermesslicher Frieden, unbegrenztes Glück bin, ein wunderwirkender Mittelpunkt des Bewusstseins, unbegrenztes Bewusstsein, alterslos, zeitlos, ganz Fülle und Vollkommenheit, bin ich Glück und Frieden. Mein Frieden kennt keine Grenzen, ebensowenig meine Erkenntnis. Ich habe endlose Erkenntnis, direkt aus den Quellen des Bewusstseins.

Sobald aber das Gefühl in mir aufkäme, ich wäre der Körper, ein Mann, der dieses und jenes braucht, wäre ich ein Sünder, ein begrenzter Mensch, ein Mensch wie andere, auch wenn ich der gebildetste, gelehrteste und edelste Professor oder Philosoph wäre: Ich wäre ein echter Narr.

13. Tag

Mein Glück ist unbegrenzt, abgeleitet von meiner ständigen Vereinigung und Verbindung mit Gott, mit dem Sein, mit der Quelle des Bewusstseins. Ich lebe nicht als dieser Körper mit seinen Bedürfnissen, unter seinen Bedingungen, sondern ich lebe tagtäglich und stündlich - auch während ich mit dir spreche, auch wenn ich umhergehe oder bade, esse oder schlafe - in diesem Bewusstsein und aus diesem Bewusstsein.

Immer, zu jeder Zeit lebe ich aus diesem Sein, das unbegrenzt, ewig, unsterblich und unzerstörbar ist. Was also bin ich? - Unzerstörbarer Reichtum. Was ist mein Leben? - Ewiges Leben. Was ist mein Glück? - Von allem unabhängiges Glück. Ich brauche nichts zu meinem Glück, brauche nicht die Freuden der Sinne für mein Glück. Mein Glück ist von allem unabhängig, im Schlafen und Wachen. Ich habe keine Biographie, denn ich bin Sein, ich bin zeitlos. Ich war, bin und werde immer sein. Ich bin OM. Ich bin Omkara. Ich bin Existenz und Bewusstsein. Ich bin Ton, ich bin Licht. Ton, Licht, Bewusstsein, Existenz, Glück, Frieden, Wahrheit, Christus, die Göttliche Mutter - sie alle sind ein und dasselbe: die Energie in allen Energien, eine wunderbare Energie. Es ist eine Unendlichkeit der Vollkommenheit.

14. Tag

Wenn ich meinem Bewusstsein nach in diesem Raum-Zeit-Universum lebe, bin ich ein Sünder. Wenn ich Gott nicht sehe, während ich die Bäume betrachte, bin ich ein Sünder, einer unter vielen Menschen. Wenn ich nicht in Gott - im ewigen Entzücken, das Gott ist - verwurzelt bin, wenn ich nicht mit Gott spreche, Ihn berühre, mit Ihm spiele, dann bin ich zum Unglücklichsein verurteilt, vermischt vielleicht mit ein wenig Vergnügen; bin zur Unwissenheit verurteilt, vermischt mit ein wenig menschlichem Erkennen; bin zu Freude und Schmerz, zur Erfahrung von Gut und Böse gezwungen.

Meine Botschaft an dich ist: Wie du im Tiefschlaf in Gott versinkst und dort ein Glück und einen Frieden findest, die nichts damit zu tun haben, ob du ein Mann oder eine Frau, schön oder hässlich, gut oder schlecht bist, so solltest du auch im Wachzustand das gleiche, von allem unabhängige Glück und denselben Frieden finden.

15. Tag

Während ich im Auto sitze oder auf der Schreibmaschine schreibe, ist mein Bewusstsein am gleichen Ort, wo dein Bewusstsein im Tiefschlaf verweilt.

Ich sehe alles und sehe doch nichts. Ich höre alles und höre doch nichts. Das ist der Zustand, in dem ich mich befinde. Ich bin nicht das, was meine physischen Sinne erfahren. Ich bin auch nicht beeinflusst durch die Erkenntnis, die der Verstand auf der Grundlage der Sinneserfahrung gewinnt. Eine solche Erkenntnis ist entstellt und sehr beschränkt.

Meine Erkenntnis leitet sich direkt vom Bewusstsein Gottes her, vom Sein, das Erkenntnismöglichkeiten besitzt, die dem Wesen Gottes angemessen sind.

16. Tag

Stelle dir vor, wie glücklich du wärest, wenn du das unbeschreibliche, unendliche Sein im Wachzustand berühren könntest!

In einem solchen Zustand befindet sich ein Mensch der Gotterfahrung immer: in einem Zustand des Friedens und Glücks.

Es ist eine Schande, einen Menschen der Gotterfahrung einen Sterblichen zu nennen: Tod, Leid und Irrtum unterworfen.

17. Tag

Ich habe keine Wünsche. Was kann ich von irgend etwas auf dieser Welt gewinnen? - Absolut nichts! Was gewinne ich, wenn ich in meinen mystischen Erfahrungen den größten Engeln begegne? - Nichts! Kein Engel, keine Macht Gottes, keine von all den Schöpfungen in der Vergangenheit, in der Gegenwart oder in der Zukunft, ob nun in der sichtbaren oder in der unsichtbaren Welt, könnte meinem Reichtum etwas hinzufügen, könnte auch nur ein klein wenig Freude der Freude, die ich habe, hinzufügen. Mein Frieden und mein Glück, meine Freude, meine Freiheit und mein Leben sind vollkommen. Ich lebe in vollkommener Fülle und brauche nichts von der Welt. Ich bin ein wahrer Sannyasin, ein wahrer Tyagaraja, ein König der Entsagung. Was hat mich zum König gemacht? - Totale Unabhängigkeit von Raum und Zeit, totale Unabhängigkeit vom Körper, auch wenn ich in einem Körper lebe; völlige Unabhängigkeit von allen Lebensumständen, obschon ich mitten in den Umständen des Lebens stehe.

18. Tag

Welches Unglück könnte jemand dem Leben Swamis zufügen? Welche Freude könnte jemand ihm schenken? - Weder das eine noch das andere ist möglich. Swami ist ein toter Mann - doch gleichzeitig der eine Lebendige.

Gott ist mein Beruf. Gott ist mein Essen. Gott ist mein Vergnügen. Gott ist mein Geld. Gott ist meine Frau. Gott ist meine Mutter. Gott ist mein Sohn, mein Großvater - oder auch nichts. Gott ist nichts, ich bin nichts - oder ich bin überall, Gott ist überall. Ich habe keinen Namen, keine Form, keine Bedürfnisse, keine Wünsche - nichts.

Schau, so eine Glückseligkeit liegt in deinen Händen. Jeder Mensch ist höchst gesegnet, insofern er um die Möglichkeiten des Göttlichen, die er in sich trägt, weiß.

19. Tag

Was sagen die tausend Seiten der Bibel? - Gott ist in dir. Gott hat dich erschaffen. Du bist nach Gottes Bild und Gleichnis gemacht. Du bist Gott selbst. Dein Leben ist ewig. Erkenne das ewige Leben!

Die Bibel sagt nicht: Du wirst sterben. Kein Mensch kann sterben. Was stirbt, ist Staub. Doch selbst der Staub stirbt nicht - nichts in der Natur stirbt. Sogar der Körper, nachdem er zerfallen ist, wird in andere Substanzen umgewandelt. Es herrscht eine ständige Umwandlung in der Natur. Da geht nichts zugrunde, es gibt keinen Verlust. Was zugrunde geht, wenn du stirbst, ist etwas anderes als du selbst. Du bist das einzig Unvergängliche in der ganzen vergänglichen Natur und im ganzen vergänglichen Universum. Alles stirbt, auch Zeit und Raum - alles, die ganze Schöpfung. Aber einer stirbt nicht: und das bist du. Du stirbst nicht!

20. Tag

Ich sterbe nicht - du stirbst nicht. Du bist Sein - ich bin Sein. Was ist die Natur des Seins? - Die Natur des Seins ist unbegreiflich, unfassbar. Kannst du genau sagen, was du im Tiefschlaf berührst? - Es ist unvorstellbar. Was du im Tiefschlaf berührst, liegt jenseits des Erkenntnisbereichs aller Wissenschaften. Kein Wissenschaftler der Gegenwart oder der Zukunft wird jemals in der Lage sein, etwas über die Natur des Seins auszusagen, so sehr sich die Wissenschaften auch entwickeln mögen. Auch deine eigene Vernunft, selbst wenn sie voll entfaltet ist, wird kein Wissen von diesem Sein erlangen können.

21. Tag

Gibt es denn überhaupt eine Möglichkeit, das unendliche Sein zu erkennen? - Ja. Es gibt eine Kraft des Seins, eine intuitive Fähigkeit, eine Selbstwahrnehmung des inneren Sein-Bewusstseins. Beide sind dasselbe: Sein und Bewusstsein. Es gibt eine wahrnehmende Kraft, eine Fähigkeit im Sein-Bewusstsein selbst: Diese Kraft zur Selbsterkenntnis schenkt dir das Wissen um die Natur des Seins. Tue alles, was du kannst, um diese Kraft zu erwerben. Bringe jedes Opfer, um diese unermessliche Quelle des Glücks und der Vollkommenheit, des Friedens, der Freude, des Lebens zu erlangen. Es ist das Ziel deines Lebens.

22. Tag

Das Erdenleben gleicht einem Blitz auf der Bühne des Daseins. Was ist es, verglichen mit der Lebensdauer der Sterne, der Sonne oder des Mondes?

Dein Leben ist so kurz. Vergeude diese kostbare Gabe nicht, die Gott dir geschenkt hat. Alle Möglichkeiten, alle Segnungen, die Gott in die Hände Christi und der größten Heiligen legte, hat Er auch dir gegeben. Wenn du nicht das Beste aus deinem Leben machst, indem du ständig göttliche Gedanken und Gefühle hegst und alle Möglichkeiten entwickelst, die Gott in dich hineingelegt hat, dann ist das deine eigene Schuld.

Sieh all die wunderbaren Möglichkeiten, die in dir angelegt sind. Beurteile deine Würde und deinen Wert nicht nach äußeren Qualitäten, etwa nach deinem Aussehen oder deinem schönen Gesicht, das einmal runzelig wird; sondern beurteile deinen Wert nach dem Schatz, den du in deinem inneren Sein besitzt.

23. Tag

Es ist ein Bewusstsein von unendlicher Schöpferkraft in dir. Es ist das unendliche Sein in dir. Erfahre es bewusst und du wirst zum Heiligen, zum Weisen, zum wahren Gottmenschen, zu dem, was der Mensch in Wahrheit ist. Du wirst erfüllt sein von wahrer Vernunft, die in der Wirklichkeit ihren Ursprung hat. Und die Wirklichkeit ist voll Bewusstsein, Freude, Vollkommenheit, erfüllt mit allem Wunderbaren. Alle schönen Formen, die ein Künstler je ersinnen kann, sind in deinem Bewusstsein enthalten. Nichts ist jemals gestorben oder verschwunden. Alle Fähigkeiten eines Beethoven oder Mozart, eines Einstein oder eines Michelangelo sind in deinem Bewusstsein vorhanden. Die zehntausend Jahre alte indische Musik ist gegenwärtig in deinem Sein, in deiner Seele; auch die Musik der Sphären - die endlose Musik - erklingt in deiner Seele. Alle Formen vollkommener Musik sind da. Kein Musiker von Weltruhm, kein unsterblicher Musiker, kann eine Musik erschaffen, wie sie deine innere Existenz hervorbringt. Die Natur Gottes selbst ist Musik, ist Schönheit, Glück, Frieden, Freiheit, Licht, Kraft, eine mächtige Kraft ohne Grenzen, ohne Anfang und ohne Ende.

 

24. Tag

Du bist ein Geschöpf dieses wundervollen Seins, das Gott genannt wird. Geschähe nur eine kleine Berührung der Gnade, dein Herz würde nach der Erfahrung dieses wahren Vaters, dieser wahren Mutter verlangen.

Gott ist die Quelle von allem. Wir sind Kinder des Unsterblichen, leben im Unsterblichen und sind aus dem Unsterblichen geboren.

Erfahre die wunderbaren Schätze, die Gott dir gegeben hat.

Gott beobachtet, beschützt und liebt dich bedingungslos. Er tadelt dich nicht und braucht es auch nicht zu tun. Er ist unendliche Vollkommenheit, unendliche Reinheit.

25. Tag

Gottes Vollkommenheit ist überall. So wie du ein Ich und ein Sein hast, so hat auch der Raum sein Ich und sein Sein. Der Raum sagt "Ich bin", die Zeit sagt "Ich bin". Das Ich ist Existenz. Somit ist Existenz nicht nur in dir, sondern auch im Raum, in der Zeit, in den Dingen.

Weise reden mit Gott im Raum, mit Gott in der Zeit, mit Gott im Baum; unter allen Umständen reden sie mit Gott, auch mit Gott in seiner unbedingten Natur und Wesenheit. Das ist das Geheimnis, das Wunder aller Wunder, die Freude aller Freuden.

 

26. Tag

Gott, der unbegrenzt ist, wohnt in allem Begrenzten als das Unbegrenzte.

Er ist unbegrenzt selbst im Begrenzten. Er ist das Unbegrenzte auch im Begrenzten, so wie der Raum in deinen Ohren ohne Grenzen ist, weil er ja nicht nur hier, sondern überall ist.

Gott ist das Unbegrenzte im Begrenzten, das du als ein begrenztes Wesen bildest. So wie der Raum in Deinem Körper nicht durch den Körper begrenzt wird, sondern sich überallhin erstreckt und eins ist mit dem Raum im ganzen Weltall, so kann etwas Subtiles zugleich bedingt und unbedingt sein, wie etwa der subtile Raum.

Sein ist subtiler als Raum, und somit ist es nicht nur in deinem Körper, sondern auch außerhalb davon und überall.

27. Tag

Dieses ist Existenz und jenes ist Existenz, und da Existenz grenzenloses Glück und Freude ist, wandelt sich dein Leben, wenn du das erkennst. Dann bist du zwar immer noch ein Mensch und doch etwas anderes als ein Mensch. Auch wenn du dann noch einen menschlichen Körper trägst, eine menschliche Sprache sprichst, in menschlicher Umgebung lebst, bist du doch ein gottähnliches Wesen - ja, du bist ein Gott, und wie Gott bist du dann ohne Wünsche. Dein Vergnügen ist nicht mehr sinnlicher Art, sondern unabhängig, durch nichts begrenzt, von nichts abgeleitet, durch nichts bedingt oder vermittelt, sondern absolut unabhängig - wie dein Glück im Tiefschlaf.

 

28. Tag

Ein Psychologe oder sonst ein Wissenschaftler wird vielleicht den Schlafzustand als solchen für die Ursache des Glücks und Friedens halten. Die Ursache ist aber nicht der Schlafzustand, sondern der Kontakt deines Bewusstseins mit dem Sein im Schlafzustand. Der Schlafzustand befreit deinen Geist von allen Ablenkungen, hebt die Sinnestätigkeit auf und befähigt dein Bewusstsein, in das Sein hineinzusinken. Dort ist Glück und Frieden. Dieses Sein ist dein wahrer Name. Es ist allwunderbar schön. Hätte jede Frau nur ein wenig Gnade und Erleuchtung, ein wenig Ahnung davon, dass ihre Seele, das Sein in ihr, ihr wahres Wesen, ihr wahrer Körper voll unergründlicher, unbeschreiblicher Schönheit ist, einer Schönheit, die nie verwelkt, die nicht mit der Zeit vergeht, die nicht vom Alter berührt wird, die kein Feuer verbrennen kann, dann verlöre sie alle ihre Komplexe und Sorgen. Und das ist nur eine der vielen Segnungen der Erkenntnis des Bewusstseins, des Seins in dir!

Alle Ängste, Sorgen, Leiden und Probleme hören auf, sobald du Gott berührst, der das Herz deines Herzens, die Intelligenz deiner Intelligenz, das Sein deines Seins, das Wesen deines Wesens ist.

 

29. Tag

Unseren schlimmsten Feind - das Gemüt - können wir in unseren besten Freund verwandeln. Es ist ein universales Gefühl zu glauben, man habe selber recht, die anderen unrecht; man sei selbst gut, die anderen nicht so gut. Es ist ein universales Phänomen, dass man andere sterben sieht, ohne daran zu denken, dass man selbst auch einmal sterben wird. Jeder hat das Gefühl der Unsterblichkeit in sich. Darin zeigt sich die Natur Gottes im Menschen. In jedem von uns ist ein unsterbliches Sein, deshalb widersteht man dem Tod; niemand möchte sterben. Du versuchst, dem Tod auszuweichen, du verabscheust ihn, denn der Tod ist nicht natürlich für dich; du möchtest, dass dein Vater und deine Mutter ewig leben; du selbst möchtest für immer am Leben bleiben. Dieses Gefühl entspringt deiner wahren Natur, die die Natur Gottes ist - unsterblich und todlos.

30. Tag

Gott im Menschen ist unendliche Weisheit: Deshalb will auch der dümmste Mensch der Welt klug und intelligent sein. Auch der Dümmste gibt nicht zu, dass er dumm ist. Er will sogar noch klüger sein als der Kluge.

Du liebst Vollkommenheit, Schönheit, ewiges Leben. Diese sind für dich natürlich. Tod, Unwissenheit, Leiden, Krankheiten, Wünsche - sie sind dir unnatürlich. Du bist ein Kind der Vollkommenheit, ein Kind Gottes; und dieser Gott, dieses Sein, ist nicht ein bloßes, leeres Sein: Es ist eine pulsierende, vibrierende Kraft. Dieses Sein, das du im Tiefschlaf berührst, ist überall im Raum zugegen als wunderbares Wissen, allwissende Erkenntnis, als mächtiges Bewusstsein, als allschöpferisches Bewusstsein voller Geheimnisse - ja, es ist einfach unfassbar, verwirrend!

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Juni 2004

Monatliche Zeitschrift, Jahrgang 29, Nr. 332

Herausgeber: Omkarananda Ashram

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World Wide Web Edition 2004