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ZWEIMONATLICH

Jahr 38

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ

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Aktuelle Ausgabe

Januar/Februar 2003

 

INHALT

Swami Omkarananda
Wahrheit und Wege zu ihrer Verwirklichung

Synthese der Wissenschaften - Integrale Wissenschaft

Ausdruck und Wirklichkeit

Die Einheit der Welt im wissenschaftlich-technischen Zeitalter

  

Opfern braucht nicht immer mit Leiden verbunden oder ein Aufgeben von irgendetwas sein. Es kann auch in Form von Glück und Freude erscheinen. Dieses Opfern ist wahrer als jenes, das Leiden in sich schließt.

Alles, was um des Lichtes und Gottes willen getan wird, ist ein göttliches Opfer. Es ist von Licht begleitet und durch Licht gekennzeichnet. Gottes Gnade findet dadurch ihren Ausdruck.

 

Die göttliche Vernunft arbeitet nicht getrennt von Güte und Liebe. Die menschliche Vernunft hat eine spezifische Funktion und ist in ihren Möglichkeiten begrenzt.

In einem geistigen Herzen, das Gott als wirklich erkennt, als den wahren Handelnden und als das Leben des Lebens, herrschen Vernunft und Weisheit. Hier ist die Vernunft eine Offenbarung der Liebe, des Glaubens, der Hingabe, der Schönheit und der fundamentalen Güte der Seele.

Swami Omkarananda

Wahrheit ist das ewige Brahman, das Absolute. Wahrheit ist Schweigen; Wahrheit kann nicht ausgedrückt werden. Ausdruck ist Veränderung. Alles, was sich ändert, ist selbst unwahr. Neben der Wahrheit ist und kann nicht irgendetwas anderes sein. Die Wahrheit existiert in Einheit mit allem. Wahrheit ist Einheit mit der unsterblichen Essenz. Wahrheit ist Leben und Existenz. Nichtwahrheit ist Zerfall und Tod. Universale Liebe ist Wahrheit. Schranken zwischen einem Ding und einem anderen sind Nicht-Wahrheit. Das Wirkliche ist die Wahrheit der Wahrheiten.

Alle, angefangen von Brahman, dem Höchsten, bis hinunter zum Grashalm, sind Sucher nach der Einen Wahrheit - einige bewusst, andere unbewusst -, unterschieden nur durch Abstufungen des Bewusstseins, durch das Ausmaß mentaler Reinigung, welche beiträgt zur Subtilität des jeweiligen Zustands.

Jeder Lebensabschnitt ist ein Schritt näher zur Wahrheit hin, denn die Wahrheit ist die freudenvolle Wohnstätte aller Wesen. In sie treten alle ein und finden vollkommene Zufriedenheit und höchsten Frieden. Die vorbereitenden Erfordernisse für einen Wahrheitssucher sind festgehalten im "Sadhana Chatushtaya"; sie umfassen Unterscheidungskraft, Leidenschaftslosigkeit, Gelassenheit, Selbstbeherrschung, Aufgeben von Beschäftigungen im Sinne der Welt, Durchhaltekraft, Glauben an die Wahrheit, geistige Konzentrationsfähigkeit und Sehnsucht nach Befreiung.

Meisterschaft in diesen Eigenschaften erlangt man durch praktische Meditation. Diese kann ausgeübt werden, entweder in Form von Dienst und Selbstaufopferung (Karma-Yoga), von Hingabe und Selbstübergabe (Bhakti-Yoga) oder von Unterscheidung und Erkenntnis (Jnana-Yoga). Diese drei Wege führen zum gemeinsamen Ideal und Ziel von allen, zur alles einschließenden Einheit, wobei es nebensächlich ist, ob wir dieses Ideal und Ziel Gott, die Wahrheit, das Absolute oder sonstwie nennen. Worte zählen hier nicht, sondern das innere Empfinden. Ausgestattet mit vollkommener Gemütsruhe, Zufriedenheit, der Kraft der Ausdauer, mit unnachgiebigem Glauben an das Selbst, an das innere Wesen aller, mit richtiger Kenntnis der heiligen Schriften und tiefer Meditation wirst du zum höchsten Ziel, zu ewiger Herrlichkeit und Verwirklichung der Wahrheit gelangen.

Frage: Gibt es Grade der Illusion?

Ramana: "Die Illusion ist selbst illusorisch. Die Illusion muss von jemandem jenseits von ihr gesehen werden. Kann ein solcher Seher der Illusion unterworfen sein? Kann er von Graden der Illusion sprechen?

Es bewegen sich Szenen auf einer Kinoleinwand. Feuer scheint Gebäude zu Asche zu verbrennen. Wasser scheint Schiffe zu zerstören. Aber die Leinwand, auf welche die Bilder projiziert wurden, bleibt unverbrannt und trocken. Warum? - Weil die Bilder unwirklich waren und die Leinwand wirklich ist. Spiegelungen bewegen sich über einen Spiegel; aber der Spiegel wird in keiner Weise von der Zahl oder der Eigenart der Spiegelungen berührt. So ist die Welt ein Phänomen in der einen Wirklichkeit, die in keiner Weise davon berührt wird.

Die Diskussion über die Illusion entsteht aufgrund der Unterschiede der Standpunkte. Ändern Sie Ihren Standpunkt in einen von Jñana und erkennen Sie, dass das Universum einzig Brahman ist. Da Sie jetzt in der Welt sind, sehen Sie die Welt als solche; gehen Sie darüber hinaus, und sie wird verschwinden. Die Wirklichkeit allein wird leuchten."

Sri Ramana Maharshi

 

Was ist Wissenschaft?

Wissenschaft ist ein System von Erkenntnissen, das sich mit äußerlichen Objekten befasst.

Wenn sich dieses System mit Pflanzen und Blumen befasst, nennt man es Botanik, wenn mit Sternen, Astronomie, wenn dieses System das physische Universum zum Gegenstand seiner Forschung macht, nennt man es Physik; wenn es die chemische Zusammensetzung von Substanzen untersucht, nennt man es Chemie.

All diese Wissenschaftszweige befassen sich mit äußerlichen Dingen; und was noch wichtiger ist, ist die Frage: Befasst sich die Wissenschaft mit äußerlichen Dingen oder mit dem erfahrenden Subjekt? - Wir haben eine Wissenschaft für äußerliche Dinge. Die Frage ist: Gibt es eine Wissenschaft, die versucht, das erfahrende Subjekt zu verstehen? - Es gibt sie nicht!

Was ist wichtiger: die Sterne, die Gegenstand deiner Erfahrung sind, oder du, der Erfahrende? - Sicherlich bist du, als das Subjekt der Erfahrung, wichtiger, denn ohne dich besteht keine Möglichkeit der Erfahrung von Objekten, in diesem Fall der Sterne.

Was ist wichtiger? - Frage dich selbst! Ein wenig Weisheit sagt dir, dass du wichtiger bist als die Dinge, die Gegenstand deiner Wahrnehmung sind. Du bist wichtiger als Gold, Wasserstoff und Sauerstoff, wichtiger als die Gedanken, die in dir aufsteigen.

Was ist wichtiger: Beethoven oder seine Symphonien? - Sicher Beethoven, der Komponist, denn er kann Hunderte von Symphonien komponieren, und ohne ihn gäbe es gar keine Symphonien.

Die Wissenschaft vom erfahrenden Subjekt ist höchst wichtig.

Sokrates, ein praktischer Philosoph, der das Denken Griechenlands formte, sagte: "Erkenne dich selbst!"

Wie unausgeglichen wird das Leben, wenn wir keine Wissenschaft vom Menschen haben!

Wir wissen immer mehr über die Sterne, über Sauerstoff und Wasserstoff, über unseren Körper, aber nichts über uns selbst! Das ist eine Tragödie! Das ist der Grund für all das menschliche Unglück und die menschliche Ruhelosigkeit. Der Mensch ist wirklich unwissend, solange er kein wahres Wissen von sich selbst besitzt. Er mag über alles andere Bescheid wissen, aber wenn er sich selbst nicht kennt, ist er sicherlich unwissend. Ganz gleich, wie viel der Mensch auch über äußerliche Dinge wissen mag, er bleibt trotzdem arm und unwissend, wenn er nichts über sich selbst weiß, das heißt über sein wirkliches Wesen, die zentrale Wirklichkeit in sich, über das erfahrende Subjekt. Deshalb besteht die dringende Notwendigkeit einer Wissenschaft vom wahren Leben.

Es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Kategorien von Wissenschaft: die eine ist die Wissenschaft vom inneren Sein, die Wissenschaft des erfahrenden Subjekts - also die Wissenschaft, die sich mit dir selbst befasst; die zweite ist die Wissenschaft von den äußeren Dingen mit ihren vielen Zweigen. Eine Synthese dieser beiden Wissenschaften ist wesentlich, deshalb beabsichtigen wir, ein Institut zu gründen, das in der Lage ist, eine Synthese dieser beiden Wissenschaften zu formulieren und diese auf das tägliche Leben anzuwenden. Die Wissenschaft vom inneren Sein und die äußeren Wissenschaften müssen zu einer integralen Wissenschaft vom Leben vereinigt werden, damit durch diese das Leben auf immer höhere Stufen der Evolution gehoben werden kann.

Auf diese Weise muss das Leben befähigt werden, wahres Licht und Glück, wahre Stärke und wahren Frieden aus seinen eigenen, inneren Quellen zu schöpfen.

Wir brauchen die Wissenschaft vom erfahrenden Subjekt dringend; und es ist eine sehr umfassende Wissenschaft, ähnlich wie die äußeren Wissenschaften mit ihren vielen Fachgebieten.

Die Wissenschaft vom inneren Leben kann die psychologischen und moralischen Wissenschaften, wie Ethik, Philosophie und bestimmte Werte in der Literatur umfassen. All diese sind wesentlich, um das Leben vollkommen zu gestalten. Das Leben zu vervollkommnen heißt, es von hässlichen Einengungen zu befreien, von Schwächen, welche die Schönheit des Lebens verunstalten. Das Leben muss bereichert werden, es kann nicht durch den Besitz von Gold oder äußeren Dingen wertvoll gemacht werden. Das Leben kann Wert und Würde nur dann gewinnen, wenn das, was im erfahrenden Subjekt verborgen ist, sich manifestieren kann.

Wenn man eine Blume mit Farbe bemalt, ist das lächerlich. So kann man eine Blume nicht verschönern. Sie gewinnt ihre Schönheit nur durch die Essenzen, die in ihr selbst schon enthalten sind. Die Schönheit muss von innen heraus kommen. Nur aus dem inneren, erfahrenden Subjekt können all die feineren Eigenschaften und das Leben bereichernden

Attribute zur Manifestation kommen. Die reichsten Leute sind tatsächlich jene, die weise sind und ein gutes Herz haben. Warum? - Weil sie die Eigenschaften des erfahrenden Subjekts in ihre bewusste Erfahrung geholt haben. Was ist die fundamentale Eigenschaft des erfahrenden Subjekts? - Es ist Intelligenz. Ohne Intelligenz, die Bewusstsein ist, gibt es keine Erfahrung.

Liebe ist ein Charakteristikum des Seins, der Existenz; Licht ist ein Charakteristikum des Seins. Für einen Körper, in dem kein Leben ist, ist die ganze Welt dunkel - nichts wird erfahren. Doch sobald Leben in ihm ist, ist die Welt leuchtend und wird zu einem Bereich der Erfahrung.

Das Leben selbst ist Licht. Das erfahrende Subjekt ist die Quelle des Lichts. Diese Quelle des Lichts ist in dir. Wo ist sie? - Sie ist im erfahrenden Subjekt in dir, nicht im Mantel, den du anziehst, nicht im Körper, den du hast, nicht mitten unter den Gedanken und Gefühlen, die in dir aufsteigen. Das Licht ist im Erfahrenden - dem, der deine Gedanken und Gefühle sieht. Das erfahrende Subjekt birgt Licht in sich. Es ist voller Licht und deshalb auch voller Schönheit. Ohne Licht gibt es weder Farbe noch Schönheit. Und dieses, von Licht, Intelligenz und Schönheit erfüllte, erfahrende Subjekt ist auch voller Liebe, Freude, Frieden und Vollkommenheit.

Wo ist denn dann Gott? - Nicht in den Steinen, nicht im Körper, nicht mitten unter deinen Gedanken und Gefühlen, sondern gerade mitten im erfahrenden Subjekt. Deshalb sagt die Bibel: "Das Königreich des Himmels ist in euch!" Das göttliche Königreich ist das Göttliche. Das Bild Gottes, Gott selbst ist in deiner Mitte, direkt im Zentrum deines Seins, im erfahrenden Subjekt in dir - Er ist da, in der grenzenlosen Reinheit und Stille des erfahrenden Subjekts.

Das ist es, was man wissen muss und wissen kann. Das Denken muss geübt werden; wir müssen uns dem Nachdenken hingeben. Wir müssen Meister der Umstände des Lebens werden, anstatt uns von ihnen unterdrücken zu lassen.

Die Wissenschaft vom erfahrenden Subjekt ist von größter Bedeutung

Wenn du wahres Glück erlangen willst, dauernden Frieden, unzerstörbare Schönheit, ein Leben, das unsterblich ist, dann musst du dich in das erfahrende Subjekt zurückziehen. Dort ist die Quelle des ewigen Lebens. Dort ist das Bild des Göttlichen. Wenn du Frieden, Freude und ewiges Leben unter den Dingen der Außenwelt oder durch sie suchst, wirst du nie fündig werden.

Die Menschen denken, dass sie nur genug Geld brauchen, um glücklich zu sein; aber oft sind gerade Leute mit viel Geld unglücklich. Die Leute denken, dass sie glücklich wären, wenn sie alles hätten, was sie sich wünschen; aber sobald sie alles haben, sind sie schon wieder unglücklich. Das Leben zeigt dies an allen Fronten. Die Erfahrung belehrt uns, dass wir niemals durch irgendetwas Äußerliches wirklichen Frieden, wirkliche Freude, Stärke und Schönheit erlangen können. Wir müssen uns dem erfahrenden Subjekt zuwenden, das wirkliches Leben ist.

Deine schönen Gedanken sind nicht das, was wertvoll ist, denn kaum hast du sie gedacht, sind sie auch schon vorbei, und unliebsame Gedanken steigen auf. Wertvoll ist das erfahrende Subjekt; denn es kann Millionen von schönen Gedanken erzeugen - deshalb ist es wichtiger als die Gedanken.

Erkenne dieses Prinzip, das erfahrende Subjekt, und du wirst gewaltige Stärke im Leben haben. Kein Unglück, kein Umstand wird dich mehr erschüttern können. Die Hand der Zeit kann dich nicht mehr plagen. Du wirst immer der Meister von allem sein. Auch Christus verspricht uns Meisterschaft über die äußere Welt, und von sich sagt Er: "Ich habe die Welt überwunden."

Was ist die Welt? - Die Welt ist all das, was als die Welt erfahren wird. Das erfahrende Subjekt ist anders als alles, was erfahren wird. Es unterscheidet sich von allem, was erfahren werden kann.

Alles Erfahrbare ist flüchtig, vergänglich, altert, stirbt. Es ist die Ursache unseres Unglücks und unserer Sorgen: Deshalb nehmen wir Zuflucht zum Göttlichen. Was ist das Göttliche? - Es ist das, was tief in dir, in deinem zentralen Sein, im erfahrenden Subjekt, in der inneren Wirklichkeit in dir verborgen ist. Es ist die Essenz des Lebens, die Essenz des Seins. Richte deinen Blick auf dieses Göttliche, und du berührst das Unsterbliche, du berührst das, was unwandelbar ist.

Die Wissenschaft als ein allumfassendes Mittel zur Erkenntnis der wahren Natur des Menschen muss sowohl die noumenale als auch die phänomenale Qualität der Existenz mit einschließen

Das Göttliche, das selbst das absolut vollständige Ganze ist, muss ein integraler Teil jeder einzelnen Wissenschaft werden. In der Tat ist der spirituelle Aspekt ein unabtrennbarer Teil jeder bekannten Wissenschaft.

Um das Göttliche zu erfahren, bedarf es nicht mehr als eines Mantras und eines reinen Herzens - eines Mantras, das beständig wiederholt wird, wobei die Aufmerksamkeit auf das Göttliche gerichtet ist. Aber nur wenige sind in der Lage, diesem Pfad zu folgen. Sollte deswegen der Weg zu Gott für den Rest der Menschheit verschlossen bleiben? - Sicher nicht! Es hängt von der Genialität des geistigen Lehrers ab, dafür zu sorgen, dass jeder Teil der Menschheit mit geistiger Nahrung versorgt wird. Der Taxifahrer, der Bankdirektor, der Rechtsanwalt, der Doktor, der Wissenschaftler, der Künstler, die Hausfrau - die verschiedensten Leute müssen mit geistiger Nahrung versorgt werden.

Das zustande zu bringen, darin liegt die Genialität eines geistigen Lehrers oder einer Kultur. Wenn eine solche Kultur nicht existiert, dann muss sie geschaffen werden!

Man muss fähig sein, die Wirklichkeit des Göttlichen zu beweisen, wie man die Wirklichkeit irgendeines Dinges beweisen kann. Das zu tun, bleibt der Genialität einer wahrhaft vernünftigen Intelligenz überlassen. Es sollte klargestellt werden, dass alle Lebensbereiche einen innigen Bezug zum Göttlichen haben, und deshalb die Möglichkeit in sich tragen, zu spirituellen Bereichen zu werden.

Jedem Arzt kann man zeigen, dass in ihm die Dimension Christi,des Heilers, verborgen ist. Dem Biologen kann man zeigen, dass die erste und letzte Grundlage auf seinem Gebiet Gott ist, ohne den kein Leben möglich ist. Einer Wissenschaft vom Leben muss die Wissenschaft von der Wahrheit implizit sein.

Es hängt von der Genialität des geistigen Lehrers ab, die Existenz der spirituellen Dimension in der Biologie sowie die innige Verwandtschaft zwischen dem Gebiet der Biologie und der Spiritualität zu entdecken und aufzuzeigen und auf die Notwendigkeit einer Integration der beiden Bereiche hinzuweisen, um zu bewirken, dass das biologische Ziel mit einer spirituellen Einstellung verfolgt wird.

Die biologische Wissenschaft - wie jede andere Wissenschaft auch - hat das Phänomenale und das Noumenale zu umfassen. Es gibt keinen Punkt, wo das Göttliche nicht anwesend wäre. Wenn die Physik das physikalische Universum studiert, ist die noumenale Dimension nicht von den physikalischen Phänomenen wegzudenken. Die Grundlage des physikalischen Universums ist das Göttliche, und jeder Schritt, den die Physik tut, kann mit dem Göttlichen in Verbindung gebracht werden.

Es ist eine Tatsache, dass die spirituelle Dimension ein untrennbarer Teil jeder bekannten Wissenschaft ist.

Die Bedeutung und der praktische Nutzen eines Forschungsinstituts

Es beruht auf der Genialität der sich damit befassenden Person, die spirituelle Dimension in allen Zweigen der Wissenschaft aufzudecken. Zu keiner Zeit in der menschlichen Geschichte waren die menschlichen Wissenschaften so gefährlich, irreführend und schädlich wie heute. Deshalb braucht die Menschheit dringend jemanden, der auf die geistige Dimension eines jeden spezialisierten Forschungsgebiets hinweisen kann.

Geistigkeit durchdringt das ganze Leben, weil Gott das ganze Leben durchdringt. Jede Wissenschaft wird gefährlich, wenn sie keine spirituelle Vision besitzt, wenn sie nicht von einer irgendwie gearteten spirituellen Einstellung geleitet wird, von einer Hinwendung zur Wahrheit. Deshalb ist eine Synthese aller Wissenschaften auf der Grundlage der Wissenschaft der Wissenschaften, der Wissenschaft von der Wahrheit und vom Leben des Geistes, unerlässlich.

Umso dringender wird diese Forderung aufgrund der Tatsache der einseitigen Entwicklung in verschiedenen Bereichen des modernen Lebens. Um diese Aufgabe zu übernehmen und sich mit diesem schwierigen Gebiet zu befassen, dazu wurde das Forschungsinstitut für Wissenschaftssynthese gegründet.

Es ist gut, eine Idee zu entwickeln, auch wenn niemand da ist, sie umzusetzen. Einer, der dazu fähig ist, mag erst später kommen oder jener, der diese Idee hatte, mag zu einem späteren Zeitpunkt in seinem Leben diese Idee verwirklichen oder auch irgendwann wiedergeboren werden, um diese Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Dann, wenn diese Idee verwirklicht wird, wird sich die Spiritualität auf alle Teile der Menschheit ausdehnen. Jeder Mensch in der Welt wird befähigt werden, Gott innerhalb seines besonderen Arbeitsgebiets, seiner eigenen Lebensweise und Kultur und durch diese zu verstehen. So wird die ganze Menschheit im spirituellen Leben vereint und mit der höchsten Wahrheit, dem Göttlichen, verbunden sein.

Jeder Einzelne muss mit geistiger Nahrung versorgt werden

Dies wird auch die weiteste und wunderbarste Grundlage für geistig interessierte Leute bilden. Zu welcher Art von Spiritualität sie sich auch hingezogen fühlen mögen, das Aufzeigen der spirituellen Dimension in allen Wissenschaften und Lebensbereichen wird eine unerschütterliche Grundlage für ihren eigenen Glauben und ihre eigene geistige Entwicklung darstellen. Die Parapsychologie kann zu einem machtvollen Mittel gemacht werden, um der Menschheit eine hohe Spiritualität zu vermitteln. Die Parapsychologie beschäftigt sich mit übernatürlichen Phänomenen, und von da aus ist der Weg zu Gott nicht mehr so weit.

Integrale Spiritualität ist notwendig, denn Gott ist integral: Er schließt alles in sich ein und transzendiert gleichzeitig alles

 Gott ist höchste Wissenschaft, deshalb kann Wissenschaft ein Mittel zur Gotterfahrung sein. Gott ist das höchste Gute, deshalb können alle ethischen Lehren und Lebensweisen ein Mittel zur Gotterfahrung sein. Und so müssen wir, auch in Bezug auf jedes andere Gebiet, fähig sein, Gott mit offenen Augen zu sehen, Gott selbst im Tisch zu fühlen, mit Gott zu sprechen, wenn wir unseren Kopf auf das Kissen legen; wir müssen in der Lage sein, im leeren Raum die vibrierende Gegenwart Gottes zu entdecken und all das auf einer wissenschaftlichen Basis, die nicht nur Einbildung ist, indem wir von Wahrnehmung zu Wahrnehmung weiterschreiten, von Erfahrung zu Erfahrung, von einem Experiment zum nächsten.

Jene, die dazu fähig sind, sind willkommen, und sie werden die Gelegenheit erhalten, diesen Weg zu beschreiten.

Die Wissenschaft wird ihr höchstes Ziel und ihre Erfüllung erst erreichen, wenn sie die Existenz der Existenz entdeckt hat, die Wirklichkeit in aller Schöpfung, die Seele und das Zentrum all dessen, was manifest ist

Die Wissenschaft steckt in ihrem gegenwärtigen Entwicklungsstadium noch in den Kinderschuhen. Sie befasst sich immer noch mit Objekten. Wenn sie phänomenalen Fortschritt machen kann, wird sie irgendwann auf letzte Tatsachen, letzte Wirklichkeiten stoßen, die allem zugrunde liegen. Erst dann wird die Wissenschaft ein Führer im Leben sein können - eine kulturelle Kraft, eine einladende und erleuchtende Kraft. Je größer der Fortschritt der Wissenschaft auf höchster Ebene ist, desto größer sind die Möglichkeiten der menschlichen Erfahrung und einer Begegnung mit der höchsten Wirklichkeit. Auch die Wissenschaft kann ein Instrument zur Erkenntnis der höchsten Wirklichkeit sein.

Intuition, Hingabe, Offenbarung, Erleuchtung - all dies sind Methoden zur Wahrnehmung der höchsten göttlichen Wahrheit. Die Vernunft in ihrer besten, ihrer gereinigten Form und schärfsten Wahrnehmungskraft - auch sie kann zur Erfahrung der Wahrheit eingesetzt werden.

In dem vergleichsweise anfänglichen Stadium, in dem die Wissenschaft sich augenblicklich befindet, scheint sie jedoch die Existenz einer letzten Wirklichkeit eher zu verneinen als zu bestätigen, und trotzdem fühlen sich einige der größten Wissenschaftler gezwungen, der Wirklichkeit eines letzten, grundlegenden Seins gegenüber verständig und empfänglich zu sein. Je größer der Wissenschaftler, desto aufnahmebereiter ist er für die Idee eines letzten Seins. Von den Großen unter den Wissenschaftlern nämlich haben wir jenen Wissensschatz, der sich für die Erkenntnis der letzten Wirklichkeit als wertvoll erweist. Diese letzte Wirklichkeit ist überall zugegen.

Die Luft, die wir atmen, befindet sich innerhalb dieser Wirklichkeit. Der ganze wahrnehmbare Kosmos befindet sich innerhalb dieser Wirklichkeit, und diese Wirklichkeit ist allsehend, allwissend. Das ist die fundamentale geistige Wahrheit, die jede vernünftige Religion der strebenden Menschheit bieten können muss.

Das Göttliche beobachtet alles und ist allwissend. In jedem Punkt des Raums, hier, dort und überall, ist Es mit seiner Allwissenheit zugegen, eine unbeschreibliche und wunderbare supra-elektronische Wirklichkeit. Ein Licht ohne Grenzen kann aus den Tiefen der Dunkelheit dieser Welt hervorbrechen. Gerade da, wo man einen Leichnam begräbt, ist auch die Quelle unendlichen Lichts, eines immerwährenden Lichts. Gerade da, wo wir über Elend und Unglück klagen, sind auch grenzenlose Freude und die endlosen Schätze des Göttlichen. Die Erfahrung zeigt dies immer wieder. Je größer der menschliche Geist, je durchdringender seine wahrnehmende Intelligenz, je empfindungsfähiger seine innere Hingabe, desto grösser ist der Bereich der Wirklichkeit, die er erfährt. Überall befinden sich die Fernsehkameras der göttlichen Intelligenz, alles wird aufgezeichnet und überallhin übermittelt, über den ganzen Kosmos.

 

Wir leben nicht in einem toten Universum, sondern im lebendigen Körper der allwissenden göttlichen Intelligenz.

Deshalb sagt auch die Bibel, dass Gott jedes Haar auf unseren Köpfen gezählt habe. Und das wäre unmöglich, wenn das Göttliche nicht allwissend wäre, wenn Es nicht überall zur gleichen Zeit gegenwärtig wäre, wenn Es nicht alles über jeden zur gleichen Zeit wüsste. Schon das bloße Nachdenken über diese Tatsache scheint die menschliche Intelligenz zu verwirren, denn sie übersteigt das menschliche Fassungsvermögen - aber sie ist Wirklichkeit. Wir leben in einer Wirklichkeit, in der das Göttliche an jedem Punkt des Raums mit seiner ganzen Allwissenheit zugegen ist.

Jeder Herzschlag eines jeden Wesens im Universum wird vom Göttlichen gezählt. Es ist eine unbeschreibliche Intelligenz. Sie ist überall: in deinem Herzen, deiner Seele, in den Knochen deines Körpers, in der dich umgebenden Luft, überall im Raum - sie durchdringt alles. Auch jenseits des Raums ist sie da. Der Raum manifestiert und löst sich auf im Göttlichen, in der grenzenlosen göttlichen Intelligenz.

Sieh dir den Himmel an! Die Wolken kommen und verschwinden wieder. So ist es auch in der göttlichen Intelligenz: Die Wolken der Universen entstehen und vergehen in nie endenden Zyklen.

Wo ist der Anfang dieser mächtig verwirrenden göttlichen Intelligenz? - Sie hat keinen Anfang; es ist ein anfangloser Anfang, unauslotbar; und sie hat ein endloses Ende vor sich! Nur schon über die Natur des Göttlichen nachzudenken, ist verwirrend, hat aber eine höchst kultivierende Wirkung auf das menschliche Gemüt. Allein schon das Wissen, dass es jemanden gibt, der alles weiß und dieses Wissen auf uns übertragen kann, wie Er es bei Hunderten und Tausenden der größten Weisen und Menschen der Wahrheitserfahrung schon getan hat, gibt uns große Hoffnung und innere Stärke.

 

Diese allhörende, allsehende, alles aufzeichnende Intelligenz ist die wahre Stärke des Menschen 

Sie ist nicht nur allwissend, sondern auch allmächtig. Die aus dem Atom gewonnene Energie ist gewaltig, und ein Atom ist nichts, verglichen mit dem großen Universum; und das Universum selbst ist nichts als ein winziges Atom im grenzenlosen Kosmos; und es mag nicht nur einen Kosmos, sondern unzählige dieser Art geben, sichtbare und unsichtbare, und all diese zusammen sind wiederum nichts als ein kleines Atom im Sein der göttlichen Intelligenz. Stelle dir einmal vor, was für eine gewaltige Macht und Kraft diese Intelligenz darstellen muss!

Es gibt keine Religion, die kein Wissen von dieser mächtigen Wirklichkeit besitzt, auch wenn es nur bruchstückhaftes Wissen sein mag.

 

Ein Licht, heller als tausend Sonnen 

Es wird berichtet, dass, als bei einem Test in New-Mexico die erste Atombombe explodierte, der große Wissenschaftler Robert Oppenheimer sich durch den blendenden Blitz der Explosion an eine Stelle in der Bhagavadgita erinnert fühlte, in der gesagt wird, dass die Helligkeit des Lichtes Gottes wäre wie das gleichzeitige Aufleuchten von tausend Sonnen. Aber dies ist nicht der einzige Fall, in dem ein Wissenschaftler in seiner Arbeit ein Gleichnis für Gott entdeckte - ein Gleichnis, das Licht auf bestimmte Stellen in den größten spirituellen Schriften der Welt zu werfen geeignet war.

Gott ist ein unbeschreibliches Licht;
zu diesem Licht findet
das Auge der menschlichen Intelligenz keinen Zugang

Gott ist eine unbeschreibliche, unvorstellbare Wirklichkeit. Die Begriffe Allgegenwart, Allwissenheit und Allmacht beschreiben nicht tatsächlich die wirkliche Essenz und Größe der Gottheit. Doch sind diese Konzepte und Worte wertvoll, weil sie der menschlichen Intelligenz die Möglichkeit geben, etwas vom Wesen des Göttlichen zu erhaschen.

Ein großer britischer Wissenschaftler, Sir Oliver Lodge (1851-1940), sagte einmal, dass jeder Kubik-Inch Äther (Äther: von der früheren Physik bis um 1900 angenommener Stoff im freien Raum; feiner Urstoff in der griechischen und indischen Philosophie) so viel Energie enthalten würde, dass man damit eine 40 PS-Maschine 40 Millionen Jahre lang antreiben könne. Wenn wir uns das vorstellen, ist es leicht für uns, die Tatsache zu erfassen, dass jeder Punkt des Raums mit Allmacht aufgeladen ist. Diese gewaltige Energie, deren sich die Wissenschaft als in jedem Punkt des Raums befindlich bewusst ist, ist ja nur eine physikalische, eine materielle Energie, eine Energie, die nur dem Schatten der Gottheit angehört. Es ist eine Energie, die sich klar von der wirklichen Energie, der des Bewusstseins nämlich, abgrenzt und sich von ihr unterscheidet.

Die Energie, die einer materiellen Kraft entstammt, ist etwas, das zur Natur gehört, zum materiellen Universum. Die wirkliche Kraft - das wirkliche Licht in uns - ist völlig verschieden von den materiellen und mechanischen Kräften, deren wir uns bewusst sind und die wir im täglichen Leben anwenden.

Wenn wir unsere Augen schließen und unser Denken aktiv werden lassen, müssen wir zugeben, dass unsere gedanklichen Aktivitäten in einer Art von Licht stattfinden. Wir sehen unsere Gedanken oder nehmen sie wahr. Wenn wir einschlafen und träumen, können wir die strahlende Sonne im Traum sehen. Wir haben eine ganze Skala verschiedenster Erfahrungen. Der Traum bringt also sein eigenes Licht hervor. Es ist ein psychologisches Licht, ein vom Bewusstsein in uns erschaffenes Licht. Dieses Licht unterscheidet sich völlig vom physikalischen Licht, das von elektrischen Lichtquellen oder von der Sonne ausgeht. Wir haben es also mit zwei unterschiedlichen Arten von Licht zu tun: einem Licht in unserem mentalen Bewusstsein, erzeugt durch die Dynamik des menschlichen Denkens und den verschiedenen physikalischen Arten von Licht und Kraft.

Das Licht in unserem Denken ist ein kreatives Licht; die Kräfte, die unserem Traumbewusstsein entstammen, sind weit wunderbarer und dauerhafter als die Kräfte, die dem materiellen Universum angehören.

Die innere spirituelle Erfahrung wiederum erschließt uns, dass dieses großartige kreative Vermögen des menschlichen Geistes im Traumzustand nichts ist im Vergleich zum Licht des Bewusstseins, das hinter dem Traumbewusstsein steht. Dieses Licht des göttlichen Bewusstseins in uns ist das höchste Licht, ein unbeschreibliches und unsagbares Licht. Es ist das Licht aller Lichter. Vor diesem Licht sind alle anderen Lichter dunkel. Dieselbe Bhagavadgita, die das Licht Gottes als ein Licht schildert, das den Glanz von tausend Sonnen übertrifft, stellt aber auch fest, dass Gott das Licht der Lichter ist, vor dem das Licht all der Myriaden von Sonnen in unserem Universum zur Bedeutungslosigkeit verblasst.

Um dieses göttliche Licht, welches das Licht der Lichter ist, zu verstehen, lasst uns das Beispiel von der Atombombe nehmen, die das Leben vieler Menschen auslöscht, und was übrig bleibt, ist Asche. Die Frage ist nun: Wurden diese Menschen ausgelöscht? Ist es mit ihnen vorbei? - Die direkte, intuitive Erfahrung stellt fest, dass ihnen nichts geschehen ist. Was zerstört wurde, ist nur die physische Kruste. Die Kernkraft, die Atomenergie, ist keine Kraft vor der Kraft in der Seele des Menschen. Obwohl diese materielle Energie von erschreckender Gewalt ist und alles zerschmettert, kann sie nur unsere körperliche Form zerstören. Aber sie kann die Kraft im Innersten des Menschen nicht einmal berühren. Die Kraft in der Seele des Menschen unterscheidet sich völlig von der materiellen, physischen Kraft. Die physische Kraft kann die Kraft des Bewusstseins im Menschen nicht antasten. Nicht nur, dass die göttliche Seele in uns völlig intakt bleibt, auch das psychische System ist vollkommen sicher vor der Einwirkung physischer Kräfte. Deshalb stellt die gleiche Bhagavadgita fest, dass das Selbst im Menschen weder vom Schwert zerschnitten noch vom Feuer verbrannt werden kann. Mit dieser inneren Kraft im Menschen, diesem todlosen, allschöpferischen, allbewussten, unbeschreiblichen Licht im Menschen befasst sich die göttliche Wissenschaft.

Der geistige Mensch versucht eine direkte Erfahrung jenes Prinzips oder Bewusstseins zu finden, das all diese Universen ins Dasein gebracht hat 

Eine größere Logik und Vernunft als die gängige wissenschaftliche wird verlangt, wenn es um die Bestätigung geht, dass es weder einen Anfang noch ein Ende im Entstehen und Vergehen der Universen gibt. Wie die Wellen des Ozeans heben und senken sich die Universen auf dem zeitlosen und raumlosen Urgrund des Göttlichen Seins, der Gottheit.

Lasst uns das Beispiel des Raums nehmen! - Es ist richtig, dass wir in einem Raum-Zeitalter leben. Aber ist der Mensch in der Lage, den Raum zu erobern? - Vielleicht sind wir in einigen Jahren dazu fähig, das Sonnensystem etwas vollständiger zu erforschen. Aber was ist mit dem interstellaren Raum? - Es ist dem Menschen nicht möglich, den interstellaren Raum, der in Lichtjahren gemessen wird, zu erobern. Selbst wenn es möglich wäre, besondere Routen zu den Planeten zu legen und die Kommunikation zwischen den Planeten des Sonnensystems und der Erde so normal werden würde wie die zwischen den Kontinenten der Erde, selbst wenn jeder Punkt innerhalb des Sonnensystems für den Menschen leicht erreichbar wäre, muss bedacht werden, dass dieser erschlossene Raum winzig ist im Vergleich zum interstellaren Raum. Er ist nicht einmal ein Sandkörnchen auf dem ausgedehnten Meeresstrand der interstellaren Räume.

Nehmen wir ein anderes Gebiet der modernen Wissenschaft, zum Beispiel die Biochemie. Wir alle kennen die Vitamine und sprechen von einer ausgewogenen Diät. Dass wir wissen, was das ist, haben wir der schnellen Entwicklung zu verdanken, welche die Biochemie durchlaufen hat. Die Biochemie sagt uns, was geschieht, wenn wir täglich große Mengen Butter verzehren. Aber was geschieht mit einem Menschen, der täglich Hass in sich speichert? - Natürlich wird dadurch das Blut vergiftet und die Leber in ihrer Funktion gestört: Es folgen viele Komplikationen.

Wenn negative Emotionen wie Hass giftige Substanzen in den Blutstrom entlassen können, würde das heißen, dass Emotionen in chemische Substanzen verwandelt werden können, oder man könnte - da die Biochemie die Interaktion chemischer Prozesse bei der Erzeugung von Intelligenz verficht - das Argument vorbringen, dass die Chemikalien in Intelligenz und Emotionen umgewandelt werden können. Wenn also diese organischen Verbindungen fähig wären, Intelligenz zu erzeugen, dann hieße das, dass Intelligenz schon in ihnen enthalten sein musste. Wären die Potentialitäten der wesentlichen Bestandteile der Intelligenz nicht in den chemischen Substanzen enthalten, dann könnten sie auch nicht daraus hervorgehen.

Hier dürfen wir nicht vergessen, dass Intelligenz nur ein Attribut oder eine Funktion des Bewusstseins ist. Deshalb wäre die Folgerung: Die chemischen Substanzen sind Formationen des Bewusstseins, und das Bewusstsein ist ihnen immanent.

Ein anderer Punkt: Wenn die Biochemie die Natur der Chemikalien studiert, was nimmt sie dabei zu Hilfe? - Sie nimmt die Intelligenz zu Hilfe, von der die Biochemiker sagen, dass sie von ebendiesen Chemikalien verursacht oder erzeugt wurde, was wiederum heißen würde, dass die Chemikalien sich selbst durch die Biochemiker studieren, was hieße, dass die Chemikalien versuchten, sich selbst zu analysieren und zu verstehen, was wirklich sehr überraschend wäre. Wenn wir jedoch die Sache weiter verfolgen, sind wir zur Schlussfolgerung gezwungen, dass es eine rudimentäre Intelligenz selbst in den Chemikalien gibt, dass alle Potentialitäten des Bewusstseins diesen organischen Chemikalien innewohnen, dass Emotionen auf Chemikalien reduziert werden können, und dass umgekehrt die Chemikalien in Begriffe von Emotionen übersetzt werden können. Die letzte daraus resultierende Schlussfolgerung wäre, dass wir in einer Welt des Bewusstseins leben, in der alles, was immer auch entsteht, vom Bewusstsein geformt und erhalten wird.

Wenn wir nun von hier aus weiterforschen, wird uns das zurückführen zu jenem grundlegenden unendlichen Sein und Bewusstsein, das Gott ist. Gott ist also dann der Anfang unseres Seins, Erhalter und Stütze unserer Existenz sowie unsere letzte Bestimmung. Von Gott zu Gott geht unsere Reise.

Allen Gebieten der modernen Wissenschaften entströmt ein Licht, das zum Forschungsgegenstand für jedes intelligente Individuum werden kann. Es wäre keine Übertreibung festzustellen, dass die beredtesten Predigten über die Existenz Gottes, seine Wirklichkeit und Wunder stillschweigend von den modernen Wissenschaften gehalten werden. Die Fotografien, welche die Wissenschaft uns von den Wundern des Universums, der Biologie, der Zoologie und der Geographie liefert, sprechen in sehr beredsamer Weise von der Herrlichkeit und den Wundern der in der ganzen Schöpfung wirksamen Gegenwart Gottes. Doch all diese Erfahrungsbereiche, die sich uns durch unsere Sinne, unsere Intelligenz und unseren wissenschaftlichen Fortschritt präsentieren, gehören einer Welt an, die nur der Schatten der dahinter stehenden wirklichen Welt ist.

Es gibt eine wirkliche Welt hinter diesem physischen, materiellen Universum 

Sogar die Wissenschaftler erkennen diese Tatsache und Wahrheit an. Max Planck bezieht sich in seinem Werk "Das Universum in der modernen Physik" auf drei verschiedene Welten:

1.) die empirische Welt; das ist die Welt, die wir mit unseren Sinnen erfahren;

2.) die Welt, welche die Wissenschaft studiert;

3.) die wirkliche Welt.

Der britische Wissenschaftler Sir Arthur Eddington spricht ebenso von drei Welten: die Welt, die Gegenstand wissenschaftlicher Forschung ist, die Welt des Laien, die eine Schattenwelt ist, und die wirkliche Welt, die er hinter diese Schattenwelt positioniert. Philosophen früherer Jahrhunderte haben bereits diese Wahrheit mit größerer Intelligenz und auf gründlichere Art und Weise erkannt. Die spirituelle Schau präsentiert dieselbe Ansicht.

Die Welt unserer physischen Erfahrung ist wirklich eine Schattenwelt, und die diese erhaltende Welt dahinter ist die wirkliche Welt.

Diese innere Welt, die in uns und allen Universen ist, besteht aus einer völlig anderen Substanz. Anders als die äußere Welt, die Zeit und Raum unterworfen ist, die einen Anfang und ein Ende hat, ist diese wirkliche, innere Welt zeitlos, raumlos, unendlich, ohne Anfang und Ende.

Die moderne Wissenschaft kann nur zu einer Erfüllung ihrer Anstrengungen kommen, wenn sie die Dimension des Zeitlosen in der Zeit, die Dimension des Raumlosen im Raum berühren kann.

Die grundlegende Forschung der göttlichen Wissenschaft befasst sich mit dem wirklichen Erfahrenden, dem wirklichen Erkennenden, dem wirklichen Seher. Der Wissenschaftler studiert die Natur; das Ziel des göttlichen Wissenschaftlers ist das Studium des Wissenschaftlers selbst. Der Forschungsgegenstand der göttlichen Wissenschaft ist die Intelligenz und das Bewusstsein des Menschen selbst. Die göttliche Wissenschaft stellt die Frage: Was ist jene Intelligenz im Wissenschaftler, die versucht, die Geheimnisse der Natur zu ergründen? "Was ist die entdeckende Intelligenz in den Entdeckern? Wer ist die denkende Person in den denkenden Personen?"

Den Erkennenden zu erkennen, den wahren Erfahrenden zu erfahren, das zu erkennen, wodurch wir alles andere erkennen, die Urgründe alles Seienden zu erforschen - das umschreibt das Forschungsgebiet der göttlichen Wissenschaft.

Wenn wir den Forschenden und das Bewusstsein im Menschen in all seinen Zuständen studieren, dann öffnet sich vor uns eine großartige, allschöpferische, wunderbare göttliche Welt. Doch sind für dieses Erforschen der wesentlichen Quellen des Bewusstseins im Menschen besondere Fähigkeiten und Methoden der Erkenntnis erforderlich.

Die Fähigkeiten, die nötig sind, um die Gottheit in uns zu erkennen, die Erkenntnisinstrumente zur Erforschung der Wunder des kreativen Wesens in uns, die Fähigkeiten, um den Seher zu sehen, sind in uns. Sie müssen entfaltet und zunehmend in Tätigkeit versetzt werden. Um dies zu erreichen, ist eine vielseitige Disziplin nötig.

Unsere Vernunft muss vom Joch der Sinne befreit, unser forschender Geist auf eine höhere Stufe erhoben werden; unsere Intelligenz muss verfeinert, die Kräfte des Denkens und Fühlens müssen veredelt werden. Alle Vorurteile und Leidenschaften, die unsere Klarsicht trüben, müssen beseitigt werden. Unsere intellektuellen Kräfte müssen auf ihren Höchststand gebracht werden. Die Sinne müssen kontrolliert und die Aktivität einer kontinuierlichen Transformation unserer Natur muss aufrechterhalten werden. Mit der wachsenden Reinheit des Herzens, mit der Zunahme unserer Güte und Selbstbeherrschung befreien sich die Kräfte unserer Intelligenz und unseres Bewusstseins von allen Arten der Versklavung durch niedere Instinkte und Zwänge.

Auch das Annehmen Gottes oder des unendlichen Bewusstseins als zentralen Wert unserer Existenz vermehrt die Kraft unserer inneren Wahrnehmung. Die Liebe zum göttlichen Wesen als dem grundlegenden Prinzip alles Seienden, als etwas höchst Wünschenswertes, als das Wunder aller Wunder, als das, was in der Lage ist, Millionen und Abermillionen von Universen in einem Augenblick zu erschaffen - diese und andere Disziplinen sind notwendig, wollen wir unsere höheren Geisteskräfte entfalten.

Die zentrale Genialität des Menschen besteht nicht in irgendetwas,das er äußerlich zu erschaffen vermag. Sie liegt nicht in seinen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Erfindungen, nicht in seinen unsterblichen poetischen Schöpfungen, in keiner seiner erstaunlichen Taten hier in der Welt von Raum und Zeit.

Die zentrale Genialität des Menschen besteht in der Erfahrung der dynamischen Kräfte seines inneren Bewusstseins, in seiner Fähigkeit, in einer Unendlichkeit von Entzücken, Frieden und Vollkommenheit zu leben.

Ich kenne große Mystiker, die aus dem Nichts, aus dem leeren Raum alles erschaffen können, was wir brauchen. Das ist wirkliche Meisterschaft. Das ist wirkliche Genialität. Das ist wirkliche Macht.

Es ist die wahre Herrlichkeit des Menschen, höchster Meister aller Elemente zu sein, welche die Wissenschaft je entdeckt hat, höchster Meister nicht nur der Natur, sondern auch des Gemüts zu sein. Vielleicht fragst du dich, wie es möglich sein soll, aus Nichts etwas zu erschaffen? - Das ist physikalisch nicht leicht zu verstehen, aber es ist eine Tatsache der Mathematik des göttlichen Bewusstseins, eine Realität der Dynamismen des göttlichen Bewusstseins. Die moderne Wissenschaft selbst hat die Hypothese aufgestellt, dass letztlich die Natur des Universums Leere sei. Könnte man ein Atom photographieren und dieses Foto milliardenmal vergrößern, man würde nichts finden als leeren Raum. Aber wie kommt es dann, dass dieses erstaunliche Universum aus dieser Leere, in dieser Leere und von dieser Leere ins Dasein gebracht werden konnte? -

All das sind Regionen des höheren Verstehens, die uns erst zugänglich sind, wenn wir im inneren Bewusstsein wachsen.

Der Mensch ist Gott in Gott.
Die göttliche Berufung des Menschen.

Ein großer christlicher Mystiker sagte, der Mensch sei Gott in Gott. Eine ähnliche Feststellung hat der heilige Paulus getroffen, wenn er sagt: "Wir leben, bewegen uns und haben unser Sein in Gott." Diesem Ausspruch müssen wir jedoch noch etwas hinzufügen: Nicht nur, dass wir in Gott leben, uns in Ihm bewegen und in Ihm unser Sein haben - Gott wohnt mit seinem ganzen Sein auch in uns. Darum sagt die Bibel, dass das Königreich des Himmels in uns ist. Ihr seid Kinder Gottes und mit Christus Erben all dessen, was Gottes ist": All diese Aussagen betonen mit Macht die Tatsache, dass innen und außen nichts als Gott existiert. "Seid vollkommen wie der Vater im Himmel vollkommen ist!" Niemand kann so vollkommen wie der Vater im Himmel werden, außer er sei bereits der Vater im Himmel. All das stellt die angeborene Würde und Göttlichkeit des Menschen heraus, des Gottes in Gott, wie es der christliche Mystiker ausdrückt.

Der weise Mensch sucht keine Beschäftigung. Er sucht sich keinen Beruf, er geht nirgendwohin, um nach einer Anstellung zu fragen. Der weise Mensch schafft sich seine eigene Aufgabe, er beschäftigt sich selbst. Seine Aufgabe ist die gleiche wie die Christi. Als die Eltern Jesu Ihn fragten, wo er gewesen sei, antwortete Er: "Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?" Der weise Mensch, jener, der reinen Herzens ist, hat eine Aufgabe, einen Beruf, geschaffen von seinem eigenen Herzen der Reinheit. Er sucht nicht nach Freude in der Welt, er ist nirgendwo angestellt; sein einziger Beruf ist es, die Wahrheit zu entdecken, dass der Mensch Gott in Gott ist. Er versucht diese Tatsache zu erfahren, er beschäftigt sich damit: Das ist seine Aufgabe und sein Beruf. Dafür bekommt er nichts von der Welt, aber was er dadurch gewinnt, ist etwas, das ihm die Welt nicht geben kann, was der ganze Reichtum der Welt und des Universums nicht kaufen können. Sein Beruf ist ein innerlicher Beruf, eine innerliche Aufgabe - eine Aufgabe die zur Entdeckung führt, dass der Mensch Gott in Gott ist. Das Ziel seiner Arbeit ist die Erfahrung Gottes. Die höchste Würde des Menschen liegt in dieser Tatsache begründet, nämlich, dass der Mensch Gott in Gott ist; und keine Arbeit ist eine wirklich geniale Arbeit - nur diese.

Mit dem Aufdämmern der Weisheit und Reinheit des Herzens beginnt das menschliche Individuum das Ziel der Erfahrung Gottes anzustreben. Der weise Mensch ergreift den Beruf der Wahrheitserfahrung, gibt alle anderen Interessen und Werte im Leben für diesen einen zentralen Wert auf; er macht die Wahrheit zum höchsten Objekt seiner Hingabe und wertvollen Zeit. Für die Erfahrung der Wahrheit opfert er alles, und alle Anstrengungen, die Wahrheit zu erfahren, sind in sich selbst schon höchst segensreich.

Deshalb gibt es keinen größeren, höheren oder wertvolleren Beruf als diesen Beruf der Suche nach der Wahrheit und der Erfahrung derselben.

Veda - Wissen 

Ein Wissenschaftler ist einer, der in der Natur etwas sieht, was du nicht siehst. Ein Heiliger ist einer, der in der Natur etwas sieht, was ihr beide - du und der Wissenschaftler - nicht seht. Der Heilige sieht die wunderbare göttliche Wirklichkeit überall. Wie du den Wind spürst, so spürt der Heilige die Gegenwart des Göttlichen. So, wie beständig Gedanken in dir aufsteigen, so erhebt sich von selbst eine Intuition nach der anderen, eine Erleuchtung nach der anderen, eine großartige geistige Idee nach der anderen im Heiligen.

Die Veden sind nicht etwas typisch Indisches, nicht etwas, das niedergeschrieben und als Buch präsentiert wird - sie sind latent in der inneren Seele eines jeden Einzelnen vorhanden.

Überall treffen wir das Unendliche in einer endlichen Gestaltwerdung an. In jedem von uns ist das grenzenlose göttliche Licht, und dieses Licht birgt in sich die Veden. Die Veden bringen sich selbst durch die Seele des Menschen zum Ausdruck - durch die höchste Seele, die höchste Wirklichkeit, die in jedem latent vorhanden ist. Die äußerlichen Veden sind lediglich eine Sammlung von Selbstausdrucksweisen des inneren Geistes im Menschen. Die Veden sind überall, und sie finden ihren Ausdruck durch die Intelligenz des erleuchteten Weisen. Das geschieht selbsttätig. Gäbe es die (überlieferten) Veden nicht, dann würden sie vom Geist des Menschen erschaffen. Man kann nie wissen, wie viele Male die Veden schon ins Dasein kamen. Niemand, kein Weiser, kein Heiliger kann sagen, wie viele Male unsere Welt schon erschaffen und wieder aufgelöst wurde. Ein Schöpfungszyklus nach dem andern entstand und löste sich wieder auf - eine endlose Kette von Universen, die ins Dasein traten und wieder verschwanden. Niemand kennt den Anfang dieser endlosen Zyklen von Schöpfung und Auflösung.

Die Veden sind latent in der inneren Seele des Menschen vorhanden

Selbst wenn es nirgendwo in der Welt Religionen gäbe, keine Tempel, Kirchen, Synagogen und Moscheen, keine Bibel, keine spirituellen Bücher - sogar dann würden die Menschen beten. Die Fähigkeit zu beten, die Tendenz zu beten ist ein angeborener Drang, sich an etwas Höheres und Größeres zu wenden, an etwas, das man das Höchste nennt, gleich wie unsichtbar, unbeschreiblich und unfassbar es sein mag: Der Mensch hat die Tendenz, sich ihm zuzuwenden.

Keinem Fluss muss man beibringen, wie er fließen muss: Er fließt aufgrund seiner eigenen Natur. Keinem Menschen muss man lehren, wie er beten muss: Er beginnt von selbst zu beten. Vielleicht lehrt er andere und schreibt Bücher über das Beten oder gründet eine Religion, nachdem er die Früchte seiner Gebete geerntet hat.

Religion und Veda sind also latent in der Seele des Menschen da. Alle Wahrheiten des ewigen Veda sind eingebettet in der Seele, im inneren Sein des Menschen. Sie werden ihren Ausdruck finden, wenn der Mensch sich höher entwickelt und zu immer höheren Graden der Reinheit emporsteigt. Je früher wir zu beten und zu meditieren lernen, desto besser. Je früher wir unsere natürliche Tendenz zu beten, zu meditieren und Verbindung mit dem höchsten Wert aufzunehmen unterstützen, desto besser.

Die Veden sind eine Sammlung von Aussagen über die ewige Wahrheit

 Ob jemand sagt, die Sonne scheine oder nicht: Die Sonne scheint unabhängig von dieser Aussage. Dass die Sonne scheint und das Licht der Sonne in sieben Farben aufgespalten werden kann, ist eine wissenschaftliche Tatsache, die Feststellung einer Wirklichkeit. Die Veden sind so etwas. Das vedische Wissen ist eine solche Aufzeichnung von festgestellten Wirklichkeiten. Dieses Wissen gehört zu keiner Religion, doch kann keine Religion den Charakter einer Religion beanspruchen, außer sie schließe die vedischen Wahrheiten in irgendeiner Form mit ein. Die Veden sind eine Sammlung von Wissen die höchste Wahrheit betreffend, und jeder Verkünder der Wahrheit, jede Religion muss deshalb die vedischen Wahrheiten weitergeben, vielleicht in eigenen Worten und auf eine Art und Weise, die den Umständen angepasst ist.

Wenn die Araber einen Fluss aus Wein und Fleisch brauchten, dann war Mohammed natürlich gezwungen zu sagen, dass der Himmel ein Ort ist, an dem es Flüsse von Wein und Fleisch gibt. Das ist ein Zugeständnis an die Schwäche einiger Leute unter jenen, denen er predigte. Die eigentliche Bedeutung aber ist, dass der Himmel ein Ort ist, wo alle Wünsche erfüllt werden, ein Ort also, an dem unendliche Glückseligkeit, unendliche Freude, unendlicher Frieden, unendliche Reinheit und unendliches Wissen herrschen.

Das Göttliche ist das Wunder der Wunder

Auch wenn du allwissend wärst, auch wenn du selbst ein Gott wärst, würdest du dich doch wundern: Es gibt unerforschliche Tiefen von Wundern im Göttlichen, unerforschlich nicht nur für dich, sondern auch für die Götter selbst. Sogar für die Götter - die allwissenden und allgegenwärtigen Götter - sind die Wunder des Göttlichen unauslotbar.

Das Göttliche ist das Wunder über allen Wundern. Wir sind so extrem unrein, auch wenn wir Heilige sein sollten, dass es nicht leicht für uns ist, die Größe und Herrlichkeit des Göttlichen zu begreifen. Was wir wissen, ist nur ein Tropfen in einem unermesslich großen Ozean des Wissens, und heutzutage ist das fundamentale Gedankengut der Welt so ärmlich, dass selbst dieser Tropfen verschwunden ist.

 

Gauri - das Wesen der Göttlichen Mutter

Die Göttliche Mutter ist ewig jung. Sie ist immer elf Jahre alt, und das, obwohl Sie die höchste Mutter des ganzen Universums ist, die Mutter der Götter und Göttinnen, die Mutter alles Erschaffenen, die höchste Mutter, die Mutter der Mütter.

Die Göttliche Mutter ist nicht nur höchste Schönheit, sondern, oder gerade auch aufgrund dieser Tatsache, höchste Süße und Lieblichkeit. Alles an Ihr ist lieblich und süß. Sie ist ein Ozean der Süße und Lieblichkeit.

Sie ist ewige Süße, eine unendlich zauberhafte Süße. Diese Gottheit muss verehrt werden. Und auch wenn du alles für Sie geopfert hättest, hättest du nichts getan. Alles, was du tun kannst, ist so wenig angesichts dieses unendlich wertvollen Wesens, das höchste Schönheit, höchste Süße und höchste Freude ist.

Die Göttliche Mutter, die unendliche Freude ist, ist ewig jung. Sie wird nie alt. Sie ist eine Jungfrau. Sie ist immer elf Jahre alt, ungeachtet des Entstehens und Vergehens zahlloser Schöpfungszyklen.

Sie ist Gauri, die ewig Junge. Es ist ein Paradox, dass die älteste Wirklichkeit, die Mutter aller Götter und Göttinnen, die Mutter aller Universen, älter als alles, was je erschaffen wurde, älter als alles Vorstellbare, ewig jung sein soll. Das ist ein Paradox, und dieses Paradox ist die Wahrheit. Dieses Paradox verwirrt die menschliche Intelligenz, weil diese endlich ist, nach allen Seiten begrenzt, unfähig, das Herz der Wirklichkeit auszuloten.

Lakshmi

Diese unergründliche Wirklichkeit ist die Freude der Freude, die Liebe der Liebe, die Mutter aller Mütter, die Mutter aller Väter, ein zeitloses Wesen, höchster Reichtum, der absolute Wert - Sri Lakshmi. Das ist Lakshmi: die Quelle jeder Art von Reichtum, die Quelle jeder Art von wertvoller Substanz. Erleuchtung ist Lakshmi, das kreative Bewusstsein ist Lakshmi, die poetische Intelligenz ist Lakshmi, die logische Vernunft ist Lakshmi. Die Kraft in deinem Körper, die Kraft in deinem Herzen, die Kraft deiner Hingabe, die Kraft des Wissens, des Willens und des Lebens - auch sie sind Lakshmi. All das sind Manifestationen von Lakshmi.

Aditi

Die uralte Mutter der Schöpfung, Aditi, die höchste Göttliche Mutter - diese Mutter ist Gauri, die Immerjunge, die ewig Elfjährige, mit einem Antlitz, das nicht beschrieben werden kann. Kein Dichter, wie göttlich und talentiert er auch sein mag, kann ihre Schönheit beschreiben. Bringen wir dieser Gottheit unseres Herzens tiefste Verehrung dar!

Agni

Agni ist das subtile göttliche Feuer, das Feuer der Wahrheit. Die Flamme der Wahrheit ist eine Manifestation Gauris, der Göttlichen Mutter. Sie ist die Erste; vor allem anderen ist Sie da. Sie ist Mahatripurasundari. Sie ist die Königin der Universen. Sie ist hier, dort und überall. Sie ist der Inbegriff der Liebe. Sie ist die Quelle von Anmut und Schönheit. Sie ist das höchst wunderbare Wunder.

Gauri, Narayani, Sri, Devi, Maheshwari, Ishwari, Sarva Sakshi, Ishwarya - das sind alles Namen der Göttlichen Mutter.

Sie ist ewiger Reichtum - Lakshmi. Sie ist die Wirklichkeit, die in den Herzen der Wesen wohnt - Narayani. Sie ist die höchste Herrin der Schöpfung, aller Kräfte, aller Möglichkeiten, aller Götter und Göttinnen.

Dieser Wirklichkeit, die hier, dort und überall ist, als ewiges Lächeln, als ewiges Licht, als die Kraft der Sprache, als die Kraft, das zu verstehen, was gesprochen wird - dieser Lakshmi bringen wir unsere Verehrung dar, Ihr weihen wir die Liebe unseres Herzens, Ihr schenken wir unsere Hingabe und ihr liefern wir uns aus.

Tripurasundari 

Nichts ist schön außer das Göttliche. Wie schön die aufgehende Sonne auch sein mag, wie schön auch der Lotos und die anderen Blumen sein mögen - alles Schöne und Schönste in der Schöpfung ist wie ein Stück Kohle vor dem Diamanten der unbeschreiblichen Schönheit der Göttlichen Mutter.

Nichts ist schön außer das, was die Schönheit aller Schönheit ist. Nichts ist erstrebenswert außer die Schönheit aller Schönheit.

Sundari Satyam - Die Wirklichkeit allein ist Schönheit

Durch die Gnade des Göttlichen nahm der englische Dichter Keats die Tatsache wahr, dass die Wahrheit Schönheit ist. Die Wahrheit ist die wirkliche Schönheit. Der Name der Göttlichen Mutter, die die Wahrheit ist, ist Schönheit - Sundari. Diese Schönheit allein ist auch Frieden. Nirgendwo in der Schöpfung gibt es wirklichen Frieden, außer bei Mahatripurasundari. Sie ist die Königin des Friedens.

Wie ruhig das Meer auch sein mag, wie still die Nacht - es gibt keinen Frieden. Wie friedlich der Weise auch sein mag - nirgends gibt es wirklichen Frieden. Was du für Frieden hältst, stellt sich bei näherer Untersuchung als Täuschung heraus.

Du denkst, die Erde sei des Nachts ruhig und bewegungslos. Frage den Wissenschaftler! Er wird dir sagen, dass die Welt nicht so still ist wie es scheint. Die Erde, auf der du stehst, bewegt sich mit einer erschreckenden Geschwindigkeit, macht einen entsetzlichen Lärm, den du nur nicht hörst. Die Hörfähigkeit deiner Ohren ist extrem begrenzt, sodass du nichts von dem endlosen Lärm im Universum hörst. Der eigentliche Name des Universums ist Ruhelosigkeit. Nirgendwo gibt es wirklichen Frieden; auch dein eigenes Gemüt ist durch Ruhelosigkeit gekennzeichnet.

Wahrer Frieden ist nur in der Schönheit des Göttlichen zu finden, im Herzen der Wahrheit, auf dem Antlitz der göttlichen Mutter. Dort ist wahrer Frieden. Jene unendliche Schönheit, jene unendliche Wahrheit ist der wahre Frieden. Und dieser erstaunliche Frieden der Göttlichen Mutter befindet sich nicht etwa außerhalb der Schöpfung und der Ruhelosigkeit des Universums, außerhalb der Ruhelosigkeit des menschlichen Gemüts - nein, er ist überall, selbst inmitten des Sturms. Die Göttliche Mutter ist als grenzenloser, unendlicher Frieden gegenwärtig in der Seele und im inneren Wesen aller Geschöpfe. Als Frieden, als Licht, als Wahrheit beobachtet Sie alles.

Das Licht der Lichter, das ewige Licht: Das ist das Wesen der Göttlichen Mutter - Devi. Devi heißt Licht, die Verkörperung von Licht. Es gibt keinen anderen Namen für die Göttliche Mutter. Sie ist Devi, das Licht unbeschreiblicher Schönheit. Sie ist das Auge des Auges, die Wahrnehmung der Wahrnehmung, das Licht des Lichts. Sie ist die Seele des Lichts. Jedes Licht ist deshalb Licht, weil Sie existiert, weil Sie das Licht der Lichter ist. Dieses Licht ist ein aus sich selbst geborenes Licht, ein zeitloses Licht, das überall gegenwärtig ist - hier, dort, überall.

Das Göttliche versteckt sich überall. Ein kleiner Schleier nur muss entfernt werden, und das Göttliche wird sichtbar.

Da ist jemand in dir, eine Gegenwart, von der du nichts weißt. Sie erfreut sich deiner und hat in dir ihren Sitz. Sie ist dein wahres Ich. Du musst dein wahres Ich erfahren, das wahre Sein in dir. Du bist voller Erkenntnis, doch diese muss erst aktiviert werden. Du bist ein endliches Wesen, welches das Unendliche im Herzen trägt. Das Unendliche zu erfahren ist das Ziel deines Lebens, es ist deine Lebensaufgabe.

Swami Omkarananda

 

Himmel und Erde spenden Regen, um uns zu erhalten.

Die freigebigen Morgendämmerungen mühen sich für uns ab,

mit Tautropfen glitzernd.

Sie schicken himmlische Schätze hernieder

für das Wohlergehen der Menschheit.

Rig Veda

Der Materialist hat Unrecht, wenn er die Materie als einzige Wirklichkeit erklärt, und Unrecht hat auch jener, der sie als bloßen Schein betrachtet. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Materie entbehrt nicht der Wirklichkeit. Bei der materialistischen Betrachtungsweise jedoch bleibt das Wesentliche unentdeckt. Das Stoffliche zu bestreiten bedeutet Irrtum aus Einseitigkeit der Sicht; die Materie als einzige Wirklichkeit ins Auge zu fassen, ist ein noch größerer Irrtum. So sehe man also die Materie als die Verhüllung an, die uns die Wirklichkeit verbirgt, die aber auch fähig ist, der Wirklichkeit Ausdruck zu verleihen. Die Wirklichkeit und Wahrheit des verhüllenden Vorhangs gehen auf die Wirklichkeit und Wahrheit dessen zurück, was dahinter ist! - Gott ist allsehende, allwissende, unendliche Wirklichkeit, die Grundlage unseres Daseins, der Ausgangspunkt all unserer Erfahrungen und die Essenz jeglicher Vorzüglichkeit, die unser Bewusstsein offenbart, die alle Vortrefflichkeit beseelende Essenz, die alle guten Eigenschaften, Begabungen und Talente in unserem Leben zur Entfaltung bringt.

Wiederversöhnung von Materie und Geist in einer neuen, dem Geist des einundzwanzigsten Jahrhunderts entsprechenden Philosophie  

Materie und Geist

Geblendet von bequemen Illusionen, die von leichten Siegen über die äußere physikalische Natur herrühren, findet es der Mensch des einundzwanzigsten Jahrhunderts unmöglich, der Realität des nicht Mess- und Wägbaren und seiner unfassbaren innersten Wesensnatur gewahr zu sein, deren Anblick und Wirkung allein den Durst nach beständiger Freude, das Verlangen nach innerem Frieden und Gleichgewicht stillen und den Menschen wieder in einen Zustand echten Glücks versetzen können.

Unsere Zeit verlangt dringend nach einer Synthese materieller und geistiger Werte; sie hat es dringend nötig, dass ihr praktisches Tun von der Sicht des Idealen her bestimmt und ein Zusammenklang von philosophischen Theorien und praktischem Tun erreicht wird. Diese Synthese legt es dem Menschen nahe, sein Leben so zu führen, dass der lastende Druck der Materie immer weniger sein Realitätsgefühl beeinflusst und der Geist sich seinem Bewusstsein immer stärker als Wirklichkeit offenbart.

Als Frage von vorrangiger Bedeutung steht vor uns die Beziehung zwischen philosophischen Theorien und der Lebenspraxis. Diese Frage hat schon durch Zeitalter hindurch das Denken der Menschen beschäftigt und vielerlei Arten von Idealisten hervorgebracht, Vertreter sowohl eines subjektiven als auch objektiven Idealismus. Einige haben behauptet, dass nur der Geist Wirklichkeit besitze und die Welt ein bloßes Trugbild sei. Andere haben genau die gegenteilige Ansicht vertreten.

Wie sollen wir mit der Frage "Geist und Materie" umgehen? - Selbst in einer Anwandlung philosophischer Spekulationslust wäre es müßig, der Materie jegliche Wirklichkeit abzusprechen und den Geist als einzige Realität zu preisen; andererseits neigt die Überbetonung der Materie im Materialismus dazu, selbstgesetzte Ziele unerreichbar zu machen. Alle Anstrengungen, den Frieden zu erhalten, enden im Krieg; alle Bemühungen um allgemeine Wohlfahrt führen zum wirtschaftlichen Zusammenbruch; alle Aktivitäten, die das Glück des Menschen sichern sollen, bewirken nur, dass er noch unglücklicher wird. Weise mit göttlicher Intuition haben die Philosophie aus dieser Zwickmühle befreit, indem sie eine doppelte Realität annahmen; sie betrachteten die Wirklichkeit von zwei verschiedenen Gesichtspunkten aus: Vom absoluten Standpunkt aus ist Gott, das Selbst oder der Geist, allein wirklich. Die Welt ist somit nur eine flüchtige, wechselnde, endliche Erscheinung; doch wird gleichzeitig zugegeben, dass es einen weiteren Standpunkt gibt, von dem aus die Frage gesehen werden kann und auch gesehen werden sollte: Vom relativen, empirischen Standpunkt aus betrachtet existiert eine Welt, und sie ist für uns wirklich, solange wir sie als solche erfahren. Es lässt sich dazu noch bemerken, dass deren Realität deutlich an Dichte und Bedrohlichkeit zunimmt, je weniger geistige Erleuchtung der Einzelne besitzt.

Diese beiden - Geist und Materie - sind nicht zwei verschiedene Dinge an sich; sie sind zwei Stellungnahmen derselben Sache gegenüber. Deshalb muss die Möglichkeit eruiert werden, die beiden in eine einzige überzeugende Philosophie zu verschmelzen. Sie findet sich, wenn uns klar wird, dass die flüchtigen Phänomene der Erscheinung "Welt" in der absoluten Realität als ihrem Substratum verwurzelt sind. Hier haben wir eine Grundlage für die praktische Anwendung der Wirklichkeit auf das tägliche Leben. Praktische Belange sollten nicht vernachlässigt werden, aber die relativen Wertigkeiten von Geist und Materie müssen richtig abgeschätzt werden. Das Leben muss in einer Weise gelebt werden, dass die Materie immer weniger dicht und der Geist für das menschliche Bewusstsein in seiner Wirklichkeit immer greifbarer wird.

Naturwissenschaft und Technik in
ihrer
Beziehung zu kulturellen Einrichtungen
und zur
sozialen Praxis 

Wenn man die wahre Beziehung zwischen Materie und Geist ins Auge gefasst hat und die Grundlage zu einer wirklichen Lebensphilosophie geschaffen hat, kann darauf eine für Familie und Gesellschaft klar strukturierte Lebensweise aufgebaut werden, die einen bestmöglichen Ausgleich zwischen dem Wohl des Einzelnen und dem der Allgemeinheit herstellt.

Selbstlosigkeit ist die wirksame Kraft, die das persönliche Wohl mit dem der Gesellschaft verbindet. Auf dem Webstuhl der Selbstlosigkeit wird das Wohl des Einzelnen mit dem der Gemeinschaft zum Gewebe einer Gesellschaft verwoben, in der alle Menschen glücklich, mit allem Nötigen versehen und in Frieden miteinander leben können - zum Gewebe einer Zivilisation, die ringsum durch Frieden und Fortschritt gekennzeichnet ist.

Was ist falsch an unserer Naturwissenschaft? Wo liegt der Fehler unserer Technologie? - Die Geräte, die dem Menschen helfen, seine Nahrung zu kochen, können ihn auch töten, wenn sie missbraucht oder falsch angewendet werden. Die Elektrizität ist zum eigentlichen Lebensatem geworden; dennoch sollte sie mit Vorsicht und nur zu dem Zweck benutzt werden, das selbstlose Streben des Menschen im Dienst am Nächsten zu unterstützen. Die Naturwissenschaft ist keineswegs als ein Feind geistiger Kultur anzusehen.

Naturwissenschaft und Geisteskultur sind Geschwister. Sie können freundlich zusammenleben und gemeinsam dazu beitragen, aus dem Haus der Welt ein Paradies zu machen, wenn sie nur liebe- und verständnisvoll miteinander umgehen. Andernfalls sind die Folgen unabsehbar, ja fatal.

Wenn die zugrundeliegende Idee erst einmal angenommen und praktiziert wird, warum sollte dann die Naturwissenschaft nicht ihrerseits den hohen Status einer wahrhaft kulturfördernden Einrichtung einnehmen können?

Die Technik wird ebenfalls zu einem Zweig der Kultur. Sowohl Naturwissenschaft wie auch Technik können zum geistigen Wohl des Menschen beitragen, sein Herz bereichern, seinen Horizont erweitern und seine Seele erleuchten, genausogut wie irgendein anderer Zweig der Kultur es vermag. Noch wird der wissenschaftliche Fortschritt vonseiten älterer Kulturwissenschaften mit argwöhnischen und angstvollen Blicken betrachtet, doch ist das nicht so, weil ihm an sich etwas Diabolisches anhaften würde; vielmehr liegt die Ursache dafür in dem Übel roher, niedriger animalischer Leidenschaften, welche die grundlegenden menschlichen Kräfte aushöhlen und untergraben. In solchen Händen wird die Wissenschaft in der Tat leicht zum Werkzeug eines kollektiven Selbstmords.

Sobald aber die geistige Kultur in das Herz des Menschen eindringt und kulturelle Institutionen in allen Projekten und Planungen der ganzen Weltgemeinschaft den gebührenden Platz einnehmen, wird auch die Naturwissenschaft zum wahrhaft kulturfördernden Faktor werden.

Das gilt genauso für das soziale Gebiet. Der gutwillige Mensch ist zum größten Teil noch sehr konservativ eingestellt. In der Natur gibt es ja für gewöhnlich auch keine Revolutionen, nur stufenweise Entwicklung, während die sich "wissenschaftlich" apostrophierenden Revolutionäre die Gesellschaft auf den Kopf stellen und ihre Ideen über Nacht durchsetzen wollen - ein Ausdruck mangelnder Kenntnis der wahren Werte des Lebens. Wenden sich diese Revolutionäre jedoch einer, wie oben erläuterten, umfassenden Ideologie zu, dann werden sie zu Evolutionären, deren Herz von Liebe und Verständnis erfüllt ist. So können die sozialen Verhältnisse nach und nach mit dem wissenschaftlichen Fortschritt in Einklang gebracht werden, und Friede und Harmonie werden möglich.

Religion und geistige Werte

Religion ist ihrem tiefsten Wesen nach Anwendung geistiger Werte im menschlichen Alltag. Die geistigen Werte sind zu allen Zeiten und überall auf der Welt grundsätzlich dieselben, wenn auch die verschiedenen Heiligen und Weisen sie von unterschiedlichen Standpunkten aus wahrgenommen haben. In ihrer Anwendung hingegen mussten sie jeweils der Eigenart eines jeden Volkes angepasst werden. Verschiedene Umweltbedingungen sowie unterschiedliche intellektuelle und kulturelle Entwicklungsstufen haben verschiedenartige Formulierungen für die Anwendung geistiger Werte im Leben der Menschen nötig gemacht. Das erklärt, weshalb es in dieser Welt so viele Religionen gibt. Wir wollen uns diese Tatsache stets vor Augen führen.

Auch heute noch bestehen unverkennbare Unterschiede im Temperament und der intellektuellen Entwicklung der Menschen verschiedener Erdteile, und das trotz der phänomenalen Fortschritte der Wissenschaft im Hinblick auf weltweite Kommunikation und obwohl Flugzeug, Radio und Fernsehen die Welt näher zusammenrücken haben lassen. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Es wäre ein verhängnisvoller Fehler, in der religiösen Sphäre Einförmigkeit anstreben zu wollen, auch dann noch, wenn man berücksichtigt, dass die geistigen Werte allgemeingültig und universal sind.

Es ist nicht nur unklug, sondern auch gefährlich, an irgendjemands Glauben zu rütteln. Sogar den Aberglauben sollte man nicht frontal angreifen, wenn man das Bewusstsein von Menschen, die noch unvorbereitet sind, aus ihm befreien möchte. Auch das wäre schon so viel wie Zündstoff in die Nähe einer Flamme zu bringen. Negative Tendenzen, vom Aberglauben in Schach gehalten, könnten sich auf diese Weise entladen, besonders, wenn moralische Kraft oder Verständnis fehlen.

Darum lasse man auch den Aberglauben und seine Rituale unberührt und bekümmere sich nicht irgendwelcher Praktiken wegen, sondern erziehe das Volk zu geistigen Werten.

Sei du in moralischer Hinsicht ein Vorbild! Halte dein Gewissen stets wach und unbelastet von bösen Gedanken und Gefühlen! Wenn der innere Mensch auf diese Weise erleuchtet ist, werden abergläubische Vorstellungen und andere äußere Dinge von allein wegfallen. Sie sind dann einfach nicht mehr nötig.

Ethik und soziale Praxis

Die Ethik gehört im wahrsten Sinne des Wortes in den Bereich der Spiritualität. Es lässt sich beobachten, wie spirituelle Wahrheiten in religiöse Gebräuche umgesetzt werden und durch diesen Vorgang der Wesensumwandlung auch äußerlich andere Gestalt annehmen. Die Ethik ist diejenige Disziplin, die dem höchsten geistigen Ideal dient. Das Ziel der Ethik ist es, Herz, Gemüt und Hände des Menschen mit der inneren Seele in Einklang zu bringen. Das Ideal der ethischen Vollkommenheit kommt in den Lehren aller großen Propheten in ähnlicher Weise zum Ausdruck. Es ist unverändert in der Bergpredigt Jesu, im edlen achtfachen Pfad Buddhas und im Yama-Niyama zu finden, auf das der große Weise Patanjali in seinen Yoga-Sutras immer wieder hinweist. So finden wir die höchsten ethischen Werte in den schriftlichen Quellen aller Religionen.

In diesem Zusammenhang wäre es hochinteressant, über den Wesenskern der universalen Ethik nachzudenken, der darin besteht, anderen Gutes zu erweisen und niemandem zu schaden.

Das soziale Leben fordert die Anwendung dieser goldenen Regel auf das Verhalten im menschlichen Zusammenleben. Die Fähigkeiten und Begrenzungen der die jeweilige Gesellschaft bildenden Menschen sowie die psychologischen und sozialen Faktoren, die für die Formulierung der religiösen Lehren ausschlaggebend waren, haben auch die Anwendung der ethischen Grundwahrheiten auf das Leben der Gemeinschaft beeinflusst. Deshalb unterscheiden sich die ethischen Normen von Land zu Land und auch von Zeitepoche zu Zeitepoche ganz erheblich voneinander. Was an einem bestimmten Ort und einer bestimmten Zeit als gut erachtet wurde, galt an einem anderen Ort und zu anderer Zeit als schlecht.

Die gesellschaftliche Praxis ist immer Veränderungen unterworfen. Die fundamentalen ethischen Grundlagen dagegen ändern sich nicht. Die Verantwortung der philosophischen Vordenker ist daher groß. Für die Menge haben sie eine lebendige heilige Schrift darzustellen, ein lebendiges Moralgesetz, das der Verkörperung der Vollkommenheit im Verhalten entsprechen soll. Die Menge wird unwillkürlich ihrem Beispiel folgen - das natürlich nur, soweit es dem Einzelnen möglich ist. Es ist deshalb überaus wichtig, dass alles, was die führenden Denker sagen und tun, mit den allerbesten ethischen Grundsätzen übereinstimmt. Und da jeder von ihnen das Volk kennt, in das Gott ihn hineinversetzt hat, wird er auch intuitiv wissen, wie das Beispiel, das er der Gesellschaft vorleben will, aussehen muss, damit es nachgeahmt werden kann. Für jene Denker selbst ist das oberste ethische Gesetz, das uns die großen Propheten und Menschen Gottes hinterlassen haben, der Leitstern.

Philosophie des Staates, des Rechts und der Wirtschaft 

Im Licht des bereits Gesagten fällt es nicht schwer, in den Philosophien des Staates, des Rechts und der Wirtschaft mögliche Mittel zur Vergeistigung des menschlichen Lebens und dessen Überführung ins göttliche Leben zu erkennen.

Es ist engherziger Nationalismus, eine besondere Ausprägung der kollektiven Selbstsucht und Überheblichkeit einer Gruppe von Menschen, was die moderne Staatskunst dieses Ziel verfehlen lässt, sofern sie nicht überhaupt dazu beiträgt, es zu vereiteln. Ein Volk, das unter Patriotismus die Förderung der Interessen des eigenen Landes auf Kosten eines anderen versteht, dessen Schicksal wird durch die Hand eben dieses anderen Landes besiegelt werden. Ein solches Verhalten führt über zunehmend animalische Reflexe in immer größeres Unglück.

Im Licht der geistigen Werte werden die politischen Führer erkennen, dass Friede und Wohlfahrt des eigenen Landes vom Frieden und Gedeihen der Nachbarländer wie auch der ganzen Welt abhängen. Das Gesetz der gegenseitigen Abhängigkeit beherrscht das ganze Universum. Es besteht nicht nur zwischen Mensch und Mensch, sondern auch zwischen Mensch und Tier, Mensch und Pflanzenwelt, wie auch zwischen Menschen und den göttlichen Kräften, die das Weltall regieren. Dieses Gesetz ist unaufhebbar und ewig.

Liebe erzeugt Gegenliebe, Hass kann nur Hass hervorrufen.

Dies sollte die wegweisende Philosophie für Politiker sein. Dann bedürfte es keiner besonderen Friedenskonferenzen, denn es würde überall auf der Welt Frieden herrschen.

Wird es in einer solchen Gesellschaft dann keinerlei Auseinandersetzungen geben, und werden keine Debatten mehr stattfinden zwischen politischen Gruppen? - Doch; und diese Erwägung führt hin zur Rechtsphilosophie.

In einer Gesellschaft und in einer Welt, die auf den dargelegten Prinzipien aufgebaut sind, wird es keine Wortgefechte aus Selbstsucht und Machtgier, um Position und Einfluss mehr geben. Die Debatten werden über wichtige Punkte und die Anwendung von sittlichen Grundsätzen geführt werden und um jene Prinzipien, welche die Gesellschaft leiten sollen. Solche Dispute sind ein Zeichen sozialer Lebendigkeit und Gesundheit; sie werden die Lücken aufdecken, die im vorherrschenden Sittengesetz eines Volkes vorhanden sind, und die Richtung weisen, welche Änderungen nötig und gerechtfertigt sind.

Unsere heutige Gesellschaft hat die Wirtschaftswissenschaft zur Dienstmagd der Politik gemacht. Die Wirtschaft der kommenden Ära wird von allen politischen Erwägungen unabhängig sein und ausschließlich die Wohlfahrt der Menschheit als Ganzes im Auge haben. Gerechte Güterverteilung und gleiche Arbeitschancen werden die herrschenden Prinzipien sein.

Privateigentum und Privatinitiative werden die Wohlfahrt fördern, indem sie den nötigen Ansporn liefern; also werden sie in der neuen Gesellschaft weiterbestehen.

Hingegen wird die Anhäufung von Reichtum und die Ausbeutung eines Teils der Gesellschaft durch einen anderen Teil verschwinden.

Überblick über die praktischen Folgerungen für weltweite Verständigung und Zusammenarbeit

Es gibt ein einziges gemeinsames Bewusstsein, das alle Kreaturen durchdringt, nämlich die Wahrheit. Diese ist die höchste Wirklichkeit, die aller Mannigfaltigkeit der Namen und Formen zugrunde liegt. Es ist die Leinwand, auf der das sich ewig verändernde Universum gemalt und umgestaltet, verschönert und wieder ausgelöscht wird.

Einheit ist Wahrheit - Vielfalt bloße Erscheinung. Jede Einzelheit der Mannigfaltigkeit der Erscheinung ist nicht nur ein einzelnes Teil der großen Einheit, sondern auch identisch mit dieser Einheit. Die geheimnisvoll geschaffene Hülle des Egos, die jedes Individuum umschließt, muss irgendwann zerbrochen werden, damit die kosmische Einheit offenbar werden kann. Die Verwirklichung dieser Einheit ist das einzige und somit oberste Ziel allen menschlichen Strebens, denn in dieser Einheit allein liegt immerwährender Friede und ewige Glückseligkeit. Niemand kann Frieden und Glück genießen, solange er sich mit den unaufhörlich wechselnden Namen und Formen identifiziert.

Die Verwirklichung dieser Einheit ist eine Angelegenheit, die nicht beliebig auf die lange Bank geschoben werden kann. Sie ist vielmehr die vordringlichste Forderung der Stunde, ja jeder Stunde unseres Lebens. Tatsächlich wacht das kosmische Bewusstsein über jede Handlung jedes einzelnen menschlichen Wesens, um zu sehen, inwiefern dieses fähig ist, sich der Verwirklichung der kosmischen Einheit zu nähern. Inwieweit ein Mensch diese dringlichste aller Aufgaben vernachlässigt, verfehlt er sein Leben.

Der aufrichtig geistig Strebende indessen macht jeden Augenblick seines Lebens zu einem Glied in der Kette unaufhörlicher Bemühungen, die ihn immer näher zum Ziel eines Erwachens im kosmischen Bewusstsein hinführen.

Kriege können den Kriegen kein Ende setzen. Unwahrheit kann der Wahrheit niemals förderlich sein. Die Suche nach dem höchsten Frieden führt den Suchenden vom Frieden zu noch größerem und tieferem Frieden.

Indem wir die harte Schale unseres eigenen Egos fortwährend mit der Axt der Weisheit bearbeiten, erweitert sich von Augenblick zu Augenblick unsere Schau der kosmischen Einheit und macht unser Herz weit, bis es nach und nach all die unzähligen Wesen der Schöpfung in Liebe umfängt. Wenn die Schale des Egos einmal zerbrochen ist, verschwinden alle trennenden Tendenzen, und der Mensch ist nicht länger von anderen abgesondert; er ist eins mit dem Kosmischen Wesen geworden, das heißt mit allem. Von da an ist er ewig, unsterblich und von unendlicher Glückseligkeit erfüllt.

Der einsichtige Mensch sollte bewusste Anstrengungen unternehmen, um diese Verwirklichung zu erlangen. Das ist Sinn und Ziel des Lebens und das höchste Prinzip, das alle menschliche Tätigkeit auf Erden regiert.

Diese herrliche Wahrheit sollte man durch Rundfunk und Fernsehen überall verbreiten, und die ganze Welt sollte immer wieder daran erinnert werden.

 

Betrachte Leben und Arbeit als einen Akt, den Du vollbringst, um unsterblichen Ruhm und vollständige Befriedigung im Bewusstsein, ein erfolgreiches Leben geführt zu haben, zu erlangen. Erinnere Dich daran, dass du ein Kind der Unsterblichkeit bist und alles Leben nur eine Opfergabe ist.

Vergiss nie, dass der Nektarhonig der Blume der Barmherzigkeit für jene ist, die sich selbst aufopfern - und ein Leben, das geopfert wurde, ist ein Leben, das angenommen wurde.

Lass die heilige Flamme des göttlichen Feuers hell in deiner Seele leuchten!

Atharva Veda

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