INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort.

Einleitung

1. Kapitel: Die ewige Quelle des Lebens

2. Kapitel: Gott in der heutigen Welt

3. Kapitel: Gott im Menschen

4. Kapitel: Die Erfahrung des Göttlichen

5. Kapitel: Von der menschlichen zur göttlichen Erfahrung

6. Kapitel: Freiheit und Furchtlosigkeit

7. Kapitel: Weisheit im täglichen Leben

8. Kapitel: Glück und Freude in der Alltagserfahrung

9. Kapitel: Entfalte Deine Grösse

10. Kapitel: Licht auf dem Weg zur Vollkommenheit

11. Kapitel: Gott als die Vollendung menschlichen Lebens

12. Kapitel: Liebe ist alles

 

 

Vorwort

Von einem Buch mit dem Titel "Leben im göttlichen Licht" erwartet man viel. Wenn unser Leben so oft ein Leben der Finsternis und der Dunkelheit ist, wenn in unserem Leben so oft bedrängende Schatten das Helle verscheuchen, dann müsste ein Buch, das von einem Leben im göttlichen Licht spricht, selber zu einem Helfer auf dem Weg zum Licht werden. Hält das vorliegende Buch das, was es mit seinem Titel zu versprechen scheint?

Ich bin davon überzeugt. Das Buch ist praktisch, lebensnah und spricht doch von den höchsten Dingen. Es kann ein sehr dynamischer Führer werden zu einem Leben, das mehr als Sorgen, Resignation und Unglücklichsein ist, zu einem Leben, das nicht nur die Niederungen der Täler kennt, sondern die Höhen der Berge zu ahnen beginnt. Das Buch spricht kompromisslos nur vom göttlichen Licht, und dieses eine Thema wird in zahlreichen Variationen imme neu dargestellt. Es könnte der Gedanke kommen, ob ein derartiges Buch überhaupt Platz hat in einer Welt, wo verzweifelte Gier nach Lust, Berauschtheit, Karriere und materiellem Besitz ihre Orgien feiert. Ich glaube, dass gerade Bücher, die kompromisslos von den ewigen, unvergänglichen Werten sprechen und messerscharf Wesentliches vom Unwesentlichen trennen, heute dringend notwndig sind. Unsere eigene unglaubliche Trägheit braucht derartig kompromisslose, eindringliche Aufrufe, wie sie Swami Omkarananda an uns richtet. Es stellt sich nun die Frage, wer denn dieser "Rufer in der Wüste" ist.

Swami Omkarananda wurden schon im frühen Alter entscheidende Erfahrungen der Allgegenwart Gottes zuteil. Sechzehnjährig verliess er seine Grossstadtheimat und begab sich in die Himalayas, wo einer der grössten Weisen unserer Zeit die ungewöhnliche Reinheit dieses Menschen erkannte und ihn in den höchsten Mönchsorden aufnahm. Viele Jahre widmete er sich intensiven Studien aller Wissenschaften, schrieb zahlreiche Bücher, die internationale Anerkennung fanden, und wuchs immer mehr zu einem erleuchteten Heiligen heran. 1965 kam er erstmals in die Schweiz. Sofort war die erhebende Wirkung sehr gross. Eines der wichtigsten äusseren Ergebnisse stellt sein erstes deutschsprachiges Buch "Ein Licht in unserer Zeit" dar. Dort habe ich in der Einleitung ausführlicher über die Persönlichkeit Swami Omkaranandas gesprochen und darf wohl an dieser Stelle darauf verweisen. Das genannte Buch erlebte innerhalb von drei Jahren vier Auflagen - ein deutliches Zeichen der weitherum wahrnehmbaren geistigen Strahlkraft, die von den Schriften Swami Omkaranandas ausgeht.

1966 gründete er das Divine Light Zentrum in Winterthur, eine gemeinnützige Organisation, die jenseits aller Religions- und Konfessionsgrenzen dem kulturellen, ethischen und geistigen Fortschritt der Menschheit dient.

Wir haben bereits davon gesprochen, dass Swami Omkarananda kompromisslos das Wesentliche vom Unwesentlichen trennt und sich in einer unvorstellbaren Radikalität dem Göttlichen - und einzig und allein ihm - zuwendet. Wer das nicht begreift, wird die Gedankengänge und die Philosophie Swami Omkaranandas nicht verstehen. Ich bin in meinem Leben noch keinem Menschen begegnet, dessen Denken und Handeln derart eindrücklich auf das Absolute, auf Gott, bezogen war. Wenn wir aber aufmerksam die Bibel lesen oder Leben und Werk grosser Mystiker und Heiliger studieren, stossen wir durchwegs auf dasselbe Phänomen. Christus war durch und durch göttliches Feuer, und Er ist gekommen, dieses Feuer auf die Erde zu werfen, ja Er sehnte sich danach, dass es schon in uns brenne (Lukasevangelium 12,49). In Swami Omkarananda erleben wir in unserer nächsten Nähe, in unserer Gegenwart, eine Flamme, die nur für Gott brennt. Ich betrachte es als eine glückliche Fügung, dass wir diese Flamme nicht nur in der Literatur der Vergangenheit suchen müssen. Flammen aber brennen nicht, um uns ein ergötzliches Schauspiel zu bieten, sondern um uns selber anzuzünden.

J.W.

 

Einleitung

In unserem turbulenten und säkularen Zeitalter der Automatisation, der Atomkraft und des "Apollo 11", in dem auf der ganzen Welt die Religion als Bündel überholter Vorstellungen abgetan wird und sich die Menschen gierig nach Ersatz umsehen, um lediglich festzustellen, dass sie dadurch eher der Verzweiflung als dem Glück in die Arme getrieben werden, schenkt uns das vorliegende Buch etwas, das die fragende Vernunft des modernen Menschen befriedigt und anspornt, in dem das nach Liebe verlangende Herz Nahrung und Wachstum, das bedrängte Leben Befreiung und Stärke und der umgetriebene Geist Frieden und Sicherheit finden. Und was noch mehr ist als das: Der geistig Suchende gelangt bei eingehender Lektüre auf jenen hohen Weg, der einen Hiob sagen lässt, dass die Hand Gottes ihn berührt habe (Hiob 19, 21) und der Apostel Johannes erklären konnte: "Nun aber sind wir Söhne Gottes."

Das Licht unseres eigenen begrenzten und auf sich selbst gestellten Fassungsvermögens ist doch nicht ausreichend, um unser Leben zu einer stets aus sich selbst neu hervorquellenden Freude, Kraft und Erfüllung werden zu lassen. Es braucht die Unterstützung jenes anderen Lichtes, des Lichtes des göttlichen Bewusstseins, der Liebe und der Wahrheit in uns, über uns und rund um uns her, das mit grösserer Sicherheit als wir selbst besteht und ohne das unsere ganze nüchterne Sachlichkeit nur Illusion ist.

Das Licht der zeitlosen göttlichen Wirklichkeit wahrzunehmen und des von dieser Allmacht ausgehenden Schutzes sicher zu sein und aus Seiner grenzenlosen Gnade und Liebe in jeglicher Notlage schöpfen zu können, gibt mehr Kraft als jedes andere Mittel; es gibt dem Psychologen ein grösseres Wissen über die menschliche Natur, dem Arzt grössere Fähigkeiten zum Heilen, dem Wissenschaftler eine grössere Durchdringungskraft der Intelligenz, der Hausfrau und Mutter bessere Möglichkeiten, Harmonie und Glück um sich zu verbreiten. Swami Omkarananda stellt uns nicht einen Gott vor Augen, der weit entfernt von uns wäre, sondern der unmittelbar bereitsteht, uns weiterzuhelfen, unser Hoffen und Erkennen zu beleben und zu vertiefen und aus unserem Leben ein fortschrittgeladenes und erfolgreiches Epos zu gestalten.

Die Literatur Swami Omkaranandas zeichnet sich bekanntlich dadurch aus, dass sie dem Leser sehr viele einfache Methoden darlegt, um zur bewussten Erfahrung jener Beziehungen mit dem göttlichen Licht in Familie und Umwelt, in Beruf und Öffentlichkeit zu gelangen. Sie bringt uns in Berührung mit dem Göttlichen und bietet uns die Mittel dar, durch die wir in den Besitz von Frieden, Licht und Gottes Gnade gelangen. Kein Wunder also, dass seine Schriften allein in Europa, vor allem in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich nicht weniger als vierhunderttausend begeisterte Leser erreicht haben und der Leserkreis ständig im Wachsen begriffen ist.

Einer der auffallendsten und kennzeichnendsten Faktoren in der Philosophie Swami Omkaranandas ist deren Theozentrik. Sein ganzes Denken, sein ganzer Selbstausdruck, seine ganze Lebensschau ist im höchst machtvollen Bewusstsein der Wahrheit aller Wahrheiten, in Gott, tief verwurzelt. Sein gesamtes Leben und Denken ist Ausfluss dieser Verwurzelung in Gott. Diese Tatsache blieb denn auch nicht unvermerkt.

Wir können in dieser starken, ausgeprägten Theozentrik nicht eine persönliche Vorliebe oder Eigenheit erblicken oder sie als übertrieben und einseitig betrachten. Man schaue doch nur auf die grossen Schriften der Weltliteratur: Die bedeutendsten unter ihnen - was sind sie anderes als Bücher, die ganz und gar in Gott gegründet, Ausfluss der inneren Begegnung mit Gott und der Erfahrung Gottes sind. Ganz unbestreitbar erscheint für jene Grossen, die innige und direkte Gotterfahrung hatten, eine kräftige Theozentrik in all ihren Selbstäusserungen - sei es durch das gesprochene oder das geschriebene Wort oder durch ihr Leben selbst - als ein ganz und gar natürlicher und spontaner Selbstausdruck. Eine Theozentrik, wie wir sie für die Schriften, die Philosophie und das Leben von Swami Omkarananda so bezeichnend finden, wird ganz allgemein von allen grossen Schriften der Weltliteratur, wie auch von den Heiligen, Weisen und Mystikern in aller Welt geteilt.

Um die letzte Jahrhundertwende dürfte auf geistigem Gebiet der Höhepunkt der Materiebesessenheit, des Intellektualismus und der Geistentfremdung erreicht worden sein. Inzwischen haben die Ergebnisse der Naturwissenschaft selbst dazu beigetragen, diese Finsternis wieder ein wenig aufzuhellen. Doch so wie der Winter seine volle Macht erst entfaltet, nachdem der sonnenärmste Tag längst vorbei ist, so dringt auch die Kälte der geistigen Lichtarmut erst jetzt in voller Stärke ins Leben der Menschen ein. Der materialistische Denk- und Lebensstil kommt erst jetzt voll zur Auswirkung und ergreift alle Bereiche der modernen Gesellschaft, während unterdessen das Licht geistiger Erkenntnis bereits im Zunehmen begriffen ist.

Heute wird verschiedentlich festgestellt, dass die Wissenschaft auf einem toten Punkt angekommen ist, weil sie ihre Verbindung mit dem höheren philosophischen Denken verloren hat, während die Philosophie ihrerseits zwar das Ideal der Synthese aufrechterhielt, darüber jedoch an Wirklichkeitsnähe einbüsste.

Diese Tatsache wurde schon von einem Wissenschaftler wie P. Teilhard de Chardin vermerkt, wie auch von anderen prominenten Wissenschaftlern und Denkern, die schon vor Jahrzehnten Anregung zu einem einheitlichen Gedankengebäude auf naturwissenschaftlicher Grundlage gaben, das die Gesamtheit der Erscheinung Mensch miteinschliessen sollte. P. Teilhard de Chardin forderte eine naturwissenschaftliche Anthropologie, die das ganze Phänomen erfasst und nicht nur jenen Teil davon, der den gegenwärtig bestehenden Methoden zugänglich ist. Darüberhinaus stellte er die Forderung, das Phänomen als solches zu überschreiten, da der Mensch sich auf etwas hin entwickle, das jenseits des gegenwärtigen Phänomens liegt.

In der Philosophie Swami Omkaranandas ist die Forderung nach Überschreitung des Phänomens ganz und gar erfüllt, während jedoch bei Pater Teilhard de Chardin ein Entweder-Oder zwischen Philosophie und Naturwissenschaft gegeben zu sein scheint, besteht im Denken Swami Omkaranandas ein vielschichtiges Neben- und Übereinander verschiedener Erkenntnisbereiche und Erkenntniskräfte des Menschen, die sich auf höherer Ebene zur Synthese einen.

Dass die Theozentrik im System eines neuzeitlichen Denkers überhaupt so weitschweifiger Erklärungen bedarf, liegt in der Konvention der Wissenschaft und vieler philosophischer Strömungen begründet, jeden Terminus, der die Wirklichkeit "Gott" kennzeichnet, zu vermeiden. Da die Wissenschaft einen so grossen Einfluss auf unser gesamtes Leben und Denken ausübt, hat sich diese Konvention über weite Kreise der heutigen Gesellschaft ausgebreitet. Konventionen haben zuweilen die Funktion, irgendwelche Entwicklungsnotwendigkeiten zu schützen; doch gehört es zu ihrem Wesen, früher oder später zu erstarren und zum Hemmnis zu werden. Genauso wie im Leben des einzelnen, gibt es auch im Leben einer Gruppe oder der ganzen Menschheit ein Trägheitsmoment, das ein bequemes Verharren in eingefahrener Routine der geistigen Anstrengung neuen Voranschreitens vorziehen lässt. Swami Omkarananda indessen macht nie Umschweife oder auch nur den Versuch, die Wirklichkeit "Gott" sprachlich irgendwie zu umgehen, höchstens dass er verschiedenartigen Menschen gegenüber unterschiedliche Bezeichnungen gebraucht. Er ist sich dieser Wirklichkeit viel zu stark bewusst, um sie nicht hinter allen Gegebenheiten des äusseren Lebens zu erkennen und sich auf Schritt und Tritt auf sie zu beziehen. Sie ist im Grund die einzige Wirklichkeit, mit der er beständig umgeht, in der er lebt und aus der er lebt.

Der Gedanke der Höherentwicklung nimmt in seiner dynamischen Philosophie einen hervorragenden Platz ein. Doch ist für ihn nicht die Materie, sondern die individuelle Seele die vorgängige Tatsache: die aus Gott hervorgegangene Seele, die das Göttliche, das Ebenbild in sich trägt, der verlorene Sohn aus dem biblischen Gleichnis. Diese individuelle Seele durchläuft einen Prozess der Höherentwicklung, heraus aus dem Zustand der Unkenntnis über das ihr innewohnende geistige Selbst und hin zu einem Zustand geistiger Selbsterkenntnis; aus einem Stadium, in dem das göttliche Leben mit seiner Kraft, seinem Frieden und seiner Erkenntnis und Vollkommenheit nur latent vorhanden ist, auf einen Zustand hin, wo die Fülle des göttlichen Lebens offenbar wird, wo sich das göttliche Bewusstsein im Menschen seiner selbst voll und ganz bewusst ist und sich selbst als eins mit dem einen höchsten Sein erfährt.

Für Swami Omkarananda sind die vergänglichen Phänomene nicht von erstrangiger Bedeutung und Wichtigkeit. Ihnen eine zu hohe Bedeutung beizulegen würde den zentral wichtigen Fortschritt und das Ziel der Evolution aus dem Auge verlieren lassen. Es wäre, wie wenn man dem Kleid des Menschen in übertriebener Weise Beachtung schenkte, so dass der Mensch selbst darüber fast vergessen würde, während man den äusseren Hüllen alle Aufmerksamkeit zuwendet. Das Einzige in der Materie, was für Swami Omkarananda zählt, ist das göttliche Bewusstsein im Inneren, das im Menschen zu seinem Selbstgewahrsein erwachen kann, da hier die entsprechend entwickelten Gehirnstrukturen vorhanden sind. Dieses Bewusstsein ist für ihn alles, und er sieht es in allem und in allen. Es ist das allem zugrundeliegende Göttliche.

Für Swami Omkarananda wird dieses in aller Materie und im Menschen schlummernde Göttliche als eine höchst dynamisch-reale Gegenwart erlebbar, eine nahe und unmittelbare Gegenwart, eine überaus liebevolle Gegenwart, die nicht nur unpersönlich und abstrakt, sondern als Grundlage jeglicher Persönlichkeit zugleich auch Persönlichkeit in höchster Potenz ist. Der Gottesbegriff Swami Omkaranandas ist nicht darauf zugeschnitten, Philosophen und Theologen zufriedenzustellen, sondern darauf, den Menschen seinem höchsten Ziele, der Vergöttlichung, entgegenzuführen.

Das Gottesbild Swami Omkaranandas, wie persönlich und praktisch und menschennah es auch sein mag, hält jedoch den Menschen keineswegs in alten überholten Denkweisen und Auffassungen von Welt und Leben fest. Seine Konzeption des Göttlichen ist durch und durch empirisch, philosophisch und selbst wissenschaftlich unanfechtbar und zukunftsweisend. Sie vermittelt dem Menschen einen Lebensstil, der ihm in seiner Ganzheit mehr angemessen ist als irgendeiner der gegenwärtig gebräuchlichen. Gott ist für Swami Omkarananda keine Idee menschlichen Denkens, kein Produkt menschlichen Geistes und noch viel weniger eine wissenschaftliche Hilfshypothese zur Auffüllung menschlicher Erkenntnislücken. Im Gegenteil betont Swami Omkarananda die Wichtigkeit, die Leuchtkraft des Geistes - auch des Intellektes - aufs höchste zu steigern und die Grenzen der Erkenntnis so sehr auszuweiten, wie es die jeweiligen Erkenntnismittel erlauben. Um über die Auflösungskraft des Intellektes hinauszugelangen, ist die Entwicklung höherer Geisteskräfte nötig, was durch beständiges Nachsinnen über Hohes und Höchstes erreicht wird. Dadurch gelangt der Mensch in eine Geistesverfassung, wo die Realität Gottes niemals mehr dem Blick entschwindet, sondern diese höchste Wirklichkeit durch alle anderen Gegebenheiten hindurchleuchtet, wo Gott eine ungleich höhere Realität gewinnt als alles, was durch die Werkzeuge von Sinnesorganen und Verstand hindurch wahrgenommen wird. Gott wird dann in allem erschaut als das eine Sein, als der zur Höherentwicklung Antreibende in allen Wesen, als die unendliche Liebe, als das unendliche Licht, als unendliche Erkenntnis, Kraft und Vollkommenheit.

Gott allein ist der Friede, und die Suche nach diesem Frieden steht hinter allen Bemühungen um den Frieden, die heute so weitverbreitet und so erfolglos sind.

Die intellektuellen und sozialen Strömungen und Konventionen sind Phänomene, die kommen und gehen und einen so stark auf die Wirklichkeit hinter den Phänomenen bezogenen Geist wie Swami Omkarananda nicht beeindrucken können. Es liegt seiner inneren Berufung fern, sich in Tageskämpfe zu mischen. Seine Aufgabe ist es, uns die zeitlose Wahrheit in Erinnerung zu rufen, dass der Mensch kein vergängliches Geschöpf ist, sondern ein unendliches und unsterbliches Bewusstsein aus Gott in sich trägt, das zu erfahren höchstes, unvergängliches Glück und ewiges Leben bedeutet.

Der vielseitige Wert der Schriften Swami Omkaranandas ist geradezu auf diese Theozentrik zurückzuführen und geht aus dieser unmittelbaren, unmissverständlichen Begegnung mit den vielen Dimensionen der Einen Wahrheit zurück. In einer Welt der begrenzten, relativen und bruchstückhaften Wissenschaften und Erkenntnissysteme kann allein Gott Bauplan und Substanz der Wissenschaft aller Wissenschaften, der Erkenntnis aller Erkenntnisse, der Kunst aller Künste, des Lebens allen Lebens bilden, und keine Wissenschaft, keine Erkenntnis, keine Kunst, kein Leben kann auf die Dauer Bestand haben ohne die Berührung mit dieser kraftspendenden, emporhebenden und tragenden Wahrheit, und kann auch nicht von Ängsten und Problemen befreien noch eine Quelle des Friedens, des Glücks und des Lichtes sein. Das vorliegende Buch geht auf ein Leben im Licht des Göttlichen zurück. Wenn wir eine solche dargereichte Hilfe und die daraus fliessende Anregung, innere Freiheit und Kraft auf den verschiedenen Stufen und in den jeweiligen Berufungen unseres Lebens nicht ergreifen, dann entbehren wir etwas sehr Kostbares, ja etwas Unerlässliches.

Helli Wagner-Glanzmann

 

 

1. Kapitel

Die ewige Quelle des Lebens

Die Grundlage aller Existenz

Gott ist kein Erzeugnis dichterischer Phantasie, kein Gegenstand visionärer Träume, kein Mythos menschlichen Bewusstseins, sondern die einzige Wirklichkeit, ohne die das Leben keine erhaltende Kraft, die Zeit keine Existenz, die Bewegung keinen Antrieb, der Geist keine Intelligenz, die Materie keine Substanz, die Seele keine Seinswirklichkeit und das Bewusstsein kein Bewusstsein seiner selbst hat. Nichts Erschaffenes hat tragenden Grund oder verwirklichende Wahrheit in sich.

Das Greifbare, das Stoffliche der Materie mag die einzige Erfahrung für den körperbewussten Menschen sein; aber für den Weisen ist die Spiritualität der Materie eine lebendige Erfahrung, und obwohl für die suchende Intelligenz eines Philosophen Gott ein Ideal darstellt, ist Er für den erleuchteten Weisen eine Tatsache. Das Göttliche offenbart sich uns in der Vision, nicht in begrifflicher Weise. Diese Schau stellt sich als lebendige Wirklichkeit dar, als eine Realität unmittelbarer, fortgesetzter, konkreter Erfahrung.

 

Was ist Gott?

Das Allerhöchste in Dir ist Gott. Alles, was vortrefflich, erhaben, edel, wahr und wertvoll in Dir ist, das ist Gott. Gott ist das in Dir, was Dein Bewusstsein und dessen Eigenschaften, Dein Leben und dessen Ausdrucksweisen trägt und erhält und doch unendlich viel höher ist als diese. Jenes in Dir, aus dem Deine Liebe, aus dem Dein Sinn für das Edle und Schöne, Dein Wunsch nach Vollkommenheit entspringt, das ist Gott. Das in Dir, das Dein Gewissen zur Funktion bringt, aus dem Dein Glaube und Deine Fähigkeit, geistige Wahrheiten zu verstehen, hervorgeht - das ist Gott. Gott ist all das in Dir, ohne das Du nicht leben, nicht atmen, nicht wirken, nicht denken, nicht fühlen kannst, ohne das es nicht möglich wäre, Werten, Idealen und höheren Stufen der inneren Entwicklung nachzustreben.

Dein Körper ist nicht das Höchste oder Grösste. Er ist Begrenzungen unterworfen. Er altert und vergeht. Der menschliche Geist ist grösser; doch auch er ist nicht das Höchste in Dir, noch ist es Dein unbewusstes inneres Wesen. Erst das Überbewusstsein, das der Beobachter und Zeuge all Deiner mentalen Zustände und selbst noch des beobachtenden Bewusstseins in Dir ist, das ist Gott. Gott ist vollkommen. Bringe die Rastlosigkeit Deines Geistes zum Schweigen, und erkenne diese Gottheit in Stille und Liebe, im Licht göttlicher Weisheit.

 

Von Gott zu Gott geht unsere Reise

Aus Ihm, durch Ihn und zu Ihm hin ist alles.

Sein ist die Ehre in Ewigkeit! Röm. 11,36.

Wäre in jenem schlammigen Teich Gott nicht zugegen, könnte auch keine Lotosblüte daraus erblühen. Wie könnten aus der Menschheit Heilige hervorgehen, wenn Gott nicht im Menschen wohnen würde? Wäre nicht Gott in der Welt gegenwärtig, gäbe es weder Güte noch Freude, und niemand wollte auch nur eine Sekunde lang leben. Das Leben ist kostbar, weil Gott seine erhaltende Essenz und Freude ist. Wenn wir Gott bewusst erkennen, ist das Leben unendlich erfüllt, und wir erlangen grenzenlose Freude, Macht und Seligkeit.

Durch jeden individuellen Geist, jedes individuelle Leben wirkt das eine unendliche Sein und bringt sich selbst zum Ausdruck. Deshalb müssen letztlich alle Wesen zurückkehren in den einen wesentlichen, unbegrenzten Zustand und zur Vollkommenheit der einen höchsten Wirklichkeit. Die Wege, auf denen die Einheit mit jener einen Wahrheit, jenem einen Sein erreicht wird, sind entsprechend der Begabung und Veranlagung, den kulturellen und sonstigen Eigentümlichkeiten des einzelnen verschieden.

Ohne Gott könnten wir nicht leben, könnte überhaupt kein Leben bestehen und gäbe es kein bewusstes Wirken unserer Intelligenz. Keine Erfahrung - gleich welcher Art - wäre dann möglich. Leicht ist es, das Göttliche zu leugnen; doch ist das die Waffe jener, die gierig nach Sinnesfreuden Ausschau halten und ein Leben führen, das im Körper und seinen unmittelbaren Bedürfnissen aufgeht.

Wir leben in Gott, wir bewegen uns in Gott, und wir haben unser Sein in Gott. Welche Kraft bildete uns, und welche unvergängliche Essenz wohnt in uns? Gott. Wo sind wir? In Gott. Wohin gehen wir? Zu Gott. Was ist Ziel allen Lebens und aller Erfahrung? Wiederum Gott, die bewusste Erfahrung der unendlichen Schönheit, der Kraft, des Friedens und der Seligkeit Gottes.

Die Welt mag schon alt sein, doch ist Gott seit Beginn der Schöpfung vor Billionen mal Billionen Jahren keine Sekunde älter geworden. Die Zeit hat keinen Einfluss auf Ihn. Der Raum kann Ihn nicht umspannen. Er ist anfanglos und ohne Ende. Er ist zeitloses Sein der unendlichen Vollkommenheit. Er ist die Wahrheit, die war, ist und sein wird. Gott allein war. Er allein ist und wird immer sein: Gott als Licht, Gott als Liebe, Gott als Leben, Gott als Schönheit und Glückseligkeit.

 

Jenseits von Zeit und Raum

Die zeitlose Wirklichkeit ist die Seele aller Zeitprozesse. Die endlosen Zeitmomente sind in das Wesen der Zeitlosigkeit eingewoben. Wir könnten niemals den Zeitprozess verstehen, wenn wir nicht in uns den Sinn der Zeitlosigkeit hätten. Wir könnten die rote Farbe nicht unterscheiden, wenn wir die blaue Farbe nicht kennen würden. Wir verstehen und unterscheiden das weibliche Wesen durch seine Gegenüberstellung zum männlichen. Mit Hilfe des Zeitlosen und als Abhebung von diesem Hintergrund verstehen wir die Zeit. Der Sinn für die Zeit setzt die Wahrnehmung des Zeitlosen voraus und schliesst sie mit ein.

Das Raumlose ist die Substanz allen Raumes. Im Film wäre es ohne die weisse Leinwand nicht möglich, das Epos, den Handlungsverlauf zu projizieren und abrollen zu lassen. Durch die reine, weisse, unbewegte und sich gleichbleibende Leinwand wird es möglich, die vorübereilenden, niemals gleichen Bilder aufzufangen. Auf der unveränderlichen Bildfläche der raumlosen Wirklichkeit wird die wechselvolle Szenerie des räumlichen Universums zur Darstellung gebracht und festgehalten.

Die unvergängliche Essenz in den vergänglichen Dingen ist der Vater, die Ursache der ganzen Schöpfung. Deshalb geht nichts verloren, wenn vergängliche Dinge vergehen, denn immer neue vergängliche Dinge werden hervorgebracht von Dem, Das selbst unvergänglich ist. Gänzlich in der Erfahrung des Vergänglichen gefangen sein, heisst, menschlichen Bedingungen wie Unglück, Unreinheit, Schwäche, Hässlichkeit und Tod verhaftet zu sein. Sich des Unvergänglichen bewusst sein, während wir uns mit vergänglichen Dingen befassen, heisst, sich über die menschlichen Bedingungen erheben und Glück, Macht, Schönheit und unsterbliches Leben gewinnen.

 

Gott ist Schönheit

Schönheit ist Gott, und Gott ist Schönheit. Es ist nicht von Bedeutung, ob diese Schönheit ungeoffenbart und absolut in der transzendenten Wirklichkeit ruht oder ob sie durch literarische Formen, künstlerische Arbeit, wissenschaftliche Einsichten oder philosophische Begriffe, durch eine Landschaft oder durch die menschliche Gestalt, durch Denken, Fühlen, Handeln und Erleben des Menschen in Erscheinung tritt. Schönheit ist die wesentliche Natur des inneren göttlichen Bewusstseins in Dir.

Unwissenheit und ihre düsteren Selbstäusserungen sind die Verneinung jeglicher Schönheit. Der Hass und seine zerstörerischen Werke sind Hässlichkeiten der schlimmsten Art. Wo immer Niedergeschlagenheit, Verzagtheit, Missbehagen herrschen, da fehlt die Schönheit. Ein höher entwickelter Mensch ist schöner als ein weniger entwickelter. Ein gütiger, liebevoller, weiser Mensch ist schön, möge sein Äusseres noch so hässlich sein, denn Gott wohnt in der Güte, Liebe und Weisheit jenes Menschen. Und obwohl etwas vom Lichte Gottes dem Körper eines schönen Menschen innewohnt, so ist Gott doch nicht im Herzen eines solchen Menschen, wenn dieser in Gedanken und Gefühlen moralisch und spirituell gesehen schlecht ist.

Suche die Schönheit in all ihren Formen. Erkenntnis und ihr Wirken sind Schönheit. Liebe und ihre Taten sind Schönheit. Güte und ihr Ausdruck sind Schönheit. Freude und Frieden und ihre Erscheinungsweisen sind Schönheit. Mentale, moralische, geistige und sogar materielle Erleuchtung sind Schönheit. Schönheit ist Licht, Liebe, Freude, Frieden, Vollkommenheit und deshalb Gott.

 

Gott ist nicht nur das gestaltlose Unendliche, sondern auch eine all-liebende Persönlichkeit

Die Gottheit ist nicht nur ein unpersönliches und formloses Absolutes, sondern eine überaus liebenswerte, allschöne Persönlichkeit, eine sehr nahe allerfüllende Form von allbeschützender Macht. Sie ist nicht nur jene abstrakte und ferne Unendlichkeit von Existenz oder Bewusstsein, sondern auch unser vertrauter Freund, unsere geliebte Mutter, unser gütiger Vater. Wir können mit Gott eine innige Beziehung jeglicher Art eingehen, Ihn auf jegliche Weise erfahren, Seine Vollkommenheit tatsächlich und auf eine Weise wahrnehmen, dass sogar unser empirisches Bewusstsein erkennt, dass es keine Erfahrung gibt, die wirklicher, verlässlicher und vollständiger ist als Gott-Erfahrung.

Gott ist jetzt hier. Er ist in Dir als höchstes inneres göttliches Bewusstsein. Er ist rings um Dich her als lebendige, dynamische, allerhaltende Gegenwart. Verbinde Dich mit Ihm durch tiefe innere Betrachtung. Empfinde Ihn im Glauben. Erkenne Ihn durch göttliche Erkenntnis. Bete Ihn an im Geist. Erlange Einheit mit Ihm durch göttliche Liebe.

Gott ist eine absolut unentbehrliche Unmittelbarkeit des Bewusstseins, eines Bewusstseins, welches nicht nur die elementare Grundlage aller Zustände, Arten und Weisen der individuellen Wahrnehmung, sondern selbst das reine, einfache, absolute Bewusstsein ist, vollkommen verhüllt in seinem eigenen selbstleuchtenden Licht, und sich dennoch in Sport und Spiel und allem Geschehen als das aktive Kontinuum zum Ausdruck bringt, das in einer geheimnisvollen Unendlichkeit der Freude alles, was in der Erscheinungswelt besteht, erschafft und erhält.

Offenbare Seinen Frieden! Verbreite Sein Licht! Bringe Seine Vollkommenheit zum Ausdruck!

 

Das Eine und das Viele

Gott ist Eines, Seine Schöpfungen und Geschöpfe sind viele. Der menschliche Geist ist Eines, der Gedanken sind viele. Holz ist Eines, hölzerne Dinge gibt es viele. Der Himmel ist Eines, Wolken sind viele. Das Meer ist Eines, Wellen sind viele. Jener ist äusserst intelligent, wahrhaft weise und gesegnet, der das Eine im Vielen und im Vielen das Eine wahrnimmt, der weiss, dass das Eine mehr ist als das Viele, und der inmitten des Vielen, das vergeht, das eine Unvergängliche erfährt.

Die wahrhaft Grossen im Geiste erkennen Gott. Die reinen Herzen fühlen Ihn. Die von Heiligkeit durchdrungenen Seelen erfahren Ihn. Die verfeinerten Naturen empfangen Ihn als Antwort auf ihre dringend inständigen Gebete. Die Mystiker erkennen in ihrem Inneren ihre Identität mit Gott. In erhobenen Zuständen unseres inneren Bewusstseins, erstrahlt uns die Gegenwart Gottes in vollem Licht. Unser höheres Selbst gewahrt Ihn. Unsere Liebe zum Schönen erkennt Ihn als die Schönheit aller Schönheiten. Unsere Suche nach Wahrheit entdeckt Ihn als die Wahrheit aller Wahrheiten. Die höchsten Aufschwünge unseres kontemplativen Bewusstseins befähigen unser inneres Wesen, eine bewusste Verbindung mit Ihm zu erlangen.

 

Gott, das Gute und das Böse

Gott ist All-Liebe. Seine Barmherzigkeit ist ohne Grenzen. Er liebt jedes Wesen, das Er erschuf, als wäre es Sein einziges Kind. Die Guten umgibt Er wie ein Festungswall mit Seinem Schutz. Die Bösen werden nicht bestraft oder gar verdammt, vielmehr verursachen sie sich durch ihre falschen Gedanken, Gefühle und Handlungen selbst all die Schwierigkeiten und schmerzlichen Erfahrungen, damit sie auf diese Weise auf den rechten Weg kommen und ihr Anrecht auf Gottes liebevollen Schutz und Seinen unerschöpflichen Reichtum zurückerlangen.

Keine Mutter straft ihr Kind um der Strafe willen, sondern nur, um ihm den Weg zu körperlicher, geistiger, seelischer und moralischer Gesundheit zu erleichtern. Die Strafe einer Mutter ist von Liebe getragen, von Weisheit gelenkt und in der Absicht ausgeführt, dem Kind die Wohlfahrt, die Ehre und den Reichtum zu sichern, die seine Mutter ihm so sehr wünscht. Eine Mutter ist bereit, allerlei Schmerzen auf sich zu nehmen und für ihr Kind jedes Opfer zu bringen, um es glücklich zu machen. Wieviel mehr trifft das auf Gott zu, dessen Liebe jede Mutterliebe bei weitem übertrifft!

 

 

2. Kapitel

Gott in der heutigen Welt

Gott ist die ewige und unmittelbare Gegenwart im Universum und in menschlicher Erfahrung

In diesem Augenblick ist Gott bei jedem von uns mit gleicher Kraft ganz und gar zugegen, wie Er es bei den grossen Gründern der unsterblichen Weltreligionen war. Der Raum um uns und in uns ist ebenso vollkommen von leuchtendem Gotteslicht durchstrahlt wie der Raum, der die grössten Propheten, Heiligen, Weisen und Mystiker früherer Zeiten umgab und durchdrang. In diesem Raum, in dem wir uns gerade befinden, ist nicht weniger von Gottes Gegenwart, Macht und Gnade anwesend, als dies in dem Garten in Italien der Fall war, in dem der heilige Augustinus dem Göttlichen begegnete; auch nicht weniger als an den Ufern des Jordan, wo Jesus nach der Taufe durch Johannes aus dem Wasser emporstieg. Zu gar keiner Zeit menschlicher Geschichte, in keinem Abschnitt unseres Lebens und an keiner Stelle des Raumes ist Gott jemals weniger gegenwärtig. Seine Abwesenheit ist lediglich Folge unserer begrenzten Wahrnehmungsfähigkeit, als Auswirkung der Erbsünde oder uralten Unwissenheit über das Selbst und das alldurchdringende Sein im ganzen Universum.

Die Sonne scheint heute nicht weniger leuchtend als vor sechstausend Jahren; doch kann sie noch so hell scheinen, die Blinden sehen sie nicht. Sie leben im Dunkeln und stellen fest, dass es so etwas wie Sonnenschein und Licht nicht gibt. Die Sonne hört nicht auf zu scheinen, weil etliche sie aufgrund eines Mangels ihrer physischen Wahrnehmungsfähigkeit nicht sehen können. Gott ist in der Welt von heute nicht weniger strahlend zugegen oder fern von der Welt, nur weil Tausende Ihn nicht schauen und erkennen, wie ja auch in den ruhmvollen Anfangszeiten geistiger Überlieferung Tausende Ihn nicht sehen konnten.

Ein Mensch muss sich von allen Begrenzungen der Wahrnehmung befreit haben, um Gott jederzeit und überall wahrnehmen zu können. Solche freien Menschen voll Klarsicht sind Menschen der universalen Liebe, voll göttlicher Weisheit, von geläuterter Intelligenz. Zu jedem Zeitpunkt menschlicher Geschichte und an allen Orten können wir Gott erfahren. Gott ist jetzt hier und überall zugegen. Er ist bei uns und um uns und ringsumher mit all Seiner unendlichen Schönheit, Gnade, Liebe und Vollkommenheit.

 

Gott in der Welt von heute

Gott ist in der heutigen Welt nicht weniger zugegen als zu den Zeiten eines Abraham und eines Mose. Der menschliche Geist sollte sich nicht der Täuschung hingeben zu meinen, Gott sei heute weniger da, weil zu viele Kriege geführt werden und zu viel Unrecht in der Welt geschieht. Dem liegt verkehrtes Denken zugrunde. Zu keiner Zeit ist Gott von uns getrennt und fern der Welt. Haben die Rosen aufgehört zu duften, weil Krieg und Unrecht in der Welt ist? Genausowenig hat Gott aufgehört, Sein Licht und Seine Gnade in die Menschheit auszustrahlen. Nicht einen Tag lang ist die Sonne verschwunden und von uns getrennt, nicht einen Tag lang hat sie sich von der Welt zurückgezogen; es liegt vielmehr am Träumer, der auf einem Sandhügel liegt und träumt, er habe sich in einem schrecklich finsteren Wald verirrt. Nirgends ist der Sonnenschein abwesend - ausser funktionell gesehen für den Träumer. Ebensowenig ist Gott irgendwo in der Welt und im eigenen Leben abwesend - ausser funktionell für jenen Träumer, der in der blossen Erfahrung seiner Sinne befangen ist.

Die Himmel rühmen heute die Ehre Gottes nicht weniger als in biblischer Zeit. Das gestirnte Himmelszelt über uns lässt Gott für die heutige Menschheit nicht weniger sichtbar werden als zur Zeit eines Immanuel Kant. Gott ist uns näher als unser Atem oder als unser Pulsschlag, und Er kann durch jeden von uns zu jeder Zeit erfahren werden, wenn wir nur die Bedingungen erfüllen und die nötige Ausrüstung dazu erwerben.

Befänden sich ein Dutzend der grössten Weisen, Mystiker, Heiligen und Propheten unter uns - wo würden sie Gott wohl erfahren? Wo erlebten die grossen Söhne der Vergangenheit Gott? Da, wo sie sich gerade aufhielten, das heisst, irgendwo auf der weiten Welt - gleich, in welcher geschichtlichen Epoche sie lebten.

 

Das eigentlich Reale im Leben ist unsichtbar

Das Unsichtbare ist der Ursprung des Sichtbaren. Die Macht und Stärke des Sichtbaren beruht auf dessen innerem Kontakt mit dem Unsichtbaren. Das Ungesehene ist das eigentlich Wirkliche. Das Gesehene ist die Auswirkung des Ungesehenen und nur so weit wirklich, als es mit dem Ungesehenen in Verbindung bleibt. Das Absolute ist der Urquell all dessen, was da ist. Alles Offenbargewordene hat nur so lange Bestand und Dauer, als es mit dem Absoluten in Verbindung steht.

Das Unendliche wohnt in allen endlichen Formen. Wenn das Endliche in der Vorstellung, von allem anderen unterschieden zu sein, eine unabhängige Existenz für sich beansprucht, beginnt es zu leiden. Das Endliche ist jedoch unendlich glücklich und erfüllt mit Allmacht und dem Gefühl der Allgegenwart, sobald es sich bewusst wird, dass sein wahres Sein vom Unendlichen kommt, sich im Unendlichen befindet und vom Unendlichen getragen wird.

 

Gott, das Unbekannte und das Bekannte

Wir haben Gott nicht gesehen, aber die Liebe sehen wir in all ihren Äusserungen; weil aber Gott die Liebe ist, sehen wir auch Ihn. Entfalte in Dir immer grössere Liebe, und Du wirst Gott schauen!

Wir kennen Gott nicht, aber die Wahrheit verstehen wir. Da Gott die Wahrheit ist, verstehen wir somit auch Gott. Halte immer mehr an der Wahrheit fest, und Du wirst Gott erkennen!

Wir erleben Gott nicht, aber täglich erfahren wir Güte. Da Gott die Güte ist, erleben wir somit auch Gott. Entfalte immer mehr Güte, und Du wirst Gott erfahren!

Gott ist unsichtbar, aber die Schönheit können wir sehen. Da Gott die Schönheit ist, ist Gott sichtbar. Liebe die Schönheit immer mehr, und Du wirst überall Gott erblicken!

Gott können wir leugnen, aber das Bewusstsein, das die Grundlage unserer Intelligenz, unserer Wahrnehmung und Erkenntnis ist, kann nicht geleugnet werden. Weil aber Gott Bewusstsein ist, und somit auch das Bewusstsein, das Ihn leugnet, können wir Gott nicht leugnen. Entfalte und erweitere Dein Bewusstsein durch zunehmende Liebe und Güte oder wachsendes Wissen und vertiefte Weisheit, durch Streben nach Schönheit und Wahrheit, durch Dienst am Wohl der Menschheit oder hundert andere zeitüberdauernde Weisen. Somit wird Dir Gott zur lebendigen Erfahrung und zur Quelle unzerstörbaren Lebens, beständiger Freude, unendlichen Friedens und letzter Vollkommenheit.

 

Überall ist Gott, Gott, Gott

Etwas tief in unserer Seele spricht ständig mit Johannes, dem Evangelisten: "Geliebte, nun sind wir Söhne Gottes!" Jahrhunderte, nachdem Jesus erklärte, dass das Reich Gottes in uns ist, konnte ein Meister Eckhart bestätigen, dass Gott die Mitte des Menschen ist. Diese universale und zeitlos gültige Erfahrung findet in allen Zeitaltern und Kulturen ihren Ausdruck. Es ist dies eine unauslöschliche Wahrheit. Wir leben im Königreich Gottes, das in uns selbst ist: Gott im Menschen und Gott ausserhalb des Menschen; Gott in der Schöpfung und als die gesamte Schöpfung, und Gott als der alle Schöpfung Transzendierende. Gott überall.

"Hebe den Stein hoch, und du wirst Mich finden; spalte das Holz, und Ich bin da!" lautet ein apokryphes Jesuswort. Wiederholte und sich selbst bestätigende Erfahrung lässt Gott für uns überall sichtbar werden. Dieselbe Erfahrung findet ihre Bestätigung in allen grossen und zeitlos gültigen Schriften der Welt. Wo wäre im Meer kein Salz vorhanden? Wo in der Schöpfung ist die alles erhaltende Seinsgrundlage des Schöpfers nicht?

 

Die Grossen sind die Zeugen für Gott

So weise wie ein Salomo sind wir nicht, auch nicht so geistesgewaltig wie ein Plato, so rein wie eine heilige Therese, so gütig und liebevoll wie ein heiliger Franziskus, oder von solch hoher seelischer Reife wie der römische Kaiser Marc Aurel. Welches Recht haben wir dann, die Existenz Gottes zu leugnen, die jene bejahten, die religiösen Offenbarungen zurückzuweisen, die ihnen als Erfahrung zuteil wurden?

Grosse Geister nehmen Gott wahr. Unsere kleinen Gemüter zweifeln und verneinen. Grosser Glaube findet Ihn. Kleiner Glaube nörgelt und zeigt, wie unzulänglich er ist. Grosse Liebe erfährt Ihn, während unsere kleine Liebe eifrig mit ihren eigenen vergänglichen Freuden befasst ist. Grosse Güte lebt in Ihm, während unsere kleine Güte mit sich selbst zufrieden ist, bis sie eines Tages unsanft erwacht und ihre Täuschung einsieht. Je früher wir versuchen, Gott durch tiefe Einsicht, starken Glauben, grosse Liebe und Güte kennenzulernen und zu erfahren, umso besser für uns.

 

Schein und Wirklichkeit

Lasse Dich nicht vom Schein betrügen! Unter der Hülle von Mensch und Natur ist Gott in höchstem Masse sichtbar. Unter der Verhüllung des Tages sind die Sterne sichtbar. Auch wenn es Tag ist, sind die Sterne da, genau so hell und leuchtend wie in der Nacht. Hinter den Worten des Menschen liegen die Gedanken, und hinter den Gedanken ist der Geist des Menschen. Hinter dem Geist des Menschen liegt das eine gemeinsame universale Bewusstsein. Hinter dem Bewusstsein ist Gott.

Die Sterne sind immer da. Die Wolken kommen und gehen. Es wechselt der Tag mit der Nacht, doch die Sterne bleiben leuchtend wie zuvor. Worte verwehen, Gedanken vergehen. Das menschliche Gemüt verändert sich, doch das Bewusstsein an sich ist immer dasselbe, stets gleich lichtvoll unsterblich. Erkenne Es und lebe in Seinem Licht! Erfahre Es und lasse die Wunder Seines Schöpfertums, Seine Seligkeit, Seinen Frieden, Seine Vollkommenheit und Unsterblichkeit durch Dich sich offenbaren!

 

Von der materialistischen Behauptung zur mystischen Erfahrung

Gott allein ist, so sagen die Mystiker. Gott ist und die Welt ist auch, so äussern sich die Theologen. Die Welt allein ist, so tönt es im Lager der Materialisten. Die Erfahrung des Mystikers ist wirklich, weit und erleuchtend. Die Erfahrung des Theologen bezieht sich auf die Gedankenebene, während die der Materialisten auf blosser Sinneserfahrung beruht.

Unter dem Druck des Lebens wird der Materialist schliesslich einmal zum Theologen, wächst der Theologe zum Mystiker heran. Gesegnet jene, welche die Unreife des Materialisten hinter sich lassen und für die der Weg in die dynamische Welt mystischer Erfahrung frei ist.

 

 

 

3. Kapitel

Gott im Menschen

Kein Mensch befindet sich ausserhalb des göttlichen Lichtes

Der Mensch ist ein seltsames Wesen. Während er bis zum Ausschluss aller höheren Interessen irdischen Vergnügungen nachgeht, steigt aus seinem Inneren ein Empfinden für das Unangemessene irdischer Freuden auf. Er wird durch sein eigenes Verlangen nach Freude gezwungen weiterzuschauen, die Zukunft ins Auge zu fassen und Ausschau zu halten nach einer Freude, die unverbrüchlich und ohne Ende ist.

Während sein begrenzter Verstand es für sicher hält, dass die Welt alles ist, dass das Leben auf Erden alles ist, und es nichts Höheres gibt als das menschliche Denken, merkt er, wie aus seinem Inneren eine andere Stimme spricht und ihm sagt, dass er ohne die Anerkennung Gottes nicht weiterkommt. Während sich der Mensch mit der ganzen Kraft seiner Leidenschaft an die Erde und an all das klammert, was sie an Belohnungen und Freuden zu bieten hat, wird sein Herz von einem ständig nagenden Gewissen bedrängt, das ihn nicht in Ruhe lässt, bis er die Moralgesetze beachtet und die Suche nach dem Ewigen beginnt.

Dazu sagt Albert Einstein: "Der Mensch empfindet die Bedeutungslosigkeit menschlichen Begehrens und menschlicher Ziele und zugleich die Erhabenheit und wunderbare Ordnung, die sich sowohl in der Natur als auch in der Welt des Denkens offenbaren. Er schaut auf die individuelle Existenz als auf eine Art Gefängnis und möchte das Universum als ein einziges bedeutungsvolles Ganzes erfahren."

 

Gott ist die höchste und alles erhaltende Wirklichkeit im Menschen

Gott ist keine blosse Hypothese, nicht jemand, dessen Sein als solches bestritten werden könnte, wie das gewisse, von fanatischem Atheismus beherrschte Geister stets getan haben. Er ist vielmehr jene alldurchdringende geistige Gegenwart, die als Glaubenskraft im Frommen und als Macht der Verneinung im Atheisten lebt, die im Fluss der Dinge und Umstände ringsumher sowie in den Vorkommnissen unserer Erlebniswelt pulsiert und über ihnen wacht.

Unsere Erfahrung zeigt, dass Gott nicht nur die ferne, überkosmische Realität und eine pantheistische, alldurchdringende Gottheit im Sinne Spinozas ist, sondern auch die im tiefsten Grunde verborgene Macht in der inneren Gesetzmässigkeit des Menschen, in unserem eigenen Wesen, in der Welt, in der ganzen Natur, in dem, was die Natur übersteigt sowie auch Das, was das vollständig transzendente Andere ist. Gott ist keine blosse Annahme des menschlichen Geistes, kein blosser Begriff, der sich den dialektischen Denkkräften selbstherrlicher Rationalisten als Spielball anböte. Seine Realität gründet sich für uns auf die Tatsache unserer inneren geistigen Erfahrung der unaussprechlich transzendenten Gottheit, die im Leben hier empfunden und sogar als immanente Göttlichkeit erfahren wird, als die Seligkeit allen Lebens, die Freude allen Seins, als das innere Sein aller Wesen.

Wir sehen die Luft nicht, obwohl sie uns am Leben erhält. Wir wissen von ihr durch die sich bewegenden Blätter, die schwingenden Zweige. Wir fühlen den Luftwiderstand, wenn wir uns rasch bewegen. Genauso können wir Gott nicht sehen, obwohl Er uns erhält. Er indessen, der Unsichtbare, sieht uns. Wir entdecken die Gottgegenwart in der reinen Liebe, die unserem Herzen entströmt, in den hohen Gedanken, die uns bewegen, in dem Glauben, der aus sich selbst hervorquillt. Es ist die lebendige Gnade oder Gottgegenwart in uns, die unser Leben und unsere Liebe ernährt, die unser geistiges Streben steigert, unser Schönheitsempfinden beseelt, unsere Liebe zur Wahrheit belebt und unsere edelsten Taten beflügelt. Erkenne Gottes Gegenwart in all diesem Wirken, und im Laufe der Zeit werden sich noch höhere Bewusstseinskräfte aus dem Königreich in Dir entfalten und Dich Gott schauen lassen, wie Er in Sich Selbst ist.

 

Geliebter des Unendlichen, erkenne Dich selbst!

Du bist unendlich viel mehr als Du erkennen, fühlen, erfahren, besitzen, benützen, geniessen oder bestaunen kannst. Denn wäre nicht jenes wirkliche und eigentliche Du, jenes Bewusstsein in Dir, durch das Du die Dinge erkennen, erfahren, geniessen und bewundern kannst, wärest Du nichts. Ein Stein weiss von nichts. Ein Baum geniesst nicht. Ein Fluss bewundert nicht. Das Tier begehrt nichts Hohes, noch erschafft oder besitzt es grosse Dinge.

So begreife denn, dass Dein Bewusstsein alles ist! Mit ihm hast Du alles. Erkennst Du es wirklich, dann erkennst Du alles. Erfährst Du es wirklich, dann erfährst Du alles. Unendliche Liebe, unendliches Licht, unendlicher Friede, unendliche Freude, unendliche Güte und Schönheit sind ihm eigen. Erkenne Dich selbst! Das ganze Königreich des Himmels ist in Dir. Je mehr Du das Beste aus Dir hervorholst, je mehr Du die besten Eigenschaften in Dir zum Ausdruck bringst, desto schneller wachsen sie und umso mehr kann der Himmel durch Deine äussere Persönlichkeit zum Selbstausdruck gelangen.

 

Es ist viel mehr in Dir, als Du Dir vorstellen kannst

Mag die Lage, in der Du Dich befindest, noch so schwierig und noch so quälend sein - es ist jemand in Dir, der nicht in diese Situation verwickelt und nicht von ihr betroffen ist. Mit Seiner Hilfe kannst Du Dich leicht über alle Prüfungen und Probleme und über alle Schwierigkeiten hinwegsetzen und sie völlig meistern.

Angenommen, Du bist in grosser Bedrängnis und äusserst unglücklich: Wer in Dir ist es, der wahrnimmt, dass Du in Sorge und Bedrängnis verstrickt bist? Dieser Erkennende ist selbst nicht bedrängt und unglücklich. Er steht über allem. Er ist ganz und gar glücklich, friedvoll und allmächtig. Erkenne diesen Erkennenden, das Reich Gottes in Dir! Eine Erkenntnis, eine Erfahrung dieses höchsten Wissenden in Deinem Inneren gibt Dir unermesslichen Frieden, Willensstärke und klarsichtige Intelligenz, um Wege zu sehen, und die Kraft der Weisheit, um eine Lösung für Deine Probleme, Schwierigkeiten und Prüfungen zu finden.

Denke über dieses unendliche, alles transzendierende Prinzip in Dir nach, über jenes Prinzip, das anders ist als das Gemüt und seine Unruhe, anders als der Körper und seine Störungen, anders als der Wille, der sich als hilflos erweist, und anders als die Situation, die Störung und Unruhe verursacht.

Dieser transzendente Wissende in Dir birgt ungeheure Kräfte. Erkenne Ihn, und jede Erregung, die Deine Sicht trübt, fällt von Dir ab. Erkenne Ihn, und Du wirst jenes Gefühl des Unglücklichseins, das Deine Freudigkeit, Deinen Eifer und Deine Entschlossenheit lähmt, die Widerstände auf dem Weg zur Erfüllung, zum Frieden, zu Kraft und Glück überwinden.

 

Ihr seid das Salz der Erde

Unter allen grossen und kleinen Geschöpfen zeigt nur der Mensch jenen Hunger nach der unvergänglichen Freude, nach Frieden, Schönheit, Unsterblichkeit und göttlicher Vollkommenheit. Hinter und über den bewussten, unterbewussten und unbewussten Bereichen des menschlichen Geistes ist die göttliche Dimension des Bewusstseins. Aus ihr erhebt sich von Zeit zu Zeit, an diesem oder an jenem Ort ein Plato, ein Beethoven, ein Goethe, ein Raphael, ein heiliger Franziskus oder ein Plotin.

Und wiederum - kann die Pflanze oder das Tier Unterscheidung üben, Hingabe zum Ausdruck bringen und mit Gott in Gemeinschaft treten? Gewiss nicht. Du allein kannst es. Darum sagt Jesus Christus: "Ihr seid das Salz der Erde!"

So bringe denn die Würze des Salzes, die göttliche Vortrefflichkeit Deines inneren Wesens mit grösserer Begeisterung zum Ausdruck! Vergeude auch nicht eine Minute Deiner kostbaren Lebenszeit! Siehe zu, dass jede Minute Dich dem näherbringt, was gross, edel und erhaben ist. Finde neuen Frieden durch neue Gedanken, neue Freude durch eine neue Sichtweise, neue Stärke durch neue und bessere Entscheidungen.

 

Ich habe die Welt überwunden

Der menschliche Geist ist nicht gross - aber Du bist gross. Nicht um vom Geist regiert zu werden, sondern um das Gemüt, den Geist zu beherrschen, bist Du geboren! Das Wetter besitzt keine Macht. Die Kraft in Dir ist mächtig. Nicht um vom Wetter beherrscht zu werden, sondern um das Wetter zu beherrschen, bist Du geboren! Die Welt, das Leben - sie sind nicht gross. Das Licht in Dir aber ist gross. Nicht um von der Welt, nicht um vom Leben beherrscht zu werden, sondern um über der Welt zu stehen und das Leben zu meistern, bist Du geboren!

Der Tod hat keine Macht. Das unsterbliche Leben in Dir ist machtvoll. Nicht um vom Tod beunruhigt zu werden, sondern um den Tod zu überwinden, bist Du geboren. Beherrsche und besiege den Geist, das Gemüt, das Wetter, die Welt, das Leben, den Tod, und erschaffe hier auf Erden das Königreich des Himmels! Eine kleine Änderung in Deinem Fühlen, eine kleine Wende in Deiner Einstellung, eine kleine Verschiebung Deiner Sichtweise, ein wenig Erhebung Deines Willens kann und wird Dir jederzeit helfen, die durch das Gemüt bedingten begrenzenden Probleme einschlafen zu lassen und den Frieden und die Freude Deines inneren göttlichen Bewusstseins wachzurufen.

 

Der Mensch als Ebenbild Gottes

Die Bibel erklärt, dass wir das Ebenbild Gottes sind. Doch selbst, wenn die Bibel diese Wahrheit nicht offenbart hätte, unsere Erfahrung würde sie verkünden. Die göttlichen Gedanken, die in uns aufsteigen, die Bereitschaft, unser ganzes Leben für ein hohes Ziel einzusetzen, die Unfähigkeit, unsere inständige Wahrheitsliebe zu verbergen, die heldenhaften Anstrengungen, um Formen unsterblicher Schönheit zu gestalten, und all die anderen höheren Bestrebungen belegen die Tatsache, dass wir nach dem Bildnis Gottes erschaffen sind.

Und wiederum ist es nicht allein der Mensch, der als das Ebenbild Gottes ins Dasein gerufen wurde. Das ganze Universum, die ganze Schöpfung wurde aus Gottes Sein, Bewusstsein und Seligkeit - Sat-chid-ananda - nach Seinem Bild aus Seiner Substanz erschaffen. Die äussere Erscheinungsform von Menschen und Dingen können das innere, alles erhaltende Bild Gottes nicht antasten. Alle Erscheinungen sind äusserlich, zeitlich, der Veränderung und dem Tode unterworfen. Das innere Bildnis ist ewig, rein, vollkommen. Es hat seine eigenen Wege, um zum Selbstausdruck zu gelangen, den äusseren Schein zu durchbrechen und Seinen Frieden, Seine Freude und Vollkommenheit zur Herrschaft zu bringen.

 

Wie sich die göttliche Natur in Dir kundtut

Niemand möchte schlecht sein, weil gut zu sein die wahre innere Natur eines jeden ist. Güte ist ein unablösbares Kennzeichen des in jedem latent vorhandenen göttlichen Bewusstseins. Niemand will unwissend oder dumm sein, weil Erkenntnis die eigentliche Natur des inneren Wesens in jedem ist. Absolutes Wissen ist die andere Phase der absoluten Existenz, als der Seinsgrundlage, die den Menschen im Dasein erhält. Niemand möchte unglücklich sein, weil Glückseligkeit die wahre Natur des göttlichen Bewusstseins in jedem ist. Absolutes Glück besteht zugleich mit absoluter Erkenntnis.

Niemand möchte ruhelos und friedlos sein, weil Frieden das Kennzeichen des Bildnisses Gottes in jedem von uns ist, so wie der Salzgeschmack das Meerwasser kennzeichnet. Niemand wünscht hässliche Dinge, weil Schönheit die Substanz ist, aus der das göttliche Bewusstsein in uns geformt ist. Absoluter Friede und absolute Schönheit sind die zwei Augen der absoluten Seins-Bewusstseins-Seligkeit. Niemand möchte unvollkommen sein, weil Vollkommenheit die wirkliche innere Natur eines jeden ist. Niemand möchte sterben, weil Gottes Atem in jedem von uns unsterblich ist. Vollkommenheit und Unsterblichkeit sind kennzeichnend für das absolute Sein.

 

Das Vermächtnis des einfachen Menschen

Das Herz sagt Dinge, die tiefer sind als alle Lehren der Philosophie. Die Seele weiss zuweilen um Wahrheiten, die höher sind als alle, die jemals gepredigt wurden. Der Richter in unserem Inneren steht über jedem äusseren Richter. Wir glauben, weil etwas tief in uns unmittelbar intuitiv wahrnimmt und erkennt. Jeder, der von Gott hört, scheint mit Gott vertrauter zu sein als derjenige, der von Gott spricht. Nicht selten treten inmitten des Alltags unsere uranfänglich-unverbrüchlichen Beziehungen mit Gott ans Tageslicht.

Die Zuneigung und Liebe, die wir dem Heiligen gegenüber empfinden, ist prinzipiell der Sympathie für den Sünder überlegen. Darin verrät sich doch, dass in Wahrheit jeder irgendwo in einem Winkel seiner Seele den Heiligen verbirgt. Unser Streben reicht immer über unsere unmittelbaren Bedürfnisse hinaus, und bei ruhiger und genauer Beleuchtung jeder Sachlage zeigt sich, dass unsere Kraft stets grösser ist als das jeweilige Problem.

 

 

4. Kapitel

Die Erfahrung des Göttlichen

Erfahre Ihn jetzt!

Wohin soll ich mich wenden vor deinem Geiste?

Wohin soll ich fliehen vor deinem Antlitz?

Stiege ich hinauf in den Himmel,

so bist du dort. Schlüge ich mein Lager

auf in der Unterwelt - auch da bist du.

Nähme ich Flügel der Morgenröte und liesse

mich nieder am äussersten Ende des Meers,

so würde auch dort deine Hand mich greifen

und deine Rechte mich fassen.

Psalm 139,7-10

 

Der Mensch kann dem Leben entfliehen. Allem kann er entfliehen, sogar dem eigenen Körper, nicht aber kann er Gott entfliehen, der das tragende Sein und innerster Wesensgehalt im Entfliehenden selbst ist. Im fliehenden Menschen ist Gott Selbst mitgeflohen, um ebenso völlig und unabtrennbar mit ihm verbunden zu sein wie zuvor. Eher lässt sich die Flüssigkeit vom Wasser, die Hitze vom Feuer und das Licht von der Sonne trennen als der Mensch von Gott.

Unter gar keinen Bedingungen, in keiner Lage und zu keiner Zeit kann jemals der Mensch von Gott, der selbst der wahre Mensch im Menschen und das wahre Individuum im Individuum ist, getrennt werden. Warum nicht dieser Wirklichkeit, von der wir nicht loszulösen sind, klar ins Auge schauen - dieser Wirklichkeit, vor der es kein Entrinnen gibt und deren bewusste Erfahrung unser Leben unvorstellbar reich an Frieden, Licht, Kraft, Freude und Vollkommenheit macht. Da Gott allgegenwärtiges Sein und das zeitlose Jetzt ist, können wir Ihn an jedem Punkt im Raum und zu jeder Zeit erfahren - und ganz besonders, hauptsächlich und am allermeisten hier und jetzt!

 

Hier und jetzt kann auf höheren Stufen unseres Bewusstseins die Wahrnehmung Gottes erlangt werden

Es gibt viele Stufen und Arten der Erfahrung des göttlichen Bewusstseins, die den meisten ernsthaften Gottsuchenden zugänglich sind. So wie die Knospe beim Erblühen ihre Farbenpracht entfaltet und ihren Duft auszuströmen beginnt, so entfaltet die Seele im Menschen ihre Fähigkeiten zur Gotterfahrung, soweit sie durch innere und geistige Tugenden und Vorzüglichkeiten, durch tiefes Nachsinnen und durch Betätigung der Unterscheidungskraft genährt wird.

Gott ist das unendliche Bewusstsein, das sich in unserem Inneren befindet und unserer unmittelbaren Erfahrung jederzeit und an allen Orten zugänglich ist. In uns können wir mit Gott Kontakt gewinnen, Ihn erkennen und erfahren und Seine Schätze im täglichen Leben zum Ausdruck bringen. Unser Empfinden für das Unsterbliche und die daraus folgende Überwindung der Vorstellung vom Tode entspringt diesem Bewusstsein Gottes in uns. Unbegrenzte, absolute, wahre Freiheit ist unser, wenn wir im Bewusstsein mit dieser Dimension des unendlichen Seins in uns selbst und in allen Dingen und Formen des Lebens einsgeworden sind. Da ist die raumlose Dimension im Raum und das zeitlose Jetzt in jedem Augenblick der Zeit! Im inneren kontemplativen Zustand können wir uns hier und jetzt in diese raum- und zeitlose Dimension des Bewusstseins erheben und Gott erfahren. Wo immer wir uns aufhalten mögen, für den betreffenden Ort ist Gott das ewige Hier. In welchem Zeitabschnitt wir uns auch befinden mögen, für diese Zeit und diesen Augenblick ist Gott das ewige Jetzt. Gott ist zeitloses Jetzt und raumloses Hier. Er kann von jedermann, überall, jederzeit - und ganz besonders hier und jetzt - erfahren werden.

 

Gott ist Geist und muss im Geist und durch den Geist erkannt werden

Gott ist Geist und muss im Geist, durch den Geist und als Geist erkannt, angebetet und erfahren werden. Gedanken und Gefühle, wie hilfreich sie in den vorbereitenden Stadien und auf den Stufen des Voranschreitens auch sein mögen, in die Erfahrung der Wahrheit selbst können sie uns nicht einführen! Wir müssen über Gedanken und Gefühle hinausgehen. Wir können durch die Schleier unserer weltlichen Gedanken und Gefühle hindurch das Antlitz Gottes nicht schauen. Solange solche Gedanken und Gefühle in uns sind, werden diese von uns wahrgenommen, nicht Gott. Um Gott schauen zu können, müssen Gemüt, Herz und Geist durch die namenlose, formlose, strahlende göttliche Liebe hell, ruhig und stille werden.

Gott ist nicht Gefühl und kann sich uns infolgedessen durch das Gefühl nicht gänzlich schenken, es sei denn in der Hingabe und göttlichen Liebe. Wir müssen über das Gefühl hinausgehen. Das Gefühl war eine Hilfe, als es galt, Freiheit zu erlangen, und es muss nunmehr in das, was von ihm verschieden ist, nämlich in den Geist eingehen. Gott muss in Gott, durch Gott und um Gottes willen erkannt und berührt werden, was dasselbe bedeutet wie: mit Gott um alles anderen willen und um dessentwillen, was mehr ist als alles und jedes, in Kontakt zu gelangen.

Gott ist nicht Empfindung und kann nicht durch irgendeine Art nervöser Erregung und Empfindungsfreude erfahren werden, obwohl in den Anfangsstadien die über Nervenbahnen spürbar werdende Freude und die Erkenntnis aufgrund von Empfindungswahrnehmung dazugehören. Doch darf man dabei nicht stehenbleiben! Schreite also weiter, bis das Bewusstsein - von jeder Begrenzung und allen Gedanken und Gefühlen befreit - sich selbst und alles andere unmittelbar durch das unbegrenzte Licht und in dem unbegrenzten Licht des Bewusstseins erkennt. Besiege negative Gefühle durch gute Gefühlsregungen und besiege die guten Gefühle durch die Liebe, die göttlich, allumfassend, bleibend, unvergänglich ist und alles transzendiert!

 

Hier und jetzt erlangen wir Gotterkenntnis durch die Fähigkeit, über uns selbst hinauszugelangen

Ein Teil des Bewusstseins im Hintergrund eines Menschen, der sich ärgert, bleibt von der Erregung des Ärgers unbetroffen, ruhig, friedlich und lichtvoll und flüstert ihm zu: "Bleibe still und ärgere Dich nicht, verzeih'!" Auf der gegenwärtigen Entwicklungsstufe ist das die Stimme, die das Licht des Göttlichen vertritt. Späterhin, wenn der Mensch zu höheren Bewusstseinsstufen emporgestiegen ist, wird ihm unmittelbare Berührung mit dem Göttlichen zuteil.

Wir können einen Teil des Bewusstseins vom übrigen lösen und so die Aktivitäten und Erfahrungen unseres mentalen, emotionalen und psychischen Wesens beobachten. Wir tragen in uns selbst die Fähigkeit, von den in uns aufsteigenden Gedanken Abstand zu nehmen und sie zu beobachten. Wir können im Bewusstsein das Gebiet der Gedanken transzendieren und den Beobachter der Gedanken beobachten. Bei diesem Prozess, in dem der Bereich des Erfahrenden wie der des erfahrenen Gegenstandes überschritten wird, steigen wir empor in das unbeobachtete, alles beobachtende Bewusstsein, das die unendliche, ewige, unveränderliche Wahrheit ist - Gott. In dem Masse, als wir dieses wahrnehmen und erfahren, haben wir eine Wahrheitserfahrung hier und jetzt. Bei genügender Selbstdisziplinierung und Übung können wir lernen, unsere selbst-transzendierenden und alles überschreitenden Fähigkeiten bis zum Äussersten zu nützen.

 

Gotterfahrung hier und jetzt in Form eines direkten und vertieften Gewahrseins des unendlichen göttlichen Seins in uns

Unser Erkennen und Erfahren der äusseren Welt sind nicht unmittelbar und direkt, da sie durch die Instrumente der Sinne erfolgen. Sind unsere Sinne mit Mängeln behaftet, so sind unsere Erkenntnis und Erfahrung bezüglich der Welt ebenfalls mangelhaft. Wir können keine direkte Erfahrung von irgend etwas haben, ausser von dem, was in uns selbst ist, und das ist der Erfahrende selbst. Unsere Erfahrung einer Tatsache oder eines Objektes ist eine abhängige Erfahrung, abhängig nämlich von den jeweiligen Erkenntnisinstrumenten.

Nicht einmal von unserem eigenen Körper und unseren eigenen Gedanken besitzen wir irgend eine direkte Erfahrung. Indirekte Erfahrung jedoch, die durch physische oder durch psychologische Erkenntnisinstrumente gewonnen wird, ist flüchtig, äusserlich, dem Wechsel und Widerspruch unterworfen. Einzig vom erfahrenden und beobachtenden Bewusstsein in uns haben wir unmittelbare Erfahrung durch Identität, Einssein, Einheit. Wir erkennen es unmittelbar mit ihm, in ihm und durch es selbst. Ohne dieses sind wir nichts. Es ist das Königreich des nie endenden Friedens und Glücks, die Grundlage all unserer erkennenden Erfahrung. Sind wir tief im dynamischen Gewahrsein dieses unendlichen subjektiven Seins voll Licht und Liebe verwurzelt, haben wir Gotterfahrung.

 

Die Gegenwart Gottes im Wirken der edleren Seelenkräfte im Menschen

Je mehr die inneren Voraussetzungen zur Erfahrung Gottes vorhanden sind, desto früher wird sie uns zuteil. Gott oder die Wahrheit ist reines Bewusstsein und kann daher über jenes Bewusstsein, das von jeglichem Befangensein in körperliche und geistig-seelische Erfahrungen befreit ist, erreicht werden.

Durch das wachsame und durchdringende Auge des Gewissens in uns, durch sein Wirken, gelangen wir hier und jetzt zu einer Erfahrung Gottes. Das Gewissen äussert sich in jedem von uns, und was ist dies anderes als die Gegenwart und das wirkende Licht Gottes in uns? So oft es sich regt, haben wir eine Art Gotterfahrung: Wir wollen etwas tun, das nicht so ganz recht ist - doch etwas in uns hindert uns daran. Was ist dieses "Etwas" in uns, wenn nicht ein göttlicher Anteil, ein Stellvertreter Gottes? Durch diese Wirkkraft des höheren Selbst, des richtigen Urteils und der besseren Entscheidung haben wir - hier und jetzt - so etwas wie eine Erfahrung Gottes. Doch bedarf es einer gewissen inneren Ruhe und feineren geistigen Wahrnehmung, um diese Tatsache klar zu erkennen.

Wirkliche und universale moralische Vorzüge sind Ausstrahlungen des lichten Wesens Gottes im inneren Sein des Menschen. Tugenden sind ein dynamischer Selbstausdruck des Wesens Gottes im Herzen der Menschen auf der Ebene zwischenmenschlicher Beziehungen. Reinheit, Geduld, Demut, Opferbereitschaft, Furchtlosigkeit, Güte, Erbarmen, Liebe, Aufrichtigkeit, Selbstbeherrschung und Grossmut sind einige der grundlegenden Tugenden. Bei beharrlicher Pflege erheben sie den Menschen aus den Niederungen der Unwissenheit, der Missklänge, des Hässlichen und des Unglücklichseins ins Paradies reiner Freude und Harmonie, des Friedens und des Lichts. Sie erheben und bereichern das Erdenleben mit anhaltender Zufriedenheit und einer Freude, die vom Himmel ist.

 

Indirektes Gotterkennen und Gottgewahrsein hier und jetzt durch das Studium erleuchtender Literatur und durch eigenes reflexives Denken

Aus der Natur und ihrer Schönheit, aus dem Menschen und seinem Streben, aus dem Wirken der Intelligenz und dem, was die Güte vermag, spricht die Gegenwart Gottes zu uns. Es mag jemand Gott nicht unmittelbar schauen können, doch wird er Gottes gewahr in der Leuchtkraft Deiner Intelligenz, im Glanz Deiner Augen, in der edlen Zuneigung Deines Herzens, in Deinem liebevollen Tun, in dem, was Dein schöpferischer Geist hervorbringt.

Durch die inspirierenden und erleuchtenden Schriften der Grössten, die diese Welt betraten, spricht Gott zu uns. Die grossen Werke der Mystiker, der Menschen mit transzendentaler Erfahrung, der Weisen, die uns Beschreibungen ihrer Gotterfahrung hinterliessen, vermitteln uns, wenn auch mittelbar, eine tatsächliche Erkenntnis und Wahrnehmung Gottes. Solange wir mit Geist und Herz in solche Schriften vertieft sind, befinden wir uns in einem Zustand indirekter Gotterfahrung.

Wenn wir uns in der Fähigkeit reflektiven Denkens üben, indem wir beständig nach dem Wie, Warum, Wozu aller Existenz forschen, gelangen wir zu einem tiefen Gewahrsein Gottes. Vertiefen und verlängern wir solches Nachdenken und lassen es fruchtbar werden, bekommen wir ein tiefes inneres Bewusstsein der Realität und des Wesens Gottes. Ein vertieftes Studium philosophischer Schriften bringt uns eine verstandesmässige Erkenntnis der Realität und des Wesens Gottes, welche die Grundlage für intuitive und direkte Gotterfahrung werden kann.

 

Wir erfahren Gott hier und jetzt durch die Wirkungen, die seine Gegenwart hervorruft

Der unsichtbare Gott ist kein fernes, unzugängliches Jenseits, sondern ein überaus wunderbares Bewusstsein und eine allschöpferische Energie, die allen sichtbaren Dingen und Wesen innewohnt und durch sie hindurch wirksam wird. Durch das Sichtbare hier sehen, erkennen und erfahren wir hier das Unsichtbare. Natur und Eigenschaften Gottes werden unserer unmittelbaren Erfahrung durch die Eigenschaften des inneren göttlichen Bewusstseins im Menschen, durch die Werke der Genies, durch Worte von Philosophen, Taten von Heiligen und die Errungenschaften der Wissenschaft zugänglich. Alles, was wir vom Unsichtbaren erkennen können, geht aus den Wirkungen hervor, die Seine Gegenwart erzeugt. Aus diesen Wirkungen lernen wir das erkennen, was sie hervorbrachte. Da wir die Wirkungen hier und jetzt sehen, liesse sich sagen, dass wir auf diese Art und Weise hier und jetzt deren Wirkenden sehen. Täglich erfahren wir etwas vom Wirken Gottes in der Welt, von Liebe, Licht, Wert, Schönheit, Weisheit, Glück. Wo immer Liebe erfahren, Schönheit wahrgenommen, Wahrheit erkannt und Weisheit erlangt wird, bleibende Freude erlebt wird, findet unmittelbare Berührung mit Gott statt. Göttliche Liebe, Schönheit, Wahrheit, Weisheit und wahres Glück sind Gott, und da sie in uns sind, ist auch Gott in uns, und in dem Masse als wir sie erfahren, erfahren wir Gott.

 

Gotterfahrung hier und jetzt durch alles umfassende göttliche Liebe

Gott ist unendliche Liebe, und der Weg, Ihn zu erfahren, ist Liebe. Menschen, die das liebende Fühlen vermissen lassen, denen eine grossherzige Haltung und fundamentale, aus dem Antrieb beständiger Liebe erwachsende Güte fehlen, wird es schwerfallen, Seine Gegenwart zu fühlen. Erkenntnis der Wirklichkeit Gottes folgt aus der Entfaltung universaler Liebe. Das Herz muss geübt und diszipliniert und die Liebe auf die ganze Schöpfung ausgedehnt werden.

Ein Tropfen Wasser ist an sich wertlos. Doch gewinnt der gleiche Tropfen unvergängliche Macht, Schönheit, Herrlichkeit und Wert, wenn er, im Meer versinkend, sich zur Grösse des Weltmeers weitet. Wir erhalten wahre Kraft, unsere Persönlichkeit gewinnt an Dimension und Wert, unser Leben gelangt zu seiner wirklichen Erfüllung, wenn wir den Tropfen unseres kleinen Herzens in das unbegrenzte Herz der göttlichen Gnade, das Herz der ganzen Schöpfung versenken und so unsere Liebe universal, kosmisch, überkosmisch, göttlich werden lassen. Die edelste Erscheinung in der ganzen Natur ist der Mensch, dessen Herz universalweite Gefühle ausstrahlt und sich so die ganze Menschheit und Schöpfung in Liebe zu eigen macht.

Aufgrund dieses Erkennens der göttlichen Gegenwart in allem und jedem sollten wir der Natur und der Menschheit tiefe Achtung zollen. Indem wir beständig kosmisch weite Gefühle in uns hervorrufen, weitet sich unsere Persönlichkeit ins Universale. Je weiter unser Herz, desto lichter unsere Intelligenz und desto feiner unsere Sensitivität für die unendliche Wahrheit und Schönheit, für Gott!

Erfasse Gott in Liebe, eine Liebe, die weiter ist als der Himmel, den Du mit leiblichen Augen schaust, eine Liebe, die sich keinem Erschaffenen verweigert; eine Liebe, die mit Blumen und Blättern lächeln kann, sich mit den Sternen eins weiss, die auch im leeren Raum noch Gottes Gegenwart erkennt und Zwiesprache mit ihr hält, die in allem, was das Auge schaut, einen Freund erblickt, eine grenzenlose, bedingungslose, unverbrüchliche Liebe für jedes Geschöpf, ob gross, ob klein, eine Liebe, die mit der allwunderbaren Existenz im Fels, im Kiesel und im Zweig in Einklang ist. Eine solche Liebe befreit unser Bewusstsein und unsere Seele, sie lässt uns überaus empfänglich werden für die alles belebende göttliche Gegenwart. Wenn unser ganzes Wesen in dieser Liebe pulsiert, haben wir hier und jetzt Gotterfahrung erlangt.

 

 

5. Kapitel

Von der menschlichen zur göttlichen Erfahrung

Leben aus der Macht und dem Frieden Gottes

Gott ist jederzeit und in allen Situationen und Umständen bei uns. Er ist allgegenwärtig, allmächtig und allwissend. Er weiss alles über uns. Er antwortet auf unsere Liebe. Er antwortet auf unseren Glauben. Aus Seinem Licht kommen uns die Früchte unserer Taten, unseres guten Wirkens zu. Er ist überall, Er sieht alles, Er segnet alles. Er ist die Unendlichkeit der Kraft, des Friedens und der Vollkommenheit.

Die Trennung des Menschen von Gott ist nur funktionell; sie ist keine organische Wirklichkeit. Wir haben in unserer inneren Wesensstruktur Beziehungen zu Gott. Mit inneren Banden sind wir organisch mit Ihm verbunden. Nichts vermag uns je zu scheiden oder abzutrennen von Seiner wunderbaren Gegenwart. Wir sind von Gott nur eindrucksmässig abgeschnitten, nicht der Wahrheit und dem Wesen nach, und dieser Eindruck entsteht in einem vorübergehenden Zustand nur bruchstückhafter Erfahrung.

Wir tragen das Himmelreich in uns. In uns, um uns und überall ist jederzeit das grenzenlose Königreich unendlicher Macht und Vollkommenheit, unendlichen Friedens. Die unendliche Kraft des Bewusstseins findet sich in uns und um uns. Unsere Trennung von Gott ist rein funktionell. Wir können uns zu Seiner Wirklichkeit und Gegenwart erwecken.

 

Es sind gesegnete Augenblicke in unserem Leben, wenn wir Gott fühlen, schauen, erkennen und erfahren

Unser Leben hat seine besten Augenblicke dann, wenn wir Gottes Gegenwart spüren. Menschen mit reinem Herzen und allumfassender Liebe, mit grosser Erkenntnis, aber auch die schlichten Glaubenden - Menschen, deren Hingabe ans Göttliche zur antreibenden und belebenden Kraft wurde, finden Gott überall und sind wach für Seine reiche und vielfältige Wirklichkeit. Sie beziehen ihre Kraft und ihren Frieden aus dem lebendigen Empfinden Seiner Gegenwart. Nichts hindert uns daran, unseren Alltag überfluten zu lassen von der unbegrenzten Fülle der Kraft, des Friedens und der Glückseligkeit, die das lebendige Empfindungsvermögen für die Gegenwart Gottes in uns auslösen kann.

Das Wesen Gottes ist unendlicher Friede. So wollen auch wir in unserem Alltag Frieden zum Ausdruck bringen. Gott ist grenzenlose Liebe und unendliches Licht. So wollen wir alle Gedanken, Gefühle und Handlungen aus diesem Licht und aus dieser Liebe fliessen lassen. Gott ist unendliche Erkenntnis: Dehnen wir also die Grenzen unserer Erkenntnis immer weiter aus!

 

Tausendfacher Segen erblüht aus dem Gewahrwerden göttlicher Gegenwart

Wir brauchen dringend ein Gewahrsein von Gottes Gegenwart! Eine solche Bewusstseinserhellung kann uns von Begrenzungen, Ängsten, Befürchtungen und Problemen befreien. Im Augenblick, in dem wir uns der starken inneren Beziehungen mit dem allmächtigen Gott bewusst werden, ist unser Leben gesegnet, unerschütterlich, behütet und von innerer Sicherheit erfüllt. Die Erkenntnis, dass rings um uns und in uns sich Gottes Allmacht befindet, verleiht uns Furchtlosigkeit, ein starkes Gefühl der Geborgenheit und überfliessende innere Kraft. Wenn wir uns der Allgegenwart Gottes bewusst sind, erfüllen uns Freude, Frieden und ein Gefühl der Erfüllung. Das Wissen um die Tatsache, dass Gott allwissend und all-liebend ist, befreit uns von jeglicher Angst. Unser Leben wird zum Himmelreich von dem Augenblick an, da wir das Licht der göttlichen Gegenwart in unseren Augen tragen. Gott ist die Kraft unserer Kraft, das Bewusstsein unseres Bewusstseins, Seele der Seele, Licht des Lichtes in uns, der Atem unseres Atems. Er ist immer mit uns. Lasst uns ganz intensiv Seiner Gegenwart bewusst werden, uns mit Herz und Seele mit Seiner Gegenwart verbinden.

 

Weil Gott Friede, Liebe und Licht ist, wollen wir uns im Alltag üben, diese Eigenschaften zu verwirklichen

Lasst uns im täglichen Leben unter allen Umständen lebendige Beziehungen pflegen mit der allsehenden, auf alles reagierenden, allmächtigen und alles beschützenden Gegenwart Gottes! Damit unsere Beziehungen mit Gott immer stärker werden und uns mit unüberwindlicher Kraft erfüllen, uns wahre Freiheit und Befreiung von allen Formen der Angst vermitteln, sollten wir darum ringen, unser ganzes inneres Wesen auf eine höhere Ebene zu erheben.

Lasst uns Gedanken des Friedens und der Liebe beständig in alle Welt ausstrahlen und alles segnen! Lasst uns unbegrenzten guten Willen hegen, der ganzen Schöpfung den Frieden wünschen und die Gegenwart Gottes in allem, was schön, edel und gross auf der Welt ist, erblicken! Lasst unser Bewusstsein verwurzelt sein im Bewusstsein der Vollkommenheit Gottes. Lasst uns der Welt zum Segen werden!

Das Bewusstsein Gottes in uns ist endlos in seinen Fähigkeiten, Kräften und Möglichkeiten. Lasst uns dem Wunderbaren, das Gott in unsere Seele eingesenkt hat, nicht untreu werden und unser Leben mit jener Kraft und Erkenntnis, jenem Glück und jener Ruhe, Furchtlosigkeit und inneren Freiheit führen, die im ständigen Nachsinnen über unsere Beziehungen zum allgegenwärtigen, allmächtigen, allwissenden Gott ihren Grund haben.

Was hindert uns an der Gotterfahrung, wenn nicht die egoistischen Formen des Bewusstseins, die niedere menschliche Natur, der Durst nach nie zu sättigenden Sinnesfreuden, das unvernünftige Verhaftetsein an irdische Dinge, die vielfache geistige Unwissenheit. Beschleunigt wird die Erfahrung Gottes durch die Weisheit, die Gott über jeden Wert des Lebens stellt, durch den Glauben, der weiss, dass Gott allgegenwärtig, allmächtig und allwissend ist, durch die Hingabe, die das Herz in der grossen Liebe zu Gott sich auflösen lässt, durch die Reinheit, die sich innig am Wachstum in der Selbstbeherrschung, Selbstumwandlung, Selbsthingabe an die unendliche Vollkommenheit und alles erhaltende Schönheit Gottes erfreut.

Wenn durch Gottes Gnade, die sich in der Zuflucht zu geistigen Disziplinen und im Streben nach göttlicher Vollkommenheit ausdrückt, unser Ego, unser kleines Selbst und unsere Begrenzungen aufgelöst sind, dann überflutet uns Gottes Licht, Sein Bewusstsein nimmt dann ganz von uns Besitz, und alles wird zum Reiche Gottes. In dieser höchsten spirituellen Verfassung und Erfahrung wird das kleine Ich vollständig von uns genommen, und die göttliche Gnade reicht uns die Hände der unendlichen Liebe des allgegenwärtigen Gottes. Das ist die Seligkeit, um die ein Bruder Klaus jahrelang in unerbittlicher Selbstdisziplin und mit glühenden Gebeten gerungen hat. Das tiefe geistige Gebet des geliebten Schweizer Heiligen ist ein universales Gebet: Es ist das letztliche Gebet eines jeden Menschenherzens.

Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir,

was mich hindert zu Dir!

Mein Herr und mein Gott, gib alles mir,

was mich führet zu Dir!

Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir

und gib mich ganz zu eigen Dir!

 

Die wichtigsten Übungen zur inneren Evolution

Gib mehr als Du versprichst, tue mehr als Du beabsichtigt hast! Für alle guten, grossen oder göttlichen Zwecke gib mehr als Du Dir eigentlich leisten könntest. Halte Dir ein Ideal der Vollkommenheit vor Augen, das höher ist als das, was Du im Augenblick verwirklichen kannst. Sprich nur, wenn Du etwas Gutes zu sagen hast. Schreibe anderen die besten Beweggründe zu. Sei niemandem gegenüber kritisch, ausser Deinen eigenen Motiven, Gedanken, Gefühlen, Deinem eigenen Charakter und Verhalten gegenüber! Selbstprüfung und Selbstkritik sind gut, doch nicht, wenn sie bis zu einem krankhaften Ausmass betrieben werden. Gebrauche sie nur, um Dich zu bessern, nicht um Dich niederzudrücken oder Dir den Schwung zu freudigem Wachstum zu rauben. Nähre Geist, Herz und Seele mehr als den physischen Körper. Nahrung für den Geist, für Herz und Seele sind die grossen Gedanken und hohen Gefühle, edles Handeln und grosses Vollbringen.

Gottes lebendiges Bildnis in Dir ist voll endloser Kräfte. Entfalte sie immer mehr. Leben ist Wachstum und Evolution! Nimm es voll und ganz an. Die Starken lächeln, die Schwachen weinen. Du bist am stärksten, wenn Du Dich mit der unendlichen Kraft Gottes in Dir und um Dich verbindest. Mache Dir klar, dass Du ein Kind Gottes bist, und zeige es im täglichen Leben, in Deinem Verhalten und Tun. Lasse Deine leuchtenden Augen noch strahlender werden durch das Schönheitswasser der Liebe und das Licht positiver und göttlicher Gedanken!

 

Gott ist jetzt bei mir

So wie wir die Luft nicht sehen, obwohl sie im Raum zugegen ist, sehen wir auch Gott nicht, obwohl auch Er im gleichen Raum zugegen ist. Weil wir die Luft nicht sehen, können wir deshalb ihr Vorhandensein bestreiten? Keineswegs, denn wir haben anderweitige Beweise für ihre Existenz. Wir atmen ein und aus, und das beweist uns, dass Luft im Raum vorhanden ist, auch wenn wir sie nicht sehen. Und wir sehen die Blütenblätter sich leise hin und her bewegen, wir fühlen den Luftzug über unsere Haut streichen und schliessen auf das Vorhandensein von Luft, auch wenn wir sie nicht sehen. Wir sehen den Atem nicht, doch wenn wir die Hand in die Nähe unserer Nase bringen, spüren wir das Ein- und Ausströmen des Atems.

Auch wenn wir Gott auf der gegenwärtigen Stufe unserer Entwicklung nicht mit leiblichen Augen sehen, ist Er dennoch da, und zwar in einem weit höheren Wirklichkeitsgrad als die Luft, die wir ein- und ausatmen. Wir sehen Ihn nicht mit leiblichen Augen, doch besitzt unser inneres Herz, in dem die Liebe wohnt, ein Empfindungsvermögen, das Ihn fühlt. Eine Fähigkeit, die unserem inneren Wahrnehmungsvermögen eigen ist, nimmt Seine Realität und Existenz wahr, und jene Gottesmenschen unter uns, die dazu fähig sind, sehen Ihn selbst mit ihren leiblichen Augen. Sie sind die Kronzeugen für die Wirklichkeit Gottes.

Auch Du kannst ein solcher Zeuge werden. Wir wollen uns vorbereiten für die Vereinigung mit dieser unsichtbaren, allvollkommenen Gegenwart, die die Wirklichkeit aller Wirklichkeiten, die Substanz unserer Seele, die Essenz unseres Seins, die Schönheit unserer Schönheit, die Intelligenz unserer Intelligenz, das Leben unseres Lebens, das Kleinod und der höchste Wert allüberall, die unendliche Macht, die unendliche Gnade, der absolute Friede und die absolute Vollkommenheit ist.

Schon ein ahnendes Erfassen lässt hundertfachen Segen in unser Leben einströmen. Lasst uns mit dieser allsehenden, allsegnenden, unsichtbaren göttlichen Gegenwart in Einklang kommen!

 

Übungen zur unmittelbaren Gotterfahrung

Erste Übung:

Eines der wunderbarsten Geheimnisse raschen geistigen Fortschritts besteht darin, ständig das Empfinden zu pflegen, dass jemand bei uns steht. Wer ist dieser Jemand? Der alldurchdringende, allsehende, allmächtige Gott. Wir können nichts Unrechtes tun, denn jemand steht neben uns und sieht uns, obwohl wir noch nicht gelernt haben, Ihn zu sehen.

Gott verfügt über Millionen Kameras, mit denen Er alles aufnimmt: die Gefühle unseres Herzens, die Gedanken unseres Geistes, die Handlungen unseres Körpers. Ob diese Handlungen öffentlich oder im Verborgenen vor sich gehen - Gott hält sie augenblicklich photographisch fest. Er kann nicht von uns getrennt werden, weil Er alldurchdringend ist. Wir können von allem weglaufen, nur nicht von Ihm. Auch wenn wir vor Ihm davonlaufen, tragen wir Ihn mit uns. Darum ist eines der grossen Geheimnisse rascher geistiger Entwicklung und geistigen Wachstums, stets das Gefühl zu bewahren, dass jemand neben uns steht.

Pflege also ständig das Empfinden, wo immer Du Dich befindest, dass jemand neben Dir steht. Und wer steht neben Dir? Die unendliche Liebe, die unendliche Erkenntnis, die unendliche Macht. Der ewige Vater, die ewige Mutter, der ewige Meister. Er ist uns Führer, Lehrer, Schutz. Er ist allwunderbar. Du bist in Sicherheit, solange Du Seiner bewusst bist. Du bist in Sicherheit, solange Du Seiner zutiefst und innig bewusst bist. Ganz gleich, wo Du Dich befinden magst, ob im Zug oder im Waschraum, jemand steht bei Dir. Erkenne diesen Jemand! Auf diese Weise werden wir moralisch vollkommen. Unser Ego löst sich auf, und Gottes Gnade strömt immer mehr in unser Leben ein.

Erzähl' es Deinem Herzen hundert Mal am Tag und lasse es auch im Schlafe wissen, dass immer jemand bei Dir ist! Und wer ist dieser Jemand? Die unendliche Macht, Liebe und Erkenntnis, die allgnädige Mutter, der allheilige Vater. Und wenn Du in die Stadt gehst, soll Dein Herz Dir immer wieder sagen: Jemand geht mit Dir. Wer ist dieser Jemand? Das allsehende, allwissende, überaus wunderbare Königreich des Himmels, die Gottheit, der Vater, der zugleich Mutter ist, die unendliche Kraft, das unendliche Glück, der unendliche Friede.

Wenn Du an der Arbeit bist, dann lasse es Dir von Deinem Herzen hundert Mal sagen, dass jemand durch Dich und mit Dir arbeitet. Und wer ist das? Unendliche Energie, unendlicher Friede, der allsehende Vater, die allwirkende und alles erhaltende göttliche Mutter, die unermesslich-absolute Grundlage all dessen, was ist: die Wahrheit.

Und wenn Du die Welt betrachtest, lass Dein Herz sagen: Jemand sieht mich und sieht auch durch meine Augen hindurch, und dieser Jemand ist die Gottheit Selbst, der alles durchdringende und allsehende Gott. Wenn Er die Welt betrachtet, segnet Er sie. Er sieht in ihr Sein eigenes Bild der Vollkommenheit.

Wenn Deine Hände am Werke sind, dann lass das Auge Deiner Vernunft erkennen und die Kräfte Deines Herzens liebend bestätigen, dass jemand durch diese Hände wirkt! Wer ist dieser Jemand? Es ist der unendliche Vater, die absolute Mutter voll zahlloser göttlicher Eigenschaften, Kennzeichen, Energien und Kräfte. Es ist die unbegrenzte Energie und absolute Vernunft in der gesamten Schöpfung. Und wenn dieser Jemand durch Dich hindurch wirkt und arbeitet, dann wird Deine Arbeit natürlich ganz vorzüglich und wunderbar.

 

Zweite Übung:

Die nächste wichtige Disziplin besteht darin, beständig die grosse geistige Wahrheit zu bekräftigen: In mir und um mich herum ist unendliche Schönheit, Freude, Macht, Erkenntnis, unendlicher Friede. Wohin ich auch gehe und in welchen Umständen ich mich befinde, überall ist diese wundersame, allverwandelnde unendliche Erkenntnis, Schönheit, Freude, Macht, dieser unendliche Friede. Lass dieses Wissen, diese Vorstellung, dieses Gefühl, dieses Verstehen, diese göttliche Wahrheit tief in Deine Nerven, Dein Blut, in jede Körperzelle, in Dein Unbewusstes und Deine Seele hineinsinken! Was macht es aus, in welchen Verhältnissen man sich befindet, unter welchen Bedingungen man lebt? Wie auch die äusseren Umstände und Situationen sein mögen, man befindet sich in Wirklichkeit immerzu in der unendlichen Schönheit, Macht, Erkenntnis und im Frieden. Die äusseren Umstände sind dem Wandel unterworfen. Aber an der Wahrheit, dass man sich inmitten der unbegrenzten Schönheit, Erkenntnis, Macht und des unendlichen Friedens befindet, ändert sich nichts. Alles verändert sich und nimmt einmal ein Ende, nur nicht diese Wahrheit des grenzenlosen Bewusstseins und Lichts, das in Dir und um Dich als absolute Erkenntnis und Schönheit ist. Solange man in diesem Bewusstsein verwurzelt bleibt, wie könnte man da Fehler machen und Unrechtes tun? Wie könnte man da menschlich beschränkt sein? Wo gäbe es da einen Grund, sich zu ärgern oder eifersüchtig zu sein? Der innerste Geist ist das ewig Wirkliche, während die Phänomene der Oberfläche sich wandeln und vergehen. Was vergänglich ist, erweist sich bei gründlicher Analyse als nicht wirklich. Lebe und bewege Dich in der Vollkommenheit des ewigen Bewusstseins statt in den Beschränktheiten und Unvollkommenheiten der vergänglichen und begrenzten Erscheinungen!

In Dir und rings um Dich her, in allem, was Du siehst, in allen Menschen, deren Du gewahr wirst, befindet sich unendlicher Friede, unendliche Schönheit, Freude, Kraft und Erkenntnis. Wie kannst Du jemanden hassen? Wie kannst Du jemanden nicht mögen? Im Augenblick, da ein unnötiger und egoistischer Wunsch in Dir aufsteigt, im Moment, wo Du sagst: "Ich möchte einen zweiten, schönen Wagen!", hast Du die Wahrheit vergessen. Dann bist Du schwach in der Erkenntnis, schwach in der Kraft, schwach in der Güte. Andererseits - wenn Du tief in der Wahrheit verwurzelt bist und es wäre ein zweiter Wagen für Dich nötig, wird er kommen. Und wenn er kommt, dann besitzest Du ihn, als besässest Du ihn nicht. Er ist da und steht zur Verfügung, wenn er gebraucht wird. Du bist glücklich, nicht weil er da ist, sondern weil Du Dich in der Wahrheit befindest und die Wahrheit in Dir ist. Du bist glücklich, weil Du in unendlicher Schönheit, Erkenntnis, Macht und im tiefen Frieden bist, weil diese grossen Attribute der höchsten Gottheit sich in Dir befinden. Wenn Du den Wagen nicht mehr hast, bist Du in keiner Weise davon berührt. Praktiziere diese Übung beständig, bis sie Dir in Fleisch und Blut übergeht und Dich vollkommen göttlich macht.

 

Dritte Übung:

Wie kommst Du Dir vor, wenn Du Dich plötzlich jemandem gegenüber siehst, der Dein ewiges Wohlergehen, Dein Glück, Dein Schutz, Dein Gedeihen ist? Wie fühlst Du Dich, wenn Du von Angesicht zu Angesicht vor jemandem stehst, der Deine Stärke, Deine Stütze, Dein Erhalter, das Leben Deines Lebens, die Quelle von Millionen Freuden ist? Wenn Du Ihn hast, hast Du die ganze Schöpfung, bist Meister über die Schöpfung.

Wie fühlst Du Dich angesichts eines solchen Jemand? Dein Herz erblüht in Liebe, in Anbetung, in Frieden, in Kraft und unbeschreiblichem Glück. Deshalb bringe dich, wo immer Du stehst und in welchen Umständen Du Dich auch befinden magst, eilends vor das Angesicht dieses Jemand voll unendlicher Freude!

 

Vierte Übung:

Wie immer auch die Leute um Dich herum sein mögen, gut oder schlecht, das ist nicht Deine Sache. Jemand voll unendlicher Schönheit, voll Frieden, Kraft und Vollkommenheit steckt in jedem von ihnen. So wende Deinen Blick ab von der äusseren Erscheinung der Menschen und bete in Deinem Herzen das Göttliche in ihnen an! Erschaue das Wunder der göttlichen Essenz im Inneren!

 

Fünfte Übung:

Anstatt grosse Menschen und grosse Wahrheiten auf Deine Ebene herunterzuziehen, versuche, Dich auf ihre Ebene zu erheben. Statt gute Menschen, grosse Persönlichkeiten, Propheten und Weise auf Deine Stufe herabzuziehen, erhebe Dich auf ihre Ebene!

Man braucht den Kindern nur Gelegenheit zu bieten, und schon versuchen sie, den Lehrer zu sich herabzuziehen und verlangen, dass er mit ihnen spielt. Solche Kinder kommen nicht weiter. Kinder dagegen, die den Lehrer nachzuahmen suchen und tun, was der Lehrer sie zu tun heisst, machen raschen Fortschritt.

Die menschliche Natur hat die Neigung, die Wahrheit auf ihre eigene Ebene herunterzuholen. Das führt dazu, dass die Wahrheit aufhört, Wahrheit zu sein. Diese Tendenz der menschlichen Natur muss beherrscht, umgewandelt und überwunden werden, was rascheres geistiges Wachstum ermöglicht. Versuche also immer, wie Gott zu sein, statt Gott auf das Mass eines menschlichen Wesens bzw. auf Dein Mass zu reduzieren. Dein ganzes Herz und Wesen, Deine ganze Seele sollen danach streben, sich zum Himmel emporzuheben, anstatt den Himmel auf Deine Ebene und Natur Deines Herzens herunterzuholen und so eher eine Welt des Chaos, der Zwietracht und des Missklangs als einen Himmel zu schaffen.

Kehre immer wieder zu diesen fünf Übungen zurück und sage ständig zu Deinem Herzen, zu Deinem Geist und Bewusstsein: Ich befinde mich jetzt in den Armen der allbarmherzigen, allvollkommenen, allmächtigen und allwissenden Gottheit. Lass diese Erfahrung tief in Deine Natur und Dein ganzes Wesen hineinsinken!

So wollen wir Herz, Geist und Seele tief in die Erfahrung dieses Wunderbaren eintauchen, das uns jetzt sieht, uns jetzt umgibt und jetzt auf uns reagiert und unendlicher Friede, unendliche Freude, Macht, Erkenntnis, Gnade, unendliches Licht ist.

Statt die Bürde Deiner eigenen Begrenzungen des Herzens mit Dir umherzutragen, statt die Begrenztheit Deines eigenen Geistes, Deiner Natur, Deines Körpers zu ertragen, erhebe Dich auf die Ebene des grenzenlosen göttlichen Bewusstseins, der Stärke und Macht, des Glücks und der Freude, der Liebe, des Lichts und der Gnade. Das wirksamste Mittel, dahin zu gelangen, ist die Meditation.

 

6. Kapitel

Freiheit und Furchtlosigkeit

Wahre Freiheit

Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit! 2. Kor. 3,17

 

Das Höhere überwindet das Niedere. Das Grössere beherrscht das Kleinere. Das Subtilere ist freier als das Gröbere und lenkt, trägt und transzendiert das letztere. Und was ist das Höchste, das Grösste, das Feinste? Der Geist Gottes. Er ist alldurchdringend, unendlich, unbedingt, und wo Er wahrgenommen und berührt wird, erfahren wir wahre Freiheit.

Im Endlichen gibt es keine Freiheit. Das Unendliche, der Geist des Herrn allein ist wahre Freiheit. Der Geist ist, wo Liebe ist. Geist oder Freiheit wird fühlbar, wird erfahren, wo ein Herz in Hingabe, Glaube und Erkenntnis emporgehoben wird.

Das Göttliche beherrscht das Materielle. Der menschliche Geist ist freier als der Körper. Der göttliche Geist ist unendlich viel freier als der menschliche Geist. Die Luft ist freier als die Erde, der Himmel freier als die Luft. Je feiner etwas ist, über desto grössere Freiheit verfügt es. Das Feinste alles Feinen ist der göttliche Geist. Er ist unendliche Freiheit, ewige Freiheit. Er allein kann dem Menschen wahre Freiheit vermitteln.

Freiheit bedeutet, nicht Sklave der Sinne zu sein, nicht von blinden Impulsen und Instinkten getrieben zu werden, nicht durch Unwissenheit und Aberglauben, durch Dogmen und Vorurteile beherrscht, nicht der Diktatur des eigenen Ego unterworfen zu sein oder als Opfer irgendwelcher inneren psychologischen, emotionellen Begrenzungen zu leben. Das ist Freiheit!

Körper und Geist zu beherrschen, statt durch sie beherrscht zu werden, das ist Freiheit. Sich nichts anderem und Geringerem als dem hinzugeben, was absolute Schönheit ist, absoluter Friede, Allwissenheit, Allmacht und allvollkommene Glückseligkeit, das bedeutet Freiheit.

Und was ist absolut schön und unendlicher Friede, Allmacht, Allwissenheit, wenn nicht Gott? Gott ist Dein wahres innerstes Sein und Bewusstsein, Deine eigene wahre innerste Glückseligkeit. Wer in Gott lebt, besitzt wahre Freiheit. Bist Du in Gott und erfährst Gott, dann verfügst Du über unbegrenzte wirkliche Freiheit. Keine andere Freiheit verdient diesen Namen.

Wir leben in einer seltsamen Welt. Da laufen manche ihren Eltern davon und glauben, das sei Freiheit. Andere rebellieren gegen die Gesetze der Regierung und meinen, das sei Freiheit. Wieder andere lassen ihren Ehepartner im Stich und denken, das sei Freiheit. Manche lassen sich von ihren niederen Leidenschaften leiten und halten das für Freiheit. Zügellosigkeit wird mit Freiheit verwechselt.

Je mehr sich geistige Erkenntnis ausbreitet, desto erleuchteter, glücklicher, friedlicher und fortschrittlicher wird die Menschheit, umso mehr wirkliche Freiheit erobert sie sich. Diese Freiheit allein vermittelt echte Werte und bleibende Kraft und gibt allen sonstigen Formen von Freiheit die rechte Richtung.

Leidenschaft ist nicht mehr vom Übel, wenn sie sich der Wahrheit oder Gott oder der künstlerischen oder intellektuellen Vervollkommnung zuwendet. Hass hört auf, schlecht zu sein, wenn er sich gegen die Unvollkommenheiten, das Dunkel der Unwissenheit in uns richtet. Begehren ist nicht schlecht, wenn es dem Frieden, dem Fortschritt und der Vollkommenheit dient. Bindung ist nicht schlecht, wenn es sich um Bindung an das Schöne, Wahre, Edle, Wertvolle und Göttliche handelt. Wie schlecht auch immer der Egoismus in all seinen Formen, seinem Wirken und seinen Auswirkungen sein mag, Selbstsucht ist nicht schlecht, wenn sie uns Leiden bringt, welche die Evolution unseres inneren Seins vorantreiben. Geld ist nicht mehr Mammon, wenn es zum Lebensunterhalt, für Erziehung und Bildung, für kulturellen und geistigen Fortschritt gebraucht wird.

 

Das Leben als Prüfung und Chance

Das Leben fordert uns heraus; es bietet aber zugleich auch die Umstände zu seiner Erfüllung. Es trägt in sich eine machtvolle Herausforderung und eine grossartige Gelegenheit, die alles erleuchtende Liebe, die alles umwandelnde Weisheit und allbesiegende Macht, die sich im Innersten unseres Bewusstseins verbirgt, wachzurufen und wirksam werden zu lassen.

Die Prüfungen im Leben sind der Schmelztiegel, in den die Natur den Menschen wirft, wenn sie ihn auf eine höhere Stufe der Evolution erheben will. Ohne Leiden kann es nicht wirkliche Kraft und dauerhaften Erfolg geben. Jede Leiderfahrung bietet eine Chance, über sich hinauszuwachsen und sich innerlich zu entfalten. Sie steigert die Durchhaltekraft und die Fähigkeit des Mitfühlens mit anderen. Sie stärkt unseren Glauben an Gott und hilft uns den Egoismus abbauen. Erkenne dies und entfalte innere Kraft!

Alle Prüfungen und Schwierigkeiten dauern ihre Zeit und gehen dann wieder vorüber. Hab' Vertrauen, sei heiter und furchtlos! Halte Dich innig an Gott! Nimm die Schwierigkeiten, die jedes Wachstum mit sich bringt, bereitwillig an. Achte und überwinde sie, betrachte sie als Prüfungen, die jeden Reifeprozess begleiten. Es gibt keinen Fortschritt, dem sich nicht Widerstände entgegenstellen würden. Bejahe sie und lass an ihnen Deinen Willen erstarken. Gewinne aus den Widerständen die Anregung zu immer neuen Bemühungen, die Deine innere Entwicklung fördern.

Klage nicht das Schicksal an. Es ist Dein Spiegel, der getreulich das widerspiegelt, was Du dachtest, fühltest, vollbrachtest. Machst Du den Spiegel dafür verantwortlich, wenn er Dir ein schmutziges Gesicht und wirre Haare zeigt? Nimm lieber den Waschlappen und den Kamm zur Hand und verleihe Dir ein gefälliges Äusseres! Verhalte Dich gut, und das Schicksal wird sich Dir in ein gnädiges Geschick verwandeln!

 

Schaffe Dir die eigene geistige Atmosphäre

Wie ungünstig die äusseren Verhältnisse auch sein mögen, Du kannst dennoch stets in einer zutiefst wunderbaren persönlichen Umwelt leben, die Du Dir selbst erschaffst! Fehlt Dir die inspirierende Gesellschaft grosser, guter, edler Menschen, lies einige Bücher mit unsterblichen hohen Gedanken und lebe innerlich in dieser Welt und aus diesen Gedanken und Gefühlen heraus, so bleibst Du unberührt von der Beschaffenheit der Umwelt. Du kannst Deine eigene geistige Atmosphäre mit Dir tragen, wohin immer Du gehst, und Du siehst die Welt so schön, wie sie in Deinem Inneren ist. Sollte die Welt um Dich her aus bösen Menschen und dunklen Mächten bestehen, dann haben diese doch keine Gewalt über Dich, solange Dein Herz und Dein Geist sich an dem festklammern, was göttlich ist, was man Gott, die Unendlichkeit, die allbesiegende Kraft und Vollkommenheit nennt.

 

Fünf Wege zur Überwindung von Leid und Schmerz

Wenn keine Möglichkeit vorhanden ist, einem Schmerz, einer Krankheit oder einem Leiden auszuweichen, dann wende die folgende fünffache Methode an, sie zu besiegen:

Erstens beschäftige Dich mit etwas sehr Interessantem, das Deine ganze Aufmerksamkeit erfordert - sei es ein Buch, ein Gedanke, ein Ideal oder sonst etwas, das Dich zu erfreuen vermag. Auf diese Weise lenkst Du Deine Aufmerksamkeit vom Schmerz ab.

Zweitens bitte nicht darum, dem Schmerz entfliehen zu dürfen. Vielmehr erbitte die Kraft, ihn zu ertragen.

Drittens nimm das Leid gelassen, ja heiter an, als etwas, das Deine Erfahrung bereichert, Deine Weisheit vertieft und Dein inneres Wesen zur Entfaltung bringt.

Viertens betrachte Schmerzen als eine Gelegenheit, die notwendigen Auswirkungen unguter Handlungen und Gedanken der Vergangenheit zu erleiden und sie somit aufzuheben.

Fünftens werde Dir klar darüber, dass Du etwas anderes und unendlich viel mehr bist, als der Schmerz oder das Vergnügen, die Du erlebst. Sie sind nur etwas Äusserliches und daher ohne erhebliche Folgen, so dass sie zwangsläufig verschwinden müssen.

Lasse das Leid zur Ursache und starken Antriebskraft werden, um eine Evolutionsstufe des inneren Bewusstseins zu erreichen, die Dich die Begrenzungen von Körper, Geist und Gemüt vollkommen transzendieren lässt und Dir ermöglicht, mit der Vollkommenheit des ewigen göttlichen Bewusstseins zu arbeiten.

Diese Schmerzen und Schwierigkeiten zeigen Deiner unterscheidenden Aufmerksamkeit nicht nur höchst wirkungsvoll die Begrenzungen eines unerleuchteten Lebens im physischen Körper in dieser Welt von Zeit, Raum, Ursache und Wirkung, sondern drängen Dich auch, die bewusste Verbindung mit dem wiederzuerlangen, was das Höchste, das Ewige in uns ist, was unzerstörbar und voll unendlicher Seligkeit, was voll des Friedens und der Schöpferkraft ist, Gott.

 

Verzweifle nie - in allem liegt ein Segen

Lasse Deinen Glauben an die allschützenden, allsegnenden und alles zur Erfüllung bringenden Vaterhände Gottes erstarken. In den Hoffnungen, die sich zerschlagen, im Körper, der nicht wohlgestaltet und nicht gesund ist, in den Nöten und Versuchungen, in den noch nicht von Erfolg gekrönten Bemühungen - in allem ist ein Segen. Warte ab und sieh zu! Sei ruhig und gib dem Engel der Zeit Gelegenheit, die Segnung offenbar werden zu lassen. In jedem Ding und in jeder Erfahrung liegt eine Lehre. Lerne und werde weise. Jeder Fehlschlag ist ein Meilenstein auf dem Weg zum Erfolg. Jede Schwierigkeit oder Enttäuschung ist eine Erprobung Deines Glaubens. Jedes unerfreuliche Geschehnis ist eine Herausforderung Deines Gottvertrauens. Mit jeder Krankheit oder Heimsuchung tragen wir die Schulden ab, die wir nach dem Gesetz der unfehlbaren Gerechtigkeit des all-liebenden Gottes zu zahlen haben. Jede Versuchung ist eine Erprobung Deiner geistigen Kraft. Darum sei weiterhin tapferen Herzens und bleibe beständig in der Gnade Gottes, indem Du in Deinem Streben das Licht des glaubenden Vertrauens in Deinen Augen trägst.

 

Sieben Hauptwege zur Überwindung von Problemen und Schwierigkeiten

Bist Du in Zweifel und Schwierigkeiten verstrickt, dann frage einen gütigen, liebevollen und weisen Menschen um Rat. Seine aufrichtigen, ernsten, mitfühlenden Weisungen werden Dir helfen, über Deine Zweifel, Schwierigkeiten und Probleme hinauszugelangen. Findest Du keinen solchen Menschen, dann nimm ein inspirierendes und erleuchtendes Buch von einem Menschen mit Gotterfahrung zur Hand, oder auch sonst ein wirklich lehrreiches, hilfreiches und gutes Buch, dessen Seiten Führung und Licht enthalten mögen.

Liegt weder das eine noch das andere in Deiner Reichweite, dann setze Dich in Ruhe hin und schliesse die Augen. Lasse Gemüt und Herz so still als nur möglich werden. Nimm den Atem zuhilfe, indem Du ihn langsam und sachte ganz ruhig ein- und ausströmen lässt. Werde Dir voll und ganz der all-liebenden göttlichen Gegenwart bewusst, die Dich von allen Seiten umgibt, die in Deinem Wesen pulsiert, Dich erfüllt und erleuchtet. Wende Dich demütig an diese unendliche göttliche Intelligenz, diese allwissende Weisheit, dieses allmächtige Sein unendlichen Lichts, und Du wirst Antwort finden.

Erkenne die Tatsache, dass alle Schwierigkeiten, Zweifel und Probleme einmal weichen müssen. Diese Erkenntnis wird Dich beruhigen. Diese Ruhe nütze, um mitzuwirken, die Schwierigkeiten, Zweifel und Probleme schneller aufzulösen.

Gott ist wahrhaft barmherzig. Er lässt keine Schwierigkeiten an uns heran, denen unsere Fähigkeiten, sie zu meistern, nicht gewachsen wären. Wenn wir ganz ruhig sind, dann entdecken wir, dass das, was in uns ist, grösser ist als das, was ausserhalb von uns ist. Besiege mit dem Grösseren in Dir das Kleinere in der äusseren Welt. Besiege mit dem Höheren in Dir, was niedriger in Dir und ausserhalb von Dir ist!

Nimm in Deinem inneren Bewusstsein Abstand von den Problemen, Schwierigkeiten und Zweifeln! Dieses innere Loslösen, dieses Freisein von jeglicher Verstrickung, die Dir den Frieden, die Willenskraft, die Fähigkeit der Klarsicht und die Hilfsquellen zur Meisterung der Probleme raubt, wird Dir die dringend notwendige Distanz zu Deinen Problemen geben, ihre Triebfeder schwächen und zur Auflösung bringen.

Erinnere Dich, dass kein Mensch auf der Welt seine Probleme, Schwierigkeiten und Zweifel auf immer behält. Es gehört zum Wesen aller Schwierigkeiten, dass sie vorübergehen. Weder schneit noch regnet es das ganze Jahr. Und gibt es doch einmal ein verregnetes Jahr oder einen schneereichen Winter, kann der Mensch sie dazu benützen, um Werte fürs ganze Leben zu erlangen. Er kann Willensstärke und andere positive Eigenschaften dabei gewinnen und so das Leben zu einem wunderbaren und heroischen Spiel werden lassen. Da die Schwierigkeiten doch einmal weichen müssen, so spare Deinem Herzen die Erregung und Deinem Geist die Verwirrung. Beide sind, wie die Angst, Zeichen der Schwäche und tragen nicht zur Lebensfreude bei.

Je mehr wir unsere Fähigkeit zu lächeln benützen, umso stärker wird sie. Je mehr wir uns der Trübsal überlassen, umso trübseliger werden wir. Je mehr wir uns auf das Gute und Wertvolle konzentrieren, umso weniger brauchen wir dem Bösen und Nutzlosen zu widerstehen, und umso schneller verschwinden sie von selbst.

Das Leben ist eine Kunst. Oftmals gewinnen wir durch Nachgeben, indem wir ein wenig Mühsal auf uns nehmen und uns tapferen Herzens Schwierigkeiten unterziehen. Wenn ein starker Sturm über das Land fegt, dann ergibt sich ihm das zarte Pflänzchen sofort. Es beugt sich und nimmt dem Sturm die Kraft, es zu entwurzeln. Der mächtige hohe Baum beugt sich nicht der Kraft des Windes; er widersetzt sich dem Sturm und wird unversehens entwurzelt.

Die grossen Mächte im Leben, die keine Probleme zulassen, die alle Schwierigkeiten besiegen und alle Zweifel zerstreuen, sind Geduld, Hoffnung, Vertrauen sowie ein positives Gemüt, das in jeder Prüfung einen Segen sieht und sich des Sieges bewusst ist, eine Weisheit, die sich nicht beirren lässt durch Zweifel, sondern sie als etwas Wesentliches annimmt, um klarere Erkenntnis zu gewinnen und eine Liebe, die stets bereit ist, mehr zu geben als zu nehmen, mehr zu lieben als geliebt zu werden, die lieber selbst eine Kerze anzündet, als darauf wartet, bis jemand sie anzündet, die das Schwierige wählt, wo das Leichte nahe liegen würde.

Verlange nicht, von Schwierigkeiten befreit zu sein, sondern erbitte vielmehr die Kraft, sie zu ertragen, sie zu überwinden und über sie hinauszuwachsen. Ein Kleinkind, das von allem Anfang an, sobald es sich erhebt, nie fallen möchte, wird niemals Schritte tun und wird nie gehen können. Nicht Befreiung vom Hinfallen ist notwendig, sondern der Wille, immer und immer wieder aufzustehen.

Schwierigkeiten machen Dich stark. Sie schärfen Deine Intelligenz und entfalten Deine Fähigkeiten. Deine Geduld lässt schliesslich die Schwierigkeiten schwach werden. Deine Weisheit zeigt Dir neue Wege, die Schwierigkeiten zu verringern, und die Zeit hilft Dir, sie zu beseitigen. Darum erwirb den Geist der Annahme, grössere Geduld und Weisheit und mache Dir die Zeit zum Verbündeten. Das ist die rechte Art und Weise, Schwierigkeiten zu überwinden.

 

Von Zweifel, Angst und Sorge zu Vertrauen, Liebe, Frieden und Freude

Zweifel und Angst sind das Erbe des menschlichen Geistes, des Gemüts. Wenn uns das Gemüt beherrscht, wird unser Glück von Angst übermannt, unsere Erkenntnis von Zweifel zunichte gemacht und unser Leben von Furcht verdunkelt. Hoffnung, Vertrauen, Glaube, Liebe, Erfolg, Frieden und Glück kennzeichnen das innere göttliche Bewusstsein. Es weiss mit der Sicherheit unmittelbarer Erfahrung, dass Gott nicht nur die höchste Wirklichkeit in uns ist, sondern zugleich die Quelle alles Schöpferischen, Positiven, Friedlichen, Beseligenden und Kraftvollen. Wenn wir von diesem Bewusstsein geleitet sind, dann gehören uns unzerstörbarer Friede, Freude und Kraft.

Selbst Dein körperliches Befinden ist besser, wenn Geist und Gemüt nicht im Körper befangen und mit ihm beschäftigt sind, sondern wenn Du in Gedanken der Kraft, des Friedens, der Liebe und der Freude verweilst. Während des Schlafs ist sich der Geist des Körpers nicht bewusst, ist nicht im Körper. Deshalb ruht dieser so gründlich aus, kann sich erholen und erneuern. Auch wenn Du Dir einen sehr interessanten Film ansiehst, ist Dein Gemüt nicht im Körper, sondern weilt in der dargebotenen Filmhandlung. Du hast dann den Körper vergessen und spürst sogar den Schmerz nicht mehr, der Dich beim Betreten des Raumes noch plagte.

Ob wir schwach oder stark, glücklich oder unglücklich, ruhelos oder voll Frieden sind, hängt davon ab, ob wir uns in der quälenden, oberflächlichen menschlichen Gemütsverfassung verlieren oder ob wir unmittelbar aus den Tiefen des inneren göttlichen Bewusstseins leben. Am glücklichsten, ja unüberwindlich sind wir, wenn wir in etwas leben, was grösser ist als unser kleines menschliches Gemüt. Das Grössere trägt dann das Kleinere, das Innere erhält das Äussere. Je mehr wir im Grösseren leben, desto mehr beherrschen wir das Kleinere, ohne von diesem beherrscht zu werden. Probleme, die das Kleinere aufwirft, werden in der Verbindung und Gemeinschaft mit dem Grösseren gelöst. Indem wir aus den Tiefen unseres wundersamen, unsterblichen, selbstleuchtenden inneren Bewusstseins und Wesens leben, vergehen die Rätsel und Kümmernisse eines oberflächlichen Daseins für immer.

So halte also Gemüt und Geist ständig mit etwas Inspirierendem, etwas Erhabenem beschäftigt, mit etwas Höherem, Kostbarem, nämlich mit Liebe, Licht, Frieden, Gott. In diesem Befreienden, Verwandelnden und Vergöttlichenden in uns selbst und in der ganzen Schöpfung zu verweilen, bedeutet nicht Weltflucht, sondern in diese Welt voll Aktivität und Leistungsdruck eine neue und höhere Kraft und Energie, eine neue Freude und einen neuen Frieden hineinzutragen, die uns befähigen, unsere besten Möglichkeiten im Leben und in der Arbeit zu verwirklichen.

 

Kummer und Sorge sind vergänglich

Kummer und Sorge sind nicht von Dauer. Sie sind ihrem Wesen nach vergänglich. Die Glückseligkeit jedoch, die das eigentliche Wesen des Lebens unseres Lebens in uns ist, gehört dem Unvergänglichen an. Keine Not ist andauernd. Die Freude indessen, die in der Berührung mit dem Göttlichen ihren Ursprung hat, ist von Dauer. Wenn wir uns Gott zuwenden und Ihn erkennen, dann verschwinden unsere Nöte. Sie verbrennen wie Kampfer, ohne einen Rückstand zu hinterlassen. Sobald wir mit Gott Umgang pflegen, verflüchtigt sich alles Unglücklichsein, ohne eine Spur zu hinterlassen, so wie ein Wassertropfen auf einer heissen Platte.

Die Weisheit lässt den schwankenden Grund aller Sorge sichtbar werden und verleiht uns die richtige Perspektive. Sie hilft uns, die Kümmernisse aufzulösen und uns auf die grosse Wirklichkeit, die Quelle ewigen Glücks auszurichten.

Jeder Fluss, der sich dem Ozean anheimgibt, erlangt die Grösse, Majestät, Erhabenheit und Macht des Meeres. Die Schlingpflanze, die sich am Baum emporwindet, gewinnt die Freude von mehr Licht und Wärme in frischer luftiger Höhe. Der Mensch ist in seiner Erkenntnis und Kraft, in seinem Frieden und seiner Freude, seiner Freiheit und seinem Leben begrenzt. Sobald er jedoch seine Zuflucht zu Gott nimmt, erlangt er unbegrenzte Erkenntnis, Kraft, Frieden, Freude, Freiheit und ewiges Leben.

 

Du kannst alles meistern

Wo immer sich Wasser befindet, ob auf dem Berg oder sonstwo, wird es tiefergelegenen Regionen zustreben. Das ist seine Natur. Das menschliche Gemüt, auch wenn es inspiriert und erhoben wird, fällt bald wieder zurück und beschäftigt sich mit einer niedrigeren Ordnung von Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen. Das ist seine Natur.

Die Luft dagegen, selbst wenn sie zur Erde niedergedrückt wird, bleibt der Natur des Gases treu, sich in die Höhe zu erheben. Es gehört zum wahren Wesen des inneren spirituellen Bewusstseins in Dir, sich zur Höhe zu erheben, auch wenn es mancherlei Druck ausgesetzt ist. Und wenn Dein spirituelles Bewusstsein sich erhebt, dann wird Dir ein kaum zu beschreibendes Glücksgefühl zuteil, ein tiefer Friede und eine Kraft, die Dich befähigen, über allem zu stehen.

Bemühe Dich ständig in diesem inneren spirituellen Bewusstseinszustand zu verweilen. Lass alles Denken, Fühlen und Tun aus einem solchen spirituellen Zustand des Bewusstseins fliessen. Dann wirst Du alles um Dich her meistern. Deine Meisterschaft über alle Umstände und Deine Fähigkeit, in einem von allem Äusseren unabhängigen Frieden, in Freude und Kraft zu verweilen, erwachsen aus Deinem Eintauchen in Dein inneres Bewusstsein. Lebe und arbeite aus diesem spirituellen Bewusstsein heraus. Dann wirst Du stets ein Meister sein.

 

Von der Schwäche zur wahren Kraft

Alle begrenzten Dinge sind von Problemen bedrängt. Nur im Unbegrenzten sind keine Probleme. Die innere Kraft und Grösse eines Menschen beruht auf dem inneren Wissen, dass es das Unendliche gibt, das ihn beständig trägt und erhält. Im Augenblick, wo sich der Mensch seiner innigen Verbindung mit Gott, der unendlichen Wirklichkeit bewusst wird, ist er furchtlos, friedvoll und glücklich.

Wenn der kleine Teich erfährt, dass es den grossen Ozean gibt, der ihm in Form von Wolken und Regen zu Hilfe kommt, gewinnt er ungewöhnliche Kraft und fürchtet sich nicht mehr vor dem Austrocknen. Wenn der Teich bereit ist, sich vom Meer überfluten zu lassen, kann er nicht mehr verunreinigt werden.

Die Vollkommenheit des Menschen liegt in seiner bewussten Erfahrung der Einheit mit Gott. Wir erlangen erst dann das Optimum an Leben in dieser bedingten Welt, wenn wir das Bewusstsein der zeitlosen Realität erreicht haben. Unser Leben in der räumlichen Welt erfährt grosse Bereicherung, Stärkung und Erfüllung durch unseren inneren Kontakt mit dem raumlosen Sein. Die Erkenntnis des Göttlichen erst gewährt dem Menschen Vollendung seines Menschseins und die Fülle des Lebens.

 

 

7. Kapitel

Weisheit im täglichen Leben

Da ist in allem ...

Da ist in allem eine Lehre für den Weisen,

und dem Verzweifelten wird alles zum Problem.

Da sind in allem Sorgen für den Sorgenden

und überall sieht neue Not der Pessimist.

Da ist in allem eine Chance für den Hoffenden,

und für das reine Herz - da ist in allem Gott.

 

Ein wenig Weisheit und

ein wenig Herzensreinheit

vermögen aus dem Leben

eine wunderbare Schule

und auf der Erde schon

den Himmel zu gestalten.

 

Weisheit des Lebens

Es hat keinen Wert, etwas zu besitzen, dessen wir nicht würdig sind. Es hat keinen Wert, etwas zu empfangen, was wir nicht verdient haben. Es hat auch keinen Wert, etwas aufzubewahren, was kein Wachstum in sich trägt.

Das Wertvollste ist das, wofür wir den höchsten Preis bezahlten, und nichts verlangt höheren Einsatz als fortgesetzte Höherentwicklung und Gotterfahrung.

In der Regel sind wir so gut wie das Vorbild der Güte, das wir lieben. Wir besitzen so viel an Kraft und Stärke, als wir zu haben glauben. Wir sprechen aus, was unser Herz uns auf die Zunge legt.

Ein weiser Mensch erkennt schnell seine Fehler und verbessert sie stillschweigend. Ein törichter Mensch erkennt seine Fehler selbst dann nicht, wenn sie ihm gezeigt werden. Ein schlechter Mensch will sie nicht nur nicht einsehen, wenn sie ihm gezeigt werden, sondern er wird auch noch zornig und ärgert sich über den, der ihn darauf hinwies. Der Böse empört sich nicht nur über den, der ihm seine Fehler zeigt, sondern redet sich ein, selbst makellos zu sein; er sieht seine eigenen Fehler in den Menschen, die sie gar nicht haben. Er projiziert sie fort und fort auf die anderen. Der Gute ist dankbar, wenn man ihm seine Fehler zeigt, und gibt sich Mühe, sie auszumerzen.

 

Erkenntnis, die das Leben erhellt

Wo wir die Umstände nicht ändern können, können wir unsere Einstellung zu ihnen verändern. Dann ändern sich auch die Umstände. Wo wir einen Menschen nicht ändern können, können wir unsere Haltung zu ihm ändern; dann werden wir in grossem Frieden mit ihm leben, mit beiderseitigem Gewinn.

Man kann in den besten Verhältnissen leben und doch unglücklich sein, wenn das Gemüt schlecht ist, doch können die schlimmsten Bedingungen ein gutes Gemüt nicht unglücklich machen.

Es liegt also alles an der Beschaffenheit Deines Gemüts. Beruhige es, und die ganze Welt erscheint Dir ruhig und voll Frieden. Lasse Dein Gemüt gut, freundlich und rein werden, und die ganze Welt wird für Dich ruhig, freundlich und rein. Lasse Herz und Sinn durch Gotterkenntnis und Gotterfahrung hell werden, und Du erlebst die ganze Welt als Reich Gottes.

 

Nicht die Umwelt - Dein Verhalten entscheidet

Es wird immer wieder Wolken geben, Dich zu stören, indem sie Regen auf Dich niedergiessen. Das ist so ihre Art, und niemand wird es ändern können. So mache es zu Deiner Art, Dich zu schützen, indem Du den Regenschirm aufspannst. Willst Du den Regen herausfordern, indem Du keinen Schirm benützest, dann wirst Du unfehlbar nass und krank werden. Wenn Du Dich darüber beklagst, bessert das Deine Situation keineswegs. Du schwächst höchstens Deine Kraft, die Situation zu meistern. Lasse also die regenschweren Wolken ihre Pflicht tun, und tue Du die Deine! Auf diese Weise lässt Du Dein Leben zu einem Gesang des Friedens, der Freude, der Harmonie, der Kraft, des Fortschritts und zu einer Kraft des Segens werden.

Bitte nicht, der Welt entfliehen zu dürfen. Erbitte Dir vielmehr die Kraft und das Licht, sie zu überwinden. Sind Wille, Weisheit und Liebe in Dir stärker als die Welt, dann überwindest Du sie. Im Geist und im Bewusstsein kannst Du über die Welt und ihre Bedingungen hinauswachsen.

Bitte nicht um bessere Lebensumstände, wohl aber um Intelligenz und Entschlossenheit, auch aus den schlechtesten Umständen das Beste zu machen. Erbitte nicht grösseren Reichtum, sondern höhere Tugend und Weisheit, um das, was Du hast, in rechter, edler, kluger Weise zu verwalten.

 

Alles kehrt zurück zu Dir

Der Herr vergilt jedem Gerechtigkeit und Treue.

1. Sam. 26,23

 

Wir können auf dieser Welt nichts tun, was nicht auf die eine oder andere Weise auf uns zurück kommt.

Wir können niemanden segnen, ohne uns selbst zu segnen.

Wir können niemanden beunruhigen, ohne uns selbst die Ruhe zu rauben.

Anderen Wohlergehen zu wünschen heisst, sein eigenes Wohlergehen fördern.

Andere bereichern heisst, sich selbst bereichern.

Anderen zu schaden heisst, sich selbst zu schaden.

Zum Frieden anderer beizutragen heisst, Frieden für uns selbst zu gewinnen.

Die Gesetze des Universums sind unerbittlich, exakt und unfehlbar in ihrem Wirken. Der Weise erkennt sie. Der Unweise ignoriert sie, oder es fällt ihm schwer an sie zu glauben.

 

Die Ernte ist nahe

Lasset uns aber nicht müde werden, das Gute zu tun, denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten.

Gal. 6,9

 

Es gibt keinen Tag ohne Sonnenaufgang. Warte, bis die Sonne aufgeht.

Es gibt keine wahre Liebe ohne ihre Erfüllung. Warte ab, bis Erfüllung kommt. Unterdessen verströme Deine Liebe mehr und mehr.

Es gibt kein echtes Gebet ohne Antwort. Warte ab, bis Dir Antwort gegeben wird. Während Du wartest, fahre fort, tief und echt zu beten.

Es gibt keine wirklich gute Handlung ohne heilsames Ergebnis. Warte ab, bis das Ergebnis sichtbar wird. Unterdessen fahre fort im guten Tun.

Es gibt kein echtes Geben ohne zu empfangen, welcher Art dieses Empfangen auch sein mag. Warte ab, bis das Zehnfache zu Dir zurückkommt. Während Du wartest, gib mehr und mehr von Deinen Energien, Deiner Güte, Intelligenz, Deiner Liebe, Deinen Gebeten und Deinen Opfern, und mache auf diese Weise aus Deinem Leben einen Himmel unendlicher Erfüllung und Schätze.

 

Liebe, Schönheit und Freiheit

Liebe ist besser als nur Gutes tun. Lasse gute Taten aus der Liebe fliessen, lasse Dich von Liebe leiten! Gott ist besser als bloss Liebe, denn Gott ist die Quelle alles Guten und aller Liebe. So lasse Deine Liebe aus der dynamischen Erkenntnis Gottes in allen Wesen entspringen.

Stelle Gott an erste Stelle, dann die Liebe und das Dienen. Diese drei - Gott, Liebe und Dienen - sind die Wunderwirker, die Dein Leben auf immer zu einem Erfolg, zu einem Himmel und zu einer Freude werden lassen. Wie Jesus, sprich auch Du mit Gott zu jeder Stunde! Sei ein Liebender wie Er. Sei ein Dienender wie Christophorus, barmherzig mit allen Geschöpfen wie ein Franziskus und weise wie Salomon.

Gott ist Liebe: Strahle Liebe aus und wachse in der Liebe mehr und mehr. Gott ist Licht: Mehre das Licht Deiner Erkenntnis. Gott ist Friede: Lass mehr und mehr Frieden in Deinem Leben zum Ausdruck gelangen. Gott ist Macht: Sei voll innerer Kraft und Stärke, voll Energie. Gott ist Schönheit: Lass Dein Herz und Gemüt, Deine Seele und Dein ganzes Wesen erfüllt sein mit Schönheit. Gott ist Freiheit: Erlange Freiheit von Zweifeln, Begrenzungen, Irrtümern, Unglücklichsein, Ruhelosigkeit, Schwäche. Offenbare im täglichen Leben immer lichtvoller und dynamischer Liebe, Licht, Frieden, Macht, Schönheit, Freiheit, die Eigenschaften Deines eigentlichen inneren göttlichen Bewusstseins.

 

Liebling der Weisheit, finde zurück zur unendlichen Freude

Die spirituelle Übung unaufhörlicher geistiger Anbetung des zeitlosen und alles umfassenden Gottes führt uns zur Erfahrung der verschiedenen Kräfte und Eigenschaften des wunderbaren göttlichen Bewusstseins; zu einer Anbetung, bei der wir uns dessen bewusst sind, dass nicht wir es sind, die handeln, sondern dass Gott der Handelnde ist; zu einer Anbetung, in der wir absolut sicher sind, dass nicht wir es sind, die leben, sondern dass Gott in uns lebt; zu einer Anbetung, in der wir von keiner Kraft wissen, die uns selbst gehören würde, sondern in der wir nur der allmächtigen Kraft, nämlich Gottes, gewahr sind.

In dem Masse sind wir weise, als wir Gott erkennen, die Unendlichkeit der Erkenntnis. In dem Masse sind wir glücklich, als wir uns Gottes bewusst sind, der Unendlichkeit der Seligkeit. In dem Masse sind wir von Frieden erfüllt und vollkommen, als wir wirkliche Beziehungen mit Gott, der Unendlichkeit des Friedens und der Vollkommenheit, pflegen.

 

Das Glück der Weisen

Die Unweisen mögen noch so sehr nach Frieden Ausschau halten, nie werden sie ihn finden. Die Weisen lassen Frieden aus ihrem Herzen strömen und finden ihn daher überall. Die Unweisen verfehlen stets das Glück, auch wenn sie sich noch so hart darum bemühen. Die Weisen verbreiten Glück durch ihr edles Leben und grosses Tun, und so finden sie es in Fülle. Während die Unweisen nach ihrem eigenen Lob Ausschau halten und alles kritisieren, lassen die Weisen jedem Lob zuteil werden und werden überall gelobt. Die Unweisen sehen im Leben eine ihnen auferlegte Peinigung, einen Kampf voller Rätsel, Zwist und Drangsal. Die Weisen kennen des Lebens Geheimnis und leben in unverbrüchlichem Frieden und Glück, in Kraft und Schönheit, Harmonie und Glückseligkeit.

Dank eines dankerfüllten Herzens

Es gibt viele gute Gründe, um Gott aus tiefstem Herzen zu danken für die hundert stillen Segnungen, die Dir schon zuteil wurden und die Du noch erfährst. Wie unglücklich Deine Lage auch erscheinen mag, in der Du Dich befindest, es besteht doch guter Grund, voller Zufriedenheit und Dankbarkeit zu sein gegenüber der Vorsehung.

Was wir noch nicht besitzen, können wir uns durch harte ernste Arbeit erringen. Die Dankbarkeit aber für das, was wir schon haben, ist nicht so sehr verbreitet, denn über dem Mühen und Ringen, sich seine Wünsche zu erfüllen, vergisst man die hundert Segnungen, die man schon hat. Das ist nur zu gewiss so. Darum sollten wir bemüht sein, die Dankbarkeit des Herzens in uns zu entfalten.

Ein Herz, das dankbar ist, zieht weiteren Segen an. Es macht Dein Auge leuchtend und Dein Antlitz hell, lässt das Blut frei und warm durch Deine Adern strömen und stärkt die Nerven. Das macht Dich unerschrocken im Willen und Deine Arbeit erfolgreich, während Dein Murren sogar den auf Dich zukommenden Segen noch zunichte macht. Darum entwickle unter allen Umständen ein dankbares Herz!

Aus einem frohen Herzen lasse Dank emporsteigen für all die Freuden und Vergünstigungen, die Dir in allen verflossenen Jahren zuteil wurden. Selbst der Unglücklichste hat noch Grund genug, sein Herz in Dankbarkeit erblühen zu lassen, und ein blühendes Herz macht einen Menschen wertvoll, liebenswert und gesegnet.

Kein Unglück wird gebessert, indem man ihm noch finstere Gedanken hinzufügt und durch Kopfhängerei und Murren oder Klagen die trübe Stimmung vermehrt. Mit einem Lächeln des Dankes für die Vorsehung, mit einem Herzen der Dankbarkeit für Gott wird das Unglück vertrieben. Im Danken für alles liegt Dein Adel, das Geheimnis Deiner Liebenswürdigkeit und Kraft. Stilles Danken bringt die Sonne zum Scheinen.

Auch wenn Du auf einsamen Waldwegen wandernd vom Regen überrascht wirst, und Du es nicht vermeiden kannst, dass Deine Kleider nass werden, solltest Du nicht klagen, sondern danken, dass der Regen die Felder tränkt und Tausenden nützt und auch dem Wild das zum Leben nötige Wasser schenkt. Vielleicht erwartet Dich dann bei Deiner Heimkehr eine gute Nachricht. Die Gesetze des Ausgleichs wirken immer, unfehlbar und ohne allen Irrtum. Ein dankbares Gemüt in schlimmer Lage bewahrt, kann ein ganz wundervoller Magnet für das Glück und ein Schlüssel sein, um immer höhere und grössere Quellen des Glücks, des Friedens und Wohlergehens anzuziehen. Ein dankbares Herz macht das Leben reich - reich im Geist, reich an Farbe, reich an Ton und Licht.

 

 

 

8. Kapitel

 

Glück und Freude in der Alltagserfahrung

In Deiner Gegenwart ist die Fülle der Freude.

Psalm 16,11

 

Freude, ewige Freude

Für die Biene liegt die Fülle der Freude in der Blume, die den Honig birgt. Für den Menschen liegt die Fülle seiner Freude nur in dem, was im absoluten Masse und ewig jede Eigenschaft und jede Freude und Kraft birgt, nach der sein Herz verlangt - und das ist Gott. Was begrenzt und endlich ist, schenkt nicht die Fülle der Freude. Gott allein als das unendliche und absolute Sein, das unendliche Bewusstsein, die unendliche Gegenwart und Macht, Liebe und Schönheit, ist unbegrenzt und endlos. Je mehr wir uns im täglichen Leben der Gottgegenwart bewusst sind, umso intensiver ist die uns zuteil werdende Freudenfülle.

Das wirkliche Glück unseres Leben lässt sich daran ermessen, in welchem Mass und Grad wir in der Erkenntnis, im Glauben, in der Liebe, in unserem inneren Gewahrsein Beziehungen zu Gott unterhalten. Diejenigen unter uns, die Seine Gegenwart erfahren und im Einklang sind mit Sein und Schönheit Gottes, sind die Glücklichsten.

In der Gegenwart Gottes leben, heisst alle Dinge durch die unbegrenzte Liebe Gottes sehen, heisst jede Schwierigkeit und jede Prüfung, jeden Umstand in der dynamischen Erkenntnis bewältigen, dass wir mit Gottes Allmacht in Verbindung stehen. Das heisst, dass wir alles und jedes im Licht und in der Weisheit und im Willen Gottes vollbringen.

Die Fülle der Freude, der Macht und des Friedens gehört jenen, welche die Gegenwart Gottes in ihrem täglichen Gewahrsein und in ihrer täglichen Erfahrung tragen.

 

Das wahre Glück wohnt in unserem höheren Bewusstsein

Wahre Ruhe, wahrer Friede und wirkliches Glück finden sich nur im göttlichen Bewusstsein in uns selbst. Nur aus Ihm sind sie zu gewinnen. Wie die Erfahrung lehrt, liegt in Gegenständen und Besitz kein wirkliches und dauerhaftes Glück. Im inneren göttlichen Bewusstsein, im eigentlichen Sein liegt ewige Glückseligkeit.

Nur was unvergänglich und vollkommen, ewig und absolut ist, ist Träger dauerhafter, wirklicher Glückseligkeit. Das was vergänglich und vorübergehend und begrenzt ist, kann uns nicht geben, was den Namen Glück verdient. Darum sind auch die Freuden der Sinne nicht wahres und bleibendes Vergnügen, weil sie vergänglich sind und negative Folgen haben. Sie sind abhängig von äusseren Gegenständen und vom Instrument der Sinne, während wahre Freude, echter Friede von allem Äusseren wie auch von körperlichen Sinnen völlig unabhängig sind. Das innere göttliche Bewusstsein ist die Quelle wahren Glücks, die Quelle des Friedens, der Macht und der Gnade, der Weisheit und der Vollendung. Dieses wahre Glück wohnt tief im inneren Bewusstsein, im Königreich Gottes in uns. Lasst uns unsere emotionalen, mentalen und psychologischen Erregungen ein wenig zur Ruhe bringen und mit dem Licht der inneren Intelligenz intensiv auf das allfriedvolle und allglückselige göttliche Bewusstsein im Inneren schauen.

 

Erhebendere höhere Freuden für Dich

Kennt der Mensch keine höheren Freuden, die ihn erfüllen und fesseln, dann nehmen ihn die unheilbringenden Vergnügungen der undisziplinierten Sinne gefangen und führen ihn in die finsteren Abgründe der Erniedrigung, der Langeweile, der Willensschwäche, des Stumpfsinns und des Ruins; sie lassen ihn schliesslich zum menschlichen Wrack werden. Wenn die Finsternis der Unwissenheit einen Menschen in seiner Vernunft, seinem Willen, seiner Seele schädigen möchte, dann verblendet sie ihn durch unbeherrschbare körperliche Leidenschaften. Darum finde rasch einen Weg, wie Du - auf die eine oder andere oder auch auf mehrere Arten und Weisen - höhere Freuden gewinnen kannst: Liebe an selbstlosem Wirken, Freude an kulturellen Veranstaltungen, philosophischen Studien, an Malerei, an klassischer Musik, an der Entfaltung von Hingabe und Glauben, am Wachstum durch Gebet und Meditation, an aufbauender Arbeit oder einem konstruktiven Ziel.

 

Vom Glück der Gemeinschaft mit guten, edlen und heiligen Menschen

Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen. Math. 18,20

 

Eine der Quellen echten Glücks im täglichen Leben liegt im Umgang mit Menschen, die edlen Wesens und guten Herzens sind und aufgrund ihres hohen spirituellen Strebens über einen weiten Horizont verfügen. Ihre Rede ist freundlich, ihre Worte sind weise. Ihr Benehmen ist in hohem Masse würdig und beherrscht. In ihrer Gegenwart zu weilen, bringt uns Frieden. Die Schwingungen, die sie um sich verbreiten, erheben uns auf höhere Ebenen des Denkens und Fühlens. Das Vorbild ihres Verhaltens übt einen günstigen Einfluss auf unser eigenes Betragen aus. Indem wir die Eigenschaften ihres Wesens in uns zur Entfaltung bringen, wird unser Leben reicher an Frieden und Glück.

Verbindung mit heiligen Menschen zu haben, denen die Erfahrung Gottes zuteil wurde und die selbstlose Liebe auf alle und alles ausstrahlen, ist ein hohes Glück. In ihrer Gegenwart spürt etwas in uns die Gottgegenwart. Wenn wir mit ihnen sprechen, spüren wir, dass wir Umgang pflegen mit dem, was das Göttliche in uns ist, um dessen Berührung wir uns jedoch vergeblich bemühten, bis wir in die Gegenwart dieser spirituellen Menschen kamen. In ihrer Gemeinschaft erfahren wir wahres inneres Glück - grundlegendes und höchstes Glück. Wenn Menschen, die sich aufrichtig um die Wahrheit bemühen, Gott lieben und geistigen Fortschritt erstreben, im Namen Christi zusammenkommen, wird ihnen die liebevoll erleuchtende Gegenwart Christi vermehrt zuteil. Lasst Harmonie unter Euch sein und sprecht in Frieden miteinander. Betet zusammen. Vereinigt Euch in hohen spirituellen Gedanken und in der Hingabe an Gott. Erfahrt so Seine Gegenwart und segnet die Welt Stunde um Stunde.

 

Glück aus der Entwicklung unserer mentalen Natur

Unser Leben wird frei, indem wir uns von allem, was schwach, dunkel, unharmonisch, unheilig und störend in uns ist, lösen. Hingebungsvolle Suche nach höherer Erkenntnis und die Pflege von Gedanken, die uns über die Umstände unseres Lebens hinausheben und uns daher zum Herrscher über sie machen, bilden zwei der wesentlichen und unfehlbaren Quellen wahren Glücks. Sobald wir lernen, unseren Geist, unser Gemüt zu beherrschen, die Gedanken zu disziplinieren und den Lebensenergien eine höhere, positive Ausrichtung zu geben, beginnen wir, unsere latenten Hilfsquellen, verborgenen Kräfte und schlafenden Fähigkeiten zu entfalten, und die Welt der täglichen Erfahrung wird für uns zu einem Feld des Wachstums, zu einer Stätte der Höherbildung und der inneren Erleuchtung. Unsere besten Errungenschaften und der Reichtum unseres Lebens beruhen auf ihnen.

Selbstbeobachtung, Selbstanalyse und Selbstprüfung sind ausschlaggebend dafür, dass wir im Bereich unseres Gefühls- und Gedankenlebens immer mehr Ordnung, Harmonie und Erkenntnis gewinnen. Auch wenn die unbelebte Natur in ihrer Unwissenheit freudig wächst und gedeiht - für den Menschen bedeutet sie Unglücklichsein. Erkenntnis und Glückseligkeit sind wie zwei Kehrseiten einer Münze. Die in uns aufsteigenden Gedanken zu beobachten und die düsteren zu verabschieden, die edlen und freudigen dagegen zu begünstigen - darin liegt der erste Schritt in der Kunst der Selbsterziehung und des wahren Glücks.

Beständiges und zunehmendes Glück erwächst uns ganz natürlich aus der Entfaltung der wesentlichen moralischen Eigenschaften und Merkmale unseres Inneren. Ein Herz, das nicht vergibt, ein von Neid und Eifersucht gequältes Wesen, ein ärgerliches und verdriessliches Gemüt kann nicht glücklich sein. Deshalb ist die Entwicklung der moralischen Seite unserer Natur zur Erfahrung wahren Glückes im täglichen Leben unerlässlich.

Negative Charaktereigenschaften, die unser Leben verdunkeln, uns selbst niederdrücken und andere entmutigen, müssen durch positive Eigenschaften ersetzt werden. Eifersucht und Neid erlöschen, indem wir Gefühle des Wohlwollens hegen und pflegen. Ärger muss durch Verständnisbereitschaft und Verzeihen ersetzt werden. Ein ruhiges Nachdenken und ein wenig Weisheit vertreiben die Wolken der Missverständnisse und des Argwohns und bereichern das tägliche Leben mit Harmonie und Glück. Die Freuden einer grossmütigen Natur und eines offenen Herzens, eines Geistes und Willens, die sich selbst freigebig einzusetzen bereit sind, befreien uns aus dem Gefängnis unseres Egoismus, unserer Ichverhaftung und Selbstsucht und öffnen uns einen Himmel wahren Glücks.

Wahrhaftigkeit und Selbstbeherrschung, Selbstvertrauen, Dienstbereitschaft und Opfergeist schenken uns grosse moralische Stärke, Mut und Ausstrahlung und stellen unser Leben auf festen Grund. Liebenswürdigkeit und Herzensgüte, hilfsbereite Liebe jeder Art, Grosszügigkeit und Allerbarmen bilden die bleibenden Quellen belebenden Glücks. Menschen dieser Art kennen keine Gemütskrankheit. Solche Eigenschaften vervollständigen unsere Persönlichkeit in psychologischer, emotioneller, moralischer, intellektueller und spiritueller Hinsicht. Sie bewirken die Ganzheit des Geistes und eine Fülle des Friedens, der Freude, der Kraft und des Lebens.

Menschen, denen es an Geduld und Tragkraft fehlt, die sich nicht anpassen und einordnen wollen, bleiben unglücklich, gleich in welcher Lage sie sind. Sie fühlen sich in keiner Gruppe von Menschen wohl. Sie werden ausserdem den anderen zur Quelle des Unglücks. Moralische Unvollkommenheiten machen uns schwach, nervös, müde, schuldbeladen und betrübt, während moralisch positive Eigenschaften uns stark, reich, glücklich, friedlich, tapfer und von kindlicher Arglosigkeit sein lassen - kurzum: gesegnet. Sie lassen uns voll Kraft sein und unter allen Umständen und Bedingungen in unserem Inneren ein Lächeln bewahren. Ein Herz, das nicht sanft, gütig und voll Vertrauen und deshalb nicht stark, tapfer und glücklich ist und also auch keinen Sonnenschein um sich verbreitet, macht dem Bildnis Gottes und dem Licht Gottes, die es in sich trägt, Unehre, löscht sein eigenes Licht aus und verbreitet Dunkel und Trübsinn.

Mögen Dir von heute an, von diesem Tag und dieser Stunde an, hundert Freuden gehören: Die Freude zunehmenden Wissens, die Freude, begeistert und begeisternd im Namen und zur Ehre Gottes zu dienen, die Freude, zu glauben und zu vertrauen; die Freude der Selbstkontrolle und die Freude, über kleinlichen Regungen und vergänglichen Wolken, über niederen Begierden und Wünschen zu stehen; die Freude der Hingabe und die Freude des Strebens nach hohen Idealen und Werten; die Freude, anderen Frieden zu bringen und sich selbst und andere durch Gottbewusstsein zu beglücken.

 

Die Segnungen der Heiterkeit und des Frohsinns

Heiterkeit und Frohsinn kräftigen und beruhigen die Nerven, beleben den Blutkreislauf, erhöhen die Lebenskraft und begünstigen ein langes Leben. Doch bewirkt der Frohsinn nicht allein bessere Gesundheit, sondern verstärkt auch die persönliche Anziehungs- und Strahlkraft. Darum sei heiter!

Frohsinn ruft moralisch gute Eigenschaften wach. Ein froher Mensch hat ein verständnisvolles, vergebungsbereites und liebevolles Wesen. Er legt mehr Toleranz und Tragkraft an den Tag als andere und bleibt auch unter widrigen Umständen freundlich. Heiterkeit hilft Dir, Deine Arbeit mit mehr Selbstvertrauen auszuführen. Du ermüdest dann weniger. Auf diese Weise kannst Du mehr und bessere Arbeit leisten, als wenn Du noch so fleissig, dabei aber freudlos bist. Die Heiterkeit verleiht der Intelligenz Leuchtkraft und Klarheit und den Augen Glanz. Darum sei heiter!

Heiterkeit hat auch einen sozialen Wert. In der Gegenwart eines heiteren Menschen fühlen wir uns glücklich, hoffnungsvoll, ermutigt und froh. Frohsinn wirkt ansteckend. Der Fröhliche hat ein anmutiges und gewinnendes Wesen. Jeder kommt gern mit ihm in Kontakt. Ohne Frohsinn wäre das Leben langweilig und belastend. Ein heiterer Mensch ist überall willkommen und vom ersten Augenblick an beliebt.

Die Seelengrösse eines Menschen zeigt sich in seiner Fähigkeit, auftauchende Stimmungen zu beherrschen und fröhlich zu bleiben. So wie die Blätter der Pflanzen untertags das giftige Kohlendioxyd aufnehmen und den lebensspendenden Sauerstoff ausatmen, so nimmt ein froher Mensch alle Schwierigkeiten des Lebens auf sich und verwandelt sie in Kraft, die ihm den Sieg verleiht, in einen Frieden, der triumphiert und durch sein Wesen hindurch den Sonnenschein des Glücks atmet.

 

Der geistige Wert der Heiterkeit

Ein froher Mensch nimmt sein glückliches Herz mit ins Gebet und kehrt mit Sonnenschein und dem Lächeln des Gottbewusstseins aus ihm zurück. Ein solcher Mensch besitzt den Glauben, dass Gott, mit dem er durch das Gebet und sein beständiges An-Ihn-Denken verbunden ist, alle Schwierigkeiten aus dem Wege räumen und ihm helfen wird, die Prüfungen des Lebens zu bestehen. Probleme, auch schwerste, sind vorübergehender Natur, so dass man schon aufgrund dieser Tatsache glücklich sein sollte. Fröhlichkeit des Herzens vermehrt die Liebe zu Gott und fördert die Selbstübergabe an die unendliche Weisheit und den Frieden Gottes.

Gott ist Glückseligkeit, und Heiterkeit ist ein wundervoller Weg zur Gotterfahrung. Ein solcher Zustand des inneren Wesens schenkt ungewöhnliche moralische, mentale und geistige Kraft. Hundertfach sind die Segnungen der Heiterkeit, die Du im täglichen Leben zum Ausdruck bringst.

Darum lächle, lächle, lächle auch da, wo es dem Menschenherzen sonst unmöglich ist zu lächeln. Lächle in der weiten, alles erfüllenden, zutiefst ruhigen und alles überwindenden Liebe und im Licht der Erfahrung von Gottes Allgegenwart und Allmacht!

 

Von der Notwendigkeit, ein Optimist zu sein

Die Ansicht des Optimisten, alles in Natur und Geschichte sei aufs beste bestellt, die Dinge im Universum seien so geordnet, dass nur das grösstmögliche Gute daraus hervorgehen kann, lässt ihn in jeder Schwierigkeit eine Gelegenheit, in jeder Situation eine lichte Seite entdecken. Seine hoffnungsfrohe und vertrauensvolle Haltung lässt ihn aus dem Leben und den Umständen das Beste machen.

Auf der anderen Seite verurteilt die Ansicht, dass die Welt und das Leben ganz und gar schlecht sind und unsere Welt die schlechteste aller nur möglichen Welten, den düsteren und bedrückten Pessimisten dazu, in jeder Gelegenheit eine Schwierigkeit zu sehen und immer das Schlimmste zu erwarten. Seine Sichtweise verdammt ihn zu einer Haltung der Verzweiflung, die nur Versagen und Unglück vor sich sieht.

Das sanguinische Temperament des Optimisten ist der Ansicht, dass das Unglück nicht so schrecklich wie befürchtet, der Hügel nicht so steil wie gedacht, die Schwierigkeit nicht so gewaltig wie erwartet ist, und dass schliesslich alles doch besser hinausläuft, als man je hätte hoffen können. Der Pessimist dagegen sieht seiner Gemütsveranlagung entsprechend eher die dunklere Seite der Dinge. Er malt die Dunkelheit übertrieben dunkel, weit dunkler noch als sie ist. Er neigt zu der Behauptung, dass die Dinge eher schlecht seien als gut, ja noch schlechter als schlecht.

Vertraue auf Dich, das heisst auf das, was das Höchste und Heiligste, Grösste und Allerhaltende in Dir und in allem ist - auf Gott! Werde ein gewaltiger Optimist! Entwickle die in Dir ruhenden herrlichen Eigenschaften, Fähigkeiten, Kräfte und Talente! Werde so erfolgreich! Stehe wie ein Fels inmitten der tosenden Brandung. Gelegentliche Misserfolge und Verluste nimm tapfer hin und mache das Beste daraus! Durchschaue sie als verkleidete Segnungen! Juble in der Gegenwart, im Licht und in der Liebe des allgegenwärtigen, allmächtigen, allwissenden und allsiegreichen Gottes!

 

Ausnahmesituationen bringen den Menschen mit Gott in Berührung

Wenn sich in einer Notlage, wo alle menschliche Hilfe und Kraft versagt und man am Ende aller menschlichen Möglichkeiten steht, dem Menschenherzen ein Aufschrei zu Gott entringt und emporsteigt, dann kommt es vor, dass ganz plötzlich ein Einströmen vonseiten des Gnadenbeistands Gottes erfolgt. Es hat sich ereignet, dass Schiffbrüchige auf hoher See einen so gewaltig grossen Glauben und so völliges Vertrauen auf Gott aufbrachten, dass sie in dem Augenblick, wo sie sich völlig und mit höchster Konzentration Gott übergaben, nur noch nach Seinem Gnadenbeistand verlangten, die Begegnung mit der göttlichen Gegenwart erfuhren.

Wenn plötzlich aussergewöhnliche Umstände auftauchen und unser Leben in Beschlag nehmen, können diese ungewöhnliche Kräfte in uns zutagefördern, durch die uns die Erfahrung der nie versiegenden Gottesgnade zuteil wird. In der Geschichte der Menschheit stossen wir auf solche, die sich freiwillig den unmöglichsten Situationen aussetzten, dabei ungewöhnlichen Glauben an Gott bewiesen und so zur Gotterfahrung gelangten.

Etwas, das in uns selbst liegt, lässt sich auf die Dauer nicht übersehen. Es ist das Allergrundlegendste, das Leben unseres Lebens, das göttliche Sein, und es macht sich geltend, ob wir wollen oder nicht. Unter der einen oder anderen Bedingung wird es erfahrbar, in der einen oder anderen Situation unseres Lebens wird es von uns erlebt. Geboren aus Gott und auf geheimnisvolle Weise von Gott erhalten, ist es für uns unentrinnbare Bestimmung, Seine Energien zu benützen, um Ihn hier, dort und überall zu finden und etwas von Seinem Frieden, Seiner Liebe, Seiner Kraft und Schönheit, seinem Glück im täglichen Leben zum Ausdruck zu bringen.

 

Die göttliche Gnade steigt auf mancherlei Weise zu uns herab

In vielen Arten und vielen Formen gelangt die Gnade Gottes in unser tägliches Leben. Jene unbeschreibliche, unendliche Intelligenz, die jede noch so kleine Kreatur und ihr Wirken in der Schöpfung in verwirrender Vielfalt erhält und bewegt, ist allbarmherzig, voll der Gnade. Es gibt keinen Ort, an dem sie nicht zugegen und wirkend wäre. Auch gibt es nichts in unserem Denken, Fühlen, Leben, dessen sie nicht gewahr ist. So wird ihre Hilfe uns auf vielerlei Art zuteil. Sie kann durch seltsam erhabene Gefühle und Gedanken zu uns sprechen, die sich unversehens in unserem Inneren erheben. Sie kann uns im Frieden des Geistes, in der wachsenden Liebe zu Gott und im zunehmenden Verstehen Seines Wesens zur Erfahrung werden.

Gott ist keine fernstehende Person. Er ist das Licht unseres Lichtes, das Leben unseres Lebens, die Seele unserer Seele. Er ist uns Vater, Mutter und alles. Manchmal kommt Seine Gnade in Gestalt von Prüfungen zu uns, von Schwierigkeiten und Nöten, die uns läutern und unser ganzes Wesen emporheben, uns demütig, gütig, hilfsbereit machen. Gott hilft uns auf hundert Arten und Weisen.

 

 

9. Kapitel

Entfalte Deine Grösse

Durch das, was Du anziehst, erkennst Du, was Du bist

Güte zieht Güte an. Liebe zieht Liebe an. Reinheit befreundet sich mit Reinheit. Wahrheit fühlt sich der Wahrheit zugehörig. Grösse versteht Grösse und wird eins mit ihr. Genius zieht Genius zu sich heran. Durch ewige Kräfte zieht ein Himmel den anderen an. Engel entdecken Engel und leben mit ihnen. Ein Lächeln ruft das andere hervor. Harmonie führt zu grösserer Harmonie, und ein Erfolg vermittelt weitere Erfolge. Das Licht wird heller, nähert es sich einem anderen Licht.

Hass löst Hass aus, und Verzweiflung zieht Verzweiflung an. Schlechte Gefühle ziehen weitere schlechte Gefühle nach sich, und die Depression macht jede Lage noch dunkler. Abneigung lässt Abneigung wachsen, und Böses vervielfacht Böses. Lügen erhalten sich durch weitere Lügen. So kannst du also jederzeit erfahren, was Du bist.

 

Alles um Dich her, die ganze Natur verkündet, was Du bist

Du brauchst es nicht zu sagen, dass Du gerecht bist. Bist Du es wirklich, dann wird Dir nicht nur überall Gerechtigkeit zuteil, sondern die göttliche Gnade ergiesst sich in Dich auf mancherlei Weise. Du brauchst nicht zu sagen, dass Du gut bist. Bist du es wirklich und bist Du genügend gut, werden die Menschen um Dich und die ganze Natur es wissen, fühlen und erfahren. Du brauchst es nicht zu sagen, dass Du rein bist. Bist Du es wirklich, dann macht sich das überzeugend und unbedingt auf hunderterlei Weise bemerkbar. Du brauchst es nicht zu sagen, dass Du genügend gebetet, meditiert und Dich in Zucht genommen hast, und dass Gott nun das Objekt Deiner Erfahrung werden müsse. Wenn Du wirklich bereit bist, ist Gott an Deiner Tür.

Wer kann Deine Güte, Deine Reinheit, Deine Milde verbergen? Weder Dein Gesicht noch Deine Hände! Nicht Dein Leben, nicht Deine äusseren Gegebenheiten und auch Deine Feinde nicht. Nichts und niemand. Alles, was gut in Dir ist, dringt hindurch und erfüllt wie ein Duft den ganzen Raum. Hast Du wirklich hart gearbeitet und tapfer gekämpft, ist schon alles rings um Dich her der Kunde voll.

 

Auf Dich kommt es an!

Die Dinge reagieren darauf, welche Ansichten Du über sie hegst! Du brauchst nur Menschen und Dinge mit Argwohn zu betrachten, und etwas Übles muss geschehen. Betrachtest Du die Menschen und Dinge dagegen mit grosser Liebe, innerer Freude und Weisheit, muss sich etwas Gutes zeigen. - Sieh' jeden so, als wäre er ein Engel, und Du wirst erfahren, dass sich eines Tages etwas Engelhaftes zeigt, und sei es auch nur Dir gegenüber. Trägst Du den Engel in Dir, dann werden die Menschen um Dich her, wenn auch nicht völlig, so doch auf die eine oder andere Weise engelhaft. Steckt Dynamik und Güte in Dir, dann nehmen die Menschen um Dich her etwas von Deiner Kraft und Güte an. Und was noch mehr ist: Menschen voll der Güte, voll Dynamik und Sonnenschein werden von Dir angezogen und kommen zu Dir.

Vieles in der Welt, rund um Dich, hängt von Dir ab. Du bist äusserst wichtig - nicht allein hinsichtlich Deines eigenen Friedens, Deines Glückes, Deiner eigenen Entfaltung und Deines Fortschritts, sondern auch für den Frieden, das Glück, die Entwicklung und den Fortschritt der Welt.

 

Entwickle Deine Grösse

Der Mensch ist nicht schon gross erschaffen, doch der Mensch ist mit der Fähigkeit geboren, gross zu werden! Gross wird er in dem Masse, als er diese Fähigkeit nützt. Auch Heilige und Übermenschen kommen nicht als solche zur Welt, wie man allgemein annimmt. Der Mensch wird zum Heiligen und Übermenschen durch aussergewöhnliche Anstrengungen, die Gott mit Seiner Gnade segnet. Die Befähigung zur Heiligkeit, zu übermenschlicher Liebe und Weisheit, zum Erreichen der göttlichen Vollkommenheit, liegt in jedem Menschen. Wir werden zu Heiligen und Übermenschen, indem wir diese inneren Fähigkeiten mehr und mehr nützen.

Diese grossartigen Fähigkeiten kommen erst dann zur Auswirkung, wenn wir die vorhandenen Kräfte, die jetzt gewöhnlich, durchschnittlich und schwach scheinen, unaufhörlich üben und nützen, bis sie durch den Gebrauch gross, ungewöhnlich und ausserordentlich geworden sind. Werden die gewöhnlichen Anlagen beständig Tag um Tag eingesetzt und benützt, dann werden sie unversehens ungewöhnlich, ja übermenschlich.

 

Die Gefahr des Hochmuts

Hochmut steht im Gegensatz zum geistigen Leben. Er stört die Harmonie des menschlichen Zusammenlebens und ist eine verhängnisvolle Macht, die den äusserst störungsanfälligen Aufstieg des menschlichen Selbst zum kosmischen Bewusstsein bedroht. Als Gegenstand moralischer Betrachtung und heftiger Brandmarkung, als ein der Kraft der Persönlichkeit abträglicher Makel und als störendes Moment im menschlichen Gemeinschaftsleben hat der Hochmut das Denken und die Urteilskraft der besten Köpfe der Welt beschäftigt. Der grosse italienische Dichter Dante weist dem Hochmut den ersten Platz unter den sieben Hauptsünden zu. Der heilige Augustinus bezeichnet den Hochmut - mit Bezugnahme auf sein eigenes Kulturbewusstsein - als die Weigerung, sich vor Gott zu demütigen. Pope sieht im Hochmut die "unvermeidliche Sünde der Narren" und Ruskin den "Urgrund aller grossen Fehler". Shakespeare stellt ihn als den "ärgerlichen Affen" dar, der dem Himmel so unsinnige Possen vorgaukelt, dass die Engel darüber zu weinen anfangen. Sprichwörter aus aller Welt lassen Hochmut zum Fall ins Verderben führen.

 

Der Prüfstein unserer Güte

Jeder Sache und jedem Menschen gegenüber können wir jeweils mehr als ein Dutzend verschiedene Ansichten hegen und ihnen mit ebensovielen verschiedenen Einstellungen begegnen. Wähle Dir die bestmögliche Ansicht und Einstellung aus! Die von uns getroffene Wahl legt Zeugnis über unsere gegenwärtige Entwicklungsstufe ab. Unsere Haltung entscheidet über unsere Grösse oder Niedrigkeit. Je edler der Charakter, desto edler die Gesinnung. Nichts lässt unsere Güte besser zutagetreten, nichts offenbart mehr unser inneres Wesen als die Haltung, die wir aufgrund der vielen möglichen Gesichtspunkte und Stellungnahmen einem Menschen oder einer Sache gegenüber einnehmen.

Die Güte gewährt ein heiteres Gemüt und einen frohen Geist, und diese sind - von höherer Warte aus gesehen - viel mehr wert als alles, was die grössten Vergnügungszentren der Welt uns jemals bieten könnten. Während der Zorn die Dinge übers Knie bricht und uns dabei Verluste einhandelt, mehrt die Geduld unsere Tragfähigkeit und Ausdauer und führt schliesslich zum Sieg. Ungeduld macht uns leicht unbeherrscht. So sei geduldig wie die Erde, sanft wie ein Lufthauch, nachsichtig wie der Baum und voll Duft wie die Rose. Das ist der Weg zu einer reichen, grossen, gewinnenden und anregenden Persönlichkeit - und auch zu Lebensfreude und Vollkommenheit.

 

Was ist gut?

Gut ist alles, was Dir Gesundheit, Kraft und Frieden, Glück und intensives Gottbewusstsein schenkt. Gut ist alles, was Deine Kräfte und Fähigkeiten, was das Beste in Dir entfaltet. Gut ist alles, was zur Selbstbeherrschung beiträgt und Dir ermöglicht, Deine Umweltbedingungen zu meistern, Dich von jeder Form von Knechtschaft freimacht - von der Gebundenheit an Triebe und Impulse Deines Inneren wie auch an äussere Objekte und Gegebenheiten.

Erfüllen uns nach vollzogener Tat Freude, Frohsinn und Zufriedenheit, haben wir das Rechte getan. Erfüllen uns indessen Unbehagen, Unruhe, Furcht und Scham, überfallen uns Zweifel oder stellen sich Gewissensbisse ein, dann handelten wir schlecht. Letztlich ist all das gut, was uns moralisch und geistig fördert und der Gotterfahrung und Vollendung näherbringt.

 

Während Du in Deiner bewussten inneren

Erfahrung ein Meer von Frieden trägst,

lebe, arbeite und bewege Dich hier auf Erden.

Während Du in Deiner göttlichen Liebe

ein Meer von Freude trägst,

wandle und arbeite hier auf Erden.

Lass Dein ganzes Wesen

Liebe, Kraft, Licht und Schönheit sein.

 

Das gute Herz

Ein Herz, das niemals etwas gibt, sondern stets nur fordert und erwartet und ersehnt, ist kein gutes Herz und wird es darum auch schwer haben, glücklich zu sein. Das Herz, das gibt, um wieder zu empfangen, und das mit warmer Liebe auf jede Gabe reagiert, ist gut. Das Herz jedoch voll Tugend und voll Grossmut, das schnell bereit ist zu verschenken, rein um der Freude am Verschenken willen, ein Herz das gibt, ohne etwas zu erwarten, das nicht auf Belohnung oder eine Gegengabe hofft - das ist das beste Herz. Ein solches Herz besitzt das Königreich des Glücks.

Ein gutes Herz ist des Menschen grösster Reichtum. Es kann verstehen, lieben und verzeihen. Es ist die Freude selbst und trägt in sich den Adel, die Grossmut und den Glauben. Es kann sich hingeben und vertrauen. Es macht das Leben reich und hell durch seine Tugenden.

Mit gutem Herzen ist ein armer Mann sehr reich, und ohne es ein Reicher arm. Ein Arzt, ein Priester mit einem guten Herzen ist ein Heiliger; eine führende Persönlichkeit - ob auf dem Gebiet der Politik oder der Religion - wird ohne ein gutes Herz nur Kämpfe, Disharmonie und Unglück heraufbeschwören.

Die herzensgute Mutter ist eine Königin, während eine Königin ohne gutes Herz die Mutter millionenfachen Elends ist. Das gute Herz kann aus der Hölle einen Himmel erschaffen, kann Krieg in Frieden und Verzweiflung in Freude verwandeln.

 

Erhebende Gedanken und weite Gefühle bringen Sonnenschein ins Leben

Hass vermehrt Hass, während die Liebe den Hass zur Auflösung bringt und Liebe hervorruft. Nun wähle selbst, was zu Deinem Vorteil und zu Deinem Besten ist! Düsterkeit vermehrt die Düsterkeit, indem sie von allen Seiten das Düstere anzieht, bis das Opfer keinen Willen mehr verspürt, diese Stimmung zu besiegen. Darum ersticke jeden Trübsinn schon im Keim! Füge dem Sonnenschein mehr Sonnenschein hinzu, indem Du einen lichtvollen Gedanken nach dem anderen denkst, ein grossherziges Gefühl nach dem anderen hegst, einer tapferen Regung nach der anderen und einem hohen Entschluss nach dem anderen Raum gibst.

 

Prüfe Deine Liebe

Die Liebe ist langmütig, sie ist freundlich.

l. Kor. 13,4

Wir leben in einem wissenschaftlich-technischen Zeitalter, das sich in seiner materialistischen Grundhaltung - schon fast bis zur Manie - an Daten, Zahlen, Tabellen, Statistiken, Versuchsergebnisse und Tests klammert. So wollen wir nun auch unsere Liebe testen anhand der höchst beredten Beschreibung des heiligen Paulus im ersten Korintherbrief:

Ist unsere Liebe geduldig, beharrlich, ausdauernd? Oder ist sie selbstsüchtig und oberflächlich, so dass sie beim erstbesten Widerstand - einem kleinen Missverständnis oder vorschnellen Urteil - zerbricht?

Wird unsere Liebe durch eine stolze, hochmütige Haltung entkräftet oder durch Eitelkeit verfälscht? Ist sie durch Eifersucht vergiftet oder vorgetäuscht durch Leidenschaft? Spricht unsere Liebe die Sprache beharrlicher Hoffnung, bedingungslosen Glaubens, vertrauensvollen Friedens und in sich selbst ruhender Freude? Vertraut sie auch in schlimmen Lagen auf den Sieg Gottes? Ist sie grossmütig genug, um zu vergeben und zu vergessen und um die Welt ringsum positiv zu bereichern? Nimmt sie auch zusätzliche Lasten auf sich, um wie die Sonne durch Wolken hindurch noch Licht zu verbreiten? Ist unsere Liebe gütig und bereit, auch eine Verirrte vor dem Gesteinigtwerden zu bewahren? Erstreckt sie sich wie bei einem heiligen Franziskus von Assisi auf alle Geschöpfe gross und klein? Dann ist unsere Liebe wirklich und echt, fruchtbar und gesegnet, Segen verbreitend, unsterblich.

 

Analysiere Deine Liebe

Die Liebe rechnet das Böse nicht an.

Sie freut sich nicht über Ungerechtigkeit, freut sich aber der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles.

1. Kor. 13,5-7

Wissenschaft und Psychologie, die das moderne Leben heute prägen, sind vom Geist der Analyse geleitet. So wollen wir auch unsere Liebe einer Analyse unterziehen. Unter allen Umständen und zu allen Zeiten denkt die Liebe nur an das Gute der anderen. Sie ist ihrem innersten Wesen nach jeder schlechten Absicht unfähig. Wie die Sonne, die gleichermassen auf die Hütte der Armen und Paläste der Reichen scheint, auf Gute und Böse, Schönes und Hässliches, ergiesst sich die echte Liebe freudig gleichermassen auf alle. Sie freut sich an der Wahrheit, die in allen zu finden ist, und an der Gegenwart Christi überall. Seit Beginn der Schöpfung ist die Sonne unterwegs auf der Suche nach der Nacht, und sie hat sie noch nicht gefunden. Ebensowenig findet die Liebe jemals das Dunkel des Irrtums, der Bosheit und Schlechtigkeit. Wo Sonne ist, da ist nur Licht. Wo Liebe ist, da ist ein noch grösseres Licht, da ist göttlicher Friede, Freude, Kraft und Vollkommenheit. Die Sonne erträgt den Ansturm der dunklen drohenden Wolken. Sie nimmt das schlechte Wetter hin und setzt ihre Hoffnung auf die unüberwindliche Kraft des Lichts. Lass die Liebe in Dir von Tag zu Tag stärker werden! Gesegnet Dein Herz, wenn seine Liebe sich immer stärker dem durch Paulus vor Augen geführten Reifegrad annähert!

 

Geliebter Gottes, bewahre und entfalte Dein Wesen

Du bist eine duftende Blüte voll Schönheit. Halte mit Deinem Duft nicht zurück, weil keine Heiligen um Dich sind, ihn aufzunehmen. Du bist eine leuchtende Kerze. Höre nicht auf, Licht zu verbreiten, weil das Haus, in dem Du bist, einem Armen gehört. Du bist eine herrliche Sonne. Höre nicht auf zu scheinen, weil Böse wie Gute sich an Dir sonnen möchten. Du bist gut. Gehe nicht auf der falschen Seite, weil der Polizist Dich gerade nicht beobachtet. Du bist sehr tapfer. Gib Deine Anstrengungen nicht auf, weil Du noch keinen Erfolg zu verzeichnen hast und bis jetzt noch nicht bewundert worden bist.

 

Lebe im göttlichen Licht!

Liebe kann nicht erzwungen und nicht erkauft werden, sie wird durch unser liebevolles Wesen erweckt.

Achtung kann nicht verdient werden, sie will verdient sein.

Rechte und Privilegien sind nicht zu erwerben, sie erwachsen aus gut erfüllten Pflichten.

Achte auf Deine Gedanken! Deine Taten werden auf sich selbst achten.

 

Du bist sehr wertvoll für die Welt

Wie schön die Natur auch sein mag - lächeln wie Du kann sie nicht. Wie grossartig der Regenbogen auch sein mag - sprechen wie Du kann er nicht. Wie pünktlich die Sonne in Erfüllung ihrer Aufgabe auch sein mag - sie ist nicht verständnisvoll und mitfühlend wie Du, um einsehen zu können, dass sie im Sommer etwas weniger heiss und im Winter ein wenig mehr scheinen dürfte. Wie nützlich das dahinströmende Wasser des Flusses auch sein mag - trösten wie Du kann es nicht. Wie sanft die zart wehende Brise auch sein mag - kein Plato ward je aus ihr geboren. Doch aus Dir kann einer werden. Zumindest aber kannst Du die Gedanken eines Plato verstehen. Wie lieb die Vögel auch sein mögen, ein heiliger Franziskus ist noch nicht unter ihnen erstanden. Aber aus Deinem Inneren kann einer emporwachsen.

Liebling des höchsten göttlichen Atems, der Dich erhält - Gott! Niemals verdamme Dich selbst! Mit aller Entschiedenheit und in der Erkenntnis, dass keine Zeit zu verlieren ist, lasse alles Leuchtende in Dir noch leuchtender werden! Brüte nicht über vergangenen Fehlern! Hänge nicht dem nach, was Du einst falsch gemacht hast! Es gehört der Vergangenheit an. Jetzt, zu dieser Stunde kannst Du wundervoll sein. Lächle, sei tapfer, bringe Dein unvergängliches inneres Wesen zum Ausdruck. Als Licht und Liebe, als Gnade und Kraft, als Mittelpunkt des allwunderbaren göttlichen Bewusstseins lebe hier auf Erden! Verehrung sei Dir!

 

Verbreite Frieden!

Wo ihr aber in ein Haus eintretet, da sprecht zuerst: Friede sei diesem Hause! Luk. 10,5

Wo immer Du eintrittst, sei es in eine Wohnung, ein Restaurant, ein Büro oder ein Ladengeschäft, eine Kirche oder eine Schule, einen Bahnhof oder die Wartehalle eines Flughafens, stets lasse Dein verständnisvolles Herz sprechen: Friede sei diesem Hause! Übe diese befreiende und erhebende Disziplin, so oft Du ein Haus betrittst oder auch nur einen Menschen erblickst. Spreche in Deinem Herzen spontan diesen Friedenswunsch aus!

Erlaube dem Geist in Dir, die Strahlkraft des Friedens der Umwelt zu übermitteln. Lass es zur Gewohnheit Deines ganzen inneren Wesens werden, Frieden auszuströmen. Schliesse manchmal ein paar Augenblicke lang die Augen und sende Frieden in alle Wohnstätten der ganzen Welt! Sende Deinen Friedensgruss allen Geschöpfen gross und klein, dem ganzen Kosmos! Dann wird der Tag nicht mehr fern sein, da Du Dich nirgends mehr auf der Welt aufhalten kannst, wo nicht schon der Raum von der Strahlkraft des spirituellen Friedens erfüllt wäre, den Du im Verlaufe Deines Lebens ausgesandt hast. - Gesegnet sei Dein Herz voll Frieden!

 

Du bist ein Segen und eine Freude für die Welt

Gesegnet ist Dein Blick, für den der Boden heilig ist, auf dem Du stehst! Gesegnet Deine Sichtweise voll Erbarmen und Milde, Deine edle Haltung, Dein Herz, dem ständig kosmisch weite Gefühle entströmen, Deine Augen, die überall die göttliche Gegenwart sehen!

Zutiefst geliebt von Gott, höchst gesegnet von den unsterblichen Heiligen, mit den Engeln befreundet, ständig in Berührung mit den Mächten der Güte und der Wahrheit, lebe Dein Leben inmitten dieser schwierigen Welt voller Begrenzungen voll und ganz in Anmut und Würde, in kostbarem Frieden, in Freiheit und Freude! Bereichere die Erde mit den Schätzen des göttlichen Bewusstseins, mit dem Du im Einklang bist.

Segne die Welt durch das Licht, das Dein Herz ist, segne sie durch die Gnade, die Dein Geist ist, durch einen fortwährenden Selbstausdruck Deiner natürlichen inneren Fähigkeiten, Kräfte und Gaben. Bereichere alle und alles rings um Dich her mit Deinem Licht!

Die Sterne leuchten nur, um anderen die Pfade zu erhellen. Kein Fluss trinkt sein eigenes Wasser. Kein Baum ernährt sich von den eigenen Früchten. Keine Rose geniesst ihre eigene Schönheit und ihren Duft. Alles in der Natur lebt und wirkt für etwas anderes.

Dienen trägt seinen Lohn und seine Freude in sich. Wie ein Stern, wie ein Fluss, wie ein Baum oder eine Blume, so lass auch Du Dein Leben zu einem Segen für die ganze Menschheit werden! Dabei wächst Du immer weiter, und Deine Fähigkeit, Dich des Lebens wahrhaft zu erfreuen und es zur wahren Erfüllung zu bringen, erhöht, erweitert und vervollkommnet sich, wird wahrhaft gross und edel.

Lass alles in Dir göttlich sein und unterschätze nie den Wert, den Du für die übrige Welt darstellst! Leuchte und strahle, segne und lass immer noch mehr Segen strömen! Segne die Welt, segne die Menschheit! Segne die Schöpfung, segne alles und alle! Segne durch einen guten Gedanken, durch ein gutes Wort, durch eine gütige Tat, durch ein Opfer, durch selbstloses Wirken! Lass andere sich der errungenen Früchte Deiner harten Mühe erfreuen!

Das Königreich des Himmels, das göttliche Bewusstsein in Dir ist voll unerschöpflicher Schätze. Darum bitte ich Dich, sie immer mehr und mehr hervorzuholen und zu offenbaren und damit fortzufahren, die Welt zu segnen.

 

Meines Herzens Verehrung sei Dir zuteil

Lass ein Licht Gottes einherwandeln, wenn Du gehst!

Lass eine Kraft Gottes sich bewegen, wenn Du Dich bewegst!

Lass die Gnade Gottes arbeiten, wenn Du arbeitest!

Lass die Augen Gottes sehen, wenn Du siehst!

Lass das Leben des allvollkommenen Gottes atmen, wenn Du atmest!

Lass hier auf Erden Deine Segensspur, Deine Inspiration, eine Spur Deiner Opfer und Dienste zurück!

Fahre fort auf Erden als ein wunderbarer Stern zu leuchten - durch grosses Tun, durch ein weites Herz und durch grosse Dienste voller Kraft und Licht!

 

Sei Träger des Gottesreichs

Eure Freundlichkeit lasset kund sein allen Menschen. Der Herr ist nahe!

Phil. 4,5

 

Blicke auf die Welt mit Augen der Liebe.

Blicke auf die Welt mit friedvollem Geiste.

Blicke auf die Welt mit starken, dienstbereiten Händen.

Blicke auf die Welt als ein Leben voll Gottbewusstsein.

Segne im Gehen und segne im Denken.

Segne im Fühlen und segne im Tun.

Segne jede Minute, jeden Tag Deines Lebens im Licht Deines Herzens mit Eifer und Begeisterung. Tue dies ein Jahr lang, und ich versichere Dir: Wenn Gott einen lebenspendenden Ort auf Erden benötigt, dann wird Er ihn in Dir errichten. Und ferner verspreche ich Dir: Wenn Christus der Menschheit eine besondere Segnung zukommen lassen will, dann geschieht es durch Dich. Und darüber hinaus wird Er noch viel grössere Wunder durch Dich offenbar werden lassen.

 

 

10. Kapitel

Licht auf dem Weg zur Vollkommenheit

Unser ewiges Leben ist das Königreich Gottes in uns

Es gibt keine grössere Dunkelheit als die Unwissenheit über unsere Beziehung zum Vater. All unsere Probleme, Leiden und Sorgen entstehen aus unserem Mangel an Wissen in bezug auf die allmächtige Gottheit. All unsere Begrenzungen und unser Unglück gehen auf unsere grosse Unwissenheit über das zeitlose und allfriedvolle Bewusstsein der Gottheit in uns zurück. Wir sollten uns nicht von dieser Unwissenheit beherrschen lassen und uns nicht den Schmerzen, Sorgen, Leiden und Begrenzungen unterwerfen. Mit äusserstem Glauben und Eifer sollten wir der Erfahrung Gottes entgegengehen. Unsere Bestimmung, unser Vorrecht, unsere Glorie ist es, im unbegrenzten und unendlichen Frieden der Gottheit schon auf dieser Erde zu leben, mit der Gottheit in der ganzen Natur eins zu sein und diese vom Herzen der Gottheit aus zu lenken. Darin liegt unser Vorrecht und unser Segen von Gott.

 

Kein Mensch kann sich der Notwendigkeit des ernährenden Brotes und des Friedens aus Gott entziehen

Die unerbittliche Logik des Lebens gewährt dem Menschen keinen Augenblick reinen Glücks und nicht einmal für kurze Zeit das Wunder wirklichen Friedens, solange nicht das Innerste seines Herzens Ruhe gefunden hat im Herzen des Unendlichen - Christus genannt, manifestiert im Leben von Jesus, gefühlt von mystischen Poeten in der ganzen Natur, und das jeder in grosser Liebe Gott Hingegebene mit seinem inneren Fühlen berührt, das vom erkennenden Wesen erfasst und allgemein als Gott bezeichnet wird.

Der Skeptiker, der Gottesleugner, der Ungläubige, der Lebemann, die aufrührerische Rebellenseele, der Sünder, der Rationalist - sie alle fühlen sich unbehaglich, bis sie das Rätsel der Existenz gelöst haben. Sie alle, wie auch der Künstler, der dem unerreichbaren, aller Schönheit innewohnenden Ideal nachjagt, und der Heilige, der seine Reinheit zur Absolutheit hin steigern möchte, haben Gott und die Inspiration durch Christus nötig und werden alle eines Tages, früher oder später, mit Überraschung im Herzen eine Regung der Liebe für etwas empfinden, was sie nur ahnend als eine Gegenwart, eine Macht erfassen, die eine unwiderstehliche Anziehung auf sie ausübt.

Alle, alle haben Gott nötig, wenn die Existenz eine Bedeutung in sich tragen, wenn das Leben ihnen Freude und inneren Reichtum bringen soll. Trotz allen Abgleitens in Scheinvergnügungen, wie das Böse, das Falsche und hundert Formen des Irrtums und der Unwissenheit sie möglich machen, findet das geistige Herz des Menschen keine Befriedigung und keine Sättigung, keine Ruhe, bis es zu dem geworden ist, was es dem Gesetz seines inneren Wesens nach ist: die Gottheit - Gott.

 

Suche das Unendliche

Die Wärme tut im Winter so wohl. Zu grosse Hitze indessen kann uns versengen und töten. Die kühlende Brise kann höchst angenehm erfrischen, doch zu grosse Kälte im Winter uns erfrieren lassen. Reichtum kann beruhigen, ein Zuviel an Besitz aber wird zur Quelle der Unrast und Zerstreuung. So ist alles auf dieser Welt nur bis zu einem gewissen Grad von Nutzen. Besitz im Übermass wird leicht gefährlich, und die Dinge wenden sich gegen uns. Nie zuviel besitzen kann man von Wahrheit, Liebe, Schönheit, Frieden, Freude, Vollkommenheit - Gott. Suche darum Gott! Erkenne und erfahre das Unendliche!

 

Dein Beitrag zur Evolution des Menschen

Trage bei zu den Kräften der Güte auf Erden, zu den Kräften der Liebe, der Erkenntnis, zu jeder Art von Harmonie, Freude und Wohlergehen, die auf der Welt schon vorhanden sind. Werde zur kosmisch weiten, universalen Persönlichkeit, frei von allen Begrenzungen der Einstellung, Gefühle und Erfahrung. Mache von Deinem Anrecht auf das Königreich Gottes Gebrauch und führe Dein Leben mit der Weisheit des allbeherrschenden Bewusstseins der unvergänglichen Gottheit.

Sei ein weiser Mensch, dessen Freude in seiner Weisheit, dessen Glück in seinem Verstehen, dessen Erfolg in seiner Geduld und Ausdauer ihren Grund haben. Sei ein Weiser, dessen Welt voll Reichtum, Frieden, Wohlstand und Freude ist, fest verankert in der Gottheit, die er liebt, in der er lebt, die er erkennt und schaut und in sich selbst, in anderen, in allen Wesen und überall erlebt.

 

Viele Wege führen zur Seligkeit

Ehrliches Streben führt zum Ziel. Je grösser die Erkenntnis, die Liebe und Reinheit, desto grösser ist das Verlangen nach Wachstum und Frieden, nach wirklicher Freude und Vollkommenheit. Gott wird erkannt und erfahren, wo wirkliches Verlangen nach Ihm und Seinem Licht, Seiner Gnade und Vollkommenheit vorherrscht.

Wer Gott liebt, erkennt Ihn auf viele Weisen und noch manches andere, denn Gott ist alles und jedes und unendlich viel mehr als die Welt, während jene, die die Welt lieben, nur die Welt kennen und nichts daneben und darüber. Doch ist die Welt nur ein Ding unter vielen und nichts sonst.

Alles, was wir in der Vergangenheit taten, wird uns in der Gegenwart hinzugegeben. Die Liebe zur Musik, die wir fühlten, die Sehnsucht nach Gott, die wir empfanden, die Erfahrungen eines Schriftstellers, die wir sammelten, die kleinen freundlichen Gesten, die wir vollbrachten - all das wie auch deren Auswirkungen sind tief in uns bewahrt.

Wenn wir jetzt Gott lieben, steigt die ganze Kraft der angesammelten Gottesliebe aus der Vergangenheit empor und bringt uns unermesslichen Gewinn.

 

Gott antwortet auf alle von Herzen kommenden Gebete

Es gibt kein wirklich von Herzen kommendes Gebet, das Gott nicht erhören würde. Er ist das allhörende Ohr. Niemand kann seine Hände falten im Gebet, ohne dass Gott es sehen würde. Er ist das allsehende Auge. Jedes Gebet, das aus einer Seele voll Glaube und Hingabe emporsteigt, findet Antwort. Gott hört uns immer, aber wir haben noch nicht die Fähigkeit entwickelt, Ihn zu hören. Gott sieht uns immer, aber wir haben noch nicht unser inneres Auge geöffnet, um Ihn zu sehen. Gott ist immer von zärtlichster Liebe für uns erfüllt, und Er möchte uns mit Seiner unendlichen Gnade überschütten, aber wir haben unser Herz noch nicht in wahrer Liebe zu Ihm erhoben. Gott ist allbarmherzig. Gerade da, wo wir glauben, Er sei nicht, ist Er. Lasst uns auf die rechte Weise beten lernen. Dann werden wir selbst die wundervollen Ergebnisse zu sehen bekommen, die aus dem Gebet erwachsen.

Doch wie lernen wir richtig beten? Dein Gebet ist dann am besten und wirkungsvollsten, wenn es nicht in sich selbst, sondern im Gegenstand Deiner Anbetung ist. Solange Dein Geist mit Worten, die Du hervorbringst, und mit der Art und Weise des Betens, also dem Gebet selbst befasst ist, kann das Gebet nicht fruchten. Sobald jedoch Dein Geist nicht mehr beim Beten verweilt, sondern im Gegenstand Deiner Anbetung, in Gott, wird Dein Gebet äusserst machtvoll und fruchtbar.

 

Die Vollkommenheit beginnt jetzt, in dieser Sekunde

Jede Stunde beginnt mit einer Sekunde. Sechzig Sekunden ergeben eine Minute, sechzig Minuten eine Stunde. Die Vollkommenheit nimmt ihren Anfang bei einem guten Gedanken, einer guten Handlung, einem edlen Gefühl, bei ein wenig Selbstbeherrschung und Geduld, ein wenig Liebe für das Schöne, Wahre, Grosse, das Göttliche. Die Tausend-Kilometer-Reise beginnt mit einem ersten Schritt. Und jeder Schritt auf dem Weg zur Vollkommenheit trägt dreifachen Segen in sich: Erstens verkürzt er die weitere Reise, zweitens schenkt er Dir Kraft zum nächsten Schritt, drittens gewährt er die Freude, den Frieden und die Entfaltung aller Kräfte und Fähigkeiten, die aus dem Fortschreiten erwachsen. So regt ein Schritt zu weiterem Fortschreiten an. Beginne Deine Reise zur Vollkommenheit mit einem schlichten Gebet, einem Lächeln im Gesicht, einem tapferen Herzen und mit dem Sieg über eine Versuchung oder Schwäche zur Bestätigung Deiner Kraft, mit einer Freude, die Du jemandem machst, und mit einem Ideal vor Augen, das Du verwirklichen kannst.

 

Fürchte nicht die Zukunft, gestalte sie jetzt!

Verbringe Deine kostbare Zeit nicht mit Spekulationen über die Zukunft oder mit Angst vor dem, was kommt. Deine Zukunft kann nur gut sein, wenn Du in dieser Minute gut bist. Deine Zukunft kann nur gesegnet sein, wenn jetzt, in dieser Minute, Deine Gedanken und Gefühle gesegnet sind. Deine Zukunft wird erfolgreich, wenn Du heute sehr fleissig, arbeitsam und gewissenhaft bist und Dich unermüdlich nützlicher Arbeit hingibst. Deine Zukunft wird ein Himmel sein, wenn Deine unmittelbare Gegenwart von Gebet, Licht, Liebe, Glauben, Weisheit und Güte erfüllt ist. Deine intensive Tätigkeit in der jetzigen Stunde wird die nächste Stunde mit Erfüllung krönen. Wie Deine Zukunft sein wird, hängt davon ab, wie Du im gegenwärtigen Augenblick denkst, strebst, handelst.

 

Zeit ist Voranschreiten

Der Zeit-Prozess entfaltet die Knospe zur Blüte, den Sprössling zum Baum, das Kind zum Erwachsenen. Zeit bringt Fortschritt mit sich. Zeit ist kostbar und höchst wertvoll zum Erlangen von Vollkommenheit. Die Zeit muss aber auch voll und ganz für geistiges Wachstum eingesetzt werden. Geistig Strebende und Wahrheitssucher sollten wissen, dass Zeit Fortschritt bedeutet. In der Geschäftswelt heisst es: Zeit ist Geld. Für den geistig Strebenden ist Zeit Fortschritt auf dem Pfade göttlicher Vollendung. Darum nütze die Zeit, so gut Du nur kannst, zur inneren Evolution und zum Fortschritt. Packe in jede Minute und Stunde den Fortschritt mehrerer Monate hinein. Lasse Dir keine Sekunde entgehen, ohne dass sie Dich in Deinem Denken und Fühlen, in Deiner inneren Erfahrung reicher macht und auf dem Evolutionspfad einen Schritt voranbringt.

 

Stehe nie still, sondern schreite voran

Wer darauf wartet, von anderen glücklich gemacht zu werden, kann das Glück nicht finden. Glücklich sind jene, die sich selbst glücklich machen können, deren Glück nicht von äusseren Objekten und Bedingungen oder Menschen abhängt. Diejenigen können den Frieden nicht finden, deren Friede von irgend etwas ausserhalb ihrer selbst abhängig ist.

Jene kommen nicht voran, die anhalten, um ihren Fortschritt abzuschätzen. Jene bringen keine Ernte ein, die ständig ihre Felder durchwühlen, ob nicht schon Saaten keimen.

Die Welt ist ein Ort der lärmenden Unruhe und kein Paradies. Doch inmitten allen lärmenden Getriebes kannst Du die Stille und Einsamkeit im inneren Herzen entdecken und darin verweilen. Die äussere Welt mag noch so unerfreulich sein, die Welt im Inneren kann so erfreulich gestaltet werden, dass sogar die Aussenwelt dadurch schöner wird. Anstatt von angenehmen Umständen zu träumen, bewähren wir uns besser als Kämpfer des Geistes, die sich tapfer unter schwierigen Umständen bewähren und sie überwinden lernen.

Fehlschlägen der Vergangenheit nachzutrauern bedeutet grossen Verlust an geistiger Kraft. Besser ist es, diese für künftige Erfolge einzusetzen.

 

Tue es jetzt

Du kannst Dich nicht auf morgen verlassen. Was immer Du morgen Gutes tun willst, tue es jetzt! Den edlen Gedanken, den Du denken, das hohe Gefühl, das Du hegen, die gute Tat, die Du morgen ausführen willst - denke, hege, vollbringe sie jetzt! Welcher Disziplin Du auch immer morgen Dich unterziehen möchtest, um zur Erfahrung Gottes zu gelangen; welches Gebet Du beten, welche Meditation Du morgen durchführen möchtest, oder was immer an Schönem und Gutem Du morgen tun willst - tue es jetzt! Morgen kann Dein Sinn sich ändern, und die Gelegenheit ist verpasst. Satan, als Verkörperung der negativen Kraft in dieser Welt, kann Dich ganz schnell in ein billiges Vergnügen oder in eine Versuchung führen oder Dich auf sonst eine der tausend unerfindlichen Weisen irreführen. In der Regel ist Satan, die zerstörerische Kraft, ausserordentlich wachsam, listig und eifrig bemüht, das Gelingen des Guten zu untergraben. Er kann Dich mit Deinen besten Absichten oder sogar im Namen Gottes irreführen. Versuchte er doch selbst Jesus, den Sohn Gottes. Wie leicht fällt man ihm zur Beute. Und selbst wenn durch besondere Gnade Gottes der Satan uns nichts anhaben kann, mögen wir doch morgen von irgendeiner körperlichen Beschwerde, einem Missgeschick oder sonst irgendeiner Unfähigkeit befallen sein. Die Umstände können sich ändern, wir können Situationen gegenüberstehen, die uns das Vollbringen des Guten oder sogar das Denken an Gott unmöglich machen.

Was indessen nicht gut und göttlich, nicht gross und recht, weder wertvoll noch notwendig ist, was der inneren Evolution und dem inneren Wachstum nicht förderlich und in den allsehenden Augen Gottes nicht richtig ist - das schiebe auf morgen auf! Wenn es wirklich nicht gut ist, kannst Du sicher sein, dass die Zeitumstände es weiter hinausschieben werden oder Dir keine Gelegenheit mehr geben, es zu tun. Auf diese Weise bist Du davor bewahrt, einen Fehler zu machen.

Glaubst Du also, jemanden missverstehen zu müssen, dann stelle es ruhig zurück. In vielen Fällen wird die Zeit beweisen, dass ein Missverständnis unbegründet gewesen wäre und nur geschadet hätte.

Hast Du einen Grund, jemanden zu kritisieren, lasse die Sache zunächst einmal in der Schwebe. Die Zeit wird vielleicht erweisen, dass der Betreffende den Fehler gar nie gemacht hat und Deine Kritik höchst ungerecht gewesen wäre.

Siehst Du Dich gezwungen, auf etwas negativ zu reagieren, dann zögere die Reaktion hinaus, und ohne Dein Bemühen wird die Zeit es hinwegwaschen. Und Du hast inzwischen die Zeit benützt, etwas Rechtes, Gutes, Grosses zu vollbringen. So hast Du zweifachen Nutzen.

 

In diesem Augenblick kannst Du ein Engel sein

Jetzt, in diesem Augenblick, ist es Dir möglich, innerlich die folgenden Funktionen eines Engels auszuführen: Du kannst Dein Gesicht in der Glut und dem Licht der göttlichen Liebe erblühen lassen, kannst Deine Augen schliessen und der ganzen Menschheit innerlich Glück, Wohlfahrt und alles Gute wünschen. Du kannst mit aller Kraft des Herzens sprechen: "Friede sei dem Norden, Friede sei dem Süden, Friede sei dem Osten, Friede sei dem Westen!" Du kannst sagen: "An mir liegt es, der Menschheit zu helfen, einen Himmel auf Erden zu bauen, indem ich selbst gut, fleissig, dienst- und opferbereit bin!"

Du kannst Deine Augen schliessen und in innerer Stille Dein Bewusstsein erheben und von ganzem Herzen sprechen: "Nie war ich, zu keiner Zeit, ausserhalb Gottes!" Du kannst Geist und Gemüt, Herz und Sinn mit dem Nachdenken über das Wesen Gottes, seine Allgegenwart und Allwissenheit, über Gott als unmittelbare Wirklichkeit aller Wirklichkeiten, als unendlichen Frieden, unendliche Liebe, unendliche Freude, Gnade und Vollkommenheit erfüllen. Du kannst im Bewusstsein von den Verhältnissen und Umständen, in denen Du Dich befindest, Abstand nehmen und Dir gut zusprechen: "Diese Prüfung vergeht wie eine Wolke. Ebenso jene Freude. Ich werde jetzt die Freude göttlicher Weisheit, göttlichen Friedens, göttlichen Bewusstseins und göttlicher Erfahrung suchen und finden!"

Kannst Du das jetzt, in dieser Minute, nicht tun, könnte es sein, dass Du später nicht mehr dazu in der Lage bist. Schon im nächsten Augenblick kann eine Schwäche Deiner alten Natur Dich ergreifen. Deshalb befasse Dich jetzt, gerade jetzt, mit dem Tun, das den Engel in Dir auszeichnet.

Du kannst diese Übungen öfters am Tag wiederholen und einige Jahre lang damit fortfahren, um Dich schliesslich als Punkt des Friedens, der Gegenwart, der Gnade, des Lichtes Gottes zu erleben.

Die Vollkommenheit muss jetzt, von diesem Augenblick an, aufgebaut werden. Jetzt ist die Zeit, in Deinem ganzen Sein und Wesen universal zu werden. Vergib in Deinem Herzen all jenen, die Dir jemals wehgetan haben, und strahle jetzt, in dieser Minute, grossherzige Gefühle in alle Welt hinaus!

 

Deine hohe Aufgabe auf Erden

Halte nicht Ausschau nach einem Propheten, der vom Himmel herabsteigen soll, um die Menschheit zu erlösen. Sprich vielmehr ernsten und aufrichtigen Herzens Dein kleines Gebet! Das ergibt schon einen kleinen Propheten. Erwarte nicht die Geburt eines Heiligen in der Welt, um Sonnenschein ins Menschenleben zu bringen, sondern gebiete einem unrechten Gedanken in Dir Einhalt, bestärke dagegen ein edles Gefühl und sei Dir in dieser Minute der Gegenwart Gottes bewusst! Dann wird die Erde heilig und von Freude erfüllt sein.

Warte nicht, bis ein Engel von irgend woher aus dem blauen Himmelszelt auf die Erde herabgesandt wird. Lasse vielmehr einen engelhaften Glauben, Weisheit, Geduld, Milde, Licht und entsprechendes Tun sich aus Deinem Inneren erheben!

Warte auch nicht, bis Regierungen diese Welt in eine Stätte verwandelt haben, wo es sich schön leben lässt. Mache in dieser Minute unter Einsatz all der höheren Möglichkeiten, die Dir zur Verfügung stehen, einen Himmel aus Deinem Heim, und andere werden kommen und sich nach und nach Deinem Wege zuwenden.

Warte nicht darauf, dass Du eines Tages gross sein wirst! In dieser Minute schon sei hilfsbereit und liebevoll, selbstbeherrscht; strebe nach höchsten Idealen und Zielen, und zwangsläufig muss ein grosser Mensch aus Dir hervorgehen.

So oft Du Deinen Feinden vergibst und alle Schöpfung segnest, für alles dankst, Dich mit der göttlichen Gegenwart in Einklang bringst und das Königreich des Friedens, der Liebe, der Kraft, der Gnade und Freude bejahst, wird Christus in Dir geboren. Ein heiliger Franziskus erhebt sich aus Deinem Herzen, sobald Du Dich von dem spirituellen Bewusstsein einhüllen lässt, das ihn umkleidete. So oft Du grosse Fragen aufwirfst über das Warum und Wozu des Universums, über das Wesen des inneren Bewusstseins, die Beziehung zwischen Mensch und Wahrheit oder Gott, wird ein Philosoph in Dir geboren! Jedesmal wenn Du Werke von erhabener Schönheit und hohem ästhetischem Wert bewunderst und erstrebst, wird ein Künstler in Dir geboren. Immer wenn Du Deine Vernunft vom Dunst der irregeleiteten Emotionen, Vorurteile und Bevorzugungen befreist und gelassen prüfend Dein Leben unter die Lupe nimmst, wird ein aussergewöhnlicher Wissenschaftler in Dir geboren.

Alle Arten grosser Menschen, Engel, Kräfte und Möglichkeiten Gottes befinden sich in Dir. Erkenne Dich selbst mehr und mehr. Du benützt kaum fünf Prozent Deiner inneren Energien und Fähigkeiten. Verlange mehr von Dir, und Deinem Leben werden sich unerschöpfliche Hilfsquellen erschliessen, mit denen Du einen Himmel erbauen kannst!

Geliebter der ewigen, unwandelbaren, allvollkommenen Wahrheit, entlaste die Welt durch Dein Lächeln wenigstens um ein Millionstel ihrer Bürde: Eine Saat gelegt, eine Rose bewässert, einen Bruder geliebt, eine Mühe auf Dich genommen, eine Freude bereitet, eine Arbeit gut vollbracht, ein Buch der Erkenntnis durchgearbeitet, ein liebevoller Gedanke in den Kosmos gesandt und das stille Gewahrsein des Unendlichen - dies alles erbaut den Himmel auf Erden. Das ist Deine Aufgabe und Deine Sendung am heutigen Tag! Andere werden dadurch angeregt, desgleichen zu tun, und so kannst Du die Welt verwandeln.

 

Der Mensch hat keine Heimat auf Erden, nur im Himmel seines eigenen Herzens

Ein Stein, der von der Erde aufgenommen und zum Himmel geworfen wird, muss wieder auf den Boden fallen. Das Wasser des Ozeans, das durch die Hitze der Sonne hochgezogen und in den Wolken gesammelt wird, muss wieder als Regen auf die Erde niederfallen und durch Bäche und Ströme zum Meer zurückfliessen. Jeder verlorene Sohn muss heimkehren ins Vaterhaus. Kein Erdgeborener kann wirkliche Ruhe, wirklichen Frieden, wirkliche Freude, wirkliche Kraft und Erkenntnis, wirkliches Leben erlangen, solange er nicht zu Gott zurückkehrt. Das Unendliche, das im Menschen zum Endlichen wurde, muss sich erheben und seinen Anspruch auf Unendlichkeit zurückerlangen. Die Verfassung des Menschen als eines Wesens, das unterwegs ist zur himmlischen Heimat, wurde von verschiedenen grossen Seelen unterschiedlich dargestellt. So sagt der Psalmist: "Wie der Hirsch nach frischem Wasser, so verlangt mein Herz, o Gott, nach dir!" Und der heilige Augustinus bringt es in die Worte: "Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir, o Gott!"

 

 

11. Kapitel

Gott als die Vollendung menschlichen Lebens

Alles ist Gott, und Gott ist unendlich viel mehr als alles

Sei es Schnee oder Eis, seien es Wolken oder Nebel, sei es Fluss oder Meer, Tau oder Dampf - es ist alles Wasser. Ob kalt oder heiss, klar oder gefärbt, salzig oder süss, rein oder voll Schmutz - es ist alles Wasser. Sei es die Buntfarbigkeit der Natur oder die Vielfalt der Menschheit - alles ist Gott, wenn Du zum innersten Wesenskern vordringst, statt Dich von der äusseren Form, von Namen, Farben und Begrenzungen gefangenehmen zu lassen. Schaue auf die Wahrheit hinter jeder Erscheinungsform und bekräftige stets die Wahrheit: Alles ist Gott!

Zu Billionen erheben sich die Wellen, doch sind sie alle das eine Meer. Das Eigentliche sind nicht die Wellen, sondern das Meer. So gibt es auch Billionen Nasen, doch atmen sie alle die gleiche Luft. Billionenfach sind die Formen und Gebilde aus Schnee, doch alles ist derselbe Schnee. Ohne ihn wären alle diese Formen und Gebilde ohne Substanz. Es gibt auch Billionen Dinge aus Holz, doch letztlich sind sie alle Holz. Erkenne das eine im Vielen und das Viele im Einen! Zahllos sind die Wesen und Dinge, doch ein und dasselbe in ihnen ist das sie erhaltende und beseelende Licht. Darum richte Deine Wahrnehmung auf das Eine, das von Bedeutung ist, das Eine, das zählt, das ist wichtig! Lass Dein ganzes Wesen, Dein ganzes Sein liebevoll bekennen: Alles ist Gott!

Auch abgefüllt in Billionen Flaschen von verschiedener Farbe und Form bleibt Wasser dasselbe. Ebenso bleibt Gott in Seiner Durchdringung aller Dinge und Wesen das Eine. Darum bezeichne nicht den See als Eis, nur weil die Kälte des Winters seine Oberfläche zu Eis gefrieren liess! Lasse Deine Wahrnehmung tiefer dringen, tief genug um zu erkennen, dass Gott auch in der Erscheinungsform von Mensch, Natur und Universum Gott ist. Erblicke hier und dort und überall - in diesem und in jenem und in allem - das Wesenhafte, das Göttliche, und bestätige innig: Alles ist Gott!

In der Erscheinungsweise unterscheidet sich ein Ding vom anderen. Nach ihren psychologischen und sozialen Merkmalen sind die Menschen untereinander verschieden, jedoch in ihrer Seele, in Gott, der sie beseelt, sind alle eins. Darum halte an der Wahrheit fest, an der inneren Wahrheit, der letztgültigen Tatsache: Alles ist Gott!

Sogar in ein und derselben Familie sind keine zwei gleichen Menschen zu finden; noch weniger gleichen sich Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen, Rassen und Religionen, Völkern und Gesellschaftsschichten. Doch alle sind gleich in der Liebe, die in ihrem Herzen wohnt und in ihrem Geist aufleuchtet, im Glauben, den die Seele in sich trägt. Alle sind sie eins im Bewusstsein Gottes, das sie in sich tragen, im Unendlichen. In diesem höchsten Bewusstsein Gottes sind alle eins, sind alle Gott. Bekräftige also die Wahrheit: Alles ist Gott!

Von allen Tonbandgeräten, Lautsprechern und Wänden, von allen Blumen auf dem Tisch, von allen Stühlen, auf denen man sitzt, von der Erde, der Luft, dem Raum, von all den Menschen um uns her sagt der Materialist, sie seien Materie, sagt der Wissenschaftler, sie seien Energie, sagt der Philosoph, sie seien Gedanke, während die grössten Heiligen, Weisen und Seher sie als Gott erkennen und erfahren. Darum bestätige: Alles ist Gott!

 

Bewusstsein als schöpferische Macht

Materie, Energie, Gedanke sind verschiedene Zustandsformen des gleichen unendlichen Bewusstseins. Sie sind Schöpfungen innerhalb Seiner Selbst - der einen höchsten absoluten Existenz, des einen Bewusstseins - Gott. Darum bestätige: Alles ist Gott!

Alles, was wir sehen, berühren, wahrnehmen oder erfahren, ist Gott. Diese Tatsache möge unser ganzes mentales, emotionales und bewusstes Leben dominieren.

Kultiviere fortwährend diese Schau, dieses Verstehen, diese göttliche Sensitivität, für die alles Gott ist. Lasse diese Wahrheit, dass alles Gott ist, von allen Deinen Triebkräften Besitz ergreifen, lasse sie Deine Gedanken motivieren, Deine Gefühle leiten, Deine Erfahrungen bestimmen. Lasse diese Wahrheit Deinen Willen regieren und Dein Bewusstsein ausfüllen! Lasse sie Vorrangstellung einnehmen in Deinen Gefühlen und Deiner inneren Reaktion der ganzen subjektiven und objektiven Umgebung gegenüber.

Das Metaphysische ist grösser als die Materie. Während das metaphysische Prinzip das Stoffliche transzendiert, schliesst es dieses auch in sich ein, erhält es und überschreitet es zugleich. Gott ist grösser als die Welt. Er umfängt sie und erhält sie. Wie sollen wir nun erkennen, dass Gott alles und alles Gott ist, dass alles in und aus Gott ist? Ein wenig Weisheit kann uns befähigen, diese Wahrheit zu akzeptieren. Ein wenig intelligentes Denken, ein wenig Glaube wird uns von dieser Wahrheit überzeugen. Nehmen wir einmal an, Herr Kaufmann träume, dass er mitten durch eine grosse Stadt schreite. Ein schöner See befindet sich in der Nähe, und er schwimmt in diesem See. Woraus nun besteht die Stadt, der See, die Luft, die er atmet, der Raum, in dem er sich bewegt, die Menschen, die er sieht? Aus Bewusstsein im Traumzustand - aus dessen eigener Substanz.

Im Kopf unseres Träumers namens Kaufmann befindet sich nichts als das eine Bewusstsein. Dieses hat die Stadt mit allem anderen darin erschaffen. Daher ist es nur die Feststellung einer Tatsache, wenn gesagt wird, dass alle diese Dinge letztlich Bewusstsein sind.

So sind auch die ganze Schöpfung, die Erde, der Raum, die Welt mit allen ihren Objekten und Menschen - Schöpfungen des höchsten göttlichen Bewusstseins. Sie sind aus und in diesem Gott, aus Seiner eigenen Substanz und nach Seinem eigenen Bilde geformt. Darum bestätige: Alles ist Gott!

Sollte unser Träumer sich im Traume plötzlich bewusst werden, dass er träumt, könnte er sofort erkennen, dass sein ganzer Erfahrungsinhalt nur eine Erscheinung seines eigenen träumenden Bewusstseins ist. Und genau so sehen jene, die reinen Herzens sind, die erwachte Intelligenz, die Weisen, überall Gott oder das eine göttliche Bewusstsein, das hier als Erde, dort als Himmel, hier als Holz, dort als Metall, hier als Menschheit und dort als Natur in Erscheinung tritt.

Alles ist Gott! Lass diese Wahrheit zum Bestandteil Deiner täglichen inneren Erfahrung werden und mache es Dir zur Übung, immer wieder aus ganzem Herzen zu sprechen: Alles ist Gott! Lass dieses Wahrnehmen des allgegenwärtigen Gottes in allen Wesen und Dingen still Deinen ganzen Lebensplan beseelen und damit das Ziel Deines bewussten Wachsens und Reifens, Deiner Entfaltung und Evolution bestimmen und alle Handlungen Deines täglichen Lebens inspirieren und erheben.

 

Schritt um Schritt muss die innere Entwicklung weitergehen

Der Evolutionsprozess umspannt eine lange Strecke Weges, und wir müssen unserem Wachstum und unserer Entwicklung immer neue Dimensionen hinzufügen. Unser ganzes Leben soll zur allumfassenden Liebe werden. Alle unsere emotionalen Kräfte und Energien, alle Strahlen unserer bewussten Intelligenz müssen gesammelt und wie in einem Brennspiegel auf das Unendliche, die allsehende Gottheit, das Licht aller Lichter, auf Gott gerichtet werden. Lasst uns mehr und mehr in den Besitz des vollen ekstatischen Gottbewusstseins gelangen. Dieses Licht soll hell aus unseren Augen strahlen, während wir hier in dieser geschäftigen und schwierigen Welt leben und der ganzen Schöpfung die Strahlkraft unserer reinen göttlichen Liebe zukommen lassen. Jede Zelle unseres Körpers und unseres Blutes soll vom Gottbewusstsein künden! Unser ganzes Wesen soll vom göttlichen Bewusstsein erfüllt, durchdrungen und erhoben sein!

 

Im höchsten Bewusstsein sind wir miteinander verbunden

Lasst uns niemals vergessen, dass wir im inneren göttlichen Bewusstsein durch organische Beziehungen untereinander verbunden sind, und zwar nicht nur untereinander, sondern auch mit dem höchsten göttlichen Bewusstsein selbst. Es ist nicht möglich, dass sich jemand in Australien in seinem Bett auch nur umdreht, ohne dass wir zur selben Zeit hier auf die eine oder andere Art davon berührt werden. Es ist nicht möglich, dass irgendein Tier ein anderes angreift, ohne dass sich dies zur gleichen Zeit bei uns anzeigt und in Bildern projiziert. Es ist nicht möglich, dass himmlische Wesenheiten sich unterhalten, ohne dass es sich im gleichen Augenblick in unserem inneren Bewusstsein kundtut. In Gott sind wir alle eins. Alle sind eins in der letzten Wirklichkeit, in jenem Sein, das allein ALLES ist, allein zählt und ohne das nichts existiert. Das Allgegenwärtige ist hier. Das Zeitlose ist das ewige Jetzt.

Alles ist in jedem und jeder in allem. Dem ist so, weil es nur ein einziges, unendliches, grenzenloses und absolutes Bewusstsein gibt. Alles in mir ist überall, und wo immer etwas ist, ist es auch hier bei mir. Ich bin nicht ich selbst. Es ist eine Kraft im Herzen, die mich führt und leitet, die mein Selbst, mein Gott, mein Alles ist. Das Licht, das in entfernten Räumen die Sterne strahlen lässt, ist das gleiche Licht, das aus meinen Augen leuchtet, und ebenso ist es in jedem anderen Menschen. Jeder Mensch ist seinem inneren göttlichen Wesen nach ein integraler Teil des unendlichen Gottes. Als menschliche Wesen gehören wir zu den grössten Lieblingen des allerbarmenden Herzens Gottes. In unserem inneren Sein können wir nicht von Seinem Wesen und von Seinem Herzen losgelöst werden. Wir sind Erben der Allwissenheit und Allmacht Gottes. Das Herz der Gottheit ist beständig aufs höchste an unserem Glück und Wohlergehen interessiert. Gott ist das Meer des Lichtes und der Liebe. Wir befinden uns in Ihm, und Er in uns. Das ist die Wahrheit.

 

Erfahrung der Einheit mit Gottes vollkommenem Sein, das grosse Ergebnis der Meditation

Höhere Erfahrung wird Dir diese Wahrheit erschliessen, und diese Erfahrung wird Dir durch Meditation über den letzten Urgrund allen Lebens zuteil - Gott. Und morgen wirst Du Worte der Weisheit sprechen, die zugleich Worte der Liebe und des Lichtes sind. Wenn wir in den reichen kontemplativen Zuständen des leuchtenden inneren Wesens voranschreiten und höhere Zustände des Bewusstseins erlangen, wird unser kleiner ohnmächtiger Wille verschwinden und der Wille des unendlichen Gottes in unserem Leben zu wirken beginnen. Unser kleiner grübelnder und zweifelnder Verstand tritt zurück und Gottes Geist, Seine Erkenntnis und Allwissenheit ergreifen von uns Besitz. Unsere kleine, unvollkommene und mühselige Existenz wird von Seinem allvollkommenen Leben und Dasein verschlungen. All das werden wir erfahren und sehen, es wird zum Teil unserer Erkenntnis und Weisheit.

 

Die Meditation eines Menschen, der sich völlig Gott ergeben hat

Meditation ist die führende Methode, durch die schon während unseres Erdenlebens dieser Zustand des Bewusstseins erreicht werden kann. Auch die grössten Heiligen haben meditiert. Wie meditierten sie? Was ist in ihnen in den höheren Zuständen des kontemplativen Bewusstseins vor sich gegangen?

Es gehört zu den Kennzeichen eines Heiligen, dass er sich den ganzen Tag der göttlichen Gegenwart bewusst ist. Den ganzen Tag behält bei ihm die Gottesliebe die Oberhand über alle sonstigen Regungen. Wenn er untertags und bei der Arbeit einen Wunsch hat, dann ist es immer wieder nur das Verlangen nach der Gotterfahrung. Unter den vielen Gedanken, die ihn während des Tages heimsuchen, kreist ein Leitgedanke dominierend, übermächtig und immer wiederkehrend um Gott und Seine Gegenwart.

Ein Heiliger ist ein Mensch, der von ekstatischer Gottesliebe durchdrungen ist. Die Wahl des äusseren Gottesbildes ist abhängig vom kulturellen Hintergrund. So liebt er etwa Gott als Jesus oder als Jahwe oder unter sonst einem Namen. Den ganzen Tag hindurch umkreisen seine Gefühle und Gedanken das Bild und den Namen Gottes. Auch wenn er auf der Strasse geht, ist er sich der göttlichen Gegenwart bewusst.

Als Beispiel wählen wir ein Herz der liebenden Hingabe, das die Gottheit in Jesu erkennt und erfährt und zwischen Jesus und Gott, Gott und Jesus keinen Unterschied mehr sieht, - diese Einheit ist selbst für jene, die es rein metaphysisch und geistig betrachten, eine Tatsache. In all seinem Tun und Lassen ist sich der Heilige mit Herz, Geist und Gemüt intensiv der Gegenwart Jesu in ihm, rund um ihn und in anderen Menschen bewusst. Hundert andere Gedanken mögen auf ihn einstürmen, sie alle haben kein Glück bei ihm, da sein Geist nur vom Gedanken an Jesus erfüllt und belebt ist.

 

Für das erleuchtete Bewusstsein gibt es nichts, das nicht Gott ist

Da sich der Heilige der Einheit Jesu mit dem allgegenwärtigen Gott bewusst ist und sein ganzes inneres Sein und Wesen, Fühlen und Denken von Jesus durchdrungen ist, offenbaren ihm alle Menschen und Dinge die Gegenwart Jesu. Im Taxifahrer sieht er Jesus, in den Blumen an der Strasse sieht er Jesus. Die Wolken und der Regen sind für ihn Jesus, und die fallenden Schneeflocken lassen ihn Jesus erblicken. Auf diese Weise ist sein Bewusstsein ständig vom Gedanken an Jesus beherrscht. Nimmt er, nach Hause zurückgekehrt, ein Bad, wird dieses durch seine innere Einstellung und geistige Haltung, durch seine Gottesliebe zu einer Art Taufe, zu einer umwandelnden und erhebenden Handlung. Das Wasser ist heiliges Wasser. Seine Hände sind Jesus geweihte Hände. Erweist er irgend jemandem oder auch sich selbst einen Dienst, erweist er ihn Jesus. Jede kleinste Handlung des Lebens wird zum Sakrament. Setzt er sich zu Tisch, um Nahrung zu sich zu nehmen, ist es das Abendmahl für ihn. Jesus ist in ihm und Jesus ist in all jenen, die mit ihm zu Tische sitzen. Er bietet die Nahrung im Geist von ganzem Herzen und aus innerem Erleben heraus Jesus an und nimmt sie als Verpflichtung gegenüber jenem Jesus zu sich, der in ihm ist. Sein Haus und seine Wohnung sind ihm eine Kirche. Wo immer er sein mag, der Ort der Anbetung und Gotterfahrung ist gerade da, wo er ist.

 

Die Fruchtbarkeit einer solchen Meditation

Wenn sich ein solcher Mensch am Ende seines Tagewerks zur Meditation hinsetzt, was geschieht? Blickt er nach innen, sieht er Jesus. Blickt er nach aussen, sieht er Jesus auch da. Sollte während der Meditation ein Gedanke oder Bild auftauchen von irgend jemand, den er sah, und sein Schauen auf Jesus stören wollen, kehrt er sofort zu der Gestalt Jesu zurück, die im Mittelpunkt seines Bewusstseins steht, um die es kreist, worauf die andere Form, die eindringen und seine Aufmerksamkeit fesseln wollte, mangels innerer Zuwendung wieder verschwindet. In seinem ganzen inneren Bewusstsein steht er in der Meditation nun vor Jesus. Von Angesicht zu Angesicht schaut er Jesus, den er verehrt und liebt, Jesus, dessen Gegenwart, Macht, Kraft und Liebe er den ganzen Tag über fühlte, Jesus, der Gegenstand seiner Ekstase ist, Jesus, das Ziel seines Lebens, Jesus, das Zentrum all seines Wissens und Wesens, Jesus, die unendliche Liebe, Jesus, der Vater, die Gottheit Selbst, die alles enthält, das sich je offenbart hat. Dabei ist er sich der äusseren Welt nicht mehr bewusst. Jesus steht vor ihm voll Licht. Seine Gegenwart ist eine ständige Inspiration. Alles im Herzen dieses betenden Heiligen sehnt sich nach einer tiefen Vereinigung mit dieser Liebe, diesem Licht, das Jesus ist. In diesem Zustand der Meditation, mit geschlossenen Augen, sieht, fühlt, erkennt und erlebt er nur Jesus.

Verharrt er in diesem Bewusstseinszustand eine halbe Stunde lang, erwärmt sich sein ganzes Inneres durch die seelische Energie, die von der Beständigkeit des strahlenden und erhebenden, allein auf Jesus gerichteten Gedankens erzeugt wird. Alles in ihm ist von dem Licht beherrscht, das von der lebendigen, Antwort erteilenden und geistig emporhebenden Gestalt Jesu Christi ausgeht. Alles in ihm ist geöffnet und von der Liebe und Kraft des allmächtigen Jesus durchdrungen. Wo sollte da noch ein anderer Gedanke Platz haben? Wo bleibt in diesem Zustand der Meditation noch Raum für ein anderes Gefühl? Oder für die Wahrnehmung von Zeit, Raum und Umwelt? Die Zeit im physikalischen Sinn nimmt ausserhalb seiner selbst ihren Verlauf, er aber ist sich weder der Zeit noch des Raumes noch irgendwelcher Gedanken oder Bilder bewusst.

 

Die läuternde Wirkung einer solchen Meditation

Die Kräfte der Liebe im Herzen dieses Heiligen steigen in einer intensiven Form aufwärts. Er ist sich Jesus als jemand bewusst, der alles gewahrt, allwissend und allmächtig ist. Er ist sich Jesus bewusst als eins in seinem unsterblichen göttlichen Herzen mit der unendlichen Liebe, die alle Formen der Existenz im ganzen Universum erhält. Indem er in diesem Erfahrungszustand verweilt, wird der ganze psychologische Unrat, wird all der Schmutz im unterbewussten Gemüt ohne sein Wissen von selbst ausgebrannt. Sein Atem wird heilig. Sein Leben wird in einen Punkt göttlicher Macht verwandelt. Seine Gegenwart ist ein Segen für die Welt. Alles in ihm dreht sich ständig um das Licht und die Liebe des Vaters im Himmel, der für ihn in Jesus Christus und als Jesus Christus besteht. Er ist in Kommunion mit Jesus Christus.

Wenn seine Seele, sein inneres Sein im unendlichen Lichte Jesu schwimmt und sein ganzes inneres Herz durchdrungen ist von unbeschreiblicher Freude, wenn das innere Gemüt sich endloser Heiterkeit und Ruhe überlässt, werden seine Erfahrungen zu immer höheren Erfahrungen. Eine Intuition nach der anderen wird ihm zuteil. Eine Offenbarung nach der anderen wird ihm geschenkt. Das Mysterium des Menschen und die Beziehung der inneren Seele mit Gott wird ihm offenbar.

Wenn sich dieser Zustand Tag um Tag in bestimmten Stunden der Meditation fortsetzt, wird sein inneres Wesen so strahlend und erleuchtet, dass in seinem bewussten Sein höhere Kräfte ihre Selbsttätigkeit und ihren spontanen Ausdruck finden. Wenn diese höheren Kräfte in seinem erhobenen und gereinigten Wesen wirksam werden, beginnt er, die Stimme Jesu zu hören, und wird machtvoll in seiner weiteren Entwicklung und Entfaltung gelenkt. Jesus versichert ihm direkt: "Ich bin bei Dir. Ich bin Stille. Ich bin in Dir!"

Wird diese intime Beziehung mit Jesus in der Meditation Tag für Tag während einiger Jahre aufrechterhalten, wird als Resultat alles, was nicht göttlich ist, restlos umgewandelt in ein vollkommen göttliches Bewusstsein, und Jesus wird Sich als der Heilige selbst offenbaren.

 

Gott wirkt im Menschen, der aus innigem Gottbewusstsein heraus lebt und arbeitet

Von diesem Tag an wird Jesus oder Gott durch einen solchen Menschen wirken und schaffen. Von diesem Tag an ist dieser Mensch nicht mehr er selbst. Ein Licht, von seinem kleinen Ich verschieden, ist an seine Stelle getreten. Eine Macht und eine Gnade, die nicht ihm selbst zugehören, wirken in ihm. Der Herr lebt in ihm, und die Eigenschaften des Herrn werden durch ihn wirksam. Für unerleuchtete Augen jedoch ist er scheinbar der gleiche Mensch wie zuvor.

Wenn der Heilige aus seiner Meditation zurückkehrt und seine täglichen Pflichten und Tätigkeiten aufnimmt, wird sein Tun und Wirken machtvoll durch seine innere Erfahrung im Meditationszustand beherrscht. In allem sieht er Christus. Befindet er sich unter Menschen, dann berichten ihm seine leiblichen Augen von einer Anzahl Menschen in farbigen Kleidern, sein inneres Wesen und Bewusstsein jedoch gewahrt die göttliche Gegenwart in all jenen Gestalten, und wenn der Heilige durch die Strassen geht, ist sein Herz eifrig dabei, allen Menschen, denen er begegnet, köstliche duftende Blumen zu streuen.

Die tägliche Erfahrung des Heiligen wird von Gottes Liebe und Gnade geleitet. Spricht er mit einem Menschen, wird die Unterredung von dem inneren Bewusstsein der Gegenwart Jesu geführt und beherrscht. Ein Teil seines Sinnens und Fühlens ist gänzlich auf Jesus gerichtet. Ein Teil seines Bewusstseins ist sich des Lichtes, der Macht, der Gegenwart und Gnade Jesu völlig gewahr, während er mit dem anderen Teil mechanisch mit seinem Gegenüber spricht. So wird er den ganzen Tag hindurch in allen Umständen und Verhältnissen, in sozialen Erfahrungen jeder Art von dem zentralen und dominierenden Gedanken an die Gegenwart, Macht und Liebe Jesu Christi angezogen und eingehüllt. Die Menschen sind für ihn nicht länger Menschen, sondern Offenbarungen Jesu Christi. Was immer sie für andere sein mögen - für seinen Blick und für seine Erfahrung sind sie Jesus. Andere mögen sie als Sünder abtun - für den Heiligen gibt es keinen Sünder. Wenn er jemandem auf der Strasse in die Augen blickt, sieht er durch das Licht jener Augen Christus. Ob ein Gesicht schön oder hässlich ist - es ist das Antlitz Jesu Christi, das Gottesantlitz, das ihn anblickt.

 

Das innere Wesen des Heiligen

Das soziale Verhalten des Heiligen ist von seiner grossen inneren geistigen Erfahrung geprägt. Etwas in seinem Herzen drängt ihn, für das Wohlergehen, die Freude, das Glück aller zu beten. Etwas in seinem Herzen segnet sie, erhebt sich in Verehrung für sie und fordert unaufhörlich vom unendlichen Sein mehr Gnade für sie, mehr Glück, mehr Licht für sie. Das ist der Zustand eines Heiligen. Sein von universaler Liebe erfülltes Herz findet seine Erfüllung in der göttlichen Erleuchtung. Wem wäre es da möglich zu behaupten, dass ein unreiner Gedanke in ihm aufsteigen könnte? Wer wollte da sagen, dass ein solcher Mensch, der vom Bewusstsein Jesu oder Gottes erleuchtet ist, in irgend jemandem etwas Schlechtes sehen oder das innere göttliche Wesen in anderen nicht erkennen könnte? Kann eine kritische Vernunft und ein gesunder Menschenverstand annehmen, dieses Herz fürchte sich vor dem Tod? Könnte dieses Herz, für das kein Tod existiert, irgend sonst etwas auf der Welt fürchten? Ein solcher Mensch ist gänzlich von Erleuchtung, Licht und Liebe beherrscht. Er ist selbst Licht und Liebe geworden.

 

 

12. Kapitel

Liebe ist alles

Die Welt ist aus Liebe erschaffen

Die Welt ist Gottes Welt. Sie wurde durch Seine Liebe erschaffen. Sie wird durch Seine Liebe erhalten. Liebe bedeutet Gott in Wirksamkeit. Gott, wie Er Sich offenbart, ist Liebe. Das Licht Gottes ist Liebe im Selbstausdruck. Wo wirkliche, makellos göttliche Liebe durch eine menschliche Persönlichkeit zum Ausdruck kommt, sehen wir etwas vom Reiche Gottes offenbar werden.

Liebe ist Licht, Schönheit, Güte, Frieden, Weisheit, Wahrheit, Gott. Sie ist wie das weisse Licht, das sich in die herrlichen Farben des Regenbogens aufteilt. Die Natur wird durch die verborgene Schönheit Gottes, der Mensch im Bilde der Wahrheit erschaffen.

Die Welt ist voller Uneinigkeit und Ruhelosigkeit, voll von Kriegen und Problemen, voll von Sorgen und Nöten, Elend und Jammer, weil die Liebe aus dem menschlichen Leben verbannt wurde, durch menschliche Unwissenheit und menschliche Selbstsucht. Wo die Liebe ist, herrscht Harmonie, Glück, schöpferisches Wirken, Fortschritt, Gedeihen und wahre Erfüllung, Wohlergehen. Wo Liebe ist, da ist Weisheit, Geduld, wahre Kraft und Freiheit.

Indem die menschliche Natur sich von der Liebe lossagt, ruft sie Kriege hervor, Ungerechtigkeit und Grausamkeit. Dass Menschen sich von Hass beherrschen lassen und die Liebe ihnen fremd geworden ist, lässt sie ungerecht werden, grausam, destruktiv, so dass Zwietracht und Disharmonie durch Entfesselung von Kriegen verheerende Folgen zeitigen. Die ganze Natur reagiert auf Hass, auf Ungerechtigkeit und Bosheit der Menschen. Alles fällt auf den Menschen zurück, so dass ihm alle möglichen Schwierigkeiten erwachsen.

 

Was die Liebe alles vermag

Wo Liebe wirkt, ist Harmonie, Friede, Freude, schöpferische Aktivität, Weisheit, stille göttliche Macht und Gnade.

Liebe lässt sich durch nichts beeindrucken, sie siegt über alles, überwindet alles, ist allen Situationen gewachsen und meistert jede Lage - ganz still und unbemerkt. Ihrer eigenen Wahrheit bewusst, lässt sie sich von der Macht des Feindes nicht in Aufregung versetzen, wie gross und gewaltig diese auch sein mag. Auch von offensichtlichen Anfangsschwierigkeiten, Prüfungen und scheinbaren Fehlschlägen lässt sie sich nicht irremachen, denn sie tragen in Wirklichkeit den Sieg schon in sich.

Die Liebe verfügt über eine Weisheit, die jedes Problem zu lösen vermag. Sie verfügt über grosse Geduld und kann warten, bis Tropfen um Tropfen ein Meer ergeben. Die Liebe ist von königlicher Würde, tapfer im Geist, unzerstörbar im Wesen, von göttlicher Natur. Sie klagt nicht und richtet nicht. Sie verwandelt alles, was sie berührt. Sie beherrscht alles, worauf sie ihr Licht ergiesst. Sie ist voll Verständnis und Entgegenkommen - und dennoch sieghaft, wie es dem Licht, der Wahrheit und Gott eigen ist. Die Liebe verfügt über unerschöpfliche Quellen und Kräfte.

In den Augen der Liebe ist die Welt schön, ist jeder Mensch wunderbar und unseres Dienstes würdig. Die Liebe trägt die Kraft in sich, die Welt zu verklären, so dass sie schön wird. Sie besitzt eine alles überwindende Sanftmut und Weisheit, die dem schlechten Menschen seine Gehässigkeit austreibt und einen Engel aus ihm macht. Wo die Liebe nur begrenzt und menschlich ist, führt sie nicht immer zum Ziel und erlebt dann mit Recht ihre Fehlschläge. Doch ist das auch keine wirkliche Liebe, sondern hat nur den Anschein von Liebe.

Die Liebe nimmt die Welt mit dem Herzen Gottes wahr, sieht die Welt durch die Augen Gottes. Die Liebe befähigt uns, in der Welt das Leben Gottes zu leben. Sie atmet Frieden, strahlt Weisheit aus und verbreitet Licht. Ihr Wesen ist Wahrheit.

 

Die Liebe ist göttlich und Jesus ist die herrliche Verkörperung der Liebe

Die Liebe ist die unauslöschliche Flamme im inneren Wesen des Menschen. In den Bösen ist sie völlig verborgen. Bei den Guten schimmert sie durch ihre Verhüllung hindurch. Im Reinen tritt sie völlig zutage.

Dieses Feuer der Liebe trägt Schönheit, Kraft, Kunst, Wissenschaft, den Himmel, die Vollkommenheit in sich. Es selbst ist Gott. Gott ist Liebe. Die lebendige Gegenwart dieser Liebe in unserem Wesen weckt unser Aufwärtsstreben, veranlasst uns, Gutes zu tun, drängt nach höherem Wissen, löst in uns den Wunsch nach Vollkommenheit aus und bringt unseren Willen und unsere Energien in Bewegung, um durch Überwindung menschlicher Begrenzungen nach wahrer Freiheit, Frieden und Erleuchtung zu streben.

Wenn Gott nicht Liebe wäre, wäre unser Atem Schmerz, unser Leben endloser Jammer. Aus Liebe sind wir geboren, durch Liebe am Leben erhalten, durch Liebe werden wir auf immer und ewig fortbestehen.

Wäre Gott nicht Liebe, hätten menschliche Liebesregungen und Sympathien keine Grundlage. Wäre Gott nicht Liebe, hätte die Blume nicht Farbe noch Duft und läge im Leben nicht der Wunsch nach Fortdauer, gäbe es nicht Glaube, Hoffnung und Vertrauen.

Wäre Gott nicht Liebe, hätte auch Vertrauen keinen Bestand, Schönheit keine Realität, das Leben keine Bedeutung. Liebe ist alles. Jesus Christus ist eine Verkörperung der Liebe, dieser wunderbaren Liebe Gottes. Er ist die unendliche Liebe in Person. In Ihm offenbart sich die Liebe Gottes, die der Menschheit Erlösung, Heil und Erleuchtung zuteil werden lässt. Sein Leben und Seine Lehre sind ein herrliches Zeugnis für die göttliche Liebe.

 

Liebe ist eine universale Tugend, eine allumfassende Kraft und ein alles umwandelndes Licht

Unsere Erlösung besteht in unserer Fähigkeit, in stets wachsendem Ausmass Liebe auszudrücken. Unsere schwache menschliche Natur wird von der wunderbaren Stärke, Kraft, Gnade und Schönheit erfüllt, sobald sie von Liebe erleuchtet wird.

Liebe birgt jede nur denkbare Tugend in sich. Sie erhebt das menschliche Individuum über die Begrenzungen des menschlichen Lebens. Sie verklärt den menschlichen Charakter. Wenn die umwandelnde göttliche Liebe in uns wächst und aus unserem Herzen allen Wesen entgegenströmt, ist Christus in uns geboren, für uns sichtbar geworden, und unsere geistige Aufnahmefähigkeit und Wahrnehmungskraft entfalten sich. Wir beginnen, Christus und Gott überall zu schauen.

 

Die Liebe entfaltet geistige Anlagen

Wenn die Liebe in unserem Herzen erwacht, bringt sie eine Anzahl geistiger Fähigkeiten zur Auswirkung, und mit dem Beistand dieser höheren Kräfte erfassen wir die geistige Welt in, um und über dieser materiellen Welt.

Die Aussenwelt ist eine unbestreitbare Realität für die leiblichen Sinne. Gott und die Liebe Gottes sind ebenso unbestreitbar wirklich für die geistigen Empfangsorgane in uns. Wenn ein Mensch von Lieblosigkeit und folglich auch von moralischer Unvollkommenheit beherrscht ist, sieht er angesichts der Welt überall Hass, Irrtum und Leiden dominieren. Er sieht die negativen Kräfte und trägt zu ihrer Verstärkung mit bei. Werden indessen die höheren Eigenschaften, durch die sich Liebe kundtut, im täglichen Leben wirksam, gewahrt der Mensch die höheren Dimensionen der Welt. Er erkennt die höheren Wahrheiten, die allem Sein zugrunde liegen, die wirklicher sind als die niedrigere Ordnung der äusseren Gegebenheiten, und die deshalb auch die Kraft in sich tragen, letztere zu verändern.

Wenn die Liebe von unserem Herzen und unserem Leben Besitz ergreift, entzündet sich in uns eine neue geistige Sichtweise. Alle Geschöpfe, gross und klein, sind uns dann Geschwister. Wir haben auf einmal Geduld. Wir besitzen einen Glauben, der Berge versetzt. Wir tragen einen Frieden in uns, der jedes Verstehen übersteigt.

 

Die Liebe ist das Licht der Welt

Ein Christ ohne Liebe ist ein Widerspruch in sich selbst. Tatsächlich wird der Charakter eines wahren Christen ganz wesentlich von der Liebe geprägt und beherrscht. Christliches Wesen und Lieblosigkeit sind reine Gegensätze.

Die Liebe bringt erstaunliche Geduld auf. Sie ist voll Verständnis, Ruhe und Güte. Sie verleiht eine Kraft, die selbst Bosheit in begeisternde Liebe verwandelt.

Die Liebe ist wie das Meer, das all den hässlichen Unrat der Flüsse in sich aufnimmt und in durchsichtig klares Meerwasser verwandelt. Die Liebe nimmt ihren eigenen Himmel selbst noch in die Hölle mit, und augenblicklich verwandelt sich die Hölle in den Himmel, in gleicher Weise, wie das Dunkel im Raum sich in Licht verwandelt, sobald nur Licht darin aufleuchtet.

Die Liebe wird nie müde, denn sie ist stets neu, ihre Kraft ist unerschöpflich. Wenn sie einen Menschen beseelt, dann wird er weise, schön, gross und stark durch göttliche Kraft. Die Liebe macht aus uns einen Künstler des Geistes und der Schönheit. Sie verwandelt uns in Genies voll intuitiven Wissens und Wahrheitserkenntnis. Sie macht Riesen aus uns, wenn es gilt, die vorübergehenden Tücken der Umstände zu ertragen. Sie ist wahrhaft göttlich und die antreibende und erhaltende Kraft hinter jeder wertvollen, schöpferischen, aufbauenden und erleuchtenden Arbeit.

Das Herz des Christentums und seine Seele, das unsterbliche, unvergängliche Wesen des Christentums, das wir in Jesus Christus verkörpert finden, ist Liebe, ist Licht, das Licht der Welt. Es erlöst, befreit, erhebt. Es vergöttlicht unser Leben. Es verleiht uns die Furchtlosigkeit und den unbezwinglichen Geist, der einen heiligen Paulus beseelte.

Die Liebe macht aus uns einen Mittelpunkt allumfassender kosmischer Gefühle. Die Liebe trägt Wachstum in sich. Sie weitet sich aus. Sie ist eine Macht in sich. Sie lässt uns eine Persönlichkeit von der schlichten Grösse eines heiligen Franziskus werden, der mit den Vögeln sprach. Wir finden dann einen Freund in jedem Lebewesen. In jedem sehen wir unser eigenes göttliches Bild, das Bildnis Gottes in uns, nach dem unser inneres Wesen geformt ist. Es ist ein und dasselbe in allen. Es ist in jedem. In ihm liegt das Königreich des Himmels beschlossen. Unser Vater, der im Himmel ist, dieser Vater ist im Königreich des Himmels in uns.

 

Wachstum in der Liebe schenkt Gotterkenntnis und Glückseligkeit

Das Ewige, der göttliche Vater, ist in dem Bildnis enthalten, nach dem Er unser inneres Wesen erschuf. Er ist allwissend. Er ist unendliche Liebe, Schönheit und Milde. Wir lernen Ihn kennen, sobald wir in der Liebe wachsen, die Er Selbst ist. Und die wachsende Liebe in uns bewirkt zunehmenden Glauben, wachsende Hingabe an das, was unendlich schön, unendlich friedvoll, unendlich liebenswert ist. Unser Leben wird immer reicher und reicher an Einsicht, reiner in der Kraft der Heiligkeit, reicher an Glück, einem Glück, das nicht aus den Sinnen, sondern aus der göttlichen Erkenntnis geboren wird. "In Deiner Gegenwart ist die Fülle der Freude!" So drückt es die Bibel aus. Diese Gegenwart Gottes wird zur lebendigen Wirklichkeit, sobald die Liebe in uns zunimmt. Wir werden empfänglich für die Gottgegenwart. Die ganze Welt ist in ein neues Licht für uns getaucht. Wir sind erneuert in Seele und Geist. Es ist das die Erneuerung der Seele und des Geistes, von der auch der Apostel Paulus spricht.

Durch die Kraft der Liebe werden wir geläutert. Unser Leben wird reicher, reicher an moralischen Qualitäten, reicher an jeder göttlichen Eigenschaft. Unsere Intelligenz wird strahlend.

 

Das Wesen der spirituellen christlichen Intelligenz

Die wahre spirituelle christliche Intelligenz ist keineswegs unvernünftig, sondern vielmehr übervernünftig. Sie ist durch grösste Vernunft gekennzeichnet, weil sie im Zusammenhang steht mit der Wahrheit, welche Gott ist, mit der Liebe, die Gott ist. Sie ist durch Liebe geläutert. Sie ist von Beschränkungen und störenden Faktoren befreit. Sie ist lichtvoll, klarsichtig, ihre Stimme vergeht nicht. Ihre Logik ist unfehlbar.

Die Gedanken der christlichen Heiligen und der grossen Apostel sind unvergänglich. Ihr Verhalten erhebt sie über die menschliche Stufe. Sie sind beseelt von der Liebe zu Gott, dem Glauben an Gott, dem Wissen von Gott, das aus einer lebendigen Erfahrung Seiner Gegenwart hervorgeht. Sie haben die Kraft lebendiger geistiger Erfahrung in sich.

Die Liebe ist es, welche die Kirche in unserem Herzen wie die Kirche ausserhalb erbaut. Wenn wir wirkliche Gottesliebe entwickeln, wird die Welt für uns zur Kirche, wo wir Gott begegnen, Ihn grüssen und anbeten, in jedem und allem. Wenn wir dann aus der Kirche heraustreten, tragen wir auch im Herzen eine Kirche mit uns. Unsere Erfahrung der Gottgegenwart wird dann überwältigend und intensiv.

 

Der wahre Christ umspannt mit seinem Mitgefühl die ganze Welt

Das Mitgefühl des wahren Christen erstreckt sich auf die ganze Welt. Die ganze Menschheit ist ihm Betätigungsfeld und Gelegenheit, im Dienen seine Liebe zum Ausdruck zu bringen. In den Augen des wahren Christen verschwinden die Unterschiede von Rassen, Kulturen und Glaubensweisen. Alle sind ihm Kinder Gottes, alle haben das erleuchtende Christuslicht nötig. Alle haben es nötig, dass ihnen mit der erlösenden und umwandelnden Liebe Jesu Christi gedient wird. Alle sind es wert, dass man ihnen das Brot der göttlichen Wahrheit reicht, die im Neuen Testament enthalten ist. Für den wahren Christen gibt es nicht Jude und Heide. Wie das Neue Testament darlegt, werden keine Unterschiede zwischen Mensch und Mensch gemacht. Die Liebe überwindet Schranken und Zäune.

In dem Masse, als diese allumfassende universale Liebe sich dem Grad annähert, in dem sie Jesu Herz erfüllt hat, gewinnen wir Gotterkenntnis und sind Erben des Himmelreichs zusammen mit Jesus Christus. Diese Liebe will wachsen. Darin liegt Sinn und Kraft des Lebens, seine Essenz.

Die verschiedenen Fähigkeiten, Kräfte und Möglichkeiten, die im Bilde Gottes in jedem von uns verborgen liegen, gelangen entsprechend unserem Wachstum in der Liebe zum Ausdruck. Gott kann nicht erfahren werden, ohne dass wir Liebe entwickeln. Die Liebe wächst in dem Mass, als die Reinheit unseres Wesens zunimmt. Glaube, Gebet, Meditation und Dienst steigern die Glut der göttlichen Liebe in unserem Herzen.

Das Studium der Bibel und die Aneignung ihres geistigen Gehalts vermehrt unsere Liebe, erhellt unser inneres Wesen und beseitigt die Hindernisse, die dem Ausdruck der göttlichen Liebe im Wege stehen.

 

Das wahre Wesen und die Auswirkungen der Liebe

Wenn wir mit den Augen der Liebe die Menschen betrachten, sehen wir in ihnen unsere Brüder und Schwestern. Eine köstliche Freude ergreift dann Besitz von uns, und wir lassen uns von nichts mehr umwerfen. Wir haben dann die Geduld eines Engels und ebensolchen Frieden.

Liebe ist die wesentliche Eigenschaft des Gottesbildes in uns. Je selbstloser unsere Liebe ist, umso strahlender, kraftvoller, göttlicher ist sie. Da die Liebe eine Eigenschaft unseres inneren göttlichen Bewusstseins ist, bringen sich umso mehr geistige Kräfte und Fähigkeiten in unserem Leben zum Ausdruck, je tätiger wir in der Liebe sind. Wir werden immer mehr empfänglich für die Gottgegenwart, die überall ist. Die Natur offenbart uns dann überall eine göttliche Schönheit. Langsam verwandelt sich uns die ganze Welt ins Königreich des Himmels. Wie immer auch der Mensch im allgemeinen die Welt erfahren mag, für den von göttlicher Liebe Erfüllten ist sie ein Bereich Gottes, und jedes Wesen wird spontan durch sein weites Herz bereit sein, seine Liebe zu entfalten und zum Ausdruck zu bringen.

Wenn wahre Liebe unser ganzes Wesen ergreift und ganz von ihm Besitz nimmt, empfinden wir intensiv unsere Unsterblichkeit in Gott. Wir empfinden unser Einssein mit der Essenz in allen Geschöpfen. Wir beginnen, unseren Nächsten wie uns selbst zu lieben, in der starken Überzeugung, dass Gott, den wir anbeten, im inneren Bildnis Gottes in ihm wohnt.

Die Liebe verwandelt und erhöht nicht nur unser ganzes unbewusstes Sein und Wesen, sondern lässt auch unsere Gefühle universal und kosmisch weit werden. Sie macht unsere Intelligenz strahlend - weiter und strahlender noch, als es den Funktionen eines geübten und glänzenden Intellekts entspricht. Die Liebe ist die eigentliche Seele aller Heiligkeit und Heiligkeit ist eine normale und natürliche Eigenschaft des Atems Gottes in uns.

Unser Leben soll auf jene ideale Ebene emporgehoben werden, die Ausdruck der höchsten spirituellen Möglichkeiten in uns ist. Da wir aus den Händen Gottes hervorgegangen sind und das Bildnis Gottes in uns tragen mit allen Möglichkeiten des göttlichen Bewusstseins in uns, ist es unserer unwürdig und sollte als Schande betrachtet werden, wenn wir hinter dem Vorbild der Liebe und des Lichtes, das uns Jesus Christus gab, zurückbleiben.

Christ ist, wer beständig danach strebt, sich in seinem Verhalten und Wesen dem Ideal anzunähern, das in den unsterblichen Worten und Taten des völlig in Gott gegründeten Menschheitserlösers Jesus Christus verkörpert ist.

Gott ist überall. Er sieht alles. Er ist mit uns, in uns und um uns. Er ist von unendlich grösserer Realität als alle Materie, mit der wir jeden Tag umgehen. Es kommt der Tag, wo unsere Liebe so gross ist, dass uns eine lebendige Gotterfahrung zuteil wird und unser Herz mit Paulus bekennt, dass wir in Gott leben, uns bewegen und unser Dasein haben. Dann können wir auch von uns sagen, dass der Herr auf Schritt und Tritt uns von innen her stärkt.

Wir sind Kinder des Himmelreichs, Kinder des Lichts. Wir verwirken unser Anrecht auf diesen hohen Status, wenn wir aus Unglauben von der Herrlichkeit und Grösse der Lehre und Wirksamkeit des höchsten Erlösers Jesus Christus nichts wissen wollen.

 

Bereichere die Welt durch göttliche Liebe

Unser Erdenleben soll Stunde um Stunde reicher werden durch die Macht der Liebe, durch das immer noch wachsende Licht und den umwandelnden Einfluss der Liebe. Dann stehen wir auf heiligem Grund, wo immer wir stehen. Dann ist die Erde heilig für uns, wenn wir erleuchtet sind durch Liebe. Wir brauchen eine Liebe, die so gross ist, dass sie selbst Feinde in Freunde verwandelt.

Das Ende menschlicher Evolution liegt in der Vollendung des Lebens durch allumfassende göttliche Liebe. Wir haben ein Mass an Liebe nötig, das uns in Herz und Bewusstsein einswerden lässt mit aller Schöpfung. Wir brauchen jenes Übermass der reinen Liebe, dass Jesus Christus in uns geboren wird. Das ist unsere Bestimmung. Je eher wir dieses Ziel erreichen, desto besser für uns, desto besser für die Welt.

Wir sind lebendige Ebenbilder Gottes. Aus diesem Grund haben wir die schwere Verantwortung, allen Ernstes und getreulich in die Fussstapfen jener zu treten, die gross in ihrem Herzen und heroisch in der Wahrhaftigkeit sind, in die Fussstapfen jener edlen Seelen voll wahrer Weisheit, Frieden und Freiheit.

Lasst unser Herz das Zentrum eines Stroms von Gedanken und Gefühlen der Liebe und des Friedens sein! Lasst uns diese Liebe und diesen Frieden nach Norden und Süden, nach Osten und Westen aussenden! Lasst uns beste Wünsche und Wohlwollen ständig aus unserem Wesen ausstrahlen! Lasst uns in Liebe die ganze Schöpfung als unser eigen betrachten.

Die Liebe, die wir in uns tragen, soll unseren Körper, in dem wir leben, übersteigen; sie soll das unmittelbare Netzwerk von Beziehungen, in dem wir leben, übergreifen und sich auf die ganze Schöpfung erstrecken. Lasst uns lächeln mit den Blumen! Unser Leben soll erblühen in Liebe und in der Wahrheit. Lasst uns verborgen im Innersten unseres Herzens unsere Verehrung auf alle Wesen ausdehnen!

Lasst uns in unserem Glauben an Gott und in unserer Liebe für Jesus Christus, den geistigen Führer der spirituellen Evolution, die ganze Schöpfung uns zu eigen machen. Lasst uns die verschiedenen geistigen Eigenschaften, welche die Erde bereichern und aus unserem Leben einen Himmel machen, zum Ausdruck bringen!

Zahllos sind unsere grossartigen inneren spirituellen Möglichkeiten. Wir wollen nicht unterhalb ihrer Ebene leben. Wir sind nicht geboren, um zu sterben, sondern um das ewige Leben zu erlangen, auf das wir Anrecht haben. Wir sind Kinder der Unsterblichkeit. Je früher wir es lernen, in den Fussstapfen Jesus Christi zu gehen und in unserem Leben bis zu einem gewissen Mass die wunderbaren Eigenschaften, die Ihn charakterisieren, zu verwirklichen, desto besser ist es für uns und die Welt.

 

Der Friede der Welt beruht auf dem Frieden im Herzen des einzelnen

Wir dürfen uns nicht auf die anderen verlassen, wenn es darum geht, Frieden in der Welt zu stiften! Die herrliche Aufgabe, den Frieden auf Erden zu verwirklichen, muss durch unser Herz vollbracht werden, durch jedes einzelne Herz! Lassen wir Frieden von unseren Herzen ausströmen! Jeder von uns muss das Empfinden haben, für das Wohl und Wehe der Welt verantwortlich zu sein.

Wenn wir auch nicht in der Lage sein mögen, die ganze Welt zu erleuchten, können wir immerhin eine kleine Kerze sein, die das eigene Leben und das Leben um uns herum erhellt. Obgleich wir nicht in der Lage sein mögen, die Mächte der Zerstörung und des Krieges in der Welt aufzuhalten, die Machthaber grosser Nationen zu beeinflussen und den Frieden herzustellen, trägt doch jeder von uns in sich die Möglichkeit, Frieden um sich zu verbreiten durch Aussenden von Gedanken und Gefühlen des Friedens. So wollen wir uns kompromisslos für den Frieden einsetzen, der aus dem Glauben an den allsehenden und all-liebenden Gott hervorgeht.

Göttliches Blut fliesst in unseren Adern, und es wird durch unsere Christusliebe und unseren Glauben an Ihn bereichert. Keine Charaktereigenschaft, keine Verhaltensweise ist unser würdig, welche nicht christusgleich ist. Es liegt in der Verantwortung jedes einzelnen, den Glauben zu vertiefen und erstarken zu lassen, den Glauben an den Allmächtigen Vater, an Gott, der im Johannes-Evangelium als Liebe bezeichnet wird und von unserem inneren geistigen Herzen ganz unmittelbar im täglichen Leben als Liebe erfahren wird.

 

Wenn ich meine Augen öffne,

sehe ich nur eines: Gott.

Wenn ich meine Augen schliesse,

sehe ich nur eines: Gott.

Mit beiden Augen sehe ich immer nur eines: Gott.

Schaue ich auf viele Menschen,

erblicke ich doch nur eines: Gott.

Betrachte ich die vielen Dinge,

sehe ich nur eines: Gott.

 

Grenzenlos ist die Gnade und

das Erbarmen Gottes.

In Ihm findet mein Leben Erfüllung.

Mein Herz ist mit Seinem Herzen verwoben.

Wer mein Herz berührt, berührt Gott.

Wer Gott berührt, berührt mein Herz.

 

 

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Buch Nr. 1024 2. Auflage: Dezember 1990
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