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ZWEIMONATLICH

Jahr 41

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ


Aktuelle Ausgabe

September/Oktober 2007

 

 

INHALT

 Swami Omkarananda
Der innere Seher - Einleitung

Die Suche nach der Wahrheit des Selbst

Eine menschliche Rolle spielen zu wollen, ohne das Göttliche zu kennen, ist gefährlich.

Es macht uns hilflos wie ein trockenes Blatt, das vom Wind hierhin und dorthin geblasen wird.

Wenn unser Wesen rein und leuchtend geworden ist, haben wir eine spontane Erkenntnis unserer eigenen Todlosigkeit. Hunderte hatten eine solche Erfahrung. Ihre Schriften legen Zeugnis davon ab. Die Schriften der Welt sind voll von Berichten solcher Erfahrungen. Nicht nur Christus, sondern viele andere, die von der Gnade des Göttlichen berührt worden waren, haben erklärt, dass sie den Tod besiegt haben. Sie haben die äußere Welt überwunden, die Welt von Vergnügen und Schmerz, von Zeit und Raum, von Irrtum und begrenzter, relativer Wahrheit.

Versuche deshalb, wie du dir am besten eine tiefere und dynamischere Erkenntnis des wunderbaren Göttlichen Seins aneignen kannst, eine Erkenntnis des wirklichen Sehers in dir. Hast du einmal diese Erkenntnis, bist du höchst gesegnet, aber auf dem Weg dorthin musst du über alles bloß Menschliche hinauswachsen, sodass deine innere Weisheit sprechen kann:

"Ich bin unsterblich im Göttlichen. Meine Jugend ist ewig. Mein Leben ist immerwährend. Unter mir sind die allmächtigen Hände des Göttlichen ausgebreitet. Es gibt kein Alter für mich. Ich bin zeitlos. Das Alter gehört zum physischen Körper. Ich bin nicht dieser Körper."

 

Einleitung

Das in dir, was sieht und hört, ist der Logos des Herrn.
Es ist das Bewusstsein Gottes, des Vaters.

Hermes Trismegistos

Jahrhundert nach Jahrhundert haben zahllose Heilige und Weise, Persönlichkeiten wie Buddha und Jesus, oder Menschen mit tiefster philosophischer Einsicht und Wahrnehmung auf Grund ihrer Erfahrung übereinstimmend bestätigt, dass wir alle Formen und Verkörperungen des Göttlichen Bewusstseins sind.

Dieses Bewusstsein ist Träger zahlloser Kräfte, Energien und Möglichkeiten. Es ist unbedingt, unbegrenzt, unendlich. Es ist todlos und unzerstörbar. Es ist unsere Stärke. Unsere Persönlichkeit und unser Schicksal sind in diesem Bewusstsein begründet.

Es ist der Erhalter unseres ganzen Seins, der Erhalter von allem, was tief drinnen in unserer Seele ruht. Es ist das, was in Einheit mit der unbeschreiblichen, unsichtbaren Gottheit ist, die alles Manifestierte erhält, die alle erschaffenen Universen durchdringt. Dieses Bewusstsein ist die Wolke, die wir mit unseren Augen erblicken; es ist das, was allen Tönen, Formen, Namen und Farben zugrunde liegt. Es ist allschöpferisch und erhält alles, was ist, am Leben.

Wenn wir von der Höhe dieser Feststellungen und Erfahrungen in die Welt der modernen Psychologie mit all ihren verschiedenen Zweigen hinabsteigen, finden wir eine völlig andere Interpretation der Wirklichkeit vor.

Es wird uns zwar viel Information bezüglich unseres Gemüts, der Zwänge, die aus dem Unterbewussten aufsteigen, unseres Verhaltens und unseres Charakters geboten, doch finden wir nach genauerem Hinschauen, dass all diese durchaus nützlichen Informationen nicht sehr wertvoll sind, weil ihr Bild vom Menschen äußerst begrenzt und unvollständig ist und jeder Hinweis auf die in uns verborgene Wahrheit und deren Herrlichkeit fehlt.

Es liegt an uns, die Wahrheit uneres eigenen Selbst zu ergründen, und die Weisen aller Zeiten rufen uns dazu auf.

"Erkenne dich selbst!" ist das Gebot der Stunde; es ist der Ruf zur Auferstehung, zum Erwachen oder zur Erleuchtung -zur Erkenntnis und vollen Verwirklichung des eigenen göttlichen Selbst und all seiner Möglichkeiten und Kräfte.

Sri Swami Omkarananda

 

Ich bin alles, was war, was ist und was jemals sein wird. Niemals wird ein Mensch erkennen, was hinter meinem Schleier liegt.

Inschrift auf der Isis-Säule in Sai, Ägypten

Der Unwissende, der unter dem Einfluss der Gesetze steht, meint, alle Dinge unterscheiden sich vom Selbst. Wenn man aber in allen Dingen das Selbst erkennt, unterscheidet sich nicht einmal ein Atom mehr vom Selbst. Sobald wir in der Wirklichkeit leben, können sich unsere ehemaligen Taten, die in der Unwirklichkeit des Körpers wurzeln, nicht mehr auswirken, ebenso wie man nach dem Erwachen nicht mehr träumen kann.

Shankara

(788 - 820), indischer Philosoph und Weiser, bedeutendster Vertreter der Philosophie des Vedanta und der Lehre der Identität von Brahman und Atman. Sein Hauptwerk sind die Kommentare zu den Brahmasutras.

Das intentionale Bewusstsein durchbricht die cartesianische Subjekt-Objekt-Spaltung. Phänomenal zeigt sich das "Draußen" als Erscheinen-von-etwas in der Innerlichkeit des Bewusstseins, eines Bewusstseins, das einen funktional-zielgerichteten und bedeutungsgebenden Charakter hat. Dessen intentionale Struktur impliziert: Es gibt keine isolierbaren Bewusstseinsakte (Noesen) und daneben Strukturen der Gegenstände (Noemata) an sich, sondern nur Bewusstseinsakte, in denen Gegenstände erscheinen, also noetisch-noematische Strukturen. Das intentionale Bewusstsein trägt den Gegenstandsbezug in sich selbst.

Um Missverständnisse zu vermeiden: "Intentionalität" bezeichnet nicht die Beziehung Bewusstseinsakt - "realer" Gegenstand, sondern die Beziehung Bewusstseinsakt - intentionaler Gegenstand, also das bewusstseinsimmanent konstituierte "Ding".

Edmund Husserl

Mit anderen Worten: alles ist im Bewusstsein enthalten, geht von ihm aus und wird von ihm gestaltet. Demnach ist Bewusstsein das Ursprüngliche, das grundlegende, kreative und erhaltende Prinzip, und somit existiert, in letzter Analyse, das Bewusstsein allein, auch wenn es in einer unendlichen Vielfalt von Selbstgestaltungen aufscheint. Erst durch Ausschaltung aller Setzungen erscheint die Welt als etwas Innerliches, als Bewusstseinsakt innerhalb des Bewusstseins. Diese Einstellung, dieses "Niveau" ist für Husserl Voraussetzung einer (möglichen) absoluten Erkenntnis, die er so charakterisiert:

Für mich gibt es also kein Ich und keine psychischen Akte, psychischen Phänomene im Sinne der Psychologie, für mich gibt es also auch nicht mich als Menschen, nicht meine eigenen cogitationes als Bestandstücke einer psychophysischen Welt. Aber dafür habe ich mich gewonnen und jetzt mich allein als dasjenige reine Ich mit dem reinen Leben und dem reinen Vermögen, durch das für mich Sein dieser Welt und jeweiliges So-Sein überhaupt Sinn und mögliche Geltung hat.

Edmund Husserl, Pariser Vorträge, 1. Teil

Dieses Niveau gewinnen wir eben dadurch, dass wir uns von allen Präsuppositionen natürlicher Erkenntnis frei machen, alle ihre Vorgegebenheiten in Frage stellen, sie völlig in suspenso belassen.

E. Husserl, Einführung in die Phänomenologie der Erkenntnis

Was Husserl da sagt, ist nichts anderes als die Grundregel des Sannyasa, "Neti, neti", und deshalb - weil alles ausgeschlossen werden soll, was sekundär, was als Präsupposition erst gesetzt ist, oder wie Ramana Maharshi es ausdrückt, als "Superimposition" (Überlagerung = Maya) erst nach dem Auftauchen des Ich-Gedankens aufscheint - bleibt nur das übrig, was wirklich ist, von dem alles ausgeht, auf dem alles beruht: die kreative Urquelle, das schöpferische Bewusstsein, das schlechthin Unnennbare, Unerkennbare.

Das zu erreichende Ziel liegt demnach nicht im Erwerb von etwas, sondern im Ausschluss aller Überlagerungen, alles Verdeckenden, Verstellenden - des Schleiers der Maya -, also im Beseitigen aller gedanklich errichteten Hindernisse, aller mentalen Konzepte, die das nackte Wirkliche verdecken bzw. überlagern.

Da alles, was wir wahrnehmen - sei es nun subjektiv oder objektiv, dualistisch oder monistisch aufgefasst - im Bewusstsein stattfindet, und ohne dieses Bewusstsein weder Gott noch die Welt existieren können, die ja, soweit sie von uns zunächst begrifflich wahrgenommen werden, nur unsere Vorstellung sind, ist diese Wirklichkeit Bewusstsein. Der Gottesbegriff entsteht zusammen mit dem Schöpfungsbegriff. Die Grundlage dieser Begriffe jedoch ist nicht determiniert und nicht determinierbar, nicht objektivierbar, weil sie nur sie selbst ist - das Eine ohne ein Zweites, der letzte und höchste Seher - das reine Bewusstsein.

Somit gilt Folgendes:

Die grundsätzliche Ausschließlichkeit von Beobachter und Beobachtetem:

a) Werden Objekte wahrgenommen, ist der Beobachter unsichtbar (bahirmukha-drishti)

b) Ruht der Beobachter in sich selbst, existiert die Welt nicht (antarmukha-drishti)

Der Beobachter kann also in zweifachem Aspekt auftreten:

1) Wie er in sich selbst ist - direkte Erfahrung

2) Wie er sich in seiner Schöpfung darstellt - indirekte Erfahrung

Dazu ist zu sagen:

Der Beobachter ist das Beobachtete und umgekehrt, insofern das Beobachtete nirgendwo sonst angetroffen oder kontaktiert werden kann als im Bewusstsein selbst und als Gestaltung des Bewusstseins des Beobachters innerhalb des Beobachters.

Ein Außen gibt es aus diesem einfachen Grund nirgendwo.

Das Beobachtete - das Objekt also - existiert nur, insofern der Beobachter existiert. Der Beobachter ist demnach Ursprung und Basis alles Phänomenalen, aber auch der Stoff des Beobachteten. Der Beobachter ist Sein und Bewusstsein. Darüberhinaus existiert nichts wirklich. Sein ist subjektiv in der Formel: "Ich bin" ausgedrückt; Bewusstsein in: "Ich weiß, dass ich bin."

Das ist es, was du bist, dieses ICH BIN in dir, dieses Sein in dir, das von Natur aus vollkommen unabhängiges Glück und Frieden ist. Alles ist im unendlichen Bewusstsein enthalten. Allwissenheit ist der natürliche Zustand unserer Intelligenz, Allgegenwart unser wesenhaftes Sein. Es gibt keinen Wunsch, irgendwohin zu gehen; alles, was ist, ist hier; und alles, was hier ist, ist überall. Die eine unendliche Wirklichkeit, das Göttliche Prinzip lebt in dir als der wahre Seher, der Zeuge aller Dinge.

Swami Omkarananda

Jeder weiß, dass er existiert. Das ist die Grundlage jeder Wahrnehmung. Gott ist Sein und Bewusstsein. Jeder Mensch besitzt Sein und Bewusstsein. Warum erfährt der Mensch sich dann nicht als Gott? - Die Antwort ist: Weil er sein Sein auf eine bestimmte Form begrenzt, mit der er sich identifiziert. Damit ist er zur objektiven Wahrnehmung übergegangen, und richtet seinen Blick nach außen, weg von sich selbst, weg von der Quelle, ohne die jedoch das Außen gar nicht erst entstehen kann.

Das ist die Überlagerung, von der Ramana Maharshi spricht oder die Präsupposition (eigentlich: Voreingenommenheit) eines Edmund Husserl. - Direkte Erkenntnis haben wir nur von einem: dem Göttlichen, dem Bild des Göttlichen in uns selbst, in unserem eigenen Sein. Alles andere liegt im Bereich der indirekten, mittelbaren Erkenntnis.

Bitte, O Herr, richte den Scheinwerfer Deines Geistes auf Dich selbst!

Sri Ramakrishna

Direkte Erkenntnis ist immer Einheit. Erkenntnis von etwas anderem als seiner selbst ist indirekte Erkenntnis - Vielheit, Dualität. Warum? - Weil ein Instrument zur Erkenntnis eingesetzt wird und ein Vorgang des Erkennens stattfindet. Das ist Schöpfung, Projektion aus dem Selbst heraus, mittels des individuellen Selbst, das sich sodann mit dem Projizierten - zunächst mit dem Körper, über den die Projektion durch die als Vergrößerungsgläser dienenden Sinne stattfindet - identifiziert.

Im Tiefschlafzustand waren weder deine Intelligenz, deine Psyche noch deine Sinne aktiv; du hast nichts gehört, gerochen, berührt, geschmeckt, gesehen, gedacht oder gefühlt; und doch hast du existiert und warst friedlich und glücklich. Du warst frei von allen Begrenzungen.

Das ist es, was du bist, diese Unbegrenztheit und endlose Freiheit!

Du hast einen Frieden und ein Glück, die von nichts anderem verursacht werden, die ursachelos sind. Das ist ein ausreichender Beweis dafür, dass du in deinem inneren Sein voller Frieden und Glück bist.

Es gibt hier keine Organe der Wahrnehmung, wie Sehen, Hören etc., um deinen Schlafzustand zu beobachten, kein Gemüt, kein Denken: Dein eigenes inneres Sein ist der Beobachter. Deine eigene Existenz nimmt sich selbst wahr.

Dieses Sein ist selbstgewahrend und sieht alles. Mit Hilfe des Lichts unseres grundlegenden inneren Seins funktioniert und arbeitet unser Verstand.

Swami Omkarananda

Wo ist die Welt, wenn wir sie nicht wahrnehmen? - Wir sagen jetzt, während wir wach sind, dass es eine Welt gibt, in der wir leben, aber wir sagen das nicht, wenn wir tief schlafen. Und wenn wir träumen, bewegen wir uns in anderen Welten, die Welt des Wachens wird dann nicht wahrgenommen.

Die Welt kommt nicht zu uns und sagt, dass sie existiert. Wir sind es, die behaupten, sie existiere.

Sri Ramana Maharshi

Das heißt zumindest einmal, dass es Phasen für uns gibt, während derer für unsere Wahrnehmung die Welt nicht existiert. Die Frage, ob die Welt in der Zeit, in der wir sie nicht wahrnehmen, für andere existiert, kann sich erst wieder im Wachzustand erheben, aber nicht im Tiefschlaf oder im Traum. Denn solange wir träumen, ist die Traumwelt für uns die wirkliche Welt und die Wachwelt im besten Fall ein Phantom. Erst beim Aufwachen bezeichnen wir den Traum als Illusion, verglichen mit unserer dann dominierenden Erfahrung der Welt im Wachzustand, die aber auch nur eine Phase in unserer Wahrnehmung ist.

Wie ist es möglich, dass wir uns an unsere Träume erinnern und an unsere Erlebnisse vor dem Einschlafen? - Wären wir mit den jeweiligen wechselnden Erfahrungen und Zuständen identisch, dann gäbe es keine Erinnerung. Es muss demnach also eine gemeinsame, unveränderliche Basis für alle Erfahrungen existieren, die anders ist als die Erfahrungen selbst. Warum? - Weil alle Erfahrungen objektiv sind. Wir gehen durch diese Erfahrungen hindurch: Das ist die Zeit. Wir wechseln von einem Objekt zum anderen: Das ist der Raum.

Was gleich bleibt, ist das Subjekt. Es kann deshalb weder Zeit noch Raum noch Veränderungen unterworfen sein. Vor allem muss es sich selbst stets gleich bleiben, um überhaupt Raum, Zeit und die verschiedenen Erfahrungen unterscheiden zu können, wie die weiße Leinwand, auf der sich der Film abspielt.

Die gleichbleibende, unveränderliche Grundlage aller Erfahrungen, Zustände und der drei Phasen Wachen, Träumen, Tiefschlaf ist demnach das absolute Subjekt - der Erfahrende, der selbst nicht Objekt einer Erfahrung werden kann.

Wie können wir diesen objektlosen Erfahrenden oder Beobachter erkennen - Erkennen hier im Sinne echter unmittelbarer Selbst-Erkenntnis - eines Selbst-Seins -, in der die Subjekt-Objekt-Beziehung völlig abwesend ist? - Ist das nicht ein -großes Paradox, und ist es überhaupt möglich? - Das ist die Frage aller Fragen! Aber vielleicht ist diese Erkenntnis ein Geschenk der Gnade?

Ich werde dir offenbaren, was kein Auge sehen kann, -
was kein Ohr hören kann,
was keine Hand berühren kann,
was der menschliche Geist sich nicht vorstellen kann.

Jesus im Thomas-Evangelium

 

Auch wenn die materielle Welt sich bewegt,
ich werde mich nicht bewegen.

Auch wenn die materielle Welt zerstört wird,
ich werde nicht zerstört werden.

Denn das Licht ist in mir, und ich bin im Licht.

Pistis Sophia, (Erklärung des erleuchteten Initiierten)

Eine der besten und schnellsten Methoden, um zumindest eine theoretische Erkenntnis des Göttlichen zu gewinnen - -eine Erkenntnis, die im Lauf der Zeit zur Erfahrung werden mag -, --liegt im Nachforschen, der Suche nach der Wahrheit des Selbst.

Du siehst den Tisch hier, das Mikrofon, die Blumen. Du bist der Erfahrende, während der Tisch, das Mikrofon und die Blumen das Erfahrene, das Wahrgenommene sind. Du bist das Subjekt der Erfahrung, diese Dinge sind die Objekte deiner Erfahrung. Es ist das Erfahrene. Und auch dein Körper ist Gegenstand deiner Erfahrung: Du als der Erfahrende bist vom Körper verschieden. Dein Körper ist das Objekt - du bist das Subjekt.

Du bist der Erfahrende, und auch deine Gedanken sind nur Objekte, die du erfährst. Körper und Gedanken sind also etwas Äußerliches für dich, etwas Objektives, etwas außerhalb deiner selbst als Beobachter. Du bist nicht das, was du erfährst, also bist du nicht der Körper und nicht die Gedanken. Diese sind nur Gegenstand deiner Wahrnehmung.

So wie du den Apfel vor dir auf dem Tisch liegen siehst, so siehst du deine Gedanken und Gefühle aufsteigen. Deine Gedanken und Gefühle sind von dir verschieden; das trifft auch auf alles andere in dir zu, zum Beispiel auf den ganzen Gehalt deines Unterbewusstseins.

Der Kosmos ist eine Illusion. Die Auferstehung (aus dem Griechischen: 'anastasis' = Auferstehung) ist die Offenbarung dessen, was ist.

Erkenne, dass du schon auferstanden bist!

Bist du dein wirkliches Ich etwas, das vergeht? Warum prüfst du dich nicht und siehst nicht, dass du auferstanden bist?

Die Abhandlung über die Auferstehung

Als Erfahrender bist du mehr als alles, was du erfährst, mehr auch als dein denkender Geist und dein fühlendes Herz. Der Erfahrende steht somit höher als alle erfahrenen Objekte. Ohne den Erfahrenden kannst du weder den Apfel sehen noch deinen Körper wahrnehmen, deine Gedanken beobachten oder Gefühle spüren.

Der Erfahrende ist das Wichtigste, das Höchste, und er steht allein. Dieser Erfahrende erfährt nicht nur den Apfel, den du siehst, sondern auch deinen Körper und die Augen, mit denen du siehst (oder zu sehen glaubst). Deshalb ist es von Bedeutung, den Erfahrenden zu suchen.

Wer ist dieser Erkennende in dir, wer ist dieser Seher in dir? Versuche diesen Seher zu entdecken, diesen Beobachter, Zeugen, Erfahrenden; versuche, dich an ihm festzuhalten.

Wer beobachtet deine Gedanken, deine Gefühle, deinen Körper? Es ist ein zentrales Prinzip in dir, ein zentraler Seher oder Beobachter in dir. Er beobachtet deine intellektuellen Vorgänge, die Tätigkeiten deines Herzens, den Ausdruck deines Willens. Forsche nach diesem beobachtenden Wesen, verstehe es, versuche mehr über diesen Beobachter zu erfahren, denn dieser Seher ist das wunderbarste Ding in dir.

Er ist nicht der Körper, denn er beobachtet sogar den Körper, so wie er den Apfel und alles andere beobachtet. Er ist nicht das Gemüt, obwohl er in deinem Gemüt anwesend ist und es befähigt zu denken.

 
Wer ist dieser innere Beobachter in dir?

Forsche, verstehe und analysiere diesen Beobachter!
Folge diesem Beobachter! Erkenne das Wesen dieses Beobachters, der in keine Erfahrung mit einbezogen ist.

Deine Gefühle verbinden sich mit einem Ereignis, vielleicht mit einem leidenden Tier, aber der Beobachter und Erfahrende deiner Gefühle ist nicht in diesen Gefühlen gefangen. Er steht jenseits davon und beobachtet nur. Deine Gedanken werden auf ein bestimmtes Objekt begrenzt und sind an das jeweilige Objekt gebunden. Der Erfahrende in dir aber ist nicht an das Objekt seiner Erfahrung gebunden. Er ist frei und unberührt von allen Objekten. Er ist auch frei von allen Begrenzungen, frei von allen Formen, denn er beobachtet alle Formen und ist anders als sie. Die Zustände des beobachtenden Objekts haben keinen Einfluss auf ihn und berühren ihn in keiner Weise.

Sie beeinflussen und berühren jedoch deine Gefühle. Manche Dinge oder Ereignisse machen dich unglücklich, andere glücklich. Doch der Erfahrende in dir bleibt alle Zeit der Gleiche unverändert. Er beobachtet alles nur.

Deine Erfahrungen sind identisch mit den erfahrenen Objekten, mit etwas, das nicht wesentlich ist, das anders als dein wesenhaftes Sein ist.

Der Erfahrende in dir, der Seher und Zeuge aller Dinge, ist vollkommen rein, immer unberührt; unberührt auch von deinen Schmerzen und deinem Tod. Er wird von nichts beeinflusst, beeindruckt oder verändert. Er ist unsterblich und unvergänglich. Er beobachtet die Sterblichkeit, ist aber selbst nicht sterblich. Er beobachtet die Welt, ist aber selbst nicht auf die Welt begrenzt. Er ist immer voller Frieden. Er ist immer wach, immer beobachtend.

All die Zustände, durch die du gehst, beobachtet er: deinen Schlaf, deine Träume, dein Wachen, dein Unglück und dein Glück, dein Wissen und Nichtwissen, deine guten und schlechten Taten. Alles beobachtet er, ohne von irgend-etwas beeinflusst zu sein.

Forsche nach diesem Beobachter, dem unvergänglichen Beobachter in dir, dem immer unberührbaren Beobachter in dir, dem immer freien Beobachter in dir, dem allwunderbaren Seher in dir! Dieser Seher ist in allen. Obwohl er in Millionen ist, ist er ein und derselbe in allen. Obwohl er Verschiedenes durch all die verschiedenen Subjekte erfährt, ist er selbst doch stets und zu jeder Zeit ein und derselbe.

Der Beobachter in dir und in anderen ist ein und derselbe.

Der Raum in dir und in anderen ist derselbe. Subtiler als der Raum ist der Beobachter in dir. Der Raum ist universal, überall der Gleiche; und genauso ist der Beobachter immer und überall der Gleiche. Der Beobachter ist das Göttliche, der wirkliche Seher und Erfahrende in dir.

Du hast noch nicht gelernt, deinen Frieden und dein Glück aus dem Beobachter in dir zu beziehen, sondern hast stets versucht, durch deinen Körper und deine Umgebung zu Glück und Frieden zu kommen. Doch kann das nicht gelingen, wenigstens nicht auf die Dauer. Wenn dein Körper krank wird und leidet, bist du unglücklich und leidest auch. Und das ist ein unglückseliger Zustand. Deshalb verlässt sich der Weise zuallererst auf den inneren Seher und Beobachter, um Frieden und Glück zu erlangen. Der innere Seher ist die wahre Quelle unendlichen Friedens und unendlicher Stille, Freiheit und Freude. Er ist wahre Erkenntnis, Schönheit und Licht. Denke über diesen inneren Seher nach! Wenn du diesen Seher kennst und verstehst, kennst und verstehst du das Göttliche.

Wer kann den Erfahrenden in sich selbst leugnen? Es gibt niemanden, der diesen Erfahrenden nicht in sich trägt.

Vielleicht lehnst du mich ab, aber die Gottheit, die du in dir trägst, lehnt mich nicht ab.

Das Eine ist weder etwas noch eine Qualität oder Quantität. Weder Bewusstsein noch Psyche ist es. Es bewegt sich nicht und steht nicht still. Es ist weder im Raum noch in der Zeit.

Plotinus

Ich habe ausschließlich Beziehungen mit dieser Gottheit. Ich wohne in dieser Gottheit. Ich beziehe meine Stärke und mein Licht von dieser Gottheit. Und diese Gottheit ist das Geheimnis meines inneren Wissens, meiner Freiheit, meines Glücks, meiner totalen Unabhängigkeit, meiner Unabhängigkeit von Raum und Zeit, von der Welt, von Unterscheidungen und Abstufungen, meiner Unabhängigkeit von allen Begrenzungen.

Dieser göttliche Erfahrende in allen sollte erkannt und wahrgenommen werden, er sollte analysiert, beobachtet und verstanden werden. Er sollte Teil deines Lebens, Charakters und deiner Arbeit werden. Er sollte vielmehr noch die Quelle von allem für dich sein, was das Beste in deinem Leben und in all deinem Wirken ist. Vertiefe deine Bemühungen, diesen Beobachter zu erkennen, damit du immer von Angesicht zu Angesicht mit dem Göttlichen bist! Diese Erfahrung muss zur dominierenden Erfahrung gemacht werden. Das Göttliche muss immer mehr und immer dynamischer durch unsere Fähigkeiten und unser ganzes Leben zum Ausdruck kommen. Wir sollten immer und ohne Unterbrechung bewusst im Herzen des Göttlichen wohnen und das Göttliche in unserem Herzen wohnen lassen, unabhängig von den äußeren Bedingungen und Umständen, unabhängig davon, ob wir gut oder schlecht sind.

Bist du rein, wirst du die Gegenwart Gottes fühlen. Bist du noch reiner, wirst du Seine Gegenwart noch stärker spüren. Hast du Ihn erst einmal klarer erkannt, wirst du mit Ihm gehen und sprechen und Sein Wesen im täglichen Leben ausdrücken.

Der allmächtige innere Beobachter, der das Göttliche ist, befindet sich auch überall in der Natur, in jeder Pflanze, in jedem Punkt des Raums. Er ist in dir, in allen und überall. Wir leben unter dem Auge des universalen Sehers. Wir wohnen in den Augen des Göttlichen, das allsehend, immer und überall gegenwärtig ist. Wir sind unzertrennlich von Ihm. Und wir machen solange unsere Fehler und begehen unsere Irrtümer, solange wir Ihn nicht erkennen.

Das Allerheiligste

Ewiger Vater, Deine Augen fürwahr
leuchten mit altehrwürdigen Geheimnissen;
kannst Du verraten,
was im Herzen einer
Schlüsselblumenblüte liegt?

Kleiner als alle Lebewesen, die es gibt,
geheim wie die tiefste See,
steht ein kleines Haus aus Samen
wie eine Elfen-Kornkammer da.

Der Du Steine und Kräuter hervorzauberst,
geschickt bist in den Künsten der Natur
und ihre Geheimnisse kennst,
Sag mir: Was ist im Herzen
des kleinsten aller Samen?

Gott, der Allmächtige, und mit Ihm
füllen Cherubim und Seraphim
die ganze Ewigkeit.
Adonai Elohim ...

Gilbert Keith Chesterton

Was ist im Herzen des kleinsten aller Samen?

Eine Frage wie diese konnte aus keinem Herzen stammen, das nicht in Gemeinschaft mit dem Göttlichen ist. Es sind Worte, zu tiefschürfend für Chesterton; denn in diesem Gedicht sind Tiefen über Tiefen an Bedeutung enthalten. Das Gedicht scheint eine Abschrift von Erfahrungen jener zu sein, die in der Wonne des Göttlichen zu Hause waren, und nicht dazu geeignet, von den Universitätsprofessoren erklärt oder interpretiert zu werden. Es ist eine Frage, die ans Göttliche gerichtet ist und vom Göttlichen beantwortet werden muss. Wir brauchen die großen Schriften der Weltliteratur nicht, wenn wir dieses kleine Gedicht haben. Es ist allumfassend, da ist alles darin, all die Geheimnisse der höchsten mystischen Erfahrung, all die Weisheit der idealistischsten und größten Philosophen; eine transzendente Psychologie ist darin enthalten und die Grundlage für Einheit der Menschheit.

"Sag mir: Was ist im Herzen des kleinsten aller Samen?"

Nimm irgendeinen Samen: Augen und Verstand sagen dir, dass ein großer Baum in diesem winzigen Samen enthalten ist, dass Tausende von Früchten, Blättern und Blüten darin enthalten sind. Und dieser Baum wird vielen müden Wanderern an heißen Sommertagen Schatten spenden; ein großer Baum wird es sein, der vielleicht Jahrhunderte alt wird und dieser riesige Baum ist schon im kleinsten aller Samen enthalten.

Das ist es, was unser Verstand uns sagt, was die Wissenschaft uns sagt. Das ist gewöhnlich das einzige Geheimnis, das wir aus diesem Gedicht ablesen.

Aber das ist nicht alles, was im kleinsten aller Samen enthalten ist. Es sind Welten innerhalb von Welten, Tiefen innerhalb von Tiefen und Höhen über Höhen innerhalb des kleinsten aller Samen. Auch die Energie Gottes ist darin, das Leben Gottes, das Bewusstsein Gottes, das der Ursprung dieses großen Baums ist, der sich aus dem winzigen Samen erhebt; die Energie Gottes, die die erhaltende Essenz der Blüten und Früchte ist, die der Baum in Zukunft hervorbringen wird.

Die ganze göttliche Wirklichkeit ist im kleinsten aller Samenkörner enthalten. Auch du bist auf der menschlichen Ebene gesehen nur ein kleines Samenkorn! Schau, wie klein du bist! Wie klein selbst diese Welt ist, in der wir leben! Im Vergleich zur Sonne ist unsere Erde winzig. Und wenn man von den Sternen auf die Erde schaut, ist sie nicht einmal sichtbar, nur ein kleines Staubkörnchen! Und wo bist du auf dieser Welt? Man kann dich nicht erblicken von jenen Sternen aus; du bist kleiner als das kleinste Atom.

Innerhalb des endlosen physikalischen Universums versinkt unsere Erde in Bedeutungslosigkeit und Unsichtbarkeit: der kleinste der kleinsten Samen, den man Welt nennt.

Und wo in dieser winzigen Welt bist du? Was bist du?

Was ist im Herzen des kleinsten aller Samen? Das ist die Frage!

Wer diese Frage beantworten kann, wer sich mit den Freuden, Wonnen, Herrlichkeiten und Geheimnissen des Göttlichen verweben kann und eins mit ihnen wird, der kann ein Swami genannt werden. Eine solche Persönlichkeit ist ein Licht, an dem wir alle unsere Kerzen anzünden können.

Wenn die Potentialität zur göttlichen Erfahrung eine Aktualität geworden ist, dann bist du ein Swami.

Swami ist ein Meister - Meister der Wunder des göttlichen Königreichs, nicht Meister einiger Leute. Ein Swami befiehlt niemandem.

Er sagt auch nicht: "Du bist weniger als ich; ich bin dir überlegen; du bist der Schüler, ich der Meister." Solche Gedanken kennt er nicht.

Lasst uns versuchen, die Frage, was im Herzen des kleinsten aller Samen ist, zu beantworten, und zwar mit einer Weisheit, die nicht unserem Gemüt entstammt, mit einem Wissen, das uns von niemandem gelehrt wurde, sondern mit einem Licht, das Gnade ist. Lassen wir Gott durch uns sprechen und antworten.

Was ist im Herzen des kleinsten aller Samen?

Du selbst bist der kleinste aller Samen. Was befindet sich in deinem Herzen? Alles ist darin: Höhen über Höhen, Tiefen und abermals Tiefen, das höchste, unendliche, kreative Bewusstsein, Gott selbst, das ganze Königreich des Himmels ist in dir. Und das ist mehr als alles, was du dir vorstellen kannst. Es ist das Wunder der Wunder.

Vom körperlichen Standpunkt aus gesehen bist du nicht größer als ein Staubkörnchen, und doch bist du der Träger dessen, was größer ist als der größte aller Horizonte. Innerhalb des Sternenuniversums bist du nur so winzig, und dennoch bist du größer als alle Universen. Du brauchst nur dein Bewusstsein von seinen Begrenzungen befreien, indem du über das Göttliche meditierst. Lass dein Bewusstsein seine natürlichen Funktionen wiedergewinnen! Es ist die kondensierte Essenz der unendlichen Weisheit; es ist die höchste kreative Kraft, das Genie der Genies, der Erzeuger unendlicher Reichtümer. Du wirst Welten innerhalb von Welten sehen, Raum-Zeit-Ordnungen innerhalb von Raum-Zeit-Ordnungen, alle diese Wunder sind in dir selbst! Du denkst, du seist nur ein kleines Staubkorn, verloren in den unendlichen Weiten des Weltalls. Es bedarf der scharfen Vernunft eines Denkers oder der inspirierten Schau eines Dichters, um diese Frage zu beantworten: Was ist im Herzen des kleinsten aller Samen? O Gott, sprich und sage mir, was ist darin, Du, dessen Augen mit Geheimnissen leuchten, mit immer neuen Geheimnissen, Geheimnissen innerhalb von Geheimnissen?

Wir haben gesehen, dass alles darin enthalten ist: Welten innerhalb von Welten, Berge aus Gold, große und unermessliche Himmelsräume, Zeit innerhalb von Zeiten, Raum innerhalb von Räumen, Dichter und Philosophen, Wissenschaftler, Architekten, Heilige und Weise alle sind sie in dir, im Herzen des kleinsten aller Samen. Verstehe das Wunder, das du bist!

Verehre dieses Wunder, denn dieses Wunder ist der Thron Gottes. Aus diesem Grund nennt die Bibel dich den Tempel Gottes.

Wenn ich Gott grüßen wollte, müsste ich Gott in deinem Herzen grüßen. Wollte ich das Wunder über allen Wundern erfahren, das Geheimnis über allen Geheimnissen, müsste ich es in deinen Augen erfahren, ungeachtet dessen, ob du gut oder schlecht, gebildet oder ungebildet bist. Du bist das Herz des kleinsten Samens!

Doch du kennst die Quellen des Lebens nicht, das in dir ist, die Quellen des immerwährenden Lebens, des unzerstörbaren Lebens. Du weißt nichts von deinen eigenen schöpferischen Fähigkeiten.

In deinem Herzen und in den Herzen aller, im Herzen
des kleinsten aller Samen leuchtet das Göttliche

Das Göttliche ist der Ursprung aller Schönheit, der Ursprung aller Düfte, die Substanz aller Dinge, die Genialität in allen Genies der Welt, die Schönheit im Angesicht aller Frauen, die Zärtlichkeit in der Zuneigung aller Mütter. Es ist die Quintessenz der Weisheit in den größten Schriften der Welt.

Das Göttliche ist nicht nur in dir, sondern in allem, auch im Herzen des kleinsten aller Samen, in jedem Stein, in jeder Blume, in jedem Punkt des Raums.

Gewaltige Energien werden aus den materiellen Atomen freigesetzt, und es gibt ein psychisches Atom innerhalb des materiellen Atoms. Erkennt man dieses, dann erschließen sich neue Erfahrungswelten; und innerhalb des psychischen Atoms befindet sich das göttliche Atom, das Wunder der Wunder, die Quelle von allem. Erkenne das und versuche es zu erfahren. Diese allschöpferische göttliche Wirklichkeit, dieses Wunder der Wunder, dieses Geheimnis hinter allen Geheimnissen ist dein eigenes Herz.

Das Göttliche ist überall gegenwärtig und sieht zur gleichen Zeit alles. Es sitzt in der Intelligenz aller Leute rund um die Welt und in den unsichtbaren Welten. Gleichzeitig sieht Es alles, die ganze Vergangenheit, die ganze Zukunft. Was für eine unvorstellbar wunderbare Intelligenz das ist! Es ist ein unbeschreibliches Wunder. Tausende von Wesen erfahren Es in allen Teilen des Universums. Das EINE ist überall; in jedem und in allem ist das EINE!

Ob du ein Professor bist oder ein Bauer, ganz gleich was du auch sein magst, erlange eine tiefere Erkenntnis der Wirklichkeit dieser göttlichen Wirklichkeit, die das Herz deines Herzens ist. Gott ist keine äußerliche Wirklichkeit, und doch kann er uns als eine äußerliche Wirklichkeit erscheinen, so wie er Tausenden erschienen ist. Er ist die Essenz deiner Essenz und unzertrennlich von dir.

Das, was im Herzen des kleinsten aller Samen ist, ist das Göttliche selbst. Es ist das Wunder der Wunder, die unvergängliche Wirklichkeit.

Alles, abgesehen vom Göttlichen,
erfahren wir durch irgendein Instrument
der Wahrnehmung, also indirekt.

Nur das Göttliche erfahren wir direkt, denn Es ist der Erfahrende der Erfahrungen, die Basis für unsere Erfahrungen. Kann man das Herz des kleinsten aller Samen vom Samen trennen? Nein! Und was ist in diesem Herzen? Das Göttliche, das höchste kreative Wesen, das in Seinen Augen alle Geheimnisse trägt, das in Seiner Intelligenz alle schöpferischen Fähigkeiten beherbergt und alles in sich birgt, was die Menschen täglich vergeblich in der äußeren Welt suchen: Frieden, Freiheit, Glück, Reichtum, Schönheit und unendlich viel mehr. Statt Frieden zu finden, finden die Menschen, dass es immer mehr Kriege gibt, immer mehr Unglück und Ruhelosigkeit in den Herzen der Menschen. Sie kennen kein wahres Glück, obwohl sie ständig danach suchen. Sie kennen die wahre Kraft nicht, aber versuchen, egoistisch Macht über andere auszuüben. Und sie haben kein wahres Wissen, obwohl sie viele Bücher lesen.

Wahren Frieden, wahres Glück, wahres Wissen, wahre Freiheit und Kraft sind in deinem Herzen zu finden, im Göttlichen darin, im Herzen des kleinsten aller Samen, der du bist.

Der Pfad der Erkenntnis

Es gibt einige besondere Individuen, bei denen die Fähigkeit zur Erkenntnis vorherrscht und zum Führer im Prozess der spirituellen Entfaltung wird. In ihrem Fall ist kein persönlicher Gott Objekt der Meditation. Für diese Leute besteht die Methode darin, das Bewusstsein vom physischen Körper, vom mentalen und psychischen Wesen und der Umgebung zu abstrahieren und es auf das subjektive, allbezeugende Göttliche Bewusstsein zu richten.

Jene, die diesen Pfad der Erkenntnis beschreiten, nähern sich der spirituellen Vollkommenheit durch ihre Fähigkeit, innerlich Abstand zum Leben zu halten und sich das allbezeugende, allsehende Bewusstsein in sich selbst immer klarer zu vergegenwärtigen.

Was ist nun dieses subjektive Göttliche Bewusstsein?

Du bist umgeben vom objektiven Bereich deiner Erfahrungen. Das heißt, du erfährst die Dinge, die dich umgeben, die dir begegnen. Du bist der Erfahrende. Die dich umgebende Welt ist der Bereich deiner Erfahrung. Dazu gehört auch dein eigener Körper: Auch er ist ja Objekt deiner Erfahrung. Wenn du deine Augen schließt, nimmst du keine äußeren Objekte mehr wahr. Doch Gedanken steigen auf, Bilder, Vorstellungen, Gefühle, die subjektive Welt in dir ist jetzt Gegenstand deiner Erfahrung. Und so wie der objektive äußere Erfahrungsbereich ist auch der subjektive innere anders als du selbst. Du bist nicht identisch mit dem, was du erfährst. Das heißt, du bist verschieden von deinen Gedanken und Gefühlen; du kannst sie beobachten; es sind Objekte deiner Wahrnehmung, aber für wen? Deine subjektive innere Welt ist für etwas in dir für ein subtileres Prinzip, auch wieder Objekt der Wahrnehmung.

Wenn du deine Beobachtung des psychologischen Bereichs deiner Erfahrung vertiefst, wirst du dir bewusst werden, dass da etwas ist, das noch tiefer in dir sitzt als deine eigene beobachtende Intelligenz und das seinerseits deine beobachtende Intelligenz beobachtet.

Ohne dieses beobachtende, allbezeugende Sein, das deine beobachtende Intelligenz beobachtet, hast du keine Möglichkeit zur Wahrnehmung und Existenz. Es ist dieses innerste subjektive Bewusstsein in dir, das alle Erfahrung und Wahrnehmung in deinem Leben erst möglich macht. Die ganze Welt der Erfahrung, ob objektiv oder psychologisch subjektiv innerhalb von Herz und Gemüt, ist nicht so wichtig wie das erfahrende metaphysische Subjekt. Ohne dieses erfahrende Subjekt können wir von nichts wissen, nichts genießen, uns keiner Welt bewusst sein, auch unser selbst nicht.

Was tun deshalb jene,
die den Pfad der Erkenntnis gehen,
während der Meditation?

Sie versuchen, jenes wunderbare, göttliche, subjektive Sein in sich selbst zu erforschen. Sobald sie sich zur Meditation niederlassen, sind Gemüt und Herz still; ihr beobachtendes Bewusstsein wird von allen äußeren und inneren Objekten zurückgezogen und auf sich selbst gerichtet.

Wenn diese Übung Tag für Tag durchgeführt wird, stellen sich wunderbare Ergebnisse ein. Ein tieferes Wissen entsteht; neue Einsichten in die wesentliche Natur des subjektiven Göttlichen Bewusstseins werden gewonnen.

Dieses subjektive, alles beobachtende, alles bezeugende Bewusstsein in uns ist das Gleiche wie in allen anderen. Es ist Eines und zeitlos. Gott wohnt in ihm. Gottes Vollkommenheiten und das Königreich des Himmels sind darin enthalten. Es ist der geheime Ort, von dem die Bibel spricht. Es ist der geheime Ort, an dem das ganze Königreich des Himmels mit all seinen Vollkommenheiten und Schätzen versammelt ist.

Es ist das Gleiche in der ganzen Schöpfung und ist überall im Raum zugegen. Weil es überall ist, ist auch Gott überall.

Gott und das innere, subjektive Sein
sind nicht zwei verschiedene Dinge.

Gott in deinem Herzen und Gott im Herzen von irgendjemandem in der Welt ist ein und derselbe Gott.

Gott in dir und Gott in der Natur, in den Vögeln und Bäumen und überall ist ein und derselbe Gott.

Dieses subjektive, innere Sein ist der Seher in dir. Der Seher in dir ist unvergänglich. Er ist das Wunder der Wunder, denn dieser Seher ist der Ort, an dem das Königreich des Himmels seinen Platz hat. Wenn du hörst, dass das Göttliche in dir ist, wo in dir, denkst du, ist dann das Göttliche? Es ist nicht im Körper! Wäre es im Körper, müsste es sterben, wenn der Körper stirbt. Und das kann nicht sein!

Das Göttliche ist ewig, unsterblich, unzerstörbar. Es ist kein Bestandteil des Körpers; der Körper ist etwas Wahrgenommenes, etwas Äußerliches, etwas Veränderliches, etwas, das Vergnügen und Schmerz ausgeliefert ist. Weder der Körper, noch die Gedanken oder die Gefühle können der Sitz des Göttlichen sein, denn sie alle sind Objekte unserer Wahrnehmung. Einige Gefühle sind gut, andere schlecht; und auch die besten unserer Gefühle haben irgendwo noch einen Defekt aufzuweisen. In einer solchen Umgebung kann das Göttliche nicht wohnen. Wo dann wohnt das Göttliche? Es wohnt im Beobachter in uns, im Seher, im letzten Erkennenden, im Wahrnehmenden, im Zeugen in uns. Wer sieht dein Bewusstsein oder Unterbewusstsein in Tätigkeit? Es ist ein höheres Prinzip, das alles wahrnimmt, selbst aber nicht wahrgenommen werden kann. Jener Seher ist größer als dein Körper, dein Gemüt, dein Herz und das Unbewusste in dir. Er kann dich befähigen, den Zustand deines Körpers, Gemüts und Herzens zu ändern, denn er ist das Größere in dir.

Dieser Seher, der alles sieht und beobachtet,
und der von nichts gesehen oder beobachtet
werden kann, beobachtet sogar das beobachtende Prinzip.

Ein Teil deines Gemüts beobachtet die Aktivitäten des anderen Teils deines Gemüts, und hinter diesem beobachtenden Teil deines Gemüts steht ein anderer Beobachter, der das beobachtende Gemüt beobachtet. Das besagt, dass der subtilere, der höchste und größte Beobachter in uns, der wirkliche Seher, der Träger der höchsten Wirklichkeit ist. In ihm befindet sich das Königreich des Himmels. Dieser wirkliche und höchste Beobachter ist vollkommen rein.

Eine unreine Person weiß, dass sie unrein ist, weil ein anderer, der reiner ist, in ihr wohnt. Dieser andere in ihr ist der Beobachter, der Seher.

Ein größerer Seher hinter diesem Seher ist die Gottheit in dir, das Königreich des Himmels. Das ist das wirkliche Bild Gottes. Und das ist Gott selbst. Es gibt keine zwei Götter, hier ein Gott, dort ein Gott; es gibt nur einen Gott, der, wie der Raum, hier und überall ist.

Ein Mensch, der unter Schmerzen leidet, weiß, dass er unter Schmerzen leidet. Der Wissende in ihm leidet aber nicht unter Schmerzen. Wäre dieser Wissende ebenfalls von den Schmerzen betroffen, dann wäre jener leidende Mensch so sehr in den Schmerzen verloren, dass es niemanden gäbe, der über die Schmerzen berichten könnte.

Jener Wissende in dir ist mehr als deine Reinheit, deine Heiligkeit. Er ist anders als sie. Und er ist nicht in deine Reinheit oder deine Heiligkeit mit einbezogen. Er ist unabhängig von deiner Reinheit. Er ist selbst absolute Reinheit.

Kann man Raum verunreinigen?

Man kann die Luft verschmutzen, aber nicht den Raum. Man kann die Luft verbrennen, aber den Raum kann man nicht verbrennen.

Es gibt etwas unendlich Subtileres als den Raum, etwas, das den Raum hervorgebracht hat, das den Raum erhält, das den Raum kennt, und von dem der Raum nichts weiß. Dieses subtilste Prinzip ist gleichzeitig hier, dort und überall. Diese Göttliche Wirklichkeit ist in dir anwesend als der letzte und höchste Zeuge, Seher, Beobachter, als letzter und höchster Erkennender. Diese Wirklichkeit ist unvergänglich, allvollkommen. Diese Wirklichkeit müssen wir erkennen. Sie ist voller Licht. Wie können wir wissen, dass sie voller Licht ist? Weil sie sieht; sie ist der Seher. Sie sieht dein Bewusstsein funktionieren. Sie befähigt dich zu denken und wahrzunehmen. Und sie steht hinter jeder Form von Licht.

Licht ist an jeder Form des Sehens beteiligt.

Es ist dunkel und du hast deine Augen geschlossen, trotzdem siehst du! Du brauchst nur an etwas zu denken, und schon siehst du es vor dir. Mit welchem Licht siehst du es? Mit dem Licht der Erinnerung, der Vorstellung, der Intelligenz. Die Intelligenz ist voller Licht. Dieser Seher, der deine Gedanken und Vorstellungen sieht, ist voller Licht. Und es gibt noch einen Seher hinter diesem Seher, den letzten, höchsten Seher, der identisch ist mit dem unbegrenzten Göttlichen Licht. Licht ist schön; es macht Wahrnehmung erst möglich. Licht ist voller Kraft und Macht; es ist Freude, Frieden, Vollkommenheit. Und es ist unvergänglich. Niemand hat dieses Licht je angezündet. Es erleuchtet sich selbst. Es ist ewig gegenwärtig. Alle anderen Lichter können aufgrund seiner Gegenwart erklärt werden. Es ist das Urlicht, das ursprüngliche Licht, das Licht, das war, ist und immer sein wird.

Ein Licht, das einst nicht existiert hat, aber jetzt leuchtet, ist ein abgeleitetes Licht, ein abhängiges Licht, das zu einer bestimmten Zeit in Erscheinung getreten ist und deshalb auch wieder verschwinden muss. Ein solches Licht ist nicht das Göttliche Licht. Jenes Licht, das ewig und unvergänglich ist, das aus sich selbst leuchtet, nicht von etwas anderem erst zum Leuchten gebracht wird, das aus sich selbst existiert, das von allem unabhängige Licht, dieses Licht ist das Göttliche Licht.

Was ist der Himmel anderes als ein Zustand des unendlichen Lichts, unendlicher Schönheit, unendlichen Friedens, unendlicher Reichtümer, unendlicher Glückseligkeit, unendlicher Vollkommenheit?

Da gibt es keinen Tod, keine Dunkelheit! Es ist ein Licht ohne Schatten, ohne Dunkelheit; ein Licht ohne Schmerz und Leiden, ohne Tod. Nichts, was wir im menschlichen Bereich aufgrund unserer Begrenzungen erfahren, finden wir in diesem Licht.

Jenes Göttliche Licht ist der Sitz der höchsten Wahrheit.

Jenseits des Körpers

Normalerweise ist der Mensch von körperlichen Gefühlen überwältigt, er ist ein beständiger Sklave körperlicher Bedürfnisse und Vergnügungen und kennt sich selbst nur als Körper ,nicht mehr. Er ist im Körper verloren, eingesperrt.

Ein denkendes Individuum ist teilweise vom Zugriff des Körpers frei, insofern es in der Welt der Gedanken weilt, verliert sich dann aber in dieser Gedankenwelt. Hat es unglückliche Gedanken, ist es unglücklich; hat es glückliche Gedanken, ist es glücklich. Hat es göttliche Gedanken und verliert sich in Kontemplation über die Göttliche Wirklichkeit, dann erfreut es sich bewusst der Eigenschaften des Göttlichen.

Solche Gott-Gedanken lassen es furchtlos werden, weil es weiß, dass sein wirkliches Wesen unendlich mehr ist als der Körper, dass der Körper, der leidet, krank wird und stirbt, etwas Äußerliches für es ist. Seine Herzensliebe und Hingabe sind dem beobachtenden und alles bezeugenden Prinzip in ihm gewidmet, dem göttlichen Prinzip, dem transzendenten Prinzip. Transzendent deshalb, weil es über den Körper, über Raum und Zeit hinausgeht. Wenn du intensiv auf etwas konzentriert bist, vergeht eine Stunde wie 10 Minuten. Wenn du in der bezeugenden Göttlichen Wirklichkeit aufgehen kannst, vergehen tausend Jahre wie ein einziger Moment, so intensiv ist die Freude des Göttlichen, so erstaunlich und absorbierend ist das unbeschreibliche Licht des Göttlichen.

Man wird unsterblich, wenn man über das Göttliche nachdenkt, man erlangt das ewige und überfließende Leben.

Die Methode - der Übergang

Es gibt also einen Übergang von unserem begrenzten, geplagten Leben mit seinen kleinen Freuden hin zur unbegrenzten Glückseligkeit des Göttlichen. Es gibt einen Übergang von unseren Begrenzungen hin zur unbegrenzten Freiheit. Dieser Übergang ist in uns selbst.

Wir können unsere menschlichen Begrenzungen transzendieren und eins mit der Vollkommenheit des Göttlichen werden. Wir brauchen nicht irgendwo danach Ausschau zu halten. Diese Vollkommenheit ist in uns selbst. Jeder Mensch hat die Möglichkeit, sich selbst zu befreien, Raum und Zeit zu überschreiten, Irrtum, Unwissenheit, Begrenzungen zu besiegen und Vollkommenheit zu erlangen. Es gibt diesen Weg, der von unserer Sterblichkeit zur Unsterblichkeit führt.

Jene, die dazu fähig sind, können sich über den Körper erheben und ihn beobachten.

Das ist aber noch nicht der Schlusspunkt: man kann auch die Gedankenebene selbst überschreiten und die Gedanken mit einem gewissen Abstand beobachten. Man transzendiert auf diese Weise den Körper, die Gedanken, die Gefühle und geht immer weiter nach innen, indem man ein Prinzip nach dem anderen in das nächst subtilere übergehen lässt. Schließlich gelangt man zum Seher, zum letzten und höchsten Seher, jenseits dessen es keinen weiteren Beobachter mehr gibt. Dieser ist der unendliche Seher, der endgültige Seher.

Dieser höchste und letzte Seher ist voller Wunder

Er scheint ein Nichts zu sein. Er scheint nicht mehr als ein wahrnehmendes Prinzip zu sein, aber trotzdem ist alles in ihm, die Gesamtheit alles Existierenden, Erschaffenen und Unerschaffenen.

Durch seine Gnade wurden Tausende im Lauf der Jahrhunderte erleuchtet und haben die Wahrheit erkannt, sind unsterblich und eins mit dieser Wirklichkeit geworden. Und sie alle sind hier und jetzt bei uns in dieser Wirklichkeit zugegen.

Alles ist in dieser Wirklichkeit, und sie ist in allem. Alles ist im Göttlichen, das Göttliche ist in allem. Das ist die endgütige Mathematik, die endgültige Logik. Das ist das erstrebenswerte Ziel der höchst entwickelten Vernunft, aller Hingabe und allen Glaubens. Das ist das endgültige Ziel aller spirituellen Erfahrung und der Ursprung aller Dinge.

Das menschliche Leben ist unbeschreiblich großartig
allein aufgrund der Anwesenheit des Sehers in ihm.

Je weiser und reiner ein Mensch ist, desto leichter befreit er sich von der Herrschaft des Körpers, der flüchtigen Gedanken und Gefühle, des Raums und der Zeit, der Objekte und äußeren Interessen und kultiviert ein Gefühl für die Gegenwart der Göttlichen Wirklichkeit und nähert sich dem Licht des höheren Prinzips in sich selbst. Er identifiziert sich immer mehr mit dem, was er in jener Wirklichkeit wahrnimmt. Nichts kann ihn mehr niederdrücken, nichts kann ihn überraschen. Der Tod hat keine Bedeutung mehr für ihn. Begrenzungen können ihn nicht binden. Er geht über Raum und Zeit hinaus. Er ist sich des unvergänglichen Prinzips bewusst. Er gewahrt das Unvergängliche mitten in einer Welt der vergänglichen Gedanken und flüchtigen Erfahrungen. Er kennt sich selbst als die immer gleiche Wirklichkeit, die im Göttlichen verwurzelt ist.

Jenes innere Sein ist unser normaler Zustand. Unsere menschliche Situation, wie angenehm und fortschrittlich wir sie auch gestalten mögen, ist ein minderwertiger Zustand und deswegen gekennzeichnet von allen Arten von Gegensätzen, wie Freude und Schmerz, gut und böse, richtig und falsch.

Wir müssen versuchen, dieses göttliche Prinzip durch Nachdenken, Analyse und Nachforschen zu ergründen und wahrzunehmen. Wir müssen es so klar erkennen wie ein Objekt, das auf unserer Hand liegt. Erst dann sind wir befreit, auch wenn wir noch auf dieser Erde in einem vergänglichen Körper leben. Wir haben das Leben als ein Geschenk erhalten, um die volle Kraft der unendlichen Wirklichkeit wiederzuerlangen.

Warum nennen wir den letzten Beobachter
oder Seher in uns unendlich?

Weil wir ihn nicht messen können! Versuche einmal, diesen Seher auszuloten! Je mehr man ihn zu messen versucht, desto weiter dehnt er sich aus. Er dehnt sich unendlich aus. Da gibt es keine Grenzen, keine Wände! Da ist eine unbegrenzte Wirklichkeit, eine absolute Wirklichkeit.

Schau, wie deine Intelligenz im Tiefschlafzustand in diese Wirklichkeit hineinsinkt, und wie du ausgeruht aufwachst! Unglücklicherweise ist dieser Zustand vollkommen von Bewusstlosigkeit überdeckt, man hat darin keine Wahrnehmungen. Du weißt nicht, wo du im Tiefschlaf bist. Kannst du sehen, wie groß du bist, wie weit du dich ausdehnst?

Jene letzte Existenz in uns, der Erkennende in uns, das selbstleuchtende Licht in uns, ist das Gleiche in dir und in jedem. Es ist das Gleiche hier, dort und überall. Es ist eine grenzenlose, unendliche Wirklichkeit. Deshalb ist dein wahrer Name, dein wahres Gesicht "das Unendliche", "das Unvergängliche".

Um all das zu erkennen,
braucht man die gebündelte Weisheit
der größten Philosophen.

Das Erlangen dieses Wissens ist das Ergebnis der höchsten Tätigkeit der Vernunft und der Logik in ihrer besten Form. Es ist ferner das Ergebnis einer voll entwickelten gläubigen Hingabe und die Belohnung für eine totale innere Reinheit oder letztlich vielleicht eher ein Geschenk der Gnade. Allein schon sich dieser Tatsachen bewusst zu sein, befreit uns von vielen Ängsten, löst viele Probleme, macht uns rein, losgelöst und ruhig, auch in schwierigen Umständen, und gibt uns die richtige Einstellung zum Leben. Wir werden langsam zu Meistern des Lebens.

Wir werden Meister der Umgebung und jeder Situation subjektiv und objektiv gesehen. Deshalb gibt es nichts Lobenswerteres als die Erkenntnis der Göttlichen Wirklichkeit.

Wenn du Gott nach seinem Namen fragst, schweigt Er. Warum?

Weil Schweigen Sein Name ist! Unendliches Schweigen ist Sein Name. Unendliches Licht ist Sein Name und Seine Form. Unendlicher Friede ist Sein Name und Seine Form. Es ist eine formlose Form. Von Gott gibt es kein Bild. Wie konnte Er dann aber den Menschen nach Seinem Bilde formen? Es ist ein bildloses Bild, eine formlose Form. Es ist das Bild des unendlichen Friedens, der unendlichen Glückseligkeit.

Wie glücklich bist du im Tiefschlaf! Wie ruhelos wirst du, wenn du drei Tage lang ohne Schlaf auskommen musst! Etwas tief in dir spendet Frieden und Glück im Tiefschlaf, und dadurch regeneriert sich auch der Körper. Unendliches Glück, unendlicher Friede, unendliches Licht, kurz, Unendlichkeit ist dein wahrer Name, deine Form, dein Wesen. Nur in der Unendlichkeit findest du Unsterblichkeit. Alle deine Ängste verschwinden darin. Nur dort hast du wirklichen Frieden und wahres Glück.

Frieden und Glück, die wir durch etwas erlangen, durch die Sinne zum Beispiel, sind wie etwas, das man auf die Oberfläche des Wassers schreibt.

Es verschwindet schon wieder, während wir schreiben. Genauso verschwinden die sinnlichen Freuden schon während wir sie genießen. Die sinnlichen Objekte, die wir genießen, wandeln sich und werden uns gleichgültig, wenn sie uns nicht sogar abstoßen. Oder sie werden manchmal auch Anlass zu Leiden und Sorgen.

Doch das innere Sein in dir ist unwandelbar. Du kannst dich auf es verlassen und endlos grenzenlosen Frieden und endloses Glück daraus schöpfen. Es ist dein wahres Wesen, nicht der Körper, den du beobachten kannst, so wie du den Apfel beobachtest.

Wenn du dich auf den Körper verlässt, wenn du ihn für dein wahres Wesen hältst, wird das viel Leiden zur Folge haben, denn der Körper altert, erfährt Schmerzen, wird schwach, krank und stirbt und dir scheint es aufgrund der Identifikation, als ob du selbst leiden, krank sein und sterben würdest.

Die Wissenschaft von der Wirklichkeit.

Die Wissenschaft von der Wirklichkeit verlangt von uns eine größere Sensibilität, größere Vernunft, mehr Nachdenken, tiefere Analyse, eine unnachgiebige Haltung des Fragens und Prüfens, bevor wir etwas als wahr annehmen. Auf diese Weise gelangen wir zum Herzen Gottes. Wir können uns nicht an einer Illusion oder Täuschung festklammern, wir wollen die solide Wirklichkeit.

Die Sinneswahrnehmungen führen uns in die Irre.

Ein Mann schlägt mit der Hand auf den Tisch und sagt, dass dieser solide und wirklich sei. Der Wissenschaftler ist schlauer und sagt, das Ganze sei nichts anderes als eine Energiestruktur, und dass es weite Räume zwischen den einzelnen Atomen gäbe; alles sei nur bewegte Energie, ein Spiel von Partikeln wie ein Nichts.

Der Bericht unserer Sinne wird von unserer Intelligenz widerlegt. Die Intuition wiederum offenbart uns etwas anderes. Wenn man in der Göttlichen Wirklichkeit aufgeht und in ihr feststeht, wird man zum höchsten Seher, und es erscheinen alle Objekte als Teil der einen Wirklichkeit. Der Tisch offenbart seine innere Wirklichkeit, so wie er dem Wissenschaftler seine atomare Struktur zeigt. Der Raum offenbart sein wirkliches Wesen. Es ist eine raumlose Wirklichkeit im Raum, ein unsichtbares Wesen im sichtbaren Menschen. Dieses Wesen ist der höchste Seher. Und der befindet sich sowohl im Raum wie auch in der Zeit. Zeit und Raum sind Manifestationen innerhalb des höchsten Sehers. Es ist wie im Traum: Die Traumwelt spielt sich innerhalb des träumenden Bewusstseins des Menschen ab.

Überall ist einzig die Göttliche Wirklichkeit.

Erleuchtung offenbart etwas anderes als Sinne und Intellekt, nämlich die Gegenwart der Göttlichen Wahrheit, die immer und überall ist. Sie wird nicht mit dem Tisch zerstört, wenn dieser zerstört wird, obwohl sie auch im Tisch ist. Die Welt mag zerstört werden, aber wer kann das unendlich subtile Prinzip im Raum zerstören, von dem der Raum selbst nichts weiß? Weiß der Tisch, dass er aus Atomen besteht? Er weiß es nicht! Weiß der Raum, dass er aus der Göttlichen Wirklichkeit besteht? Er weiß es nicht!

Doch Erleuchtung offenbart die Wirklichkeit, die im Heiligen und im Sünder, im Mann und in der Frau enthalten ist auch wenn der Heilige, der Sünder, der Mann und die Frau selbst nichts davon wissen.

Die Göttliche Wirklichkeit wird überall wahrgenommen. Sie ist ohne Grenzen, absolut. Vom Standpunkt ihrer Erfahrung aus existiert sie allein.

Erlange Meisterschaft in diesem Wissen, dann wird dein Herz unzerstörbar, der Tod flieht vor dir, Frieden und Glück bleiben für immer bei dir. Reinheit wird dein Kennzeichen sein, so wie der Duft zu den Blumen gehört.

Sich bewusst der Vollkommenheiten des Göttlichen zu erfreuen, das ist die unmittelbare Bestimmung des menschlichen Lebens. Diese zentrale Aufgabe zu vergessen, ist die größte Schmach, die wir uns selbst antun können.

Es nützt nichts, nach Lösungen außerhalb dieses Bereichs zu suchen, denn dort gibt es nur Lösungen, die versagen und irreführen. Wir müssen unseren Frieden, unser Glück, unsere Stärke, unseren Reichtum und unsere Vollkommenheit in der wunderbaren Göttlichen Wirklichkeit in uns finden, dieser Wirklichkeit, die der Seher, der Wissende, der Erfahrende in uns ist.

 

Wir müssen nach oben streben und alles abstreifen, was anders ist als Gott, bis wir in der Einsamkeit unser Selbst, die Quelle des Lebens gewahren, die Sein und Bewusstsein ist.

Plotinus

Ich bin deine Zunge und deine Augen.
Ich bin all deine Sinne.
Ich bin dein Glück und dein Zorn.
Du bist mein Eigentum, doch gehöre ich dir.

Manchmal sage Ich: "Du bist du."
Dann sage ich wieder: "Du bist Ich."
Wie dem auch immer sein mag -
Ich bin die Sonne, die alles erleuchtet.

Djellal eddin Rumi

Auferstehung ist die Umwandlung der Dinge, ein Übergang ins Neue. Fliehe die Unterscheidungen und die Fesseln, und schon hast du die Auferstehung.

Die Abhandlung über die Auferstehung

Wenn wir den Kosmos zerstören, selbst dabei aber nicht zerstört werden, dann wissen wir, dass wir die Herren über die gesamte Schöpfung sind und jenseits allen Untergangs.

Valentinus

Reine Philosophie ist geistiges Streben in Form beständiger Kontemplation mit dem Ziel, die Erkenntnis Gottes zu erlangen.

Hermes Trismegistos

Höre auf, Gott außerhalb deiner selbst zu suchen. Suche Ihn in dir selbst. Erforsche, wer sagt: "Mein Gott, mein Bewusstsein, mein Verstehen, meine Psyche, mein Körper." Erforsche die Quelle deiner Erfahrung von Sorge und Freude, Liebe und Hass, die Quelle deines unbeabsichtigten Aufwachens, deines ungewollten Einschlafens und deines spontanen Dich-Verliebens.

Wenn du diese Dinge genau untersuchst, wirst du Gott in dir finden. Die Einheit in der Vielheit wie einen Mittelpunkt.

Auf diese Weise wirst du in dir selbst einen Weg aus dir selbst heraus finden.

Monoimos, christlicher Weiser

Um eine ursprüngliche Offenbarung des Unerkennbaren zu empfangen, ziehe dich hinter jegliche Aktivität zurück. An diesem Ort werde vollkommen ruhig.

Jedes Verlangen, ein Handelnder zu sein, wird zur Ursache deines Abfalls von der Inaktivität des Unerkennbaren.

Allogenes

Gesegnet ist jener, der ist, was er war,

bevor er erschaffen wurde.

Thomas-Evangelium

Wer sich, um Glück im Leben zu finden, auf den Körper verlässt, ist wie einer, der einen breiten Strom auf dem Rücken eines Krokodils überqueren will.

Ramana Maharshi

Du bist nie geboren noch stirbst du je. Zu keiner Zeit hast du einen Körper. Die Schriften erklären auf verschiedenste Weise den wohlbekannten Spruch: "Alles ist Brahman!"

Dattatreya, Avadhuta Gita

Ich bin das Licht, Jenes, das über allen ist. Ich bin das All; das All ist aus mir gekommen. Und das All ist zu mir gelangt.

Spaltet das Holz, und ich bin da. Hebt den Stein auf, und ihr werdet mich darunter finden.

Thomas-Evangelium

 

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