DivineLightTitelbild

ZWEIMONATLICH

Jahr 41

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ


Aktuelle Ausgabe

September/Oktober 2006

 

INHALT

Karma und freier Wille

Gottes Gnade allein wird siegen

 

 

Wir sind Teile der ewigen, unsterblichen, unendlichen Wirklichkeit und können von ihr nicht getrennt werden. Alle Menschen sind unsere Menschen - die Menschen des Ostens und Westens, des Nordens und Südens, die Menschen der Vergangenheit und der Zukunft. Sie sind ein Teil unserer Seele, ein Glied in unserem inneren Herzen. Sie sind integraler Teil unserer inneren Seele.

Wir können niemanden verletzen ohne uns selbst zu verletzen. Wir können niemanden segnen ohne uns selbst zu segnen. Wir können nichts Falsches über jemanden denken ohne uns damit selbst zu schaden. Die Gesetze Gottes wirken überall.

Es ist die vorrangige Aufgabe der Religionen, das menschliche Individuum auf dieses Wirken der Gesetze Gottes aufmerksam zu machen.

Nirgendwo in der ganzen Schöpfung können wir den Gesetzen Gottes entkommen. Alles, was wir denken, was wir fühlen wird aufgezeichnet. Wir können niemandem etwas geben ohne uns dadurch selbst reicher zu machen, ohne dabei von Gott beobachtet zu werden.

Wo wir auch sind, jeder Gedanke wird gezählt. Wenn es ein selbstloser oder göttlicher Gedanke ist, macht dieser uns reicher für alle Ewigkeit: Wir sind, was wir denken, fühlen, tun.

Swami Omkarananda

Gedanken über Karma und freien Willen

von Swami Omkarananda,

mit Erläuterungen von M. Sureshwar und

Zitaten aus verschiedenen anderen Quellen

Erst dann, wenn wir vollkommen frei sind von uns selbst, wenn wir uns gänzlich Seiner Liebe, Seinem Licht, Seiner Gnade und Seinem Leben ausgeliefert haben, beginnt Gott durch uns zu sprechen, durch uns zu blicken, und dann werden wir in unserem Leben schweigend viele Wunder vollbringen, und wohin immer wir gehen, ist Er an unserer Seite.

Swami Omkarananda

 
Die Methode des Karma Yoga: 

"Wenn man seine besten Kräfte einsetzt und arbeitet, ohne etwas von den Früchten der Arbeit zu erwarten, das wird Karma Yoga genannt."

Die Vollendung: 

"Richte deinen Geist stetig auf Mich, gib dich Mir hin, diene Mir, unterwerfe dich Mir, und du wirst Mich sicher erreichen. Das verspreche Ich dir, weil du Mir lieb bist.

Denke nicht mehr an edle Taten, sondern liefere dich völlig dem Willen Gottes aus.

Ich werde dich von allen karmischen Bindungen erlösen. Lass alle Sorgen fahren!"

Bhagavad Gita

Karma  

Karma bedeutet zunächst Arbeit, Handlung, Aktion, Tun.

Karma bezeichnet auch die Aus- oder Rückwirkungen der Handlungen auf den Handelnden, den Genuss der Früchte der Arbeit und unserer Tätigkeiten auch der Früchte unserer Gedanken und Gefühle. Auch das ist Karma.

Du hast etwas gestohlen. Der Bestohlene schlägt dich: Das ist Karma. Dass er dich geschlagen hat, das ist die Reaktion, das Stehlen die Aktion. Aktion und Reaktion sind immer da. Niemand kann sich von den Reaktionen auf seine eigenen Taten befreien. Und man tut immer etwas. Die Reaktion lässt sich nicht von der Aktion trennen.

Du denkst etwas Falsches, deine Intelligenz wird dadurch verdorben. Und jede Wiederholung vertieft die entsprechenden Rillen im Gehirn, die dich zwingen, denselben Fehler zu wiederholen. Aktion und Reaktion in Millionen und Milliarden Formen und Gestalten beherrschen das Leben jedes Menschen.

Solange Aktion und Reaktion da sind, lebt der Mensch in Sklaverei, Elend und Problemen. Er ist nicht frei. Ein Mensch mit guten Gedanken, Gefühlen, hohen Idealen, der gute Taten vollbringt und sich sehr anstrengt, kann ein Paradies auf Erden erbauen. Aber auch so ein Paradies ist eine flüchtige Angelegenheit. Das ist das Wesen von allem innerhalb der Schöpfung. Auf und ab, nach oben und unten geht das Leben. Gegensätze sind Gesetz, und jeder Mensch ist Sklave dieser Gegensätze.

Jenseits der Verkettung des Karma

"Niemand kann auch nur einen Augenblick sein ohne etwas zu tun. Jeder wird von den Gunas, den Kräften der Natur, dazu getrieben aktiv zu sein, ohne sich dagegen zur Wehr setzen zu können."

Bhagavad Gita

Der Karma-Yogi lässt die endlose Verkettung des Karma, den ewigen Kreislauf von Ursache und Wirkung, hinter sich. Es ist unmöglich, ohne Aktivität, ohne Arbeit, ohne Tätigkeit zu sein. Aktivität ist immer da: im Körper und außerhalb des Körpers. Sie geht weiter mit Händen, Füßen und allen Sinnesorganen. Ununterbrochen arbeitet der Körper; täte er das nicht, wäre er sofort tot. Das Blut kreist, die Zellen arbeiten, das Herz schlägt unaufhörlich. Aktivität ist auch überall in der Natur zu beobachten.

"Einer, der alle Arbeit als ein Opfer für Gott, den Herrn vollbringt, und jede Anhänglichkeit an die Früchte seines Wirkens aufgegeben hat, bleibt von der Sünde unberührt wie das Lotosblatt vom Wasser."

Bhagavad Gita

Der Karma-Yogi macht sich frei von jeglicher Aktivität, während alle übrigen von ihr versklavt werden. Wie macht er das, was ist sein Geheimnis? Er steht über der Arbeit, während er doch unaufhörlich tätig ist: Er arbeitet um der Erfahrung Gottes willen. Er verzichtet auf die Früchte der Arbeit und bringt im Geist beständig seinen Körper, seine Gedanken und Gefühle alles, was er ist und tut Gott dar. Das ist seine innere Lebenshaltung, die er nie vergessen darf.

Der Kreislauf von Aktion und Reaktion bildet das Karma. Die Reaktionen werden ihrerseits wiederum zu Ursachen, die Wirkungen zeitigen usw.

Auf diese Weise ist das Individuum in einem selbst erzeugten Kreislauf gefangen, und jede ichbezogene Anstrengung, ihm zu entkommen, verstrickt es nur um so mehr darin, weil jede Anstrengung einen neuen Keim zu weiterem Karma setzt, zur Ursache immer neuer Auswirkungen wird, die schließlich, nach kürzerer oder längerer Zeit, auf den Erzeuger zurückwirken, seien sie nun positiv oder negativ, angenehm oder unangenehm, willkommen oder unwillkommen.

Arbeit und Aktivität sind nicht zu vermeiden. Alle müssen aktiv sein. Niemand kann ohne Arbeit leben. Selbst im Schlaf arbeitet der Körper weiter. Der ganze Kosmos ist dynamisch, ein Prozess ständiger Aktivität und Veränderung.

 
"Erfülle deine Verpflichtungen, weil Tun besser ist als Tatenlosigkeit. Und Tatenlosigkeit kann nicht einmal deinen eigenen Körper erhalten."

Bhagavad Gita

Der Weg aus dieser Verkettung heraus kann demnach nur darin liegen, innerlich zum Nicht-Handelnden zu werden, was in der Praxis nichts anderes heißt, als keine eigennützigen, ichbezogenen Interessen mehr zu verfolgen und die göttliche Energie als die wirkliche Quelle aller Aktivitäten anzuerkennen. Man distanziert sich bewusstseinsmäßig von allem, was geschieht und versucht, sich auf den Standpunkt des inneren Beobachters zurückzuziehen; denn dieser Beobachter ist der einzig wirklich ruhende Punkt in uns und deshalb frei von Ursache und Wirkung. 

Lao Tse deutet mit seinem "Tun das Nicht-Tun" das Gleiche an und mahnt auch den Verzicht auf die Früchte der eigenen Verdienste an:

 
"Der heilige Mensch beharrt im Wirken des Nicht-Tuns.

Wandel, nicht Rede ist seine Lehre ...

Er erzeugt und besitzt nichts; er wirkt und gibt nichts darauf; ist Verdienstliches vollendet, besteht er nicht darauf ..."

Lao Tse, Tao Te King

Ramana Maharshi sagt uns mehr über die innere Haltung des so genannten Nicht-Tuns, das er mit Stillhalten oder Schweigen (Mouna) bezeichnet:

"Stillhalten ist mühelos, aber kein Trägheitszustand.

Was gewöhnlich äußere Anstrengung genannt wird, ist jenes Maß an weltlichen Tätigkeiten, das mit einem geringen Teil des Geistes und mit Unterbrechung vollzogen wird.

Das Stillhalten im Innern dagegen ist eine innere Haltung, die mit dem ganzen Geist vollzogen wird und ununterbrochen aufrechterhalten werden muss. Insofern ist sie höchstes Bemühen. Nur die tiefste innere Stille, nur die Anwendung der ganzen Kraft zerstört Maya, die auf keine andere Weise vernichtet werden kann."

Ramana Maharshi

Das also ist eine klare Absage an alle, die denken, Nicht-Tun wäre Nichts-Tun oder Faulheit. Es ist vielmehr eine innere Haltung: ein 'höchstes Bemühen'. 

Der Yoga Vasishtha vertritt diesbezüglich die gleiche Ansicht:

"Die eigene Anstrengung zerfällt in zwei Kategorien: jene vergangener Geburten und jene der gegenwärtigen. Die letztere richtet sich in ihrer Wirkung gegen die erstere. Schicksal ist nichts anderes als das eigene Bemühen in einer vergangenen Inkarnation. Es herrscht ein ständiger Konflikt zwischen diesen beiden in der gegenwärtigen Inkarnation, und was mächtiger ist, triumphiert.

Die eigene Anstrengung, die nicht in Übereinstimmung mit den Schriften ist, ist durch Täuschung motiviert. Wenn ein Hindernis das Reifen des eigenen Bemühens beeinträchtigt, sollte man das eigene Handeln prüfen und sehen, ob man sich irgendwo getäuscht hat und den Fehler sofort korrigieren. Es gibt keine größere Macht als das richtige Tun in der Gegenwart. Deshalb sollte man sich für die eigene Anstrengung entscheiden, somit das Böse durch das Gute besiegen und das Schicksal durch die gegenwärtigen Anstrengungen ...

Der Faule ist schlimmer dran als ein Esel ..."

Yoga Vasishtha

Weil das Handeln als solches nicht aufgegeben werden kann, muss eine völlige innere Loslösung von den Ergebnissen des eigenen Tuns erreicht werden.

Da Aktivität und Tatendrang nicht einfach unterdrückt werden können, müssen sie in nützliche Bahnen gelenkt und auf selbstlose Weise ausgeübt werden. Dadurch werden die eigenen Handlungen und Aktivitäten Eigentum des ganzen Kosmos. Man vollbringt sie im Interesse des Ganzen, ohne im Geringsten auf den eigenen Vorteil zu achten.

Das christliche Gebot "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!" beinhaltet im Wesentlichen die gleiche Botschaft. Der Einzelne handelt im Interesse der Gesamtheit. Deshalb schuldet ihm die Gesamtheit etwas, nicht umgekehrt.

Der Mensch, der den Versuch unternimmt, sich von den Auswirkungen seines eigenen Tuns zu befreien, muss also in vollkommener innerer Entsagung leben, Entsagung in ihrer übergeordneten, subtilen, geistigen Form, die alle anderen Ebenen des Lebens durchdringt und sie langsam und harmonisch transformiert.

Man kann sich nicht mit einem Riesensprung vom Karma befreien: Da existiert zunächst das Karma aus vergangenen Zeiten: Prarabdha Karma. Dieses muss abgearbeitet werden; wenn nötig, wird dies durch Leiden geschehen oder indem man entsprechende Erfahrungen macht. Was Swami Omkarananda hier empfiehlt, ist Aktivität, selbstloses Dienen, harte Arbeit, die man dem Göttlichen aufopfert, und geistige Disziplin, um dem Karma durch Selbstaufopferung quasi zuvorzukommen. Als besonders wirksames Mittel zur Überwindung von karmischen Hindernissen bezeichnet Swami die Wiederholung spezieller Mantras.

Die Kombination Mantrawiederholung - die Meditation und Gebet einschließt -, selbstlose Arbeit und Hingabe an Gott sind die Grundpfeiler der spirituellen Praxis bei Swami Omkarananda, die er aber lediglich als Vorbereitung für die Gotterfahrung ansieht.

Swami deutet oft an, dass eine solche Lebensführung Reinheit erzeugt, die wiederum eine Voraussetzung für den Empfang der Gnade Gottes ist.

Auf diese Weise kann das zukünftige Schicksal bis zu einem gewissen Grad selbst bestimmt werden, insofern man dem Grundsatz zustimmt, dass jede Handlung eine ihr entsprechende Wirkung erzeugt.

Man sollte deshalb bewusst damit rechnen, dass alles, was man tut, denkt und fühlt, in die Welt hinaus wirkt und wie ein Bumerang auf einen zurückkommt. Drückt man mit der Hand gegen ein Objekt, so spürt man einen Gegendruck: Das ist exakt der Druck, den man selbst ausübt. Deshalb auch das Wort: Gegenstand. Das ist ein Beispiel für das Prinzip des Karma. Nur dass beim Karma noch ein weiterer Faktor hinzukommt: die Zeit.

Wenn ich den Wasserhahn aufdrehe, dann ist das immer die gleiche Handlung, der gleiche Kraftaufwand, unabhängig davon, wie lange ich den Hahn dann geöffnet lasse; doch je länger der Hahn offen ist, desto mehr Wasser fließt heraus.

So auch beim Karma: Wenn ich ein schädliches Gerücht in die Welt setze, wird dieses sich ohne mein Zutun weiter verbreiten.

Wie lange wird sich dieser Prozess fortsetzen? Ich kann nichts mehr dazu tun, ihn aufzuhalten. Das heißt: Je länger eine von mir vollbrachte Handlung Auswirkungen hervorbringt, desto größer wird die Wirkung sein, die auf mich als Karma zurückkommt.

Das einmal erzeugte Karma so schnell wie möglich abzubauen, und kein neues mehr zu verursachen, wäre der ideale Weg. Eine Aufgabe, die zunächst praktisch unmöglich erscheint.

Den Ozean, der tropfenweise nie zu leeren ist, leert Gott mit seinen Akten der Gnade in einem einzigen Augenblick.

Swami Omkarananda

Hier spielt nun ein ganz anderes Prinzip herein: Gott als der Wirkende, der Handelnde. 

"Die Menschen sind an ihr Karma gebunden, außer sie vollbringen ihre Werke als Opfer. O Arjuna! Erfülle deine Pflichten gewissenhaft als Dienst für Mich, frei von Anhänglichkeit an die Früchte der Arbeit ... und du wirst das Höchste erlangen."

Bhagavad Gita

Der Mensch ist sich normalerweise seiner Ohnmacht nicht bewusst. Ganz im Gegenteil glänzt er vor Stolz und Anmaßung und im Bewusstsein seiner Fähigkeiten und eingebildeten Macht über das Schicksal.

"Die heftigen Anstrengungen des egoistischen Menschen, seine selbstsüchtigen Ziele zu erreichen, bewirken oft entgegengesetzte Folgen ..."

Yoga Vasishtha

Der Mensch aber, der den Weg des Karma-Yoga geht, das heißt den Weg der Auflösung des Karma, wird sich hüten, auf das, was er leistet, auch noch stolz zu sein:

"Er wirkt und gibt nichts darauf. Ist Verdienstliches vollendet, besteht er nicht darauf."

Lao Tse, Tao Te King

Es besteht ein Unterschied zwischen Nicht-Tun und Nichts-Tun. Denn der 'heilige Mensch' tut sehr wohl etwas:

"Erzeugen und nicht besitzen, wirken und nichts darauf geben, erhalten und nicht beherrschen, das heißt tiefe Tugend."

Lao Tse, Tao Te King

Es liegt an der Einstellung zum Tun und Wirken: 'Er erzeugt und wirkt', das heißt, dass er tätig ist und etwas leistet; doch sein eigentliches Bemühen das, worauf es ihm ankommt besteht darin, sich ständig bewusst zu sein, dass nicht er selbst der Handelnde ist, dass er nicht aus eigener Kraft handelt, dass er deshalb keinen Anspruch auf die Früchte seiner Tätigkeit hat. Fordert er diese aber ein, dann muss er auch die positiven oder negativen Folgen seiner Taten tragen. Identifiziert er sich mit dem von ihm Geleisteten, dann stellen sich Stolz und Eitelkeit ein, wenn die Ergebnisse gut sind, Niedergeschlagenheit und Verzweiflung, wenn die Ergebnisse schlecht sind.

Der bewusste Verzicht auf die Früchte des eigenen Tuns ist eine Haltung und Disziplin, die nicht so leicht zu praktizieren ist. Es würde nämlich heißen, das Gemüt vollkommen unter Kontrolle zu bringen und letztlich das eigene Ego völlig aufzugeben, was ein fast menschenunmögliches Unterfangen ist.

Hier hilft, wie Swami oft betont hat, nur die Gnade Gottes weiter, für deren Empfang man sich aber auch entsprechend zu qualifizieren hat.

So lange der Mensch einen Körper hat, ist er der Natur unterworfen und muss tätig sein - die Aktivitäten laufen von selbst ab

Körperliche Aktivität und Arbeit werden von den Energien der Natur vollbracht, sie gehören zur Natur, sie sind vom Wesen der Natur.

Aber der Mensch ist egoistisch, arrogant, frech, unwissend, falsch in Gedanken, falsch im Herzen, falsch in Gefühlen, falsch in seinen Handlungen ein Sklave von Gegensätzen, Neigungen und Abneigungen, und diese Gegensätze quälen ihn.

Er denkt, er sei der Herr, aber er ist nicht der Herr, weil die Natur ihn beherrscht, der Egoismus ihn im Griff hat; Untugend, Falschheit und Unwissenheit regieren ihn.

Sein Leben wird vom Karma gelenkt.

Karma ist etwas, das den Menschen bindet, sei es gutes oder schlechtes Karma, es bindet den Menschen an die Erde.

Alles, was der Natur untersteht, ist animalisch, auch der Mensch, und das bedeutet, alles Naturbedingte wird zum Opfer der Gegensätze, der Unvollkommenheit, Unwissenheit, Finsternis und des Karmas des Gesetzes von Ursache und Wirkung.

Die guten und schlechten
Ergebnisse Gott übergeben
 

Man kann nichts Gutes tun, ohne dass man nicht gleichzeitig auch ein klein wenig Böses tut. Der Karma-Yogi legt beides, die guten und schlechten Ergebnisse seiner guten Absichten und Arbeit, in die Hände des Göttlichen. Mit beiden hat er nichts zu tun, weshalb er von den karmischen Auswirkungen seiner Arbeiten und Tätigkeiten unberührt bleibt.

"Die Werkzeuge des Tuns, die Tat selbst und der Täter, sowie Geburt, Tod und Existenz all das ist Brahman."

Yoga Vasishtha

Die Handlungen sollen keine Spuren
im Bewusstsein hinterlassen, eine Sache
der richtigen Einstellung
 

Alle Aktivitäten der Hände und Füße, der mentalen und emotionalen Energien kurz, alles, was er tut, bietet der Karma-Yogi dem Göttlichen, dem Schöpfer der Natur, dar, die somit keine Spuren in seinem Bewusstsein hinterlassen.

Der Karma-Yogi befreit sich selbst vom Griff der Auswirkungen seiner Taten, Gedanken, Gefühle, indem er ständig all seine Handlungen dem Göttlichen aufopfert. Er sieht, dass Gott selbst, der unbeteiligte Beobachter, in allem wirkt.

Wie das bloße Erscheinen der Sonne am Himmel bewirkt, dass die ganze Natur und alle Menschen sich in Aktivitäten stürzen, so genügt auch die bloße Anwesenheit des nicht handelnden Beobachters, der Gott ist, um die Schöpfung ins Dasein zu rufen und alle Wesen mit Aktivität zu erfüllen.

Der Karma-Yogi identifiziert sich mit der Sonne des Göttlichen und wird, während er arbeitet, zum Beobachter seiner eigenen Taten. Er ist nicht Sklave seiner Arbeit, sondern Beobachter seiner Arbeit. Er tut die Arbeit ohne falsche Motive und Emotionen: ohne Schmerz, ohne Stress, ohne zu fluchen, ohne sich zu beschweren, ohne Probleme mit seinen Mitarbeitern zu schaffen.

Der Karma-Yogi vollbringt im Anfangsstadium endlos gute Taten und opfert sie dem Göttlichen auf. Dadurch geht er in seinem Bewusstsein über die bloße Arbeit hinaus.

Das Resultat der guten Taten wandelt Gott dann in Gnade, Erleuchtung, Reinheit und Gotterfahrung um.

Eine schlechte Person kann niemals Gott erfahren. Man muss jenseits von Gut und Böse gehen, um göttlich zu werden.

Nur in der Göttlichkeit liegt Freiheit vom Karma, und nur in der Göttlichkeit herrscht Vollkommenheit.

"Du bist ewig frei! Warum also nennst du dich gefangen und machst dir Sorgen?

Das Selbst ist unendlich. Warum, wie und wodurch soll es gebunden sein?"

Yoga Vasishtha

Gott ist der größte Yogi 

Was fühlt das Herz des wahren Karma-Yogi? Es fühlt, dass die ganze Welt von Gott durchdrungen ist. Gott oder die unendliche Wahrheit wirkt im ganzen Kosmos als der Handelnde.

Gott ist immer im ganzen Kosmos am Werk. In jedem Sekundenbruchteil ist seine Aktivität voll in Schwung. Der Karma-Yogi verehrt diesen Gott als den Handelnden, den Täter, als den, der alles vollbringt.

Gott ist auch als der Förderer der Tugenden, der guten Eigenschaften und des Strebens nach göttlicher Vollkommenheit und Gotterfahrung im Herzen der Menschen anwesend, des Strebens nach Unsterblichkeit, nach ewigem Frieden und Glück.

Gott wirkt im ganzen Universum, nicht nur im Mikrokosmos in unserem Körper, sondern auch im ganzen Makrokosmos. Auf Schritt und Tritt ist Er höchst dynamisch. Diesen Gott verehrt der Karma-Yogi und ist sich stets Seiner inspirierenden Gegenwart bewusst.

Gedankenarbeit 

Ununterbrochen sind Gedanken im Geist eines jeden Menschen aktiv.

Und die Gedanken wird man nicht los; deshalb sollen wir sie in eine bestimmte Richtung lenken, sodass sie keinen Schaden anrichten: gottwärts.

Auf diese Weise können wir Herr unserer Gedanken werden und schaffen uns das beste Karma, altes Karma löst sich schneller auf.

Wir sollen immer positive und heitere Gedanken pflegen und das tun, was aufbauend ist. Wenn wir keine Aufgabe haben, sind wir verloren. Wir müssen alle eine persönliche Mission haben, die Mission, uns selbst zu verändern und dadurch die Welt.

Und diese Veränderung beginnt mit der Arbeit an und mit unseren Gedanken. Wenn sich unsere Gedanken immer mit Gott beschäftigen, sodass wir schließlich völlig in Ihm verwurzelt und mit Gedanken an Ihn gesättigt sind, dann werden uns Ehre, Reichtum und Glück nachlaufen! Alles kommt zu uns, wenn wir nur noch Gott wollen.

Vom Tod können wir eine Lektion lernen!

Alle Kleinlichkeit, jeder Kleinmut muss verschwinden! Wir leben nicht für alle Ewigkeit hier auf der Erde. Wir dürfen nicht so gierig sein und uns an die Dinge hängen, als ob wir sie für immer behalten könnten.

Wir sollten uns von Zeit zu Zeit vorstellen, wir seien nicht mehr am Leben. Und was dann? Wieso all dieser Kummer, dieser Jammer, diese Eitelkeit, diese Gier, dieser Neid und diese Eifersucht? Was nützt das alles? Umsonst warst du neidisch auf andere, und jetzt bist du tot! Alles, was du im Leben erreicht hast, ist umsonst. Außer das, was du mitnehmen kannst: Was bleibt, was überdauert, was kannst du mitnehmen? Was ist Illusion und was ist Wirklichkeit? Was ist Wahrheit und was ist nicht Wahrheit? Was ist Gott und was ist Mensch?

Was hilft uns unser Reichtum, wenn wir tot sind? Und unsere schönen Kleider, die wir gestern erst gekauft haben, nehmen wir sie mit?

Unterscheide stets, was wichtig und wertvoll ist für dich, was du behalten kannst und was nicht!

Den Reichtum des guten Herzens, des reinen Herzens, der Weisheit, den du gesammelt hast, diesen Reichtum kannst du mitnehmen! Die unzähligen guten Taten, die du vollbracht hast, und das gute Karma, das daraus entspringt, sie kannst du mitnehmen. Wenn du für Gott gelebt und gearbeitet hast, bewusst in Seiner Gegenwart ein- und ausgeatmet hast, all das nimmst du mit!

Deine Taten der Selbstlosigkeit nimmst du mit. Materielle Dinge kannst du nicht mitnehmen, wenn du stirbst. Deine Bindungen und Verpflichtungen hier in diesem Leben auf dieser Erde musst du zurücklassen; auch deine Position als Familienvater und Bankdirektor wirst du aufgeben müssen.

Was nimmst du also mit? Dein gutes Herz, dein reines, göttliches Herz nimmst du mit.

Die Kraft des Glaubens, das Licht der Weisheit, das Licht der wahren, selbstlosen Liebe nimmst du mit.

In diesem Leben und durch dieses Leben sollst du erreichen, was jenseits dieses Lebens liegt: das unendliche, absolute, vollkommene, ewige Leben.

Du sollst dieses irdische Leben als reine Seele ohne Schuldenlast verlassen ohne Karma! Du sollst kein Karma mit in den Tod nehmen, und du wirst durch Gottes Gnade ewig leben.

Lebe deshalb für Gott, und das heißt: für alle und jeden, denn Gott ist in allen und jedem, dann hast du für Gott gelebt. Dann nimmst du kein Karma mehr auf dich. 

Was ist vorbestimmt und was ist freier Wille?

"Jener, der die Welt ins Leben rief, lenkt auch das Schicksal der Seelen entsprechend ihrem Karma.

Also wird geschehen, was geschehen soll, so sehr man sich auch bemühen mag, es zu verhindern. Und es wird nicht geschehen, was nicht geschehen soll, so sehr man sich auch bemühen mag, es herbeizuführen.

Deshalb ist Schweigen das Beste, was man tun kann."

Sri Ramana Maharshi

'Schweigen' heißt nach Ramana Maharshi 'sich selbst auslöschen' ... was bleibt, ist das, was ist: das göttliche Selbst, die Wahrheit.

"Alles Wirken geschieht durch die Energie und die Kräfte der Natur (Prakriti), die Gunas. Aber aufgrund der Verblendung des Egos denken die Menschen, sie selbst seien jene, die alles vollbringen."

Bhagavad Gita

Die Frage: "Was ist vorherbestimmt und was ist freier Wille?", ist die schwierigste Frage, und niemand hat darauf eine zufrieden stellende Antwort.

Die griechischen und indischen Philosophen haben sich darum bemüht, auch die Philosophen des Westens. Aber niemand konnte eine zufrieden stellende Antwort geben, denn es scheint ein verzwicktes Problem zu sein.

Die Dinge sind vorherbestimmt, und zur gleichen Zeit gibt es den freien Willen, den man nicht verneinen kann.

Das Schicksal wird durch die Ausübung des freien Willens verändert, es gibt gewisse Entscheidungsmöglichkeiten.

Vorherbestimmung unterliegt also bestimmten Begrenzungen, und es gibt Ausnahmen von der Regel.

Ein anderer Punkt:

Wir haben Freiheit innerhalb bestimmter Grenzen, gleichzeitig wirkt sich aber eine begrenzte Vorherbestimmung in unserem Leben aus; diese ist nicht unbedingt, denn das kann nicht sein, das wäre unlogisch. Das Leben liefert uns auch keine Bestätigung für die Richtigkeit der unbedingten Vorherbestimmung.

Es gibt beide: die Vorherbestimmung und den freien Willen.

Wir dürfen uns deshalb nicht auf die Idee konzentrieren, dass alles von vornherein festgelegt und bestimmt ist; wir müssen uns auf die Idee konzentrieren, dass wir einen freien Willen haben und dass wir diesen bis zum Äußersten ausüben müssen.

Und wenn die vorherbestimmten Ereignisse sehr mächtig sind, können wir sie durch die ständige Ausübung unseres freien Willens zumindest abschwächen.

Was ist Vorherbestimmung? Es ist nichts anderes als der freie Wille, den wir in unserer Vergangenheit ausgeübt haben. Du kannst die Vorherbestimmung durch deine Arbeit für das Gute überwinden, und wenn deine Vorherbestimmung schlecht ist, kannst du sie durch deine Anstrengungen und Gebete zum Guten wenden.

Wenn dann deine Gebete die Gnade Gottes herbeigerufen haben, wirst du die schicksalsbedingten Schwierigkeiten überwinden.

"Du bist nicht der Vollbringer der Taten. O Rama! Warum also denkst du, du seist der Täter? ...

Werde aber auch nicht inaktiv! Denn was erlangt man dadurch, dass man nichts tut?

Was getan werden muss, muss getan werden. Ruhe deshalb im Selbst! Auch wenn du dann die für dich naturgemäßen Taten vollbringst, wirst du wahrlich ein Nicht-Handelnder sein, weil du kein Eigeninteresse an diesen Taten hast.

Wenn du hingegen nichts tust, aber an diesem Nichtstun hängst, wirst du zum Handelnden.

Wenn diese ganze Welt eines Gauklers Trick ist, was soll man dann aufgeben und wonach suchen?"

Yoga Vasishtha

Tvam eva kartasi - Du allein bist der Handelnde!

Der Weise hat das erkannt, deshalb sagt er zum Göttlichen:

"Du allein bist der Handelnde!"

Wer erhält die ganze Schöpfung, die ganze Menschheit und alle Lebewesen? Gott allein. Gott allein ernährt und erhält die ganze Schöpfung.

Wenn wir nachforschen, finden wir heraus, dass alles vorbestimmt ist. Das heißt, der Wille des Göttlichen wirkt sich aus; die Energien, mit welchen wir arbeiten, stammen von Gott. Die Intelligenz, mit der wir arbeiten, stammt von Gott. Die Güter, mit denen wir arbeiten, gehören Gott. Es ist der Wille des Göttlichen, der überall geschieht.

"Was du, verblendet, nicht tun willst, das wirst du selbst gegen deinen eigenen Willen tun, weil du durch dein aus deiner eigenen Natur geborenes Karma dazu gezwungen wirst.

Der Herr weilt im Herzen aller Wesen, o Arjuna, und bewirkt so durch Seine Kraft der Maya ihr Tätigsein, als ob sie nur Puppen wären, die an einem Draht gezogen werden."

Bhagavad Gita

 

Alles ist vorbestimmt.
Der Wille des Göttlichen wird geschehen.

Auch der Tag des Todes unseres Körpers ist bestimmt. Wir können ihn nicht verschieben, nicht ein paar Stunden, Minuten oder Sekunden.

So eine Verschiebung gibt es nicht. Alles ist vorbestimmt. Aufgrund unserer Ichbezogenheit und Selbstüberhebung denken wir, es sei unser Wille, der geschieht und wir hätten freiwillig unseren Platz im Leben ausgewählt. Das ist eine Illusion, die das Gemüt hervorzaubert. Es ist vorbestimmt, dass wir sind, wo wir sind. Es ist vorbestimmt, wie viele Tassen Tee wir trinken und wie viele Mahlzeiten wir essen.

Jeder nimmt seinen Platz im Leben gemäß seinem Schicksal und der göttlichen Gnade ein. Einen anderen Platz zu wünschen, wäre ein Fehler und würde uns unglücklich machen. Wir würden mit solchen Wünschen nur unnötig Zeit und Energie verlieren. Und wenn wir einen anderen Platz oder eine andere Stellung im Leben verdienen, dann wird dieser andere Platz oder diese andere Stellung zu uns kommen und uns suchen. Wir können diesen Vorgang nicht vermeiden; er wird uns aufgezwungen werden.

Aus diesem vorbestimmten Muster des Lebens kommen wir nur durch Anbetung der unendlichen Wahrheit heraus.

Wir werden schließlich eins mit der Seele des Göttlichen und sitzen im Zentrum des göttlichen Herzens, wo es kein Karma gibt und wo wir absolut frei sind. Absolute Freiheit gibt es nur in der Wahrheit, in der Erfahrung der Wahrheit.

Manche erlangen diese absolute Wahrheit und wirken trotzdem hier auf der Erde weiter. Dann aber ohne Egoismus, ohne Karma, ohne Bindung, ohne Probleme, nur um der Menschheit zu helfen.

"Die Weisen wünschen nicht, irgendetwas zu tun; und sie wünschen auch nicht, jegliches Tun aufzugeben."

Yoga Vasishtha

 
"Auch das Zufälligste ist nur ein auf entfernterem Wege herangekommenes Notwendiges.

Notwendigkeit ist das Reich der Natur; Freiheit ist das Reich der Gnade."

Arthur Schopenhauer

 

Eng verknüpft mit dem Karma ist das Thema des freien Willens. Man kann nun argumentieren, dass es kein Karma geben kann, wenn es keinen freien Willen gibt.

Wenn Gott, wie Swami Omkarananda sagt, der wirklich Handelnde ist, wie kann es dann für den Menschen einen freien Willen und folglich ein Karma geben?

"Tvam eva kartasi" sagt das Gleiche: Gott ist der Wirkende. Wo bleibt dann die Möglichkeit für das Individuum, sich zu entfalten, freie Entscheidungen zu fällen, seinen freien Willen kreativ einzusetzen, sein Leben zu gestalten und vor allem: Wo bleibt seine Verantwortlichkeit?

Folgende Worte von Swami Omkarananda deuten in dieselbe Richtung: 

Eine Frau denkt, sie hätte die Freiheit, ein Kind zu adoptieren. So ist es nicht! Selbst in ihrer ganz persönlichen Wahl wirkt die Vorbestimmung. In ihrem eigenen Willen, in ihrer eigenen Cleverness, ihrer Intelligenz, in der Art, wie sie die Dinge manipuliert, wirkt die Vorbestimmung.

In allem, was sie denkt, was sie willentlich getan hat, auf Schritt und Tritt hat sie bestimmt; aber sogar durch ihre persönlichen Entscheidungen hindurch hat schon jemand anders entschieden.

Wenn wir annehmen, dass der Mensch keinen freien Willen hat, ist er nicht viel mehr als eine Marionette.

Ein Leben ohne freie Willensentscheidungen, wie eingeengt durch die Gegebenheiten diese auch wären, erscheint uns als unerträglicher Zustand, eine Idee, mit der die meisten sich sicher nicht anfreunden können, sind wir doch stolz auf unseren freien Willen, auf unseren persönlichen Fortschritt, auf unsere Leistungen, auf unseren Erfolg, auf unser selbst erarbeitetes Vermögen.

Und wenn Gott schon der Wirkende ist, wieso kann der Mensch dann Fehler machen, unter deren Folgen er auch noch zu leiden hat? Warum also, so könnte man sagen, muss der Mensch unter dem Handeln Gottes leiden und Ihm als Sündenbock dienen?

Es gibt aber noch etwas, was unsere Überzeugung vom freien Willen zum Wanken zu bringen droht: die Vorherbestimmung. Ist unser Schicksal vorherbestimmt? Wenn es das wäre, dann könnten wir den freien Willen jetzt zum zweiten Mal abschreiben. Aber auch die Idee vom selbst verursachten Karma wäre noch einmal widerlegt!

Gott tut alles, Gott plant alles, Gott bestimmt alles ...

Sind wir nur Marionetten in Seiner Hand? Oder hat Gott uns einen freien Willen gegeben, um uns zu prüfen, wie einige immer wieder gern behaupten?

Zugegeben, es ist eine äußerst verwirrende Angelegenheit, sich mit dem Thema des freien Willens auseinander zu setzen. Entscheidend aber ist letztlich die Praxis, das Leben selbst, der Alltag, den wir doch immerhin irgendwie planen und meistern müssen mit oder ohne freien Willen.

Es ist klar, dass wir auch mit einem freien Willen nicht alles wollen können, weil es einfach unmöglich ist. Wir leben unter bestimmten, genau definierten Bedingungen, nämlich denen der Natur und ihrer Gesetze. Diese können wir nicht außer Kraft setzen, auch nicht mit dem freiesten aller Willen, insofern und solange dieser menschlich begrenzt ist.

"Jene, die einsehen, dass die Gunas der Prakriti, die Kräfte der Natur, alle Arbeit verrichten, und erkennen, dass sie selbst nicht die Wirkenden sind, sie allein verstehen wirklich."

Bhagavad Gita

Wir sprechen unter Auflage dieser Bedingung also niemals von einem absolut freien Willen, sondern nur von einem bedingt freien Willen, der sich innerhalb eines genau definierten Rahmens entfalten kann. Das heißt, dass unser freier Wille als reine Möglichkeit zur freien Entscheidung zwar existieren mag, dass aber die Ausführung seiner Entscheidungen von anderen Faktoren und Kräften beeinflusst, herbeigeführt oder verhindert wird. Manchmal werden wir deshalb gezwungen, etwas zu tun oder zu erleiden, was wir ganz und gar nicht wollten. Mit anderen Worten: Unser freier Wille hat mit der Gestaltung unseres Schicksals zunächst einmal wenig zu tun. Oft bleibt unser freier Wille als Wunschtraum irgendwo hängen und trauert einem Luftschloss nach. Und oft wollen wir nach Rom, und kommen in Paris an ...

"Du hast Verfügungsgewalt nur über deine eigenen besten Fähigkeiten, aber keine Kontrolle über ihre Auswirkungen und keinen Anspruch auf die Folgen, die Ergebnisse deines Tuns.

Die Früchte deines Wirkens sollten deshalb nicht die Motivation für deine Arbeit sein.

Doch solltest du nie tatenlos bleiben."

Bhagavad Gita

Unsere jetzigen 'freien' Willensäußerungen sind demnach eindeutig und ausschließlich ein Resultat vergangener Entscheidungen und Erfahrungen, insofern wir ja die Weichen früher schon gestellt haben.

Mit anderen Worten: Unser Unterbewusstsein mit seinen Inhalten, das ja unsere Vergangenheit verkörpert, diktiert unsere Entscheidungen. Unser 'freier' Wille verkommt hiermit zusehends zu einem Sklaven der eigenen Vergangenheit. Und das ist nichts anderes als Karma. Karma beeinträchtigt somit unseren freien Willen und lenkt ihn, aber:

"Prarabdha Karma betrifft nur das Äußere, nicht das Innere.

Wer das Selbst im Innern sucht, kümmert sich um keinerlei Hindernisse.

Das größte Hindernis ist, an Hindernisse zu denken."

Ramana Maharshi

 

So wie Swami Omkarananda es immer wieder darstellt, gibt es nur einen Weg heraus aus dem Dilemma, die Zuflucht zu Gott und Seiner Gnade:

Alles wird aufgezeichnet; und es ist überall zu lesen: im Kosmos, im Geist der göttlichen Intelligenz, in der eigenen Seele. Und es findet eine Reaktion auf alles statt. Was immer bestimmt ist, wird geschehen.

Aber wenn man die Gnade des Göttlichen hat und etwas außerordentlich Gutes getan hat, dann wird als Kompensation dafür eine entsprechende negative Wirkung, vielleicht hätte ein schwerer Unfall passieren sollen, aufgehoben.

Ähnlichen Gedanken begegnen wir im 'Tripura Rahasya', nach dem Verfasser auch 'Haritayana Samhita' genannt:

"Hingebungsvolles Dienen ohne Hintergedanken wird vielleicht lange nicht als solches erkannt ... aber Gott, der Herr des Universums und Bewohner unserer Herzen, weiß alles und gewährt bald die entsprechende Belohnung.

Im Fall anderer Arten von Verehrern (d.h. solchen mit weniger Hingabe) muss Gott den Verlauf ihres Schicksals abwarten, weil er dieses ja selbst angeordnet hat, während Er Sich um den selbstlosen Verehrer, für den Gott alles und die einzige Zuflucht ist, ohne Rücksicht auf dessen Vorbestimmung kümmert, und ohne die von Ihm selbst erlassenen Gesetze zu beachten.

Gott belohnt den Verehrer schnell und das deshalb, weil Gott als der Höchste und in Sich Selbst Enthaltene von nichts anderem abhängig ist."

Tripura Rahasya

Und Krishna verspricht Arjuna:

"Du wirst die ewige unvergängliche Wohnstätte durch meine Gnade erlangen, gerade während du all deine Pflichten tätig erfüllst, und zwar allein dadurch, dass du deine Zuflucht zu Mir nimmst."

Bhagavad Gita

 

Letztlich müssten wir, wenn wir die Frage des freien Willens klären wollen, eine umfassende Philosophie aufstellen, die praktisch alle Fragen der Existenz mit einschließt.

Was wäre, wenn wir gar nicht freiwillig in diese Schöpfung eingetreten wären? Könnten wir dann verantwortlich gemacht werden für alles, was folgt? Könnte dann eine spätere, so genannte freie Entscheidung noch frei genannt werden, wenn sie Bedingungen unterliegt, die am Anfang von einem anderen Willen oder einer blinden Kraft vorausgesetzt wurden? Das wäre gleichbedeutend mit der Situation eines Mannes, dem man völlige Freiheit innerhalb der Gefängnismauern zusichert. Wollte er je in das Gefängnis hinein? Und wollten wir je in dieses Gefängnis der Welt hinein? Das ist die Frage. Und diese Frage muss gelöst werden, wenn wir die Frage nach dem freien Willen lösen wollen.

Doch eines steht jetzt schon fest: Es gibt keine spontane freie Entscheidung. Der ganze Hintergrund unserer Vergangenheit spielt in den Entscheidungsprozess mit hinein, ja bestimmt ihn vielleicht fast ausschließlich. Da kommen nicht nur alte Gewohnheiten zum Zug, sondern Ängste, Überlegungen, Spekulationen aller Arten von schlauen Winkelzügen ...

Was ist Freiheit überhaupt? Kann ein freier Wille einem Wesen angehören, das völlig unfrei ist, das Hunderten von Zwängen unterliegt, das von Sehnsucht und Wünschen geplagt ist, das aus Angst vieles nicht zu tun wagt, was es eigentlich gerne tun würde?

Bestimmt hier die Angst, der Trieb, die Sucht oder Sehnsucht die Entscheidung oder der Wille, der uns auf Anhieb so frei erscheint?

"Arjuna sprach: 'O Krishna, was treibt uns dazu zu sündigen, wie unwillentlich dazu gezwungen und gegen den eigenen Willen?' Der Höchste Herr antwortete: 'Es sind Verlangen und Zorn, aus Rajo-Guna geboren. Verlangen ist unstillbar und ein großer Teufel. Erkenne es als deinen Feind!'"

Bhagavad Gita

Wenn der Wille wirklich frei sein will, muss er ohne Vorbedingungen und Eingrenzungen, ohne Einschränkungen und Konditionierungen irgendeiner Art sein. Er muss in der Lage sein, aus sich selbst heraus etwas zu wollen, ohne nur einfach die Wahl zwischen verschiedenen gegebenen Möglichkeiten zu haben.

Wir wählen doch immer nur zwischen gegebenen Möglichkeiten aus. Das schließt auch den Zustand unseres Körpers und unserer Psyche mit ein. Auch diese konditionieren die Willensentscheidungen, geben die möglichen Richtungen und den Spielraum vor.

Ein bedingungsloser Seinszustand 

Ein wirklich freier Wille kann also nur dort existieren, wo er keinen Bedingungen unterworfen ist, also in einem Seinszustand, in dem es kein Zuvor gibt, das ihn konditionieren würde, aber auch kein Nachher als Folge eines Wollens, da dieses als Teil des Ursache-Wirkungs-Prinzips den freien Willen sofort wieder ausschließen würde. Somit kommen wir zum Schluss, dass der freie Wille des Menschen nur ein scheinbarer ist.

Weil aber der Mensch eine transzendente Dimension in sich trägt, die ihn letztlich ausmacht, seine eigentliche, wahre Identität darstellt, hat er einen freien Willen, insofern er diese Dimension verwirklicht und als diese existiert.

Deshalb nennt man diese Erfahrung auch "Befreiung" (Sanskrit: Moksha). Es ist die Befreiung hin zum freien Willen, der per definitionem nur absolut frei sein kann oder gar nicht weg vom getriebenen, geplagten, sklavisch konditionierten Zustand des Menschen, der in der offensichtlichen Blindheit seiner Selbstüberhebung die Fesseln, die ihn binden, für ein Geschenk seines eigenen freien Willens hält.

Die transzendente Dimension oder das göttliche Selbst im Menschen spielt zur Lösung der Frage des freien Willens die größte Rolle.

Es ist interessant, wie sehr sich der ganze Problemkomplex verschiebt, wenn wir zugestehen, dass der Mensch nicht nur aus Körper, Psyche und Mind besteht.

Wenn wir noch einen Schritt weitergehen und anerkennen, dass diese drei Komponenten ja wesentlich illusionärer Natur sind, insofern sie keine von Gott oder der Wahrheit unabhängige Existenz haben, dann stellt sich eigentlich die Frage nach dem freien Willen gar nicht mehr wirklich.

Denn wo alles Gott also Eines ist, kann es keine Einschränkung geben, also auch keinen nur bedingt freien Willen. Der Wille ist dann alles; er ist absolut und eins mit dem Sein. Jeglicher Antagonismus fehlt hier.

Die Marionetten, die wir sind, sind wir, soweit wir Körper, Gemüt und Psyche sind; der Spieler aber sind wir selbst und deshalb unendlich frei, ob wir das jetzt wissen und anerkennen oder nicht. Eine Wahrheit bleibt eine Wahrheit, auch wenn niemand von ihr weiß.

Gemüt, Ego, Denken, Emotionen und was sonst noch in unserer Terminologie herumspukt können wir getrost als Entscheidungsträger vergessen.

Die wirklich tragende Kraft kommt aus einer anderen Quelle.

Welches Gewicht haben Entscheidungen, die von einem an sich unwirklichen Wesen in einer unwirklichen Welt getroffen werden? Sie haben kein wirkliches Gewicht.

Wie nur Traumwasser den Traumdurst löschen kann, und es nichts nützt, wenn man dem Träumenden ein Glas Wasser ans Bett stellt, so kann auch der freie Wille, der im Traum dieses Lebens ausgeübt wird, nur 'traumhafte' Resultate hervorbringen. In jedem Fall wird er die Illusion stärken, in der wir blind umherirren. Der Ausweg aus der Sackgasse besteht darin, dass wir diese Illusion aufgeben und uns an jene Macht wenden, die selbst die Verkörperung des freien Willens ist. Und diese ist, je nach Terminologie, die wir bevorzugen, das Selbst, Atman, die Wahrheit oder Gott.

Die Wege dahin scheinen vielfältig zu sein. Letztlich aber gibt es nur einen: die Aufgabe der eigenen unabhängigen, eingebildeten Persönlichkeit.

"Tun das Nicht-Tun" (Lao Tse) oder: "Dein Wille geschehe!" (Bibel) die Auslieferung des eigenen irrenden, kleinen Willens an den großen allumfassenden Willen des Göttlichen; das ist dann auch Geborgenheit und Frieden.

Deshalb sagt Swami Omkarananda: 

Aus diesem vorherbestimmten Muster des Lebens kommen wir nur durch Anbetung der unendlichen Wahrheit heraus.

Oder die Gita:

"Der Höchste spricht:

'Wenn dein Geist ständig auf mich gerichtet ist, wirst du alle Schwierigkeiten durch meine Gnade überwinden. Aber wenn du deines Egos wegen nicht auf meine Stimme hörst, wirst du zugrunde gehen.'"

Bhagavad Gita

Der befreiende Faktor
unsere höchste Bestimmung

"Der Höchste spricht: Jeder ... kann das höchste Ziel erreichen, einfach dadurch, dass er sich liebend Meinem Willen ausliefert ...

Ich bin das Selbst, das in den Herzen aller Wesen wohnt. Ich bin auch der Anfang, die Mitte und das Ende aller Wesen."

Bhagavad Gita

Was kann unser Wille bewirken, wenn unsere letzte und höchste Bestimmung schon ein für allemal festgelegt ist? Können wir sie vermeiden?

Der Konflikt zwischen dem von Gott auferlegten Schicksal und dem eigenen freien Willen besteht gar nicht.

Der ganze Schicksalsweg ist nichts anderes als der Weg von der Quelle zur Mündung, wobei beide identisch sind. Das letzte Ziel ist für uns alle immer das Gleiche. Deshalb heißt es bei Augustinus: "Von Gott zu Gott geht unsere Reise."

Unser Wille kann letztlich nur aus einer einzigen Quelle kommen, auch wenn es um des kosmischen Spiels willen eine Zeitlang so aussieht, als ob wir als Individuen, von Gott getrennt, unser eigenes Schicksal in die Hand nehmen würden.

Swami Omkarananda drückt
den gleichen Gedanken folgendermaßen aus:

Jede Person ist egozentrisch, um das Ego herum zentriert. Immer heißt es: 'Ich, ich, ich, ich mache das, ich will jenes, ich plane meine Leben, wie ich will ...' Und das trotz der Tatsache, dass 99 Prozent des Lebens vorherbestimmt sind, und der Wille Gottes überall und jederzeit wirkt und sich durchsetzt.

Trotzdem bezieht der Mensch gewöhnlich alles auf sich selbst und schreibt seine Erfolge seinem eigenen Bemühen und seiner eigenen Kraft zu: 'Ich bin sehr gesund, ich bin ein reicher Mann, ich habe viel geleistet, und ich habe eine große Familie ...'

Für die Praxis gilt ein Grundsatz: Solange wir uns als von Gott getrennt erfahren, haben wir auch die Verantwortung für alles, was wir tun, jedenfalls können wir nicht anders, als das anzunehmen.

Deshalb sind wir gezwungen, zu handeln und unseren Willen anzuwenden. Wir haben ja dann auch gar keine andere Wahl, denn wir glauben fest daran, dass wir unseres Glückes Schmied sind.

Aber wenn wir einmal in der Tat wissen und erkennen, dass Gott allein der Handelnde ist, ist unser Karma aufgehoben, und wir sind frei. Erst dann haben wir, so paradox es klingen mag, einen wirklich freien Willen. Warum? Weil wir dann eins sind mit dem Willen Gottes. Die Täuschung der Annahme einer vom göttlichen Bewusstsein unabhängigen Existenz hat somit ein Ende gefunden und damit auch das Problem des Widerspruchs eines von Gott auferlegten Schicksals und dem freien Willen des Individuums.

Die uns innewohnende Transzendenz bestimmt von Anfang an unser Schicksal.

Das Problem des freien Willens kommt erst auf, wenn wir diese Tatsache unser eigenes Selbst vergessen haben und uns für ein unabhängiges Individuum halten, das in einem sterblichen Körper haust. Wer nicht aus freien Stücken sich aufmacht, die Wahrheit seines eigenen Seins zu erkennen, den zwingt die Natur dazu.

Welche Wahl haben wir also wirklich? Die Antwort auf diese Frage hängt einmal mehr davon ab, als wen wir uns betrachten: als die unwirkliche Persönlichkeit oder das wahre, ewige Selbst.

Swami Omkarananda zur evolutionären Bestimmung des Menschen:

Gott selbst ist es, der als freier Wille in uns unser Schicksal regiert

Die höchste Intelligenz, die alldurchdringend ist und das Schicksal der Universen beherrscht und lenkt, wohnt in uns. Alles in uns ist eine Unendlichkeit an Glückseligkeit, Schönheit, Kraft und Gnade.

Es gibt keinen Faktor, keine Kraft, Energie oder Macht in der höchsten Gottheit, die nicht auch in jedem von uns wäre.

Gott als das unendliche göttliche Bewusstsein ist unsere evolutionäre Bestimmung. Er ist unser unausweichliches Schicksal. Wir können Ihm nicht entkommen. Und nur in Ihm sind wir unsterblich, allvollkommen, voller Freude und von unerschütterlichem und unzerstörbarem Frieden erfüllt. Nur in Ihm finden wir wirkliche Ruhe.

Alle Werte, alle Schönheit, alle Liebe, Weisheit, Vollkommenheit und höchste Erfüllung finden wir im Göttlichen, in der innersten Seele in uns.

Gott zu erfahren ist unsere unvermeidliche Bestimmung.

Ob groß oder unbedeutend, ob Herrscher über die ganze Welt oder Bettler, ob Heiliger, und als solcher das Licht der Welt, oder ein elender Sünder: Jedem ist das Verlangen nach dem Göttlichen angeboren und jeder hat das unausweichliche Schicksal, das Göttliche zu erfahren, so wie jeder mit dem unausweichlichen Schicksal belastet ist, dass er sterben muss. Tod ist das unvermeidliche Schicksal des Körpers. Und Gott ist das unvermeidliche Schicksal der Seele im sterblichen Körper.

Du bist nicht der Körper, wie sehr du dich auch an den Körper gebunden fühlst, wie sehr du auch vom Körper besessen und versklavt sein magst: Du bist der Geist, der den Tod des Körpers überlebt. Gott ist Geist.

Dein Geist wird identisch mit Gott, wenn er von allen Unvollkommenheiten, seiner tiefen Unwissenheit und seinen Begrenzungen befreit ist. Liebe Gott, erkenne Gott, strebe nach der Erfahrung Gottes! Alle Wege im Leben deuten auf die Erfahrung Gottes als das Ziel der Schöpfung hin: Das ist unsere Bestimmung.

Wir sind Erben von Gottes Allwissenheit, Allmacht und Allgegenwart. Das gilt für jeden von uns und es ist unser unausweichliches Schicksal, dass wir über die Sterne und universalen Systeme herrschen werden. Das ist unser unausweichliches Schicksal, und wir werden von der Natur dieser Bestimmung zugeführt einer Bestimmung, die darin besteht, dass wir einen allmächtigen Willen ausüben, dass wir uns in einem endlosen und allschöpferischen Licht auflösen; einer Bestimmung, ein allbewusstes Wesen zu sein, das seiner selbst und alles Seienden gewahr ist; einer Bestimmung, Herrscher über uns selbst und die ganze Schöpfung zu sein.

Die Opposition zwischen Gott und der Natur ist keine Opposition als solche, obwohl die Natur ihrer Konstitution nach viele Prozesse erlaubt. Aber was immer diese Prozesse auch sein mögen, es sind Prozesse in Unvollkommenheit. Deshalb will alles in der Natur die Natur übersteigen und übertreffen und eins mit dem Göttlichen werden, das heißt, den Frieden und die Vollkommenheit des Göttlichen erfahren.

Aber niemand kann die höchst bedeutungsvolle Frage beantworten: Wie ist die Natur entstanden? Einige beantworten die Frage mit dem Hinweis auf ihre Unerklärlichkeit. Andere erschaffen zur Erklärung eigene Hypothesen oder erfinden einen Mythos. Aber keine Antwort scheint wirklich zufrieden stellend zu sein.

Allerdings sagt uns unsere Erfahrung zwei Dinge: Es gibt die Natur, die wir erfahren und in der wir gefangen sind, und es gibt etwas, das die Wahrheit oder das Göttliche genannt wird. Etwas in uns bezeugt diese Tatsache. Unsere Intelligenz und ihre Prozesse bestätigen und bekräftigen die Wirklichkeit der Wahrheit oder des Göttlichen, und wir versuchen, irgendwie eine Erfahrung des Göttlichen zu erlangen. Wenn das einmal geschieht, sind wir von der Erfahrung der Natur befreit und deshalb auch befreit von den Begrenzungen, die sie uns auferlegt.

Deshalb geht das Schicksal jeden Wesens in der Natur über die Natur hinaus, indem es deren inneren Gehalt erfährt: das Göttliche Sein.

Du bist ein Kind des Unendlichen im Unendlichen. Du wirst das Unendliche erfahren. Saul wird zum Paul. Das ist dein Schicksal, natürlich und unvermeidbar.

Jeder Mensch ist mit der natürlichen Fähigkeit geboren, das Göttliche zu erfahren, mit der natürlichen Fähigkeit, nach dem Guten, Edlen, nach der Wahrheit zu streben. Auch wenn er das noch nicht versteht und vielleicht nicht einmal will. Seiner innersten Natur nach tendiert er dazu. Solange er das nicht versteht, wird er das Gute, Edle und die Wahrheit in den falschen Dingen suchen. Aber wenn er zu verstehen beginnt, strebt er direkt danach. Und das ist der herrliche Zweck des Lebens.

Die uns innewohnende Transzendenz
ist unsere höchste und alleinige Freiheit

Die Zukunft wird nicht, wie Whitehead behauptet, beständig neu erzeugt; sie ist auch nicht unbestimmt und beliebig.

Die Zukunft ist festgelegt und doch nicht ganz festgelegt; sie ist festgelegt insofern, als es sich um einen Prozess handelt, der einen Anfang und ein Ende hat. Und dieser Prozess folgt denselben Pfaden, die frühere Weltenschöpfungen schon gegangen sind und zukünftige gehen werden.

Innerhalb des Festgelegten jedoch hat der Mensch Freiheit. Der Mensch ist kein Sklave von Materie und Universum.

Er kann während seines Aufenthalts im Universum aufsteigen, ja über dieses Universum hinausgehen.

Das ist das Einzigartige in Bezug auf den Menschen: Er kann, wenn er will, grenzenlose Freiheit genießen und sich in einem Zustand der Transzendenz aufhalten. Während er sich in einem physischen Körper umherbewegt, kann er jenseits dieses Körpers sein. Während er in einem sich ständig verändernden Umfeld lebt, kann er in einem unwandelbaren Sein leben.

Überall ist Veränderung: außen und innen. Die Umwelt ändert sich, die Gedanken ändern sich, alles fließt. Und in dieser Umgebung, in diesem Verwirrspiel unaufhörlichen Wandels, atemberaubender Vielfalt, lebt der Mensch mit einer ewigen Konstante in seinem eigenen Herzen, dem transzendenten Prinzip, Gott oder die Wahrheit genannt.

Inmitten des Strudels an Veränderungen gibt es etwas, was sich nicht ändert, niemals, was immer dasselbe bleibt, aber doch immer neu, immer vollkommen ist: Das zeigt die Erfahrung. Keine gedankliche Spekulation kann uns diese Tatsache eröffnen. Eben darin liegt die Ohnmacht der spekulativen Philosophie.

Freier Wille in Frage und Antwort

Frage:

Es gibt eine Frage, auf die es meiner Meinung nach keine befriedigende Antwort gibt, und zwar: Hat der Mensch einen freien Willen oder nicht? 

Swami:

Sie haben diese Frage wieder und wieder diskutiert, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Lassen Sie uns deshalb jetzt annehmen, dass wir einen freien Willen haben. Das ist es, was die Weisheit sagt. Wenn Sie einen freien Willen annehmen und weiter hart arbeiten, dann wird sich Ihr Streben verwirklichen. Warum? Weil Ihr gegenwärtiges Streben Ihre zukünftige Vorherbestimmung ist; streben Sie deshalb nach etwas Gutem, und die Zukunft wird ein Himmel für Sie sein. Sie werden immer der Gewinner sein. Es ist also besser, die Wirklichkeit eines freien Willens anzunehmen und entschlossen auf ein großartiges Ziel hinzuarbeiten.

Frage:

Ich denke, ich bin nicht der Einzige, der sich mit dieser Frage abmüht. Ich frage mich, ob ich dies und jenes aus eigenem Willen tue oder ob ich von irgendetwas dazu getrieben werde? 

Swami:

Sie haben einerseits den Willen, es zu tun. Andererseits hatten sie diesen Willen auch schon in früheren Leben; die angesammelten Kräfte dieses Wollens drücken sich jetzt aus und zwingen Sie zu handeln, ob Sie es wollen oder nicht. Die höchste Weisheit jedoch sagt: Lasst uns die Realität eines freien Willens annehmen und weitergehen.  

Frage:

Es gibt einfach keine Antwort auf diese Frage!

Swami:

Weil es eine absurde Frage ist! Sie beinhaltet zwei Voraussetzungen: Einmal gibt es die Bestimmung unseres Lebens, und diese Bestimmung ist nichts anderes als früheres Wollen, wenn nicht Ihr eigenes, dann das Ihres Großvaters, wenn nicht das Ihres Großvaters, dann eben Gottes. Und was Sie persönlich betrifft, können Sie dieses Problem anpacken, wie Sie wollen.

Nun gut, wenn es Gottes Wille ist, dass Sie ein Mensch sein müssen, dass Sie dumm sind, dass Sie Gott und die Wahrheit nicht erkennen sollen, dass Sie keinen Glauben haben sollen, dann wäre das für Sie vorausbestimmt! Nun wollen Sie aber das Königreich des Himmels erbauen, wollen spirituell nicht dumm sein, wollen die höchste Erkenntnis der Wahrheit erlangen, alles wissen sowie ein Meister werden in Ordnung, tun Sie das, gehen sie vorwärts und der Erfolg wird Ihnen gehören!

Es kommt also nicht darauf an, ob es einen freien Willen gibt oder nicht. Wessen Willen, werden Sie fragen. Nicht Ihren, sagen Sie gut! Gehen Sie eine Million Jahre zurück und Sie werden sehen: Es war alles Ihr Wille. Noch weiter zurück in der Zeit hat möglicherweise Ihr Urgroßvater, wer war das?, vielleicht Gott! gewollt, dass es eine Menschheit geben solle, und so hat es sie gegeben. Nun überlegen Sie einmal was sollen wir tun?

Verstehen Sie? Alles ist die Auswirkung einer Willensäußerung. Es gibt eine Willensäußerung, aber keine Vorbestimmung von diesem Standpunkt aus gesehen. Das Wollen von heute ist die Vorbestimmung von morgen!

Karma und Selbstbestimmung 

Der Mensch hat einen freien Willen, denn er kann die Dinge ändern, auch wenn das seine Zeit braucht. Man muss Geduld und Ausdauer haben. Ja, der Mensch kann die Dinge ändern! Er kann von allem unbeeinflusst bleiben, vom Wetter und den Planeten.

Solange der Mensch nur menschlich ist, ist er allen möglichen Einflüssen ausgesetzt, und diese bestimmen tatsächlich weitgehend sein Verhalten, seinen Charakter, seine gesamte Lebenssituation.

Der Mensch aber trägt in sich die transzendente Wirklichkeit, die nicht dem Einfluss der Planeten oder anderer Kräfte ausgesetzt ist, ganz gleich, um welche Kraft es sich auch handeln mag.

Keine Kraft kann die Wirklichkeit oder Gott im Menschen je beeinflussen. Weil er diese Wirklichkeit in sich trägt, kann der Mensch nicht beeinflusst oder von irgendetwas in Mitleidenschaft gezogen werden. Andererseits hat er als Träger der Gottheit und als diese die Möglichkeit, seine Umgebung gemäß seinen Wünschen, Absichten, Idealen und Vorstellungen umzugestalten.

Der Mensch ist also nicht Spielball von Kräften. Er kann alle Kräfte besiegen. Der Mensch ist nicht Sklave der Umstände, er kann sie überwinden. Er ist nicht gezwungen, einen bestimmten Weg zu gehen. Er kann sein Schicksal ändern, neu machen, selbst bestimmen und sein selbst gewähltes Bestimmungsziel erreichen. Er hat immer einen Spielraum für die eigene Selbstbestimmung.

Karma lässt sich ändern, wenn auch nur langsam. Doch der Wille dazu muss da sein.

Und wenn man darum bittet, kann man auch Hilfe von Gott erhalten.

Es gibt weder den absolut freien Willen noch die absolute Vorbestimmung; Ist es dann Gnade, die uns lenkt?

Es gibt keinen absoluten freien Willen nirgendwo! Alle sind Sklaven von Kräften aus der Vergangenheit, von Kräften, die im Unterbewusstsein gespeichert sind, den Kräften unseres Karmas. Wir müssen unsere vergangenen Taten abbüßen, wenn sie schlecht waren; aber wir ernten auch die Früchte unserer guten Taten, vielleicht in Form von Reichtum, Anerkennung und günstiger Umstände.

Es gibt weder den absolut freien Willen noch die absolute Vorbestimmung.

Natürlich gibt es eine Vorbestimmung, aber wir sollten immer auf Seiten des Rechts und des Guten stehen, auf Seiten des Göttlichen. Das Göttliche ist über freien Willen und Vorbestimmung erhaben, agiert aus dem Stegreif heraus und inspiriert den Gottsucher an Ort und Stelle mit neuen Einsichten mit Gedanken und Gefühlen.

Deshalb erhebt sich der geistige Mensch über die Vorbestimmung und übt sich in freien Willensentscheidungen, was ihm immer mehr erlaubt, seinen freien Willen auch tatsächlich auszuüben. Doch sind beide unvermeidlich wirksam: der freie Wille und die Vorbestimmung. Wir müssen uns deshalb die Frage stellen: Wie viel können wir im Leben selbst bestimmen, und wie viel ist vorbestimmt?

Dass wir hier sitzen und den Namen Gottes wiederholen, ist vorbestimmt, aber da ist auch ein wenig freier Wille dabei, auch Gottes Gnade. Wenn die Vorbestimmung sehr günstig ist und ob wir es wollen oder nicht zu unserer Höherentwicklung beiträgt, dann ist es Gnade; und eine solche Vorbestimmung ist wünschenswert.

Gott bestimmt unser ganzes Leben, das Leben aller Geschöpfe und das Schicksal der ganzen Schöpfung. Er ist der Erhalter. Nicht wir selbst und das, was wir essen, erhält uns am Leben, sondern Gott.

Gott ist der Erhalter, der Handelnde; Gott ist alles.

Wenn du dich immer an diese Tatsache erinnerst, wird dein Egoismus immer kleiner und schwächer werden. Tvam eva kevalam kartasi ... Du allein bist der Handelnde, Du machst alles, ohne Dich kann kein Blatt vom Baum fallen, ohne Dich kann kein Wind wehen, ohne Dich kann kein Planet seine Bahn ziehen, ohne Dich gibt es kein Leben und keine Tätigkeit. Du bist der Schöpfer und der Erhalter, Du wohnst in allen Geschöpfen und bist verantwortlich für all ihr Tun und Lassen.

Tvam eva khalvidam brahmasi ... Du bist alles, was man sieht, hört, berührt, die ganze Schöpfung.

Alles bist du: die Steine, die Flüsse, die Meere, die Musik, die Wissenschaft, die Tiere, die Menschen. Du allein bist!

Wie wir dem Schicksal entkommen können 

Alles Manifestierte, das im Universum existiert ob, ein Bleistift, ein Mensch, ein Baum oder was auch immer, hat sein eigenes Schicksal. Es gibt nichts im Universum von Raum und Zeit, das vom Schicksal ausgenommen wäre, ganz gleich, wie herrlich etwas augenblicklich auch erscheinen mag.

Die schlechten Zeiten beginnen jetzt schon damit, das Glück des reichen und berühmten Mannes aufzufressen. Das Schicksal ergreift auch die Sonne, den Mond und die Sterne. Schicksal ist unvermeidlich.

Nur die Mystiker und Heiligen stehen über dem Schicksal, denn sie leben nicht im Körper, nicht in der Welt von Raum und Zeit, auch wenn das für andere den Anschein macht, sondern im raum- und zeitlosen Universum der unendlichen Wahrheit. Dieser zeitlose Zustand enthält die raum- und zeitlose, ewige, allvollkommene Wahrheit.

Wenn du dort bist, kann dir das Schicksal nichts anhaben. Das Schicksal mag den Körper betreffen, solange du noch im Körper bist, aber es kann dich selbst nicht berühren. Es kümmert dich nicht, ob gute oder schlechte Zeiten herrschen, ob der Körper leidet oder nicht. Keiner der relativen Zustände hat Einfluss auf den Zustand deines Geistes, denn dieser wird von der Einheit mit dem Unendlichen, mit der zeit- und raumlosen Wahrheit, getragen.

Nur der ist frei vom Zugriff des Schicksals, der die Einheit mit dem Unendlichen erlangt hat. Alle anderen fallen dem Schicksal zum Opfer.

Und für diese anderen gibt es nicht etwa eine endlos lange gute Zeit! Die Zeiten ändern sich für alle: für den gewöhnlichen Menschen genauso wie für den Heiligen, den Sünder und auch den Mystiker, mit dem Unterschied, dass der Mystiker vom Wandel der Zeiten nicht betroffen ist.

Nur wer in der Wahrheitserfahrung verwurzelt ist, befindet sich jenseits des Schicksals, jenseits des Leidens, jenseits des Raum-Zeit-Universums.

Vielleicht bist du einer der Großen der Welt? Das wird dir nicht helfen: Das Schicksal frisst alle auf. Wenn das Schicksal gut ist, steht uns ein schlechtes bevor. Ist es aber schlecht, steht das gute schon vor der Tür.

Jede Art von Veränderung ist das Werk des Schicksals.

Das Schicksal bewirkt stetigen Wechsel, und Wechsel bedeutet Schicksal. Wo keine Veränderung ist, gibt es auch kein Schicksal. In der Erfahrung der Wahrheit gibt es weder Zeit noch Raum, und es gibt keine Veränderung.

In welchem Zustand man sich auch immer befinden mag: Er ist das Ergebnis der eigenen Anstrengungen.

"Wie die Handlungen, so die Früchte. Das ist die Bedeutung des eigenen Bemühens, das auch unter dem Namen Schicksal bekannt ist."

"Die Unwissenden sind durch die Früchte ihrer Handlungen gefangen aufgrund ihrer Konditionierung (Vasana). Wenn der Anspruch auf die Früchte des eigenen Tuns aufgegeben wird, wird Tun zu Nicht-Tun, ungeachtet dessen, ob dieses Tun in konventionellem Sinn als gut oder böse betrachtet wird. In Abwesenheit von Selbstbegrenzung oder Willen bringt unser Tun keine Rückwirkungen auf uns selbst hervor.

Weder die Vasanas noch das Ego sind wirkliche Wesenheiten."

Yoga Vasishtha

Die Erlösung daraus liegt also letztlich nicht darin, unser eigenes Tun aufzugeben, sondern das Gefühl der Täterschaft abzulegen.

Also wieder: 'Tvam eva kartasi ...'

Wir sind einerseits verpflichtet, unser Schicksal anzunehmen, so gut wie möglich zu meistern und dadurch unsere inneren Anlagen auszubilden und zu vervollkommnen, um letztlich dort anzulangen, wo unser Ursprung ist, in Gott oder dem Selbst.

Andererseits können wir dieses Ziel nicht aus eigener Kraft erreichen und müssen die Hilfe und Gnade Gottes in Anspruch nehmen, uns Ihm ausliefern.

Wir dürfen bei allem Hang zum freien Willen nicht vergessen, dass wir unabhängig von Gott nicht einmal existieren können. Diese Tatsache definiert ganz eindeutig, wo die Macht und Kraft liegt.

Alles ist das Ergebnis dessen, was wir in
vergangenen Lebenszeiten und Jahren getan haben

Wie glücklich oder unglücklich du jetzt bist, hängt ganz davon ab, was du in der Vergangenheit getan hast. Ein jeder erfährt also eine Umgebung, die in vollkommener Harmonie ist mit allem, was er in der Vergangenheit getan hat. Die Unglücklichen müssen sich demnach selbst helfen. Niemand sonst kann sie glücklich machen. Ihr eigener Arzt ist in ihnen, und niemand kann ihnen von außen her helfen: weder Vater, Mutter, Guru oder Gott.

Deshalb hat der Buddhismus seine Philosophie ganz auf Karma und Leiden aufgebaut. Alles wird durch das Karma erklärt, und darin steckt eine große Wahrheit, weil die buddhistische Religion eine Religion der Vernunft ist; und diese ist unfehlbar in ihrer Wahrnehmung von Tatsachen und Wirklichkeiten. Hier sprechen wir von reiner Vernunft, die besonders in der buddhistischen Religion vorherrschend war.

Der Buddhismus bedient sich keiner Vernunft, die sich einer anderen unterordnet oder von ihr abhängt. Seine Vernunft ist vorurteilsfrei, selbstlos und leuchtend.

Jeder lebt also in Umständen, die auf natürliche Weise seinem inneren Wesen entsprechen, seinem Karma und Schicksal. Jeder ist für seinen eigenen Zustand verantwortlich, und jeder muss sich selbst aufbauen. Jeder muss sich zuerst selbst helfen, bevor das Göttliche helfen kann.

Es nützt nichts zu klagen und zu sagen: Gott sollte mir ein wenig mehr Hilfe geben, dann könnte ich weiterkommen. Solchen Leuten wird niemals geholfen werden. aber jenen, die sich anstrengen und trotz tausend Fehlschlägen aufrichtig und ernsthaft arbeiten, solchen Leuten wird geholfen werden und sogar viel mehr, als sie verdient haben.

Alles beruht auf dir selbst.

Jeder ist für seinen eigenen Zustand verantwortlich, ganz gleich, ob seine Umgebung ihn fördert oder hindert. Jeder schmiedet sein eigenes Schicksal, und jeder ist Ausdruck seines eigenen Schicksals. Was er sieht, was er erfährt, was er bekommt, was er tut und fühlt, was er denkt, was er besitzt, all das sind Ausdrucksformen seiner eigenen Vergangenheit, ein Spiegel dessen, was er früher verursacht hat.

Wenn die Gegenwart schlecht ist, gibt es keinen Grund zu verzweifeln. Ohne nach Hilfe Ausschau zu halten, muss alles getan werden, um die gegenwärtige Situation zu meistern und darüber hinaus zu gehen.

Wir leben in einer Welt der Echos. Was in deinem Herzen geschieht, ist rund um die Welt vernehmbar.

Sage OM, und OM wird als Echo zu dir zurückkehren! Nenne einmal jemanden einen Narren, und du wirst nicht vermeiden können, dass dich während deines Lebens zehn andere einen Narren nennen! Nenne jemanden ein einziges Mal einen Engel, und du wirst erleben, dass dich im Lauf deines Lebens mindestens zehn Leute einen Engel nennen werden. Du lebst in einer Welt der Echos. Was du in die Welt entlässt, kehrt zu dir zurück. Sage jemandem ein falsches Wort, und dieses falsche Wort wird dir später oft ins Gesicht gesagt werden.

Wiederhole das Mantra, und das Mantra wird dich in Zeiten größter Gefahren und Schwierigkeiten beschützen. Lade deshalb die Wolken mit dem Mantra auf, und wenn diese nach mehreren Monaten zurückkehren, werden sie deine Mantras wieder mitbringen und im Regen auf die Erde gießen und damit die Wurzeln der Pflanzen nähren. Lade die Bäume auf mit deiner Mantrawiederholung, und wenn sie dann neue Blätter hervorbringen, wird man aus diesen Blättern das Mantra erklingen hören. Lade die Erde mit deiner Mantrawiederholung auf, und die Erde wird das Mantra als Echo zu dir zurückschicken.

Lade dich selbst mit der Mantrawiederholung auf, und sogar in deinen Träumen wirst du das Mantra wiederholen. Es kommt zu dir zurück. Lade den Wind mit deinem Mantra auf, und wenn der Wind nach Monaten oder Tagen zurückkommt, wird er die Schwingungen der Mantras zu dir zurückbringen und dich segnen.

Du bist für dein Schicksal verantwortlich. Die Welt ist weder wirklich gut noch schlecht. Sie ist so gut oder so schlecht wie du es selbst bist.

Was nützt das Licht, wenn der Blinde weiter klagt, dass alles dunkel ist? Was nützt es, dass Gott überall in der Welt anwesend ist, aber nicht von dir erfahren wird?

Du bist für deine Erfahrungen, dein Glück oder Unglück verantwortlich. Erzeuge deshalb die höchsten Gedanken ans Göttliche in dir, und du wirst sehen, wie sich dein ganzes Leben rund um diese Gedanken verändert. Unsere äußere Umgebung ist eine Widerspiegelung der inneren Umgebung unseres Geistes (mind).

Läuft die ganze Frage nach dem freien Willen nicht letztlich darauf hinaus, dass wir uns zwischen lediglich zwei Möglichkeiten entscheiden müssen, nämlich, ob wir Nein oder Ja zu unserem Schicksal sagen? Ändern würde sich dadurch nicht das Schicksal selbst, sondern nur unsere Haltung ihm gegenüber. Wenn wir Ja sagen, können wir in Harmonie mit unserem Schicksal leben, andernfalls schwerlich!

 

Sri Ramakrishnas Aussagen über
den freien Willen gehen in folgende Richtung:

Sri Ramakrishna vertritt die Ansicht, dass der Mensch ohne Gott weder Kraft noch Existenz hat. Und mit dieser Einsicht gibt es nur eine logische Konsequenz: den freien Willen dazu zu verwenden, sich für die innerliche, erkenntnismäßige Aufgabe des Eigenwillens zu entscheiden. Mit anderen Worten, die Einsicht zu verwirklichen, dass Gott allein der Handelnde und allein wirklich ist. Und das ist nichts anderes als Hingabe und Selbstauslieferung an Gott.

Einige Antworten Sri Ramakrishnas zum Thema
'Gottes Wille Menschenwille':
 

Frage: "Gott ist der Meditierende ..."

Ramakrishna: "Aber mehr noch: Man kann nicht einmal meditieren, außer es ist Gottes Wille. Man kann nur meditieren, wenn Gott es einem möglich macht."

"Können wir Gott je erkennen, außer Er lässt es zu? Nimm deshalb deine Zuflucht zu Gott. Lass Ihn tun, was immer Er will. Er ist eigenwillig. Und welche Macht hat der Mensch schon?"

"Es ist wahr, dass Gott es ist, der durch uns handelt. Er ist der Handelnde, zweifelsohne, und der Mensch sein Instrument. Aber es ist auch wahr, dass jede Handlung unfehlbar ihre Wirkungen erzeugt.

Dein Magen wird sicher brennen, wenn du scharfe Chilis isst. Es ist Gott, der bestimmt hat, dass Chili brennt. Wenn du eine Sünde begehst, musst du die Folgen tragen."

"Es ist Gott allein, der alles tut.

Ihr sagt jetzt vielleicht, dass, wenn es sich so verhält, der Mensch nach Lust und Laune sündigen kann. Aber das ist nicht wahr. Wenn ein Mensch fest davon überzeugt ist, dass Gott der alleinig Handelnde ist und dass er selbst nichts ist, dann wird er nie mehr einen falschen Schritt tun.

Es ist Gott allein, der in des Menschen Gemüt das eingepflanzt hat, was die Engländer den 'freien Willen' nennen.

Leute, die Gott nicht erkannt haben, würden einfach drauflos sündigen, hätte Gott ihnen nicht die Vorstellung eines freien Willens gegeben. Die Sünden würden überhandnehmen, hätte Gott dem Sünder nicht das Gefühl gegeben, dass er allein für seine Sünden verantwortlich ist.

Jene, die Gott erkannt haben, wissen, dass der freie Wille nur dem Anschein nach existiert. In Wirklichkeit ist der Mensch die Maschine und Gott der Maschinenmeister; der Mensch ist der Wagen und Gott der Fahrer."

Frage: "Warum hat Gott uns in die Welt gesetzt?"

Ramakrishna: "Damit Seine Schöpfung weitergeht. Es ist Sein Wille, Seine Maya. Er hat den Menschen mit 'Weib und Gold' getäuscht."

Frage: "Warum sehnen wir uns nicht ruhelos nach Gotteserkenntnis?"

Ramakrishna: "Der Mensch sehnt sich nicht nach Gott, solange nicht alle seine weltlichen Wünsche erfüllt sind"

"Wenn einer wirklich glaubt, dass Gott allein alles tut, dass er die Maschine ist und Gott der Maschinenführer, dann ist er wahrlich in diesem Leben befreit. 'Du tust Deine eigene Arbeit; doch die Menschen nennen es die ihre.'

Die Vedanta-Philosophie gibt ein Beispiel:

Wenn wir Reis in einem Topf zusammen mit Kartoffeln, Auberginen und anderem Gemüse kochen, fangen die Kartoffeln, der Reis, die Auberginen und das übrige Gemüse an zu hüpfen als ob sie lebendig wären. Sie scheinen mit Stolz zu sagen: 'Wir bewegen uns!'

Die Kinder sehen das und denken, das Gemüse sei lebendig und würde deshalb so hüpfen. Aber die Eltern erklären den Kindern, dass es sich nicht so verhält und dass das Gemüse nur wegen des Feuers darunter so hüpft. Wenn man den Topf vom Feuer nimmt, hören der Reis, die Kartoffeln und das übrige Gemüse auf zu hüpfen.

Ähnlich geht es dem Menschen in seinem Stolz, wenn er denkt, er sei der Handelnde, eine Vorstellung, die seiner Unwissenheit entspringt.

Menschen haben nur Macht aufgrund der Macht Gottes.

Die Puppen tanzen gut auf der Bühne, solange sie an ihren Drähten gezogen werden, aber sie können sich nicht mehr bewegen, wenn ein Draht reißt."

Wenn wir die Aussagen der verschiedenen Quellen vergleichen, dann finden wir darin je nach Standpunkt höchst Widersprüchliches, was die Vorherbestimmung und die Möglichkeit betrifft, sein Schicksal durch freie Willensentscheidung selbst zu bestimmen.

Eines kristallisiert sich jedoch heraus: Das Individuum kann seinem Schicksal auf der körperlichen Ebene nicht entgehen. Im günstigsten Fall wird das Schicksal abgeschwächt.

Wie wir auch bei Ramana Maharshi lesen, gilt das vergangene Karma nicht für den 'inneren Menschen'. Wenn wir also dem Schicksal entkommen wollen, so nur, indem wir nach Innen gehen, indem wir die körperliche Ebene erfahrungsmäßig verlassen.

Identifizieren wir uns nicht länger mit dem Körper was durch Selbsterkenntnis oder Hingabe an Gott möglich ist, wie das viele Heilige, Yogis und Weise praktisch bewiesen haben , sind wir dem Schicksal durch den 'Notausstieg' entkommen. Ob der Körper dann weiter das verursachte Karma erleiden muss, kümmert uns dann weiter nicht mehr.

Der offensichtliche Widerspruch wäre also damit gelöst: Wir können dem Schicksal nicht entkommen und doch entkommen wir ihm. Es kommt auf die Perspektive an!

"Vorbestimmung ist machtlos vor Gott. Jedermann weiß, wie Er die Vorherbestimmung und die göttlichen Gesetze im Fall seines berühmten Verehrers Markandeya außer Kraft setzte ... "

Tripura Rahasya

Hier Markandeyas Geschichte zu obigem Zitat:

"Ein Rishi, Mrikandu mit Namen, der kinderlos war, gefiel Shiva durch seine Askese. Als Shiva ihm erschien, bat der Rishi Ihn, dass ihm ein Sohn geboren werden möge. Shiva fragte ihn daraufhin, ob er lieber einen dummen Knaben haben wollte, der lange leben würde, oder einen klugen, der früh sterben würde.

Mrikandu zog den letzteren vor.

Shiva sagte: 'Du wirst einen sehr intelligenten Sohn haben, aber er wird nicht älter als sechszehn Jahre werden.'

Daraufhin kam der Sohn zur Welt, der sehr gut und pflichtbewusst, höchst intelligent und fromm war und alle, die ihn sahen, bezauberte. Die Eltern hatten große Freude an ihm, verfielen aber in immer größere Trauer, je älter er wurde.

Er fragte sie nach dem Grund ihrer Traurigkeit, und sie erzählten ihm von dem Wunsch, den Shiva ihnen erfüllt hatte, und der daran geknüpften Bedingung. 'Macht euch keine Sorgen!', sagte er, 'Ich werde sehen, was sich machen lässt!', worauf er sich der Askese und tiefer Meditation hingab.

Shiva war so erfreut von seiner intensiven Hingabe, dass er anordnete, Markandeya solle für alle Ewigkeit sechzehn Jahre alt bleiben ... "

"Die Schicksalsbestimmung stimmt mit der Natur überein und folgt ihr; sie ist Teil der Natur.

Die Natur ihrerseits ist ein Mittel, um Gottes Willen zu erzwingen. Gottes Absicht ist immer entschlossen und kann nicht verhindert werden.

Die Vorbestimmung kann aber abgeschwächt werden durch Hingabe an Ihn.

Wenn auch das nicht möglich sein sollte, muss die das Schicksal bestimmende Ursache ein höchst mächtiger Faktor im Leben dieses Menschen sein."

Tripura Rahasya

Gottes Gnade allein wird siegen

Die unsichtbare Wirklichkeit ist unendliches Wissen und kennt deine Vergangenheit, deine Gegenwart und deine Zukunft in allen Einzelheiten. Alles dich Betreffende ist im Göttlichen Sein vorhanden, jede Information über dich, und zwar nicht nur alle Einzelheiten über dieses Leben und alle vergangenen, sondern auch über deine zukünftigen Leben, dein künftiges Schicksal.

Nur das Göttliche hat die Fülle des Wissens. Weil Es überall anwesend ist und in allen Zeitabschnitten der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft gegenwärtig ist, weiß Es alles gleichzeitig.

Wie viel weiß das Göttliche über die Zukunft, über die endlose Zukunft, und wie viel weiß Es über die endlose Vergangenheit? Die meisten Leute können sich nicht einmal an ihre Kindheitserlebnisse erinnern, aber der Geist des Göttlichen erinnert sich an alles, zeichnet alles auf, weiß alles. Er hat auch die Zahl der Worte, die ich jetzt sprechen werde, vor zehntausend Jahren schon gezählt.

Die Ergebnisse der Mantrawiederholung in diesem Leben werden auf mehrere Leben in der Zukunft projiziert. Wenn du einmal nach vielen Jahren einer großen, selbst verschuldeten Gefahr ausgesetzt sein solltest, dann wird die Macht des Mantras diese Gefahr aus dem Weg räumen, vorausgesetzt, du hast in diesem Leben viele Jahre lang das Mantra wiederholt. Durch das Mantra hast du das Göttliche berührt, und die daraus resultierende Kraft hebt vergangenes und zukünftiges Karma auf, wie viel, das hängt von der Dauer und Intensität deiner Mantrawiederholung ab, von deiner Aufrichtigkeit, Ernsthaftigkeit, Hingabe und Auslieferung ans Göttliche. So wunderbar sind die Ergebnisse deiner Meditation.

Doch dein Herz muss sich Gott öffnen: der Wirklichkeit, der Gegenwart, der Gnade, der Schönheit, der Liebe und dem Licht des Göttlichen. Unsere Meditation ist wie ein kleiner Löffel, mit dem wir den Ozean an Schmutz und Staub in unserem Inneren ausschöpfen wollen. Aber wie viel kann so ein Löffel schon leisten? Nur einige Tropfen bleiben bei jedem Eintauchen daran hängen.

Aber wenn wir fortfahren, diese seltene Aktivität der Meditation aufrechtzuerhalten, Tag für Tag, dann wird das Herz Gottes davon berührt sein. Er wird unsere Anstrengungen, unsere Aufrichtigkeit und Ausdauer bewundern und die mächtigen Kräfte Seiner Gnade und Segnungen aufbieten und den Ozean in Minuten leeren ...

Swami Omkarananda

 

 

Inhaltsverzeichnis Würdigung Gedanken zum Tag Freie Online Bücher Bildergalerie Audio Video Links

Vortragsdaten 2006

28./29. Januar

25./26. Februar

25./26. März

29./30 April

27./28. Mai

24./25. Juni

29./30. Juli

26./27. August

23./24. September

28./29. Oktober

25./26. November

30./31. Dezember

Archiv

WWW Edition 2006