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ZWEIMONATLICH

Jahr 41

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ


Aktuelle Ausgabe

Mai/Juni 2007

 

 

INHALT

Beitrag der Redaktion: Bedeutung des Namens Gayatri

Swami Omkarananda: Die Sonne des unendlichen Lichts 

 

 

 

Die allegorische Bedeutung des Namens Gayatri, der im Allgemeinen für ein Vers-Metrum steht, ist:

"Sie, die jene beschützt, die von Ihr singen",

Dabei handelt es sich allerdings um eine etwas freie Interpretation, die kaum mit der vedischen Grammatik übereinstimmt.

Die Bezeichnung Gayatri kommt von der Wurzel gai = singen, an deren Präsens-Stamm gaya das substantivbildende tri angehängt wird, was dann so viel heißt wie die Singende, ein passender Name für ein Metrum.

 

Das Gayatri-Mantra soll während der drei zeitlichen Übergänge des Tages gesungen werden, die da sind:

1. Übergang von der Nacht zum Tag - also die Morgendämmerung

2. Übergang vom Morgen zum Nachmittag - der Mittag

3. Übergang des Tages in die Nacht - Abenddämmerung

Das Singen des Gayatri bewirkt die Befreiung von den Früchten des Karma, des natürlichen Gesetzes von Ursache und Wirkung, das die Zyklen von Geburt und Tod kontrolliert, und führt damit zur Erleuchtung.

Gayatri als Gottheit ist die personifizierte Einheit der sich zeitlich verändernden Gottheit: Gayatri, Savitri, Sarasvati, die die Morgendämmerung, den Mittag und die Abenddämmerung, also die gesamte Taghälfte, regieren.

Die Göttliche Mutter Gayatri wird auch als Mutter der Veden angesehen.

In der Bhagavad-Gita eklärt Sri Krishna, dass Er unter den Metren Gayatri sei.

Gayatri ist auch die Gottheit mit den fünf Gesichtern, die, wie alles in der indischen Mythologie, symbolisch aufzufassen sind. 

Hier muss man hinzufügen, dass im Rigveda die drei Vorsilben bhur bhuvah svah noch nicht da sind, sondern das Mantra mit OM tat savitur varenyam beginnt. Somit hat auch hier nachträglich eine Bedeutungserweiterung stattgefunden.

Wie dem auch immer sein mag, das Gayatri-Mantra wurde zur Heiligen Strophe Indiens und hat Jahrtausende lang Herz und Geist jener erleuchtet, die es mit Hingabe gesungen haben.

Es gibt so viele Übersetzungen der Gayatri-Strophe, und die meisten sind entweder pure Fantasie oder sehr freie Übersetzungen, die auch noch mit wuchernden Interpretationen gespickt sind. Letztlich aber kommt es nicht auf die wörtliche Übersetzung von uralten Wortsymbolen an, deren innerer Sinn vielleicht längst verloren gegangen ist oder sich im Lauf der Zeit drastisch verändert hat.

Was hier zählt, ist die durch diese Wortsymbole hervorgerufene Kraft, die dann erzeugt wird, wenn man sie mit intensiver Hingabe auflädt, über das Licht der Wahrheit dahinter meditiert und somit den eigenen Geist in die strahlende Gestalt dieser Wahrheit verwandelt.

Man kann sich vieles vorstellen, wenn man ein Wort hört. Mit Raum kann ein kleines Zimmer gemeint sein oder das unendliche Weltall. Jedem steht frei, sich bei der Wiederholung eines Mantras oder beim Beten sein eigenes, ihm liebstes Gottesbild zu machen. Die Wahrheit ist immer die Gleiche, wie wir sie auch ansprechen oder interpretieren. Nicht was wir zu Gott sagen, sondern was wir damit meinen, entscheidet. Und wir können Ihn nicht belügen: Er versteht immer, was wir wirklich wollen und beabsichtigen, schon längst bevor wir es aussprechen.

Jenseits aller Interpretationen und korrekten Übersetzungen seines Textes ist das Gayatri-Mantra eine kosmische Kraft, die als Keim auch in unseren Herzen ruht und mit jeder aufrichtigen Wiederholung erweckt wird und zunimmt. Für diese Kraft gibt es kein Ende des Wachstums, denn sie ist in ihrem Innersten eins mit dem Unendlichen, der absoluten Kraft. Wir brauchen sie nur allmählich zu entfalten.

Die wahre Bedeutung und Kraft des Gayatri-Mantras kann also nicht durch Worte begrenzt werden. Die Worte als solche sind nur eine äußere Stütze für den begrifflich denkenden Geist.

Jenseits des Wortsinns aber, der eher ein Schleier ist denn eine Erhellung, beginnt die Wirkungssphäre eines jeden Mantras. Und dorthin muss man gelangen: Jenseits der Worte, jenseits des Denkens - als eine Form reiner Hingabe an diese Sonne des vollkommenen Unendlichen, die Gayatri ist.

 

 

Das erste Mantra, das man auf dem geistigen Pfad

wiederholt, ist das Gayatri-Mantra:

 

OM

Lasst uns meditieren über jenes

- die grobstoffliche, feinstoffliche und

himmlische Welt umfassende -

höchst verehrungswürdige Licht der Sonne

des Göttlichen,

das unsere Intelligenz erleuchten möge.

OM

Das Maha-Gayatri-Mantra ist die Vorbereitung für den Wahrheitssucher, weil er nur Erleuchtung, Weisheit, Intuition - die Offenbarung der von ihm verehrten Gottheit - sucht.

Er will nur Erleuchtung; er will Augen, um zu sehen.

Jeder auf dieser Erde Geborene ist blind geboren. Er sieht nicht, was er sehen muss, nämlich wo sein Glück, sein Reichtum, sein ewiges Leben, sein unendlicher Frieden, seine Freude, seine Vollkommenheit liegen - bei Gott.

Diese Blindheit muss aufhören, und das geschieht durch dieses Mantra, das eine Bitte an die Göttliche Mutter um Erleuchtung ist - an die Göttliche Mutter Gayatri.

Die ganze Schöpfung ist eine Falle. Die Leute sind verloren. Durch Erleuchtung entkommt man dieser Falle. Deshalb sagen wir zur Göttlichen Mutter: "O Göttliche Mutter Gayatri, erleuchte unsere Intelligenz! Gib uns Einsicht in Dein unendliches Licht, in Deine Schönheit, Deine Vollkommenheit, Deine Gnade, Deine Reinheit!"

Gayatri ist das unendliche und ewige Licht, und in diesem Licht ist alles möglich, was man sich vorstellen kann und mehr: unendliche Liebe, unendliche Schönheit, unendliches Bewusstsein, Intelligenz, Weisheit.

Die Veden sind nichts als Weisheit, und das vedische Wort hat Kraft, göttliche Kraft, indem es die Seele an das Göttliche bindet.

Die Göttliche Mutter mit den fünf Köpfen: Darstellungen wie diese sind Symbole, aber auch Wirklichkeit insofern, als auf bestimmten Stufen der spirituellen Erfahrung das unendliche Licht als Göttliche Mutter mit den fünf Gesichtern erscheinen mag, eine Erscheinung, die immer wieder von weit auf dem geistigen Pfad zu Gott Fortgeschrittenen gesehen wurde.

Erleuchtung

Im Leben gibt es immer den einen oder anderen Mangel. Was man auch an materiellen oder geistigen Gütern besitzen mag, man hat nie genug.

Weder Besitz, Genialität noch Berühmtheit und öffentliche Anerkennung schützen uns vor Leiden, Sorgen, Angst und Problemen aller Art.

Göttliche Erleuchtung ist die einzige Lösung für alle Probleme! - Wenn wir Erleuchtung haben, erblicken wir das Antlitz der Wahrheit. Wir begegnen dieser Wahrheit, wir begegnen dem, was das Leben unseres Lebens ist, die Seele unserer Seele. Und in der Erleuchtung werden wir zu dem, was wir erfahren: Wir werden zur Wahrheit selbst, und erfahren unsere eigene Unsterblichkeit.

Etwas ist in uns, das unsterblich ist. Die Bibel nennt dieses Etwas das Reich Gottes in uns, Gott in uns, das Ebenbild Gottes im Menschen. Dieses Reich Gottes ist unendliche, absolute Vollkommenheit. Und diese Vollkommenheit sollen wir entdecken und erfahren. Nachdem wir diese Vollkommenheit gefunden haben und in ihr leben, können wir unser äußeres Leben führen, wie wir wollen: Wir bleiben von Schicksal, Umständen, Tod und jeder Herausforderung des Lebens unberührt. Das also ist die Folge der Erleuchtung!

Die Wahrheit - das Reich Gottes in uns - ist das Licht aller Lichter. Und dieses Licht bitten wir, uns zu erleuchten.

Was für ein Licht ist das? - Jemand ist in uns, der uns ständig beobachtet - unsere Gedanken, Gefühle, unsere Erfahrungen und unseren jeweiligen Zustand. Dieser Beobachter in uns sieht alles: Er beobachtet unsere innerlichen und äußerlichen Aktivitäten, auch das Wirken unserer Intelligenz selbst.

Dieses beobachtende Prinzip ist Licht - ein ungeborenes Licht ohne Anfang und Ende. Unser Intellekt hat Anfang und Ende. Er ist ein Instrument, das irgendwann auch defekt und unbrauchbar werden kann. Doch der Beobachter in uns ist kein Instrument. Er beobachtet alle unsere Zustände, ob wir wachen, schlafen oder träumen. Dieser Beobachter in uns ist das Licht Gottes, das niemals an unseren guten oder schlechten Gedanken, Gefühlen, körperlichen und sonstigen Erfahrungen beteiligt ist. Der Beobachter ist nie in unsere Erfahrungen mit einbezogen. Er ist immer rein, bleibt immer etwas anderes als das, was er beobachtet, und wird selbst nie zum Objekt irgendeiner Erfahrung oder Wahrnehmung. Er ist kein Objekt. Er ist unendlich, zeitlos. Er ist die zeitlose Seele in jeder Person: Gott, Licht, Wahrheit, Wirklichkeit.

Das ist der Beobachter in uns: das unendliche göttliche Licht voller Liebe und Weisheit.

Gayatri ist ein Name für dieses unendliche und ewige Licht, in dem alles möglich ist: unendliche Liebe, unendliche Schönheit, unendliches Bewusstsein, Intelligenz und Weisheit.

Wenn wir also sagen, Gayatri sei eine Art Metrum oder Versmaß, dann kann das leicht missverstanden werden. Es wird hier lediglich als Name für ein Versmaß gebraucht, aber seine wirkliche Bedeutung ist eine völlig andere! Es ist der Name der Göttlichen Mutter Gayatri, die die zugrundeliegende Substanz aller Dinge ist. Sie ist in allen Dingen und in allen Lebewesen, was aber nicht heißt, dass jedes Lebewesen die Göttliche Mutter ist.

Allerdings ist die Essenz jedes Lebewesens die Göttliche Mutter. Sie ist in allem und jedem. Das Sein in allem ist die Göttliche Mutter. Und das ist nicht alles: Sie ist auch die Energie in allem, Sie ist Bewusstsein.

Wasser kann plötzlich zu Milch werden oder zu Gold. Man kann aus Wasser Gold machen. Man kann eine lebende Person aus dem Wasser erstehen lassen oder Wasser in Bewusstsein verwandeln, in Weisheit, in den ewigen Wert der Erleuchtung.

Man kann Wasser in Feuer oder Erde umwandeln oder auch in reinen Geist.

Das Gleiche gilt auch für einen Baum, einen Stein, für alle Dinge. Besonders aber gilt es für den Menschen: Man kann einen Menschen in einen Fluss verwandeln oder in ein Tier oder in einen Heiligen oder in eine namenlose, formlose Lebenskraft.

All das ist möglich, weil in allem und jeden eine formlose Energie vorhanden ist, unendliches Bewusstsein, grenzenlose Intelligenz.

Die Wahrheit ist: Alles, was du siehst, hörst, denkst, fühlst, erfährst, ist nichts anderes als das unendliche Bewusstsein in Form dieser deiner Erfahrung.

Woraus bestehen die Bilder in deinen Träumen? - Sie sind nichts anderes als Transformationen deines eigenen Bewusstseins, deiner eigenen Intelligenz.

Das Licht deiner Intelligenz erscheint als die Schlange, von der du träumst. Und diese Schlange beißt dich. Du erschrickst, stirbst vielleicht sogar, und all das erfährst du in deinem Traum. Und es ist in Wirklichkeit nichts anderes als nur Energie oder Bewusstsein.

Die Steine, mit denen du im Traum spielst, sind Bewusstsein. In -Sekundenschnelle kön-nen diese Steine verschwinden, und wieder bleibt dein Bewusstsein allein zurück, das seinerseits im Sein, in der Existenz, verschwindet - im großen, unendlichen Sein oder der unendlichen Wahrheit.

Die Milch, die du im Traum trinkst oder die Flüsse, die du siehst, sind nichts anderes als Bewusstsein; und so verhält es sich mit allen Dingen, auch im Wachzustand, auch im täglichen Leben. Jeder kleine Gegenstand, jedes Blatt kann dir die ganze unendliche Wirklichkeit enthüllen. Das ist möglich! Ein Grashalm, ein Tropfen Wasser - sie sind Teil der unendlichen Kraft, der unendlichen Energie, der unendlichen Intelligenz.

Du kannst in einen Wassertropfen eindringen und in seinem Innersten die endlose Macht Gottes erblicken und die endlose Intelligenz Gottes, das Antlitz Gottes, die Schönheit Gottes, die Reinheit Gottes, das Herz Gottes, die Seele Gottes sehen.

Hier und jetzt ist die gewaltige Kraft und Macht anwesend, die Gayatri genannt wird. Sie ist nicht dies und das. Sie ist jenseits aller Formen und doch kann keine Form ohne Sie bestehen. Gayatri - das Göttliche oder die Wahrheit - ist die zentrale Essenz aller Dinge, die Seele aller Dinge. Innen und Gott ist als Lichtfunke außen gibt es nichts als dieses herrliche Licht Gottes. Es ist alles. Es ist Ganapati, -Rudra, Shiva, Christus, die Mutter Maria und so weiter.

OM

OM ist das größte Mantra, das Mantra aller Mantras, das Herz aller Mantras, die Seele aller Mantras, die Seele aller Götter und Göttinnen, die Seele des ganzen Universums, die Seele der Wahrheit und Wirklichkeit. OM ist alles, und es ist jenseits von allem. Es ist immanent und transzendent. OM ist unendliches Bewusstseinslicht.

OM ist Gayatri und Savitri, OM ist Sarasvati, und dennoch ist OM jenseits dieser drei.

Wer ist Gayatri? - Gayatri verleiht Licht. Sie ist die Quelle allen Lichts, des göttlichen Lichts, des geistigen Lichts, des ewigen Lichts und aller anderen Arten von Licht. Gayatri ist Savitri. Sie ist die Mutter der Veden. Sie hat die Veden offenbart. OM und Gayatri sind eins. OM ist die Mutter der Veden. Alle Veden, alle Götter kommen aus dem Herzen des OM.

Gayatri: Man kann auch die Morgendämmerung damit bezeichnen, das Morgenrot, den Punkt, an dem Nacht und Tag zusammentreffen, ineinander übergehen. Dieses Zusammentreffen oder Ineinanderübergehen wird auch Sandhya genannt.

Der Mittag (12 Uhr) symbolisiert Savitri. Savitri verleiht ewiges Leben, den Sieg über den Tod, über Finsternis und Unglück.

Der Abend ist Sarasvati geweiht. Sarasvati gewährt Weisheit, Wissen und vollständige Erleuchtung.

Diese drei Aspekte des Göttlichen - diese drei Gottheiten - regieren den Tag.

Sandhya Upasana ist ein wunderbares Mittel zur Erfahrung der Wahrheit, der Quelle allen Lichts.

Die Wissenschaft des Lebens hat ihre Wurzeln in diesem Licht, Gott genannt. Das Wesen dieses Lichts ist zeitlose, raumlose Stille und Freude, zeitloser, raumloser Friede, Schönheit, Vollkommenheit. Das ist das Wesen Gottes, das Wesen der Wahrheit.

Vom Göttlichen erbitten wir nichts als ein klein bisschen Erleuchtung, weil Erleuchtung uns das Antlitz dieser Wahrheit, dieses Lichts aller Lichter, dieser Energie aller Energien, dieses Bewusstseins allen Bewusstseins, dieser Seele aller Seelen offenbart. Und wir bringen diese Bitte mit dem Maha-Gayatri-Mantra vor:

Diese Bitte hat die Form der Aufforderung zur Meditation:

OM - Lasst uns meditieren über jenes - die grobstoffliche, feinstoffliche und himmlische Welt umfassende - höchst verehrungswürdige Licht der Sonne des Göttlichen, das unsere Intelligenz erleuchten möge! - OM

Lasst uns nun einen genaueren Blick auf die Bedeutung des Gayatri-Mantras werfen: 

OM:

OM ist ein unbeschreibliches, allgegenwärtiges Licht - das Licht aller Lichter, die Energie aller Energien, das Bewusstsein allen Bewusstseins, der Gott über allen Göttern.

 

OM enthält drei Laute:

A, U, M - Brahma, Vishnu, Shiva.

Schöpfung: Brahma;

Erhaltung der Schöpfung: Vishnu;

Auflösung der Schöpfung: Shiva.

Jenseits dieser drei befindet sich das Anu-Matra (Aushauch) als Bindu "." und in diesem Anu-Matra haben wir die Transzendenz.

Jenseits der Dreiheit von Brahma, Vishnu, Shiva steht also OM. Dieses OM ist unersetzlich. Es ist das, ohne das kein Mantra Leben und Kraft hat. Jedes Mantra fängt mit OM an, weil OM der Gott aller Götter ist.

OM ist immanentes Brahman - Wirklichkeit und transzendentes Brahman - die höchste Wirklichkeit jenseits von Zeit und Raum. Es ist in allen Universen und trotzdem jenseits aller Universen. Das ist OM. Das ist die Mystische Silbe. Dieselbe Mystische Silbe ist auch in "bhur bhuvah svah" enthalten: Das ganze sichtbare Universum, beseelt von OM, beseelt von Gott, beseelt von der unendlichen Wirklichkeit ist "bhuh".

Und es gibt unsichtbare Universen, astrale Universen, jenseits der Lebewesen hier auf der Erde. Diese Universen, "bhuvah", sind ebenfalls von OM beseelt.

Und dann ist da noch "svah". Das sind die himmlischen Welten, die himmlischen Universen. Auch diese Welten sind von OM beseelt, von der Energie der Energien, dem Licht aller Lichter.

tat savitur varenyam -

"tat savitur" - Was für eine Sonne ist das? - Es ist nicht diese Sonne, die wir sehen. Obwohl auch diese Sonne ein Ausdruck Gottes ist. Und innerhalb dieser Sonne ist - wie auch in unserem Körper - ein träumendes Bewusstsein, ein Bewusstsein im Tiefschlaf und ein Bewusstsein jenseits aller Bewusstseinsstufen. Diese transzendente Seele ist in allem, auch in der Sonne. Auch in der Sonne wohnt eine transzendente Sonne, die Seele der Sonne - das Licht aller Lichter in der Sonne.

So eine Sonne ist mit "tat savitur" gemeint, nicht die Sonne als solche, sondern die Sonne in der Sonne. Ohne diese Sonne in der Sonne ist die Sonne nichts - nur Asche.

"varenyam" - heißt höchst anbetungswürdig, exzellent, verehrungswürdig, Wert aller Werte, höchst wünschenswert: das Einzige, das man sich wünschen sollte, das Herrlichste, Unbeschreibliche: Das ist die Sonne in der Sonne, dieses Zentrum des unendlichen, höchsten Bewusstseins, das überall ist, die immanente Wirklichkeit, die Seele aller Seelen, die gleichzeitig auch transzendent ist.

So eine Sonne ist auch Gott. "bhargo devasya dhimahi" - über diese Sonne, über dieses aus sich selbst leuchtende Licht, meditieren wir.

"dhiyo yo nah pracodayat"

Erleuchte unsere Intelligenz! Wir bitten diese Sonne, dieses Göttliche, unsere Intelligenz zu erleuchten. Und wenn diese Erleuchtung eintritt, gibt es keinen Unterschied mehr; dann sind wir eins mit Gott.

Diese Sonne wohnt als der Beobachter in uns. In jedem Stern steckt diese Seele. Sie ist der Mittelpunkt des unendlichen Bewusstseins, dieser Punkt des unendlichen Bewusstseins.

Auch im Fels, in der Erde, im Wasser, im Feuer - überall ist diese Sonne als die Energie aller Energien enthalten. In allem und jedem ist sie als das subtilste und höchste Prinzip anwesend.

Wir beten dieses Licht aller Lichter an. Was geschieht, wenn die Intelligenz erleuchtet wird? - Wir sind dann eins mit der Seele der Sonne. Wir werden zur Sonne selbst. Dann haben wir ewige Glückseligkeit, absolute, unendliche Freude.

Was suchen wir denn hier auf der Erde? - Wir suchen nach Freude, aber wir ernten Leid, Sorgen, Kummer und Jammer! Das ist es, was aus unserer Suche nach Freude resultiert, denn wir suchen am falschen Ort! Doch wenn wir mit Hilfe dieses Mantras die höchste Erleuchtung erlangt haben, dann haben wir absolute Freude, Ewigkeit ist dann unsere Gestalt, Unendlichkeit unser Antlitz; endlose Freiheit, endloses Wissen, unendliche Schönheit und Vollkommenheit, endloses Leben gehören uns dann. - Dieses Mantra ist das beste Gebet, ein universales Mantra. Deshalb sagen die Veden, dass dieses -Mantra nicht von einem Menschen - einem Seher oder Weisen - erdacht ist, sondern direkt vom Göttlichen selbst offenbart wurde. Die Seele der Sonne hat dieses Mantra den Menschen gegeben. Gott selbst hat dieses Mantra durch Vishvamitra, den großen Weisen, geoffenbart. Es ist ein wahres Gebet, das jede Religion der Welt anwenden kann.

Wir bitten nicht um unser tägliches Brot, weil das nicht viel hilft. Jeder Frosch unter seinem Stein hat sein tägliches Brot. In der Natur frisst jeder jeden, und die Zeit frisst uns alle. Deshalb erbitten wir von Gott, dem Licht aller Lichter, der unendlichen Wirklichkeit, das Licht des unendlichen Bewusstseins, auf dass es uns erleuchte.

Nur das ist wahre Erziehung, Kultur, Zivilisation, bleibender Wert: Erleuchtung. Alles andere ist nutzlos, flüchtig, ein Traum, ein Spiel, eine Illusion, ein Hypnotismus.

Wirklichkeit in Theorie und Praxis

Die Größten unter den Wissenschaftlern und Philosophen haben die Wirklichkeit erforscht und erklärt: Das ganze Universum ist Energie und Bewusstsein. Das ganze Universum ist eine Illusion. Es gibt nur eine unendliche Wahrheit. Das sagen einige Philosophen. Aber sie haben keinen Zugang zu dieser Wirklichkeit, keine Erfahrung davon. Alles bleibt so nur eine Spekulation, eine Theorie und somit nutzloses Wissen. - Was wir aber wollen, das ist dieser Wahrheit und Wirklichkeit zu begegnen, sie zu berühren, sie in Erfahrung zu bringen. Das Mittel dazu sind jene Mantras, die das Herz und die Seele dieser Wahrheit und Wirklichkeit, des absoluten Unendlichen, des Ewigen sind.

Hegel, Kant und andere sprechen von einer wunderbaren, absoluten Wirklichkeit. Kant hat den Begriff vom "Ding an sich" geprägt. Dieses "Ding an sich" ist für uns Narayana, das Licht im Herzen aller Menschen. Wir pflegen Beziehungen mit diesem "Ding an sich". Kant hat keine Ahnung, was dieses "Ding an sich" sein könnte. Für ihn bleibt es völlig unzugänglich, er hat nur durch Vernunft und Schlussfolgerung entdeckt, dass es so ein Ding geben muss. Aber eine solch theoretische Erkenntnis ändert nicht sein Leben oder das Leben der Menschen.

Man muss menschliche Beziehungen mit dieser Wirklichkeit pflegen und sich von dieser Wirklichkeit innerlich wie auch im äußeren täglichen Leben leiten lassen. Das Zeitlose muss in der Zeit erfahren werden, hier, mitten im gesellschaftlichen Alltag, hier auf dieser Erde, in unserem vergänglichen Körper.

 

Gott ist als Lichtfunke in
allen Herzen anwesend
 

... sagt das Narayana Suktam - im innerlichen, unsichtbaren Herzen. Er ist da. Wir erkennen die Gegenwart dieses Lichts an - "vidmahe" - und meditieren darüber - "dhimahi" - und bitten Ihn, uns zu erleuchten - "pracodayat".

Abgesehen vom Maha-Gayatri-Mantra gibt es noch viele andere Gayatri-Mantras.

Außer beim Maha-Gayatri-Mantra - dem ältesten aller Gayatri-Mantras - finden wir bei allen anderen die Dreiteilung:

"vidmahe-dhimahi-pracodayat": Wissen, Meditation, Erleuchtung.

Der erste Schritt - "vidmahe": Wir wissen, dass Gott da in uns und überall ist. Wir erkennen diese Tatsache an.

Der zweite Schritt - "dhimahi": Wir meditieren über diesen Gott, dieses Licht der Lichter. Wir sinken in die innerliche Wahrnehmung und Erfahrung des Göttlichen hinein.

Dritter Schritt - "pracodayat": Etwas geschieht, neue Gedanken und Erkenntnisse stellen sich ein, Erleuchtung kommt. Erleuchtung heißt nicht, dass plötzlich jemand eine Kerze in deinem Gehirn anzündet.

Diese Bitte, dieses Gebet trägt in sich also eine Technik, eine Methode, um diese Erleuchtung zu erlangen.

Die Methode ist einfach: Besinnen, nachdenken, durchdenken, überlegen, meditieren, sich auf dieses Licht konzentrieren, welches das Leben unseres Lebens ist, auf diesen Beobachter in uns, dieses Wesen, dieses göttliche Element in uns, das zeitloser, raumloser Friede, Freude, Stille ist. Es ist in unserer Intelligenz, und dennoch ist es unendlich mehr als unsere Intelligenz, unendlich mehr als unsere Seele und das ganze Universum. Es ist endlos, anfanglos. Es war, es ist und wird immer sein.

Was unterscheidet den Menschen vom Tier? - Seine Fähigkeit zu denken, zu reflektieren. Er kann sich selbst analysieren, über sich selbst und seine Wahrnehmungen nachdenken. Er hat alle Fähigkeiten, die notwendig sind, um Gott zu erkennen. Jeder Mensch ist mit diesen Fähigkeiten geboren, aber niemand nützt sie. Jeder Mensch kann sich selbst beobachten und das in sich finden, was nicht stirbt, was ewig ist, was nicht an seinen Gedanken, Gefühlen oder Handlungen beteiligt ist - das, was man Gott nennt.

Der beste Dienst, den man seinen Mitmenschen leisten kann, ist, ihm diese Botschaft zu übermitteln, ihm eine Methode anzubieten, um einen Frieden und eine Freude jenseits allen Denkens zu erlangen, einen Frieden und eine Freude, die immer bei ihm bleiben, in allen Zuständen, unter allen Umständen, an allen Orten, ihm eine Botschaft zu verkünden, die ihm die Erfahrung seiner eigenen Unsterblichkeit schenkt.

Dieses Licht, dieses Prinzip, ist ewig und unendlich. Niemand, der dieses Licht erkennt und in ihm lebt, stirbt. Doch was endlich ist, stirbt. Der Körper ist endlich; er muss sterben. Aber du stirbst nicht. Dieses Licht ist in dir, es ist in deiner Seele, und du bist von diesem Licht nicht zu trennen. Du erfährst deine Zeitlosigkeit, deine Allgegenwart und deine allumfassende Vollkommenheit.

Dieses große Licht ist das Licht aller Lichter, ist die Seele der Sonne und aller Sterne. Es ist die Seele in allen Lebewesen und Dingen. Und dieses Licht ist Gegenstand unserer Meditation, unseres Lobpreises und aller Aktivitäten in unserem Leben.

"O unendliches Licht! Du hast diese Universen hervorgebracht. Du wohnst in diesen Universen. Du bist die Seele dieser Universen, und trotzdem bist du jenseits von allem, was du erschaffen hast - wie einer, der träumt, auch jenseits seines Traums und mehr als sein Traum ist."

Warum? - Weil er auch Beobachter seines Traums ist. Der Träumende ist nicht am Traum beteiligt. Er ist jenseits des Traumzustands und seiner Traumerfahrungen. So ist Gott auch jenseits der Welten, die Er erschaffen hat und in welchen er auf gleiche Weise gegenwärtig ist wie der Träumende in seinem Traum, nämlich als Bewusstsein. Das Bewusstsein hat die Traumwelt erzeugt. Und alles in dieser Traumwelt besteht nur aus Bewusstsein. Die Menschen, von denen wir träumen, sind unser eigenes Bewusstsein. Und der Teil unseres Bewusstseins, der als Beobachter des Traums fungiert, der außerhalb des Traums liegt, ist transzendentes Bewusstsein.

Gott ist also nicht nur in den Welten, die Er geschaffen hat, anwesend. Er ist auch jenseits davon als unbeteiligter Beobachter. Und Ihn bitten wir um Erleuchtung. Was tun wir dafür? - Wir behalten Gott beständig in unserer Erinnerung und sind uns Tag und Nacht bewusst, dass Er das unendliche Licht ist, allsehend, allwissend, allmächtig, allgegenwärtig, die Quelle der wahren Freude, die Quelle der Unsterblichkeit, die Quelle unseres immerwährenden Friedens, Reichtums und Glücks.

Über dieses Licht meditieren wir. Wenn wir eine Arbeit verrichten, tragen wir dieses Licht in unserem Herzen, und jedes Mantra, das wir wiederholen, gehört zu diesem Licht. Alle Mantras kommen aus diesem Licht. Und nicht nur alle Töne und Klänge kommen aus diesem Licht, sondern auch alle Elektrizität, aller Magnetismus. In der Tat kommt alles aus diesem Licht. Es ist ein ewiges Licht, die Quelle aller Energien, aller Kräfte, aller Mächte, aller Welten, allen Reichtums, aller Werte, aller Prinzipien, allen Lebens und aller Lebensformen.

Die Wahrheit in uns erkennt sich selbst als Wahrheit 

Durch die ausdauernde, intensive Wiederholung des Gayatri-Mantras wird unsere Vernunft durchdringend und leuchtend und verschmilzt mit der das ganze Herz Gottes umfassenden Intuition der Erleuchtung, die zu unserer einzigen, beglückenden, lebendigen Erfahrung wird.

Das leuchtende Bewusstsein in uns und die leuchtende Kraft des Göttlichen sind ein und dasselbe. Seit dem anfanglosen Anfang sind sie eins und bleiben für alle Ewigkeit eins. Wir sind das fantastische Herz Gottes, das zeitlose und absolute Freude ist - eine Freude, die nie vergeht, die ewig währt, sich nie verändert und trotzdem immer neu ist.

Diese Freude Gottes ist ein endloses Licht mit unendlichen Kräften, Eigenschaften, Herrlichkeiten. Und das alles sind wir selbst. Das ist unser wahres Sein und Bewusstsein.

Doch wie ein König, der träumt, dass er ein Bettler ist, sein Reich und seinen Palast vergisst, so haben wir unsere eigene, angeborene Herrlichkeit vergessen und haben uns in diesem Traum des Lebens verloren, sind mitten in einem Universum der Sinneswahrnehmungen gestrandet und haben ein Problem damit, uns diesen unendlichen Wert und dieses unendliche Leben, die wir ja in uns selbst tragen, auch nur vorzustellen.

Jede Person, jedes Lebewesen trägt dieses Leben, dieses Sein, in sich. Und zum Sein gehört Bewusstsein. Die Wahrheit in uns erkennt sich selbst als Wahrheit. Gott in uns erkennt sich selbst als Gott. Das Licht in uns erkennt sich selbst als Licht. Und wir wollen eins werden mit dieser Wahrheit in uns, mit dem Leben des Lebens in uns. Das ist das Ziel allen spirituellen Strebens, das Ziel wahrer Kultur und Erziehung. Universitätsbildung nützt in diesem Fall nichts. Diese gibt uns nur Informationen, angelerntes Wissen, aber keine Erleuchtung.

Erleuchtung findet jenseits der Sphäre der menschlichen Intelligenz statt, jenseits des Gemüts. Das Gemüt ist ja der Sitz der Gegensätze, von Gut und Böse, von Leid und Lust. Und diese Gegensätze können das göttliche Element in uns nicht berühren.

Im Tiefschlaf erfahren wir einen zeitlosen, raumlosen Frieden. Unsere Sorgen und Krankheiten sind darin nicht vorhanden. Wären sie das, könnten wir darin nie das finden, was wir jeden Tag darin finden: eine tiefe, ungestörte, erfahrungsfreie Ruhe. Und dieser Tiefschlafzustand - mit seinem Frieden, seiner Stille und Freude - ist jederzeit und an allen Orten zu haben. Keine Krankheit des Körpers oder der Psyche kann dort eindringen. Der Frieden des Tiefschlafs ist jenseits von Wünschen und Vergnügen. Dort haben wir einen vollkommenen Frieden, vollkommene Freude. Dort entstehen keine Wünsche.

Wahrhaft und wunschlos glücklich sind wir nur in Gott, im Licht, in der Seele unserer Seele. Das zu erfahren, soll das Ziel unseres Lebens sein, unser wahrer Wert, denn Gott ist der Wert aller Werte, die Quelle aller Werte, der unerschöpfliche Wert.

Freude ist ein Wert. Unsterblichkeit ist ein Wert. Schönheit ist ein Wert. Weisheit ist ein Wert. Reinheit ist ein Wert. Vollkommenheit ist ein Wert. Alle diese Werte befinden sich in diesem Licht, in der Seele deiner Seele, in Gott in dir. Erkenne das!

Wir sind nicht unser Gemüt - unsere Gedanken und Gefühle, nicht unser Körper, nicht Ein- und Ausatmen. Wir sind jenseits von -all dem.

Wir sind nicht das, was unser Schicksal aus uns gemacht hat. Wir sind jenseits davon. Das sollen wir entdecken und uns selbst erfahren. Und was ist dieses unser Selbst? - Dieses Selbst in uns ist Wahrheit, das Licht aller Lichter, es ist ewig, unendlich, unermesslich, vollkommen. Erlangen wir diese Selbsterkenntnis, diese Erleuchtung, dann haben wir dieses Wissen, diese Weisheit und sind in der Lage, unser eigenes Gemüt zu handhaben, nach Belieben zu kontrollieren.

Wenn wir uns mit dem Beobachter identifizieren, lassen wir uns nicht mehr von unseren Taten, Gedanken und Gefühlen beherrschen, sondern sind nur noch ihr Beobachter, nicht mehr ihr Sklave.

Erleuchtung ist sehr wichtig. Haben wir sie, werden wir alles andere dazubekommen. Das ist das Gesetz Gottes, der Natur und des Universums.

Das einzig Liebenswerte

Wir wollen keine Toten auferwecken! Wir wollen das Gemüt überwinden und das erkennen, was ewige Dauer hat. Auch wenn Christus Tote auferweckt hat, was hat es genützt? - Die sind inzwischen auch gestorben! Alles in Zeit und Raum hat ein Ende. Deshalb streben wir nach nichts anderem als nach dem Unendlichen und Ewigen, nach dem Göttlichen Selbst. Das ist unser Ziel, keine Wunder! Nichts ist wertvoll oder liebenswert, außer diesem Wunder aller Wunder, dem Bewusstsein allen Bewusstseins, dem Licht aller Lichter.

In diesem Zusammenhang können wir das Maha-Gayatri-Mantra als das wunderbarste Gebet im ganzen Universum betrachten. Es ist ein zeitloses, ewiges Gebet.

Durch Erleuchtung kehren wir in unseren ursprünglichen Zustand zurück, das Endliche wird zum Unendlichen.

Alles, was wir innerhalb der Zeitraumwelt erreichen, wie die Eroberung des Mondes, hilft uns nichts. Das einzig Nützliche ist die Erfahrung des Unendlichen und Ewigen, die zeitlose, raumlose Stille. Dort sind Frieden und Glück. Dort gibt es keinen Streit, keine Disharmonie, kein Elend, keine Krankheit, keine Angst, keinen Tod. Das ganze Universum ist nur wie eine duftende Blume: eine Schönheit, die verwelkt, zerfällt. Und was zerfällt, ist nicht erstrebenswert.

Das einzig Erstrebenswerte, und Liebenswerte ist das Göttliche.

- OM -

Man kann Ton in Licht umwandeln. Wenn die Erde sich dreht, hört man einen Ton. Auch die Drehung jedes anderen Planeten erzeugt einen spezifischen Ton. Jeder Stern macht Musik, wie auch das Wasser, das fließt. Der wachsende Grashalm macht auch seine Musik. Man kann diese Töne hörbar machen. Der Vogel hat seine eigene Sprache, der Wal und der Hai im Ozean - jeder hat seine eigene Sprache. Jedes Blatt hat seine eigene Sprache. So viele Lebewesen sind in unserem Blut, in den Adern lebenserhaltende und andere Bakterien. Und in allen wohnt die eine Energie, das eine Licht, das eine Bewusstsein Gottes, OM genannt. OM ist kein von Menschen erdachtes Wort. Es ist ein Laut, der aus sich selbst existiert, den entsprechend sensible Menschen hören können. Der Mystiker hört diesen Laut in der Natur. Und dieser Laut hat auch eine lautlose Dimension, einen lautlosen Anteil. Dieser lautlose Anteil des OM ist unendliche, vollkommene Stille. Diese totale Stille im scheinbar Leeren enthält endlose Kräfte, unbeschreibliche Kräfte.

Ein fantastisches Gebet

Das Gayatri-Mantra ist ein fantastisches Gebet, ein Gebet zur kosmischen Intelligenz, zum kosmischen Geist, zum Herzen des Kosmos, zum kosmischen Wesen, zur Gottheit, die im ganzen Universum und jenseits davon weilt.

Wir erfahren den Raum sinnlich, wir sehen das Universum mit den Augen unseres Körpers. Es ist ein sichtbares Universum, in dem die Anwesenheit der unendlichen Intelligenz überall erfahrbar wird. In allem und in jedem gibt es Prana, den Lebensatem. In jedem Lebewesen ist eine Seele verborgen, und die Seele ist ein Licht, ein Lichtfunke. In jeder Seele ist diese wunderbare Gottheit - die unendliche Intelligenz, das unendliche Licht - anwesend.

Wir verehren dieses Licht und beten es an. Was ist Anbetung? - Anbetung heißt, in Einklang mit dem Wesen Gottes kommen. Während der Anbetung wird unsere Intelligenz eins mit dem Wesen des Göttlichen. Wir konzentrieren uns auf das Wesen des Göttlichen und denken intensiv darüber nach. Durch Anbetung wird unser eigenes Wesen göttlich. Wir können nicht über die zeitlose Stille nachdenken, ohne dass etwas in uns mit ihr eins wird.

Durch Wiederholen des Gayatri-Mantras kommen wir in Einklang mit der unendlichen Intelligenz Gottes.

Alles, was wir mit Hilfe der Sinnesorgane sehen - Menschen und Dinge - offenbaren uns in der Erleuchtung ihre wahre innerliche Seele. Alles erscheint uns als Licht im Licht. Auf dieser Stufe der Erfahrung findet man, dass auch unsere Tätigkeiten Licht sind. Essen ist Licht, alles ist Licht. Aktivität ist Licht, Genießen ist Licht. Alles wird zum Göttlichen. Diese Stufe erreicht man später nach größerer Entfaltung des inneren Seelenlichts, bei höherer Erleuchtung.

 

Ein goldenes Feuer

Das göttliche Wesen ist Schönheit, und Schönheit ist ein goldenes Feuer. Dieses Feuer ist in sich selbst grenzenloses Wohlergehen, Glückseligkeit, Feuer des göttlichen Bewusstseins, Feuer der göttlichen Liebe, Feuer des göttlichen Lebens. Das Wesen der Wahrheit ist Feuer. Devi ist Feuer oder Licht. Deva ist Feuer und Rudra ist Feuer. Dieses Feuer ist Gegenstand unserer Meditation und Mantra-Wiederholung. Dieses Feuer ist hier und jetzt anwesend. Reinheit lässt uns seine Gegenwart spüren und ermöglicht es uns, in ihm zu leben, es zu erfahren und aus ihm zu leben.

 

Die äußere Sonne, die das Universum seit Millionen und Milliarden Jahren erhellt, ist ein Symbol dieses Feuers, ein äußerer materieller Ausdruck des göttlichen Feuers. In diesem Feuer der Sonne wohnt die Seele des Göttlichen, das überall zugegen ist.

Diese Sonne, wenn sie durch unsere Intelligenz erstrahlt, ist Gayatri. Erstrahlt sie durch unsere Aktivitäten, ist sie Lakshmi. Jene, die von diesem Licht oder Feuer der göttlichen Gegenwart berührt sind, erschaffen eine neue Umgebung oder erneuern die Umgebung mit ihrer Strahlkraft, Heiterkeit, und ihren schöpferischen Fähigkeiten. Sie sind immer an der Arbeit, denken immer nach, wie man das Göttliche in der Umwelt zum Ausdruck bringen kann. Durch ihr Bemühen, das Göttliche zu erkennen und auszudrücken, durch Opferbereitschaft und Gottbewusstsein machen sie die Erde heilig.

Savitri

Einer der vielen Namen des Göttlichen ist Savitri. Savitri ist die Sonne - Surya.

Die Göttliche Mutter ist hier und jetzt in unserer Seele als die Sonne der Seele anwesend, die Sonne der unendlichen Wahrheit, des unendlichen und ewigen Lebens und Seins. Diese Sonne ist die Quelle aller anderen Sonnen in allen Universen. Die Göttliche Mutter ist auch das Licht in unserer Seele. Sie ist als unsere Intelligenz und deren Aktivität, als Beobachter und unser Gewissen in uns.

Jede Art Licht ist die Göttliche Mutter, und dieses Licht ist innen und außen.

Das Leben eines gottliebenden Menschen ist eine ständige Ekstase. Er arbeitet und spricht aus dieser Ekstase heraus, er lebt in Ekstase, er kann nicht denken, fühlen, arbeiten, ohne die Göttliche Mutter in den unterschiedlichsten Formen und auf verschiedenste Weisen zu erfahren. Immer erfährt er die Göttliche Mutter, innen und außen. Wie ein Nachtwandler, der mit geschlossenen Augen im Schlaf herumläuft, so bewegt sich der Gottliebende immer nur im grenzenlosen, wunderbaren, herrlichen Licht der Göttlichen Mutter. Er kann sich nicht bewegen, ohne die Göttliche Mutter zu erfahren. Er kann nicht denken oder fühlen, ohne die Göttliche Mutter zu erfahren. Überall in seinen Gedanken, Gefühlen, in seiner Intelligenz, in seinem Körper, in der Aktivität der Nerven, der Zellen und des Blutes erfährt er die Anwesenheit der Göttlichen Mutter.

Energie ohne Licht oder Bewusstsein gibt es nicht. Licht ist Energie, Energie ist Licht. Die Göttliche Mutter ist Shakti, weil sie Energie ist. Shakti und Savitri weisen auf das Gleiche hin. Shakti ist eine Energie, die sich auf verschiedene Weise ausdrückt, doch ist es immer die gleiche Energie. Die unendliche Göttliche Mutter ist ewig gegenwärtig. Keine Bewegung ist möglich, kein Stein kann sich bewegen, kein Stern leuchten, weder Mensch noch Tier können sich bewegen ohne die Energie der Göttlichen Mutter. Sie ist die Energie in allem und jedem. Sie ist endlose Energie, unendliche Energie. Das ganze Universum ist nichts anderes als eine unendliche Energie, ein Phänomen dieser einen unendlichen Energie. Und es gibt endlose Kräfte: magnetische Kräfte, elektrische Kräfte, mentale Kräfte, psychische Kräfte, seelische Kräfte. Und alle diese Kräfte sind nichts anderes als die Kraft der Göttlichen Mutter.

Man kann die Augen nicht öffnen oder schließen, ohne die Göttliche Mutter zu sehen. Man kann die Hand nicht bewegen, ohne Sie zu berühren oder von Ihr berührt zu werden. Man kann sich nicht bewegen, ohne Ihre Kraft zu gebrauchen. Sie ist überall gegenwärtig. Für einen wahrhaft wissenschaftlich denkenden, disziplinierten, forschenden Menschen ist die Göttliche Mutter überall erfahrbar. Man sieht Sie ständig. Sie ist das Leben unseres Lebens. Alle Mantras kommen von der Göttlichen Mutter, und Mantras sind wiederum nichts anderes als spezifische Energien der Göttlichen Mutter. Jedes Mantra ist ein Licht. Jedes Mantra ist ein Zentrum von Energie und trägt in seiner Mitte das Antlitz der Göttlichen Mutter.

Die Göttliche Mutter ist ungeborenes ewiges Licht und endlose Schönheit. Kraft liegt nicht wirklich in Atombomben, im wilden Meer oder in tropischen Stürmen, sondern nur in der Wahrheit, in der Göttlichen Mutter. Alle anderen Kräfte sind nicht alle vierundzwanzig Stunden des Tages aktiv, sie sind nicht unendlich und allmächtig. Das Göttliche allein ist Schönheit, Wahrheit, Wirklichkeit, Frieden, Freude, Kraft und Glück. Alles im Göttlichen ist da für immer und bleibt für immer unbegrenzt.

Amba Kamakshi

Amba - das ist die Mutter. Kamakshi - das ist unbegrenzte Liebe, das Auge der unbegrenzten Barmherzigkeit, das Auge der unbegrenzten Wunscherfüllung, das Auge der unbegrenzten Freude, die die unendliche Wahrheit ist: Satya Amba - satyam, nityam, anantam - "O göttliche Mutter, du bist die Wahrheit, die immer und ewig da ist. Du bist ewige und unbegrenzte Freude, ewige Liebe, ewige Freude. Alle Wünsche werden in Deiner Gegenwart erfüllt."

Begrenzte Freude führt, wie wir aus dem täglichen Leben wissen, zu Leiden, Ängsten, physischen und psychischen Problemen. Aber unendliche, anfanglose Freude ist absolute Gesundheit, absolute Weisheit, absolutes Leben, absolute Vollkommenheit.

Kamakshi ist das Auge der unendlichen und absoluten Ekstase der Freude und Vollkommenheit. Ihr Wesen ist unbegrenzte Ekstase, Liebe, Barmherzigkeit. Jene, die Amba Kamakshi lieben, haben keine Wünsche mehr, sie schwimmen in unbegrenzter Erfüllung. Betrachten wir Sie im Licht mystischer Erfahrung, dann finden wir, dass die Göttliche Mutter auch die unendliche Schönheit aller Schönheit ist. Ja, Sie nimmt auch eine Form an, die ätherische Form eines Lichtkörpers, mit Augen, die mit unbeschreiblicher Schönheit strahlen - mit ewiger Schönheit, alterloser Schönheit, unwandelbarer und doch immer neuer Schönheit.

Lasst uns die Augen der Göttlichen Mutter Kamakshi betrachten: Man sieht Licht in Ihren Augen, und dieses Licht ist unbegrenzte Liebe, unbegrenzte Ekstase, Freude, Barmherzigkeit und Weisheit sowie Erleuchtung. Sie ist immer in Ekstase. Ihr bloßer Blick lässt das ganze Universum entstehen, und alles gedeiht, Früchte wachsen, Pflanzen blühen. Ein kleiner Blick von Ihr genügt, und Millionen Universen sind plötzlich da. So groß ist die Kraft dieser Augen. Ihrem Wesen entsprechend wird Sie Kamakshi genannt, weil Ihre bezaubernden Augen unbegrenzte Freude und Ekstase ausdrücken. Solche Augen hat Sie, und wir erfahren, dass Sie die Wahrheit ist und als solche unsere Zuflucht, wenn unser Herz rein ist.

Sie ist Satya-Nitya-Sarasvata und existiert für immer und in alle Ewigkeit. Diese Göttliche Mutter ist Gegenstand unserer Meditation.

 

Besiegerin der Dunkelheit

Die menschliche Unwissenheit, die Unreinheit und Dunkelheit in der Seele des Menschen sind so groß, so uralt, dass es höchst schwierig ist, sie zu beherrschen und auszurotten. Dazu ist Gnade notwendig.

Mahishasura, das ist Dunkelheit - der große Dämon, der das Unendliche endlich erscheinen lässt, der Glück in Unglück, Leben in Tod verwandelt. Diese dunkle Kraft muss verschwinden.

Die Göttliche Mutter ist die Kraft, die uns befähigt, diese zentrale Dunkelheit und Unwissenheit zu überwinden.

Wie kommt es, dass wir geistige Vorträge hören und kurz darauf geht alles wieder seinen gewohnten Weg, alles ist schon wieder vergessen und wir fallen der alten Unwissenheit und den alten Gewohnheiten anheim? - Diese Tragödie ist das Werk der Dunkelheit: Maya oder Mahishasura - beide sind genau das Gleiche. Um Mahishasura, diese Kraft der Dunkelheit auszuschalten, brauchen wir die Hilfe der Göttlichen Mutter, und unsere Meditationen führen uns hin zur Erlangung der Gnade der Göttlichen Mutter. Gnade löst die Dunkelheit auf. Gnade beseitigt den Dämon der Dunkelheit. Menschliche Kraft allein genügt nicht, um Mahishasura zu überwinden, der nichts anderes ist als Dunkelheit, Unwissenheit, Trennung von Gott. Ohne das Licht Gottes zu leben, das ist Unwissenheit. Ein Leben in Kontakt mit dem Licht Gottes, das ist wahres Leben. Um dieses Leben zu erlangen, dazu ist Gnade notwendig, und Gnade liegt in den Händen der Göttlichen Mutter. Sie ist Mahishasuramardini - der Tod für Mahishasura, den Dämon der Dunkelheit. Wo Sie ist, gibt es keine Dunkelheit. Wo Sie ist, ist Licht.

Nichts bleibt ungesehen 

Einige Leute wiederholen ihre Mantras an einsamen Plätzen und denken, dass niemand sie hört. Das ist falsch! Die Gottheit hat sie sofort gehört. Sie ist überall. Wir denken vielleicht, dass niemand unsere Gedanken lesen kann, weil sie in unserem eigenen Kopf ablaufen, aber auch das ist falsch. Jemand beobachtet ständig unsere Gedanken und zwar die guten wie die schlechten. Alles wird beobachtet, alles wird von der unendlichen und ewigen Intelligenz sofort aufgezeichnet. Überall werden deine Gedanken und Gefühle, wird deine Mantrawiederholung beobachtet. Für jedes aufrichtig wiederholte Mantra gibt es einen Ausgleich, eine Belohnung. Ununterbrochen ist das ewige Licht Zeuge, in der Einsamkeit oder mitten unter Menschen, im Schlaf, Traum oder Wachzustand. Das göttliche Auge wacht auch über deinen Traum. Es ist in deiner Seele und außerhalb deiner Seele, in deinem Körper und außerhalb deines Körpers und beobachtet alles.

Jedes Mal, wenn du ein Mantra wiederholst, etwas tust, jedes Mal, wenn du dich am Kopf kratzt, wirst du beobachtet und alles wird überall im ganzen Kosmos registriert - auch in einer Ameise.

Diese unendliche, unbeschreibliche, erstaunliche Intelligenz Gottes sieht alles, hört alles, beobachtet alles. Wenn du Spaß hast, wird das sofort registriert. Wenn du ernsthaft nach Hilfe rufst, wird das auch registriert. Wenn dein dunkles Karma es nicht erlaubt, dass die Belohnung für deine Wiederholung des Mantras, für dein Gebet zu Gott sofort erfolgt, wird diese für später aufgehoben, denn nichts geht verloren.

Der Mensch im Allgemeinen denkt, dass er eine Insel ist - getrennt von anderen Personen, getrennt von Gott, getrennt vom Raum und allem anderen. Er denkt, er sei eine einzelne Person für sich ganz allein und unabhängig - aber eine solche Unabhängigkeit gibt es nicht. Überall im Raum sind wir vom Raum abhängig, von der Intelligenz Gottes. Diese Intelligenz beobachtet, sieht, hört alles und reagiert auf alles, beschützt alles, erhält alles. Ein Wahrheitssucher ist sich dieser Tatsache bewusst und pflegt beste Gedanken, beste Gefühle und wiederholt seine Mantras. Er weiß, dass er alle vierundzwanzig Stunden des Tages Gott von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht, und tut jede kleine Arbeit für Gott und bringt sie Gott im Geiste dar, bis er eines Tages die Belohnung dafür empfängt.

 

Das Feuer der Zeit verschlingt alles

Wir wollen hier und jetzt unsere Todlosigkeit erfahren. Verehrung sei deshalb Mrityunjaya, dem Bezwinger des Todes.

Die Menschen sind Opfer des Todes. Alles Geborene ist Opfer des Todes.

Aber Gott hat jedes Menschenwesen mit Seiner Eigenen Unsterblichkeit begabt. Jene, die sich ans Göttliche wenden, an Mrityunjaya, der Unsterblichkeit gewährt, sind geistig Strebende und wahre Kinder Gottes. Sie werden hier und jetzt ihre Unsterblichkeit erfahren bzw. das ewige Leben erlangen, während sie noch im sterblichen Körper wohnen. Solche Leute fürchten sich nicht, und sie beschäftigen sich nicht mit irgendwelchen dummen Dingen, wie die Allgemeinheit das gewöhnlich tut. Der Mensch im Allgemeinen hat keine Ahnung, dass er ewiges Leben haben könnte. Er fürchtet den Tod und denkt, dass es nur dieses eine Leben gäbe, und er beschäftigt sich endlos mit lächerlichen Dingen. Er denkt, dass es jenseits des Todes nichts zu holen, nichts zu gewinnen gäbe - deshalb fürchtet er den Tod. Oder er will, wenn er Probleme hat, Selbstmord begehen, weil er denkt, dass dann alles vorbei sei.

Unwissenheit ist der Grund für die Dummheiten, Probleme, Sorgen und Sterblichkeit des normalen Menschen. Er nimmt seine Medizin, um den Tod hinauszuschieben, nimmt Zuflucht zum Geld und versucht, Macht zu erlangen, aber alles ohne Erfolg.

Es ist eine illusorische Sicherheit zu denken, das Leben sei gesichert. Nichts hilft hier, nur durch die Hände Gottes können wir Unsterblichkeit erfahren.

Bauen wir deshalb innere Beziehungen mit dem Göttlichen auf, mit dem Unsterblichen, ewigen, dem unwandelbaren, vollkommenen Prinzip in uns, mit Gott in uns, mit Gayatri in uns, mit Durga und Lakshmi in uns!

Nichts scheint im Beobachter in uns zu sein, und doch ist alles darin enthalten und mehr als alles. Da ist die Fülle. Alles Mögliche ist da, alles kommt und entsteht aus Ihm, so wie aus unserer Intelligenz im Schlaf plötzlich ein Traum entsteht. Das heißt: Etwas ist aus dem Nichts heraus entstanden; ein ganzes Universum an Erfahrung spielt sich vor deinen Augen ab, beschäftigt deine Sinne.

Wie Träume im Schlaf aus unserer Intelligenz aufsteigen, so erheben sich, in gleicher Weise, die Universen aus dem Bewusstsein des Göttlichen.

Alle Welten, die inneren wie die äußeren, kommen aus diesem Nichts, das der Beobachter zu sein scheint. Dieser Beobachter ist hier und dort und überall, in allem gegenwärtig, alles integrierend. Mit dieser erstaunlichen Gegenwart müssen wir beständig Kontakt aufnehmen und intime Beziehungen knüpfen. Was geschieht, wenn wir das tun? - Unsere Ängste und Begrenztheiten verschwinden, wir leben vom Standpunkt des unsterblichen, ewigen Lebens aus und ohne Angst vor dem Tod.

Für den Beobachter gibt es keinen Tod. Wir sind nicht tot, wenn unsere Gedanken sich ändern. Wir sagen, dass wir uns mit bestimmten Gedanken beschäftigen, und identifizieren uns mit dem, was wir denken. Plötzlich verschwindet dieser Gedanke. Sind wir deshalb tot? - Nein!

Gedanken kommen und gehen. Genauso verhält es sich mit unserer Persönlichkeit: wir sind nicht die Persönlichkeit, mit der wir uns identifizieren. Wir denken, wenn dieser Körper stirbt, ist alles vorbei. Aber so ist es nicht! Alles verschwindet, aber nicht wir selbst. Wir sind anders als unsere Gedanken und Gefühle, unser Körper, unser äußeres und inneres Leben. In diesem Umstand liegt unsere Rettung und die Chance, unendliches Leben, unendliche Vollkommenheit zu erlangen. Diese Weisheit und das innere Licht sind unsere Führer auf dem Pfad der Evolution.

Der Beobachter in uns ist nichts anderes als die Göttliche Mutter oder Gott - der Name spielt hier keine Rolle! Die Göttliche Mutter beobachtet unsere Gedanken und Gefühle, die kommen und gehen. Wir selbst sehen unsere Gedanken aufsteigen und wieder verschwinden. Das in uns, was beobachtet, ist ein wunderbares subtiles Prinzip, das in sich eine Endlosigkeit an Liebe, Licht, Leben, Wissen, Kraft, Frieden, Freude und Vollkommenheit trägt.

Dieser Beobachter ist jenseits deines kleinen, unbedeutenden Egos. Er beobachtet auch die Aktivitäten des Egos. Er ist immer da in dir und schläft nie.

Alles verändert sich, nur der Beobachter bleibt immer gleich 

Dein Körper verändert sich. Zuerst ist er ganz klein. Dann wächst er und verändert sich schnell. Der Körper verändert sich durch Nahrungsaufnahme und durch unsere Gedanken und Gefühle.

Alles im Körper verändert sich: das ganze Aussehen, Haare, Nägel, Haut und Zellen.

Doch keine Erfahrung ist möglich ohne den Beobachter im Hintergrund. Ohne diesen Beobachter kann kein Spiel gespielt und kein Traum geträumt werden, keine Gefühle gefühlt oder Gedanken gedacht werden. Keine unserer Fähigkeiten kann angewandt werden ohne diesen einzigartigen Beobachter. Dieser zentrale Beobachter in uns ist Gott, die Göttliche Mutter. Doch wir haben keine Ahnung davon. Wir haben Sie vergessen. Das ist die Dunkelheit oder Unwissenheit, die Kraft der Illusion, eine Kraft, die Illusionen erzeugt, die uns mit Gedanken und Erfahrungen hypnotisiert, die nicht zu uns gehören, die schnell vorbeigehen. Durch das Wirken dieser Kraft der Illusion oder Maya werden wir zu kleinen, ängstlichen Wesen.

 

Maya ist nichts anderes als Unwissenheit, eine unbegrenzte Unwissenheit und Dunkelheit. Der Beobachter in uns hingegen ist nichts als Licht. Er ist ein unbeschreibliches, wunderbares, ewiges Licht in uns und überall im ganzen Universum und auch jenseits davon. Er sieht und beobachtet alles, was wir tun und gibt auch seine Meinung dazu ab.

Die Menschen denken, sie könnten stehlen und tun, was sie wollen, und niemand hätte es gesehen, niemand wüsste, was sie wieder alles verbrochen hatten. Das ist sehr dumm! Ständig beobachtet jemand alle unsere Gefühle! Wir brauchen nicht sagen, wir wären selbstlos und gut. Das ist nicht nötig. Allezeit ist jemand da, der unsere Gefühle, Gedanken und Taten beobachtet, und dieser Beobachter kennt nicht unsere gegenwärtigen, sondern auch unsere längst vergangenen Gedanken, Gefühle und Taten. Alles wurde gesehen und registriert. Und auch in Zukunft wird das nicht anders sein.

Es ist ein zentrales Licht als Zeuge in uns, das alles beobachtet, das unzertrennlich von uns ist. Wir können uns vom Körper trennen, von unseren Gedanken und Gefühlen, von Menschen, den Umständen und der Gesellschaft Abstand nehmen, aber wir können uns nicht von unserem inneren Licht, das Gott ist, trennen. So eine Trennung ist unmöglich.

Was verschwinden kann, ist außerhalb dieses Lichts: unsere Gedanken, Gefühle, unsere Geschichte, unsere Erfahrungen, das ganze äußere Leben und das Leben des Gemüts und der Psyche. All das verschwindet, nur das zentrale Licht bleibt.

Wenn wir immer reiner werden, wird unsere erfahrende Intelligenz eins mit diesem inneren Licht, und wir sind befreit. Von diesem Tag an haben wir nichts mehr mit Gedanken und Gefühlen zu tun, auch wenn diese massenhaft aufsteigen - sie sind automatisch. Wir sind frei von allem geworden! Wir stecken nicht mehr in unserer Haut, in unseren Gedanken oder Gefühlen, wie wir früher getan haben, was uns nur Elend bescherte.

Sobald wir außerhalb unserer Gedanken und Gefühle sind - die wir ja beobachten können - und eins sind mit dem inneren Licht, dem inneren Wesen, dem inneren Beobachter, sind wir befreit. Die erfahrende Intelligenz verbleibt im Zentrum des Friedens und der Freude, der Stille, Ruhe, der Raum- und Zeitlosigkeit - eben in diesem Beobachter.

 

Der Beobachter kann sich auch in einer Gestalt kundgeben 

Der Beobachter in uns erscheint nämlich auch außen als Göttliche Mutter, wenn wir große Hingabe haben und über Sie meditieren. Derselbe Beobachter erscheint uns als Christus, wenn wir Gott in dieser Form verehren und enge Beziehungen zu Ihm aufbauen.

Wenn wir denken, dass Gott Licht ist, dann wird dieser innere Beobachter vor unseren Augen als Licht erscheinen. Dieser innere Beobachter ist ständig da, alle vierundzwanzig Stunden, und nicht nur in uns, sondern auch außerhalb von uns, in jedem Lebewesen, in jedem Baum, in jedem Stein, im Wasser, im Raum, in der Luft - überall, in allem und jedem, und beobachtet alles vom Zentrum eines jeden Wesens oder Dings aus als der immer und überall gegenwärtige unendliche Zeuge ohne Anfang und Ende.

 

Die wahren Gottsucher bauen höchst intime Beziehungen zum Göttlichen auf, und das Göttliche wird zu einem unersetzlichen Teil ihres täglichen Lebens.

Ihr ganzes Wesen ist von einem Bewusstsein des Göttlichen dominiert, von den verschiedenen Aspekten des Göttlichen als eine Person.

Das menschliche Wesen ist eine Persönlichkeit, und die Umstände des Menschseins stellen vom Standpunkt der absoluten Wahrheit eine Unvollkommenheit dar. Diese Unvollkommenheit kann nicht korrigiert werden, ohne dass dazu Mittel eingesetzt werden, die selbst begrenzt sind. Dies bezieht sich sowohl auf das Objekt der Verehrung als auch auf die Methoden und Mittel, die dabei eingesetzt werden. Was ist das Objekt der Verehrung? - Die höchste Gottheit! Diese ist das einzig Verehrungswürdige, das höchst Vortreffliche. Nichts sonst im Leben ist wirklich vortrefflich und verehrungswürdig, wie unsichtbar für das menschliche Auge, wie wenig offenkundig diese Gottheit für viele auch sein mag.

Im Gayatri-Mantra wird das Göttliche als das Objekt höchsten Wertes beschrieben, und als unübertrefflich in Seinen Vorzügen. Nichts kann es geben, was man mit Ihm vergleichen könnte. Es ist in jeder Hinsicht unvergleichlich. Und Es ist so aufgrund seines ureigenen Wesens, das Unendlichkeit ist. Nichts ist größer als das Unendliche. Sein eigentliches Wesen ist das Absolute, und es gibt nur ein Absolutes, eine Unendlichkeit; eine zweite Unendlichkeit kann es nicht geben, außer vielleicht in den Spekulationen des menschlichen Intellekts, die aber Fiktion sind, nicht substantiell und ohne Beziehung zur Realität.

Das, was höchst vortrefflich ist, was Verehrung verdient, über das man meditieren soll, das um der höchsten Erfüllung willen gesucht werden soll - das ist das Göttliche. Das Leben verliert seine Begrenzungen und dehnt sich durch die Verehrung dessen, was das Höchste ist, ins Unbegrenzbare aus. Im Unbegrenzbaren allein ist Vollkommenheit, Fülle. Nichts, was wir wahrnehmen, ist unbegrenzt. Alles in der Schöpfung ist begrenzt. Und die Schöpfung selbst ist begrenzt. Sie hat einen Anfang und ein Ende; und was einen Anfang und ein Ende hat, ist begrenzt, wie ausgedehnt es räumlich und zeitlich auch sein mag.

Der ernsthafte Sucher nach der Wahrheit macht aus diesem unbegrenzten Wesen einen persönlichen Freund, eine Persönlichkeit, eine Gegenwart, mit der er sprechen kann, eine Gegenwart, mit der er jede Art von Beziehung aufnehmen kann - der er vielleicht als Vater, Mutter, Freund begegnen kann. Deshalb finden wir auch in der Geschichte der spirituellen Erfahrung das Phänomen, dass Gott für Seine Verehrer alle möglichen Rollen gespielt hat.

Das Unbegrenzte nimmt eine begrenzte Form an, und zwar als freiwillige Antwort auf die Hingabe im Herzen seines Verehrers. Die unbeschreibliche, unendliche Wirklichkeit zeigt sich der Erfahrung des suchenden Individuums in einer begrenzten Form, in einer menschlichen Form und auf jede andere Weise. Das Göttliche kann in Hunderten verschiedener Formen in unser Leben eintreten: als tiefer Friede, als Erleuchtung, als Freude, als Weisheit, als all diese zusammen oder als Freund. Gleichzeitig aber verbleibt die Gottheit in Ihrer Unendlichkeit, in Ihrem unpersönlichen Aspekt. Durch Seine Persönlichkeit führt das Göttliche das suchende Individuum aus allen Begrenzungen heraus, hinein in Sein eigenes, unbegrenzbares Sein.

Schließlich gewährt das Göttliche dem Individuum die Erfahrung der Einheit mit dem Unbegrenzten.

 

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