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ZWEIMONATLICH

Jahr 39

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ


Aktuelle Ausgabe

Juli/August 2004

 

INHALT

Swami Omkarananda:

Swamiji, hast du Gott erfahren?

Das Ziel des Lebens ist Gott selbst

Der Ashram - Swamis Wirken - Die Aufgabe - Das Ziel

Ebenen des Bewusstseins - Der Beobachter in uns

Der Pfad des Forschens nach dem Selbst

Jedes Wachstum ist ein langsamer Vorgang

  

Swami Omkarananda: Ich verrate dir nur eine kleine Tatsache: Meine Erfahrung Gottes hat Hunderte Male stattgefunden. Meine Erfahrung Gottes ist vielseitig: Gott in all seinen Aspekten. Aber warum sollte ich den Menschen sagen, dass ich Gott erfahren habe? Wo ist die Notwendigkeit dazu? - Ich habe keinen Grund dazu, ich will es nicht sagen, und ich gewinne nichts dabei. Der ganze Reichtum der Welt bedeutet mir nicht so viel wie ein Strohhalm. Ob du Gutes oder Schlechtes von mir denkst, das hat für mich keine Bedeutung. Und aus welchem Grund sollte ich den Menschen sagen, ich erfahre Gott?

Lass Gott selbst erklären, ob ich Gotterfahrung habe oder nicht; lass mein Wirken erklären, ob ich Gotterfahrung habe oder nicht; lass dein Gewissen dir sagen, ob ich Gotterfahrung habe oder nicht ... Ich gewinne nichts dadurch, dass ich erkläre, ich hätte Gotterfahrung.

Wenn du mich fragst, wer ich bin, werde ich antworten, dass ich dein Diener bin. Ich werde sagen: "Komm mit und sag mir, welches Problem du hast - ich will dir helfen!" Wenn du mich fragst, ob ich etwas für dich auf der Schreibmaschine tippen kann, werde ich das tun. Oder wenn du willst, dass ich dir beim Fliesenlegen helfe, werde ich das auch tun. Oder wenn du mich bittest, die Straße zu kehren, werde ich es tun. - So, das ist es!

 

Und wieder ist es jener Geist (mind), der ein Fenster zum Unendlichen öffnet, ein Geist, der mit jedem Schritt, bei jedem Ereignis menschlicher Erfahrung eine Gottheit in jedem Gesicht erkennt; ein Geist, der selbst aus Gottes Bewusstsein geformt und der alleinige Bewohner der Reiche einer zeitlosen Ewigkeit ist, der Reiche eines endlosen Lichts, einer endlosen Schönheit, und der aufgehört hat, nur die menschliche Intelligenz eines menschlichen Genies zu sein, der nach einer Lösung für jedes Rätsel, das die menschliche Unwissenheit in ihrer Suche nach Erkenntnis dem Menschen, der Welt und Gott auferlegt hat, eifrig sucht und der zu dem geworden ist, was er jetzt ist: eine sich selbst und alles wahrnehmende Kraft des inneren, sich selbst und alles sehenden Bewusstseins.
Swami Omkarananda, 1947

Es gibt Phänomene, Wahrheiten und Kräfte, die noch außerhalb des Erfahrungsbereichs der Menschheit liegen, die aber wirklich sind. Die größte Wahrheit aber ist, dass im Menschen eine Kraft wohnt, die selbst die Quelle aller anderen Kräfte ist.

Es ist ein unendliches Bewusstsein in ihm, das selbst Erzeuger und Erhalter all der Trillionen Welten ist. Die Kraft, die diese Welt und Millionen Universen jenseits des unseren ins Leben gerufen und Welten innerhalb von Welten auf subtileren Ebenen und Abstufungen des Bewusstseins erschaffen hat - diese Kraft ist im Menschen; sie ist sein Eigen.

Die unendliche Genialität des göttlichen, allschöpferischen Lichts und Bewusstseins, die gerade jetzt im Augenblick Trillionen von Leben, Formen, Welten, Wirklichkeiten und Kräften in sich lebendig erhält, ist auch Eigentum des Menschen und stellt seine vielfältigen, unbegrenzten Möglichkeiten dar.

Wenn der Mensch es fertig bringt, sich täglich dieses gewaltigen, unvorstellbaren Reichtums des Göttlichen, das innerhalb seines eigenen Herzens wohnt, bewusst zu sein, wird es ihm möglich sein, das Göttliche umfassender zu erfahren, und zwar durch Methoden und Praktiken, durch die er nicht nur die Schätze des göttlichen Bewusstseins in sich selbst erfahren kann, sondern auch die Fähigkeit erlangt, diese auszudrücken und im praktischen Leben anzuwenden.

Das einzige, was er im täglichen Leben dann noch wahrnähme, wäre das immer währende Bewusstsein des Göttlichen in seinem eigenen Inneren, des Göttlichen, das die wirkliche Quelle aller Universen ist.

Wenn der Mensch diese höchste Intelligenz und dieses absolute Bewusstsein, das Gott ist, berühren kann, hält er den höchsten Magier in seiner eigenen Hand, der alles, was er durch Geist und Sinne erkennen kann, ins Dasein gerufen hat.

Es gibt keinen größeren Magier, keinen größeren Künstler, keinen größeren Dichter, keinen größeren Menschen als Gott selbst. Und dieser Gott sitzt nicht irgendwo in den Wolken. Er ist eine immer wache und aktive Kraft in unserem inneren Sein. Er ist jene höchste Intelligenz, die hinter und über unseren mentalen Aktivitäten, unserer psychischen Persönlichkeit und unserem Lebensatem steht und diesen zugrunde liegt.

Die Herausforderung, die das Leben ist, ruft nach einer Lösung. Die Lösung besteht nicht darin, irgendwelche Kunstgriffe anzuwenden, sondern allmählich die göttliche Vollkommenheit zu entfalten, die schon in uns anwesend ist. Die Antwort auf die Probleme des Lebens ist die Entwicklung der wahren göttlichen Liebe in uns selbst, die Erweiterung unserer Weisheit, Erkenntnisfähigkeit und unserer Ansichten vom Leben, das Bereichern unserer inneren Erfahrung und eine stetig stärker werdende Manifestation unserer Seelenkraft, das heißt des Bewusstseins in uns. Eine schnelle innere Entwicklung ist die Antwort auf die Probleme des Lebens. Wenn unsere Persönlichkeit, unser inneres Wesen, durch göttliche Aktivitäten bereichert wird, dann werden sich automatisch all die übernatürlichen Kräfte manifestieren. Diese übernatürlichen Kräfte, wie unsere außergewöhnliche Güte und Weisheit, sind Auswirkungen unseres Fortschritts auf dem Pfad zu Gott. Das Ziel des Lebens ist also Gott selbst, weil Gott die zentrale, unerschaffene, unendliche göttliche Kraft ist. Er ist der Atem unseres Atems. Er ist die Seele unserer Seele. Er ist die Kraft unserer Kraft. Wenn wir eins mit Ihm sind, sind wir erst wir selbst. Und wenn wir einmal wir selbst sind, sind wir sicher, harmonisch, glücklich, unüberwindlich und unendlich.

 
Wir planen nichts. Alles wird von Gott getan - von Gottes Gnade

Unser Ziel ist es, jedem Einzelnen in der Welt zu helfen.

Gerade jetzt war ich auf dem Marktplatz, und die Menschen dort schlendern ziellos umher; sie führen ein Leben ohne Zweck und Ziel; aber wenn man genau hinschaut und tief in ihr Herz eindringt, findet man das Königreich des Himmels darin, von dem diese Leute selbst jedoch keine Ahnung haben. Sie sind zutiefst unwissend in Bezug auf die Wunder, die sie in sich selbst tragen. Sie treiben blindlings im Leben dahin. Sie haben ein Anrecht auf unendliche Freude, unendlichen Frieden, unendliche Vollkommenheit, unendliches Leben, aber sie vergessen all das und suchen nach ein klein wenig Frieden, ein wenig Glück, ein wenig Lebensgenuss hier und dort. Das Ergebnis ist, dass sie am Ende nur frustriert sind und niemand wirklich glücklich ist.

Unser Ziel ist es deshalb, den Menschen dabei zu helfen, Frieden, Kraft und Glück zu finden, einen neuen Sinn im Leben und eine neue Seite ihrer Persönlichkeit zu entdecken, sie auf ihre höheren Möglichkeiten aufmerksam zu machen, diese zu erwecken und ihnen Wege aufzuzeigen, wie sie die Kräfte ihres inneren, geistigen Wesens entfalten können.

Die Zukunft des Ashrams liegt deshalb darin, dass wir eine Art Institut für die höhere Integration aller Wissenschaften aufbauen werden, um dadurch das menschliche Leben zu bereichern, und um die höheren Kräfte und Fähigkeiten des menschlichen Individuums zu entwickeln und auszubilden.

Wir versuchen, die entscheidenden Schlüsse und Konzepte der verschiedenen Wissenschaften ins tägliche Leben zu integrieren und mit der zentralen Wissenschaft von der Wahrheit oder Wirklichkeit, die unzerstörbar in uns ruht, zu vereinen.

Vom Standpunkt der Wirklichkeit aus gesehen ist es so, dass alles sich entsprechend der göttlichen Gnade entwickelt.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch auf unsere Institution zu sprechen kommen:

Der Omkarananda Ashram ist ein großes und universelles Yajna, eine große universale Verehrung. Er ist eine großartige universale Arbeit.

Ich bin unpersönlich und die Leute hier auch. Sie arbeiten hier nicht für ihr Heim oder ihre Familie, für Mutter oder Vater, für Bruder oder Schwester, zum Wohl ihres Körpers oder Egos, sondern für die Wahrheit, für Gott, um der Liebe und Weisheit willen, um Licht in der Welt zu verbreiten. Unser ganzes Arbeitsgebiet hier ist unpersönlich ausgerichtet, das heißt, nicht auf die persönlichen Interessen der Einzelnen bezogen. Deshalb kann mit Recht gesagt werden, dass dieser Ashram eine große Verehrung des Göttlichen, ein großer Dienst an der Menschheit ist.

Warum haben wir nur eine relativ kleine Institution?

Warum habe ich nicht große spirituelle Zentren überall in der Welt aufgebaut? Wie kommt das? - Es ist so, weil es Teil des göttlichen Plans ist. Vom Standpunkt der unendlichen Vollkommenheit aus gesehen betreibt unsere Institution eine unwesentliche Aktivität; vom Standpunkt der begrenzten Geschöpfe aus gesehen aber ist diese Aktivität höchst wesentlich und wichtig.

Es ist meine Arbeit, und ich habe einen bislang nur sehr kleinen Ashram gegründet. Warum nicht einen viel größeren, da doch die Welt selbst so groß ist, und warum dann nicht gleich in allen Ländern? - Gottes Weisheit sagt dazu: "Es ist noch nicht an der Zeit! Die Welt muss zuerst noch viel Leid und Unglück erfahren, weil diese Erdenmenschen nicht an Gott denken wollen und Gott sogar für tot erklärt haben!" - Friedrich Nietzsche hat Gott für tot erklärt. Und es gibt sogar eine aus dem modernen Christentum hervorgegangene Bewegung, die Gott für tot erklärt. In dieser Verfassung finden wir unsere heutige Welt vor. Es gibt Kommunismus und Konzentrationslager, unnötige Folterungen, Ungerechtigkeit und Schlechtigkeit in dieser Welt - und zu viele spirituelle Zentren wären schlicht überflüssig. Wer will sie haben? Wer braucht sie schon?

Jedoch gibt es einige aufrichtige Leute, die sich anstrengen, und ihnen muss sofort geholfen werden! Für diese Leute haben wir ein spirituelles Zentrum gegründet; und später, wenn die Menschheit dazu bereit ist, wenn sie umkehrt, sich immer mehr dem Göttlichen zuwendet und die Zahl der Wahrheitssucher größer wird, werden wir auch die Anzahl unserer Zentren vergrößern - so spricht das Gesetz des Göttlichen.

Ich erledige diese Aufgabe, da alles durch das Göttliche geschieht, und weil das Muster meines Lebens vom Göttlichen speziell für ganz bestimmte Tätigkeiten geprägt wurde, nämlich der Menschheit zu dienen, obwohl ich die nötige Weisheit besäße, mich von allen Tätigkeiten fern zu halten und im Unendlichen zu verbleiben, in der allwunderbaren Vollkommenheit der göttlichen Weisheit. Trotzdem dies so ist, habe ich irgendwann zu Herrn X zu gehen und ihn um finanzielle Unterstützung beim Aufbau dieser Institution zu bitten.

Es ist ähnlich wie bei den Menschen, die unendliche Erkenntnis, unendlichen Frieden im Herzen tragen, aber den Narren eines begrenzten Wesens spielen und irgendwo außerhalb ihrer selbst nach Erkenntnis suchen. Der Mensch trägt den Herrn der Schöpfung in sich, der unendliche Seligkeit ist, der sich herablässt, einen begrenzten Körper anzunehmen und das lächerliche Vergnügen einer Tasse Kaffee oder eines Glases Wein zu genießen.

Es ist ein Spiel, das notwendig ist für die Ausübung bestimmter Vollkommenheiten innerhalb des Plans von Manifestation und Schöpfung.

Organisation und Leitung des Ashrams und göttliche Gnade

Schon nur die Grundlagen dieser Aufgabe, ein spirituelles Zentrum wie dieses zu organisieren und zu leiten, sind völlig verschieden von denen eines rein weltlichen, geschäftlichen Managements, und zwar in Form, Inhalt, Geist und Zielsetzung.

Es ist eine Arbeit, die von den Menschen nie verstanden werden wird, außer sie seien erleuchtet. Es ist eine Arbeit, die auf unpersönliche Weise und durch Gnade ausgeführt wird. Obwohl ich offensichtlich eine Persönlichkeit bin, sind die Energien und die Seele in mir von unpersönlicher Art.

Ob ich diese Aufgabe habe oder nicht habe, hat keinen Einfluss auf mein Glück, meine Position, mein Schicksal, meine Stärke oder meinen inneren Reichtum.

Der Zustand und das Glück des Geschäftsmanns in der Welt hängen sehr wohl vom Erfolg seiner Tätigkeiten ab; aber hier, in meinem Fall, ist das völlig anders: Erfolg oder Misserfolg ändern oder verändern mich nicht im Geringsten, noch können sie mich irgendwie beeinflussen oder in Mitleidenschaft ziehen.

Die hier wirkende Kraft ist eine unpersönliche und deshalb sind auch Geist, Inhalt, Form, Bedeutung und Ziel dieses Unternehmens völlig verschieden, allein aus dem Grund, dass der "leitende Geschäftsmann", das heißt Swami Omkarananda, zu hundert Prozent unirdisch ist.

Obwohl er in dieser Welt lebt, ist er nicht von dieser Welt. Obwohl er nicht von dieser Welt ist, lebt er in dieser Welt und respektiert ihre Werte, wendet ihre Methoden an, arbeitet mit ihren Menschen und benutzt ihre Taktiken - trotz allem ist er nicht von dieser Welt.

Diese einfache Tatsache ändert den Charakter der ganzen Institution, den Geist, die Substanz, das Ziel, den Inhalt und die Methodik des Unternehmens. Gesetze sind Gesetze, das schon, aber die Gesetze können von etwas anderem beseelt sein. Und sobald sie von etwas anderem beseelt sind, von einem anderen Geist, hören sie auf, das zu sein, was sie waren - sie werden zu etwas, das mehr ist als nur Gesetze, transzendieren die Gesetze - es sind sodann Gesetze, welche die Gesetze transzendiert haben.

Man kann die Organisation eines spirituellen Ashrams nicht mit Organisation und Ablauf eines normalen Geschäfts vergleichen; denn hier ist der ‚Geschäftsmann' nicht mehr ein menschliches Individuum, sondern eine Verkörperung der bedingungslosen, unbeabsichtigten, nichts erwartenden Liebe und eines ebensolchen Opfergeists. Er ist das Werkzeug eines Willens, der nicht sein eigener ist, einer Weisheit, die nicht seine eigene ist, eines Lebens, das nicht sein eigenes ist, einer Macht, die nicht seine eigene ist. Und wenn das so ist, wenn diese Arbeit auf diese Weise organisiert wird, und wenn das, was hier am Werk ist, das Leben des Lebens dieser Menschen ist, das Herz des Herzens dieser Menschen, die Intelligenz der Intelligenz dieser Menschen, dann bin ich, da ich sie auf diese höchste Weise bereichere, selbst ihren eigenen Vätern und Müttern tausendfach überlegen und somit, wie die Schriften erklären, ein Mensch, der als das Göttliche selbst verehrt werden darf.

Vorausgesetzt, ein solcher Mensch existierte, und ich wäre wirklich ein solcher, dann würden alle hier im Ashram enormen spirituellen Fortschritt machen, wenn sie mich als das Göttliche selbst betrachteten.

Doch letztlich besteht alles, was sie durch ihre Nähe zu mir erlangen, in einem Erschließen ihrer eigenen, angeborenen Weisheit, die sie richtig von falsch unterscheiden lässt.

Es muss verstanden werden, dass nicht alle Menschen offen sind für die Aktivitäten des Göttlichen in persönlicher Form, das heißt durch mich als Werkzeug. Nur wenige besitzen dieses Offensein; und die Gnade des Göttlichen - oder das Schicksal - wirkt solchermaßen in meinem Leben, dass nur solche Personen hierher kommen, die offen sind. Es gibt wenige Ausnahmen, und diese erscheinen hier nur, um zu zeigen, wie sie fallen.

All das ist offensichtlich die Konstruktion einer unpersönlichen Kraft, einer Gnade, eines göttlichen Willens. Und in der ganzen Situation wirkt beharrlich und durchgehend die Abwesenheit einer Individualität im Leiter der Organisation. Der Kopf - oder Leiter - der Organisation hat keine Ahnung, wo er jetzt gerade lebt, weil er solche Unterschiede oder Unterscheidungen gar nicht erst macht; sie bedeuten ihm nichts. Was ist die Welt hier? - Ich weiß es nicht! Was sehe ich? - Ich sehe, was ich sehen soll. Wer ist mein Vater, meine Mutter? - Die Gegenwart des Göttlichen. Was ist meine Aufgabe? - Die Gegenwart des Göttlichen. Wovon ernähre ich mich? - Von der Gegenwart des Göttlichen. Das Essen als physischer Vorgang, das Füttern des Körpers, geschieht mechanisch, oder sogar mit einem gewissen Widerstreben.

Ich bin ein geborener Prometheus,

aber ich stehle das Feuer nicht vom Himmel, um es der Erde zu geben; ich erzeuge es hier auf Erden selbst, um das Leben und die Seele der Menschheit mit einem Licht zu erleuchten, das vollkommen himmlisch ist. Das innere Sein, welches der Wohnort des Göttlichen ist, ist der Himmel aller Himmel: Darin befinden sich unerschöpfliche Schätze.

Es ist ein wunderbares Arbeitsgebiet hier im Ashram

Aber ich lade niemanden ein. Ich sage nie: "Bitte komm und hilf!" Und das werde ich auch nie sagen, weil ich jedem völlige Freiheit lasse. Ich respektiere alle; ich will niemanden stören; ich will niemanden um etwas bitten; ich will nur sehen, wie Gottes Gnade sich zum Ausdruck bringt. Und ich will allen helfen, die für Gott arbeiten wollen. Ich bin bereit zu leiden, damit alle sich weiterentwickeln und Frieden, Weisheit, Licht und Kraft finden mögen.

Ich will keine Größe, denn ich habe schon erfahren, was Größe bedeutet; aber ich will, dass andere Leute groß werden.

Ich lade niemanden ein, damit die Menschen nicht denken, ich würde sie benutzen. Ich benutze niemanden. Ich versuche nur, das Wirken von Gottes Gnade zu beobachten.

Jemand kommt ungefragt und tut etwas. Ich sage: "Gut, du hast etwas Wundervolles für Gott getan!" Es liegt nicht in meiner Hand, jemandem etwas zu befehlen. Ich kann es nicht. Es liegt in euer aller Hände. Ich schlage nur gewisse Dinge vor, die euch helfen können, euch höher zu entwickeln.

Ich weiß nicht, was geschehen wird, denn alles hängt von der Gnade Gottes ab.

Und deshalb, weil die Gnade Gottes am Werk ist, geschehen manchmal Wunder.

Wer bringt das Nötige, wer plant, wer empfängt?

Ich weiß es nicht. Es ist Gottes Gnade. Was sollen wir mit dem Geld machen, das hereinkommt? - Darüber kann ich nicht entscheiden, denn der Plan dafür ist schon im Geist Gottes vorhanden. Ich versuche nur, Gutes zu tun, und immer mehr Gutes tritt ein.

Die nötigen Dinge werden kommen - da sind Gottes Intelligenz, Gottes Herz und Gottes Wille am Werk. Für alle guten Arbeiten haben die Banken Gottes schon die notwendigen Mittel bereitgestellt. Langsam, aus vielen Quellen, auf vielerlei Arten und Weisen kommt Hilfe. Wenn wir also eine gute Arbeit beginnen, mag das am Anfang schwierig sein, aber später wird uns Hilfe aus allen Ecken der Welt zuströmen, weil unsere Arbeit eine gute und göttliche Arbeit ist.

Können wir so etwas aus eigener Kraft vollbringen? -

Das ist nicht möglich! Bin ich mit fertigen Plänen hierher gekommen? - Nein! Unsere Kraft reicht dafür nicht aus. Wir können nichts planen. Gestern, zum Beispiel, wurde ein Mann vom Blitz erschlagen. Vorgestern noch hat er damit geprahlt, was er demnächst noch alles tun und vollbringen wolle. Er wollte Kinder und ein neues Haus, und nun ist der arme Mann nicht mehr da - einfach vom Blitz erschlagen!

Was ist des Menschen Kraft? - Nichts! Nichts! Nichts!

Gottes Kraft ist allmächtig, und wenn Er auf unserer Seite ist, sind wir glücklich, ewig voller Frieden, und wir bekommen alles. Gelänge es uns, auch nur für einen Augenblick ins Gottbewusstsein zu tauchen, hätten wir damit einen großen Schatz errungen. Wenn dann unser ganzes Wesen für eine längere Zeit in diesem Zustand verweilte, würden wir unsterblich werden, weise, unberührt von Kummer und Sorgen und wir hätten die Fähigkeit, anderen Menschen auf dieser Erde zu helfen, und nicht nur diesen, sondern sogar den Wesen im Jenseits.

Sobald wir alles auf die Schultern Gottes laden, wird Gott die Verantwortung für uns übernehmen

Wir müssen Regeln, Gesetze und Prinzipien verstehen und auch die göttliche Gnade und Inspiration, weil Gesetze und Regeln allein nichts ausrichten können. Es ist nur die Gnade, die etwas vollbringen kann. Wir müssen also menschliche Gesetze, menschliches Urteil, menschliches Verstehen mit Gottes Gnade kombinieren.

Aber wir dürfen nicht schlafen, bevor wir nicht das letzte Ziel erreicht haben. Wir können uns nie einer Sache sicher sein, solange dieses Ziel nicht erreicht ist. Wir müssen sehr wachsam sein, voller Gottbewusstsein und Inspiration. Und reden wir nicht über Ziele, solange wir auf dem Weg dahin sind. Nachdem wir das Ziel erreicht haben - erst dann können wir darüber reden.

Unabhängig von unserer Fähigkeit oder Unfähigkeit, unabhängig von unserem Zustand oder Nicht-Zustand drückt sich etwas vom Willen Gottes aus, und das Wirken Gottes geht weiter: durch Gott, in Gott und für Gott.

Ja, es gibt eine Menge Chaos in dieser Welt - einige werden getötet, andere bringen sich selber um. Aber jene, welche die Gnade Gottes erlangt haben - sie allein sind beschützt, ob sie reich oder arm sind, in guten Umständen leben oder in schlechten. Es gibt keine andere Macht als Gottes Macht. - Besitze das göttliche Bewusstsein, und du hast alles!

Was ist mein Geheimnis, das Geheimnis meines Glücks und Friedens? -

Göttliches Bewusstsein ist mein Glück, meine Stärke und mein Frieden, und meine äußeren Umstände sind nicht schlecht - sie sind ausgezeichnet -, weil meine inneren Umstände im Göttlichen ihre Wurzeln haben.

Wir müssen uns im göttlichen Bewusstsein verwurzeln. Wir müssen Schwierigkeiten bestehen; mit Weisheit und Verstehen und im Namen des Göttlichen unsere Leiden tragen, weil wir wissen, dass der Körper schließlich nicht wichtig ist und uns keine wirkliche Freude geben kann, ebenso wenig wie die äußeren Umstände, unsere Freunde und Verwandten.

Zu allererst muss unsere Freude aus Verstehen, aus Liebe, Weisheit, Güte und dem Vertrauen ins Göttliche kommen. Erst dann werden auch alle äußeren Freuden gut sein und einige Zeit andauern, weil wir schon das innere Glück gefunden haben, das unerschütterlich und unzerstörbar ist, weil Gott unerschütterlich und unzerstörbar ist.

Große Heilige, große Gottesmenschen, Philosophen, alle Kinder Gottes oder des Himmels haben viel gelitten auf Erden. Warum? -

Weil sie nur mit dem Preis des Leidens das ganze Königreich des Himmels kaufen konnten. Jedes Wachstum, jede Schöpfung schließt Leiden mit ein, das heißt Schmerzen und Schwierigkeiten aller Art; aber die Frage ist: Berühren diese Leiden dich wirklich? Bleiben sie für immer bei dir? - Nein, sie berühren dich nicht; du bist unberührbar, du kannst von diesen Dingen nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Sie berühren dein Gemüt, und wenn du dich an dein Gemüt verloren hast, dann hast du keinen Kontakt mehr mit Gott, mit höheren Idealen, dann hast du dein höchstes Ziel aus den Augen verloren. Und dann erst - und genau aus diesem Grund - wirst du angegriffen und gepeinigt!

Somit sind all deine Sorgen, Leiden und Schwierigkeiten unwirklich; sie sind Träume, sie verschwinden, lösen sich irgendwann auf. All deine Mühen und Plagen von gestern - wo sind sie? - Erledigt, ein für alle mal verschwunden! Was geschieht mit den Schmerzen eines ganzen Lebens - wo sind sie am Ende?

Weise Leute lassen sich deshalb von Schwierigkeiten, Plagen und Schmerzen nicht erschrecken. Sie fürchten nicht einmal die Folter. Sie wissen, dass ihnen selbst diese harten Prüfungen nichts anhaben können.

Eines ist sicher: Mit den Härten, die du um des großen, erhabenen Ziels der Gotterfahrung willen auf dich nimmst, tust du dir selbst einen Gefallen. Du bildest deine Fähigkeiten und Fertigkeiten aus, wirst dadurch abgehalten faul zu sein und forderst deine inneren Kräfte zur Entwicklung und Entfaltung heraus, was dir später - oder auch erst im nächsten Leben - zugute kommen wird.

Tritt deinen Schwierigkeiten und Härten mit großer Weisheit, Verständnis und Vertrauen aufs Göttliche gegenüber. Wenn du das tust, werden die Schwierigkeiten immer kleiner werden, deine eigenen Kräfte aber immer stärker.

Alles, was du gestern erlitten hast, ist nicht mehr als ein undeutlicher Traum, der nicht mehr existiert, wenn er einmal aus deiner Erinnerung verschwunden ist. Wenn du aber immer weiter an den Erinnerungen der Vergangenheit festhältst, dann bleiben sie bei dir. Aber wenn du sie aus deinem Gedächtnis löschst, sind sie verschwunden - ein für allemal. Und an ihre Stelle setze dann Gottes Gegenwart, Gottes Wesen, Gottes Eigenschaften und das Mantra. So wirst du reicher und immer reicher an innerem Licht und innerer Freude werden. Du wirst zu einem Kanal für das Fließen der Gnade Gottes und einem Ausdruck von Gottes Licht.

 
Das Leben auf der Erde ist eine schwache Reflexion des wirklichen Lebens, das uns erwartet

Das Leben im unendlichen Bewusstsein ist das wirkliche Leben. Das Leben, das du hier auf dieser Erde führst, ist ein Gefängnis, ein Vertriebensein aus den Wundern des höheren inneren Seins.

Es gibt höhere Welten, die Welten der Götter und Göttinnen, in denen die Wesen ewig leben; sie werden nie alt und schlafen nie. Nur in der materiellen Welt muss der physische Körper schlafen; er wird alt, verfällt, wird abgelegt und weggeworfen.

Wiederhole das Mantra Tag und Nacht, auch während der Arbeit. Dann wirst du erleben, dass Wunder geschehen!

Vergiss deine körperlichen Erfahrungen und sieh dich als Licht, als Bewusstsein, als Kraft, als Gnade, als Schönheit Gottes.

Du sollst an die zeitlose Ewigkeit denken, die du vor dir hast. Du bist ein Bürger des Himmels. Ändere deshalb deine Einstellung, lebe als eine wundervolle, duftende Blume Gottes, und eine gewaltige neue Kraft wird in dich einströmen.

Ich bitte dich, das Mantra zu wiederholen; du kennst die Kraft des Mantras noch nicht, aber später wirst du wissen, was das Mantra wirklich ist.

Bevor es soweit ist, wiederhole das Mantra blindlings und unter allen Umständen. Denke, du hättest nur noch fünf Minuten zu leben, und in diesen fünf Minuten kannst du nicht mit Nichtigkeiten spielen.

Das Leben ist eine ernste Angelegenheit, und wir müssen unsere innigen Beziehungen mit den höchsten Kräften der Gottheit wiederherstellen.

Das Mantra ist ein wunderbarer Pfad, ein göttlicher Pfad, ein mystischer Pfad

Je mehr du auf diesem Pfad fortschreitest, je mehr du das Mantra wiederholst, desto mehr Wunder werden geschehen. Was du in zehn Leben voller Anstrengungen nicht erreichen kannst, erreichst du mit dem Mantra in zehn Tagen oder zehn Monaten - das ist das Geheimnis.

Wenn du das Mantra wiederholst, dann fühle das unendliche Bewusstsein überall um dich herum, innen, außen und überall. Wenn du das Mantra wiederholst, muss sich das Gemüt in einem Zustand der Auflösung befinden, es muss ins Gottbewusstsein hinein verschwinden, wie das Salz ins Wasser.

Alles ist ein Opfer

Alles, was du für die Gottheit tust, ist ein Opfer und wird vom allerbarmenden Herz der Gottheit mit großer Freude angenommen.

Gott wacht ständig über uns; Er weiß alles über uns und ist erfreut, wenn wir Ihm in Gedanken etwas anbieten. Er weiß alles, Er hat absolute und ewige Verzeichnisse. Gottes Hände sind immer tätig durch Millionen von Agenturen rund um die Welt, die Verzeichnisse von allem anlegen - von der Tante, den Pferden, den Bäumen; die ganze Geschichte der Bäume ist in Gottes Hand geschrieben, die Geschichte jedes einzelnen Baumes, jedes einzelnen Vogels, jeder einzelnen Blume, jedes Tieres und jedes Menschen. Alles ist in der Hand Gottes verzeichnet. Gott ist eine allwissende, wunderbare Intelligenz. Wenn du das Mantra immer mehr wiederholst, wirst du all diese Geheimnisse direkt erfahren und aus erster Hand empfangen.

Eine gewaltige innere Reinheit und Empfänglichkeit für Gottes Gegenwart ist notwendig, Treue der Gegenwart Gottes gegenüber in allen Prüfungen, Schwierigkeiten und Tests. Gott wird uns prüfen und sehen, was geschieht. Er wird uns auch allen möglichen dunklen Zeiten aussetzen und schauen, ob wir uns trotzdem noch nach Ihm sehnen.

Um dich vor allem Karma, den Auswirkungen des Gesetzes von Ursache und Wirkung und den Einflüssen der Kräfte der Dunkelheit oder Unwissenheit zu schützen, musst du dich am Göttlichen festhalten. Wenn das Übel kommen will, wird es abgehalten werden, weil du dich ans Göttliche klammerst. Wenn das Gute kommen will, wird es aus dem gleichen Grund hundertfach vermehrt werden.

Wenn du sicher sein willst, musst du dich immer ans Göttliche klammern. Gott hat uns zwei Hände gegeben: Eine Hand muss sich stets am Göttlichen festhalten, mit der anderen Hand können wir tun, was wir wollen.

Frage:

Denken Sie, dass die Welt heute besser ist als vor tausend Jahren?

Swami:

Es ist ein komplexes Phänomen, das nicht so leicht auf die eine oder andere Weise charakterisiert werden kann. Jedoch kann man sagen, dass die Welt in moralischer, kultureller und spiritueller Hinsicht in den letzten tausend Jahren keinen Fortschritt erzielt hat.

Wirtschaftlich, technisch, sowie in Bezug auf oberflächliche, wissenschaftliche Erkenntnisse hat die Welt enormen Fortschritt erzielt. Dieser Fortschritt hat die Umstände geschaffen, die - anstatt zu einer Verbesserung des Lebens beizutragen, aus Mangel an Weisheit und eines sie begleitenden Wachstums an innerer Güte - völlig missbraucht wurden. Der Sinn für Werte und höheres Streben ist zudem verloren gegangen.

Es wird dies aber nicht den Zweck der Evolution vereiteln, denn der Mensch wird in Folge seiner Irrtümer leiden. Dieses Leiden wird sein Herz schmelzen lassen, er wird die spirituelle Wirklichkeit anerkennen, und er wird sich nach den spirituellen Wirklichkeiten sehnen, weil Gott immer in ihm ist. Wann immer eine unlösbar scheinende, belastende Situation auftritt, besinnt sich der Mensch seiner inneren Stärke und sagt: "Ich habe genug von dieser schlechten Welt; ich will Gott!"- Sobald er an diesem Punkt angelangt ist, verringern sich die Schwierigkeiten der Situation wieder, und der Mensch findet einen neuen Weg - und wo vorher Degeneration war, setzt jetzt die Evolution wieder ein.

Sogar in der heutigen Menschheit, wo das Böse, der Irrtum und finstere Unwissenheit in Bezug auf die Wirklichkeit dominieren, gibt es Individuen, die spirituell vorangehen, sich geistig entwickeln - und diese Leute bilden eine Art Balance auf der Bühne der menschlichen Evolution. Sie kompensieren das Gewicht des Übels in der Welt.

Es gibt also immer Ausnahmen. Denken wir an Noah, der seine Arche in Zeiten der Bedrohung durch die Sintflut gebaut hat. So gibt es auch in der heutigen Welt Dutzende von Menschen, die ihre Arche Noah schon bereit halten und nicht in den Strudel kommender Ereignisse hineingezogen werden, sondern, ganz im Gegenteil, in der Lage sein werden, den Menschen in Not Hilfestellung zu leisten.

Es gibt immer solche Ausnahmen. Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Menschheit heute aufgrund ihrer enormen, im Überfluss vorhandenen Möglichkeiten an Vergnügen, Freizeit, Annehmlichkeiten und Ablenkungen zu einem degenerativen Prozess nach unten tendiert. Die Menschen haben keine Zeit mehr für die höheren Dinge; sie können diese nicht verstehen und lehnen sie rundweg als Illusionen, Falschheiten, Unsinn, Betrug und so weiter ab. Dieser unglückselige Zustand muss ein Ende finden. Doch dieses Ende wird nicht so schnell eintreten, es sei denn, die Dinge entwickeln sich weiterhin und in größerem Ausmaß zum Schlechten.

Wenn ein Mensch leichtes Fieber hat, kann man die Ursache nicht durch Einnahme leichter Medizin lösen. Das Fieber muss sich entwickeln - die Zeit dafür ist drei Tage - und eine gewisse Höhe erreichen; nur dann besteht die Möglichkeit, dass es seinen Zweck erfüllt. Danach wird der Kranke wieder gesund, stark und erreicht wieder seine normale Kondition.

Genauso steht es mit dem moralischen Fieber. Wir stellen die Anwesenheit der Amoralität oder eines Übels nicht fest, bevor es nicht bestimmte Proportionen angenommen hat, einen negativen Druck auf uns ausübt und nach einer Änderung verlangt.

Nur wenn das Übel größer und schlimmer wird, bis zu einem fast unerträglichen Maß, wird der Retter oder Erlöser erscheinen. Erst wenn die Phase des hohen Fiebers oder größten Leidens eintritt, wird der Mensch nach Gott rufen und sagen: "Genug jetzt, o Herr, ich brauche Deine Hilfe!" Und die Hilfe kommt.

Die siebzig Prozent Übel in der gegenwärtigen Welt haben soweit nicht ausgereicht, den Menschen zur Besinnung kommen zu lassen, und es muss noch ein wenig mehr Druck aufgesetzt werden. Hundert Prozent müssen zuerst erreicht werden, dann wird es zur Explosion kommen, der Mensch wird schockiert sein und nach Gott rufen: "Lass es genug sein, Herr!"

Die Welt bewegt sich in der Tat auf die schlimmsten Zustände zu, und zwar zum Zweck einer reichen Erfahrung mit den kommenden Mühsalen, aus denen sie Nutzen ziehen soll und muss, und zwar im Sinne einer Richtungsänderung in ihrer inneren Haltung. Erst dann wird sie nämlich zur Einsicht kommen: "Jetzt will ich nur noch göttliche Weisheit und Gott, nichts anderes mehr!"

Es mag noch eine lange Zeit vergehen, bis es so weit ist; die Ereignisse könnten sich aber auch überstürzen und eine schnelle Wende könnte bevorstehen ...

Gott ist unendlich geduldig und hält die Übeltäter an der langen Leine.

Doch schließlich fängt Er sie auf eine Weise, die sie ihr ganzes Leben nicht vergessen werden. Gott ist bei euch und arbeitet für euch - für alle, die Ihm dienen, Ihn lieben, sich Ihm ausgeliefert haben. Und in der Zwischenzeit prüft Er die Größe eurer Seelen durch die Ereignisse, die durch seinen Willen geschehen. Nemesis wirkt stillschweigend und langsam - aber mit Präzision und Sicherheit. Große Ausdauer ist nötig, um den Kräften der Unwissenheit, des Bösen und der Falschheit zu widerstehen.

Frage:

Könnte es sein, dass sich die Zustände auf dem Globus so verschlechtern, dass keine Möglichkeit mehr zur Evolution besteht? 

Swami:

Nein! - Die Gesetze Gottes werden eine solche Situation nicht zulassen!

Sollten die Dinge je in einem solchen Ausmaß degenerieren, wird es zu einer großen Katastrophe kommen, unlösbare Schwierigkeiten werden auf die Menschheit zukommen, und der Mensch wird gezwungen sein, sich höheren Dingen zuzuwenden.

Es ist auch nicht wahr, wie man immer wieder hört, dass so genannte gute Menschen unschuldig in eine Katastrophe hineingeraten. Wenn ihnen ein Unglück zustößt, müssen sie es auch verursacht haben. Sie können keine Strafe erleiden, außer sie hätten sie verdient. Irgendwann, vielleicht in einem früheren Leben, haben sie die Ursachen selbst gesetzt und anderen eventuell Schaden zugefügt. Wir wissen das nicht und urteilen, ohne die inneren Ursachen der Ereignisse zu kennen. Alles liegt in Gottes Händen; alles geschieht in Einklang mit dem Willen des Göttlichen, mit der Intelligenz des Göttlichen, mit dem Herzen des Göttlichen.

Frage:

Sind Sie in Bezug auf die Zukunft der Menschheit optimistisch?

Swami:

Völlig optimistisch! Aber, wenn als Ergebnis vergangener Fehler Schwierigkeiten eintreten, müssen wir sie in Gottes Namen durchstehen. Wir können das Göttliche nicht um eine Ausnahmeregelung bitten; Fehler sind Fehler, und sie ziehen unweigerlich ihre Folgen nach sich. - Gut! Wir können darum bitten, aber wer tut das schon? - Niemand bittet, denn die Leute sind total von der Richtigkeit ihres Lebensstils und davon, dass Gott nicht existiert, überzeugt. Sie glauben nur an die Kräfte der Materie und verneinen jede andere Kraft. Das ist ihre Philosophie und ihr Lebensstil.

Gott sagt: "Gut, ihr könnt weiterhin euere totale Freiheit haben, geht eueren Weg weiter, und ihr werdet sehen, was geschieht!"

Dann ernten die Menschen die Ergebnisse ihrer Lebensweise und erfahren Unglück. Erst dann suchen sie nach dem Licht, und alles wird wieder wunderbar werden.

Es ist unsere Verantwortung, wenn wir uns mit dem Wohlergehen der Menschheit befassen wollen, das Bewusstsein der Menschen auf etwas zu lenken, das uns neue Augen gibt, das erhaltend wirkt, uns beschützt, Kraft und Stärke spendet, wirklichen Frieden gibt und uns zum Meister über die Materie, die Umwelt und die Umstände machen kann.

Evolution ist ein sich lange hinziehender Prozess. Auf und ab, viele Umwege durch die Irrtümer und Fehler, die der Mensch absichtlich begeht. Doch die Tendenz führt nach oben, weil dies das unausweichliche Schicksal der ganzen Menschheit und aller Geschöpfe ist.

Hinter all den vorüber ziehenden Gedanken und Gefühlen ist ein Bewusstsein in uns, dessen wir hier und jetzt gewahr werden können. Wir haben die direkteste Wahrnehmung nicht von den physischen Objekten außerhalb von uns, nicht einmal von unseren eigenen Gedanken, sondern von der Realität in uns. Wir besitzen keine direkte Erkenntnis von irgendetwas, außer von der Wahrheit, die Gott ist. Das können wir uns selbst gleich beweisen: Wir können unsere Augen schließen, von den aufsteigenden Gedanken Abstand nehmen und zu analysieren beginnen: Es gibt noch ein höheres Bewusstsein in uns, das den Beobachter unserer Gedanken beobachtet.

Eine direkte Erfahrung haben wir nur von diesem beobachtenden Wesen in uns, nicht aber von anderen Dingen. Diese erfahren wir nur indirekt. Wir sehen die Milchkanne mit Hilfe unserer Augen, die wir als Instrumente benutzen. Manchmal, wenn unsere Augen einen Defekt haben, sehen wir die Dinge anders, eben mit diesem Defekt behaftet. Jemand der Gelbsucht hat, sieht alles gelb. Das ist die Folge indirekter Wahrnehmung. Und wenn wir unsere Gedanken beobachten, uns Bericht über sie ablegen, können wir fragen: "Wer ist es, der die Gedanken sieht?" - Es ist unser Gemüt, das kleine Ich, das uns über unsere Gedanken berichtet. Daraus geht hervor, dass auch das Gemüt nur ein Instrument ist - ein Instrument der Wahrnehmung.

Wenn das Gemüt fehlerhaft ist, wird auch unsere Wahrnehmung der Gedanken Fehler aufweisen. Das Gemüt liefert uns also nur einen indirekten Bericht, der seinen eigenen Zustand mit reflektiert. So ist also, subjektiv wie auch objektiv gesehen, unser Erkennen nur indirekt.

Wir erkennen durch unsere Sinne und deren Erweiterung, die wissenschaftlichen Instrumente. Aber es gibt etwas in uns, von dem wir direkte Erkenntnis haben - eine Erkenntnis durch sich selbst und in sich selbst.

Angenommen, jemand schläft: Im Schlaf sind die Funktionen aller Wahrnehmungsinstrumente suspendiert. Die schlafende Person nimmt überhaupt nichts wahr. Kein Wahrnehmungsinstrument ist aktiv. Es gibt keine Subjekt-Objekt-Beziehung. Wenn der Schläfer erwacht, hat er dennoch die Vorstellung, gesund geschlafen zu haben.

Jenes Bewusstsein, das Zeuge des Tiefschlafs war und ihm berichtet, dass er gesund geschlafen habe, ist ein permanentes Prinzip.

Es ist für uns wichtig, dieses Prinzip zu analysieren, und wir müssen den Menschen ein sehr deutliches Bild davon liefern, so dass sie die Existenz dieses wunderbaren Bewusstseins klar erkennen und anerkennen können.

In der Erkenntnis dieses permanenten Prinzips liegt die Wahrheit, und alle schöpferischen Möglichkeiten sind darin enthalten.

Das gleiche innere Bewusstsein kann in meditativen Zuständen bewusst erfahren werden. Anstatt einzuschlafen und es unbewusst zu berühren - denn wenn wir schlafen, sind wir uns nie dieses Prinzips bewusst -, können wir es in der Meditation bewusst kontaktieren.

Wir müssen uns hinsetzen, das äußere Gemüt zum Schweigen bringen, nach innen forschen und den Beobachter finden. Was geht oder geht nicht in uns vor? - Wir müssen zurückgehen, immer weiter nach innen, bis wir schließlich den letzten Beobachter finden, der alles sieht.

Wir müssen zutiefst über Ihn meditieren. Sein Wesen ist unendlich und unbegrenzt. Er ist Frieden und Vollkommenheit; Er ist unzerstörbar und unsterblich, und in Ihm gibt es weder Raum noch Zeit

Der wunderbarste Pfad, die göttliche Wirklichkeit zu erreichen, ist der Pfad des Forschens nach dem eigenen Selbst. Die Methode dazu kommt in der Frage: "Wer bin ich?" zum Ausdruck.

Der wunderbarste und kürzeste Weg zur Erfahrung der göttlichen Wirklichkeit in uns ist der Pfad der Analyse und des Nachforschens.

Erforsche dich und finde heraus, wer der Wissende, der Seher, der wirkliche Erfahrende in dir ist! Finde heraus, wer der Beobachter, der Zeuge von allem in dir ist!

Dein Körper ist nicht der Erfahrende. Wer sagt dir das? - Deine Intelligenz. Dein Körper ist nicht der Erfahrende, denn er ist selbst ein Objekt für deine Erfahrung. Jemand beobachtet den Körper und sagt: "Hat der Körper gerade eine angenehme Empfindung? - Nein, alles tut weh!" Jemand anders ist der Erfahrende in dir. Das innere Sein, die innere Wirklichkeit ist der wahre Erfahrende. Der Körper ist das Objekt, das erfahren wird. Das Gleiche gilt für das Gemüt. Auch das Gemüt ist für den wahren Erfahrenden ein Objekt der Erfahrung. In gleicher Weise wie du einen Apfel siehst, so ist das Gemüt Objekt der Erfahrung. Es ist ein Bündel von Gedanken - das Denkprinzip.

Der Erfahrende in dir ist also die Wirklichkeit, und alles andere sind Objekte der Erfahrung und deshalb geringer und dem Erfahrenden untergeordnet. Was lebt und was bewusst ist, das ist tatsächlich der Erfahrende, nicht das erfahrene Objekt, nicht der Körper und nicht das Gemüt oder das psychische Wesen. Der Körper lebt zwar auch, aber nur indirekt. Der Apfel lebt auch, und er lebt nicht nur, sondern bildet die Nahrungsgrundlage für Tausende von Keimen, die in ihm leben. Solange der Apfel nicht verfault ist, lebt er. Obwohl man also sagen kann, der Körper lebe, so kann er doch nicht ohne den Erfahrenden leben. Der Erfahrende ist somit der Lebensspender. Dein Auto, zum Beispiel, hat auch Leben, könnte man sagen. Du kannst es starten und benutzen. Aber ohne dich kann dein Auto nicht fahren. Du hast dem Auto das Leben gegeben, du bist der Fahrer; du machst, dass es fährt. Es wäre Egoismus und Dummheit von Seiten des Autos, wenn es denken würde, es führe von selbst; denn der wirkliche Beweger ist der Fahrer, der darin sitzt: Er macht den Tank voll mit Benzin, er steckt den Schlüssel ins Schloss und zündet den Motor. Er bedient die Steuerelemente und weiß, wie er das Auto lenken kann, um sein Ziel zu erreichen.

Der wahre Erfahrende in dir hat dem Körper seine Energien gegeben und auch noch die anderen, zum Leben notwendigen Hilfsmittel.

Der Körper hat also kein direktes Leben, sondern ein abgeleitetes; - ein Leben, das von etwas anderem stammt. Der Körper hat zwar seine eigene Intelligenz - das merkst du, wenn du irgendwo eine Nadel in ihn stichst: Sofort reagiert er; aber es ist eine primitive, rudimentäre, unentwickelte Intelligenz, die durch die Begrenzungen des Organismus, in dem sie wirkt, bedingt ist.

Der Körper ist also ein Erfahrungsobjekt, das Gemüt ist ein Erfahrungsobjekt, die Psyche ist ein Erfahrungsobjekt - aber du bist größer als all diese zusammen. Auch deine Gedanken sind nur Objekte.

Der Ausspruch Descartes: "Cogito ergo sum" heißt, den Wagen vor die Pferde zu spannen. Dieses große Genie ist zu dieser wunderbaren Schlussfolgerung gelangt, hat diese Wahrheit aber nicht mit all ihren Implikationen verstanden. Deshalb, sage ich, hat er den Wagen vor die Pferde gespannt! Ich hingegen habe die Pferde vor den Wagen gespannt! Wirklich müsste es heißen: "Ich bin, darum denke ich." - Im Tiefschlafzustand denke ich zum Beispiel nicht, und obwohl ich nicht denke, bin ich trotzdem. Das gleiche gilt für die tiefe Meditation. Auch in tiefer Meditation nämlich bin ich, denke aber nicht. Und im täglichen Leben sogar gibt es noch viele andere Gelegenheiten, bei denen wir nicht denken, aber trotzdem existieren. Deshalb gilt: "Ich bin, darum denke ich"- "Sum ergo cogito."

Man sollte Descartes in dieser Hinsicht ein wenig verbessern. Wie unakzeptabel, wie unlogisch ist es doch zu sagen: "Cogito ergo sum"!

Sein kommt vor dem Denken, nicht umgekehrt!

Genauso gut könnte man ja auch sagen: "Ich esse, darum bin ich." Oder irgendetwas anderes wie: "Ich laufe, darum bin ich." Hier sind Ursache und Wirkung vertauscht.

Wenn man aber analog der Formel: "Wo eine Wirkung ist, muss auch eine Ursache sein" von der Wirkung auf die Ursache schließen würde, würde das heißen, dass man dem Effekt einen unangemessenen Vorzug vor der Ursache einräumt, was eine ganze Kette von fehlerhafter Philosophie nach sich ziehen würde.

Wir sind, wir existieren - und alles andere kommt danach. Zuerst bin ich, und alles andere folgt nach. Ich bin, und deshalb sehe ich die Welt; deshalb habe ich die Welt erschaffen; deshalb freue ich mich; deshalb denke ich oder auch nicht; oder deshalb werde ich denken oder das Denken aus einem Abstand beobachten; oder ich zerstöre die Welt des Denkens überhaupt und erhebe mich über diese Welt des Denkens und bin unabhängig von allem Erfahrenen und Erfahrbaren.

Wenn ich Gott erfahre, bin ich aufgrund dieser Tatsache auch unabhängig von der Erfahrung Gottes. Ich bin größer als Gott, weil Gott somit zum Objekt meiner Erfahrung geworden ist. Er ist dann nur ein Objekt und ich bin der wahre Erfahrende.

Aber hier müssen wir verstehen, dass Gott das unendliche göttliche Prinzip ist, der in der Tat der Erfahrende in mir selbst ist, und darum kann ich Gott nicht als ein Objekt erfahren, etwa in gleicher Weise wie ich einen Apfel oder den Körper oder die Gedanken erfahre.

Wir erfahren Gott, indem wir zu Gott werden! Es ist eine Einheitserfahrung. In allen anderen Fällen ist es eine duale Erfahrung. Ich erfahre Gott, indem ich Gott bin, und ich bin schon Gott, denn Gott ist der wirkliche Erfahrende in mir, mein Selbst.

Im Gegensatz dazu sind unsere Körper, unsere Gedanken, unsere Gefühle und alles andere nur Objekte, die wir erfahren und die deshalb geringer sind als wir. Darauf können wir die ganze Philosophie der Realität und des Lebens aufbauen.

Was ist dieser Erfahrende, was ist sein Wesen? - Wir finden, dass das Wesen des Erfahrenden, des Wissenden, des Beobachters, des Zeugen, des letzten Sehers in uns unendliche Stille ist, sowie Schönheit, Frieden, Erkenntnis, Kraft und Vollkommenheit. Der Erfahrende in uns kann als das "ICH BIN" beschrieben werden, als etwas, das sagt: "ICH BIN". Deshalb sagt Gott in der Bibel auf die Frage, wer er sei: "ICH BIN DER ICH BIN". Welches "Ich bin" bist du? - Nicht Samuel, sondern "ICH BIN DER ICH BIN". Ich bin der Wissende, der Seher, der letzte Erfahrende, jene höchste Realität: "ICH BIN".

Damit haben wir den eigentlichen Schlüssel zur gesamten Wissenschaft von der Wirklichkeit. Der Erfahrende zieht sich immer in den Hintergrund zurück, und alles andere wird zum Objekt der Erfahrung; darum habe ich keinen Respekt vor irgendeinem Gott. Warum? - Weil alle Götter nur Objekte der Erfahrung sind.

Aber es gibt einen Gott, den ich respektiere; welchen Gott respektiere ich? - Nur einen Gott - die höchste Wirklichkeit; und dieser Gott ist der Erfahrende im Erfahrenden in mir. Er ist das Leben meines Lebens. Er ist der Wissende im Wissenden in mir. Er ist der letzte Beobachter im letzten Beobachter in mir. Er ist das bezeugende Prinzip im Zeugen in mir. - Einen solchen Gott kenne ich. Das ist der einzig wirkliche Gott. Jeder andere Gott, den ich erfahren kann, ist geringer als ich, wie etwa auch meine Gedanken; er steht unter mir; er ist anders als ich, ist außerhalb meiner selbst, ist ein Erfahrungsobjekt.

Aber im Zuge der Entwicklung göttlicher Liebe, des Glaubens und der Hingabe müssen wir Gott zu einem Objekt der Erfahrung machen. Das gilt für das Anfängerstadium. Damit haben wir eine bessere Grundlage, um den wahren Gott zu erfahren, der immer da ist, hier und überall.

Nun gibt es leider einige Leute, die, nachdem sie diese Philosophie der Weisheit gehört haben, davonlaufen und behaupten: "Gott ist mir unterlegen. Ich bin größer als Gott!" Das dauert aber nur so lange, bis das erste Zahnweh kommt und sie einholt. Dann werden sie leiden und ihre Göttlichkeit ist damit auch schon am Ende.

Der Durchschnittsmensch versteht nicht, worum es hier geht, und fasst das als Gotteslästerung auf. Die Wahrheit aber ist, dass, obwohl es sich so verhält - das heißt, obwohl Gott als der Erfahrende in uns ist und nicht als Objekt erfahren werden kann -, wir Ihn dennoch zum Objekt machen müssen, um den wirklichen Gott zu erfahren und zu Ihm zu werden; denn nur dadurch, dass man zu Gott wird, kann man Gott wirklich kennen.

In den Anfangsstadien sind all die vielfältigen Erfahrungen Gottes, die wir haben mögen, nur eine vorläufige Form von Gotterfahrung, eine Methode und ein Mittel für das große Finale.

Und hier sind wir nun an dem Punkt angelangt, an dem das aus sechzehn Silben bestehende Mantra zur Anwendung kommen kann. Durch die Disziplin der ausdauernden, ununterbrochenen Wiederholung dieses Mantras wird uns die direkte Erkenntnis der einen, höchsten göttlichen Wirklichkeit offenbart werden.

Ein Mensch der höchsten Erkenntnis wird sich nie von irgendetwas verblüffen lassen. Was ist zum Beispiel der Tod? - Wie der Apfel, ist der Tod nur ein Objekt seiner Erfahrung. Wie kann er ihn besiegen? - Der Tod ist keine Bestrafung für ihn. Denn was sind ihm Unglück, Mutter, Vater, Frau, Freunde? - Einzig Objekte seiner Erfahrung. Wie ist es möglich, dass jemand stirbt? - Der Erfahrende in allen ist derselbe und als solcher unvergänglich.

Alle Menschen sind also unvergänglich und unsterblich, sieht man ihre wahre Substanz: den Erfahrenden. Und obwohl diese Leute alle unvergänglich sind, müssen sie, psychologisch gesehen, leiden und zwar aufgrund ihrer Unwissenheit, wegen ihres schlechten Karmas, ihrer Sünden und sonstiger negativer menschlicher Eigenschaften. Sie mögen den Zyklus von Geburt und Wiedergeburt erleiden müssen, das Wandern der Seele von einem Körper in den nächsten, aber all das ist nur eine zeitweilige Angelegenheit vor dem Hintergrund des göttlichen Erfahrenden in ihren Herzen. Tatsächlich ist ihr Leiden ein Traum, weil alle Träume vergehen, wie grausam sie auch immer sein mögen; und auch diese Leute selbst werden vergehen wie ein Traum.

Aber solange du träumst, dass du gerade von einem Tiger zerrissen wirst, und dir nicht bewusst bist, dass es sich dabei um einen Traum handelt, kannst du das schlecht einen Traum nennen, denn du bist schon Opfer des Tigers. Diese Erfahrung ist so wirklich, dass man sie nie einen Traum nennen kann, solange sie währt.

So ist es auch in unserer täglichen Erfahrung: Die Dinge sind so wirklich für uns, dass wir sie nicht als Traum ansehen können, aber für einen, der wach ist, liegst du einfach nur auf dem Bett und er weiß, dass es keinen Tiger gibt, der dich zerreißt, auch wenn für dich der Traumtiger eine Realität darstellt und du darunter leidest.

Das Gleiche gilt für unseren Wachzustand, für unsere Alltagserfahrung. - Wer sagt das? - Die Analyse eröffnet es uns; die Vernunft sagt es uns. Wenden wir unsere Vernunft an, denken und analysieren wir. Wenn wir das nicht wollen und anstatt dessen weiterhin blind für die Tatsachen bleiben wollen - gut; niemand wird etwas dagegen einzuwenden haben: Doch dann werden diese Wahrheiten weiterhin für uns ein geschlossenes Buch bleiben.

Aber wenn wir diese Wahrheit annehmen und umsetzen, dann wird alles im Leben nur ein Objekt der Erfahrung sein; und es gibt keinen Schmerz mehr, kein Problem mehr, das von einem selbst unabhängig wäre. Damit diese Wahrheiten in die Erfahrung hineinsinken können, werden Jahre ausdauernder Übung erforderlich sein, und zwar nicht nur diese innere, intellektuelle, meditative, kontemplative, nachdenkliche, forschende Beschäftigung mit der göttlichen Wirklichkeit, sondern auch die Entwicklung eines äußeren Dynamismus, der Liebe, des Opferns, des Dienens, die Entfaltung der Eigenschaften des Göttlichen wie Furchtlosigkeit, Sorglosigkeit, alles einschließende Liebe und so weiter - einfach jeder erdenklichen Tugend.

Wenn wir einmal diese Erkenntnis der Wirklichkeit in uns als den Erfahrenden, den Beobachter, den unbezeugten Zeugen erlangt haben, kann dann unser Körper diesen Beobachter sehen? - Nein! Der Beobachter beobachtet den Körper, nicht umgekehrt. Der Beobachter beobachtet das Gemüt, nicht umgekehrt. Der Beobachter beobachtet die Seele, nicht die Seele den Beobachter.

Und es ist der Beobachter, der feststellt, ob die Seele gut ist oder schlecht.

Der Beobachter ist allen Dingen immanent und größer als alles. Das, was in dir ist, ist größer als alles, was außerhalb von dir ist, größer als das ganze Weltall. Wenn du diesen Beobachter erkennst, diesen wirklichen Seher und Erfahrenden in dir, bist du zum Meister der ganzen Erde, des Himmels, aller Welten und von Zeit und Raum geworden. Selbst wenn du dann in der Hölle wärest, würdest du diese nur als ein Objekt deiner Erfahrung erkennen, als etwas, das du annehmen oder zurückweisen kannst wie den Apfel - oder du kannst es sublimieren, beherrschen, auflösen, verschwinden lassen.

Sobald du weißt, dass du träumst, hast du die Macht aufzuwachen; du weißt, es ist nur ein Traum; du hast die Wahl, noch ein wenig weiterzuträumen oder nicht. Und sobald du dieses göttliche Wissen hast, kannst du entweder weiterhin diese Welt erfahren oder sie auflösen - wie im Traum. Wenn du sie nicht mehr erfahren willst, kannst du deine Augen schließen, sie einfach verlassen und eintreten in die Welt der unendlichen Glückseligkeit.

Wir haben also einerseits nicht nur Zugang zu unendlicher Glückseligkeit, unendlichem Frieden, unendlicher Freiheit und Vollkommenheit, sondern können andererseits auch, wenn nötig, alles auflösen, was sich unserer Erfahrung darbietet.

Das Leben muss vom Standpunkt dieses Erfahrenden in uns gelebt werden, der von nichts berührt werden kann. Er hat viele Dimensionen: Er ist das Unendliche; Er ist feiner als das Feinste - feiner als Wasser oder Luft, feiner als der Raum. Er ist namenlos, formlos, aber fähig, alle Namen und Formen anzunehmen. Er ist das Wunder der Wunder.

Das Leben muss also von diesem Standpunkt aus gelebt werden:

Das ist Weisheit, das ist Reichtum, das ist Leben - wahres Leben.

Jedes Mal, wenn du an Gott denkst, jedes Mal, wenn du etwas über Gott liest, gibt dir das einen Anstoß zur Höherentwicklung. Nichts, was du in Beziehung auf Gott tust, was du in Beziehung auf Gott denkst oder fühlst, geht je verloren. Alles wird gesammelt und in deiner Seele aufbewahrt; und von Zeit zu Zeit bekommst du etwas davon hundertfach zurück. Du entwickelst dich mit jedem kleinen Gedanken an Gott höher.

Das sechzehnsilbige Mantra

Was soll ich noch sagen? - Du hast das Mantra; du hast das höchste Mantra erhalten. Du wirst das nie zurückzahlen können. Du hast das Mantra, das ist genug!

Es ist der größte Schatz, der Schatz aller Schätze.

Tu was du willst, du wirst dieses Geschenk nie zurückzahlen können. Allein dadurch, dass du es anwendest, wird der Herr des Universums in deinem Herzen sitzen, du wirst alles wissen. Nutze es, und der allmächtige Herr wird in deinem Herzen sitzen und dich allmächtig machen. Du wirst durch dieses Mantra Unsterblichkeit, ewige Gesundheit und All-Fülle erlangen, du wirst unzerstörbar, allwissend und gesegnet sein von Ewigkeit zu Ewigkeit. Was willst du mehr? - Mehr gibt es nicht!

Und es ist so einfach: Wiederhole das Mantra Tag und Nacht - Es ist das höchste und herrlichste, das allereinfachste und doch das tiefste, allertiefste Geheimnis, mit Tiefen über Tiefen, Höhen über Höhen, Dimensionen über Dimensionen.

Alles wird sich von selbst entfalten, wenn du ernst und aufrichtig, mit deines Herzens ganzer Hingabe damit arbeitest, mit ganzer Konzentration deines Willens, deiner Intelligenz und Erkenntnis.

Jetzt, wo du das Mantra erhalten hast, wirst du es nicht mehr aus deiner Seele ausradieren können. Gott selbst erhebt jetzt einen Besitzanspruch auf dich. Alles andere wird vergehen, aber nicht das Mantra.

Du wirst seine volle Bedeutung nicht erkennen, solange du nicht so vollkommen wie der Vater im Himmel oder das Göttliche selbst bist; denn dann wirst du entdecken und wissen, dass du selbst das Mantra bist und das Mantra dein innerstes Wesen ausmacht.

Das alles sind mächtige Tatsachen.

Das Wirkliche ist das Unberührbare

Und das Unberührbare ist schon wirksam und am Werk hinter den Worten, die wir sprechen, hinter unseren entspannten, mühelosen Anstrengungen, die wir jenseits unseres Gähnens und Entspannens unternehmen - denn dort geschieht das wahre Wirken.

Wir können das, worüber gesprochen werden kann, nicht als sehr wesentlich und solide ansehen. Das Substantielle und Solide liegt dahinter; es ist ein unberührbarer Faktor, der mit dem Vergehen jeder Stunde immer mehr in unserem Leben wirksam wird. Das Gespräch hat eher die Form eines Geschwätzes als die eines soliden Gesprächs. Und wiederum ist es das Unberührbare dahinter, welches das Wesentliche ausmacht, das die Verantwortung übernimmt, denn es ist allsehend, allwissend, allhörend.

Vom weltlichen Standpunkt aus gesehen hat unser Gespräch den höchsten Standard, die Essenz der Essenz, für die Menschheit unzugänglich, weil kein Herz zu finden ist, das fähig wäre, selbst auch nur die biblischen Wahrheiten auf ursprüngliche Art und Weise aufzunehmen, in dem Sinn, dass dieses Aufnehmen und Verstehen dem Herzblut der eigenen lebendigen Erfahrung entstammt.

Liebe und Einheit 

Werde zu einem universalen Wesen, werde eins mit der Wahrheit oder Gott; nur das gefällt Gott. Gott ist nicht glücklich mit dem Menschen, solange der Mensch nicht eins ist mit dem Herzen Gottes, solange er nicht durch seine Hingabe vollkommen eins geworden ist mit Gott.

Liebe ist bedeutungslos, wenn sie nicht ihre ewige und stetig sich selbst erneuernde Erfüllung in dem findet, was sie liebt - in unserem Fall ist das Gott. Liebe und Identität gehören zusammen. Wir werden zu dem, was wir lieben; und wenn wir nicht zu dem werden, was wir lieben, ist unsere Liebe nicht vollständig.

Auf der materiellen Ebene tritt dieses Prinzip der Liebe in seiner pervertierten Form als Liebe zwischen Mann und Frau auf, die an eine Vereinigung durch körperliche Umarmung glauben. Aber eine bloße Umarmung ist keine Einheit. Ein Herz muss mit dem anderen verschmelzen, und es darf nur noch ein Herz geben. Und das ist es, was mit dem Wahrheitssucher und dem Unendlichen geschieht - dem Endlichen und dem Unendlichen.

Hat man einmal diese Einheit erreicht, wird man ganz natürlich zum Mystiker. Jesus sagte: "Ich und der Vater sind eins." - War es ein Verrückter, der so etwas sagte? - Die Psychologen werden sagen: "Jesus war schizophren, denn er hat auch gesagt: ‚O Herr, warum hast du mich verlassen?', und wie kann das zu seiner Aussage: ‚Ich und der Vater sind eins' passen? Das ist Größenwahnsinn!" Sie können das nicht verstehen und deshalb werten sie solche Aussagen als abnormal und krankhaft.

Aber genau das, diese Einheit, ist die Grundlage und die Wahrheit der Wahrheiten - die Grundlage einer wirklichen Erfahrung des Göttlichen und der Wahrheit.

Wir müssen uns innerlich für die Identität mit dem göttlichen Herzen qualifizieren und uns darauf vorbereiten. Das göttliche Herz soll in unserem Herzen tanzen und unser Herz im göttlichen Herzen. Das göttliche Herz soll in unser Herz eindringen und unser Herz ins göttliche Herz. - Das ist die Erfüllung des Lebens.

Die zwei Dimensionen der Wirklichkeit

Die Wirklichkeit hat zwei Dimensionen: Die eine ist permanent statisch, die andere permanent dynamisch. Das Nichtmanifeste ist statisch, das Manifeste ist dynamisch. Beide sind ewig, beide sind ohne Anfang und ohne Ende.

Der Gute zieht Gutes an, der Böse Böses 

So, wie die Menschen neugierig sind und in andere Welten eindringen wollen, so sind auch die Wesen anderer Welten - unsichtbarer Welten - neugierig und wollen in unsere Welt eindringen. Und sie sind bereits hier und am Werk, nur dass wir sie nicht sehen können, weil sie einer anderen Dimension angehören. Aber sie nehmen unsere Dimension wahr, weil sie Wahrnehmungskräfte haben, die den unsrigen weit überlegen sind. Sie sehen uns, ohne dass wir sie sehen. Diese Wesen kommen sowohl mit guten wie auch mit schlechten Absichten auf die Erde. Beide Kategorien sind hier vertreten - die einen tun Gutes, die anderen richten Schaden an. Es ist genau so: Wie der Honig in der Blume die Bienen anzieht, so zieht der Honig des Bösen im bösen Menschen böse Bienen an. Das Gute zieht Gutes an. Die bösen Geister kommen nicht zum guten Menschen, sie gehen zu den Bösen und vermehren das Böse in ihm, arbeiten durch ihn. Die guten Geister gehen zum guten Menschen, arbeiten durch ihn und vermehren seine Schätze.

Und nun, da du das Mantra wiederholst, werden nur Götter und Engel von dir angezogen. Dein Mantra ist Honig nur für jene, die göttlich sind, für die mit den leuchtenden Körpern - die Weisen, Heiligen, Gottmenschen und Engel. Alle können jetzt von dir angezogen werden, und wo du bist, bist du umgeben von den Bienen göttlicher Persönlichkeiten.

Die Macht des Mantras

Wenn du genügend Fortschritt auf dem Pfad der Man-tra-Wiederholung gemacht hast, entwickelst du eine tiefe Hingabe zum Göttlichen. Das Mantra singt in deinem Blut, das Unbewusste ist gereinigt, und wenn du dann das Mantra wiederholst, kannst du Gottes Gegenwart sehen: eine Form Gottes, die bei dir steht.

Jene großen Mantra-Yogis, nicht die gewöhnlichen Yogis, die oft nur dem Namen nach solche sind, sondern die wirklichen Weisen, die mit göttlichen Kräften begabt sind, mit göttlichem Wissen, göttlicher Gnade, göttlichem Frieden, göttlicher Glückseligkeit und göttlichem Bewusstsein - solche Weise also sehen sofort, dass das Göttliche bei dir steht, wenn du das Mantra wiederholst.

Irgendeiner der großen Weisen, der die Wissenschaft der mystischen Silben kennt, kann sofort sehen, wer immer bei mir ist. Wer ist es? - Es ist die Gottheit; und warum? - Wegen der Mantra-Beziehung. Und in der Abwesenheit des Mantras ist da die Einheit mit dem Göttlichen im Herzen, die Hingabe ans Göttliche, der bedingungslose Dienst für das Göttliche, die bedingungslose Liebe zum Göttlichen. Das Göttliche ist immer bei mir. Wenn ich in die Stadt oder ins Büro gehe, geht die Gottheit mit mir als eine Wesenheit. Diese transzendente Wirklichkeit, die überall ist, wird eine Wesenheit und bleibt bei mir als ein Körper oder eine Gestalt; und das geschieht aufgrund der mystischen Mantras. Jeder, der fähig ist zu sehen, kann das sehen. Sogar die Meister sind bei uns, obwohl sie schon vor Tausenden von Jahren den Körper verlassen haben. Wenn aus einem vergangenen Leben eine Beziehung zwischen uns und ihnen besteht, begleiten sie uns auch jetzt noch, und wenn wir dazu noch Hingabe und Liebe zu ihnen haben, dann bleiben sie immer bei uns.

Ein alter Yogi pflegte mir jeweils zu sagen: "Es sind immer zwei Personen bei dir!"

All das ist eine Wissenschaft, die wunderbare Wissenschaft von der göttlichen Wirklichkeit.

In welcher Gesellschaft befindest du dich, wenn du bei mir bist? - In der Gesellschaft jener, die bei mir sind. Du sitzt mir gegenüber, wir sprechen miteinander, aber du bist auch in der Gesellschaft jener unsichtbaren Wesenheiten, die immer bei mir sind, mit mir gehen, wohin ich auch gehen mag. Und wer sind diese Wesenheiten? - Es sind Gestalten des Göttlichen - es ist die Gottheit selbst. Sie ist immer bei mir, denn Sie ist mit meiner inneren Seele verbunden, mit meinem inneren Licht; Sie steht bei mir und geht mit mir als Beschützer, als alles. Sie ist mein eigenes innerstes Wesen, eine Gestalt der Gottheit, die mit den Mantras verknüpft ist; diese Gottheit verkörpert die in den Mantras enthaltenen Kräfte. Sie ist eine lebendige Gegenwart und hat auch eine Persönlichkeit; Sie ist kein abstraktes Etwas. - Aus diesem Grund bieten wir der Gottheit auch unsere Speisen an, bevor wir etwas davon nehmen.

Auf welche Weise isst die Gottheit? - Nur, indem Sie einen Blick auf die Speisen wirft.

Diese Gottheit ist überall; diese Wahrheit ist überall, alldurchdringend, allgegenwärtig, allwissend.

Vedanta und der praktische Standpunkt der Verwirklichung

Gast:

Im Vedanta wird die Idee eines allmächtigen und allwissenden Gottes als die letzte Form der Unwissenheit hingestellt. Warum? Wie kann das sein?

Swami:

Der Vedanta hat hier Recht! Vom Standpunkt der höchsten Wahrheitserfahrung aus gesehen, ist das wahr. Aber es ist sehr schlecht, wenn man so etwas vorbehaltlos öffentlich ausspricht und allgemein verbreitet. Warum? - Weil es für den Alltags-Menschen keinerlei Bedeutung und Wert hat. Hinzu kommt, dass es aufgrund dieser Aussage zu Missverständnissen kommen muss, die den Atheismus unterstützen werden. Einige Leute werden ihren Kopf verlieren, wenn sie solche Aussagen hören.

Aber dennoch, Vedanta macht diese Aussage, und sie ist korrekt; aber in welchem Zusammenhang? - Ich will dir eine kleine Wahrheit mitteilen: Gott ist eine lebendige Wirklichkeit, Er ist jetzt bei uns, Er beobachtet uns, Er sieht uns immer. Er schreibt jedes Wort nieder, das wir sprechen. Alles ist in Ordnung. Er sieht mich; Er ist bei mir. Ich bin mir seiner als eine Gegenwart bewusst, als eine Persönlichkeit, als eine Gestalt, die einen Namen hat, als jemand, den ich kenne und verstehe und sehe.

Gott ist allgegenwärtig, allmächtig und allwissend. Aber was geschieht? - Wenn wir die tiefste Erfahrung Gottes haben, transzendieren wir die Erfahrung Gottes als allgegenwärtig, allmächtig und allwissend. Wir erreichen eine Ebene, auf der es keine Objekte mehr zu sehen gibt.

In meinem jetzige Zustand, während ich spreche, gibt es ein Objekt für mich. Was ist dieses Objekt? - Es ist Gott! Wer sitzt vor mir? - Gott! Gott in welcher Form? - In der Form eines Gastes, der mir eine Frage über Vedanta stellt. Und was sehe ich, wenn ich aus dem Fenster blicke? - Wiederum nur Gott!

Das ist mein Zustand; so sehe ich die Welt.

Der Durchschnittsmensch sieht Dinge, viele Dinge; er sieht den Bahnhof, die Autos, die Häuser, die Männer und Frauen. Er sagt: "Diese Frau sieht anders aus als jene. Das ist ein Italiener. Dieses Haus gefällt mir." All das sagt er; es ist seine Weise, die Welt zu erfahren. Er sieht viele Dinge, ich sehe nur ein Ding; das ist der Unterschied. In allem, was ich sehe, sehe ich Gott - das einzige Ding, das einzige Objekt meiner Erfahrung. Wenn ich aber in eine tiefere Erfahrung eintauche, wenn ich in eine tiefe Versenkung schlüpfe, dann geht die Empfindung, Gott überall zu erfahren, verloren - sie wird zu einer Einheitserfahrung, in der ich Gott als Gott erfahre, in der ich selbst zu Gott werde: Gott ist ich, ich bin Gott. Alles vermischt sich zu einem unendlichen, unbegrenzbaren Licht, Bewusstsein, Vollkommenheit. In diesem Zustand ist es nicht mehr möglich, über Gott zu sprechen, noch irgendeine andere Aussage zu machen. Wer sollte hier sprechen und wovon? - Es ist niemand da, der über Gott sprechen könnte. Sobald jemand da wäre, wäre er wieder ein Mensch.

Es gibt drei Dinge, welche die Erfahrung ausmachen: Das Subjekt, das Objekt und der Vorgang der Erfahrung. Solange es diese drei gibt, ist der Erfahrende nur ein Mensch, eine Person - so wunderbar diese auch sein mag. Aber wenn der gleiche Mensch in tiefe Meditation versunken und vom göttlichen Bewusstsein absorbiert ist - was erfährt er dann? - Niemand weiß das. Kann er uns nicht davon berichten? - Nein! Aber sobald er uns davon berichten und zum Beispiel sagen würde: "Gott ist meine Freude, mein Leben und meine Seele", schon wären wieder diese drei Faktoren da! Und Vedanta sagt nun, dass, wenn diese drei Faktoren gegeben sind, es sich um einen Zustand der Unwissenheit handle. Das ist richtig - aber die Erfahrung Gottes als allwissend, allmächtig und allgegenwärtig ist eine höhere Form der Unwissenheit!

Was ist dann die niedere Form von Unwissenheit? - Es ist die Dunkelheit: die Erfahrung von Mann und Frau, Stein und Baum, diesem und jenem; die duale Welt der Gegensätze - das ist niedere Unwissenheit. Der Ausweg aus dieser niederen Form der Unwissenheit ist die höhere Form der Unwissenheit: die Erfahrung Gottes als allwissend, allmächtig und allgegenwärtig. Das ist der Weg zur Erleuchtung.

Wenn du die Erfahrung des allgegenwärtigen, allwissenden und allmächtigen Gottes erreicht hast, dann halte dich dabei nicht auf, sondern geh weiter, weiter, weiter, bis du eins bist mit dem unendlichen Bewusstsein und nicht mehr als Körper und Gemüt weiterbestehst. Solange du nämlich Körper und Gemüt hast, bist du von Gott verschieden, und auch wenn du Gott erfährst, in Gott lebst, würdest du dich doch noch von Ihm unterscheiden.

Wenn du über dieses erstaunliche, wunderbare Ziel des menschlichen Lebens hinausgehst, wirst du einen Ort oder Zustand erreichen, über den du nichts mehr berichten kannst. Aber das ist der Zustand der höchsten aller höchsten Erfahrungen, der unvorstellbar ist und nicht erreicht werden kann, solange du in einem Körper lebst, so lange Atem durch deine Nasenlöcher fließt.

OM
 
 

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