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ZWEIMONATLICH

Jahr 44

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ


Aktuelle Ausgabe

Juli/August 2009

 

 

INHALT

Swami Omkarananda:

Sein - Bewusstsein - Verwirklichung

Unwissenheit

 

 
Eine Kultur ist wahrhaft groß, wenn sie dem Menschen mit Gotterfahrung den höchsten Rang und Wert zuerkennt, wenn sie Gottkenner und Gottliebende hervorbringt, die ein Segen für die ganze Schöpfung sind. Ihrer Anwesenheit ist es zu verdanken, dass sich die heilenden und harmonisierenden Einflüsse des Göttlichen über die menschliche Gesellschaft und die gesamte Schöpfung ausbreiten.

Gottliebende sind die Schätze der Erde. Sie sind die wahrhaft berufenen Führer und echten Wissenschaftler, die wahren Wohltäter der Menschheit, in deren Händen der Schlüssel zu den unerkannten Geheimnissen liegt, den undurchschaubaren Mysterien des Universums, zur Lösung der Schwierigkeiten im irdischen Bereich.

Jemand, der Gott kennt, weiß um alles; er kennt das menschliche Leben und die Welt. Ihm ist das Geschehen im Kosmos, die gesamte Schöpfung, die war, die ist und sein wird, kein Geheimnis mehr, denn in ihm hat sich das Göttliche in all seinen Dimensionen verwirklicht.

Swami Omkarananda

 
„Sie werden schwerlich einen tiefer schürfenden Geist finden, dem nicht eine eigentümliche Religiosität zu eigen ist. ...

Seine Religiosität liegt im verzückten Staunen über die Harmonie der Naturgesetzlichkeit, in der sich eine so überlegene Vernunft offenbart, dass alles Sinnvolle menschlichen Denkens und Anordnens dagegen ein gänzlich nichtiger Abglanz ist. Unzweifelhaft ist dies Gefühl nahe verwandt demjenigen, das die religiös schöpferischen Naturen aller Zeiten erfüllt hat."

Albert Einstein; „Mein Weltbild"

 

Zeitlosigkeit, ein Merkmal der Höchsten Wirklichkeit 

Was alle großen -Religionen als Gott bezeichnen, enthüllt sich der tiefsten Erfahrung als die letztgültige Wirklichkeit, als die höchste Wahrheit. Es ist das unermessliche Sein mit seinen grenzenlosen Dimensionen, seiner Unendlichkeit an Frieden, Schönheit, Wissen und Glückseligkeit! Es ist die allgegenwärtige, unbeschreibliche Existenz, das Wunder aller Wunder, das dennoch für jeden Menschen erfahrbar ist, überall und jederzeit.

 

Das Ich in dir 

Das Ich in dir hat seit jeher in Gott existiert, es existiert in Gott und wird immer in Gott existieren.

Das Ich in dir existiert für alle Zeiten in Gott.

Das Ich ist die wirkliche Persönlichkeit in jedem Einzelnen. Der äußere Name ist vergänglich, veränderlich, kann abgelegt werden. Heute kannst du Franz heißen und morgen Robert. Aber du bist heute Ich und wirst morgen Ich sein.

Daran kannst du nichts ändern. Du wirst morgen nicht sie oder er sein. Immer nur das Ich - es bleibt unveränderlich bestehen.

Wenn dich jemand fragt: „Wer ist da?", dann wirst du mit „Ich" antworten; dabei spielt es keine Rolle, ob du von Beruf ein Polizist bist oder ein Bäcker.

Wenn du zu Hause anrufst, und dein Sohn nimmt das Telefon ab und fragt: „Wer ist dran?", antwortest du mit „Ich, dein Vater." Du bleibst immer „Ich" - als Polizist, als Vater oder Mann, als Bäcker oder Bundespräsident; gefragt, wer da ist, wird deine Antwort immer die gleiche sein: „Ich".

Es ist das gleiche Ich im Polizisten wie auch im Vater. Du bist immer nur Ich. Vater zu sein ist nur eine Funktion deines Ichs. Das Ich kann viele Funktionen haben, aber es selbst bleibt sich gleich.

Das Ich ist ein beständiger Zug deines inneren Bewusstseins. Es ist das innere Gesetz der Identität im Menschen.

Heute sagst du: „Ich bin ein schlechter Mensch!", und morgen sagst du vielleicht: „Ich bin ein guter Mensch!" Das Ich aber ist in beiden Aussagen dasselbe. Die Eigenschaften ändern sich: einmal bist du gut, einmal bist du schlecht, ein andermal denkst du, du seiest dumm oder stumpfsinnig; dann, eine Woche später, findest du dich bei irgendeiner Gelegenheit plötzlich sehr klug.

Das Ich im guten und das Ich im schlechten Menschen ist das gleiche Ich - das einzige Ich.

Das Ich ist ein wesentliches Merkmal, ein Selbstausdruck des inneren, unvergänglichen, immer seienden Bewusstseins.

Manchmal träumst du, dass du tot bist, dass man deinen Körper in einen Sarg gelegt und begraben hat. Du beobachtest den ganzen Vorgang. Wer ist diese Person in dir, die alles beobachtet? Es ist die gleiche, die durch alle Verwandlungen und Erfahrungen hindurch bestehen bleibt.

Aus diesem Grund behaupteten die Großen des Gottbewusstseins, Menschen mit prophetischer Schau und Empfänger göttlicher Offenbarungen, dass das Ich im Menschen das Königreich des Himmels ist.

In der Bibel finden wir den Satz: „Ich bin, der ich bin" oder kurz gefasst: „Ich bin Ich." So bezeichnet Gott sich selbst. Darüber hinaus kann nichts ausgesagt werden. Das Ich als eigentliche Identität kann nicht zum Objekt seiner selbst gemacht werden, ohne dass es sich auf ein zweites, falsches Ich, das sogenannte Ego, -herunterstufen würde.

Dieses Ich in der Bibel, das Gott ist, ist auch dein eigenes Ich. Da gibt es keinen Unterschied. Dieses Ich ist der verborgene Gott in dir, die trans-zendente Dimension deiner Existenz.

Deshalb ist dieses dein eigenes Ich auch überall im Universum und in allen Wesen als deren innerstes Ich und Zentrum zugegen. Das ewig bestehende Ich ist die eine universale Realität, das höchste Sein.

Wobei du natürlich nicht denken darfst, dieses Ich sei identisch mit der äußerlichen, sündigen Persönlichkeit des Menschen, dem berüchtigten Ego, dem kleinen, selbstsüchtigen menschlichen Seitenzweig des universalen Ich!

Das kleine selbstsüchtige Ich ist nicht das göttliche Ich in dir. Dieses Ego ist unrein, schwach, fehlerhaft, geplagt und äußerst begrenzt. Es kann aufgelöst werden, so wie die Heiligen und Weisen es getan haben.

Doch das göttliche Ich in dir ist unzerstörbar; es kann durch nichts zerstört oder beschädigt werden. Es ist das ewige Subjekt in dir, für das sogar dein Gemüt und deine äußere Persönlichkeit Objekte sind.

Das Ich ist vollkommen rein, weil es ewig und göttlich ist, weil es nicht in das Spiel von Licht und Dunkelheit, in das Spiel von Gut und Böse - in die Dualität dieser Welt - verwickelt ist.

 

Sein - Existenz

Ohne die Existenz gibt es nichts. Ohne das Sein gibt es keine Grundlage für irgend-etwas.

Es gibt Berge, Steine, Bäume, Menschen, Tiere - sie alle sind da, sie existieren. Der Stein hat eine Existenz, ein Sein - er ist.

Wenn kein Stein vorhanden ist, dann ist das Nichtexistenz. Sobald du sagst, dass ein Stein da ist, ist es Existenz. Dieses Ist, dieses Da-Sein ist Existenz.

Existenz ist die Grundlage von allem, was du siehst, weißt und erfährst. Das Universum ist. Es hat Existenz.

Du bist da; deshalb hast du Existenz. Der Tisch ist da; deshalb hat der Tisch Existenz.

Ohne Existenz als Voraussetzung können wir nichts wahrnehmen.

Alles Seiende hat Existenz als Grundlage. Gott ist die Quelle von allem. Diese letzte Existenz - die Basis von allem - das ist Gott.

Was brachte dieses Universum ins Dasein? - Das, was das Universum ins Dasein brachte, ist die höchste Existenz, das höchste Sein - die letzte Wahrheit, die höchste Wirklichkeit.

Die letzte Wahrheit oder höchste Wirklichkeit ist unendliche Existenz - grenzenlos und absolut. Gott ist Existenz.

Gott war, ist und wird immer sein. Deshalb ist Er absolute, nie endende Existenz; Existenz ohne Anfang und Ende.

Vor vielen Milliarden Jahren existierte kein Universum, und nach einiger Zeit wird es kein Universum mehr geben. Das Universum hatte einen Anfang und deshalb wird es auch ein Ende haben. Gott hat keinen Anfang und kein Ende. Das begrenzte Universum kam aus dem unbegrenzten Gott. Die kurze Existenz des Universums kam aus der ewigen Existenz Gottes und wird von der unbegrenzten, absoluten und unendlichen Existenz erhalten.

Gott ist Existenz, eine absolute, unendliche, unbedingte Existenz ohne Anfang und Ende.

Gott ist Existenz; die Welt existiert; du existierst; die Dinge um dich herum existieren. Auf welche Weise erkennst du das? Wer sagt dir das? Wer lässt dich all das erfahren? - Es ist das Bewusstsein.

Wärst du ein Stein oder ein Stock, wüsstest du nicht, dass Gott existiert, dass alles existiert. Dieses Wissen, dass die Dinge existieren, das ist Bewusstsein. Es ist eine Aktivität des Bewusstseins, ein Bewusstseinsprozess.

Du bist am Leben, und du bist dir deines Lebens bewusst; du kennst dich selbst und die Dinge um dich herum - das ist Bewusstsein.

Wo immer also Existenz ist, da ist auch Bewusstsein. Bewusstsein und Existenz sind unzertrennlich. Es sind die beiden Seiten derselben Münze. Weil du weißt, dass du und die Dinge um dich herum existieren, bist du glücklich. Wenn du etwas verlierst, bist du unglücklich, weil das Verlorene für dich dann sozusagen nicht mehr existiert.

Das Bewusstsein deiner selbst, das Bewusstsein der Tatsache, dass du existierst, dass du nicht etwa tot bist, das ist Glück an sich.

Und wo immer Bewusstsein, Selbstgewahrsein und Erkenntnis sind, da ist Glück, da ist Freude, das heißt, Bewusstsein und Freude gehören zusammen. Existenz oder Sein ist die Grundlage des Bewusstseins, und Bewusstsein ist die Grundlage allen Erkennens, aller Freude, allen Glücks.

Der Esstisch ist gedeckt mit wohlschmeckenden Speisen. Es sind zwei Personen da: die eine ist wach, die andere schläft. Der Schlafende hat keine Freude an den Speisen, aber der Wache freut sich auf das Essen, und das Wasser läuft ihm im Mund zusammen. Die Freude dieser Person kommt aus dem Wissen um die köstlichen Speisen auf dem Tisch. Der Schlafende hat diese spezielle Freude nicht, weil sein Bewusstsein zeitweilig inaktiv ist.

Wo immer Sein ist, da ist auch Bewusstsein; und wo immer Bewusstsein ist, da ist auch Freude.

Das sind die grundlegenden Aspekte der höchsten Wahrheit, und alles Übrige ergibt sich aus diesen dreien, nämlich: Sein, Bewusstsein, Seligkeit.

Aus dem Bewusstsein sind alle Sprachen, alle Wissenschaften, alle Künste, alle kreati-ven Aktivitäten hervorgegangen.

Alles ist im Bewusstsein vorhanden: alle Arten von Schönheit und Glück, alle Kräfte und Fähigkeiten, alles Geniale, alle Werte und alles Wissen sowie Licht und Liebe.

Alles ist im Bewusstsein enthalten: alle Farben, Formen, Namen, alle Erscheinungsformen und Universen, und das Wissen all dessen ist Freude in sich selbst.

Die beste Beschreibung Gottes ist: Sein, Bewusstsein, Seligkeit.

 

Hier haben wir die materielle Welt und den Körper. Wir haben auch Leben und das Wissen, dass wir leben und uns am Leben freuen; aber wir sind begrenzt, deshalb haben wir keine Erfahrung der reinen Freude, des reinen Glücks.

Gott ist reine Freude - jenes Glück, das kein Unglück kennt.

Unser Glück kennt das Unglück, unser Leben wechselt zwischen Schmerz und Vergnügen.

Unser Glück hält nicht auf die Dauer an, es ist auch nicht unbedingt, sondern hängt von vielen Dingen und Umständen ab.

Deshalb ist unser Leben ein Problem und wird es so lange bleiben, bis wir die Glückseligkeit Gottes erlangt haben, die unbedingte und ewige Seligkeit Gottes.

 

Der Mensch - Der Sinn des Lebens hier auf Erden

Wenn wir verstehen wollen, welchen Sinn und Zweck das Leben hier auf Erden hat, ist es wichtig und wesentlich, zuerst einmal zu wissen, was der Mensch ist.

Wäre der Mensch nur ein biologischer Organismus, hätten die Biologen das Phänomen des Lebens längst ergründet und all seine Probleme gelöst. Wäre der Mensch nur ein psychologisches Phänomen, hätten die Psychologen die ganze Bedeutung des Lebens schon verstanden und alle seine Rätsel gelöst.

Doch keine der Wissenschaften ist in der Lage, uns eine exakte Auskunft über das wirkliche, wahre und innerste Wesen des Menschen zu geben. Der Mensch ist ein verblüffendes Phänomen. Die Dimensionen seines Bewusstseins überschreiten bei Weitem die des unermesslichen -Uni-ver-sums. Der Mensch ist ein außergewöhnliches Geschöpf, der die Vollkommenheiten des Schöpfers in sich trägt.

Das menschliche Individuum ist größer und weiter als der Kosmos, den es wahrnimmt. Das Bewusstsein in ihm ist zu endlosen schöpferischen Aktivitäten fähig.

Im Wesentlichen ist der Mensch ein zeitloses und raumloses göttliches Bewusstsein. Er hat organische Beziehungen mit den psychischen, okkulten und göttlichen Welten.

Weil der Mensch ein Ausdruck des zeitlosen, todlosen göttlichen Bewusstseins ist, sehnt er sich nach Unsterblichkeit und wehrt sich gegen den Tod. Und weil der Mensch eine Manifestation von Gottes Unendlichkeit an Freude, Frieden und Schönheit ist, sucht er rastlos in allen Richtungen nach diesen Vorzügen.

Der Sinn des Lebens auf dieser Erde ist es deshalb, die reichen Eigenschaften und Merkmale des göttlichen Bewusstseins, die im menschlichen Individuum angelegt sind, im täglichen Leben immer mehr zum Ausdruck zu bringen.

Einen Frieden zu erlangen, der das Verstehen übersteigt, eine Freude, die unbegrenzt ist und ein Leben, das ewig ist - darin liegen Sinn und Zweck des Lebens.

Der wirkliche Mensch ist unsichtbar.

Das Leben des sichtbaren Menschen mit den Vollkommenheiten, Möglichkeiten und Eigenschaften des -Unsichtbaren zu bereichern, das ist der Zweck des Lebens auf Erden.

Den Gehalt des göttlichen Bewusstseins in das menschliche Leben einzugießen, das ist das Ziel der menschlichen Existenz.

Inspiration zu einem normalen und charakteristischen Zug unseres Denkens und Fühlens zu machen und die Vollkommenheiten Gottes zu einer alltäglichen Erfahrung werden zu lassen, das ist das Ziel des Lebens auf Erden.

Der normale Mensch führt ein Leben, das weit unter seinen normalen, wesentlichen Möglichkeiten göttlicher Vollkommenheit liegt. Das Menschsein, wie wir es kennen, und das Leben auf Erden ist eine extreme Begrenzung des Bewusstseins, das so wunderbar und voller endloser Möglichkeiten ist. Es ist dieses Eingesperrtsein in die sich auf die bloße Oberfläche der Dinge beschränkende Erfahrungsweise der Sinne, die uns von den Vollkommenheiten des göttlichen Königreichs abschneidet.

Unser Leben wird erleuchtet und bereichert, sobald wir unsere Aufmerksamkeit von den äußeren Dingen abziehen und auf unser inneres Wesen richten.

Wir eignen uns eine vielseitigere Sichtweise des Lebens an, wenn wir das Leben durch die Augen derer sehen, die zu einer Erfahrung der Wahrheit oder Gottes gelangt sind.

Unsere Möglichkeiten, Fähigkeiten, Eigenschaften, Kräfte und Vollkommenheiten sind endlos und unbegrenzt. Im täglichen Leben sind wir nach allen Seiten hin begrenzt, weil wir das unendliche Bewusstsein in uns nicht kennen.

Die Stärke des täglichen Lebens, sein Wert und seine Reichhaltigkeit beruhen auf dem Hintergrundwissen vom Unendlichen in uns. Eines Tages, zu der einen oder anderen Zeit, auf diese oder jene Art müssen wir bewusste -Beziehungen mit dem Unendlichen in uns aufnehmen.

Das Unendliche ist -unser wirkliches Wesen, unsere Gött-lichkeit, unser Königreich des Himmels. Es allein kann uns wahres Glück schenken, wahre Kraft und wirklichen Frieden. Es allein kann uns ein Bewusstsein der zeitlosen, raumlosen, allvollkommenen, allschöpferischen Gottheit schenken. Es allein ist die wahre Quelle aller Werte, aller Wahrheiten, aller Kräfte. In dem Augenblick, in dem wir eine Erkenntnis dieses unsichtbaren göttlichen Wesens in uns erlangen, wird auch das äußere Leben bedeutungsvoll, und wir besitzen die Kraft und die Möglichkeit, seine Schwierigkeiten und Bedingtheiten zu überwinden.

Der Zweck des Lebens auf Erden besteht darin, unser Leben mit den Schätzen des göttlichen Bewusstseins zu bereichern.

Unser wirkliches Wesen ist nicht unser Körper, nicht unser Gemüt oder unser Herz mit seinen Gefühlen, nicht unser psychologisches Wesen.

Unser wirkliches Wesen ist das Königreich des Himmels in uns.

 

Erkenntnis

Wie können wir dieses Bewusstsein in uns, dieses höhere göttliche Bewusstsein, mit seinen endlosen Dimensionen und unendlichen Möglichkeiten erkennen?

Wir können die unendlichen Möglichkeiten des höchsten Bewusstseins in uns verstehen, indem wir das Leben der großen Genies der Welt studieren, das Leben der großen Propheten, Heiligen und Weisen.

Eine andere Möglichkeit, unser Verstehen zu vertiefen, besteht in der Entwicklung unserer eigenen höheren Fähigkeiten. Insgesamt gesehen müssen wir eine vielseitige, umfassende Entwicklung unserer inneren Persönlichkeit anstreben.

In Zuständen höherer Inspiration, durch Offenbarungen und Erleuchtungen bekommen wir Hinweise auf unser unsterb-liches Sein, ebenso durch -tiefe Meditation.

Es ist ein alles überwindendes todloses, zeitloses Bewusstsein in uns.

Sogar unsere Träume geben uns Hinweise auf die verschiedenen Aspekte und Möglichkeiten des Bewusstseins in uns. Im Traum erschaffen wir neue Erfahrungswelten. Das Traumbewusstsein ist reich an Möglichkeiten, es hat seine eigene Raum-Zeit-Ordnung, es kann alles erschaffen, seine Möglichkeiten im Bereich des Traums sind unbegrenzt. Unser Bewusstsein kann im Traum alles erschaffen: Materie, Berge, Flüsse ... Im Traum sehen wir die wunderbarsten Dinge und haben außergewöhnliche Erfahrungen. All das ist ein Produkt des Bewusstseins.

Das gleiche Bewusstsein in seinem supramentalen* Zustand ist jedoch weit wunderbarer. Auf den supramentalen Ebenen erschließt uns das Bewusstsein seine göttlichen Wunder. Das göttliche Bewusstsein, in das wir auf der supramentalen Ebene tiefste Einsichten haben, ist unser wesentliches Sein und Wesen.

Dieses göttliche Bewusstsein in uns ist seinem Wesen nach endloses Licht, endloses Glück, endloser Frieden, endlose Schönheit. Es ist durch und durch wunderbar, es ist unendlich und absolut, es ist das Königreich des Himmels in uns.

In ihm allein herrschen wahre Glückseligkeit und Vollkommenheit. Im göttlichen Bewusstsein, das über dem Traum- und Wachbewusstsein steht, gibt es keine negativen Gefühle wie Hass und Abneigung. Im göttlichen Bewusstsein gibt es nichts anderes als Licht, Liebe, Gnade, Schönheit, Frieden, Vollkommenheit, Wahrheit in ihrer Absolutheit.

Dieses göttliche Bewusstsein ist unvergänglich, zeitlos, raumlos.

Wie können wir beweisen, dass das göttliche Bewusstsein unvergänglich ist? - Angenommen, wir sehen im Traum eine brennende Stadt. Das Feuer ist eine Schöpfung des träumenden Bewusstseins. Das Feuer, das die Stadt einäschert, kann das Bewusstsein selbst nicht berühren und verbrennen. Das Bewusstsein bleibt vom Feuer, das es selbst erschaffen hat, unberührt.

Dieses Bewusstsein zu erkennen, zu verstehen, es zu erfahren, wie es in sich und als es selbst ist, das ist das Ziel und der Zweck des Lebens auf unserer Erde.

Ein Mensch, der sein höheres göttliches Bewusstsein kennt und erfährt, ist ein Mensch, der Gott kennt, der die Wahrheit kennt und erfährt.

Wir können dieses göttliche Bewusstsein nur dadurch erfahren, indem wir die Eigenschaften entwickeln, die ihm angehören. Je mehr sich seine Eigenschaften in unserem -Leben zeigen, desto größer ist die Möglichkeit einer Erfahrung des göttlichen Bewusstseins.

Eine dieser Eigenschaften ist Liebe, und es ist sehr wichtig, dass in unserem täglichen Leben mehr Liebe zum Ausdruck kommt. Unsere Liebe muss universal, kosmisch, göttlich werden. Unser Wissen muss sich ausdehnen und auf eine höhere Ebene erheben. Wir müssen über unsere spirituelle Unwissenheit hinauswachsen, sie transzendieren und all die göttlichen Fähigkeiten unseres Willens, Geistes, Bewusstseins und Herzens entfalten.

Wir haben die Kraft eines Glaubens in uns, der Berge versetzen kann. Ein allwissendes Bewusstsein ist in uns, eine über alles triumphierende Wahrheit, ein unvergängliches Leben und Fähigkeiten, die es uns ermöglichen, über die Begrenzungen von Körper, Gemüt, Zeit und Raum hinauszuwachsen. Darin eben liegt der Sinn des Lebens und unsere Aufgabe.

Versäumen wir es, all diese Fähigkeiten zu entwickeln, werden wir weiter in den glücklosen Niederungen des Lebens und der Welt gefangen bleiben.

Die ökonomischen, sozialen und sinnlichen Werte, die uns im täglichen Leben zur Verfügung stehen, sind nicht geeignet, uns glücklich, friedvoll und stark zu machen. Sie sind Mittel, Instrumente, die es uns ermöglichen sollen, über sie zu höheren Werten -weiterzuschreiten.

Des Lebens wahre Stärke liegt in seiner Fähigkeit, das zu berühren, was das Größte in ihm ist. Und dieses Größte ist das göttliche Bewusstsein, das Königreich des Himmels, die Wahrheit, Gott, unser wahres Selbst bzw. unser wahres Wesen.

Freude und Reichhaltigkeit unseres Lebens hängen davon ab, inwieweit wir die zentrale Wirklichkeit in uns zu kontaktieren imstande sind.

Das göttliche Bewusstsein ist alles. Es birgt in sich alle Wunder. Es kann Millionen von Welten in einem einzigen Augenblick erschaffen.

Die technischen Wunder unserer Zeit sind nicht einmal eine winzige Welle auf dem wunderbaren und unermesslichen Meer des göttlichen Bewusstseins in uns. Die -Wunder in unserem inneren Bewusstsein sind weit größer, unbeschreiblich viel größer als die Wunder, die wir in der bekannten materiellen, sichtbaren Außenwelt erleben.

Wir tragen in uns eine Seele, die in den Hallen des Königreichs des Himmels nach Belieben spazieren gehen kann. Wir haben ein Bewusstsein in uns, das von der ganzen Schöpfung Abstand nehmen und sie überblicken kann.

Wir haben ein göttliches Bewusstsein in uns, für das Allwissenheit natürlich ist.

Wir haben einen göttlichen Willen in uns, für den Allmacht ein natürlicher Wesenszug ist.

Wir tragen ein Bewusstsein in uns, das allgegenwärtig und allvollkommen ist.

Die Bedeutung - der zentrale Sinn und Zweck - des Lebens besteht darin, sich auf diese -Allgegenwart, Allmacht und Allwissenheit Gottes zuzubewegen. Im täglichen Leben eine lebendige Erfahrung der Vollkommenheit der göttlichen Wirklichkeit zu erlangen, darin besteht der Zweck unserer Inkarnation auf dieser Erde.

Wir sind nicht auf dieser Erde geboren, um in den Begrenzungen des Körpers und des Gemüts eingesperrt oder im Raum-Zeit-Universum gefangen zu bleiben, sondern um als wunderbares, bezeugendes, allvollkommenes Wesen zu leben - dazu sind wir hier auf diesem Planeten geboren. Die Natur sowie die Umstände und Bedingungen unseres Lebens bereiten uns auf das Erreichen dieses großartigen Zieles vor, das uns erwartet. Es ist das unentrinnbare Schicksal eines jeden auf dieser Erde Geborenen, die Vollkommenheiten des Vaters im Himmel zu erlangen. Unsere innewohnenden höheren Fähigkeiten werden sich behaupten, und sie werden es uns ermöglichen, dem -menschlichen Elend zu entrinnen.

Wenn wir unsere innere Entwicklung bewusst fördern und unterstützen wollen, können wir die Hilfe verschiedener Disziplinen in Anspruch nehmen.

Wir können unser Gemüt mit den erleuchtenden Gedanken großer Weiser und Heiliger füllen.

Wir können der ganzen Schöpfung Wohlergehen und Glück wünschen.

Wir können unsere höheren Wahrnehmungskräfte zur Entfaltung bringen und die Gegenwart des Unendlichen in allem erspüren, was schön und ästhetisch ist.

Wir können unsere spirituellen Fähigkeiten erwecken, unser Streben intensivieren, unseren Glauben an das -Göttliche stärken und unsere Liebe für das zeitlose, -allvollkommene, allbeschützende, allwissende, allliebende Göttliche -erblühen lassen.

Auf vielerlei Arten und mit verschiedenen Methoden können wir unsere innere Persönlichkeit reicher gestalten und uns für die große, großartige geistige Erfüllung qualifizieren, die uns erwartet.

Lasst uns der Tatsache bewusst werden, dass wir alle Kinder Gottes und als solche Erben der Unsterblichkeit, der Ewigkeit, des unendlichen Friedens, der unendlichen Freude, Schönheit und Vollkommenheit sind. Vergessen wir nicht, dass wir unauflösliche Beziehungen zum zeitlosen göttlichen Bewusstsein haben und deshalb hier auf Erden das gesegnetste Leben voller Stärke und innerem Frieden führen können.

 

Das Weltall, eine Manifestation des Göttlichen

Wenn wir die Welt vom Standpunkt göttlicher Erfahrung betrachten, erscheint das ganze All als das Göttliche, als eine Erscheinungsform aus dem Unendlichen.

Sehen wir indessen auf unser Universum mit den Augen des physischen Körpers, scheint das All ein Materiegebilde voller Beschränkungen innerhalb enger Grenzen zu sein - weiter nichts.

Der Mensch, aus der Schau des Göttlichen gesehen, verschwindet in der Gestalt, wie ihn unsere Sinne wahrnehmen, und an seine Stelle tritt die Gottheit selbst.

Überall existiert allein nur die eine Wirklichkeit - das eine höchste Bewusstsein, das einzige Sein - in all ihren Aspekten: alles durchstrahlend, allwunderbar, allschöpferisch und allvollkommen.

Wenn wir uns selbst von der Warte des Göttlichen aus betrachten, verschwindet der Körper und an seine Stelle tritt das Göttliche!

Ein Mensch mit Gotterfahrung begegnet überall dem Göttlichen, grüßt Es in -allem und ist in ständiger Gemeinschaft mit Ihm.

Schönheit und Glückselig-keit in unbegrenztem Maß und ein Frieden, der alles Verstehen übersteigt, ist die tägliche Erfahrung dessen, der in der Gotterkenntnis und Gotterfahrung lebt. Ein Glück ohne Grenzen hat seinen Mittel-punkt in seinem Herzen, unendliches Wissen und Erkennen, uneingeschränkte Freiheit nennt er sein Eigen.

 

Wie erreichen wir den Mittelpunkt unseres Seins?

Wie dringen wir bis zu jenem tiefsten Wesenskern vor, in welchem wir zum Gotterleben gelangen, so wie Hunderte vor uns?

Es kann auf vielerlei Weise geschehen: Herzensreinheit und göttliche Gnade, Glauben und Hingabe an Gott führen zu diesem Erleben; intuitives Erkennen ist ein weiterer Weg zur Gotterfahrung. Wir können auch durch Offenbarungen zum Einssein mit dem Höchsten gelangen.

Innerhalb eines Augenblicks kann Gott Sich uns offenbaren, unabhängig davon, wo wir uns befinden oder was wir gerade tun. Tiefes Nachsinnen, das zur Kontemplation wird - der Weg des Intellekts und der Vernunft also -, ist eine weitere Methode, mit deren Hilfe wir zu unserem innersten Wesenskern vordringen können.

Ohne auf weitere Einzelheiten einzugehen, wollen wir nun den Mittelpunkt in uns analysieren und Weiteres darüber ausfindig machen.

Dieser Mittelpunkt hat nichts mit der Mitte des Körpers zu tun, sondern bei diesem Mittelpunkt handelt es sich um das Zentrum des universalen und transzendenten Bewusstseins im Innersten unseres unsterblichen Seins.

Um dieses Zentrum zu erreichen, schließen wir die Augen und richten die Aufmerksamkeit unserer Intelligenz nach innen.

Was sehen wir da? - Ein paar Gedanken und einige Gefühle.

Wie können wir darum wissen? - Etwas in uns nimmt diese Gedanken und Gefühle wahr. Immer ist etwas in uns, das beobachtet, und dann sind da die Objekte, die beobachtet werden. Der Beobachtende in uns sieht sich den Objekten, die er beobachtet gegenüber und ist dadurch der Natur der beobachteten Objekte entsprechend in seiner Wahrnehmung und Erkenntnis begrenzt. Das gilt ganz allgemein für den Zustand des Menschen.

Darüber hinaus zu gehen scheint zunächst nicht möglich zu sein.

Haben wir jedoch ein wenig Geduld und lassen uns auf die Suche nach dem Mittelpunkt des eigenen Inneren ein, trans-zendieren wir den Bereich der Gedanken und Gefühle. Dringen wir so immer tiefer ins beobachtende Bewusstsein ein, gelangen wir an einen Punkt, wo es nichts mehr zu beobachten gibt, wo nur noch der Beobachter selbst als reines Bewusstseinslicht da ist. Und dann sind wir jenseits der Subjekt-Objekt-Beziehung.

Dieses objektlose Bewusstsein ist von -unbeschreiblicher Schönheit und Erhabenheit.

Es ist ein lichtvolles Bewusstsein, das jenseits aller Dualität als reines, objektloses Sein-Bewusstsein leuchtet und unser Mittelpunkt und wesentliches Sein ist.

 

Jenseits von Raum und Zeit 

In diesem Sein-Bewusstsein gibt es keinerlei Zeit.

Die Zeitvorstellung kommt erst in dem Augenblick ins Spiel, in dem sich zwei Dinge gegenüberstehen: der Beobachter als das Subjekt und das Beobachtete als das Objekt.

Somit sind wir im Mittelpunkt des Bewusstseins angelangt, wo es nichts mehr zu beobachten gibt. Dieses unendliche, unbegrenzbare Sein-Bewusstsein ist das Höchste in uns, es ist unsere verborgene Göttlichkeit - ein unendliches Licht, eine unbegrenzte Glückseligkeit, eine unbeschreibliche Schönheit, ein allumfassendes Wissen, eine unendliche Erkenntnis, eine absolute Vollkommenheit und Kraft sowie ein Friede, der das Verstehen übersteigt.

Nichts gibt es darin, was Widerstand oder Widerspruch erzeugen würde, nichts was man fürchten müsste. Weil keine zu erfahrenden Objekte darin enthalten sind, gibt es auch keine Zeit. Zeit taucht gleichzeitig mit dem Raum und dem Bereich der Erfahrungen auf; sie ist Bestandteil der Welterfahrung.

Wo immer es die Dualität von Erfahrenden und Erfahrbarem gibt - die Subjekt-Objekt-Beziehung -, da gibt es auch Zeit. Wo immer Objekte für den Erfahrenden existieren, was die Existenz von Raum mit einschließt, da ist auch das Bewusstsein von Zeit vorhanden. Und wo Zeit ist, da sind auch Begrenzungen, da gibt es Unvollkommenheit und Unglücklichsein.

 

Die Begrenztheit des Menschen

Vielleicht magst du die Nacht nicht so sehr, doch kommt sie dessen ungeachtet. Dies ist schon eine Erfahrung von Begrenztheit. Die Freude, die du beim Tageslicht empfindest, verschwindet. Und vielleicht hast du jetzt auch Hunger. Vor einigen Stunden hattest du noch keinen Hunger. Die Zeit bringt ständige Veränderungen mit sich; Zeit ist untrennbar mit Begrenzung und Veränderung verbunden. Die Zeit zerstört aufgrund ihrer Eigenschaft der Vergänglichkeit menschliches Glück, menschliches Leben, den Körper und alles, was sich der Mensch in Jahrzehnten angestrengter Bemühungen erarbeitet hat.

Zeit schafft wechselnde Umstände. Solange du Sklave der Zeit bist, bist du unglücklich und begrenzt, bist von allen Seiten bedrängt, und ständig hast du zu wenig Zeit. Du hast Wünsche, die sich nicht erfüllen lassen, du erfährst wenig Glück, aber viel Leiden. Solange du statt im zeitlosen Sein im Zeitbewusstsein lebst, wirst du dich schwach und unsicher fühlen. Wahres und dauerhaftes Glück gibt es nicht im zeitgebundenen menschlichen Dasein.

Auch kannst du kein absolutes Wissen haben, solange du im Raum-Zeit-Erleben stehst, sondern nur relatives Wissen. Du sagst z.B., dies sei ein kleines Pflänzchen, doch bald ist es zum großen Baum herangewachsen und widerlegt damit deine Feststellung. Die Zeit trägt zu Widersprüchlichkeiten bei; Wahrnehmung und Erkennen ändern sich beständig, deshalb sind alle menschlichen Behauptungen nur bedingt gültig.

Wenn du im August sagst, wir hätten Sommer, stimmt das, aber wenn dann der Winter kommt, widerspricht das deiner Feststellung und Erfahrung im August. Jegliches Wissen und Erkennen innerhalb der Zeiterfahrung ist durch Begrenztheit, Vergänglichkeit, Fragwürdigkeit gekennzeichnet und daher nur von relativem Nutzen.

Aus diesem begrenzten Zustand tritt der Mensch heraus, sobald er den Mittelpunkt in seinem Inneren gefunden hat. Jedes Wissen und Erkennen innerhalb der Erfahrbarkeit von Zeit ist begrenzt, vergänglich, fragwürdig - nur relativ nützlich.

Das Zentrum im Innersten des Menschen ist jenseits aller Erfahrbarkeit und Erkennbarkeit. Es ist, wie es ist.

 

Todlosigkeit ist nur im Zeitlosen zu finden

Wenn du dich völlig von der Außenwelt zurückziehst, die Augen schließt, tief in dein Innerstes eintauchst, bis du dich in der Erfahrung des objektlosen Bewusstseins verlierst - dann berührst und erfährst du das Zeitlose, die unzerstörbare, aus sich selbst leuchtende Wirklichkeit, das Ebenbild Gottes, das allvollkommene Sein: Gott Selbst!

Das ist das sanctum sanctorum, das Heiligste des Heiligen, das Herz deines Daseins und Wesens, der Mittelpunkt in dir!

Hier, im objektlosen Bewusstsein, hast du die Erfahrung des Zeitlosen; hier existiert nichts anderes als reines, objektloses Bewusstsein. Du allein bist - und du bist allvollkommen. Du bist Allerfüllung, alles ist in dir. Du bist zeitlos, raumlos. In diesem Stadium transzendierst du alles. Wenn du das Zeitlose erlebst, bist du von den Sorgen und Problemen des Zeitlichen befreit, von allen Wünschen, Bedürfnissen und Verlangen, welche die Menschen sonst bedrängen. Du hast deine Existenz im Herzen der vollkommenen Wahrheit gefunden.

In diesem zeitlosen Sein gibt es keinen Tod, nur ewig währendes Leben. Wo die Zeit herrscht, gilt das Gesetz des Todes. Die materielle Welt ist zeitgebunden, und darum regiert in ihr der Tod. Nicht nur der Mensch stirbt, auch die Gebirge vergehen, die Flüsse versiegen und selbst die Erde stirbt.

Dein Körper zerfällt, und alles in dir und um dich herum hat ein Ende; alles unterliegt der Herrschaft der Zeit, dem Wandel, der Vergänglichkeit.

Die Sonne von heute ist nicht dieselbe wie die Sonne von gestern. Gestern hatte sie mehr Energie als heute, und morgen hat sie noch mehr an Kraft verloren. Da die Sonne auch dem Gesetz der Zeit untersteht, was Veränderung und Vergänglichkeit bedeutet, wird sie jeden Tag kleiner, weil sie Energie abstrahlt, verliert ständig an Kraft und wird eines Tages ganz verlöschen - sie stirbt.

Auch dem Menschen setzt die Zeit zu. Sie macht ihm als Erdenwesen ein Ende. Gestern warst du jung und glücklich, aber alles verändert sich mit den Jahren; die Zeit raubt die Jugend und lässt Ängste aufkommen, was die Zukunft bringen mag.

Sagen wir einmal, du -seiest Herrscher über ein riesiges Imperium, das sich ständig vergrößert. Dennoch verursacht die Zeit dir Kummer und Sorgen. Du sagst dir vielleicht: „Alexander der Große hat sein Reich wieder verloren, Napoleon ebenso, das Römische Reich besteht auch nicht mehr. Wird mich nicht einmal ein gleiches Schicksal ereilen?" - Ängste und Befürchtungen steigen auf. Welche Schätze du auch besitzen magst, immer bist du auf die eine oder andere Weise von der Zeit bedroht. Vielleicht warst du früher einmal sehr arm, heute bist du reich, doch morgen kommt unversehens eine Krise und macht dich wieder arm.

Die Zeit bringt Veränderungen und Schwierigkeiten mit sich, und solange du im Zeitlichen lebst, wird es immer Probleme geben.

Nicht umsonst sagen die Weisen, der Mensch ist seiner Unwissenheit wegen zu bedauern, gleichviel, ob er im täglichen Leben den Status eines Kaisers hat oder ein Künstler höchsten Ranges ist.

Alles, was irdische Größe ausmacht, ist äußerlicher Art, flüchtig und vergänglich. Selbst wenn du den ganzen Reichtum der Welt erwerben solltest, wird alles einmal unter deinen Händen zerrinnen. Und wäre dir alle Macht auf Erden gegeben, so wäre das nichts und vielleicht dein Ruin, sofern du nicht zugleich wahre Gotteserkenntnis hast.

 

Höchste Weisheit drängt den Menschen zur Erfahrung des Zeitlosen

Ein Herz ist in dir, für das es keine Zeit gibt, ohne dessen Vorhandensein du überhaupt nicht wüsstest, dass es eine Zeit gibt.

Es ist die zeitlose Wesenheit in dir, die dich insgeheim, unbemerkt und in aller Stille befähigt, das Erlebnis Zeit zu haben; es ist der zeitlose Hintergrund, vor dem sich die Zeiterfahrung abspielt, der unbewegliche, unveränderliche Bildschirm der Zeitlosigkeit, auf dem die flüchtigen, sich unaufhörlich wandelnden Bilder der Zeit ablaufen.

Wenn du jenseits der Zeit stehst, erfährst du grenzenlose Vollkommenheit. Alle großen Menschen der Gotterfahrung haben immer wieder verkündet: „In dir ist das Königreich des Himmels, in dir ist Gott; erkenne und erfahre Ihn!" Hast du Gott erfahren, verschwinden alle Kümmernisse, und es gibt für dich fortan weder Zeit noch Tod.

Unter allen Menschen gibt es nur den einen, der, obwohl noch in der Welt von Zeit, Raum und Materie lebend, ihr dennoch nicht verhaftet ist; das ist der Mensch der Gotterfahrung, des Gotteswissens und der Gottesliebe. Er ist fest in seinem Mittelpunkt verankert und hat das gefunden, was in der Bibel als „der Fels" bezeichnet wird. Auf diesen Felsen baut er sein Haus und sein Leben. Er allein unter allen Menschen ist sicher und absolut beschützt, denn er lebt im Zeitlosen, während er sich zugleich als Mensch unter Menschen in der Welt von Zeit und Raum bewegt.

Erkenne also Gott, erlebe Gott, und alle Unzulänglichkeiten fallen von dir ab, und sogar der Tod wird dir ein Unbekannter sein.

Solange du aber noch irgendwie im Bereich des Zeitlichen lebst, bist du der Unwissenheit ausgeliefert und erlebst Grenzen und Probleme, die zu überwinden dir unmöglich erscheinen. Erst wenn du dich aus dem Bereich der Zeit zurückziehst und im Mittelpunkt deines göttlichen Bewusstseins ruhst, berührst du das Zeitlose, das Ewige, das immerwährende Leben und wirst eins mit ihm.

Die ganze Vielfalt der Natur ist ein Ergebnis der Zeit. Zeit regiert die Natur, und du bist ein Geschöpf der Natur, weswegen du ebenso der Zeit unterworfen bist. Solange du deinem Bewusstsein nach im Zeitgebundenen lebst, wirst du unglücklich sein und jegliche Vollendung wird dir unerreichbar erscheinen. Als Naturwesen wirst du immer in den Fallen der Natur gefangen sein. Doch im Augenblick, in dem du dich in den Mittelpunkt deiner Existenz zurückziehst - in das objektlose Bewusstsein, in das Leben deines Lebens, in deine Göttlichkeit -, bist du im Reich der Gnade!

Im Reich der Gnade gibt es keine Furcht und keinen Tod, keine Krankheit, keine Schwäche, weder Sorgen noch Unglück irgendwelcher Art. Du lebst in immerwährender Seligkeit, unerschöpflicher Kraft, immerwährendem Frieden.

Das Königreich des Himmels liegt also in dir, im Mittelpunkt deines Seins; davon berichten alle heiligen Schriften der Welt, und es steht auch in der Bibel: „Das Reich der Himmel ist in euch!"

 

Erkenntnis des Selbst durch Innenschau

Lange Jahre des Strebens nach Weisheit befähigte die alten Griechen, die höchste Botschaft zu übermitteln: „Erkenne dich selbst!" Es ist dasselbe wie die Aussage, dass das Königreich Gottes im Menschen ist.

Was in dir ist es nun, das erkannt werden soll?

Deine Gedanken und Gefühle zu erkennen macht dich nicht glücklicher, denn die sind flüchtiger Art und nicht imstande, deine Probleme zu lösen; vielleicht bringen sie sogar weitere Probleme mit sich. Könnte durch Nachdenken allein die Problematik menschlichen Lebens gelöst werden, wäre man bald damit fertig. Was also soll in dir erkannt werden? Wohin soll dich der Weg in dein Inneres führen? - Zum eigenen Ich, dem göttlichen Selbst, zu jenem Bewusstsein, das alles beobachtet, doch selbst von nichts und niemandem beobachtet werden kann. Zeitlosigkeit, Raumlosigkeit und unendliche Vollkommenheit sind seine Merkmale.

Dieses Sein ohne Grenzen ist der Kern deines Wesens, das Himmelreich in dir, das Königreich Gottes, das Ebenbild, die ewige Wahrheit, dein höchstes Selbst.

Es ist dein wahres, wirkliches, wesenhaftes Sein.

Der Körper ist nicht dein eigentliches Selbst. Bevor du in diesem Körper geboren wurdest, hattest du einen anderen, eine andere leibliche Gestalt. Und nach dem Tod dieses jetzigen Körpers wirst du wieder einen anderen annehmen: der Körper kommt, der Körper geht, doch bist du nicht mit ihm identisch.

Ebenso verhält es sich mit den Gedanken, die kommen und gehen. Oder meinst du vielleicht, du seiest dein guter Gedanke? - Im nächsten Augenblick schon ist der gute Gedanke verschwunden, und ein bedeutungsloser steht an seiner Stelle. Und sagst du dann: „Das bin ich!", so ist er schon vergangen und viele neue tauchen auf, und bevor du sie alle vergleichen kannst, sind sie verschwunden, und wieder andere treten in dein Bewusstsein und erzwingen deine Aufmerksamkeit. Mit welchem von all diesen vielen Gedanken identifizierst du dich dann schließlich?

Du bist nicht dein Gedanke, du bist der Beobachter deiner Gedanken, die aufsteigen und vergehen wie Wasserblasen. Du kannst mit ihnen spielen, du kannst sie hervorrufen und wieder fortschicken, du kannst jeden Gedanken durch einen anderen ersetzen und ihm die gewünschte Form geben, und du kannst dich auch ganz vom Gedankenreich distanzieren, denn dieses ist nicht dein wesenhaftes, unwandelbares Selbst.

Ebenso sind deine Gefühlswelt und dein Unterbewusstsein nicht dein eigentliches Selbst. Beide wandeln und verändern sich.

Wie wir wissen und leicht selbst sehen können, ist alles Veränderliche vergänglich - jetzt ist es noch da, im nächsten Augenblick ist es vielleicht schon verschwunden oder hat eine andere Form angenommen. Was vergänglich ist, kann nicht wesenhaft und wahr sein. Warum sich also um etwas Sorgen machen, das doch bald nicht mehr existiert? - Wir wollen stattdessen lieber an etwas denken, das unsterblich und von bleibendem Wert ist.

Menschliche Güte, menschliche Tugenden gehören nicht zu deinem wesentlichen Sein.

Göttliche Güte und Werte sind dein wahres Wesen und Sein, denn sie sind zeitlos, in Gott, in deinem Mittelpunkt, im höchsten, absoluten Bewusstsein in dir.

Darum lautet der Rat der Heiligen: „Sucht zuerst Gott, und alles andere wird euch hinzugegeben werden!"

Sobald du nämlich Gott hast, brauchst du nichts anderes mehr; es kann dir weiter nichts hinzugefügt werden, denn alles ist in Gott enthalten.

Erst wenn du Gott erkannt hast und das göttliche Königreich in dir selbst erlebst, bist du in Sicherheit; denn dann hast du deine Mitte gefunden, deine zeitlose Existenz, die vollkommene Wirklichkeit, das Ewige, das Unzerstörbare, das Eine in allen.

  

Die Sicht der Gotterfahrung 

Wer seine zeitlose Mitte, sein wahres Selbst erlebt, sieht von diesem Tag an die Menschen mit anderen Augen an. Er hat eine völlig neue Sicht des Lebens und seiner Mitmenschen gewonnen. Sein Nachbar ist für ihn nicht mehr sein alter Nachbar, sondern Träger und Mittelpunkt der zeitlosen Wirklichkeit, des Ewigen, Unendlichen, das er auch in sich selbst erlebt. Er betrachtet nun alle und alles vom Standpunkt des Ewigen aus, und wenn er Sorgen und Lasten erleichtern soll, tut er das mit voller Erkenntnis des Unendlichen in sich und im andern. Wenn er den Menschen Kraft schenken und ihnen die Furcht vor dem Tod nehmen will, so tut er dies ebenfalls im vollen Bewusstsein des Unendlichen und mit der göttlichen Gnade.

Der größte Dienst, den ein Mensch einem anderen erweisen kann, ist, in ihm das Wissen vom Ewigen zu erwecken.

Wenn das Wissen um seine eigene Göttlichkeit und Unsterblichkeit im Menschen wachgerufen wird, verschwinden seine Ängste, alle Probleme und Sorgen, und er findet seine Stärke in Gott, im Ewigen, Unzerstörbaren.

Solange du ein Geschöpf der Natur und der Zeit bist, ohne das Wissen vom Zeitlosen, hast du die bedeutungsvollste Lebensfrage noch nicht gelöst; alles macht dir Angst, alles jagt dir Schrecken ein, sogar der eigene Körper, weil du befürchtest, er könnte krank werden oder sterben. Von allen Problemen jedoch befreit dich das Wissen vom Zeitlosen; es schenkt dir endlose Kraft und Frieden.

 

Das Sichtbare und Erfahrbare ist eine Projektion des göttlichen Lichts 

Das Zeitlose, Ewige ist es, das die ganze Schöpfung erhält. Es ist im Kind, das dort neben der Tür sitzt, und es ist im Alten mit seinem Stock; es ist in jedem Menschen und jedem Geschöpf.

Diese alles erhaltende, ewige, unveränderliche Substanz gilt es zu erkennen. Die Fähigkeit des Wissens und Erkennens ist im Menschen angelegt, sozusagen als Widerspiegelung des höchsten Bewusstseins in ihm. Deine Intelligenz und alle deine Fähigkeiten sind aus diesem Bewusstseinslicht hervorgegangen. Daher ist jedes geistige Vermögen, mittels dessen du das objektlose Bewusstsein erkennen kannst, selbst eine Gabe und Eigenschaft dieses Bewusstseins.

Du erkennst Gott durch Gott; du erkennst Ihn, indem du zu Ihm wirst.

Gott zu erfahren heißt Gott zu sein!

Die menschliche Vernunft kann dieses Phänomen nicht begreifen. Das Zeitlose zu erfahren, selbst zum Zeitlosen zu werden heißt, Unsterblichkeit zu erlangen, die Grenzen des Raum-Zeit-Universums zu überschreiten und in das Reich des Unvergänglichen, Allvollkommenen einzugehen.

Seit deiner Geburt hier auf Erden und schon davor hast du in dir das Zeitlose getragen, das Ebenbild Gottes, das Königreich des Himmels, die ewige Wahrheit, die unwandelbar, allvollkommen und ganz und gar frei ist. Immer schon hast du mit deiner Göttlichkeit gelebt, ohne von ihr zu wissen. Beginne von heute an, bewusst und wissend mit ihr zu leben. Dann kennst du Christus, dann kennst du Gott. Du lebst dann im Königreich Gottes und aus ihm heraus, während du dich noch in der Welt von Zeit und Raum bewegst und dein Leben innerhalb des Bereichs der Natur und Materie führst.

Versuche, dir ein umfangreiches Wissen über dieses Gebiet anzueignen, sei es durch gründliches Lesen von Büchern jener, die höchste Gott- und Wahrheitserfahrung -besitzen, oder durch besondere -geistige Übungen.

Auf die eine oder andere Weise bemühe dich, Kenntnis zu erlangen über das zeitlose Sein, über Christus in dir und in allen. Je mehr du diese ewige Wahrheit erkennst, begreifst und in dir erfährst, um so gesegneter und kraftvoller wird dein Leben. Du ruhst dann in unerschütterlicher Geborgenheit, und alle Illusionen haben ein Ende.

 

Die endlosen Möglichkeiten Gottes stehen dir zur Verfügung

Stets jagt der Mensch Illusionen von Glück, Zufriedenheit und Wohlergehen nach, doch verfehlt er sie immer wieder. Alle Täuschungen und Irrtümer verrinnen aber in nichts, wenn wir nach dem Göttlichen, dem Zeitlosen streben, nach der ewigen Wahrheit. Dann haben wir das Glück gewonnen, das ewig währt, und die in uns ruhenden Fähigkeiten und Möglichkeiten des Göttlichen gelangen zur Entfaltung.

Wenn du in dein Innerstes schaust, wirst du Schätze über Schätze entdecken und uner-messliche, unvergängliche Reichtümer darin finden.

Du trägst alle Möglichkeiten des Unendlichen in dir.

Der ganze Kosmos ist ein organisches Ganzes und ist doch zugleich nur ein winziger Fleck im unermesslichen Ozean göttlichen Seins.

Bevor unser Universum hier ins Dasein kam, gab es ein anderes und vorher wieder ein anderes und so weiter - endlose Zyklen von Schöpfung und Auflösung hat es gegeben und wird es weiterhin geben.

Das göttliche Sein trägt und erhält alle diese Schöpfungen, die alle als Gestaltwerdungen seines eigenen Seins angesehen werden können.

In solch einer Wirklichkeit leben wir! Die Vollkommenheiten der höchsten Wirklichkeit sind potentiell unsere Vollkommenheiten, denn wir sind aus der Substanz Gottes und als sein Ebenbild geschaffen, mit Seinen eigenen Werten und Kräften ausgestattet.

Diejenigen, die -imstande sind, die unendliche Größe und Erhabenheit des Göttlichen auch nur ahnend zu erfassen, versinken in ehrfürchtiges Staunen.

 

Der Mensch ist Geist im Geiste Gottes 

Vom Standpunkt der Wirklichkeit aus gesehen ist jeder ein unabtrennbarer Teil der ewigen Gottheit: Das ist die wahre Sicht des Lebens.

Wert und Würde eines Menschen erweisen sich daran, welchen Standpunkt er dem Leben gegenüber einnimmt. Man kann das Leben unter gesellschaftlichen oder auch unter wirtschaftlichen Perspektiven ins Auge fassen; man kann es vom psychologischen oder vom philosophischen Gesichtspunkt aus betrachten oder auch unter religiösen oder anderen Aspekten - unsere Lebenseinstellung ist jedenfalls ausschlaggebend für die Art unseres Charakters wie auch für unser gesamtes zukünftiges Geschick. Diejenige Einstellung zum Leben ist zweifellos die beste, edelste und auch kulturell wertvollste, welche die höchste Wirklichkeit als ihren Mittelpunkt definiert. 

Der Mensch ist Geist. Wie lässt sich eine solche Behauptung rechtfertigen? Es gibt hundert Erfahrungen im täglichen Leben, die das bezeugen.

Wenn du schläfst, hast du vom Körper, in dem du weilst, Abstand genommen. Du scheinst umherzuwandern. Viele Menschen haben im Schlaf, im Traum oder im Halbschlafzustand die Erfahrung gemacht, dass sie den grobstofflichen Körper verlassen und ohne ihn umherwandern, um dann schließlich wieder in ihn zurückzukehren. Dies allein deutet schon an, dass der Mensch Geist und nicht nur Körper ist.

Religionen sprechen von Himmel und Hölle, in die der Mensch nach dem Tode eingeht. Der Körper ist dann abgelegt, zurückgelassen. Was aber ist es, das in den Himmel oder die Hölle wandert? - Es ist der Geist, und der Geist ist der wahre Mensch. Er ist unvergänglich. Der Körper ist vergänglich. Er stirbt einmal. Der Geist hat demnach Vorrang.

Woher nimmt der Mensch die Fähigkeit zu sprechen, die Fähigkeit, etwas wahrzunehmen, zu lieben, nach Freiheit und Glück zu verlangen?

All das sind keine Fähigkeiten des Körpers, es sind Ausdrucksformen des in ihm wohnenden Geistes, Ausdruck seines inneren Wesens. Der Geist trägt alle Qualitäten in sich.

Die Bibel sagt uns, dass der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen ist. Und Gott ist Geist, Bewusstsein. Die ganze Philosophie der Bibel, ihr ganzes Gedankengut baut auf der Grundlage auf, dass der Mensch Geist ist, und weil Gott Geist ist, sollen wir Ihn im Geist verehren und anbeten.

Wie gesagt: Der Geist ist voller Intelligenz, voller Bewusstsein, voller Fähigkeiten, Möglichkeiten und Kräfte. Er transzendiert die engen Grenzen, denen unser physischer Körper unterworfen ist.

Sagen wir, da sei ein geschlossener Raum, die Türen seien versiegelt, die Fenster verschlossen. Ein Geist kommt dennoch da hinein. Wie ist das möglich? - Für den Geist sind dicke Wände kein Hindernis. Als Geist stellt der Mensch fest, dass die physischen Begrenzungen der materiellen Welt seinem Wirken und Selbstausdruck kein Hindernis entgegenstellen. Wir sind Geist, wir sind Gedanke, wir sind Bewusstsein; wir sind nach dem Bilde Gottes - das heißt gemäß dem Wesen Gottes - erschaffen. Die Seele des Göttlichen wohnt in uns. Wir sind deshalb ein Tempel des Göttlichen.

Alles beruht auf deiner Einstellung zum Leben, auf deiner Sichtweise dem Leben, dir selbst und den anderen gegenüber. Sobald du weißt, dass du ein Kind des Göttlichen bist, eine Offenbarung Gottes, ein Geist, der das Licht des Göttlichen, das Leben -Gottes in sich trägt, hast du eine neue Sicht des Lebens gewonnen, und ganz von selbst wird sich ein Wandel in dir vollziehen. Das Leben wird für dich zum Bereich des Wachstums und der inneren Entfaltung. Jede Schwierigkeit wird zu einem Anlass und Mittel, um Fortschritt zu machen, um daraus zu lernen und daran zu wachsen.

Die Einstellung, die wir dem Leben, uns selbst und den anderen gegenüber hegen, ist von höchster Wichtigkeit. Die Erkenntnis des Göttlichen verwandelt deine Einstellung zum Leben völlig. Das eigentliche Wesen des Geistes zu erkennen, der du ja letztlich bist, ist wahre Weisheit. Wir sollten uns diese höhere Erkenntnis aneignen, die Erkenntnis des Geistes, der sich von Gefühlen und Gedanken unterscheidet und hinter diesen als deren Grundlage steht.

Gedanken, Gefühle, unbewusste und unterbewusste Tendenzen kommen und gehen. Du bist etwas anderes als dein Unterbewusstes.

Das Unterbewusste ist voll von Impulsen und -Regungen, Trieben und Neigungen, aber all das bist du nicht. Du bist mehr als sie! Du existierst immer als Bewusstsein, als das göttliche Selbst. In deinem Herzzentrum wohnt ein unvergängliches Licht, unberührt von der psychologischen Natur und fähig, die ganze psychologische Seite des Menschen umzuwan-deln. Im innersten Brennpunkt deines Wesens strahlt das Licht Gottes, das von deiner moralischen Schwäche unberührt bleibt, das von keinem Kummer und keinem Vergnügen erreicht wird, das von allem unabhängig ist. Je mehr du dir darüber im Klaren bist, desto stärker und friedlicher bist du, um so lichter ist deine Intelligenz, um so reiner dein Leben, um so mehr bist du Herr über die Umstände und Gegebenheiten des Daseins.

 

Bringe die inneren Eigenschaften des Geistes im äußeren Leben zum Ausdruck!

So ist also die Einstellung zum Leben ausschlaggebend für deine Größe und dein Glück. In erster Linie bist du Geist, und als solcher bist du Verkörperung unzähliger vorzüglicher Eigenschaften, die im äußeren Leben offenbar werden sollen.

Liebe ist ein solches Merkmal des Geistes in dir, das ganz wesentlich ist und sich nicht von ihm trennen lässt. Sie kennzeichnet dein innerstes Wesen. Je mehr du sie aus dir hervorleuchten lässt, um so mehr wird dein Leben durch die Schätze des Geistes bereichert.

Ein weiteres lebendiges Merkmal des Geistes in dir ist Erkenntnis. Je mehr du Erkenntnis in deinem Leben zum Ausdruck bringst, desto mehr stehst du über den Dingen, um so leichter wirst du die äußeren Verhältnisse meistern.

Friede ist ein weiteres Merkmal eines göttlichen Herzens. Je mehr Frieden du ausstrahlst und in deinem Verhalten zeigst, desto mehr bist du Meister über die Umstände und lässt dich nicht mehr von ihnen kleinkriegen.

Du kannst von deinen Erfahrungen innerlich Abstand nehmen. Du kannst dich von allen äußeren und sogar den inneren Erfahrungen distanzieren. Das ist möglich, weil du Geist bist, und sich das Bewusstsein aus dem Körper, in dem du wohnst, zurückziehen kann.

Als Geist bist du voll der unendlichen Qualitäten des Geistes, voll der endlosen Attribute des Göttlichen. Wie reich, schön und kultiviert dein Leben ist, beruht darauf, wie viele wunderbare Eigenschaften des Göttlichen in deinem Leben die Führung übernommen haben.

Das ist es, was man „auf den Geist säen" nennt, und je mehr wir das tun, um so mehr entfaltet sich die innere Weisheit, um so mehr werden wir uns des ewigen Lebens bewusst, das ja das Leben des Geistes in uns ist. Alle Todesfurcht verschwindet dann. Es liegt eine zeitlose Zukunft vor uns. Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen.

Der Geist, der das Göttliche ist, ist endlos in seinen Möglichkeiten und kann alles erschaffen, alles erhalten. Er ist das Wunder aller Wunder.

Du bist der Geist allen Geistes. So wie der Körper ein grobes äußerliches Gebilde des inneren Geistes ist, so ist der menschliche Geist in dir - das Gemüt - ein grobes -Gebilde, das aus dem noch viel feineren göttlichen Geist hervorgegangen ist. Die Seele deiner Seele, die noch feiner ist als Geist, ist göttliches Licht, göttliche Intelligenz. Zutiefst in dir ist der Tempel Gottes. Diese Wohnstatt des Göttlichen ist voll grenzenloser Eigenschaften in unendlichen Dimensionen. Der göttliche Geist ist unermesslich, er ist höher als das Höchste.

Versuche, dir das Höchste vorzustellen und du wirst finden, dass dein denkender Geist immer noch höher ist als das Höchste, das du dir denken kannst. Du bist mehr als du denken, erfahren, empfinden oder dir vorstellen kannst.

Schon der Apostel Johannes bemerkte in einem seiner Briefe: „Der in euch ist, ist größer als der, der in der Welt ist."

Je mehr du das Göttliche im Geist anbetest, um so mehr findest du Befreiung von der Versklavung durch den Körper. Je mehr du dich vom Zugriff der Materie und des Körpers befreist, desto lichter, geistiger und friedlicher wirst du. Du erkennst deine Zukunft als unbegrenzbar und zeitlos. Du weißt, dass du unzertrennlich bist von Gott. Größer als das Größte, ist Er überall und jederzeit in allen Wesen zugegen mit all Seinen unendlichen Qualitäten, mit Seiner absoluten Vollkommenheit und Kraft, mit all Seinem grenzenlosen Licht und Seiner Schönheit.

Das Leben ist eine wunderbare Wissenschaft, sobald du es vom Standpunkt des Geistes Gottes aus betrachtest, der dem Leben innewohnt. Die Größe und Schönheit eines Menschen beruhen darauf, inwieweit er die Eigenschaften seines inneren Geistes im äußeren Leben zum Ausdruck kommen lässt.

Lebe als das Größere in dir!

Lebe als ein mit der zeitlosen Wirklichkeit verbundener Geist.

Der Geist in uns wird beständig von der Essenz des Unendlichen erhalten, des göttlichen Vaters, des Königreichs Gottes. Die Wahrheit ist unerschöpflich in ihren Schätzen, ihren Reichtümern und Möglichkeiten. Sei groß in der Seele, groß im Herzen, groß in der Weisheit, groß im Frieden! Das ganze Leben wird dann zu einem göttlichen Gesang. Jede noch so große Versuchung, jede noch so herausfordernde Situation wird zum Mittel innerer Evolution.

Als Geist zu leben, das ist das wahre Geheimnis des Glücks und der Kraft im Leben. Sobald wir uns mit dem Körper, in dem wir weilen, identifizieren, entstehen Probleme, ergreifen Ängste von uns Besitz.

Etwas anderes und mehr als der Körper zu sein, ihn zu beherrschen, nicht von ihm beherrscht zu werden, darin liegt die Würde des Menschen: Das ist Bildung, darauf beruht Kultur, und dementsprechend zu leben ist das Geheimnis bleibenden Glücks.

Als Geist, als Kinder Gottes, als Kinder des Lichts sollen wir hier auf Erden leben. Je mehr wir in der Erkenntnis des Geistes wachsen, um so erleuchteter wird unser Denken. Wir sind gesegnete Offenbarungen Gottes und können nie vom Göttlichen getrennt werden. 

All unsere Unvollkommenheiten sind vorübergehender Natur. Wir können sie hinter uns lassen, und wir sollen sie auch hinter uns lassen - und das je eher desto besser.

Alle geistigen Bemühungen führen letztlich zur Überwindung der Unvollkommenheiten des Lebens und des Körpers, die sonst unser Denken und Fühlen, unser Herz und unseren Geist eingrenzen und versklaven.

Weil der Geist in dir unvergänglich und unzerstörbar ist, geht er nicht mit dem Körper zugrunde. Wenn du dies weißt, gewinnst du eine neue Einstellung zum Leben. Du lebst dann nicht mehr für die wenigen Jahre, die du vor dir hast, sondern für unzählige Jahre und für die Zeitlosigkeit des Geistes, die vor dir liegt.

Geist zu sein in einem materiellen Universum - darin liegt die Würde des Menschen. Geist ist Bewusstsein. Als Bewusstsein lebe hier in dieser Welt. Weil göttliches Bewusstsein auch Liebe ist, lebe als Liebe in diesem materiellen Universum.

Ein Licht zu sein in einer dunklen Welt, das ist das Privileg des menschlichen Lebens.

Göttlich zu sein in einer Umwelt, die so herausfordernd menschlich ist, das ist das Privileg eines jeden unter der Sonne Geborenen.

Dieses Privileg muss angewandt und ausgeübt werden. Wir dürfen es nicht ungenutzt lassen, wenn wir Leid und Sorge vermeiden und ein Leben in Glück und Frieden für uns und zum Nutzen der Mitmenschen führen wollen.

 

 

Frage:

Was meint die östliche Philosophie, wenn sie von Unwissenheit spricht? 

Swamis Antwort:

Unwissenheit ist überall dieselbe. Es gibt keine östliche und westliche Unwissenheit. Unwissenheit ist universal.

Unwissenheit ist alles, was dich von der Erkenntnis und Erfahrung Gottes abbringt und diese Erfahrung verhindert.

Unwissenheit ist jede Kraft, die dich aus dem Königreich des Himmels verbannt und dich in diese Welt von Zeit, Raum, Elend, Unglück und Begrenzung entlässt.

Die Geschichte von Adam und Eva illustriert diesen Vorgang in bildlicher Weise. Genau das Gleiche meint die östliche Philosophie.

Wie alle Menschen bist du in Wahrheit Gott und erlaubst dir als solcher das illusorische Spiel des menschlichen Lebens. Dass du menschlich bist, ist deine Unwissenheit - die Erfahrung, dass du Gott bist, ist dein Wissen oder deine Erleuchtung.

Es ist wahr, dass du Gott bist. Es ist unwahr, dass du Mensch bist.

Wissen ist das, was wahr ist. Unwissenheit oder Nichtwissen ist das, was unwahr ist.

In Wahrheit bist du allmächtig, allgegenwärtig und allwissend. Aber was ist mit dir passiert? - Du benimmst dich wie ein menschliches Wesen, hast menschliche Begrenzungen angenommen und lebst als Mensch auf animalische Weise! Unfähig, deine unendliche Kraft einzusetzen und sie auszudrücken, entwickelst du stattdessen deine Muskelkraft und bist stolz auf deinen starken Körper. Das ist Unwissenheit!

Unfähig, unendliche Freude zu erfahren und als solche zu leben, gehst du ins Café, um dir ein kleines Vergnügen in Form einer Tasse Kaffee zu gönnen. Das ist Unwissenheit!

Obwohl deine innere Freude unendlich ist, suchst du rastlos und endlos nach Vergnügen und Genüssen für den Körper, für das Gemüt, für Herz und Verstand. Das ist Unwissenheit und wird dich in die Welt des Elends, der Schmerzen und Sorgen stoßen, wogegen du in der Welt unendlichen Glücks und unendlicher Kraft sicher wärest.

Ich habe mir nicht erlaubt, an heißen Tagen schwimmen zu gehen und Erholung zu suchen; und wenn der Stuhl, auf dem ich sitze, Feuer fangen würde und meine Kleider zu brennen anfingen, würde ich mir selbst auch nicht den Schmerz, die Qual und das Leiden erlauben, die infolge des Feuers für andere unvermeidlich wären.

Auch im Schmerz und im Leiden bin ich vor Schmerz und Leiden sicher, weil ich im unendlichen Glück und in der unendlichen Kraft ruhe.

Doch die Unwissenheit -verdrängt Gott und zwingt uns eine menschliche Rolle auf.

Die Unwissenheit ignoriert die unendliche Vollkommenheit, die uns von allen Seiten umgibt, und lässt uns überall Unvollkommenheit erfahren. Unwissenheit ist das Versagen, Gott überall in uns und um uns herum zu erfahren. Nur das göttliche Bewusstsein allein existiert wirklich.

Dieses Bewusstsein wird überdeckt von der Erfahrung vieler gegensätzlicher Dinge, wie Licht und Dunkelheit, Mann und Frau, Hitze und Kälte. Das ist Unwissenheit!

In allen Wesen, in allen Herzen wohnt dieselbe unendliche Gottheit. Weil du diese Tatsache nicht erfährst, liebst oder hasst du andere. Das ist Unwissenheit.

In dir hast du ewiges Leben. Du hast dieses Leben aus deiner Erfahrung ausgeschlossen und bist mit all deiner Aufmerksamkeit und deinem ganzen Bewusstsein, mit Gefühlen und Gedanken in der Wahrnehmung deines Körpers versunken; du hältst den physischen Atem für den wirklichen Atem, den Körper für dein wirkliches Selbst sowie auch die Körper anderer Leute für deren wirkliches Selbst, und wenn einer deiner Lieben stirbt, weinst du und bist traurig, weil du denkst, den Verstorbenen gibt es nicht mehr, und dass er nicht mehr war als sein Körper, der jetzt im Friedhof liegt. Das ist Unwissenheit.

Unwissenheit hat viele Gesichter, und das ganze menschliche Leben ist ein Ausdruck und eine Manifestation der Unwissenheit und das deshalb, weil der Mensch durchwegs die unendliche Vollkommenheit zur Seite schiebt und seine Befriedigung im Bereich der Unvollkommenheit zu erlangen sucht. Und doch ist der Gott im menschlichen Herzen so groß und so wunderbar!

Dieses Spiel als menschliches Wesen dauert nicht lange. Es gibt eine kleine Kraft des Strebens, die sagt: „Es ist genug mit Schmerz und Sorgen, Vergnügen und Leid. Ich will jetzt Gott erfahren!"

Das ist der Instinkt des Wissens. Wenn diese Kraft des Wissens zunimmt und sich immer mehr entwickelt, geht es mit der Unwissenheit zu Ende.

Es stellt sich zunehmend ein Gefühl für die Gegenwart Gottes ein, ein Gespür für die Kraft Gottes; so macht sich dein göttliches Wesen bemerkbar, setzt sich durch und kommt immer mehr in deinem Leben zum Ausdruck.

Und eines Tages wirst du in voller Erkenntnis der Wahrheit leben, im unbegrenzten, göttlichen Wissen.

Dann ist die Unwissenheit nirgendwo mehr in deinem Leben zu sehen!

 

 

 

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