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ZWEIMONATLICH

Jahr 45

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ

Januar/Februar 2012

 

 

INHALT

Sri Swami Omkarananda
Texte aus Ansprachen und Gesprächen

Das Siegel der Liebe Gottes

Swami Omkarananda spricht/Fragen und Antworten

Information, Erkenntnis, geistige Führung

Die naturalistische Weltsicht

Maharishi Svetasvatara Upanishad

Das Siegel der Liebe Gottes

Ich bin ein Feuer der Erkenntnis. Ich habe meinen Körper darin verbrannt. Ich bin ein körperloses Wesen. Ich bin ein Wesen, das keine Krankheit kennt.

Mein Körper mag abfallen, er ist nur ein Produkt der Natur, aber was hat das mit mir zu tun? - Ich bin grenzenloses Bewusstsein.

Es ist meine Aufgabe und Pflicht, dich in die Freude des Gottbewusstseins zu erheben, aus dir einen König zu machen, einen Kaiser, der nichts besitzt.

Würdest du etwas besitzen, wäre das nur überflüssiger Ballast, eine Notwendigkeit vielleicht, um ein gottgeweihtes Werk hier in dieser Welt der Illusionen durchzuführen.

Ich aber mache dich unabhängig von dem Spielzeug der Materie mit der Stärke, die dir gehört, mit dem Bewusstsein, das dir gehört, mit einem Schatz, der dir gehört, der unbegrenzt ist, weil er von Gott herstammt.

Und dieser Schatz, der dir gehört, ist Gottes eigenes Selbst.

Gott wird als Mensch geboren, damit du zu Gott werden kannst.

Das ist der Zweck warum Er kommt

Das ist das Siegel der Liebe - der Liebe, die Gott für dich hegt.

Swami Omkarananda spricht:

Was ist mein Name?

Was ist meine Form?

Wer bin ich?

Wer sitzt auf diesem Stuhl?

Es ist Brahmanandam.

Ich bin diese Unendlichkeit der Freude.

Ich bin Brahmanandam.

Ich bin nicht der Körper.

Es ist deine Unwissenheit und Täuschung, die sagt, ich sei dieser Körper, der da sitzt und redet. Doch dafür bin ich nicht verantwortlich. Das ist dein Fehler! Aber ich helfe dir, diesen Irrtum zu beseitigen; ich habe die Kompetenz dazu.

Meine Liebe zu dir gibt mir die Kompetenz.

Frage:

Wie kam Swami zur Erfahrung Gottes?

Swami:

Das ist eine wunderbare Frage. Doch kein Mystiker, kein Mann des Gottbewusstseins wird wirklich seine inneren Geheimnisse verraten. Sein inneres Leben ist ein mächtiges Geheimnis, von den Kräften des Göttlichen beschützt. Besondere Umstände können ihn überzeugen oder es notwendig machen, dass er etwas von diesen Geheimnissen preisgibt. Unter außergewöhnlichen Umständen ist es für ihn möglich, über sein Innenleben zu sprechen. In der Regel ist das Leben eines Menschen mit mystischen Erfahrungen, der im Bewusstsein des Göttlichen gegründet ist, für andere ein geschlossenes Buch. Es kann nur für jene geöffnet werden, die das Göttliche dafür bestimmt.

Mein Leben setzt sich aus zahllosen kleinen Details -außergewöhnlicher Ereignisse und Erfahrungen zusammen.

Für mich selbst ist mein Leben der gültige und unwiderlegbare Beweis für die Herrlichkeit und das Licht der Höchsten Gottheit.

Die Welt hat all ihre Schrecken für mich verloren. Es gibt keine negative Kraft auf dieser Erde, keine noch so schreckliche Erfahrung, die mich auch nur im Geringsten berühren kann. Und es gibt keine Versuchung in dieser Welt, die mich verlocken könnte. Ich sehe Gott in all seiner Herrlichkeit, in all seiner Macht, gerade so wie du neben dir eine andere Person stehen siehst.

Soweit die göttliche Gnade es erlaubt, kann ich auch andere Individuen zu dieser groß-artigen Erfahrung hinführen.

Alle, die diesen Pfad gehen, den ich schon so oft angedeutet und erläutert habe, schreiten von einer Tatsache, einer Wahrheit, einer Wirklichkeit zur nächsten: Es ist eine stetige Aufwärtsbewegung, hin zur Erkenntnis der höchsten Wahrheit.

Gott ist für mich viel wirklicher als die leuchtende Sonne, die du mittags am Himmel stehen siehst.

Die Weisheit, die ich besitze, stammt nicht von mir; die Logik, über die ich verfüge, ist nicht meine eigene. Es ist die Weisheit und Logik der Höchsten Gottheit, die mir durch ihre Gnade zuteilwird, und weil es ihre ist, wird sie stets meinen Widersachern überlegen sein.

Die Wirklichkeiten des Göttlichen, die Geheimnisse und die zentralen Kräfte in meinem Leben sind meine unzerstörbare, sicher in den Händen des Göttlichen ruhende Grundlage. Und diese Kräfte, diese Wirklichkeiten werden hier auf Erden für kommende Jahrhunderte weiterbestehen und weiterwirken.

Soweit ich mich dazu aufgerufen fühle, gebe ich dir hier einige kleine Anhaltspunkte, meine Beziehungen zur Gottheit betreffend:

Ich möchte deine Aufmerksamkeit auf die größte Wirklichkeit, die es im Leben gibt, lenken. Diese Wirklichkeit ist das Fundament wie auch der Überbau unserer Existenz. Sie ist eine Unendlichkeit des Seins, die gleichzeitig -eine Unendlichkeit des Bewusstseins und der Freude ist.

Diese Wirklichkeit ist Quelle, Stütze und Erhalter alles Manifestierten, aller Wesen, Dinge und Universen.

Die größten Philosophen, die ernsthaft nach göttlicher Vollkommenheit Suchenden und die potentiellen Mystiker haben in ihrem Hunger nach der Erfahrung des Göttlichen diese unendliche Wirklichkeit mit Hilfe der Methode ihrer für sie typischen mentalen Fassungskraft berührt und haben uns gedankliche, intellektuelle und erfahrungsmäßige Formulierungen des unendlichen Wesens hinterlassen.

Die meisten Leute im Westen sind vertraut mit Begriffen wie "unendliches Sein", "absolute Wirklichkeit", "absolute Liebe" oder "unendliche göttliche Gegenwart".

Alle diese begrifflichen Konzepte sind in der Tat anschauliche Beschreibungen eines unendlichen Wesens, und wir sollten nicht vergessen, dass dieses Wesen nicht nur bedingungslose Liebe, nicht nur etwas unendlich Existierendes ist, sondern Jemand, der hier bei uns in einer Gestalt sein kann, die wir erkennen können und die uns vertraut ist.

Mit dieser göttlichen Gestalt können wir intime, dynamisch-lebendige persönliche Beziehungen pflegen. Wir können mit Ihr die gleiche Beziehung eingehen wie eine liebende Tochter sie zu ihrer Mutter hat. Wir können mit Ihr leben, mit Ihr sprechen, mit Ihr spazieren gehen und fast jede Art persönlicher Beziehungen mit Ihr aufbauen.

Diese Gottheit ist nicht nur ein endloses Licht, das umfassend schön und voller Liebe ist, sondern Sie ist auch etwas, das eine Form annehmen kann, die unseren gegenwärtigen Wahrnehmungskräften entspricht. Sie kann zum Beispiel als eine Persönlichkeit bei uns stehen und zu uns sprechen.

Die Gottheit ist nicht nur ein attributloses, unpersönliches Abso-lutes, sondern kann auch unser enger Freund, unsere geliebte Mutter oder unser gütiger Vater sein. Jede ersehnte Art von Beziehung können wir mit der Gottheit aufnehmen, und deshalb kann unsere Erkenntnis des Göttlichen, unser Erlangen der höchsten Vollkommenheit sehr solide, wirklich und vielgestaltig sein; und nur wenn unsere Beziehungen vielseitig sind, können wir mehr von den unendlichen Eigenschaften und Möglichkeiten der Gottheit erfahren.

Du hast mir die Frage gestellt, auf welche persönliche Art und Weise ich die Gottheit erfahren habe.

Das ist eine delikate Frage. Es ist nicht leicht für mich, das Wesen, den Charakter und die Art meiner Beziehungen zur Gottheit preiszugeben und wie viele ihrer Aspekte ich kenne. Das ist etwas sehr Persönliches und Heikles und überhaupt auch etwas schwer zu Beschreibendes. Trotzdem will ich versuchen, dir in groben Zügen eine Beschreibung zu geben.

Ich werde, so weit es möglich ist, versuchen ein Fenster zu öffnen, um dir einen Blick auf mein inneres Leben zu ermöglichen, sofern dieses überhaupt verständlich zu machen ist.

Die Gnade der allbarmherzigen, allsehenden Gottheit ist es, die meine Beziehungen zu sich selbst erhält, und zwar auf drei klar ausgeprägte Arten und Weisen.

Die erste Art meiner Beziehungen zur Gottheit ist folgende:

Ununterbrochen dreht sich der Hintergrund meines ganzen Bewusstseins - hinter Gemüt und Herz - um das Wesen des Göttlichen als absolute, eigenschaftslose, unendliche Gottheit.

Beständig ist etwas in mir mit leuchtender Klarheit der ungeborenen, unmanifestierten, unbeschreiblichen Gottheit gewahr.

Dieses göttliche Bewusstsein - das Bewusstsein, das Trillionen Universen erbaut hat, das selbst aber ungeboren, ewig, unmanifestiert und unberührt von seinen eigenen Manifestationen ist - ist mir ständig lebendig und zutiefst in meinem inneren Wesen bewusst.

Das Bewusstsein dieser Gottheit ist unmanifestiert.

Seine ungeborene Unendlichkeit ist Tag und Nacht in mir gegenwärtig. Eine Wahrnehmung der Zeitlosigkeit, Raumlosigkeit, Eigenschaftslosig-keit der Unendlichkeit ist immer in meinem Gewahrsein gegenwärtig. Dieses Gewahrsein, dieses Bewusstsein hat die Tendenz, mein Verhalten zu regieren, zu führen, mein äußeres Benehmen und meine Reaktionen auf die mich umgebenden Dinge zu prägen. In keinem Zustand oder Umstand, in keiner Situation des Lebens, in keinem Augenblick gibt es eine Abwesenheit dieser -Erkenntnis des zeitlosen, raumlosen, eigen-schaftslosen, unbeschreiblichen Absoluten.

Auf diese Weise erhält die göttliche Gnade meine Beziehungen zu sich selbst. Doch wie ich erwähnte, ist das nur eine Art meiner Beziehungen zum Göttlichen.

Die zweite Art meiner Beziehungen zur Gottheit ist folgende:

Immer wenn meine Sinne mir etwas aus dem Universum berichten, wann immer Eindrücke der sinnlich wahrnehmbaren Welt sich mir zeigen, akzeptiert mein inneres Wesen diese Eindrücke nicht, bevor sie nicht von meinem Bewusstsein einer kritischen Untersuchung unterzogen worden sind, die sie mit einem neuen Verständnis, einer neuen Sichtweise und Perspektive beseelt.

Angenommen, ich sehe eine Reihe von Lichtern. Mein Gemüt - der Bericht der Sinne - sagt mir, dass da Lichter scheinen. Die Intelligenz in mir akzeptiert diese Lichter nicht als Lichter. Sie prüft beständig alles und fragt nach der Basis der Erfahrung, den Mitteln der Erfahrung und dem Gehalt des Erfahrenen. Wenn diese Lichter also vor mir aufscheinen und sich meiner Erfahrung anbieten, blitzt in mir ein Gewahr-sein auf, das mir sagt, dass diese Lichter ihren Ursprung im unendlichen göttlichen Sein haben, und dass diese Lichter Manifestation, Ausdruck und materielle Formulierung eines immateriellen unendlichen Wesens sind.

Auf diese Weise sehe ich auch Männer und Frauen. Auch sie werden nicht akzeptiert wie die Sinne sie dem inneren Gemüt zeigen, sondern werden erkannt, verstanden und erfahren im Licht dessen, was sie ihrem innersten Wesen nach wirklich sind - nämlich Punkte des unendlichen göttlichen Bewusstseins, Formulierungen des unendlichen göttlichen Lichts und der unendlichen göttlichen Liebe, gesegnete -Ausdrucksformen des allsehenden Bewusstseins Gottes.

Genauso wird alles andere um mich herum ausschließlich als Mani-festation und Ausdruck des unendlichen Seins von mir erkannt und erfahren.

Das ist die zweite Art und Weise, in der die göttliche Gnade in mir meine Beziehungen zu sich selbst gestaltet.

Die dritte Art meiner Beziehungen zur Gottheit ist folgende:

Vor Jahren* hat das innere Licht mir eine ganz besondere Form des göttlichen Wesens enthüllt.

Als ich einst im Wald umherging, spürte ich zunächst eine Gegenwart, kurz darauf sah ich sie und folgte ihr. Diese Gegenwart hatte eine Form, eine schöne unbeschreiblich schöne Form. Ich verrate hier keine Einzelheiten; es genügt, wenn ich sage, es war eine Form, eine Gestalt. Nach mehreren Monaten dieser sich täglich wiederholenden Erfahrung zeigte sich mir diese Gestalt auch in meinen Träumen. Diese Gestalt war nichts anderes als die Form der unendlichen, allsehenden, allmächtigen Gottheit.

Nachdem ich also diese Gestalt jeden Tag gesehen und von ihr geträumt hatte, war es mir nicht mehr möglich, sie je wieder aus meiner Sicht zu verbannen. Sie war immer da, wohin ich auch blickte. Und deshalb, wenn ich heute jemanden betrachte oder irgendetwas sehe, sehe ich dieselbe Form, die immer in meiner inneren Schau zugegen ist.

Es mag ein Glas Orangensaft auf dem Tisch stehen - auch darin sehe ich die gleiche herrliche, allschöne, bezaubernde und lächelnde Form der Gottheit. Wenn meine Augen auf deine Füße gerichtet sein sollten, wären das für mich nicht deine Füße, sondern die Füße der gleichen göttlichen Gestalt. Und wenn ich meine Hände öffne, dann sehe ich darin auch dieselbe Form.

Überall, in allem und jedem sehe ich dieselbe Gestalt und Form der Gottheit, und manchmal biete ich alles, was ich sehe, dieser göttlichen Gestalt in Gedanken an.

Diese Gestalt spricht auch zu mir; sie steht jetzt neben mir. Und wenn sie bei mir ist, sind auch alle höhere Wesen und göttlichen Persönlichkeiten bei mir - die Gefolgschaft dieser Gottheit.

Diese Form der Gottheit ist allwissend, allmächtig, allgegenwärtig. Sie weiß alles, was die Menschen um mich herum vor langen Jahren getan und gedacht haben, und sie wusste schon vor langer Zeit, dass ich heute diese Ansprache halten und was ich sagen werde.

Es ist ein allwissendes Wesen, eine allmächtige Gottheit, die da bei mir steht. Sie ist Schöpfer des Universums. Sie ist die Quelle aller Intelligenz. Sie ist das Herz, aus dem alle Formen von Licht, Energie und alle Kräfte hervorgehen. Diese Gottheit ist sich ihrer selbst und aller Dinge bewusst. Sie ist universal gegenwärtig. Sie ist zeitlos, todlos, raumlos. Sie existierte vor Millionen und Trillionen Jahren, und sie wird Millionen und Trillionen Jahre später noch existieren. Es ist eine Form, erfüllt von unendlichem Leben und unendlicher -Liebe.

Sie ist grenzenlos in ihrer Macht, von unauslöschlicher Schönheit, und unbeschreiblich in ihrer alleinigen Allmacht.

Sie beschützt mich Tag und Nacht und jederzeit mit tausend Armen. Sie wacht über mich mit tausend, ja Myriaden Augen alle Zeit. Sie kennt jeden Gedanken jedes einzelnen Menschen, auch wenn dieser zehn, zwanzig oder beliebig viele Jahre zurückliegt. Sie weiß um jedes Detail aus den vergangenen Leben jedes Einzelnen. Wo immer du hingehst, begegnest du Ihr, vorausgesetzt, du hast die Fähigkeit entwickelt, Sie zu sehen und zu erfahren.

Auf diese Weise gibt es drei hauptsächliche Arten, in denen die göttliche Gnade meine Beziehungen zu sich selbst gestaltet.

Weil dies so ist, bin ich - wo immer ich sein mag - als ob ich nirgendwo wäre - oder auch als ob ich überall wäre.

Was immer ich sehe, es macht keinen Eindruck auf mich, und ich lasse mich von nichts beeindrucken. Möglicherweise bin ich schon seit sechs Monaten in diesem Land (der Schweiz), aber wenn du mich fragst, ob es irgendetwas Interessantes zu sehen gäbe, sage ich: "Nein, nichts!" Ich mag mein ganzes früheres Leben in Indien gewesen sein, und wenn du mich fragst, ob ich dort etwas Interessantes gesehen hätte, sage ich: "Nein!"

Ich lebe in einem Bewusstsein, das durch und durch göttlich ist. In ihm ist meine Stärke unbegrenzt; in ihm bin ich todlos; in ihm bin ich allumfassend glücklich, friedlich und furchtlos.

Das war die Antwort auf die vorhergehende Frage.

Vielleicht ist es von Interesse, wenn ich den Hintergrund zu meiner Erfahrung etwas beleuchte:

Bevor die göttliche Gnade mir meine Beziehungen zur Gottheit auf die oben beschriebene dritte Art gewährte, habe ich mich lediglich bemüht, die beiden ersten Arten meiner Beziehungen zur Gottheit aufzubauen. Im Lauf dieser Anstrengungen habe ich auf intellektuelle Weise versucht, mit aller Kraft meines Herzens und Willens zunächst all das zu beweisen, was ich erreichen wollte. Es genügte mir nicht, dass es ein unendliches göttliches Bewusstsein gibt, das todlos, unsterblich, zeitlos, allvollkommen ist. Ich musste es mir bei jedem Schritt im Leben selbst beweisen. Es musste sich im täglichen Leben für mich als tatsächlich wirkende Kraft herausstellen. Dieser Anspruch hat dazu geführt, dass ich ein Experiment nach dem anderen ausgeführt habe. Zeitweise fühlte ich mich bewogen, ohne Nahrung auszukommen, um so gewisser-maßen die Selbstgenügsamkeit des unendlichen göttlichen Bewusstseins zu demonstrieren, das von allem unabhängig und auf nichts angewiesen ist.

Manchmal fühlte ich mich gezwungen, die -gefährlichsten Plätze aufzusuchen, dort zu sitzen, zu meditieren und Tage und Nächte dort zu verbringen, um mir so meinen grenzenlosen Mut und meine Furchtlosigkeit zu beweisen.

Das bloße Wissen um die Gegenwart einer unendlichen Gottheit und ihre alleinige Realität war mir nicht genug - ich musste sie mir im täglichen Leben immer wieder beweisen und ganz konkret erfahren.

Wenn Gott überall ist, wenn Er allmächtig und allwissend ist, warum sollte ich dann vor irgendetwas Angst haben? Wer könnte, selbst mit aller Macht, etwas gegen mich unternehmen? Welche dämonische Kraft oder welcher Teufel könnte Hand an mich legen? Welche Kraft oder Energie könnte mir schaden? Welches gefährliche wilde Raubtier könnte mich angreifen und verletzen?

Ich musste mir all dies in der Praxis beweisen. Niemand durfte etwas davon wissen; alles hatte unter strengster Geheimhaltung und in Schweigen zu geschehen. All das war streng persönlich und eine Angelegenheit zwischen mir und der allwissenden Gottheit.

Die Gnade Gottes erlaubt mir hier und heute, ein klein wenig von diesen Geheimnissen preiszugeben, um die Suchenden auf dem Pfad zu ermuntern und ihnen die unglaublichen Möglichkeiten aufzuzeigen, die jedem offenstehen.

Absolute Furchtlosigkeit musste also bewiesen werden und zwar auf vielerlei Arten und unter allen möglichen Umständen. Das war mein ganz besonderer Weg.

Der Tod hat seinen Schrecken für mich verloren. Heute hat er für mich absolut keine Bedeutung mehr. Mein Bewusstsein ist durch bestimmte, oft wiederholte Disziplinen vollkommen furchtlos geworden, und ich erblicke ohne Unterbrechung das immer gleiche Antlitz des Unendlichen. Dieses Antlitz beobachtet mich nicht nur, sondern es selbst ist die Quelle meiner Freude, meines Friedens, meiner inneren Stärke. Es ist eine Kraft, die mir die jenseitigen Welten erschlossen hat. Es ist eine Kraft und Gegenwart, eine Liebe und Gnade, eine Mutter, die mir das Wesen des zeitlosen Bewusstseins offenbart hat.

All das ist ein kleines Fenster, das ich für dich geöffnet, ein kleiner Einblick in mein Leben, den ich dir gegeben habe. Nun, da ist nichts Obskures an meinem Leben, denn alles in mir wird machtvoll von einer starken Vernunft regiert, einer Vernunft, die über die menschliche Vernunft erhoben ist. Alles in mir wird machtvoll regiert von einem Denken und einer Intelligenz, die absolut über und jenseits aller noch so komplexen Problematik stehen.

Da ich die ganze Zeit im göttlichen Bewusstsein lebe, habe ich die stärksten Nerven, die klarste Vernunft, das schärfste Denken. Mein Leben ist von Intelligenz erfüllt, denn ich bin alle Zeit durchdrungen und erfüllt vom Rhythmus des göttlichen Bewusstseins. Ein ungewöhnlich gesunder Menschenverstand regiert mein Leben, weil mein Herz, mein Gemüt und mein Wille alle Zeit an ein Wesen jenseits dieses irdischen Reichs gebunden sind.

Wenn ich dich also als die gesegnete Verkörperung der Höchsten Gottheit anspreche, dann folge ich damit lediglich meiner inneren Erfahrung. Und denke daran, dass, wenn du von der göttlichen Gnade erwählt bist, es mir möglich ist, dich in diese göttliche Erfahrung zu führen und dein Bewusstsein in lebendiger Erfahrung mit höchster Gottverwirklichung zu erfüllen.

Wir können nicht wirklich vernünftig sein, solange wir uns auf unsere eigene Vernunft verlassen.

Es ist nicht in Übereinstimmung mit der Würde des menschlichen Denkens, Erfahrungen, Experimente und Nachforschungen an irgendeinem vorläufigen Punkt anzuhalten. Wir müssen den Scharfsinn und das Licht unserer Intelligenz und unseres forschenden Geistes vorwärts treiben, bis der Geist selbst die Quellen, Kräfte und Grundlagen seines Wesens preisgibt, bis die Materie selbst uns die wirkliche Substanz, aus der sie gebildet ist, offenbart, bis die höchste, unsichtbare Gottheit für uns sichtbar wird, bis wir die allbarmherzige Gottheit unendlicher Vollkommenheit in unseren Armen halten, bis unser Geist selbst allwissend wird, bis unser persönlicher Willen sich völlig im Willen des Göttlichen aufgelöst hat, bis unser Leben ein Gefäß geworden ist, in dem das Leben des Göttlichen sein Spiel entfaltet.

Frage:

Was ist Samadhi? Ist es die Erfahrung des Gottbewusstseins?

Swami:

Es gibt viele Formen von Samadhi. Samadhi bezeichnet im Allgemeinen einen erhobenen Bewusstseinszustand. Samadhi ist ein Zustand des Überbewusstseins.

Was ist das Überbewusstsein? - Wir verstehen diesen Begriff nicht, solange wir nicht genau wissen, was das Bewusstsein, das Unterbewusstsein und das Unbewusste sind.

Die meisten gebildeten Leute wissen über diese Begriffe einigermaßen Bescheid. Es gibt etwas, was man landläufig als "Bewusstsein" bezeichnet. Dieses Bewusstsein hat nichts mit dem unendlichen Bewusstsein zu tun.

Wir alle haben ein Bewusstsein, ein unmittelbares oder äußeres Bewusstsein, das uns sagt, wo wir sind, dass es hell ist, dass Leute um uns herum sind und so weiter. All das ist das Feld unseres Bewusstseins, der Bereich unserer direkten Wahrnehmung und der mentalen Aktivität, wo die Kräfte der Vernunft, des Nachdenkens und Verstehens aktiv sind und wirken. Es ist ein Erfahrungsfeld, und etwas in dir reagiert auf dieses Erfahrungsfeld.

Wir transzendieren dieses Erfahrungsfeld, wenn wir durch geeignete Mittel und Methoden in einen Zustand gelangen, den man Überbewusstsein nennt.

Im Schlaf zum Beispiel bist du nicht bewusst. Dein Bewusstsein ist zeitweilig außer Kraft gesetzt. Du befindest dich in einem Zustand, den man als unbewussten Zustand bezeichnen könnte. Da gibt es keine bewusste Aktivität oder ein bewusstes Gewahrsein. Du bemerkst nicht, was um dich herum vor sich geht, nicht einmal deines eigenen Körpers bist du gewahr, du weißt überhaupt nichts.

Auch in Zuständen des Über-bewusstseins ist dieses äußere Bewusstsein, von dem wir gesprochen haben, suspendiert.

Im Schlaf bist du unbewusst, du weißt von nichts; du nimmst nichts wahr.

Im Überbewusstsein ist Bewusstsein aktiv, aber es ist nicht das gewöhnliche, dir schon bekannte Bewusstsein deines täglichen Erlebens. Im Überbewusstsein gibt es viele Formen von Erfahrungen. Im Überbewusstsein bist du deiner selbst gewahr und von Angesicht zu Angesicht mit einem aus sich selbst leuchtenden Bewusstsein. Dieses sich selbst und alles gewahrende Bewusstsein ist durch nichts begrenzt, während dein jetziges Bewusstsein durch Zeit, Raum und all die Eindrücke um dich herum begrenzt ist.

Das Überbewusstsein ist also unendlich.

In deinem gegenwärtigen Zustand weißt du nicht, was vor hundert Jahren einmal geschehen ist. Du weißt auch nicht, was sich gerade im nächsten Zimmer abspielt. Und du weißt nicht, was der nächste Tag und die fernere Zukunft bringen werden. Dieses Bewusstsein ist also in der Reichweite seiner Erfahrungen extrem begrenzt. Das Überbewusstsein hingegen ist zeitlos und raumlos, es leuchtet aus sich selbst und ist seiner selbst gewahr. In ihm gibt es keine materiellen Prinzipien, die seine Aktivität einschränken würden. Es ist sich voll und ganz seiner selbst und alles anderen bewusst, was wiederum nur dieses Bewusstsein selbst ist. Dieses unbegrenzte, selbstleuchtende, -allgenügsame, allschöne, raumlose, zeitlose göttliche Bewusstsein - das ist das Überbewusstsein.

Dein ganzes Wesen und Sein ist in ihm, wenn du dich im Zustand des Samadhi befindest.

Frage:

Ist kosmisches Bewusstsein dasselbe wie Gottbewusstsein?

Swami:

Diese Frage steht in innigem Bezug zur vorhergehenden Frage.

Dein bewusstes Gemüt ist die Quelle und der Erzeuger deines Nachdenkens, deiner Unterscheidungskraft. Du sitzt auf deinem Stuhl und bist dir deiner Umgebung bewusst, der Dinge, die dich umgeben; du schaust auf das Mikrofon, das neben dir liegt, auf dem der Name "Philips" steht. Das erinnert dich an deinen Bruder, der Philipp heißt. Da ist die Fähigkeit der Assoziation am Werk. Gleichzeitig hörst du mir zu und verstehst, was ich sage, denkst darüber nach. Das ist die Fähigkeit des Nachdenkens, des Begreifens oder Verstehens. Das bewusste Gemüt hat viele Kräfte dieser Art, die bei entsprechenden Gelegenheiten aktiv werden.

So wie das bewusste Gemüt die Quelle einer Reihe von Fähigkeiten und Kräften ist, so ist auch das Überbewusstsein die Quelle einer Anzahl von Kräften. Dieses überbewusste Wesen hat Kräfte, durch die wir eine direkte Erkenntnis der Dinge haben können. Da wären unter anderem Erleuchtung, Intuition, direkte Wahrnehmung zu nennen.

Erläuterung:

Wenn jemand dir sagt, er habe Schmerzen im Bein, so kannst du das nur vergleichsweise -verstehen, -vielleicht, weil du auch schon Schmerzen im Bein gehabt hast, oder du stellst dir einfach vor, wie diese Schmerzen sich anfühlen könnten. Im Prinzip weißt du aber nicht wirklich, welche Schmerzen diese Person genau hat. Du hast keine direkte Erfahrung davon. Du vergleichst, stellst Mutmaßungen an, versuchst durch Befragung die Art der Schmerzen indirekt festzustellen.

Für den überbewussten Geist ist es jedoch möglich, selbst zu der Person zu werden, die diese Schmerzen empfindet. Für ein unbegrenztes Bewusstsein ist das möglich, und so kann es genau feststellen, welcher Art die Schmerzen sind, die diese Person hat.

Das Überbewusstsein kann also Dinge erkennen, indem es zu diesen Dingen selbst wird. Es kann alles über das Feuer wissen, indem es zum Feuer selbst wird. Es hat Mittel direkter Erkenntnis, und es hat keine Grenzen in Raum oder Zeit.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind ein offenes Buch für das Überbewusstsein.

Für es ist jede beliebige Zeit ein Jetzt, und alles, was irgendwo im Kosmos befindlich ist, ein Hier, und alles, was hier ist, ist für es überall.

Es ist ein Bewusstsein, das über allen Begrenzungen steht und sich jenseits davon erstreckt; ein Bewusstsein voller übernatürlicher Kräfte und Fähigkeiten.

Lasst uns nun nach dieser klärenden Einleitung zur Frage selbst übergehen: "Was ist der Unterschied zwischen kosmischem Bewusstsein und Gottbewusstsein? "

Zwischen diesen beiden Zuständen kann eine feine Unterscheidung vorgenommen werden. Gott zeigt sich uns auf verschiedene Weise. Nimm die vorhergehende Schilderung meiner drei verschiedenen Arten von Gottbeziehung als Beispiel: Gott kann durch seine Gnade als absolut, unendlich, ungeboren, ewig, unmanifestiert erfahren werden.

Das ist ein Zustand, der jenseits des Kosmos liegt, jenseits von Raum und Zeit, eine unbeschreibliche, unerkennbare unendliche Wirklichkeit. Es ist etwas, das jenseits von allem Manifestierten existiert, von allem, was entstanden oder geboren ist, von allem, was Name und Form hat, von allem, was sich innerhalb von Raum und Zeit befindet. Und es gibt unzählige Universen jenseits des unseren. Es gibt einen Raum, der sich in unermessliche Weiten erstreckt. Es gibt Welten jenseits von Welten, Welten innerhalb von Welten. Sogar unsere Erde weist viele Welten auf: Da gibt es eine Welt in den Meeren, eine Welt der Lebensformen in der Natur, die Welt der Menschen. Das alles ist ein Bereich der Manifestation. All das ist der Kosmos - alles, was erschaffen wurde. Man kann es Schöpfung nennen, Manifestation, Kosmos oder Gott im Selbstausdruck. Diese Schöpfung, dieser weite Raum, diese Zeit, diese Universen, diese Welt, all diese Planeten werden von einer unendlichen Intelligenz und Kraft erhalten - von einem grenzenlosen Bewusstsein.

Was ist dieses Bewusstsein? Oder wer ist diese Person, die diese Milliarden von Sonnen über uns erschaffen hat? Wer ist diese Person, die jede Stunde die Himmelsräume erhält? Wer ist diese Person, die sich als blühende Blume, als ihr Duft und ihre Schönheit ausdrückt? Wer hat die Tausende von Dingen erschaffen, die uns umgeben? Wer hat uns Menschen erschaffen? - Die Antwort ist: Es gibt eine unendliche göttliche Intelligenz, ein unendliches göttliches Bewusstsein. Dieses Bewusstsein hat alle Dinge ins Sein gehoben. Einstein, der ein genialer Wissenschaftler war, hat diese Intelligenz erkannt und anerkannt. Diese göttliche Intelligenz, die die Ursache aller Schöpfung ist, die die Schöpfung erhält, die in der Schöpfung anwesend ist, ist das kosmische Wesen. Das kosmische Wesen ist der Schöpfer des ganzen Kosmos, all dessen, was auf unendlichen Ebenen und in unendlichen Formen und Gestalten existiert. Es ist der manifestierte Gott. Ihm steht das unmanifestierte Absolute gegenüber.

Es gibt also zwei Gottheiten: Gott als der, der Er in sich selbst ist, im zeitlosen Jenseits, jenseits des Universums. Und andererseits Gott als der, der die Universen erschaffen hat, erhält und in dieser seiner Schöpfung anwesend ist.

Es gibt jemanden, den wir den Schöpfer des Universums nennen: Dieser Gott als der Schöpfer ist das kosmische Wesen.

Gott, so wie Er in sich selbst, jenseits seiner eigenen schöpferischen Aktivität ist: Diese Gottheit ist die unmanifestierte, ungeborene Gottheit.

In dieser unmanifestierten Gottheit gibt es eine zeitlose Ewigkeit. Im manifestierten Universum, dem Kosmos, der Schöpfung, herrscht die Zeit-Ewigkeit. Vor Millionen und Trillionen von Jahren existierte die Schöpfung schon. Es gibt keine Zeit, zu der die Schöpfung nicht da war. Es ist ein endloser Zyklus von Schöpfung nach Schöpfung. Trillionen Jahre vergehen, bis eine Schöpfung sich auflöst und eine andere entsteht.

Wie gesagt, es gibt eine Zeit-Ewigkeit, und diese gehört zum kosmischen Wesen, zum Kosmos, zur Schöpfung, zur Manifestation. Jenseits dieser Zeit-Ewigkeit, dieses Kosmos, dieser Manifestation existiert die zeitlose Ewigkeit. Gott in diesem transzendenten Aspekt hat keinen Anfang, kein Ende.

Wenn wir uns schon in einem Zustand der Erfahrung des Überbewusstseins befinden und diese unsere Erfahrung des Überbewusstseins vertiefen, können wir das kosmische Bewusstsein erlangen.

Im kosmischen Bewusstsein sind wir uns der Schöpfung, der Welt des Universums bewusst; die Betonung liegt in diesem Zustand aber auf dem Gewahrsein des göttlichen Bewusstseins in der Welt, in der Schöpfung. Wir sind uns der Welt bewusst, aber nicht wie der normale Mensch sich der Welt bewusst ist. Im kosmischen Bewusstsein nehmen wir Gott in der Natur wahr, wir nehmen Ihn überall wahr: im Universum, im Leben der Menschen, überall und in allem. Wir sind uns des Pulsierens des göttlichen Bewusstseins in der Natur bewusst. Wir nehmen die Gegenwart Gottes in allen Aktivitäten unserer Intelligenz wahr. Wir sehen die göttliche Person in allen Lebensformen erstrahlen. Wir sind uns der Gegenwart des göttlichen Bewusstseins und seiner Kraft in der Sonne, im Mond, im Weltraum und in den Ozeanen bewusst.

Im kosmischen Bewusstsein magst du dich unter Männern und Frauen befinden, wirst aber immer nur das eine und gleiche göttliche Bewusstsein in allen wahrnehmen.

Somit ist also klar, dass kosmisches Bewusstsein die Erfahrung Gottes im Universum, in den Menschen und in der Natur ist - man erfährt Gott in allen Dingen.

Von diesem hohen Erfahrungszustand aus ist es möglich, zur Erfahrung des zeitlosen Seins weiterzuschreiten. Wenn du dieses Sein erreicht hast, bist du jenseits des kosmischen Bewusstseins. In diesem Zustand ist dein Körper vielleicht bewegungslos; du hast kein Bewusstsein von Raum und Zeit, von Welt oder Kosmos. Du wirst hinaufgezogen in das transzendente Wesen des unendlichen Absoluten.

Frage:

Ist die Erfahrung des Gottbewusstseins ein bleibender Zustand oder kann er wieder verloren gehen?

Swami:

Man kann das Gottbewusstsein in den Anfangsstadien wieder verlieren.

Wenn du aber fortschreitest und die Reinheit deines Herzens vollkommen ist, wenn dein Gemüt von Weisheit erfüllt ist, wenn dein Leben nur edle Handlungen kennt, wenn dein ganzes Leben eine beständige Demonstration selbstloser, selbstaufopfernder Dienste ist und du nur die höchsten Werte verfolgst, dann besteht die Möglichkeit, dass dir das Gottbewusstsein erhalten bleibt.

Wenn du aber dein unterbewusstes Gemüt noch nicht transformiert hast, dein Herz nicht große, allumfassende, göttliche Gefühle hegt, wenn dein Gemüt sich nicht mit universalen Gedanken beschäftigt, und du dich nicht der Kontemplation über dein wahres Selbst und das Wesen des Jenseitigen hingibst, dann kannst du nicht erwarten, dass du das Gottbewusstsein beibehalten kannst, wenn du es dann überhaupt je erlangt hättest.

Jedes zu erreichende Stadium verlangt die Erfüllung spezi-fischer Bedingungen, die diesem zugehören. Es gibt Bedingungen, die erfüllt werden müssen, bevor sich der Erfolg einstellen kann und das angestrebte Ziel erreicht wird. Ein Student wird nicht dadurch zum Doktor, indem er sich an der Uni einschreibt. Lange Jahre der Anstrengung und des Studiums sind notwendig, um den Titel zu erlangen. Du kannst nach dem ersten Tag im Leben, den du im Gebet verbringst, nicht erwarten, dass du dem Gottbewusstsein damit viel näher gekommen bist. Es reicht nicht, ein wenig wohltätig zu sein und den armen Leuten zu helfen und dann zu erwarten, dass Gott zu einem komme. Wir müssen viele Disziplinen auf uns nehmen, bevor wir Gott begegnen können. Intensives Streben, Eifer und Enthusiasmus sind die Mittel, die man braucht, um sich dem Gottbewusstsein zu nähern. Wollen wir dieses Ziel erreichen, müssen wir uns von der animalischen Seite unserer Natur fernhalten. Wir müssen das Unterbewusstsein reinigen, das voll von nutzlosem Zeug ist, von Wünschen, Zwängen, Eigenschaften, die ihrer Art nach ihren Ursprung noch im Tierischen haben. Eine totale Umwandlung muss in uns stattfinden; alles Menschliche und Animalische in uns muss sublimiert werden. Wir müssen unser Gemüt strahlend und hell machen, indem wir über die großen Wahrheiten des Geistes nachdenken. Wir müssen uns am Leben der Heiligen ein Beispiel nehmen und studieren, welchen Weg sie zum Gottbewusstsein gegangen sind, welche Methoden sie angewandt haben. Etwas von der Einfachheit ihres Lebens müssen wir in unser eigenes Leben integrieren. Etwas von der Schönheit ihres erhobenen und erhabenen Charakters muss einen Platz in uns selbst finden. Wir müssen etwas von den vielen Mühen, die sie auf sich nahmen, um Gott zu sehen, Gott zu erkennen, mit Gott zu leben, auf uns nehmen.

Obwohl wir gebildet sind, gibt es überall in unserer Gesellschaft eine Menge Unwissenheit. Wir wissen nichts von den tausend Wirklichkeiten, die um uns herum existieren. Wir kennen weder das Wesen unseres eigenen Gemüts noch die Quellen unserer mentalen Aktivität. Wir wissen nichts von den Hunderten unsichtbarer Kräfte und Energien, die das Universum erhalten und die ihren Ursprung in Gott haben. Wir wissen nicht, dass alles in uns nach dem Bilde Gottes geformt und geschaffen ist. Wir wissen nicht, dass hinter unseren mentalen Aktivitäten ein Prinzip steht, das alles beobachtet, alles versteht, alles sieht.

Dieses sich selbst und alles beobachtende Bewusstsein in uns, das Zeugenbewusstsein in uns, das unsere mentalen Aktivitäten kennt, das unsere Gedanken aufsteigen und vergehen sieht, ist in Wahrheit das Königreich des Himmels. Es ist ein Ort, an dem Gott immer in uns weilt.

Siehst du, wir wissen so wenig über uns selbst, so wenig über andere, und nichts über unser innerstes Wesen - und diese Unwissenheit muss ein Ende finden. Unser Erkennen muss sich ausdehnen, unsere Weisheit muss sich vertiefen, unsere Lebensperspektive muss umfassender werden. Wir müssen aufhören, uns nur in Begriffen von Körper und Gemüt zu sehen. Wir müssen in uns das Wirken von etwas erkennen, das man Liebe, Güte, Hunger nach Vollkommenheit nennt. In Kürze: Wir müssen ein vielseitiges Wachstum all unserer Fähigkeiten und Möglichkeiten anstreben. Und das ist nur eine anfängliche Grundlage für das Erlangen der Gotterfahrung. Doch auf dieser Grundlage müssen wir unser Streben aufbauen. Hass und Abneigung müssen uns unbekannt sein, wir müssen sie aus unserem Leben als schmutzige Dinge hinauswerfen.

Eine bedingungslose Liebe muss in unseren Herzen pochen. Wir müssen so von Bewusstsein, Weisheit und Liebe erfüllt sein, dass wir sogar mit den Blumen zu sprechen beginnen. Alles in uns muss sublimiert, erhoben und transformiert werden. Immer mehr sollten Vernunft und Erkenntnis uns führen, nicht unsere Instinkte und Impulse.

Wenn wir all das erreicht haben, können wir versuchen, das Wesen Gottes zu verstehen.

Das Lesen von inspirierenden Schriften der Weisen und Heiligen, die das Wesen Gottes beschreiben, kann uns dabei weiterhelfen.

Unsere Erkenntnis Gottes immer mehr zu festigen und zu vertiefen, ist in diesem Stadium unserer geistigen Entwicklung das Ziel. Aber auch das ist noch nicht genug, um eine Erfahrung Gottes zu erlangen. Wir müssen unsere Erkenntnisse auch praktisch nutzen. Wir müssen zu Gebet und Meditation Zuflucht nehmen. Eine wichtige Methode besteht darin, uns ständig daran zu erinnern, dass Gott bei uns und überall um uns herum ist, zu erkennen, dass wir letztlich in einer Welt Gottes, nicht in einer Welt der Materie leben.

Auf diese Weise können wir langsam unser Gottbewusstsein aufbauen. Es ist eine Evolution, die den ganzen Menschen einschließt; nichts kann ausgelassen oder übersprungen werden.

Wenn du dann aufgrund all dessen das Gottbewusstsein erlangt hast, wird dich ein solches Gottbewusstsein nicht mehr verlassen. Wenn es dir zufällig irgendwann doch wieder entgleitet, heißt das, dass es irgendwo tief in dir noch eine unreine Stelle gegeben hat, die du bisher nicht entdeckt hattest. Das ist aber kein Grund um zu verzweifeln, denn durch deine Anstrengungen wird auch diese dunkle Stelle bald verschwinden, und der Tag wird kommen, an dem du ununterbrochen und für immer in einem alles absorbierenden, tiefen Gottbewusstsein leben wirst.

Frage:

Ich frage mich oft selbst, wie es möglich war, dass ein so guter Mensch wie Mahatma Gandhi ermordet wurde.

Swami:

Die Welt besteht aus verschiedenen widersprüchlichen Kräften. Es gibt das Gute, andererseits aber auch das Böse. In dieser Welt hier gibt es immer Gegensatzpaare. Es gibt Schlechtigkeit und engelhaftes Wesen; es gibt Unwissenheit und Wissen; es gibt Leben und Tod; es gibt Leid und Freude; es gibt Gesundheit und Krankheit. Alle Arten von Gegensatzpaaren gibt es in dieser Welt. Es ist das Wesen dieser Welt. In dieser Welt befindet sich das Leben beständig im Kampf mit dem Tod und verliert ihn letztlich. Es gibt alle möglichen Arten von Kräften, Energien und endlos viele Formen.

Gandhi lebte in dieser Welt der Gegensätze. Er war ein extrem guter Mensch. Nun ist aber ein guter Mensch noch nicht wirklich ein Mystiker. Ein Mystiker ist nämlich jemand, der jenseits von Gut und Böse steht, der die Menschheit vergessen hat, weil er sich voll und ganz im Gottbewusstsein verloren hat. Ein Mystiker macht sich keine Feinde; ein Mystiker stellt sich dem Übel nicht entgegen; ein Mystiker kämpft nicht für etwas, so wertvoll und wunderbar dies auch sein mag. Ein Mystiker lebt ununterbrochen in einer von dieser vollkommen verschiedenen Welt. Er wirkt nicht auf der Ebene der Gegensätze. Für ihn gibt es weder Gut noch Böse. Es gibt keinen Schmerz und kein Vergnügen für ihn, weder Leben noch Tod. Er ist immer in der Ekstase der Gotterfahrung verloren, in der Ekstase der Unsterblichkeit, Ewigkeit, unendlicher Gesundheit und unendlicher Kraft.

Gandhi war ein außergewöhnlich guter Mensch, der für die Rechte der Menschen gekämpft hat. Nun ist es aber so, dass das, was einer als Recht sieht, ein anderer als Unrecht betrachtet. Wenn Gandhi Indien für die Inder will, dann macht das den Briten Sorgen. Die Inder hingegen sind glücklich darüber. Wenn Gandhi die Einheit von Hinduismus und Islam will, dann ist das eine traurige Sache für die starken Hindu-Organisationen, die eine solche Einheit nicht akzeptieren können. Das heißt, Gandhi wirkte in einer Welt der Gegensätze. Einerseits muss man Gandhi als gut, gerecht, charmant, rein und friedlich ansehen, aber für fanatisch nationalistisch-imperialistisch gesinnte Engländer stand er auf der falschen Seite des Rechts.

Für uns ist Gandhi ein guter Mensch, aber er war das größte Übel für einen äußerst egoistischen, fanatischen Hindu, der in jeder Hinsicht Gandhis Prinzipien und Werten entgegengesetzt war. Das erklärt, dass Gandhi sich unbewusst in eine gegensätzliche Position zu einer äußerst zerstörerischen Kraft gesetzt hat. Und weil eine solche Kraft immer mit Gewalt arbeitet, hat sie es für das Beste gehalten, Gandhis Leben ein Ende zu setzen.

Ähnlich erging es anderen, die im gleichen Bereich gegensätzlicher Kräfte etwas erreichen wollten. Ein Beispiel dafür ist der amerikanische Präsident John F. Kennedy.

Information, Erkenntnis, geistige Führung

Es ist eine wunderbare, allwissende Intelligenz in dir.

Aufgrund deiner routinemäßigen, verengten Gewohnheiten gedanklichen Strebens nach Wissen ist dieses innere, allwissende Bewusstsein nicht in Aktion getreten.

Deshalb sage ich, wenn du Fragen hast, die von deinem forschenden Geist gestellt werden, kannst du die erleuchtendsten Antworten nur von diesem allwissenden Bewusstsein in dir oder einem anderen, in dem es erwacht ist, finden.

In jedem Menschen lebt ein allwissendes, selbst-leuchtendes, selbst-gewahrendes und all-gewahrendes Bewusstsein. Solange seine Kräfte in deinem Leben nicht aktiv werden, bist du kein wirklicher Mensch des Wissens und der Weisheit.

Was machen die jungen Leute? - Sie sitzen vielleicht in einem Büro und studieren den ganzen Tag irgendwelche belanglosen Dinge. Wenn sie am Abend nach Hause kommen finden sie die Zeitung und die Illustrierten auf dem Tisch und gleich nebenan das Fernsehgerät. Sie sind rastlos auf der Suche nach der letzten Information, sie schauen stundenlang Sendungen im Fernsehen an oder sind im Internet unterwegs.

Je mehr sie nach Information aus allen möglichen Quellen suchen, desto mehr scheint die Dunkelheit in ihrem Inneren zuzunehmen, desto größer wird ihre Ruhelosigkeit, -desto unglücklicher werden sie und desto mehr mangelt es ihnen an einem Licht, welches das Leben erleuchten und aus ihm einen Gesang der Freude, des Fortschritts, der Entwicklung und des inneren Wachstums machen kann. Dazu kommt es nur, weil sie ihre Gehirne nur mit Information vollpacken, die nutzlos ist, soweit es das Leben als solches angeht.

Wissen und Weisheit werden in uns aufgrund unseres Strebens nach höheren Werten geboren. Wirkliches Wissen fängt erst zu wirken an, wenn wir die höheren Kräfte des Geistes in uns erweckt haben. Wirkliche Erkenntnis findet ihren natürlichen Selbstausdruck in uns nur, wenn wir die Kräfte der Unterscheidung entwickelt haben, wenn wir das innere Gemüt gemäß den Vorgaben wirklicher Weisheit diszipliniert haben.

Geistige Führung

Jede Art von Erziehung und Bildung ist notwendig, doch zu allererst die höchste und wichtigste Bildung, die fundamentalste Erziehung, die darin besteht, dass dem Menschen eine Erkenntnis seiner selbst vermittelt wird, eine tiefe Einsicht in die Bedeutung und die höheren Möglichkeiten sowie die Wahrnehmung und Aktivierung der geistigen Hilfsquellen des Lebens. -Intellektuelle Entwicklung, sozialer Status und wirtschaftlicher Erfolg sind wichtig für die Menschen, aber sie bringen keine Erfüllung im Leben, führen nicht zu einem wahren und bleibenden Glück. Deshalb braucht die Menschheit dringend geistige Führung, die das Beste aus dem inneren Wesen des Menschen selbst hervorholt und sein Leben zur vollkommenen Erfüllung bringt.

Die Sehnsucht nach Hilfe auf der Suche nach Licht, danach, die höheren Kräfte zu erschließen, ist allen Wesen eingeboren.

Die Unfähigkeit, die Verwirklichung der im Herzen gehegten Ideale zu erlangen, die damit verbundene Seelenqual und das Wissen um die Existenz höherer Kräfte, verpflichtet die Individuen, Zuflucht zu jenen zu suchen, die mit der Fähigkeit begabt sind, sie auf höhere Ebenen zu führen. Die Sonnenblume der Menschheit braucht die Sonne Gottes und das Licht geistiger Führer. Die Seele in der Sonnenblume ist jedoch nicht von der Seele in der Sonne verschieden: Beide erfreuen sich aneinander.

Da das menschliche Bewusstsein mit animalischen Instinkten und Zwängen durchsetzt ist, neigt der Mensch zur Verwirrung und wird von Erfahrungen des Oberflächenbewusstseins in die Irre geführt, die seinen ungestümen weltlichen Willen und seine zügellosen Emotionen antreiben. Die Hilfe einer höheren Erkenntniskraft ist hier mehr als ratsam. Diese Erkenntniskraft ist in den Heiligen, den Meistern, den Mystikern, den Weisen und spirituellen Führern verkörpert.

Ein Blick, eine Berührung, ein Wort von ihnen kann genügen, um die Seele eines geistig Suchenden emporzuheben. Ihre Liebe für den Suchenden ist sprichwörtlich: Es ist jene unbegrenzbare Liebe, die Weisheit ist - eine Weisheit, welche die wesenhafte Natur Gottes ist.

Den Menschen gegenüber, die in geistiger Unwissenheit leben und geistig Suchende, die noch in den Begrenzungen der Sinne, des Gemüts und des Körpers gefangen sind, bringen die Meister oder spirituellen Führer ihre grenzenlose Liebe zum Ausdruck, eine alles einschließende und alles transformierende Liebe - ihre wahrhaft kosmische und göttliche Liebe.

Die Menschheit braucht sie, um etwas von jener transzendenten Liebe zu erfahren, die sonst nirgendwo im unvollkommenen täglichen Leben der Welt zu finden ist.

Diese großen Persönlichkeiten des Gottbewusstseins überzeugen die Menschheit durch ihre Liebe, ihr Mitgefühl und ihr Licht. Sie werden Meister und Gurus genannt, sind aber in ihren Taten und Werken die Diener aller.

Sie wandeln uns durch die Schönheit und das Beispiel ihres eigenen Lebens um. Sie sprechen von dem, was sie sind, damit die Menschen zu dem werden mögen, was sie noch nicht sind, wonach sie aber streben. Ihre Liebe, ihre Führung, ihre Hilfe ist für das Wachstum des inneren menschlichen Geistes, der Seele und des Bewusstseins unerlässlich.

Die geistigen Führer sind Quellen erleuchtender Ideen, inspirierender Gedanken, erhebender Ideale und umwandelnder Übungen.

Wie Kopernikus unsere Vorstellung von der Erde revolutionierte, so revolutionieren die geistigen Führer unsere Vorstellung vom Leben. Durch sie gewinnen wir einen völlig neuen Ausblick auf das Leben und ein neues Konzept seiner wesentlichen Würde und Bedeutung. Die Meister sind es, die uns die Wirklichkeit offenbaren. Sie lösen die Dunkelheit der Unwissenheit auf, welche die Ursache alles menschlichen Fehlverhaltens und Unglücks ist. Sie befreien uns von entstellenden Leidenschaften, und gewähren uns das Entzücken, die Schönheit des Göttlichen hier, dort und überall wahrzunehmen. Sie zerstören die körperlichen und seelischen Begrenzungen unseres -Sehvermögens und erlauben uns, in unbegrenzter Weise und deshalb wirklich zu sehen.

Geistige Führer sind in ihrer Liebe für uns wie unsere Mütter, in ihrer Sorge für uns wie unsere Väter, in ihrer sanftmütigen Geduld mit unserer hinterher hinkenden Unwissenheit wie vornehme Lehrer, und in sich selbst, in ihrem ganzen inneren Wesen, sind sie wie das Licht Gottes, das wir suchen, wie der Ozean des Friedens, nach dem wir Ausschau halten, wie die unbegrenzte Freude, nach der etwas in unserer Seele sich beständig sehnt.

Sie dienen uns, aber verlangen keine Dienste von uns zurück.

Sie wollen nichts von uns, aber sie sind bereit, uns alles zu geben.

Sie sind wirklich frei und können uns deshalb frei machen.

Sie sind von vollkommenem Frieden erfüllt und können uns deshalb jenen Frieden schenken, der das Verstehen übersteigt.

Sie machen uns zum Meister der Welt, indem sie uns zum Meister über uns selbst machen - zum Meister unseres Gemüts, Meister unseres Willens und unseres ganzen Wesens; denn wir bekommen mehr Glück durch Selbstkontrolle als dadurch, dass wir uns gehen lassen; mehr Kraft, indem wir uns selbst beherrschen als dadurch, dass wir andere beherrschen.

Diese großen geistigen Führer verkörpern in sich das Licht des göttlichen Bewusstseins, das sich in ihnen in seiner Ganzheit manifestiert. Im spontanen Spiel seiner Eigenschaften, in der Fülle seiner Ausstrahlung, seiner Weisheit und Liebe bringt dieses Licht für uns erkennbar etwas vom Wesen der Gottheit im täglichen Leben zum Ausdruck.

Das Licht, das sie selbst sind, erweckt in der forschenden Intelligenz der Menschen das Verlangen, das wirkliche Wesen des unvergänglichen Hintergrunds aller Existenz zu erkennen.

Dieses Licht der Meister erweckt in den nach Licht und Erleuchtung strebenden Menschen nicht nur das Verlangen nach Gotterfahrung, sondern liefert ihnen auch die bewährten, ewig gültigen Methoden, mit deren Hilfe sie ihre hohen geistigen Ziele verwirklichen können.

Die naturalistische Weltsicht

Die antiteleologische naturalistische Weltanschauung

Der Naturalismus als Weltanschauung sieht den Weltenprozess als ausschließlich in Begriffen des Elements der physikalischen Natur erklärbar, die ganze Wirklichkeit als reduzierbar auf Atome in Bewegung und die Welt der lebenden Organismen als in eine Gruppe kausaler Gesetze konvertierbar. Sie betrachtet das menschliche Bewusstsein als Begleiterscheinung, die menschliche Vernunft als Produkt der Natur, die menschliche Seele als materielle Substanz in ihrer verfeinerten Zustandsform und Freiheit und sieht Sinn und transzendente Bestimmung als unwirkliche Belanglosigkeiten. Für sie sind Wille, Wahl und moralisches Urteil bedeutungslose und substanzlose Auswüchse der sich ausdrückenden Materie. Die Ziele, Werte und letzten Ursachen seien im Interesse der Integrität der naturalistischen Haltung zu vermeiden, und das Spirituelle sei ein bloßes Nachglühen, das regelmäßig gewisse komplexe körperliche Prozesse begleite.

In allen historischen Entwicklungen - von ihren frühen Formulierungen durch die griechischen Philosophen, den Sophisten Leukippus und Demokritus bis hinein ins Mittelalter und den Jahrhunderten der jüngsten Vergangenheit - war der Naturalismus eine frische und belebende Kraft und fand große Unterstützung durch die Evolutionstheorie und die nebulösen Hypothesen Darwins. Doch trotz seiner neuesten Selbstmodifizierungen und seinem Anspruch auf einen unhaltbaren neutralen Monismus, der sein Aussehen so sehr veränderte, dass er seinem eigentlichen Wesen nicht mehr glich, blieb er weiterhin in den meisten seiner Grundsätze leicht identifizierbar, und zwar mit dem Materialismus einerseits und der mechanistischen Auffassung von der Entstehung der Natur andererseits.

Nachdem der Naturalismus sich mit den Errungenschaften der zentralen Argumente seiner Gegner geschmückt hatte, hat er einerseits zugestanden und akzeptiert, was er andererseits fast dogmatisch wieder verneint und zurückgewiesen hat.

Gegenwärtig zeigt der Naturalismus viele Schwierigkeiten, die alle seine Versuche unterbinden, sich vom Positivismus zu unterscheiden. Aus der Nähe gesehen, vom Standpunkt der kritischen Vernunft, der Wissenschaft und der Metaphysik, sind selbst die stärksten seiner prinzipiellen Lehrsätze höchst verwundbar.

Der Naturalismus lässt sich auf unmögliche und wider-sinnige, mit den Tatsachen unvereinbare Positionen ein, indem er qualitative Phänomene in Begriffen des Quantitativen definiert, indem er den Evolutionsprozess erklärt, ohne es für notwendig zu erachten, das erklärende Prinzip irgendeiner organisierenden oder richtungweisenden Instanz verständlich zu machen, indem er das Bewusste im Chemischen auflöst, die vitale Kraft von einem leblosen mechanischen Prinzip ableitet, einen Monismus vorbringt, ohne die Realität einer Dualität von Kräften anzuerkennen, die sich als Ausgleich anbieten würde.

Der Naturalismus besteht auf der Homogenität des Anorganischen, des Organischen und der physischen Phänomene, wo Erfahrungstatsachen und die Logik einer intelligenten Überlegung Heterogenität vorfinden.

Der Naturalismus ist von Grund auf antiteleologisch, neigt zum Agnostizismus und Positivismus, seinen Ursprüngen nach ist er materialistisch und mechanistisch und lehnt aufgrund der Annahme, dass der Weltenprozess eine Sache bloßer Mechanik sei und seinen Ursprung in der Materie allein habe, die Vorstellung ab, dass die Natur als verursachenden Faktor ein Prinzip jenseits ihrer selbst brauche, die Idee nämlich, dass sie, die Natur, von einem teleologischen und transzendenten Zweck gelenkt wird, der jenseits des rastlosen Drehens und Wirbelns ihrer Atome liegt.

Der Naturalismus behauptet, die universale Natur sei von sich selbst abgeleitet, determiniert durch ihren eigenen Charakter und unabhängig von jeglichem nichtmateriellen Faktor oder Wesen. Er formuliert die selbstverständliche Folgerung, dass die Natur keine ihr zugrunde liegenden Prinzipien hat, die philosophisch zu untersuchen wären, keine verborgenen Kräfte, die den Einsatz des menschlichen Verstehens und eine Manipulation durch dasselbe erforderten, keine tieferen und spezifischen Ursachen, die der suchenden und forschenden Intelligenz zur Aufgabe machen würde, ihre Kräfte anzustrengen, um sie zu entdecken und zu unterscheiden.

Indem er darauf vertraut, die offensichtlichen -Unterschiede in der Beschaffenheit der Phänomene - dem Anorganischen und dem Organischen, dem Chemischen und dem Bewussten - in bloße Unterschiede in der Komplexität von Verbindungen ein und derselben Elemente, nämlich Materie und Bewegung, aufzulösen, präsentiert uns der Naturalismus einen durch und durch homogenen Bericht von der Welt, dem Menschen und der Gesellschaft.

Er stellt fest, dass die psychischen Phänomene Erweiterung und lediglich Begleiterscheinung der körperlichen Prozesse seien, ohne einen bestimmenden Einfluss auf das Körperliche und die Umwelt. Er behauptet ferner, dass der Geist im Menschen keine Kontrolle über den Ablauf von Naturphänomenen ausüben kann. Der Naturalismus sieht die Geschichte und Institutionen der Menschheit als völlig adäquat an, um verständliche Erklärungen für organisches Leben, Gemüt und moralische Werte zu liefern, und verneint Ziele, Zwecke, letzte Ursachen, Ideale, immaterielle Prinzipien und das Einzigartige in Manifestation, Entwicklung und Erfahrung.

Der Naturalismus bringt das Argument vor, dass die ethischen Ideale, Zwänge, Aktivitäten und die Beschränkung des Menschen einzig und allein mit natürlichen und körperlichen Ursachen begründet werden können und weist jede Bezugnahme auf den teleologischen Standpunkt, die subjektive Notwendigkeit, den evolutionären Anspruch und die übernatürlichen Einflüsse zurück, die eine zufriedenstellende Rechtfertigung und Sinnhaftigkeit dafür liefern könnten.

Indem der Naturalismus alle höheren Aspekte des mentalen Lebens, der moralischen und spirituellen Erfahrungen als bloße Folgen der gewöhnlichen Abläufe in der Natur ansieht, bekräftigt er, dass das höchste Gut des Menschen nur unter natürlichen Bedingungen verfolgt und erlangt werden kann, unter Ausschluss aller Hoffnungen auf ein Schicksal jenseits der irdischen Möglichkeiten. Er reduziert alle mentalen Prozesse auf organische Elemente und Zustände und ist aufgrund der Logik einer solchen Reduktion gezwungen, weitere widersinnige Reduktionen vorzunehmen, nämlich die Reduktion des Organischen auf anorganische, materielle Elemente, und legt somit auf irrationale Weise im Grunde unvereinbare Manifestationen in eine einzige zusammen, nämlich die vitale Natur und die nur physische Natur.

Der Naturalismus lehnt es ab, sich mit Erfahrungen zu befassen, die man im weitesten Sinn als transzendent bezeichnen kann und bekräftigt, dass an keiner Phase der Evolution das Wirken eines jenseits der Sinneserfahrung liegenden Prinzips beteiligt sei oder die Evolution irgendeinen teleologischen Zweck verfolge. Er gibt der Erwägung der Wirklichkeit des Spirituellen keinen Spielraum, lehnt jede Ansicht der Welt, des Menschen, der Natur, der Gesellschaft, der menschlichen Aktivität, die nicht in Einklang mit seinem strikt mechanischen und materiellen Weltbild sind, ab und interpretiert das menschliche Verhalten als Funktion der Umwelt und der Umstände und als auf körperliche Ursachen zurückführbar.

Ideale und Ideen sind in seiner Sicht Erfindungen des Menschen, und die evolutionären Formulierungen moralischer Unterscheidung zwischen dem Richtigen und Falschen, dem Guten und dem Schlechten sind lediglich Angelegenheiten des Konventionellen und nicht in der Natur auffindbar.

Alle seine Werte und Ansprüche fallen in die Begrenzungen des menschlichen Cha-rakters und der menschlichen Erfahrung, ergeben sich aus dem Zusammenhang mit ihnen und sind durch soziale Notwendigkeit begründet.

Der Naturalismus -reduziert die Vernunft auf ein Produkt der Natur, begrenzt ihre Aktivitäten engstirnig auf den Empfang von Sinneswahrnehmungen, die er unter dem Diktat von Naturgesetzen gedanklich verbindet und miteinander vergleicht, was dazu führt, dass aufgrund dessen die Vernunft ihre Spontaneität und kreative Funktion völlig einbüßt.

Weil der Naturalismus, abgesehen von den sinnlich erfassbaren Phänomenen, keine Erkenntnismöglichkeit zulässt, beschränkt er das -forschende Bemühen des Menschen auf die materielle Natur und verneint vehement, dass sich menschliches Erkennen auf irgendetwas unterhalb und jenseits der Phänomene beziehen könne, verwandelt die Philosophie in einen prätentiösen Versuch, in die Essenz der Dinge einzudringen, und verschanzt sich hinter einem System verbaler Unterscheidungen und einem ausgeklügelten Spiel mit bloßen Worten.

Indem er Themen wie Geist, Wahrheit, Güte, -Schönheit und Gott als nutzlos abtut, bleibt dem Naturalismus nur der überflüssige Glaube eines naiven Materialismus, eines geistreichen Atheisten, eines platten und unkritischen Realisten, der abgeneigt ist, irgendetwas zuzugeben, was außerhalb des Geltungsbereichs natürlicher Abläufe und der Naturwissenschaften liegt.

Er hat sich darauf eingeschworen, keinen Anlass zu sehen, Freiheit, Zweck und trans-zendente Bestimmung anzuerkennen, sondern sieht es im Gegenteil als seine zwanghafte Pflicht an, diese zu verneinen.

Indem er versichert, dass alles auf materielle und mechanische Weise aus dem, was vorhergeht, entsteht, macht der Naturalismus jedes philosophische Bemühen, die letzten Ursachen zu verstehen, überflüssig. Er befasst sich ausschließlich mit der Entdeckung des -ursächlichen Zusammenhangs der Dinge, nicht mit den ihnen inne-wohnenden Gründen, mit den äußeren Ergebnissen, nicht mit ihren Vorbedingungen, mit den Wirkungen, nicht mit ihren Ursprüngen aus inhärenten Tatsachen heraus, ihren zu Grunde liegenden Prinzipien und ihren wesentlichen, bestimmenden Faktoren.

 

Nur aus der Hand des Einen Herrn kann man alle Dinge erhalten. Das Leben fließt über mit Segnungen, wenn das Wahre Wort ausgesprochen wird. Durch die Gnade des Guru betritt jener die Wohnstatt des Herrn, auf dessen Stirn das Wahre Wort geschrieben steht.

O mein Geist, richte deine Aufmerksamkeit auf den Einen! Ohne das Bewusstsein des Einen sind alle weltlichen Angelegenheiten ein Bündel nutzloser Faszinationen der Maya.

Hunderttausend Freuden und Reiche werden dein sein, wenn der wahre Lehrer seinen Blick der Gnade auf dich richtet. Wenn ich auch nur einen Augenblick lang mit Gottes Namen gesegnet bin, atmen Gemüt und Körper Frieden. Der, für den es so geschrieben steht, klammert sich fest an des Gurus Füße. Gesegnet ist der Augenblick und von Erfolg gekrönt der Moment, den die Liebe zu dem Einen erfüllt. Leiden und Sorgen haften nicht an dem, der die Hilfe des Namens Gottes hat. Der Guru nimmt ihn beim Arm, zieht ihn aus dem Meer der Illusion und trägt ihn hinüber an das jenseitige Ufer. Schön und rein ist der Ort, an dem sich die Heiligen versammeln. Wer dort Schutz sucht, findet den vollkommenen Meister.

Nanak hat sein Haus dort erbaut, wo es weder Geburt, Alter noch Tod gibt.

Guru Arjan Dev Ji

Maharishi Svetasvatara spricht:

aus der nach ihm benannten Upanischad

Jenseits allen Irrtums habe ich dieses große Wesen golden strahlenden Lichts erkannt.

Nur wer Es erkennt, überwindet den Tod.

Es gibt keinen anderen Weg, um dem Rad der Geburt, des Todes und der Wiedergeburt zu entkommen.

Es gibt nichts, was Ihm überlegen ist; nichts, was verschieden von Ihm ist; nichts, was subtiler oder größer ist als Es.

Es steht allein, unwandelbar, aus sich selbst leuchtend; Es, das Große, erfüllt dieses Universum.

Obwohl Es das Universum erfüllt, geht Es doch über dieses hinaus. Es ist unberührt von dessen Nöten. Es hat keine Form. Jene, die Es erkennen, werden unsterblich.

Die anderen verbleiben in den Tiefen des Elends.

Der Herr Gott, alldurchdringend und -allgegenwärtig, wohnt in den Herzen aller Wesen. Von Gnade erfüllt, schenkt Er schließlich allen Wesen Befreiung, indem Er ihre Augen auf sich selbst lenkt.

Er ist das innerste Selbst. Er ist der große Herr. Er ist es, den die Reinheit des Herzens offenbart - jene Reinheit, durch die Er, der reines Sein ist, erreicht werden kann.

Er ist der Herrscher. Er ist das große Licht, das für immer leuchtet.

Dieses große Wesen, das eine Form von der Größe eines Daumens annimmt, wohnt für immer in den Herzen aller Wesen als ihr innerstes Selbst, das von einem gereinigten Herzen durch geistige Unterscheidung direkt erkannt werden kann. Die Menschen, die dieses Selbst erkennen, werden unsterblich.

Dieses große Wesen hat tausend Köpfe, tausend Augen und tausend Füße. Es umhüllt das Universum. Obwohl Es transzendent ist, muss man über Es als im Lotus des Herzens thronend meditieren. Dieses Herz ist im Zentrum des Körpers, zehn Finger über dem Nabel.

Es allein ist all das, was immer war und sein wird.

Es ist zu diesem Universum geworden und bleibt als Herr der Unsterblichkeit doch ewig unwandelbar.

Seine Hände und Füße sind überall. Seine Augen, seine Köpfe, Ohren und Münder sind überall.

Es durchdringt alles im Universum.

Ohne Sinnesorgane, sich jedoch über die Aktivitäten der Sinnesorgane widerspiegelnd, ist Es der Herr und Herrscher aller. Es ist Freund und Zuflucht aller. Es wohnt im Körper, der Stadt mit den neun Toren. Es spielt in der Welt in unzähligen Formen. Es ist der Meister, der Herrscher der ganzen Welt, der belebten und unbelebten.

Es bewegt sich schnell, wenn auch ohne Füße. Es ergreift alles, wenn auch ohne Hände. Es sieht alles, wenn auch ohne Augen. Es hört alles, wenn auch ohne Ohren. Es kennt alles, aber niemand kennt Es. Man nennt Es das Höchste, das große Eine.

Kleiner als das Kleinste, größer als das Größte, ist das Selbst im Herzen aller Wesen verborgen.

Durch seine Gnade verliert der Mensch seine Sehnsüchte, transzendiert seine Sorgen und erkennt Es als das Höchste Brahman.

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