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ZWEIMONATLICH

Jahr 41

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ


Aktuelle Ausgabe

Januar/Februar 2007

 

INHALT

Swami Omkarananda:
Wunschlosigkeit

Das Unsichtbare ist das Wirkliche

Wir stammen aus der höchsten Wirklichkeit

Ich-Du-Beziehung

 

 
Diese Welt ist ein Spiegel. Du siehst in ihm, was in dir selbst ist. Setze Gott in dein Herz, und du wirst in der Welt nur Gott sehen. Was du in dir trägst, das erscheint in der Welt.

Ein Mensch, der von Hass erfüllt ist, denkt, dass alle ihn hassen, und beginnt, andere noch mehr zu hassen. Ein Mensch, der von Frieden erfüllt ist, trifft überall Frieden an, und selbst wenn andere kommen und stören, wandelt dieser Mensch die Störungen und die Ruhelosigkeit in Frieden um.

Du erfährst, was du in dir selbst bist. Du liest in der Welt, was in deinem Gemüt ist. Die Welt ist so gut oder so schlecht wie dein Herz. Die Welt ist so freudig oder deprimiert wie es dein Herz ist.

Gib deinen Frieden, deine Güte und deinen Gott deshalb nicht auf; wünsche nicht, wie die anderen zu sein, sondern stärke deine Güte, deinen Frieden, deine Liebe und dein Licht noch immer mehr, und du wirst sehen, dass alles, was nicht in Harmonie mit Gott, der Güte, der Wahrheit, dem Frieden in dir selbst ist, aus deiner Umgebung verschwinden wird.

 
 
Wenn du einen Menschen glücklich machen willst,

dann füge nichts seinem Reichtum hinzu,

sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen.

Epikur von Samos (griechischer Philosoph )

 
Was ist Reichtum? - Doch nur das, was uns Zufriedenheit und vollkommene Befriedigung gibt, das, was absolut ist, was uns unendliche Liebe schenkt, das, was uns endloses Wissen gibt, endlosen Frieden und unendliche Freiheit. Nur das ist Reichtum: das Göttliche, die Wahrheit.

Diesen Reichtum nennt man im Sanskrit "Lakshmi".

Wir verehren diesen Reichtum, der jenseits von Raum und Zeit ist, der ewig und allvollkommen ist, den Reichtum des unendlichen Lebens, den Reichtum der unendlichen Liebe, den Reichtum der unendlichen Schönheit, Weisheit und Reinheit. Niemand kann diesen Reichtum stehlen, niemand ihn verringern oder begrenzen. Grenzenloser, absoluter, wahrer Reichtum - das ist Sri Lakshmi!

Jeder Mensch wird von Wünschen und Sehnsüchten geplagt. Davon sind auch die Reichsten nicht ausgenommen. Irgendein nicht zu befriedigender Wunsch ist immer da, und so lebt der Mensch in Frustration und Unzufriedenheit.

Unerfüllbare und unerfüllte Wünsche hindern den Menschen daran, bleibenden Frieden und tiefe Freude zu finden. Und seine Wünsche erstrecken sich sogar noch auf die Zeit nach seinem Tod: Er macht sein Testament, in dem steht, dass er neben seiner Frau begraben werden will, dass seine Tochter sein ganzes Vermögen erben soll und dass rote Rosen auf sein Grab gestellt werden müssen. Irgendeine Sehnsucht bleibt immer unerfüllt zurück. Und wenn diese tatsächlich einmal erfüllt werden sollte, taucht sofort die nächste auf.

Angst und Unzufriedenheit produzieren einen Wunsch nach dem andern. Unerfüllbare Sehnsüchte machen den Menschen ruhelos. Er arbeitet aus einer inneren Ruhelosigkeit heraus.

Der Mensch aber, der Gott liebt und dessen Sehnsucht Gott allein ist, lebt immer mit einem Gefühl der Fülle, ähnlich wie im Tiefschlafzustand, in dem es keine Wünsche gibt, in dem Zeitlosigkeit und Raumlosigkeit herrschen. In so einem Zustand lebt der gottliebende Mensch, aber mit dem Unterschied, dass er diese Stille, Zeitlosigkeit, Raumlosigkeit, Freude und Vollkommenheit bewusst wahrnimmt und erlebt.

Völlig bewusst lebt der gottliebende Mensch im Zustand der Wunschlosigkeit, der auch ein Zustand des Glücks ist, ein vollkommener Zustand. Vielleicht hat er nicht genug Kleider zum Anziehen oder ihm fehlt rein äußerlich dies und das, aber sein Herz und sein ganzes Bewusstsein sind im Gefühl grenzenloser Fülle verwurzelt. Weil er keine Wünsche, Probleme oder Ängste hat, vergleicht er sich nicht mit anderen.

Er braucht nicht mehr zu wissen als er schon weiß, deshalb jagt er nicht nach Wissen. Er hat einen Zustand absoluter Erfüllung erlangt. Er ist jenseits von Gedanken und Gefühlen, wie eine Person im Tiefschlafzustand. Sein Leben ist ein erfülltes Leben, ein befreites Leben, ein erleuchtetes Leben - ein Leben im Unendlichen und Ewigen. Von dort aus wirkt und arbeitet er wie ein ganz gewöhnlicher Mensch, als ein gewöhnlicher Mensch unter vielen gewöhnlichen Menschen. Er lebt aus dieser Fülle, arbeitet aus dieser Fülle vollkommen sorglos. Er braucht keine Aufgabe und erfüllt doch viele Aufgaben. Er lebt in großer Losgelöstheit, ohne etwas für sich selbst zu wollen, ohne Egoismus, ohne Launen und Stimmungen unterworfen zu sein, und wirkt aus einem inneren Licht, einem inneren Frieden, einer inneren Ruhe, Stille und Freude.

Der gottliebende Mensch ist ein wahrer Kaiser, ein Mensch, dessen Wünsche alle erfüllt sind, eine wunschlos glückliche Person. Er lebt in totaler Zufriedenheit und absolutem Glück, einem Glück ohne unerwünschte Nebenwirkungen. Er hat Vollkommenheit erlangt. Für ihn gibt es keinen Tod und keine Probleme. Er lebt ein Leben jenseits aller Wünsche und Sehnsüchte, ein vollkommenes Leben. Hier auf dieser Erde lebt er, um die Erde zu bereichern, um das ganze Universum zu bereichern - und das einfach durch seine Gegenwart. Er bringt die Evolution der ganzen Menschheit auf eine höhere Ebene.

Das Ziel des ganzen spirituellen Lebens ist es, diesen Zustand zu erlangen. Einen Zustand völliger Zufriedenheit und Erfüllung. Und aus diesem Zustand heraus arbeitet und wirkt man zum Wohle der anderen.

 

Tatsachen schafft man nicht

dadurch aus der Welt,

dass man sie ignoriert.

Aldous Huxley

Wunder des inneren Universums

Es gibt jenseits des Himmels über uns weitere unermessliche Himmelsräume und wiederum Milliarden Universen jenseits davon. Aber das Universum, das du erforschen und erfahren sollst, dieses innere Königreich, ist weit geheimnisvoller, herrlicher und schöner.

Tatsächlich ist es so, dass dieses geheimnisvolle äußere Universum nur eine Widerspiegelung des großartigen, unbegrenzbaren, zeit- und raumlosen Universums im Inneren ist.

Wenn dieser Globus, auf dem wir leben und streben, nur ein Staubkorn ist im Vergleich zu den weiten universalen Sternensystemen, dann sind diese weiten universalen Systeme, zusammen mit den Universen jenseits davon, nur wie ein winziges Staubkorn, wenn man sie mit dem Königreich des inneren Universums in uns vergleicht.

Das, was in uns ist, ist unendlich viel mehr als das, was sich unseren Augen darbietet. Es gibt keine Schönheit, keine Energie, keine Kraft in der materiellen Welt, die nicht schon in uns wäre. Und tatsächlich erschließt die mystische Erfahrung uns, dass das Königreich in uns der Urheber des äußerlich sichtbaren Universums ist.

Es sind unbeschreibliche Wunder in uns selbst. Es gibt unvorstellbare Kräfte in uns, die zahllos und unendlich sind. Die Gottheit in uns ist allvollkommen und überall anwesend. Sie ist zeitlos und raumlos, und trägt daher all die Universen in sich, die im System von Zeit, Raum und Kausalität eingeschlossen sind.

Die Fähigkeit, gerade in diesem Moment überall in der Welt und in allen jenseitigen Universen zu sein, ruht in uns selbst. Die Fähigkeit, alle Gedanken in allen Welten zu kennen und eine Unendlichkeit an Freude und Frieden zu erfahren, ist ebenfalls in uns angelegt.

Die schöpferischen Wunder, die uns die Welten des physischen Universums zeigen, sind nicht so wunderbar wie die schöpferischen Wunder und Fähigkeiten, die im Tempel unseres inneren Wesens eingeschlossen sind.

Wenn es um Gotterfahrung oder Gottverwirklichung geht, dann geht es auch um völlige und totale Oberhoheit über das äußere physikalische Universum, um die Herrschaft nicht nur über das physische Universum, sondern auch über das mentale Universum, die vitalen Welten und Geist-Welten, es geht um die Oberherrschaft über jedes Reich und Universum, die subjektiven wie auch die objektiven, die äußerlichen wie auch die innerlichen.

Wenn wir nach Gotterfahrung streben, versuchen wir Unsterblichkeit zu erlangen, ein Leben, das pulsiert im Rhythmus des Ewigen und Absoluten.

Die Wirklichkeit ist Gott

Diese Gottheit, dieses Königreich Gottes - existiert es wirklich? - Ja, es existiert! Die Beweise für die Existenz Gottes sind überall um uns herum zu sehen. Die ganze Natur vibriert mit der Gegenwart Gottes. Die Kräfte unseres Bewusstseins sind ihrerseits der größte Beweis, und sie sind Zeuge von Gottes Wesen und Existenz.

Es gibt keinen Ort, der uns nicht irgendwie die Gegenwart und Aktivität Gottes erschließen würde. Die Geburt der Propheten, die Offenbarungen der Bibel und der großen Schriften der Welt, die Sehnsucht nach göttlicher Vollkommenheit in unseren Herzen, die Ahnungen von Unsterblichkeit, die uns manchmal ergreifen, die Intuitionen des Unendlichen, die sich uns in Momenten der Inspiration und Erhebung mitteilen wollen, die bloße Gegenwart von Leben, Licht und Liebe im Universum - alles spricht zu uns von der Gegenwart Gottes.

Die materielle Welt, die mentale Welt, die Welt des inneren Bewusstseins - alle sind sie voll von Beweisen für die Gegenwart und Existenz Gottes. Gott mag für die physischen Augen unsichtbar sein, aber Er wird mit Hilfe unserer geistigen Fähigkeiten sichtbar. Wir haben einen Glauben, der Seine Gegenwart spüren kann. Wir haben die Intuition, die wirksam wird und uns eine direkte Erfahrung der Gottheit geben kann. Wir haben eine Intelligenz, die in der Lage ist, das Wesen Gottes zu verstehen. Wir haben eine Vernunft, die fähig ist, auf die alldurchdringende Gegenwart und Existenz Gottes zu schließen.

Auch an unserem Streben nach dem Guten, nach Schönheit und Vollkommenheit erkennen wir die Gegenwart und Existenz Gottes.

Jede Ordnung der Wirklichkeit erfordert die angemessenen Instrumente zu ihrer Entdeckung und Wahrnehmung. Eine Beschreibung der geheimnisvollen Weiten des Universums wäre unmöglich ohne die weitreichenden Teleskope und Observatorien der Welt. Mit der Erfahrung Gottes ist es nicht anders: Wir brauchen besondere Fähigkeiten, um das Göttliche zu erfahren.

Unser stets zunehmender Glaube und eine allumfassende, intensive Liebe sind Beispiele für diese Fähigkeiten.

Und wenn unser inneres Bewusstsein diszipliniert ist, kommen einige der höheren Fähigkeiten, mit denen wir Gott erfahren können, direkt zur Wirkung.

Unsichtbar, und doch sichtbar

Es ist absurd, die Existenz Gottes abzustreiten, nur weil Gott Sich der Erfahrung unserer körperlichen Sinne nicht präsentiert. Es gibt Hunderte von Dingen, die unsere Augen und Körpersinne nicht wahrnehmen können, und Gott ist eines davon.

Es gibt die Schönheit, doch nie hat sie jemand je gesehen. Weder Raphael noch Michelangelo können das Wesen der Schönheit genau definieren. Und doch waren sie unter dem Druck ihrer ästhetischen Sensibilität und Wahrnehmungsfähigkeit in der Lage, Formen von großer Schönheit zu erschaffen. Obwohl man das Wesen der Schönheit nicht beschreiben kann, existiert Schönheit doch, und sie kann von ästhetisch sensiblen Menschen verstanden und formell ausgedrückt werden.

Das Gleiche gilt für das Phänomen der Elektrizität: Kein Wissenschaftler kann das Wesen der Elektrizität oder der Ener-gie jemals beschreiben oder sagen, was sie genau sind. Und doch sehen wir, wie Elektrizität und Energie täglich in Tausenden von verschiedenen Formen eingesetzt werden.

Und was ist Leben? - Kein Biologe kann uns sagen, woraus Leben sich zusammensetzt. Und doch existiert Leben, und wir entdecken es durch die Anwesenheit bestimmter äußerer Zeichen.

Sogar die Luft, die uns umgibt, ist unsichtbar. Doch wissen wir um ihr Dasein und schließen aus der Bewegung von Objekten in der Luft oder aus dem Fließen unseres Atems auf ihr Vorhandensein.

Kein Psychologe hat je das Gemüt oder die Psyche gesehen. Niemand besitzt ein wirkliches Wissen vom Wesen des menschlichen Gemüts; und trotzdem existiert es.

Es gibt Hunderte von Dingen, von denen wir kein direktes Wissen haben, und Hunderte von Dingen, die wir mit unseren Augen nicht sehen können, die aber trotzdem existieren.

Obwohl Gott existiert, können wir Seine Gegenwart mit Hilfe unserer körperlichen Augen nicht beweisen.

Wenn unser inneres Bewusstsein diszipliniert und in einen höheren Zustand erhoben ist, wenn einige der höheren Kräfte unseres inneren Bewusstseins zu wirken beginnen, haben wir eine direkte Erfahrung Gottes. Gott ist ein Bewusstseinszustand, den wir hier und jetzt erfahren können. Er ist die einzige Wirklichkeit. Er ist allgegenwärtig und unbegrenzt an Sein und Bewusstsein. Gott ist unserer Erfahrung und Erkenntnis zugänglich, und wir haben organische Beziehungen zu Ihm.

Unsere Beziehungen zu Gott

Wie die Wellen mit dem Ozean verwandt sind, so sind wir mit Gott verwandt.

Unser Bewusstsein in seiner Unendlichkeit ist die Gottheit.

Gott ist also der Atem unseres Atems, die Seele unserer Seele. Er ist unser innerstes Wesen. Er ist unser wirkliches Wir und unser göttliches Ich. Er ist das geistige Selbst in uns. Wir werden von Ihm erhalten, wir leben durch Ihn, wir denken aufgrund Seiner Gegenwart in uns. Alle unsere objektiven und subjektiven Erfahrungen gründen sich auf die Gegenwart dieses Bewusstseins, dieser Gottheit.

Wenn wir an Güte zunehmen, wenn unsere Liebe zur Wahrheit intensiv wird, wenn unser Wesen gereinigt ist, wenn die unter- und unbewussten Kräfte in uns transformiert werden, wenn kleine Taten der Güte, der Wohltätigkeit und der Freundlichkeit die Kräfte unserer inneren Seele erwecken und entfalten, wenn die Dunkelheit in uns sich langsam durch Akte des Gebets und der Meditation auflöst, wenn eine Anzahl geistiger Disziplinen uns von den materialistischen Begrenzungen von Körper und Gemüt befreien - dann kommen wir der Erfahrung Gottes in uns immer näher. Und wenn wir aufrichtig und ernst in unserem Streben nach göttlicher Vollkommenheit sind, wird das Licht in uns - die Gottheit selbst - uns viele andere höhere Methoden offenbaren, durch die wir die unendliche göttliche Vollkommenheit erreichen können.

Die Kräfte der Gottheit arbeiten Hand in Hand mit unseren eigenen Bemühungen, führen unsere Entwicklung weiter auf eine höhere Stufe und helfen uns, das göttliche Bewusstsein in uns zu entwickeln.

Deshalb gibt es nicht nur Hunderte von Beweisen für die Allgegenwart Gottes, sondern es gibt auch Beweise für unsere strukturellen Beziehungen zu Gott. Und wenn - wie die Offenbarungen der Intuition und der mystischen Erfahrung sagen - es nur eine Unendlichkeit des göttlichen Bewusstseins überall gibt, dann kannst du sicher sein, dass Gott nicht einfach nur in dir wohnt, sondern dein eigenes wirkliches Wesen ist.

Es gibt nichts, was uns von Ihm trennen kann. Unsere Beziehungen zu Ihm sind unveräußerlich. Unsere Beziehungen zu Gott sind Blutsverwandtschaften. Und genau das ist der Grund, warum einige der Mystiker sagten: "Wohin immer es mich auch treiben mag, ich kann nicht aus Dir herausfallen, mein Gott!" Und die Psalmen der Bibel sagen: "Wohin soll ich vor Deinem Geiste gehen? Wohin soll ich vor Deiner Gegenwart fliehen? Steige ich auf in den Himmel, bist Du da. Mache ich mein Lager in der Hölle, siehe, auch dort bist Du! Nähme ich die Schwingen des Morgens und wohnte ich in den tiefsten Tiefen des Meeres, selbst dort werden Deine Hände mich führen, und Deine Rechte wird mich halten. Ich sage: Sicher wird die Dunkelheit mich bedecken, doch selbst die Nacht wird licht um mich herum sein."

In Ihm haben wir unser Dasein. Er ist in uns, wir sind in Ihm.

Eine Erfahrung dieses Wesens ist die Bestimmung und das Ziel unseres Lebens.

Jedes Mal, wenn wir uns der Erfahrung der Gottheit zuwenden, wird viel Schmerz und Unglück aus unserem Leben gestrichen. Jede Annäherung an diese Gottheit und ihre Erfahrung befreit uns von den tyrannisierenden Begrenzungen des Fleisches und der Materie und gibt uns Meisterschaft über die Umstände des Alltagslebens. Unsere Stärke, Herrlichkeit und Kraft kommen aus jenem inneren Sein, das die Gottheit ist.

Die Genialität eines Einstein oder der besten Dichter und Schriftsteller der Welt, jenes kreative Bewusstsein, das der Welt größte Künstler und Wissenschaftler beseelte, jene Schönheit der Heiligkeit im Leben der großen Heiligen, jene Kräfte, die sich im Leben der Propheten zeigten, und die Schönheit der Schönheiten, die eigentliche Essenz allen Lebens und allen Seins - alles ist in uns selbst! Je intensiver unser Kontakt mit Gott ist, je mehr unsere Beziehungen zu Ihm zunehmen, desto größer ist die Möglichkeit, dass all diese Kräfte in unserem täglichen Leben aktiv werden.

Alle sind Erben des ganzen Königreichs des Himmels

Es ist wahr, dass wir alle zusammen Erben des ganzen Königreichs des Himmels sind.

Weil dieses Königreich des Himmels ein unendliches Bewusstsein ist, eine absolute Macht, ein allschöpferisches Bewusstsein, deshalb kann dieses Königreich nicht unter die Menschen aufgeteilt werden. Es ist wahr, dass wir Erben des Königreichs des Himmels sind, aber das heißt nicht, dass wir nur das halbe bekommen, und die andere Hälfte anderweitig vererbt wird !

Wenn ein Vater ein Vermögen hat, bekommt jeder seiner Söhne den ihm zustehenden Teil. Doch mit dem Königreich des Himmels ist das nicht so! Es kann nicht soundsovielmal aufgeteilt werden. Jeder von uns bekommt das ganze Königreich. Das scheint ein Paradox zu sein. Wenn es nur ein Königreich des Himmels gibt, wie kann dieses dann jedem von uns in seiner Ganzheit gegeben werden? - Die Unendlichkeit ist unteilbar. Sie ist genauso viel in uns wie in der ganzen Natur. Mit all ihrer Vollkommenheit ist sie in uns wie in allen. Hier haben wir es mit der Mathematik des Unendlichen zu tun: Wenn man eins von eins abzieht, bekommt man null. Wenn man aber die Unendlichkeit von der Unendlichkeit abzieht, bleibt trotzdem die Unendlichkeit übrig.

Die mystische Erfahrung des alten Indiens kannte diese Tatsache. Deshalb heißt es in einer Hymne folgendermaßen:

PURNAM ADAH PURNAM IDAM,
PURNAT PURNAM UDACHYATE,
PURNASYA PURNAM ADAYA
PURNAM EVA AVASHISHYATE

Die Hymne sagt in etwa, dass hier Vollkommenheit ist und dort, dass also überall Vollkommenheit ist, das heißt, Gott ist überall. Der Gott in dir ist auch Vollkommenheit und Unendlichkeit. Die Unendlichkeit hier ist die gleiche wie die Unendlichkeit anderswo.

Und wenn man diese unendliche Vollkommenheit von der unendlichen Vollkommenheit abzieht, bleibt trotzdem unendliche Vollkommenheit übrig.

Wir sind also Erben dieser Vollkommenheit Gottes, Erben des Königreichs des Himmels. Und wir erhalten das ganze Königreich des Himmels, nicht nur einen Teil davon. Wenn wir die höchste Stufe geistiger Vollkommenheit erreichen, wenn Gott in uns geboren wird, wenn es das menschliche Individuum in uns nicht mehr gibt, wenn alles in uns sublimiert, transformiert und in göttliche Liebe, göttliches Licht und Bewusstsein verklärt ist, dann haben wir ein Anrecht auf das Königreich des Himmels, und unser Herz wird eins mit dem Herzen Gottes. "Ich und der Vater sind eins", das waren die Worte Christi, mit denen Er diesen Zustand geistiger Reife beschrieben hat. Und diese Aussage ist auf unmittelbare, direkte Erfahrung gegründet.

Wir betreten dann das Königreich Gottes, wir werden zum Königreich des Himmels, das kein Ort, sondern ein Zustand des Bewusstseins ist. In diesem Zustand des unendlichen Bewusstseins wird unser Wissen unbegrenzt, unsere Kraft wird absolut, unser Friede wird endlos, wir werden zur eigentlichen Seele eines allschöpferischen Bewusstseins. Tod, Krankheit, Menschheit, Materie sind keine Wirklichkeiten mehr. Die Barrieren von Zeit und Raum sind verschwunden. Alles ist in jedem, und jeder ist in allem. Dann sind wir alles in allem.

Die Gabe des menschlichen Lebens

Damit wir diesen herrlichen Zustand des inneren Wesens erreichen können, hat uns die Natur ein menschliches Leben zugewiesen. Unser Pfad zu Vollkommenheit und Gottbewusstsein geht über das menschliche Leben und die diesem innewohnende Begabung zur Gotterfahrung. Die Vorzüge unseres Herzens und Geistes müssen im täglichen Leben angewandt werden, die Kräfte unseres Willens und unserer Seele müssen allmählich wachsen und immer stärker werden. Wir müssen uns entwickeln, eine Vision heraus-bilden und unser Wissen entfalten. Wir müssen den alten Adam in uns disziplinieren und den Engeln des Guten in uns zur Auferstehung verhelfen.

Jeder gute und edle Gedanke ist ein Engel in uns. Jeder Akt der Freundlichkeit, Sanftheit und Wohltätigkeit ist eine Kraft, die uns beschützt. Alle edlen Taten, Gedanken und Gefühle bringen uns dem Wesen des Göttlichen näher.

Das Leben ist somit also eine Schule des Wachstums, der Evolution und des Erlangens von Vollkommenheit. Deshalb sollten wir uns bemühen und uns immer höchsten Zielen widmen. Faulheit und Dunkelheit jeder Art müssen unserem Wesen fremd sein. Fleiß, Intelligenz, Streben nach innerer Schönheit, Güte und Wahrheit müssen charakteristisch für unser tägliches Leben sein.

Nicht von niederen Emotionen beherrscht zu werden, sondern sie zu beherrschen und durch höhere zu ersetzen, mit einem Glauben zu leben, der uns sagt, dass Gott existiert, höheres Wissen zu erwerben, zu versuchen, das Wesen der Natur und die Wirkungsweise und Aktivitäten unseres Gemüts zu verstehen, gemäß der mächtigen Emotion der Verehrung zu leben, die beständig das Göttliche hier und überall verehrt, und das Leben zu einer herrlichen Bewegung in Richtung Vollkommenheit zu machen - das sind unsere unmittelbaren Ziele.

Von da an werden wir zu noch höheren Stufen der Entwicklung aufsteigen, direkt an-geführt von den stärker werdenden Kräften der Seele in uns.

 

Sind Gut und Böse wirklich?

Frage:

Es gibt einige neuere Denk-richtungen, die die Existenz des Bösen verneinen. Stellt das Böse eine Kraft in sich selbst dar oder ist es nur die Umkehrung des Guten?

Swami:

Auf einer bestimmten Erfahrungsebene ist das Böse eine Realität. Auf einer höheren Ebene der Erfahrung ist das gleiche Böse keine Realität.

Die Bibel sagt uns: "Gott erschuf die Welt und fand, dass sie gut war." Die Welt ist also ewig gut für Gott. Aber für die menschliche Erfahrung gibt es zwei Kräfte: das Gute und das Böse. Doch das ist nicht die Erfahrung Gottes. In den Augen Gottes ist jeder schön. Alle sind Seine geliebten, gesegneten Kinder. Er bestraft uns nie für unsere Sünden, weil Er unsere Sünden gar nicht sieht. Er findet uns gut und schön und liebt uns grenzenlos. Sein Herz ist mit Erbarmen und Mitgefühl für uns erfüllt. Er hat alle Seine Kräfte in unsere Seele gelegt und uns schon das ganze Königreich des Himmels vermacht.

Es sind die Sünden selbst, die uns bestrafen. Es sind unsere Sünden, Missetaten und falschen Gedanken, die uns in die Hölle werfen. Und es sind unsere guten Gedanken, Gefühle und Taten, die uns in den Himmel erheben.

Gott steht nicht mit einer Peitsche in der Hand neben uns und treibt uns in die Hölle, wenn wir sündigen, noch führt er uns in den Himmel, wenn wir gut sind und Gutes tun. Er ist eine allliebende, allbarmherzige, allwunderbare Gottheit. Jeder von uns ist ihm unendlich lieb. Er sieht uns und ist glücklich mit uns. Sünde existiert nirgendwo für Ihn.

Das Böse ist also eine Realität der menschlichen, körperlichen Erfahrung. Das Böse ist eine Realität der mentalen Erfahrung. Das Böse existiert überall dort, wo das Bewusstsein nicht sehr hoch entwickelt ist.

Jedes Gemüt, das nicht von Begrenzungen befreit ist, das von Unwissenheit beherrscht wird, erschafft und erfährt das Böse. In menschlichen Begriffen ausgedrückt ist das Böse als "weniger gut" oder als "minimal gut" zu definieren.

Aber es gibt keine Sünder irgendwo auf dieser Erde. Alle sind nur weniger gut oder weniger heilig. Alle sind heranwachsende Heilige. Wenn nicht heute, dann werden morgen aus diesen Sündern Heilige werden, vielleicht unter dem Druck schmerzlicher Erfahrungen, durch die Kraft wachsender Erkenntnis oder durch das Wirken von Reinheit und Licht.

Denke daran, dass niemand für lange Zeit ein Sünder bleiben kann. Selbst die bekanntesten Übeltäter wurden schließlich gefangen und bestraft.

Nichts Böses in der Welt hat unbegrenzte Dauer. Kein Übeltäter bleibt sein -ganzes Leben oder alle -zukünftigen Leben lang ein Übeltäter.

Kein Sünder kann allzu lange ein Sünder bleiben. Die Kräfte Gottes in ihm werden sich bemerkbar machen und ihn allmählich umwandeln und verändern.

Es gibt kein nicht wiedergutzumachendes Böses. Man kann über alles Böse hinauswachsen. Wenn du nicht versuchst, das Böse in dir zu überwinden, über es hinauszuwachsen, dann wartet viel Leiden auf dich. Du kannst den Folgen und Auswirkungen deiner bösen Taten und Gedanken nicht entgehen.

Bezeichne deshalb andere nicht als Sünder oder schlechte Leute. Gib ihnen eine Chance, über ihren gegenwärtigen Zustand hinauszuwachsen. Lass deinen Glauben an die Wahrheit, dass das Königreich des Himmels in allen ist, nicht verloren gehen. Lass nicht zu, dass dein Glaube an die Tatsache, dass alle Kinder Gottes sind, verloren geht.

In der Bibel steht das Gleichnis vom "Verlorenen Sohn". Man könnte diesen "Verlorenen Sohn" einen Sünder nennen; aber wie lange kann er in diesem Zustand der Verlorenheit verharren? - Der muss irgendwann zu Ende gehen! Und wie die Parabel zeigt, ging er zu Ende! Der Sohn kehrt in seines Vaters Haus zurück.

So ergeht es jedem Sünder in der Welt: Eines Tages wird er sich an seinen Vater im Himmel erinnern, seine Bosheit und Sündhaftigkeit aufgeben und seinen Weg zurück in das Königreich des Himmels antreten.

Das Böse und die Sündhaftigkeit haben also nur eine begrenzte Lebensdauer, sie existieren nicht für immer; und diese zeitweise Existenz des Bösen ist nur für jene ungenügend entwickelten Zustände des menschlichen Bewusstseins wirklich, in denen der Mensch noch unter der Tyrannei der Materie, des Fleisches und des Körpers leidet.

Andererseits aber hat das Gute eine dauerhafte Existenz, weil es in Gott gründet, der zeitlos, ewig und absolut ist.

Es gab auch große Heilige, die ursprünglich Gauner und Räuber waren. Deshalb dürfen wir nicht vergessen, dass das Gute in uns am Ende triumphieren wird, und dieses triumphierende Gute wird uns zur Gottheit führen.

Ich habe schon gesagt, dass wir mit Gott blutsverwandt sind und strukturelle Beziehungen zu Ihm haben. Nicht nur du, sondern auch der andere, der Sünder, ist eng mit Gott verwandt. Nicht nur du trägst das Königreich des Himmels in dir, sondern auch der andere, wie sündig sein äußeres Verhalten auch immer scheinen mag. Und merke dir: Niemand von uns - ob Sünder oder Heiliger - kann seiner wunderbaren Bestimmung entgehen: der Rückkehr in seines Vaters Haus!

Lasst uns ein wenig großzügig und freundlich sein! Konzentrieren wir uns lieber auf das Gute in uns selbst als darauf, das Böse in anderen zu entdecken.

Wenn es einige Philosophiesysteme geben sollte, die die Existenz des Bösen völlig verneinen, dann machen sie einen großen Fehler: das Böse existiert, wenn auch nur in einem begrenzten Bereich des Bewusstseins.

Wenn ein Kleinkind gehen lernt, fällt es nach wenigen Schritten schon wieder hin. Diese Unfähigkeit zu gehen ist seine "Sünde", die für diesen Lebensabschnitt charakteristisch ist. Wir können das schlecht eine "unwirkliche Schwäche" nennen. Diese Schwäche oder Unfähigkeit ist für das Leben des Kleinkinds eine Tatsache. Deshalb müssen wir dem Kind Zeit geben, damit es aus der "Sünde" - seiner Unfähigkeit zu gehen - herauswachsen kann. Wenn wir nun als Erwachsene, die wir mit Leichtigkeit gehen und laufen können, dem Kind Vorwürfe machen, weil es immer wieder hinfällt, dann wären wir selbst die Sünder, nicht das Kind! Eine solche Haltung würde nur unseren Stolz und Egoismus verraten. Lasst uns deshalb die Tugend der Großzügigkeit und Nachsicht praktizieren!

Weil wir uns in besseren Umständen befinden, weil Sünde und Bosheit in unserem Leben keine Wirklichkeit sind, weil wir große Güte besitzen, weil wir Gott lieben und weil wir beten und meditieren - all das gibt uns jedoch nicht das Recht, andere als sündig oder böse zu beschuldigen.

Alle Sünder sind nur Heilige im Werden. Alle Frauen sind heranwachsende Göttinnen und Engel. Die einen brauchen dazu länger, die anderen weniger lang, abhängig vom Gehalt ihrer inneren Reinheit, von ihren Taten der Liebe und Freundlichkeit und der Bereitschaft zu vergeben, abhängig von der Intensität ihres Strebens nach göttlicher Vollkommenheit. Und alle Männer - Sünder oder Heilige - sind Söhne Gottes. Alle Menschen werden über ihre Begrenzungen hinauswachsen, bis sie die Gottheit verwirklicht haben, die ihr wirkliches, essentielles Wesen ist.

Mein ganzes Leben, mein ganzer Geist, meine Gedanken, meine Bewegungen atmen Frieden für die Welt, ja selbst mein Körper atmet Frieden für die Welt. Ich kenne nichts als Frieden, und ich kann mir nichts anderes als Frieden wünschen. Mein ganzer Lebensstil ist in absoluter Einheit mit Frieden, und ich atme Frieden aus für den Osten, den Westen, den Norden und den Süden - und nicht nur für die Menschen auf dieser Erde, sondern auch für die Wesen, die andere Welten bevölkern.

Friede ist der ureigenste Lebensatem unseres Seins. Friede ist die Grundlage aller Liebe, aller spirituellen Erfahrungen, allen Wachstums und aller Entwicklung.

Kriege und Schlachten können niemanden bereichern, sie dienen nur den animalischen Instinkten, der Boshaftigkeit, dem Bösen und der Disharmonie. Krieg ist nur dort möglich, wo Gott längst aus den Herzen der Menschen verbannt worden ist.

Swami Omkarananda

Wir kommen aus der höchsten Wirklichkeit, vergessen dann unseren göttlichen Ursprung und müssen zum Gewahrsein unseres göttlichen Wesens zurückkehren.

Durch all die individuellen Geister und Lebensformen wirkt das eine unendliche Sein und drückt sich durch sie aus. Deshalb müssen schließlich alle Wesen in ihren essentiellen und unbegrenzten Zustand zurückkehren - zur Vollkommenheit der einen höchsten Wirklichkeit.

Die Pfade, auf denen man bewusst die Einheit mit diesem einen Sein erreichen kann, unterscheiden sich je nach der inneren Ausrüstung, dem kulturellen Hintergrund und anderen Charakteristiken des Individuums.

Des Unvergänglichen gewahr zu sein, während man mit vergänglichen Dingen umgeht, heißt, sich über den nur menschlichen Zustand zu erheben, Glück zu erlangen, Kraft, Erkenntnis und unsterbliches Leben.

Gott ist überall. Er ist in dir als das höchste innere göttliche Bewusstsein. Er ist überall um dich herum als eine lebendige, allerhaltende Gegenwart.

Nimm Verbindung zu Ihm auf in der Kontemplation! Fühle Ihn durch deinen Glauben! Erkenne Ihn durch göttliche Erkenntnis! Verehre Ihn im Geist! Suche Einheit mit Ihm in göttlicher Liebe! Bringe Seinen Frieden zum Ausdruck! Verbreite Sein Licht! Drücke Seine Vollkommenheit im täglichen Leben aus!

Gott ist eine absolut unentbehrliche Unmittelbarkeit des Bewusstseins, eines Bewusstseins, das nicht nur letzte Grundlage aller Zustände und Arten des individuellen Gewahrseins ist, sondern auch das reine und einfache absolute Bewusstsein, das, eingehüllt in das Licht seines eigenen Selbst, doch sich selbst ausdrückt als das aktive Kontinuum, das - in einer geheimen Unendlichkeit des Entzückens - all das erschafft und erhält, was sich in den Erscheinungen kundgibt.

Die unerbittliche Logik des Lebens gewährt keinem Menschen einen Moment wirklichen Glücks oder einen Augenblick auch nur zeitweiligen Friedens, wenn er nicht das Zentrum seiner Seele im Unendlichen ruhen lässt.

Wirklich alle brauchen Gott, und irgendwann, an irgendeinem Tag, werden sie überrascht von einem aus ihrem Herzen aufsteigenden Gefühl, von einem Gefühl der Liebe für etwas, das sie fühlen, etwas, das sie vage begreifen, einer Gegenwart, einer Kraft, die einen unwiderstehlichen Zauber auf sie ausübt.

Alle brauchen Gott, wenn das Dasein einen Sinn haben soll, wenn Freude im Leben gefunden werden soll, wenn bleibender innerer Reichtum erworben werden soll.

Ungeachtet der Ablenkung durch zweifelhafte Vergnügungen, die das Böse, Falsche und hundert andere Formen des Irrtums und der Unwissenheit zulassen, wird das Herz des Menschen keine Befriedigung, keine Erfüllung und keine Ruhe finden, bis es das ist, was es dem Gesetz seines eigenen inneren Wesens nach ist: die Gottheit.

Der Mensch hat keine Heimat auf dieser Erde; seine einzige Heimat ist der Himmel in seinem eigenen Herzen.

Der Stein, den man vom Boden aufhebt und himmelwärts wirft, muss auf die Erde zurück fallen. Die Wasser des Ozeans, die aufgestiegen sind und nun als Wolken dahintreiben, müssen durch die Hitze der Sonne wieder auf die Erde herabregnen und sich über Flüsse und Ströme schließlich wieder mit dem Ozean vereinigen.

Jeder verlorene Sohn muss zum Haus seines Vaters zurückkehren. Kein auf dieser Erde Geborener kann Ruhe, Frieden, Freude, Kraft, wirkliche Erkenntnis oder wirkliches Leben finden, wenn er nicht zu Gott zurückkehrt.

Das Unendliche, das im Menschen zum Endlichen geworden ist, muss aufstehen und seine Unendlichkeit einfordern.

Die Umstände der Rückreise des Menschen zum Unendlichen wird von verschiedenen großen Seelen unterschiedlich dargestellt. Der Psalmist sagt in der Bibel: "Wie der Hirsch nach der Wasserquelle, so dürstet meine Seele nach Dir, O Herr!"

Der heilige Augustinus sagt, dass die Seele des Menschen nirgendwo Ruhe findet, bis sie endlich Gott erreicht.

Thomas a Kempis bittet uns, uns als Pilger ohne Aufenthaltsort auf Erden zu betrachten.

Der Mensch findet keine Ruhe, bis er den Weg zurück zur Einen Wirklichkeit gefunden hat, ohne die das Leben keinen Bestand hat, die Zeit keine Existenz, die Bewegung keinen Antrieb, der Verstand keine Intelligenz, die Materie keine Materialität, die Seele keine Geistigkeit und das Bewusstsein kein Bewusstsein seiner selbst; und nichts von dem, was ist, hat ohne diese Eine Wirklichkeit einen tragenden Grund und eine Substanz gebende Wahrheit.

Und diese Eine Wirklichkeit ist Gott.

 

 

Sieh, wie deine Studierlampe sich an die Zimmerdecke projiziert. So projizierst du dich auf die Wand des Außer-dir.

Wie du dich dort siehst, das nennst du "Welt", das Bewusstsein dieses (dich) So-Sehens deine "Weltanschauung".

Christian Morgenstern

Den schlechtesten Dienst
erweisen der Religion jene Theologen,
die nicht theozentrisch sind

Wir sollten nicht über Gott reden, solange unser Leben noch nicht in Gott verwurzelt ist. Das ist ein Rat an die Intellektuellen, Rationalisten und Theologen aller Glaubensrichtungen.

Jeder Mensch kann über Gott reden, und mit dem Gewahrsein Gottes im Hintergrund ist jeder Hinweis auf Gott als das eigentliche Sein unseres Seins höchst wertvoll und hat seine Auswirkungen auf das ganze Leben und das Verhalten eines Menschen.

Alle Religionen sind Religionen der Ich-Du-Beziehung.

Das Christentum ist identisch mit dem Hinduismus, und der Hinduismus ist identisch mit dem Christentum, wenn es um die Erfahrung Gottes, um die Erfahrung der Wahrheit geht, wenn es um die Offenbarung, die Liebe und das Leben in seiner Beziehung zum unendlichen Bewusstsein geht.

Jedoch muss gesagt werden, dass der Hinduismus die reichhaltigste, -intellektuellste, mathematischste und wissenschaftlichste Religion der Welt ist.

Kein Rationalist, kein Intellektueller kann seine intellektuellen Kräfte mit einem Vedantisten messen, das heißt, einem Menschen, dessen Leben im Vedanta gegründet ist.

Die Wirklichkeit ist rational und höchst wissenschaftlich. Gott ist deshalb der Wissenschaftler der Wissenschaftler, die Wirklichkeit der Wirklichkeiten, die Wahrheit der Wahrheiten, das Sein des Seins, das Bewusstsein des Bewusstseins. Er ist allgegenwärtig, unendlich, absolut, allvollkommen, allwissend; Er ist in jedem Punkt des Raums und ruht gleichzeitig in Seiner Transzendenz, die ein natürlicher Zustand und Status Seines Wesens ist.

Sowohl das Christentum als auch der Hinduismus beginnen mit einer Ich-Du-Beziehung des Menschen zu Gott.

Der Gott-Sucher sagt zu Gott: "Du, mein Vater, meine Mutter, mein Schöpfer - Schöpfer und Erhalter des ganzen Universums, führe mich, erleuchte mich, führe mich aus der Dunkelheit der phänomenalen Existenz in das Licht der transzendenten Erfahrung!"

Der wahre Gottsucher wendet sich ständig an das Göttliche. Das menschliche Individuum ist von seiner Verfassung her vom Unendlichen, dem Absoluten, abhängig.

Die Suche nach Gott ist unvermeidlich. Das Absolute zu suchen ist eine konstitutionelle Notwendigkeit des Individuums, das der Mensch ist. Sowohl der Hindu-Heilige wie auch der christliche Heilige - beide beginnen ihre spirituelle Reise, indem sie sich an den allgegenwärtigen, allwissenden, allmächtigen Gott wenden, und beide gelangen sie zu der Erfahrung, dass Gott zu jeder Zeit in ihnen selbst, in allen anderen und überall ist.

Diese "Ich-Du-Beziehung" entwickelt sich allmählich in eine "Ich-Beziehung". "Ich" ist das Faktum, das Substrat, die grundlegende Basis jeder Erfahrung.

Nehmen wir Christus als Beispiel: Ständig hat er sich an Gott als "Vater" gewandt. Er hatte eine Sohn-Vater-Beziehung entwickelt. Er hat stets das unendliche, allgegenwärtige göttliche Sein als Vater angesprochen, und er hat den Vater immer darum gebeten, dass Sein Wille geschehe. Doch diese Auslieferung an den Vater, diese Hingabe an den Vater, diese Abhängigkeit vom Vater, diese fast obsessive Bezugnahme auf den Vater im täglichen Leben hat sich zu einem Zustand der Erfahrung entwickelt, in dem Jesus sagen konnte: "Ich und der Vater sind eins."

Die Ich-Du-Beziehung hat sich aufgelöst und sich zu einer reifen Erfahrung des "Gott-allein-ist" beziehungsweise des "Ich-allein-bin" entwickelt. Keine wahre spirituelle oder religiöse Erfahrung kann eine starke Grundlage haben und sich stetig weiterentwickeln bis hin zu einer tiefen Erfahrung der Letzten Wirklichkeit, wenn nicht die Liebe des Individuums zu Gott, bzw. des Sohns zum Vater, zu einer Einheit mit Gott führt.

Ich spreche mit Gott, indem ich immer
"Du, Du, Du" zu Ihm sage, und Gott antwortet
mir und sagt "Du, Du, Du" zu mir

Je mehr ich "Du, Du, Du" zu Gott sage, desto mehr sagt Gott "Du, Du, Du" zu mir. Er liebt mich unendlich viel mehr als ich Ihn. Lange bevor ich "Du" zu Ihm sagen konnte, hat Er schon "Du" zu mir gesagt, weil Er mich so sehr liebt.

Er ist in meinen Augen, in meinem Atem, in meinem ganzen Wesen. Ich bin mit Ihm verschmolzen, in Ihm untergetaucht. Ich habe keine Existenz außerhalb von Ihm. Wenn ich nach innen schaue und "Du" sage, steht er neben mir und sagt: "Hier bin Ich!" Wenn ich Ihn in meiner äußeren Umgebung anspreche, auch dann steht er da und sagt: "Hier bin ich!"

Er ist überall - innen und außen.

Er antwortet mir durch das Mikrophon, durch den Tisch, durch alles, durch alle Wesen, durch die Luft, den Raum und die Bewegung der Zeit und durch die Ewigkeit.

Er ist der Grund meiner Existenz. Er ist das Bewusstsein meines Bewusstseins. Sogar im Schlaf und in meinen Träumen wird meine Erfahrung Gottes nicht unterbrochen. Sie ist beständig und ewig.

Gott ist auch in dir. Auch du kannst die beständige und ewige Erfahrung Gottes in allen Situationen des Lebens haben.

Gott zu erfahren heißt, grenzenlose Liebe, endlose Wahrheit, ewiges Leben zu erfahren. Du musst das ewige Leben erfahren, solange du noch in diesem vergänglichen, alternden Körper mit seinen Leiden und Schmerzen lebst: In diesen Umständen, in Zeit und Raum, musst du den zeitlosen Gott erfahren, die zeitlose Wahrheit.

Gott hat dich nach Seinem eigenen Bild erschaffen. Er hat dich mit Geist, mit Liebe, mit der Wahrheit, die Sein eigenes Bildnis ist, begabt. Unendliche Liebe ist deine natürliche Eigenschaft. Hass ist etwas Unnatürliches für dich und muss verschwinden. Unwissenheit ist unnatürlich für dich. Gott hat deine wie auch meine Seele aus unendlicher Erkenntnis geformt.

Mein Name ist deshalb "Unendliche Erkenntnis". Ich bin Swami Omkarananda. Om ist unendliche Erkenntnis. Gott hat mich mit unendlicher Glückseligkeit ausgestattet. Ich bin unter allen Umständen glücklich, selbst wenn meine Kleider brennen, tausend Probleme mich umgeben oder der Tod mich anstarrt.

Ich bin in allen Umständen, an jedem Ort und zu jeder Zeit in der Erkenntnis Gottes verwurzelt; ob ich schlafe, gehe, ob ich spreche oder schweige, ob ich allein oder in Gesellschaft bin - immer bin ich in die Erfahrung Gottes eingetaucht. Und dieser Gott ist in dir. Dieser Gott ist all die Blumen hier und die Blätter und das Kerzenlicht, diese Wände und alles andere. Alles kann verschwinden und sich im Bewusstsein des Unendlichen auflösen. Alle materiellen Dinge tragen eine Dimension des Unendlichen in sich. Alles im Raum Existierende hat eine raumlose Dimension. Alles Erschaffene birgt das unerschaffene Sein in sich. Du hast das Königreich des Himmels in dir - du selbst bist es! - Das ist es, was Christus dich gelehrt hat. Das musst du erfahren. Dein Herz ist der Sitz und Thron Gottes.

Bewusstsein selbst ist das Herz, und dieses Bewusstsein ist die Grundlage aller Erfahrungen. Dieses Bewusstsein ist unbegrenzt in seiner Ausdehnung. Niemand könnte vernünftig denken, wäre die Vernunft nicht in der Wirklichkeit verwurzelt, welche die Vernunft aller Vernunft ist. Meine Vernunft ist nicht begrenzt. Sie wird auch von Offenbarung und Intuition unterstützt und getragen. Es gibt keinen Logiker, der größer wäre als ein Mensch der Wahrheitserfahrung. Die Erfahrung der Wahrheit allein macht dich wirklich vernünftig und intelligent.

Die unerleuchtete Intelligenz des Gelehrten, des Theologen
oder des Professors kann dich nicht weiterführen, wenn
es um grund-legende Fragen des Lebens geht

Wir brauchen Leute der Gotterfahrung, der Gottesliebe, Menschen, die in der Wirklichkeit alles Seienden verankert sind.

Sei ein Kenner Gottes! Sieh die Welt durch die Augen Gottes! Gott liebt Seine Kinder unendlich! Wir sind alle Kinder Gottes. Wir sind Sein Herz und können nicht aus Seiner Gegenwart herausfallen. Unsere Existenz ist Seine Existenz. Aus Seiner Existenz hat Er uns geformt. Gott hat uns nicht aus Asche oder Erde geformt; nicht aus Fleisch, Blut und Knochen, sondern nach Seinem eigenen Bild hat Er uns geformt, als ein geistiges Wesen. Er hat Seinen eigenen Geist in uns hineingelegt, Sein eigenes Herz und Bewusstsein. Deshalb sind wir in Wirklichkeit unendliche Liebe, Glückseligkeit, Schönheit, Erkenntnis, Frieden und Freiheit. Alles ist in unserer Seele, die unendliches Leben, ewiges Leben ist.

Ich bin kein sentimentaler Verehrer Gottes, obwohl Hingabe ein Aspekt meiner Persönlichkeit ist, eine Eigenschaft meines Wesens. Ich bin im Grunde ein Denker, ein Metaphysiker und Philosoph. Beständig weise ich der Seele die Aufgabe zu, über die Wirklichkeit nachzudenken, die Welt und das Leben mit den Augen der Wirklichkeit zu betrachten.

Gottes Wirklichkeit hat den reichsten Gehalt an allem, alle Arten von Schätzen sind darin enthalten. Gott kann alles erschaffen, das heißt, Bewusstsein kann alles erschaffen. Und vergiss nicht: Du bist unzertrennlich mit Gott verbunden. Deine Schwächen, deine Sünden, deine Begrenzungen sind nur zeitweilige, flüchtige Phänomene. In Wirklichkeit bist du Gottes eigenes Wesen.

Ich lebe bewusst in der Wahrheit. Ich lebe von der Wahrheit. Ich atme durch die Wahrheit, in der ich völlig verwurzelt bin. Es ist ein Ich in mir, wie auch in dir ein Ich ist. Dieses Ich-Bewusstsein in dir ist unendlich in seinen Dimensionen. Es ist der ständige Beobachter in dir, jemand, der nicht schläft, wenn du schläfst. Ich spreche aus Erfahrung, und nur eine Ansprache, die aus der Erfahrung kommt, ist eine Ansprache, die in Übereinstimmung mit der Wirklichkeit ist, in Übereinstimmung mit Gott.

Es weilt ein unsterbliches Prinzip im sterblichen Körper; es ist ein unwandelbares Bewusstsein hinter den sich wandelnden Gedanken und Gefühlen; das Auge und die Intelligenz Gottes schauen durch deine Augen; der unendliche und ewige Atem Gottes atmet durch deine Nase.

Es ist etwas Bleibendes hinter den Dingen, die vergehen. Es gibt nichts Schöneres im ganzen Universum als mich. Wie ist das möglich? - Hinter meiner hässlichen, alternden Fassade wohnt das allerschönste Wesen, das absolute Bewusstsein, das ewige Bewusstsein, Gott, die Göttliche Mutter, die ewige Schönheit - die Wahrheit.

Die Quelle unendlicher Schönheit befindet sich auch in jeder Frau, in jedem Kind, in jedem Mann. Es ist meine Pflicht, mein Vorrecht, meine Freude, allen Menschen die Erfahrung Gottes zu ermöglichen, sie das Königreich des Himmels erfahren zu lassen, noch während sie ihre täglichen Arbeiten ausführen und ihre Pflichten erfüllen.

 

Der Beobachter

Es ist ein beobachtendes Wesen in dir, ein Ich hinter allem, was in dir ist - eine Existenz, ein Sein.

Was siehst du, wenn du deine Augen schließt? - Sagen wir einmal, du seist dir deines Körpers bewusst. Wir können dann fragen, wer es ist, der sich des Körpers bewusst ist. Etwas in dir weiß, dass deine Intelligenz bewusst ist, dass du einen Körper hast und auf einem Stuhl sitzt. Und du versuchst nun, dieses Bewusstsein zu beobachten, das sich des Körpers und der Welt bewusst ist.

Jener innerste Beobachter in dir, das Ich in dir, stirbt nicht, wenn der Körper stirbt, wird nicht krank, wenn der Körper krank ist, erleidet kein Unglück, wenn du dich in deinem äußeren Leben ins Unglück stürzt. Das Ich in dir ist nicht unvollkommen wie deine Gedanken und Gefühle, und es ist nicht vom Raum-Zeit-Universum und seinen Zuständen betroffen. Das Ich - der innerste Beobachter in dir - ist das Königreich des Himmels, ist Gottes Vollkommenheit in dir. Gott hat dich mit Seiner eigenen Vollkommenheit ausgestattet. Er hat dich hervorgebracht. Natürlich ist dein Bewusstsein im - täglichen Leben rundum voller -Unvollkommenheiten: das ist deine äußere Erfahrung.

Doch wende deinen Blick nach innen und finde dich Gott gegenüber! Gott ist in dir gegenwärtig als das Leben deines Lebens, als das Bewusstsein deines Bewusstseins, die Intelligenz deiner Intelligenz, die Seele deiner Seele. Und nicht nur du allein hast diese Seele der Seele, Gott, Wahrheit oder Sein genannt, sondern alle anderen tragen sie ebenfalls in sich. Alle Wesen sind Gott, insofern es für sie unmöglich ist, ohne Ihn zu existieren. Kant sagt, dass es in allem ein Ding-an-sich gibt, das der Urgrund des Daseins ist. Dieses Substrat der Existenz ist in allen gegenwärtig. Doch ist das Sein kein leeres Nichts; es ist voller Kraft, Erkenntnis, Feuer, Macht, Schönheit und unendlichen Möglichkeiten aller Art. Eine Einsicht in dieses Sein ist möglich, indem wir unser eigenes Bewusstsein analysieren.

Denke nur einmal an dein Bewusstsein, wenn es träumt und im Traum ganze Welten erschafft! Dein Traumbewusstsein kann alle möglichen Wunder erschaffen. Alle Erfahrungen der Traumwelt werden von deinem Bewusstsein erzeugt. Dein Bewusstsein ist eine schöpferische Kraft, die alles enthält. Es ist Schönheit darin, und es kann Tiere, Berge, Wasser, Meere, Himmelsräume und alle möglichen Dinge erschaffen. Alle Energien sind im Bewusstsein. Im Traum bist du ein Schöpfer, weder Mann noch Frau, weder jung noch alt. Im Traum bist du eine Kraft des Bewusstseins, nicht der und der Mann oder die und die Frau.

Dieses schöpferische Bewusstsein ist kein Produkt der Umgebung. Es ist kein Produkt der Gehirnzellen. Es basiert auf dem Sein, und das Sein in dir hat keine Grenzen.

In diesem schwachen, kleinen, verletzlichen Körper wohnt ein unendliches Sein, eine unbegrenzte Existenz.

 

Es gibt nichts außerhalb von mir

Je weiter ich in meinem Bewusstsein gehe, desto mehr sehe ich. Je mehr ich mein eigenes Sein erforsche, desto mehr sehe ich, dass alles innerhalb desselben Einen ist.

All die zahllosen kosmischen Systeme sind in die Ausdehnung meines Seins und Bewusstseins eingeschlossen.

Und das gleiche Sein-Bewusstsein ist in dir. Die Natur wird dir eines Tages die Erfahrung der Unendlichkeit deines eigenen Seins erschließen, denn es ist deine Bestimmung.

Du bist wie ein Baum, der Blüten hervorbringt und dann Früchte trägt. Das ist die Bestimmung des Baums. Du bist eine Schöpfung Gottes in Gott. In dir, außerhalb von dir, über dir, unter dir ist nichts als die unendliche Kraft und Macht, die man Gott nennt, unendliches Bewusstsein oder das Königreich des Himmels.

Dieser Himmel ist Vollkommenheit, Fülle. Es ist eine Unendlichkeit an Liebe in deinem Bewusstsein. Anstatt das zu wissen und zu erfahren, bist du andauernd in den Gegensätzen von Liebe und Hass und hässlichen menschlichen Schwächen gefangen. Es wäre besser für dich, du würdest dich bewusstseinsmäßig schnell von diesen Dingen zurückziehen, wenn auch nicht vom praktischen äußeren Leben, und über deine wirkliche Stärke nachdenken, über die Unendlichkeit der Liebe, die Unendlichkeit der Schönheit, mit der Gott deine Seele, dein Herz und dein gesamtes Wesen geformt hat. Der Schöpfer selbst hat sich in deinem inneren Wesen eingenistet. Seine Möglichkeiten sind deine Möglichkeiten; Sein unendliches und ewiges Leben ist dein unendliches und ewiges Leben.

Wenn du auch nur über diese Dinge nachdenkst und sie verstehst, wirst du daraus gewaltige Freude beziehen können, und deine Ängste werden verschwinden.

Nichts ist praktischer als ein wahrhaft religiöses Leben

Es ist das praktischste Leben, das positivste Leben, in dem es etwas wie Idealisierung und Glaubensschwärmerei nicht gibt. Und so ein religiöses Leben ist bei weitem kein Eskapismus, Im Gegensatz dazu kann man aber das materiell ausgerichtete Leben des Menschen in der Welt wohl als Eskapismus bezeichnen.

Das Leben eines jeden Individuums auf dieser Erde, das ein Leben in Begrenzungen führt und nur für materielle Werte lebt, ist Eskapismus Wirklichkeitsflucht!

Alle, die so leben, fliehen vor der Wirklichkeit, die Gott ist, und versuchen in den Begrenzungen eines menschlichen Lebens, einer materialistischen Existenz dem zu entkommen, was ihre eigene Wesensnatur ist, nämlich der Wahrheit einer unendlichen Existenz und Wirklichkeit.

Gott hat den Menschen mit grenzenloser Liebe ausgestattet, mit der Wirklichkeit einer unendlichen Existenz. Die Wahrheit ist das Leben deines Lebens, die Seele deiner Seele. Solange du nicht mit der Wahrheit, welche die Wirklichkeit ist, verbunden bist, kannst du keinen Halt am echten Realismus haben; du bist in die Begrenzungen des menschlichen Lebens geflüchtet und lebst für materialistische Werte. Du hast dich selbst von der Wirklichkeit des göttlichen Königreichs abgeschnitten.

Nur ein geistiges Individuum ist in der Wirklichkeit
des unendlichen Seins, in der Wirklichkeit Gottes
und des Ewigen Lebens verwurzelt

Solange du in deinem täglichen Leben nicht das Bewusstsein und Gewahrsein der Wirklichkeit Gottes hast, ist dein Leben nicht im Realismus verankert, und du hast dein Haus auf Sand gebaut. Wenn das Ewige dein Haus nicht mit Seinen Händen baut, wird es nicht von Dauer sein. Lasse die Hände des Ewigen, die in dir sind, wirken! Lasse die Intelligenz des Ewigen, die in dir ist, aktiv werden! Lasse die Schönheit, Weisheit und Liebe des Ewigen durch dich zum Ausdruck kommen! Dann ist dein Leben auf die Wirklichkeit gegründet, das Unveränderliche und Unvergängliche, das ewige Leben.

Erfahre das ewige Leben, bevor du diesen Körper verlässt! Erlange das Wissen vom ewigen Leben, dann werden die Ängste deines täglichen Lebens verschwinden, du entdeckst das Geheimnis unbegrenzter Stärke, das Geheimnis absoluter Furchtlosigkeit, das Geheimnis, wie du ein Empfinden der Fülle in allen Umständen des Lebens erlangen kannst, indem du mit Gott bewusste Beziehungen anknüpfst.

So wie dein Herz in dir pocht, so pocht es in allen, es ist ein universelles Phänomen: es schlägt im Mann, in der Frau, im Kind, im Tier, im Baum und im Atom. Die Gegenwart Gottes ist überall. Sie ist in unserer Seele, sie ist im Raum, sie ist oben und unten, überall. Und diese Gegenwart Gottes, dieses Sein Gottes, aus dem wir und alles andere gemacht sind, ist voll von Vollkommenheiten, Kräften, Herrlichkeiten, Möglichkeiten. Sie besitzt ewige Schönheit, ewige Macht, unzerstörbare Macht. Alles ist in dieser Gegenwart Gottes enthalten, darum wird sie Königreich genannt, oder in poetischer Sprache "der wunscherfüllende Baum". Alle deine grundlegenden Wünsche werden von der Gegenwart Gottes in dir erfüllt. Der Mensch sehnt sich nach Glück, Frieden, Freiheit, Schönheit, ewigem Leben, nach jeder Form von Vollkommenheit, grenzenlosem Wissen. Die Gegenwart Gottes in dir kann dir all das geben. Es ist Gottes Königreich, es ist Gottes Vollkommenheit.

Du bist der Träger des Königreichs des Himmels. Du hast alles, was du brauchst, in dir. Aber du weißt es nicht! Um diese wunderbaren Tatsachen zu erfahren und zu deinem alltäglichen Erleben zu machen, musst du Reinheit des Herzens und Liebe entwickeln. Lasse deine Liebe immer stärker und umfassender werden! Dabei spielt es keine Rolle, welcher Religion du angehörst, denn alle Religionen sind Religionen Gottes. Und in allen Religionen steht die Ich-Du-Beziehung, die Beziehung des menschlichen Individuums zu Gott, am Anfang. Alle Religionen können dir endlosen Frieden geben und ewiges Leben. Alle Religionen fußen in der Wirklichkeit: sie gehen von der Wirklichkeit aus und enden in der Wirklichkeit. Die Wirklichkeit ist Herz und Seele einer jeden wahren Religion.

Fanatismus, sich eingrenzen, Unterschiede machen, irreführende und falsche Konzepte - das sind alles die gewöhnlichen Merkmale von so genannten Gelehrten, die der Intuition und der inneren Offenbarung beraubt sind. Wir müssen das Leben mit der Schau Gottes sehen. Wir müssen aus dem Bewusstsein eines grenzenlosen Friedens und unendlicher Freude leben, eines Bewusstseins, welches das Herz unseres Herzens und die Seele unserer Seele ist.

Du musst es nur sehen:
Dein Leben ist reich, mächtig, höchst positiv,
unerschütterlich glücklich

Jede Aktivität ist wunderbar, wenn du mit einem Teil deines Wesens der unendlichen Hilfe bewusst bist, die dir zur Verfügung steht. Tue alle deine Arbeiten zur Ehre der Göttlichen Wirklichkeit, welche die Quelle aller Energien, aller Kräfte, allen Wissens, aller Kunst ist. Du bist jede Sekunde von Angesicht zu Angesicht mit Gott. Das ist meine Erfahrung, keine spekulative Theorie! Forschung ist mein Beruf. Ich bin immer mit Forschungsarbeit beschäftigt: Geheimnisse über Geheimnisse bieten sich mir dar, im Universum, in meiner Seele, in deiner Seele, im gesamten Sein. Es gibt Wunder innerhalb von Wundern, Welten innerhalb von Welten, sogar in rein physikalischer Hinsicht. Dein körperliches System - der biologische Organismus - ist ein unglaubliches Wunder innerhalb anderer Wunder! Alle möglichen Funktionen laufen da ab. Es gibt Computer, Heiler, aber auch Feinde in dir. Alle Arten von Dingen und Wundern wie der Herzschlag, die Blutzirkulation und das Ein- und Ausatmen.

Und es gibt endlose Wunder im Geist und in der Intelligenz, Welten innerhalb von Welten, unsichtbare Welten, sichtbare Welten, alle Arten von Welten. Wir leben ständig innerhalb der Geheimnisse Gottes, sie sind da, und es gibt nicht so etwas wie ein leeres Nichts! Jedes kleine Fleckchen Raum ist ein Samenkorn des unendlichen Bewusstseins, ein Zentrum des unendlichen Bewusstseins. Mein Herz ist überall im Universum. Es ist transzendent, es ist immanent. Mein Herz ist dein Herz, und dein Herz ist Gottes Herz. Und Gottes Herz ist das Herz der Blume; und das Herz der Blume ist auch im Licht anwesend. Wenn du das Licht auslöschst, ist das Herz immer noch da; wenn du den Raum zerstörst, ist das raumlose Herz Gottes immer noch da; wenn du meinen Körper tötest, ist mein Leben immer noch aktiv, mein Herz schlägt noch immer und meine Seele ist immer noch da, hier und überall, wie der Raum, der überall ist, auch jenseits des Jupiter und jenseits der Galaxien und des ganzen Universums. Der Raum dort ist der gleiche Raum wie der Raum hier.

Unendlich größer als Raum ist die Seele, das Herz, das Sein Gottes, des Gottes, der den Raum erhält, indem es den Raum in sich selbst trägt. Und dieses Sein Gottes bist du; dieses Sein Gottes bin ich. Ich habe keine Ängste, keine Sorgen, keine Wünsche. Ich brauche nichts. Eine unendliche, immer verfügbare Glückseligkeit wohnt in mir. Feuer kann mich nicht verbrennen, Atombomben können mich nicht berühren, obschon deine schwache Hand meine Kehle würgen könnte. Die Seele in mir, die Intelligenz in mir wird nicht vom kochenden Wasser verbrüht, nicht vom Feuer versengt und nicht von einer Hand erwürgt. Niemand kann mich berühren. Obwohl ich die Hände der Leute schüttle, hat niemand mich berührt. In mir ist die Seele Gottes, das Leben Gottes, die Wahrheit Gottes, die man "das Sein" nennt.

Das Gleiche ist in dir, im Kind, in der Mutter, im Mann und in der Frau. In der Frau, wie schön oder hässlich sie auch sein mag, sehe ich das wesenhafte Prinzip. Meine Vision, mein Sehvermögen, meine Intelligenz, meine Liebe, mein Herz und meine Weisheit haben im essentiellen Element in dieser Frau ihren Mittelpunkt; und dieses essentielle Element ist die Wahrheit, ist das Sein, ist Gott, ist das Königreich Gottes, das allvollkommen ist.

Du sagst, diese Frau da sei hässlich. In der hässlichen Frau wohnt ein allschönes Wesen, das schönste Wesen. Und dieses Wesen ist wirklicher als ihr hässlicher Körper. In der alternden Frau befindet sich eine nicht alternde Persönlichkeit. Es ist dies die nicht alternde Persönlichkeit, in der ich gegründet bin, und darum bin ich reich, alle Dichtkunst der Welt ist in meinem Kopf, alle Religionen, alle Wissenschaften.

Wenn wir von Gnade sprechen, sagen wir damit
gleichzeitig, dass die Hölle nicht existiert

Die Hölle kann nur für eine Person existieren, die von Gott abgeschnitten ist. Ein begrenztes Wesen mit begrenzter Erkenntnis, mit wenig Liebe und Glauben, mit begrenzter Güte, begrenzter Selbstlosigkeit und Reinheit - nur eine solche Person kann großes Unglück erleiden. Vergessen wir nicht, dass Gott überall dort ist, wohin wir gehen. Das ist eine Erfahrungstatsache. Der Raum ist überall, und Raum wurde von Gott erschaffen. Der Raum befindet sich in Gott und besteht aus der Substanz Gottes. Und wohin du auch gehst, da ist Raum, und weil sich der Raum in Gott befindet, und Gott subtiler ist als Raum, begegnest du überall Gott, der alles Licht und Wissen, alle Kräfte, alles Leben, alle Schönheit, alle Wunder und Herrlichkeiten in Sich schließt. Wo immer Gott ist, da ist unendliche Glückseligkeit, eine Fülle an Glück. Und das sind keine leeren Worte: Es ist meine eigene Erfahrung und die Erfahrung der Autoren der Bibel und vieler anderer: "In deiner Gegenwart, O Herr, ist die Fülle der Freude!", sagt auch die Bibel. Wo immer Gott ist, ist grenzenloses Glück. Und wo ist Gott? - Überall! Er ist in deinem Herzen gegenwärtig als Bewusstsein, als ewiges Leben, als Sein, als das Substrat und der tragende Grund deiner Seele und deines Wesens. Er ist auch in anderen gegenwärtig; auch im Raum ist Er anwesend, wie auch in der Zeit. Er ist zeitlos, und doch ist er in der Zeit anwesend. Er ist raumlos, und doch ist er im Raum anwesend. Er ist kein Mensch, und doch wohnt Er im Herzen des Menschen.

Er ist nicht endlich, Er ist unendlich, und doch ist er in den endlichen Wesen. Er ist absolut, doch gegenwärtig in den Individuen. Und wir alle sind Individuen. Betrachte einmal, welche Individuen wir sind: Jeder Mensch trägt in sich das Absolute, die Unendlichkeit.

Wenn du die Fähigkeit, Weisheit und Kraft der Reinheit hast, die Kraft der Hingabe, der Liebe, der Erkenntnis, der Einsicht in die göttliche Weisheit, dann hilft dir das, in dein Bewusstsein hineinzusinken; und wenn dies geschieht, dehnst du dich sofort über den ganzen Kosmos aus. Alles wird erleuchtet, du sinkst in das Herz des endlosen und unendlichen Göttlichen Lichts, das immer wach ist, das ein immer leuchtendes Licht in dir ist: das Bewusstsein Gottes.

Es ist das selbstleuchtende Licht in mir, das immer wach, immer vollkommen ist. Es braucht keinen Schlaf. Der Körper schläft, aber das, was in mir ist, das, was ich bin, schläft nicht. Ich erfahre mich selbst als wach, auch wenn ich schlafe.

Es gibt ein Prinzip in mir, das nicht spricht, wenn ich spreche. Es ist ganz Stille. Das Bewusstsein im mir, das Sein in mir, das Bild Gottes in mir, die Seele im mir, die Wirklichkeit in mir ist still und lächelt. Warum? - Weil die Natur der Wirklichkeit endloses, unendliches Glück ist.

 

 

 

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