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ZWEIMONATLICH

Jahr 38

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ


Aktuelle Ausgabe

September/Oktober 2003

 
INHALT

Der ewige Zeuge (Sureshwara)

Swami Omkarananda
Spirituelle Psychologie
Die Schau des Mystikers
Das Ebenbild Gottes

 

Der ewige Zeuge
Ob es die Gestalt der Sterne ist oder die eines Sandkorns, ein kleines Kind oder ein Baum, ein Vogel oder ein Fisch - in allen ist dieselbe Sonne. All diese sind innerhalb dieser Sonne Gottes. Alles ist in Ihm und Er ist in allem. Es gibt nur einen Seher, den unendlichen Seher, den ewigen, absoluten, endlosen, bedingungslosen Seher. Er ist allgegenwärtig. Er ist allsehend. In Ihm ist wahre Macht, weil Er alleine ist. Hier gibt es keine zwei Dinge, keine Gegensätze. Da gibt es keine andere Kraft, die dieser einen Macht Widerstand leisten könnte. Dieser Seher in dir ist Gott, ist die Wahrheit. Erkenne diese Wahrheit! Erkenne Gott. - Das ist Wahrheit. Verwirkliche sie, erfahre sie, lebe als diese Wahrheit! Finde dich selbst in allem und jedem wieder! Freue dich darüber, denn dein Licht ist in allen. Deine grenzenlose Freude ist in allen! Das ganze Universum existiert in deiner Freude. Das ganze Universum ist nur ein kleiner Teppich in einem grenzenlosen Raum, der alles transzendiert, was du im Außen wahrnehmen kannst.

Das ist deine Seele - und diese ist unermesslich.

Swami Omkarananda

"Mit jeder Wiederholung des Mantras verstärkt der Gottsucher seine Konzentration auf den Zeugen, den Beobachter in allen Wesen und Dingen, den Zeugen in der gesamten Schöpfung, den Beobachter in allen diesseitigen und jenseitigen Welten, den Zeugen, der sich seiner selbst im eigenen Bewusstseinslicht gewahr ist und die Dreiheit der Erfahrung transzendiert."

Swami Omkarananda

Und dieser Zeuge ist das göttliche Selbst, Paramatman. Ohne ihn existiert nichts. Er ist es, der allein durch seine Anwesenheit die Millionen Welten ins Leben ruft - wie die Sonne, die einfach nur aufgeht und leuchtet, und dadurch alle Wesen sich in tausendfache Aktivitäten stürzen lässt.

Es ist die Kraft des "Herrn", Shakti, die bewirkt, dass dieses Spiel der Welt erschaffen wird. Er selbst ruht unbewegt in sich allein, seiner selbst gewahr als die Unendlichkeit des Seins, des Bewusstseins und des Glücks. Er ist der große Zeuge, der unendliche, unbegrenzte, transzendente Hintergrund des kosmischen Dramas; ohne Ihn gibt es nichts, und ohne seine göttliche Kraft Maha-Shakti kannst du nicht einmal deine Hand erheben, um Zeilen wie diese hier niederzuschreiben.

Nichts in dieser Welt und jenseits von ihr ist außerhalb des unveränderlichen Zeugen, der unendliches Sein und Bewusstsein ist. Der "Herr", Shiva, ist Sein, seine Kraft Bewusstsein, sein Wesen Glückseligkeit: Sein, Bewusstsein, Seligkeit - Sat Chit Ananda. - Und das bist du!

Dieser Zeuge ist in dir! Oder wahrer ausgedrückt: Du bist dieser Zeuge. Denn wie könnte dieser Zeuge als Zweiter in dir sein, da Er doch allumfassend die ganze Schöpfung in sich enthält und sein Wesen endlose Transzendenz ist? - Nichts kann ihn fassen, und auch nicht dein kleines Herz, das an flüchtigen Dingen und trügerischen Schätzen hängt, davon erfüllt ist und sich mit ihnen identifiziert.

Es ist die Gnade des "Herrn", dass Er sich in dich "hineinbegeben", wesentlich eins ist mit dir und nichts von allen Schätzen, die Ihm eigen sind, für sich allein zurückgehalten hat. Er hat dich nach seinem Ebenbild geformt und erschaffen. Und dahin, zum Schöpfer dieses Ebenbildes, wirst du zurückkehren, wenn du, nach langer Suche ermattet, feststellen musst, dass das Glück, das du suchst, der Frieden, die Freude und die Vollkommenheit, nicht außerhalb deiner selbst liegen, sondern dass du sie die ganze Zeit, auf allen langen und ermüdenden Wegen, mit dir herumgetragen hast, ohne es auch nur zu ahnen.

Das ist das größte Paradox: Der Träger des Himmelreichs des unendlichen, immer neuen und sich selbst erneuernden Glücks und Friedens versucht, Glück und Frieden außerhalb dieses Reichs zu finden, in einer flüchtigen Erscheinungswelt, die von Anfang an dem Untergang geweiht und vom Spiel der Gegensätze geprägt ist.

Dort nämlich wird er nichts finden als sich endlos wiederholende Zyklen von Entstehen und Untergang, Untergang und Entstehen, während doch der allumfassende, zeitlose, raumlose Zeuge, der sein innerstes Herz und eigentliches Wesen ist, weder Anfang noch Ende kennt, weder Raum noch Zeit, weder Glück noch Unglück, weder Ruhelosigkeit noch Ruhe, weder Krieg noch Frieden - sondern immerdar in der unbeschreiblichen Ekstase reinen Seins ruht, einer Ekstase, die zugleich höchste Bewegung und höchste Ruhe ist - ewig unbegreiflich für das Denken.

Was kann über diese Wahrheit, die der Zeuge oder Beobachter ist, ausgesagt werden, ohne dass wir sie auf den gegenwärtigen Stand unseres Wissens und unserer Erkenntnisfähigkeit herunterholen?

Denke einmal darüber nach! - Vielleicht wird dann einmal, nach Sekunden oder Jahrzehnten des Nachsinnens und der Meditation, plötzlich die Wahrheit aufblitzen. "In einem einzigen Augenblick sollst du wissen, wer du bist ..." (Kabir)!

Alles ist das Werk seiner Gnade - vom anfanglosen Anfang bis hin zum endelosen Ende ...

Was bleibt zu tun? - Wir können uns der höchsten Macht nur ausliefern - vollkommen ausliefern und uns Ihr ganz anvertrauen - und wenn wir das getan haben, haben wir alles getan; denn dann werden wir sehen, dass es außer dieser höchsten und einzigen Macht und Kraft nichts gibt - und wir sind eins mit ihr.

Die Illusion des Getrenntseins, der Gegensätze und Leiden ist für immer verschwunden.

Sureshwara

 

 
Um die spirituelle Energie aktiv zu erhalten, sollten wir in einer spirituellen Umgebung leben und möglichst von Zeit zu Zeit einen besonderen Zustrom spirituellen Lebens in uns aufnehmen.

Lasst uns erkennen, das es die allumfassendste Pflicht unseres individuellen Geistes und Organismus ist - sei es in dieser oder einer anderen Welt -, ein intensives spirituelles Leben zu führen, ja sogar, dass unser eigener Geist ein kooperierendes Element in der kosmischen Evolution darstellt, dass er wesentlicher Bestandteil der höchsten Macht ist.

Frederik W. H. Myers

Kein Mensch ist eine einfache Einheit, ...

... und keine Wissenschaft vom Menschen kann den Anspruch erheben, den Menschen in wahrer und angemessener wissenschaftlicher Weise zu erfassen, ohne dass sie nicht wenigstens die unentbehrlichsten Elemente der relevanten Erkenntnisse anderer Wissenschaftszweige in den Bereich ihrer eigenen Forschung mit einbezieht oder sie wenigstens zur Kenntnis nimmt.

Der Mensch weist in seiner Struktur mehrere Dimensionen auf. Er ist gleichzeitig eine Verkörperung im physischen Bereich und ein mentales Phänomen sowie eine geistige Wesenheit. Er muss nicht nur den Hunger des Körpers und den Durst der vitalen Triebe berücksichtigen, sondern schuldet auch den Ansprüchen des psychischen Wesens wie auch dem moralischen und geistigen Streben gleiche, wenn nicht gar höhere Beachtung.

Keine Wissenschaft dieser Welt kann mit Überzeugung behaupten, den Menschen durch und durch erkannt zu haben. Diese Begrenztheit unseres Wissens schränkt auch Sinn und Wert, Bedeutung und Anwendbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse ein. Diese Tatsache verpflichtet jede wissenschaftlich wertvolle Psychologie, den höheren Einsichten in das Phänomen Mensch, wie wir sie nicht nur aus den Sozial-, Geistes- und Naturwissenschaften, sondern auch aus der zeitlos gültigen philosophia perennis, der geistig-mystischen Erfahrung der Völker vieler Kulturen vorfinden, Beachtung zu schenken und daraus eventuell weitere wichtige Informationen zu entnehmen.

Kann die Psychologie eine der Totalität des Menschen gerecht werdende Wissenschaft sein?

Die Psychologie kann nicht den Anspruch erheben oder sich auch nur den Anschein geben, als würde sie den Menschen in seiner Ganzheit wissenschaftlich erfassen. Schon ihrer eigentlichen Natur, ihrem Geist, ihrer Zielsetzung und Funktion nach schließt sie Dutzende der grundlegendsten Faktoren menschlicher Erfahrung nicht in ihr Blickfeld und den Umkreis ihrer experimentellen Untersuchungen, Erklärungen und beratenden Hilfestellungen mit ein, obschon diese in die äußerst komplexen und subtilen Vorgänge des menschlichen Bewusstseins mit einbezogen sind, das seinerseits wiederum nicht, wie von der modernen Psychologie behauptet, vom Mechanismus des Gehirns abhängig ist, auch wenn dieser für sein objektives, physisches und sinnenhaftes Funktionieren, für Ausdruck und Erleben unentbehrlich ist. Nur eine unkritisch-dogmatische, bruchstückhafte und irreführende Sichtweise, so nützlich sie in anderer Hinsicht auch sein mag, kann zu der Vorgabe führen, dass der Mensch nicht mehr als ein psychologischer Organismus sei, der seinerseits wieder das Physische zur Grundlage hat, von der er ausgeht und seine Wirksamkeit ableitet.

Aufgrund unerbittlicher Logik kann Vernunft unmöglich an der Wahrheit vorbeisehen, dass der Mensch vor allem und zuerst das alles umfassende und dennoch alles überschreitende metaphysische Prinzip darstellt, ohne das es kein physisches Leben mit seinen Funktionen und Erfahrungen und auch kein soziales Verhalten und Erleben gibt.

Der Gedankenverlauf einer geradlinigen und strengen Vernunft muss auf folgenden Punkten beharren:

1. Das Universum fordert für jede gültige Erklärung der Gesamtheit seiner schwer erfassbaren Tatsachen die Annahme einer präexistenten Wirklichkeit innerhalb und jenseits seiner Prozesse.

2. Bei tieferer Erforschung erweist sich die ganze Natur ihrem inneren Aufbau nach als geistig, als zweckhaft in ihren wesentlichen Funktionen und als evolutiv in ihren grundlegenden Bewegungen und Tendenzen.

3. Das menschliche Bewusstsein hat als wesentliches Merkmal nicht nur die Freiheit, sondern es ist einzigartig als die substantivische Grundlage aller Erfahrung und Erkenntnis und liegt völlig außerhalb der Kategorien wissenschaftlicher, mechanistischer und naturalistischer Interpretationen.

4. Ethische Werte, ethische Tätigkeiten und Hemmungen beruhen auf teleologischen (= Lehre von der Zweckmässigkeit bes. der Natur und der Lebensvorgänge), auf ein Sinnziel und auf axiomatische (= die Lehre von den Axiomen betreffend; Axiom= Grundsatz, der unbeweisbar ist und keines Beweises bedarf.) Werte ausgerichteten Gründen und werden durch diese gerechtfertigt. Sie können aufgrund einer Verschiedenheit der jeweiligen Ordnung der Wirklichkeit und des Gewahrseins vom Standpunkt des Naturalismus, des mechanistischen Denkens und des Materialismus aus weder angegangen noch erklärt werden.

Die Einzigartigkeit und Überlegenheit des wahrnehmenden und erkennenden Individuums, beziehungsweise Bewusstseins

Die naturalistische Epistemologie oder Erkenntnislehre beharrt auf einer glatten Absurdität, wenn sie all unser Erkennen auf einen so oberflächlichen, äußerlichen und eng begrenzten Bereich beschränkt, wie es das Gebiet darstellt, das sich allein durch natürliche Ereignisse und die zwischen diesen bestehenden Beziehungen ergibt. Sie betrachtet das Bewusstsein, beziehungsweise das wahrnehmende und erkennende Individuum, als ein abgeleitetes Sekundärphänomen, das kaum berücksichtigt zu werden braucht.

Als wirklicher, fester Ausgangspunkt aller Wahrnehmung genießt das erfahrende Subjekt - der wahrnehmende, erkennende Mensch als zentrales Bewusstsein - jedoch den höchsten ontologischen* Status und ist zugleich wesentliche Voraussetzung aller Erkenntnis, auf die alle Objekte in ihrem Offenbarwerden und ihrer Wirklichkeit bezogen sind.

Darin hat ja alles, was wir erfahren, erst seinen Ursprung. Durch dieses - das erfahrende Subjekt - wird die Materie erst erhellt und erkannt.

Trotz dieser unbestreitbaren Tatsache unterdrückt der Naturalismus das erfahrende Subjekt, setzt es auf eine Stufe unterhalb des erfahrenen Objekts herab und löst den menschlichen Geist in Materie auf, wobei er sich falschen Prinzipien und irreführenden Annahmen überlässt. Als philosophische Theorie kann er keinerlei Autonomie des Geistes in Betracht ziehen, so wenig wie die Willensfreiheit. Auch kann er der Verstandesfunktion keinerlei spontanes schöpferisches Wirken zugestehen.

Der Rang und die Rolle des menschlichen Bewusstseins im Plan der Erkenntnis, der Erfahrung und Evolution

Das Bewusstsein als das, was nicht aus der raumzeitlichen Bedingtheit hervorgeht, sondern sui generis (= lat. nur durch sich selbst eine Klasse bildend; eigener Art, für sich) der Faktor ist, der die Erkenntnis erhellt, hat offensichtlich überall höchste, vorrangige Bedeutung für die bewusste Erfahrung. Es ist Vorbedingung aller Erkenntnisprozesse und spielt eine wirksame Rolle bei der Darstellung aller Zustände des psycho-physischen Organismus, bei der Lenkung des Willens und in dem Bemühen, seine Erkenntnisfähigkeit auf die Prozesse und Phänomene der Natur anzuwenden. Das Bewusstsein untersteht dem Einfluss von Idealen, die es selbst geschaffen haben mag, wobei durch Vermittlung von Idealen und bewussten Energien die Persönlichkeitsprägung und der Verlauf des äußeren Lebens beeinflusst wird; in dieser aufsteigenden Entwicklungsfolge der Selbstheit bringt es die von Kant dargelegten Welten des geistig Erfassbaren und des Mechanischen, der Willensfreiheit und Determiniertheit, der inneren freien Antriebe und des äußeren Zwangs zu einer Synthese und vereinigt so das Bewusste und das Chemische von der dem Naturalismus (= philosophische Denkweise, die das Übernatürliche ablehnt) entgegengesetzten Seite aus.

Für jemanden, der reichlich über geistige Weisheit und Erfahrung verfügt, der sich des wunderbaren Erblühens der im menschlichen Bewusstsein schlummernden schöpferischen Kräfte bewusst und aus unwiderstehlichem Drang heraus geneigt ist, der Menschheit zur Erkenntnis der ihr innewohnenden Möglichkeiten zu verhelfen, ihr Leben zu der erreichbaren Erfüllung hin anzuleiten und ihr Tun sinnerfüllt, gesegnet und schöpferisch zu gestalten, stellt das Bewusstsein die Grundlage aller Erkenntnis, den zentralen Schlüssel für die Bedeutung der Dinge, das Sesam-öffne-dich für die Rätsel des Lebens und die Seligkeit des Seins dar.

Die Grenzen der physiologischen Psychologie

Schon der physische Körper offenbart in Struktur und Funktion eine Komplexität, die ohne Eingeständnis eines vorher bestehenden, der Materie innewohnenden und sie transzendierenden Bewusstseins nicht erklärbar ist. Ohne das richtige Verständnis des Primats, Übergewichts und der wahren Natur des Bewusstseins besitzt keine Wissenschaft ein festes Fundament.

Die phänomenalen Erfolge und Errungenschaften naturwissenschaftlichen Experimentierens und Denkens brachten Erkenntnisse über den menschlichen Körper mit sich, die ihn als das erkennen lassen, was er ist: ein Kosmos voller Wunder, ein sich ununterbrochen im Fließgleichgewicht befindlicher Organismus, eine wundervolle Apparatur, die mit ihren komplexen Strukturen und Staunen erregenden Vorgängen für den betrachtenden Geist die unvergleichlich hohe Kunst und das unmissverständliche Wirken der Kraft der göttlichen Intelligenz widerspiegelt.

 

Das Prinzip der Wahrnehmung

Das Ziel des Weisen wird immer darin zu sehen sein, dass er seinen Standpunkt auf dem Prinzip der Wahrnehmung aufbaut, einem Prinzip, das sich selbst wahrnimmt und durch nichts außerhalb seiner selbst wahrgenommen werden kann, einem Wahrnehmungsprinzip, ohne das es keinerlei Art gewöhnlicher menschlicher Wahrnehmung gäbe und geben kann.

Die einzigartige und letztgültige Entwicklung - speziell im alten indischen Denken - besteht in der Konzeption des inneren Geistes, der das Wahrnehmungsobjekt erkennt oder empfängt, indem er selbst dessen Gestalt annimmt.

Ein weiterer Zug dieser einzigartigen Sichtweise mit Einblick in das Wie und Warum der Dinge und Phänomene liegt in dem Standpunkt, der besagt, dass diese Erkenntnis durch Identität, die über das menschliche Gemüt erlangt wird, lediglich empirisch ist und es eine weitere Erkenntnis durch Identität über das höhere Bewusstsein gibt: Diese Erkenntnis ist die Gültige und Wirkliche und nur sie liefert die ewig wahre, reale und grundlegende Einsicht in das Wesen der Wahrheit und aller Dinge.

Der menschliche Geist - sein Wesen und seine letzten konstruktiven Möglichkeiten

Von seinen unfehlbaren und ewig gültigen Intuitionen geleitet wird der spirituelle Forscher dahin geführt, im menschlichen Geist und Gemüt nicht so sehr das Substrat der organischen Totalität zu sehen, also das Substrat dessen, was solchen psychischen Strukturen und Prozessen wie dem Bewussten und Unbewussten zugrundeliegt, als vielmehr eine nach außen weisende, differenzierende, zerstreuende, abgrenzende, unterteilende negative Kraft, die viele Ebenen, Stufen, Ausdrucks- und Tätigkeitsgebiete umfasst. Er nähert sich damit dem hier umrissenen menschlichen Gemüt und Geist mit hundert Techniken, um ihm die Energie für Abwärtsbewegungen, für entstellendes Tun und störende Erfahrungen zu entreißen und seinem Inneren die Kraft einzupflanzen, die die Wahrheit erkennt, wo immer sie sich findet, die in der Vielfalt der Dinge die Einheit sieht und die Gottheit anbetet, wo immer er sich hinwendet. Auf diese Weise wächst in ihm die Kraft zur Verbreitung des Erkenntnislichts und er vermag Taten unsterblicher Güte auszuführen.

Aufgrund der Analyse stellen wir fest, dass unsere psychologische Natur, die sich unter anderem aus dem Zusammenspiel verschiedener Notwendigkeiten, Strebungen und Triebe ergibt, für uns etwas Äußerliches darstellt

Unsere psychologiche Natur ist etwas anderes als unser wahres Sein und Wesen. Sie ist etwas Nichtwesentliches, auch wenn sie erfahrungsmäßig-pragmatisch einen - wenn auch problematischen - Teil unseres wirklichen Selbst darstellt.

Unser wesentliches Sein ist das unberührte, alles transzendierende unendliche Bewusstsein von absolutem Reichtum und unschätzbarem Wert.

Auch wenn der Mensch äußerlich betrachtet ein vorwiegend psychologisch bedingtes Wesen darstellt, ist er im Eigentlichen doch ein überpsychologisches Individuum. Psychologische Untersuchungen und psychologische Experimente sind nicht imstande, eine wahre Erkenntnis des Menschen zu vermitteln, weil dieser grundlegend und wesentlich ein metaphysisches Subjekt ist. Er ist nichts ohne das Sein - die Existenz - in ihm, und diese Existenz wiederum ist das erste Grundprinzip aller Metaphysik.

Das praktische Leben des Alltags hat weder wirkliche Kraft noch eigentlichen Wert noch eine erhaltende Seinsgrundlage oder Sinn und Zweck, wenn es auf die bewusste Beziehung zu dem verzichtet, was die Grundlage allen Lebens ist, nämlich die Existenz, die wiederum eine metaphysische Kategorie ist und das zentrale Thema der Wissenschaft aller Wissenschaften darstellt. Die Existenz ist vom Bewusstsein nicht zu trennen. Bewusstsein hängt untrennbar mit Existenz zusammen. Und Bewusstsein ist das, was alle Erkenntnis und Liebe, alles Leben, allen Frieden und alle Freude, alle schöpferische Aktivität, allen Fortschritt, was Wachstum und Schönheit, Fülle und Segen hervorruft - kurz alles, was der Mensch tagtäglich auf dieser Erde sucht.

Die unbestreitbare Tatsache, dass der Mensch mehr als Verhalten und mehr als Gemüt, mehr als die Gesamtpersönlichkeit ist, verwickelt die Psychologie in Probleme, die sie nicht klären oder lösen kann, ohne die Hilfe einer Erkenntnis in Anspruch zu nehmen, welche die Vernunft und andere verwandte kognitive Fähigkeiten des Menschen in ihrer besten Form liefern.

Die Psychologie studiert das menschliche Verhalten. Das menschliche Gemüt ist mehr als menschliches Verhalten. Die Psychologie ist daher gezwungen, das Phänomen des Gemüts zu untersuchen. Doch gibt es etwas im Menschen, das noch mehr als das menschliche Gemüt ist. An diesem Punkt stehen Religion und Psychologie in gegenseitiger Abhängigkeit und sind in ihrer Funktion zur Förderung menschlichen Wachstums und Wohlergehens, menschlichen Fortschritts, Friedens und Glücks untrennbar verbunden.

Das Leben des Menschen kann in seinem wachen Bewusstsein nicht ordentlich, nicht edel, würdig, friedlich und froh sein, wenn es - gemäß den Aussagen der Psychologie - ständig von unbewussten Tendenzen, Instinkten und Trieben bestimmt wird. Hier fällt der spirituellen Philosophie eine Rolle zu, indem sie dem bewussten Menschengeist Ideale, Ziele, Werte und Vorbilder liefert. Diese Ideale, Ziele, Werte, Vorbilder und Normen verleihen dem Leben erst Frieden, Ordnung, Schönheit und Harmonie und verändern die unbewusste Natur, die unbewussten Kräfte und Faktoren. Wir dürfen den Wert eines geistigen Lebensstils und seine Bedeutung für den Frieden, den Fortschritt, das Glück und die Höherentwicklung der Menschheit nicht unterschätzen. In der Entfaltung der moralischen und geistigen Natur liegt die Lösung der menschlichen Probleme. Hierauf beruht auch der unvergängliche Wert einer universalen Religion.

Das wesentliche Sein des Menschen

Was ist das Gemüt anderes als subtile Materie? - Das Gemüt unterliegt dem Wechsel und der Erneuerung, der Entwicklung und Degeneration, der Einschränkung und Vernichtung. Es ist ein Instrument dessen, was nicht Materie, sondern aus sich selbst heraus strahlendes, allschöpferisches und alles transzendierendes Sein ist. Das Psychische kann nur dann seine Funktion erfüllen, wenn es vom Licht dessen getragen und ernährt wird, was größer ist als es selbst, nämlich von der göttlichen Existenz in ihm, vom Licht des allreinen Gottbewusstseins, genauso wie die Augen des Körpers nur dann physikalische Gegenstände wahrnehmen, wenn sie die Unterstützung der psychologischen Kräfte dabei erfahren.

Das, was das eigentliche, wahre Selbst in uns ist, bildet die Grundlage unseres gesamten Seins und Erlebens.

Wir können Fragen über die Natur des Psychischen aufwerfen, ja das Vorhandensein einer Psyche überhaupt anzweifeln. Wir können alles bezweifeln und verneinen, jedoch nicht den Zweifler oder den Verneinenden selbst.

Jenes Sein, das Geist und Gemüt, beziehungsweise das Psychische und seine Funktionen, die Psychologie oder ihre Ergebnisse anzweifelt oder verneint, existiert immerhin. Es kann aus logischen Gründen unmöglich angezweifelt werden. Es stellt das letzte Prinzip in uns dar, aus dessen Licht heraus das Psychische geboren wird. Das Gemüt, beziehungsweise das Psychische, stellt kein unentbehrliches Instrument für dieses Prinzip dar. Dieses letzte oder höchste Prinzip kann unmittelbar in Aktion treten und unabhängig vom Psychischen Funktionen ausüben, während das Psychische ohne jenes Prinzip keine Existenz besitzt und daher auch ohne es nicht aktiv werden kann. Sich nicht auf diese zentrale, unzerstörbare Wirklichkeit im Menschen zu beziehen heißt, die Wissenschaft vom menschlichen Verhalten ihrer zentralen Grundlage und Substanz zu berauben. Wir können auf wechselhaften, widersprüchlichen Grundlagen keine Wissenschaft aufbauen. Die Wissenschaft kann ihren wissenschaftlichen Charakter nur beibehalten, indem sie auf unveränderliche Gesetze zurückgreift, die ihrerseits ihren Ursprung in der höchsten Realität im Menschen und im Kosmos haben.

Seinem wesentlichen Sein nach steht der Mensch jenseits aller psychologischen Zustände und Funktionen. Er hat Anteil am höchsten Sein. Die ewige Essenz des aus sich selbst leuchtenden Prinzips in ihm transzendiert alle Vorgänge und Voraussetzungen von Denken, Fühlen, Wollen und Handeln.

Der Mensch ist kein elender Sklave oder hilfloser Gefangener des Psychischen. Er kann dieses verändern und umwandeln, ihm eine neue Richtung geben und es unter seine Herrschaft bringen. Er kann es bemeistern und transzendieren.

Jenes Prinzip im Menschen, welches das Psychische unter seine Herrschaft stellt, ist das wahre Selbst, das unwandelbare, alles bezeugende und alles übersteigende transzendente Bewusstsein. Als das, was im Psychischen enthalten, zugleich aber höher als das Psychische ist, ist Es Beobachter und Zeuge und kann die mentalen Funktionen und psychologischen Erfahrungen beliebig bestimmen. Mit seiner Hilfe ist es uns möglich, uns von unseren mentalen Prozessen loszulösen, sie zu lenken und zu verändern oder im Licht des allsehenden unendlichen Bewusstseins aufzulösen.

Diese Technik ist absolut wissenschaftlich, wohingegen die Techniken der modernen Psychologie der Veränderung unterworfen sind, durch andere ersetzt werden können und in vielen Fällen und bei vielen Menschen nicht anwendbar sind. Wir können mit einem Wissen, das unvollkommene und widersprüchliche Techniken in sich schließt, die irgendwann und unter irgend welchen Bedingungen und Umständen nicht gelten, also der Erprobung durch die Zeit nicht standhalten, keine wahre Wissenschaft aufbauen.

Das menschliche Gemüt mit seinen Erfahrungen, Funktionen und Phänomenen ist eher durch die Fähigkeiten, die in ihm selbst liegen, als durch von außen her eingreifende Instrumente und Techniken beobachtbar und analysierbar

Die Auswirkungen des Unbewussten, die brodelnden dunklen Energien unter der Schicht des bewussten menschlichen Geistes sind keine Entdeckung moderner Psychologie, sondern ein uraltes Phänomen, das schon seit dem Erwachen der menschlichen Intelligenz auf Erden beobachtet wurde. Schon seit Jahrtausenden haben sich Heilige auf der ganzen Welt bemüht, die rohen Energien hinter dem bewussten Gemüt zu sublimieren. Sie brachten sie unter ihre Herrschaft und gebrauchten sie für nützliche Zwecke, indem sie auf einem Wachstum in der Liebe bestanden - durch Güte und Edelmut, durch Gebet, Glauben und Hingabe, durch Entwicklung aller moralischen und geistigen Qualitäten.

Man muss nicht Psychologe sein, um die Erscheinungsweise der Natur, wie sie sich in unserem eigenen Wesen kundtut, zu durchschauen und in den Griff zu bekommen. Die Errungenschaft moderner Psychologie besteht in der Vertiefung, Verbreitung und Kommerzialisierung eines Wissens, das schon immer ein wesentlicher Bestandteil des Kulturerbes und der traditionellen Haltungen, Ansichten und Praktiken der Menschheit war. Das entschiedene Verdienst der modernen Psychologie liegt darin, das formlose Allgemeinwissen zu einem deutlich abgegrenzten Gebiet wissenschaftlicher Erforschung, exakter Untersuchungen und eingehender Studien gemacht zu haben.

Die Frage der Persönlichkeitsintegration

Eine Persönlichkeit kann nicht wohlausgewogen, voll integriert und entfaltet sein, so dass sie zur Quelle von Kraft und Freude, von Werten für sich und die sie umgebende Gesellschaft wird, höchst geschätzt und nützlich, ohne dass sie die in den großen Weltreligionen verkörperten geistigen Erfahrungen und Weisheiten anstrebt und entsprechende Techniken zu ihrer Verwirklichung anwendet.

Zwar findet sich nicht allzuviel in den Weltreligionen, was zu direktem Gebrauch bereitsteht und den Bedürfnissen des modernen Menschen unmittelbar entspricht, ohne dass der wesentliche Gehalt neu interpretiert und in den Sinnzusammenhang und die Sprache unserer Zeit gefasst wird.

Der moderne Mensch weigert sich im Grunde ja nicht, den inneren Adel und die Größe des Charakters und der Persönlichkeit Jesu Christi und seiner Boten wie auch der bedeutendsten geistigen Persönlichkeiten der Welt als Vorbild und Ideal für die Menschheit anzuerkennen; doch kann er vor seinem Gewissen eine unkritische Übernahme toter Lehrauffassungen der Religionen des Ostens wie auch des Westens nicht verantworten.

Die Erstlingsgabe wahren geistigen Lebens besteht in einer starken und anziehenden Persönlichkeit. In einem Verhalten, das seinen Ursprung und Antrieb aus hohen Idealen bezieht, liegt das Geheimnis der Höherentwicklung. Das psychologische Kriterium eines dynamischen, schöpferischen und glücklichen Lebens beruht auf der Verlagerung des ganzen persönlichen Wesens des Menschen auf eine höhere Ebene, und zwar durch aktives Erkennen und praktisches Erstreben eines edlen Ziels oder wertvollen Ideals.

 

Höhere, umfassendere und bleibende Bewusstseinszustände lassen den metaphysischen Rang des Menschen in Gott und innerhalb des Weltganzen erkennen

Das menschliche Individuum ist seinem wesentlichen Sein nach eine Selbstformulierung des unendlichen Bewusstseins. Nachdem ein großer europäischer Mystiker durch innere göttliche Betrachtung eine hohe Bewusstseinsstufe erlangt hatte, verlieh er der metaphysischen Wahrheit mit den Worten Ausdruck, der Mensch sei "Gott in Gott" (Eckhart). Der Apostel Paulus erklärte, dass wir in Gott leben, uns in Ihm bewegen und unser Sein in Ihm haben. Das ist die allem zugrunde liegende Tatsache, wenn es um die eigentliche Natur des Menschen geht.

Alle, die eine hohe Entwicklungsstufe erlangt haben, wissen aus eigener, unmittelbarer Erfahrung darum.

 

Die Grenzen der Sinneserfahrung und die Aussagen des höheren Bewusstseins

Den Eindrücken unserer leiblichen Sinne und unseres Verstandes stehen die Erfahrungen der darüber hinausreichenden höheren Sinne, der Vernunft und der höheren Bewusstseinszustände gegenüber. Für ein Kind ist die Erde flach; für den Erwachsenen ist sie kugelförmig. Für den gesunden Menschenverstand eines normalen Menschen ohne Schulbildung ist die Erde riesengroß, größer als die Sterne, die er am Himmelszelt erblickt. Die wissenschaftlich geschulte Intelligenz eines Astronomen unserer Tage sieht die Welt als unbedeutendes Materiepünktchen im weiten System des Universums.

In gleicher Weise lassen uns höhere Stufen des inneren Bewussteseins die körperliche Umhüllung des Menschen, die er als Erdenkleid trägt, als von nur instrumenteller Bedeutung erkennen und als gefahrbringend, sofern man ihr die Herrschaft überlässt. Eine tiefere Analyse lässt erkennen, dass unser inneres Bewusstsein unendlich viel mehr ist als alles, was wir unserem bewussten und unbewussten Wesen nach sind.

Unter dem Gesichtspunkt der inneren Erfahrung, des höheren Entwicklungsstadiums und des befreiten Zustands des Gottbewusstseins wird das menschliche Gemüt zu einem ganz und gar untergeordneten Faktor und verliert seinen Wert, seine Wertschätzung und Bedeutung.

Dieses nichtempirische Bewusstsein, das in jedem Menschen wohnt und das man Gott, das Absolute oder die Wahrheit nennt - dieses transzendente und zugleich immanente Bewusstsein im Hintergrund, von dem der Mensch nichts weiß, obschon er nur durch dessen Vermittlung wirken und erkennen kann -, dieses Sein und Wesen, dieses allumfassende, dynamische zeitlose Licht muss erkannt, muss wahrgenommen und erfahren werden.

Die großen Menschen und Geistesgewaltigen, deren Gemüt von allen Unreinheiten, Begrenzungen und Unvollkommenheiten befreit und geläutert ist, die reinen Herzens und von universaler, allumfassender Liebe beseelt sind, haben unmittelbaren Zugang zur Erfahrung dieses unendlichen, unbegrenzten, absoluten Bewusstseins.

Voraussetzungen, um höhere Entwicklungsstufen zu erreichen

Die Vorbedingung, um dieses hohe Entwicklungsstadium zu erlangen und die zahllosen Kräfte und Fähigkeiten dieses Bewusstseins zu unseren normalen Kräften und Fähigkeiten werden zu lassen, ist die vollständige Umwandlung unseres inneren normal-menschlichen Wesens. Beim Bemühen um eine völlige Selbstumwandlung, bei der enormen evolutionären Anstrengung, unser eigenes Bewusstsein von allen Unreinheiten, die seine Sicht trüben, von den seine Freiheit und Einsicht begrenzenden Schranken und von all den Unvollkommenheiten zu befreien, die die normale menschliche Natur ausmachen, dazu leistet die moderne Psychologie unschätzbare Dienste.

 

Der Wert einiger grundlegender Auffassungen der modernen Psychologie für die Gotterfahrung

Für unsere Zwecke genügt es, kurz die zentralen Ideen auf dem Gebiet der modernen Psychologie zu streifen und sie auf ihre Bedeutung für den inneren geistigen Fortschritt und die Gotterfahrung hin zu prüfen. Speziell im Hinblick auf den Vorgang der inneren Selbstumwandlung und Läuterung der gewöhnlichen menschlichen Natur werden einige Konzepte der modernen Psychologie von Nutzen sein.

Die menschlichen Begrenzungen sind psychologischer Natur, weshalb eine psychologische Umwandlung von ausschlaggebender Bedeutung ist. Da den Problemen im menschlichen Leben psychologische Erlebnisse zugrunde liegen, ist eine vollständige psychologische Selbstumwandlung erforderlich, um diese Probleme gänzlich zur Auflösung zu bringen. Die menschlichen Begrenzungen, denen jedermann im täglichen Leben ausgesetzt ist, sind rein psychologischer Natur, weshalb eine psychologische Selbstläuterung und Selbstumwandlung die unerlässliche Vorbedingung ist, um zu jenem Bewusstsein vorzudringen, das als das allsehende und alles bezeugende Prinzip hinter dem menschlichen Gemüt oder Geist steht.

Dieses Bewusstsein ist die Grundlage der Identität und Fortdauer des Individuums trotz aller Veränderungen im psychologischen Organismus. Es ist das "Ich bin Ich" im Individuum, das im übrigen dem Auf und Ab, dem Aufsteigen und Vorübergehen von Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen ausgesetzt ist.

Ohne das erkannt zu haben, können wir das Gemüt - den psychologischen Organismus des Menschen - in seiner Substanz nicht verändern und ihn nicht zum Kanal des Selbstausdrucks des vollkommenen Bewusstseins machen.

 

Die Notwendigkeit gemeinsamen Einsatzes philosophischer, psychologischer und moralischer Disziplinierung

Die philosophischen und moralischen Bewusstseinsdisziplinen bringen nur einen schwachen Überbau zustande, wenn nicht mit Hilfe psychologischer Techniken auf wirksame Weise eine Umwandlung im Unterbewussten vollzogen wird. Neben der unserem Geist auferlegten philosophischen Selbstdisziplinierung und der von unserem moralischen Wesen geforderten Disziplin muss eine Anzahl besonderer psychologischer Techniken eingesetzt werden, wenn rasche Fortschritte auf dem Weg der geistigen Vervollkommnung erzielt werden sollen. Einige der allgemein verbreiteten Gedankengänge, Gesetze und Prinzipien der modernen Psychologie können auf höchst fruchtbare Weise für unsere innere Entwicklung eingesetzt werden.

Die Kenntnis des Unbewussten, wie sie uns von der modernen Psychologie angeboten wird, ist für den geistigen Fortschritt von Nutzen. Die dunklen, gefährlichen psychischen Kräfte, Energien und Neigungen, die im Unbewussten verborgen liegen und nach Selbstausdruck verlangen, sind durch die Psychoanalyse und andere Tiefenpsychologien unserem Einblick erschlossen worden und müssen von einem ernsthaft nach göttlicher Vollendung Strebenden voll und ganz erkannt werden. Auch kann der geistige Mensch einige der Techniken einsetzen, die von der modernen Psychologie zur Sublimation der menschlichen Natur vorgeschlagen werden.

Das keinem Wechsel unterworfene geistige Sein des unendlichen Lichts der Bewusstseins-Seligkeit ist uns nicht sichtbar, solange unser Blickfeld von wechselnden Sinneseindrücken beherrscht ist. Die Sinnestätigkeit ist das Natürliche für den engbegrenzten Lebens- und Erfahrungsbereich der Tiere. Vernunft, Intelligenz und Bewusstsein, die ihrer wesentlichen Natur nach Licht, Glück, Schönheit und Frieden darstellen, sind allein für den Menschen normal und natürlich. Deshalb ist das Phänomen des menschlichen Wesens einzigartig im Rahmen der Schöpfung. Unsere Unfähigkeit, den grandiosen Urgrund unseres inneren Wesens wahrzunehmen, ist der konstitutionellen Begrenztheit des menschlich denkenden Gemüts sowie der Anwesenheit der vielen und mannigfaltigen entstellenden und pervertierenden Kräfte zuzuschreiben, die aus einer niedrigen, geistig noch nicht wiedergeborenen Natur in unsere bewusste Erfahrung hineinwirken.

Die Notwendigkeit einer doppelten Erkenntnis - der Erkenntnis der Natur des Unbewussten einerseits und der Qualitäten des göttlichen Bewusstseins andererseits

Darum ist es das ständige Bestreben aller nach geistiger Vollkommenheit Strebenden, mit großer Wachsamkeit alle Unvollkommenheiten, Impulse und niederen Antriebe aus der inneren Konstitution auszuscheiden. Auf der einen Seite muss ständig die psychologische Selbstdurchleuchtung und wachsende Einsichtnahme in die verschiedenen Kräfte und Energien unserer Natur geübt werden, während andererseits unser Gewahrsein und unsere Kenntnis der wesentlichen Natur, der Begleiterscheinungen und Merkmale des allem zugrunde liegenden göttlichen Bewusstseins immer stärker hervortreten sollte.

Um Gott von Angesicht zu Angesicht zu schauen und höhere Inspiration und Intuition zur normalen Wirksamkeit unseres Bewusstseins, zum bleibenden Zug unseres inneren Wesens werden zu lassen, und die inneren Wahrnehmungskräfte von mentalen Beschränkungen zu befreien, wird von uns verlangt, dass wir einerseits unsere psychologische Natur vollständig umwandeln und andererseits einige der höheren Fähigkeiten, die unserem inneren Geist, unserem inneren Bewusstsein innewohnen, in Tätigkeit versetzen.

 

Die Notwendigkeit der Entfaltung höherer Fähigkeiten des Bewusstseins

Der Gegenstand unserer Untersuchung verlangt eine ihm angemessene Annäherungsmethode, beziehungsweise ein entsprechendes Instrument zu seiner Wahrnehmung.

Die Sterne über uns sehen für das bloße Auge wie winzige Lichtpunkte aus. Das Erkenntnisinstrument Auge ist in diesem Falle unvollkommen und liefert ein täuschendes Bild. Wollen wir diesem Forschungsgebiet mit angemessenen Instrumenten beikommen, müssen wir speziell dafür geschaffene Teleskope und sonstige wissenschaftliche Hilfsmittel einsetzen. Ebenso müssen wir, um das eigentliche geistige Individuum im Menschen in den Blick zu bekommen und das allem zugrunde liegende Bewusstsein als unberührte Grundlage jeder mentalen Tätigkeit und anderer bewusster Prozesse zu entdecken und zu verstehen, die höheren Fähigkeiten unseres inneren Wesens aktivieren und praktisch anwenden.

Entwicklung der vorhandenen Fähigkeiten zu optimaler Wirksamkeit und Kraft

Wir sind mit Intelligenz begabt, und diese muss von negativen Emotionen, wie Ärger und Hass, von blind machenden Neigungen, wie Leidenschaft und Habgier, entstellenden Kräften, wie Stolz und Vorurteilen, befreit werden.

Eine solcherart befreite Intelligenz ist eine leuchtende, reine Flamme beständigen Friedens und bleibender Freude. Sie ist klarsichtig, wirkt konstruktiv und birgt reinen Frieden in sich. Die Natur hat uns Vernunft verliehen, damit wir sie voll und aufs Beste nutzen. Unsere Denkkraft muss bis zu ihrer äußersten Möglichkeit angespannt werden. Von unserer Fähigkeit, bewusst Abstand zu nehmen, unser Bewusstsein mit den in uns aufsteigenden Gefühlen und Gedanken zu konfrontieren und ferner wiederum auch das beobachtende Prinzip seinerseits zu beobachten, muss ständig Gebrauch gemacht werden. Also müssen wir die höheren Funktionen des Geistes in uns entfalten und ausüben.

Die Notwendigkeit, unser persönliches Wesen immer lichtvoller zu gestalten, damit es zu einem besseren Ausdrucksmedium der Eigenschaften der Vollkommenheit des ewigen Bewusstseins werde

Das ist nur dann möglich, wenn wir bis zu einem gewissen Grad schon moralisch geläutert sind. Ist ein Mensch völlig von einer Idee besessen oder von einem Vorurteil beherrscht, ist er von Leidenschaft, Ärger und Hass überwältigt oder ins Netzwerk kleinlicher Zuneigungen verstrickt, geht er ganz im Körper oder der äußeren Erfahrungswelt auf, dann verliert er die wahre Menschenwürde und verwirkt sein Anrecht auf die höhere Vernunft und das Gottbewusstsein.

So ist es für uns wichtig, die Natur des Unterbewussten und Unbewussten richtig zu verstehen und die darin verborgenen Kräfte zu kennen. Doch ist das noch lange nicht genug; wir müssen auch das, was an Positivem darin ist, als unsere Möglichkeiten, als unsere höheren Fähigkeiten und Kräfte verstehen lernen und uns ein zutreffendes Bild davon machen.

Das Höhere beobachtet das Niedrigere; das Unbewusste wird durch das Bewusste beherrscht und umgewandelt; das Bewusste wird durch das Überbewusste, das in seinem Wesen die höchste Wirklichkeit trägt, kontrolliert und umgewandelt

Wir nehmen das Unbewusste durch das zur Kenntnis, was selbst nicht unbewusst ist. Wenn alles in uns das Unbewusste wäre, bestünde ja keinerlei Möglichkeit für uns, dieses Unbewusste zu beobachten. Wäre alles in uns allein nur der bewusste mentale Mechanismus, gäbe es ebenfalls keine Möglichkeit, das bewusste mentale Wesen und Leben zu lenken und unter Kontrolle zu bringen. Es bestünde dann keine Möglichkeit, über seine Grenzen hinauszugelangen.

Es sollte aber von jedem denkenden Menschen mit wachem Verstand erkannt und zugegeben werden, dass ein ewig reines Bewusstsein in uns ist, das über die Welt mentaler Phänomene hinausreicht, ein zentrales, selbstbewusstes und allbewusstes, durch und durch lichtes und aus sich selbst bestehendes Bewusstsein, das mit dem sterblichen Körper nicht dahingeht, das durch Hypnose nicht beherrscht werden kann, das sich nicht einschläfern und unbewusst machen lässt. Es besteht aus seiner eigenen, ewigen, vollkommenen Absolutheit. Diese Wirklichkeit erschließt sich uns durch intuitive Erfahrung. Die höhere geistige Wahrnehmung wie auch die Einsicht, zu der die größten Geister der Menschheit gelangten, erkennen es als das göttliche Prinzip, als das unvergängliche Sein in der vergänglichen Form des Menschen.

Die Erkenntnis dieses göttlichen Bewusstseins ist das wirkliche Erkennen. Sein Wesen ist unser wirkliches Wesen. Seine unbegrenzte Liebe ist unsere wirkliche Liebe. Seine unendliche Seligkeit, seine Wunderkräfte sind unsere wahre Seligkeit, unsere wahren Kräfte und Wunder.

Die größten Menschen der Weltgeschichte, denen ein Blick in die Wahrheit des inneren Bewusstseins zuteil wurde, ließen die Welt als ein unbedeutendes Nichts hinter sich zurück; doch zumindest einige von ihnen haben ihre optimal entwickelte Vernunft dafür eingesetzt, um die im göttlichen Bewusstsein liegenden, hinter den menschlichen Gemüts- und Geisteskräften verborgenen machtvollen Möglichkeiten auch aufzuzeigen.

Dieses zentrale, göttliche Bewusstsein in uns ist der eigentliche Sitz höchster Erkenntnis und ist dasselbe allerorts und zu allen Zeiten

Es ist die Unendlichkeit der schöpferischen Intelligenz, des seligen Entzückens, der Schönheit, der Liebe und Vollkommenheit. Es ist unsterblich, und seine Gegenwart im Menschen bewirkt, dass niemand sterben will.

Die unmissverständlichen Auswirkungen der Gegenwart des unzerstörbaren, unvergänglich-unsterblichen Bewusstseins in unserem bewussten und unbewussten Leben stellen sich dar als ein instinktives Zurückweichen vor dem Tod und in dem Bestreben, sich bei guter Gesundheit zu erhalten und sein Leben auf Erden zu verlängern, wie auch im Verlangen nach Unsterblichkeit und Todüberwindung.

Dieser Widerstand, den alle lebenden Formen dem Tod gegenüber leisten, ist eine unklare Manifestation der wesenhaft unsterblichen Natur des inneren göttlichen Bewusstseins.

Die göttliche Wirklichkeit ist überall zugegen, ist unendlich und absolut. Sie ist das einzig Eine, und so besteht in uns auch eine Tendenz zu Gemeinschaft, Zusammenschluss und Vereinigung. Der Instinkt zu Vermehrung und Fortpflanzung kann somit auf ein wesentliches Charakteristikum des unendlichen Seins in uns zurückgeführt werden. Es ist die Einheit des Seins im Menschen und das Einssein des unendlichen Bewusstseins in ihm, das sich nach außen in der Welt von Zeit und Raum und in der Erfahrung des Physischen als Fortpflanzungstrieb bekundet.

Der Selbsterhaltungstrieb ist eine dunkle, unklar erkennbare Manifestation der Eigenschaft des Fortbestehenwollens, die sich aus der Tatsache der ewigen Fortdauer des unendlichen Bewusstseins, das in uns ist, erhebt.

 

Die Psychologie der menschlichen Natur in Beziehung zum unendlichen Bewusstsein

Die endlose Suche des Menschen nach sinnlichem Genuss und anderen Formen von Vergnügen ist eine Entstellung, eine vage, dunkle Manifestation der Unendlichkeit der Freude, die in seinem inneren göttlichen Bewusstsein besteht.

Der Mensch hat keine Ahnung vom Königreich des Himmels in sich selbst; er ist sich seines göttlichen Selbst nicht bewusst und weiß auf erschütternde Weise nichts von der Unendlichkeit der Freude, die in seinem inneren Bewusstsein wohnt, und so bindet er sein Gemüt und seine bewusste Erfahrung an die Sinne und das physische Universum, sucht rastlos nach Glück, Vergnügen und Freude in der äußeren Welt, in materiellen Dingen und in sinnlich erfassbaren Objekten, und er wird, für das wenige Vergnügen, das ihm von den Sinnesobjekten zukommt und aus seiner sinnlichen Aktivität erwächst, immer wieder von Übersättigung, nervöser Erschöpfung, Ineffizienz, Krankheit und Tod überwältigt.

 

Ein starker Wille, eine entwickelte Vernunft, eine innere Offenheit für das Licht des höheren Bewusstseins sowie ein ruhiges Gemüt sind für den Fortschritt auf dem Pfad der Evolution unabdingbar

Der Pfad des spirituellen Fortschritts und der Evolution ist ein abenteuerlicher und begeisternder Pfad, der vom menschlichen Individuum eine seltene Willensstärke verlangt. Er verlangt von ihm Selbstbeherrschung und die Fähigkeit, die Umgebung, in der er lebt, zum Zweck inneren Wachstums und innerer Entwicklung zu nutzen. Es ist ein Pfad, der zur beständigen Anwendung der Vernunft aufruft. Es ist ein Pfad, auf dem die menschliche Intelligenz das universale, alles durchdringende Bewusstsein umarmt und von seinem Licht erleuchtet wird.

Was treibt uns in unserer Suche nach Gott an? - Wenn es nicht eine entwickelte Vernunft ist, die uns zu diesen Höhen der evolutionären Vervollkommnung ruft, die uns erwarten, dann wird zumindest die bloße Tatsache trauriger Vorfälle und der Sorgen eines begrenzten menschlichen Lebens uns überzeugen und uns dazu zwingen, uns in diese Richtung zu bewegen. - Je früher wir die Wahrheit erkennen, dass Gott das zentrale Bewusstsein und die eigentliche Substanz unseres inneren Wesens und Lebens ist und unsere Rettung im täglichen Leben in einem bewussten Gewahrsein seiner Gegenwart liegt, desto besser!

Das Ausmaß unseres wirklichen, dauernden Friedens, unseres wirklichen, bleibenden Glücks, der Kraft unserer Güte und unserer alles einschließenden Liebe, das Ausmaß unserer Weisheit, das Ausmaß, in dem unser Leben fruchtbar und reich ist und vor Freude pulsiert, hängt davon ab, inwiefern wir uns Gottes oder des Unendlichen im täglichen Leben bewusst sind.

Die Transformation der fundamentalen menschlichen Antriebe

All die menschlichen Neigungen, die der niedrigen psychologischen Natur angehören, bedürfen dringend der sublimierenden Umwandlung. Der Untergrund unserer bewussten Erfahrung sowie die unbewussten und unterbewussten Determinanten unseres bewussten Verhaltens müssen geläutert werden. Jeder Impuls unserer niederen Natur kann sublimiert werden. Indem wir moralisch an Statur zulegen, Größe gewinnen, unsere Triebe, Impulse und Neigungen durch Vernunft beherrschen und lenken lernen, unseren Energien neue Richtung geben und höheren Wertmaßstäben und Idealen nachleben, erlangen wir allmählich die Fähigkeit, Herr unseres Gemüts zu werden, statt uns von ihm beherrschen zu lassen. Auf dieser Stufe, wo die höheren Kräfte und Fähigkeiten des inneren Wesens mehr und mehr in Wirksamkeit treten, erlangen wir unsere eigentliche Würde zurück. Wir sehen dann ein, dass es möglich ist, der Liebe unseres Herzens Unendlichkeit zu verleihen, die Begrenztheit unserer Gemütskräfte zu transzendieren und das wesenhafte Wirken des inneren göttlichen Bewusstseins zur normalen Aktivität unseres bewussten Seins werden zu lassen. Auf diese Weise findet unser Wunsch, unser Drängen und Streben nach Vollendung festeren Grund und gelangt schließlich zu seiner Erfüllung.

Der Mensch in seiner gegenwärtigen Daseinsform auf Erden ist ein Rätsel und ein Problem, weil das unendliche Bewusstsein, das göttliche Prinzip in ihm so vollständig in Vergessenheit geraten und der Mensch unter die Macht der niederen Tendenzen des Gemüts und der gewöhnlichen, bewussten wie unbewussten menschlichen Natur gelangt ist. So erscheint der Mensch, wie er seinem äußeren leiblichen Sein nach beschaffen ist, als ein von niederen Instinkten und Impulsen beherrschtes Wesen, das verstrickt ist in hässliche Beschränkungen, die hie und da durch ein wenig aktives Denken gelockert werden, als ein Wesen, das nur gelegentlich durch irgendetwas Vernünftiges, durch irgendein edles Ziel eine gewisse Aufhellung erfährt. Doch gilt dies nur für die oberflächliche Struktur des Menschen.

Wenn wir den Menschen seiner körperlichen Umhüllung entledigen, seines psychologischen Putzes und der inneren psychischen Wesenheit, die all die zurückgebliebenen Wirksamkeiten, bestimmenden Ursachen und Kräfte seiner bewussten äußeren Persönlichkeit in sich trägt, dann berühren wir in ihm das essentielle göttliche Bewusstsein, das fundamentale göttliche Prinzip, das ein Einziges ist, unbegrenzbar, zeitlos, allbeobachtend, allschöpferisch, allschön, das alles in sich enthält und sich aus sich selbst heraus erhält. Es ist dieses Wesen, das man das Königreich des Himmels nennt. Seine bewusste Erfahrung in unserem täglichen Leben sollte unser unmittelbares Anliegen und Ziel sein - auf alle Fälle aber ist es unser unvermeidliches Schicksal. Unsere Erziehung und Psychologie sollten uns dabei helfen, die groben menschlichen Elemente abzustreifen oder zu eliminieren, alles in uns zu verfeinern, zu erheben und zu transformieren und uns darin beistehen, die höheren Kräfte in uns zu entfalten.

Der Gedanke - die Idee - ist die Urkraft hinter aller Schöpfung! Die Erschaffung der gesamten Erscheinungswelt ist zurückzuführen auf einen einzelnen Gedanken, der in der kosmischen Intelligenz entstand. Das Weltall ist die Stoff gewordene Ur-Idee des göttlichen Geistes. Der erste Gedanke manifestierte sich als eine Schwingung - als ein Impuls -, der aus der ewigen Stille des göttlichen Seins hervorging. Diese Schwingung ist unendlich höher als die der feinsten Partikel und ist so subtil, dass der menschliche Geist sie nicht registrieren kann.

Reine Gedanken heben den Menschen bis zur Göttlichkeit empor, und durch das Instrument der Gedanken erwirbt er schöpferische Kraft.

Swami Omkarananda

 

 

Die reine Weisheit des natürlichen Seins

ist Buddhaschaft -

und zwar von Anfang an.

Der Geist ist wie der unendliche Raum:

offen, ungehindert, substanzlos,

ungeboren und unsterblich.

 

Wer die einzig wahre Grundnatur

all der verschiedenen Phänomene begreift

und darin ruhen bleibt,

sinkt ganz von selbst in wahre Meditation -

und so ohne Anstrengung ins All. 

Tibetische Weisheit

Wodurch unterscheidet sich ein Mystiker von einem normalen Menschen?

Der Mensch ist immer auf der Jagd nach Dingen, ständig will er dies und das; er denkt: "Das bringt mir Glück, das macht mir Freude, das schenkt mir Ruhe und Frieden!" So denkt der Mensch und ist ununterbrochen mit Gedanken aller Art beschäftigt. Was tut der Mystiker? - Er versenkt sich in den Beobachter in sich, nicht in das, was er beobachtet, wahrnimmt oder sieht.

Du bist da, du existierst; und du hast einen Körper. Der Körper ist ein Objekt für dich, ein Objekt der Wahrnehmung. Du beschäftigst dich mit deinem Körper, mit deinen körperlichen Zuständen, dem Vergnügen, das du vermittels des Körpers und der körperlichen Sinne genießen kannst, mit den Schmerzen, die du hast, mit deiner körperlichen Kraft oder deinen körperlichen Schwächezuständen. Ständig bist du mit Gedanken an irgendwelche Dinge beschäftigt - aber wer ist der Beobachter? Wer bist du?

Im Gegensatz zu dir ist der Mystiker immer in das Licht des Beobachters versunken. Er lebt nicht im Körper, er lebt nicht für den Körper, er lebt nicht durch den Körper. Er ist vom Körper losgelöst und lebt im Beobachter in sich. Und da gibt es keine Gegenstände. Der Beobachter beobachtet und erfährt sich selbst; und dieser Beobachter ist grenzenlos, vollkommen, von allem unabhängig, unveränderlich, immer absolut vollkommen; er besitzt eine Vollkommenheit, die sich stets selbst erneuert.

Der Mystiker ist in dieser Vollkommenheit verwurzelt, in diesem Beobachter, der das wahre Selbst, das wahre Leben, die wahre Person in ihm ist.

Objekte deiner Wahrnehmung: Du bist mehr als sie!

Du bist nicht der Körper, den du bewohnst. Der Körper kommt, der Körper geht. Du beschäftigst dich mit Gedanken und Gefühlen, die freudig oder kummerbeladen sein können, ruhig oder aufgeregt, liebend oder zurückweisend. Gedanken und Gefühle sind für dich Objekte: Du kannst sie betrachten, kannst sie beobachten, kannst dich auch von ihnen distanzieren. Der Mystiker beschäftigt sich nicht mit Objekten; er lässt alle Objekte verschwinden.

Du träumst; der Traum verschwindet, wenn du aufwachst. Der Traum ist, so gesehen, auch ein Objekt - ein Objekt deiner Wahrnehmung. Alles nämlich, was du beobachten kannst, ist für dich Objekt, Gegenstand; und es ist logisch, dass du von dem, was du beobachtest, verschieden bist! Die Menschen dieser Welt beschäftigen sich mit Träumen, jagen Träumen nach, sind in Träume eingefangen. Sie können die Dinge nicht loslassen.

Das äußere Leben ist auch ein Traum, und der gewöhnliche Mensch ist in diesem Traum ganz verloren; er setzt sich dem Traum und den Dingen darin aus und leidet deshalb unter ihnen. Dinge begrenzen ihn, beherrschen ihn, befehlen ihm. Auch wenn sie Freude zu spenden scheinen, sind sie trügerisch: Die Freude ist bald schon wieder vorbei und die Nachwirkungen sind oft hässlich und verursachen Schmerz.

Der Beobachter in dir ist zeitlose Stille

Dagegen lebt der Mystiker ständig im inneren Beobachter. Er genießt die zeitlose, raumlose Stille. Wenn ein Mensch im Tiefschlaf unbewusst dieselbe zeitlose, raumlose Stille genießt, stammt diese Stille ebenfalls aus dem Beobachter in ihm. Stille gehört zum Beobachter, sie ist das Wesen des Beobachters in ihm, das Wesen des Göttlichen in ihm.

Diese zeitlose Stille, dieser Frieden, diese Freude - der Mystiker lebt in ihnen, nicht in erfahrbaren Gegenständen.

Alles, was du siehst, kannst du überwinden, wenn du das willst. Alles, was du hörst, kannst du überwinden, wenn du willst. Alles, was du berühren kannst oder was dich berührt, kannst du überwinden, wenn du im Beobachter bleibst, anstatt dich mit den Objekten der Beobachtung, mit den Inhalten deiner Erfahrung zu identifizieren.

Wenn du dich mit den Objekten der Wahrnehmung identifizierst, bist du verloren

Das Objekt beherrscht dich, regiert dich. Sagen wir, du hättest einen Schmerz. Das Gefühl des Schmerzes ist ein Objekt. Du beobachtest den Schmerz. Du kannst dich nicht von diesem Gefühl lösen, es beherrscht dich, regiert dich; du bist ihm hilflos ausgeliefert! Und dieses schmerzhafte Gefühl macht deine Nerven kaputt, führt deine Unterscheidungskraft in die Irre.

Aber wie gesagt: Nichts, was du beobachten kannst, und sei es die größte Macht des Universums, kann dich je unterwerfen. Aber das gilt nur für den Fall, dass du fest im Beobachter verharrst, dich nicht mit den Objekten gleichsetzt. Keine Kraft kann dir schaden, wenn du die Objekte loslässt, wenn du dich nicht auf das Spiel der Gegensätze einlässt. Dann kannst du jede Kraft und Macht besiegen, und wäre sie so groß wie der Himmelsraum.

Durch den Beobachter in dir kannst du alles überwinden. Der Beobachter in dir ist immer der Größte, größer als alles, was du beobachten kannst

Beobachtest du eine große Gefahr, dann ist diese große Gefahr etwas, das kleiner ist als dieses beobachtende Prinzip in dir. Das beobachtende Prinzip in dir ist alles. Wenn dieses die Gefahr nicht beobachten und nichts mit ihr zu tun haben will, verschwindet die Gefahr, die ihre Kraft nur aus der Aufmerksamkeit, die du ihr widmest, bezieht; denn dann, wenn du irgendetwas deine Aufmerksamkeit schenkst, vergisst du den alles rettenden Beobachter in dir, der unendliches Licht ist, der das vollkommene Wesen ist.

Denke deshalb immer daran und handle entprechend:

Du bist nicht der Gegenstand! Du bist das Subjekt, der Beobachter, niemals das Objekt, niemals das, was du siehst, was du hörst, was du irgendwie wahrnimmst. - Das bist du nicht!

Selbst wenn der Fortschritt und die Entdeckungen der Wissenschaft endlos wären, so ist doch jegliches Fortschreiten in dieser Richtung letzten Endes ohne Nutzen, weil es dem Menschen weder Glück noch Wohlergehen, weder Frieden noch echte Lebenserfüllung schenken kann.

Swami Omkarananda

 

"Sahasra shirsha …"

Was bedeutet dieses Mantra, das Purusha-Suktam? - Gott ist allgegenwärtig, allwissend. Seine Augen sind überall, seine Ohren sind überall. Er ist überall, sieht alles, hört alles, antwortet auf alles, hat die ganze Schöpfung hervorgebracht, erhält sie und löst sie, wenn die Zeit dafür gekommen ist, wieder auf - doch immer wieder lässt Er das ganze Universum entstehen. Gott ist unendliches Bewusstsein; dieses unendliche Bewusstsein ist überall. Es ist ein allsehendes, auf alles reagierendes, allliebendes, alles erhaltendes Bewusstsein.

Dein Bewusstsein ist auch überall in deinem Körper verteilt. Wenn eine Ameise auf deiner Zehe herumkrabbelt, merkst du das sofort. Wie bekommst du die Botschaft, dass da eine Ameise auf deiner Zehe ist? - Durch deine Intelligenz, dein Bewusstsein. Intelligenz ist eine Ausdrucksform von Bewusstsein. Deine Intelligenz durchdringt also den ganzen Körper; aber das ist nicht alles. Deine Intelligenz ist auch in deinem Gemüt und arbeitet als Vernunft, Vorstellungskraft und vieles mehr, übt also verschiedene Funktionen aus und hat verschiedene Fähigkeiten: Sie hat Vorstellungskraft, Unterscheidungskraft, gesunden Menschenverstand, Gewissen und so weiter.

Aber dein Bewusstsein ist nicht auf deinen Körper und dein Gemüt beschränkt. Es ist größer als dein Körper, größer als dein Gemüt. Dein Bewusstsein kann sich übers ganze Weltall hin ausdehnen. Du kannst die Sterne berühren, wenn nicht durch deine Hände, dann durch dein Bewusstsein, deine Intelligenz. Alles, was Du am Himmel sehen kannst, wird von deiner Intelligenz berührt. Ohne eine solche Berührung gibt es keine Erfahrung, kein Wissen, kein Ereignis. Deine Intelligenz ist grösser als dein Körper, grösser und weiter sogar als der Himmelsraum: Sie kann sich immer noch mehr ausdehnen - endlos!

Dasselbe gilt für Gott. Gottes Bewusstsein ist nicht nur im ganzen Universum, in allem und jedem, sondern auch jenseits des Universums, jenseits von allem und jedem - unendlich frei. Es hat einen transzendenten Aspekt. Ein Teil des Wesens Gottes ist absolute, transzendente Vollkommenheit. Diese absolute Vollkommenheit ist nicht Schöpfer, Erhalter und Zerstörer des Universums. Dieses Universum wird geschaffen, erhalten, aufgelöst von einem Teil des göttlichen Bewusstseins. Gott ist unendliche Stille und als diese Stille wird Er niemals dieses Universum hervorbringen oder darin wohnen. Gott ist unendlich mehr als dieses Universum und bleibt stets unendlicher, absoluter Friede. Als der Hervorbringer des Universums ist Er Schöpfer, aber die schöpferische Kraft Gottes ist nur eine Kraft Gottes, und Gott ist unendlich viel mehr als selbst seine Schöpferkraft. Deshalb sagt dieses Mantra: "O Gott, Du bist überall, Deine Augen sind überall, Dein Kopf ist überall, Du bist in allem und jedem, dennoch bist Du jenseits von allem in absoluter Vollkommenheit, absoluter Stille, absoluter Freude."

Denke über die Tatsache nach, dass du ein Ebenbild Gottes bist ...  

... und dass seine Eigenschaften in dir angelegt sind. Wenn du dir etwas vorstellst, wenn du träumst, dann ist es nicht der Körper als solcher, der sich etwas vorstellt oder träumt. Er hat keine solchen Fähigkeiten, wie zu träumen oder sich etwas vorzustellen. Die Vorstellungskraft und das Träumen gehören deinem Gemüt an und deiner Intelligenz. Deine Intelligenz hat die Kraft zu träumen, sich etwas vorzustellen, zu entdecken, Gedanken zu erzeugen. Als Intelligenz bist du größer und etwas anderes als der Körper, etwas vom Körper Verschiedenes. - Dasselbe gilt für Gottes Intelligenz: Gott ist mehr als die Intelligenz, die in der Welt herrscht und die Welt regiert.

Auch du trägst einen transzendenten Aspekt in dir, der mehr ist als deine Intelligenz, mehr als dein Körper, mehr als deine Vorstellungskraft, mehr als deine Unterscheidungskraft, mehr als dein gesunder Menschenverstand. Du bist unendlich mehr als dein Gemüt. Wenn du dieses unendliche Mehr in dir berührst, dann hast du grenzenlosen Frieden, Stille, Freude, Vollkommenheit.

Denke mal nach! - Du bist Intelligenz, mit Intelligenz träumst du. Du bist eine schöpferische Person, du schaffst deine eigene Welt im Traumzustand; aber der Traumzustand ist so chaotisch wie diese Welt. Es gibt im Traum auch Gegensätze wie Angst, Furcht, Freude, Leiden - sie alle sind da im Traum und auch im täglichen Leben, im Wachzustand. Aber du bist unendlich mehr als das tägliche Leben, unendlich mehr als deine Träume, unendlich mehr als alles, was darin an Fähigkeiten deiner Intelligenz steckt.

Wie kannst du herausfinden, dass da noch etwas anderes ist, dass du unendlich mehr bist als dein Körper, deine Probleme, dein Weinen und Lachen, dein Erfolg und Misserfolg, dein Glück und Unglück? Wie kannst du das zu deiner praktischen Erfahrung machen?

Wir haben eine Analogie dafür in unserem täglichen Leben zur Verfügung, einen Zustand, der dem göttlichen Zustand ähnelt. - Es ist der Tiefschlaf. Im Tiefschlaf bist du still, ruhig, jenseits des Körpers, hast keine Ahnung vom Körper.

Das zeigt, dass du nicht der Körper bist, sonst müsstest du ein ununterbrochenes Gewahrsein seiner Existenz haben. Der Körper ist nur dein zeitweiliger Aufenthaltsort. Im Tiefschlaf bist du mehr und etwas anderes als der Körper, mehr auch als dein Gemüt und verschieden von beiden. Weil du nicht Körper und nicht Gemüt bist, bist du im Tiefschlaf endlose, zeitlose, von Frieden und Freude erfüllte Stille. Diese zeitlose, raumlose Stille, wie du sie im Tiefschlaf erfährst, ist dein wahres Wesen - es stirbt nicht, es wird nicht geboren. Das, was geboren wird und stirbt, ist etwas, das Probleme schafft, etwas, das in uns gegensätzliche Erfahrungen und Wünsche verursacht, gegensätzliche Gedanken und Zustände.

Aber es gibt etwas in dir, das jenseits deines Körpers, deines Gemüts, deiner Welt, deines Universums, deiner Schöpfung steht. Nichts Erschaffenes kann jemals diese zeitlose, raumlose Stille in dir stören oder auch nur an sie herankommen. Diese zeitlose, raumlose Stille in dir - in Sanskrit nennt man sie Shanti - ist Frieden, und dieser Frieden ist dein wahres Wesen. Dieser Friede ist immer da. Er ändert sich nicht. Jedes Mal, wenn du schläfst, ist es derselbe Friede - eine zeitlose, raumlose Stille. Das war so, als du ein Baby warst und wird immer noch so sein, wenn du alt geworden bist. Man nennt diesen Frieden einen transzendenten Frieden. Was ist der transzendente Frieden? - Es ist jener Frieden, der anders ist als dein Körper und dein Gemüt, jener Frieden jenseits deines Körpers und Gemüts.

Alles, was im Körper ist, verändert sich; alles, was man Körper nennt, altert Sekunde um Sekunde, Minute um Minute, und jede Änderung verursacht neue Probleme: Einmal bringt sie Krankheit, ein andermal Gesundheit, einmal Glück, dann Unglück ...; auch dein Gemüt ist diesen Änderungen unterworfen. Du kannst niemals durch den Körper oder das Gemüt wahren Frieden, wahre Freude, wahre Freiheit oder wahres Leben finden; auch ist das Gemüt chaotisch. Du findest wahren, immerwährenden Frieden, wahre Freude, Freiheit, Stärke und Sorglosigkeit nur in Gott in dir, nur in der Seele der Seele in dir, im Transzendenten in dir, in dem, was jenseits von Körper und Gemüt ist.

Du bist ein Kind Gottes

Was ist damit gemeint? - Damit ist gemeint, dass du zeitloser, unfassbarer, unantastbarer, unberührbarer, vollkommener, raumloser Friede bist. Das bist Du, und als Verkörperung dieses Friedens bist du Kind Gottes; aber als einer, der sich mit dem Körper identifiziert, kannst du nicht Kind Gottes sein!

Der Körper kommt, der Körper geht; der Körper folgt den Naturgesetzen, der Körper wird alt und stirbt; er kennt die zeitlose Stille nicht, die du im Tiefschlaf erfährst; denn sie ist keine Eigenschaft des Körpers.

Dieser Friede gehört zu dem, was jenseits deines Körpers, jenseits deines Gemüts, jenseits des Raum-Zeit-Universums, jenseits dieser ganzen Welt und Schöpfung ist. Der Friede, den du im Tiefschlaf geniesst, ist jenseits von allem, was dir Schranken auferlegt, was Probleme schafft. Wäre das nicht so, dann wärst du auch im Tiefschlaf all den Einflüssen, wie Angst und Sorge und Ruhelosigkeit, ausgesetzt. Aber nichts kann diese zeitlose, raumlose Stille stören oder berühren.

Stille gehört zu Gott und ist Gott

Wenn du dich ganz bewusst in die zeitlose Stille und Ruhe versenkst, wirst du zu Gott, und wenn du so bleiben kannst, das ganze Leben lang, dann bist du ein Gottmensch.

Das Ziel ist, durch Mantrawiederholung oder andere geeignete Methoden diesen innerlichen Bewusstseinszustand zu erreichen, wo der Tod dich nicht berühren kann, wo die Gegensätze von Glück und Unglück, Ruhe und Ruhelosigkeit, Leben und Tod nicht an dich herankommen, weil du unendliche Glückseligkeit bist. Dort hast du unendlichen Frieden, unendliche Freude, unendliche Stille.

Wenn du andere Menschen siehst, achte bitte nicht auf ihren äußeren Körper oder die Aktivitäten ihres Gemüts, sondern konzentriere dich auf diese zeitlose Stille, diesen Frieden, diese Freude Gottes in allen. Der zeitlose Friede, die unendliche Freude Gottes ist allsehend: Sie sieht alles, bemerkt alles und ist dennoch jenseits von allem, was sie sieht, bemerkt und hört.

Das ist das Ziel: Der zeitlose Friede, die unendliche Freude Gottes! - Alle unsere Mantrawiederholungen führen zu diesem Ziel. Wir sollen als Kinder Gottes leben, hier auf der Erde; wir sollen zeigen, dass wir Kinder Gottes sind: Durch unseren unerschütterlichen Frieden, unsere immerwährende Freude, unsere innerliche Stärke. Auf diese Weise, durch unser tägliches Leben und Verhalten, sollen wir zeigen, dass wir Kinder Gottes sind.

Alle menschlichen Urteile müssen wir fallen lassen, wenn wir unsere Mitmenschen beurteilen

Wir sollen und müssen einander als Verkörperungen dieser zeitlosen Stille, dieses Friedens, dieser Freude Gottes, als Ebenbilder Gottes, als Gott selbst erkennen und anerkennen. Den unsterblichen, nie endenden Frieden sollst du in allen sehen. Es ist nicht schwer, das zu tun, weil du weißt, dass du diesen Frieden in dir trägst - im Tiefschlaf wird er offenbar.

Kannst du dir denn nicht vorstellen, dass dieselbe zeitlose Stille auch in allen anderen ist? Warum siehst du sie in den anderen nicht? Warum denkst du an ihre Gesten, ihren Charakter, ihr Benehmen und fühlst dich davon betroffen? Oder warum fühlst du dich erhoben, wenn dich jemand lobt oder dir Anerkennung zollt? - Das alles sollst du fallen lassen.

Wenn du das nicht tust, dann bist du ein Mensch und hast als solcher jeden Augenblick eine andere Herausforderung zu bestehen, hast Probleme, machst Fehler und schaffst dir schlechtes Karma. Du musst deine Aufmerksamkeit immer und immer wieder auf die zeitlose innere Vollkommenheit in jedem und allem richten.

Es gilt, das zu praktizieren, was wir gerade besprochen und gehört haben

Wir sollen uns auf den zeitlosen Frieden und die Freude Gottes in allen konzentrieren. Unser Bewusstsein soll eins werden mit dieser zeitlosen, raumlosen Stille, dem Frieden, der Freude in uns selbst, in allem und jedem. Ist das möglich? - Ja, es ist möglich im Tiefschlafzustand.

Warum sollte es nicht auch im Wachzustand möglich sein? - Wir wollen es im Wachzustand erreichen und deshalb unsere ganze Aufmerksamkeit dieser zeitlosen, raumlosen Stille Gottes widmen - dieser Freude Gottes, diesem vollkommenen, von allem unabhängigen Frieden Gottes in uns, der gleichzeitig überall ist und die ganze Schöpfung durchdringt und transzendiert. Es ist ein Frieden, eine Freude Gottes und eine Vollkommenheit Gottes, die überall gegenwärtig sind - und auf diese wollen wir uns konzentrieren. Wenn du dich darauf konzentrierst, fallen alle anderen Gedanken weg. Was geschieht, wenn du schläfst? - Alle Gedanken fallen weg; alle Gefühle fallen weg. Die Zeit-Raum-Wahrnehmung fällt weg - alles fällt weg. Dasselbe sollen wir in unserer Meditation erreichen. Wenn wir uns auf die zeitlose Gegenwart Gottes konzentrieren wollen, muss alles andere wegfallen. Wie können wir das tun? - Der Name für diese zeitlose, raumlose Stille, diesen Frieden, diese Freude, dieses Bewusstsein, diese Intelligenz Gottes in allem und jedem ist Narayana. Sobald du Narayana sagst, sollst du alle anderen Gedanken fallen lassen. Deine leuchtende Intelligenz wird dann zum endlosen Licht des innerlichen Friedens, der innerlichen Freude.

Friede und Freude in dir - Friede und Freude in allen! Friede und Freude sind überall: In einem Tier, in einem Baum, in einem Stein, in einer Wolke, in einem Stern, im guten wie im schlechten Menschen - allüberall ist diese wunderbare unendliche Stille - das Ebenbild Gottes - zugegen.

 

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