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ZWEIMONATLICH

Jahr 45

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ


Aktuelle Ausgabe

November/Dezember 2011

 

 

INHALT

Sri Swami Omkarananda

Medittion

Das Problem des Lebens

Fragen und Antworten

Ein Leben des Glaubens

Denke daran und meditiere über die Wahrheit, die das innere Licht offenbart: Ich bin das Herz Gottes, das Zentrum des Universums. Ich bin die Quelle des Lichts. Ich bin die Seele aller Schönheit. Ich bin die Quelle ewigen Lebens. Mein ganzer Körper ist der Tempel Gottes. Ich bewege mich in der Ewigkeit. Ich lebe in der Unsterblichkeit. Mein Name ist unendliche Vollkommenheit. Mein Atem ist endloses Glück.

Meditiere intensiv über diese Offenbarung des inneren Herzens: "Jede Zelle meines Körpers ist das Zentrum von Gottes Allmacht und Allwissenheit. Jeder Punkt des äußeren Raumes und des Raumes in mir ist ein Zentrum unendlicher Intelligenz, Allwissenheit und Allmacht."

Swami Omkarananda

Meditation 

Heute befassen wir uns speziell mit christlicher Meditation, metaphysischer und transzendenter Meditation; und wir werden die Bedingungen untersuchen, die erfüllt werden müssen, damit unsere Meditation unmittelbare Früchte tragen kann.

Der Mensch ist nicht nur ein aus Materie geformtes Geschöpf, auch wenn der physische Körper ein wichtiges Instrument ist, das uns dazu verhelfen soll, die erstaunlichen Eigenschaften des Bewusstseins im Inneren zu entdecken und auszudrücken.

Weil der Mensch eben nicht nur eine aus Materie geformte Kreatur ist, sondern er seinem eigenen Wesen nach ein leuchtendes Bewusstseinsfeuer ist, das stets die Kräfte der Hingabe, der Liebe, der Sanftmut, der Intelligenz ausstrahlt, deshalb können wir dem Kampf mit allem, was diesen Kräften entgegengesetzt ist, den Kräften des kleinen Ichs oder Egos, nicht ausweichen.

 

Wir sind gesegnet

Wir sind mit all den Eigenschaften gesegnet, welche die größten Geister in der menschlichen Geschichte ausgezeichnet haben.

In jedem von uns ist die Barmherzigkeit eines Franz von Assisi, die stets versucht, sich auszudrücken. Wir haben all die Fähigkeiten der großen Philosophen und Mystiker.

Jeder von uns ist eine Verkörperung der Hingabe, der Liebe, der Erkenntnis, des unbegrenzten Friedens, des unendlichen Lichts und aller Vollkommenheiten des Vaters, der in unserem Atem gegenwärtig ist, der das Wirken unserer Intelligenz und den Ausdruck unserer Gedanken durch die Sprache möglich macht.

Dieser Vater ist das Leben unseres Lebens, die Essenz unserer Existenz: Wir haben unzerstörbare Beziehungen mit Ihm, und in uns liegen all die Fähigkeiten bereit, die nötig sind, um Ihn wahrzunehmen, Ihn zu erfahren und das Leben in einen Gesang des Friedens, der Kraft, der Weisheit und Vollkommenheit zu verwandeln.

 

Wir sind Kinder Gottes, in Gott geboren und werden von Gott erhalten

Unsere äußeren Erfahrungen, die wir jetzt so hoch schätzen, werden zur Bedeutungslosigkeit verblassen, wenn unsere inneren Fähigkeiten sich einst entfalten vielleicht schon in unserer nächsten tiefen Meditation.

Bevor wir auf bestimmte Arten der Meditation eingehen, lasst uns zunächst verstehen, dass es viele Formen von Meditation gibt.

In der Tat ist Meditation ein universales Phänomen und in jeder unserer täglichen Aktivitäten in einem, wenn auch geringen Maß enthalten.

Wenn die Hausfrau ein besonders gutes Essen kochen will, steht sie erst einmal still und überlegt, was sie machen soll und wie sie am besten vorgehen könnte.

Der Mann, der ein Auto fährt, braucht auch ein gewisses Maß an Konzentration und Meditation.

Der Wissenschaftler, der neue Gesetze und Wahrheiten entdeckt, der Philosoph, der sich mit höheren philosophischen Ideen befasst beide treten in einen Prozess der Meditation ein; aber auch der Geschäftsmann, der Künstler oder der Soldat: niemand kann ohne Momente der Meditation und Konzentration seine Tätigkeit erfolgreich ausüben.

Doch diese Art der Meditation ist eine zeitweilige Angelegenheit, eine Sache von Augenblicken; es ist keine eigene Disziplin, die Dauer und Form hat.

 

Sammlung auf eines 

Jener, der auf der Suche nach der Wahrheit ist, der wach und empfindungsfähig für die höheren Werte des Lebens ist, der versucht, das Leben hier auf Erden mit den Schätzen des ihm innewohnenden göttlichen Bewusstseins zu bereichern, baut die Meditation zu einer in sich selbst unabhängigen Disziplin aus.

Die verstreuten Strahlen der Sonne können ein Stück Papier nicht einmal ansengen, aber dieselben Strahlen, wenn sie durch eine Lupe auf einen Punkt konzentriert werden, lassen dieses in Flammen aufgehen.

Genauso verhält es sich mit der Meditation.

Alle Strahlen unseres Denkens und Bewusstseins müssen gesammelt und auf höhere Werte gerichtet werden, und wenn Gotterfahrung unser Ziel ist auf Gott.

Doch sind in diesem Prozess der Meditation auch etliche andere Disziplinen integriert, wie psychologische Disziplinen, sodann emotionale und moralische Disziplinen und die Disziplin der Hingabe.

Ohne diese vorbereitenden und begleitenden Disziplinen kann die Meditation keinen Erfolg haben.

 

Die christliche Meditation

Die christliche Meditation baut sich insbesondere auf der Struktur der moralischen Reinheit, der Demut, der Mildtätigkeit, der Liebe, des Dienens und des ständigen Herzensgebets auf. Letzteres ist nichts anderes als die Übung, Gedanken an Gott und das Gebet um seine Gnade ständig wachzuhalten, zumindest im Hintergrund des Bewusstseins.

Der Kulminationspunkt der christlichen Meditation liegt darin, das Auge des inneren Bewusstseins der Seele einfach zu machen, das heißt, dass es überall und in allem, was es wahrnimmt, nur eines sieht, nämlich die Gegenwart Gottes, die alles erfüllt und durchdringt und die Essenz und Substanz aller Dinge und alles Seienden ist.

Dieses einfache, reine Auge der Seele erfüllt den ganzen inneren mentalen, psychischen und geistigen Körper mit Licht.

Das auf eines gerichtete innere Auge der Seele ist die Grundlage für den Empfang der göttlichen Gnade und ermöglicht es dem Meditierenden, in die Liebe, das Licht, die Gnade und die Vollkommenheit Gottes einzugehen.

 

Die christliche Meditation ist dem Wesen nach eine spirituelle Meditation

Man muss sie von anderen charakteristischen Arten der Meditation unterscheiden, deren Ziel es nur ist, Gemütsfrieden zur erlangen, die Nerven oder die nach außen drängenden Aktivitäten des Gemüts zu beruhigen.

Du kannst zum Beispiel einfach deine Augen schließen und so die optischen Ablenkungen deiner Umgebung ausschalten, dann atmest du tief ein, hältst den Atem an und atmest langsam wieder aus. Diesen ganzen Vorgang beobachtest du. Du konzentrierst dich darauf und übst das eine Zeitlang. Diese Übung führt zu einer gewissen Beruhigung des Denkens und der Nerven; sie gibt dir eine Art inneren Frieden. Sie hat aber keinen wesentlichen Wert, besonders im Zusammenhang mit der geistigen Entwicklung gesehen.

Meditationen wie diese Atemübung gibt es Hunderte, die jedoch alle nicht direkt auf die Entfaltung des göttlichen Bewusstseins in uns abzielen.

Die christliche Meditation strebt eine allmähliche, stufenweise seelische Entwicklung der Eigenschaften des geistigen Wesens an, wie sie in Jesus Christus verkörpert und im Göttlichen Vater in ihrer vollen Absolutheit anwesend sind.

Die christliche Meditation ist eine stetige Manifestation und Entfaltung des grundlegenden geistigen Wesens des menschlichen Individuums.

Eine typisch christliche Methode ist das beständige Wiederholen des Namens "Jesus Christus". Sie dient dazu, die Strahlen des Geistes auf einen zentralen Punkt zu lenken, der Jesus Christus ist, um Ihn auf diese Weise kennenzulernen, seinem Wesen näherzukommen, Ihn als die Verkörperung der Liebe, des göttlichen Lichts, als den großen Erlöser und als Inbegriff des Friedens, der das Verstehen übersteigt, zu erkennen und schließlich und endlich auch zu erfahren. Er ist es, der es uns möglich macht, mit den Vollkommenheiten des Göttlichen Vaters in Verbindung zu treten.

Eine ununterbrochene Anrufung des Namens Jesu, eine ständige Beschäftigung mit diesem besonderen Namen, ein ständiges Nachdenken über das Wesen Jesu Christi und Gottes das sind die vorbereitenden Stufen christlicher Meditation. Und von da an eröffnet sich das ganze Terrain spiritueller Erfahrung.

 

Metaphysische Meditation 

Metaphysische Meditation ist typisch für die großen Mystiker, in denen göttliche Erkenntnis dominiert und die Intelligenz auf eine höhere Ebene der Wirkungsweise gehoben ist.

Diese Art der Meditation hat es zu allen Zeiten, in allen Religionen und Kulturen gegeben. Sie besteht in einem beständigen Nachdenken über das Wesen der unendlichen Wahrheit.

In dieser Meditation verlagert der Meditierende seine Wahrnehmung ständig vom Körperlichen zum Unkörperlichen, vom Materiellen zum Nicht-Materiellen - dem Metaphysischen, das in allem mit eingeschlossen und überall gegenwärtig ist; er verlagert seine Aufmerksamkeit vom relativen Materiellen hin zur absoluten Wirklichkeit, vom Raum-Zeit-Universum zum raum- und zeitlosen Sein.

Die metaphysische Meditation besteht in einer beständigen, ununterbrochenen Kontemplation über das Wesen der Wahrheit als das Unendliche, das Absolute. Es kann auch bestimmte Stunden geben, in denen man sich besonders intensiv mit der Kontemplation über das Unendliche beschäftigt.

 

Die transzendente Meditation ist ein völlig
anderer Prozess - die letzte und höchste Stufe der Meditation
 

Es ist ein Meditationszustand, in dem der Meditierende, das Objekt der Meditation und der Vorgang der Meditation in eines verschmelzen.

Da gibt es diese drei nicht mehr; man wird zum unendlichen Bewusstsein selbst. Man wird zur unendlichen Wirklichkeit. Man transzendiert das mentale Reich und geht über alle Ebenen der Erfahrung hinaus. Man ruht in der Einheitserfahrung, ein Zustand der Erfahrung, in dem die Unterscheidung zwischen dem, der Gott erfährt und Gott selbst nicht mehr existiert.

Diese Erfahrung, die etwas völlig anderes als die gewöhnliche, uns bekannte Erfahrung ist, lässt die Möglichkeit, etwas über sie zu berichten, nicht zu; denn jeder Bericht würde schon die Dreiheit wieder mit einschließen: den Berichterstatter, den Vorgang der Berichterstattung und den Inhalt des Berichts.

Der Meditierende und die Wahrheit, über die er meditiert, werden eins. Die transzendente Meditation ist ganz speziell eine Disziplin in göttlicher Erkenntnis, in der Erkenntnis des Selbst.

In dieser Meditation nehmen wir Abstand vom Körper, von den Gedanken und Gefühlen. Da gibt es weder Gedanken noch Gefühle, sondern nur ein direktes Sichfallenlassen in das grenzenlose Licht des göttlichen Bewusstseins, und während sich die Meditation vertieft, wird man zu diesem Licht und existiert als dieses Licht: Es ist ein Zustand, der ewig, unvergänglich, allwissend ist ja, er geht noch über die bloße Allwissenheit hinaus.

Es ist ein überkosmischer Zustand, jenseits alles Phänomenalen. Es ist ein Zustand ursprünglicher Absolutheit und Ganzheit.

 

Meditation im Alltag

Für jene unter uns, die ihrer Arbeit in einer geschäftigen Welt nachgehen müssen, kann die Meditation ein machtvoller geistiger Prozess sein, der sie den ganzen Tag begleitet.

Zu den vielen Arten von Meditationstechniken könnte man auch jene zählen, bei der man einfach über eine spirituelle Aussage nachdenkt, die man der Bibel, den Upanischaden oder den Schriften großer Meister entnommen hat.

Wir können auch versuchen, die Gegenwart Gottes zu fühlen und uns bewusst zu werden, dass diese von Frieden und Licht erfüllte Gegenwart uns durchdringt und umgibt.

Über kurze spirituelle Aussagen oder Formeln zu meditieren, ist auch eine wunderbare Disziplin für Gemüt und Geist. Es ist auch eine Disziplin der Gefühle. Zum Beispiel die Formel:

"Gott ist als Allgegenwart, Allmacht und Allwissenheit bei mir."

Denken wir intensiv über diese Formel nach, stellen uns Gottes Gegenwart vor und fühlen sie, dann werden wir langsam eine ganz andere Beziehung zur äußeren Welt entwickeln. Ein Gefühl der Sicherheit wird sich einstellen und ein Friede, der dem Wissen entspringt, dass der allwissende Gott unser Leben ordnet und lenkt. Manchmal kann Meditation zu Kontemplation werden Kontemplation über die unendliche, grenzenlose Stille Gottes, die sich überallhin ausdehnt.

 

Meditation ist alles, was uns mit der Wahrheit, der Wirklichkeit, dem Vater, der Liebe und dem Frieden Gottes verbindet.

Nimmt man ein Stück weißes Tuch und taucht es in Farbe, dann ist es nicht länger weiß, sondern farbig.

So sollte es auch sein, wenn wir meditieren und unser Gemüt in den Frieden, die Liebe, die Gnade, die Kraft und Gegenwart Gottes eintaucht.

Einige Momente der Meditation am Morgen - über die allsehende, unmittelbare Gegenwart Gottes, über seinen grenzenlosen Frieden, seine unendliche Liebe, sein unentrinnbares Licht - lassen in deinen Tagesablauf neue Kraft einfließen, das Erspüren eines Friedens, der alles durchdringt.

Meditation ist wichtig, wenn das innere Leben durch göttliche Entfaltung erblühen soll

 

Von Zeit zu Zeit ist es notwendig, über die Gegenwart des unendlichen Lichts Gottes, das unendliche Liebe und Gnade ist, zu meditieren, damit auch im äußeren Leben Frieden und Glück herrschen.

Meditation ist jeder Zustand unseres inneren Bewusstseins, in dem wir Gott berühren und von Gott berührt werden. Meditation ist die Kunst, durch die wir einige unserer inneren höheren brachliegenden Fähigkeiten entwickeln, unsere Erkenntis Gottes, unsere Hingabe an Gott und unsere Beziehung zu Gott vertiefen können. Wasser ist für Fische wichtig und wesentlich. Genauso wichtig und wesentlich ist irgendeine Art von Kontakt zur allsehenden, allbeschützenden, allerhaltenden Gegenwart Gottes für unser tägliches Leben.

Wenn Gott das Objekt unserer Meditation ist - und nicht eine abstrakte, unendliche Wahrheit -, dann wird unser äußeres Leben erfüllt von zunehmender Kraft und Gnade, wir begegnen Gott überall, und immer weitere, umfassendere Gefühle und Wahrnehmungen öffnen sich unserem inneren Horizont. Es kommt zu einem vielseitigen Wachstum, das innere Bewusstsein und die Seele erwachen langsam.

Die Fähigkeit vernünftigen Denkens ist nicht das Einzige, womit unser Bewusstsein begabt ist. Die Kräfte und Fähigkeiten in unserem inneren Sein sind zahllos.

Wenn wir im Lauf unserer Meditation allmählich immer mehr Übung darin gewinnen und tiefer in unser eigenes inneres Wesen eindringen, entfalten sich die höheren Fähigkeiten, die uns eine direkte Erfahrung des Göttlichen ermöglichen. Und wenn wir dann auf dem Pfad der spirituellen Entwicklung genügend weit fortgeschritten sind, wird das Gottbewusstsein zu einem charakteristischen Merkmal unseres täglichen Lebens, und Friede überflutet unser ganzes inneres Wesen. Wir haben ein Empfinden der Anwesenheit des Königreichs des Himmels, das uns innerlich reicher macht und uns eine neue Einstellung den Dingen und Menschen gegenüber schenkt, unsere Augen öffnet, sodass wir das ganze Universum als eine Manifestation der Liebe und Gnade Gottes sehen. Zahllos sind die Ergebnisse und segnenden Folgen der Meditation.

Innere Stille ist eine davon, und es gibt viele Arten von Stille.

"Sei still und erkenne, dass ich Gott bin!", sagt die Bibel. Stille kann das Ergebnis einer stetig wachsenden inneren göttlichen Liebe sein. Äußere Stille führt nicht zu innerer Stille. Selbst am ruhigsten Platz der Erde kann man innerlich völlig verstört, unruhig und von disharmonischen Gedanken und Gefühlen geplagt sein.

Stille ist eine Eigenschaft des inneren Geistes und der Seele; unendliche Stille ist das Wesen des Vaters im Himmel, und Meditation ist darauf angelegt, uns eine Erfahrung dieser unendlichen Stille zu vermitteln, die charakteristisch für das Bild Gottes in uns ist.

Die Oberfläche eines vom Wind gepeitschten Sees kann den Mond nicht richtig widerspiegeln. Erst wenn der See völlig ruhig ist, kann man den Mond darin klar gespiegelt sehen.

So ist es auch mit dem Gemüt: Solange es unruhig und von Gedanken erfüllt ist, können wir nichts darin gespiegelt sehen. Erst wenn das Gemüt ruhig ist und die Gedanken schweigen, wenn das innere Bewusstsein klar ist wie der stille See, kann sich die Wahrheit oder Gott darin spiegeln. Wir sehen dann das, was auch vorher schon da war, aber aufgrund unserer Unruhe unerkennbar blieb. Wir müssen uns selbst in innerer Stille bewahren, wenn unsere Persönlichkeit transformiert werden soll. Wir versuchen, in der Meditation für einige Zeit innerlich still zu sein, damit die Wahrheit sich uns offenbaren möge.

Es gibt gedankliche Übungen, die dazu beitragen, unsere innere Stille zu vertiefen. Auch körperliche Übungen gibt es dazu, Atemübungen und dergleichen. Es besteht nämlich eine innige Verbindung zwischen dem Atem und den gedanklichen Vorgängen. Wenn wir unseren Atem eine Zeitlang anhalten und unsere Augen schließen, dann führt das zu einer gewissen Stille im Gemüt, die wir als einführende oder anfängliche Stille nutzen können, um dann tiefer einzudringen.

Angenommen, wir halten eine geistige Idee oder eine philosophische Wahrheit in Gedanken fest, und denken tief über ihre Bedeutung nach, dann beruhigt sich das Gemüt, wird still und leuchtend. Das ist eine psychologische Methode, um Stille im Gemüt zu erzeugen. Der geistige Weg dahin ist die intensive Gottesliebe, das starke Gefühl, dass Gott jetzt bei uns ist, dass Er überall um uns herum ist, dass Er uns sieht, auf unsere Existenz und unsere Bedürfnisse reagiert. Eine überwältigende Liebe für diesen Gott, eine intensive Sehnsucht, seinen Frieden, seine Schönheit, seine Gnade und Gegenwart zu erfahren, muss uns ergreifen, eine Sehnsucht nach seiner Gegenwart, die Liebe, Licht, Freude, Vollkommenheit ist. Eine solche Hingabe an Gott wird uns tiefen Frieden schenken.

Es gibt viele Methoden, um zur inneren Stille zu gelangen; etliche davon sind für viele Leute im täglichen Leben nicht praktizierbar. 

Hausfrauen, Geschäftsleute, Arbeiter alle sind fähig, Gottes Gegenwart und Frieden zu erfahren. Ihre Meditation kann ganz speziell auf ihre Lebensumstände abgestimmt sein. Es kann das beständig aufrecht erhaltene Gefühl für die Gegenwart Gottes sein, das Gefühl, von der Gnade und Liebe Gottes umarmt zu sein, oder immer wieder über einen inspirierenden spirituellen Text nachzusinnen. Sie sollten versuchen, von Herzen alles zu segnen, was ihnen täglich auf ihren Wegen und bei ihrer Tätigkeit begegnet. Sie sollten allen Frieden wünschen, helfen, wann und wo es nötig ist und so auch ihre Hingabe an Gott pflegen und stärken.

Wenn jemand den ganzen Tag mit diesen Übungen und in einem solchen Zustand verbringt, also auch während der Arbeit, dann wird sein ganzes persönliches Wesen erhoben und gereinigt, und er wird der göttlichen Gegenwart gegenüber empfindsamer werden.

 

Man muss sich auf ein kontemplatives Leben vorbereiten, Tugenden entwickeln, alle Tätigkeiten und kreativen Aktivitäten vergeistigen, sich beständig darin üben, die Gegenwart Gottes immer und überall wahrzunehmen, denn diese Gegenwart ist endloser Frieden. Es ist eine lebendige Gegenwart: Sie ist unser Vater, unser Schutz, unser Leben, unsere Herrlichkeit.

Wenn wir in diesem Sinne leben, wird unser inneres Leben von selbst immer mehr erblühen. Auch unser äußeres Leben wird reicher, erfolgreicher, unerschütterlicher, weil wir im Herzen ein starkes, bleibendes Gefühl für die unsterblichen, allsegnenden Arme Gottes tragen.

 

Meditation ist eine großartige Kunst

Es ist der einzige Prozess, der die natürliche Evolution des menschlichen Individuums beschleunigt. Der Test einer wahren Meditation liegt darin, dass man im täglichen Leben in der Lage ist, die Eigenschaften des Göttlichen auszudrücken.

Schon wenige Minuten einer tiefen, morgendlichen Meditation über die verschiedenen Eigenschaften Gottes spenden uns für den ganzen Tag Frieden, Stärke und Licht.

Meditation ist das Integrieren des Lichts, der Gnade, der Kraft, des Friedens, des Glücks Gottes in unser inneres und äußeres Leben.

Wenn wir diese anfänglichen Bedingungen erfüllen und in unserem Wissen von Gott und dem Gefühl für die göttliche Gegenwart wachsen, erreichen wir nach geraumer Zeit höhere Formen der Kontemplation, um dann schließlich eine direkte Erkenntnis des Göttlichen zu erlangen, in der wir von Angesicht zu Angesicht mit Gott sind. Wir haben eine völlig neue Dimension erreicht eine göttliche Dimension.

In der Meditation betreten wir die Dimensionen des Königreichs des Himmels. Wir gehen ein in die grenzenlose Schönheit, das Licht, die Gnade und den Frieden Gottes. Es besteht ein ausgeprägter Unterschied zwischen diesem Zustand und dem Traumzustand, der uns zwar auch in eine andere Welt versetzt, denn im Traum sind wir wie in tiefer Meditation völlig von der Welt des Wachzustands abgeschnitten: wir erfahren eine andere Welt, eine andere Dimension.

Doch im intensiven kontemplativen Zustand der Gotterfahrung haben wir die Wahl, unsere Augen zu öffnen, die Welt wahrzunehmen und unseren Geschäften nachzugehen, während wir die ganze Zeit die Erfahrung des Königreichs Gottes im Hintergrund unseres Bewusstseins beibehalten können. Das ist nicht möglich im Traum: sobald wir die Augen öffnen, ist der Traum vorbei, und wir erkennen ihn als Illusion.

Der Traumzustand ist ein unwirklicher Zustand; der Zustand des Gottbewusstseins aber ist unser natürlicher Zustand, unsere höchste Möglichkeit.

Tausenden von Heiligen und Weisen in vielen Jahrhunderten war es möglich, das Gottbewusstsein zu verwirklichen. Und es ist möglich für jeden von uns.

Jeder, der diese Zeilen mit Interesse und Verständnis liest, ist genügend entwickelt und weit auf dem geistigen Pfad fortgeschritten, denn er ist von einem Gefühl für das Göttliche, mit Liebe zur Wahrheit erfüllt, er ist empfänglich für die Weisheit und die Schönheit, die überall gestaltend aktiv ist. Das höhere Bewusstsein ist schon in ihm erweckt; und sein Streben wird andauern, bis er eine lebendige, dynamische Erfahrung dieser Dimensionen des Gottbewusstseins erlangt hat.

Wenn wir die Erfahrung Gottes in unserem Herzen, in unseren Augen, in unserem ganzen Wesen tragen, können wir trotzdem unser äußeres Leben weiterführen. Viele haben das getan. Wir können es heute tun. Es ist möglich, denn die höchste, größte und letzte Wirklichkeit ist in uns und um uns herum, und ihre Möglichkeiten sind unbegrenzt.

Gott ist unser Vater; Er ist die unendliche Wirklichkeit 

Es gibt keinen Ort, an dem Gott nicht wäre. Er ist Frieden und Vollkommenheit. Wir sind in Ihm und von Ihm gezeugt. Er ist überall um uns herum, und deshalb ist es natürlich und unvermeidlich, dass wir alle einmal sein unendliches Leben, seinen unendlichen Frieden, seine unendliche Vollkommenheit erfahren.

Damit unsere Meditation Früchte trägt, uns bei jedem Schritt im täglichen Leben nützlich sein kann und ihre Segnungen für uns erfahrbar werden, müssen wir unser Gemüt immer in einem möglichst erhobenen Zustand erhalten, indem wir über geistige Dinge und Tatsachen nachdenken und alles, was wir sehen, erfahren und erleben, in einen göttlichspirituellen Zusammenhang stellen.

Wir müssen ständig all unsere Wahrnehmungen zu Gott in Beziehung setzen, um unsere Verbundenheit mit Ihm zu stärken, um Ihm schließlich tatsächlich überall zu begegnen. Er ist ja der Atem unseres Atems, die eigentliche Tatsache und Substanz unseres Daseins, unseres Lebens, unserer Existenz. Er ist das Licht hinter dem Licht, das wir sehen. Er ist das Licht in unserer Intelligenz. Er ist die Schönheit, die wir bewundern. Er ist die Kraft, die alles durchdringt, bewegt und lenkt.

Er ist das allschöpferische, allwunderbare Königreich des Himmels. Wir atmen in Ihm, wir bewegen uns in Ihm, wir existieren und leben in Ihm.

Um Ihn zu kontaktieren und zu erfahren, dazu ist Meditation das richtige Mittel; aber wir müssen uns darüberhinaus stets mit Gott beschäftigen, über sein Wesen nachdenken, seine Gegenwart in allen Situationen des Alltags fühlen. Das ist eine wichtige und wesentliche Voraussetzung auf dem Weg zur Begegnung mit Gott.

Viele Leute gehen total in ihren täglichen Geschäften auf, in ihren Pflichten, den Zielen, die sie sich gesetzt haben. Andere verlieren sich in oberflächlichem Vergnügen oder jagen dem Reichtum nach. Sie verlieren dadurch jeden Sinn für innere Schönheit, für größere und höhere Wirklichkeiten, und vor allem werden sie völlig unempfänglich für die Gegenwart Gottes. Sie denken immer und ewig nur darüber nach, wie sie zu noch mehr Geld kommen könnten und was sie wieder unternehmen könnten, um mehr Spaß und größeres Vergnügen zu haben.

Aber es ist möglich für uns, trotz unserer täglichen Arbeit, trotzdem wir Geld verdienen und eine Firma gründen wollen, einen Teil unserer Gedanken und bewussten Aufmerksamkeit auf Gott zu lenken, uns im Hintergrund unseres Bewussteins mit Gott und seiner liebenden Gegenwart zu beschäftigen. Alles um uns herum kann uns an Gott erinnern. Etwas tief in unserer Seele kann sich Gott zuwenden, selbst wenn wir effektiv unsere Pflichten erfüllen. Auch das ist Meditation in einer etwas abgeschwächten Form, in einer Form aber, die wir den ganzen Tag über durchhalten können, und abends, wenn wir dann konzentriert meditieren, wird uns das leichter fallen, weil wir uns tagsüber schon darauf vorbereitet haben; und wir können dann in eine tiefe Kontemplation eintauchen.

 

Früchte der Meditation

Lerne die Kunst zu meditieren! Eigne dir ein Wesen an, das mit spirituellem Wissen und Reinheit ausgestattet ist, und meditiere täglich. Wenn du mit dem Unendlichen in Berührung bist, wirst du die wahren Wunder des Königreichs des Himmels erleben. Wenn du dann in diesem Zustand des Bewusstseins deine Augen öffnest und um dich schaust, wird dir alles, was du siehst, das Göttliche offenbaren; betrachtest du eine Blume irgendwo, wird dein Herz von selbst ein Gespräch mit der Seele in ihr beginnen, mit dem Göttlichen in ihr, mit dem Unendlichen in ihr. Und auch wenn gar nichts da sein sollte, selbst dann wird dein Herz ein Gespräch mit dem Unendlichen beginnen, mit dem unbeschreiblich Wunderbaren, das auch im leeren Raum zugegen ist.

Auch wenn du Hunderte von Menschen siehst, wird das innere Auge deiner Seele das großartige, unauslöschlich schöne Antlitz des Göttlichen im inneren Herzen all dieser Menschen erblicken. Dein inneres geistiges Wesen wird im Nu eins mit dem Unendlichen, mit dem inneren geistigen Wesen in den Herzen aller.

Ob Kinder, Männer oder Frauen - in allen findest du dich selbst wieder, weil du in ihnen allen dieselbe Wahrheit erkennst, die auch in deinem geistigen Herzen wohnt.

Du bist glücklich, weil du überall, wohin du auch deine Augen wendest, eine unendliche, nie endende Welt von Glück, Gnade, Licht, Wissen und Kraft erblickst.

Spontan und ungewollt gehen Wellen über Wellen des Friedens von dir aus, die den ganzen Kosmos durchdringen.

Das innere geistige Herz in dir regt sich in allen Herzen der ganzen Schöpfung. Wenn du auf Tausende von Häusern blickst, weißt du, dass es deine Häuser sind, und du wünschst ihren Bewohnern Wohlergehen und Glück.

In alle Ecken des Universums sendest du die Wellen deiner Liebe, deines Segens, deiner guten Wünsche, deiner Verehrung. Deine Geduld ist übermenschlich, deine Erkenntnis wirkliche Erkenntnis, denn sie ist vom göttlichen Licht beseelt.

Du hast eine direkte Erkenntnis des Göttlichen; die höchst wohltätigen Kräfte Gottes stehen dir zu Diensten. Etwas in deiner Seele nimmt spontan deine Seelenverwandtschaft mit den fernsten Sternen wahr.

Die ganze Natur zeigt dir ein neues Gesicht: ihr unendliches Gesicht, ihr allschönes Gesicht. Deine Hände vibrieren mit den Segnungen Gottes.

Du weißt dann auch, dass der ganze Bereich deiner alltäglichen Erfahrungen das Licht Gottes nur schwach und unvollkommen hat durchscheinen lassen. Aber nun siehst du die innerste Seele in aller Natur!

Diese Stufe der Evolution ist die wahre Erfüllung des Lebens. Auf dieser Stufe sind alle Probleme des Lebens gelöst.

Du bist von der Wahrheit berührt. Du fühlst dich von einer grenzenlosen göttlichen Liebe umhüllt und getragen.

Du wirst von einer nie irrenden Weisheit geleitet, die ihren Sitz in deiner inneren Seele hat. Gnade umgibt dich, sieht deine Zukunft voraus und entfernt alle Hindernisse, die dein zukünftiges Glück beeinträchtigen könnten. 

Wir sollten uns bemühen, diese Stufe der inneren Entwicklung und Vollkommenheit zu erreichen. Das Bewusstsein muss sich weiten, das Gemüt muss sich mit höheren Tatsachen befassen und sich entsprechend wandeln und umformen, das niedere menschliche Bewusstsein muss transformiert werden.

Anstatt die Menschen als bloße körperliche Formen zu betrachten, sollten wir lernen, sie so zu sehen, wie Gott sie an unserer Stelle sehen würde, wie das Unendliche sie sehen würde. Das ist die richtige Einstellung, die jeden segnet und reinigt.

Das Endliche kann nicht befreit werden, kann nicht gereinigt werden, kann keinen Segen empfangen, solange es nicht vom Unendlichen berührt worden ist - vom Unendlichen, das Gott genannt und auch mit vielen anderen Namen bezeichnet wird.

Unser Glück wird täglich im Überfluss vorhanden sein, wenn wir im Hintergrund unseres Bewusstseins eine Verbindung zu Gott hergestellt haben und diese aufrechterhalten. Dann geschieht es auch, dass neue und höhere Kräfte erwachen und unser Leben um vieles reicher machen. 

Wer ist der Größte in dieser Welt, der Glücklichste? Es ist der Mystiker, der Mensch der Gotterfahrung, der die Wahrheit erkannt hat und kennt, jener, der das Königreich des Himmels in allen wahrnimmt, jener, der, wenn er mit dir spricht, innerlich mit Gott in dir eins ist. Er besitzt ein Licht, das immer bereit ist, jedes Problem, das sich stellt, zu lösen.

Lasst uns langsam und mit Ausdauer auf dieses Ziel zusteuern, denn unendliche Stille, unendliches Glück, Friede, Kraft und Vollkommenheit sind für uns normal und natürlich. 

 

Das Problem des Lebens 

Du bist aus der unendlichen Freude geboren, und das Leben kann seine volle Erfüllung nicht erlangen, solange du diese unendliche Freude nicht wieder entdeckt hast. Das Leben erfüllt sich in dem, was es zuinnerst in sich selbst trägt: das Höchste und Größte, das Unvergängliche, Ewige, Absolute.

Das Problem des Lebens ist ein Problem der Beziehung zwischen dem Endlichen und dem Unendlichen, dem Absoluten. Es ist ein Problem, das aus dem Spannungsfeld zwischen dem menschlichen Individuum und Gott entsteht.

Das Problem des Lebens besteht solange weiter, bis das Endliche mit dem Unendlichen in Einklang ist.

Sobald das Endliche sich des Unendlichen bewusst wird, die unendliche Glückseligkeit erfährt, den unendlichen Frieden genießt und die Kraft, Gnade und Herrlichkeit des Unendlichen berührt hat, ist das Problem des Lebens gelöst.

Das Leben wird als ewig erkannt, das menschliche Bewusstsein hat eine unmittelbare, bewusste Erfahrung der absoluten Vollkommenheit erlangt, und die Welt zeigt ihre wirkliche Dimension: die Dimension des Unendlichen; unendliche Erkenntnis erfüllt den Geist, allumfassende Liebe pulsiert im Herzen.

 

Die Berührung des Unendlichen 

Wie viel Reichtum wir auch unser Eigen nennen, wie viel Vergnügen und Genuss wir im täglichen Leben auch haben mögen, wie weit und umfassend unser Wissen auch sein mag: alles in diesem Leben ist begrenzt, bedingt und deshalb unzuverlässig. Nichts in dieser Welt kann uns das Glück verschaffen, das wir zu finden hoffen. Unser menschliches Glück nimmt nicht nur ein Ende, es schlägt oft auch schnell um in sein Gegenteil und das gilt für alles Menschliche.

Angenommen, wir haben endloses Glück, endlosen Frieden, endloses Wissen und Leben, endlose Kraft - dann hätten wir keine Probleme!

Wir rackern uns im täglichen Leben ab, weil wir nie wirklich mit etwas ganz zufrieden sind. Das Glück, das wir haben, die Kraft und das Wissen, die wir besitzen, sind begrenzt und Bedingungen unterworfen, deshalb werden sie zu Ursachen für Probleme, zu Quellen von Unglück und Schwäche.

Wir können über unsere Begrenzungen hinausgehen, aber nur, indem wir bewusst das Unendliche erfahren. Das endliche Individuum löst tausend Probleme, sobald es mit dem Unendlichen Kontakt hat. Und das Unendliche ist nicht irgendwo im Jenseits; es ist überall, es ist das Licht der Intelligenz in uns, es ist die Substanz, aus der alles, was existiert, geformt ist. Es agiert überall mit all seinen unendlichen Möglichkeiten und Fähigkeiten.

Aufgrund seiner lebendigen und dynamischen Gegenwart in unserem Inneren streben wir nach Überwindung der uns auferlegten Grenzen. Wir tragen eine Liebe für alles Schöne in unserer Seele, wir suchen ständig nach mehr Wissen, mehr Weisheit, mehr Licht - all das lässt sich auf die Gegenwart des Unendlichen in unserem Inneren zurückführen.

Das Unendliche macht seine Gegenwart in unserem inneren Wesen dadurch sichtbar, dass es beständig versucht, sich durch unsere besten Fähigkeiten auszudrücken. Ein wenig von seiner Gnade kann das menschliche Individuum zum größten Genie der Welt machen.

Das Unendliche ist in allen Wesen gleicherweise anwesend, deshalb hat jeder Mensch in sich die Fähigkeit, in Einklang mit ihm zu kommen und es zu erfahren.

Wenn wir im täglichen Leben ständig über Gott und seine unmittelbare Gegenwart nachdenken und unsere gewöhnlichen Ansichten durch edlere ersetzen, unsere niederen Wünsche und Triebe dem Licht des Höheren unterwerfen, uns von allem Negativen abwenden und uns dem Positiven zuwenden, und wenn etwas in unserem Herzen sich beständig mit dem Göttlichen beschäftigt, dann wächst unser spirituelles Bewusstsein und entwickelt sich immer weiter.

Damit uns die innere Beschäftigung mit dem Göttlichen leichter fällt, ist es gut, wenn wir uns zunächst mit großen Ideen, inspirierenden Schriften und dem Leben großer Weiser, Mystiker und Heiliger befassen.

Jeder von uns trägt all die Möglichkeiten der größten Philosophen, Heiligen, Weisen und Mystiker in sich. Jeder Rosenstrauch muss wunderbare, schöne Rosen produzieren. Jeder Mensch ist fähig, in die Vollkommenheiten des Vaters im Himmel hineinzuwachsen, die Fähigkeiten zur Erfahrung des Unendlichen zu entwickeln, das in der ganzen Natur gegenwärtig ist.

Unser Bewusstsein wurde nie von der Wissenschaft erforscht, sondern völlig von ihr ignoriert und vernachlässigt. Das ist der wesentliche Grund für unser Unglück und den Zusammenbruch unserer Zivilisation.

Dem kann nur abgeholfen werden durch ein tieferes Studium und Erforschen der höchsten, in der Seele des Menschen wohnenden Möglichkeiten. Dieses Potenzial, das dem Menschen zur Verfügung steht, nennt die Bibel "Das Königreich des Himmels".

Würden wir dieses Königreich verstehen und über sein Wesen nachdenken und dadurch etwas von seinen Eigenschaften in uns einfließen lassen, würden wir anfangen, Meister des Lebens zu werden und in der Lage sein, unsere existentiellen Probleme zu lösen. Wir sind auf dem Weg, unbegrenztes Glück, grenzenlosen Frieden und unendliche Kraft und Macht bewusst zu erfahren. Dazu müssen wir das Leben in Bezug auf das Unendliche betrachten und entsprechend einrichten, in Bezug auf das Licht des Göttlichen: Das ist die Einstellung, die wir brauchen!

Selbst der Schwächste unter uns könnte völlig furchtlos und tapfer werden und die Angst vor dem Tod verlieren, wenn er sich des Unendlichen in sich selbst bewusst würde, das ihn von allen Seiten mit unbegrenzter Gnade und Licht umgibt. Die Sensibilität für die Gegenwart des Unendlichen macht aus einem gewöhnlichen Menschen einen Übermenschen an Güte, Stärke, Frieden und seinem ganzen Lebensstil nach.

Das Unendliche in uns und überall um uns herum ist weit wirklicher als die Materie, mit der wir über unsere Sinne täglich in Kontakt sind. Obwohl unsichtbar, ist das Unendliche doch der Schöpfer alles Sichtbaren. So wie du eine Welt im Traum erschaffen kannst, so kann das Unendliche Welten mit und innerhalb seines eigenen Bewusstseins erschaffen, erhalten und auflösen.

 

Fragen und Antworten 

Das metaphysische Prinzip in uns ist die Wirklichkeit und das Fundament alles Existierenden.

Es ist das Zentrum und die Quelle der höchsten Emanationen, der höchsten Schwingungen.

 

Gast:

Wie können wir uns das göttliche Selbst als Quelle von Schwingungen vorstellen - wie eine Radiostation, die elektromagnetische Wellen aussendet?

Swami:

Versuchen wir zu analysieren: Ich sitze hier und sehe mit meinen Augen den Tisch vor mir stehen: Das ist körperlich-sinnliche Wahrnehmung.

Jetzt schließe ich meine Augen: Ich sehe innerlich, in meiner Vorstellung, eine Landschaft vor mir, in der ich vor zwei Stunden spazieren gegangen bin: Das ist mentale Wahrnehmung, gedankliches Sehen also, und es ist keine Einbildung, denn ich erinnere mich daran. Es ist demnach keine tatsächliche Wahrnehmung eines gerade ablaufenden Vorgangs, sondern eine gedankliche Wahrnehmung, die sich auf die Erinnerung stützt.

Wenn ich schlafe, gibt es keine körperliche Wahrnehmung, auch keine mentale; doch dann steigt ein Traum auf, und im Traum erzeugt das Bewusstsein eine Erfahrung: Ich fühle, dass ich vierzig Jahre alt bin, durch einen großen Wald gehe und Pflanzen und Tiere beobachte. Ich träume das. Das ist eine Traum-Wahrnehmung. Es ist eine Möglichkeit des Bewusstseins unter speziellen Bedingungen. Im Traum nehme ich meinen Traumkörper wahr, sehe verschiedene Objekte. Es ist eine Art mentaler Wahrnehmung.

Nun nehme ich Abstand von meinen körperlichen Wahrnehmungen, wie: "Das ist ein Tisch, es stehen Blumen darauf, Leute gehen vorbei usw." Ich verstehe, was ich sehe. Eine Intelligenz in mir studiert die Wahrnehmungen der Sinne. Die gleiche Intelligenz ist in der rein mentalen Wahrnehmung aktiv: Sie steht im Hintergrund und beobachtet die gedanklichen Bilder. Im Traum ist es ebenso: Die Intelligenz im Hintergrund beobachtet das Traum-Subjekt und den objektiven Bereich.

Es ist immer ein Beobachter da, ein Berichterstatter, eine Intelligenz, die sagt: "Jetzt denkst du diesen Gedanken, jetzt hörst du diese Worte, und so und so ist die Bedeutung der Worte."

Es ist eine Intelligenz, ein Beobachter, ein elementares Bewusstsein in dir, das deine Erfahrungen versteht und sie integriert, ihnen eine Bedeutung gibt, auf sie reagiert, Vorschläge unterbreitet, Reaktionen auf das, was erfahren wird, anregt. Dieser Beobachter in dir, dieses innere beobachtende Prinzip in dir, dieses elementare Hintergrundbewusstsein in dir, wird wiederum von einem anderen Gewahrsein beobachtet, von einem innersten Bewusstsein in dir, das den Beobachter beobachtet. Es ist sozusagen das Gewahrsein des Gewahrseins, so wie oben schon beschrieben.

Dieses Gewahrsein des Gewahrseins ist der Geist.

Das Gewissen ist eine seiner Manifestationen. Das Gewissen im menschlichen Individuum ist ein Organ dieses Gewahrseins des Gewahrseins innerhalb der Person.

 

Gast:

Es herrscht ein furchtbares Durcheinander, wenn man die verschiedenen Erklärungen zu diesem Thema vergleicht!

Swami:

Absolut richtig! Es gibt so viel Verwirrung! Leute, die intellektuell an diesen Sachverhalt herangehen, selbst aber keine Einsicht in die Angelegenheit haben, versuchen, selbst etwas zusammenzubasteln und stiften damit nur Verwirrung. Deshalb kann das viele Studieren in diesem Zusammenhang eine Gefahr sein! Man verbohrt sich in sogenannte wissenschaftliche Theorien und legt sich damit Scheuklappen an. Aber wie wir wissen, ändert die Wissenschaft ihre Meinung laufend, entsprechend dem Fortschritt, den sie macht. Ein gutes Herz und eine scharfe Unterscheidungskraft können die Dinge besser integrieren: Sie isolieren das Wesentliche von der Spreu.

Viele Leute, die gerne etwas über diese höheren Dinge wissen möchten, lesen so viel wie möglich und haben dann ein Problem: Es gibt Widersprüche und gegensätzliche Theorien, falsche Informationen und fantastische Erfindungen. Ohne eine eigene Erfahrung von allem zu haben, werden sie konfrontiert mit dem Astralkörper, dem psychischen Körper, dem Mentalkörper, dem Kausalkörper und dem göttlichen Körper. Sie kennen aber aus eigener Erfahrung nur ihren eigenen materiellen Körper! So viele Unterscheidungen werden gemacht, wenn es doch nur um die Seele des Menschen geht. Einige verstehen unter Seele die individuelle Seele, den Menschen; andere verstehen unter Seele Gott im Menschen.

Was ist dann das Selbst? Einige meinen damit das Ego, also das niedrige Selbst, andere reden vom göttlichen Selbst und wie man das göttliche Selbst mit dem niederen Selbst in Beziehung setzen kann.

So viele Probleme werden da künstlich geschaffen! Doch es wird alles sehr leicht verständlich, wenn wir ein wenig Intelligenz und ein gutes Herz besitzen oder wenn wir etwas über diese Dinge aus erster Hand erfahren - von jemandem, der in direkter Erfahrung dieser Tatsachen lebt.

Wir können das metaphysische Prinzip Christus nennen oder Gott oder Wahrheit - es ist alles dasselbe. Bezeichnen wir es als göttlichen Körper oder als höchstes Prinzip - wiederum alles dasselbe! Das reine Sein, die unendliche Existenz, die höhere göttliche Seele es ist alles das Gleiche, nur die Bezeichnungen sind verschieden.

Das Gewahrsein des Gewahrseins des Gewahrseins* in uns ist etwas zuinnerst in uns: Es ist das höchste Bewusstsein, ohne das alle anderen Erfahrungen unmöglich sind.

 

Gast:

Könnte man das "Selbst" als den individualisierten Geist bezeichnen?

Swami:

Hier haben wir das gleiche Problem wieder! Wenn Sie mit "Selbst" die göttliche Seele meinen, ist diese identisch mit Gott, aber wenn sie mit "Selbst" nur das menschliche Wesen meinen, dann unterliegt dessen Gewahrsein gewissen, ganz spezifischen Bedingungen, Begrenzungen also psychologischen und psychischen Begrenzungen. Damit meinen wir nur das oberflächliche mentale Leben, unsere Leidenschaften und Zwänge, unseren Hass, unsere Gier, unsere Liebe und unser soziales Empfinden. All diese zusammengenommen bilden ein komplexes Wesen in uns, hinter dem die psychische Wesenheit steht, die eine tiefere Ebene einnimmt. Sie umfasst in sich selbst das Unbewusste und das psychologische Wesen.

Die Seele bezeichnet den göttlichen Anteil in uns. Wieso aber nennen wir sie dann begrenzt und dieses Begrenzte den göttlichen Anteil in uns? Deshalb, weil wir umgeben sind von psychologischen Erfahrungen, körperlichen Begrenzungen, materiellen Begrenzungen, und diese Seele von Unwissenheit umfangen ist. Dieses Sammelsurium ist der begrenzende Faktor, die isolierte Wesenheit, der Tropfen, der sich bewusstseinsmäßig vom Ozean gelöst hat.

Wenn dieser Tropfen sich als zum Ozean gehörig bewusst wird, erwirbt er augenblicklich wieder all die Eigenschaften des Ozeans, die jedoch in keinem Augenblick wirklich verloren waren. Sie waren immer da, nur der Tropfen hat sich in seiner Wahrnehmung von ihnen getrennt, sich als kleiner, schwacher, vergänglicher Tropfen unter vielen anderen ebensolchen Tropfen empfunden. Wenn er sich bewusst wird, dass er nicht vom Ozean verschieden ist, dann hat er sich von diesen Begrenzungen gelöst.

 

Gast:

Wenn wir keine dieser Begrenzungen hätten, wären wir dann auch ohne Individualität? 

Swami:

Doch, es gäbe eine Individualität, aber es wäre eine göttliche Individualität ohne groben Egoismus, ohne dummen Stolz auf unser Tropfendasein.

Dazu ein Beispiel: Ein kleiner Fluss unter Tausenden von kleinen und größeren Flüssen fließt dem Meer zu und löst sich im Meer auf. Von da an gibt es diesen Fluss nicht mehr; er hat quasi seine Individualität verloren und die des Meers angenommen.

Würden Sie jetzt sagen: "Oh, dieser arme Fluss! Er hat seine Individualität verloren!"? Allerdings hat er die Individualität des Ozeans erworben!

Durch die Aufgabe seiner kleinen Individualität hat er eine größere erworben.

Der Mensch hat Angst vor dem Verlust seiner Individualität und befürchtet, dass er ohne sie verloren ist, dass er nichts mehr ist so stellt er sich das vor. Er bekommt eine größere Individualität, die nicht mehr die engen Grenzen seiner einstigen aufweist, sondern grenzenlos und vollkommen ist.

Wir haben gesehen, dass es etliche Arten von Wahrnehmungen gibt: die körperlichsinnliche Wahrnehmung, die mentale Wahrnehmung, die geistige Schau, die zum metaphysischem Prinzip in uns gehört, und mit Hilfe derer wir das Gewahrsein des Gewahrseins wahrnehmen können. Es ist der Gott in uns. Nur mit dieser geistigen Schau können wir Gott in uns sehen, nicht aber mit unserem körperlichen oder mentalen Auge.

Können wir unsere Gedanken mit unseren körperlichen Augen sehen? Können wir nicht! Mit welchen Augen sehen wir unsere Gedanken? Mit dem mentalen Auge sehen wir unsere Gedanken; unsere körperlichen Augen sehen nur körperliche Dinge. Der Wahrnehmende ist immer auf der gleichen Ebene wie das Wahrgenommene.

Gott steht über den Gedanken, er ist subtiler als Gedanken. Er ist das Bewusstsein des Bewusstseins in dir. Wie sehen wir deshalb Gott? - Nicht mit den körperlichen Augen, nicht mit dem mentalen Auge! Wir sehen den Geist - Gott nur mit dem geistigen Auge.

Es ist also das geistige Auge in uns, das wir entfalten müssen, die geistige Schau. Dieses Auge ist da, aber es ist nicht aktiv.

Demnach haben wir drei Augen: das körperliche Auge, das mentale Auge, das geistige Auge. Und dieses geistige Auge müssen wir entwickeln. Wir müssen ihm die Gelegenheit geben, aktiv zu werden.

Mit dem geistigen Auge sehen wir Gott. Das geistige Auge kann in das körperliche Auge eingehen und dieses befähigen, Gott zu schauen. Es ist etwa so, wie wenn wir uns in Gedanken, also mit dem mentalen Auge, etwas vorstellen, und es dann mit Hilfe der körperlichen Augen in die Praxis umsetzen: Wir zeichnen das Haus, das wir zunächst mental wahrgenommen haben, auf ein Blatt Papier. Und um zu sehen, was wir machen, brauchen wir unsere körperlichen Augen. Wir haben also eine mentale Wahrnehmung in eine körperliche umgesetzt.

Wir sehen jetzt unsere mental gefasste Idee mit Hilfe unserer physischen Augen als Zeichnung vor uns liegen.

Auf gleiche Weise kann die geistige Wahrnehmung Gottes über das mentale Auge und von dort über das physische Auge nach außen projiziert werden. Alle drei Formen der Wahrnehmung werden hier synchronisiert und nehmen gleichzeitig, jede auf ihre spezifische Weise, Gott wahr.

Wir haben hiermit praktisch demonstriert, dass es drei unterschiedliche Arten der Wahrnehmung gibt: die körperliche, die mentale, die geistige Wahrnehmung.

Aber wir unterscheiden noch eine anderer Art der Wahrnehmung; das ist die qualitative Wahrnehmung, die moralische Differenzierungen vornimmt, ethische Werte unterscheidet und so weiter - eine Wahrnehmung ganz persönlicher Art, eine Sache der Einstellung, der persönlichen Moral, der Ethik, des kulturellen Hintergrunds.

 

Gast:

Ich denke, Folgendes ist eine der grundlegenden Lehren der christlichen Religion; und ich habe sie nie verstanden:

"Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, (das ich hingebe) für das Leben der Welt.

Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?

Jesus sagte zu ihnen: Amen, Amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut ist wirklich ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben. Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot, das die Väter gegessen haben; sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit."

Johannes 6,51-58:

Swami:

Diese Passage hat eine sehr tiefe geistige Bedeutung.

Aber ist Jesus ein Kannibale, dass Er uns auffordert, sein Fleisch zu essen? Sicher nicht! Was ist der Körper Gottes? Liebe ist der Körper Gottes! Woraus besteht der Körper Christi? Nicht aus Fleisch! Er besteht aus Liebe, Weisheit, göttlichem Wesen - daraus besteht der Körper Christi, nicht aus Fleisch! Wenn uns Christus deshalb auffordert, sein Fleisch zu essen, dann meint Er damit, wir sollen seine Weisheit, seine Lehre, seine Gnade, seine Liebe, sein Licht in uns aufnehmen, was heißt: Entwickelt euer geistiges Wesen!

Es sind symbolische Dinge und Riten, die in der Messe verwendet werden:

Der Wein ist das Blut Christi und das Brot ist das Fleisch Christi. Das soll heißen, dass wir in der Heiligen Messe, wie die Kirche sie feiert, das Fleisch und Blut Christi empfangen haben, was nichts anderes bedeutet als dass wir die göttlichen Lehren empfangen haben, dass wir uns die Liebe Christi, die Eigenschaften Christi einverleiben, und dass wir deshalb von diesem Zeitpunkt an nach dem Vorbild Christi leben sollen.

Gast:

Die Bibel sagt uns, was das größte Gebot Gottes ist:

"Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und größte Gebot. Ein anderes aber ist diesem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten."

Matthäus 22, 37-40 

Aber ich liebe mich selbst nicht!

Swami:

Wir müssen diese Aussage spirituell verstehen, nicht wörtlich und körperlich!

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst - welches Selbst? Nicht dein körperliches Selbst natürlich!

Kein geistig entwickelter Mensch wird je sein körperliches Selbst lieben. Einstein hatte keine Zeit, an seinen Körper zu denken, und Sie genauso wenig! Sie sind zu sehr mit geistigen Dingen beschäftigt, als dass sie viel Wert darauf legen würden, Ihren Körper zu verwöhnen, bzw. zu lieben.

In diesem Sinn muss diese Stelle verstanden werden. Sie lieben geistiges Wissen mehr als ihren Körper, mehr als ihren Komfort und ihr Vergnügen. Jedenfalls sollte es so sein, wenn Sie sich als spirituellen Menschen sehen wollen.

Was ist dann hier mit der Liebe zum Nächsten gemeint?

Liebe deinen Nächsten nicht als Körper, nicht als empirische Persönlichkeit, nicht als die Person, die er ist, die eine Rolle im äußeren Leben spielt. Sie sind ja auch Ihrem eigenen Gemüt nicht immer wohlgesonnen, denn es macht Fehler und irrt sich oft. Also lieben Sie es nicht. Niemand liebt begrenztes Wissen, begrenzte Fähigkeiten, begrenztes Glück, also das Gemüt. Der Mensch ist ständig im Zwist mit sich selbst.

Die Bedeutung der Schriftstelle ist vielmehr: Liebe deinen Nächsten so wie du dein eigenes göttliches Selbst lieben würdest. Liebe deinen Nächsten wie du Gott lieben würdest. Hier steht der Ausdruck "dich selbst" nicht für den Körper, nicht für das Individuum, sondern für den Christus im Menschen. Lieben Sie also Ihren Nächsten so, wie Sie Gott lieben würden.

Sie müssen verstehen, dass in diesen Zeilen der Bibel selbst der Beweis für die Gültigkeit meiner Erklärung enthalten ist. Der erste Teil des Zitats sagt:

"Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und ganzem Gemüt."

Im nächsten Satz heißt es:

"Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst."

Das scheint ein Widerspruch zu sein! Ich liebe Gott von ganzem Herzen, mit all meiner Kraft, und da ist kein Platz mehr für den Nächsten. Wie soll man nun beide Aussagen zusammenbringen, den Widerspruch versöhnen?

Der Widerspruch löst sich auf, wenn wir, wie oben schon dargelegt, Gott im Nächsten lieben, nicht seine Persönlichkeit oder seine körperliche Erscheinung.

Der "Nächste" ist die göttliche Gegenwart in jedem Einzelnen, auch im Tier, im Mann, in der Frau, im Freund und im Feind. Was lieben wir also? Den gleichen Gott, den wir von ganzem Herzen lieben sollen, lieben wir in allem, was uns begegnet.

Hier gibt es keinen Widerspruch mehr!

 

Gast:

Der Geist ist unbegrenzt. Ist das Unbewusste auch unbegrenzt? 

Swami:

Vergleichsweise könnte man sagen, das Unbewusste sei unbegrenzt. Warum? Je mehr wir ins Unbewusste vorstoßen, um zu erforschen, was da zu finden sei, desto mehr kommt zum Vorschein. Es ist also unbegrenzt. Doch so unbegrenzt es auch sein mag, ist es doch auch wieder begrenzt.

Warum nennen wir es dann unbegrenzt? Im Vergleich zu unserem gegenwärtigen Wissen ist es unbegrenzt.

Kann jemand von sich behaupten, er kenne alles, was im Unbewussten enthalten ist und wo seine Grenzen sind? Niemand kann das von sich sagen!

Das, was wir kennen, ist nur das Wenige, das an der Oberfläche sichtbar ist.

Verglichen mit dem göttlichen Bewusstsein ist das Unbewusste jedoch begrenzt. Alles Manifestierte ist begrenzt.

Betrachten wir einmal den Kosmos, den Raum. Ist der Raum begrenzt? Nein, er ist unbegrenzt! Können wir den Raum ausmessen? Nein, es ist nicht möglich, den weiten, unermesslichen Raum auszuloten! Und doch ist der physikalische Raum begrenzt. Unbegrenzt ist nur Gott, der Geist.

 

Gast:

Haben alle Menschen dieselbe Anzahl von Leben hinter sich?

Swami:

Nein, das kann man so nicht sagen! Es ist ein Geheimnis, das wir nie entschlüsseln können.

Warum? Abermillionen Jahre vor der Geburt dieser Welt muss es eine andere Welt gegeben haben, denn die Wirklichkeit ist unbegrenzt.

Unsere Wissenschaftler sind so naiv, dass sie denken, dieses Universum, das sie sehen, sei das einzige, das es je gab und geben wird. Sie lassen ihren Blick nicht jenseits des gegenwärtig sichtbaren Universums schweifen. Sie denken, die Welt hat vor etwa 13.5 -Milliarden Jahren mit dem sogenannten Urknall begonnen.

Doch was war davor?

"Da war nichts, vielleicht irgendein Nebel", sagen sie. Was war vor diesem Nebel? Darauf hat die Wissenschaft natürlich noch keine Antwort gefunden. Sie lehnt es ab, die Möglichkeit früherer Schöpfungen anzunehmen. Es ist für sie empirisch nicht möglich, das zu überprüfen.

Aber vor diesem Schöpfungszyklus gab es schon einen anderen, und vor diesem wieder einen anderen.

Wann hat diese zyklische Erschaffung und Auflösung der Welten begonnen? Niemals! Sie hat keinen Anfang!

Sagen Sie "OM" und lösen Sie diese ganze Welt hier im göttlichen Bewusstsein auf! Es ist ein Geheimnis!

Doch ist das Geheimnis sichtbar, denn unsere Intelligenz ist göttlich und fähig, es zu verstehen: Darin liegt unsere Befreiung.

Die Fähigkeiten und Kräfte des menschlichen Intellekts sind begrenzt, doch hinter ihnen steht das göttliche Bewusstsein, das in der Lage ist, die Wahrnehmungsfähigkeit der menschlichen Intelligenz über ihr normales Maß hinaus auszudehnen und es ihr möglich zu machen, bislang unbekannte Wirklichkeiten wahrzunehmen, sie auch noch zu transzendieren und bewusst das grenzenlose Licht, den Frieden und das Glück des göttlichen Bewusstseins zu erfahren.

Wenn wir Glauben haben, leben wir, wenn nicht, sind wir so gut wie tot, obwohl wir biologisch gesehen noch am Leben sind.

 

Gast:

Es heißt in etwa:

" ... denn ihr wisst, wie großzügig unser Herr Jesus Christus ist: Er war reich, aber um euretwillen hat Er sich arm gemacht ..."

Was bedeutet das?

Swami:

All diese geistigen Individuen, die Lehrer der Menschheit, sind in ihrer inneren Einheit mit dem Göttlichen unendlich reich; das heißt, sie bringen das Opfer ihres hohen inneren Zustands, sie verzichten auf die ungetrübte, absolute Glückseligkeit, in der sie völlig aufgehen und geborgen sind, und inkarnieren sich, um der Menschheit zu helfen.

Sie liefern sich selbst Begrenzungen aus, damit sie den Menschen dienen können; mit anderen Worten: Sie machen sich selbst arm.

Bevor Jesus auf die Erde kam, um der Menschheit zu helfen, war Er eins mit dem Vater im Himmel, und erfreute sich uneingeschränkt der Vollkommenheiten des Göttlichen, der unbegrenzten Liebe, des unbegrenzten Friedens, der Gnade und Macht Gottes.

Sobald er aber auf die Erde kam, sah Er Unglück, Elend, Leiden und Tod. Er erfuhr die Begrenzungen des Körpers, die Schranken von Raum und Zeit; Er musste sich im Reich der Gegensätze bewegen. Das heißt: Er wurde arm.

Dieses "Arm-Werden" war ein großes Erbarmen seinerseits, weil Er als Bewohner des Königreichs Gottes in einem vollkommenen Zustand lebt und nichts und niemanden braucht.

Doch sein Herz war voller Erbarmen, Er opferte seine unbegrenzte Kraft, seine grenzenlose Schönheit und seinen endlosen Frieden, um anderen zu helfen. Er machte sich selbst klein und demütigte sich, und all diese höchsten Erfahrungen blieben fortan im Hintergrund.

Das ist ein großzügiger Akt seinerseits, deshalb wird von Ihm gesagt: " ... denn ihr wisst, wie großzügig unser Herr Jesus Christus ist: Er war reich, aber um euretwillen hat Er sich arm gemacht ..."

 

Ein Leben des Glaubens 

Wer keinen Glauben hat, dessen Leben ist nicht mit Frieden, Liebe, Freude und innerer Stärke gesegnet. Es ist eng, es ist das Leben eines Tieres. Wenn eine unvorhergesehene Situation eintritt, bekommt man es mit der Angst zu tun; wenn man etwas Glück hat, kommt man sich gut vor.

Ein gläubiger Mensch lässt sich vom Schicksal nicht einschüchtern. Wenn die Tragödie kommt, weiß er, dass sie von Gott so geplant wurde, und er dankt Gott dafür. Sein Glaube hilft ihm über vieles hinweg, woran andere zugrunde gehen. Er lässt seinen Mut nicht sinken, er behält seine Kraft und seine Freude trotz aller tragischen Ereignisse.

Allein so ein Mensch des Glaubens lebt wirklich. Die anderen werden von jedem Wind umgeblasen, und schon ein wenig Erfolg macht sie arrogant.

So ein Leben kann nicht wirklich Leben genannt werden; vergleichsweise ist der Tod noch besser als ein Leben ohne Glauben.

Nur ein Leben im Glauben an Gott ist ein Leben in Freude und Frieden, einem Frieden, der Bestand hat. Es ist ein Leben mit Mut und innerer Stärke. Das ist Leben!

Nur ein Mensch, der ein Leben unerschütterlichen Glaubens lebt, lebt wirklich. Alle anderen sind Opfer irgendwelcher Kräfte, denen sie hilflos ausgeliefert sind. Und das ist kein wirkliches Leben; es ist ein dem Tod geweihtes Leben.

Was ist denn Leben überhaupt? &emdash; Leben ist Meisterschaft über die Materie, Meisterschaft über den Tod durch den Glauben, Meisterschaft über die Unwissenheit, über Disharmonie, Hässlichkeit, Schmerz; es ist Meisterschaft über Sorge und Leiden, Meisterschaft über alle Formen der Dunkelheit, Meisterschaft über die Sinne, Gedanken, Gefühle. Und das ist Freude, das ist Stärke, das ist Kraft!

Nur ein Leben des Glaubens ist also wirkliches Leben. Der Tod ist besser als ein Leben, das nicht mit wahrem Glauben gesegnet ist.

Ein Mensch, der Glauben hat, wird selbst nach dem Tod weiterleben; denn er weiß, dass es keinen Tod gibt: Er wird ein neues Leben bekommen.

Glaube ist nicht nur ein bloßes Fürwahrhalten, sondern völlige Hingabe, Kenntnis des Göttlichen, Übergabe ans Göttliche.

Glaube ist ein höchst komplexes Phänomen, gebildet aus Hingabe und Auslieferung ans Göttliche, Liebe zum Göttlichen, Erkenntnis des Göttlichen. Das Bewusstsein ist unergründlich und wunderbar. Es ist ewiges Sein. Sein und Bewusstsein können nicht voneinander getrennt werden.

In diesem Bewusstsein, in diesem göttlichen, zeitlos ewigen Sein-Bewusstsein, welches das Herz Gottes ist, tritt alles Geoffenbarte in Erscheinung.

In allem, was du siehst, in allem, was du berührst, fühlst oder an was du denkst, in allem, was du erlebst, ist der Pulsschlag des Ewigen, ist die Seele des Zeitlosen gegenwärtig.

Die Weisen sehen das, die Mystiker leben darin, die großen Heiligen wissen es, die größten Philosophen der Welt verstehen es.

Göttliche Offenbarung enthüllt dieses Geheimnis in spontaner innerer Wahrnehmung.

Das ewige Sein-Bewusstsein ist das eigentliche und innerste Herz unserer Seele.

Es ist das Himmelreich in uns.

 

 

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