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ZWEIMONATLICH

Jahr 43

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ


Aktuelle Ausgabe

November/Dezember 2008

 

 

INHALT

Die Wahrheit ist der Weg

Swami Omkarananda

 

Veda

Swami Omkarananda

 

Das Wirkliche und das Unwirkliche

Prof. Dharmbir Rai Sharma

 

Die Wahrheit ist der Weg

Swami Omkarananda

Nichts existierte. Nicht einmal nichts. Die Wahrheit, frei von Meinung und Begriffsbildung ist, dass nicht einmal das Eine existierte.

Und wenn ich sage "da war", meine ich nicht, dass etwas war. Wenn ich den Ausdruck benutze "da war absolut nichts" gebe ich nur eine Art Hinweis darauf, worüber ich zu sprechen versuche. Nichts war. Weder etwas noch die Abwesenheit von etwas. Nicht das Eine. Nicht die Unmöglichkeit von Komplexität. Nicht das Unerkennbare oder Unvorstellbare. Weder Mensch, Engel oder Gott.

Kurz gesagt: Es existierte nichts von dem, wofür die Menschen je einen Namen erfunden hatten.

Basilides

 

Es ist charakteristisch für unsere Zeit, dass die jungen, aber auch die älteren Leute die Wirklichkeit der Existenz Gottes leugnen

Dieser Unglaube entsteht aus einer falschen Vorstellung von Gott. Es ist diese falsche Vorstellung von Gott, die Gott aus unserem Leben verbannt.

Sage nie, du kennst Gott nicht, solange du Liebe in deinem Herzen hast.

Sage nie, du kennst Gott nicht, solange du Zeuge von Herzensgüte bist.

Die Wirklichkeit Gottes drückt sich in Eigenschaften wie Intelligenz, Schönheit, Frieden, Glück, Freiheit, Kraft und Vollkommenheit aus. Und wenn du dir dieser Eigenschaften bewusst bist, bist du dir Gottes bewusst, denn Gott ist von diesen Eigenschaften nicht zu trennen.

 

Wo immer Liebe sich ausdrückt, ist Gott. Liebe ist Gott

Liebe hat ihre Quelle in dem unendlichen Prinzip, das man Gott nennt.

Deshalb spricht die Bibel die Wahrheit, wenn sie sagt, dass Gott Liebe ist.

Wenn du Liebe erfährst oder Liebe zum Ausdruck bringst, hast du im Verhältnis zur Intensität dieser Erfahrung oder dieses Ausdrucks eine Erfahrung Gottes.

Nimmst du irgendwo Schönheit wahr, hast du entsprechend dem Maß deiner Wahrnehmung eine Erkenntnis Gottes, und du berührst Gott auf diese Weise, denn Schönheit ist unvorstellbar ohne Gott. Das Gleiche gilt für Frieden und Freiheit, für Glück und Freude.

Gott ist die Quelle des Friedens. Er ist grenzenloser Friede. Und Gott ist Glück, die Quelle unendlichen Glücks. Er ist der Ursprung aller Formen von Glück. Er ist die Quelle von Wissen, Schönheit und Freiheit. Solange du diese Eigenschaften brauchst, brauchst du Gott. Gott ist nichts anderes als das Prinzip, dem all die großen vitalen Eigenschaften, ohne die das Leben nichts ist, entstammen.

Gott ist in deinem Leben als Liebe, als Glück, als Frieden, als Freiheit, als Erkenntnis gegenwärtig. Erkenntnis ist Licht, und in der Form von Licht ist Gott gegenwärtig. Du bist in Gott verwoben, und Gott ist in dich verwoben. Wie Schuss- und Kettfaden in einem Gewebe ineinander verwoben sind, so sind dein Leben und deine Seele verwoben in die Liebe, das Glück, den Frieden, die Erkenntnis und Intelligenz des Göttlichen.

Gott, so wie ihn andere wahrnehmen, mag verneint werden oder seine Nichtexistenz bewiesen werden; aber wer kann beweisen, dass Liebe nicht existiert, das Schönheit, Frieden, Glück, wirkliches Leben und Freiheit nicht existieren?

Solange du diese Werte in deinem persönlichen Leben kennst und erfährst, kennst und erfährst du etwas von Gottes Sein und Wesen.

Da das menschliche Leben unvollkommen ist, gelangen diese Eigenschaften nur unangemessen zum Ausdruck. Je angemessener du diese Eigenschaften ausdrücken kannst, desto näher bist du dem Göttlichen, desto mehr weißt du vom Göttlichen, desto mehr wohnst du im Göttlichen.

Solange du in einer allumfassenden Liebe lebst und aus dieser Liebe heraus atmest und wirkst, lebst du in und durch Gott.

 

Wie man Licht nicht von der Sonne trennen kann, so kann man Liebe nicht von Gott trennen

Die Liebe in deinem Herzen ist Ausdruck der Gegenwart des Göttlichen in dir.

Ohne diese Gegenwart, die die Quelle aller Liebe ist, kannst du nicht leben. -Alles Leben hat seine Quelle im Göttlichen. Deshalb kannst du Gott nicht verneinen, solange du das Leben und seine Spielweisen siehst; du kannst nicht beweisen, dass Leben nicht existiert, weil das Leben gerade in dem Umstand besteht, dass du denkst, fühlst und erfährst. Und weil Leben Gott ist, kannst du nicht behaupten, dass Gott nicht existiert.

Insofern du also die Erfahrung und Möglichkeit des Ausdrucks dieser charakteristischen Eigenschaften des Göttlichen hast, kennst du Gott und kannst nicht von Gott getrennt werden.

Ein Mensch mit göttlicher Erfahrung ist einer, dessen Eigenschaften sich zu einem Zustand der Vollkommenheit entfaltet haben. Innerlich erfreut er sich eines grenzenlosen Friedens, einer grenzenlosen Stille und Freiheit, einer grenzenlosen Liebe und Glückseligkeit. Er lebt im unendlichen, kreativen Bewusstsein. Da alle Menschen diese Eigenschaften zu erlangen suchen, bedeutet das, dass alle Gott zu erlangen suchen. Einen solchen Gott können wir nicht als unwirklich hinstellen.

Wir brauchen niemanden zwingen, an so einen Gott zu glauben. Dieser Gott ist nämlich überall im Leben am Wirken. Er ist das Leben unseres Lebens, die Intelligenz unserer Intelligenz.

 

Es gibt niemanden, der nicht auf der Suche nach Gott ist

Jeder, der nach Frieden und Glück sucht, nach Wissen, Macht, Freiheit und Leben, sucht in Wirklichkeit nach dem Göttlichen.

Deshalb gibt es in den Augen der Weisen niemanden, der nicht an Gott glauben würde, niemanden auf dieser Erde, der nicht irgendwie auf der Suche nach Gott wäre.

Die ganze Natur sucht nach Gott. Die Pflanzen hungern nach Glückseligkeit, nach der Glückseligkeit, die sie daraus beziehen, dass sie wachsen, Leben spendende Substanzen aus der Erde oder dem Wasser aufsaugen und aus Luft und Licht Chlorophyll bilden.

Die ganze Schöpfung strebt hin zu Gott, ist in Gott, bewegt sich in Gott. Die Feststellung des heiligen Paulus, dass wir leben, uns bewegen und unser Sein in Gott haben, gilt nicht nur für den Mystiker oder Heiligen; sie trifft zu jeder Zeit auf jeden Einzelnen zu. Die ganze Schöpfung erstreckt sich im Herzen des Göttlichen.

Es ist die Verantwortung eines jeden denkenden, mit Intelligenz begabten Wesens, der Erfahrung des Göttlichen bewusst näher zu kommen.

Die Hausfrau, der Bankdi-rek-tor, der Polizist, der Lehrer, der Pilot - alle sollten bewusst ihr Leben mit den Eigenschaften bereichern, durch die Gott am beredtesten ist. Alle sind sie Kinder des Göttlichen. Der einzige Sinn und Zweck der Existenz der Kathedralen, Tempel und Kirchen ist es, die Menschen, die sie betreten, zu inspirieren, ein starkes Gefühl der Allgegenwart, des Lichts und der Liebe Gottes zu empfinden.

 

Alle Sünden entstammen der Tatsache, dass wir die Göttliche Wirklichkeit nicht kennen und anerkennen

Wir sündigen, weil wir die Göttliche Wirklichkeit nicht erfahren, weil wir nicht wissen, wo die Quellen unseres Glücks, Friedens und Lebens liegen.

Der Sinn aller Belehrung liegt darin, die Ursache aller Sünden aufzuheben: Unwissenheit und Unglaube.

Unglaube ist die Folge von Unwissenheit. Sage den Menschen, was das Göttliche ist! Sage ihnen, dass sie bereits an das Göttliche glauben, ohne es zu wissen; dass sie sich das nur noch bewusst machen müssen, dass sie erkennen müssen, was sie glauben - nämlich, dass sie das Göttliche selbst sind.

An Liebe zu glauben, an Schönheit, an Frieden, an wahren Frieden und wahre Glückseligkeit, sei es auch nur Familienglück oder die Freude an Wissen und Kunst, die Freude am Guten, zeigt, dass wir an Gott glauben, denn jede Form von Glück ist ein dynamischer Träger der göttlichen Gegenwart. Jedes Glück stammt aus dem Göttlichen. Deshalb erfahren wir täglich das Göttliche. Sowohl in der Küche wie auf den Straßen, im Wald und in der Kirche sind wir Zeugen des Wirkens der Göttlichen Gegenwart.

 

Denke über das Wesen dieser Göttlichen Gegenwart nach!

Das reinigt dich, zähmt irre-führende Emotionen, gibt dir den weitesten Ausblick auf das Leben, macht dich übermenschlich in Gedanken und im Geist, im inneren Charakter und der Seele; und etwas davon spiegelt sich im äußeren Leben. Sogar eine einzelne Passage aus der Bibel kann einen meditativ veranlagten Menschen Jahrzehnte lang beschäftigen und aus ihm einen Weisen machen, ein lebendiges Bildnis Gottes, eine Person, die bewusst im Göttlichen lebt.

In einer Welt voller Unterschiede, kleiner Gefühle und Ziele sollst du dich als die eine und einzige Wirklichkeit erkennen, die in allen ist, die du selbst bist, die das höchst verehrungswürdige -Göttliche ist. Wenn du tief über -diese eine Wirklichkeit nachdenkst und erlaubst, dass diese -Gedanken deine Intelligenz durchdringen, dann bist du ein sehr prak-tischer Philosoph, ein Weiser, eine wahre Person und wirst in eine von disharmonischen, widersprüchlichen Unterschieden geprägte Welt eine neue Welt der Harmonie und des Lichts einführen.

 

Das Göttliche hat jeden Menschen nach seinem eigenen Bild geschaffen

Es mag Milliarden Menschen geben, doch kann man nicht sagen, dass es deshalb auch Milliarden verschiedene Bilder des Göttlichen gibt.

Es ist nur ein einziges Bildnis, demgemäß alle geschaffen sind.

Es ist dein Bild, das in den anderen ist, und es ist das Bild der anderen, das in dir ist. Du bist sie, und sie sind du - in Wirklichkeit, in Gott, in der Wahrheit, obwohl eure Körper, Gedanken, Eigenschaften und Namen verschieden sind.

Jener ist der größte Philosoph und das hervorragendste soziale Individuum, der die Erkenntnis des Bildes Gottes in sich und in allen erkennt.

Sein Wesen und sein Charakter werden von der Schau der Einheit geprägt und regiert. Obwohl er die vielen sieht, sieht er doch überall nur die eine Wirklichkeit.

Das Wohlergehen und das Glück anderer sind sein eigenes Wohlergehen und Glück. In jedem Einzelnen erblickt er das Bild des Göttlichen. Er sieht in den anderen sich selbst, seine innere göttliche Wirklichkeit, und verehrt alle stillschweigend. Für ihn ist alles Leben verehrungswürdig und göttlich, denn alles Leben erschließt ihm das gleiche Bild Gottes.

In einer Welt, die besessen ist vom Geist des Wettbewerbs, der Rivalitäten und der Eifersucht ist es eine wertvolle und zentrale Mission im Leben zu erkennen, dass es ein allvollkommenes Wesen in uns selbst gibt, eine alles enthaltende, in sich selbst enthaltene, allvollkommene Wirklichkeit. Diese Wirklichkeit ist das Bild Gottes im Menschen. Es ist dein wesentliches Sein, das vollkommen erfüllt ist und für das es nichts zu erreichen gibt, was es nicht schon erreicht hätte.

Je mehr du darüber nachdenkst, desto umfassender wird dein inneres Wesen transformiert, desto mehr fallen Eifersucht, Rivalität und Ehrgeiz von dir ab.

In einer Welt, die ständig von allem, was disharmonisch, hässlich und irreführend ist, geplagt wird, ist es deine erste Pflicht, über jenes Leben nachzudenken, mit dem Gott dich ausgestattet hat. Und dieses Leben ist unendliche, unbeschreibliche Schönheit. Absolute Schönheit ist das Wesen des Bildes Gottes. Denke darüber nach!

Ein Philosoph, in dessen Intelligenz diese Erkenntnis Fuß gefasst hat, ist immer von Frieden erfüllt; er stört sich nicht an seinem unansehnlichen Aussehen oder an der Hässlichkeit der Welt.

Alles was hässlich ist, ist nicht das Bild des Göttlichen; es ist nur eine Erscheinung, eine zeitweilige Struktur, die einmal verschwinden muss.

Es liegt keine Unvermeidbarkeit in der Hässlichkeit der Welt; morgen kann sie in Schönheit verwandelt -werden, so wie ein hässlicher großer Stein vom Bildhauer in eine Figur von unsterblicher Schönheit umgestaltet werden kann.

 

Verweile immer bei diesen großartigen Eigenschaften und Aspekten des Bildes Gottes

Hebe dein Leben auf eine höhere Ebene und lade es mit Kraft auf, indem du über das Göttliche nachdenkst. In einer Welt, in der alle von billigem Vergnügen verführt werden, in der jeder Opfer von ein bisschen Glanz und Flitterwerk ist, sollst du dich als ein Zentrum aller erdenklichen Wunder, als Mittelpunkt von Vollkommenheit und Kraft erkennen.

Gott hat dich mit jeglicher Form von Vollkommenheit, Schönheit und Kraft ausgestattet. Ein vollkommener Gott konnte dich nicht mit Unvollkommenheit begaben. Er hat dich nach dem Bild seiner eigenen Vollkommenheit erschaffen, und alles, was an dir noch unvollkommen ist, wird eines Tages von dir als etwas, was nicht zu dir gehört, abfallen.

Solange du in deiner Erfahrung von Unvollkommenheiten verbleibst, wirst du allen möglichen Problemen, Versuchungen und Schwierigkeiten begegnen. Sei dem Göttlichen treu, das dich nach Seinem eigenen Bild erschaffen hat. Du hast die Wahl, dich über die Bedingungen des Lebens zu erheben und mit Christus zu verkünden: "Ich habe die Welt überwunden!"

Nimm diesen Standpunkt an, sieh die Dinge vom Standpunkt des Unendlichen aus, während du wie jeder andere deine Rolle im Leben spielst.

Deinem ganzen Herzen und Sein nach, im inneren Geist und Charakter, bist du ein Weiser, immer von Frieden erfüllt, immer rein, von keiner Verlockung dieser Welt irregeführt, und nie wirst du deine innere Freiheit für irgend-etwas aufgeben, auch nicht für das angenehmste und verführerischste Leben dieser Welt.

Warum können wir überhaupt Gedanken wie diese haben? - Wir können über Gott nur deshalb nachdenken, weil das Göttliche uns nach Seinem eigenen Bild erschaffen hat, weil Er Seine Eigenschaften und Sein eigenes Wesen in uns hineingelegt hat.

 

Der Geist Christi in dir

Es gibt eine Erklärung dafür, warum jeder Mensch plötzlich ganz wunderbare Gedanken haben kann. Die Erklärung liegt im Ausspruch des heiligen Paulus: "Der Geist Christi ist in euch!"

Wir können niemals das höhere Streben im Herzen der Menschen unterdrücken. Der Geist Christi ist in jedem von uns. Manchmal sprechen unverbildete und ungebildete Kinder Weisheiten aus, die ihre Eltern in Staunen versetzen. Woher kommen diese Weisheiten? - Sie kommen aus dem Geist Christi, den sie in sich tragen.

Der Geist Christi ist in jedem Einzelnen gegenwärtig. Er ist die Quelle, aus der unsere edelsten Gedanken aufsteigen. Er ist der Urgrund, aus dem sich unser höchstes Streben erhebt, unsere Sehnsucht nach Wissen, unser Hunger nach Schönheit, unser Verlangen nach Erleuchtung, unsere Suche nach Vollkommenheit, unser Eifer für immer höhere Werte.

Jener ist ein wahrer Christ, der sich des Geistes Christi in sich bewusst ist und versucht, die Eigenschaften zum Ausdruck zu bringen, die im Geist Christi verkörpert sind. Welche Eigenschaften sind das? - Endlose Weisheit ist eine davon; deshalb wird Christus in der Bibel als die Weisheit Gottes beschrieben. Der Geist Christi ist die Weisheit Gottes, die in jeder Frau, in jedem Mann verankert ist und auf ihre Selbstoffenbarung wartet.

Die Eigenschaften des Geistes Christi sind Glückseligkeit, Frieden, Kraft, Vollkommenheit, Erkenntnis und -alle erdenklichen -Vorzüglichkeiten in ihrer höchsten Form. Es sind diese Eigenschaften, die durch unsere Augen hindurch auf die Welt schauen sollten.

 

Lass den Geist Christi durch deine Augen auf die Welt schauen!

Der Mensch im Allgemeinen erlaubt der Eifersucht, durch seine Augen die Welt wahrzunehmen, oder er erlaubt seinem begrenzten Wissen, seinen Vorurteilen oder sonstigen falschen -Impulsen, Emotionen und Gedanken, durch seine Augen auf die Welt zu schauen. Das ist ein Zustand der Unvollkommenheit. Das ist ein unglücklicher Zustand, ein unnatürlicher Zustand, und deshalb versucht der Mensch, über diesen unnatürlichen Zustand hinauszuwachsen, indem er sich die Lektionen zu Herzen nimmt, die ihm seine Begrenzungen erteilen.

Unser wahres Menschsein, unsere wahre Weisheit und Stärke liegen in unserer Fähigkeit, uns auf eine Erfahrung des Geistes Christi hinzubewegen. Wir sollten versuchen, uns selbst im Licht des Geistes Christi zu sehen. Tun wir das nicht, sondern sehen wir uns nur im Zusammenhang mit der äußeren Welt, werden wir nur in Ruhelosigkeit und Unglück leben. Solange wir denken, dass wir groß oder klein sind, Mann oder Frau, reich oder arm, schön oder hässlich, haben wir Probleme und sind an Wissen, Kraft, Glück, Frieden und Leben begrenzt. Deshalb sollten wir den Standpunkt des Geistes Christi einnehmen und uns durch Seine Augen sehen. Dann werden die Probleme des Lebens wegfallen, wir werden neue Per-spektiven haben und etwas, wofür wir leben können, etwas, das wir ausdrücken können, nämlich die Schätze des Geistes Christi.

Wir werden die reichsten Menschen sein - und zwar innerlich, im Geist. Niemand kann dann reicher sein als wir. Jeder unserer Gedanken wird ein goldener Gedanke von unschätzbarem Wert sein. Jedes unserer Gefühle wird eine Eks-tase in sich selbst sein, eine Manifestation der Glückseligkeit, die im inneren Schrein unseres Herzens strahlt.

Betrachte das Leben also durch die Augen des Geistes Christi! Sieh andere auch als Träger des Geistes Christi. Wende dich, wenn du mit anderen sprichst oder an andere denkst, insgeheim und innerlich an den Geist Christi in ihnen. Und der Geist Christi wird antworten.

Der Geist Christi ist allwissend und gibt auf alles Antwort. Wenn du sagst, dass du Zähne in deinem Mund hast, wissen deine Zähne nicht, was du gesagt hast. Sie reagieren nicht. Aber wenn du sagst: "Der Geist Christi ist in mir", dann hat Christus das gehört. Die Antwort kommt, und du bist ein besserer Mensch, schon nur deshalb, weil du das einmal gesagt hast; und die Macht und Kraft Christi beginnt zu wirken.

Erkenne diese geistigen Gesetze, bereichere dein Leben. Du kannst der höchste Herrscher des ganzen Universums sein, denn der Höchste Herr wohnt in dir, und Seine grenzenlose Liebe ist bereit, dich mit allen Schätzen und Mächten, mit all Seinen Vollkommenheiten zu krönen. Kein Vater ist größer als dieser Vater!

Dein leiblicher Vater ist in jeder Hinsicht begrenzt: begrenzt an Liebe, an Wissen, an Leben. Seine Zuneigung hängt von vielen Dingen ab.

Die Zuneigung deines Göttlichen Vaters, des Geistes Christi in dir, ist unbegrenzbar und bedingungslos; sie fragt nicht. Sie ist ewig und kann jede Sekunde des Lebens einen Himmel für dich erschaffen. Ihre Fähigkeiten sind endlos. Ihr Licht ist grenzenlos und ewig. In diesem Licht ist endloses Wissen enthalten, endlose Schönheit, und in dieser Schönheit liegt endlose Vollkommenheit.

Dieses Licht ist die erhaltende Essenz hinter allem, was hervorragend und wunderbar ist.

Wende dich an diesen Göttlichen Vater. Er ist der supra-elektronische Mechanismus, der jedes Fleckchen Raum durchdringt. Er hört mir jetzt zu, während ich spreche. Er inspiriert meine Rede. Er ist in aller Weisheit enthalten. Er ist in jedem Herzschlag des Lebens gegenwärtig. Er ist die Kraft hinter dem Pochen deines Herzens. Er ist die Essenz jenes Lichts deines -Verstehens, welches Verstehen erst möglich macht.

 

Verehre Gott und sprich mit Ihm! - Er hört dich immer

Du hast den Schatz aller Schätze, wenn du Ihn hast. Wende dich an Ihn! Schließe deine Augen und verehre Seine Gegenwart in allen Wesen. Schließe deine Augen und erkenne Seine wunderbare Gegenwart, die von Tausenden von Heiligen und Weisen wahrgenommen wurde, die das Thema der höchsten heiligen Schriften der Welt ist.

Wohin immer du gehst, gehe in Gesellschaft der allbarmherzigen Gottheit. Du bist beschützt; keine Atombombe kann dich zerstören, solange du dieses Gefühl hast, solange eine Verbindung zwischen dir und dem Göttlichen besteht, indem du mit Ihm sprichst und Es in all deine inneren und äußeren Angelegenheiten miteinbeziehst.

Frage ab und zu das Göttliche, wenn du dir nicht sicher bist, was du tun sollst, anstatt Selbstgespräche zu führen, wie du es sonst gewohnt bist. Unterhalte dich mit dem Göttlichen. Es hört dich, auch wenn du Es nicht hörst. Es sieht dich, auch wenn du die Fähigkeit, Es zu sehen, noch nicht entwickelt hast.

Deine Liebe ist klein; die Liebe im Herzen der Göttlichen Wirklichkeit ist unendlich. Verbinde deine kleine Liebe mit dieser grenzenlosen Liebe! Dein Leben ist eine kleine Schwingung im grenzenlosen Ozean des Lebens Gottes. Verbinde dein Leben bewusst mit diesem ewigen Leben im Hintergrund deines Seins. Lebe als das Göttliche, sprich als das Göttliche, schaue als das Göttliche! Erhebe dein Leben auf die Stufe des unsterblichen Lebens - es ist dein Vorrecht, mit dem du geboren bist. Es ist deine Aufgabe im Leben. Auf diese Weise kannst du groß und unsterblich werden. Gottesliebe stirbt niemals.

Christus ist unsterblich. Er lebt im ewigen Leben, noch während er in einem sterblichen Körper wohnt. Für die Probleme des sterblichen Lebens ist die einzige Antwort das unsterbliche Leben.

Wenn die Gnade des Göttlichen die Welt überfluten soll, dann lass dies durch dein Herz geschehen.

 

Unser Leben muss in Harmonie mit der Aufgabe sein, für die wir geboren wurden

Wir müssen unsere Umgebung dem Göttlichen näherbringen. Lade deine materielle Umgebung mit den Schätzen des göttlichen Charakters und Wesens in dir auf! Erwecke die Dimensionen der letzten, unvergänglichen Wirklichkeit, die in den Dingen schlummert. Lass dich von Erleuchtung führen!

Jener ist ein Weiser, dessen Gemüt und Intelligenz ständig vom Licht des Göttlichen erleuchtet sind: Seine Intelligenz ist in einem Zustand beständiger Erleuchtung und Intuition. Die menschliche Intelligenz ist manchmal stark, manchmal schwach, manchmal gut, manchmal schlecht, und oft versagt sie in ihrem Urteil.

Die Intelligenz muss von ihren Begrenzungen befreit werden, indem man sie immer näher an die göttliche Intelligenz heranbringt; indem sie sich ständig mit den großen göttlichen Wahrheiten befasst, die in den Schriften erwähnt werden.

Die Feststellungen von Schriften wie der Bibel oder der Upanishaden können als Offenbarungen verstanden werden - als Emanationen des göttlichen Geistes im Menschen. Was immer die Propheten oder Weisen in Bezug auf das Göttliche gesagt haben, es sind Äußerungen des Göttlichen in ihnen, die im Zustand vollständiger innerer Erleuchtung empfangen wurden.

Diese Propheten und Weisen sind die Botschafter der höchsten Wahrheit. Sie leben ohne Unterbrechung von innen heraus und schöpfen aus den Quellen innerer Erleuchtung.

 

Versuche, dein Leben dem Wesen des Göttlichen anzugleichen

Räume dem Wesen des Göttlichen immer mehr Platz in deiner bewussten Intelligenz ein. Versuche auf alle Arten und Weisen Kontakt mit dieser allgegenwärtigen, allmächtigen, allwissenden, vollkommen erfüllten, überfließenden Wirklichkeit aufzunehmen.

Viele der christlichen Heiligen waren den schwersten Prüfungen ausgesetzt, bis hin zum Tod. Sie haben alles mit wirklichem Heldenmut ertragen, einem Heldenmut, der aus dem tiefen Glauben an die unzerstörbare, immerwährende göttliche Wirklichkeit stammte. Ihre Freude und ihr innerer Frieden waren stets unabhängig und flossen aus ihrem Inneren, aus ihrem Herz der Hingabe ans Göttliche, aus der Erkenntnis des Göttlichen, aus der Erfahrung des Göttlichen.

Eine solche Liebe, ein solcher Friede, eine solche Glückseligkeit ist vollkommen unabhängig und unvergänglich.

Ein Glück, das von äußeren Umständen herrührt, ist nicht von Dauer und kommt in Begleitung negativer Auswirkungen; es ist ein abhängiges, bedingtes Glück.

Als ein Botschafter Gottes sollst du versuchen, dein Glück und deinen Frieden von allem unabhängig zu machen. Lass deine Intelligenz vom Feuer der göttlichen Gegenwart erleuchtet sein, indem du beständig über die großen Wahrheiten des Göttlichen meditierst.

 

Grundsätzlich, in Wirklichkeit und Wahrheit, bist du eine Ausdrucksform des Göttlichen

Deine Begrenzungen, deine Irrtümer und deine Unwissenheit sind nicht unvermeidlich! Du kannst über sie hinauswachsen. Keine Sorge, kein Problem, kein unglücklicher Zustand kann lange Zeit beibehalten werden; sie müssen verschwinden - wenn nicht heute, dann morgen. Es sind nur zeitweilige Zustände, die nicht andauern können. Sie sind etwas Äußerliches für uns, so wie unsere psychologische Persönlichkeit etwas Äußerliches für unser inneres Wesen ist.

Das, was außerhalb ist, ist geringer als das, was in uns ist.

Deshalb sagt auch die Bibel: "Der in dir ist, ist größer als alles, was außerhalb von dir ist." Das, was das Größte in dir ist, ist die wahre Quelle deines Glücks. Es kann dir unbegrenztes Glück, unbegrenzten Frieden, unbegrenzte Freiheit und unbegrenztes Wissen gewähren. Hunderte haben dies in der Vergangenheit schon erfahren.

Das Leben wird sehr bedeutungsvoll, würdig, machtvoll, unerschütterlich in Prüfungen und Schwierigkeiten, wenn du versuchst, als Botschafter Gottes hier auf Erden zu leben.

 

Alles, was du brauchst, um unbegrenztes Glück, Frieden, Freude, Wissen und Freiheit zu erfahren, ist in dir

Das sagen die größten Schriften der Welt. Das sagen die größten Philosophen der Welt. Das sagen die Weisen, die beständig in Welten der Erleuchtung und des Lichts weilen, denn es ist eine unwiderlegbare Tatsache.

Wenn Christus wieder in diese Welt käme, würde er dir wieder genau die gleiche Lehre erteilen, nämlich, dass das Königreich des Himmels in dir ist. Wieder würde er dich auffordern, so vollkommen wie der Vater im Himmel zu sein. Er würde dich wieder als das Salz der Erde ansprechen, als Licht der Welt, als Träger des Königreichs des Himmels.

Menschen, die ihr Leben damit verbringen, eifersüchtig, geizig, hasserfüllt und ärgerlich zu sein oder ihre Liebe an Vergängliches hingeben, verschwenden ihr kostbares Leben; sie spielen nicht ihre angestammte und rechtmäßige Rolle als Botschafter Gottes auf Erden.

Jeden Tag müssen wir innerlich reicher an spirituellem Verstehen, spiritueller Erkenntnis, spirituellem Charakter und spirituellem Wachstum werden. Je mehr wir im Lauf der Zeit geistig heranwachsen, desto stärker werden wir, desto beredter wird die Göttliche Gegenwart in uns, desto freudiger, freier und friedlicher wird unser Wesen. Erniedrigen wir unser Leben nicht, indem wir eine gewöhnliche Lebensanschauung pflegen!

 

Widme deine Gedanken und Gefühle dem Göttlichen!

Wenn du über die geistreichen Gedanken der größten Philosophen der Welt nachdenkst, bist du so groß wie diese Philosophen selbst. Solange dein Herz und -deine Intelligenz damit -beschäftigt sind, die reiche Weisheit der Heiligen und Weisen dieser Welt in sich aufzunehmen, bist du so wunderbar wie diese Heiligen und Weisen selbst.

Und wenn das Göttliche Gegenstand deiner Liebe und deines Verstehens ist, dann gibt es nichts Größeres als dich; denn das, was du liebst, verstehst, erkennst und in dich aufnimmst, ist die -höchste Wirklichkeit selbst. Es gibt keine höhere Wirklichkeit als das Göttliche. Es gibt keine Freude, die intensiver wäre als die Freude des Göttlichen. Es gibt keinen Frieden, der so unbegrenzt ist wie der Friede des Göttlichen, der das Fassungsvermögen der menschlichen Intelligenz übersteigt.

Es gibt keinen Reichtum, der wertvoller wäre als der absolute Reichtum, der das Göttliche ist. Deshalb erwirbst du umso mehr und größere göttliche Schätze, je mehr du deine Gedanken und Gefühle dem Göttlichen widmest, und umso tiefer wird deine Erkenntnis des Göttlichen und dein Wissen von Seinen Charakteristiken und Eigenschaften.

Liebe das Allmächtige, und du wirst stärker und immer stärker werden. Du wirst dauernd von der Hand des Göttlichen beschützt werden, und alle deine Ängste werden verschwinden.

Liebe das Allschöne, das Göttliche, und Schönheit wird für dich überall sichtbar werden, sogar in der hässlichsten Umgebung, weil du dann deine eigene Umgebung von Duft und Schönheit mit dir trägst, wohin immer du gehst.

Ein großer, inspirierter Dich-ter nimmt seine Schönheit und innere Freude überall mit hin. Er braucht sich nicht auf irgend-etwas Äußerliches verlassen, um glücklich zu sein.

Sei ein Poet des Göttlichen, ein Botschafter des Göttlichen und trage die Kraftquellen des Göttlichen mit dir, wohin immer du gehst.

Der Schöpfer des Himmels ist in dir selbst. Er geht mit dir, Schritt für Schritt, auf allen deinen Wegen. Je mehr aktive Beziehungen du mit Ihm anknüpfst, desto mehr hast du die Kraft, einen Himmel zu erschaffen, wo immer du bist. Sei ein Himmelsträger, kein Träger kleiner Gedanken und Wünsche, kein Träger von Sorgen, Problemen und Begrenzungen. Versuche, dich von deinen Begrenzungen zu befreien, indem du das erkennst und liebst, was das Größte, was höchste Vernunft und absolute Freude, was der höchste Wert ist. Baue innige Beziehungen mit diesem Wert der Werte auf!

 

Werde ein Weiser!

Wenn du ein Weiser wirst, wenn deine Intelligenz von der Erkenntnis der Wahrheit erleuchtet ist, wird die Botschaft, die du den Menschen gibst, die Botschaft aller heiligen Schriften sein. Es wird keinen Unterschied zwischen deiner Botschaft und jener der Schriften sein; die Worte mögen sich unterscheiden, aber Geist, Bedeutung und Inhalt werden die gleichen sein.

Sei also ein Botschafter Gottes! - Welchen Beruf du auch ausübst, wie schwer die Begrenzungen in deinem Leben auch sein mögen, wie groß deine Probleme auch sind - versuche innerlich dem Göttlichen näher zu kommen, denn dann wirst du das ewige Leben erfahren, während du noch in diesem Körper weilst. Das ist dein Vorrecht. Das ist die Herausforderung des Lebens. Darin besteht das Abenteuer des Lebens, das Abenteuer des Wachstums, die Entfaltung von allem, was -göttlich, großartig und edel in dir ist.

Du bist gesegnet! -Versuche beim Göttlichen zu bleiben, und lass das Göttliche bei dir bleiben. Weil das Göttliche Vernunft ist, weil das Göttliche Schönheit, Liebe und immerwährendes Leben ist, weil das Göttliche edel, groß und großartig ist, lass all diese Eigenschaften in dir erwachen und zunehmend ihren Ausdruck in deinem Leben finden!

 

Es ist dein Privileg, schöner, wertvoller und duftender als die Blume zu sein - verwirkliche das!

Die Blume, als Teil der Natur, verwelkt und vergeht im Lauf der Zeit, ohne dass sie je das Göttliche erkannt hätte, ohne ewiges Leben erlangt zu haben, ohne ein wahrer Botschafter Gottes geworden zu sein. Du bist nach dem Bilde Gottes erschaffen und hast so viele Fähigkeiten, wie zum Beispiel das Geschenk der Intelligenz, die sich uneingeschränkt weiterentwickeln kann, das Geschenk der Liebe, die dich unsterblich machen kann, das Geschenk der Unterscheidungskraft und des Verstehens und das Geschenk des göttlichen Geistes, welches das Geschenk aller Geschenke ist. Aus all diesen Gründen sollten deine Vollkommenheit, deine Freude, deine Freiheit, dein Frieden und deine Kraft keine Grenzen kennen.

Dutzende großer Menschen haben die Höhen der inneren Evolution erreicht. Folge dem Ruf der Evolution, reagiere auf das Göttliche, das immer bei dir steht, sei ein Botschafter Gottes! Das ist dein Privileg, das ist deine unmittelbare Möglichkeit.

Nutze die Zeit, nutze deine Intelligenz, nutze dein Herz der Liebe, des Glaubens und der Hingabe und versuche, deinen rechtmäßigen Platz in der Ordnung der Schöpfung einzunehmen!

Jede Blume hat ihren Platz in der Schöpfung, den edelsten Platz, denn sie bereichert die Umwelt. Ohne Bedingungen zu stellen, ohne zu verlangen, dass die Leute gut sein sollten, ohne bessere äußere Umstände zu fordern, entfaltet sie -ihre Schönheit und verströmt ihren Duft. Und doch ist dein Platz in der Schöpfungsordnung weitaus größer, edler; dein Wert ist unendlich, deine Würde ist unendlich, und zwar aus keinem anderen Grund als der einfachen Tatsache, dass das Göttliche dich nach Seinem eigenen Bild erschaffen hat. Es gibt keine Grenzen für den Geist in dir. Es gibt keine Grenzen für die Erkenntnis und das Wissen in dir. Je mehr du weißt, umso mehr kannst du wissen. Je mehr du liebst, desto mehr kannst du lieben. Je glücklicher du bist, desto glücklicher kannst du sein. All diese Fähigkeiten werden dir ihre unendlichen Dimensionen offenbaren, vorausgesetzt, du führst dein Leben hier auf Erden als ein Botschafter Gottes.

Das einhellige -Bewusstsein, dieses Gewahrsein, dass du ein Botschafter Gottes bist, macht dein Leben höchst bedeutungsvoll und weist dir neue Aktivitäten zu - subjektiv und objektiv.

Nichts kann dich mehr bereichern als das Gewahrsein, dass du ein Botschafter Gottes bist, und dein Bemühen, die Aufgaben eines Botschafters Gottes auszuführen.

 

Wahre Schätze

In der Bibel wird die Geschichte erzählt, dass der Satan sich Jesus näherte und ihm die Herrschaft über die ganze Welt versprach. Aber Christus konnte nicht versucht werden. Er lehnte das Angebot ab und befahl dem Satan zu verschwinden. - Das ist typisch für eine spirituelle Intelligenz! Warum hat Jesus nicht den Reichtum der ganzen Welt angenommen? Warum wollte Er nicht Kaiser und Herrscher über die ganze Welt sein? - Er wollte es nicht, weil er sich der wahren Schätze bewusst war.

Und Er war sich auch bewusst, dass Er schon Meisterschaft über die ganze Welt errungen hatte, und nicht nur über diese Welt, sondern über alle Welten. Er war sich Seiner Meisterschaft über Zeit und Raum bewusst und über alles, was sich innerhalb von Zeit und Raum befindet. Er wohnte in einem zeitlosen göttlichen Licht, und dieses Licht ist das Wunder aller Wunder.

 

Erkenne die Quelle aller Lichter

Ein Gottliebender, ein Mensch, der moralische Voll-kommen-heit sucht, ein Mensch, dessen Intelligenz zu einem höheren Werteverständnis erwacht ist, versucht sein Bewusstsein von der begrenzten Welt positiver und negativer Eigenschaften zu befreien, von der Welt von Licht und Schatten. Er richtet seine Aufmerksamkeit auf die Quelle aller Lichter, auf die Quelle aller Intelligenz, aller Genialität, aller Schönheit, allen Lebens, aller Glückseligkeit, und er hat eine Erfahrung dieser Quelle.

Es ist eine unsagbare, unbeschreibliche Erfahrung. Die größten Weisen waren nicht fähig, das Wesen des Herzens des Göttlichen, das sie in sich selbst erfahren haben, angemessen zu beschreiben.

Der menschliche Intellekt hat ganz bestimmte konstitutionelle Einschränkungen, und diese machen es ihm unmöglich, eine wahre Beschreibung des Wesens des Göttlichen zu geben oder das Göttliche auf höheren Ebenen zu erfahren, obwohl die Fähigkeit zu dieser Erfahrung für jeden Menschen natürlich ist, so natürlich, wie zu sehen für die Augen, zu hören für die Ohren oder zu schmecken für die Zunge. Diese natürliche Fähigkeit muss entwickelt und angewandt werden. Wir haben das Leben erhalten, damit es voller Licht, Liebe, Weisheit, Kraft und absolut furchtlos sein möge.

Die ganze Welt kann den Weisen nicht erschüttern. Alle Dunkelheit der Welt kann das Licht nicht überschatten, das im Herzen des Weisen tanzt. Kein noch so großer Schmerz kann die Intelligenz und das Herz des Weisen in Mitleidenschaft ziehen oder irgendwie beeinflussen, und zwar, weil der Weise in der Quelle aller positiven Eigenschaften verwurzelt ist. Seine Intelligenz hat eine bewusste Erfahrung seiner eigenen, ursprünglichen Quelle erlangt.

Wenn das einmal geschehen ist, verschwinden Angst, Unwissenheit, Unglücklichsein, Tod, Ruhelosigkeit und alles Schlechte - und sie kommen nie mehr zurück.

Es gibt keine Pflicht und Aufgabe im Leben, die wunderbarer wäre als eine bewusste Erfahrung der Quelle all deiner unbegrenzten positiven Eigenschaften.

Der Weg, den du gehen willst, steht deiner Wahl offen: Sei es Musik, Hingabe, höheres Wissen, selbstloser Dienst, tiefe Meditation und andere geistige Übungen oder eine Kombination aus verschiedenen Methoden und Pfaden. Wichtig ist nur, dass du dich deiner zentralen Pflicht im Leben ernsthaft widmest, dann wirst du auch in der Lage sein, die Welt zu überwinden.

Bis es so weit ist, wirst du den wahren Geschmack des Lebens nicht kennen! Bis es so weit ist, wirst du in der Dunkelheit der Unwissenheit gefangen sein und den Frieden, der das Verstehen übersteigt, nicht kennen.

Entwickle deshalb immer mehr positive Eigenschaften, damit diese Entwicklung den Grund für die Erfahrung der Urquelle dieser Eigenschaften bereite. Du tust dir selbst den größten Dienst, wenn du dich auf diesen Pfad kontinuierlicher Entwicklung alles Positiven in dir begibst. Aber es ist nicht der einzige Weg, auf dem du die Urquelle der höchsten Intelligenz, des Friedens, der Freude, Kraft und Vollkommenheit in dir entdecken kannst. Es gibt andere Wege, und diese anderen Wege können mit diesem Pfad der Entwicklung kombiniert werden.

 

Der Geist Christi: das Bild Gottes in dir

Je mehr du über die Wahrheiten und Aspekte deines inneren Wesens nachdenkst, desto reiner wirst du, desto mehr wohnt Christus in dir, desto mehr führt das Licht des Göttlichen dich. Der heilige Paulus sagte, dass in jedem von uns der Geist Christi weilt. Was ist der Geist Christi? - Es ist das gleiche Bild des Göttlichen, das auch in dir und in jedem von uns ist. Christus ist eins mit dem Vater im Himmel. Christus und der Vater im Himmel sind nicht zwei verschiedene Personen. Der Geist Christi in dir ist das Gleiche wie das Bild Gottes in dir. Es ist allvollkommen, es ist grenzenlose Liebe, es ist ein Licht, das frei von aller Dunkelheit ist; es ist ein ewiges und überfließendes Licht.

Erwecke den Geist Christi in dir, lass deine Gedanken aus dem Licht des Geistes Christi in dir fließen, dann wirst du die Welt überwinden.

Die Christus-Natur in uns drückt sich auf verschiedene Weise aus: in unserem Verlangen nach Gott, in unserer Liebe zur Weisheit, in unserer Selbstbeherrschung, in unserer zunehmenden Unterscheidungskraft, in unseren großen Gefühlen und Gedanken - in Gedanken, die weiter sind als das Universum, in Liebe, die sich immer weiter ausdehnt und allumfassend wird.

Je praktischer du als Philosoph bist, desto mehr bist du ein Weiser, und dein Herz umspannt die ganze Welt. Du bist in allen Ländern zu Hause, und alle sind dir lieb. Beständig fließen segnende Gefühle von deinem Herzen in alle Richtungen, zu allen Wesen, in die ganze Schöpfung. Du bist eine kosmische Persönlichkeit geworden. Dein Wesen ist universal, und man versteht dich überall auf der Welt. Gott ist Wahrheit und Geist, und du wirst Ihn in der Wahrheit und im Geist verehren - in deinem inneren Herzen, in deinem inneren Bewusstsein, im Bildnis Gottes in dir, in Gedanken und Gefühlen. Alles nimmt sodann eine andere Gestalt an, seine wirkliche, essentielle Gestalt. Die ganze Welt offenbart dir das Bildnis des Göttlichen, das überall verborgen ist.

 

Veda

Swami Omkarananda

 

Was sind die Veden?

Alle die großen Weisen und Autoren der Veden waren Forscher, deren Forschungsgegenstand nicht die äußere Welt war, sondern das Bewusstsein und die Intelligenz selbst. Die Gedanken dieser Forscher sind ewig, unsterblich und für alle Zeiten gültig.

Was sind die Veden? - Sind sie eine Sammlung von Büchern? - Nein! Die Veden sind ewige Erkenntnis, Wissen, Erfahrung, Weisheit - Erfahrung der unendlichen Wahrheit. Das sind die Veden - niedergeschriebene Erfahrungen.

Woher stammen die Veden? Keine menschliche Intelligenz konnte diese Veden erzeugen. Es handelt sich um direkte, intuitive Erkenntnisse und Erfahrungen der unendlichen Wahrheit. Die Veden stammen aus dem Herzen der Göttlichen Mutter selbst, aus dem Herzen der unendlichen Wahrheit.

Vor 5000 Jahren hat der große Weise Maharshi Vyasa -alle 20.000 Verse zusammengetragen. Er hat sie von den verschiedenen Weisen gesammelt und sie in vier heilige Bücher gegliedert, denen die Aufgabe zufiel, dieses Wissen für die Zukunft zu bewahren. In Indien wurde das Erbe der 20.000 Verse bis heute aufbewahrt. Die Veden werden als Quelle von Wissen, Weisheit, Kunst und Wissenschaft betrachtet.

Auch das vedische Feueropfer, Yagna, wird in den Veden genau beschrieben. Bhagavan Veda Vyasa sagte einst, dass das Yagna das Zentrum der ganzen Schöpfung sei.

Die Veden sind Aussagen über die Erfahrung des Göttlichen. Es sind Aussagen, die das Göttliche offenbaren und ihrerseits Offenbarungen des Göttlichen sind. Es sind zeitlose Verse, in innerer Erfahrung empfangen. Sie machen das Göttliche für unsere Augen sichtbar und lassen das Göttliche in unser Herz einziehen.

Sie machen das Göttliche zu unserem Gefährten im täglichen Leben - den wunderbarsten Gefährten, den höchsten Gefährten, einem Gefährten, der uns endloses Glück, endlosen Frieden, endlose Schätze, Erkenntnisse und endlose Freiheit schenkt.

Die Veden sind zeitlose Schriften. Es sind Selbstoffen-barungen der unendlichen Göttlichen Wirklichkeit.

Die vedische Kultur ist eine zeitlose Kultur. Da gibt es keinen Dogmatismus, keinen Fanatismus, keinen blinden Glauben, keinen Zwang, irgend-etwas glauben zu müssen. Alles muss geprüft werden, alles muss gesehen und wahrgenommen werden. Die Vernunft muss bis zu ihren vollsten Möglichkeiten, die unendlich sind, entwickelt werden. Das ist aber nicht möglich, wenn sie nicht vom Licht des Göttlichen mit Intuition und Erleuchtung überflutet wird, denn Vernunft ist ihrem eigenen Wesen nach die Fähigkeit eines Prinzips, das in Beziehung zu anderen Dingen innerhalb des Dualismus oder der Vielheit wirkt.

Es handelt sich dabei um eine zeitgebundene Struktur, eine schwache Struktur, die schlecht als Führer im Leben geeignet ist, die ständig poliert, gelenkt, verbessert werden muss und Intuition und Erleuchtung als Führer, Weisheit als Boot und Ruder braucht.

Hier, in der vedischen Kultur, ist alles universal. Kein vedischer Seher lebt für sich allein. Diese Seher oder -Rishis sind universale, kosmische Persönlichkeiten. Alles, was sie tun, jedes ihrer Gebete, weihen sie dem Wohlergehen des ganzen Universums, der ganzen Schöpfung. Da gibt es nichts Selbstsüchtiges: Alles ist für jeden; die ganze Menschheit ist eingeschlossen.

 

Für die Veden ist die Welt, die Schöpfung, keine Illusion

Es ist eine zeitweilige Wirklichkeit, von den verschiedenen Kräften des Höchsten Wesens regiert; und dieses höchste Wesen ist der Purusha. Während nun das Höchste Wesen in der ganzen Schöpfung wohnt, trans-zendiert Es gleichzeitig alles.

Dies ist dem Traumzustand vergleichbar: Es gibt Leute in deinem Traum, Häuser, Berge, Tiere, Flüsse; es gibt Erfolg und Versagen, Leiden und Vergnügen in deinem Traum - alles ist da. Dein Bewusstsein erzeugt die Traum-erfahrungen und beobachtet sie. Aber alles, was im Traum gesehen und erfahren wird, besteht aus nichts anderem als deinem eigenen Bewusstsein. Eisen ist nicht Eisen, sondern eine Struktur deines Traumbewusstseins.

Die Menschen in deinem Traum sind keine Menschen als solche, nämlich biologische Organismen. Auch wenn sie sich selbst als biologische Organismen bezeichnen könnten, wären sie nichts anderes als Bewusstseinsstrukturen in deinem Traumzustand.

 

Alles ist eine Struktur des Bewusstseins

Man könnte sagen, du selbst seist in jedem der zahllosen Wesen, die du in deinem Traum siehst. Und du bist in der Tat in ihnen allen! Sie sind dein Erzeugnis. Du wirkst als sie, du denkst und fühlst als sie. Und manchmal bist du dir -innerhalb des Traums bewusst, dass du träumst, dass du anders bist als der Traum, den du erfährst, den du erschaffen hast und den du weiterführst. Du erhältst den Traum und beobachtest ihn, und du weißt, dass du träumst. Die Person, die weiß, dass sie träumt, ist größer als das Traumphänomen selbst. Der Traum ist ihr Bewusstsein, ihre Projektion. Alle Aktionen der Traumgeschöpfe sind -ihre Aktionen - alles, die ganze Struktur.

 

Tausend Jahre sind wie ein Augenblick für bestimmte Kräfte der Höchsten Wirklichkeit

Brahma ist eine Kraft der Höchsten Wirklichkeit. Brahma hat eine Persönlichkeit.

Er ist überall, allgegenwärtig und übt seine Funktionen aus.

Das sind alles große Tatsachen des spirituellen Universums, und es ist dieses spirituelle Universum, das die Quelle des materiellen Universums ist.

Indra, Varuna und alle in den Veden erwähnten Götter sind Realität. Ihre Existenz hängt nicht von unserer Akzeptanz oder Nichtakzeptanz ab. Selbst wenn alle Welten unserer eigenen Erfahrung aufgelöst sein werden, reabsorbiert ins innere Sein des Göttlichen, werden die gleichen Götter wieder kommen, die gleichen Veden werden wieder offenbart werden, und es wird wieder Heilige und Weise geben.

 

Das Auge des Universums

Viele Heilige und Weise haben Namen wie Narayana oder Rama oder Krishna benutzt und Gott erfahren. Was ist Gott? - Die vedische Hymne, das Narayana Suktam, beschreibt Gott.

Shashvatam, shivam, achyu-tam: Er ist ewig existent. Ewigkeit ist sein Wesen. Er ist unendliche Freude. Gott ist Ewigkeit, Unendlichkeit, absolute Vollkommenheit und allgegenwärtig.

Vishva-aksham: Das bedeutet, Gott ist das Auge des Universums, der gesamten Manifestation. Was versteht man unter Auge des Universums? - Das Auge ist ein sehr wichtiger Teil deines Körpers. Mit dem Auge siehst du all die leuchtenden Farben und nimmst die Welt wahr. Ohne Auge ist die Welt dunkel. Es ist der wichtigste Teil deines Körpers.

Und Gott ist das Auge der gesamten Schöpfung, das heißt, Gott ist das Herz des Herzens der Schöpfung, die Seele der Seele der Schöpfung. Er ist in all und jedem als die Intelligenz der Intelligenz, die Seele der Seele, das Herz des Herzens. Deshalb ist Er allwissend.

Auge steht hier für Allwissenheit, für allsehend.

Seine Augen sind überall im ganzen Universum.

In jedem kleinen Atom ist Sein Auge, Seine Intelligenz, Sein Bewusstsein enthalten. Was ist Sein Wesen? - Seligkeit - Shivam. Er verändert sich nicht wie unser Universum sich verändert, wie unser Körper, unsere Gesellschaft. Er ist immer der Gleiche. Das, was sich nicht ändert und ewig das Gleiche ist, ist die Wahrheit. Auf diese kann man sich verlassen, man kann ihr vertrauen. Eine solche Person ist Gott.

 

Das Licht der Lichter

Und alle diese Veden kommen aus dem Herzen der Göttlichen Mutter. Sie ist das Licht der Lichter, die Intelligenz der Intelligenz, ohne Form und Geschlecht.

Wer denkt, Sie sei eine Frau, begeht einen großen Irrtum. Sie ist weder Mann noch Frau, sondern unbegrenzte Liebe und Licht. Sie kann jedoch die Form einer Mutter annehmen, eine weibliche Form, aber sie ist nicht an diese Form gebunden. Sie kann auch die Form eines männlichen Wesens annehmen, wie die von Rama, Krishna oder Shiva, aber sie ist nicht daran gebunden.

Sie ist Devamata, die Mutter aller Götter. Wer ist die Mutter Shivas? - Die Göttliche Mutter. Wer ist die Mutter? - Alles muss einen Ursprung haben, wovon es ausgeht, auch die Götter. Und dieser Ursprung ist die Göttliche Mutter. Sie ist Ursprung aller Götter und Göttinnen, aller Lichter, und deshalb nennt man sie Devamata, die Mutter aller Götter.

Die Veden sind nicht mit Goethes Faust, der Odyssee oder der Ilias von Homer zu vergleichen. Sie stammen nicht aus der Feder von Dichtern wie Homer oder Goethe.

Die Veden sind etwas, das aus sich selbst geboren wurde, wie ein Gedanke, der plötzlich in uns aufsteigt, wenn wir dasitzen und an nichts Besonderes denken.

Die Geburt der Veden ist ein Vorgang, der so klar ist, dass man ihn nicht einmal Intuition nennen kann. Es ist etwas, das die innere Seele von selbst offenbart, man erkennt es und drückt diese Erkenntnis in Worten aus.

Alle die großen Weisen und Autoren der Veden waren Forscher, deren -Forschungsobjekt nicht die äußere Welt war. Sie drangen direkt in das Bewusstsein, in die Intelligenz selbst ein. Die Gedanken dieser weisen Forscher sind ewig, unsterblich und zu allen Zeiten gültig. Das trifft nicht auf die Gedanken der großen Denker der Welt zu. Ihre Gedanken vergehen, sind sterblich, die Entdeckungen der Wissenschaft beziehen sich nur auf das äußere Leben, und das oft mit negativen Folgen. In den Veden hingegen haben wir es mit unsterblichen, ewigen Tatsachen zu tun, deren Auswirkungen glückverheißend und segenspendend sind und das ewige Leben vermitteln.

Die Veda-Mantras verkörpern Zustände des Bewusstseins, es sind nicht bloße Worte.

 

Beispiele aus den Veden

Die Isha-Upanishad des weißen Yajurveda

Rastend ist es und doch rastlos,

Ferne ist es und doch so nah!

In allem ist es inwendig,

Und doch außerhalb von allem da.

Doch wer die Wesen hier alle

Wiedererkennt im eignen Selbst

Und sich in allem, was lebet,

Der ängstigt sich vor keinem mehr.

 

Die Shvetashvatara-Upanishad des schwarzen Yajurveda

Ich kenne jenen Purusha, den großen,

Jenseits der Dunkelheit wie Sonnen leuchtend;

Nur wer Ihn kennt, entrinnt dem Reich des Todes;

Es gibt keinen anderen gangbaren Weg.

Höher als Er nichts andres ist vorhanden,

Nichts Kleineres und nichts Größeres, was auch immer.

Als Baum im Himmel wurzelnd steht der Eine,

Der Purusha, der diese ganze Welt erfüllt.

Was höher hoch als diese Welt,

Das ist gestaltlos, schmerzlos.

Unsterblich werden, welche das verstehen,

Die andern gehen ein in lauter Leiden.

Mit Antlitz, Haupt und Hals allerwärts,

Weilt er in aller Wesen Herz;

Er, der Heil'ge, durchdringt alles,

So wohnt Er selig überall.

Groß, herrlich ist der Purusha,

Er regt an die Erkenntniskraft;

Zu jenem reinen Ort ist Er

Der Herr des Zugangs, Licht, wandellos.

Der Purusha, zollhoch, als inn're Seele

Ist stets zu finden in der Geschöpfe Herzen;

Nur wer an Herz und Sinn und Geist bereitet -

Unsterblich werden, die Ihn also kennen.

Der Purusha mit tausendfachen Häuptern,

Mit tausendfachen Augen, tausend Füßen

Bedeckt ringsum die Erde allerorten,

Zehn Finger hoch noch drüber hin zu fließen.

 

 

Nur Purusha ist diese ganze Welt,

Und was da war, und was zukünftig währt,

Herr ist Er über die Unsterblichkeit,

Der, als der Ew'ge den Nichtew'gen, Freude,

Als Geist den Geistern schafft, als Einer Vielen,

Wer dies Ursein durch Prüfung und Hingebung

Als Gott erkennt, wird frei von allen Banden.

Dort leuchtet nicht die Sonne, nicht Mond noch Sternenglanz,

Noch jene Blitze, geschweige irdisch Feuer.

Ihm, der alleine glänzt, nachglänzt alles andre,

Die ganze Welt erglänzt von seinem Glanze.

Der eine Schwan in dieses Weltalls Mitte,

Als Feuer ging Er ein in das Gewoge,

Nur wer Ihn kennt, entrinnt dem Reich des Todes,

Nicht gibt es einen andern Weg zum Gehen.

Allmächtig und allweise, selbstentsprungen,

Als Geist, Zeitschöpfer, gunahaft, allwissend,

Des Urstoffs Herr, der Einzelseele und Gunas,

Wirkt Stillstand, Wanderung Er, Erlösung, Bindung.

Aus Ihm besteht, unsterblich, in Gott ruhend,

Der Geist, der überall, des Weltalls Hüter,

Und ewig über diese Welt gebietet,

Nur dies verleiht Ihm seiner Herrschaft Rechte.

Zu Ihm, der den Gott Brahma schuf zu Anfang,

Und der Ihm auch die Veden überliefert,

Dem Gott, der Sich erkennen lässt aus Gnade,

Nehm' ich, Erlösung suchend, meine Zuflucht.

 

Brihadaranyaka-Upanishad

Dieses ist die Wahrheit:

Wie aus dem wohlentflammten Feuer die Funken,

Ihm gleichen Wesens, tausendfach entspringen,

So geh'n, o Teurer, aus dem Unvergänglichen

Die mannigfachen Wesen

Hervor und wieder in dasselbe ein.

Denn himmlisch ist der Geist, der ungestaltete,

Der draußen ist und drinnen, ungeboren,

Der odemlose, wünschelos, reine,

Noch höher, als das höchste Unvergängliche.

Aus Ihm entsteht der Odem, der Verstand und alle Sinne,

Aus Ihm entstehen Äther, Wind und Feuer,

Das Wasser und, Alltragende, die Erde.

Sein Haupt ist Feuer, seine Augen Mond und Sterne,

Die Himmelsgegenden die Ohren,

Seine Stimme ist des Veda Offenbarung.

Wind ist sein Hauch, sein Herz die Welt, aus seinen Füßen Erde,

Er ist das inn're Selbst in allen Wesen.

 

Das Wirkliche und das Unwirkliche

 

Prof. Dharmbir Rai Sharma

Rede vom 27.09.2008 im Omkarananda Ashram,

Winterthur, Schweiz

 

Die Frage nach dem, was wirklich und was unwirklich ist, beschäftigte die Menschheit seit Anbeginn. Es gibt zwei gegensätzliche Weltanschauungen: Realismus und Materialismus.

Die Realisten sagen, dass Gott die einzige Realität ist. Alles andere ist für sie unwirklich. Die Materialisten sagen, dass nur das, was man sehen und berühren kann, wirklich ist. Alles andere ist für sie unwirklich.

Die Suche nach der Wahrheit erfolgt somit auf zwei verschiedenen Wegen: Dem spirituellen und dem materiellen.

In alten Zeiten waren beide im Streben nach Erkenntnis vereint. Später spalteten sie sich in Philosophie und Wissenschaft. Nachdem verschiedene Religionen entstanden waren, wurde Spiritualität mit Religion assoziiert. Insbesondere im Westen bekämpften sich Spiritualität, Religion und Wissenschaft. Dennoch haben beide ein gemeinsames Ziel: Die Entdeckung der letztendlichen Wirklichkeit, aus der das Universum hervor ging, und die Entdeckung von allem, was darin existiert.

Im alten Indien gab es zwei Arten der Erkenntnis: Die rationale und die transzendentale. Der rationale Erkenntnisweg umfasste sowohl Philosophie wie Wissenschaft. Zwischen beiden gab es nie einen Konflikt.

Die Wissenschaft im heutigen Sinne entwickelte sich vor allem im Westen. Sie war - insbesondere im Westen - von Konflikten zwischen Religion und Wissenschaft geprägt. Im letzten Jahrhundert jedoch fasste Spiritualität in der Wissenschaft Fuß. Das liegt insbesondere am aufsehenerregenden -Fortschritt der Physik. Viele bekannte Physiker dieser Zeit waren auf die eine oder andere Weise spirituell. Sie betrachteten ihre Forschungen als Suche nach der Wirklichkeit jenseits des materiellen Universums. Sie strebten nach der Entdeckung des Urgrunds von Materie und Universum.

Bahnbrechend war die Entdeckung, dass Materie in Energie, und Energie in Materie umgewandelt werden kann. Ebenso hörte man auf, Zeit und Raum als absolut zu betrachten. Dadurch kam es zu einer weiteren Annäherung von Wissenschaft und Philosophie. Die Physik fuhr fort, die Materie mehr und mehr zu enthüllen:

Von Atomen gelangte sie zu Elektronen, Protonen, Neutronen und Quarks.

Heute geht man davon aus, dass die Quarks aus einer spezifischen Kombination von Schwingungen entstehen.

Jede Art von Materie entsteht demnach aus einer Umwandlung von Energie. Es gibt eine Quanten-Leere, die keine Leere, sondern Träger kosmischer Energien ist.

Aus dieser Energie entstehen ständig subatomare Partikel, die sich jeweils wieder in ihr auflösen. Der letztendliche Zustand des Seins, das jeder Erscheinungsform der Materie vorausging, ist die Leere.

Energie ist die Wirklichkeit jenseits der Materie. Energie ist in Materie enthalten.

Heute wird die Urknall-Theorie allgemein als Ursprung des Universums betrachtet:

Ehe der Kosmos entstand, war demnach alle Energie in einem winzigen Punkt enthalten. Es kam zu einer Explosion. Die Energie dehnte sich wie eine Blase aus. Die Energie wandelte sich in Materie um. Daraus ging alles, was wir im Universum sehen, hervor.

Immer noch dehnt sich das Universum aus. Irgendwann endet diese Ausdehnung. Dann beginnt eine Phase, in der sich das Universum wiederum zu einem Punkt zusammenzieht. Dann wird alles wieder verschwinden - auch Raum, Zeit und Materie. Übrig bleiben nur die Leere und die darin enthaltene kosmische Energie.

 

Die Philosophie des Vedanta wählt einen anderen Weg: Nach Advaita, der monistischen Philosophie des Vedanta, ist Gott - Brahman - die einzige Realität. Das Universum ist lediglich eine Manifestation dieser Realität. Daher ist alles in Gott und Gott ist in allem.

Die Erschaffung des Universums gleicht dem Weben eines Spinnennetzes: Alle Materie kommt aus der Spinne und kehrt in sie zurück, wenn ihr Zweck erfüllt ist.

Das gesamte Universum wurde auf diese Art erschaffen: Alle kosmische Energie ist in Gott. Der Prozess der Umwandlung von Energie in Materie geschieht wie folgt:

Die drei Gunas - drei primäre Eigenschaften - wirken mit den fünf Pancha-bhutas - den fünf uranfänglichen Elementen - zusammen.

Diese sind in latenter Form in der Energie enthalten. Wenn das Universum endet, werden Raum, Zeit und Materie wieder zu kosmischer Energie. Sie kehren zu Gott zurück.

Gott wird hier nicht als Person gedacht. Er hat keine Form und keine Attribute, wie Menschen oder Dinge sie haben. Gott ist unendlich. Er ist jenseits von Zeit und Raum.

Vedanta formulierte dies in vier großen Aussprüchen, den Mahavakyas. Einer von ihnen lautet:

Prajñanam Brahma - "Gott ist Bewusstsein."

In jüngster Zeit befassen sich viele Forscher mit dem Phänomen des Bewusstseins. Es ist eine andere Form von Energie. Die Physik betrachtet es als Feld, vergleichbar einem elektromagnetischen oder einem Gravitationsfeld. Es ist überall und in allem. Es ist universal.

Das Quanten-Vakuum der Physik befindet sich immer noch im Bereich von Zeit und Raum. Es bewegt sich auf null hin, ist jedoch nicht gleich null. Sie gibt uns jedoch eine Vorstellung von dem, was geschehen würde, wenn sie sich in Nichts auflöste. Sie wäre dann eine unendliche Leere, die kosmische Energie in sich enthält.

Was ist kosmische Energie? Sie ist das vorhin erwähnte kosmische Bewusstsein.

Üblicherweise meint man, dass nur Lebewesen Bewusstsein haben. Aber dafür gibt es keinen vernünftigen Grund.

In der Quantenphysik ist Paulis Ausschlussprinzip rich-tungs-weisend:

Wenn Atome sich zu Molekülen formieren, muss ein neu hinzukommendes Elektron eine Bahn finden, auf der kein anderes Elektron denselben Quantenzustand hat wie es.

Paulis Prinzip ist unwiderlegbar. Es bedeutet, dass das Elektron irgendwie den Quantenstatus der bereits auf der Bahn befindlichen Elektronen kennt.

Wenn Elementarpartikel jedoch Bewusstsein besitzen, dann muss auch die Materie, die sich aus ihnen zusammensetzt, Bewusstsein haben. Der Unterschied zwischen Belebtem und Unbelebtem liegt im Grad des jeweiligen Bewusstseins. In dieser Weise nähern sich die Vorstellungen von Wissenschaft und Philosophie hinsichtlich der letzten Wirklichkeit einander.

Kommen wir zurück zur Natur des Wirklichen und des Unwirklichen. Wie bereits gesagt: Nach der Philosophie des Advaita Vedanta ist Gott die einzige Wirklichkeit. Shankaracharya drückt dies in folgenden Worten aus:

Brahman satyam jagan-mithya.

"Gott ist wirklich. Die Welt ist unwirklich."

Das bedeutet jedoch nicht, dass die Welt, die wir sehen, nicht existiert. Wenn Sie in einen Spiegel schauen, sehen Sie sich selbst darin. Doch niemand ist dort.

Gleiches gilt für die äußere Welt. Was immer man in ihr sieht, ist nie ein Ding an sich, sondern nur sein Spiegelbild, das vom menschlichen Geist in die Außenwelt projiziert wurde. In eben diesem Sinne ist die äußere Welt unwirklich wie die Bilder, die wir im Spiegel sehen.

Das führt zuweilen zur Feststellung, dass alles aus Geist (mind) besteht. Vedanta verwendet den Begriff Maya. Doch darauf einzugehen, würde hier zu weit führen.

Die Quantenphysik kennt ein ähnliches Phänomen: Ein Partikel kann zur gleichen Zeit in verschiedenen Zuständen mit verschiedenen Wahrscheinlichkeiten existieren.

Nur dann, wenn ein Beobachter es betrachtet, fallen alle Zustände in einen zusammen. Gibt es keinen Beobachter, so gibt es auch keine Beobachtung und kein Partikel, das beobachtet würde.

Das bedeutet, dass das Bewusstsein des Beobachters für die Erscheinung des Partikels verantwortlich ist. Gäbe es keinen Beobachter, so gäbe es auch kein Partikel.

Daraus resultierte einer der Einwände, mit denen Einstein der völligen Akzeptanz der Quantenmechanik entgegentrat: "Verschwindet der Mond, wenn wir ihn nicht sehen?", fragte er. Natürlich verschwindet der Mond dann nicht.

Der springende Punkt ist: In der Quantenphysik haben wir es mit verschwindend kleinen Einheiten von Zeit und Raum zu tun. Alles im Universum ändert sich von Augenblick zu Augenblick.

Daher ist der Mond, den Sie vor einer Sekunde sahen, nicht mehr der Mond, den Sie jetzt sehen. Er hat sich verändert. Diese Veränderung ist jedoch so minimal, dass sie in der physischen Welt nicht auffällt.

Die Wissenschaft bewegt sich im Bereich rationaler Erkenntnis. Sie beruht auf dem Gebrauch des menschlichen Verstandes. Sie befasst sich mit der Außenwelt. Sie funktioniert nur innerhalb von Zeit und Raum. Die letzte Wirklichkeit jedoch ist jenseits von Zeit und Raum.

Ich habe bereits die moderne Bewusstseinsforschung erwähnt. Doch streng genommen kann Bewusstsein nicht erforscht werden:

Der Begriff Forschung impliziert ein Forschungsobjekt. Bewusstsein ist jedoch kein Objekt. Wenn wir Bewusstsein erforschen wollen, wird es augenblicklich zu einem Objekt und ist nicht mehr Bewusstsein.

Der Verstand existiert nur auf der Grundlage eines primären Bewusstseins. Er kann seinen eigenen Ursprung nicht erforschen. Damit sind dem Verstand Grenzen gesetzt, die er nicht überschreiten kann.

Die letzte Wirklichkeit kann daher nicht durch den Verstand erkannt werden, wie die Wissenschaft dies versucht.

Der Verstand kann jedoch auf verschiedenen Ebenen funktionieren:

Befasst er sich mit der Außenwelt, so befindet er sich auf der untersten Ebene.

Um die Wirklichkeit zu erkennen, muss er sich zu immer höheren Ebenen erheben.

Auf der höchsten Ebene überschreitet er Zeit und Raum. Auf dieser Ebene geht das menschliche Bewusstsein im universellen Bewusstsein auf. Das auf dieser Ebene erlangte Wissen wird trans-zendental genannt, weil es -alle Begrenzungen überwunden hat.

 

 

 

Abschließend zitiere ich eine Aussage der Gita, die den Kern dieser Rede zusammenfasst:

 

Nasato vidyate bhavo

na bhavo vidyate satah.

 

"Das Unwirkliche kann nicht sein.

Das Wirkliche kann nicht aufhören

zu sein".

 

  

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