ZWEIMONATLICH
Jahr 57
OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ
September/Oktober 2024
Texte aus Ansprachen und Gesprächen von
Werde ein Sucher!
Der Mensch – ein spirituelles Wesen
Ist alles im Leben vorherbestimmt?
Göttliche Schätze
Die Gottheit wirkt in meinem Leben
In Herz und Geist bin ich mir immer der zeitlosen Wirklichkeit und der Wunder des Göttlichen bewusst. Daher stammen meine Furchtlosigkeit, meine Freude, mein Glaube und meine Stärke. Ich lebe in einem Raum erleuchteter innerer Erkenntnis. Und das ist auch für dich möglich, wenn du weiter und mit Beständigkeit das Mantra wiederholst, über Gott nachdenkst und Ihn liebst. Wisse, dass dieser Gott wirklicher ist als deine Hände und Füße. Ich lebe in dieser Dimension der Wirklichkeit. Deshalb werde ich von all diesem äußeren Chaos nicht im Geringsten berührt.
Am Anfang war das Wort, das OM, der Laut, der ursprüngliche Ton. Was ist dieser Laut? – Er ist unvorstellbar, hat seine eigenen transzendenten Aspekte, ist höchste und unvorstellbare Energie, und all die elektronischen Wunder der heutigen Technologie, die ganze Atomphysik und die Raumraketen, all das, was die menschliche Intelligenz in Erstaunen versetzt, ist nichts als Schaum auf dem Sein Gottes, der grenzenlose und unkontrollierbare, unendliche Energie ist. Diese Energie hat ihren Sitz in der Seele des Menschen, und diese Tatsache verleiht dem Menschen unendliche Würde.
Swami Omkarananda
Werde ein Sucher!
Schau dir die Heiligen, die Weisen, die Menschen der Reinheit und des Gottbewusstseins an! Was tun sie alle? – Ihr Herz befindet sich in einem Zustand immerwährender Vereinigung mit der unendlichen Liebe, die Gott ist. Diese Liebe ist ein Schatz, und dieser Schatz gehört dir!
Heilige und Weise, Mystiker und Philosophen göttlicher Erleuchtung erfahren das und haben ihre Freude daran. Die Heiligen erfahren die unendliche Liebe Gottes. Sie sind die echten Wissenschaftler, sie sind erleuchtete Persönlichkeiten. Ihnen sollte man die Doktor-Titel der Universitäten geben, keinen anderen. Sie allein sind Menschen mit wirklicher Intelligenz, mit erleuchteten Gedanken. Sie sind voll vom Bewusstsein Gottes. Sie haben unbegrenzten Frieden, zu allen Zeiten, an allen Orten, unter allen Umständen – bedingungslos.
Und diesen Frieden haben jene, die Gott hingegeben sind, die Gott erfahren und die deshalb wahre Töchter und Söhne Gottes sind. Alle anderen sind nur dem Namen nach Töchter und Söhne Gottes, aber nicht der Erfahrung, dem Gefühl, dem Benehmen, der inneren Freude nach.
Alles, was Gott hat, hast du also auch.
Der Tropfen im Ozean besitzt alle Eigenschaften des Ozeans. Solange er sich im Ozean befindet, ist er grenzenlos wie dieser. Oder nehmen wir die Welle auf dem Ozean: Sie ist der Ozean selbst und hat alles, was der Ozean hat. Sie hat die Weite des Ozeans, den Salzgehalt und die Kräfte des Ozeans, die ganze Majestät des Ozeans.
Alles, was Gott hat, hat auch das menschliche Individuum.
Deshalb ist es die erste und vorrangige Pflicht einer Bildungsstätte, einer sozialen Institution oder einer religiösen Gemeinschaft, nach der Erfahrung unendlicher Weisheit, unendlicher Liebe, unendlichen Friedens, nach der unendlichen Wahrheit und dem unendlichen Leben zu streben und diese Erfahrung im täglichen Leben praktisch anzuwenden und weiterzuvermitteln. Das ist das wichtigste Ziel aller Erziehung.
Das ganze Universum ist eine große Schule, und jede Minute werden wir geprüft. Und wir müssen diese Prüfungen bestehen, wir müssen wachsen, uns entwickeln, Herausforderungen bestehen, Hindernisse überwinden, erleuchtet werden und so zu einer Kraft – zu einer kreativen Kraft Gottes – werden.
Du trägst alle Vollkommenheiten Gottes in dir
Wenn du diese Vollkommenheiten Gottes nicht erfahren kannst, dann lebst du mit einem großen Irrtum, einem großen Verlust, in einer unglücklichen Situation.
Wie kannst du aus dieser elenden Situation herauskommen? – Du brauchst dich nur auf Gott einzustimmen, immer über Gott nachzudenken. Dadurch wird deine Vernunft immer mehr erleuchtet. Werde ein Denker, ein Fragender, ein Sucher, ein Seher, ein verstehender Mensch, eine erleuchtete Persönlichkeit. Je mehr du dich im Denken an Gott übst, desto erleuchteter wirst du, bis du unendliche Erleuchtung erlangst.
Wachse auch in Liebe! Je mehr Liebe du zum Ausdruck bringst, desto mehr nimmt deine Liebesfähigkeit zu, bis deine Liebe unendlich und grenzenlos ist. Die grenzenlose Liebe Gottes ist ja schon in dir!
Reichtum kann dich nicht glücklich machen, auch wenn er etwas Notwendiges sein mag. Du kannst nicht durch deine Jugend oder Körperstärke glücklich werden, auch wenn diese wesentlich sind.
Vom Standpunkt des Unendlichen ist all dies wertlos.
Durch nichts im Leben kannst du wirklich glücklich werden, wirkliche Kraft erwerben.
Wodurch kannst du Frieden
finden, Freude und Kraft? – Es
gibt nur einen einzigen Weg zu unendlichem Frieden, zu unendlicher Kraft, zu unendlicher Freude. Nur wenn du absolute Kraft erlangen kannst, bist du sicher. Sicherheit und Frieden können nur durch das erlangt werden, was unendliche Macht ist, durch das, was unendliche Schönheit, Liebe, unzerstörbares Leben ist.
Wenn du so ein Leben hast, kannst du sicher, friedlich und unbesiegbar sein. Nur durch die Erfahrung der unendlichen Wahrheit kannst du also unbesiegbar werden, nicht durch Atomwaffen, Panzer und Raketen.
Es gibt keinen anderen Weg, um vollkommene Sicherheit, vollkommenen Frieden und vollkommene Freude zu erlangen, als die Gotterfahrung. Wahrheitserfahrung, der Kontakt mit dem unendlichen Leben, ist notwendig.
Dieses unendliche Leben ist wirklicher, mächtiger und steht dir näher als alle Raketen der Supermächte. Denn alles, was Gott hat, gehört auch dir: Du brauchst nichts zu tun, nichts zu bezahlen, um diese unendliche Macht zu erwerben, während einige Staaten Milliarden für ihre Massenvernichtungswaffen ausgeben. Und was, denkst du, können diese Waffen bewirken? Können sie Weizen oder Milch, Bäume, Früchte oder frische Luft herstellen? – Sie sind zu nichts nütze, außer um Leben auszulöschen und Städte in Schutt und Asche zu legen.
Aber können sie wirklich einen Erleuchteten töten? – Nicht alle Waffen der Welt können das, genauso wenig, wie sie den Raum zerstören können.
Wenn du denkst, dass der Swami dieser Körper ist, durch den er spricht, täuschst du dich und kennst die Wahrheit nicht! Du lässt dich vom Anschein täuschen. Diese Erscheinung, der Körper, kann natürlich zerstört werden, nicht aber ich!
Wenn mein Körper zu Asche verbrannt wird, hat sich bei mir und in mir überhaupt nichts verändert. Durch die Zerstörung meines Körpers wird mein wirkliches Sein – der Gott in mir, die Seele in mir, die Weisheit in mir, das Leben in mir – nicht berührt. Und mein wirkliches Leben kann weder von Krankheit ergriffen noch durch die Deformierung oder den Tod meines Körpers je betroffen werden.
Ich habe alles, was Gott hat. Und was hat Gott? – Unendliche Freude, Weisheit und Vollkommenheit.
Ich bin unendliche Vollkommenheit. Auch wenn mein Körper altert oder krank wird, berührt oder vermindert das die Freude in mir nicht. Ich habe alles, was Gott hat. Er ist immer bei mir. Ich bin Er, Er ist Ich – aber ich bin nicht dieser Körper. Du kannst meinen Körper schlagen, aber nicht mich. Du kannst mir die Augen ausstechen, aber ich werde immer noch sehen. Das, was mir die Fähigkeit verleiht, durch die physischen Augen zu sehen, kann nicht durch Waffen, Krankheit oder das Schicksal zerstört werden. Ich habe kein Schicksal. Ich bin allvollkommen, ungeboren. Ich war hier, bevor die Welt geboren wurde, bevor es Europa gab, und ich werde noch hier sein, wenn die ganze Welt schon längst zerstört sein wird.
Ich bin ewig. Ich war hier, ich bin hier, ich werde hier sein. Und ich bin auch woanders – überall, zu allen Zeiten. Wo immer Gott ist, da bin ich. Wo immer ich bin, da ist Gott. Es ist ein einziges Sein.
Warum sage ich: „Ich und Gott?“ Weil ein Zentrum endlicher Erfahrung in einem physischen Körper in Erscheinung getreten ist – und das macht den Unterschied aus. Die Unterscheidung zwischen Gott und mir ist nur eine Erscheinung, keine Wirklichkeit, es ist eine Redensweise; so wie man z.B. sagt: „Meine Hand“. Deine Hand und du – ihr seid nicht voneinander verschieden. Du bist deine Hand, deine Hand gehört zu dir. Es besteht nur eine theoretische Differenzierung zwischen den beiden, eine mentale, pragmatische Differenzierung, aber keine wirkliche.
Auch zwischen dir und Gott gibt es keinen wirklichen Unterschied. Du brauchst deinem Bewusstsein nur zu erlauben, sich im Gottbewusstsein aufzulösen. Dann bist du unendliche Vollkommenheit, unendliche Schönheit, eine Form des unendlichen Lichts; dann bist du unzerstörbar, vollkommen sicher, friedlich, eine Quelle der Weisheit und Intelligenz, eine Quelle der Gesundheit von Geist und Körper. All das bist du. Aber wenn du dich funktionell von dieser Gotterfahrung, dieser Identität mit Gott, dieser Gottbezogenheit und Gemeinschaft mit Gott abschneidest, dann bist du wieder Frau oder Herr Soundso – in einem elenden Körper, mit einem elenden Schicksal, in einer elenden Gesellschaft, die dich manchmal verachtet, manchmal lobt, sich manchmal schützend vor dich stellt und manchmal versucht, dir zu schaden.
Gottes Substanz ist immer da in dir, ob du sie erfährst oder nicht, ob du es weißt oder nicht. Wenn du sie erfährst, werden die Menschen dich als Heiligen verehren.
Ich habe dir mit Hilfe meiner Intelligenz, meiner Vernunft und dem Licht meiner Erfahrung zu zeigen versucht, dass Gott die subtilste Kraft ist, die unsichtbarste aller Kräfte, die Quelle aller sichtbaren Dinge.
Ein Gedanke ist unsichtbar, aber derselbe Gedanke erzeugt Worte; diese gehen durch die Ohren, du übersetzt sie, verstehst ihre Bedeutung, und der unsichtbare Gedanke ist für dich sichtbar geworden. Das Unsichtbare kann also sichtbar werden.
Angenommen, du fühlst dich deprimiert. Das ist ein Gefühl, und dieses Gefühl erzeugt eine Krankheit, also eine sichtbare Wirkung.
Gott ist unsichtbar, aber alle sichtbaren Wirkungen entstammen Seiner Energie
Wenn du in Gemeinschaft mit Gott bist, wenn du dich ständig mit Gott, der immer erreichbar ist, verbindest, wirst du umso sorgloser und problemloser werden, und umso mehr wirst du dich dem Zustand der Todlosigkeit nähern.
Gott sitzt immer bei dir, wenn du sitzt. Er ist immer bei dir. Er denkt, wenn du denkst, sieht jedes Gefühl, das in dir aufsteigt, ist der Zeuge jeder einzelnen deiner Taten. Und auch wenn alle Übel dieser Welt auf dich gehäuft würden, wärst du doch in Seiner Gegenwart voller Frieden, Reinheit, Glück und Kraft. Alle Vollkommenheiten Gottes und Sein unendlicher Reichtum gehören dir.
Niemand kann durch Geld glücklich werden, auch wenn Geld wichtig für das tägliche Leben ist. Wirklicher Reichtum ist im Kopf, im Herzen, in der Liebe, in der Weisheit, in der Intelligenz, in der Güte, der Sehnsucht nach Vollkommenheit, in Hingabe, Geduld, Ausdauer – das ist wahrer Reichtum!
Auch Selbstbeherrschung und Disziplin sind Reichtum: Beherrsche dich selbst, und du beherrschst die ganze Welt!
Das Bewusstsein hinter dem Denker
Hinter den Worten, die ausgesprochen werden, stehen Gedanken; hinter diesen Gedanken steht der Denkende, und hinter dem Denkenden ist das höchste göttliche Bewusstsein.
Der Mensch im Allgemeinen weiß nichts über dieses höchste göttliche Bewusstsein hinter dem Denkenden. Alles, was er erkennt, ist das Objekt, an das er denkt. Sein Körper ist ein Objekt, die körperlichen Freuden und Sinnesgegenstände sind seine Objekte. Er ist darin gefangen. Er ist nicht kritisch genug und versteht nicht, was er denkt, warum er denkt, wie er denkt und mit wessen Hilfe er denkt. Er ist eingesperrt in eine Welt der Objekte.
Ein vernünftiger, denkender Mensch ist gefangen in den Gedanken, die er denkt. Er kennt den Denkenden nicht. Ein großer Philosoph kennt zwar den Denkenden, doch auch er kennt das höchste göttliche Bewusstsein nicht. Ein Weiser und Mystiker aber kennt das höchste göttliche Bewusstsein hinter dem Denkenden.
Das höchste göttliche Bewusstsein ist die höchste Gottheit. Es ist überall dort anwesend, wo jemand an etwas denkt. Es ist auch überall dort, wo etwas existiert. Es ist in jedem Menschen hinter dem Denkenden in diesem. Wenn jemand etwas denkt oder sagt, dann steht dahinter das göttliche Bewusstsein. Wenn irgendwo ein Baum wächst, ist das göttliche Bewusstsein anwesend. Der Baum existiert; was dahinter ist, das ist das göttliche Bewusstsein.
Wo immer etwas ist, ein Stein oder sonst etwas, da ist dahinter noch etwas anderes: das göttliche Bewusstsein. Der Stein ist! Hinter diesem Sein ist ein höheres Sein, ohne das der Stein nicht sein kann. Hinter jedem Denkenden ist das höchste Bewusstsein, ohne das der Denkende nicht existieren kann. Und dieses göttliche Bewusstsein, das überall und in allem ist, muss erkannt werden.
Nichts und niemand kann sich der allsehenden, allwunderbaren Gegenwart des Göttlichen entziehen.
OM Namo Narayanaya OM
Narayana ist das Unendliche innen und außen, links und rechts, vorne und hinten, unten und oben. Das heißt: Überall ist ein endloses, dynamisches, unendliches Bewusstsein, das unendliche Kräfte, Fähigkeiten und Möglichkeiten zur Verfügung hat.
Die innewohnende Wirklichkeit ist auch außen und überall. Auch der Raum ist in dir und außerhalb von dir. Genauso ist das unendliche Bewusstsein in dir und außerhalb von dir und überall. Es ist ein endloses unbegreifliches Bewusstsein.
Du erfährst im Tiefschlaf eine endlose Stille; und das Wesen des unendlichen Bewusstseins gleicht dieser Stille. Es ist unbegrenzt, absolut. Es ist dein eigenes Wesen, du wohnst darin, es ist dein Zuhause. Dieses unendliche Bewusstsein ist dein Körper, deine Intelligenz, dein wahres Wesen. Alles andere von dir Erfahrene fällt weg, ist nur eine Erscheinung, sichtbar nur durch die Aktivität des Gemüts, des Denkens.
Wenn dein Gemüt wach ist, nimmt es die Vielheit wahr und verschleiert die Unendlichkeit. Aber wenn es schläft, wenn es im Tiefschlaf ist, dann verschwindet die Vielheit der Welt.
Was erfährst du dann? – Nur Stille und Frieden. Das ist tatsächlich so, und es ist wirklich, es ist die Wahrheit über allen Wahrheiten. Warum? – Gut, du sagst, du nimmst die Welt durch deine Sinnesorgane wahr – eine sehr flüchtige Erfahrung, die von vielen Faktoren abhängt. Wenn deine Sinnesorgane Fehler aufweisen, wird deine Erfahrung der Dinge dadurch ebenso fehlerhaft, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass deine Sinnesorgane nur einen kleinen Bruchteil dessen, was da ist, wahrnehmen können. Und die Welt verändert sich ständig; unter Umständen wird sie einmal auch ganz verschwinden.
Du kannst dich nicht auf deine eigenen wechselnden Erfahrungen verlassen. Aber die Wahrheit der Wahrheiten, ohne die du nichts erfahren kannst, ist Narayana.
Diese Wahrheit ist immer da: unveränderlich, zeitlos, ewig, allgegenwärtig.
Du musst existieren, um Objekte erfahren zu können. Wenn du nicht da bist, wenn du nicht existierst, wie könntest du dann erfahren, was sich dir zur Erfahrung präsentiert?
Dieser Narayana ist eine lebendige Person. Die Unendlichkeit – das unendliche Bewusstsein – lebt unendlich in jedem Punkt des Raums. Jeder Punkt des physikalischen Raums ist mit endlosen Energien angefüllt. Du denkst, da wäre leerer Raum, aber dieser leere Raum ist mit unerschöpflichen Energien erfüllt. Es ist eine Welt der Energien.
Was erhält diese Welt der Energien? – Es ist das Bewusstsein, die Intelligenz, das Feuer, das Licht. Intelligenz ist Licht; Bewusstsein ist Licht. Dieses Licht ist Narayana.
Du kannst diesem Licht jeden Namen geben – Vater oder Mutter, Gott oder Christus. Das Licht, das Narayana ist, kann dir in jeder Form erscheinen und zu dir sprechen. Die formlose Unendlichkeit kann endlose Formen annehmen, also auch die Form, die du liebst und als Gegenstand der Verehrung in deinem Herzen trägst.
Es ist falsch zu denken, dass das unendliche Bewusstsein nicht antworte, wenn man es anruft, dass es weder Ohren noch Nase, weder Zunge noch Augen habe. Es hat überall Augen, Ohren, eine Zunge, eine Nase. Unendlich viele Augen hat dieser Gott. Diese Tatsache wird unter anderem im Narayana-Suktam reflektiert:
sahasra-shirsham devam vishvaksham vishva-shambhu vam vishvam narayanam devam aksharam paramam padam
„Die Gottheit mit den tausend Köpfen, deren Augen überall sind, ist die Quelle des Glücks der ganzen Welt. Diese Gottheit ist das Universum selbst.
Sie wohnt im innersten Herzen des Menschen als das Unvergängliche und das vollkommene höchste Sein.“
Du kannst also, noch während du in einem Körper auf dieser Erde weilst, Beziehungen zu Gott aufnehmen, oder du kannst deinen eigenen Körper in tiefer Meditation vergessen und im unbegrenzten Frieden, der Freude und Vollkommenheit des unendlichen Bewusstseins aufgehen. Dieses Bewusstsein trägt all diese Eigenschaften in sich: Es ist Frieden, Stille, Freude, Vollkommenheit, Schönheit, ewiges Leben.
Narayana ist die dem Menschen innewohnende Wirklichkeit
Das Licht, das in uns wohnt, ist auch in der Sonne und in den Sternen. Es ist das gleiche Licht. Es gibt keinen Unterschied zwischen dem Licht in der Sonne und dem Licht in deinem Herzen. Licht ist überall. Weil unsere Augen und andere Fähigkeiten unseres Gemüts sehr begrenzt sind, erfahren wir Licht als Dunkelheit.
Die Kraft der Illusion (Maya) ist in dein Gemüt eingepflanzt. Das Gemüt ist eine Kraft der Täuschung: Es lässt Dinge als wirklich erscheinen, die nur dem Anschein nach wirklich sind.
Wenn deine Aufmerksamkeit auf das Unendliche gerichtet ist, wenn du es als das Herz deines Herzens, die Liebe deiner Liebe, die Intelligenz deiner Intelligenz, die Seele deiner Seele liebst, wird dieses Unendliche eines Tages plötzlich vor dir stehen, und zwar genau in der Form, in der du es verehrst.
Das Sonnenlicht teilt sich in die sieben Regenbogenfarben auf. Narayana hat endlose Farben, und doch hat er andererseits gar keine Farbe. Im Tiefschlaf ist alles dunkel. Es ist nichts da außer Stille, und aus dieser endlosen Stille und Dunkelheit erhebt sich ein Traum; dann ist Licht da, alles ist von Licht erfüllt, du kannst Dinge erkennen und sehen, was sich abspielt – und das alles in der Dunkelheit einer endlosen Stille im Tiefschlaf.
So ist es auch in Bezug auf diese Welt: Was du als die Dunkelheit dieser Welt ansiehst, enthält in sich das Bewusstsein des Göttlichen, in dem all die endlosen Kräfte, Fähigkeiten und Farben verborgen sind. In einem einzigen Augenblick kann Gott dieses ganze Universum auslöschen und wieder neu erschaffen, oder auch Millionen solcher Universen. Gott kann auch psychische Universen erschaffen.
Wir haben hier unser physikalisches Universum. Das ist nur eines. Wenn du einschläfst, kannst du im Traum andere Welten erleben. Es existieren Universen innerhalb und außerhalb von dir. Welchen Namen geben wir den Universen in deinem Kopf? – Wir nennen sie „psychische oder mentale Universen“. Und so gibt es also verschiedene Ordnungen von Universen: die physikalischen, die psychischen oder mentalen, die astralen Universen und andere, für uns unsichtbare Universen. Wo befinden sich alle diese Universen?
– In Narayana!
Ein solcher Narayana ist dein Vater, auch deine Mutter, und du kannst nie von diesem Narayana getrennt werden.
Wenn deine Mutter irgendwo im Haus ist, aber du nicht weißt wo, dann brauchst du nur zu rufen, und sie kommt. Dein Wort hat die Macht, sie herbeizurufen. Das Gleiche geschieht, wenn du Narayana rufst. Er wird kommen!
Es braucht eine lange Zeit, bis dein Herz rein genug ist, deine Intelligenz geschärft und deine verborgenen inneren Wahrnehmungskräfte, die nur zur Wahrnehmung des Göttlichen da sind, sich so weit entfaltet haben, dass du das Göttliche erfahren kannst. Bis es soweit ist, musst du nach dem Göttlichen rufen! Narayana hat seine Ohren und Augen überall. Er sieht dich immer. Während Er überall um dich herum ist, ist Er gleichzeitig als Licht in deinem Herzen, in deinen Augen und deiner Intelligenz.
Ohne Intelligenz kannst du dir nichts vorstellen. Alles, was du denkst und dir vorstellst, geschieht im Licht. Intelligenz ist Licht. Augen haben Licht. Die Seele ist Licht. Und all das ist Narayana. Oder Shiva. Shiva und Narayana sind nicht voneinander verschieden. Sie sind ein und dasselbe.
Wenn du die rote Farbe im Regenbogen berührst, berührst du auch das zentrale weiße Licht. Denn das Rot kommt aus diesem weißen Licht und besteht ohne es gar nicht. Das gleiche gilt für die anderen Farben.
So könnte man sagen, das Rot wäre Narayana, das Gelb Shiva. Wie das weiße Licht sich in die sieben Aspekte der Spektralfarben zerlegen lässt, so kann man auch sagen, Narayana oder Shiva seien nur zwei Aspekte des Unendlichen, und das Unendliche hat unendlich viele Aspekte, Eigenschaften und Kräfte, wobei jeder Aspekt das ganze Unendliche in sich vereint. Solcherart ist die für das menschliche Fassungsvermögen unvorstellbare Mathematik des Unendlichen.
Wenn du dieses Bewusstsein hast und Narayana in deiner bewussten Wahrnehmung, in deinem inneren Herzen trägst, dann weißt du, dass Er hier anwesend ist als eine allsehende, allgegenwärtige, allliebende und allbeschützende Gegenwart; dann kann dich keine dunkle Kraft angreifen, und du bist unbesiegbar in dieser Welt. Kein Zweifel kann dich übermannen, wenn Gott immer bei dir ist. Du kannst dann über alles lachen, denn du bist größer als alles. Das ist die Bedeutung des Narayana Suktams.
Die heutige Wissenschaft hilft uns, die Unendlichkeit besser zu verstehen
Sie sagt, dass alle Atome aus Energiewellen oder Lichtpartikeln bestehen, dass also auch dein ganzer Körper aus Lichtpartikeln besteht. Eine Art Elektrizität ist in deinem Körper, die vom zentralen Licht herstammt.
Auch ein Blatt von einem Baum besteht aus Lichtpartikeln. Überall ist Energie. Was die Leute tote Materie nennen, ist nicht tot, denn in dieser sogenannten toten Materie steckt das unendliche Wirkungsvermögen des unendlichen Bewusstseins.
Verehre also innerlich die ganze Schöpfung, die lebenden Wesen und auch die sogenannte tote Materie, denn du weißt nun um die göttliche Gegenwart in allem, was ist. Das ganze Universum ist Licht!
Die Wissenschaft versichert uns, dass das ganze Universum aus Lichtwellen oder Lichtpartikeln besteht. Dieses Stück Holz hier kann in irgendetwas anderes umgewandelt werden – in einen Elefanten, eine schöne Frau oder eine Form Gottes. Das mag für manche Ohren absurd klingen, aber es ist eine wissenschaftliche Tatsache. Diese Lichtpartikel oder die Energiewellen in diesem Stück Holz können jede beliebige andere Form annehmen. Man reduziert also ein Stück Materie auf seine letzten, konstituierenden Bestandteile und formiert sie neu
– darin liegt nichts Absurdes.
Auf diese Weise konnten die großen Yogis und Weisen jede Form annehmen, die sie wollten, auch wenn sie das nie taten, um damit anzugeben oder weil sie es gebraucht hätten. Sie konnten genauso gut stillschweigend in ihrer unerschöpflichen unendlichen Erkenntnis verbleiben. Wenn sie es je taten, war es aus einer Notwendigkeit heraus oder zum Wohl anderer.
Man kann also einen Baum in einen Papagei verwandeln oder aus einem Papagei einen Stein machen – einfach durch eine veränderte Anordnung der Atome.
In der griechischen und indischen Mythologie kann man Geschichten finden, in denen Menschen in Steine verwandelt werden oder Steine in lebendige Menschen. Das alles ist möglich, weil das unendliche Bewusstsein mit seinen endlosen Möglichkeiten und Kräften überall zugegen ist und alles durchdringt.
Wenn deine Aufmerksamkeit vollkommen mit dieser Unendlichkeit der Unendlichkeit, der Liebe der Liebe, dem Herzen des Herzens, der Intelligenz der Intelligenz, der Seele der Seele befasst ist, dann beginnt diese Unendlichkeit in deinem Herzen zu tanzen. Und wenn Gott in deinem Herzen tanzt, wird alles besser in deinem Leben, alles wird schließlich wunderbar sein. Du brauchst nur deine Spiritualität auf jede mögliche Weise zu vertiefen.
Und das ist keine bloße Theorie! Jeder kann das! Du brauchst nur zu rufen! Du brauchst nur Narayana zu sagen, und die göttliche Gegenwart und Macht ist schon da. Du musst nur noch lernen, sie auch wahrzunehmen.
Hingabe oder die Praxis des Narayana-Suktams
Was du bisher gehört hast, verstehst du vielleicht theoretisch, aber du musst es in die Praxis umsetzen. Es muss Wirklichkeit werden! Und es wird wirklich, wenn deine Gedanken in Bezug auf die Wirklichkeit auch zu deinen Gefühlen in Bezug auf die Wirklichkeit geworden sind. Du kannst Gott einfangen, deshalb bist du ein wenig mehr als Gott. Du kannst Gott mit deiner Hingabe einfangen. Hingabe ist eine solche mächtige Kraft! „Komm Unendlichkeit, erscheine vor mir als ein kleines Bild!“
Deine Macht ist größer: Gott tut, was du willst! Das ist es! Die Macht deiner Hingabe fängt Gott ein und macht Ihn für alle Ewigkeit zu deinem Eigentum.
Du musst Hingabe üben, und deine Gedanken an die Unendlichkeit müssen zu Gefühlen werden, wie die Gefühle eines kleinen Kindes seiner Mutter gegenüber.
Du kannst das Unendliche in dein Leben einladen, es in Gedanken mit auf deine Spaziergänge nehmen und mit an deinen Arbeitsplatz und seine Anwesenheit spüren, es in alles, was du tust und empfindest mit einbeziehen.
Wenn du deine Mahlzeit zu dir nimmst, dann versäume nicht, deinem göttlichen Begleiter den ersten Bissen anzubieten. Schließe manchmal deine Augen und empfinde mit aller Kraft deines Herzens, dass Narayana als dein eigenes Leben in deinem Körper wohnt, als dein Herzschlag und dein Atem; dass Er die Seele deiner Seele ist, das Herz deines Herzens – du selbst.
Narayana ist Licht und Intelligenz. Er sieht jeden deiner Gedanken und spürt jedes deiner Gefühle und reagiert darauf. Eines Tages, wenn du millionenmal an Ihn gedacht, Ihn millionenmal neben dir stehen gefühlt hast, wird er plötzlich wirklich vor dir stehen und lächeln.
Das gedankliche Konzept des unendlichen Bewusstseins muss für dich zu Emotionen, zu Gefühlen werden, zu einer lebendigen Praxis! Schlafe nie ein, ohne zuvor lange und intensiv an Narayana, das unendliche Bewusstsein oder Gott gedacht zu haben, den allsehenden, allbeschützenden, allliebenden Freund, der alles für dich sein kann!
Wenn du diese intime Bezie
hung zum Unendlichen pflegst,
dann wirst du alle durch deine eigene Endlichkeit und Sterblichkeit hervorgerufenenÄngste und Probleme verlieren. Dein Gemüt ist dann nicht länger ein schwaches menschliches Denkorgan, sondern die sprühende Intelligenz des göttlichen Bewusstseins.
Die Gefühle zählen. Du musst das für die Augen Unsichtbare beleben. Du kannst dann Gott immer bei dir haben, indem du persönliche Beziehungen mit Ihm anknüpfst.
Wenn du Gott auf diese Weise zu deinem Kameraden machst, wenn du das starke Gefühl entwickelt hast, dass Narayana mit dir geht, wenn du gehst, und bei dir sitzt, wenn du sitzt, dann fallen alle Ängste von dir ab.
Wer könnte dir dann noch Schaden zufügen? – Dann verschwinden alle Probleme und Sorgen des Lebens, weil du ja immer vom Licht Narayanas umgeben bist. Du bist dann immer mit Freude erfüllt und innerlich vollkommen ruhig, weil das unendliche Bewusstsein und die unendliche Stille in dir lebendig geworden sind.
Wenn dann Unglück oder Tod kommen, dann ist das nur so, als ob jemand deinen Mantel waschen würde. Der Körper ist wie ein Mantel, den du trägst.
Der körperliche Zustand darf deine Intelligenz nicht belasten, denn du bist größer als all die körperlichen Zustände und Leiden. Du bist unendlich viel größer, du bist ein göttliches Licht, und dieses göttliche Licht kann nicht berührt, gefangen, verletzt oder verbrannt werden.
Auch in einem endlosen Feuer bist du glücklich, weil das Feuer dich gar nicht berühren kann. Es ist wie das Feuer im Traum, das dich nicht verbrennt. Es ist nicht heiß, es ist gar kein Feuer da. Das Feuer in deinem Traum verbrennt deine Haut nicht, obwohl du von einem ungeheuren Feuer träumst, das die ganze Welt verbrennt.
Die Einheit mit dem Bewusstsein Gottes zu gewinnen, das ist der höchste und einzige Zweck deines Lebens hier auf Erden.
Wenn du eins mit dem göttlichen Bewusstsein wirst, wird dieses zu deiner eigenen Erfahrung, und du wirst unsterblich. Unsterblichkeit bedeutet nicht, dass dein Körper unsterblich oder verewigt wird wie die Mumien in den Pyramiden.
Was für einen Nutzen hätte das? – Du bist nicht eine Handvoll Erde, du bist das Zentrum des unendlichen Lichts und Bewusstseins. Tod und Unwissenheit können nur durch Einswerden mit dem göttlichen Bewusstsein besiegt werden.
Sobald du den Namen Narayana mit Liebe und Verehrung aussprichst, entzündest du Millionen Kerzen zur Verherrlichung des Göttlichen im Herzen aller Formen von Existenz, in den sichtbaren und unsichtbaren Wesen und Dingen.
Die Fliege ist eine Form, der Baum eine andere, der Stein wieder eine andere. Der Stein ist nur für die sinnlichmenschliche Wahrnehmung ein Stein, nicht für das göttliche Licht im Menschen.
Das göttliche Licht im menschlichen Individuum ist eine reine Struktur des Bewusstseins, ein Teil der Unendlichkeit des Lichts. Dieses Licht kann sprechen und trägt das Zeitlose und Ewige in sich. Tatsache ist, dass jedes Atom eine leuchtende Sonne in sich selbst ist. Und innerhalb dieses Atoms oder dieses atomaren Universums existieren jede Anzahl menschlicher Wesen, zahllose Welten, neue Welten – es ist ein erstaunliches, geheimnisvolles Universum. Wissenschaftliche und spirituelle Unwissenheit müssen beseitigt werden.
Die Wissenschaft entdeckt etwas Neues, aber die Wissenschaft kann missbraucht werden. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse erweitern unseren Horizont, das kann man nicht abstreiten, aber was nützt das, wenn der Wissenschaftler selbst in einer kolossalen spirituellen Unwissenheit stecken bleibt!
Narayana ist in allen. Er ist der Herr. Herr bedeutet hier nicht, dass Er der Herr ist und wir die Sklaven. Er ist vielmehr das Licht unseres Lichts.
Der Herr ist die ewige Wahrheit, die Kraft der Kräfte, und mit dieser Kraft bist du so innig identisch und verwandt, dass du selbst das Licht der Lichter bist. Und dieses Licht verehrst du am besten, wenn du deine eigene ursprüngliche göttliche Natur geltend machst. Aber dazu ist vollkommene Reinheit erforderlich.
Es ist nicht möglich, sich selbst als göttlich zu bezeichnen, solange man diese Reinheit des Herzens nicht hat, die Reinheit der Gefühle und Gedanken und die daraus resultierende Hingabe ans Göttliche, eine Hingabe, die sich unter allen Umständen und zu jeder Zeit ans Göttliche klammert, welche die Hand des Göttlichen nie loslässt. Diese Hingabe erkennt die Gottheit in allen Wesen, in allen Gesichtern, in allen Dingen.
Was ist letztlich Unwissenheit? – Unwissenheit besteht darin, jede einzelne Form als eine gesonderte Form für sich, losgelöst vom göttlichen Urgrund, zu sehen. Es ist sehr schwierig, an einen Menschen zu denken, ohne gleichzeitig seine körperliche Form zu visualisieren. Doch solange wir das tun, leben wir in Unwissenheit oder Sünde.
Was ist Sünde? – Das ist ein Zustand der Trennung, des Getrenntseins vom Göttlichen, dem Ewigen, dem Allgegenwärtigen. Das Allgegenwärtige, Ewige, Göttliche in allen und überall wahrzunehmen, das ist Sinn und Zweck des Lebens.
Was bedeutet Shiva?
Die Gegenwart Shivas ist strahlendes, helles Licht. Er ist der Herr aller Tage. Er erschafft den Tag durch seine Anwesenheit, die ewig, unendlich, unbeschreiblich, hell und schön ist.
Wenn durch die Gnade der Göttlichen Mutter dein Herz rein geworden ist, dann erfährst du, dass du selbst der Sitz des Göttlichen und Seiner Erfahrung bist, dass dein Herz das Hauptquartier Gottes ist. Gott erfährt sich selbst als das Unendliche, Ewige in dir
– ständig, ununterbrochen, zu jeder Zeit, an allen Orten.
In jedem Punkt des Raums ist die unendliche Vollkommenheit Gottes aktiv. Jedes Atom ist eine Wohnstätte der endlosen Helligkeit der göttlichen Sonne. Die Sonne aller Sonnen ist in jedem Punkt des Raums, in jedem Atom, in jedem Lebewesen zugegen.
Gott ist Bewusstsein. Gott ist unendliches Bewusstsein. Gott ist unendliches Wissen, unendliches Leben, unendliche Energie. Elektrizität ist überall im Körper vorhanden, auch im Stein – überall. Energie, Licht, Bewusstsein, Intelligenz sind ein und dasselbe.
Auch die Laute unserer Sprache, unsere Worte, sind Zentren der Kraft und der Elektrizität, einer verborgenen subtilsten „Atomenergie“.
Gott ist Energie, Gott ist Intelligenz, die den ganzen Kosmos erfüllt und durchdringt. Gleichzeitig ist Gott aber mehr als die Allgegenwart seiner Intelligenz im Kosmos, in der ganzen Welt, in der ganzen Schöpfung und in allen Elementen – in Feuer, Wasser, Erde, Luft und Raum. Alles ist Er.
Er ist gleichzeitig überall: hier und dort. Deshalb sieht und hört Er alles überall. Weil Seine Intelligenz im ganzen Raum zugegen ist, ist sie auch in dir. Seine Intelligenz sieht deine Intelligenz.
Du beobachtest deine Gedanken mit Hilfe deiner Intelligenz. Er beobachtet auch deine beobachtende Intelligenz von innen heraus. Die beobachtende Person in dir ist also Gott.
Er ist auch das Gewissen deines Gewissens in dir und die Seele deiner Seele. Er sieht alles, er weiß alles, und Seine Intelligenz ist überall. Deshalb nennen wir Gott allgegenwärtig.
Das mystische Universum
Wir leben nicht in einem materiellen, sondern in einem mystischen Universum.
Die ganze Materie kann in Energie, und Energie kann in Bewusstsein umgewandelt werden. Die Wissenschaft hat im Laufe des 20. Jahrhunderts bis heute große Fortschritt gemacht, so dass sie sagen kann, dass Bewusstsein in Form von Schwingungen allein überall existiert.
Zwei Formen von Bewusstsein sind Materie und Gemüt (engl. mind). Materie ist eine Manifestation von Bewusstsein, das heißt, sie ist Bewusstsein. Am anderen Ende steht das Gemüt. Auch dieses ist Bewusstsein, manifestiert im Bewusstsein, Träger des Bewusstseins. Bewusstsein ist also überall.
Wir leben wahrlich in einem mystischen Universum. Alles, was wir hier tun, wird sofort im ganzen Universum sichtbar. Alles, was wir hier tun, bringt Wirkungen überall im Universum hervor, das ein organisches Ganzes ist.
Wenn du einen kleinen Stein in einen See wirfst, breiten sich konzentrische Wellen über seine ganze Oberfläche aus, bis sie überall die Ufer berühren. Genauso wirkt sich alles, was du denkst und fühlst, auf den ganzen Kosmos aus.
Hier sitzend kannst du sehen, was auf einem fernen Stern geschieht, und die Weisen dort auf jenem Stern können sehen, was sich gerade bei dir hier auf dem Planeten Erde ereignet.
Was hier ist, ist dort; was dort ist, ist hier
Wenn du ein starkes Fernrohr hast, kannst du Dinge, die für das bloße Auge unsichtbar sind, sehen, so nah, als befänden sie sich direkt vor dir. So ist es auch mit dem Auge des Bewusstseins: Es holt entfernte Objekte in allernächste Nähe heran, und es kann die allernächsten Objekte weit wegrücken. Alles ist möglich.
Geheimnisse über Geheimnisse, Wunder innerhalb von Wundern gibt es im Bewusstsein, und all die mystischen Silben berühren dieses Bewusstsein und wirken Wunder. Wenn du ein Mantra sagst, wird das ganze kosmische Bewusstsein davon berührt, und die Materie offenbart das Bewusstsein, das sie in sich trägt, und fühlt sich zu ihrem zugrunde liegenden Bewusstsein erweckt.
Du weißt jetzt, dass du nicht in einem materiellen, sondern in einem mystischen Universum lebst.
Alle Farben können in eine Farbe zusammengefasst werden; alle Formen können in eine Form zerfließen – in die eine formlose Form. Alle Namen können in einem Laut
aufgelöst werden – in OM. Alle Laute entstammen einem Laut: OM.
Dieses Universum ist ein mystisches Universum, und nur Menschen, deren Intelligenz und Sinne sich ausschließlich mit dem Körperlichen beschäftigen, denken, dass Materie nur Materie ist, und dass es darüber hinaus nichts anderes gibt.
Wisse deshalb, dass dieses materielle Universum tatsächlich ein mystisches Universum ist. Es ist voller Kräfte und Energien; in jedem Punkt pulsiert unendliche Energie, unendliche Intelligenz. Sogar in den Poren deines Körpers befindet sich unendliche Intelligenz.
Wisse also, dass du von Wundern umgeben bist! Versuche, mit dem Herzen und der Seele dieser Wunder zu kommunizieren, indem du beständig die mystischen Mantras wiederholst.
Weil dies ein mystisches Universum ist, in dem alles in allem, und alles in jedem Einzelnen, und jeder Einzelne in allem übrigen ist – sind alle in dem einen Selbst, und man
selbst befindet sich im Herzen
von allen und allem.
Es ist ein mystisches Universum voller endloser, unbegreiflicher Wunder.
Die Wirklichkeit, die das Herz meines Herzens ist, ist nicht nur in mir; sie ist in allen.
Das heißt, dass ich selbst in allen Wesen bin. Wenn andere essen, bin ich hoch erfreut, denn ich bin es, der isst.
Wenn andere reich sind, bin ich hoch erfreut, denn ich bin es selbst, der reich ist, auch wenn meine Taschen leer sind. Wenn andere jung und gesund und stark sind, bin ich es selbst, der jung und gesund und stark ist. Ich lebe in allen. Alle gehören zu mir. Ihr Glück ist mein Glück, und in einem solchen Zustand gibt es keine Eifersucht, keinen Hass, keine Sünde, kein Problem, keine Disharmonie.
Das geistige Herz lebt immer in einem solchen Zustand. Es lebt in einem mystischen Universum. Alles kann überall erschaffen werden; alle Materialien dazu sind überall. Das Bewusstsein ist das Wunder aller Wunder, es ist unendlich und absolut. Es ist die Herrlichkeit aller Herrlichkeiten. Vom Standpunkt des geistigen Individuums aus gesehen ist das ganze Leben ein Epos des Göttlichen und deshalb ein Epos der unendlichen Freude, der Vollkommenheit, des endlosen Friedens.
Weil dieses Universum ein mystisches Universum ist, weil alles darin die höchste Gottheit in sich trägt, lässt das geistige Herz alles im Kosmos das Mantra wiederholen. Die ganze Welt vibriert mit dem Bewusstsein des Göttlichen.
Ich verehre alles, auch die Schaufel, den Malerpinsel und die Hacke des Gärtners.
Ich respektiere sie alle als Träger des Göttlichen; denn überall ist das Göttliche – das Göttliche allein. Durch alles schaut dich das Göttliche an. So groß ist deine Blindheit, dass du diese Tatsachen nicht einmal erahnst. Durch alles hört das Göttliche dich. Jedes deiner Gebete, jedes von dir gesprochene Mantra, jedes deiner Worte hört das Göttliche.
Sprich deshalb nie ein unnötiges Wort! Kontrolliere dich, beherrsche dich! Tue nie etwas Unnötiges! Beschäftige dich stets nur mit göttlichen Worten, göttlichen Tätigkeiten, göttlichen Gefühlen, göttlichen Wahrnehmungen!
Verehre alles als Träger des Göttlichen und sprich mit dem Göttlichen in allem!
Überall und in allen Wesen ist das Göttliche gegenwärtig mit all seinen unendlichen Kräften. Verehre alles insgeheim, innerlich, und erwecke das Höchste in allen Wesen! Wohne in der Welt der unendlichen Freude, Schönheit und Vollkommenheit!
Der Mensch – ein spirituelles Wesen
Der Mensch ist ein spirituelles Wesen, und in seiner eigenen inneren Veranlagung ist alles vorhanden, was man im ganzen Kosmos entdecken, verstehen und wissen kann.
Die Sonne ist im Menschen selbst, der Mond, das ganze Sonnensystem ist im Menschen. Alle Götter und Göttinnen, alle unsichtbaren Kräfte haben ihr Zentrum im Menschen. Deshalb ist der Mensch das bemerkenswerteste Geschöpf in der Schöpfung. Nach Gott gibt es nichts Größeres als den Menschen, und neben Gott ist der Mensch der Gotterfahrung das Höchste in der Schöpfung.
Aber anstatt diese Tatsache zu erkennen, täuscht sich der Mensch täglich mittels falschem Wissen, falschen Idealen, falschen Zielen.
Er will ein Doktor werden, ein Ingenieur, ein Millionär, ein Geschäftsmann; er will Geld verdienen, eine Familie gründen, kurz: Er will die Welt genießen.
All das ist eine Illusion und eine Selbsttäuschung, verglichen mit dem, was er wirklich in sich selbst ist.
Der Mensch trägt alles in sich selbst
Er hat in sich alle Götter, den ganzen Kosmos, alle Kräfte, die man auch im Göttlichen finden kann. Gott selbst wohnt im Menschen.
Es ist alles im Menschen, auch die äußere Schöpfung ist im Menschen. Zu seinem eigenen Unglück aber hat der Mensch sich selbst in einen Zustand körperlicher Erfahrungen und Begrenzungen hineinhypnotisiert. Was innen ist, erscheint ihm als außen liegend, wie einem Träumer, der sich selbst etwas vormacht und denkt, dass die Welt, die wunderbare Welt, die er träumt – die Seen, in denen er schwimmt, die Gärten, in denen er spazieren geht, die Gerichte, die er isst, die entfernten Länder, die er besucht
- –
- alle außerhalb seiner selbst seien. Aber wo sind sie wirklich?
- –
- Sie sind in seinem eigenen Kopf! Sie sind alle in ihm selbst! Die fernen Länder, die er bereist, die köstlichen Gerichte, die er isst, der blaue Himmel, den er sieht – all das ist in seinem eigenen Bewusstsein.
Alles ist also tatsächlich in uns selbst! Die fernen Sterne sind in uns selbst, aber weil wir irregeführt, unwissend und von Gott abgeschnitten sind, leben wir in einem Bereich der objektiven Erfahrung.
In Wahrheit gibt es nichts Objektives
Alles ist in dir selbst. Unendliche Erkenntnis, unendliche Kraft, unendliches Licht, unendliches Leben, unendliche Schönheit und Vollkommenheit sind alle in dir selbst.
Werde geistig, bringe mehr Opfer, sei aufrichtiger, erlange Reinheit durch selbstloses Dienen, arbeite hart, härter als die meisten Geschäftsleute in der Welt, härter als der Wissenschaftler, härter als der Präsident eines Landes! Das reinigt dein Herz, und ein reines Herz versteht die geistigen Phänomene und wird empfänglich für die kosmischen Kräfte; es beginnt den Willen des Göttlichen zu verstehen.
Das Göttliche ist das Wirklichste – das einzig Wirkliche
Wie wirklich und sinnlich fassbar ist deine Wahrnehmung des Regenbogens! Wie wirklich und sinnenhaft ist das Wesen der Wahrnehmung des Duftes einer Rose! Wie unwirklich, abstrakt und symbolisch aber ist deine Idee vom Atom! Wie unwirklich, symbolisch und abstrakt ist die Vorstellung des Wissenschaftlers vom Raum als das vierdimensionale Raum-Zeit-Kontinuum! Wissenschaftliche Erkenntnis ist in weiten Bereichen abstrakt und symbolisch. Im Gegensatz dazu ist deine Erfahrung vom Regenbogen und deine Erfahrung des Duftes der Rose so sehr sinnenhaft und wirklich.
Noch mehr sinnlich fassbar, wirklicher und konkreter ist die Erfahrung des Göttlichen.
Das Göttliche kann als der Duft der Düfte erfahren werden. Es kann als die Schönheit aller Schönheit, als das Glück aller Formen von Glück erfahren werden, als die Wirklichkeit der Wirklichkeiten, als Friede über allen Formen von Frieden. Auf jede Weise kann Es erfahren werden.
Es kann auf eine dynamische und vielfache Weise erfahren werden.
Während unser inneres Auge die grenzenlose Schönheit schaut, findet unsere innere Intelligenz in grenzenloser Erkenntnis ihren Urgrund. Unser pulsierendes Herz schlägt mit dem Rhythmus der Gegenwart, der Gnade und des Namens des Göttlichen.
Eine vielseitige und vielschichtige Erfahrung – die Erfahrung des Göttlichen
Wie das Blut in unseren Adern zirkuliert, so zirkuliert die Wirklichkeit Gottes, Seine Freude und Sein Wesen in uns. Wie du vielfältige Erfahrungen hast und gleichzeitig jemandem zuhörst, das Wasser tropfen hörst, die Leute um dich herum siehst, Schmerz in deinem Bein wahrnimmst oder dich einem Gefühl hingibst – auf so vielfältige Weise kannst du auch das Göttliche erfahren.
Wunder über Wunder erschließen sich dir durch die Gnade des Göttlichen. Gott ist wirklicher als sinnlich erfahrbare Objekte, und wir können Ihn auch sinnlich erfahren als das Objekt höchster Liebe.
Ohne die Wirklichkeit des Göttlichen gäbe es auch keine Liebe zum Göttlichen
Wie sehr liebt die Mutter ihr Baby? – Wie wirklich ist doch das Baby für die Mutter, wie mächtig ist ihre Zuneigung!
– Weit mächtigere Emotionen erheben sich in einem heiligen Herzen in Bezug zum Göttliche. Solch mächtige Emotionen könnten nicht aufsteigen, wenn das Göttliche nicht wirklich wäre.
Wären deine Kinder nie geboren und du hättest nie Kinder gehabt, dann würde es auch keine Liebe zu den Kindern in der Art geben wie jetzt, wo du die Kinder vor dir stehen siehst. Du weißt, dass die Kinder eine Quelle zukünftigen Glücks sind, und du planst ihre Zukunft.
Wirklicher als alle Kinder ist das Göttliche, und gleichzeitig mit dem Aufsteigen der Hingabe in deinem Herzen wird dein Erkennen erleuchtet, und du erkennst, dass der Herr, den du verehrst, und dem du deine ganze Hingabe schenkst, die potentielle Quelle deiner eigenen künftigen Vollkommenheit ist. Er ist die Quelle von allem, was du dir überhaupt vorstellen kannst.
Ein Vater erzieht seine Söhne, damit sie ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen können. Er hat eine Vorstellung davon, was für ein Leben sie führen werden und bereitet sie darauf vor, ihr eigenes wirtschaftliches Auskommen bestreiten zu können.
Du kannst Gott berühren – so lebe bewusst in seiner Gegenwart!
Der Gottliebende, der geistig Strebende, weiß, dass das Göttliche der Reichtum über allem Reichtum ist. Ein geistiges Herz weiß, dass das Göttliche auch die Schönheit aller Schönheiten ist, dass Es die Universen der Erscheinung durchdringt wie das Wasser den Schwamm.
Und man kann mit dem Göttlichen sprechen, mit Ihm leben, Es fühlen und berühren. Es ist das Wunder der Wunder und kann gleichzeitig mit allen Sinnen erfahren werden. Es ist die Wirklichkeit der Wirklichkeiten. Lebe unter dem Auge dieser Wirklichkeit – das ist die wahre Erfüllung des Lebens.
Der Geizkragen lebt ständig mit einem Geldschein vor Augen. Körperbetonte Leute haben immer irgendwelche sinnlichen Genüsse im Sinn. Weil ihre Einstellung und das Ziel, für das sie leben, begrenzt sind, haben sie Probleme im Leben. Deshalb sollen wir bewusst und ständig unter dem Auge des Göttlichen leben.
Das Göttliche sieht dich immer. Du stehst früh morgens auf. Was war dein erster Gedanke? Wie hast du dich bewegt? Mit welchem Bein bist du als erstes aus dem Bett gestiegen? – Das Göttliche hat alles gesehen.
Hast du gedacht, dass du Gott suchen willst? – Gut, das Göttliche hat es gehört. Hast du gedacht, dass dein Nachbar ein schlechter Mensch sei?
- –
- Das Göttliche hat es gehört. Wie oft hast du seit heute Morgen schon deine Hand erhoben? – Das Göttliche hat es gesehen. Wie viele Male hat dein Herz heute schon geschlagen?
- –
- Das Göttliche hat es gezählt. Was sind deine unbewussten, geheimen Gedanken? – Das Göttliche hat sie gesehen.
Das Göttliche reagiert auf alle deine Regungen
Was das Göttliche dich auch tun sieht, darauf antwortet Es dir in vollem Umfang. Wenn deine Absichten gut waren, kannst du sicher sein, dass die Belohnung ein Vielfaches sein wird.
Hattest du den Wunsch, die göttliche Gegenwart zu fühlen? Und war es ein aufrichtiges Verlangen? – Sei sicher, dass das Göttliche es erfüllen wird, und Es ist schon dabei, dir die Umstände dafür bereitzustellen.
Denke daran, dass jemand dich immer beobachtet: das unendliche Wesen. Es ist in allen, sieht alle. Es ist in jedem Winkel des Universums, in jedem universalen System, sichtbar oder unsichtbar; denn Es ist da im Sichtbaren wie auch im Unsichtbaren. Es sieht jeden zur gleichen Zeit. Es muss sich nicht anstrengen, das zu tun.
Ist es eine Anstrengung für dich, die Millionen Objekte im weiten Raum zu betrachten und sie alle gleichzeitig wahrzunehmen? – Sicher nicht! Umso weniger ist es eine Anstrengung für das Göttliche, alles gleichzeitig zu beobachten. Es sieht, ohne zu sehen – das ist Seine Größe. Unbegrenzt ist Seine Macht und Seine Vollkommenheit in jedem Teil Seines Wesens.
Lebe also wie die Propheten der Bibel unter dem Auge des Göttlichen. Denke daran, dass der Raum Ohren und Augen hat, denn das unendliche Wesen ist überall. Seine Ohren sind in allem; sie sind in deinem Herzen, in deinem Geist; sie sind in den Blumen, die du siehst, sie sind überall. Gottes Augen und Ohren sind allgegenwärtig. Denke daran und lebe mit dem steten Gefühl, dass Gott dich immer und überall hört und sieht. Wenn du das beständig Tag für Tag übst, wirst du Gott bald sehr nahe kommen.
Niemand ist in der Lage zu bestimmen, ob wir einen freien Willen haben oder nicht
Sprechen wir von Wissenschaft! Denn was nützt es, wenn ich von Träumen und Fantasien rede und dir eine rosige idealistische Philosophie verkünde? – Reden wir also von Wissenschaft!
Was sagt Darwin? Er sagt: Der Mensch hat sich aus dem Fisch heraus entwickelt; Jahrmillionen lang, bis er zum Menschen geworden ist. Das ist Darwin. Gut! Es ist alles Determinismus! Ob du es willst oder nicht, vom Fisch schlüpfst du in den Hund, vom Hund in den Menschen usw. Das ist eine Art Determinismus, nicht wahr? Ein biologischer Determinismus. Wo ist da der freie Wille? Ob der Stein es will oder nicht, er muss rollen und sich abnutzen. Dann wird er zu etwas anderem. Die Wissenschaft also spricht vom Determinismus.
Nun, was sagen die philosophischen Rationalisten? – Alles ist bestimmt, vorherbestimmt. Alles ist schon fix und fertig geplant. Die Welt treibt auf ihre Zerstörung zu. Es mag einen Zusammenstoß geben zwischen der Sonne und einem anderen Stern, und das Ganze explodiert – irgendetwas in dieser Richtung!
Determinismus auf dem Gebiet der Biologie, Determinismus in der Physik und in den Naturwissenschaften – überall Determinismus. Dieser Determinismus schließt den freien Willen aus.
Wie sieht es damit in der Welt der Religionen aus? – Die Religionen der Welt sagen das Gleiche: Alles ist bestimmt, du kannst daran nichts ändern! Der Glaube beherrscht uns alle. Das Karma beherrscht uns alle. Auch ein Teil des Christentums behauptet, dass wir keinen freien Willen haben. Gott herrscht über uns, wir sind von Gottes Gnade abhängig. Die Gnade Gottes allein kann uns vorwärts führen. Der freie Wille kann uns nicht helfen: Wir sind egoistisch und außerdem Sünder. Anstatt an freien Willen zu denken, verlass dich lieber auf Gottes Gnade! Das sagen die Katholiken und andere Religionen auch.
Wie wir sehen, ist überall eine starke Neigung vorhanden, an einen Determinismus zu glauben. Das heißt, wir haben keinen freien Willen. Und doch gibt es den freien Willen. Das ist das Paradoxe an der Situation! Und Paradoxe in der Natur sind die Wahrheit. Sogar mein Leben – oder das Leben irgendeines Heiligen – ist voller Widersprüche. Widersprüche sind der Schlüssel zum Wesen der Wahrheit. Ich kann nicht verneinen, dass es einen Determinismus gibt, aber ich denke auch, dass es den freien Willen gibt. Das sieht nun aus wie ein Widerspruch in meinen eigenen Aussagen – ein klassisches Paradox! Doch dieses Paradox ist der Schlüssel zu allen Wahrheiten.
Es gibt den Determinismus, und es gibt den freien Willen.
Den freien Willen selbst könnte man als Wirken der göttlichen Gnade in unserem Leben deuten, weil Determinismus ja Versklavung bedeuten würde und ein Gefängnis, eine Falle wäre.
Wie kommen wir aus diesem Gefängnis, dieser Falle heraus?
Die Lösung wäre freier Wille oder göttliche Gnade. Nehmen wir an, es sei göttliche Gnade. Wenn es göttliche Gnade ist, was macht sie mit uns? – Sie versucht uns aus dem Gefängnis zu befreien – aus der Versklavung des Körpers, der Materie, des Leidens, der Sorgen, der begrenzten Erkenntnis, der begrenzten Erfahrungen, der Probleme, Ängste, des Gemüts und des Unterbewusstseins. All das versklavt uns.
Aus dieser Versklavung befreit uns die göttliche Gnade. Nun, nennen wir es Gnade oder freien Willen – göttliche Gnade und freier Wille gehen Hand in Hand.
Eine Mutter sorgt für alles, was ihr Kind braucht. Wenn das Kind nicht schreit, wenn es hungrig ist, wird die Mutter das Essen nicht bringen. Das Schreien ist also wesentlich! Dieses Schreien ist die eigene Bemühung. Die göttliche Gnade eilt herbei, wenn du nur schreist. Ein wenig eigene Bemühung veranlasst das Göttliche, uns zu Hilfe zu eilen.
Ich will nach Australien gehen. Sagen wir einmal, das sei mein freier Wille. Aber ich habe kein Geld, nichts, und ich weiß nicht, wie ich es bewerkstelligen soll, nach Australien zu kommen; ich weiß nicht einmal den Weg. Aber ich habe mich entschlossen zu gehen. Ich habe einen freien Willen. Ich nehme einige Kleider mit, stecke etwas Brot für unterwegs in die Tasche und gehe los. Weil ich aufrichtig entschlossen bin, gehe und gehe ich immer weiter. Unterwegs greift plötzlich die göttliche Gnade in irgendeiner Form ein und ich bekomme die Gelegenheit, mit dem Flugzeug zu
fliegen. Weil Gott von meiner
Aufrichtigkeit und Entschlossenheit berührt war, eilt Er mir zu Hilfe. In kurzer Zeit bin ich in Australien.
Was wäre, wenn wir uns überhaupt nicht anstrengen würden?
Wir würden faul auf unserem Bett liegen und erwarten, dass die göttliche Gnade für uns arbeitet.
Die göttliche Gnade tut unsere Arbeit nicht für uns. Und wie es heißt: Gott hilft jenen, die sich selbst helfen. Wenn wir zwei Schritte gehen, kommt Gott uns tausend Schritte entgegen. Ein wenig eigene Anstrengung ist unumgänglich. Ein kleiner, aber richtiger Entschluss ist wichtig. Ein wenig Leiden ist notwendig. Wir nehmen nur die anfänglichen Schwierigkeiten auf uns, später tut das Göttliche alles für uns.
Determinismus und freier Wille – die Wiederherstellung des Bildes Gottes in uns
Ja, es gibt den Determinismus. Alles ist vorherbestimmt. Und viele unserer Leiden sind von uns selbst vorherbestimmt: durch unsere Handlungen, unsere Gedanken und unsere Ziele, nach denen wir streben.
Wir wollten damals keine Heiligen sein, keine Philosophen oder Mystiker; wir wollten nicht eins mit dem Unendlichen sein, sondern träumten davon, einen Doktorgrad zu erwerben; wir wollten nur clevere weltliche Leute sein, Millionäre, und wir wollten vor allem auch aufregende sinnliche Erfahrungen haben.
Deshalb sind wir jetzt in ei
nem Käfig aus eigener Produk
tion eingesperrt.
Hätten wir die letzten hundert Leben nach Heiligkeit, nach innerem Frieden, Vollkommenheit, unendlicher Kraft und Gnade gestrebt, dann wären wir heute Mystiker von außerordentlicher Kraft und Vollkommenheit.
Wir haben uns die letzten hundert Leben jedoch nach Reichtum gesehnt, nach Vergnügen, nach Frauen und Kindern, Häusern und Luxus. Wir haben darum gerungen und gebeten, deshalb haben wir sie jetzt. Und an dem, was wir haben, leiden wir.
Das ist unser Determinismus: Weil wir in vergangenen Leben nach all diesen Dingen strebten, ihnen nachgelaufen sind, um ihretwillen auch gelitten haben, haben sich die latenten Keime all dieser Wünsche und Süchte tief drinnen in uns abgelagert und sind mit all ihren potentiellen Kräften und Tendenzen immer noch da, auch wenn wir jetzt gerne Mystiker sein möchten.
Obwohl wir Gott bitten, uns zu helfen, Heilige zu werden und göttliche Vollkommenheit zu erlangen, sind doch die weltlichen Kräfte, die wir angesammelt haben, so groß und mächtig, dass sie sich nicht so leicht und schnell erschöpfen lassen.
Ja, natürlich wurden unsere Bitten von Gott gehört und akzeptiert! Wir haben um unendliche Kraft, Vollkommenheit, Frieden und Freiheit von menschlichen Begrenzungen und der Tyrannei der materiellen Welt der Sinneserfahrungen gebeten. Das wurde angenommen. Aber bevor wir erwählt werden und die ersehnte Freude und Erfüllung erhalten, werden vielleicht weitere zehn, zwanzig oder auch zehntausend Jahre vergehen, und vielleicht müssen wir auch noch hundert weitere Geburten auf uns nehmen. Das hängt davon ab, wie viele weltliche Kräfte und Wünsche noch in uns vorhanden sind. Diese müssen sich erst erschöpfen.
Gott wird sagen: „Gut, deine Bitten sind erhört, du bist mein Kind, ich nehme deine Gebete an! Aber deine Verfassung ist noch nicht die richtige. Du brauchst zuerst noch eine medizinische Behandlung im Krankenhaus!“ Für uns heißt das, wir werden noch ein wenig leiden, was uns nicht so gefallen wird. Deshalb beklagen wir uns auch gleich: „O Gott, warum lässt du mich so leiden? – Ich denke nur an Dich, ich bete immer zu Dir, ich will gut sein und alles Weltliche ablegen, warum lässt Du mich trotzdem weiter leiden?“
Gott versteht deine Klagen nicht, denn er hat dich ja nur ins Krankenhaus gebracht, um dich von alten Gebrechen zu heilen. Er sagt: „Wenn du mein Kind sein willst, musst du vollkommen gesund sein, deshalb zuerst noch das Krankenhaus!“
Nach der Spitalbehandlung versetzt uns Gott in die Reinigungsanstalt. Dort werden wir rein- und saubergewaschen; alle Unreinheiten müssen entfernt werden und jeder schlechter Geruch muss verschwinden.
Wenn das geschafft ist, schickt uns Gott vielleicht noch in die „Irrenanstalt“. Dort werden alle unterbewussten Kräfte und Tendenzen einer eingehenden Behandlung unterzogen, mit dem Ziel, sie zu erschöpfen. Wir werden uns wie Verrückte benehmen, eifersüchtig sein, Sex- und Hassgefühle ausleben, sinnlichem Vergnügen frönen, Antipathie so lange hegen, bis wir ihrer überdrüssig sind; denn die Kraft all dieser negativen Eigenschaften, Wünsche und Süchte muss sich erschöpfen, bevor wir den nächsten Schritt tun können. Auch in diesem Stadium werden wir klagen:
„O Gott, ich denke nur an Dich, ich bete zu Dir, ich wiederhole ein Mantra, aber ich mache keinen Fortschritt auf dem spirituellen Pfad! Was ist los? Hast Du mich vergessen?“
Aber es ist noch nicht das Ende! Aus dem Irrenhaus führt Gott uns in die Berge zur Erholung und Genesung.
Nachdem wir all das erfolgreich erlitten haben und unser Herz endlich rein ist, sind wir Anwärter auf das Königreich des Himmels.
Wir können nicht vermeiden, dass unsere alten Wünsche und Leidenschaften uns bis in dieses Leben verfolgen, und wir müssen uns dieser Behandlung unterziehen. Deshalb sage ich: Lasst uns Geduld haben! Lasst uns den Preis zahlen! Nehmt endlose Mühe auf euch!
Nun, in unserem Leben wirkt die göttliche Gnade. Wie arbeitet sie? Wir haben eine ungewöhnliche Methode.
Die normale Methode für spirituellen Fortschritt ist sehr anstrengend, sehr qualvoll und mühsam. Wir können solche Leiden, die manche Heilige auf sich genommen haben, nicht durchstehen. Wir sind nicht dazu fähig. Aber das ist der normale Pfad!
Aus der Hand der göttlichen Gnade haben wir nun einen geheimen Schlüssel erhalten. Lasst uns diesen Schlüssel Tag und Nacht gebrauchen!
Wir können ein angenehmes Leben führen und trotzdem alle Unreinheiten verbrennen, weil wir ein mystisches Geheimnis in Händen halten: Das Mantra.
Göttliche Schätze
Überall um dich herum sind unendliche Schätze zu deiner Verfügung, endlose Vollkommenheiten warten auf dich durch ein Herz, das dich mehr liebt als du dich selbst; ein Herz, das dich mehr liebt als Mutter und Vater; ein Herz, das dich nie und nimmer im Stich lässt; ein Herz, das dir selbst über den Tod hinaus folgt. Solch ein Herz schlägt für dich, solch ein Herz gehört dir!
Das ist das höchste Geheimnis und der größte Schatz des Lebens.
Die Gottheit wirkt in meinem Leben
Wo immer ich hingehe, da wird ein Tempel errichtet, eine Kirche gebaut. Das ist unvermeidlich. Die Gottheit wirkt auf diese Weise und mischt sich ständig in mein Leben ein. In meinem Leben ist die Gottheit immer anwesend.
Liebe ist das Schönste. Liebe ist der gemeinsame Faktor in uns allen. Der Körper vergeht, die Liebe vergeht nicht. Liebe besitzt endlose Kräfte, endlose Vorzüglichkeiten. Liebe ist Bewusstsein und deshalb Erkenntnis. Liebe ist Existenz und deshalb die Wahrheit, das Sein, das Allvollkommene, das Unteilbare, das Unerschöpfliche, das Allleuchtende. Liebe erschließt uns alle Geheimnisse.
Wir müssen eine Liebe zu Gott haben, die uns in den Blütenblättern der Rose das Antlitz Gottes schauen lässt, eine leidenschaftliche Liebe, unendlich größer und schöner als die Liebe zwischen Romeo und Julia.
Eine solche Liebe müssen wir haben, die uns Raum und Zeit vergessen lässt, die uns in jedem Blatt, in jedem Menschen, in jedem Ding, in jedem Wesen die unendliche Vollkommenheit erblicken lässt.
Ein solcher Liebender ist ein Künstler, ein wirklicher Künstler!
Eine solche Liebe macht uns schön, vernünftig, weise und allwissend. Liebe verleiht uns endlose Kraft.
Eine hässliche Geschichte wird schön, wenn sie mit Liebe erfüllt ist.
Liebe ist ein Wunder wirkender Talisman, ein alles umwandelnder Zauber, eine wunderbare Sache.
Die größte Wirklichkeit im Leben ist die Liebe.
Du bist von Gott erwählt! Vergiss das niemals! Es gibt schwierige Zeiten und Prüfungen, Kummer und Sorgen. Versuche zu verstehen und sage: „Ich bin auf der Seite Gottes; lass Kummer und Elend kommen, lass das Unglück walten!“ Die Liebe zum Göttlichen gibt uns die stärkste Überzeugung, dass heute der heiligste Tag ist, dass die gegenwärtige Stunde die Stunde Gottes ist, dass diese Minute die Minute zur Erfahrung Gottes ist, dass das Leben höchst kostbar und eine große Aufgabe ist, die verschiedenen Eigenschaften der Seele zu entfalten, dass wir direkt von Angesicht zu Angesicht mit dem Göttlichen sind, dass niemand außerhalb der Gegenwart des Göttlichen sein kann, dass das Auge des Göttlichen über alle wacht, dass wir uns direkt im Herzen der göttlichen Gegenwart befinden, zusammen mit allen Heiligen und Weisen der Vergangenheit, dass wir beständig von der Gnade und dem Segen aller Heiligen und Weisen unterstützt werden.
Das Göttliche hat seine Ohren überall. Auch in den Ohren der Menschen sitzen die Ohren des Göttlichen. Das Göttliche hat seine Ohren auch im Raum, in der Luft – überall, hört alles, sieht alles, weiß alles, beobachtet alles, registriert alles und reagiert auf alles.
Das Göttliche ist das Wunder der Wunder. Jene, die das Göttliche kennen, fühlen und erfahren, werden hier und jetzt unsterblich. Hier und jetzt berühren sie die grenzenlose Wirklichkeit. Wenn ihr Körper alt wird und wegfällt, ändert sich nichts in ihrer inneren Erfahrung. Sie sind hier und jetzt im Göttlichen und freuen sich an den wundersamen Eigenschaften des Göttlichen; denn alles ist im Göttlichen.
Wenn wir das Göttliche erkennen und erfahren, erfüllen sich all unsere Wünsche auf absolute Weise. Nichts bleibt übrig, was wir noch wünschen oder wonach wir suchen könnten. Wir leben in andauernder Erfüllung, in ewiger Freude, ewigem Frieden, ewiger Freiheit – hier und jetzt. Das ist das Wunder. Das ist das höchste Geschick einer jeden ernsthaft suchenden Seele.
Swami Omkarananda
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