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ZWEIMONATLICH

Jahr 54

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ



September/Oktober 2019

  

INHALT

Texte aus Ansprachen und Gesprächen von

 

Der weltlich gesinnte Mensch hat nur sich selbst; niemand hilft ihm. Er lebt innerhalb der Grenzen seines kleinen Egos. Doch Gott dringt in das Leben des Gott liebenden ein, arbeitet und wirkt ständig durch ihn und für ihn.

Und nicht nur das: Wenn der geistige Fortschritt des Gottliebenden sehr groß ist, dann setzt Gott sich selbst an seine Stelle.

Fortan arbeitet nur noch Gott durch ihn, um für ihn seine Lebensaufgabe zu erfüllen.

Swami Omkarananda


Jede Stunde, jeder Moment meines Lebens ist höchst gesegnet.

Das Leben hat mir seine Essenz geoffenbart, sein allschöpferisches Wesen.

Wo immer meine Gefühle umherstreifen, ich habe die Erfahrung der Wunder des Königreichs des Himmels.

Die ganze Welt ist ein Zustand des unendlichen Bewusstseins, ein Zustand des unendlichen Seins.

Swami Omkarananda


Du bist eine Form des Unendlichen

Das ist die Wahrheit.

Wollten wir eine Wissenschaft vom Menschen begründen, wäre die höchste und elementarste Tatsache, die wir in der Seele des menschlichen Individuums entdecken könnten, die Gegenwart dieses Unendlichen, dieser grenzenlosen Wirklichkeit.

In einem winzig kleinen Menschen – wie kann da die grenzenlose, unendliche Wirklichkeit enthalten sein?

Es ist ein Paradox, und doch ist es möglich!

Das ist das Geheimnis des Lebens. In einem einzelnen, winzig kleinen Atom ist so viel Energie enthalten, viel mehr Energie als wir durch das Verbrennen von hundert großen Bäumen erhalten würden.

Dieses Universum, das als eine vorübergehende Struktur entstanden ist, wird bald wieder verschwinden, auch wenn dieses „bald“ Milliarden von Jahren bedeutet. Und sicher ist der Schöpfer größer als das Universum.

Wenn du wahre Freiheit, wahren Frieden, wahre Lebensfreude und ewiges Leben willst, musst du dich an den Schöpfer wenden, das höchste Prinzip in dir, das auch das höchste Prinzip in der Schöpfung ist und alles Erschaffene transzendiert.

Die Natur umfasst nicht nur den Teil, den wir sehen, den wir verstehen können. Es gibt vielerlei Möglichkeiten, wie wir das Universum betrachten und was wir über es wissen können. Dieses Wissen muss nicht notwendigerweise durch die physischen Sinne oder wissenschaftliche Methoden erworben werden, es kann auch direkt durch die Fähigkeiten des Bewusstseins oder der Seele erlangt werden.

Wir sollten nicht so eingebildet und unwissend sein und denken, dass unsere Erde die ganze Schöpfung ausmacht, dass jenseits davon nichts mehr existiert.

Es gibt Millionen und Trillionen von Universen, in denen Leute wie wir wohnen, diskutieren, denken und schreiben, essen und Kaffee trinken – da draußen, in anderen Welten.

Es gibt auch andere, völlig unterschiedliche Welten; sie haben vielleicht ähnliche Formen und all das, aber die konstituierenden Substanzen sind verschieden, die Wesen in diesen Welten haben andere Probleme und Freuden.

Wie Gedanken in uns aufsteigen und wieder verschwinden, wie Träume kommen und gehen, so erheben sich zahllose Universen aus der unendlichen Intelligenz des Göttlichen und gehen wieder darin unter. Unzählige Welten sind bereits vergangen.

Woher kamen sie und wohin verschwanden sie wieder? Wer trägt sie? – Es ist die zeitlose Wirklichkeit.

Unser Universum ist eines der unzähligen Universen, die schon entstanden und wieder vergangen sind, und es wird auch in Zukunft zahllose Universen geben.

Wer ist groß? – Dieses gewaltige, unermessliche, schöne Universum oder jener, der es erschaffen hat? – Gott allein ist groß. Aus Ihm stammt alle Größe, kommen alle Wunder.

Du kannst die Existenz Gottes nicht verneinen, weil allein schon die Sprache, mit welcher du Gottes Existenz verneinst, diese Existenz beweist.

Wie soll ein Mensch, der kein Leben besitzt, sprechen? – Das Leben überall nämlich beweist die Existenz Gottes, denn das Leben selbst ist Gott. Niemand kann sagen: „Ich existiere nicht.“ Das wäre ein krasser Widerspruch, eine Unmöglichkeit.

Die bloße Tatsache, dass einer da ist und sagt, dass er nicht existiert, beweist, dass er existiert; existierte er nicht, könnte er auch nicht feststellen, dass er nicht existiert.

Innen, außen, oben und unten ist nichts anderes als Gott. Das ist eine selbstverständliche Wahrheit.

Gottes Atem

Gottes Atem hat unbegrenzte Energie. Er erschöpft sich nie. Er hat über einen unvorstellbar langen Zeitraum hindurch Millionen von Universen erschaffen. Er ermüdet nie und wird auch weiterhin zahllose Universen erschaffen, wieder und immer wieder, in endloser Folge, lange nachdem unsere Welt verschwunden ist und alle Planeten zerstört sind.

Gottes Energien sind unerschöpflich und unermüdlich.

Es gibt überall nur die eine und einzige Energie, die unendliche, höchste und absolute Energie, die Gott genannt wird. Die Welt ist eine Manifestation dieser Energie.

Alle Arten von Energie, die wir in der Welt sehen, sind begrenzte Selbstmanifestationen und Ausdrucksformen dieser letzten, höchsten und unendlichen Energie, die Gott genannt wird.

Die unendliche, unbegrenzte, unbedingte, absolute Energie drückt sich selbst auf verschiedene Weise aus. Einmal nennt man sie Lebenskraft, dann mentale Energie. Sie tritt als mechanische, elektrische oder magnetische Energie auf. Weiter kennen wir sie in der Form von psychischer Energie. Sie tritt als Willenskraft auf oder als die Bewegungsenergie der Planeten und Universen.

Das Mysterium der Erfahrung Gottes und auch die Wissenschaft lassen uns erkennen, dass es für nichts eine endgültige Zerstörung gibt. In der Unendlichkeit ist kein Ereignis ein tatsächliches Ereignis, und im materiellen Universum wird alles, was scheinbar zerstört wird, nur in etwas anderes umgewandelt. Es gibt keine wirkliche Zerstörung, und wir leben nicht in einem materiellen, aus winzigen Atomen bestehenden Universum.

Die höchste Energie, welche die materiellen Prozesse lenkt, ist unzerstörbar und unverwundbar. Sie allein ist die Seele und das wahre Sein dieses materiellen Universums, in dem wir leben. Mit dieser höchsten Energie, die selbst schon eine Unendlichkeit des Bewusstseins und der Erkenntnis in sich trägt, sind wir zu allen Zeiten und unter allen Umständen innigst verbunden. Deshalb sind auch wir unzerstörbar.

Von seinen materiellen Dimensionen her gesehen ist der Mensch ein Nichts, eine völlig unbedeutende Kreatur, ein Wurm im Staub.

Das Universum ist weit, unvorstellbar weit, und es gibt Wirklichkeiten über Wirklichkeiten, Welten über Welten, von denen niemand etwas weiß oder auch nur ahnt.

Und doch trägt der kleine Mensch den Schöpfer all dieser Welten in seinem innersten geistigen Herzen, und das macht ihn groß und zum Mittelpunkt aller Universen und Welten.

Der Schöpfungsvorgang ist vergleichbar mit der Projektion von Licht auf eine Kinoleinwand. Das ganze Universum ist eine Gestaltwerdung des Lichts.

Sogar Dunkelheit kann nur mit dem Licht der Erkenntnis als solche erkannt werden.

Wahre Erfahrung bedient sich der endlosen Fähigkeiten des Lichts des göttlichen Bewusstseins. Wenn wir die Welt durch dieses Licht erfahren, finden wir überall das unbegrenzte, herrliche Licht der göttlichen Gegenwart, das auch Freude, Frieden, Weisheit und Schönheit in Vollkommenheit ist.

Der Ursprung der Schöpfung

Wo ist die Quelle der Schöpfung? – Sie ist in OM, dem unendlichen Bewusstsein, dem Licht der unendlichen Wirklichkeit.

OM ist die ureigenste Natur Gottes, das Herz Gottes, Gott selbst in seinem transzendenten und immanenten Aspekt. OM durchdringt das ganze Universum. Der Ursprung aller Dinge liegt im Transzendenten.

Niemand konnte je eine befriedigende Antwort auf die Frage geben, warum es eine Schöpfung gibt, warum wir überhaupt erschaffen wurden, warum wir uns von Gott entfernen mussten, nur um wieder zu Gott zurückzukehren.

Das ist eine schwierige Frage und niemand hat sie je beantwortet, auch nicht die Mystiker.

Einige sagen, dass die Schöpfung ein Spiel der Freude Gottes sei. Andere sagen, dass die Schöpfung vom Standpunkt der unendlichen Wirklichkeit aus gesehen gar nicht existiert, dass sie nur eine Illusion sei.

Wie auch immer, eines ist sicher: Wir alle wissen, dass es eine Schöpfung gibt, dass wir uns in Begrenzungen befinden, dass wir zu Gott zurückkehren müssen, wenn wir frei von diesen Begrenzungen sein wollen, wenn wir wahres Glück und wahren Frieden haben wollen. Lasst uns also so schnell wie möglich Gott erfahren, um die Dinge direkt zu sehen, das heißt, sie so zu erfahren, wie sie wirklich sind.

Gott erschafft und erhält die ganze Schöpfung.

Er löst sie auch wieder auf, indem Er sie in sich zurücknimmt. Nichts und niemand wird dabei zerstört.

Alles zieht sich lediglich zurück in das, was es in Wirklichkeit und seiner Substanz nach immer schon war, ist und sein wird: in die Einheit des göttlichen Bewusstseins.

Es ist Gott, der als das Universum erscheint!

Das ganze Phänomen, das ganze Universum, das tägliche Leben, alles, was du mit deinen Sinnesorganen, den äußeren und inneren Wahrnehmungsorganen, wie Augen und Ohren, Vernunft oder Unterscheidungskraft, mit dem Gedächtnis, der Fähigkeit der Fantasie oder Vorstellung erfährst, kurz alles, was du durch irgendwelche Organe subjektiv oder objektiv erfährst, die ganze subjektive und objektive Welt – die ganze Schöpfung –, all das befindet sich im Ewigen und Unendlichen, in der göttlichen Wahrheit.

Werde aus dieser Wahrheit geboren, lebe in dieser Wahrheit und löse dich wieder in diese Wahrheit hinein auf, indem du eins mit ihr wirst!

Ein Beispiel:

Auf eine Film-Leinwand wird ein Film projiziert. Was war und ist, das ist die Leinwand; sie ist immer da.

Auf dieser Leinwand siehst du eine große Geschichte ablaufen. Wenn die Bilder und Ereignisse dieser Geschichte die Leinwand völlig verdecken, identifizierst du dich mit den Menschen und Ereignissen der Geschichte und zwar in dem Maß, dass du die Leinwand dahinter ganz vergisst.

Du vergisst die Wirklichkeit. Die Wirklichkeit ist die Leinwand – und ohne Leinwand gibt es keinen Film.

Das ganze Universum ist ein Film, das ganze Leben ist ein Film. Was immer war und jetzt ist, das ist die wunderbare Leinwand Gottes – die Wahrheit.

Die Leinwand ist immer da, ob ein Film darüber flimmert oder nicht.

Im Licht der göttlichen Wahrheit existiert diese Welt nicht, sondern allein das namenlose, formlose, herrliche göttliche Bewusstsein.

Wir verstehen die Welt als eine Ausdrucksform des Göttlichen. Durch diese Welt und in dieser Welt muss der Mensch zur Gotterfahrung, zum bewussten Einssein mit dem Göttlichen gelangen.

Wenn du dieses Ziel erreicht hast, kannst du einige der Schätze des Göttlichen der Welt zugute kommen lassen.

Gottes Bewusstsein erfüllt alles, weil es der Wesenskern alles Bestehenden ist.

Diese innerste Essenz in allem Seienden ist so subtil, so sensitiv, so reich an Möglichkeiten im Sinne einer metaphysischen, formgestaltenden Kraft des Absoluten, dass sie als Grundsubstanz alles nährt, erhält und allmählich die allem innewohnende Göttlichkeit entfaltet.

Der Weise erkennt, dass das ganze Leben ein Film ist, eine Illusion, ein Spiel von Licht, Schatten, Laut und so weiter.

All diese Bilder und Laute erscheinen auf der Leinwand Gottes, der göttlichen Wahrheit, und verschwinden wieder in diese hinein. Sie sind flüchtige Phänomene, die schnell vorübergehen, und was besonders zu bemerken ist: Sie berühren die Leinwand gar nicht, sondern lassen diese ganz und gar unverändert.

Du entdeckst dich selbst als diese Leinwand durch die Gnade Gottes. Du entdeckst deine eigene Göttlichkeit durch die Gnade Gottes. Und dann bist du der Beobachter dieses Films, nicht mehr ein Teilnehmer. Du bleibst unberührt von allen Geschehnissen.

Im Zustand höchster Weisheit oder durch den Empfang der göttlichen Gnade erlebt der Mensch die äußere Welt als eine Welt Gottes, als absolute Wirklichkeit, als Gefüge göttlichen Bewusstseins.

Der Unterschied im Erleben der Welt, ob materiell oder göttlich, liegt in der inneren Sichtweise. Wenn diese vom Göttlichen durchdrungen, erhoben und vergeistigt ist, dann sehen wir eine andere Welt in dieser äußeren Welt; wir erkennen die wunderbare göttliche Allgegenwart auch im materiellen Universum.

Der Mensch ist dazu bestimmt, die herrlichen Eigenschaften Gottes in zunehmendem Maße zum Ausdruck zu bringen. Das ist die Größe des Menschen. Jeder Mensch schuldet sich also selbst die Pflicht und die Verantwortung, sein Bestes zum Vorschein zu bringen.

Sanatana Dharma

oder

„Wer ist ein Hindu?“

„Wer das Dharma zerstört, den zerstört das Dharma.

Wer das Dharma beschützt, den beschützt das Dharma.“

Wer ist ein „Hindu“? – Einen Hindu gibt es in Wirklichkeit nicht, weil das Wort „Hindu“ von Fremden geschaffen wurde, von den Fremden, die nach Indien kamen: den Persern, den Griechen, den Engländern und allen möglichen Leuten, die in Indien waren. Die Inder wurden Hindus genannt, weil einige Stämme in der Gegend entlang und um den Fluss Indus herum lebten. Diese Leute nannte man, abgleitet vom Namen des Flusses, einfach „Hindus“.

Das ist genauso, wie wenn diejenigen, die an der Donau leben, „Donauer“ genannt würden. Die Donau entspringt im Schwarzwald und mündet im Schwarzen Meer. Sie fließt dabei durch zehn Länder: Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Moldawien und Ukraine.

Wenn wir dann zu allen „Donauer“ sagen, würde das bedeuten, dass die Bewohner dieser zehn Länder alle „Donauer“ wären, obwohl sie ganz unterschiedlichen Nationen angehören.

Im Lauf der Zeit wurde der Name „Hindu“ zum Namen für alle Inder. Die Bezeichnung für das, nach dessen Gesetz oder Ordnung sie lebten, war folglich „Hinduismus“.

In Wirklichkeit gibt es keinen Hinduismus, es gibt nur Sanatana Dharma, den wahren Namen für das System der „Ewigen Ordnung“. Seit Jahrtausenden ist der sogenannte Hinduismus in allen heiligen Schriften als Sanatana Dharma bekannt, zum Beispiel in den Veden. „Sanatana“ bedeutet „ewig“, „Dharma“ ist die Ordnung, das Gesetz, die Pflicht oder Verpflichtung.

Was ist nun diese Pflicht oder Verpflichtung? – Sie besteht darin, in Einklang zu sein mit der ewigen Wahrheit: Das ist die Pflicht. Ein Leben zu führen, das in der ewigen Wahrheit verwurzelt ist, sich der ewigen Wahrheit bewusst zu sein, in Harmonie mit der Wahrheit zu leben: Das ist das Gesetz, dem man verpflichtet ist.

Unser Leben stammt von der Wahrheit, verweilt in der Wahrheit und ist in Einklang mit der Wahrheit. So ein Leben ist ein Leben nach dem Dharma.

Dharma ist Gesetz und Ordnung.

Gesetz ist nicht, was in einem Gesetzbuch geschrieben steht, wie im Strafgesetzbuch und so weiter. Nicht solche Gesetze sind gemeint, sondern ein Gesetz, das ewig im Herzen des Göttlichen oder der Wahrheit verankert ist.

Was macht ein Skorpion? – Er sticht. Was macht eine Schlange? – Sie beißt. Das ist die Natur des Skorpions, die Natur der Schlange. Was ist das Gesetz für eine Kuh? – Milch zu geben, usw.

Dharma ist also auch Natur, Wesen oder Natur eines Dinges, Tieres oder Menschen. Auch das ist Dharma, angeborenes Dharma.

Was ist Gesetz für einen Schuhmacher? – Was soll er seine Kinder lernen lassen? – Schuhmacherei. Das ist seine Natur, und er übermittelt seine Fähigkeiten seinen Kindern und Verwandten.

Dharma ist also auch ein Wort für Natur.

Des Schuhmachers Natur ist Schuhe machen, und die Natur eines Diebes ist Stehlen, usw. Die Natur eines guten Menschen ist, immer Gutes zu tun, Gutes zu denken, Gutes zu fühlen. Das ist seine Natur.

Jenseits dieser Natur existiert noch eine andere Natur, die zentrale, fundamentale Natur, die darin besteht, dass alle Freude suchen.

Die Kuh sucht Freude, die Schlange sucht Freude, ein bequemes Leben. Der Mensch sucht Freude, einen bequemen Ort, ein bequemes Leben, ein Haus, Land, einen Garten, Familie, Küche, Essen usw. Durch alles sucht man Freude, Vergnügen. Suche nach Freude ist natürlich.

Also heißt das, dass in jedem Individuum zwei Naturen wohnen: eine äußerliche Natur als angeborene individuelle Eigenschaften und persönliches Temperament, dann die höhere, innere Natur, die allem und jedem gemeinsam ist, nämlich die Suche nach Freude und Glück.

Jedoch zeigen Erfahrung und Weisheit, dass es keine wahre Freude außerhalb von Gott, der Wahrheit, dem ewigen Leben gibt: Nur dort gibt es Freude.

Wenn du dir deine Freude woanders suchst, bist du schlimmer dran als ein Dummkopf, weil du dann viele Dummheiten machst und noch dazu dem Leben ringsum dich herum schadest, indem du Tiere tötest und isst, Menschen beleidigst, Menschen ausbeutest und vieles mehr, wie wir es ja überall in der vergangenen und heutigen Gesellschaft beobachten können.

Freude, die von einer Tätigkeit stammt, die anderen schadet, die nimmt, anstatt zu geben, andere ausnützt, ja sogar umbringt oder in den Ruin treibt – eine solche Freude ist gefährlich, ist nicht gut, ist gegen das Dharma, gegen die Natur.

Was ist die wahre Natur des Menschen? – Ja, es ist die Suche nach Freude. Aber wo suchen? – Wenn du Freude in den Objekten der Sinne suchst, liegst du falsch und lebst dein Leben nicht nach dem Dharma.

Aber wenn du Freude nur bei Gott suchst, beim grenzenlosen Leben und Licht, dann bist du in Einklang mit dem wahren Dharma, mit Gott.

Gott ist die Wahrheit, und Gott zu suchen ist die zentrale Natur jedes Menschen.

In Wirklichkeit bedeutet das: Alle suchen Freude, und weil Freude nur in Gott zu finden ist, suchen in der Tat alle Gott, wenn auch ohne sich dessen bewusst zu sein.

Alle suchen Freude, und Freude gibt es nur in der Wahrheit, im unendlichen Leben; deshalb suchen in Wirklichkeit alle die Wahrheit. Wenn jeder wahre Freude sucht, sucht er letztlich die Wahrheit – Gott.

Das ist das zentrale Dharma in deinem Leben: Du suchst die Wahrheit.

Du suchst Freude und Liebe. Liebe gibt es nur in Gott. Du suchst Schönheit. Schönheit gibt es nicht im Körper, nicht in dieser Welt, sondern nur in Gott.

Du suchst Reichtum. Reichtum gibt es nicht in dieser Welt. Alle großen Reiche mitsamt ihren Reichtümern und ihrer Macht sind untergegangen, wurden zerstört. Alles geht zu Ende, auch die Erde, auf der wir leben, auch das endlos scheinende Universum.

Reichtum gibt es nur in der Wahrheit, in Gott. Wenn du am richtigen Ort nach Reichtum suchst, bist du auf dem Pfad des Dharma.

Moral ist das, was dich zur Wahrheitserfahrung führt, zu Dharma, zur Gotterfahrung.

Gute Umgangsformen und Gebräuche sind Nebensache und führen nicht zur wahrhaftigen, wirklichen Freude. All diese Gewohnheiten, Manieren, Gepflogenheiten und höfliches Benehmen sind an die Oberfläche gebunden.

Nur ein Verhalten, das in der Wahrheit gründet, in der Liebe zum Göttlichen, Ewigen, zum Unendlichen und Zeitlosen, nur das allein ist richtiges Verhalten, ist ein Verhalten in Harmonie mit dem Dharma.

Dharma ist Gesetz, ist Ordnung, und diese durch ein Gesetz geregelte Ordnung ist eins mit der Wahrheit.

Alles, was nicht in Harmonie mit der Wahrheit ist, richtet sich gegen das Gesetz, gegen die ewige Ordnung.

Was ist unser aller Pflicht? – Die Wahrheit zu suchen, das ist unsere Pflicht. Nach Gotterfahrung zu streben ist unsere Pflicht. Warum? – Weil du Freude, Frieden, Schönheit, Vollkommenheit, Reichtum haben willst. Und die gibt es nur bei Gott.

In diesem Sinne ist jeder Mensch auf der Welt ein Hindu, das heißt einer, der dem Dharma folgt. Alle suchen Wahrheit, alle suchen Gott, alle suchen ewige Freude, ewiges Leben. Niemand will sterben, niemand will dumm und unwissend sein. Alle wollen wissen, mehr wissen. Deshalb kann man die ganze Menschheit als hinduistisch bezeichnen; hinduistisch im Sinne von Sanatana Dharma, im Sinne eines Lebens in Harmonie mit dem Dharma.

Alle Menschen sind, so verstanden, Hindus. Auch Tiere sind Hindus, denn alle suchen Gott. Gott zu finden und zu erfahren ist das Endziel des Lebens, das einzige wirkliche Ziel, das alle unsere relativen Ziele und Bestrebungen befeuert.

In der Natur, in der ganzen Schöpfung, in jedem Wesen oder Geschöpf regiert folgendes Gesetz: Du sollst sterben und immer wieder sterben, wenn du Gott nicht suchst. Du sollst leiden und wieder leiden, wenn du Gott nicht suchst. Das ist das Gesetz.

Alle also, die dem ewigen Gesetz, dem Dharma, folgen, können Hindus genannt werden.

Es gibt im Hinduismus kein Dogma wie: „Ich glaube an Christus, an niemanden als Christus!“ Oder: „Ich glaube an Allah. Wer nicht an Allah, den einzigen Gott, und Mohammed, seinen Propheten, glaubt, ist ein Ungläubiger und ist verdammt.“ Oder: „Du bist ein Heide, aber ich habe den einzig richtigen Glauben.“

Solche Glaubensbekenntnisse gibt es nicht im wahren Hinduismus. Hier sind alle unterwegs zum einen, ewigen Gott, zur einen, ewigen Wahrheit: satyam shivam sundaram.

Unendliches Glück, das ist Gott. Unendliche Schönheit, ewige Schönheit, das ist Gott. Hier gibt es kein Glaubensbekenntnis. Hier folgt man dem Gesetz, der eigenen, wesenhaften, eingeborenen Natur.

Und diese unsere eigentliche Natur besteht in der Suche nach Freude und Glück, wie wir schon wissen.

Freude gibt es nur in der Einheit mit Gott, was das Gleiche ist wie die Einheit mit der Wahrheit und Wirklichkeit.

Es gibt keine „Heilige Schrift“ im Hinduismus, dem Sanatana Dharma. Es gibt nur „Veda“.

„Veda“ bedeutet Wissen, Wissenschaft, Erkenntnis. Es ist kein Dogma, sondern Wissenschaft. Das ist das einzige heilige Buch, das der Hindu hat, nämlich Wissen oder Veda.

Wissen braucht jede Person, ob einer Schumacher ist oder ein Tier, ein Hindu, ein Moslem oder ein Christ oder was sonst auch immer. Die ganze Menschheit braucht Wissen.

Wer in Unwissenheit lebt, verharrt in der Finsternis und erfährt Probleme, Elend, Leid, Disharmonie, Tod und Angst. Durch wahres Wissen verschwinden all diese Probleme.

Die Kenntnis des Sanatana Dharma – das ist Wissen.

Hier gibt es kein Dogma wie: „Du musst an Indra oder Shiva glauben, andernfalls stirbst du und kommst in die Hölle.“

So etwas gibt es nicht im echten Hinduismus. Du kannst Gott nennen wie du willst: Christus, Shiva, Rama, Allah, Jehova – es macht keinen Unterschied, welchen Namen du Ihm gibst. Suche Gott, die Wahrheit: Das ist der Weg des Sanatana Dharma.

Das ist meine Beschreibung des Hinduismus, des erhabenen Sanatana Dharma, und diese Beschreibung ist im Einklang mit dem, was die großen Weisen und Mystiker Tausende und Abertausende Jahre vorher schon unter Hinduismus verstanden haben. Ihrem Verständnis nach gab es nie so etwas wie einen Hindu oder Hinduismus, sondern einzig Sanatana Dharma.

Sanatana ist das Ewige und Dharma ist Gesetz, Ordnung, Natur, Pflicht, Verpflichtung, Wesen, Moral.

Was ist Moral im Sinne von Sanatana Dharma? – Diese Moral ist nicht das, was die Menschen gewöhnlich darunter verstehen, was die Gesetzesbücher sagen.

Moral im Sinne des Sanatana Dharma besteht darin, dass man die lebendige Gegenwart des Göttlichen anerkennt, im ständigen Gewahrsein dieser Gegenwart lebt und die Einheit mit der göttlichen Gegenwart als einziges, oberstes und letztes Ziel anstrebt.

Wenn du weißt, dass Gott als grenzenlose Wahrheit allsehend ist, dann brauchst du nur eines tun, nämlich stets im Bewusstsein der Gegenwart der Wahrheit zu verweilen, und ganz von selbst ändert sich dein Verhalten, deine Einstellung den Mitmenschen und der Welt und allem, was du siehst, hörst und berührst gegenüber.

Überall entdeckst du die Gegenwart Gottes – in Bäumen, in Steinen, jenseits von Bäumen, jenseits von Steinen, in Menschen, jenseits von Menschen. In allem entdeckst du die eine Wahrheit, Wirklichkeit, das ewige Leben. Und alles, was du siehst, ist eine Erscheinung innerhalb des ewigen Lebens, weil alles, was du siehst und entdeckst, sich innerhalb dieses ewigen Lebens abspielt.

Weil alles eine Erscheinung der Wahrheit ist, verdient alles deine unendliche Achtung und Verehrung. Wie könntest du streiten mit dem, was du höchst achtest, verehrst und anbetest?

Das eigene innere Leben als das innere Leben zu entdecken, das allen gemeinsam ist, und deshalb allen und der ganzen Schöpfung Wohlergehen zu wünschen und dafür zu arbeiten, das ist die Pflicht eines jeden Hindu. Alle, die entsprechend dieser Einstellung leben und handeln, sind Hindus, egal, welcher Religion sie angehören und in welchem Teil der Erde sie geboren sind und leben.

Man kann auch Hindu sein, wenn man weiterhin der Religion treu bleiben will, in der man geboren ist. Auch ein Moslem oder Christ kann Hindu sein, wenn er dem Gesetz des Sanatana Dharma folgt, wenn er das Leben aller achtet, keine Tiere tötet und sich vegetarisch ernährt. Es gibt genügend anderes, wovon man sich ernähren kann.

Alle lieben und dann töten? Wie ist das möglich? – Man nennt sich Mensch und tötet andere Arten und Formen des Lebens!

Was also ist das Wesen des Dharma, eines Lebens gemäß der Wahrheit? – Wenn du versicherst, alle Lebewesen im ganzen Kosmos zu achten, niemanden zu beleidigen, keinem Lebewesen zu schaden, wenn du der Kuh, der Katze und allen Lebewesen gegenüber versicherst: „Ich lasse dich in Frieden, ich beleidige dich nicht, töte dich nicht, schädige dich nicht. Ich werde dich nicht töten und deinen Pelz als Mantel tragen. Ich will dich nicht umbringen, um dein Fleisch zu essen usw.“

Wenn du dieser moralischen Einstellung folgst, die von der Natur und dem Herzen des Göttlichen erlassen ist, die vorschreibt, alles zu erhalten, zu ernähren, alles zu schützen und Harmonie zu schaffen sowie allen dabei zu helfen, der Erfahrung der Wahrheit näher zu kommen – dann folgst du dem göttlichen Gesetz, dem Dharma.

Hindu ist also einer, der das Gesetz Gottes, das Sanatana Dharma, befolgt und die ewige Natur, die ewige Wahrheit, das ewige Licht achtet und mit ganzem Herzen danach strebt, ein Gottessohn zu sein.

Hindu zu sein bedeutet, einen Anspruch darauf zu haben, das Reich Gottes, Gottes Natur und Wesen zu erben, Gottes Natur und Wesen im täglichen Leben auszudrücken, als ein Sohn Gottes zu leben, wahrhaftig im Einklang mit Gott zu sein sowie alle Wesen als Träger des Schöpfers selbst anzuerkennen!

Zu sagen: „Ich hasse dieses dumme Kind und liebe andere.“ – Das ist Dummheit, Unwissenheit und gegen das Sanatana Dharma gerichtet.

Wir gehören zum Ewigen, zu Sanatana, ob wir wollen oder nicht. Also gehören wir zum Sanatana Dharma, ob wir wollen oder nicht.

Sobald wir Gott suchen oder wenn wahre Freude Gegenstand unserer Suche ist oder unseren Lebensstil kennzeichnet, folgen wir dem Sanatana Dharma.

Nur in Gott liegt unser Glück, unsere Sicherheit, unsere Schönheit, unser ewiges Leben, unser Reichtum, unsere Weisheit und Stärke.

Außerhalb des Göttlichen gibt es nichts als Angst und Tod, Finsternis, Hass und Leidenschaft sowie alle erdenklichen Untugenden und Probleme.

OM

Der geistige Lehrer

Nur wer in der Lage ist, andere tatsächlich zu führen, ist ein geistiger Lehrer, ein Meister.

Kein Mensch hat wirklich Augen, solange er nicht einen Guru oder geistigen Lehrer hat.

Guru – so nennt man einen Meister oder geistigen Lehrer, und dieser ist mehr als Vater und Mutter.

Der wahre geistige Lehrer ist im Grunde undurchschaubar. Unermessliche Tiefen befinden sich in ihm.

Sein inneres Leben, das heilige, dynamische innere Herz seines Seins, lässt sich nicht beschreiben.

Nur wer sich selbst auf dem mystischen Pfad befindet und von der göttlichen Gnade berührt ist sowie entsprechende Einsichten hat, kann den wahren geistigen Lehrer auf dem mystischen Pfad verstehen, dessen inneres Leben ein für Außenstehende undurchdringliches Geheimnis ist.

Was an der Oberfläche sichtbar wird, ist nicht sein wahres Leben. Das wahre Leben des geistigen Lehrers spielt sich in verborgenen inneren Dimensionen ab, und darin liegt die Schönheit eines solchen Lebens.

Geschieht dem Menschen ein Unglück, ist er gleich unglücklich. Begegnet ihm etwas Glückliches oder schenkt ihm jemand viel Geld, ist er glücklich. So macht er sich zum Spielball jeder kleinen Veränderung.

Der Guru aber bleibt immer der Gleiche, was auch kommen mag. Nichts in seinem Leben und in seiner Erfahrung verändert sein Bewusstsein, kein Ärger, keine Angst, kein noch so großes Unglück.

Der Guru bleibt sich in allen Lagen gleich, auch inmitten aller Aktivität, aller Bedrängnisse und Ereignisse. Diese verschwinden wieder, ohne eine Spur in ihm zu hinterlassen.

Er bleibt derselbe in allen Situationen – das ewig gleiche Licht der Erkenntnis der höchsten göttlichen Gegenwart.

Das ist das Kriterium für den wahren Guru.

Er ist der stille Zeuge von allem, ohne von irgendetwas eingefangen zu werden.

Der weltliche Mensch aber lässt sich schnell in alles hineinziehen. Er ist voller Gefühle, Emotionen, Gedanken und lässt sich von ihnen beherrschen. Gedanken und Gefühle formen ihn und sein Leben, bestimmen sein Schicksal.

Der Mensch wird schließlich zu dem, was er ständig denkt.

Alle, die sich einbilden, sie hätten Gott nicht nötig, sie kämen ohne Ihn aus, werden das bald als Irrtum und Täuschung durchschauen, denen sie sich hingegeben haben.

Das Leben setzt Gott voraus und braucht Gott, es gibt da keine Alternative. Gott ist ein unausweichliches Bedürfnis.

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Es gibt sogar Beispiele dafür, wo ein Mensch auch ohne Brot auskommt, sogar ohne Atem.

Es gibt auch Geschöpfe, die monatelang ihren Atem einstellen können und doch weiterleben.

Mehr als der Atem aber ist Gott zum Leben nötig. Weil das eine Tatsache ist, sollten wir nicht zögern, sie anzuerkennen.

Je früher wir uns auf die Suche nach Gott machen, desto besser. Wir ersparen uns damit viele Umwege, Schwierigkeiten und Sorgen.

Der Name des Menschen ist Unvollkommenheit

Deshalb bedarf er so dringend der Berührung mit dem Vollkommenen. Auch wenn du vielleicht glaubst, du brauchst Gott nicht, auch wenn du nichts für Gott empfindest, versuche dennoch, ein Gefühl für Gott in dir wachzurufen und auf das zu hören, was deine innere Stimme sagt. Das wird deine Hingabe anregen und deinen verborgenen Glauben erwecken, deine Unterscheidungskraft schärfen.

Jeder wird als Sohn oder Tochter Gottes geboren. Doch leider auch in Unwissenheit, nämlich ohne Wissen um die Tatsache, dass er in Wahrheit ein Kind Gottes ist.

So geht jeder auf der Welt einher wie ein Bettler, der nach einem Job sucht, nach diesem oder jenem, dabei ist tatsächlich jeder ein Kind und Licht Gottes.

Wenn du vergisst, dass du ein Kind Gottes bist, begehst du nur Fehler und leidest endlos. Vergiss, was du jetzt zu sein glaubst und erinnere dich, dass du ein Licht Gottes bist. Versuche als solches zu leben, als solches zu denken und zu fühlen.

Wie fühlt man sich als Licht Gottes, als Kind Gottes? – Man hat immer das Gefühl, dass Gott bei einem steht, dass man von seiner unendlichen Vollkommenheit umgeben und durchdrungen ist, dass man überall und immer von Ihm beschützt ist.

So kannst du dir des Göttlichen bewusst sein: Was immer du bist, dem füge Gott hinzu! Bringe dein göttliches Wesen zum Ausdruck! Sprich und unterhalte dich mit Gott, so wie andere mit ihrem Ego reden und sich unterhalten.

Wenn du das immer und aus ganzem Herzen tust, steht Gott eines Tages plötzlich vor dir; dann bist du aus der Fremde heimgekehrt als der verlorene Sohn, der du die ganze lange Zeit über warst! Und der Vater nimmt dich in seine Arme und steckt dir den Ring des ewigen Lebens an deinen Finger.

Meditation

In uns und überall um uns herum befindet sich die alles erhaltende Gegenwart der Wahrheit. Das Universum, das wir für etwas in Raum und Zeit Verwobenes halten, zeigt erst nach genauer Analyse und direkter innerer Erfahrung seiner Essenz das, was es wirklich ist: nämlich nichts anderes als eine große Struktur des göttlichen Bewusstseins.

Das Königreich des Himmels ist in uns, es ist überall, es ist alles, es ist Vater, Mutter, es ist unendliche Liebe und Frieden, es ist Vollkommenheit und unendliche Gnade.

Es zu kennen heißt, das Leben zu einer Kraft in sich selbst zu machen; es zu verstehen bedeutet, von einer höheren Form des Bewusstseins erleuchtet zu sein.

Weil wir nach dem Bild des Königreichs des Himmels geschaffen sind, nach dem lebendigen Bild Gottes, kann unser Verlangen nach Gemeinschaft mit Gott nicht unterdrückt werden.

Unter den vielen Wegen, die uns zu einer Erfahrung des Göttlichen führen können, ist Meditation der größte.

Meditation jedoch hat viele Dimensionen; es gibt verschiedene Arten, aber all diese Arten führen uns letztlich zur vollen und umfassenden Erfahrung der unendlichen Wahrheit, Gott genannt.

Meditation ist zugleich eine gedankliche Übung, eine spirituelle Methode und auch ein Mittel, als das Unendliche im Unendlichen zu existieren.

Ein Beispiel: Ein müder, erschöpfter Mensch schläft ein; nach sieben Stunden tiefen Schlafs fühlt er sich sehr erfrischt. Was ist das Geheimnis dieser neu gewonnenen Frische und Energie? – Es ist der ungestörte Tiefschlaf, in dem alle unsere mentalen Funktionen zum Stillstand kommen. Wir sind des Körpers nicht gewahr. Wir wissen nichts von Zeit und Raum oder von dem Ort, an dem wir schlafen. Und wir wissen nichts von den schrecklichen Dingen, die sich während des Schlafs in der Welt ereignen.

Im Schlaf gehen wir jenseits der Bedingungen der Endlichkeit. Wir sind von den Aktivitäten des mentalen Prinzips befreit und schlüpfen in eine tiefe Ruhe, in ein wirkliches Schweigen.

In einer Meditation höherer Art befinden wir uns in einer ähnlichen Situation. Doch sind glücklicherweise die Bedingungen in Substanz und Essenz völlig vom Tiefschlafzustand verschieden.

Im Tiefschlafzustand gibt es kein Gewahrsein von irgendetwas; der Schlafende sieht nichts, weiß nichts, fühlt nichts, hat kein Problem, macht sich keine Sorgen, er ist ruhig und friedlich, er ruht sich aus und ist glücklich, aber er ist sich dieses Glücks nicht bewusst. Er weiß auch nicht, dass er ruhig ist, er ist in einem vollkommen unbewussten Zustand.

In der vollkommenen Meditation sind wir im gleichen Zustand wie im Tiefschlaf mit dem Unterschied, dass wir ein völlig bewusstes und klares Gewahrsein besitzen: Wir identifizieren uns nicht mehr mit dem Körper. Der Körper existiert für uns nicht mehr. Unser Bewusstsein ist über die zeitliche Dimension erhoben, wir sind frei von den Begrenzungen des psychischen und des unbewussten Wesens, wir ruhen in einem überbewussten Zustand.

Wir sind uns bewusst, was uns geschieht, nämlich dass wir im Königreich des Himmels angekommen sind. Wir sind uns intensiv bewusst, dass wir uns in einem unendlichen Licht befinden, in einem Zustand der Vollkommenheit und des grenzenlosen Bewusstseins, und wir genießen absolut bewusst das Glück und den Frieden in diesem Zustand.

Wenn es uns gelingt, uns in diesem meditativen, kontemplativen Zustand einige Tage aufzuhalten, wird das Bewusstsein des Unendlichen zu unserem normalen Zustand.

In der Geistesgeschichte der Welt gibt es Beispiele von großen Weisen, die Monate, Jahre oder ein Leben lang in diesem meditativen Zustand verharrten.

Der Weg dahin ist lang. Wir müssen mit kleinen Schritten beginnen. Einige Minuten Meditation am Anfang, in mehreren Einheiten über den ganzen Tag verteilt, genügen. Später können wir dazu übergehen, verschiedene Arten von Meditation zu üben, damit unser inneres Wesen Schritt für Schritt transformiert, verändert, vergeistigt und schließlich vergöttlicht wird.

Ein transformiertes Bewusstsein, ein spirituelles Wesen wird zum großartigen Fundament für eine tiefe Meditation.

Ein Mensch, der vom Unendlichen berührt wurde, ist von Licht erfüllt; er ist frei von subjektiver, psychologischer Dunkelheit, frei von objektiver, materieller Dunkelheit.

Wie die äußeren Umstände auch sein mögen, angenehm oder schmerzlich, er bleibt in einem Zustand tiefen Friedens und Glücks. Er sieht durch alles hindurch. Er erblickt das Königreich des Himmels überall.

Formen und Möglichkeiten der Meditation

Meditation in irgendeiner ihrer besonderen Formen kann den ganzen Tag und unter allen Bedingungen durchgeführt werden, auch während der Arbeit. Sie entwickelt unser spirituelles Bewusstsein, unsere innere spirituelle Sensibilität, die Empfänglichkeit der Wahrheit gegenüber, der Schönheit und dem göttlichen Licht gegenüber.

Je mehr wir uns der Meditation widmen, desto leuchtender und von immer mehr höherer Erkenntnis erfüllt wird unser Geist. Unsere Einstellung zum Leben wird eine völlig andere, unbedingt positive, von einem spirituellen Bewusstsein getragen, spendet deshalb ständig Frieden und Glück und offenbart uns Einblicke in die Geheimnisse unserer Existenz.

Versuchen wir also, unsere geistigen Dimensionen zu entfalten und nicht in unserer Entwicklung stehen zu bleiben, bis wir dauerhaft das Unendliche erfahren.

In der wahren Meditation sprechen wir mit Gott, kommunizieren mit Ihm, leben in Ihm und freuen uns an Gottes Wesen und Vollkommenheit.

Andere Formen der Meditation als diese, in der wir tatsächlich Gott berühren, sind nur von vorläufiger Natur. Einige Formen der Meditation sind in der Tat nur Mittel, um Aufmerksamkeit und Konzentration zu schärfen.

Warum erfreut sich eine schlafende Person unbewusst an einer Art von Frieden und Glück, die dem wachen Menschen verwehrt sind? – Der Grund ist, dass in der schlafenden Person das begrenzte Gemüt nicht mehr aktiv, sondern ausgeschaltet ist und ruht.

Im wachen Menschen ist das Gemüt ruhelos, abgelenkt, geplagt, von zu vielen Dingen belagert, auf die es auch noch auf falsche Weise reagiert.

Der Schlafende ist keinem dieser Probleme ausgesetzt; in seinem Fall hat das Gemüt eine Pause eingelegt, hat sich offensichtlich in einen Zustand der Untätigkeit zurückgezogen. Sobald er aber aufwacht, ist er wieder seinen alten Problemen ausgesetzt, wird von seinen Erinnerungen geplagt, sein Körper peinigt ihn, er wird abgelenkt von dem, was er sieht, fühlt und wie er darauf reagiert.

Was also ist Meditation? – Es ist der Versuch, das unruhige, rastlose, zerstreute Gemüt zur Ruhe kommen zu lassen, seine in alle Richtungen schießenden Strahlen zu sammeln und sie auf einen Punkt zu richten – auf den Punkt, der das Objekt seiner Meditation ist.

Erst dann ist ein Mensch Meister seiner selbst, Meister über sein Gemüt, und lässt sich nicht mehr von den Eindrücken aus seiner Umgebung überwältigen.

In den Anfangsstadien befasst sich die Meditation zunächst mit der Disziplinierung des Gemüts, also der Gedanken, der Gefühle und aller sonstigen ablenkenden Aktivitäten des Gemüts und dem Versuch, alle Kräfte des Gemüts auf ein Ideal zu konzentrieren. Ein Gemüt, das solchermaßen auf eines gerichtet ist, einem Ideal dient, können wir ein starkes Gemüt nennen. Es sammelt alle seine Kräfte und gruppiert sie um ein Ideal herum, ein Ideal, nach dem es sein Leben organisiert, ein Ziel, auf das es zustrebt: Gott oder das Unendliche, die Wahrheit oder ein anderes Ziel, das wir erreichen wollen.

Wenn wir unser Ideal stets als Fokuspunkt im Auge behalten, organisieren sich die Aktivitäten unseres Lebens in Bezug auf dieses Ideal, unser mentales Leben vereinfacht sich somit, und unsere Gemütskräfte konzentrieren sich auf die Verfolgung unseres Ideals.

In der Meditation kommt unser verzetteltes und abgelenktes Gemüt zur Ruhe und weilt beim erwählten Ideal. Wenn das Gemüt die Fähigkeit erlangt, bei einem Objekt unter Ausschluss aller anderen zu verweilen, erlangt es Kraft, Frieden, Effektivität, Erfolg und Glück.

Wenn das Objekt, auf das wir uns konzentrieren, Gott oder das Unendliche ist, sind die Ergebnisse einer solchen Konzentration umso wunderbarer.

Um in den Anfangsstadien unsere Aufmerksamkeit zu entwickeln und dem Gemüt etwas Ruhe, Inspiration und Erhebung einzuflößen, können wir inspirierende Beschreibungen des Wesens Gottes lesen, Texte, die einen lebendigen Eindruck der unmittelbaren Wirklichkeit und Gegenwart Gottes vermitteln. Anschließend können wir über deren Bedeutung nachdenken. Das ist eine Möglichkeit, unsere Meditation zu beginnen.

Es gibt noch andere Methoden, um das Gemüt zu beruhigen, unter anderem auch körperlicher Art, wie Yoga oder Atemübungen. Wir können zum Beispiel tief ein- und ausatmen, unsere Augen schließen und den Atem beobachten. Dazu ist Aufmerksamkeit erforderlich, die ohne Ablenkung durch Gedanken oder Gefühle aufrechterhalten wird und sich ausschließlich mit der Beobachtung des Atems befasst.

Die Weisheit unseres Herzens sagt uns jedoch, dass es besser ist, wenn wir Gott, die Wahrheit oder das Unendliche als Objekt unserer Meditation wählen; denn vom Standpunkt göttlicher Erfahrung existieren nur diese drei, die ein und dasselbe sind.

Gott ist unser Schatz. Wenn wir bewusst in Gott leben, können wir jedes Wunder vollbringen. Gott umgibt uns von allen Seiten, und Er ist in uns.

Wenn wir bewusst in Ihm leben, gibt es keinen Tod mehr für uns, keine Begrenzung unserer Erkenntnis, kein Ende für unser Leben, keine Grenzen für unseren Frieden. In Gott haben wir ein Licht über allen Lichtern, ein ewiges Licht. Ein wenig von Gottes Gnade kann uns zu Propheten, Heiligen und Genies machen.

Über die allsehende, alles beobachtende, alles wahrnehmende göttliche Gegenwart nachzudenken ist die bessere Übung, und sie wird uns Frieden, Glück, Reinheit, Licht und Liebe schenken, weil das Eigenschaften dieser Gegenwart sind.

Eine weitere Methode, das Gemüt zu Einhelligkeit zu erziehen besteht darin, dass wir einen Namen Gottes wiederholen oder uns auf einen Gegenstand konzentrieren, der uns an Gott erinnert – ein Bild der Göttlichen Mutter zum Beispiel.

Der bekannte „Russische Pilger“ erfuhr die Gegenwart Christi, indem er immer und ohne Ende „Herr Jesus Christus erbarme Dich meiner“ wiederholte.

Solche aus Worten bestehende Formeln können auch als Meditation dienen. Wir können diese Worte mit dem Atem verbinden, ins Herz sinken lassen und Tag für Tag, Stunde für Stunde wiederholen, bis wir ganz von ihnen durchdrungen und gesättigt sind.

Welche Ergebnisse bringt uns eine solche Wiederholung? – Unser ganzes Wesen wird gereinigt, transformiert, wird feurig, strahlend und leuchtend; intuitive Fähigkeiten werden wirksam, und wir haben Erkenntnisse, die wir nicht in Büchern finden können.

Der Weg des „Russischen Pilgers“ steht Tausenden offen, und in der Tat haben Tausende mit dieser Methode ähnliche Erfahrungen gehabt.

Am Anfang ist es besser, über die verschiedenen Eigenschaften Gottes nachzudenken, damit so unser Wesen immer mehr verfeinert wird.

Wie diese gibt es viele ähnliche Arten von Meditation; welche am besten für uns geeignet ist, hängt von unserem Temperament und der inneren Ausrüstung ab, die wir mitbringen.

Einige, bei denen die Vernunft vorherrscht und der Intellekt Führer ihres Lebens ist, finden es natürlich, den Pfad der Selbsterforschung zu gehen und zu versuchen, die Wahrheit mit der Vernunft zu ergründen sowie über die Wirklichkeit des Unendlichen nachzudenken.

Andere wiederum, die schon ein sehr reines Herz mitbringen, entwickeln spontan ein Gefühl für die Anwesenheit des Göttlichen in ihrem Herzen und üben sich in Hingabe.

Allgemein kann man sagen, dass es für die Mehrheit der Menschen am leichtesten ist, durch das Kultivieren von Liebe für den allgegenwärtigen, allwissenden Gott auf dem Pfad wahrer Meditation voranzuschreiten. In allem, was schön im Leben ist, kann man die Schönheit Gottes empfinden, erkennen und verehren.

Das Empfinden, dass wir von der grenzenlosen Liebe des unendlichen Gottes umgeben sind und erhalten werden, sollte uns nie verlassen.

Da es keinen Ort gibt, an dem Gott nicht anwesend ist, gibt es auch nichts, das nicht die strahlende Gegenwart und Schönheit des Göttlichen in sich trägt, wenn diese Tatsache auch für viele von uns noch verborgen ist. Wir müssen eine Einstellung der Achtung und Verehrung für alle Dinge und Wesen pflegen.

Tiefste geistige Einsicht und Offenbarung sowie eine wahre und direkte Erfahrung Gottes zeigen uns, dass alles, was wir als materiell ansehen, in der Tat etwas ist, das im göttlichen Bewusstsein und aus der Substanz des göttlichen Bewusstseins geformt worden ist und von Gott erhalten wird.

Obwohl es viele, ihrem Aussehen und ihrer Funktion nach völlig unterschiedliche Dinge gibt, bestehen doch alle letztlich aus derselben Substanz, denn alle werden vom Leben, dem Sein, der Schönheit, der Liebe und Vollkommenheit Gottes erhalten.

Einer, der dies sieht, erkennt und erfährt, ist ein Weiser, ein Mystiker, ein Mensch der Wahrheit, ein Mensch grenzenloser Liebe, ein Mensch unvergänglicher Weisheit und Erkenntnis, ein Mensch, in dessen Leben alle Probleme und Rätsel gelöst sind und der von allen Begrenzungen und Fesseln befreit ist.

Die Erfahrung des Unendlichen

Die Größe des Lebens liegt in der Auflösung seines zentralen Problems durch das Einswerden mit dem Unendlichen.

Nichts muss im Leben aufgegeben, nichts verworfen werden, wir müssen uns von nichts zurückziehen – wir müssen nur die Unendlichkeit des Friedens, der Freude, des Lichts, der Gnade entdecken, die in allem wohnt. Jeder von uns trägt das Ganze des Königreichs der Vollkommenheit in sich.

Wenn wir unsere Augen schließen und in kontemplativen Zuständen das Unendliche berühren und in es eintauchen, betreten wir eine andere Dimension, eine andere Welt, ein anderes Universum, das von endloser Vollkommenheit in jeder Richtung charakterisiert ist.

Wenn jemand mitten im Sonnenschein schläft und träumt, er sei in einer finsteren Höhle, dann befindet er sich nicht wirklich in der Finsternis der Höhle. Seine Erfahrung, in einer finsteren Höhle gefangen zu sein, ist lediglich eine Schöpfung seines Traumbewusstseins. Es ist eine zeitweilige Geschichte und wird in dem Moment unwirklich, in dem er erwacht.

Die Dimension der Erfahrung des Unendlichen aber, in die wir in kontemplativen Zuständen eintreten, ist wirklich. Sie wird nicht vom kontemplativen Bewusstsein erzeugt, so wie der Traum vom Traumbewusstsein, sondern hat keinen Anfang und kein Ende. Es ist die Wahrheit, die war, ist und immer sein wird. Diese Wahrheit wurde vom Individuum nur nicht wahrgenommen, obwohl sie immer schon da war. Sie wurde lediglich von der Wahrnehmung der vielen Dinge überlagert.

In dem Augenblick, in dem der Mensch tief in die Meditation eintaucht und in Berührung mit der Wahrheit kommt, wird er diese unsere Welt als eine flüchtige, vergängliche, veränderliche Illusion erkennen, die unabhängig vom Unendlichen keine Existenz besitzt.

Wie unvollkommen diese Welt auch scheinen mag, so wird sie doch vom Unendlichen erhalten. Die Welt des Unendlichen ist die wirkliche Welt, eine zeitlose Welt, die einzige Wirklichkeit. Und diese Welt ist nicht von uns Menschen erschaffen, nicht von uns vorgestellt, während unsere Träume wohl von uns erschaffen sind, und die Illusionen in unserem täglichen Leben dem Wirken unseres Gemüts zuzuschreiben sind.

Der unendliche Gott, mit dem wir in Zuständen kontemplativen Bewusstseins kommunizieren, wird nicht von diesen Zuständen unseres Bewusstseins erschaffen: Er war schon immer da. Er wird uns in diesen Zuständen nur erst offenbart.

Wir leben inmitten von Wundern

Wir leben in Wundern, die größer sind als die wissenschaftlichen und technologischen Wunder unserer Zeit.

Der Schöpfer aller Wunder ist das größte Wunder, und dieses Wunder ist überall zugegen.

Jeder von uns kann über sein bloßes Menschsein hinauswachsen. Ohne einen Schritt zu gehen, können wir überall sein. Ohne irgendjemanden zu berühren, können wir in den Herzen aller Wesen sein.

Unbeschreiblich und zahllos sind die Arten und Weisen, in denen sich ein erleuchtetes Bewusstsein erfreuen kann.

Eis ist eine Zustandsform von Wasser, und die Schöpfung ist eine von vielen Zustandsformen des göttlichen Bewusstseins. Wer das Eis nicht will, hat die Freiheit, es zu schmelzen und in Wasser zu verwandeln.

Wer nicht in der Welt der Sinneserfahrungen leben will, in dieser materiellen Welt voller Begrenzungen, Unglück, Krankheiten und Tod, kann ihre zugrunde liegende Wirklichkeit erfahren, die das göttliche Bewusstsein ist.

Um das zu erreichen, müssen wir allerdings einige Voraussetzungen erfüllen: Wir müssen selbstlos werden, und unser Herz muss die ganze Schöpfung in Liebe umarmen.

Die großen Heiligen haben diese Liebe; die reinen Herzen haben diese Eigenschaft. Sie besitzen ein Herz, das ein Zentrum allumfassender Liebe und Barmherzigkeit ist, und sie nehmen das Königreich des Himmels auch in einem Schilfrohr wahr.

Sie sind in Berührung mit Wundern, mit Unsterblichkeit, Ewigkeit, Unendlichkeit, grenzenloser Freude, grenzenloser schöpferischer Energie und unbeschreiblicher Schönheit.

Schein und Wirklichkeit

Selbst für die moderne Wissenschaft ist die Welt nicht mehr das, was wir mit unseren körperlichen Sinnen erfahren.

Unsere körperlichen Sinne sind in ihrer Wahrnehmungsfähigkeit begrenzt, unsere Augen können nicht durch Wände hindurch sehen, doch es ist ein allwissendes, allsehendes, verborgenes Bewusstsein in uns, das fähig ist, seine eigenen Augen zu projizieren, mit denen es durch Wände sehen und den ganzen Kosmos beobachten kann.

Das Licht in unserem geistigen Herzen ist allsehend, es ist unendlich größer als das Universum; es ist die Wahrheit; es war, ist und wird immer sein. Es ist allvollkommen – aber was wir durch unsere Sinne erfahren, ist unvollkommen.

Es ist das innere, geistige göttliche Herz, das aktiv wird, wenn das menschliche Individuum sich ausreichend transformiert hat und rein geworden ist. Jeder von uns hat die Freiheit und auch die dazu notwendigen Fähigkeiten sowie die Gnade Gottes, um das Königreich des Himmels überall wahrzunehmen, um menschliches Vergnügen und menschlichen Schmerz zu entlassen sowie den Frieden, das Glück und das Licht Gottes in innerer Erfahrung als normalen Zustand von Herz und Geist wahrzunehmen.

Wer hat die Welt erschaffen?

Jemand, den wir Gott nennen, hat die Welt erschaffen.

Wer hat diesen Gott erschaffen? – Niemand hat Gott erschaffen. Gott war vor der Schöpfung da. Wo ist der Anfang Gottes? – Er hat keinen Anfang!

Wenn etwas einen Anfang hat, muss schon etwas vor diesem Anfang existiert haben.

Aber Gott hat keinen Anfang. Nichts war vor Ihm da. Er ist das Alpha und das Omega. Er ist anfangslos und endlos.

Das Königreich des Himmels ist also ohne Anfang und ohne Ende. Es ist überall und kann nicht erschaffen werden. Die Welt wurde innerhalb dieses Königreichs erschaffen und hat Anfang und Ende. Sie ist voller Begrenzungen, und sie wird einmal wieder aufgelöst werden, weil sie etwas Erschaffenes ist und somit einen Anfang hatte.

Das Königreich Gottes, das auch den Raum durchdringt, aber von dem der Raum nichts weiß, wird bestehen und immer noch sein, auch wenn der Raum vergangen ist. Es wird noch da sein, wenn es die Welt längst nicht mehr gibt. Und weil unsere begrenzten Sinne die Wirklichkeit dieses Königreichs Gottes verleugnen, sollten wir ihnen beibringen, sich dieses wenigstens vorzustellen.

Die Welt trägt in ihrem inneren Herzen das ganze Königreich Gottes. Wir erschaffen es nicht durch unsere Vorstellung. Es muss entdeckt werden. Deshalb wäre es gut für uns, den Worten derer zu folgen, die es gesehen haben.

An die Gegenwart des Göttlichen zu denken, uns vorzustellen, dass es da ist, dass es überall als einzige Wirklichkeit existiert, macht uns reiner, befreit uns von Ablenkungen und bereitet uns so auf die Erfahrung dieser Wirklichkeit vor.

Liebe führt zu Erkenntnis

Es ist nutzlos über etwas zu sprechen, das nicht innerhalb der eigenen Erfahrung liegt. Tun wir es aber trotzdem, fallen wir in die Kategorie der Blinden, die die Blinden führen und die beide in die Grube fallen.

Unser Gewahrsein wächst mit unserer Liebe zum Göttlichen. Blindheit bezieht sich hier nicht auf körperliche Blindheit. Es gibt nur eine wirkliche Blindheit, und das ist die geistige Blindheit, der Mangel an innerer Wahrnehmung.

Diese innere Wahrnehmung muss entwickelt werden!

Ihre Kräfte müssen zunehmen und geschärft werden. Lebe als eine Seele voller Licht, Liebe, Erkenntnis, Glück und einem Gespür für den Geist.

Es gibt Erfahrungen im Leben, die deine Seele zu erniedrigen suchen, aber das macht nichts. Verteidige deine Seele gegen alle herabziehenden Einflüsse und du wirst als Sieger aus diesem Kampf hervorgehen! Deine Seele wird immer machtvoller werden, und jene Vorfälle und Umstände im Leben, welche die Seele zu erniedrigen scheinen, werden weniger werden und schließlich ganz verschwinden.

Jeder Mensch ist allein aufgrund des Umstands, dass er ein Mensch ist, schon gesegnet. Er hat Fähigkeiten, auch wenn sie noch so primitiv sind, und er hat Liebe, und das ist ein erlösender Faktor. Je mehr die Liebe in ihm wächst, desto kultivierter wird er. Der wirklich kultivierende Faktor im Leben ist die Liebe, nicht Erziehung, nicht ein Studium an der Universität.

Es ist die Liebe, die wirkliche Kultur hervorbringt. Sie unterweist dich. Jede Unterweisung, jede Lehre, die aus der Liebe, aus der Weisheit, aus dem Erkennen und der Wahrnehmung der göttlichen Gegenwart, aus den Erleuchtungen der Seele hervorgeht, ist wirkliche Erziehung, ist ein höchst nützliches, gewinnbringendes Wissen.

Eine solche Unterweisung ist die beste Unterweisung. Sie ist die Grundlage wahrer Kultur, einer immerwährenden, unzerstörbaren Kultur.

Es ist die Gegenwart Gottes, es ist die unendliche Liebe Gottes, die in uns wirkt. Alle Schönheit der Welt ist eine vage Manifestation seiner Schönheit, seiner Intelligenz, seiner Seele, die in uns ist als die Existenz unserer Existenz, als das Leben unseres Lebens, als das Herz unseres Herzens.

Wo immer Liebe am Werk ist, da ist Gott am Werk. Wo immer Weisheit sich zeigt, zeigt sich Gott.

Deine Heiligkeit, deine Güte, dein liebendes Wesen und deine Hingabe – sie hängen davon ab, wie sehr du Gott in dir und durch dich wirken lässt, wie weit dein Ego in den Hintergrund getreten oder gar nicht mehr vorhanden ist.

Der geistige Mensch oder Weise nimmt die Wahrheit überall wahr, und weil Gott Liebe ist, begegnet ihm überall nur Liebe. Liebe ist überall in der Schöpfung gegenwärtig. Welche Schmerzen ihm sein Körper auch bereiten mag, wie tragisch die Umstände seiner Existenz auch sein mögen, sein Herz ist in einem Frieden verankert, der das Verstehen übersteigt.

Dieser Frieden ist das Ziel des Lebens – es ist ein immerwährender Frieden, ein Frieden, in dem all die grundlegenden Probleme des Daseins gelöst sind. Lebe also in Frieden, denn Frieden ist dein wahres Wesen.

Frieden kommt aus der zunehmenden Erkenntnis des Göttlichen. Je größer deine Erkenntnis des Göttlichen ist, desto friedlicher ist dein Herz, desto machtvoller ist deine Seele, desto liebevoller ist dein Wesen, und als Folge davon hast du größere Meisterschaft über dein Leben: Dein Leben wird reich, schön und drückt die Wahrheit aus.

Lasst uns als Glück leben, als Schönheit, als Gottesliebe, als Gottesgeist. Lasst uns die Wahrheit der biblischen Aussage beweisen, dass unser Körper der Tempel Gottes ist.

Wir sind ein lebender Tempel Gottes, ein lebendes Haus Gottes. Durch unsere Augen kann sich Gottes Liebe ausdrücken. Gottes Erkenntnis kann sich durch unsere Ausstrahlung manifestieren. Sie kann sich auch durch unsere Intelligenz als Weisheit ausdrücken, als transformierendes Wissen, das wir durch unsere Worte als ein erhebendes, erleuchtendes Wissen weitergeben.

Das Unveränderliche in uns

Alles verändert sich, nur der Beobachter bleibt immer gleich. Dein Körper verändert sich. Zuerst ist er ganz klein. Dann wächst er und verändert sich schnell. Der Körper verändert sich durch Nahrungsaufnahme, aber auch durch unsere Gedanken und Gefühle. Alles im Körper verändert sich: das ganze Aussehen, Haare, Nägel, Haut und Zellen.

Doch keine Erfahrung ist möglich ohne den Beobachter im Hintergrund.

Ohne diesen Beobachter kann kein Spiel gespielt und kein Traum geträumt, kein Gefühl gefühlt, kein Gedanke gedacht werden.

Keine unserer Fähigkeiten kann angewandt werden ohne diesen einzigartigen Beobachter. Dieser zentrale Beobachter in uns ist Gott, die Göttliche Mutter.

Doch wir haben keine Ahnung davon. Wir haben Sie vergessen. Das ist die Dunkelheit oder Unwissenheit, die Kraft der Illusion, eine Kraft, die Illusionen erzeugt, die uns mit Gedanken und Erfahrungen hypnotisiert, die nicht zu uns gehören, die schnell vorbeigehen.

Durch das Wirken dieser Kraft der Illusion oder Maya werden wir zu kleinen, ängstlichen Wesen. Maya ist nichts anderes als Unwissenheit, eine unbegrenzte Unwissenheit und Dunkelheit. Der Beobachter in uns hingegen ist nichts als Licht. Er ist ein unbeschreibliches, wunderbares, ewiges Licht in uns, überall im ganzen Universum und auch jenseits davon. Er sieht und beobachtet alles, was wir tun und gibt auch sein Urteil dazu ab.

Der Mensch denkt, er könnte stehlen und tun, was er will, und niemand hätte es gesehen, niemand wüsste, was er wieder alles verbrochen hat. Das ist sehr dumm! – Ständig beobachtet jemand all unsere Gefühle, Gedanken und Taten!

Wir brauchen nicht sagen, wir wären selbstlos und gut. Das ist nicht nötig.

Allezeit ist jemand da, der uns beobachtet, und dieser Beobachter kennt nicht nur unsere gegenwärtigen, sondern auch unsere längst vergangenen Gedanken, Gefühle und Taten. Alles hat er gesehen und registriert. Und auch in Zukunft wird das nicht anders sein.

Es ist ein zentrales Licht als Zeuge in uns, das alles beobachtet, das unzertrennlich von uns ist.

Wir können uns vom Körper trennen, von unseren Gedanken und Gefühlen Abschied nehmen, von Menschen, den Umständen und der Gesellschaft Abstand nehmen, aber wir können uns nicht von unserem inneren Licht, das Gott ist, trennen. So eine Trennung ist unmöglich. Was verschwinden kann, ist außerhalb dieses Lichts: unsere Gedanken, Gefühle, unsere Geschichte, unsere Erfahrungen, das ganze äußere Leben, das Leben des Gemüts und der Psyche.

All das verschwindet, nur das zentrale Licht bleibt.

Wenn wir immer reiner werden, wird unsere erfahrende Intelligenz eins mit diesem inneren Licht, und wir sind befreit.

Von diesem Tag an haben wir nichts mehr mit Gedanken und Gefühlen zu tun, auch wenn diese massenhaft aufsteigen – sie sind automatisch.

Wir sind frei von allem geworden! Wir stecken nicht mehr in unserer Haut, in unseren Gedanken oder Gefühlen wie wir das früher getan haben, was uns nur Elend bescherte.

Aber sobald wir außerhalb unserer Gedanken und Gefühle sind – die wir ja beobachten können – und eins sind mit dem inneren Licht, dem inneren Wesen, dem inneren Beobachter, dann sind wir befreit.

Die erfahrende Intelligenz verbleibt im Zentrum des Friedens und der Freude, der Stille, Ruhe, der Raum- und Zeitlosigkeit – eben in diesem Beobachter.

swamo büro

Gott, der große Unsichtbare

Das geistige Leben besteht in der Entdeckung des Unsichtbaren und der Erkenntnis des Unsterblichen.

Gottsucher sind Menschen, die sich auf Entdeckungsfahrt nach innen begeben und nach dem Unsichtbaren suchen und mit ihm Umgang pflegen.

Hinter allem Sichtbaren ist Gott der große Unsichtbare, der jeden sieht, ohne selbst gesehen zu werden.

Das ist das große Geheimnis, hinter das der Geistesmensch kommt. Er spricht mit dem Unsichtbaren, lebt mit dem Unsichtbaren, als wäre es die allersichtbarste Wirklichkeit.

Und schließlich erlebt er das Unsichtbare als die Wirklichkeit aller Wirklichkeiten.

Alle sprechen hörbar, einer aber spricht, ohne hörbar zu sein.

Das Göttliche zu vernehmen ist Ziel des geistig Strebenden. Derjenige ist ein großer Wissenschaftler, der das entdeckt, was jeder täglich vor Augen hat, ohne dessen gewahr zu werden.

Obwohl sich die Erde schon lange um die Sonne dreht, musste erst noch Kopernikus kommen und diese Tatsache verkünden. Das weist den großen Wissenschaftler aus: zu sehen, was andere noch nicht gesehen haben.

Das Ziel des geistigen Menschen besteht darin, zu entdecken, was tatsächlich vorhanden ist, doch von den Menschen nicht bemerkt wird.

Deshalb ist das geistige Leben so außergewöhnlich und setzt einiges voraus.

Wer den ungeheuren Gewinn des geistigen Lebens erkennt, schreckt nicht vor den Anforderungen zurück, die es stellt, sondern akzeptiert freudig, was Voraussetzung ist.

Das göttliche Sein ist überall als das beobachtende Prinzip zugegen, als das Prinzip der unendlichen Freude, als unendliche Macht. Es weiß alles, sieht alles, ist überall gegenwärtig, allwissend und allmächtig. Wir befinden uns im Herzen dieser allmächtigen, allgegenwärtigen allwissenden Wirklichkeit.

Nur jenes Leben ist wirklich gesegnet, das gelernt hat, sich dieser wundersamen Wirklichkeit bewusst zu sein. Keine Lebensform auf Erden, kein noch so kostbarer materieller Wert, kein noch so begabtes Wesen ist wahrhaft gesegnet, solange es nicht des Göttlichen gewahr ist.

Gottgewahrsein verleiht dem Leben unendliche Würde. Zunehmendes Erspüren der Gottgegenwart verpflichtet sozusagen das Göttliche, dem suchenden Menschen zu helfen, und lässt dessen Möglichkeiten unerschöpflich werden.

Nicht eher, als bis unser Leben fest ans Göttliche gebunden ist, können wir sagen, es sei wirklich gesegnet.

Die persönliche Beziehung mit dem Göttlichen ist entscheidend, ganz gleich, auf welchem Weg sie gewonnen wird.

Es geht darum, persönliche Beziehungen mit dem Göttlichen anzuknüpfen.

Ohne die Hilfe des Unendlichen ist der Mensch nicht stark und gesegnet. Er kann noch so gelehrt oder noch so begabt sein, noch so reich an Gütern, immer wird das Leben einen Mangel aufweisen, immer bleibt irgendwo ein Rest von Ruhelosigkeit zurück. So bleibt der Mensch letztlich unbefriedigt.

Dieses Phänomen liegt zutiefst in allem Erschaffenen verborgen, weil im tiefsten Herzensinneren alles Endlichen das Unendliche ruht und niemand Frieden finden kann, bis er eben dieses Unendliche entdeckt hat und selbst zu ihm geworden ist.

herbst



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26./27. Januar 25./26. Mai 28./29. September
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30./31. März 27./28. Juli 23./24. November
27./28. April 24./25. August 28./29. Dezember

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