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ZWEIMONATLICH

Jahr 50

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ



November/Dezember 2015

  

INHALT

Texte aus Ansprachen und Gesprächen
von Swami Omkarananda

Christus, die Wahrheit
Erscheinung und Wirklichkeit
Die Unergründlichkeit der Wahrheit
Herzensreinheit
Die Größe des Menschen
Töne, Schwingungen, Mantras


winteranfang
Die Liebe, die im Herzen Christi ist, im Herzen der Wahrheit oder in deinem eigenen inneren Sein, ist so weit, unauslotbar und unendlich, dass es in ihr keine Richtungen gibt. In der Liebe, die Christus ist, gibt es keine Zeit, keinen Osten und keinen Westen. Es gibt weder Schmerz noch Vergnügen darin, sondern nur unendliche unermessliche Glückseligkeit und einen Ozean des Friedens.


Christus, die Wahrheit

Verdamme dich niemals selbst, denn dadurch würdest du dich vom Göttlichen abschneiden, den Kontakt mit dem Göttlichen verlieren, das dein Erlöser, dein unendliches Glück, deine Erfüllung und Vollkommenheit ist. Betrachte dich als höchst gesegnet, denn du bist eine Tochter oder ein Sohn des Göttlchen, und das Göttliche, das dich erschaffen hat, wohnt in dir, ungeachtet deiner äußeren Gegebenheiten. Du magst voller Unvollkommenheiten oder auch äußerst begabt und wunderbar sein – in beiden Fällen bist du höchst gesegnet. Die Möglichkeiten des Unendlichen sind in dir.

Nenne die Wahrheit Christus, nenne diesen Gott Christus oder gib Ihm irgendeinen anderen Namen – sprich seinen Namen aus, und Er steht schon vor dir.

Doch wer unter all den Millionen von Menschen denkt schon an Christus, fühlt seine Gegenwart, nutzt seine Segnungen, entfaltet seinen Frieden? – Es sind wenige!

Das menschliche Leben kann nicht von seinen Begrenzungen befreit, kann nicht erleuchtet und vervollkommnet werden ohne die Gemeinschaft mit Christus, dem Unendlichen, der Wahrheit, dem Göttlichen.

Der Mensch ist endlich und begrenzt, und braucht deshalb das Unendliche, Unbegrenzte – das Göttliche.

Ohne das Göttliche ist das Leben den widrigen Winden des Schicksals ausgesetzt. Wenn dasLeben auf den Felsen des Unendlichen gegründet ist, kann kein Wind oder Sturm es umblasen, kein Unglück kann es berühren. Deshalb sagt der

Gottliebende: „Wenn mein Herz bei Christus weilt, haben Unglück und Tod keine Macht über mich!“

Angenommen, die Stunde des Todes nähert sich: Der Tod kann nur den Körper wegnehmen, den Körper, der schon abgenutzt und alt ist.

Christus gibt dem, der Ihn liebt dafür einen anderen Körper, einen herrlichen Körper.

Körper können ausgewechselt werden. Mit dem Verlust des Körpers ist nichts verloren.

Wir haben das ewige Leben in Christus. In unserer Gemeinschaft mit Christus haben wir ein unzerstörbares Leben, ein immerwährendes Leben, ein überfließendes Leben, ein göttliches Leben.

Dass wir Christus brauchen, liegt allein schon in der Beschaffenheit des Lebens begründet.

Religion und Gott sind Lebensnotwendigkeiten. Du hast eine Lunge. Sie braucht Luft. Luft ist zur Erhaltung des Lebens unerlässlich. Du hast auch eine Seele, ein geistiges Herz.

Für sie ist es notwendig, in Einklang mit dem Göttlichen zu sein. Für sie ist es eine Notwendigkeit, die Gegenwart Gottes einzuatmen, den Frieden Gottes, die Freude Gottes, die Fülle Gottes, die Weisheit Gottes.

winter

Gott ist also eine in der Beschaffenheit des Menschen begründete Notwendigkeit.

Niemand kann Ihn vermeiden. Wer versucht, Ihm aus dem Weg zu gehen, macht sich selbst arm, unglücklich, begrenzt seine Kraft, seine Weisheit, seinen Frieden, seine Freude, seine Vollkommenheit, sein ganzes Sein und Wesen.

Wer in Einklang mit Christus ist, ist in Einklang mit dem unendlichen Frieden. Keine Tragödie des Lebens, kein Unglück kann einem solchen Menschen etwas anhaben. Er wird von innen heraus durch unerschöpfliche Kraftquellen erhalten.

Je mehr du dich Christus zuwendest, desto mehr wird Christus auf dich aufmerksam.

Er antwortet dir. Es kommt zu einer Wechselwirkung der Liebe; eine Beziehung entsteht.

Je mehr Christus Teil deines Lebens wird, desto mehr überwindest du deine menschlichen Begrenzungen.

Der Tod ist nicht natürlich für dich. Der Tod verschwindet von selbst, wenn du hier und jetzt eintauchst in die Erfahrung des immerwährenden Lebens.

Wer Christus liebt, liebt die unendlichen Werte, die ewigen Werte.

winter

Mit allem Reichtum der Welt kannst du dir den höchsten Frieden nicht erkaufen. Doch die Liebe zu Christus schenkt dir den höchsten Frieden. Alle Schätze dieser Erde sind nutzlos, wenn es darum geht, unendliche Glückseligkeit, wirkliche Glückseligkeit, immerwährende Glückseligkeit zu erlangen. Doch die Liebe zu Christus, die Verehrung Christi wird dir diese höchste Seligkeit schenken.

Nichts kann dir Unsterblichkeit, Unzerstörbarkeit und ewiges Leben gewähren. Die Liebe zu Christus aber kann es!

Die Erkenntnis Christi, die Verehrung Christi, die bewusste Anerkennung der Gegenwart Christi, die intensive Sehnsucht, dein Leben nach den Werten, die Christus verkörpert, auszurichten: Das wird dir Unsterblichkeit und unvergängliche Schätze einbringen.

swami

Wenn die Welt einmal zerstört ist, wenn Sonne und Mond nicht mehr scheinen, wirst du immer noch da sein, und immer noch wirst du die Schätze besitzen, mit Hilfe derer du selbst neue Welten erschaffen kannst. Solche Schätze erhältst du durch die Liebe zu Christus, durch die Verehrung Christi, durch die Erkenntnis und die Erfahrung Christi, durch ein Leben in Christus.

Wenn du in Christus lebst, gibt es weder Vergnügen noch Schmerz, sondern nur noch unendliche Glückseligkeit. Wenn du bewusst in Christus weilst, wirst du weder Hässliches noch Schönes erfahren, sondern nur noch höchste, unendliche Schönheit.

In Christus erfährst du nicht das Gegensatzpaar von Freiheit und Begrenzung, sondern nur die höchste Freiheit, jene Freiheit, wie sie allein die Wahrheit dir gewähren kann.

Deshalb sage ich: Wenn du Freiheit willst, geh’ nicht nach Rom. Wenn du Freiheit willst, geh’ nicht nach Jerusalem. Wenn du Freiheit willst, geh’ nicht in den Himalaya oder an irgendwelche einsamen Plätze. Wenn du Freiheit willst, wirst du sie nicht im Kampf gegen die Regierungen finden. Auf all diese Weisen wirst du niemals Freiheit finden. Wenn du wirkliche Freiheit willst, dann wende dich der Wahrheit zu, wende dich Christus zu!

„Die Wahrheit allein macht euch frei“, sagt die Bibel, sagen die Erfahrungen der Heiligen und Weisen.

In Christus ist wirkliche Freiheit und wirkliche Schönheit.

Wenn du Liebe willst, denke nicht, du wirst sie von deinen Freunden oder deiner Mutter bekommen! Selbst die Liebe, die eine Mutter geben kann, ist begrenzt. Sie liebt und hasst zugleich. Vielleicht liebt sie ihre Tochter und hasst ihren Mann; ihre Liebe ist unvollkommen.

Wenn du wirkliche Liebe willst, dann wende dich nicht deiner Mutter, deiner Frau oder deinem Mann zu, sondern liebe Christus, denn die Liebe, die Christus ist, ist grenzenlos; in ihr gibt es weder Ost noch West, in ihr sind alle gleich, in ihr ist Vollkommenheit, in ihr sind alle Unterschiede aufgehoben.

Auf diese Liebe kannst du dich verlassen. Sie ist immer bei dir und wird dich nie enttäuschen. Sie wird dich mit Schätzen aller Art beschenken, mit ewigen Werten, mit ewiger Schönheit. Sie macht dich unsterblich und lässt dich in allen Umständen des Lebens weise, friedvoll und glücklich sein.

Lebe in Christus – es gibt nichts Wertvolleres als das! Du kannst nichts Besseres tun als das!

winter

Wo Leben ist, da ist auch der Tod. In Christus gibt es weder Leben noch Tod, sondern nur ewiges Leben, immerwährendes Leben, erfülltes Leben, vollkommenes Leben, göttliches Leben. Der Gottliebende transzendiert die Begrenzungen der menschlichen Erfahrung. Er überschreitet die Begrenzungen der menschlichen Sinne. Für ihn gibt es weder Vergnügen noch Leiden, sondern nur die ewige Freude der Gegenwart Gottes, die immerwährende Glückseligkeit, die absolute Glückseligkeit. Wer diese Glückseligkeit besitzt, wünscht sich nichts anderes mehr.

winter

Im Göttlichen gibt es nicht Ruhe und Ruhelosigkeit, sondern nur unendliches Schweigen, unendlichen Frieden, unendliche Ruhe, absolute Ruhe – das ist Christus. Das muss erfahren werden, und du als Mensch kannst es erfahren. Niemand sonst in der ganzen Schöpfung ist imstande, dies zu erfahren. Gott hat die Welt erschaffen, hat schöne Blumen erschaffen, doch keine Blume kann Gott erfahren, kann Gott verherrlichen, kann das Evangelium Gottes predigen oder das Licht Gottes sehen. Wie sensitiv die Blume auch für das physische Licht sein mag, so fehlt ihr doch die Fähigkeit, Christus zu erfahren. Der Mensch allein hat dieses Privileg.


Gott hat die ganze Welt erschaffen. Er hat dem Elefanten einen riesigen Körper und gewaltige Kraft gegeben. Er hat die Schlange und den Papagei erschaffen. Er hat die Blumen gemacht, die köstlichen Früchte, den wunderbaren Himmel, die blauen Ozeane, die grünen Felder, all die schönen und vielfältigen Dinge und Lebewesen.

Doch als Er den Menschen erschaffen hat, hat Er sich selbst in ihn hineingelegt und seine Wohnung in seiner innersten Seele genommen. Nur der Mensch kann das Göttliche erfahren, kann Hingabe entwickeln, sein Herz reinigen, göttliche Weisheit erlangen, Gott wahrnehmen, Gott, der nicht mit den körperlichen Sinnen wahrnehmbar ist, doch in und jenseits der Schöpfung vom Auge der inneren Seele geschaut werden kann.


Betrachte es als ein großes Glück, dass du dich Christus zugewandt hast und über Ihn nachdenkst. Das tiefe Nachdenken über Gott, über Christus, wird zur Grundlage weiteren Fortschritts.

Je größer die Weisheit, desto wunderbarer ist der innere Charakter, der über alles Gute und Schlechte in der Welt erhaben ist, über Schmerz und Vergnügen, über Leben und Tod, über alle Gegensätze, über alle Erfahrungen in Zeit und Raum.

Du bist ein Kind des Lichts, ein Kind Christi; Christus wohnt in dir. Deshalb kannst du unendliche Glückseligkeit und absolute Liebe erfahren, eine Liebe, in der es weder Ost noch West gibt.

Der Mensch ist im allgemeinen von schweren Begrenzungen beherrscht. Ständig wird er von den gegensätzlichen Eigenschaften seiner eigenen Natur geplagt. Er macht überall Unterschiede. Er ist in der Erfahrung von Gegensätzen verloren. Er ist ruhelos und hat Probleme, das Leben ist für ihn ein Rätsel.


Der in und mit Christus lebende Mensch hingegen liebt alle, Freunde und Feinde, da er in beiden die Gegenwart Christi erkennt. Er steht über Freude und Leid und lebt in beständigem Glück, in unendlichem, von allem unabhängigen Glück. Er braucht keine kühle Brise, um sich in der Sommerhitze gut zu fühlen. Er braucht nichts, um glücklich zu sein. Glückseligkeit strömt aus seinem Herzen, in allen Umständen des Lebens. Eine grenzenlose Glückseligkeit erfüllt seine bewusste Erfahrung. Zu jeder Zeit des Tages und zur finstersten Stunde der Nacht ist er Zeuge des grenzenlosen Lichts, das Christus ist. Er lässt sich weder vom Tod beeindrucken noch von dem neuen Leben, das geboren wird. Er ist die Quelle des immerwährenden Lebens. Er ist in der Unsterblichkeit verwurzelt. Er hat die Erfahrung des unendlichen Lebens, des überfließenden Lebens, des Christus-Lebens; mit dieser Erfahrung lebt und wirkt er in der Welt. Er allein ist fähig, die Botschaft Christi mit der Autorität zu verkünden, die ihm die Erfahrung Christi verleiht.


Je mehr wir über Christus als die Wahrheit, die war, ist und sein wird, nachdenken, über Christus als die grenzenlose Liebe, in der es weder Freund noch Feind gibt, desto mehr wird unser Herz gereinigt, erhoben und befreit vom Zugriff der Unreinheit, der Sünde, des Irrtums und anderer Begrenzungen. Das Christus-Leben ist das wahre Leben, ein gesegnetes Leben, ein herrliches Leben; es muss hier und jetzt erfahren werden.

Die Liebe zu Christus muss entwickelt, die Erkenntnis Christi erlangt werden. Jeder Mensch, der die Wahrheit kennt und erfährt, kennt und erfährt Christus, erfährt unendliche Liebe, erfährt jenes Licht, das über dem Gegensatz von Licht und Dunkel steht.

Das Licht der Sonne steht im Gegensatz zur Dunkelheit. Es ist ein begrenztes Licht. Christus ist kein solches Licht. Er ist grenzenloses Licht, unendliches Licht, göttliches Licht, ein vollkommen schönes Licht, ein allvollkommenes Licht.

Die Liebe in der menschlichen Erfahrung hat den Hass als Gegensatz. Die Liebe in Christus hat überhaupt keinen Gegensatz, sie ist unendlich, unbegrenzt, allvollkommen, alles einschließend, alles transzendierend, alles segnend. Eine solche Liebe musst du erlangen. Sei nicht zufrieden mit der menschlichen Liebe, die schnell von anderen, von negativen Emotionen überschattet wird. Befreie dich aus der Umklammerung der menschlichen Natur durch aufrichtige Hingabe an Christus. Wenn die Liebe zu Christus aufrichtig, stark und machtvoll ist, erzeugt sie ihr eigenes Feuer, das alle Unreinheiten verbrennt. Ein Prophet sagt in der Bibel:

„O Herr, die Liebe zu Dir hat mich verzehrt!“

Das heißt, sie hat ein Feuer erzeugt, das alle Unreinheiten verbrannt hat, einschließlich des Egos und der Persönlichkeit, mit dem Ergebnis, dass am Ende nur Christus übrig bleibt.

Er allein ist.

winter

Erscheinung undWirklichkeit

„Der Geist soll also frei sein, dass er an allen nennbaren Dingen nicht hange und dass sie nicht an ihm hangen.

Ja, er soll noch freier sein: also frei, dass er für all seine Werke keinerlei Lohn erwarte von Gott.

Die allergrößte Freiheit aber soll diese sein, dass er all seine Selbstheit vergesse und mit allem, was er ist, in den grundlosen Abgrund seines Ursprungs zurückfließe.“

Meister Eckhart

Eine der besten Übungen ist es, dein Herz und deine Intelligenz dazu zu erziehen, zwischen Wirklichkeit und Erscheinung zu unterscheiden. Wirklichkeit ist das, was unbegrenzt ist. Wirklichkeit ist das, was unsterblich und unvergänglich ist. Wirklichkeit ist das, was vollkommen ist. Wirklichkeit ist das, was Gott oder das Königreich des Himmels genannt wird. Erscheinung hingegen ist alles, was du mit den Sinnen wahrnehmen kannst. Die Welt, die du mit deinen Augen siehst, ist eine Erscheinung. Sie ist unwirklich.

Erscheinungen bestehen den Test der Wahrheit nicht. Erscheinungen haben einen Anfang und ein Ende. Sie sind begrenzt, sie sind vergänglich, ändern sich und spenden keine wahre Freude. Sie machen das Herz des Menschen unglücklich.

Die Menschen und Dinge, die du um dich herum siehst, sind Erscheinungen. Was in ihnen ist, ist Wirklichkeit.

Das Wirkliche ist für die körperlichen Sinne unsichtbar.

Es kann nur mit dem Auge des Selbst in dir, mit dem Auge des göttlichen Bewusstseins wahrgenommen werden.

Dein Körper ist eine Erscheinung, dein Name ist eine Erscheinung, deine Form ist eine Erscheinung. Alles, was du tust und was du bist, gehört dem Reich der Erscheinungen an, aber das, was in dir ist, das Unsichtbare in deinem sichtbaren Körper, das Unendliche in deiner endlichen Form, das Unvergängliche in deinem vergänglichen Körper, das, was von nichts begrenzt werden kann, das Ungeborene in deinem geborenen Körper, das Unsterbliche in deinem sterblichen Körper: Das ist die Wirklichkeit, das ist die Wahrheit, das ist Gott.

Erkenne diese Wahrheit, verstehe diese Wahrheit, richte deine volle Aufmerksamkeit auf diese Wahrheit, liebe diese Wahrheit, verehre diese Wahrheit, werde zu dieser Wahrheit, sei diese Wahrheit!

Diese Wahrheit ist eine nur. Sie ist vollkommen. Sie ist namenloses, formloses Licht.

Wenn du deinen Körper für etwas Wirkliches hältst, hast du ein Problem. Dann hast du körperliche Wünsche und Nöte, du bist im Körper eingesperrt, du bist in einem Zustand der Unwissenheit, du leidest und bist unglücklich.

Wenn du aber weißt, dass der Körper nur eine Erscheinung ist, dass er nicht ewig lebt, dass er einst geboren wurde und bald sterben wird, dass er nicht dein wahres Selbst ist, dass er nicht wirklich zu dir gehört und dass du ihn auch trotz aller Anstrengung nicht behalten kannst – dann bist du ein weiser Mensch, dann hast du das Licht der Erkenntnis, dann bist du auf dem rechten Pfad, dann wirst du als Belohnung das ewige Leben erlangen. Du wirst einen Frieden haben, der durch nichts zerstört werden kann, eine Freude, die unbegrenzt ist, eine Kraft, die absolut ist.

Unterscheide deshalb immer zwischen den vielfältigen Formen der Erscheinung und der einen Wirklichkeit.

Alles, was du durch die Sinne erfährst, ist nicht wirklich, nicht absolut wirklich und wahr wie das göttliche Selbst in dir, wie das göttliche Bewusstsein in dir, wie Gott.

Ziehe dein Bewusstsein und deine Intelligenz von äußeren Dingen zurück, von jenen Dingen, die durch die körperlichen und mentalen Sinne sowie alle Instrumente der indirekten Wahrnehmung erfahren werden. Klammere dich an die Wirklichkeit in allen Dingen. Kehre stets zur Wirklichkeit in allen Dingen und Wesen zurück.

Wer formte die Wesen und Dinge? Wer erhält sie? – Das, was die Welt, die Wesen und alle Dinge erschaffen hat, kann nicht gesehen werden. Doch gerade das, was nicht durch die Sinne wahrgenommen werden kann, ist Gott oder die Wahrheit.

Gott wohnt in den Wesen und Dingen als zeitlose, formlose, namenlose Wirklichkeit und Wahrheit.

Körperliche Augen können die Wahrheit nicht erblicken, doch das Auge der Weisheit sieht sie, intuitive Wahrnehmung erfährt sie.

Löse dein Herz deshalb beständig von den Erscheinungen los. Richte deine Aufmerksamkeit stets auf die Wirklichkeit.

Die Wirklichkeit ist Gott. Lass dein Herz immer bei Gott sein, bei Gott allein!

Sei kein Narr, der sich im Irrgarten der Erscheinungen verliert! Sei weise und befreie dich von Illusion und Täuschung! Lasse dich von nichts, was dir deine Sinne vorgaukeln, in die Irre führen!

Entwickle die höheren Kräfte deines Bewusstseins. Sieh die Welt mit den Augen Gottes! Erfahre die Wahrheit, und als Wahrheit erfahre die äußere Welt! Gib die Sehnsucht deines Herzens nach äußerlichen Dingen auf und richte sie auf die innere Essenz in ihnen! Lasse Gott zuerst und zuletzt bei dir sein! Sei in Gott, erkenne Gott, und lasse dich nicht von den gesehenen Formen täuschen!

Die Formen von Personen und Dingen – nichts davon ist wichtig.

Die Wahrheit allein ist wichtig. Wenn du sie hast, bist du Meister des ganzen Universums. Wenn du die Wahrheit nicht kennst, bist du ein Narr, auch wenn du der reichste Mensch der Welt, ein berühmter Professor an einer großen Universität oder Präsident einer mächtigen Nation wärst.

Werde weise und sieh das Universum, wie es wirklich ist! Erfahre die Wahrheit überall!

Lasse dich nicht länger vom Netzwerk der Erscheinungen täuschen! Erhebe dein Bewusstsein immer wieder zu Gott!

In den endlichen Dingen nimm das Unendliche wahr! In den Individuen lass dein Herz das Absolute erfühlen! Übe diese Disziplin, die Erscheinung und Wirklichkeit unterscheidet! Es ist keine leichte Übung; große Reinheit ist nötig. Große Gutherzigkeit, die Gnade Gottes und der Segen des Meisters sind notwendig. Um diese zu erlangen, musst du für Gott arbeiten, für Gott leben, für Gott atmen und all deine Energien durch selbstlosen Dienst transformieren.

Tue nichts Selbstsüchtiges! Befreie dich von der Unwissenheit des Egos! Löse deine Individualität durch eine Tätigkeit auf, die dem allgemeinen Wohlergehen dient! Sei ein Held, schließe keine Kompromisse mit der Welt der Erscheinungen! Lass dich nicht von deinem größten Feind herunterziehen – deinem kleinen persönlichen Ich, dem Ego.

Die Wirklichkeit in dir ist dieselbe Wirklichkeit, die in allen ist. Der allwissende Gott ist in dir und in allen.

Lass dein Herz alle verehren, lieben und allen dienen. Befreie dich von enger Selbstliebe und allen Arbeiten und Aktivitäten, die nur deinem persönlichen Gewinn dienen. Führe ein Leben, von dem Tausende profitieren, und die Übung der Disziplin der Unterscheidung zwischen Wirklichkeit und Erscheinung wird dir leicht fallen.

Reinige dich, indem du dich im Dienst Gottes selbst vergisst und lass alle Zweifel beiseite, denn du bist auf dem richtigen Pfad. Es gibt niemanden, der dich auf dem Pfad der Wahrheit und Weisheit täuschen könnte, denn du bist auf dem Pfad des allsehenden und gerechten Gottes. Erziehe dein Bewusstsein zur Erfahrung der Wirklichkeit! Sei tapfer und weihe Gott deine Gedanken und deinen Willen.

Bemühe dich nicht um eine gute Stellung in der Gesellschaft, sondern suche nach dem Königreich des Himmels.

Strebe das Höchste an und sei bereit, den Preis zu zahlen, der nötig ist, um den Pfad des Höchsten zu beschreiten.

Übe dich beständig in der Disziplin der Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen, dem Vergänglichen und dem Unvergänglichen!

Alles, was du siehst, was du berührst, alles, womit du umgehst, alles, was du fühlst und weißt, ist dem Untergang geweiht, denn all das gehört dem Reich der Erscheinungen an.

Doch in allem ist etwas, das man die Wahrheit, Gott, das Königreich des Himmels, die unendliche Energie, die absolute Macht, die eine Wirklichkeit nennt: Damit sollst du dich befassen. Lasse den Gedanken an Gott von dir Besitz ergreifen.

Lasse Gott das Wichtigste in deinem Leben sein!


Die Unergründlichkeit der Wahrheit

„Nur wer sich total vergisst, kann erfahren, wer er ist.“

Andreas Tenzer, Philosoph und Pädagoge

Es ist eine Tatsache, dass wir immer von Angesicht zu Angesicht mit der unendlichen Wahrheit sind. Wir sind diese Wahrheit! Diese Wahrheit ist in uns, rings um uns herum, oben, unten, überall.

Wo immer wir uns auch aufhalten mögen, wir sind stets im Raum. Der Raum ist in uns, umgibt uns, ist um uns herum. Überall ist Raum. Wir können nicht aus dem Raum herausfallen, nicht vom Raum getrennt werden. Und nichts kann uns von der Wahrheit trennen.

Das Wesen der Wahrheit ist unendliche Liebe, unendliche Freude, unendlicher Frieden, unendliche Vollkommenheit, unendliches Bewusstsein, unendliche Intelligenz, Weisheit, Vollkommenheit, ewiges Leben. Die Wahrheit ist das Reich Gottes in uns, in allem und überall. Die Wahrheit war, ist und wird immer sein.

Denke einmal nach, besinne dich! – Woher kommst du? Wo liegt dein Ursprung?

Gehe zurück in der Zeit: Wo und was warst du vor deiner Geburt? Irgendwo hast du existiert, als Mensch oder als ein anderes Lebewesen – und davor? – Dieselbe Geschichte: Ein Leben nach dem anderen hast du gelebt. Wie lange? Wo ist der Anfang?

Sagen wir einmal, der Anfang war, als der Schöpfer diese ganze Schöpfung geschaffen hat. Aus dem Herzen der unendlichen Wahrheit, des unendlichen Bewusstseins, entfaltet sie sich plötzlich wie die Traumwelt in deinem Traum, in dem Tiere, Gärten, Berge, Flüsse, Meere, Städte und so weiter zu sehen sind.

Wie oder auf welche Weise entfaltet sich diese Welt in deinem Traumzustand? – Es geschieht plötzlich!

Wie hat sich die ganze Schöpfung entfaltet? – Sie ist plötzlich im Herzen der unendlichen Wirklichkeit entstanden.

Die unendliche Wirklichkeit ist unendlich vollkommen, und in dieser Vollkommenheit gibt es alle Möglichkeiten, alle Arten von Kräften, alle Arten von Schönheit, jede Art von Reichtum, endlose Mächte und Kräfte, endlose Energien, endlose Farben. Und das ist Gott.

Das ist auch deine Herkunft. Auch du bist aus dieser unendlichen Wirklichkeit geboren, bist von einem Leben zum anderen gewandert und bist jetzt hier.

Wo war das Universum, bevor es entstand? – Es war in der Intelligenz Gottes, im Herzen Gottes, im Wesen Gottes, im Wesen der Wahrheit. Das bedeutet, dass auch du in dieser Wahrheit warst, und zwar als Wahrheit. Und als Wahrheit hast du das Wesen der Wahrheit genossen, das wahre Wesen der Wahrheit als absolutes, vollkommenes, ewiges Leben. Dort warst du, das ist deine Herkunft.

Die Spuren dieser Herkunft sind auch jetzt noch in deiner Seele sichtbar. Die zeitlose, raumlose Freude, deren du dich im Herzen Gottes erfreut hast, ist auch jetzt in dieser menschlichen Gestalt, in diesem Leben noch verfügbar, erfahrbar, und zwar im Tiefschlafzustand, in dem du in zeitlose Glückseligkeit versunken bist.

Und nicht nur das: Du sehnst dich nach Vollkommenheit. Du willst schön sein. Du willst, dass dein Körper schön ist und bleibt. Du liebst schöne Gedanken und Gefühle. Du machst dein Haus und deinen Garten schön. Du sehnst dich ständig nach Schönheit.

Jemand schenkt dir ein wunderschönes Schloss. Du pflegst es und willst, dass es immer schön sein soll. Aber du bist nicht zufrieden, schließlich ändert die Zeit alles. Das Schloss wird ein Ort der Quälerei, des Leidens, der Frustration; tausend Probleme tauchen auf, und am Ende kommt der Krieg und zerstört alles.

Du sehnst dich nach Liebe, nach dauerhafter Liebe und Schönheit. Du willst nicht sterben, du willst auch nicht, dass deine Kinder, Freunde und Verwandten sterben; alle sollen am Leben bleiben.

Du sehnst dich nach ewigem Leben, nach vollkommenem, wahrem Leben. Dieses wahre Leben gibt es nur in der Wahrheit. Die wahre Schönheit, eine ewige und dauerhafte Schönheit, gibt es nur in der Wahrheit.

Und die Wahrheit trägst du ja ständig in dir! Sie ist unzertrennlich von dir, wie der Raum unzertrennlich von jeder körperlichen Gestalt ist.

Deine Herkunft ist von Gott, von der unendlichen Freude. Du stammst aus der unendlichen Freude, aus dem unendlichen, ewigen, absoluten, vollkommenen Licht, und dieses Licht ist vollkommenes Leben, vollkommene Schönheit, vollkommene Freude, Vollkommenheit jeder Art. Dieses vollkommene Licht ist jetzt in dir!

Deine Sehnsucht nach Schönheit und Liebe – wahrer, dauerhafter, ewiger Liebe, allerfüllender Liebe, absoluter Liebe – ist eine Spur deiner Herkunft.

Und es gibt auch eine Spur, die in die Zukunft weist. Auch wenn du schon endlose Leben und Tode hinter dir hast, gibt es eine Hoffnung, und sie ist in dieser Botschaft enthalten.

Wenn du sie aufmerksam liest und hart um die Vollkommenheit kämpfst, dich mit äußerster Kraft bemühst, nur Gutes zu tun, zu denken und zu fühlen, wenn du das zur Grundlage deines geistigen Lebens machst und hohe geistige Werte verfolgst und schließlich zur Gotterfahrung gelangst, dann bist du, während du in die Zukunft zu gehen glaubtest, dorthin zurückgegangen, woher du gekommen bist: zurück zum absoluten Leben, zum vollkommenen Leben, zum endlosen Licht, zur endlosen Schönheit, zum endlosen Bewusstsein, zum endlosen Wissen. Darin liegt vollkommene Freude, vollkommene Liebe.

Von der Wahrheit zur Wahrheit führt dein Pfad

Deine Herkunft liegt in der endlosen Vollkommenheit Gottes. Deine Zukunft liegt in der endlosen Vollkommenheit Gottes. Und wenn du auf deiner Wanderung von Gott zu Gott alle möglichen Tragödien erlebst und endlose Mühen auf dich nimmst, so ist das bedeutungslos, weil es sich nur um eine flüchtige Angelegenheit handelt, eine vorübergehende Geschichte.

Niemand kann ewig leiden! Ein ewiges Leiden in einer ewigen Hölle gibt es nicht! Das ist eine irreführende Phantasievorstellung. Gäbe es eine ewige Hölle mit einem ewigen Leiden, dann würde das die Existenz Gottes verneinen.

Die Existenz Gottes ist ewige Freude, unendliche Freude. Gott kann nicht ewig einen Todfeind oder eine Hölle vor sich haben. So etwas gibt es nicht.

Kein Alptraum dauert lange. Nur die Freude dauert für alle Ewigkeit, weil die Freude wirklich und eine Eigenschaft Gottes ist. Freude ist das Wesen Gottes, und dieser Gott ist in dir.

Liebe ist wirklich, Frieden ist wirklich, denn sie sind Eigenschaften der Wirklichkeit, der Wahrheit Gottes in dir. Sie sind wirklich, weil sie aus der Wirklichkeit stammen, aus Gott, aus der Wahrheit.

Leiden, Kummer, Sorgen, Zweifel, Tod und Finsternis sind flüchtige Phänomene. Kein wahrer Mystiker, kein wahrer Heiliger, kein wahrer gottsuchender Mensch weint und klagt; sie wissen nämlich, dass ihr Ursprung in der unendlichen Vollkommenheit Gottes liegt. Sie wissen, dass ihre Zukunft die unendliche Vollkommenheit Gottes ist. Was dazwischen geschieht, spielt keine Rolle.

Das Leben unseres Lebens ist Gott, und dieser Gott gibt uns diese Botschaft, und diese Botschaft löst all unsere Sorgen und Probleme, Kummer und Leiden auf. Wenn du Kummer hast, dann bedeutet das, dass du die Weisheit jener Wissenschaft nicht besitzt, die auf die Frage nach dem Ursprung des Universums antwortet: Der Ursprung des Universums ist im göttlichen Bewusstsein. Er muss im göttlichen Bewusstsein sein. Und das Wesen des göttlichen Bewusstseins ist Vollkommenheit.

Wo fand der Alptraum, den du hattest, statt? – In deiner eigenen Intelligenz. Wohin ist er verschwunden? – Zurück in deine eigene Intelligenz.

So entstehen auch die Universen aus der Intelligenz Gottes und ziehen sich wieder in die Intelligenz Gottes zurück. Und das Wesen der Intelligenz Gottes ist unendliche Vollkommenheit.

Wir kommen aus dem Herzen Gottes und kehren ins Herz Gottes zurück.

Aufgrund dieser Tatsache sind wir Kinder Gottes. Was sich in der Zwischenzeit ereignet, ist nur ein Traum. Deshalb können wir Leiden ertragen, denn sie bedeuten nichts, sie sind nicht unser Wesen, nicht unsere Bestimmung, sie sind ein vorübergehendes, flüchtiges Phänomen.

Wir sind in Christus, waren in Christus und gehen zu Christus zurück. Christus ist nur ein anderer Name für die zeitlose, raumlose Vollkommenheit, für das ewige Leben, das war, ist und immer sein wird. Das ist unser Herz, das ist unser Wesen, das ist unsere wahre Seele. Das sind wir!

Alles andere geht vorbei, ist nur ein flüchtiger Traum, ein Theater, eine Rolle, die wir spielen, über die man sich – wenn man zur Weisheit gelangt ist – keine Sorgen macht und keine Tränen vergießt.

Ertragen wir unsere Alpträume, weil sie eben nur Träume sind, nicht Wirklichkeit. Sie hinterlassen keine Spuren. Nichts in der Schöpfung kann uns berühren, nichts kann uns zerstören. Kein Leiden ist zu groß für uns; es ist vorübergehend, eine flüchtige Erscheinung auf dem ewigen Hintergrund der Wahrheit.

Die Erscheinung währt nur so lange, als du die Welt durch deine begrenzten, sinnlichen Organe betrachtest. Sie verschwindet, sobald du sie verneinst und dich selbst in der Wahrheit verwurzelst, in Gott, in Christus – sei es durch Wiederholung des Mantras, durch ein gutes und geistiges Leben, durch diese oder jene Methode, durch Reinheit des Herzens oder durch die Weisheit der unendlichen Wahrheit.

Von Gott zu Gott geht unsere Reise. Wir waren in Gott, wir sind in Gott und wir bleiben in Gott. Wenn wir unseren Blick nach innen wenden, sind wir von Angesicht zu Angesicht mit Gott. Wenn wir die äußere, materielle Welt mit unseren Sinnesorganen betrachten, dann erfahren wir Vielfalt, Unvollkommenheiten, Probleme, Leiden und so weiter.

Leiden ist das Wesen eines jeden begrenzten Dinges. Das ist unvermeidlich. Die Erde leidet, die Erde vergeht. Das Universum hat Schönheiten, aber auch Hässlichkeiten. Der Wald ist schön, aber da gibt es auch Grausamkeiten; ein Tier frisst das andere auf grausame Art und Weise. In der Schöpfung ist das unvermeidlich. Aber all das sind wir nicht!

Wir sollen die ganze Schöpfung zu Gott erheben. Wir sollen der ganzen Menschheit als Vorbild dienen und ihr zeigen, wie sie ganz bewusst das unendliche Leben, das ewige Leben, das vollkommene Leben, die vollkommene Freude erlangen kann.

Jeder Mensch hat die Wahl: Er kann ein sinnliches Leben führen, das Täuschung und Alpträume nach sich zieht, ihn jeder Art von Elend ausliefert, oder sich für das wunderbare geistige und göttliche Leben entscheiden, ein Leben in Weisheit und göttlicher Intelligenz. Ein Leben mit einer Vernunft, die sieht, was die Wahrheit ist, eine Vernunft, die Schwächen und Unvollkommenheiten erkennt und uns antreibt, nach Vollkommenheit und Schönheit, nach der Erfahrung des unendlichen Lebens zu trachten und darum zu kämpfen.

winter

Denke immer daran, dass die Welt nur eine Projektion des menschlichen Geistes ist; und dieser ist im Selbst.

Wo immer der Körper sich befinden mag, das Gemüt muss unter Kontrolle gehalten werden. Der Körper bewegt sich, nicht aber das Selbst. Die Welt ist im Selbst.

Das ist alles.

Ramana Maharshi

Herzensreinheit

Entsagung ist die Entschlossenheit, frei zu sein – nicht nur von irgendeiner Form des Leidens, sondern auch von den Ursachen des Leidens. Entsagung beinhaltet die Bereitschaft, dieses Leiden mitsamt seinen Ursachen aufzugeben.

Deshalb erfordert Entsagung großen Mut.

Tibetischer Buddhismus

Die Beschaffenheit deiner inneren Natur erkennst du daran, wofür du dich entscheidest, wie du auf die Umgebung reagierst, wie du denkst und fühlst.

Du bist selbst der beste Richter, um zu beurteilen, ob du täglich an Herzensreinheit zunimmst oder nicht.

Versuche deine innere Reinheit zu vermehren. Wenn du deinen Körper und deine Kleider sauber hältst und dein Gesicht schön schminkst, ist das kein Anzeichen von Reinheit; es kann im Gegenteil Zeichen oder Symbol eines inneren Zerfalls sein, besonders, wenn du es übertreibst und es für dich sehr wichtig ist.

Innere Reinheit wird sichtbar in deiner zunehmenden Geduld, in zunehmender innerer Strahlkraft, innerer Heiterkeit, zunehmender und unerschöpflicher Energie.

winter

Die Größe des Menschen

Wenn wir den Menschen richtig einschätzen wollen, müssen wir ihn vor dem Hintergrund des Schöpfers betrachten.

Der Mensch trägt all die unendlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten des Göttlichen in sich. Diese Tatsache wurde überall in der Welt und zu allen Zeiten immer wieder erkannt und ist Bestandteil aller Kulturkreise und Zivilisationen.

Wir besitzen ein intuitives Wissen von der Wahrheit. Es gibt Hinweise auf unsere Unsterblichkeit. Wir sind fähig, die Natur der Wahrheit zu verstehen und fühlen uns angetrieben, nach Vollkommenheit zu streben. Wir konstruieren Wissenssysteme und streben nach Schönheit. All das ist möglich, weil eine unerschöpfliche Quelle an Fähigkeiten und Möglichkeiten in uns existiert.

Wir haben nur äußerliche und funktionelle Verknüpfungen mit der Natur, aber wir haben organische, dynamische und unzerbrechliche Beziehungen zur göttlichen Wirklichkeit, die das Unendliche ist.

Unser Wissen vom Göttlichen ist weit direkter als das Wissen, das wir voneinander durch Vermittlung der Sinnesorgane erhalten können. Aus diesem Grund sind wir den Begrenzungen, in die wir heute eingeschlossen sind, nicht unentrinnbar ausgeliefert. Wir können die Barriere des Denkens, das uns gefangen hält, überschreiten. Im kontemplativen Bewusstsein können wir hier und jetzt die zeitlose, raumlose Wirklichkeit erfahren. Hier

und jetzt können wir die grenzenlose Schönheit und Freude, den Frieden und die Stille, die der unendlichen Wahrheit in uns angehören, genießen. Obschon der Mensch denkt, er sei ein Geschöpf, das auf dem Staubkorn Erde lebt, erstrecken sich Dimensionen in seinem Inneren, die die kosmischen, interstellaren Räume bei Weitem überschreiten. Die Größe des menschlichen Individuums ist unbeschreiblich!


Töne, Schwingungen, Mantras

Sogar dann, wenn man die Technik der Mantrawiederholung von nur einem einzigen Standpunkt, nämlich dem der Wissenschaft von den Tönen aus betrachtet, kann man mit Recht sagen, dass der geistige Mensch mit Hilfe dieser Technik fähig ist, in der lebendigen Gegenwart des Göttlichen zu leben.

Wir wollen das im Folgenden näher erläutern: Jeder Ton hat seine eigene Form, Farbe, Persönlichkeit und Energiestruktur.

Die Persönlichkeit der mystischen Silben, mitsamt ihrer Energiestruktur und ihren Farben, ist direkt das Göttliche selbst. Die Form, die beim Aussprechen der mystischen Silben erzeugt wird, ist von der Natur des Göttlichen, enthält in sich selbst die Gegenwart des Göttlichen.

Du kannst die Wahrheit dieser Tatsache selbst überprüfen: Wenn du ein reines Herz hast, wirst du fähig sein, in innerer Schau die Gegenwart des Göttlichen, die Gestalt des Göttlichen im Klangkörper der mystischen Mantras zu erblicken.

Alle großen Weisen der Vergangenheit können diese Tatsache bestätigen, und auch alle großen Weisen der Zukunft werden dazu in der Lage sein.

Die grobe Unwissenheit des verdrehten und durch Vorurteile eingeengten Denkens einer noch in den Kinderschuhen steckenden Wissenschaft kann solche Dinge nicht verstehen. Doch macht die Wissenschaft heutzutage schnelle Fortschritte, mit dem Ergebnis, dass immerhin Forschungen auf dem Gebiet der Töne und Schwingungen mit den heute verfügbaren, wenn auch noch sehr begrenzten Mitteln vorgenommen werden.

Durch das Aussprechen der Silbe OM und anderer mystischer Silben bilden sich psychische und noch subtilere Formen, in denen zuinnerst der Körper des Göttlichen weilt.

Der Mensch ist in seinem Denken und seiner Wahrnehmung so begrenzt, dass er für die Millionen von Wirklichkeiten, die ihn umgeben und durchdringen, kein Gespür hat. Jenseits seiner Wahrnehmung existieren jedoch alle möglichen Arten von Tönen und alle möglichen Wunder im Universum. Die Töne, die wir hören können, machen nur einen winzigen Bruchteil der gesamten Bandbreite aller existierenden Töne aus.

Die Fähigkeiten, über die wir in unserer gegenwärtigen Daseinsform verfügen, sind äußerst eingeschränkt. Wir nehmen die zahllosen, im Universum existierenden Wirklichkeiten gar nicht wahr. Wir sind nicht in der Lage, die Formen und Strukturmuster, die von Tönen erzeugt werden, zu sehen. So entgeht uns natürlich auch die Tatsache, dass im gleichen Augenblick, in dem wir eine mystische Silbe aussprechen, eine herrliche Struktur entsteht, die in sich die Form und Persönlichkeit des Göttlichen trägt.

Die Menschen erfreuen sich im allgemeinen an den Rhythmen der Mantras und singen sie gerne.

Vielleicht sind sie glücklich dabei und fühlen sich hernach etwas besser, ohne zu wissen warum. Sie haben vor allem keine Ahnung von den gewaltigen Veränderungen, die durch das Singen der Mantras entstehen. Sie sind blind gegenüber den unsichtbaren Strukturen der göttlichen Gegenwart, die beim Aussprechen der Mantras Form annehmen.

Heutzutage sind die Menschen sehr insensibel. Sie haben eine Verfeinerung ihrer Wahrnehmung dringend nötig. Diese Verfeinerung kann durch die Reinigung der menschlichen Natur und die Entwicklung einer durchdringenden Intelligenz erreicht werden.

Die Wissenschaft hat höchst komplizierte und empfindliche Apparate entwickelt, mit deren Hilfe sich einige der unsichtbaren Strukturen entdecken lassen. Das geläuterte Herz und der gereinigte Sinn jedoch entfalten von sich aus eine natürliche Fähigkeit, die es dem Menschen ermöglicht, jene unsichtbaren Dinge oder Strukturen wahrzunehmen.

Wir leben gegenwärtig in einer Welt tiefster und dunkelster Unwissenheit. Doch sind wir umgeben von Wirklichkeiten über Wirklichkeiten, und jenseits all dieser Wirklichkeiten befindet sich die höchste Wirklichkeit, der das menschliche Individuum in allertiefster Unwissenheit gegenübersteht und selbst deren bloße Existenz bestreitet.

Ein Wissenschaftler ist von solcher Ignoranz, dass er alles, was nicht in die enge Kategorie seines Denkschemas passt, als nicht möglich oder falsch bezeichnet. Und sollte er in die missliche Lage kommen, mit unwiderlegbaren Beweisen für die Existenz ihm unbekannter Tatsachen konfrontiert zu werden, dann tut er der Menschheit einen schlechten Dienst, wenn er diese Tatsachen sodann einfach in Begriffen dessen, was er schon kennt, interpretiert.

Angenommen, eine Frau geht zum Psychologen und sagt ihm, sie sei von einem Geist besessen, der sie misshandle.

Zunächst einmal wird der Psychologe nicht verstehen, was das alles soll, und sodann wird er sein Nichtverstehen durch dogmatische Feststellungen tarnen. Vielleicht wird er sagen: „Nein, nein, das ist nicht

möglich; es liegt an einem Defekt im Nervensystem des optischen Mechanismus; deshalb sehen Sie Gespenster. Es ist alles nur eine Einbildung.“

Erstens einmal verneint er, dass es etwas geben kann, was er nicht weiß. Zweitens, wenn es Beweise für Tatsachen gibt, die er bisher nicht zur Kenntnis genommen hat, interpretiert er diese in Begriffen seines eigenen bisherigen Wissens. Das ist ein unter den Wissenschaftlern weit verbreitetes Fehlverhalten.

Wenn jemand zum Ernährungsspezialisten geht, wird ihm dieser seine Probleme im Hinblick auf die Ernährungswissenschaft erklären. Der Mann hat vielleicht einen körperlichen Defekt, der mit der Ernährung nicht das Geringste zu tun hat, und trotzdem wird ihm unser Ernährungsspezialist freundlichst auseinandersetzen, dass alles von der Ernährung abhängt.

So ist es müßig zu spekulieren, was der Homöopath unserem Patienten sagen wird.

Natürlich wird er jede Krankheit auf homöopatische Zusammenhänge zurückführen. Unsere täglichen Erfahrungen bestätigen den Charakterzug der Wissenschaftler, alles in Begriffen dessen, was sie wissen, erklären zu wollen.

Es gibt, wie gesagt, Wirklichkeiten über Wirklichkeiten, von denen wir nur äußerst wenig wissen, und unsere Versuche, sie in Begriffen dessen, was wir wissen, zu erklären, sind ein schlechter Dienst, den wir hier leisten. Es ist eine Dummheit.

Stattdessen sollten wir versuchen, die Dinge von ihrem eigenen Wesen her zu begreifen.

Nun zurück zu unserem eigentlichen Thema:

In dem Augenblick, in dem die mystischen Silben ausgesprochen werden, entsteht eine besondere Struktur, eine bestimmte Persönlichkeit, eine lebendige Form, die sich von den von gewöhnlichen Tönen erzeugten Strukturen völlig unterscheidet. Wissenschaftliche Experimente zeigen, dass jede Stimme ihre eigene, einmalige und charakteristische Form besitzt, wie das auch bei den Fingerabdrücken der Fall ist. Es gibt keine zwei Fingerabdrücke, die gleich sind. Das gilt auch für die Stimme. Eine Million Menschen bedeutet auch eine Million verschiedener Stimmformen. Wir können eine Person von der anderen durch ihre Stimmstruktur unterscheiden.

Die mystischen Silben nun weisen eine ganz und gar außergewöhnliche Struktur auf, denn sie sind fundamentale Töne oder Schwingungen. Sie sind von der Natur der Wahrheit und Wirklichkeit.

Wenn du diese Struktur durch das Aussprechen des Mantras erzeugst, dann wirkt sie auf Herz und Gemüt und somit auch auf dein Schicksal.

Der Unfall, der dir vom Schicksal bestimmt war, findet nicht statt, wenn du das Mantra beständig wiederholst; auf wunderbare Weise wirst du beschützt. Das Mantra übt einen entscheidenden Einfluss auf dein ganzes Leben aus. Es vollbringt Wunder.

Die Wiederholung des Mantras erweckt die Gegenwart des Göttlichen und diese göttliche Gegenwart beeinflusst jedes kleine Detail in deinem Leben. Wenn dich etwas stört und verunsichert, dann lege eine kleine Meditation ein, und du wirst mit einer großen Erleichterung und neuer Kraft daraus zurückkehren.

Was ist geschehen? – Du weißt es nicht und siehst es als selbstverständlich an. Du kennst die Wirkung, doch nicht die Ursache. Manchmal ist es gar nicht notwendig zu wissen, was eigentlich geschieht; es genügt, die Wirkung zu kennen und sich ihrer zu erfreuen. Du brauchst das Kochrezept nicht kennen, um dich am guten Essen zu erfreuen.

Es ist also nicht unbedingt nötig, die Art der Strukturen oder Muster zu kennen, die entstehen, wenn du das Mantra wiederholst. Die Wirkung ist da. Erfreue dich der Wirkung und übe unverzagt weiter. Du wirst dadurch innerlich so leuchtend und rein werden, so sehr vergöttlicht, dass du später, in einem fortgeschrittenen Stadium deiner Übungen, fähig sein wirst, diese Strukturen direkt zu sehen.

In einem weiteren Schritt werden sich noch höhere Fähigkeiten der Wahrnehmung einstellen. Verstehe diese großartige Wissenschaft, diese höchste Wissenschaft, die in der einfachen Technik der Mantrawiederholung enthalten ist.

Wie gesagt hat jeder gewöhnliche Ton seine eigene Form und Struktur, seinen Namen, seine Farbe und Persönlichkeit. Er übt eine Wirkung auf die Person aus, die den Ton hervorgebracht hat, sowie er auch auf deren Umgebung einwirkt. In viel größerem Maß gilt das für göttliche Töne.

Töne bestehen aus Energiestrukturen, und Energie ist nicht vorstellbar ohne Bewusstsein als Grundlage. Materie ist nichts anderes als eine besondere Zustandsform von Bewusstsein.

Ein Eiswürfel ist ziemlich hart, während dasselbe Eis in seiner Zustandsform als Wasser völlig andere Eigenschaften aufweist.

Betrachte einmal die zwei verschiedenen Zustandsformen ein und derselben chemischen Verbindung H2O (= Wasser), dann kannst du mit Hilfe dieser Analogie zu einer bildlichen Vorstellung gelangen, wie Bewusstsein, in einer seiner vielen möglichen Zustandsformen, als Materie in Erscheinung treten kann. Die Materie, die dir so leblos erscheint, ist in Wirklichkeit Bewusstsein. Eis, das hart ist wie Stein, ist in Wirklichkeit eine geschmeidige Flüssigkeit, die sich gerade im Eis-Zustand befindet.

Es war die Unwissenheit der Wissenschaft, die für die Feststellung verantwortlich ist, Materie sei etwas Totes.

Heute ist der Mythos von der toten Materie überwunden, die Wissenschaft hat sich zu der Einsicht durchgerungen, dass die Materie Energie sei. Das bedeutet einen großen Entwicklungssprung, doch ist die Wissenschaft an diesem Punkt bis heute stehengeblieben.

Vielleicht kommt sie eines Tages zu der Erkenntnis, dass Energie Bewusstsein ist, dass also Materie Bewusstsein ist. Sollte dies einmal eintreten, hätte die Wissenschaft in der Tat einen enormen Schritt nach vorne gemacht.

Begnügen wir uns vorläufig damit zu wissen, dass Materie eine Struktur des Bewusstseins ist, eine Zustandsform von Bewusstsein.

Es ist nicht alles Wasser im Eis gebunden. Wasser in Form von Eis macht nur einen kleinen Prozentsatz der gesamten Wassermenge aus. Wasser ist universal, es ist überall: in der Luft, im Ozean, in den Wolken, im Tau, in deinem Körper, deinem Atem, deiner Haut. Das Wasser ist eine überall vorhandene Substanz. Es ist mehr als das Stückchen Eis, das du gerade betrachtest.

Dasist ein Beispiel, eine Analogie für das göttliche Bewusstsein: Dieses ist mehr als die Materie, die du sehen kannst, mehr auch als die menschliche Intelligenz. Materie ist also nichts anderes als ein Zustand des Bewusstseins.

Ein Ton hat eine materielle Struktur. Diese birgt eine Energiestruktur in sich, in dieser wiederum befindet sich eine Bewusstseinsstruktur.

Bewusstsein ist Licht. Es ist also im Bewusstsein noch etwas Subtileres: die Lichtstruktur. Diese Lichtstruktur ist das Göttliche. Das ist das völlig Reine, es ist das, was leuchtet. Deshalb wird Gott Licht genannt. In der Sanskrit-Sprache ist das Wort für Gott „Deva“, was „Licht“ bedeutet.

Das ist die Wahrheit: „Gott ist Licht“, wie es in der Bibel heißt.

Das innerste Wesen Gottes ist Licht. Und dieses Licht ist wahre Liebe. Auch in der Bibel finden wir beide Aussagen:

„Gott ist Licht“ und „Gott ist Liebe“.

Das physikalische Licht hier ist ein totes Licht, ein mechanisches Licht; aber das Licht, das Gott ist, ist Liebe, ist Leben, ist Wissen, ist Macht, ist eine wunderwirkende, magische Realität. Es erschafft alles. Aus dem Nichts heraus kann es eine Mahlzeit für dich hervorzaubern. Es kann eine neue Welt erschaffen, einen Fluss oder unendliche Variationen von Lebewesen.

Der leere Raum ist nur für dich leer. Er ist nicht leer für das Bewusstsein. Alles ist überall für das Bewusstsein. Es macht alles möglich. Es macht das Unmögliche möglich. Es kann den Sommer zum Winter machen und umgekehrt. Es trägt alle wesentlichen Hilfsquellen in sich selbst. Wenn du ein Haus bauen willst, brauchst du als nötige Voraussetzung verschiedene Materialien. Du musst in verschiedene Geschäfte gehen und das Material zusammenkaufen. Das Bewusstsein erschafft ein Haus mit den Materialien, die es selbst erzeugt. Und es kann alles erschaffen, was es will: Ziegel, Eisenstangen, Zement, Wasser und die Maurer noch dazu. Es erschafft alles. Es trägt alles in sich selbst. Das, was du eine materielle Struktur nennst, trägt in sich eine Bewusstseinsstruktur. Diese Bewusstseinsstruktur enthält in sich die Lichtstruktur – die Struktur des göttlichen Lichts.

In dem Augenblick, in dem du das Mantra aussprichst, rufst du in der Tat die göttliche Gegenwart hervor. Du bist direkt in der Gegenwart des Göttlichen, wenn du das Mantra wiederholst. Das heißt, du solltest darauf achten, dass du rein bist. Dein Körper sollte rein sein, dein Herz sollte rein sein, deine Hände sollten rein sein, dein Denken sollte rein sein; wenn nicht, wirst du einen Schock bekommen, ein Unglück wird sich ereignen.

Der Arzt wagt sich nicht an eine Operation heran, ohne vorher seine Hände mit speziellen, keimfreien Handschuhen zu schützen. Tut er das nicht, schadet er womöglich sich selbst und dem Patienten.

Für alles gibt es bestimmte Bedingungen, die zuerst erfüllt werden müssen, wenn es erfolgreich ausgeführt werden soll. Wenn du die mystischen Silben wiederholen möchtest, musst du zuerst die Bedingungen erfüllen. Du solltest ein reines Herz und Hingabe ans Göttliche haben und du solltest das Göttliche über alles lieben.

Wenn dir zum Beispiel jemand eine Tafel Schokolade schenkt, kannst du sie schon annehmen, doch zuvor solltest du ans Göttliche denken und die Tafel Schokolade dem Göttlichen anbieten; dann ist der Eindruck des göttlichen Bewusstseins auf der Tafel Schokolade; sie wird auf diese Weise gereinigt. Du kannst sie annehmen, nachdem du sie in Gedanken und aus ganzem Herzen dem Göttlichen angeboten und dabei das Mantra gesprochen hast.

Die Bedingungen müssen erfüllt werden, auch was die Nahrung betrifft, die du zu dir nimmst.

Die Nahrung sollte rein sein, wenn nicht, könnte sie störende Schwingungen in dir hervorrufen und dich faul und träge werden lassen. Anstatt morgens früh aufzustehen, wie es die Gewohnheit geistiger Leute sein sollte, bleibst du dann vielleicht im Bett liegen und versäumst die goldene Gelegenheit der Morgenmeditation.

Die falsche Ernährung vergröbert das Nervensystem, während eine vegetarische Diät Körper und Geist subtiler werden lässt, was auch zur Folge hat, dass du weniger Schlaf brauchst. Die Ernährung übt einen gewaltigen Einfluss auf die Psyche des Menschen aus, auf die Verfeinerung des ganzen Menschen. Es ist zu deinem eigenen Vorteil, wenn du die oben genannten Bedingungen erfüllst, bevor du mit der Praxis der Wiederholung der mystischen Silben beginnst.

Wir haben hier einen jungen Mann als Gast. Er hat die mystischen Silben gehört und denkt, jetzt habe er ein Zaubermittel in der Hand. Er plant schon, seinen eigenen Ashram aufzumachen und dort mit den Mantras den großen Einstieg zu schaffen; doch kennt er diese Wissenschaft nicht. Nach einiger Zeit wird er gewaltige Sorgen und große Schwierigkeiten bekommen und alles ist verloren.

Diese großen Dinge kann man nicht einfach handhaben, wie man will; sie lassen nicht mit sich spaßen. Erfülle die Bedingungen, dann wirst du zum Meister dieser Wissenschaft heranreifen. Halte dich auf alle möglichen Weisen rein: rein in Gedanken und Gefühlen, rein in deinen Absichten und Motiven, rein im inneren Bewusstsein, rein in deiner Lebensanschauung. Auch äußerliche Reinheit ist wichtig und hilfreich: Reinheit des Körpers, der Nahrung, der Kleidung und der Umgebung. Betrachte jeden als eine Manifestation des Bewusstseins, denn Bewusstsein ist der Träger des Lichts. Betrachte alles als Manifestation Gottes, dann kann es keinen Betrug geben, dann wirst du andere nicht verletzen wollen, nicht hassen, nicht verachten; dann hast du Kontrolle über Eifersucht, Ärger und Zorn. Alles ist wunderbar. Wenn du dann die mystischen Silben wiederholst, werden die Ergebnisse wunderbar sein, und das Göttliche kommt und wohnt gerne in deinem Herzen.

Wenn du aber trotz vieler Unreinheiten die mystischen Silben wiederholst und damit die göttliche Gegenwart hervorrufst, dann beleidigst du das Göttliche, da das Umfeld für Es nicht akzeptabel ist. Es läuft davon und lässt dich alleine zurück.

Die Umgebung und dein Zustand müssen also für das Göttliche attraktiv sein. Wann ist dies der Fall? – Nicht nur, wenn alles rein ist, sondern in besonderem Maße, wenn Hingabe in deinem Herzen ist. Das Göttliche wird von der Liebe, der Selbstübergabe und der Reinheit deines Herzens angezogen und bleibt bei dir.

Der Klang des Mantras erzeugt, wie wir schon wissen, eine Struktur. Was geschieht nun aber mit dieser Struktur? – Bei gewöhnlichen Klängen ist es so, dass sie nach einiger Zeit wieder verschwinden, schwächer werden und verklingen. Der psychische Eindruck des Tones bleibt jedoch, und auch nach Millionen von Jahren kann der Ton, der heute von dir produziert wird, wieder reproduziert werden, das heißt, der Ton hat eine unzerstörbare Komponente, einen unzerstörbaren Aspekt.

Du hörst zum Beispiel den Ton einer Glocke. Dieser Ton erzeugt eine Form und eine Energie. Was geschieht mit dieser Form und dieser Energie? – Sie verschwinden beide wieder. Du hörst den Ton, und nach und nach verklingt dieser. Aber was geschieht mit der Seele des Tons? – Diese ist unzerstörbar, und sie bleibt hier in der Atmosphäre, beziehungsweise im kosmischen Geist, im allgegenwärtigen Geist Gottes.

Wenn jemand nach einer Million Jahre wissen will, was für ein Ton heute, in dieser Sekunde erklungen ist, kann dieser Ton wieder hervorgerufen werden. Das ist natürlich nur möglich, wenn dieser Ton dann noch existiert. Und er existiert noch! Denn nichts in der Natur geht je verloren. Wenn auch die äußere Form vergangen und für immer verschwunden zu sein scheint, der „innere Same“ dieser Form vergeht nie.

Mit Hilfe dieses inneren Samens kann jede beliebige Form aus jeder beliebigen Zeit zurückgeholt und reproduziert werden. Jeder Gedanke, den du je gedacht, jedes Gefühl, das du unterhalten, jede Erfahrung, die du gemacht hast, alles, was du je gesehen und wieder vergessen hast, wird im kosmischen Geist aufbewahrt, und deshalb kann es auch aus dem kosmischen Geist heraus wieder neu erschaffen werden.

Jene großen Weisen, die eins sind mit dem kosmischen Geist, können für sich selbst aus diesem kosmischen Geist heraus alles reproduzieren, was sie wollen. Wenn sie wollen, können sie schauen, was du zehn Leben vor diesem Leben getan, wo du gelebt, was du gedacht hast.

Nichts in der Natur geht zugrunde, alles wird bewahrt, wird aufgehoben. Es ist also gut, wenn du äußerst wachsam bist, was deine Gedanken, Gefühle und Taten angeht.

Was geschieht aber mit der göttlichen Gestalt, die du durch das Aussprechen des Mantra hervorgerufen hast? – Wenn dein Herz rein ist, tritt sie in deine innere Seele ein und wird ein Teil davon. Wenn dies geschieht, wird deine Seele strahlender, denn das Licht im Klangkörper des Mantras geht in deine Seele ein und lässt sie ein wenig heller leuchten. Das gilt auch für das Objekt, über das du meditierst. Wenn du ein Bild hast mit der Darstellung einer göttlichen Form, einer Form also, die das Göttliche für dich repräsentiert, und wenn du davon überzeugt bist, dass dieses Bild göttlich, allwissend, allsehend, allliebend und lebendig ist, wenn du dann vor diesem Bild das Mantra wiederholst, dann geht das Licht des Mantras auch in dieses Bild ein, und das Bild wird mehr und mehr eine Quelle der Inspiration für dich – du brauchst es nur anzusehen und fühlst dich inspiriert –, denn durch deine lang anhaltende Mantrawiederholung sammelt das Bild immer mehr vom Licht des Mantras in sich an.

Es gibt Leute, die haben gerne Steine – Edelsteine. Sie wissen aber oft rein gar nichts über die Psychologie, die dahinter steht. Es gibt auch eine Wissenschaft der Steine, eine Psychologie der Steine. Bestimmte Steine besitzen die Fähigkeit, die Mantra-Kraft aufzunehmen und zu bewahren; sie werden dann zu einem Mittelpunkt des Ausdrucks dieser Mantra-Kraft.

Es gibt Steine, die besonders dazu geeignet sind, mehr als andere Steine oder Metalle. Was ist ein Stein letztlich anderes als eine Struktur des Bewusstseins? – Steine können die Kraft der Mantras aufnehmen, sie können das Göttliche beherbergen. Ein Stein, der solchermaßen mit dem Licht des Göttlichen aufgeladen ist, ist das Göttliche selbst. Ein Gesandter Gottes wohnt in ihm.

Wie mit dem Stein, so verhält es sich auch mit einem Bild oder einem Mandala. Wohin geht das im Stein oder Bild gespeicherte Licht, wenn man sie zerstört? – Es geht in die Seele der Person ein, die es mit Hilfe des Mantras geschaffen hat.

Das ist eine zeitlose Wissenschaft, so alt wie das Göttliche selbst. Das Göttliche ist überall gegenwärtig, wird aber durch das Aussprechen der mystischen Silben auf besondere Weise manifest. Für dich bedeutet das, dass zuerst dein ganzes körperlich-psychologisches System, deine Gedanken- und Gefühlswelt geändert und gereinigt werden müssen, bevor du dazu qualifiziert bist, die mystischen Silben zu wiederholen.

Ein Mantra wie OM Jesus Christus OM kann auch von einer unreinen Person wiederholt werden; das schadet nichts. Handelt es sich aber um die mystischen Silben, dann musst du rein sein und die Bedingungen erfüllen. Dass im Fall von OM Jesus Christus OM keine Voraussetzungen erfüllt werden müssen, liegt daran, dass die Antwort von Jesus Christus sehr spät kommt; es dauert eine Zeit lang, während bei den mystischen Silben die Antwort augenblicklich da ist, sind sie doch auch die innerste Seele und das Licht Christi.

Der Name Jesus ist wie das Versprechen eines fernen Kontaktes mit Ihm, vorausgesetzt, du rufst Ihn aufrichtig und mit Ausdauer immer und immer wieder an. Bei den mystischen Silben tritt die Wirkung sofort ein. Das ist auch ein Grund dafür, dass sie nicht jedem gegeben werden.

Es ist nicht ratsam, mit diesen heiligen Dingen zu spielen, besonders da es erst einer gewissen Vorbereitung bedarf, um die nötige Eignung für den Umgang mit ihnen zu erwerben. Versuche also, dich in jeder Hinsicht rein zu halten, dein Herz mit Hingabe und Sehnsucht nach dem Göttlichen zu erfüllen, damit du des Lichts der göttlichen Weisheit würdig bist und die Fähigkeit hast, die Gegenwart des Göttlichen bewusst wahrzunehmen.

Im Universum gibt es die verschiedensten Töne, alle Arten von Musik. Überall erklingt himmlische Musik, göttliche Musik, doch nur die großen Weisen haben die Fähigkeit, sie zu hören.

Der Ton als solcher hat einen eigenen Körper, hat Struktur, Farbe, Schwingung, Energie, Kraft und Wirkung. Es gibt Töne, die von der Natur der Wahrheit sind. Aber der Name Claudia, zum Beispiel, ist eine menschliche Erfindung.

Die mystischen Silben sind nicht Teil der menschlichen Sprache, aus Buchstaben des Alphabets zusammengesetzt. Es sind Töne, die dem Kosmos innewohnen. Sie sind der Klang der Wahrheit, das Wort Gottes.

Es ist ein weltweiter Unterschied zwischen einem von Menschen geschaffenen Namen und dem Klang oder Ton der Wahrheit.

Der Ton der Wahrheit und die Wahrheit selbst sind nicht etwa zwei verschiedene Dinge. Sie sind ein und dasselbe. Die gleiche Kraft, welche die Wahrheit besitzt, besitzt auch der Ton der Wahrheit. So gehören Wissen, Weisheit und Liebe, die Eigenschaften der Wahrheit sind, auch dem Ton der Wahrheit an. Der Ton der Wahrheit ist die Wahrheit selbst.

Die mystischen Silben unterscheiden sich also grundlegend von gewöhnlichen Namen.

Nimm den Namen für den Begriff Wasser als Beispiel. Es ist eine menschliche Schöpfung und lautet verschieden in verschiedenen Sprachen. Was im Deutschen Wasser heißt, ist im Englischen water, im Lateinischen aqua, in Hindi pani, eau im Französischen, usw.

Diese Namen sind menschliche Erfindungen. Auch Jesus ist ein von Menschen erdachter Name. Ebenso sind die Namen der Hindu-Gottheiten von Menschen erdacht: Krishna, Rama, Shiva. Mit diesen Namen kannst du auch zu geistigen Erfahrungen kommen, aber sie sind nicht die Wahrheit selbst.

Aus diesem Grund besteht die Notwendigkeit, die mystischen Silben anzuwenden, will man die Wahrheit berühren. Die mystischen Silben sind die Wahrheit selbst. Die Namen Jesus oder Krishna sind nicht die Wahrheit selbst, auch wenn die Person, die Jesus genannt wird, eins ist mit der Wahrheit; weshalb Jesus ja auch sagt: „Ich bin die Wahrheit.“

So verhält es sich auch mit Krishna, Maria und anderen Namen; es sind alles menschliche Schöpfungen. Wenn du so einem Namen eine mystische Silbe hinzufügst, erhalten sie die Kraft der Silbe. Wenn du sagst: „OM Jesus“, dann ist dies eine kraftvollere Anrufung als wenn du nur Jesus sagst.

Mit der mystischen Silbe berührst du die Substanz der Wahrheit, die in Jesus ist; es ist eine direkte Berührung und die Wirkung ist unmittelbar.

Das ist die Wissenschaft, das ist die Erfahrung, das ist die Wirklichkeit.

Wenn du Wasser sagst, ist dann plötzlich Wasser auf dem Tisch? – Sicher nicht. Das Aussprechen dieses Wortes bringt kein Wasser hervor. Es ist nur ein beliebiger Name. Der Name ist nur ein Mittel, um das Vorhandensein von Wasser irgendwo anzudeuten; er ist ein Hinweis, ein Symbol. So ist auch der Name Jesus oder Krishna ein Symbol. Das heißt, wenn du den Namen aussprichst, steht Krishna deswegen nicht gleich vor dir. Er ist irgendwo und hört dich vielleicht den Namen aussprechen.

Wenn du aber die mystischen Silben aussprichst, entsteht sofort die Gestalt des Göttlichen. Gott selbst steht dann vor dir. Die mystischen Silben auszusprechen, bedeutet das gleiche wie die göttliche Gegenwart unmittelbar hervorzurufen. Das ist der Unterschied und darum die Notwendigkeit der Qualifikation für den Gebrauch mystischer Mantras.

Es gibt hier im Ashram auch Leute, die nicht dafür qualifiziert sind und die Mantras trotzdem wiederholen. Dieser Ort hier ist aber gereinigt und in besonderem Maße für eine solche Aktivität geeignet. Der Ashram ist mit dem Licht dessen erfüllt, der die Mantras gegeben hat. Aus diesem Grund werden die Leute hier vor der Bestrafung verschont, die sie normalerweise auf sich ziehen würden. Die Umgebung hier im Ashram ist aufgeladen mit der Gegenwart des Göttlichen, deshalb können viele der erforderlichen Voraussetzungen weniger streng gehandhabt werden als es zum Beispiel außerhalb dieser Umgebung möglich wäre.

Wenn du Jesus Christus so schnell wie möglich erfahren möchtest, dann musst du die mystischen Silben anwenden und du wirst die Seele Christi selbst berühren, seine wahre Persönlichkeit, sein Herz und seinen Geist. Wenn du aber nur einen Namen wie Jesus, Krishna oder Shiva nimmst, dann wird die Wiederholung dieses Namens zwar einige gute Ergebnisse bewirken, aber es wird eine lange, lange Zeit der Übung brauchen, eine milliardenfache Wiederholung des Namens, bis deine ganze Natur gereinigt ist; denn wenn das Herz rein ist, sieht es automatisch das Göttliche, die Wahrheit.

Die mystischen Silben sind unveränderlich. Sie sind überall und zu allen Zeiten die gleichen. Sie sind die Seele der Wahrheit und als solche unabhängig von Religionsformen und Kulturen. Sie sind ewig und unwandelbar. Die mystischen Silben sind die Töne der Wahrheit und im ganzen Universum gegenwärtig.

Eine einzige Liebe ist es, die die ganze Welt durchdringt, und wenige nur wissen es ganz: Blind sind, die da hoffen, sie mit dem Lichte des Verstandes zu verstehen, des Verstandes, der ja die Ursache aller Trennung ist. – Das Haus des Verstandes ist sehr weit weg.

Wie gesegnet ist Kabir, dass er inmitten dieser großen Freude in seinem eignen Boote singt! Es ist die Musik der Begegnung von Seele zu Seele. Es ist die Musik des Vergessens von Leid. Es ist die Musik, die alles Hereinkommen und Hinausgehen übersteigt.

Kabir


winter


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