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ZWEIMONATLICH

Jahr 51

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ



März/April 2016

  

INHALT

Texte aus Ansprachen und Gesprächen von


Man kann nicht leben, ohne Gott zu begegnen
Die Erfahrung der Wahrheit
Das Unwandelbare im Wandelbaren
Mantrawiederholung
Eine Übung des Herzens
Zwischen zwei Gedanken
Alles kommt und geht
Stille
Leiden
Ego und Entsagung
Liebe
Alles hat seinen eigenen Wert
Meditation
Das Gottgleiche in uns schaut Gott
Die Mitte allen Seins
Das Gewicht der Gedanken
Körper und Geist
Der Ewige Zeuge
Du bist mehr als das, was du wahrnimmst

Krokusse

Man kann nicht leben, ohne Gott zu begegnen

Überall, in allem und jedem, ist Gott anwesend. Grüße Gott in allen und in allem!
Die Mitmenschen sind nicht nur Mitmenschen, sie tragen die göttliche Gegenwart, das Reich Gottes, in sich.
Ich grüße dieses Reich Gottes, ich grüße die göttliche Anwesenheit in ihnen. Ich danke für alles. Ich bin glücklich. Ich nehme dieses Himmelreich in allem und in jedem wahr. Ich grüße alle und alles mit Gott, in Gott, durch Gott, als Gott.
Ich grüße Gott in meinem eigenen Herzen. Ich grüße Gott in meinen eigenen positiven Eigenschaften, in meiner Unterscheidungskraft. Ich grüße Gott in meinem Gewissen und in meiner Seele.



Die Erfahrung der Wahrheit

In der Erfahrung der Wahrheit sieht man nichts, hört man nichts, berührt man nichts. Man kann ohne Augen sehen, ohne Ohren hören.

Alle Fähigkeiten befinden sich im Gottbewusstsein, aber der Mensch nutzt sie nicht.

Jener Zustand, der jenseits des Sehens, Hörens oder Berührens liegt, ist der Zustand der Wahrheitserfahrung. Es ist ein Zustand absoluten Wissens, absoluter Freude, absoluten Lebens, ewigen Lebens, ewiger Freude. Alles ist dort ewig.

Das ist in der Tat der Prüfstein, ob du Wahrheitserfahrung hast oder nicht. Es ist ähnlich wie im Tiefschlafzustand.

Auch dort hörst du nichts, siehst du nichts, berührst du nichts, hast keine Launen, keine Euphorie, keine Depressionen.

In der Wahrheitserfahrung fallen Zeit und Raum weg. Es ist ein vollkommener Zustand. Eine zeitlose Freude ist da, ein zeitloser Friede.

Freunde und Feinde fallen weg. Der eigene Körper fällt weg. Das eigene Gemüt fällt weg. Alle Bilder fallen weg. Man ist Vollkommenheit geworden, absolute Vollkommenheit.

Kein Ärger, kein Zorn, keine Liebe, kein Hass, keine guten Taten, keine schlechten Taten: Man ist jenseits von allem.

Willst du Gott erfahren, musst du keine Reise in den Himmel antreten: Du erfährst Gott da, wo der Erfahrende ist, wo du bist: nämlich hier.

Alles, was erfahren wird, wird hier und jetzt erfahren.

Will man die Wirklichkeit jenseits der Illusion erkennen, nützt es nichts, dieses Universum zu studieren und zu analysieren – ein unmögliches Unterfangen.

Man muss durch die Kraft der Intuition, die Kraft der Seele, die Kraft der inneren Offenbarung in diese Wirklichkeit versinken, zu dieser Wirklichkeit werden. Das ist der einzige Weg, auf dem man Gott oder die Wirklichkeit erkennen kann.

Und dann hat man eine klare Antwort, eine Antwort auf jede Frage, die sich in Bezug auf das Universum stellt. Erkenne Gott und du erkennst alles! Gewinne Gott und du gewinnst alles!

Ohne Gotteserkenntnis bist du der größte Verlierer, und du hast nichts, auch wenn dir alle Güter dieser Welt gehören.

Gott hat zentrale Bedeutung und Wichtigkeit für den Menschen. Gotterfahrung ist der Schlüssel zur Lösung aller Probleme im Universum.

Ohne Gotterfahrung ist man verwirrt, verliert sich in Angst und unlösbaren Problemen.

Intuition

Intuition ist die einzige Methode einer Annäherung an die göttliche Realität, die einzige Methode, um die göttliche Wirklichkeit und letzte Wahrheit zu erfahren. Sie ist der einzige Weg, auf dem das Absolute in seiner Totalität und Integrität erfahren und verwirklicht werden kann. Die endllichen, begrenzten, unvollkommenen Sinne und auch der Intellekt können die Wirklichkeit, die unsterblich, unendlich, alldurchdringend ist, nicht erfassen.

Intuition ist die von innen entspringende Erkenntnis, die unmittelbare Erkenntnis des Absoluten, die direkte Schau der göttlichen Wirklichkeit, die allem zugrundeliegt.

Durch Intuition wird alles klar. Alle Zweifel verschwinden.

Im Gegensatz zu indirekter Erkenntnis ist Intuition unmittelbare Erkenntnis, direkt und integral. Nur durch Intuition ist die Erkenntnis des Selbst möglich. Ohne die Entfaltung der Intuition bleibt auch der Intellekt hilflos und ist blind für die Wahrheit hinter allen Erscheinungen.

Zum Unterschied von Vernunft ist Intuition jene Kraft in den höheren Bereichen des Bewusstseins, welche die Wahrheit der Dinge in der Unmittelbarkeit der Erfahrung als direkt erfassende Kraft des Bewusstseins wahrnimmt.

Den vernunftgemässen Prozess der Beweisführung und Ableitung kann sie uns nicht liefern, und mittelbare Erkenntnis ist hier ausgeschlossen; dafür bringt uns Intuition eine Erkenntnis, die von nichts abgeleitet ist. Sie ist nicht-sinnlicher Natur, unmittelbar, innigst vertraut und direkt.

Während Vernunft bei der Erkenntnisfindung auf Begriffen aufbaut und dann Schlussfolgerungen zieht, erfasst Intuition die Essenz der Dinge in aller Unmittelbarkeit.

Vernunft untersucht die Oberfläche der Objekte, analysiert und kategorisiert ihre äußere Natur. Intuition dagegen erfährt das innerste Herz, die Wahrheit der Dinge.

Während Vernunft über die Dinge spricht, so wie sie erscheinen, erfasst und erfährt intuitive Erkenntnis das wahre, innerste Leben der Dinge durch Einheit mir ihnen. Sie lässt uns die Dinge gewahren, wie sie ihrer wesentlichen Natur nach sind.

Intuition verleiht die volle transzendente Weisheit.

Der Intellekt vermittelt ein Wissen um äußere Gegenstände.

Intuition ist unfehlbar.

Der Intellekt erwägt und rätselt, glaubt und wünscht.

Intuition ist ein Aufblitzen, eine Erleuchtung.

Der Intellekt verwickelt sich im Ringen um einen Schimmer von Erkenntnis.

Intuition erhebt Zeit zur Ewigkeit, Raum zur Unendlichkeit.

Reine Vernunft führt den Menschen bis ans Tor der Intuition. Intuition widerspricht nie der Vernunft, überschreitet sie jedoch. Intuition ist das Auge der Weisheit, der Intellekt das Auge der Welterkenntnis.

Das Auge der Intuition öffnet sich, wenn das Herz durch Übung verschiedener geistiger Disziplinen genügend geläutert ist, das Denken und die Sinne ihre Funktion einstellen.

In der Intuition bewegt sich das Bewusstsein des Menschen aufwärts, der Erkenntnis des Selbst entgegen.

Da Intuition eine direkte, übergedankliche, unmittelbare Erkenntnis des Selbst ist, findet hier kein Vernunft- und Denkvorgang statt, keine Funktion des Intellekts, keine Empfindungs- und Sinneserfahrung. Es handelt sich um eine innere spirituelle Erfahrung, die mit Worten nicht annähernd beschrieben werden kann.

Worte sind nur Übereinkunft. Da menschliche Sprache unvollkommen ist, kann sie auch eine ganzheitliche, unfassbare, alles transzendierende Erfahrung niemals wiedergeben.

Der menschliche Geist und die Sinne bedürfen der Zeit und des Raums, um funktionieren zu können; die Wirklichkeit aber, die jenseits dieser raumzeitlich-kausalen Ordnung der Dinge liegt, lässt sich nur durch Intuition erfassen.

Intuition ist jenseits jeglicher Relativität.

Die unserem materiellen Universum innewohnende Seele ist reines Bewusstsein. Das haben die großen Seher in Ganzheit und Vollkommenheit intuitiv erschaut und der Menschheit das reiche und kostbare Wissen um das Selbst vermittelt.

Die Erkenntnis des Göttlichen wäre der Menschheit verloren gegangen, gäbe es nicht Intuition und die Offenbarung durch Weise und Seher.

Der Weise erhebt sich in seinem geistigen Höhenflug in jene supramentale Region, in der er die göttliche Wirklichkeit oder das Absolute erfährt. Diese überbewusste Erfahrung ist ihrem Wesen nach höchst vital und von lebendiger Kraft durchpulst.

Großartig, erhaben und alldurchdringend ist die Erfahrungstotalität der Intuition, von intensivster Wirklichkeit für den Weisen.

Das Unwandelbare im Wandelbaren

Das Leben ist ein beständiger Prozess sich selbst übertreffender Fähigkeiten. Jeden Tag ändern sich unsere Gedanken, unsere Gefühle, unsere Körperzellen. Die ganze Welt ändert sich jeden Augenblick. Veränderung charakterisiert den ganzen Prozess. Es ist etwas Einzigartiges im menschlichen Individuum: denn, während seine Gedanken und Gefühle sich ändern, sein körperlicher Organismus ständiger Umwandlung unterliegt, ist doch etwas Unveränderliches in ihm.

Diese unveränderliche Wirklichkeit im menschlichen Individuum ist die Wahrheit. Sie ist tief, tief in dir verborgen, tiefer als das psychologische Prinzip, tiefer alsdaspsychische Wesen. Es ist etwas, das immer gleich bleibt. Es ist Vollkommenheit, Friede, Licht. Dort gibt es keine Angst. Es kann von nichts zerstört werden, von nichts in Mitleidenschaft gezogen werden, und es transzendiert alle wechselhaften, zeitgebundenen Phänomene.

Die unwandelbare transzendente Wirklichkeit in dir ist deine zentrale Stärke. Mit ihrer Hilfe kannst du Wunder im täglichen Leben vollbringen, du kannst jede Herausforderung, Tragödie und Sorge friedlich und tapfer meistern.

Erlange ein tieferes Wissen von dieser unwandelbaren Wirklichkeit in dir. Je größer ein solches Wissen ist, desto schöner, harmonischer, erfolgreicher, blühender und gesegneter ist dein Leben. Die unwandelbare Wirklichkeit in dir ist der Felsen, auf dem du in Ewigkeit stehen und diese Welt der Tragödien mit Sonnenschein überfluten kannst.

Was in dir ist unwandelbar? – Nicht dein Gemüt! Jeden Augenblick ändert sich dein Gemüt, deshalb kann das Gemüt nicht dein wahres Wesen sein, das Gemüt kann nicht deine wahre Stärke sein. Das Gemüt ist ein chaotisches Feld, es ist ein Spielgrund für alle möglichen Arten von Neigungen, Instinkten, Zwängen, Wünschen und Sehnsüchten.

Du kannst keinen Frieden haben, solange du im Gemüt gefangen bist. Wenn du aber einen Halt an dieser unwandelbaren Wirklichkeit in dir erlangt hast, bist du ein Meister. Du kannst dann das Gemüt beherrschen, es in jede beliebige Richtung lenken und es geistig erheben. Dann bist du Herr deines Lebens, kannst die äußere Umgebung beeinflussen, doch von ihr unberührt bleiben. Du kannst bestimmte Faktoren in die äußere Umgebung einführen, um sie zu einem Paradies für dich umzugestalten.

Lasst uns diese unwandelbare Wirklichkeit in uns entdecken!

Das unwandelbare, immer gleiche Wesen, das die Bibel das Königreich des Himmels nennt, und das einige große Weise das göttliche Selbst genannt haben, ist das transzendente Prinzip in uns. Es wird von nichts berührt. Es nimmt alles wahr. Es kann die Dinge in eine gewisse Ordnung bringen und diese wieder auflösen. Innere Offenbarung erschließt uns die wahre Natur der unwandelbaren Wirklichkeit.

Diese unwandelbare innere Wirklichkeit ist eine Quelle endlosen Wissens und Reichtums für dich. Sie ist der Atem Gottes selbst.

Gedankendisziplin, Nachdenken über sich selbst und eine tiefere Selbstanalyse sind die angemessenen Methoden, um in Kontakt mit dieser unwandelbaren Wirklichkeit zu kommen. Es ist schon ein großer Gewinn, auch nur eine intellektuelle Kenntnis dieser unwandelbaren Wirklichkeit zu erlangen. Später stellt sich dann die Frage, sie zu erfahren, in ihr zu leben und aus ihr zu leben.

Das ist dann schon eine größere Herausforderung, die eine totale Transformation der gesamten inneren Natur verlangt, ein Wachstum in den höheren Vorzügen und Eigenschaften des Herzens, des Gemüts und der Seele. Es ist diese unwandelbare Wirklichkeit, die das Geheimnis hinter jeder Eigenschaft, Fähigkeit und Kraft in uns ist.

Frage dich nur einmal, wie viele Gedanken in dir aufsteigen können. Die Antwort ist: endlos viele! Frage dich, wie viele Gefühle du haben kannst: endlos viele! Frage dich, wie viele Träume du haben kannst: auch endlos viele!

Was ist die Quelle all dieser endlosen Gedanken, Gefühle und Träume? – Manchmal hast du subtile Stimmungen, höhere Inspirationen, Intuitionen, Wahrnehmungen. Woher kommen sie? Was ist ihre Quelle? – Was ist diese unerschöpfliche Quelle in dir? – Es ist das unwandelbare, alles beobachtende, allwissende, transzendente Prinzip in dir: die göttliche Wirklichkeit.

Weil diese unwandelbare Wirklichkeit in dir ist, spürst du eine Ruhelosigkeit in deinem Herzen, einen Drang, der nach der Erkenntnis der Wirklichkeit strebt, nach der Wahrheit, nach etwas Bedeutungsvollem, nach etwas Endgültigem.

Der Mensch wird göttlich, sobald er die unwandelbare Wirklichkeit in sich und folglich auch in anderen und im ganzen Universum entdeckt.

Wir sind augenblicklich sicher, furchtlos, frei von Problemen und Schwierigkeiten, wenn unser Herz von der Erkenntnis der unwandelbaren, unendlichen Wahrheit erleuchtet wird.

Versuche, ein Empfinden für das Unwandelbare in allem Wandelbaren aufrechtzuerhalten und übe dich in der Disziplin, die sagt: „Mein wahres Sein ist die unwandelbare Wirklichkeit. Mit ihren endlosen Kräften gestalte ich mein äußeres Leben und verwandle es in das Königreich des Himmels.“

Gewinne eine neue und tiefere Einsicht in das unwandelbare Prinzip in dir.

Ein erfülltes körperliches Leben in der Welt anzustreben, löst dein grundlegendes Problem nicht. Das Leben ist von Problemen, Schwierigkeiten und Disharmonien durchlöchert. Körperliche Befriedigung bringt dem Herzen kein bleibendes Glück.

Du bist mehr als der Körper, mehr als deine Träume, deine Sehnsüchte, dein Denken und Fühlen. Obwohl du eine wunderbare Erziehung genossen hast, eine Menge Bücher gelesen und die Welt bereist hast, ist ein Mangel an Wissen da, und das Problem des Lebens besteht weiterhin. Der Grund dafür ist, dass du mehr als Körper und Gemüt bist.

Es ist etwas in dir, das in sich unerschöpfliche Kräfte, Schönheiten und Vollkommenheiten trägt. Es ist Gott oder die Wahrheit. Diese unwandelbare Wahrheit ist das höchste schöpferische Prinzip.

Die unwandelbare Wahrheit oder Wirklichkeit in dir, in jedem und überall hat diesen weiten Kosmos ins Dasein gebracht, doch dieser Kosmos ist nicht einmal ein Sandkorn in der unermesslichen Weite der göttlichen Wirklichkeit. All diese Universen sind nicht einmal eine einzelne Welle auf dem grenzenlosen Ozean des göttlichen Bewusstseins.

All die Schönheit, all der Reichtum, den du in der Welt siehst, alles, was wertvoll im Leben ist – all das ist in der unendlichen, unwandelbaren Wirklichkeit in dir enthalten. Es gibt keine Werte, die nicht in ihrer Absolutheit und Unendlichkeit in der unwandelbaren Wirklichkeit in dir enthalten wären.

Deine Vernunft verlangt, dass du dich immer mehr selbst erkennst, dass du immer mehr von der unwandelbaren Wirklichkeit in dir entdeckst, die der Atem Gottes in dir ist. Wenn du diese Wirklichkeit erkennst, erkennst du dein wahres Ich, und dann wird dein Herz mit endloser Erkenntnis und Weisheit überflutet werden.

Das Nachdenken über die Natur des unwandelbaren Prinzips in dir macht dich zu einer Verkörperung des Friedens, und wenn du eine Verkörperung desFriedens bist, dann sind deine Nerven stark, dein Gemüt leuchtet, du bist der Meister des Lebens, du bist glücklich, erfolgreich und von Frieden erfüllt. Die ganze Menschheit ist dir freundlich gesinnt, die Natur ist für den Frieden empfänglich, den du ausstrahlst, den Frieden, der aus der Erkenntnis der unwandelbaren Wirklichkeit in dir stammt.

Das Geheimnis, um diesen Zustand zu erreichen, sind innere Stille und beständiges, tiefes Nachdenken über die unwandelbare Wirklichkeit in dir.

Wir müssen uns selbst, die anderen und die Welt vom Standpunkt des Unvergänglichen aus betrachten. Darin liegt unser wahres Menschsein, darin liegt die Größe unserer Intelligenz, die fähig ist, die Wahrheit zu erkennen und in Übereinstimmung mit dieser Wahrheit zu leben.

„Der Funke der Erkenntnis wird mit Leichtigkeit die ganze Schöpfung verbrennen, als wäre sie nur ein großer Haufen Baumwolle.

All die unzähligen Welten, die sich auf das schwache Fundament des Ego gründen, brechen zusammen, wenn die Atombombe der Erkenntnis gezündet wird.“

Ramana Maharshi

In einem einzigen Augenblick geht durch die Erkenntnis der Wahrheit der ganze Traum der Welt zu Ende. Das Leben ist substanzlos wie ein Traum.

Es ist keine Substanz in irgendetwas, keine wirkliche Freude, nichts Wunderbares.

Frage dich dein ganzes Leben lang, was dir je alles Freude bereitet hat: All das ist jetzt nur noch Erinnerung, die dir nicht beisteht, wenn du unglücklich bist und leidest. Alle Freuden verschwinden, und jedes Vergnügen geht schnell vorbei. Es ist alles wie ein großer Traum.

Wirkliche Substanz, wirkliche Freude, wirklicher Friede existiert nur im Schöpfer alles Seienden.

Nichts ist in den Dingen, aber alles ist in jenem Bewusstsein, das Schöpfer aller Dinge ist. Es ist alles. Es allein ist die wirkliche Substanz. Es ist die Intelligenz hinter unserer Intelligenz. Alles übrige ist substanzlos, ändert sich und vergeht.

Das einzig Wertvolle ist das Göttliche. Wenn du das Göttliche hast, bist du die größte Persönlichkeit in der Welt, der größte Denker der Welt, der reichste Mensch der Welt, der gesegnetste Mensch der Welt. Dann bist du wahrhaft frei, glücklich und friedlich.

Das menschliche Gemüt lebt in Einzeldingen; das göttliche Gemüt lebt im Unendlichen.

Das Gemüt des gewöhnlichen Menschen ist ein Chaos von vielen Dingen; das Gemüt eines Mystikers ist eine unbeschreibliche Schönheit, erfüllt vom Unendlichen.

Das Gemüt des gewöhnlichen Menschen arbeitet in Zeit und Raum; das Gemüt des geistigen Menschen lebt in der zeitlosen Wahrheit.

Das Gemüt des gewöhnlichen Menschen ist von körperlichen Erfahrungen arg mitgenommen, von Gefühlen gequält, von Gedanken belästigt, vom Karma verfolgt und von vielen Dingen, die es sieht und begehrt, abgelenkt.

Der Mensch, der das Selbst verwirklicht, beziehungsweise sein wahres Ich erkannt hat, ist von Frieden und Licht erfüllt und wohnt im Unendlichen. Er erlebt die Gegenwart Gottes bewusst. Gottes Licht und Liebe strahlen aus seinen Augen. Jeder Nerv und jede Zelle seines Körpers ist aufgeladen mit dem Frieden und der Kraft des Göttlichen.

Der wahre geistige Mensch lebt im Unendlichen. Er lebt jenseits von Raum und Zeit und deshalb über und jenseits aller Begrenzungen, aller Gefängnismauern.

Mantrawiederholung

Man kann sich selbst vollkommen reinigen, äußerlich und innerlich, durch das Feuer der Hingabe zu Gott, durch das Feuer der psychischen Kraft, die durch die Mantrawiederholung erzeugt wird, durch das Feuer der göttlichen Erkenntnis in Meditation und Kontemplation.

Es gibt viele Prozesse, durch die das ganze innere Wesen transformiert, gereinigt und verfeinert werden kann. Du erreichst mehr durch diese geistigen Disziplinen als durch irgendeine andere körperliche Disziplin.

Beständige Mantrawiederholung erzeugt so viel psychisches und geistiges Feuer im System, dass es die Unreinheiten von Körper, Herz, Willen und Blut verbrennt.

Du erreichst mehr durch intensive Mantrawiederholung als durch irgendeine andere Methode.

Zunächst muss das ganze System durch Mantrawiederholung dem psychischen Feuer ausgesetzt werden, dem geistigen Feuer, so dass wir von selbst in die Kammern der Stille der unendlichen Wahrheit eintreten.

Durch die ausdauernde Wiederholung der mystischen Silben müssen alle Zellen des Körpers und das ganze Blut gereinigt, sowie neue Eindrücke in Gemüt und Gehirn erzeugt werden. Nur dann, wenn wir vollkommen rein sind, haben wir Zutritt zum Königreich des Himmels, das überall ist.

Die mystischen Silben sind sehr mächtig. Sie sind direkt Gott selbst. Je mehr du diese Laute hörst, je mehr du diese Silben wiederholst, desto näher kommst du der Gotterfahrung, der Wahrheitserfahrung, der Erfahrung des Unendlichen.

Ohne Weiteres findest du dann zu den Quellen der Weisheit. Die Quelle der Wahrheitserfahrung öffnet sich in dir.

Das ist die Weise, sich ins Unendliche zu versenken und ganz bewusst darin zu verweilen, auch während man hellwach ist.

Eine Übung des Herzens

Übe dich beständig in der Disziplin des Herzens und sprich:

„Ich kann alles erkennen, wenn ich Gott kenne!

Wenn ich ein Ding berühre, berühre ich nur dieses eine Ding, und keines von allen anderen Dingen, die es gibt.

Wenn ich aber Gott in einem Ding berühre, berühre ich sofort auch alle Dinge, denn Gott ist als die innerste Substanz in allen Dingen.

Nur indem ich Gott kenne, kann ich alles kennen. Deshalb ist Gott allein wichtig. Ich lebe für Gott, ich atme für Gott, ich arbeite für Gott, ich mache mein Herz zum Zentrum aller Hingabe der Welt, mein Denken zum Zentrum aller Weisheit der Welt, und wenn die Menschheit und die ganze Schöpfung zu den Vollkommenheiten Gottes emporgehoben werden sollen, soll dies durch mein inneres Wesen geschehen. Ich übernehme die Verantwortung für die ganze geistige Entwicklung. Ich werde jeden Fleck des Raumes mit den Schwingungen des göttlichen Namens erfüllen, mit dem Licht meiner Liebe für Gott.

Ich brauche nichts außer Gott, denn indem ich Gott habe, habe ich alles.“

Zwischen zwei Gedanken

Wenn man lange und intensiv auf dem geistigen Pfad war und sehr aufmerksam ist, dann geschieht es eines Tages, dass man plötzlich zwischen zwei Gedanken einer Leere gewahr wird.

Diese Leere ist absolute Stille, absolute Reinheit, absolute Schönheit, absolute Freude.

Das Antlitz des Absoluten, der Göttlichen Mutter, wird zwischen zwei Gedanken, zwischen zwei Gefühlen, zwischen Ein- und Ausatmen wahrnehmbar. Aber so blind sind die Menschen, dass sie dieses immer Daseiende zwischen den Gedanken, in der Pause zwischen zwei Gedanken, nicht wahrnehmen. Wenn keine Gedanken aufsteigen, herrscht totale Stille. Dann kann man stundenlang das Antlitz Gottes betrachten.

Alles kommt und geht

Nur Gott kommt und geht nicht. Der Gott in dir stirbt nicht und wird auch nicht geboren. Er bewegt sich nicht, Er verändert sich nicht, Er ist absolute Vollkommenheit.

Du bewegst dich immer in dieser absoluten Vollkommenheit, ununterbrochen, ohne es zu ahnen. Welche Dummheit, welche Finsternis, welches Unglück ist diese unsere Ahnungslosigkeit! Ein schlechteres Schicksal kann es nicht geben, denn dieses Schicksal ist die Ursache allen Unglücks, Leidens, Weinens, aller Sehnsucht, Abneigung und Angst.

Du kannst nirgendwo hingehen, ohne das Göttliche und seine absolute Vollkommenheit mitzunehmen. Aber während du dich in Gott bewegst, bewegt Gott selbst sich nicht, genausowenig wie sich der Raum bewegt, in dem du umherspazierst.

Gott ist immer da wie die Leinwand, auf der Millionen Filme ablaufen können, ohne Ende. Die Leinwand bleibt immer dieselbe, nur die Bilder ändern sich. Das Göttliche ist immer da: Es ist in jedem Menschen, in jedem Lebewesen, in jeder Ameise, in jedem Atom, in jedem Molekül.

Atome kommen und Atome verschwinden, aber was diese Atome erhalten hat, ist immer da: es ist ein subtiler Raum innerhalb und außerhalb des Raums, unbeweglich, immer da seiend.

Wir kommen, wir gehen, wir bewegen uns. Aber was in uns ist, nämlich das Göttliche, bewegt sich nicht. Es ist überall, so wie der Raum überall ist.

Gott war hier, Gott bleibt hier, Gott ist immer hier – und dieses Hier ist an jedem Ort, überall, auch jenseits aller Galaxien. Das Überall ist für Gott ein Hier, für Ihn gibt es keine Entfernung.

Eine Million Erdenjahre ziehen wie zwei Augenblicke am Weisen vorbei. Es gibt keine Zeit im Göttlichen. Der Weise hat eine zeitlose Freude, eine zeitlose Vollkommenheit erlangt.

Nur der Körper quält den Menschen.

Der Weise und Mystiker aber ist jenseits des Körpers und lässt sich von den Zuständen des Körpers nicht beeinflussen.

Der Köper sagt: „Das ist heiß, das ist kalt!“ Für denjenigen aber, der jenseits des Körpers lebt, gibt es weder heiß noch kalt, sondern nur die endlose Vollkommenheit.

Alles verschwindet, wenn du ins Göttliche hineinsinkst. Was unsichtbar war, wird sichtbar. Die endlose Vollkommenheit wird zum Gegenstand der Erfahrung. Wenn du diesen Zustand erreichst, bist du jenseits aller Probleme. Jede wahre Erziehung und Bildung, jede wahre Kultur und Religion, alle geistigen Übungen haben letztlich dieses Ziel im Auge und sollten in der Lage sein, zu diesem Ziel hinzuführen.

Stille

In mir ist alles immer still, rein und gedankenfrei. Wenn ich spreche, steigen Gedanken auf. Sie fließen ständig. Aber trotzdem bin ich immer leer im Kopf, absolut leer: Das ist Reinheit. Alles wird sofort auf den Altar des Göttlichen gelegt. Auf diese Weise lebt Gott mein Leben.

Das göttliche Leben ersetzt dein Leben, wenn du innerlich vollkommen ruhig und rein geworden bist.

Es hängt von der Glühbirne ab, wie viel Strom durch sie fließen kann, wie viel Licht sie infolgedessen ausstrahlen kann.

Wie viel an Güte und Weisheit, an Frieden und Freude durch einen Menschen ausgestrahlt wird, hängt auch vom Willen des Göttlichen ab. Ich übergebe ständig alles dem Göttlichen, ganz gleich, wo ich mich aufhalte, auf dem lärmerfüllten Marktplatz oder im stillen Kämmerchen, ich bin immer in der Einsamkeit, wie eine schlafende Person.

Diejenigen, die reinen Herzens sind, die Heiligen oder die guten Menschen, sind immer und an allen Orten in diesem Zustand und genießen diese Einsamkeit, diesen Frieden Gottes überall. Dieser Zustand wird schließlich zu ihrer zweiten Natur; es wird ein dauerhafter Zustand, der durch nichts mehr unterbrochen wird und durch nichts mehr unterbrochen werden kann.

Leiden

Große Heilige, große Gottmenschen, Philosophen, alle Kinder Gottes oder des Himmels haben viel gelitten auf Erden. – Warum? – Weil sie nur mit dem Preis des Leidens das ganze Königreich des Himmels kaufen konnten. Jedes Wachstum, jede Schöpfung schließt Leiden mit ein, das heißt Schmerzen und Schwierigkeiten aller Art.

Aber die Frage ist: Berühren diese Leiden dich wirklich? Bleiben sie für immer bei dir? – Nein, sie berühren dich nicht; du bist unberührbar. Sie berühren nur dein Gemüt, und wenn du dich an dein Gemüt verloren hast, dann hast du keinen Kontakt mehr zu Gott, zu höheren Idealen, dann hast du dein höchstes Ziel aus den Augen verloren. Und dann erst – und genau aus diesem Grund – wirst du angegriffen und gepeinigt!

Somit sind all deine Sorgen, Leiden und Schwierigkeiten unwirklich. Sie sind Träume, sie verschwinden, lösen sich irgendwann auf.

All deine Mühen und Plagen von gestern – wo sind sie?

– Erledigt, ein für alle Mal verschwunden!

Was geschieht mit den Schmerzen eines ganzen Lebens – wo sind sie am Ende?

Weise Leute lassen sich deshalb von Schwierigkeiten, Plagen und Schmerzen nicht erschrecken. Sie fürchten nicht einmal die Folter. Sie wissen, dass ihnen selbst diese harten Prüfungen nichts anhaben können.

Eines ist sicher: Mit den Härten, die du um des großen, erhabenen Ziels der Gotterfahrung willen auf dich nimmst, tust du dir selbst einen Gefallen. Du bildest dadurch deine Fähigkeiten und Fertigkeiten aus, wirst dadurch abgehalten faul zu sein und forderst deine inneren Kräfte zur Entwicklung und Entfaltung heraus, was dir später irgendwann zugute kommen wird. Tritt deinen Schwierigkeiten und Härten mit großer Weisheit, vollkommenem Verständnis und Gottvertrauen gegenüber! Wenn du das tust, werden die Schwierigkeiten immer kleiner, deine eigenen Kräfte aber immer stärker.

Alles, was du gestern erlitten hast, ist nicht mehr als ein undeutlicher Traum. Er existiert nicht einmal mehr, wenn er einmal aus deiner Erinnerung verschwunden ist.

Wenn du aber willentlich an den Erinnerungen der Vergangenheit festhältst, dann bleiben sie bei dir. Aber wenn du sie aus deinem Gedächtnis löschst, sind sie verschwunden – ein für alle Mal. Und an ihre Stelle setze dann Gottes Gegenwart, Gottes Wesen, Gottes Eigenschaften und das Mantra.

So wirst du reicher und immer reicher an innerem Licht und innerer Freude werden.

Du wirst zu einem Medium für das Fließen der Gnade Gottes und einem Ausdruck von Gottes Licht.

Ego und Entsagung

äglich sind wir beschäftigt. Immer tun wir etwas. Die Arbeit reißt das ganze Leben lang nicht ab. Wir tun dieses und jenes, wir arbeiten für

andere, dienen ihnen. Aber unser Egoismus, unsere Selbstsucht, verdirbt alles. Wir sagen immer: „Ich habe das getan. Ich habe etwas geleistet. Ich trage eine große Verantwortung. Ich allein habe das geschafft!“

Das Ego in uns maßt sich an, Eigentümer und Handelnder zu sein. Es denkt, dass es alles aus eigener Kraft vollbringt. Die Wahrheit jedoch ist: Gottes Kraft vollbringt alles. Wir können nicht einmal unser Essen verdauen ohne die Energien der Natur, die in unserem Körper am Werk sind.

Mit jedem „Ich tue das“ wird unser Ego stärker. Das ist Unreinheit. Große Unreinheit ist nichts anderes als krasser Egoismus. Entferne das Ego und die Reinheit ist wiederhergestellt!

Das Ego sagt: „Ich leide. Ich genieße!“ Immer ich, ich, ich ... … Der kleine Ich-Punkt zerstört alles. Wie sollen wir je in diesem Zustand Reinheit erlangen, wenn doch das Ego andauernd zunimmt und stärker wird?

Es sagt: „Meine Nase ist schön, deine nicht! Ich bin größer und stärker als du! Ich weiß mehr als du!“

Unterschiede zu machen, verstärkt den Egoismus. Die beste Methode, um aus diesem Zustand herauszukommen ist, dass man alles, was man tut und denkt, Gott übergibt. Auf diese Weise kann man das Ego langsam ausschalten. Sage niemals: „Ich habe das getan!“ Sage lieber: „Herr Gott, Du bist es, der alles tut! Alles gehört Dir. Ich übergebe es Dir!“ – Dann ist das Ego weg!

Alle Tätigkeiten, jede Arbeit übergebe ich Gott. Auf diese Weise verschwindet das Ego, hat keine Gelegenheit, sich einzumischen und verhungert langsam.

Wenn wir beten, legen wir unsere Gebete in die Hände des Göttlichen. Wir sagen nicht: „O, ich habe heute viel gebetet – ich bin ja so gut!“ – Nein, wir überlassen den Erfolg unserer Gebete dem Göttlichen und wissen, dass wir ohne seine Kraft und Gnade nicht einmal beten können.

Wir beanspruchen auch keine Belohnung: „Herr Gott, Du hast es uns ermöglicht, Du hast uns die Fähigkeit und den Wunsch gegeben zu beten. Es ist Deine Arbeit. Mit Deinen Energien haben wir gebetet. Wir legen unsere Gebete in Deine Hände!“

„Nur jener, der seiner selbst entsagt, dringt in die verborgenen Geheimnisse der Herrlichkeit und Unsterblichkeit ein, die in den Tiefen seines Herzens ihren Sitz haben. Einen anderen Weg dorthin gibt es nicht!”

Mandukya-Upanishad

Das Aufgeben des Ego ist der Preis, der uns auf dem Pfad der Erkenntnis des göttlichen Selbst abverlangt wird.

Was ist aber das Ego anders als ein stark ausgeprägter Sinn der Eigenliebe?

Der Mensch konzentriert sich im Allgemeinen so sehr auf sich selbst und seine individuellen Gegebenheiten, dass er die wahre Grundlage, die wahre Wirklichkeit, die das Göttliche ist, übersieht.

Das Ego ist der Sitz spiritueller Unwissenheit, des Nichterkennens des göttlichen Selbst in uns, das die einzige Ursache und Grundlage unserer Existenz ist. Dieses Ego ist eine Kraft der Zersplitterung, ein Prinzip der Eigenliebe. Solange das Ego besteht, wird auch die Erfahrung der Dualität fortdauern, wird sich ein Ding dem anderen entgegenstellen, wird die Erfahrung von Problemen und Unterschieden unvermeidlich sein.

Das Ego ist der einzige Wall zwischen Mensch und Gott. Das Ego ist es, das diese Wand aufbaut und die Ursache von Wünschen, Ängsten und Streitigkeiten ist. Es hat tausend hässliche Formen wie Hochmut, Missverstehen, Vorurteil, Überlegenheitskomplex, Minderwertigkeitskomplex und viele andere. Dieser Wall muss zerbrechen, um Vereinigung mit dem Göttlichen zu erlangen.

In einem wahrhaft demütigen Menschen ist das Ego tot, der Wall des Ego ist zerbrochen, und der Mensch ist eins mit dem Göttlichen.

Ein solcher Mensch ist nicht mehr menschlich, sondern göttlich.

Durch beständiges Nachsinnen über das Wesen des Göttlichen muss unsere Egozentriertheit aufgelöst werden, aufgelöst in grenzenloses göttliches Bewusstsein.

Durch den Druck einer beständigen Reflexion über die Gegenwart und das Wesen des Göttlichen bringt man das Ego unter Kontrolle. Das Ego muss aufhören, Ego zu sein.

Wo es kein Ego mehr gibt, da ist Gott, und da gibt es nur eines: Zeitlosigkeit, Raumlosigkeit und die Vollkommenheit des Königreichs des Himmels. Solange das Ego existiert, besteht auch die Erfahrung der Dualität, die Erfahrung der Probleme, der Zweifel und der Schwierigkeiten.

Wir sind nirgendwo sicher und geborgen außer in der Gottheit, im göttlichen Selbst.

Solange die menschliche Individualität weiterbesteht, begeht der Mensch Fehler, ist er in Erkenntnis, Liebe, Güte begrenzt, ist er dem Wandel und der Erfahrung des Todes unterworfen. Die alte Individualität muss sich auflösen und eine neue Individualität muss geformt werden.

Solange wir einen physischen Körper haben und auf Erden leben, ist immer eine begrenzte Individualität da. Ist einmal die alte Individualität mit ihren Unreinheiten und Begrenzungen zerstört, entsteht sogleich eine neue, eine göttliche Individualität.

Was wir zu tun haben, ist ein Zurückziehen unserer Erfahrung und unseres Bewusstseins vom Körper, von Gedanken, Gefühlen und den Sinnen. Es ist ein Sich-Versenken in die Gottheit. Am besten ließe sich dieser Zustand als Selbst-Transzendierung beschreiben: Ein Transzendieren des Körperbewusstseins, ein Transzendieren des mentalen Bewusstseins, ein Transzendieren der Persönlichkeit, die wir sind, ein Hinausgehen über alles, was die Endlichkeit, die Individualität und ihre Erfahrungen ausmacht.

In einem solchen Zustand existiert unser Ego, also unser niederes Selbst, nicht mehr.

Die Vorstellung, ein menschliches Wesen zu sein, getrennt vom Göttlichen, existiert nicht mehr. Wir leben in einer anderen Erfahrungsdimension: Wir leben bewusst im Göttlichen.

Der Zustand, in dem wir über die sinnliche, physische, materielle Erfahrung hinausgehen, also unser Versunkensein in das Bewusstsein des Göttlichen, ist der Tod dessen, was wir zu sein glaubten, und die Geburt dessen, was wir wirklich sind.

Es ist die Geburt der Gottheit in uns.

Liebe

Alles in dir stirbt, nicht aber die Liebe, und wo Liebe ist, da ist Leben.

Sei dir der Tatasche bewusst, dass es ohne Bewusstsein keine Liebe und kein Leben gibt.

Liebe ist ein Ausdruck des Lebens. Liebe ist ein Ausdruck des Bewusstseins.

Liebe, Leben und Bewusstsein sind in Wahrheit ein und dasselbe: Unendlichkeit, Wahrheit, Göttlichkeit.

Alles hat seinen eigenen Wert

Es ist das höchste Prinzip im Menschen, das allein wahren und bleibenden Wert besitzt.

Schön, reich, hässlich, arm, dumm oder intelligent: In allen ist das gleiche höchste Prinzip. Es ist das schöpferische, das erschaffende Prinzip.

Aus diesem Prinzip heraus entstanden alle Welten, all die verschiedenen Werte, alle Lebensformen. Deshalb ist alles wertvoll: Die Luft ist wertvoll. Metall, Bäume, Kohle, Wasser

– alles hat seinen spezifischen, ihm beigemessenen Wert.

Meditation

Die beste Meditation ist immer das, wodurch du mit Gottes heilender Gegenwart, Kraft und Gnade in Berührung gelangen kannst. Jede Art von innerem Bewusstseinszustand, in dem wir mit Gottes Frieden und Freude in Berührung kommen, kann Meditation genannt werden.

Meditation ist kein Flug ins Abstrakte, in eine unbekannte Wirklichkeit. Was also ist Meditation? – Meditation ist tiefinniges Gebet. Wenn Gebet tief ist, aufrichtig und ernst, wird es zur Meditation.

Meditation ist ein Umwandlungsprozess. Meditiere, und du wirst umgewandelt, denn du wirst zu dem, woran du denkst.

Wenn tausend unterschiedliche und widersprüchliche Gedanken und Regungen dein Gemüt durchqueren, wirst du zum zerstreuten Menschen ohne Halt.

Wenn du ununterbrochen an Gott denkst und das lange Zeit durchhalten kannst, wirst du eins mit Gott werden.

Es ist eine Vereinigung im Geist, im Bewusstsein, in der Liebe, im Frieden, im Herzen, im Leben des Lebens, in der Essenz der Existenz.

Schließe deine Augen und stelle dir den unbegrenzbaren Raum vor! Der Raum ist ein Ozean, in dem sich alle Meere und alle Welten befinden, denn alle Welten sind nur wie kleine Punkte im Raum. Der Raum ist der weiteste, höchste und größte Ozean, und wenn die Gegenwart des Göttlichen überall zugegen ist, heißt das, dass der ganze Raum von der Gegenwart des Göttlichen erfüllt ist.

Weil der Raum von Gott erschaffen ist, muss Gott größer sein als der Raum, unendlich subtiler und noch unermesslicher als der Raum. Stelle dir Gottes Gegenwart als einen grenzenlosen Ozean vor, dessen Wesen Friede ist.

Du musst dir dies vorstellen, weil du noch keine Erfahrung davon hast. Das Vorstellungsvermögen ist in der Meditation solange notwendig, bis du das Ziel erreicht hast. Einmal am Ziel angekommen wird die Vorstellungskraft nicht mehr gebraucht.

Wenn du über Gott meditierst, bewirkst du dadurch starke, tiefgreifende Veränderungen, denn Gott wird sozusagen durch deine Meditation beeindruckt. Das lässt sich auch aus den Wirkungen ersehen. Und du wiederum wirst in der Meditation durch das Göttliche beeindruckt. Daher ist Meditation sozusagen all das, wodurch wir uns für Gottes Einfluss öffnen.

Gott ist keine weit entfernte Wirklichkeit: Er ist die höchste Essenz in dir. Du nimmst sie nicht wahr, doch haben Tausende sie erkannt, weswegen sie Menschen der Gotterfahrung genannt werden.

Weise, Heilige, Propheten, Meditierende, Menschen des Gebets pflegen Kontakte mit Gott, sprechen mit Gott, leben mit Gott. Sie offenbaren ein Wesen, das mit Gottes Wesen verwandt ist. Ihre Gelassenheit kommt und geht nicht, wie es gewöhnlich bei den Menschen üblich ist, denn sie besitzen eine Ruhe, die bleibt, eine Ruhe voller Weisheit, eine innere Ruhe, die selbst Weisheit erzeugt!

Es gibt kein größeres Genie als jenes, das über das Göttliche meditiert. Das ist das Höchste, was ein Mensch tun kann.

Meditation ist die Berührung mit der Quelle aller Genialität, der Unsterblichkeit und Unendlichkeit, und es ist der Einfluss dieser Eigenschaften auf den Meditierenden, der Meditation ausmacht.

Das Gottgleiche in uns schaut Gott

Gott ist die Kraft unendlicher Vollkommenheit in unserer psychischen, körperlichen, materiellen Hülle.

Doch aufgrund seiner Unwissenheit akzeptiert und erforscht der Mensch das wahre Wesen Gottes nicht.

Unser Denken gerät in Verwirrung beim Versuch, dieses unendliche Wesen verstehen zu wollen, und in der Tat trägt unser Denkvermögen keine Möglichkeit in sich, mit dessen Hilfe wir etwas über das Wesen dieser wunderbaren Gottheit erfahren könnten.

Die größten geistigen Menschen vergangener Jahrhunderte haben Gott auf unmittelbare Weise erfahren und erkannt, jedoch nicht mittels irgend einer dem Gemüt innewohnenden Kraft, sondern durch ein völliges Transzendieren der Begrenzungen desselben. Wir schauen Gott durch das, was Gott gleich ist.

Wenn das Gemüt zur Ruhe gekommen ist, wenn unser Herz auf die kosmische Liebe eingestellt und unser Wesen geläutert ist, sind wir in der Lage, Gott als unendliche Vollkommenheit in uns selbst wahrzunehmen und schließlich eins mit Ihm zu werden.

Im Allgemeinen ist der Mensch fortwährend mit Tausenden von Gedanken beschäftigt.

Das Denken des Weisen hingegen befasst sich mit wenigen Gedanken, und diese sind rund um Gott zentriert! Sein zentraler Gedanke ist vollkommen auf Gott ausgerichtet.

Warum ist der Mensch oft so kraftlos und hilflos, so unglücklich und von Zweifeln und Schwierigkeiten geplagt? – Weil er in einer verwirrenden Vielzahl verschiedener Gedanken lebt. Er beschäftigt sich mit allen möglichen Gedanken, er quält sich ruhelos damit herum, und das macht ihn schwach und unglücklich.

Ein Mensch dagegen, der seine Aufmerksamkeit auf einen Punkt ausgerichtet hält, bekommt von innen heraus neue Einsichten und Offenbarungen, sieht die Dinge klarer, und Gott wird für ihn immer wirklicher.

Es gibt keine Methode, mit der die Persönlichkeit des Menschen sich wirklich vervollkommnen ließe, außer der einen, die darin besteht, seine gesammelte Aufmerksamkeit ständig auf einen einzigen Punkt zu richten! – Und dieser eine Punkt ist Gott.

Die Sammlung unserer Aufmerksamkeit auf die göttliche Gegenwart behebt einerseits unsere menschlichen Schwächen und verbindet uns außerdem mit den grenzenlosen Schätzen des unendlichen göttlichen Bewusstseins.

Das eine Wahre und Göttliche stets in unserem inneren Gewahrsein lebendig zu erhalten, das ist der Weg zur Freiheit und Vollkommenheit.

Die Mitte allen Seins

Mein Geist zog seine Gedanken aus der Erfahrung zurück, indem er sich dem widersprüchlichen Gedränge sinnlicher Anschauungsbilder verschloss, um herauszufinden, was das für ein Licht sei, worin er gebadet war. Und so wurde ihm im Aufleuchten eines flüchtigen Augenblicks die Schau dessen, was ist, zuteil.

Augustinus,

aus seinen „Bekenntnissen“

Im Lotus des inneren Herzens wohnt das Göttliche als Mitte in jedem Menschen. Diese Mitte hat weder Anfang noch Ende.

Obwohl diese Mitte, dieses Zentrum nur ein Punkt im Herzen zu sein scheint, so ist sie dennoch überall gegenwärtig.

Sie ist subtiler als der kosmische Raum, und wie dieser überall anwesend.

Diese Mitte, dieser allgegenwärtige Punkt, ist unendlich mehr als der Raum, denn der Raum ist immer noch etwas Physikalisches, etwas, das wir durch unsere körperlichen Sinnesorgane wahrnehmen und definieren können.

Das göttliche Zentrum in unserem Herzen ist als reines Bewusstsein gleichzeitig alles und dennoch so subtil und unfassbar, dass es unsere Sinnesorgane unmöglich erfassen können.

Kein Auge kann es sehen, kein Ohr kann es hören, keine Hand kann es fassen.

Trotzdem ist es die Wirklichkeit aller Wirklichkeiten, ohne die kein Auge sehen, kein Ohr hören, keine Hand greifen kann, ohne die es überhaupt keinerlei Erfahrung, kein Ereignis, kein Wachstum, kein Genießen, keine Lebensfreude geben kann.

Diese Wirklichkeit ist die Mitte von allem, das Zentrum und die Summe aller Kräfte, der Sitz aller Wahrnehmungen, aller Schätze und Werte.

Über dieses wunderbare Bewusstsein wollen wir immer wieder nachdenken, denn dadurch werden wir im Lauf der Zeit zu diesem Bewusstsein selbst.

Während unserer Meditation wie auch außerhalb der Meditation, im täglichen Leben, sollen wir uns immer wieder von Neuem das wahre Wesen dieses Bewusstseins vor Augen führen und darüber meditieren.

Wenn du sagst: „Gott, Du bist hier gegenwärtig und allgegenwärtig“, dann erklärst du damit, dass auch du allgegenwärtig bist, dass du in jedem und allem bist, weil es ein und dasselbe Bewusstsein ist.

Alles was Gott betrifft, betrifft auch dich, wenn du immer wieder über das wahre Wesen des inneren Bewusstseins nachdenkst und damit nach und nach den Halt an deinem Körper, an deiner Umgebung aufgibst, um Halt an deinem inneren göttlichen Herzen zu erlangen.

Plötzlich findest du dich selbst überall im kosmischen Raum, im ganzen Universum und jenseits davon wieder. Plötzlich findest du dich an einem Ort, wo du eins bist mit dem unendlichen Bewusstsein.

Dort gibt es keine zwischenmenschlichen Beziehungen, keine Umgebung, keine andere Erfahrung als einzig die Erfahrung des Glücks, des Friedens und der Stille. In dieser Erfahrung verweilt der wahre Gottliebende Tag und Nacht, im Wachen, Träumen und Schlafen.

Denke immer und immer wieder über die wunderbare Gottgegenwart nach. Sie ist das Licht aller Lichter, der Mittelpunkt einer Freude, die ohne Grenzen, ohne Anfang und Ende und immer neu ist.

Diese lebendige Gegenwart nimmt alles wahr, hört, sieht und weiß alles, und bleibt immer und ewig ihrem eigenen Wesen als grenzenlose, absolute Glückseligkeit treu.

Wenn der Körper zerstört wird, bleibt der Geist unberührt. Er verlässt den zerstörten Körper, ohne von dessen Zerstörung berührt zu sein, denn er ist subtiler als der Körper.

Keine Bombe kann die Seele zerstören, keine Bombe kann den Raum zerstören.

Das subtilste Prinzip ist nicht nur ausgedehnt und alldurchdringend, sondern auch unzerstörbar. Das unzerstörbare subtilste Prinzip ist in dir. Es ist Gott.

Doch wo in dir? – Etwa in den Knochen, im Herzen, in den Lungen, in den Nerven, in den Hirnzellen – wo genau ist Gott? – Er ist das subtilste Prinzip und wohnt als solches im subtilsten Prinzip in dir.

Er ist in deinem Bewusstsein, und das ist das Subtilste in dir. In deinem innersten Bewusstsein wohnt Gott.

Bewusstsein ist dein wahres Herz.

Das physische Herz ist leicht zu zerstören, doch nichts zerstört dein wahres Herz, das Bewusstein, die Seele in dir.

In der innersten Seele wohnt Gott. Dein Bewusstsein ist fähig, Wunder zu wirken, denn es ist der Wohnsitz Gottes.

In der Bibel heißt es: „Ihr seid Bürger des Himmels.“ Und dieser Himmel ist nicht irgendwo über den Wolken, sondern in deinem Herzen, tief drinnen in deinem innersten Sein.

Deshalb sagt auch Christus:

„Das Königreich des Himmels ist in euch!“ Das Göttliche ist in dir!

Im Mittelpunkt deines Bewusstseins ist der Tempel Gottes. In diesem Tempel Gottes findest du unendliches Glück, endlosen Frieden, endloses Leben, endlose Erkenntnis, Freiheit, Vollkommenheit, Schönheit. Alles ist darin enthalten.

Gott ist das subtilste Prinzip, unzerstörbar, ewig, alldurchdringend, allwissend, allmächtig.

Das Gewicht der Gedanken

Ein einziger Gedanke schon kann uns niederdrücken. Tausend Steine auf dem Kopf sind besser als ein deprimierender Gedanke, denn ein Gedan

ke kann weit schwerer wiegen als tausend große Granitblöcke.

Ein Gedanke kann die Seele niederdrücken, die Freude töten, das Licht vertreiben, und was das Schlimmste ist: Er gibt sein Gewicht an andere weiter, so dass auch sie dadurch belastet werden, weil etwas in ihren Herzen auf das Negative anspricht.

Teile eine Last von Steinen, die du auf dem Kopf trägst, mit anderen, und sie wird leichter; doch teile einen niederdrückenden Gedanken mit anderen und er wird schwerer!

Körper und Geist

Der Mensch im allgemeinen weiß nichts vom Gott in sich. Er hält sich für den Körper und identifiziert sich mit dessen Zuständen. Der Körper belastet ihn schwer und lässt ihn bedrückt und unglücklich sein. Irgend ein Problem trägt er immer im Herzen mit sich umher. Darum sollten wir uns von der Weisheit bewegen lassen und uns immer ein wenig mehr dem Geist, dem Göttlichen annähern, die Gedanken und Gefühle ein wenig subtiler, feiner werden lassen. Das geschieht, indem wir über die subtilste Gegenwart, nämlich Gott, nachdenken.

Je mehr wir uns mit dem Unsterblichen verbünden und über das Zeitlose nachsinnen, umso subtiler wird unser Bewusstsein, unser Intellekt gewinnt an Feinheit, wir werden innerlich lichter, unsere Weisheit wird tiefer, und unser Alltag wird infolgedessen harmonischer und glücklicher.

Der Mensch, so wie er ist, scheint nicht viel wert zu sein. Er ist ein kleinwinziges Stäubchen auf diesem Staubkorn Erde.

Zwar sieht unsere Erde von unserem Standpunkt aus gesehen riesig aus, doch schon vom Mond aus betrachtet ist sie nur eine kleine Kugel, so groß wie ein Fußball. Von der Sonne aus ist sie schon kleiner als ein Tennisball, und von den fernen Sternen aus ist sie gar nicht mehr sichtbar. Wo bleibt da der Mensch auf diesem Staubkorn Erde im grenzenlosen Universum? – Körperlich gesehen ist der Mensch ein Nichts in der Endlosigkeit des Raums. Dennoch erwirbt er grenzenlosen Wert und erkennt sich selbst als das Unendliche, wenn er sich im Gottbewusstsein verliert.

Das Bewusstsein in dir ist unendlich, unbegrenzbar, weiter als das Universum.

Du kannst das Göttliche wahrnehmen, denn das Göttliche wird vom Göttlichen in dir erschaut. Gott trägt in sich die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung, und wenn du Gott mit den Augen Gottes betrachtest, wirst du erkennen, dass Er unermesslich und grenzenlos ist.

Dein Herz ist in gewissem Sinne größer und weiter als das weite Himmelszelt. Du bist das, was unvergänglich ist. Du warst schon, ehe die Welt erschaffen wurde, und wirst noch sein, nachdem das Universum sich wieder aufgelöst hat. Dein Wert ist unendlich, deine Würde ohne Grenzen.

Nichts kann dich zerstören, du bestehst so lange als du in Gott bist. So lange du das Göttliche bewusst erfährst, sind deine Würde, dein Leben, deine Freiheit, Macht und Schönheit endlos, deine schöpferischen Fähigkeiten sind grenzenlos. Im Göttlichen sind alle Werte vollkommen und unendlich. Willst du wahre Lebensfreude haben, dann musst du Gott erkennen und bewusst in Ihm leben.

Gott ist alldurchdringendes Bewusstsein. Der ganze Raum ist von seiner Intelligenz erfüllt. Sein allsehendes Auge ist überall. Sein allhörendes Ohr ist überall. Seine allmächtige Hand ist überall. Sein Herz voll grenzenloser Liebe ist überall.

Hier, dort und überall, zu allen Zeiten und unter allen Umständen kannst du das Göttliche erfahren. Je intensiver du das Göttliche erfährst, desto wunderbarer und wertvoller wird dein Leben.

Der Ewige Zeuge

In jedem von uns ist ein unzerstörbares Licht, das der ewige Zeuge des Ewigen in allen Zeitprozessen ist. In jedem von uns ist ein alles beobachtendes und sich selbst gewahrendes Bewusstsein, ein Zeuge, der selbst nicht beobachtet werden kann, aber alles andere beobachtet.

Es gibt nichts, was nicht das Unendliche und Ewige in sich trüge. Alles befindet sich im Herzen des Zeitlosen und Ewigen. Die ganze Schöpfung ist vom Licht des allschöpferischen göttlichen Bewusstseins erleuchtet. Die zeitlose Ewigkeit ist das Licht der Lichter, das unbegrenzbare Licht, das insgeheim alle in Raum und Zeit entstandenen Lichter erhält.

Das ewige, zeitlose, unzerstörbare Licht beseelt unser äußeres, begrenztes Dasein, das durch jenes Licht erschaffen und in jenem Licht Form angenommen hat. Es ist dieses Licht, das unserem Geist das Licht des Verstandes schenkt und ihn durch unsere körperlichen Augen sehen lässt.

Wenn jemand schläft, und sei es in der strahlenden Mittagssonne, dann sieht er nichts, auch wenn seine Augen offen sind. Für ihn ist alles dunkel. Doch wenn er zu träumen beginnt, sieht er. Es ist das Licht des Bewusstseins, das ihn befähigt zu sehen. Du kannst deine Augen schließen und trotzdem sehen – gedanklich nämlich.

Doch auch wenn du wach bist, siehst du mit dem Licht des Bewusstseins. Und wenn du deine körperlichen Augen und auch das Auge deiner Gedanken schließt, dann kannst du in Zuständen kontemplativen inneren Bewusstseins mit dem Auge des ewigen göttlichen Bewusstseins sehen.

Bewusstsein allein ist das wirkliche Licht. Ohne es gibt es kein physikalisches Licht und keine Möglichkeit, irgendetwas wahrzunehmen, weder körperlich, gedanklich, geistig oder auf irgendeine andere Art.

Bewusstsein ist Licht. Licht hat uns gestaltet. Es ist in uns, um uns herum, über uns und überall.

Das unbedingte, absolute, unendliche, ewige, unzerstörbare, unwandelbare Bewusstsein ist der Vorgänger unseres begrenzten, bedingten, veränderlichen, individualisierten Bewusstseins, und aufgrund seiner inneren organischen Beziehungen mit dem zeitlosen Bewusstsein kann das individuelle Bewusstsein jederzeit seine Einheit mit dem unbedingten Bewusstsein wiedererlangen.

Kein Mensch kann je zufrieden sein, solange sein Bewusstsein nicht in der Erfahrung des ewigen Friedens, Glücks und der unendlichen Vollkommenheit aufgegangen oder das Zeitlose zum Herzen seiner Erfahrung geworden ist und seine bewusste innere Erfahrung mit seinen Wundern überflutet.

In einer ermüdenden materiellen Umgebung ist es für die zeitgebundene Seele natürlich, nach der Vereinigung mit dem Zeitlosen zu suchen, wie es für den Fluss natürlich ist, sich in den Ozean zu ergießen.

Das Unendliche erhält das Endliche. Das Transzendente wohnt dem Vergänglichen inne. Das Absolute ist das geheime Herz des Individuums. Alles überall ist aus dem Unendlichen entstanden, hat sein Dasein im Unendlichen und kehrt einst wieder ins Unendliche zurück. Was ist das Wesen des Unendlichen? – Das Unendliche ist unzerstörbar, unbedingt, ewig, zeitlos, raumlos, grenzenlos.

Alles Erschaffene ist im Unerschaffenen erschaffen, und das Unerschaffene befindet sich im Erschaffenen. Es kann kein zeitliches Phänomen außerhalb der Grundlage des Zeitlosen geben. Nichts ist vorstellbar außerhalb des Zusammenhangs des Ewigen, außerhalb des Zeitlosen, außerhalb des unendlichen Bewusstseins, das auch Gott, die Wahrheit oder das Absolute genannt wird.

Das großartige Königreich der Glückseligkeit, diese unbeschreiblich schöne Wirklichkeit des grenzenlosen Seins, dieser unendliche Friede des Ewigen, die unvorstellbaren Möglichkeiten des zeitlosen Bewusstseins werden zum Inhalt unserer unmittelbaren Erfahrung, wenn unser Bewusstsein sich in kontemplativen Zuständen über seine individuellen Grenzen hinaus aufschwingt.

Für den Mystiker werden solche Zustände zum normalen Zustand seines täglichen Lebens. Er nimmt das Ewige in allem Sichtbaren wahr.

Er lebt in seiner eigenen ewigen Welt unendlichen Friedens und Glücks. Er ist in Einklang mit dem einen unendlichen Herzen Gottes, das in allem ist, was seine körperlichen Sinne wahrnehmen.

Das Ewige in der Schöpfung, im Universum, in der Raumzeitwelt kann von nichts berührt werden.

Die Zerstörung der Universen, die Abläufe in den kosmischen Systemen, die in ihrer Gesamtheit innerhalb des Ewigen existieren, berühren das Ewige in keiner Weise, doch ohne das Ewige kann sich andererseits überhaupt nichts ereignen. – Das ist das Geheimnis der Größe Gottes, der unzerstörbar, unvergänglich, wunderbar und von allen Geschehnissen unberührt bleibt.

Das Ewige ist jedoch kein Nichts. Es ist nicht Leere. Obwohl nichts in ihm zu sein scheint, ist doch alles in ihm.

In allem ist der Pulsschlag des Ewigen, in allem, was du berührst, fühlst oder denken kannst. In allem, was du erfahren kannst, ist die Seele des Zeitlosen gegenwärtig.

Die Weisen sehen es, die reinen Herzen erfahren es, die Mystiker leben in ihm.

Das ewige Sein ist der ursprüngliche Keim unserer Seele. Alles ist in ihm enthalten. Es ist das Königreich des Himmels in uns. Es kann für uns ein herrliches, grenzenloses Königreich des Friedens, der Schönheit, des Lichts und der Freude erschaffen.

Es gibt einen Verbindungsgang von der Zeit zum Zeitlosen, weil das Ewige im Zeitlichen und das Zeitliche im Ewigen enthalten ist.

Die zeitlose Wirklichkeit – das Unsichtbare – wohnt im Sichtbaren und erhält es. Aber das Zeitliche oder Sichtbare kennt das Unsichtbare nicht. Das Unsichtbare hingegen kennt das Sichtbare voll und ganz.

Sobald unser Bewusstsein in eine Erfahrung des Ewigen eintritt und unser inneres Herz eins wird mit dem Ewigen in aller Schöpfung, schrumpft der äußere Kosmos in seiner Ausdehnung und zieht sich in eine winzige Ecke unseres weiten, unermesslichen inneren Bewusstseins zurück. Der Mensch als Mikrokosmos wird zum Makrokosmos und transzendiert diesen. Er findet, dass alles in ihm selbst ist und er, als das ewige Bewusstsein unbeschreiblich weiter ist als all die unermesslichen Himmelsräume und universalen Systeme.

Das Königreich im Inneren ist größer als das Königreich der äußeren Welten.

Du bist mehr als das, was du wahrnimmst

Der Mensch ist immer auf der Jagd nach Dingen, ständig will er dies und das; er denkt: „Das bringt mir Glück, das macht mir Freude, das schenkt mir Ruhe und Frieden!“ So denkt der Mensch und ist ununterbrochen mit allerlei Gedanken beschäftigt.

Was aber tut der Mystiker? – Er versenkt sich in den Beobachter in sich, nicht in das, was er beobachtet, wahrnimmt oder sieht.

Du bist da, du existierst – und du hast einen Körper. Der Körper ist ein Objekt für dich, ein Objekt der Wahrnehmung. Du beschäftigst dich mit deinem Körper, mit deinen körperlichen Zuständen, dem Vergnügen, das du vermittels des Körpers und der körperlichen Sinne genießen kannst, mit den Schmerzen, die du hast, mit deiner körperlichen Kraft oder deinen körperlichen Schwächezuständen. Ständig bist du mit Gedanken an irgendwelche Dinge beschäftigt – aber wer ist der Beobachter? Wer bist du?

Du bist nicht der Körper, den du bewohnst. Der Körper kommt, der Körper geht. Du beschäftigst dich mit Gedanken und Gefühlen, die freudig oder kummerbeladen sein können, ruhig oder aufgeregt, liebend oder zurückweisend.

Gedanken und Gefühle sind für dich Objekte: Du kannst sie betrachten, kannst sie beobachten, kannst dich auch von ihnen distanzieren. Der Mystiker beschäftigt sich nicht mit Objekten; er lässt alle Objekte verschwinden.

Du träumst: Der Traum verschwindet, wenn du aufwachst.

Der Traum ist, so gesehen, auch ein Objekt – ein Objekt deiner Wahrnehmung. Alles nämlich, was du beobachten kannst, ist für dich Objekt, Gegenstand; und es ist logisch, dass du von dem, was du beobachtest, verschieden bist!

Die Menschen dieser Welt beschäftigen sich mit Träumen, jagen Träumen nach, sind in Träume eingefangen. Sie können die Dinge nicht loslassen.

Das äußere Leben ist auch ein Traum, und der gewöhnliche Mensch ist ganz in diesem Traum gefangen. Er setzt sich dem Traum und den Dingen darin aus und leidet deshalb unter ihnen.

Dinge begrenzen ihn, beherrschen ihn, befehlen ihm. Auch wenn sie Freude zu spenden scheinen, sind sie trügerisch: Die Freude ist bald schon wieder vorbei und die Nachwirkungen sind oft hässlich und verursachen Schmerz.

Der Beobachter in dir ist zeitlose Stille

Ein Mystiker lebt ständig im inneren Beobachter. Er genießt die zeitlose, raumlose Stille. Wenn ein Mensch im Tiefschlaf unbewusst dieselbe zeitlose, raumlose Stille genießt, stammt diese Stille ebenfalls aus dem Beobachter in ihm.

Stille gehört zum Beobachter, sie ist das Wesen des Beobachters, das Wesen des Göttlichen im Menschen.

Diese zeitlose Stille, dieser Frieden, diese Freude – der Mystiker lebt in ihnen, nicht in erfahrbaren Gegenständen.

Alles, was du siehst oder hörst, kannst du überwinden, wenn du willst. Alles, was du berühren kannst oder was dich berührt, kannst du überwinden, wenn du im Beobachter bleibst, anstatt dich mit den Objekten der Beobachtung, mit den Inhalten deiner Erfahrung zu identifizieren.

Wenn du dich mit den Objekten der Wahrnehmung identifizierst, bist du verloren. Das Objekt beherrscht dich, es regiert dich.

Angenommen, du hast einen Schmerz. Das Gefühl des Schmerzes ist ein Objekt. Du beobachtest dieses Gefühl. Du kannst dich nicht davon lösen, es beherrscht dich, du bist ihm hilflos ausgeliefert! Und dieses schmerzhafte Gefühl macht deine Nerven kaputt, führt deine Unterscheidungskraft in die Irre.

Aber wie gesagt: Nichts, was du beobachten kannst, kann dich je unterwerfen. Aber das gilt nur für den Fall, dass du fest im Beobachter verharrst, dich nicht mit den Objekten gleichsetzt. Keine Kraft kann dir schaden, wenn du die Objekte loslässt, wenn du dich nicht auf das Spiel der Gegensätze einlässt. Dann kannst du jede Kraft und Macht besiegen.

Durch den Beobachter in dir kannst du alles überwinden. Der Beobachter in dir ist immer der Größere, größer als alles, was du beobachten kannst.

Beobachtest du eine große Gefahr, dann ist diese große Gefahr etwas, das kleiner ist als das beobachtende Prinzip in dir.

Das beobachtende Prinzip in dir ist alles. Wenn du die Gefahr nicht beobachten und nichts mit ihr zu tun haben willst, verschwindet die Gefahr, die ihre Kraft nur aus der Aufmerksamkeit, die du ihr widmest, bezieht; denn dann, wenn du irgendetwas deine Aufmerksamkeit schenkst, vergisst du den alles rettenden Beobachter in dir, der unendliches Licht ist, der das vollkommene Wesen ist.

Denke deshalb immer daran und handle entprechend: Du bist nicht der Gegenstand!

Du bist das Subjekt, der Beobachter, niemals das Objekt, niemals das, was du siehst, was du hörst, was du irgendwie wahrnimmst. – All das bist du nicht!

Erlösung von Geburt, Tod und Wiedergeburt

Dieses weite Universum ist wie ein Rad. Auf ihm sind alle Geschöpfe der Geburt und dem Tod ausgeliefert. Rundherum dreht sich das Rad und hört nie damit auf. Es ist das Rad Brahmans. Solange das Individuum sich als getrennt von Brahman betrachtet, dreht es sich auf dem Rad der Bindung an Geburt, Tod und Wiedergeburt.

Wenn es aber durch die Gnade Brahmans seine Identität mit Ihm erkennt, hört es auf, sich auf dem Rad zu drehen. Es erlangt Unsterblichkeit ...

Das höchste Brahman ist die Substanz. Es ist das Unvergängliche. Alles andere ist nur ein Schatten.

Die Kenner Brahmans wissen, dass Es die eine Wirklichkeit hinter allem Scheinbaren ist. Aus diesem Grund liefern sie sich Ihm aus und erlangen in tiefer Meditation Freiheit von Geburt, Tod und Wiedergeburt.

Der Herr erhält dieses Universum, das aus dem Vergänglichen und dem Unvergänglichen, dem Erschaffenen und dem Nichterschaffenen besteht. Die individuelle Seele vergisst den Herrn, hängt dem illusorischen Vergnügen an und ist somit daran gebunden. Doch wenn sie sich dem Herrn zuwendet, wird sie von allen Fesseln befreit.

Das Gemüt und die Materie, der Meister und der Diener – beide existieren seit anfangsloser Zeit. Maya, die beide verbindet, existiert ebenfalls seit anfangsloser Zeit. Wenn alle drei, Gemüt, Materie und Maya als eins mit Brahman erkannt werden, dann erkennt man, dass das Selbst unendlich ist und an keinen Aktivitäten teilnimmt.

Man erkennt, dass das Selbst alles ist.

Svetasvatara Upanishad

swamiji



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