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ZWEIMONATLICH

Jahr 57

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ



Juli/August 2022

  

INHALT

Texte aus Ansprachen und Gesprächen von

 


garten

O du, Gemüt! Warum wanderst du umher wie ein unreiner Geist? – Erkenne das unteilbare Selbst. Sei glücklich, indem du der Anhänglichkeit entsagst.

Du bist Er, der außen und innen ist. Du bist der Glückverheißende, der überall und zu jeder Zeit existiert. Warum läufst du verblendet hierhin und dorthin wie ein unreiner Geist?

Erkenne dieses ganze Universum als formlos.

Erkenne dieses ganze Universum als unwandelbar.

Erkenne, dass dieses ganze Universum aus einem reinen Körper besteht. Erkenne, dass dieses ganze Universum von der Natur des Absoluten ist.

Du bist wahrlich die Wahrheit. Daran gibt es keinen Zweifel. Wüsste ich das nicht, was wüsste ich dann schon?

Warum betrachtest du das Selbst, das sich selbst wahrnimmt, als nicht wahrnehmbar? Mein Kind, wie kann es Illusion geben und Nicht-Illusion, Schatten und Mangel an Schatten? – Alles ist die eine Wahrheit; all dies ist vom Wesen des Raums und ohne Makel. Ich bin frei am Anfang, in der Mitte und am Ende. Ich bin nie gebunden. Das ist mein sicheres Wissen: dass ich von Natur aus makellos und rein bin.

Avadhuta Gita

Das Sri Chakra ist eine Manifestation des gesamten Kosmos, und zwar des sichtbaren sowie des unsichtbaren. Es ist ein Lichtphänomen, nicht innerhalb der Materie, der veränderlichen Materie, sondern ein unbewegliches, unveränderliches Lichtphänomen. Die Göttliche Mutter wohnt im Bindu, im zentralen Punkt, aus dem alles hervorgeht und in den hinein sich das ganze manifestierte Universum wieder auflöst. Das ganze Universum zieht sich irgendwann wieder in diesen Punkt zurück.

Der umgebende Kreis, die Dreiecke und die Welten verschwinden.


Sei immer positiv!

Das geistige Herz findet unendliche Kraft, unendliche Freude, denn das Bewusstsein Gottes, das alle Wunder, alle Freude und Vollkommenheit in sich birgt, ist überall zugegen.

Ist Bewusstsein nicht in dir? Wie könntest du sonst wissen, ob es Tag oder Nacht ist, ob du gegessen hast oder nicht?

Gar nichts könntest du über dein Befinden sagen, denn keine Erfahrung ist ohne Bewusstsein möglich.

Bewusstsein aber gehört dem Göttlichen an. Lässt sich das Vorhandensein von Bewusstsein verneinen? – Nein! Das ist nicht möglich. So kannst du auch Gott nicht leugnen, der ja höchstes Bewusstsein ist.

Bewusstsein in seiner allerhöchsten Form, in seinem erhabensten Zustand ist der Himmel, ist Gott, und Er ist überall in allen und allem als Wunderwirker, als Himmel zugegen.

Ob du die Augen öffnest oder schließt, wenn du im Gottbewusstsein verwurzelt bleibst und das Bewusstsein Gottes einmal in deinem eigenen Bewusstsein wach ist, bist du im Himmel.

Was im einen Zustand ein Problem ist, ist im anderen ein Zustand der Freude. Wenn man ein Fahrrad zum Stehen bringen will, hat es sofort die Neigung umzufallen. Solange keine Stütze vorhanden ist, bleibt das Stehen ein Problem. Ist es aber in rascher Vorwärtsbewegung, dann bleibt es aufrecht ohne umzufallen.

So wird auch der menschliche Geist in seinem normalen Zustand zum Problem, denn er hat die Neigung zum Fallen, immer mehr und mehr zu sinken. Wird er jedoch in einen anderen Zustand überführt, in einen Zustand der Selbst-Trans zendierung, dann wird er zu ständigen Freude.

Das geistige Herz lebt immer in den Dimensionen des Unendlichen. Seine Gedanken bewegen sich in großer Schönheit und Ruhe.

Das geistige Herz sagt: „Meine Energien sind endlos, unerschöpflich, denn das Göttliche, in dem ich lebe und das in mir ist, ist ohne Ende und unerschöpflich.

Mein Friede ist unendlich, denn das Göttliche, in dem ich mich befinde, ist endloser Friede.

Meine Freude ist unbegrenzt und immer verfügbar, denn das Göttliche, in dem ich lebe und das in mir ist, das Göttliche, das ich liebe und das mich liebt, ist unbegrenzte Freude.

Das Göttliche ist unvergängliche Schönheit, weshalb meine wahre Schönheit unvergänglich und ewig ist. Mein Körper wird einmal verwelken, ob er nun schön oder hässlich ist; mein wahres Sein indessen ist und bleibt die Schönheit aller Schönheit, denn es ist nach Gottes Ebenbild erschaffen!“

Weile immer bei der göttlichen Weisheit. Denke immer nur an das Positivste, denke an den Segen allen Segens, die Macht aller Mächte, das Leben allen Lebens, die Liebe aller Liebe, das Licht aller Lichter, die Seele aller Seelen – ans Göttliche. Denke an das Göttliche, nicht an das, was vergangen ist! – Nimm niemals auf die Vergangenheit Bezug, sondern lebe in der Gegenwart. Halte dich unter Ausschluss von allem anderen mit aller Kraft ans Göttliche, und was immer nötig ist für dich, wird Gott für dich besorgen.

Gott ist tatsächlich eifersüchtig, wie es in der Bibel steht, indem er nämlich schnell davonläuft, wo man ihm keinen Platz einräumt. Auch der Gedanke an die längst vergebene Sünde kann seinen Eintritt in dein Herz verwehren, denn dein Herz ist dann von Gedanken an die Sünde erfüllt, und der Gedanke an Gott findet keinen Raum mehr. Gott lässt dich dann mit deiner Sünde allein.

Darum verweile in Gedanken ausschließlich beim Göttlichen. Sei immer positiv. Wenn du an deine Sünden oder den Teufel denkst, gewinnen sie an Wirklichkeit und Kraft. Sie nehmen deine Aufmerksamkeit gefangen, und du bist an Gott vorbeigerannt. Wenn du deine Hände voller Sand hast, kann niemand sie mit Perlen füllen. Halte deine Hände leer, damit du Perlen vom Göttlichen empfangen kannst.

Halte dein Herz frei für Gott und sage nie: „Ich bin ein alter Mensch!“ oder „Ich bin ein Gelehrter!“ oder „Ich bin ein Sünder!“ - „Ich bin ein Autor!“ - „Ich habe Zahnweh!“ - „Der Kaffee schmeckt wunderbar, er duftet ganz herrlich!“

Sieh überall das Göttliche zuerst und befasse dich mit Ihm, dann werden sich alle anderen Dinge von selbst aufs Beste regeln. Sei dem Göttlichen ergeben und teile deine Aufmerksamkeit nicht zwischen dem, was Gott ist, und dem, was nicht Gott ist.

Immer sollte deine ganze Aufmerksamkeit beim Göttlichen weilen. Sprich zu deinen Knochen: „Ihr seid gesegnet, ihr seid im Göttlichen und vom Göttlichen beschützt!“ Sprich zu deinem Körper: „Du bist gesegnet und vom Göttlichen umfangen; innen und außen ist nur Gott!“ Dies ist der Weg zum Fortschritt, zu größerer Reinheit, Weisheit, Kraft und Glückseligkeit.

Darum klammere dich von ganzem Herzen ans Göttliche. Sprich zu deinen Augen: „Ihr seid gesegnet!“ Sprich zu deinen Lebensumständen: „Ihr seid gesegnet!“

Alles wird in Gott und für Gott, zur Verherrlichung Gottes getan und um grenzenlose Gnade zu erlangen.

Das geistige Herz denkt stets an das unendliche Licht, die Schönheit, die Freude des Göttlichen, während das weltliche Herz immerzu an seinen Problemen nagt, immer etwas zu beklagen hat.

Entweder ist es die Schwiegermutter oder die Tochter, die ihm zu schaffen machen. Sind zufälligerweise beide in Ordnung, ist es der Sohn, das Geld ist zu knapp oder man hat Probleme mit der Gesundheit. Sind Sohn, Geld und Gesundheit in Ordnung, dann ist es vielleicht der Nachbar, der auch den Besten nicht in Ruhe lässt. Und sollte auch der Nachbar freundlich sein, dann ist sicher das Wetter schlecht, oder man hat seelische Schwierigkeiten mit dem eigenen Unterbewussten, das dem Bewusstsein in den Rücken fällt.

So ist der weltliche Mensch ständig in dieses und jenes Ungemach eingefangen; immer ist er irgendwo unter Druck und Spannung oder in Probleme verstrickt. Das liegt in der Natur der Welt und des menschlichen Gemüts.

Das geistige Herz weilt in Gedanken stets beim Göttlichen und sein Denken ist voll Licht. Es ist immer in Gedanken beim Unvergänglichen, bei dem, was schön, was vollkommen ist. Es ist immer von Angesicht zu Angesicht mit dem, was freudvoll, machtvoll, wunderbar ist.

Darin besteht der große Unterschied zwischen einem gewöhnlichen Menschen und einem geistigen Herzen, das alle zeit vor dem Wunder der Wunder in den Dimensionen des Göttlichen weilt.

Der Körper sagt: „Ich habe Schmerzen!“ Das Herz spricht: „Ich bin unendliche Freude!“

Schließlich gibt der Körper nach, schämt sich und schweigt. Dann ist alles in Ordnung.

Integration der Persönlichkeit

Die indiskutable Tatsache, dass der Mensch mehr ist als sein Verhalten, sein Denken oder seine gesamte Persönlichkeit, räumt ein, dass es Bereiche gibt, welche die Psychologie weder zu erklären noch zu lösen vermag, es sei denn, sie beziehe Hilfe von dem Wissen, das aus dem Wirken einer höchst entwickelten menschlichen Vernunft oder der verwandten Erkenntniskräfte entspringt.

Die Psychologie studiert das menschliche Verhalten. Das menschliche Gemüt ist mehr als das menschliche Verhalten. Die Psychologie ist daher gezwungen, das Phänomen des menschlichen Gemüts zu erforschen. Doch gibt es noch etwas im Menschen, das mehr als sein Gemüt ist.

Hierin zeigt sich, dass Religion und Psychologie voneinander abhängen und vereint für das Wachstum, das Wohlergehen, den Fortschritt, den Frieden und das Glück der Menschen zu wirken haben.

Wenn wir mentale Gesundheit und Integration der Persönlichkeit anstreben, brauchen wir nicht nur einen medizinisch ausgebildeten Psychologen, sondern ebenso einen freundlichen Philosophen mit umfassenden Kenntnissen in der Medizin und der Psychologie, sowie einen liebevollen, kulturell gebildeten geistigen Menschen.

Um es noch einmal zu sagen: Die Psychologie ist verwoben mit dem wahren Geist und den grundlegenden Erkenntnissen der Religion und kann nicht davon getrennt werden, ohne großen Schaden am Wohlergehen der Menschheit anzurichten.

Das bewusste Leben des Menschen kann nicht edel, würdig, friedvoll oder freudig sein, wenn es – wie die moderne Psychologie sagt – von unbewussten Zwängen, Instinkten und Trieben beherrscht wird.

Hier hat die spirituelle Philosophie eine Rolle zu spielen, indem sie dem bewussten Geist des Menschen Ideale vorstellt, nach denen sie sein Leben einrichten kann, ihm Ziele geben, die er anstreben und Werte, die er verwirklichen kann.

Diese Ideale, Ziele und Werte führen zu Frieden, Ordnung, Schönheit und Harmonie im Leben und ändern des Menschen unbewusste Natur, also die darin wirkenden Kräfte und Faktoren.

Wir können den Wert eines spirituellen Lebensstils für den Frieden, den Fortschritt, das Glück und die Entwicklung der Menschheit gar nicht hoch genug einschätzen. Die Entwicklung der moralischen und spirituellen Natur stellt die Lösung für alle menschlichen Probleme dar. Darin liegt der unvergängliche Wert einer universalen Religion.

Was ist das menschliche Gemüt anderes als subtile Materie? – Es ist der Veränderung und Auslöschung, der Entwicklung und Degeneration, der Begrenzung und Verneinung unterworfen. Es ist ein Instrument dessen, was keine Materie ist, was selbstleuchtendes, allschöpferisches, alles transzendierendes Sein ist. Es kann nur funktionieren, wenn es unterstützt wird vom Licht dessen, was größer ist als es selbst, dem Licht des inneren göttlichen Seins, dem Licht des allreinen Bewusstseins, gleich wie die physischen Augen die Objekte nur wahrnehmen können, wenn sie von innen heraus durch die Aktivität des Gemüts unterstützt werden.

Das wahre Selbst in uns ist die Essenz unserer Existenz und Erfahrung. Wir können die Natur unseres Gemüts und selbst seine Existenz anzweifeln.

Alles können wir anzweifeln, alles verneinen, aber nicht den Zweifler, den Verneiner selbst.

Jenes Wesen, welches das Gemüt und seine Funktionen prüft oder verneint, existiert. Es ist das letzte Prinzip in uns.

Es ist logisch unmöglich, es anzuzweifeln. Aus seinem Licht ist das Gemüt geboren.

Für dieses Wesen ist das Gemüt kein unverzichtbares Instrument. Es kann direkt und unabhängig vom Gemüt handeln und funktionieren, während das Gemüt ohne es keine Existenz und Handlungsmöglichkeit besitzt.

Die Wissenschaften berauben sich ihrer zentralen Grundlage und Substanz, wenn sie nicht auf diese zentrale, unzerstörbare, unleugbare Wirklichkeit im Menschen Bezug nehmen. Wir können uns keine Wissenschaft aus veränderlichen, widersprüchlichen Objekten zusammenbasteln.

Wahre Wissenschaft bezieht ihren wissenschaftlichen Charakter ausschließlich aus ihrer Beschäftigung mit den unveränderlichen Gesetzen, deren höchste Erzeugerin die letzte Wirklichkeit im Menschen und im Kosmos ist.

Seinem wesentlichen Sein nach ist der Mensch jenseits des Gemüts und dessen Funktionen und Zuständen.

Der Mensch ist ein Teil des höchsten Seins.

Die unvergängliche Essenz des selbstleuchtenden Prinzips in ihm transzendiert alle Akte und Bedingungen des Denkens, Fühlens, Wollens und Handelns.

Der Mensch ist kein verdammter Sklave oder ein hilfloses Opfer seines Gemüts. Er kann sein Gemüt ändern, es beherrschen und transzendieren.

Jenes Prinzip im Menschen, welches das Gemüt meistert, ist das innere, unwandelbare, stets beobachtende, alles transzendierende Bewusstsein.

Indem es gleichzeitig innerhalb und jenseits des Gemüts verweilt, beobachtet es die Aktivitäten desselben und kann die mentalen Funktionen und psychologischen Erfahrungen in jeder von ihm gewählten Weise bestimmen.

Mit seiner Hilfe ist es uns möglich, uns von unseren mentalen Aktivitäten zu distanzieren, sie zu lenken, zu ändern oder sie im Licht des allsehenden, unendlichen Bewusstseins aufzulösen.

Diese Methode ist absolut wissenschaftlich, während sich die Methoden der modernen Psychologie stets verändern, durch andere ersetzt werden sowie in vielen individuellen Fällen gar nicht anwendbar sind.

Wir können keine Wissenschaft aus Erkenntnissen konstruieren, die aus unvollkommenen, in sich widersprüchlichen Systemen zusammengesetzt sind, welche zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Situationen ungültig sind und dem Test der Zeit nicht standhalten. Hier zeigt es sich wiederum, dass die Psychologie in ihrem eigenen Interesse gezwungen ist, sich mit der Spiritualität anzufreunden und bei ihr mehr Licht, höhere Erkenntnisse, bessere und wirkungsvollere Techniken zu suchen und zu finden.

Hier und jetzt kann Gott erfahren werden

Näher als unser eigener Atem und unsere Halsschlagader ist uns Gott. Er kann von jedem erfahren werden, vorausgesetzt, die Bedingungen werden erfüllt und die nötigen Fähigkeiten dazu sind vorhanden.

Wären unter uns einige der größten Heiligen, Weisen, Propheten oder Mystiker, wo würden sie Gott erfahren? – Hier und jetzt!

Wo haben die großen Söhne der Vergangenheit Gott erfahren? – Wo immer auf der Erde sie sich aufhielten und zu welcher Zeit der menschlichen Geschichte sie auch lebten, haben sie Gott erfahren.

Es gibt viele Arten und Grade der Erfahrung des göttlichen Bewusstseins, die den meisten ernsthaften geistigen Suchern zugänglich sind.

Ein Teil des Hintergrund-Bewusstseins eines sich ärgernden Menschen ist nicht mit in das Gefühl des Ärgers einbezogen. Es bleibt ruhig, friedvoll, leuchtend und rät ihm: „Ärgere dich nicht, sondern vergib!“

Das ist – auf der gegenwärtigen Stufe seiner Entwicklung – eine Repräsentation des göttlichen Lichts. Später, wenn er höhere Stufen des Bewusstseins erklommen hat, hat er unmittelbaren Kontakt mit dem Göttlichen.

Wie die blühende Knospe Farbe und Duft entfaltet, so entfaltet auch die menschliche Seele, genährt von innerer Tugend, geistigen Eigenschaften, tiefem Nachdenken und Unterscheidung, ihre Fähigkeiten zur Erfahrung Gottes.

Je besser die innere Ausrüstung für die Gotterfahrung ist, desto eher wird man Gott erfahren.

Gott ist reines Bewusstsein, und man kann Ihm aus diesem Grund nur durch ein Bewusstsein, das von den begrenzenden körperlichen und gedanklichen Erfahrungen befreit ist, nahekommen.

Gott ist weder ein mentaler Begriff, noch Gegenstand gedanklicher Suche, sondern das jenseits der Gedanken liegende unendliche Sein, das alle gedanklichen Phänomene transzendiert und doch gleichzeitig erhält, ähnlich einem Menschen, der unendlich mehr ist als die in ihm aufsteigenden Gedanken, mit denen er sich beschäftigt, die er beobachtet und schließlich wieder fallen lässt.

Wie eine Leiter, die man benützt, um das Dach eines Hauses zu besteigen, keinen Nutzen mehr hat, wenn man einmal oben ist, so haben auch die mentalen Instrumente ihren Zweck erfüllt und sind ohne weiteren Nutzen, wenn es um die Erkenntnis der Wahrheit geht.

Die Wahrheit kann nur in der Wahrheit und durch die Wahrheit erkannt und erfahren werden. Gott ist Geist. Er muss im Geist, durch den Geist und als Geist erkannt, verehrt und erfahren werden.

Gedanken und Gefühle, wie hilfreich sie in den Anfangsstadien des Fortschritts auch sein mögen, sind nicht in der Lage, uns zur Erfahrung der Wahrheit zu führen.

Wir können das Angesicht Gottes nicht durch den Schleier unserer Gedanken und Gefühle hindurch erblicken. Solange Gedanken und Gefühle in uns sind, sehen wir diese, nicht Gott.

Um Gott zu begegnen, müssen Gemüt und Herz mit der namenlosen, strahlenden göttlichen Liebe leuchtend und ruhig gemacht werden. Gott ist nicht Gefühl und kann sich uns nicht gänzlich im Gefühl geben, außer in der Hingabe, der göttlichen Liebe. Wir müssen die Gefühle hinter uns zurücklassen. Die Gefühle waren eine Hilfe auf dem Pfad zur Freiheit, doch jetzt müssen sie in etwas anderem zur Ruhe kommen: im göttlichen Geist.

Gott kann nur in Gott und durch Gott, um Gottes selbst willen erkannt und berührt werden.

Gott um Gottes selbst willen erkennen und berühren bedeutet das Gleiche wie Gott um dessentwillen, was alles und mehr als alles ist zu erkennen und zu berühren, da Gott alles und mehr als alles ist.

Gott ist nicht Sinnesempfindung und kann nicht durch irgendeine Art nervöser Erregung oder irgendeine Art Vergnügen erkannt werden, auch wenn in den Anfangsstadien solche Erfahrungen auftreten.

Bleibe nicht dabei stehen, sondern gehe weiter, bis dein Bewusstsein, befreit von Gefühlen, Gedanken und allen anderen Begrenzungen, direkt sich selbst und damit alles andere durch das unbegrenzte Licht des Bewusstseins und im Licht des unbegrenzten Bewusstseins erkennt.

Überwinde negative Gefühle durch gute, die guten durch eine Liebe, die göttlich ist, alles einschließt, ewig dauert und alles transzendiert!

Wir können mit einem Teil unseres Bewusstseins die Aktivitäten und Erfahrungen unseres mentalen, emotionalen oder psychischen Wesens beobachten. Wir haben die Fähigkeit, uns von den in uns aufsteigenden Gedanken zu distanzieren und sie zu beobachten. Wir können im Bewusstsein die Ebene der Gedanken übersteigen und den Beobachter der Gedanken beobachten.

Durch diesen Vorgang des Transzendierens der Ebene des Erfahrenden und des Erfahrenen dringen wir in das unbeobachtete, alles beobachtende Bewusstsein ein, das unendlich, ewig und unveränderlich ist.

Das ist die Wahrheit, das ist Gott. In dem Maße, in dem wir dies erfahren und wahrnehmen, erfahren wir die Wahrheit hier und jetzt. Mit genügend Selbstdisziplin können wir lernen, unsere selbst-transzendierenden, alles übertreffenden Fähigkeiten zu nutzen.

Unsere Erkenntnis und Erfahrung der äußeren Welt ist nicht direkt, da sie durch die Instrumente der Sinne gewonnen wird. Wenn unsere Sinne einen Mangel aufweisen, werden auch unsere Wahrnehmungen einen Mangel aufweisen.

Wir können von nichts eine direkte Erfahrung haben außer von dem, was in uns ist, nämlich vom Erfahrenden selbst.

Unsere Erfahrung einer Tatsache oder eines Dinges ist eine bedingte Erfahrung. Sie ist abhängig von den dazu eingesetzten Instrumenten, und die Mängel dieser Instrumente übertragen sich auf die durch sie gewonnenen Erfahrungen.

Nicht einmal von unserem eigenen Körper, von unseren eigenen Gedanken haben wir eine direkte Erfahrung.

Indirekte Erfahrung, gewonnen durch physische oder psychische Instrumente der Erfahrung, ist dem Wechsel und dem Widerspruch ausgesetzt und geht schnell vorbei.

Nur vom erfahrenden und beobachtenden Bewusstsein in uns können wir eine direkte Erfahrung haben – durch Identität, Einheit und Einssein.

Dieses Bewusstsein erkennen wir direkt durch es selbst und innerhalb seiner selbst. Ohne es sind wir nichts.

Es ist das Königreich des nie endenden Friedens und der unaufhörlichen Glückseligkeit, das Fundament allen Erkennens und Erfahrens. Wenn wir in einem tiefen und dynamischen Gewahrsein dieses unendlichen und subjektiven, objektlosen Seins verwurzelt sind, haben wir die Erfahrung Gottes.

In der Natur und ihrer Schönheit, im Menschen und seinem Streben, in der Intelligenz und ihrem Wirken, zeigt sich uns die beredsame Gegenwart Gottes. Wenn wir Gott auch nicht direkt sehen können, so sind wir doch fähig, Ihn im Wirken der Intelligenz, im Leuchten der Augen, in den edlen Neigungen der Herzen, in den Werken der Liebe und im Wirken eines Genies zu sehen. Durch die inspirierenden und erleuchtenden Werke der größten Menschen dieser Welt spricht Gott zu uns.

Wir eignen uns ein wirkungsvolles, indirektes Wissen und Gewahrsein Gottes an, wenn wir uns einem tiefen Studium der großen Werke der Mystiker, der Menschen transzendenter Erfahrung, der Erfahrung Gottes hingeben. Solange Gemüt und Herz in solche Werke vertieft sind, befinden wir uns in einem Zustand indirekter Gotterfahrung.

Durch Übung oder Nachdenken, durch beständiges Erforschen des „Wie“, „Warum“, „Wozu“ aller Existenz kommen wir zu einem tiefen Gewahrsein Gottes. Wenn solch ein Erforschen sehr tief geht, lange und erfolgreich durchgehalten wird, dann gelangen wir zu einem intensiven, inneren Gewahrsein des Wesens Gottes.

Ein ausgiebiges Studium philosophischer Werke vermittelt uns eine vernunftmäßige Erkenntnis der Wirklichkeit und des Wesens Gottes, die uns als Grundlage einer intuitiven und direkten Erfahrung Gottes dienen kann.

Außergewöhnliche

Situationen bringen den Menschen in Berührung

mit Gott

Es findet ein plötzliches Einströmen göttlicher Gnade und Hilfe statt, wenn ein dringender Anruf aus dem Herzen eines Menschen aufsteigt, der in einer Situation überwältigenden Leidens gefangen und völlig jeder menschlichen Kraft und Unterstützung beraubt ist.

So kann es geschehen, dass ein Schiffbruch auf hoher See bei einigen Opfern der Tragödie ganz plötzlich einen gewaltigen Glauben und vollkommenes Gottvertrauen wachruft, sodass sie in diesem Augenblick totaler Auslieferung an Gott und einer nur auf Gottes Hilfe gerichteten, konzentrierten Sehnsucht, eine Begegnung mit der göttlichen Gegenwart erleben.

Wenn plötzlich außergewöhnliche Ereignisse unser Leben bestürmen, werden ungewöhnliche Kräfte in uns erweckt, die uns eine Erfahrung der nie versagenden Gnade Gottes gewähren. In der Geschichte der Menschheit treffen wir auf Fälle, in denen sich Menschen freiwillig in unmögliche Situationen begaben und so vollkommenes Vertrauen in Gott bewiesen haben.

Was in uns selbst ist, können wir nicht lange ignorieren. Das Fundamentalste, das Leben unseres Lebens, das göttliche Sein‚ macht sich geltend, ob wir es wollen oder nicht. Wir können das in der einen oder anderen Situation unseres täglichen Lebens erfahren.

Gott, das Universum und das Individuum

Alle Schlussfolgerungsprozesse entstammen der Erfahrung – der Erfahrung des individuellen Selbst.

„Ich bin“ – diese Erfahrung bedarf keines anderen Beweises als den der direkten Erfahrung selbst. Sie ist selbstverständlich.

Alle Beweise ergeben und entwickeln sich aus dieser unzweifelhaften Tatsache.

Das Bewusstsein meiner Existenz als ein Individuum ruft in meiner Vorstellung sofort die Existenz anderer Individuen in einem äußeren Universum hervor.

„Ich bin dies oder jenes Individuum“ bedeutet: „Du bist auch“. Das heißt, die Welt existiert auch. Die Existenz der Welt ist das Korrelat meiner Existenz als Individuum. Es kann kein Objekt der Erfahrung ohne ein Subjekt geben. Die Welt ist die notwendige Implikation des Individuums als erfahrendes Subjekt.

Aber diese uns bekannte Position des Individuums und der Welt erklärt nicht alle Angelegenheiten, die sich daraus ergeben. Denkende, der Reflexion fähige Wesen sind begierig darauf, die Beziehung zwischen der Welt und dem Individuum zu ergründen.

Was ist die Ursache dieser Welt? Wie bin ich mit allem anderen in dieser Welt verbunden? Was ist meine Pflicht hier?

Fragen dieser Art steigen auf. Und diese Fragen können durch nichts beantwortet werden, was Inhalt der Sinneserfahrung ist. Doch ist die Notwendigkeit einer Lösung der Schwierigkeiten, die sich aus der Erscheinung der Welt und des Individuums erheben, dringend.

Diese Lösung kann durch eine Synthese erlangt werden, die durch das tiefere, in der gewöhnlichen Erfahrung implizierte Bewusstsein erfolgt – jenes Bewusstsein, das in solch höheren Betrachtungen zum direkten Erfahrenden wird.

Das Glied zwischen der Welt und dem Individuum sollte entweder von der Natur des Objekts oder der des Subjekts sein.

Das objektive Universum wird als materiell erfahren, und wenn diese Materialität dem Wesen der Beziehung zwischen der Welt und dem Individuum entspricht, dann wäre die Situation einer solchen Beziehung nur ein Teil unter den zahllosen Teilen, aus denen sich das Universum zusammensetzt. Sie wäre ein abgeschotteter Teil des Universums oder in anderen Worten: so etwas wie eine bewusste Beziehung zum All-Ganzen würde es gar nicht geben.

Irgendwie lässt uns etwas fühlen, dass diese Beziehung eine bewusste sein sollte, und doch kann sie nicht identisch mit dem individuellen subjektiven Bewusstsein sein.

Die Beziehung zwischen zwei Dingen kann nicht eines der beiden sein. Es muss etwas Drittes hinzukommen, denn sonst gäbe es keine Wahrnehmung eines Unterschieds.

Unterschied ist eine dritte Kategorie, und doch kann dieser Unterschied ohne eine zugrunde liegende Einheit zwischen dem Erkennenden und dem Erkannten nicht wahrgenommen werden.

Absolut nicht in Beziehung zueinander stehende Dinge können sich nicht gegenseitig ergänzen.

Die höhere Synthese, die im Bewusstsein liegt, sollte deshalb die empirische Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt transzendieren. Die Welt und das Individuum sollten in diesem höheren Bewusstsein eingeschlossen sein und doch sollte keines von beiden dadurch seine Eigenart verlieren.

Wenn wir fähig sind, diese universelle, bewusste Beziehung zwischen der Welt und dem Individuum zu beweisen, dann haben wir damit die Existenz Gottes bewiesen.

Gott – oder das absolute Bewusstsein – ist das notwendige Postulat, das allein das wahre Wesen der verschiedenen Phänomene des Universums erklären kann.

Die Ordnung, das System, die Regelmäßigkeit und Harmonie des Universums können keine angemessene Erklärung finden, ohne dieses allumfassende Wesen vorauszusetzen, das wir Gott nennen.

Es ist unerheblich, bei welchem Namen wir dieses Wesen nennen, aber wir müssen seine Existenz zugeben, um in unserer Erklärung der im Universum herrschenden inneren Übereinstimmung konsequent zu sein.

Unsere tiefste Wirklichkeit ist ein unwiderlegbares Bewusstsein, das sich in jeder unserer Anstrengungen, Erfahrung zu erklären, geltend macht – sei diese Erfahrung nun subjektiv oder objektiv.

Ohne Bewusstsein kann es weder ein Universum noch ein Individuum geben.

Nichts kann ohne Bewusstsein existieren.

Wert und Existenz lösen sich in nichts auf, wenn das Bewusstsein aus dem Gebiet der Erfahrung verbannt wird.

Höchste Intelligenz oder Bewusstsein muss gleichgesetzt werden mit dem souveränen Herrscher des Universums – mit Gott.

Die Gottesidee

Die Empiristen unter den Philosophen geben uns zum Erkenntnisproblem eine klare Antwort: Direkt und unmittelbar erkennbar sind nur die Ideen, nicht die Welt außerhalb des menschlichen Geistes.

Auch die Außenwelt erkennen wir nur durch die Ideen.

Betrachten wir zum Beispiel einen Berg. Der Berg selbst gelangt nicht in unseren Kopf. Was geschieht?

Gewisse Empfindungen von Farben, Festigkeit, Form und so weiter werden auf dem Weg über die Sinne in uns erzeugt, und so präsentiert sich dem Bewusstsein die Idee eines Berges. Mit Hilfe solcher Ideen nehmen wir die äußere Welt wahr. Diese Ideen bestehen der Analyse zufolge aus Sinneseindrücken, die sich aus bestimmten Eigenschaften zusammensetzen.

Primäre und sekundäre Eigenschaften

Es gibt zwei Arten von Eigenschaften im physischen Wahrnehmungsobjekt: die primären und die sekundären.

Die sekundären Eigenschaften sind jene, deren Informationswert vom Bewusstsein des Wahrnehmenden abhängt.

Nehmen wir als Beispiel eine Rose. Sie inspiriert den Dichter mit ihrem bezaubernden Rosa und berauscht ihn mit ihrem süßen Geruch.

Die Melodie des Flusses ertönt nicht für den Fluss selbst, sondern für den Dichter, der an seinem Ufer sitzt. Die Eigenschaften der Farbe, des Geruchs, der Berührung und des Tons sind deshalb nur für einen bewusst Wahrnehmenden da, nicht für das Objekt selbst.

Besäße das Objekt diese Eigenschaften nicht, würde es dennoch existieren. Deshalb nennt man diese Eigenschaften sekundäre Eigenschaften. Und Eigenschaften, die für die Existenz des Objekts selbst erforderlich sind, das sind die primären Eigenschaften.

Unsere Idee von Gott setzt die Existenz Gottes voraus

Weil es keine direkte Erkenntnis von irgendetwas außer von Ideen geben kann, sagten Philosophen wie Locke, müsse es wahr sein, dass die äußere Welt keine eigenständige Wirklichkeit besitzt.

Weil die Gewissheit – das Gefühl der Sicherheit – nur in Zusammenhang mit der Kenntnis von Ideen auftritt, sei es demnach wahr, dass Gott existiert.

Wir haben eine Vorstellung von Gott. Unser inneres Selbst gibt uns eine sichere Erkenntnis zweier Dinge: unseres eigenen Selbst und Gottes.

Würden wir glauben, dass es eine Welt der Materie gäbe, die unabhängig von der bewussten Wahrnehmung existierte, dann wäre diese Materie als das Substrat der primären Eigenschaften ein Gegenspieler Gottes.

Sie würde Gott durch ihre unabhängige Koexistenz begrenzen. Somit wäre Gott nicht Gott, nicht immanent und alldurchdringend, nicht Schöpfer, Erhalter und Zerstörer von allem.

In anderen Worten: Wenn wir die unabhängige Existenz von Materie akzeptierten, würde Gott verschwinden, und Materialismus, Atheismus, Skeptizismus und jeder erdenkliche Unsinn wären die Folge.

Und Locke war überzeugt davon, dass wir die Existenz Gottes mit Vernunftgründen beweisen können.

Hume hingegen untersuchte das Wesen der Sinneseindrücke und kam zu dem Schluss, dass es unmöglich sei, die Existenz Gottes mit Hilfe der Vernunft zu beweisen.

Tatsache ist, dass er seinen Sensualismus zu weit trieb, wenn er erklärte, dass der Glaube an Gott vom empirischen Standpunkt aus unbegründet sei.

Genau dann schritt Kant wie ein guter Kenner der Sache ein.

Er sagte, dass die Philosophie sich bisher weiterentwickelt habe, ohne zuerst ihre eigenen Möglichkeiten zu prüfen.

Wenn Gott mit Hilfe der Vernunft erkannt werden solle, müsse man sich zuerst vergewissern, ob diese überhaupt die dazu nötigen Fähigkeiten habe.

Wenn nicht, warum dann nutzlose Streitigkeiten vom Zaun brechen?

Kant sagte, dass die aus Eigenschaften zusammengesetzten Ideen zweifelsfrei die Quelle von Informationen seien, aber, fragt er, für wen? – Offensichtlich doch für die wahrnehmende Instanz.

Wie aber steht es nun mit der Erkenntnis der wahrnehmenden Instanz in Bezug auf ihr eigenes Selbst? – Locke behauptete, dass es sich um eine direkte Erkenntnis handle.

Descartes hat vor Locke schon den Ausspruch geprägt: „Cogito ergo sum“ – „Ich denke, also bin ich.“

Kant hat das nicht bestritten, aber sagte: „Lasst uns prüfen, ob wir uns selbst kennen oder ob wir nur eine Idee von uns haben.“

Ganz klar können wir durch die Sinne nicht erkennen, wer oder was wir sind. Wir sind innerlich. Die Sinne sind äußerlich.

Die Wahrheit über uns selbst ist schließlich: Wir wissen nicht, wer oder was wir sind.

Wir sind transzendent, das heißt, jenseits der Sinne. Wir können uns nicht mit Hilfe der Sinne erkennen. Wir haben einfach nur eine Vorstellung von uns selbst. Diese Vorstellung oder Idee ist genauso indirekt wie jede andere Vorstellung von irgendeinem anderen äußeren Objekt.

Die Vernunft kann das verborgene Ich nicht entdecken.

Einen ähnlichen Sachverhalt haben wir, wenn wir ein äußeres Objekt all seiner primären und sekundären Eigenschaften berauben: Wir erhalten dann eine negative Idee von dem, was übrig bleibt.

Dabei handelt es sich nach Kant um das Ding an sich.

Aber die Vernunft kann uns nur bis zur Idee von diesem Ding an sich führen. Sie wird nie in der Lage sein zu erkennen, was dieses Ding an sich wirklich und wesentlich ist. In anderen Worten: die Erkenntnis vom Ding an sich ist transzendent.

Deshalb wäre es schon nur aufgrund der Vernunft unweise, die Äußerungen des Herzens zurückzuweisen.

Die Vernunft ist blind. Das Herz gleicht die Unzulänglichkeiten des Kopfes auf seine Weise aus.

Das Herz sagt, dass Gott da ist. Wir spüren, dass wir nicht nur aus Chemikalien bestehen.

Wir haben eine höhere Bestimmung. Wir können frei und unsterblich sein.

Es macht nichts, wenn unser Kopf die Erkenntnis Gottes, die Freiheit und Unsterblichkeit nicht erlangen kann. Diese drei gehören dem Reich der Transzendenz an. Doch bringt uns die Vernunft an die Grenze dieses Reichs.

Unser Herz gebietet, dass wir edel und tugendhaft sein und nach dem höheren Leben streben sollen.

„Wie?“, fragten die Leute, die nach Kant kamen.

Bis Bergson gab es niemanden, der eine angemessene Lösung für dieses Problem gefunden hätte. Natürlich wurde Kant heftig wegen seines undefinierbaren Dinges an sich kritisiert. Spätere Philosophen sagten, dass Kants Ding an sich Spinozas Gott sei oder das Absolute Hegels. Beck meinte, es sei das Bewusstsein im Allgemeinen, und Schopenhauer erklärte es als Wille.

Bergson anerkannte die Intuition als die mögliche Methode zur Erkenntnis des transzendenten Ich oder des Dinges an sich.

Aber seine Arbeit ist lediglich eine rein methodologische Theorie von der Methode der Intuition. Er konnte nicht sagen, wie diese Methode entwickelt werden könne, um praktische Ergebnisse zu erzielen, kurz: er war außerstande, den Weg zum Selbst oder zum Ding an sich zu weisen.

Es gab dann im 19. Jahrhundert gewisse Dichter, die praktische Meister der transzendenten Erkenntnis waren.

Diese Dichter waren im Wesentlichen Philosophen, von ihrer Ausdrucksform her gesehen große Sänger des menschlichen Herzens und der Natur sowie praktische Psychologen.

William Wordsworth ist ein Beispiel dafür. Sein Gedicht „The Prelude“ enthält eine ausführliche Schilderung der Selbstbeobachtung seiner eigenen inneren Entwicklung. Es ist eine psychologische Autobiografie.

Wordsworth erzählt uns, dass er in seiner Kindheit eine eigentümliche und ungewöhnliche Fähigkeit besaß.

Mit seinen leiblichen Augen und anderen Sinnen konnte er das Ding an sich wahrnehmen, das jedes Objekt in der Natur aufrechterhält.

Es war ein himmlisches Licht. Es war Schönheit. Als er älter wurde, verlor er diese Schau.

Er berief sich auf Plato, um zu zeigen, dass dieses Licht aus dem Blickfeld verschwindet, wenn man sich in die Angelegenheiten der Welt verwickelt.

Eine Zeit lang war er darüber sehr betrübt. Aber durch philosophische Disziplin und Meditation gewann er diese Schau zurück.

Diesmal gewahrte er das Licht nicht durch die Sinne, sondern innerlich mit Hilfe der Intuition. Aber das sei sehr gut so, sagte er. Wenn auch die äußere Welt dunkel und illusionär geworden sei, mache das nichts aus, denn das Licht, das er jetzt sähe, sei unabhängig von den Sinnesorganen. Mögen die Sinne versagen und der Körper wegfallen: Dieses Licht würde er nie verlieren. Deshalb sei dies jetzt ein größerer Gewinn.

Diese These fasste er in seinem herrlichen philosophischen Gedicht „Ode über die Anzeichen der Unsterblichkeit“ kurz zusammen.

Er sagte, dass der Funke dieses Lichts nie verlöschen würde, selbst wenn der Mensch einst zu Asche wird.

Wenn dieses Licht wahrgenommen würde, erscheine einem die äußere Welt so unwirklich, dass man zu zweifeln beginnen würde, ob sie überhaupt existiert. Man habe dann das Gefühl, dass die eigenen Sinne einen täuschten.

Jeder kann diese Schau gewinnen, indem er in Augenblicken absoluten Friedens und Schweigens in sein eigenes Inneres schaut.

Die Gottesidee im westlichen Denken

Das Wesen der Wirklichkeit kann nicht beschrieben werden. Die Wirklichkeit ist das unendliche Subjekt, wenn es der Sprache erlaubt ist, das auf diese Weise auszudrücken.

Es ist eine Erfahrung, keine Wahrnehmung. Die Wirklichkeit zu sein heißt, sie zu erkennen. Die Wirklichkeit ist das Unbedingte, das Absolute und ist deshalb jenseits der Begriffe von Dualität und Gegensatzpaaren. Das größte Glück ist es, diese Wirklichkeit zu erkennen.

Der Neo-Hegelianer Thomas Hill Green sagt bezüglich des Absoluten, dass wir darüber nur negative Aussagen machen können. Der Rig Veda spricht von dem einen Sein, über das die Weisen in unterschiedlicher Weise reden.

Wir sehen, wie das Absolute von verschiedenen Philosophen unterschiedlich vorgestellt wird.

Plato spricht von der absoluten Wirklichkeit als dem Sein, der Idee des Guten, der letzten Ursache aller Geschehnisse und Phänomene, welche die Sterne am Himmel und die Angelegenheiten der Menschen auf Erden regiert.

Die Neuplatoniker bezeichnen diese letzte Ursache als das All-Eine.

Die Stoiker nennen sie die Welt-Vernunft.

Kants Begriff für die höchste Wirklichkeit als der Idee der Vernunft war das Ding an sich.

Der absolut durch nichts bedingte Grund wird bei Fichte zum absoluten Ego.

Für Schelling ist das Absolute der uranfängliche Weltengrund, der eine geistige Einheit hinter allen logischen und ontologischen Gegensätzen darstellt, der der sich selbst differenzierende Ursprung sowohl des Gemüts als auch der Natur ist.

Hegel erklärt, es sei das All, das er als zeitloses, vollkommenes, organisches Ganzes des sich selbst denkenden Gedankens begreift.

Für Herbert Spencer ist es das Unerkennbare.

Indem er eine Unterscheidung zwischen einer endlichen und unendlichen Substanz einführt, erklärt Descartes, dass die Substanz – ein existierendes Ding –, die zu ihrer Existenz nichts anderes braucht als sich selbst, Gott sei.

Auch für Spinoza ist die Wirklichkeit eine Substanz, ein Ding, das in sich selbst existiert und sich durch sich selbst wahrnimmt.

Nach Berkley setzt sich die Wirklichkeit aus Vorstellungen und Ideen zusammen. Er tritt für die Existenz eines universalen Gemüts, das heißt Gottes, ein, dessen Gehalt die so genannte objektive Welt ist.

Nicolas de Malebranche stellt sich die Wirklichkeit als Gott vor, der in allem wirkt und die einzige Ursache für alle Ereignisse ist.

Die Energie des Materialismus, die Raum-Zeit des Realismus, die reine Erfahrung des Phänomenalismus – all das sind unterschiedliche Konzeptionen vom Wesen der Wirklichkeit.

Eine rationale Befürwortung einer überrationalen Erfahrung

Nicht Gelehrsamkeit, sondern Charakter, nicht Vernunft, deren Lenker ein nicht geläutertes Wesen ist, sondern größere und selbstbeherrschte Vernunft ist nötig.

Der Trans zendentalist Ralph Waldo Emerson hat in seinen philosophischen Vorlesungen an der Harvard Universität hinsichtlich einer ausschließlich intellektuellen Betätigung Folgendes erklärt:

Metaphysik als einzige Beschäftigung ist gefährlich. Der Intellekt ist skeptisch und degeneriert zu bloßer talentierter, selbstsüchtiger Beschäftigung für private Zwecke. Er ist eingebildet und bösartig.

Liebe verbindet, der Intellekt trennt Subjekt und Objekt. Der Intellekt muss in seinem Verhalten auf nichts so sehr achten wie auf das Bewahren von Sensibilität. Guter Wille führt zur Einsicht. Eine Verbindung dieser beiden – die intellektuelle Wahrnehmung der Wahrheit und das moralische Gefühl für das Richtige – ist Weisheit.

Nach Art Emersons unterscheidet Trine in seinem weltberühmten Buch „In Einklang mit dem Unendlichen“ zwischen großem intellektuellem Wissen, das auf Belehrung basiert, und einer Weisheit, die das Ergebnis von Charakter und Intuition ist.

George Santayana wurde trotz seines philosophischen Materialismus von einer ausgezeichneten intuitiven Erkenntnis geleitet, als er erklärte, dass nichts anderes das Ziel spekulativen Denkens sein könne, als so viel wie möglich im Ewigen zu leben, die Wahrheit zu absorbieren und von der Wahrheit absorbiert zu werden.

In Indien diskreditierte der mystische Philosoph Shankara die Sophistereien des Intellekts als positive Hindernisse für ein geläutertes Leben der Wahrheitserfahrung.

Viele Variationen dieses Themas haben ihren Ausdruck nicht nur in allen lebendigen Glaubensformen der Welt, sondern auch in der Literatur der großen europäischen Philosophen wie Bergson und Bradley gefunden.

Buddha vergleicht einen gebildeten Menschen mit einem „Hirten der Kühe fremder Leute“. Mohammed nennt ihn metaphorisch „einen Esel, der eine Ladung Bücher auf dem Rücken trägt“.

Die vedische Literatur verwendet Parabeln, um sich über die gelehrten Brahmanen lustig zu machen.

Sie ermahnt die Wahrheitssucher, alle Gelehrsamkeit beiseite zu legen, sich um Charakterbildung zu bemühen, in Weisheit zu wachsen, sich selbst zu erkennen und sich für das Wohl und die geistig-moralische Höherentwicklung der Menschen einzusetzen.

Keine noch so große Geschicklichkeit im Umgang mit Begriffen lässt sich mit einem guten Herzen vergleichen.

Es gibt keine Erlösung für einen Menschen, der keine Brücke baut zwischen intellektuellem Verständnis und Gelehrsamkeit auf der einen und geistigem Verständnis und geistiger Erfahrung auf der anderen Seite. Nebst seiner Gelehrsamkeit muss er spirituelle Disziplinen üben. Erlösung erlangt er nur, wenn er die Identität seines eigenen Selbst mit dem höchsten Sein durch intensive und beständige Meditation erkennt.

Leben nach dem Tod

Die Mutter hört nicht mehr auf zu weinen, weil der Vater gestorben ist, aber der Vater ist nicht wirklich tot. Er lebt woanders, an einem anderen Ort, weil er unsterblich ist.

Es gibt also nicht nur eine Fortsetzung des äußeren Lebens nach dem Tod, sondern – was viel mehr bedeutet und wichtiger ist – die Tatsache, dass in uns das wahre Selbst lebt, das niemals stirbt.

Das innere Bewusstsein – nämlich Gemüt und Seele, die die wirkliche Person ausmachen – ist nicht vom Untergang des Körpers betroffen. Sobald der Körper abgeworfen ist, stehen, im Fall aller guten Leute, Engel bereit und bringen die Seele des Verstorbenen an den ihr entsprechenden Ort, an dem alles schon für ihr weiteres Glück, ihren Frieden und ihre weitere Entwicklung bereitgestellt ist.

Ich habe direktes Wissen von diesen Dingen so wie ein jeder, der übernatürliche Kräfte entwickelt hat, das sehen kann.

Was geschah vor Tausenden von Jahren, als die Propheten ihre Weissagungen machten und Himmel und Hölle beschrieben? Waren sie Lügner?

Was könnten diese Propheten schon gewinnen, wenn sie den Menschen Lügen erzählten?

Sie wollten nichts von den Menschen. Ihr Brot war Gott, ihr Wasser war Gott, ihr Leben war Gott. Sie haben nichts von der Menschheit für sich selbst erbeten, aber sie gaben alles, was sie hatten.

Sie lebten und starben für das Wohlergehen der Menschen. Ihre Berichte sind völlig wahr, und man kann sich der Richtigkeit ihrer Berichte vergewissern.

Wir können unsere Fähigkeiten und Anlagen entwickeln, in universeller Liebe wachsen, völlig transformiert werden, Gottes Gnade erlangen und dann selbst aus eigener Einsicht die großen Tatsachen erkennen, wie sie in den heiligen Schriften der Welt beschrieben werden. Wir können die Reise der Seelen beobachten, wie sie in andere Reiche oder auf andere Ebenen der Existenz gehen.

Wer hat Schwierigkeiten in den Welten nach dem Tod zu befürchten? – Leute, die ein schlechtes Leben geführt und anderen geschadet haben, werden von den dunklen Kräften Gottes in Bereiche geleitet werden, wo sie viel leiden, ihre Sünden einsehen und bereuen.

Dadurch werden sie gereinigt und kommen als geläuterte Menschen wieder auf die Erde zurück, entwickeln Hingabe und Glauben an Gott, und auch sie werden schließlich zu Heiligen.

Ich weiß, ich bin todlos. Ich weiß, dass diese meine Wirkungssphäre nicht von eines Zimmermanns Schranken umfasst werden kann.

Was macht’s, ob ich heute, in zehntausend oder zehn Millionen Jahren in mein Eigen komme. Heiter kann ich jetzt mein Erbe antreten und mit gleicher Heiterkeit warten.

In einer beliebigen Form zu sein, was heißt das schon?

Wir drehen uns im Kreis, wir alle, und kommen immer wieder hierher zurück.

Dass ich nach fünftausend Jahren wieder zurück auf diese Erde kommen werde, das glaube ich.

Die Uhr zeigt den Zeitpunkt an, doch die Ewigkeit – wodurch wird sie angezeigt?

Wir haben Trillionen von Wintern und Sommern hinter uns, weitere Trillionen liegen vor uns, und noch weitere Trillionen werden diesen folgen.

Geburten haben uns Reichhaltigkeit und Vielfalt gebracht.

In mir gipfeln alle vollbrachten Dinge und die zukünftigen beherberge ich.

In steter Folge neigen sich die Phantome hinter mir, weit weg sehe ich das gewaltige Erste Nichts – ich weiß, ich war auch dort schon.

Ungeheuer waren die Vorbereitungen, die für mich getroffen wurden, treu und freundlich die Arme, die mir einst halfen.

Ich bin auf einer immer währenden Reise.

Kommt alle und hört:

Am heutigen Tag, bevor die Dämmerung einsetzte, erklomm ich einen Hügel und blickte auf den sternenbesäten Himmel, und ich sagte zu meinem Geist: „Wenn wir diese Sphären einst umfassten, und das Vergnügen sowie die Kenntnis von allem hätten, was sie enthalten, werden wir dann erfüllt und damit zufrieden sein?“

Und mein Geist antwortete:

„Nein, wir ersteigen diese Höhen nur, um jenseits davon weiterzuwandern. Und was dich betrifft, o Leben, so denke ich, du bist die Hinterlassenschaft vieler Tode.

Ich zweifle nicht daran, dass ich schon zehntausendmal zuvor gestorben bin.“

Taliesin, Barde aus Wales, sechstes Jahrhundert

Das erste und letzte Prinzip

Eine sehr hoch entwickelte menschliche Vernunft erkennt, dass die göttliche Wirklichkeit das erste und letzte Prinzip ist, das höchste, das ursprüngliche und ewige Prinzip.

Was war zuerst: die Erde oder der Raum? – Sicher existierte der Raum lange vor der Entstehung der Erde.

Angenommen, die Erde würde einst zerstört – was bliebe übrig? – Der Raum!

Der Raum war, ist und wird auch in Zukunft da sein.

Welten entstehen, dauern eine Zeit lang, vielleicht für zahllose Jahre, und verschwinden wieder. Was war, ist und bleibt, das ist der Raum.

Ich will jetzt nicht den zeitweiligen Charakter sogar des Raums in Frage stellen. Sehen wir den Raum einfach einmal zum Zweck der Demonstration als ein zeitloses Prinzip an.

Mit Hilfe dieser Analogie fällt es uns leichter, ein noch subtileres Prinzip zu verstehen: die höchste Wirklichkeit, die zeitlose Wirklichkeit. Hat je jemand diese höchste Wahrheit erfahren? – Ja! Viele Weise aus alten und modernen Kulturen haben die Wahrheit erfahren.

Du kannst sie auch erfahren, jeder kann sie erfahren.

Diese zeitlose Wirklichkeit kann innerlich wahrgenommen werden. Ihre Essenz kann bis zu einem gewissen Grad durch die menschliche Persönlichkeit zum Ausdruck kommen.

Du bist deshalb ein Träger der zeitlosen Wirklichkeit. Tief in deinem inneren Herzen ist die zeitlose Wirklichkeit anwesend.

Der Körper ist irgendwann einmal entstanden und wird zur Zeit des Todes aufgegeben. Aber der Geist im Inneren bleibt bestehen. Er war, ist und wird immer sein.

Das innere Selbst

Die Tatsache, dass du bist, ist die grundlegende Tatsache, was dich betrifft.

Ohne diese Tatsache, dieses Sein, sind alle anderen Tatsachen und Wirklichkeiten absolut unbedeutend.

Sein oder Existenz ist die grundlegende Tatsache deines Lebens, und dieses Sein ist allen gemeinsam.

Dass jemand eine Frau ist, ist ein sekundäres Merkmal. Dass sie ist, dass sie existiert, ist das Wesentliche und Ursprüngliche an ihr. Ohne die Annahme der Tatsache, dass sie existiert, ist alles andere sie Betreffende bedeutungslos.

Dass du bist, ist die alles entscheidende Tatsache in deiner Erfahrung.

Obwohl er existiert, ist der Schlafende sich dessen nicht bewusst. Deshalb bezeichnet man den Tiefschlaf auch als Zustand äußerster Unwissenheit.

Als Folge davon weiß er auch nicht, dass ein Vogel auf seinem Körper sitzt oder dass jemand das Licht im Zimmer angemacht hat. Er weiß nichts.

Keine Erfahrung ist möglich, ohne dass man sich zuerst seiner selbst bewusst ist.

Das innerste Selbst eines jeden – das ist die Wirklichkeit, das ist die Grundlage aller Erfahrungen. Das, was ist, steht am Anfang, es ist die Voraussetzung all deiner Erfahrungen, es ist die göttliche Wirklichkeit, die Wahrheit, die Grundlage allen Erkennens, die Grundlage allen Denkens und Fühlens.

Der französische Philosoph Descartes hat viel über das Sein nachgedacht. Er kam zum Schluss: „Ich denke, also bin ich.“

Ein Schritt weiter würde uns zu der Erkenntnis führen: „Ich bin, deshalb denke ich.“

Und das wäre dann auch die richtige, die endgültige Feststellung. „Ich bin, darum fühle ich. Ich bin, darum erfahre ich.“

Wenn ich nicht bin, kann ich auch nichts sehen, nichts denken, nichts fühlen, nichts erfahren.

Das „Ich bin“ ist deshalb die Grundlage aller Erfahrungen, die Grundlage aller Aktivitäten.

Du bist, darum erfährst du alles. Dass du bist, das ist das vorrangige Faktum.

In diesem Selbstgewahrsein, diesem Bewusstsein deiner selbst ist das Sein gegenwärtig, das die Wahrheit ist. Und wie die Offenbarung, die tiefere, intuitive Wahrnehmung zeigt, ist diese Wahrheit zeitlos.

In erster Linie bist du ein Träger der Wahrheit, auch wenn du vielleicht im täglichen Leben ein Lügner bist.

Du bist im Besitz von Tausenden Segnungen und Vorteilen, wenn du dich immer mehr dem Einfluss der zeitlosen Wahrheit in dir öffnest.

Jeder Mensch ist in erster Linie ein Träger der Wahrheit.

In der Sprache der Bibel würde das heißen: Jeder Mensch ist nach dem Bilde Gottes geschaffen.

Erst in zweiter Linie bist du ein Mann oder eine Frau, glücklich oder unglücklich, reich oder arm, begabt oder unbegabt. All das sind sekundäre Faktoren.

Das höchste Ziel

Die Wahrheit ist auch das höchste Ziel des menschlichen Strebens nach Erfüllung.

Wir können die Luft um uns herum mit unseren Augen nicht sehen, und doch ist sie es, die uns am Leben erhält. Sie ist eine Kraft, ohne die wir nicht einmal wenige Minuten leben können. Deshalb ist sie für unsere körperliche Existenz äußerst wertvoll. Alle anderen Werte beruhen auf diesem Wert von vorrangiger Bedeutung.

Wenn du nach etwas Wertvollem streben willst, wenn du das Schöne bewundern willst, musst du dazu zunächst am Leben sein. Und das Leben wird von der Luft erhalten. Was für die menschliche Existenz also höchst wertvoll ist, ist unsichtbar. Aber du kannst die Luft auf deiner Haut spüren.

Genauso unsichtbar für unsere Augen ist jene Wirklichkeit, die ihrerseits wieder das lebensnotwendige Prinzip Luft erhält.

Diese Wirklichkeit trägt und erhält den ganzen Kosmos, obwohl sie für die körperlichen Augen unsichtbar ist.

Die mächtige Wirklichkeit, Gott genannt, ist überall im ganzen Universum – wie die Luft, die überall in dieser Welt ist.

Obwohl die göttliche Wirklichkeit den ganzen Kosmos erhält, ist sie unendlich subtiler und deshalb entsprechend weit schwieriger wahrnehmbar als Luft.

So ein nicht wahrnehmbares „Ding“ ist das innerste Herz allen Lebens.

Wie die Luft unentbehrlich für das Leben auf diesem Planeten ist, so ist das Göttliche unentbehrlich für das Sein, das dieses Leben seinerseits als dessen Grundlage ermöglicht und erhält.

Die göttliche Wirklichkeit ist deshalb das Leben unseres Lebens. Sie ist der höchste Erhalter von allem. Ihre Unsichtbarkeit und Nichtwahrnehmbarkeit gibt uns nicht das Recht, ihre Existenz zu verneinen. Wir verneinen ja auch die Existenz der Luft nicht, nur weil wir sie mit unseren körperlichen Augen nicht sehen können.

Andererseits ist diese unsichtbare Wirklichkeit die eigentliche Essenz der Seele unserer Seele. Aber ganz anders als die unsichtbare Luft ist diese unsichtbare Wirklichkeit voller Wunder und Kräfte – und sie ist empfindsam.

Die Wissenschaft wird ihr höchstes Ziel und ihre Erfüllung nur finden, wenn sie diese letzte Existenz alles Existierenden entdecken kann, die tatsächliche Grundlage der ganzen Schöpfung, die Seele und das Zentrum von allem, was erschaffen ist.

Die Wissenschaft in ihrem gegenwärtigen Stadium steckt noch in den Kinderschuhen. Sie befasst sich nur mit Objekten.

Wenn sie einst einen phänomenalen Fortschritt erzielt hat, wird sie auf letzte Tatsachen stoßen, auf die letzten und fundamentalen Wirklichkeiten.

Erst dann wird die Wissenschaft zum Führer im Leben, zu einer kulturellen Kraft, zu einer anziehenden und erleuchtenden Kraft.

Die Wissenschaft sucht sicher letztlich nach der Wahrheit, der Wahrheit in den Erscheinungen oder Objekten.

Aber was ist Wahrheit? – Dass hier ein Tisch steht, ist wahr, aber die menschliche Sprache ist unvollkommen. Denn was wir hier als Wahrheit bezeichnen ist nur ein Fakt, eine Tatsache.

Wenn Jesus sagt: „Ich bin die Wahrheit“, bezieht er sich damit nicht auf Fakten, sondern auf die zeitlose göttliche Wirklichkeit, die war, ist und immer sein wird, auf den unendlichen Geist, die unendliche Intelligenz.

Das, was unendlich und grenzenlos ist wie der Raum, ist allein zeitlos. Es kann nie zerstört werden, es wird immer sein. Es ist die Wahrheit, die das Leben des Lebens – das ewige Leben – ist.

Diese zeitlose Wahrheit ist in dir. Sie ist dein innerstes Wesen. Deshalb bist du ein Mensch.

Das erfahrende Subjekt im Menschen

Was ist wirklich wertvoll? – Nur die Wahrheit.

Wirklich wertvoll im Leben kann nur das sein, was nicht vergeht, was nicht dem Untergang geweiht ist, was immer und unter allen Umständen zuverlässig ist, was sich nicht ändert und sich nicht in sein Gegenteil verkehrt – wie unsere Gedanken, Gefühle und Stimmungen das tun.

Nichts ist wertvoll, was einmal so, dann wieder ganz anders ist. Glück wird von Unglück gefolgt, Unglück von Glück. Erhebende und inspirierende Gedanken werden von düsteren Gedanken abgelöst. Unsere politischen und sozialen Werte, die einst so aussichtsreich erschienen, desintegrieren vor unseren Augen und verwandeln sich in unlösbar erscheinende Probleme. Geld und Gold verlieren angesichts einer unheilbaren Krankheit ihren Wert.

Was also ist wirklich wertvoll? – Nur das erfahrende Subjekt hat wirklichen Wert, ewigen und unzerstörbaren Wert.

Wenn einst das Sonnensystem mit seinen Planeten längst nicht mehr existiert, ist das erfahrende Subjekt immer noch da, und es ist immer noch das Gleiche.

Es bleibt unberührt von allen Geschehnissen, von allen Katastrophen in der äußeren Welt – einer Welt, die in ihrer eigenen transzendenten Raum- und Zeitlosigkeit trotz all ihrer raum-zeitlichen Unendlichkeit nicht einmal eine winzige Ecke einnimmt.

Dieses ganze glorreiche Universum ist wie ein kleiner, winziger Teppich, der zu Füßen des Unendlichen, des erfahrenden Subjekts, ausgerollt ist.

Erkenne dieses erfahrende Subjekt – es ist ja in dir selbst!

Du brauchst nirgendwohin gehen, um es zu finden. Du brauchst keine weite Reise ins Universum antreten, um ihm zu begegnen. Du brauchst weder Geld noch Ruhm noch Titel und Würden, um in sein innerstes Heiligtum eingelassen zu werden. Es ist in dir selbst, und es ist dein eigenes, innerstes, ewiges, unveränderliches Wesen. Bedenke das!

Du brauchst nur in dich zu gehen, um für immer sicher und glücklich zu sein.

Erkenne es, erfahre es und du wirst über eine gewaltige Stärke im Leben verfügen! Kein Umstand wird dich mehr erschüttern können, nichts dich aus der Bahn werfen.

Selbst das schlimmste Unglück und auch die Hand der Zeit werden dir nichts anhaben können!

Du wirst Meister über alle Dinge sein, wie Christus es dir verheißen hat.

Er selbst hat von sich gesagt: „Ich habe die Welt überwunden!“, was nur möglich ist, wenn Er im erfahrenden Subjekt – das identisch ist mit dem Königreich des Himmels – seinen unzerstörbaren Frieden und seine unüberwindliche Kraft gefunden hat.

Er selbst hat uns ein Geheimnis verraten: „Das Reich der Himmel ist in euch!“

Doch was ist die Welt? – Alles, was man erfahren kann, das ist die Welt.

Das erfahrende Subjekt ist anders als das Erfahrbare. Das erfahrende Subjekt ist verschieden von allem, was sich erfahren lässt. Es ist das Eine, das hinter und jenseits aller Erfahrung steht.

Ohne diesen Erfahrenden gibt es keine Erfahrung. Wohl aber gibt es den Erfahrenden ohne die Erfahrung.

Es ist sein reines Sein, das zu jeder Zeit und jenseits aller Zeit in seiner eigenen unberührten und unberührbaren Transzendenz ruht. – Und das bist du! Das ist es, was du wirklich bist.

Alles andere ist Schein, ist Vergänglichkeit, ist unaufhörliche Veränderung, rastlose Wandlung und Verwandlung.

Doch selbst dieser Schein braucht etwas, worauf er erscheinen kann – eine Grundlage. Diese Grundlage ist das erfahrende Subjekt, das alles erfährt und doch nichts erfährt – außer sich selbst.

Für es gibt es die leidvollen Erfahrungen der Menschen nicht. Es ruht ewig in der eigenen Vollkommenheit.

Wäre das nicht so, wäre es nicht wert, es zu suchen. Seine Erfahrung des Alls ist eine andere, eine völlig andere als die des Menschen, dessen Erfahrung sich in Raum und Zeit erstreckt, und der sich dazu verschiedener Organe bedient.

Das Unendliche, das erfahrende Subjekt, erfährt sich durch sich selbst in immer gleichbleibender Vollkommenheit: Das ist die direkte Erfahrung.

Jeder Erfahrungsbereich hingegen, in dem wir etwas getrennt als außen und innen wahrnehmen, in dem wir uns der indirekten Erfahrung auf dem Umweg über die Sinne und unseren Intellekt bedienen, ist die Welt.

Wie können wir unsere Abhängigkeit von der Welt überwinden? – Christus sagt: „Liebe Gott aus ganzem Herzen!“

Was ist Gott, was ist das Göttliche? – Gott ist das, was in dir ist, tief in deinem zentralen Wesen, das erfahrende Subjekt, die innere Wirklichkeit, die Essenz des Lebens – das Sein.

Richte deinen Blick nach innen, auf diesen Erfahrenden, auf dieses Sein, und du berührst das Unsterbliche, du berührst das Unwandelbare.

Was ist das Wandelbare in dir? – Es sind die Gedanken und Gefühle, das Gemüt, das Unbewusste. Das alles sind Objekte. Du kannst sie betrachten, du bist dir ihrer bewusst. Und all diese Objekte ändern sich, entstehen, vergehen, existieren eine Zeit lang, dann wieder nicht. Sie verschwinden irgendwann und machen anderen Objekten Platz.

Aber ändert sich das erfahrende Subjekt in dir? – Nein, es verändert sich nie. Es ist immer das Gleiche. Es ist die Wahrheit.

Was ist das Wesen der Wahrheit? – Wahrheit ist das, was immer das Gleiche ist – das Unveränderliche, Ewige.

Die Blume ist nicht die Wahrheit. Täglich sieht sie anders aus, blüht auf, ist in voller Blüte und verwelkt. Dann wirft man sie weg.

Das, was vor einiger Zeit nicht da war, jetzt da ist, und irgendwann später wiederum nicht da sein wird, kann nicht die Wahrheit sein. Es ist ein vergängliches Ding, etwas, das nicht wirklich existiert.

Aber auch das Universum der vielen Dinge ist wirklich, wenn man es in Zusammenhang mit der Wahrheit sieht, wenn man es als in der Wahrheit und als die Wahrheit seiend und durch die Wahrheit erkennt und erfährt.

Denn wie könnte etwas unwirklich sein, das aus der Wahrheit selbst stammt? – Es ist der Fehler des umnachteten Egos, das sich für eine eigenständige Persönlichkeit hält und sich selbst und die Welt von ihrem Hintergrund und Ursprung, ihrer erhaltenden Substanz und Essenz abtrennt.

Wird dieser Hintergrund erst einmal erkannt, dann sind Wahrheit und Universum ein einziges homogenes Ganzes, und die Frage nach dem Widerspruch zwischen Einheit und Vielfalt erhebt sich gar nicht mehr.

Das Wissen vom erfahrenden Subjekt muss den Menschen mitgeteilt und klar gemacht werden! Es befreit sie von Sorgen, Unwissenheit, Irrtum und Unglück.

Die Wissenschaft vom erfahrenden Subjekt ist von vorrangiger Bedeutung, höchster Dringlichkeit und größtem Wert.

Ohne Atem können wir nicht leben. Zehn Minuten ohne Atem, und wir sind nicht mehr am Leben. Ddas Göttliche ist der Spender und Erhalter unseres Atems. Wenn wir nun schon ohne Atem nicht leben können, wie dann erst ohne das Göttliche? – Wir können viel eher ohne unseren Atem leben als ohne das Göttliche; denn Gott ist der Atem unseres Atems. Er ist das erfahrende Subjekt in uns. Er ist das Auge unseres Auges.

Gott ist das allsehende Auge, die Intelligenz hinter jeder Form von Intelligenz, der Atem unseres Atems, das Leben unseres Lebens, die Seele unserer Seele, das Licht der Lichter. Deshalb ist Er die zentrale Wirklichkeit. Ohne diese Wirklichkeit zu kennen, kann der Mensch nicht in wahrem Frieden, wahrer Freude und Schönheit leben. Er muss sich dazu dieser zentralen Wirklichkeit zuwenden.

Die Wissenschaft des erfahrenden Subjekts ist die höchste Wissenschaft. Es ist die wirkliche Wissenschaft, während die anderen Wissenschaften sich nur mit Dingen befassen, die sowieso zugrunde gehen und eines Tages nicht mehr sind.

Erkenne Gott, der die Wirklichkeit ist! Denke darüber nach! Gott ist nur ein Wort, lass dich nicht von diesem Wort verleiten, Gott dadurch zu definieren.

Gott bedeutet auch grenzenlose Liebe. Das Wort „Gott“ bedeutet auch grenzenloses Licht und die Wahrheit, die unveränderlich ist.

Liebe und Freiheit in Gott haben keine Grenzen. Schönheit in Gott vergeht nie. Das Leben in Gott ist überfließend und immer während.

Fürchte dich nicht! Mache dir keine Sorgen! Du hast die Quelle all dessen, was du brauchst, in dir.

Versuche, dir Wissen über diese Quelle anzueignen und nutze die Kräfte, die dir diese Quelle zur Verfügung stellt, im praktischen Leben!

OM

Das ganze Weltall ist vom Göttlichen beseelt –

in allem Sein pulsiert der Herzschlag Gottes!

Von allen Seiten wird uns das bestätigt;

die innere Erfahrung legt Zeugnis davon ab;

die großen Offenbarungen

der Heiligen und Weisen

berichten uns davon;

die heiligen Schriften aller großen Religionen

enthüllen uns die Wahrheit,

dass wir umgeben, durchdrungen und beseelt sind

von einer machtvollen, allvollkommenen,

allherrlichen Gottheit,

die Wunder über Wunder wirken kann!

Wisse, diese Gottheit ist der Atem deines Atems,

dein wahres Herz und deine Seele!

Der ganze Kosmos ist in göttliches Bewusstsein,

in göttliche Intelligenz eingebettet.

Die Liebe und das Leben Gottes durchdringen das ganze All.

Wir leben in einem ungeheuer machtvollen,

dynamischen, von Leben vibrierenden Universum

der alles erfüllenden göttlichen Gegenwart.

Erkenne und erlebe diese wundersame Wirklichkeit

wie Tausende vor dir sie schon erkannt und erlebt haben!

Swami Omkarananda






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