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ZWEIMONATLICH

Jahr 45

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ


Aktuelle Ausgabe

Mai/Juni 2010

 

 

INHALT

Swami Omkarananda:
Schein und Wahrheit

Gott im Menschen

Segne die Welt!

Meditation

Tief in uns

Persönlicher und unpersönlicher Gott

Entspannung

Das Gemüt schafft seine eigene Wirklichkeit

Guru und Gottsucher

 

 

 

Geburt ist kein Anfang, und Tod kein Ende.

Es gibt ein Sein, das ohne Ende, ohne Anfang ist,

und nicht durch Raum begrenzt. Was Anfang hat, ist Zeit.

Da gibt es Geburt und Tod, Hinausgehen und Hineingehen.

Jenes aber, in das man eingeht, ausgeht,

ohne seine Form zu sehen, ist das Portal Gottes.

Tschuang Tse

 

Nur was sich innerhalb dieses zeitweiligen flüchtigen Universums befindet, kann verloren gehen, nicht aber das, was die Wahrheit ist.

Wir haben zwei Komponenten: ein Teil unseres Wesens befindet sich in der Wahrheit, und dort sind wir eins mit Gott, und nichts kann uns schaden, nichts in uns eindringen, nichts kann uns ein Leid zufügen.

Der andere Teil unseres Wesens ist eingefangen im Raum-Zeit-Universum, in dieser illusorischen Welt, in der alles zu Ende geht, ob wir es wollen oder nicht.

Jenen Teil unseres Wesens, der in der Wahrheit wurzelt, sollen wir erkennen.

Unsere Erziehung sollte uns in Bezug auf die Tatsache erleuchten, dass etwas in uns ist, das immer eins mit dem Göttlichen ist. Zur Erfahrung dieser Tatsache kommen wir durch eine ausdauernde Entfaltung unserer moralischen, geistigen und ethischen Wesenszüge und durch geistige Übungen.

Gibt es etwas, das nicht stirbt? Nur die Wahrheit stirbt nicht! Die Wahrheit, das ist Brahmananda, die Freude der Ewigkeit, und Amarananda, die Freude der Unsterblichkeit. Sat-Chit-Ananda: Sein, Bewusstsein, Seligkeit.

Es gibt allerdings auch endlose Formen der Unwissenheit in diesem verwirrenden Universum, das ein einzigartiges, unbegreifliches Spiel der Intelligenz ist. Warum Intelligenz? Weil Energie Intelligenz ist.

Die Wissenschaft hat diese Tatsache noch nicht entdeckt, doch irgendwann wird sie wissen, dass Intelligenz in allem und jedem ist.

Was die Wissenschaft - wie sie heutzutage definiert wird - aber niemals entdecken kann, das ist das, was hinter der Intelligenz steht: die Wahrheit, Gott, das unveränderliche, immer gleiche, ewige Licht.

Dieses Licht ist für unsere Augen unsichtbar; unsichtbar auch für die Optik der wissenschaftlichen Instrumente, unsichtbar sogar für Hellseher mit übersinnlichen Kräften.

Es ist die Wahrheit, die jenseits aller objektiven Erkenntnis liegt allein, in sich selbst ruhend, sich selbst erkennend, absolut, ohne Anfang und ohne Ende, ohne Raum und ohne Zeit.

Doch es ist diese Wahrheit, auf deren Hintergrund sich das ganze Weltgeschehen abspielt, wie ein Film auf der unbeweglichen, unveränderlich weißen Leinwand.

Unerkennbar und unsichtbar für alle - das ist die Wahrheit.

Diese Wahrheit sehen wir nur, wenn wir mit ihr eins werden. Man kann Gott nie wahrhaft erkennen, solange man nicht zu Ihm selbst geworden ist, vollkommen in Ihn eingegangen ist.

Dann siehst du Gott mit den Augen Gottes selbst. Mit dem Auge der Unendlichkeit siehst du die Unendlichkeit. Und dieses Auge ist jenseits des dritten Auges und aller anderen Augen.

 

Das Sein-Bewusstsein ist verborgen für das Gemüt, unerkennbar für die Sinne, und doch steuert es alle Lebensvorgänge und verleiht dem Menschen Leben und Bewusstsein, die Kraft der Wahrnehmung und schließlich die Fähigkeit zur Erkenntnis seines wahren Wesens, das nichts anderes ist als eben der in ihm wohnende Gott.

Diesen Gott im Menschen haben die Veden als Narayana bezeichnet, was heißt:

"Der im Menschen Wohnende".

Über diesen Narayana singen die Veden eine Hymne, das Narayana Suktam:

Narayana Suktam 

Dieses Universum ist Narayana, der Unvergängliche, der Höchste, der einzig Erstrebenswerte, mit unendlich vielen Köpfen und Augen (d.h. allgegenwärtig und allwissend), der Strahlende, die Quelle der Wonne für das ganze Universum.

Dieses Universum ist nichts anderes als Purusha, das höchste Wesen selbst. Daher gründet es sich auf diesem, dem Unvergänglichen, welcher das Universum transzendiert, der das allgegenwärtige Absolute ist, das allen Irrtum auslöscht.

Er ist der Beschützer des Universums, der Herr aller Seelen, der Ewige, der Glückbringende, der Unzerstörbare, das Ziel, zu dem die ganze Schöpfung hinstrebt, der Höchste, wert, erkannt zu werden, die Seele aller Wesen und die zuverlässige Zuflucht.

Narayana ist das höchste Brahman, die höchste Wirklichkeit, das höchste Licht. Narayana ist das höchste Selbst, der höchste Meditierende, die höchste Meditation.

Wie auch immer dieses Universum sich zeigt - was man sieht oder hört - alles ist innen und außen gleichermaßen durchdrungen von diesem immerwährenden Narayana.

Ich verehre den unendlichen, unveränderlichen Seher, der das Ende des Ozeans des Samsara und die Quelle allen Glücks ist.  

Etwa eine Handlänge unter der Kehle und eine Handspanne oberhalb des Nabels erstrahlt die großartige Wohnstätte des Universums wie ein Kranz von Flammen.  

Von allen Seiten von Nervenströmen (Arterien) umgeben, hängt die Lotusknospe des Herzen nach unten. Sie umschließt einen feinen Raum (eine schmale Öffnung, Sushumna Nadi), in dem die Wesensessenz aller Dinge vorhanden ist.  

In diesem Raum im Herzen befindet sich das große lodernde Feuer der Unvergänglichkeit und Allwissenheit.

Es lodert in alle Richtungen, schaut nach allen Seiten und nimmt die Nahrung auf, die ihm gereicht wird.  

Die Strahlen dehnen sich weit nach allen Seiten, nach oben und nach unten aus und erwärmen den ganzen Körper vom Kopf bis zu den Füßen. In der Mitte dieser Flamme ist das Herz, die Zunge des Feuers, als das feinste und subtilste aller Dinge.

Strahlend wie ein Blitzstrahl in blauen, regenschweren Wolken, schlank wie die Ähren des Getreides, goldgelb, fein wie das winzigste Atom, leuchtet es auf.

In der Mitte dieser Flamme wohnt das Höchste Selbst. Dieses (Selbst) ist Brahma (der Schöpfer), Shiva (der Zerstörer), Hari (der Beschützer), Indra (der Lenker), das Unvergängliche, das Absolute, das aus sich selbst existierende Wesen.

Wieder und wieder verehren wir dieses Wesen, das alle Formen annimmt, das die Wahrheit, das Gesetz, das höchste Absolute ist, diesen Purusha, der von dunkelblauer und rötlicher Farbe ist, der alles sieht und alle Formen annimmt.

Wir sinnen über Narayana nach und meditieren über Vasudeva. Möge Vishnu uns erleuchten. Om Shantih Shantih Shantih 

Wir verehren mit dieser Hymne Gott als die im Menschen wohnende Wirklichkeit - Sein Name ist Narayana.

Wir verehren Gott als das Königreich Gottes im Herzen aller Menschen. Er, der in allen menschlichen Wesen wohnt, der Herr in allen Menschen, die Seele in allen Menschen, die Seele der Seele in allen Menschen, das Königreich Gottes in allen Menschen - diesem Gott bringen wir unsere Verehrung dar: OM NAMO NARAYANAYA OM.

Was sagt uns die Hymne? Sie sagt: "O Gott, der Du als Wirklichkeit in allen Menschen wohnst, Du hast tausend Köpfe, was soviel heißt wie: Du hast unendlich viele Köpfe, Du bist unendlich. Du wohnst im Herzen eines jeden menschlichen Wesens, Du wohnst in der Intelligenz jedes Einzelnen, in der Seele eines jeden. Du bist überall, auch in den Bäumen, in den Pflanzen, im Wasser und im Feuer. Du bist allgegenwärtig. Du bist allwissend. Du bist das Licht und die Seele des Universums. Verehrung sei Dir!" So beginnt die Hymne an Narayana.

 

Gott wohnt in allem und jedem als Kraft  

Feuer ist Kraft; Wasser ist Kraft. Wind ist Kraft - es gibt Tornados und andere Stürme. Alles ist Kraft.

Das Leben ist Kraft; Vitamine sind Kraft; Holz ist Kraft - es brennt und spendet Wärme. Überall ist Kraft.

Es ist auch Kraft in deinen Worten und Taten, im Schlagen deines Herzens. Was lässt das Herz schlagen? Kraft oder Energie!

Wenn du erkennst, dass diese Kraft eine Manifestation Gottes ist und somit Gott selbst, dann beschützt dich diese Kraft von allen Seiten.

Kraft ist auch Intelligenz. Die Natur besitzt Intelligenz. Ein Mensch, der nicht einsehen kann, dass selbst das Holz Intelligenz besitzt, ist stumpfsinnig. In allem und jedem ist Intelligenz am Werk, und hinter dieser Intelligenz steht das Bewusstsein Gottes. Diese Intelligenz ist überall im Kosmos aktiv, ist aber letztlich lediglich der alles beobachtende Zeuge des kosmischen Dramas.

Gott ist Kraft, Gott ist Friede. Wenn Gottes Kraft in deinen Worten ist, dann fühlen die Menschen das.

Dein Leben sollte Frieden ausstrahlen. Wenn du Zeuge eines Streits bist, mische dich nicht ein, sondern bleibe ruhig; denn wenn du Ruhe und Frieden in allen Umständen und Situationen des Lebens bewahrst, bringst du etwas von Gottes Wesen zum Ausdruck, weil Gott Friede ist.

Beobachte ohne Zu- und Abneigung, was sich um dich herum abspielt; beteilige dich nicht daran! Wenn du deshalb etwas nicht bekommst, was verlierst du schon? Gar nichts!

Denke, dass du dich im endlosen Frieden befindest und nichts anderes brauchst! Wenn du diese Einstellung beibehalten kannst, kommt das, was du brauchst, von selbst.

Das ist eine Lebensphilosophie.

 
Narayana ist das Unendliche - außen und innen, links und rechts  

Überall ist ein unendliches, dynamisches Bewusstsein mit unendlichen Kräften und Fähigkeiten.

Die innewohnende Wirklichkeit ist auch außen und überall. Kannst du mir sagen, ob der Raum in dir oder außerhalb von dir ist? Der Raum ist sowohl in dir wie auch außerhalb von dir.

So ist auch das unendliche Bewusstsein als Narayana in dir und außerhalb von dir überall zugegen. Es ist ein endloses, fantastisches Bewusstsein.

Im Tiefschlaf herrscht endlose Stille; diese Stille ist auch das Wesen des unendlichen Bewusstseins. Es ist unbegrenzt, absolut, es ist dein Sein; du wohnst darin, es ist dein Heim.

Das unendliche Bewusstsein ist dein Körper, deine Intelligenz, dein wahres Wesen.

Alles, was sonst noch deine Erfahrung ausmacht, fällt weg; es ist nur eine Erscheinung, die der Aktivität deines Gemüts zuzuschreiben ist. Wenn dein Gemüt wach ist, nimmt es Vielheit wahr und verschleiert die Wahrheit. Aber wenn das Gemüt schläft, verschwindet die Vielheit der Welt.

Was erfährst du dann? Endlose Stille und grenzenlosen Frieden! Diese Unendlichkeit an Stille und Frieden ist eine Tatsache, eine Wirklichkeit; es ist die Wahrheit über allen Wahrheiten.

Warum? Du erfährst diese Welt mit Hilfe deiner Sinnesorgane. Doch wenn diese einen Fehler aufweisen, wird auch deine Wahrnehmung mit einem Fehler behaftet sein.

Das über die Sinne Wahrgenommene verändert sich ständig, und Objekte können anwesend oder abwesend sein. Jede Erfahrung verändert sich und geht schnell vorbei. Es ist ein ständiger Wechsel, eine unablässige Veränderung, eine flüchtige Erfahrung.

Doch was den Anspruch auf Wahrheit erhebt, muss unveränderlich sein; es muss immer da sein, es muss dem Einfluss der Zeit und des Raums widerstehen, also jenseits von Zeit und Raum sein. Das sind die Kriterien für die Wahrheit der Wahrheiten, ohne die du nichts wissen, erfahren und erkennen kannst - es ist Narayana.

Du musst existieren, du musst da sein, um etwas zu erfahren. Wenn du nicht da bist, also nicht existierst, wie könntest du dann erfahren, was da ist und sich zur Erfahrung präsentiert? Sage: "Narayana", und dein ganzes Gemüt verschwindet in der Wahrnehmung eines unbegrenzten Bewusstseinslichts! In den Anfangsstadien kannst du dir dieses unendliche Licht des Bewusstseins einfach nur vorstellen. Das gibt dir einen starken Halt. Aber wenn diese Vorstellung zur Erfahrung wird, dann ist es eine Selbstoffenbarung der Unendlichkeit in der Unendlichkeit.

In diesem unendlichen Bewusstsein sind alle Götter, Kräfte, Wunder und Schönheiten daheim: Es ist dein Eigentum, und es ist immer da und steht dir zur Verfügung.

Du wirst es erfahren, gerade dann, wenn dein Gemüt verschwindet und deine Aufmerksamkeit eins mit dem inneren Bewusstsein wird.

Das Gleiche geschieht im Tiefschlaf. Sobald dein Gemüt im Tiefschlaf verschwindet, sinkst du hinein in das zeitlos-raumlose Schweigen, wenn auch unbewusst.

 
Narayana ist eine lebendige Person

Das unendliche Bewusstsein ist unendlich lebendig in jedem Punkt deines Seins und Wesens.

Auch im physikalischen Raum ist jeder Punkt erfüllt mit endlosen Energien. Du denkst vielleicht, da draußen im All sei leerer Raum, aber dieser leere Raum vibriert mit unendlichen Energien; jeder Punkt des Raums enthält in sich eine unerschöpfliche Energie. Wir leben in einer Welt der Energien. Doch was erhält diese Energien? Bewusstsein erhält die Energien des Kosmos - Bewusstsein, das auch Intelligenz und Feuer ist.

Licht ist Feuer, Intelligenz ist Licht, Bewusstsein ist Licht.

Dieses Licht ist Narayana. Du kannst dieses Licht auch Vater oder Mutter nennen. Es nimmt die Form einer Mutter an, wenn du es als Mutter verehrst, und du kannst zu ihr sprechen.

Das formlose Unendliche kann eine endlose Zahl von Formen annehmen, auch die Form, die du bevorzugst und in deinem Herzen verehrst.

 
In allem und jenseits von allem

Der Gott, der in allem und in jedem lebt und dennoch jenseits von allem ist, jenseits des Kosmos und der ganzen Schöpfung, Er ist das Licht der Lichter.

Er ist Suryanarayana, das ewige Licht, das unverursachte Licht, das von allem unabhängige Licht, das anfanglose und endlose Licht, das absolute Licht.

Dieses Licht ist unendliches Bewusstsein, unendlicher Reichtum.

Und dieses Licht ist Lakshmi, es ist Vishnu, Shiva und Parvati, Krishna und Christus. In diesem Licht gibt es keine Unterschiede, keine Trennung; alles ist ein und dasselbe Licht voll endloser Eigenschaften.

Dieses Licht hat nicht nur sieben Farben, sondern unendlich viele. Es ist unerschöpfliche Weisheit, unbeschreibliche Schönheit. Es ist das Licht in jeder Seele.

 
Dieser Narayana bin ich  

Der Narayana, der ich bin, und Suryanarayana sind ein und dasselbe. Ich und Mahalakshmi sind ein und dasselbe.

Das Mantra, Gott und ich - wir sind ein und dasselbe. Da gibt es keinen Unterschied.

Mantra ist Gott, und Gott ist Mantra. Ich bin das Mantra, das Mantra ist ich.

Meine Seele ist dieses Licht der Lichter; und dieselbe Seele, die in mir ist, ist in allen Lebewesen: in der Ameise, im Wurm, im Menschen, im guten Menschen, im schlechten Menschen.

Dieses absolute, allvollkommene Licht ist in allem und jedem - ein fantastisches, unvorstellbares Licht!

Mit diesem Licht ist das Mantra eins; es ist eine Lautgestalt des unendlichen Lichts.

Derjenige, der das Mantra wiederholt, das Mantra selbst und seine Bedeutung sind eins.

Die Seele des Mantra, ich und das Göttliche sind ein und dasselbe.  

Wiederhole dein Mantra ernsthaft, aufrichtig und mit Hingabe, und erfahre denselben Zustand, in dem ich durch die Gnade Gottes geboren bin.

  
Das Mantra führt zur Erleuchtung

Das Mantra ist Gott selbst. Ein Mystiker weiß das aus seiner eigenen Erfahrung, einer Erfahrung, in der er Tag und Nacht verweilt.

Für einen gewöhnlichen Menschen ist das Mantra nur ein Laut, ein Geräusch. Er weiß nichts vom Geheimnis des Mantras, seiner Bedeutung, seiner Kraft und seines Wesens.

Das Wesen Gottes ist das Wesen des Mantras; zwischen diesen beiden besteht kein Unterschied. Suryanarayana - das bin ich, das bist du.

Die Sterne, die Sonne, die Berge und das Wasser - sie alle sind nichts anderes als Suryanarayana. Und doch sind die Berge und das Wasser als solche eine Illusion; sie sind Erscheinungen des grenzenlosen Lichts im grenzenlosen Licht.

Das ganze Universum ist eine Fata Morgana, eine Erscheinungsform des Lichts aller Lichter.

Das Mantra ist ein Duft, eine Blume, die wir selbst sind

Das Mantra ist kein äußerliches Ding, es ist innerliche Ekstase. Hier ist das Spiel der Sinne zu Ende, das Gemüt gibt es nicht mehr.

Der weltliche, materialistisch gesinnte Mensch wird total von seinen Sinnen beherrscht. Er ist wie ein Tier. Alles, was er wahrnimmt, erfährt er durch den Filter der Sinnesorgane: durch Augen, Nase, Ohren, Haut und Zunge. Auch ein Tier macht das. Doch wenn du in der Einheit des Mantras verweilst, bist du jenseits der Sinnesorgane, wie im Tiefschlaf. Keines deiner Sinnesorgane ist im Tiefschlaf aktiv.

Im Traum ist es wieder eine andere Geschichte: die körperlichen Sinnesorgane sind außer Funktion, doch der Traum erschafft sich seine eigenen Sinnesorgane und ist somit in seiner Funktionsweise dem Wachzustand ähnlich.

Der Gottliebende steht jenseits der Sinnesorgane. Das Gemüt selbst ist ein Sinnesorgan. Das Herz ist ein Sinnesorgan. Doch der Gottliebende lebt jenseits von Herz und Gemüt als das Licht aller Lichter; er lebt in Gott, im Gottbewusstsein.

 
Der nach Gotterfahrung Strebende beginnt seinen Weg inmitten der Dualität

Das Mantra, das er mit Ausdauer und Hingabe wiederholt, führt ihn hin zur Erfahrung dessen, was das Mantra in sich selbst ist, in seinen innersten Tiefen, seinem innersten Wesen nach: zu Gott.

Man sucht Gott und findet Gott.

Gott offenbart Sich Selbst im Licht des inneren Selbst.

Diese Offenbarung und Erfahrung Gottes findet nicht vermittels der Sinnesorgane statt; man sieht Gott nicht mit den leiblichen Augen. Man erfährt sich selbst durch das göttliche Licht, als Licht im göttlichen Licht.

Ein Seher sieht nicht mit dem Gemüt oder den Augen. Er sieht im Licht und durch das Licht. Eine solche Person nennen wir einen Weisen, einen Seher oder Rishi.

Das Mantra führt uns zur übersinnlichen Erfahrung; es entfaltet unsere seelischen Fähigkeiten. Die Fähigkeiten zur Wahrnehmung, die ihren Sitz in der Seele selbst haben, sind in der Lage, alles wahrzunehmen. Die physischen Sinnesorgane gehören zum Gemüt, und dieses selbst ist auch ein Sinnesorgan - und zwar ein komplexes. Doch im Bewusstsein haben endlose Kräfte, endlose Möglichkeiten und Fähigkeiten zur Wahrnehmung ihren Sitz. Das Licht jedoch, das Suryanarayana ist, ist jenseits aller Wahrnehmungen.

Dieser Suryanarayana ist Gegenstand unserer Erfahrung und Mantrawiederholung; Er ist das Objekt unserer Meditation und unseres Dienens. Dienen ist Yoga. Leben ist Yoga.

 
Ein reines Leben ist ein göttliches Leben

Das ganze Leben ist göttlich für uns, wenn unser Herz rein ist. Doch was ist Reinheit? Schreib etwas auf eine Wasserfläche, es wird sofort wieder gelöscht. Noch während du schreibst, löst sich alles schon wieder auf. Millionen Eindrücke nimmt die Oberfläche des Wassers auf, doch im Nu sind sie alle wieder verschwunden. Das ist Reinheit!

Keine Erfahrung, kein Ereignis hinterlässt eine Spur im Leben des reinen Menschen, des Weisen oder Mystikers. Er ist versunken in die Erfahrung des grenzenlosen, allgegenwärtigen, allwissenden, all-sehenden, allvollkommenen Lichts, das Suryanarayana ist.

 
Du bist ein Kind des unendlichen Reichtums, des zeitlos schöpferischen Seins, das Gott genannt wird. Er hat dich nach Seinem eigenen Bildnis erschaffen und all Seine grenzenlosen Schätze in dich hineingelegt. Warum also kleinmütig und verzagt sein, wenn es darum geht, all die verschiedenen Arten von Duft, die du in deinem Inneren trägst, hervorzuholen und zu verströmen: den Duft der Weisheit, den Duft des Glaubens, den Duft der Liebe, den Duft des Friedens, den Duft der Reinheit und Schönheit, den Duft grenzenloser schöpferischer Erkenntnis und Freude?

Lasse alle Arten von Duft immer reichlicher aus deinem Inneren hervorströmen! Die Welt braucht dich! Sie hält Ausschau nach Hilfe, nach Kraft und Frieden, nach Glück.

Segne die Welt mit der Fülle der Glückseligkeit, die aus deinem innersten Geist hervorquillt, wie die Rose den Duft ihres eigenen Wesens in die geplagte Menschenwelt strömen lässt.

Der größte Krieg findet innen statt: Das eine mal sagst du ja, das andere Mal sagst du nein. Einmal bist du ein Zweifler, dann wieder ein Glaubender. Einmal liebst du, und kurze Zeit später gibst du dich dem Hass hin. Liebe und Leidenschaft wechseln sich ab. Auf diese Weise herrscht ein endloses Chaos in deinem Herzen.

Warum gibt es keinen Frieden auf dieser Erde, warum gelingt das nicht? Die Friedlosigkeit ist eine Schöpfung des Menschen. Eine ganze Anzahl von Ursachen ist dafür verantwortlich. Jedem Menschen ist es möglich, zum Frieden der Welt beizutragen, entspringt doch der äußere Unfriede der Friedlosigkeit im Inneren. Es kann keinen Frieden in der Welt geben, solange im Menschenherzen der Aufruhr tobt und der Mensch seinen Gefühlen, Neigungen und Leidenschaften mehr oder weniger freien Lauf lässt. Unfriede und Krieg wird es so lange geben, als Herz und Sinn der Menschen ausschließlich nach den Dingen dieser Welt streben.

 

 

Wie können wir zu einer wirklichen Meditation kommen, in der es keine körperlichen Empfindungen mehr gibt?

Ich habe ständig das Gefühl, dass nur ein Teil meines Wesens ruhig wird, während ein anderer weiterhin alle körperlichen Vorgänge registriert.

 

Das ist eine charakteristische Erfahrung all jener, die glauben zu meditieren. Meditation sollte sich als Ergebnis unseres moralischen und spirituellen Fortschritts einstellen. Meditation ist der letzte Schritt in der spirituellen Entwicklung.

Zunächst müssen wir damit beginnen, unser ganzes Wesen rein und ruhig zu machen. Wir müssen eine große Stille in uns schaffen. Doch unser Gemüt benimmt sich wie ein kleines Kind, das ruhelos damit beschäftigt ist, nach diesem und jenem zu greifen. Wir erschaffen damit stets künstliche Probleme und bauen in Gedanken Luftschlösser. Das ist die charakteristische Eigenschaft eines jeden Gemüts auf dieser Welt, ob jemand nun ein Professor oder eine Hausfrau ist. Jedes Gemüt ist ruhelos.

Der Professor scheint nur frei von dieser Rastlosigkeit zu sein, wenn er vor seinen Studenten steht und lehrt. Aber auch während er liest, sind seine Gedanken manchmal mit etwas anderem beschäftigt: er denkt an sein Mittagessen oder an das Haus, das er bauen will.

Das Leben ist voller Komplikationen, weil niemand sein Gemüt beherrschen kann.

Wenn also dieser Professor zu mir sagt:

"Swami, meine Meditation ist wunderbar!", sage ich: "Gut, wunderbar!" Aber ich weiß, dass er blufft, denn Meditation wird erst möglich, wenn Herz und Gemüt kontrolliert sind.

Wenn dein ganzes Gemüt, alle deine Gedanken und Gefühle völlig von etwas eingenommen sind, bist du in diesem Grad rein; es können keine Gedanken an etwas anderes aufsteigen, so absorbiert bist du in diesem Zustand.

Wenn du ein starkes Interesse an Gott hast, werden all deine mentalen Energien vollkommen auf Gott gerichtet sein. Es gibt dann keinen Teil mehr in deinem Gemüt und inneren Wesen, der sich selbst überlassen bleibt und Unsinn anstellen kann. Dein ganzes Gemüt geht in etwas auf, das interessant, wunderschön und wunderbar ist.

Wenn du in der Meditation erfolgreich sein willst, muss Gott für dich überwältigend interessant sein. Wenn Gott nicht zum alleinigen Objekt deiner Liebe und Aufmerksamkeit wird, wenn Gott für dich nicht weit anziehender ist als die äußere Welt, dann kannst du nicht meditieren. Für eine gute und wirksame Meditation ist ein tiefes Interesse am Wesen Gottes unbedingte Voraussetzung.

Wir haben die Welt vor uns, und es gibt einen Gott, den wir nicht sehen. Wenn wir nicht mit Sicherheit wissen, dass wir zum König der Könige werden, wenn wir uns Gott ganz zuwenden, und dass wir durch Gott unendlich mehr gewinnen als durch eine Tausende von Jahren währende Anstrengung in der Welt, dann werden wir Gott nicht mehr als die Welt lieben, sondern werden die Welt Ihm vorziehen.

In Abwesenheit einer gewaltigen Gottesliebe, in Abwesenheit des tief gegründeten Wissens, dass Gott weit über allem steht, was die Welt zu bieten hat, kann es keine wirkliche Meditation geben; denn solange ein Teil unseres Wesens bei Gott weilt, denkt ein anderer Teil darüber nach, wie wir mehr Geld verdienen oder wen wir demnächst heiraten könnten.

Die Sehnsüchte des Herzens, das übermächtige Verlangen nach sinnlichem Vergnügen erzeugt Rastlosigkeit in uns. Eine Frau, die mit einem Rechtsanwalt verheiratet ist, denkt, es wäre wunderbarer, einen Doktor als Mann zu haben.

In unserem Gemüt sind ständig Sehnsüchte, Impulse, Zwänge und so weiter aktiv. Nur wenn Gott an erster Stelle in unserer Wunschliste steht, und danach nichts mehr kommt, wenn wir nur noch an unendlicher Liebe, unendlichem Licht, unendlicher Kraft interessiert sind und sagen: "Ich will Gott vor allem anderen!", dann kommt das Gemüt unter Kontrolle: es wird ruhig, friedlich und still.

Wenn ein solches Gemüt dann über Gott meditiert, dann ist so eine Meditation erfolgreich.

Tief im Schrein unseres inneren Wesens ertönt beständig die Stimme des göttlichen Bewusstseins und spricht zu uns:

"Du bist mein gesegnetes Kind, an dem ich mein Wohlgefallen habe."

Etwas tief in uns ist auch fähig, dieser Stimme zu antworten. Daher kommt unser Streben, unser beharrliches Verlangen nach immer besseren Verhältnissen, nach Vollkommenheit, Frieden und Glück.

Das Potential Gottes, bzw. die Gegenwart Gottes in uns, macht sich in unserem täglichen Leben auf vielerlei Weise geltend.

Der Antrieb, der vom göttlichen Wesen in unserem innersten Herzen ausgeht, zeigt sich als unser geistiges Streben, als unser Bemühen, unser moralisches Verhalten zu verbessern, oder wird sichtbar in unseren künstlerischen und ästhetischen Gefühlen, in den Höhenflügen unserer Philosophie und in vielem mehr.

Diese Selbstäußerung des göttlichen Wesens in uns wächst und wird immer stärker, bis wir über unsere menschlichen Begrenzungen hinausgewachsen sind und hier und jetzt eine direkte Erkenntnis des Königreichs des Himmels erlangt haben.

Durch den Prozess einer solchen Entwicklung kann es geschehen, dass sich bestimmte vorläufige höhere Fähigkeiten zeigen, die uns die Möglichkeiten geben, nicht nur in die Tiefen unseres Unbewussten, sondern auch in die psychischen und okkulten Aspekte unserer Persönlichkeit einzudringen. Das Wissen über uns selbst kann sich auf vielerlei Weise erweitern und reichhaltiger werden. All das wird sich auf unserer Reise zur göttlichen Vollkommenheit als wertvoll erweisen.

Um unseren Fortschritt im Hinblick auf diese Vollkommenheit zu beschleunigen, wäre es wunderbar, wenn wir uns in einer Anzahl von Disziplinen übten, die unser ganzes Wesen auf den Empfang des Lichtstroms vorbereiten, der vom unendlichen göttlichen Bewusstsein ausgeht.

Eine Umformung unseres normalen menschlichen Wesens ist sehr wichtig. Die meisten Unstimmigkeiten und Disharmonien in unserem Leben sind auf unser nicht transformiertes Wesen zurückzuführen. Die Umwandlung unserer Natur, die Sublimierung der gröberen Kräfte in unserer Konstitution, das beständige Ersetzen alles Schwachen durch das, was stark in uns ist, des Niederen durch das Höhere und Wertvollere, des Negativen durch das Positive und ein kompromissloses Verlangen, nach den außergewöhnlichen Eigenschaften des göttlichen Wesens und Bewusstseins zu streben und diese zum Mittelpunkt unseres Daseins und Wesens zu machen, unter allen Umständen und um jeden Preis zur Liebe, zur Wahrheit und zum Guten zu halten, wird von unschätzbarem Wert sein.

Doch die Sublimierung oder Umwandlung unserer gewöhnlichen menschlichen Natur allein ist nicht ausreichend. Wir müssen unser ganzes Bewusstsein beständig emporheben, indem wir höhere Werte verfolgen. Wir müssen unser Leben im Einklang mit höheren Idealen führen. Geistige Anlagen in uns, die unentwickelt sind, müssen stetig weiterentwickelt werden. Wir müssen außerdem versuchen, für die göttliche Gegenwart in allen Wesen und Dingen empfänglich zu werden.

Solange wir nicht zu einer vollen Erfahrung der endlosen Schätze des göttlichen Bewusstseins in uns herangewachsen sind, wird uns das Leben weiterhin Schwierigkeiten bereiten. Diese Schwierigkeiten zeigen sich in der einen oder anderen Form, und keine Freude dieser Erde ist eine sichere Sache, die wir für immer behalten können. All unser irdisches Glück ist von allzu kurzer Dauer. Unter den Bedingungen eines solchen Lebens in vergänglichen menschlichen Umständen sind intensive Beziehungen mit dem unerschöpflichen Frieden und der unvergänglichen Glückseligkeit Gottes in uns wesentlich und wichtig, nicht nur, um die Lebensprobleme zu überwinden und ein edles Leben zu führen, sondern auch, um die letztendliche Vollkommenheit zu erlangen, auf welche die ganze Natur uns vorbereitet.

 
Das Allgegenwärtige, Alldurchdringende - die Essenz in uns und überall

Vernunft, wissenschaftliche Intelligenz, Glaube und von Gott gegebene Offenbarung weisen uns auf die große Wahrheit hin, dass die Unendlichkeit von Vollkommenheit, Schönheit, Frieden und Erkenntnis überall und jederzeit unserer Erfahrung offensteht.

Selbst die Zellen unseres Körpers sind Verkörperungen einer Dimension, die eine Erfahrung des allvollkommenen, unendlichen Bewusstseins in uns bewirken kann.

Gesegnet ist die Schöpfung, gesegnet ist der Mensch, und unbegrenzt ist die Gnade Gottes.

Betrachtet man aber die Schöpfung und den Menschen mit den Augen der menschlichen Erfahrung, finden wir überall Unvollkommenheit, Schwierigkeiten, Probleme und Rätsel. Sobald wir aber aufwachen und die Welt um uns her vom Standpunkt einer höher entwickelten Intelligenz oder eines machtvollen Glaubens aus betrachten, eines Glaubens, der in der Lage ist, Gott zu erfühlen und zu erfahren, dann haben wir eine wahre Sicht auf uns selbst und die Schöpfung; dann beginnen wir, unsere endlosen Möglichkeiten und unsere unauflösbaren Beziehungen zum unendlichen, allvollkommenen Königreich Gottes wahrzunehmen.

Der höhere Standpunkt

Der größte Teil des menschlichen Leids und Unglücks, der Begrenzungen und der Unwissenheit hat seine Ursache in der Weigerung des menschlichen Individuums, sich selbst von einem höheren Standpunkt aus zu betrachten.

Jene unter uns, die in der Lage sind, die Dinge vom Standpunkt der höchsten Wahrheit, die Gott ist, zu sehen und zu erkennen, finden keine Probleme, sondern empfinden eine tiefe Glückseligkeit, die ständig aus ihrem Herzen quillt, und einen seltenen Frieden, der die ganze Schöpfung durchdringt.

Die Weisesten unter den Menschen, die großen Weisen der menschlichen Geschichte, haben sich, die Welt und die Menschheit immer nur im Licht des unendlichen göttlichen Bewusstseins betrachtet, und deshalb war ihre geistige Kraft unermesslich. Sie hatten ein starkes und lebhaftes Bewusstsein ihrer eigenen inneren Unsterblichkeit, Unvergänglichkeit und göttlichen Vollkommenheit erlangt.

Alle meine Reden in Bezug auf das unendliche göttliche Bewusstsein gründen sich auf die unleugbare Tatsache einer unmittelbaren Erfahrung; bloße Vermutungen, Spekulationen oder Vorstellungen haben hier keinen Platz. Es ist die Bewegung von einer Erfahrung zur nächsten, von der Entdeckung eines Aspekts der Wahrheit zum anderen.

Wann immer ich vom unendlichen göttlichen Bewusstsein spreche, beziehe ich mich auf das, was die höchste Wahrheit ist, auf das, was die einzige Grundlage aller Existenz ist, ohne das es nichts geben kann. Es ist die Wirklichkeit der Wirklichkeiten, die Wahrheit der Wahrheiten.

Es ist das, aus dem die Schöpfung stammt und in dem sie ihr Dasein hat. Es ist das in uns, ohne das wir nichts sind. In ihm allein sind wir alles, außerhalb von ihm sind wir nichts.

Jene, die diese Wahrheit der Wahrheiten kennen, diesen Gott, erlangen hier und jetzt unerschöpfliche Kraft und Freude sowie einen Frieden, der das Verstehen übersteigt.

Für das gewöhnliche, an die Begrenzungen des Lebens gebundene menschliche Individuum ist die Wahrheit der Existenz einer unendlichen Gottheit natürlich schwer zu begreifen; noch schwieriger ist es dann, sich auch noch anzustrengen, dieses unendliche göttliche Bewusstsein in Erfahrung zu bringen.

Doch ist diese Schwierigkeit nicht von Dauer. Wenn der Mensch an Erfahrung reicher wird, sein Wesen verfeinert und seinen Glauben stärkt oder er durch Leiden reifer wird, dann wird er infolgedessen langsam für die Wahrheit des unendlichen göttlichen Bewusstseins empfänglicher.

Es gibt jedoch kein Geschöpf in der ganzen Schöpfung, das nicht die Möglichkeiten des ganzen Königreichs des Himmels in sich trüge.

Die ganze Bedeutung und der Sinn des menschlichen Lebens besteht in unserer Fähigkeit, uns den Vollkommenheiten des göttlichen Bewusstseins anzunähern. Das Leben ist in der Tat seiner wirklichen Essenz, Schönheit und Kraft beraubt, wenn kein wie auch immer geartetes Streben nach einem inneren Kontakt mit diesem Königreich des Himmels darin stattfindet.

 
Die richtige Art zu leben 

Im Drama des Lebens wird das normale Individuum ständig von den Klängen, Farben und Formen an der Oberfläche der Existenz in die Irre geführt, was bewirkt, dass sich die Erfahrung einer Art von Leere, von Unglücklichsein und vielgestaltiger Frustration einstellt. Das ist nicht die richtige Art zu leben. Die richtige Art zu leben besteht im Versuch, die wahre Bedeutung und den Sinn des Lebens zu entdecken und uns bewusst mit der göttlichen Essenz in uns und um uns herum in Beziehung zu setzen, ein Vorgang, der unser äußeres Leben zu einem Leben des Reichtums und der Fülle werden lassen kann.

Unser Glück, unser Fortschritt und unsere Vorzüge werden von der Essenz in uns erhalten und unterstützt. Weil das Königreich des Himmels in uns ist, ist alles im äußeren Leben Wertvolle, Edle, Wahrhaftige, Erleuchtende oder Großartige nur eine geringfügige äußere Ausdrucksform der allvollkommenen Essenz in uns.

Die innere Essenz ist alles, weil sie das Königreich des Himmels ausmacht, das unerschöpflich an Kraft und schöpferischen Möglichkeiten ist.

 
Leben ist Bewusstsein 

Wir erfahren die wunderbare Welt um uns herum, weil wir leben. Was ist es, das wesentlich ist, um überhaupt Erfahrungen zu machen? Leben! Doch was ist Leben ohne Bewusstsein? Bewusstsein ist von zentraler Bedeutung für das Leben. Bewusstsein macht Leben und all seine Aktivitäten erst möglich. Bewusstsein ist die zentrale Instanz in uns, ohne die keine Art von Erfahrung möglich ist, ohne die wir nicht zwischen einer Person und der anderen unterscheiden können, ohne die wir weder Freude noch Schmerz empfinden können. Ohne Bewusstsein können wir nicht nach einem Ziel streben und nichts tun, nichts denken oder fühlen. Ohne Bewusstsein haben wir kein Problem, und nichts macht Sinn.

Bewusstsein ist die Grundlage aller Dinge

Weisheit liegt darin, die wahre Basis dieses Bewusstseins zu entdecken und zu versuchen, das wirkliche Wesen dieses Bewusstseins zu erkennen. Wenn wir das wahre Wesen unseres Bewusstseins entdecken und diese Entdeckung zur Angelegenheit unserer unmittelbaren inneren Erfahrung machen, dann ist das Problem unseres Lebens gelöst, und unser Leben hat seine vollkommene Erfüllung gefunden. Das Bewusstsein in uns - in seiner inneren Grundlage und unsichtbaren Essenz - ist unbeschreiblich wunderbar. Sein eigentliches Sein ist Allvollkommenheit.

Weil wir völlig in der Schale unserer äußeren Persönlichkeit eingeschlossen sind und von einer rein mental-sinnlichen Erfahrung dominiert werden, haben wir weder die Zeit und die Energie, noch erfüllen wir die Voraussetzungen, um Abstand von dieser Schale zu nehmen und das wunderbare Bewusstsein in uns zu betrachten. Das Bewusstsein in uns ist namenlos, zeitlos, formlos, unvergänglich; es ist eine Unendlichkeit und Unbegrenztheit an Schönheit, Schöpferkraft, Erfüllung und Licht. Es bleibt ewig, auch wenn die Form, in der es eine vorübergehende Wohnstatt genommen hat, vergeht. Eine Person kann ihren Namen so oft ändern wie es ihr gefällt, aber die wirkliche Person, die die Identität dieser Person durch hundert Verwandlungen hindurch bewahrt, ist ein zeitloses Bewusstsein, das beständig jedermann dazu aufruft, zur Erkenntnis seiner unerschöpflichen Schätze zurückzukehren.

 

Gott ist Geist. Gott ist unpersönlich und doch auch persönlich. Deshalb sollten die Individuen die Persönlichkeit aktiv sein lassen, doch muss diese Aktivität vom Unpersönlichen beseelt sein.

Gott ist unpersönlich, namenlos, formlos, zeitlos, alldurchdringend, alles transzendierend.

Wir können niemals im Leben wirklich sicher und von Frieden erfüllt sein, außer wir erfahren diesen unpersönlichen, zeitlosen, allwunderbaren Gott. Solange wir Personen sind, sind wir anfällig für Schwierigkeiten. Sobald wir etwas sind, was nicht wirklich wir selbst sind, werden Probleme entstehen. Sind wir aber Das, außerhalb dessen es nichts gibt, sind wir sicher, und dieses "Das" ist der unpersönliche Gott.

Wenn wir eins mit der Wahrheit sind, kann sich uns nichts entgegenstellen, nichts kann unser Glück begrenzen, nichts kann unseren Frieden stören, nichts kann unsere Schönheit verderben, nichts kann unser Bewusstsein konditionieren.

Sobald wir aber etwas sind, wird etwas sich uns entgegenstellen, und wir sind begrenzt.

Doch wenn wir - obwohl wir einen physischen Körper haben und in dieser materiellen Welt von Raum und Zeit leben - in unserem inneren Herzen und Bewusstsein eine Erfahrung des unpersönlichen Gottes haben, sind wir sicher.

Keines der Probleme, die in der äußeren Welt auftauchen, kann uns berühren oder schaden, denn wir sind im Bewusstsein des unveränderlichen, zeitlosen, allvollkommenen Gottes verwurzelt.

Es sind die Erkenntnis und Erfahrung Gottes und die intensive Liebe zu Gott, die zu einer Wahrnehmung Gottes in der Natur führen und uns mit einer lebhaften, dynamischen, dominierenden Erkenntnis des unpersönlichen Wesens Gottes beseelen.

Die Erfahrung oder Erkenntnis des Unpersönlichen - eine dynamische Erkenntnis des Unpersönlichen - ist wesentlich, wenn wir im Leben über den Bedingungen und Begrenzungen einer Existenz auf dieser an Raum und Zeit gebundenen Erde stehen wollen.

Wenn wir dieser unpersönlichen und unendlichen, absoluten Wirklichkeit näher kommen wollen, müssen wir unsere Gedanken und Gefühle universal werden lassen.

Wir müssen beständig über die allgemeinen Prinzipien in den vielen Dingen nachdenken.

Es gibt viele Körper hier, aber der Atem in allen ist der gleiche. Es gibt viele individuelle Gemüter, aber das Bewusstsein, das ihre Grundlage ist, ist das gleiche. Es sind viele verschiedene Leute hier, aber der allen innewohnende Gott ist der gleiche.

Wir müssen über solch allgemeine Prinzipien nachdenken und uns vom Gefangensein in persönlichen Vorurteilen befreien.

Unsere Stärke und unsere Kraft sind begrenzt und Schwierigkeiten ausgesetzt, sobald wir völlig in unseren persönlichen Angelegenheiten aufgehen.

Das ist etwas ganz Natürliches, denn das, was das Höchste, Wichtigste und Wahrste in uns ist, ist seinem eigentlichen Wesen nach unpersönlich, göttlich, allvollkommen und widersteht deshalb unserem Versuch, nur als begrenzte Personen zu existieren. Deshalb müssen wir uns bemühen, unserer unpersönlichen Seite mehr zur Entwicklung zu verhelfen.

 

Eine Methode um dich zu entspannen ist, in einer geeigneten, bequemen Haltung zu sitzen, deine Augen zu schließen, sodass deine Aufmerksamkeit nicht von äußeren Dingen abgelenkt wird.

Versuche nun, Abstand von dem zu nehmen, was in Gefühlen und Gedanken geschieht. Gelingt dir das, bist du schon entspannt.

Du bist belastet, geplagt und niedergedrückt, sobald Gedanken in dir aufsteigen, besonders, wenn sie unerwünscht sind, und Gefühle deine Aufmerksamkeit fesseln.

Gedanken und Gefühle sind Gewichte. Es sind Kräfte und Energien; sie können einen Menschen ruinieren oder erheben, sie können krank machen oder heilen. Sie können einen Menschen zum Teufel oder zum Heiligen machen.

Gedanken sind Kräfte. Sie haben Form, Farbe und Gewicht. Ein bestimmter Gedanke kann sehr schwer sein und dich niederdrücken, ein anderer erhebt und beglückt dich. Gedanken sind also Kräfte, Gewichte, Lasten. Sobald du Abstand zu deinen Gedanken nehmen, sie beiseite lassen, die Last deiner Gedanken ablegen kannst, bist du entspannt. Ein Wanderer auf einem steilen Bergweg, der einen schweren Rucksack auf dem Rücken trägt, ist nach einigen Kilometern so erschöpft, dass er die Last ablegt und ausruht. Sobald er die Last abgelegt hat, fühlt er sich leicht, entspannt und erfrischt.

Der Mensch ist normalerweise nicht entspannt und ruhig, weil er die Last seiner Gedanken und gewohnheitsmäßigen Gefühle mit sich herumschleppt. Man muss also die Kunst erlernen, seine Gedankenlasten abzulegen, Abstand von ihnen zu nehmen; und das ist möglich, weil das Bewusstsein die Fähigkeit hat, Abstand zu nehmen und zu beobachten, was in einem vor sich geht.

Die beste Technik, sich zu entspannen besteht also darin, Gedanken und Gefühle einfach fallen zu lassen, Abstand von ihnen zu nehmen, sich nicht auf sie einzulassen, ihre Last abzulegen, anstatt sie in Herz und Kopf weiter mit sich herumzuschleppen.

Ein lebloser Körper ist so friedlich! Warum? Er ist nicht mit Gedanken und Gefühlen belastet. Doch sobald Gedanken und Gefühle aufsteigen, wird er ängstlich und besorgt, denkt daran, dass er ja nichts zu essen hat und sich dringend etwas besorgen muss, was nicht möglich ist, weil ihm das Geld dazu fehlt und man ihn auch noch aus der Wohnung geworfen hat. Doch der Zustand eines leblosen Körpers ist nicht wünschenswert.

Der Weise aber ist schon gestorben, obwohl er noch lebt. Sein Gemüt ist ausgelöscht, er hat genauso viel Frieden wie der leblose Körper, der Tote. Er ist vollkommen entspannt. Obwohl er in einem Körper lebt und aktiv im Leben steht, bewahrt er doch einen Frieden in sich, der dem eines leblosen Körpers gleicht: Er hat sich innerlich völlig von seinen Gedanken und Gefühlen losgelöst, und es ist, als ob er gar keine hätte, als ob sie nicht zu ihm gehörten. Gedanken und Gefühle legt er beiseite, er lässt sie fallen, während das Licht des Bewusstseins in ihm wach und am Werk ist. Und wo dieses Licht leuchtet, da ist Friede, Kraft, da ist Glück und Erfolg, da sind Gedeihen und Segen im Überfluss.

Die Kunst, Gedanken und Gefühle fallen lassen zu können und Abstand zu ihnen zu nehmen, ist für eine vollkommene Entspannung unbedingt erforderlich. Solange du selbst kein Weiser bist, und da du diese Übung nicht den ganzen Tag und unter allen Bedingungen lang durchführen kannst, sollst du sie wenigstens während der Zeit, in der du meditierst, praktizieren. Nimm dir auch tagsüber ab und zu einige Minuten Zeit, um dich zu entspannen: Schließe deine Augen, entledige dich der Last der Gedanken und Emotionen und fühle dich vollkommen entspannt.

Das wird dir sehr helfen, auch den Rest der Zeit entspannter zu verbringen.

Sieh den schlafenden Körper an: er ist entspannt.

Bevor du eingeschlafen bist, hast du über Schmerzen in deinem Bein geklagt, du warst deprimiert und traurig, weil dein bester Freund überraschend gestorben ist. Dann bist du übermüdet eingeschlafen, und Sorgen, Schmerzen und Depressionen sind verschwunden. Warum? Im Schlaf hast du alle besorgten Gedanken und Gefühle, alle körperlichen Schmerzen fallen lassen: das Gemüt hat aufgehört, aktiv zu sein. Sobald du wieder erwachst, kommt alles zurück, weil dann deine Gedanken wieder aktiv werden und mit ihnen all die Schmerzen und Sorgen.

Das Geheimnis der Entspannung liegt genau darin, zu leben als ob man tief schlafen würde, während man die ganze Zeit intensiv bewusst hier in der Welt aktiv ist. Das ist eine große Kunst!

Die Weisen sind Meister dieser Kunst. Sie können ihre Gedanken und Gefühle betrachten, ohne von ihnen in ihrem Zustand der Erfahrung des Einen beeinflusst zu werden.

Gedanken und auch Gefühle sind also Begrenzungen. Sie sind der Grund für die Versklavung und das Leiden des Menschen. Wir überwinden das Leiden, indem wir uns von den Gedanken und Gefühlen distanzieren, in anderen Worten: in dem Moment, in dem wir unsere Gedanken und Gefühle meistern, sie beherrschen und lenken, anstatt von ihnen beherrscht und gelenkt zu werden, sind wir frei von ihrer Versklavung, das heißt, frei von Sorgen und Problemen.

Manchmal, wenn es schwierig ist für dich, deine Gedanken fallen zu lassen, sich von ihnen zu distanzieren, versuche, nicht nur von ihnen Abstand zu nehmen, sondern dich an dem festzuhalten, das unendlich friedlich, schön und vollkommen ist.

Wenn du eine große Liebe zu Gott in deinem Herzen hegst, erlernst du von selbst, dich von Gedanken und Gefühlen zu distanzieren und von Gott Kraft, Frieden und Freude zu beziehen, so wie sich die Wurzeln eines Baumes Kraft und Vitalität aus der Erde holen.

Diese Kunst der Entspannung befähigt dich nicht nur, unermüdlich tätig zu sein, sondern führt dich immer näher an dein wahres göttliches Selbst heran, bis du die Vollkommenheiten des Vaters im Himmel erlangt hast.

 
Andere Übungen zur Entspannung 

Du kannst dich auf den Rücken legen, die Augen schließen und jeden Teil des Körpers bewusst entspannen. Fühle dann, dass du ein Ozean des Friedens, des Schweigens, der Energie bist, und dass du von diesem Ozean mit Energie, Dynamik und Vitalität aufgeladen wirst. Das ist keine Einbildung, sondern eine Tatsache! Du nimmst diese Tatsache nur nicht wahr, weil du in der Einbildung und Wahrnehmung dieser Welt gefangen bist.

Um die Vorstellung, das Gefühl und den Gedanken zu überwinden, dass diese Welt der Materie wirklich ist, und dass es nichts anderes als Materie gibt, musst du dir die gegenteilige Vorstellung einprägen, nämlich, dass die Materie nicht wirklich ist, dass Gott allein wirklich ist, und dass du in Wirklichkeit in diesem Ozean des Friedens und der Stille Gottes lebst.

Die Wahrheit ist: Überall ist unendliche Stille. Was auch immer an Lauten und Geräuschen in der Welt durcheinanderschwirrt, es lassen sich dadurch nur jene stören, die nicht auf das unendliche Schweigen eingestimmt sind. Es gibt Millionen von Tönen, die das menschliche Ohr nicht hören kann und im täglichen Leben auch nicht hört. Das menschliche Ohr kann nur eine schmale Bandbreite von Tönen hören.

Es gibt so viele unhörbare Töne, die man zwar mit speziellen Geräten auffangen kann, die das menschliche Ohr aber nicht hört.

Es gibt Töne, die nur von den Ohren einer reinen Seele gehört werden können, es gibt eine unhörbare himmlische Musik, die von Heiligen und Weisen wahrgenommen wird, und es gibt die zeitlose Musik des OM, die den ganzen Kosmos durchdringt, doch nur von den großen Mystikern gehört werden kann.

Und es gibt die Dimension der zeitlosen Stille im kosmischen OM.

Wenn du dich auf diese Stille einstimmen kannst, bist du vollkommen entspannt.

 
Entwickle Weisheit - eine andere Methode zur vollkommenen Entspannung

Du hast Angst und bist niedergedrückt, wenn du im Halbdunkel den Tiger auf der Leinwand für wirklich hältst. Sobald du aber weißt, dass dieser Tiger nur gemalt ist, hast du kein Problem mehr.

Ebenso verschwinden all deine Ängste und Sorgen, sobald ein mächtiger göttlicher Gedanke auftaucht und die Unwirklichkeit aller anderen Gedanken und Gefühle offenbart.

Wenn die Nachricht dich erreicht, dass einer deiner Freunde gestorben ist, bist du natürlich voller Trauer und Sorge. Wenn du aber weißt, dass dieser Freund nicht wirklich gestorben ist, sondern dass er nur einen Körper verlassen hat, um einen anderen anzunehmen, dann wird deine Sorge verschwinden. Dies ist eine andere Möglichkeit zu entspannen - die Kultivierung von Weisheit.

 
Entspannung durch Liebe 

Erfülle dein ganzes Wesen mit Liebe! Auch das wird dich entspannen.

Eine Mutter leistet gewaltige Arbeit, vom Morgen bis spät in die Nacht arbeitet sie für das Wohlergehen ihrer Kinder. Würde sie die gleiche Arbeit woanders und für fremde Leute verrichten, wäre sie nach der Hälfte der Zeit schon total erschöpft und ausgelaugt.

Das Geheimnis ihrer enormen Arbeitskraft ist die Liebe zu ihren Kinder. Liebe und Zuneigung geben ihr die Kraft und Energie, in einem entspannten Zustand zu arbeiten. Der Gedanke an ihre Kinder verdrängt und ersetzt jeden Gedanken daran, dass ihre Arbeit anstrengend und zu viel sein könnte.

Ihre Liebe kennt hundert Wege, um unmöglich Scheinendes möglich zu machen. Liebe ist eine alles überwindende Kraft, die Energie spendet und Entspannung schenkt.

 

Das Gemüt macht Probleme. Es schafft seine eigene Wirklichkeit. Es schneidet uns von dem ab, was wir in Wahrheit sind. Wir sind in Wahrheit nichts anderes als göttliches Bewusstsein; wir sind in Gott und von Gott. Gott lebt als ewiges Licht in uns, doch in unserer Erfahrung sind wir biologische Wesen, und leben wie Würmer auf Erden. Wir sind von unserer eigenen Wirklichkeit abgeschnitten.

Das Gemüt ist eine Kraft, die ihre eigene Wirklichkeit schafft eine Scheinwirklichkeit. Es ist ein Nichts, ein Gedanke, unsichtbar wie Dampf, und trotzdem schafft es seine eigene Wirklichkeit. Es gibt unzählige Beispiele, wie unser Gemüt Wirklichkeiten und Probleme schafft und uns an die Erde bindet, an die Finsternis, an Krankheit und Leiden, an eine dunkle Welt.

Wir müssen unser Gemüt ständig trainieren, disziplinieren, es zum Positiven, Göttlichen, Heiligen, Befreienden lenken. Wir dürfen die Wirklichkeit, die wir täglich erleben, nicht als Wirklichkeit akzeptieren. Wir müssen diese Scheinwirklichkeit immer wieder mit der einen Wirklichkeit, die Gott ist, ersetzen, mit der Wirklichkeit des endlosen Bewusstseins, des endlosen Wissens, des unendlichen Lichts, der unendlichen Schönheit, dem todlosen Leben, der unendlichen Freude und dem unbegrenzten Frieden.

Frieden werden wir nie in der Außenwelt finden. Freude werden wir nie irgendwo da draußen, außerhalb von uns, finden. Friede und Freude sind schon da, sie sind dein Wesen; absoluter Friede ist dein Wesen, ist dein wirklicher Körper und deine ganze Existenz.

Wenn du auf jemanden neidisch bist, stellst du dir so viele falsche Dinge in Bezug auf diese Person vor. Alles ist falsch, eine Erfindung des Gemüts! Du leidest, und deine Nerven gehen kaputt. Deine Fähigkeit, klar zu urteilen und zu unterscheiden, vermindert sich.

 
Du sollst deinem Gemüt keine Chance geben,
dich mit falschen Vorstellungen zu belasten!

Du musst das Gemüt umwandeln, trainieren, disziplinieren, indem du ständig nur göttliche, geistige, edle Gedanken denkst. Vergeben und vergessen! Lass dein Gemüt rein bleiben!

Führe das Leben eines Beobachters! Beobachten, verstehen, lachen! Immer beobachten, verstehen, lachen!

Alle Illusionen und eingebildeten Wirklichkeiten sollen verschwinden Wirklichkeiten, die von Hass, Neid, Eifersucht oder Angst geschaffen sind.

Angst erzeugt ihre eigene Wirklichkeit und macht den Menschen krank.

Jedes Mal, wenn du sagst, wie alt du bist, bindest du dich selbst an die Körper-Idee, die Idee, identisch mit diesem Körper zu sein, und entfernst dich damit von deinem wahren Wesen, deinem vollkommenen, glücklichen Wesen, und machst dich dadurch selbst schwach.

Immer, wenn das Gefühl in dir aufsteigt, dass du der Körper bist, kannst du einen Gegengedanken erzeugen und sagen: Ich bin nicht der Körper. Ich altere nicht. In Wirklichkeit bin ich körperloses, ewiges, vollkommenes Leben und Bewusstsein. Ich habe keinen Anfang und kein Ende. Ich bin im Göttlichen.

Und doch ist es nur eine Idee, dass du im Göttlichen bist. Es ist eine von deinem jetzigen Standpunkt des Getrenntseins vom Göttlichen aus gesehene Vorstellung. Tatsache jedoch ist, dass du selbst das Göttliche bist. Es gibt keine Möglichkeit im Göttlichen zu sein. Es ist nur eine Art sich auszudrücken. Du selbst bist das Göttliche. Raum kann nicht im Raum sein. Raum selbst ist Raum - unendlich, grenzenlos, überall.

Wir sollen immer wieder den Eindrücken des Körpers, des Gemüts und den Forderungen unserer alten Gewohnheiten gegenübertreten. Uralte Gewohnheiten versklaven uns. Wir sind süchtig, materiesüchtig, und wir binden uns überall selbst.

Ein absolut freies Wesen findet sich von allen Seiten eingegrenzt und in Ketten. Das ist das Problem des Menschen.

Unsere täglichen Eindrücke werden zur Sucht, je öfter wir sie wiederholen. Sie erhärten sich, werden zur Realität und machen Probleme. Wenn du dich an jemanden bindest, wird diese Bindung sich irgendwann zu einem Problem auswachsen. Plötzlich kommt es zur Trennung, und der Abschied wird schmerzlich.

 
Dein wahrer Status geht verloren, wenn du dich deinen Eindrücken und Erfahrungen hingibst  

Alles ist finster, und die Erfahrung, dass du Gott bist, geht verloren, wird von deinen anderen Erfahrungen überlagert. Mental und psychologisch gesehen hast du dich von Gott getrennt, auch wenn du in Wirklichkeit immer mit Gott verbunden bist.

Es gibt noch ein anderes Problem, welches dem Gemüt zuzuschreiben ist: Wir sind nie wirklich ernsthaft in unserem Glauben an Gott. Immer wieder tauchen Zweifel auf. Wir denken, Gott hilft uns ja gar nicht, und Er antwortet nicht auf unsere Gebete. Und natürlich gibt es auch etliche, die die Existenz Gottes überhaupt anzweifeln oder verneinen.

Nur wenn unser Herz sich von seinen Bindungen und Verhaftungen löst, alle seine sinnlichen Sehnsüchte aufgibt, wird es ein wenig reiner und der Glaube ans Göttliche wird stärker.

Deinen Körper erfährst du ständig; jeden Augenblick bist du in seine Erfahrungen eingebunden. Du brauchst nicht an ihn zu glauben, weil er schon da ist und deinen Horizont ausfüllt. Doch unendlich viel wirklicher als dein Körper ist Gott in dir. Das ist eine Tatsache, die sich in deinem Leben durchsetzen muss.

Du solltest Gott unendlich mehr und bewusster erfahren als du deinen Körper erfährst. Aber das tust du nicht, weil du dich deiner psychologischen und mentalen Wahrnehmung nach vom Göttlichen getrennt hast.

Wir müssen all die Hindernisse beseitigen, diese Kräfte, die uns hindern, das Antlitz Gottes zu erblicken. Du musst in deinem Leben zeigen, dass du das Licht der Weisheit ernsthaft und mit Ausdauer verfolgst.

Guru und Gottsucher

Jede große Kultur besitzt ihr Geheimnis, und das tiefste Geheimnis der höchsten Geisteskultur liegt in der Verehrung des geistigen Lehrers als Verkörperung des Göttlichen.

Der wahre geistige Lehrer ist befreit, noch während er im Körper lebt. Für ihn gibt es keine Anstrengung, keine Versuchung, keine Probleme mehr.

Das Göttliche hat von ihm Besitz ergriffen, und er vom Göttlichen. Innerlich ist er selbst ganz Bewusstsein: Er ist vom höchsten göttlichen Bewusstsein erfüllt. Aus dem göttlichen Bewusstsein heraus zu leben ist für ihn so normal und natürlich, wie es für den gewöhnlichen Menschen natürlich ist, den Eingebungen seines Gemüts zu folgen.

Der Guru ist ein Meer des Bewusstseins und vom Wesen des Bewusstseins, nicht eines begrenzten Bewusstseins, wie es für Menschen normal ist und in Gedanken und Gefühlen zum Ausdruck kommt, sondern des Bewusstseins an sich, in seiner eigentlichen, ursprünglichen Unendlichkeit und Unbegrenztheit. Aufgrund eines solchen Bewusstseins steht er über den Dingen und Umständen.

Nur der kann ein wahrer geistiger Lehrer genannt werden, dessen Bewusstsein in der Wahrheitserkenntnis verankert ist, dessen Wirken und Verhalten, ja dessen ganzes Leben aus der Erkenntnis und Erfahrung der Wahrheit hervorgeht, dem die Wahrheitserfahrung zum bleibenden Zustand geworden ist, einem Zustand jenseits aller Dualität und Vergänglichkeit.

Das Bewusstsein des Gurus ist der Wohnort des Göttlichen, und das Göttliche ist das Bewusstsein des Gurus. Verhält es sich nicht so, dann ist der Guru kein wahrer Guru, auch dann nicht, wenn er Millionen von Anhängern hat.

Der Wahrheitssucher meditiert über den Guru als über die alles transzendierende göttliche Wirklichkeit und knüpft auf diese Weise eine Beziehung zum höchsten göttlichen Wesen des Gurus an. Durch die Meditation über den Guru erhebt er sich innerlich auf eine höhere Ebene der Existenz, sein ganzes Wesen wird vom Gedanken an das im Guru verkörperte Göttliche inspiriert und transformiert.

Je mehr der Gottsucher meditiert, desto mehr wird er von der Gnade Gottes erfüllt. Auf diese Weise hat er einen Zugang zur Erkenntnis der Wahrheit gefunden. Nichts ist gesegneter als ein solcher Zustand.

Die Suche nach der Wahrheit führt dazu, dass die Wahrheit beginnt, das Leben des Suchenden zu lenken. Langsam stellt sich das immer stärker werdende Empfinden eines grenzenlosen Friedens, eines allwissenden, allgegenwärtigen Prinzips und eines todlosen Lebens ein:

Das alldurchdringende Sein, die ewige Wirklichkeit tut sich kund.

Beständig hat der Sucher nach der Wahrheit das Unvergängliche vor Augen; alles was vergänglich ist, wird von ihm als Illusion, als zeitbedingt und äußerlich, als unwesentlich und als nicht eigentlich zu ihm gehörig durchschaut; es wird als etwas erkannt, das letztlich keinen Wert hat.

Was jedoch von höchstem Wert für ihn ist, das ist das Göttliche. Darüber meditiert er, dafür lebt er, dafür atmet und wirkt er, das verehrt und liebt er.

Er verbindet sich mit dem Göttlichen, wird Teil des Göttlichen. Er nimmt das Göttliche in sich auf, und wird seinerseits vom Göttlichen aufgenommen.

Es ist das herrlichste Phänomen in der Schöpfung, wenn die Seele des Menschen über das Göttliche meditiert und eins mit diesem unendlichen, wunderbaren Sein wird.

Der Mensch tritt damit in innige Gemeinschaft mit dem unsichtbaren Göttlichen, das für das innere Auge der Liebe und Hingabe, des Glaubens, des Vertrauens und der Weisheit sichtbar wird.

Ansonsten gilt leider das Wort, dass der Mensch zwar Augen hat, aber nicht sieht.

Erst die Reinheit verleiht dem Menschen Augen, mit denen er Gott sehen kann. "Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen!", sagt die Bibel.

 
Gott ist immer schon da

Gott ist nicht etwas, das erst hervorzubringen wäre oder zu dem man erst hingelangen müsste, sondern Gott ist eine schon immer gegenwärtige Wirklichkeit, die nur erkannt und als gegenwärtig erfahren werden muss.

Gott ist immer schon in dir, doch erlaubt die menschliche Natur mit ihren Begrenzungen nicht, Ihn zu erkennen und im täglichen Leben auszudrücken.

Begrenzungen und Unvollkommenheit bringen manche Menschen dazu, die Wirklichkeit Gottes einfach zu leugnen.

Aus dieser Situation ergibt sich die Notwendigkeit, dass jemand da ist, der durch sein eigenes Leben, Beispiel, Reden, Tun und kraft dessen, was er vermag, andere davon überzeugt, dass Gott im Menschenleben erfahrbar ist und Sich zum Ausdruck bringen kann, dass hier auf Erden geistige Vollkommenheit möglich ist.

Sobald unser Inneres genügend geläutert und umgewandelt ist, sobald unser persönliches Ich in den Willen Gottes und unser persönliches Urteilen und Unterscheiden in die alles umfassende Liebe des Herzens Gottes eingegangen ist, fängt Gott in uns zu leben und zu wirken an.

Sein Licht und Seine Weisheit, Seine Liebe, Sein Frieden und Seine Freude kommen sodann durch unser Wesen zum Ausdruck.

Wo aber finden wir die nötigen Mittel und Kräfte, um zur göttlichen Vollkommenheit, zum Göttlichen Licht zu gelangen? Diese Mittel und Kräfte dazu liegen in uns selbst verborgen. Wir müssen sie entfalten und gebrauchen, auch wenn sie vorerst nicht sichtbar sind. Wir sind zunächst geneigt zu verneinen, dass diese Fähigkeiten wirklich vorhanden sind: Sie sind oft sehr tief vergraben.

Doch dürfen wir bei unserem Mühen nicht verzweifeln. Die Seelenkraft wächst, so wie eine Blume aus der Erde sprießt: ganz sacht und langsam.

Wir dürfen nicht die Geduld verlieren, auch nicht alle paar Augenblicke nachgraben, um zu sehen, ob sich etwas tut und der Sprössling bald sichtbar wird, sonst hindern wir ihn am Wachsen oder zerstören ihn sogar ganz.

 

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