Juli
 


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ZWEIMONATLICH

Jahr 56

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ




Juli/August 2021

  

INHALT

Texte aus Ansprachen und Gesprächen von

 


rote rosen

Wenn wir einmal im Göttlichen fest verankert sind, werden wir an unseren körperlichen Handlungen nicht mehr bewusst teilnehmen, und unser ganzes äußerliches Leben wird uns nicht mehr interessieren. Gott hat die Führung übernommen – innen und außen. Er lebt in uns als wir selbst, und durch uns! Das ist ein gesegneter Zustand. Es ist die lebendige Befreiung, noch während wir hier auf Erden leben.

Zu erwarten, dass Gotterfahrung nach dem Tod erlangt wird, kann eine Illusion sein; sie mag nie eintreten. Niemand weiß etwas darüber und es gibt keine Garantie dafür. Gotterfahrung muss hier angestrebt werden, während wir noch im physischen Körper leben. Wir müssen alle Anstrengungen auf uns nehmen, um dieses Ziel zu erreichen, bevor der Tod uns den Körper wegnimmt.

Wenn wir einmal die Erfahrung des Göttlichen erlangt haben oder in der Erkenntnis des Göttlichen gefestigt sind, binden uns die äußerlichen Tätigkeiten nicht mehr, die ganze Welt sieht völlig verschieden aus, und es ist für uns natürlich, uns im strahlenden Licht der göttlichen Gegenwart aufzuhalten, in der leuchtenden Anwesenheit der höchsten Wahrheit.

Swami Omkarananda


Gotterfahrung

Was hindert uns daran, Gott zu erfahren? Was ist der Umstand, der uns den Zugang zu Gott verwehrt? – Es ist unser völliges Beschäftigtsein mit etwas, unsere Abhängigkeit von etwas, das nicht Gott ist.

Prüfe dein inneres Herz und stelle fest, wo es weilt. Ist es bei äußeren Dingen oder Personen, ist es bei Tagesereignissen, Zukunftsplänen, bei Sorgen oder Problemen, dann kannst du sicher sein, dass dein Herz von Gott abgeschnitten ist.

Der Aufruf zur Gotterfahrung verlangt von uns nicht, dass wir der Welt entfliehen und in die Abgeschiedenheit gehen. Durch eine Flucht vor dem Leben in der Welt und deren Schwierigkeiten gewinnen wir nichts. Gotterfahrung gibt uns die Welt auf eine neue Weise zurück, in einem ganz neuen Licht. Gotterfahrung schenkt uns die Welt als das in der Welt verborgene Königreich des Himmels, das uns dann offenbar wird.

Betrachten wir eine Rose: Sie hat eine rote Farbe, und wir erkennen ihre Form, nehmen ihren Duft und alles damit Zusammenhängende wahr. Wir sehen die Rose auf empirische Weise.

Doch wenn wir die Dinge im Licht der Gotterfahrung sehen, dann löst diese Rose ihre bisherige Form und Beschaffenheit auf und enthüllt uns das wundersame himmlische Königreich, das sie in Wirklichkeit ist.

In jedem ihrer winzigen Atome offenbart die Rose uns dann die unendliche Vollkommenheit der unendlichen Gottheit, das allsehende, allwunderbare, von grenzenlosem Licht erfüllte Göttliche.

Entdecke das Zeitlose

Das Zeitlose ist immer in dir! Es ist die Mitte deines Wesens. Als eine Schöpfung der Zeit trägst du das Zeitlose immer in deinem innersten Herzen. Es ist dir so nahe, näher noch als dein Atem, näher als dein Herz.

Dieses Zeitlose, dieses Himmelreich, dieser Gott in dir, dieses formlose Bewusstsein ist deine wahre Stärke und Befreiung.

Du hast schon immer damit gelebt, jedoch ohne darum zu wissen. Beginne von heute an, es immer besser kennenzulernen, und du wirst Gott erkennen und wirst bewusst in Ihm leben, noch während du in diesem Raum-Zeit-Universum lebst.

Tausende großer Menschen haben das Zeitlose als ihre Mitte in sich selbst entdeckt. Versuche auch du immer mehr Erkenntnis darüber zu gewinnen, sei es durch das Studium von Büchern jener, die die göttliche Wahrheit erfahren haben, oder mittels geistiger Übungen.

Bemühe dich, auf die eine oder andere Weise, die Erkenntnis des Zeitlosen in dir zu erlangen, das in dir, in allen und überall ist.

Je klarer du diese zeitlose Wahrheit erkennst, die ewiges Leben ist, umso gesegneter, stärker und unerschütterlicher wird dein Leben sein, weil sämtliche Illusionen sich auflösen.

Der Mensch lebt in Illusionen und ist dauernd hinter Glück und Wohlergehen her, die ihm aber fortwährend entfliehen. Wenn du jedoch das Göttliche, die Wahrheit, das Zeitlose zu suchen beginnst, verlieren sich alle diese Wahnvorstellungen.

Sobald du in dich hineinschaust, wirst du Herrlichkeit über Herrlichkeit und unvergängliche Schätze entdecken.

Das Leben sagt: „Wenn du glücklich sein willst, dann versuche Geduld, Ausdauer, Liebe, Güte und dein höheres Wesen, zu entwickeln. Das wird dir als Basis für noch höhere Errungenschaften dienen; denn aufgrund dieser Entwicklung wirst du sensitiv, edler und empfänglich für die göttliche Erkenntnis, und dadurch wird dir die Erkenntnis der zeitlosen Wirklichkeit in deinem Inneren von selbst zuteil werden, das heißt, sie entspringt spontan deinem inneren Wesen.

Es beginnt ein Leben voller Glück und Frieden, voller Licht und Freiheit. Wo immer du dich in dieser Raum-Zeit-Welt bewegst, trägst du die Zeitlosigkeit ständig in dir.

Deshalb wird dein Körper der Tempel Gottes genannt; denn in ihm wohnt der zeitlose Gott.“

Gott ist unser bester Freund, unser vertrautester Gesprächspartner. Er ist das alles hörende Ohr und das alles sehende Auge. Gott ist wirklicher als alles Sichtbare und uns näher als der eigene Atem. Gott ist die Basis des ganzen Alls.

Wir sind alle eins in der Liebe, auch wenn wir in unendlich vielen verschiedenen Körpern wohnen. In unserem Herzen ist dieselbe Liebe zu Gott und derselbe Glaube, der allen Religionen zugrunde liegt.

Die Religion der Liebe eint uns.

Erleuchtung

Sobald der Gedanke sich auf die Erfahrungsebene einstellt, wo er in der Lage ist, die Objektivität in die Subjekt ivität seines Be wusst seins hineinzunehmen, zerplatzt die „Seifen blase“, und Licht scheint aus jedem Atom des Raums emporzuflammen. Die Welt scheint überflutet mit Sonnen, die in Weißglut erstrahlen, und Unwissenheit und Unvermögen jeder Art sind ein für allemal verschwunden.

Die Logik dieses Zustands, die Ethik dieses Bewusst seins oder die Mathematik dieses Erwachens ist die Antwort auf das Rätsel der Probleme, die von den der Relativitäts-Mathematik innewohnenden Möglichkeiten schwach angedeutet werden und auf die in der Ethik des Mahabharata sowie in der Metaphysik des Yogavasishta hingewiesen wird.

Die ganze Tiefe dieser Entdeckung im Bewusstseins bereich kann nur jenem klar werden, der in einem Zustand der gedanklichen Anpassung lebt, wie sie die Meditation erforderlich macht, in der Objekte und Subjekte ihre Masken abwerfen und um den Kern der Wahrheit zu tanzen beginnen.

Alles spiegelt sich dann in allem wider, und jedes Ding ist überall zugegen.

Da gibt es weder Ursache noch Wirkung, denn alles ist sowohl Ursache als auch Wirkung. Da gibt es weder Subjekt noch Objekt, denn alles erstrahlt in Allwissenheit, in der Verschmelzung von Unendlichkeit und Ewigkeit.

Diese Bewusstseinsherrlichkeit wird allgemein in der Sprache der Dichtung und des Bildes dargestellt und kann auch anders nicht erhellt werden.

Hier ist das Ziel des Lebens erreicht, und hier haben die Fragen des Menschen ein für allemal ihre Beantwortung gefunden.

Weisheit

Warum wird die Vernunft der höchsten Wahrheit Weisheit genannt? – Weil Weisheit eine synthetische Qualität ist, eine allumfassende, alles einschließende Eigenschaft der höchsten Wahrheit, die in sich die zahllosen göttlichen Vorzüglichkeiten trägt.

Verwechseln wir aber diese Weisheit nicht mit der Weisheit des Menschen im täglichen Leben! Die Weisheit des Geistes Gottes, die Vernunft der höchsten Wirklichkeit ist Gott selbst. Sie ist allumfassend, selbstleuchtend und selbsterhaltend.

Die Intelligenz im Menschen ist nicht so geartet, sie wird von der Intelligenz Gottes erhalten. Es ist eine abhängige Intelligenz. Sie wird vom Geist Gottes erleuchtet.

Da die Intelligenz des Menschen eine abhängige ist, sind alle Erkenntnisse, die der Mensch durch die Tätigkeit seiner Intelligenz erlangt, nicht absolut gültig und wissenschaftlich.

Die Intelligenz Gottes hingegen ist unbedingt, unbegrenzt, unabhängig von allem, sie erhält sich selbst, niemand hat sie erschaffen. Sie ist die ursprüngliche Macht der höchsten Wahrheit. Sie ist das kreative Prinzip. Sie ist das wunderbare, unbeschreibliche, unaussprechliche unendliche Bewusstsein.

Dieses Bewusstsein ist Güte, Schönheit, Vollkommenheit. Es ist wirkliche Macht. Es ist die Macht über allen Mächten. Es sieht alles zur gleichen Zeit, es ist überall zur gleichen Zeit, es ist zeitlos. Es war, ist und wird immer sein.

Wenn es seinen Atem auf die menschliche Intelligenz lenkt, wird der Mensch ein Genie, ein Mystiker, einer, der lebt, was er erkennt, einer, der verkörpert, was er wahrnimmt.


Die unsichtbare Wirklichkeit

Wie die Atemluft, die unseren Augen nicht sichtbar ist, dennoch unseren Körper erhält, so belebt uns die schöpferische Kraft des Gottbewusstseins, aus dem wir leben, in dem wir uns bewegen und in dem wir existieren, auch wenn wir nicht fähig sind, es wahrzunehmen.

Wie lassen sich die hohen, zeitlos gültigen Gedanken erklären, die große Menschen dachten? Oder woher nahm Beethoven seine Musik?

War all dies in der Materie enthalten?

Woher kamen die hohen Stimmungen und Gefühle eines Goethe? Wie erlangten die größten Philosophen Einblick in die letzte Wirklichkeit? Woher nahmen die Heiligen und Weisen ihre Erleuchtung? Wie kamen große Wissenschaftler dazu, neue Naturgesetze zu entdecken? – All das ging aus der höchsten schöpferischen Intelligenz hervor, die uns umgibt und die das innerste Herz unseres Seins und Wesens ist.

Letztlich sind wir nicht Geschöpfe der Natur, sondern Formulierungen des höchsten göttlichen Bewusstseins, und darum ist in jedem Menschen eine Neigung zum Vernünftigen vorhanden, die sich auf die Dauer nicht niederhalten lässt; darum ist der Mensch darauf bedacht, immer mehr Wissen und Einsicht in die Dinge zu gewinnen.

Dass sich die offizielle Religion diesem Bestreben widersetzte und vielfach blinden Glauben verlangte, war ein Fehler, dessen tragisches Ergebnis sich heute zeigt, denn das Prinzip des Glaubens wurde dadurch nicht gefestigt.

Die Religion wäre heute dynamischer und würde den menschlichen Alltag lebendiger durchdringen, hätte die Kirche mehr zum Vernunftgebrauch ermutigt, ja, die Begeisterung dafür erweckt und die nötige Hilfe geboten, um die menschliche Vernunft auf die Entdeckung der letzten Wirklichkeit hinzulenken, offenbart uns doch die voll entfaltete Vernunft das Göttliche.

Nur in ihren ersten Anfangsgründen ist die Vernunft geneigt, das Göttliche zu leugnen. Die größten unter den Wissenschaftlern sind nämlich jene, die von grundlegend geistigem Wesen sind.

Je höher sich die Vernunft in einem Wissenschaftler entwickelt, desto mehr wird er auch die philosophische und geistige Seite in den Blick bekommen – wenn schon nicht im Alltag seines Berufs, dann doch in der stillen Überlegung.

Die Vernunft bringt uns dem Herzen der göttlichen Wirklichkeit näher. Das ist auch der Grund, weshalb Immanuel Kant, einer der größten rationalen Philosophen der Welt, der Menschheit mit seiner Frage nach der Wahrheit einen größeren Dienst erwies als viele Glaubenssätze zusammengenommen.

Die Vernunft will in ihrem Wirken ständig neu ermutigt sein. Sie bedarf auch immer wieder der Anregung durch schon gewonnenes Wissen. Die göttliche Wirklichkeit ist überall und kann berührt, gefühlt, erfahren werden und auf hundert Weisen Ausdruck finden.

So lässt sich also das Göttliche nicht nur durch sublimierte Gefühle, sondern auch durch Vernunftprozesse entdecken.

Auf vielerlei Weisen gelangen wir zum höchsten Wert des Lebens, zu Gott, und unser Leben gewinnt erst dann seinen Wert und seine Würde, seinen Reichtum, seine Schönheit, seine Größe, wenn wir das Göttliche berühren.

Die Notwendigkeit, Gott zu berühren, zu erfahren und zum Ausdruck zu bringen, ist in uns angelegt, ist uns so innerlich und wesentlich, dass es gar kein Ausweichen davor geben kann.

Das haben selbst die Größten unter den Atheisten dadurch bewiesen, dass sie sich im Alter mehr dem Geistigen zukehrten. Dieses Verlangen nach Erkenntnis und Erfahrung des höchsten Wertes, den das Göttliche darstellt, zeigt sich immer wieder und auf die mannig faltigste Weise selbst in der Vergnügungssucht oder der ganz gewöhnlichen Wissbegier. Auch im Verlangen nach Gesundheit, Kraft und Stärke, Schönheit, Frieden und Glück kommt dieses Verlangen nach dem Göttlichen zum Ausdruck, wie auch in dem Versuch, das Leben durch Kunst und Kultur emporzuheben – ist doch das Göttliche die Quelle aller Freude, aller Erkenntnis, allen Friedens, aller Stille, aller Kraft und allen Glücks.

Gott ist auch die Quelle aller Genialität und allen Reichtums. In der Regel möchte niemand arm sein, denn unendlicher Reichtum, Wert und Fülle entsprechen dem Wesen des Menschen, und in dem Verlangen danach offenbart sich das in ihm Angelegte, wenngleich auch meist in sehr entstellter Form.

Die höchste schöpferische Intelligenz ist überall am Werk. Sie hat den Menschen nach ihrem eigenen Bildnis und aus ihrer eigenen Substanz erschaffen.

Wir alle tragen diese höchste schöpferische Intelligenz des Göttlichen in uns, aber solange wir sie nicht bewusst erfahren und etwas von ihren Eigenschaften zum Ausdruck bringen, findet das Leben keine Erfüllung, werden die Probleme des Lebens nicht gelöst, bleiben die mit dem menschlichen Leben verbundenen Herausforderungen noch ohne erlösende Antwort.

So wie der Atem nötig ist, um den physischen Organismus am Leben zu erhalten, so ist Gott der Lebensatem unseres inneren Wesens

In der höchsten schöpferischen Kraft der Intelligenz ruht unser Wesen und Dasein. Der Erleuchtete erkennt dies klar und deutlich. Der Mensch im Allgemeinen weiß nichts davon, sondern bleibt in seiner begrenzten Erfahrungswelt befangen, die ihn mit ihren flüchtigen Eindrücken und Erlebnissen gefangen nimmt. So entgeht ihm diese wunderbare schöpferische Geisteskraft, die überall zugegen ist.

Das Leben wird zu einem farbenfrohen Gesang, sinnvoll und schön, sobald man in Berührung mit dem Göttlichen ist. Der Kontakt mit dem Göttlichen ist ausschlaggebend. Die Seelenstärke, die Strahlkraft des Geistes, die Größe des Charakters entsprechen der Intensität, mit der man innere, organische Beziehungen mit dem Göttlichen pflegt.

Kein Mensch ist vernünftiger als jener, der von der göttlichen Wirklichkeit berührt ist.

Mögen wir uns von dieser schöpferischen Intelligenz, vom Licht der Wahrheit lenken und leiten lassen. Nur dann wissen wir, was wahre Lebensfreude ist.

Auch die Reichsten und die Größten dieser Welt, auf welche die Menschen ihre Augen richten, wissen nicht, was wahre Lebensfreude ist. Von echter, bleibender, unverbrüchlicher Freude erfüllt ist das Leben erst dann, wenn etwas in uns das Göttliche berührt.

Die Fähigkeit, das Göttliche zu erfahren, ist in jedem von uns vorhanden und muss nur aus Herz und Geist entfaltet werden, um zur Wirksamkeit zu gelangen.

Betrachten wir uns also nicht als Geschöpfe der Natur, sondern erkennen wir uns als das Bildnis Gottes, aus der Natur und der Substanz des höchsten Göttlichen geschaffen, dessen Wesen grenzenlose Liebe, Licht, Erkenntnis, Friede, Fülle, Vollkommenheit ist.

Den Ursprung, aus dem wir hervorgegangen sind, zu erfahren, darin liegt der Sinn unseres Lebens.

Somit besteht die Notwendigkeit, solches Wissen zu verbreiten, das uns befähigt, den höchsten Wert, der das Göttliche ist, zu erfühlen, zu erkennen, zu verstehen, zu erfahren.

Den besten Dienst, den wir einem Menschen erweisen können, liegt darin, seine Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was der höchste Wert und das Wertvollste in ihm selbst ist, und indem wir ihm helfen, das Bild des Göttlichen in sich selbst zu erkennen, denn dieses Bildnis Gottes ist die Quelle aller Werte, aller Wunder, aller Genialität. Es gibt ein unvergängliches Prinzip in jedem, und dieses ist die unendliche Wirklichkeit, die absolut und vollkommen ist.

In dieser Wirklichkeit leben wir, sie trägt und erhält uns.

Unser Leben wird höchst edel, und alles, selbst die Natur, beginnt uns zu lieben, wenn etwas vom Göttlichen unser Sein berührt hat.

Die Berührung mit dem Göttlichen verbürgt uns unendlichen Wert und unendliche Würde.

Rätsel Mensch

Welchen Wert hat schon unser schöner, blauer Planet, die Erde, in diesem materiellen Universum? – Ist sie nicht ein kleinwinziges Stäubchen in diesem ungeheuer weiten kosmischen Weltensystem, im weiten Raum des ganzen Universums? – Der Mensch jedoch, der aus diesem Staub der Erde gebildet ist, trägt unendlichen Wert, unendliche Würde in sich. Er ist Träger jenes Geistes, jener Intelligenz, die den ganzen Kosmos bewegt. Sein Herz umspannt das ganze weite Universum. Seine Seele ist unermesslich in ihrer Größe. Darum kann ein christlicher Mystiker sagen, Gott sei das Maß, mit dem die Menschenseele zu messen sei.

Der Mensch ist ein unvergängliches Wesen in einer vergänglichen Form – die unsterbliche Wahrheit, eingebettet in einen vergänglichen, körperlichen Organismus, nicht ein Geschöpf der Natur, sondern eine metaphysische, ontologische Wirklichkeit. Er trägt in sich das zeitlos-raumlose Bewusstsein, aus dem das Universum hervorgegangen ist. Der ganze Kosmos aber ist eine organische Einheit.

Wer war schon dabei, um zu wissen und sagen zu können, wie der Mensch erschaffen wurde? – Die Biologen glauben zwar, ziemlich genau Bescheid zu wissen, doch was den Ursprung des Lebens auf Erden anbelangt, so tappen auch sie im Dunkeln.

Charles Darwin, einer der großen Biologen, leitet den Menschen vom Affen ab, doch was er dafür vorzubringen hat, ist mehr ein Zusammensetz- und Ratespiel als eine wirkliche Beweiskette. Auch wenn viele Gründe dafür sprechen, ist es dennoch nicht die Wahrheit. Niemand weiß etwas Sicheres über die Entstehung des Menschen, doch lässt sich von der Beschaffenheit des Menschen auf seine Erschaffung schließen.

Wir verstehen schon mehr, wenn wir wissen, was das Innerste des Menschen ausmacht.

Die Wissenschaftler sind geneigt anzunehmen, Bewusstsein gehe aus der Materie hervor; doch insofern Materie etwas Unbelebtes ist, kann das nicht stimmen. Wie könnte leblose Materie intelligent sein? Kann tote Materie Bewusstsein und Intelligenz erschaffen? – Unmöglich! Wie lässt sich dann die Behauptung aufrechterhalten, die Hirnzellen erzeugten das Bewusstsein?

Bewusstsein ist mehr als Materie. Bewusstsein trägt alle Möglichkeiten und Fähigkeiten in sich. Es hat die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis, wie auch die Fähigkeit, ein Gegenüber zu erkennen.

Die Wissenschaft ist heute so weit gekommen, die Materie als Energiestruktur zu sehen. Die Physik ist in den Bereich der Atome vorgestoßen, und das Atom ist für sie ein kraftgeladener leerer Raum. Das klingt für uns fantastisch, doch die heutige Wissenschaft kann es beweisen, für sie ist es Realität.

So erscheint es heute vielen als längst überholtes bildhaftes Denken, wie die Bibel vom Menschen als Abbild Gottes zu sprechen, doch ist dieses Bild unwan delbar und unzerstörbar.

Wir können alles bezweifeln, nur nicht das Göttliche Sein, das damit ausgesagt ist. Es handelt sich auch nicht um eine bloße Abstraktion, sondern um eine absolute Wirklichkeit.

Diese verfügt über eine Dimen sion, die sich als die schöpferische Funktion des Unendlichen beschreiben lässt – und sie befindet sich im Menschen.

Das Göttliche im anderen sieht man nicht, doch die Auswirkungen des Göttlichen im anderen sieht man, so wie man auch die Intelligenz im anderen nicht unmittelbar, sondern nur mittelbar durch ihren Ausdruck und ihre Wirksamkeit erkennt – sei es im Verhalten und Tun oder im verbalen und mimischen Ausdruck: Jedes Wort, jede Geste, die ganze Persönlichkeit ist vom Maß und der Art der aktiven Intelligenz geprägt.

Wie wir also die Wirklichkeit der Intelligenz im anderen erst durch deren Agieren und Reagieren in der Umwelt erkennen, so erhalten wir Zugang zur göttlichen Gegenwart im anderen Menschen, indem wir ihre Auswirkungen im Bereich der Erfahrung beobachten.

Es gibt Menschen, die mehr als andere in der Lage sind, durch den Ausdruck ihrer höheren Natur und ihr edles Wesen die Gegenwart der göttlichen Wirklichkeit erkennbar zu machen. Die Gegenwart der göttlichen Wirklichkeit lässt sich aus Phänomenen erschließen, in denen die göttliche Natur im menschlichen Bereich ihren Ausdruck findet, wie etwa im liebenden Herzen eines heiligen Franziskus von Assisi oder auch in echter, reiner, tief empfundener Mutterliebe.

Durch den Ausdruck göttlicher Eigenschaften im täglichen Leben des Menschen lässt sich auf das Dasein einer göttlichen Wirklichkeit schließen.

Das Leugnen des Vorhandenseins des Göttlichen wird dadurch irrational und ganz einfach schon deshalb ungültig, weil sich im Bereich der täglichen Erfahrung die unleugbare Gegenwart des göttlichen Wesens durch den wirksamen Ausdruck von Wesenseigenschaften des Menschen offenbart.

Die Denker stellen sich die Frage, wann dieser Kosmos entstanden ist. Ein Wissenschaftler sagt: Vor vielen Milliarden Jahren. Ein anderer Wissenschaftler behauptet später, der Kosmos müsse noch wesentlich früher entstanden sein.

Sicher ist nur, dass der Kosmos irgendwann einmal entstanden ist. Die Frage stellt sich nun aber: Was war davor? – Ein anderes kosmisches System! Und vor diesem? Wieder ein anderes! Wie viele Millionen von Universen gab es schon?

Kein Prophet, kein Philosoph, kein Genie kann darauf eine Antwort geben.

Gut, ich sehe ein kosmisches System nach dem andern auftauchen und wieder untergehen. Je tiefer ich auf der Suche nach dem letzten Ursprung der Schöpfungszyklen tauche, ich komme nicht ans Ziel: Die Zeit ist unermesslich und erstreckt sich in eine unauslotbare Vergangenheit; aber es ist immer noch Zeit!

Wann hat diese Zeit nun begonnen? – Niemand weiß es! Wir können eine unendliche Reihe von Schöpfungen sehen, sind aber nicht in der Lage, den Anfang dieser Reihe, den Anfang der Zeit aufzuspüren.

Je tiefer wir sinken, desto mehr Schöpfungen kommen zum Vorschein. Lasst uns hier anhalten, verblüfft wie wir sind, selbst wenn wir die genialste Intelligenz der ganzen Welt besäßen.

Auch in der Zukunft sieht es nicht anders aus: Verfolgen wir die Kette der Schöpfungen immer weiter in die Zukunft, und je weiter wir gehen, desto mehr weicht der Horizont zurück.

Es liegen endlose Schöpfungszyklen vor uns und endlose Schöpfungszyklen hinter uns.

Das ist die Zeitewigkeit.

Gibt es irgendwo in der Wirklichkeit einen Ort, an dem nichts geschieht? – Ja, es gibt ihn! Wer sagt uns das? – Die Vernunft! Die Vernunft befasst sich mit dem Warum und Wozu der Schöpfungszyklen.

Die Vernunft versucht, die erhaltende Essenz hinter diesen Schöpfungszyklen zu verstehen.

Es gibt eine Dimension in der Wirklichkeit, die nicht in die Manifestation der kosmischen Systeme mit einbezogen ist.

Das ist die nichtmanifeste Wirklichkeit.

Was ist ihr Anfang? – Man kann es nicht sagen! Eine Antwort auf diese Frage zu geben, ist selbst der höchst erleuchteten menschlichen Vernunft und Intelligenz nicht möglich.

Was ist das Ende dieser nichtmanifesten Wirklichkeit? – Sie hat kein Ende!

Über einen Anfang und ein Ende der nichtmanifesten Wirklichkeit zu sprechen würde unsere Kindlichkeit verraten.

Wenn wir schon nicht in der Lage sind, den Anfang der Zeitewigkeit festzustellen, wie können wir dann noch nach dem Anfang und Ende der nichtmanifesten, zeitlosen Ewigkeit fragen?

Nachdem wir nun wissen, was Zeitewigkeit und was zeitlose Ewigkeit ist, werden wir darangehen, das Wesen dieser Wirklichkeit, dieses Königreichs des Himmels in jedem von uns zu erforschen.

Wir schreiben dem Kosmos einen Anfang zu und sprechen vom ersten Tag der Entstehung des Universums. Von da an messen wir die Zeit, von da an beginnt die Zeit zu wirken.

Sobald es eine Manifestation gibt, tritt die Zeit in Erscheinung. Manifestation und Zeit gehen zusammen.

Vor dieser Manifestation gab es eine andere, deshalb können wir nicht sagen, dass die Zeit mit dieser Manifestation erst begonnen habe.

Weil es eine frühere Manifestation gab, gab es auch die Zeit schon, und die Zeit setzt sich fort. Sie zeichnet die Auflösung der vorhergegangenen Manifestation auf, sowie auch die Entstehung der nächsten.

Das ist die Zeitewigkeit, die ohne Anfang und ohne Ende ist. Das ist die Welt der Manifestation. Hinter dieser ist eine Welt der Nichtmanifestation.

Diese ist allvollkommen, unbeweglich, absolut rein. Warum nennen wir sie rein? – Weil in ihr nichts geschieht. Es ist eine Leinwand, die nicht bemalt ist.

In der Manifestation geschieht etwas. Etwas ist sichtbar, deshalb ist sie unrein.

Dahinter ist das Nichtmanifeste: Nichts geschieht, nichts ist sichtbar, es ist rein und unberührt. Die nichtmanifeste Wirklichkeit ist also absolute Reinheit und dennoch die Quelle aller Manifestationen, ohne allerdings in diese verwickelt zu sein. Dieses Nichtmanifestierte ist auch in uns.

Wie sollen wir dies anschaulich machen? – Es gibt ein Beispiel dafür, das innerhalb unseres Erfahrungshorizonts liegt: Es ist der Tiefschlaf.

Tagsüber sind wir sehr aktiv, wir nehmen viele Dinge wahr: Wir arbeiten, lesen, sitzen, stehen. Wir befinden uns in einem Bereich, in dem sich alles ständig ändert, in dem alles aktiv und tätig ist, wir selbst eingeschlossen.

Anders im Tiefschlaf: Da wissen wir nicht, dass es eine Welt gibt; wir wissen nicht einmal, wie wir heißen; wir wissen nichts! Körper und Gedanken sind nicht mehr. Wir sind versunken in etwas, das uns keine Erfahrung machen lässt. Wir befinden uns in einem Ozean der Stille.

Wir sind in etwas versunken, das weder Anfang noch Ende, Höhe oder Länge hat, das heißt, etwas, das absolut, das unbegrenzt ist. Wenn wir uns inmitten eines unbegrenzten, leeren Raums befinden, können wir nicht sagen wie hoch, wie breit und wie lang der Raum ist.

Wenn wir auf der Erde stehen, können wir auf den Himmel deuten und sagen, dort ist oben, hier wo wir stehen, ist unten.

Im Raum gibt es kein oben und unten. Die Frage von oben und unten taucht erst auf, wenn wir irgendwo, zum Beispiel auf der Erde, stehen. Wir haben einen begrenzten Körper und stehen auf einem begrenzten Objekt und schaffen somit die Dimensionen „oben, unten und seitwärts“. Wo aber sind diese Dimensionen im leeren Raum?

Es ist wie im Tiefschlaf: Auch da gibt es keine Richtungen, keine Zeit, nicht einmal Raum.

Wir nehmen nichts wahr. Die Leinwand ist leer. Es ist die nichtmanifeste Wirklichkeit.

Was geschieht im Tiefschlaf? – Nichts geschieht. Es ist alles leer und rein. Wir sind unberührte, unverdorbene, grenzenlose Reinheit.

Plötzlich stellt sich eine Manifestation ein: Wir beginnen zu träumen. Es hat sich eine Unreinheit eingeschlichen, etwas spielt sich da ab. Ein Spiel findet statt, als ob dadurch unser unendliches Schweigen gestört werden sollte, als ob ein Zeitelement in unseren zeitlosen Schlafzustand eingeführt werden sollte, als ob ein Raum-Zeit-Universum in unserem raum- und zeitlosen Tiefschlaf erschaffen werden sollte.

Wir können nun sagen: „Gut, der Traum hat vor zwei Minuten begonnen.“ Wir können aber auch sagen: „Möglicherweise werden noch andere Träume folgen.“ Jeder Traum hat einen neuen Anfang und ein neues Ende. Ein Zyklus von Traumschöpfungen ist entstanden, hat eine Zeit lang bestanden und sich dann wieder aufgelöst. Dann kommt der nächste, und so weiter.

Wie wir sehen, sind zwei Gebilde in uns:

1.) Der nichtmanifeste Tiefschlaf, in dem nichts geschieht, in dem wir nichts wissen, in dem wir eine einheitliche Erfahrung haben, eine Erfahrung, die der Objektivität und Dualität entbehrt und in der es kein Problem, kein Unglück, keine Ruhelosigkeit, keine Unwissenheit, keine Angst, keinen Tod und kein Leben gibt.

Es ist etwas jenseits von all diesem. Wir sind dort in einer vollkommenen Existenz – der zeitlosen Ewigkeit.

2.) Nun träumen wir: Das bringt uns sofort in eine andere Welt. Die Welt der Manifestation von Raum und Zeit. Wir wachen auf und sofort sind wir wieder in einer anderen Raum-Zeit-Welt gefangen.

Was ist mit unserem Tiefschlaf passiert? Was ist mit jenem reinen, wunderbaren, nichtmanifesten, einheitlichen Zustand geschehen? Ist er verschwunden? Wurde er zerstört, entweder durch den Traum oder durch das Aufwachen?

Die Vernunft sagt: Nein, er wurde nicht zerstört! Was ist der Beweis? – Wenn wir wieder einschlafen, haben wir ihn wieder! Wie wäre das möglich, wenn er zerstört worden wäre? – Der Tiefschlafzustand, in den wir eintreten wird niemals zerstört, er ist immer in uns. Wir können in ihn zurückkehren. Er bleibt immer der gleiche, auch wenn es Unterbrechungen in seiner Erfahrung gibt.

Wir bringen diesen Hinweis auf den Tiefschlaf nur als Analogie, damit wir das Wesen des Königreichs des Himmels, der nichtmanifesten Wirklichkeit in uns, die Gott selbst ist, verstehen können.

Das Brahman des Vedanta

Du hast sicher schon von Vedanta gehört. Vedanta bedeutet „Ende der Erkenntnis“.

Was ist das Ende der Erkenntnis? – Gott ist das Ende der Erkenntnis. Erkenne Gott und du hast das Ende der Erkenntnis oder die höchstmögliche Erkenntnis erreicht!

Nun, dieser Gott im Vedanta ist die absolute Wirklichkeit oder das Selbst. Der Gott des Vedanta ist das unendliche göttliche Bewusstsein, das unbegrenzt, eines und ungeteilt ist.

Jene, die dem Pfad dieser unendlichen Erkenntnis folgen, sagen gewöhnlich: „Kümmere dich nicht um die Existenz der Welt außen, beklage dich nicht über das viele Leid und Unglück auf der Erde, fürchte dich nicht vor deinen eigenen Unvoll kommenheiten und Begrenzungen. Es gibt einen Weg aus deinen Unvollkommenheiten, Leiden und Begrenzungen heraus. Versuche diesem Weg zu folgen, und du wirst von allem Elend und Unglück der Welt befreit werden.“

Wenn du aus diesen Begrenzungen und Leiden herauskommst, wenn du in die Erfahrung Gottes und des unendlichen Bewusst seins eintauchst, ist diese Welt des Leidens, des Unglücks – dieses materielle Universum – nicht mehr da.

Im göttlichen Bewusstsein ist diese Welt, ist dieses Universum, ist dieses Phänomen verschwunden, vollkommen abwesend.

Die innere, intuitive Erfahrung erschließt uns, dass es nur ein unendliches göttliches Bewusstsein gibt.

Und weil das allvollkommene, allschöpferische göttliche Bewusstsein von vollkommener Freude, Schönheit und vollkommenem Frieden erfüllt ist, brauchen wir sonst nichts.

Ohne Anfang und Ende

Das unendliche göttliche Bewusstsein war am Anfang, ist jetzt und wird am Ende sein.

Das physische Universum, diese Welt des Leidens und der Vielheit wird von uns nur während unserer bewussten, physischen Erfahrung wahrgenommen, aber beispielsweise nicht im Tiefschlaf.

Nicht einmal im Traum nehmen wir diese Welt wahr, denn der Träumende lebt in einer Welt, die von der physischen völlig verschieden ist.

Diese Welt der Unvollkommen heiten und des Elends wird auch nicht im überbewussten Zustand wahrgenommen.

Deshalb sagt der Verfechter des Vedanta, dass diese äußere, phänomenale Welt unwirklich ist – eine Illusion.

Eine Illusion deshalb, weil diese Welt nicht in allen vier Zuständen erfahren wird: im Wachzustand, im Tiefschlaf, im Traum und im überbewussten Zustand. Vedanta sagt, dass das, was wirklich ist, etwas sein muss, das immer zugegen ist.

Wäre die äußere Welt wirklich, müsste sie in allen Erfahrungszuständen zugegen sein. Wir müssten sie auch wahrnehmen, wenn wir träumen, uns im Tiefschlaf oder im überbewussten Zustand befinden.

Alles also, was nicht beständig, dauernd und ununterbrochen von uns erfahren wird, kann nicht wirklich sein.

Das Wirkliche ist etwas, das ewig und unveränderlich, das immer bei uns ist

Vedanta hat herausgefunden, dass das innere Bewusstsein ewig bei uns ist.

Das Bewusstsein in uns, das hinter dem Gemüt, hinter den Gefühlen, hinter dem Schlaf, hinter dem Traumzustand und so weiter steht – es allein ist die Grundlage all unserer Erfahrungen. Es allein bleibt bei uns, wenn unser physischer Körper zerstört wird. Es ist unabhängig von allen Wahrnehmungsorganen. Es allein ist bei uns in Zuständen des Träumens, des Überbewusst seins und des Unbewussten, in allen Arten von Erfahrungen. Es ist die Basis all unseres Erkennens, unseres Fühlens und Denkens.

Es ist bei uns auch dann, wenn alle Welten vollständig zerstört werden sollten. Und deshalb ist es allein die Wirklichkeit, die Wahrheit, die ewige Gottheit.

Wir können dem Leid entfliehen

Es gibt die Möglichkeit, aus dieser äußeren Welt des Leidens und der Sorgen zu entfliehen und zu einer Erfahrung der Unendlichkeit und der göttlichen Welt zu gelangen. Durch Selbsterkenntnis treten wir in das göttliche Bewusstsein ein.

Was geschieht dann mit der äußeren Welt? – Wir erkennen sie als Illusion, sie existiert nicht mehr, sie ist nicht mehr innerhalb unserer Erfahrung.

Vedanta sagt also, die Welt ist „Maya“ oder Illusion, etwas, das nicht existiert.

Es mag sein, dass für einen unwissenden Menschen die Welt etwas Wirkliches ist, aber seine Erfahrung ist nicht von Dauer, und eine zeitweilige Erfahrung kann nicht wirklich sein.

Deshalb betrachtet Vedanta die äußere Welt, das phänomenale Universum und alle zukünftigen Manifestationen als unwirklich.

Die Widersprüche des Lebens

Hätte Gott uns nicht nach seinem Bildnis erschaffen, würden wir nicht nach Ihm hungern. Wir hätten keinen Bedarf für eine Philosophie des Lebens, den geistigen Führer, die Heiligen Schriften sowie den geistigen Fortschritt.

Hätte Er den Menschen nicht dazu bestimmt, Herrschaft über alles zu erlangen, wäre der Mensch nicht darauf aus, danach zu streben oder sich einem solchen Streben auch nur zu widersetzen.

Der Mensch ist ein seltsames Geschöpf innerhalb der Schöpfungsordnung. Das Unsterbliche und das Sterbliche wohnen beide in ihm.

Er besitzt eine überraschende Kraft und große Glückseligkeit, solange er sich des Unsterblichen bewusst ist, fühlt sich aber schwach und hilflos, wenn seine Intelligenz völlig im Sterblichen aufgeht.

Seine Vernunft neigt dazu, das Unsterbliche zu verneinen, doch sein Herz verlangt insgeheim danach.

Der Mensch ist voller Widersprüche. Das ist seine Schwäche und doch auch seine Herrlichkeit. Es ist zugleich eine Herausforderung und ein Drang zur Vollendung. Der Umstand seines Menschseins und die Möglichkeit seiner Göttlichkeit sind darin enthalten.

Der Mensch will im Allgemeinen von Gott nichts wissen, aber sehnt sich nach Glück. Er kann aber ohne Gott kein wahres und dauerhaftes Glück finden.

Er will die Wahrheit nicht, strebt aber nach Frieden. Er kann aber ohne die Wahrheit keinen Frieden haben.

Das Ewige weist er als Spekulation zurück, beschäftigt sich aber emsig damit, alles, was ihn betrifft, so vollkommen wie möglich zu machen. Doch Vollkommenheit gibt es nur im Ewigen.

Er ist gefangen in einem seltsamen, doch erheiternden Dilemma. Das, was er am vehementesten verneint, stellt sich als das Allerwirklichste heraus.

Er verleugnet das Unsichtbare mit gerade jener Kraft, die er aus dem Unsichtbaren selbst bezieht.

Er verschmäht Gott, und doch nutzt er den ihm innewohnenden Gott, liebt Ihn in seiner Frau, küsst Ihn im Kind, dient Ihm in der Gestalt seines Freundes und bewundert Ihn in der Natur.

Er hasst die Religion, und bringt doch Religion in seinen guten Werken zum Ausdruck.

Gott ist so witzig, dass Er in seiner Fülle überall anwesend ist und sich selbst in den Schlägen zeigt, die wir Ihm versetzen.

Wir benehmen uns wie der geplagte Hund, der sein eigenes Spiegelbild anbellt, weil er es für einen anderen Hund hält, während dieser stets genau das gleiche Verhalten zeigt.

Erschöpft und ausgepumpt geht er um den Spiegel herum, bemerkt, dass es den anderen Hund gar nicht gibt, und ist zufrieden.

Gott ist das, was wir nicht wollen, ohne das wir aber nicht existieren können. Er ist ebenso in der Zuneigung als auch in der Ablehnung, die wir Ihm entgegenbringen. Er ist zur Gänze in sich selbst als Er auch zur Gänze in uns ist. Die Wahrheit seines unbedingten Seins lässt uns als lächerlich dastehen.

Er ist das, dem wir widerstehen und gleichzeitig all das, womit wir Ihm widerstehen. Darüber hinaus ist Er auch derjenige, der widersteht, denn Gott ist alles.

Müde, besiegt und deprimiert schlüpfen wir in Ihn hinein, werden selbst zu Ihm, und alles ist gut.

Den Weisen unter uns ist dieser Triumph vergönnt, ohne diese ganze Tragikomödie durchmachen zu müssen.

Das Höchste, Stärkste, Beste, Wunderbarste in dir selbst – das alles ist Gott

Gott ist dein wahres Wesen, dein wirkliches Selbst, das Leben deines Lebens, das Licht deiner Existenz. Er ist deine Essenz, dein Schatz, deine Intelligenz, deine Freude.

Warum läufst du vor dir selbst davon? – Stelle dich deinem eigenen Selbst! Du bist ein Schatz endlosen Bewusstseins mit all seinen vielfältigen Kräften und Möglichkeiten. Entfalte dieses höhere Bewusstsein! Verstehe und erkenne dich selbst!

Gott ist die höchste Vernunft, die unendliche, kreative Intelligenz. Nichts im Leben ist seinem Wesen nach so vernünftig wie Gott.

Du kannst Ihm nicht entfliehen. Du kannst nicht vor Ihm davonlaufen. Du kannst ohne Ihn nicht leben. Kann die Sonne ohne Licht existieren? Kann die Luft ohne den Raum existieren? – Werde dir immer mehr des Lichts bewusst, ohne das du aufhören würdest zu sein, und entdecke den unendlichen Urgrund des Seins, ohne den du nicht existieren würdest.

Stelle dich der Wahrheit!

Sage nicht mehr, dass du Gott, die Wirklichkeit, das unendliche Bewusstsein nicht brauchst. Halte deine flüchtigen Gedanken und Erfahrungen, deine wechselnden Lebensumstände nicht für dein wirkliches Selbst!

Du bist stets mehr und anders als alles, was zu dir gehört. All das ist nicht dein wirkliches Selbst.

Deine Wünsche und Ziele ändern sich; dein Charakter wandelt sich; die Umstände, in denen du lebst, sind nicht immer die gleichen. Alles ist dem Wechsel, der Zeit und dem Raum unterworfen, nicht jedoch dein wahres Selbst, nicht du selbst!

Erkenne diesen Gott im Mittelpunkt deines Lebens, dann wirst du auch alles andere erkennen. Dann wirst du wahres und ewiges Leben haben, ewigen Frieden, wirkliche Kraft und Macht, Freude und Vollkommenheit.

Unser Leben ist ein Problem, für das Gott die einzige Lösung ist

Weder die Wirtschaft noch die Politik, die Erziehung, die Psychologie, die Ethik oder die Wissenschaft, weder eine von ihnen noch alle zusammen können das Problem des Lebens lösen. Sie sind nur Mittel, um bestimmte Ziele zu erreichen, nach denen der Mensch auf niedrigeren Entwicklungsstufen strebt.

Der Mensch ist ein Vernunftwesen, dessen Vernunft nicht aufhören sollte, Fragen zu stellen, bis er das erreicht hat, was die Erfüllung der Vernunft ist – Gott.

Der Mensch ist ein Wesen, welches das Glück liebt, und er sollte darum seine Suche nicht aufgeben, bis er ein Glück gefunden hat, das unvergänglich und unbedingt ist – Gott.

Die Lösung für das Problem des Lebens liegt darin, die begrenzte, geplagte Liebe im Menschenherzen zur universalen, kosmischen, unbegrenzten göttlichen Liebe werden zu lassen.

Der Sinn des Lebens

Getäuscht vom gewaltigen Fortschritt der wissenschaftlichen Erkenntnisse hat sich der moderne Geist in allen Ländern und Kontinenten nicht darum bemüht, die fundamentale Bedeutung des Lebens zu verstehen.

Der Mensch hat seine Befriedigung in einem sinnenbetonten Dahintreiben auf dem anscheinend attraktiven Abschaum der Existenz gesucht.

Das war der Geist, in dem die Wissenschaft ihre viel bewunderten Schritte zum Fortschritt unternommen hat, sodass nichts sie zu einem Verstehen der menschlichen Entwicklungsmöglichkeiten führen konnte, nämlich den Menschen als denkenden Verstand, als Herz und Geist, als eine kreative Wesenheit zu verstehen, die ihr Streben auf das Erblühen der ruhend in ihrer Brust begrabenen edelsten Kräfte richtet.

Das Leben ist eine wunderbare Herausforderung und eine großartige Gelegenheit für den Ausdruck einer alles erleuchtenden Liebe, einer alles umwandelnden Weisheit, einer Himmel erschaffenden Freude und einer alles überwindenden Kraft, die allesamt in den inneren Kammern unseres Bewusstseins verborgen sind.

Das Leben ist uns nicht gegeben, damit wir es zurückweisen oder verneinen, sondern um es durch die Berührung dessen, was jenseits von ihm liegt zu bereichern.

Das Leben ist uns nicht anvertraut, um ihm zu entsagen, sondern es in dem zur Erfüllung zu bringen, was es transzendiert. Das Leben ist ein Umstand, den man am besten meistert und dessen man sich am besten erfreuen kann, wenn man ihn mit den Schätzen des zeitlosen Königreichs des Himmels erfüllt.

Der Fluss erlangt seine Erfüllung im Ozean, das Kleinere im Großen, das Begrenzte im Unbegrenzten, die Zeit im Zeitlosen, das Endliche im Unendlichen und das Leben des Menschen im Leben Gottes.

Die Erfüllung des menschlichen Lebens besteht in der durch Liebe und Erkenntnis hergestellten Beziehung zu Gott sowie im Ausdruck der Fülle des Friedens und der Glückseligkeit Gottes.

Das Leben –

ein göttliches Phänomen

Das Leben ist ein komplexer Umstand, in dem wir aufgefordert sind, das auszudrücken, was am kostbarsten, am höchsten ist, was grundlegend, allschöpferisch, alles bereichernd ist und ganz aus Licht besteht – nämlich Gott, den das Leben selbst als Urgrund seines Seins in sich trägt.

Das Leben ist ein göttliches Phänomen, entstellt von den Unwissenden und Ungeduldigen, doch erschlossen von der erleuchteten Intelligenz der Weisen.

Die richtige Gestaltung des Familienlebens, die Verwaltung des Landes und der Gesellschaft sind ein Aufgabenbereich der ewigen, universalen, von der allschöpferischen göttlichen Intelligenz geleiteten Regierung, die auf die Gesamtheit aller Wesen mit einem strikt unparteiischen Auge blickt.

Wir können weder weise noch glücklich sein, wenn wir die evolutionären Ziele und Gesetze missachten, die dem umfassenden System des von uns bewohnten Kosmos eingeschrieben sind.

Wir leben, weil Gott lebt, und unser Leben sollte vollkommen, friedlich, schöpferisch und von Freude erfüllt sein, genauso wie Gott vollkommen, friedlich, schöpferisch und von Freude erfüllt ist.

Wir existieren in Gottes Sein, wir atmen und bewegen uns in Ihm. Wie wunderbar wir sind, hängt davon ab, wie stark unsere bewusste und aktive Beziehung zu dem ist, in dem unser Sein seinen Ursprung hat, wie stark unsere bewusste und aktive Beziehung zum Licht unserer Intelligenz, zum Sein unseres Seins, zur Kraft unserer Kraft und zur Vollkommenheit ist, die unsere Vervollkommnung nährt und vorantreibt.

Das Leben ist ein Kampf zwischen Instinkten und Intellekt, zwischen den Kräften der Dunkelheit und Gott. Das Leben ist ein stetiges Wachstum, in charakteristischer Weise von einer fortschreitenden Entwicklung geprägt. Die Arena dieser Erde ist eine Schule der Selbstentwicklung.

Die Wahrnehmung des einen Lebensprinzips oder Gottes in allem, das Aufgehen des persönlichen Selbst im göttlichen Selbst in allen Wesen groß und klein ist die letzte Bedeutung und das Ziel unseres Lebens.

Sich aus den Begrenzungen dieser Welt zu erheben, während wir noch auf dieser Erde atmen, um in eine grenzenlose Welt der Freiheit und Schönheit, der Kraft und Freude einzutreten, ist der Zweck unserer kurzen, aber bedeutungsvollen Existenz.

Fürchte das Leben nicht, sondern beherrsche es!

Fürchte nicht die Dornen, die dir die Rose bringt. Nimm die Rose mit den Dornen. Fürchte nicht die Pflichten, Mühen und Plagen, die dir die Freuden und Errungenschaften deines Lebens und Wachstums bringen. Nimm die Freuden des Lebens und Wachstums mit allen sie begleitenden Mühen, Plagen und Pflichten an und erwarte die göttliche Vollkommenheit, die das natürliche Ergebnis deiner Anstrengungen ist.

Die Grundlagen des göttlichen Lebens

Zwei Dinge sind von grundlegender Bedeutung, um unsterbliche Glückseligkeit, Frieden, Freiheit und Vollkommenheit zu erlangen:

Erstens, ein starker Glaube an das, was unendlich höher und größer ist als alles, was wir sind – an die höchste Wirklichkeit oder Gott; an Gott, der unendlich wirklicher ist als der Körper, in dem wir leben; der Verstand, mit dem wir denken; der Wille, den wir ausüben.

Zweitens, eine dynamische Erkenntnis unserer hohen Bestimmung, die hinzielt auf das Erreichen des unendlichen, alles erleuchtenden Bewusstseins, des Glücks, des Friedens, der Kraft und der Vollkommenheit, die diesem Bewusstsein zu eigen sind.

Dass Gott hier mit uns ist, unser Leben mit seinem unendlichen Leben erhält, unser Bewusstsein mit seinem unendlichen Bewusstsein erleuchtet, unseren Willen mit seinem allmächtigen Willen antreibt – dieser Glaube ist von fundamentaler Bedeutung und das erste Erfordernis für alle folgenden Schritte auf dem Weg zur Vollendung.

Das zweite Erfordernis ist ein Wachstum an Liebe, Erkenntnis, guten Werken und göttlichem Wesen, durch die wir die Bedeutung, das Ziel und die Bestimmung des Lebens, bestehend in der Erfahrung Gottes, erreichen.

Auf diese Weise zweifach ausgerüstet wird unser Leben auf der Erde zur höchst entzückenden Reise von Freiheit zu endloser Freiheit, von Glück zu immerwährendem Glück, von Frieden zu unendlichem Frieden, von Vollkommenheit zu unbegrenzbarer göttlicher Vollkommenheit.

Die Poesie des Lebens –

ein Gedicht Gottes

Es bedarf der durchdringenden Intelligenz und der leuchtenden Schau des entfalteten göttlichen Bewusstseins, um der unendlichen Herrlichkeit der Gottheit gewahr zu werden, sei es hier auf Erden oder auch im Himmel. Verborgen hinter Krankheit und Tod des Körpers, hinter den guten und schlechten Handlungen des Menschen, hinter Farbe, Klang und Form des Lebens erstreckt sich die unendliche Harmonie des zeitlosen göttlichen Bewusstseins. Entdecke es, erkenne es, erfahre es!

Wer die Suche nach Gott nicht an die erste Stelle im Leben stellt wird finden, dass das Leben ein Problem und ein Leid ist, im besten Fall ein wenig erleichtert durch einige flüchtige, vergnügliche Momente.

Jene aber, die Gott kennen, erfahren das Leben als ein Epos, einen Gesang, eine glorreiche Episode, die den Menschen scheinbar von Gott entfernt und ihn schließlich wieder zu Gott zurückbringt.

Von Gott zu Gott und in Gott – das ist die ganze Geschichte des Lebens auf dieser Erde.

Jeder Abschnitt des Lebens trägt in sich eine gewisse Poesie. Jede Facette des Lebens erglüht mit der ewigen Energie und dem Licht der unendlichen Wahrheit. Jeder Umstand des Lebens erstrahlt im Glanz spiritueller Herrlichkeit.

Die ganze Welt pulsiert mit göttlichem Bewusstsein, das die Quelle, der Boden und die Erfüllung alles Seienden ist.

Unsere hauptsächliche Pflicht besteht darin, das alldurchdringende, allerhaltende unendliche Licht der höchsten Wirklichkeit zu erkennen und mit ihm in Harmonie zu sein.

Selbst in den herausforderndsten Schwierigkeiten sollten wir weder unsere Schwäche noch unsere Stärke beachten, sondern uns intensiv des Einzigen bewusst sein, das zählt – der höchsten, allsehenden, allwissenden, allmächtigen Gottheit.

Ausmaß und Intensität der von uns durchgeführten, inneren Bewusstseinsdisziplin bestimmen den Grad der Stärke, mit der die unsichtbaren Energien von Gottes Frieden, Kraft und Freude in uns einfließen und unser ganzes Leben zu einem göttlichen Lied werden lassen.

Fühle die göttliche Gegenwart überall. Betrachte den Körper als Tempel Gottes. Erblicke das Königreich des Himmels in dir selbst und in allen Wesen. Betrachte den Boden, auf dem du stehst als heilig. Verströme deine Liebe an alle Dinge und Wesen sowie an Gott in dir und um dich herum.

Weihe Gott jede Handlung, jede Arbeit im Haus, im Büro, in der weiten Welt. Tue alles als Akt der Verehrung Gottes. Tue es mit der Kraft und der Freude, die von der Liebe Gottes kommen, von der Wahrheit, der Schönheit, dem Licht und dem Leben Gottes.

Erhebe deine Gefühle und deine Vernunft. Lass dein Bewusstsein weiter werden. Ändere deine Einstellung. Erwirb eine göttliche Schau. Eliminiere aus deinem Herzen alles, was dich von der unmittelbaren Freude der göttlichen Gegenwart und Vollkommenheit abschneidet. Erkenne, dass der Atem, den du einziehst, das Gehirn, das du benutzt, die Welt, in der du lebst, nicht von dir geschaffen wurden, sondern vom höchsten Schöpfer; dass sie nicht dir gehören, sondern Ihm. Sieh seine Energien durch alle Augen schauen, durch alle Ohren hören, durch alle Hände arbeiten.

Sei kosmisch in deinen Gefühlen, universal in deiner Liebe, göttlich in deiner Erfahrung und in deinem ganzen Leben.

Das ganze Leben ist göttlich

Das Falsche kann nicht bestehen. Das Böse kann nicht überdauern. Die Unwahrheit kann nicht triumphieren.

Alles was schlecht, disharmonisch, entstellend ist, befindet sich bereits im Prozess der Auflösung.

Befasse dich mit dem Licht und der Liebe, mit den Gedanken und der Kraft, mit der Gegenwart und Vollkommenheit Gottes, und du wirst im Königreich des Himmels sein, auch wenn du noch in der begrenzten Welt von Raum und Zeit lebst und einen Körper bewohnst. Sei dir der dynamischen Gegenwart Gottes bewusst, während du in der Welt lebst und arbeitest.

Das ist wirkliche Freiheit, das ist die fundamentale Bedeutung des Lebens auf dieser Erde.

Sei dir selbst ein Licht im täglichen Leben! Wie ein Genie sollst du denken, wie ein Riese arbeiten und wie ein Heiliger leben!

Lass dein Herz ein Meer von Liebe sein und deinen Geist ein Meer leuchtender Erkenntnis.

Das ist der wahre Weg zu Frieden, Freude und Vollkommenheit.

Überflute das Leben mit dem Licht, das dir in der Meditation zuströmt!

Wenn du in einer Vollmondnacht nach draußen gehst und deinen Blick fünfzehn Minuten lang auf den Mond gerichtet hältst und dann umherschaust, wirst du überall ein Abbild des Mondes sehen. Wende dieses Prinzip auf Gott an!

Wenn du morgens, mittags und abends fünfzehn Minuten lang über Gottes dynamische Gegenwart, seine Liebe und sein Licht meditierst, wirst du den ganzen Tag lang überall Gottes Gegenwart, Liebe und Licht entdecken. Dein Leben wird somit von Frieden und Freude erfüllt sein.

Wenn du den ganzen Tag, während du arbeitest oder sonst wie aktiv bist, von Gottes Kraft und Vollkommenheit erfüllt sein willst, dann kannst du das durch regelmäßige, kurze Meditationen über das Wesen Gottes erreichen.

Kraft, Energie, Feuer

Ya devi sarva bhuteshu,

shakti rupena samsthita

namas tasyai namas tasyai namas tasyai namo namah

„Verehrung sei der Gottheit, die in allen Wesen in der Form von Kraft wohnt.“

Gott wohnt in allem und überall als Kraft. Feuer ist Kraft, Wasser ist Kraft.

Es gibt Überschwemmungen; fast die ganze Welt ist von Wasser bedeckt. Wasser ist Kraft. Feuer ist Kraft. Wind ist Kraft. Wie du weißt, gibt es gewaltige Stürme wie Tornados, die alles, worauf sie treffen, zerstören.

Alles ist Kraft. Leben ist Kraft. Vitamine sind Kraft. Holz ist Kraft; man kann es anzünden und man bekommt Feuer und Hitze.

Überall ist Kraft.

Es ist Kraft in deinen Worten, Kraft in deinen Taten, Kraft im Pulsieren deines Herzens. Es ist Kraft, die dein Herz schlagen lässt.

Kraft ist im Prana, der Lebenskraft.

Überall ist Kraft.

Wenn du diese Kraft als eine Manifestation Gottes anerkennst, als Gott selbst, dann schützt dich diese Kraft von allen Seiten.

Kraft hat Intelligenz. Die Natur hat Intelligenz. Es ist unklug, die in allem enthaltende Intelligenz nicht anzuerkennen.

In allem ist Intelligenz, und hinter dieser Intelligenz steht das Bewusstsein Gottes.

Das Bewusstsein Gottes ist überall im ganzen Universum aktiv. Gleichzeitig aber ist diese Intelligenz nur Zuschauer des ganzen Schöpfungsdramas.

Kraft ist Gott. Frieden ist Gott.

Du sollst deshalb in allem, was du sagst, Kraft und Frieden ausdrücken. Dann spüren die Menschen, dass Gott durch deine Worte spricht.

Drücke Frieden in deinem Leben aus! – Wenn es vor deinen Augen Streit gibt und sich die Leute schlagen, solltest du fähig sein, das alles in Ruhe zu beobachten und dich auf keinen Fall daran beteiligen und dir eine blutige Nase holen! Du musst ruhig bleiben.

Wenn du unter allen Umständen Ruhe und Frieden bewahren kannst, dann hast du kein Problem mit deinem Herzen, und du drückst eine Eigenschaft Gottes aus, denn Gott ist Frieden.

Auch wenn es Streit gibt, bist du innerlich nicht daran beteiligt.

Angenommen, ich bekomme etwas nicht, was ich eigentlich bräuchte; was verliere ich? – Nichts! Ich kann endlosen Frieden haben in Gott und brauche sonst nichts.

Wenn du das oft sagst, dann kommt der Gegenstand, den du brauchst, zu dir, wenn es nötig ist.

Aber wenn du sagst: „Ich will das, ich muss es haben!“, dann bekommst du ihn nicht.

Auch wenn du ein Leben lang kämpfen musst, keinen Erfolg hast, in eine Depression nach der anderen verfällst und nur Probleme hast, musst du fähig sein, Frieden auszudrücken.

Das ist die Philosophie des Lebens.

Narayana

Narayana ist die Unendlichkeit innen, außen, oben und unten, links und rechts. Überallhin erstreckt sich ein endloses, dynamisches, unendliches Bewusstsein. Dieses Bewusstsein mit seinen unendlichen Fähigkeiten, Mächten und Möglichkeiten wird Narayana genannt.

Narayana ist die dem Menschen innewohnende Wirklichkeit. Diese Wirklichkeit ist aber auch außen.

Ist der Raum in dir oder außerhalb von dir? – Er ist in dir und außerhalb von dir! – Desgleichen ist Narayana als das unendliche Bewusstsein in dir und außerhalb von dir. Er ist überall!

Im Tiefschlaf ruhst du in grenzenloser Stille. Diese Stille ist das Wesen des unendlichen Bewusstseins: grenzenlos, absolut. Es ist dein Wesen. Du wohnst dort. Es ist deine Heimat, dein wahrer Körper. Das unendliche Bewusstsein ist dein Körper und deine Intelligenz. Es ist dein wahres Wesen.

Alles andere fällt weg!

Es ist die Aktivität des Gemüts, des Egos, das für die Illusion der Erscheinungen verantwortlich ist. Wenn dein Gemüt wach ist, erscheint die Vielfalt, und das unendliche Eine wird verschleiert.

Wenn das Gemüt wie im Tiefschlaf inaktiv ist, verschwindet die Vielfalt, und die ganze Welt ist nicht mehr da. Eine unbegrenzte Stille voll Freude und Frieden bleibt zurück. Das ist die Wirklichkeit, die Wahrheit über allen Wahrheiten.

Warum ist das so?

Du erfährst die Welt mittels deiner Sinnesorgane. Was deine Sinne nicht wahrnehmen können, davon weißt du nichts.

Haben deine Sinne einen Defekt, wird auch die Wahrnehmung der Dinge und der Welt eine andere sein, nämlich genauso defekt wie deine Sinne. Bist du zum Beispiel blind, siehst du gar nichts mehr von dieser Welt.

Die Sinneserfahrung ist eine flüchtige Erfahrung, die auf bestimmten Voraussetzungen beruht. Fehlen eine oder einige dieser Voraussetzungen, wird deine Sicht der Welt ebenso fehlerhaft sein.

Alles, was du mit den Sinnen wahrnehmen kannst, ist vergänglich und ändert sich jeden Tag und jede Stunde. Du kannst dich nicht auf diese Art von Wahrheit verlassen.

Die Wahrheit der Wahrheiten, die absolute Wahrheit, ist das unendliche Bewusstsein, ohne das du überhaupt nichts erfahren oder wahrnehmen kannst. Es ist der Hintergrund aller Formen von Wahrnehmung und befähigt die Sinne erst, etwas wahrzunehmen oder zu erkennen.

Existenz und Bewusstsein

Es ist klar, dass du existieren musst, um überhaupt etwas erfahren zu können. Existenz ist also die Voraussetzung aller Wahrnehmungen und Erfahrungen. Würdest du nicht existieren, wer sollte dann etwas erfahren?

Und Existenz selbst kann nicht ohne Bewusstsein sein. Beide gehören unzertrennlich zusammen. Das eine kann ohne das andere nicht sein.

Wenn du Narayana sagst, verschwindet dein Gemüt im grenzenlosen Licht des Bewusstseins.

Zu Beginn deiner Übungen stellst du dir dieses grenzenlose Licht nur vor. Das gibt dir einen Halt. Aber wenn diese Vorstellung zur Erfahrung wird, ist es die Unendlichkeit selbst, die sich offenbart. Es ist eine Offenbarung der Unendlichkeit in der Unendlichkeit.

Denke nicht, dass dieses unendliche Bewusstsein dir nicht antworten wird! Es hat Augen, und Ohren und es kann sprechen. Es hat seine Augen überall. Es hat Millionen Augen.

Während du noch in deinem Körper lebst, kannst du Beziehungen mit Gott unterhalten oder du kannst deinen eigenen Körper völlig vergessen und in tiefer Meditation in den grenzenlosen Frieden, die Freude und Vollkommenheit des unendlichen Bewusstseins hineinsinken. Du kannst die eine oder andere der beiden Methoden anwenden, aber wenn du das Narayana-Mantra wiederholst, hast du ein Konzept, du weißt, was es bedeutet, nämlich das Licht der innewohnenden Wirklichkeit.

Dieses Licht in uns ist dasselbe Licht, das auch in der Sonne und in den Sternen leuchtet. Doch weil die Wahrnehmungsfähigkeit unseres Gemüts sehr begrenzt ist, erfahren wir Licht als Finsternis. Es ist eine Kraft in unserem Gemüt, die illusorische Erfahrungen erzeugt, sie lässt Dinge erscheinen, die nicht wahr und wirklich sind.

Ein Beispiel:

Du schläfst. Alles ist finster. Da ist nichts, nur eine Stille. Doch plötzlich erscheint ein Traum in dieser Stille, dieser Finsternis. Im Traum siehst du eine Sonne, ein strahlendes Licht, eine warme und helle Welt. Du erkennst Farben und Formen. Das alles geschieht in der Finsternis der endlosen Stille des Schlafs.

In gleicher Weise leuchtet in der Finsternis dieser Welt das Bewusstsein des Göttlichen, unerkannt von dir. In einem einzigen Augenblick kann Gott alle Universen auslöschen und neue erschaffen. Er kann Milliarden neuer Galaxien entstehen lassen, jenseits der schon bestehenden. Es gibt keine Grenzen für Ihn!

Physikalische Galaxien bilden eine Ordnung. Mentale, psychische und astrale Galaxien sind je eine besondere Ordnung. Unsichtbare Welten durchdringen unsere materielle Welt, ohne dass wir es ahnen.

Wo sind all diese Welten? – Sie sind alle in Narayana, im Bewusstsein des Göttlichen. Deshalb ist Narayana dein Vater und deine Mutter! Wenn du Ihn rufst, kommt Er und steht bei dir.

Deine Mutter ist im nächsten Zimmer, und wenn du sie rufst, kommt sie. Was hat sie herbeigebracht? – Dein Ruf! Das Wort hat die Kraft, deine Mutter aus dem angrenzenden Zimmer zu holen.

Dasselbe geschieht, wenn du Narayana anrufst. Sofort ist Er da!

Es braucht allerdings viel Zeit, bis dein Herz rein genug ist, um das Göttliche zu erfahren. Auch müssen deine inneren Wahrnehmungsfähigkeiten zuerst entfaltet werden. Erst dann kannst du Gott erfahren.

Bis es soweit ist, musst du dich anstrengen und Gott immer und immer wieder anrufen, und jedes Mal, wenn du das tust, wenn du Narayana rufst, hört Er deinen Ruf, denn Er hat Ohren überall, Augen überall!

Er sieht dich allezeit, weil er rings um dich herum ist. Er ist in deinem Herzen. Er ist als Licht in deinen Augen und deiner Intelligenz.

Alles ereignet sich im Licht. Intelligenz ist Licht. Die Seele ist Licht. Licht ist Narayana und Shiva. Beide sind ein und dasselbe. Es sind lediglich zwei Aspekte der einen Wahrheit.

Das Licht der Sonne und die Wärme der Sonne sind verschieden, aber die Sonne ist beides: Licht und Wärme. Licht und Wärme sind also nur zwei Eigenschaften oder Aspekte der einen Sonne. Das Unendliche hat aber nicht nur zwei, sondern unendlich viele Aspekte, Kräfte und Eigenschaften.

Wenn du weißt, dass Narayana in deinem Herzen anwesend ist, wenn du Seiner in deinem innersten Herzen gewahr bist, dann bist du unangreifbar.

Er ist ja wirklich da, allsehend, allwissend, allgegenwärtig, allmächtig, allliebend, allbeschützend. Er ist nicht nur als deine eigene Vorstellung oder Projektion da.

Keine dunkle Kraft, kein Teufel kann dir dann näherkommen. Wenn eine dunkle Kraft sich Narayana zu nähern versucht, erhält sie von seinem Licht einen Blitzschlag. Auch kann kein Zweifel sich in deinem Denken bilden. Der Zweifel verschwindet schon bevor er entsteht.

Narayana ist die schönste Mutter, der beste Vater und Freund. Nenne Ihn wie du willst! Er ist dein eigenes Herz – du selbst! In deinem innersten Herzen bist du selbst Narayana.

Dein Körper aus Fleisch und Blut ist eine vorübergehende Erscheinung. Er kommt und geht. Solche Körper hast du schon Millionen gehabt.

Narayana ist ein lebendiger Gott. Wenn du weißt, dass Er als unendliches Bewusstsein jede Gestalt annehmen kann, dann kannst du Ihn in einem Bild verehren und mit Ihm sprechen.

Eines Tages beginnt dieses Bild dann mit dir zu sprechen. Du hast das im Bild verborgene göttliche Bewusstsein durch deine Hingabe und Liebe erweckt!

Heutzutage hilft dir die Wissenschaft, die göttliche Unendlichkeit besser zu verstehen.

Sie spricht von Atomen, von Energieteilchen. Sie kann dir zeigen, dass alles aus Lichtteilchen besteht.

Dein Körper ist voller Lichtteilchen. Es gibt Elektrizität in deinem Körper und Magnetismus. All das kommt von einem zentralen Licht. Alles ist voller Lichtteilchen.

Woraus besteht das Blatt eines Baumes? – Es besteht aus Lichtteilchen. Überall vibriert Energie. Was ist dann die tote Materie? – Die gibt es gar nicht! Auch in der sogenannten toten Materie sind die unendlichen Möglichkeiten und Kräfte des absoluten Bewusstseins enthalten. Auf diese Weise kannst du die Gegenwart Gottes in allem und jedem anerkennen.

Narayana ist höchstes Licht! Er ist keine Puppe aus Holz oder ein gemaltes Bild.

Worüber meditieren wir? – Wir meditieren über dieses höchste Licht. Es gibt nichts, das liebenswürdiger und verehrungswürdiger wäre als die unendliche Schönheit, das unendliche Licht.

Wie gesagt, es gibt Hunderte Methoden zur Gotterfahrung, zur Erfahrung der Unendlichkeit oder Wahrheit.

Wenn du Gott zum Leitstern deines Lebens gemacht hast, fühlst du immer, dass Gott mit dir geht, wenn du gehst.

Narayana sitzt bei dir, wenn du sitzt. Wenn du diese Gewissheit erlangt hast, fällt alle Angst weg, denn wer könnte dir schaden, wenn Gott selbst bei dir steht? – Du verlierst alle Angst, alle Probleme und Sorgen.

Das Licht Gottes ist immer bei dir. Es gibt keinen Grund, traurig zu sein oder ein langes Gesicht zu machen. Du bist immer heiter und ruhig, weil das unendliche Bewusstsein, die unendliche Stille, das unendliche Leben in dir lebendig geworden sind.

Wenn dann der Tod kommt, dann ist das für dich nichts anderes als ob du nur deinen Mantel ablegen würdest– kein Grund zu Tränen oder Trauer!

Der Körper und seine Zustände sollen dein Herz nicht belasten! Du bist größer als dein Körper und seine Zustände.

Du musst identisch werden mit dem göttlichen Bewusstsein, dann wird dieses zu deiner eigenen Erfahrung, und du erfährst Unsterblichkeit.

Unsterblichkeit heißt nicht, dass dein Körper verewigt wird wie die Mumien in den Pyramiden. Was nützt es?

Du bist keine Handvoll Asche, du bist das Zentrum des unendlichen Lichtbewusstseins.

Wenn ich sage, du sollst unsterblich werden, bezieht sich das nicht auf den Körper. Das ist unmöglich! Auch wenn du deinen Körper zehntausend Jahre lang am Leben erhalten könntest, nützt das nichts.

Irgendetwas kann ihn vor dieser Zeit zerstören. Ein Erdbeben oder ein Meteor könnte die ganze Erde vernichten. Wo ist dann dein verewigter Körper?

Du bist nicht der Körper. Du bist das unsterbliche Licht des unendlichen Bewusstseins. Und du kannst das selbst erfahren. Aber wie? – Bete zu Gott: „O Gott, erleuchte meine Intelligenz!“

Wenn du so immer wieder betest, erzeugt das einen innerlichen Druck auf deine Intelligenz. Das Gemüt gibt die kleine psychologische, Intelligenz auf, und eine andere Intelligenz, die verborgen war, kommt zum Vorschein. Das ist Erleuchtung.

Alle Probleme lösen sich von selbst, wenn du einmal Erleuchtung erlangt hast. Dann erfährst du, was Gott wirklich ist, und was für unzertrennliche Beziehungen du zu Gott hast. Es ist eine lebendige Verwandtschaft.

Gott wohnt alle vierundzwanzig Stunden des Tages in dir. Deine Mutter kann das nicht! Gott hingegen ist für alle Zeit unzertrennlich von dir, gleich ob du erleuchtet bist oder nicht.

Bist du aber erleuchtet, dann erfährst du Gottes Unendlichkeit direkt und mit klarstem Bewusstsein als deine eigene Unendlichkeit.

Bist du nicht erleuchtet, ist Er dennoch da und wartet, dass du seine Gegenwart wahrnimmst. Allezeit ist Er bei dir, innen, außen, oben und unten!

Der Mensch ist eine Struktur der Ewigkeit

Warum sprechen wir über Shiva? Warum verehren wir Ihn? – Wir verehren Shiva, weil er im Zentrum unserer Erfahrungen, unseres Lebens, all unserer Wahrnehmungen ist.

Shiva ist gleich Ewigkeit!

Die Eigenschaften Shivas sind Glückseligkeit, ewige Freude, ewiges Leben, alles Ewige, Ewigkeit.

Der Mensch ist in sich selbst eine Struktur der Ewigkeit. Diese Ewigkeit ist Shiva.

Diese Ewigkeit ist immer da, Tag und Nacht, Jahr für Jahr, seit anfangsloser Zeit und in alle Ewigkeit. Vor dem Hintergrund der Ewigkeit spielt sich unser tägliches Leben ab, unsere Erfahrung der Vielfalt der Welt. Erfahrungen sind zweitrangig, das einzig Wichtige ist die Ewigkeit: Shiva.

Es gibt zwei Aspekte im Menschen: die eine ist Ewigkeit, die andere Vergänglichkeit, das heißt, alles was vergeht, wie flüchtige Gedanken, Gefühle, Ereignisse usw.

Im Allgemeinen ist der Mensch in der vergänglichen Welt der Erfahrungen und Ereignisse gefangen. Er identifiziert sich mit den flüchtigen Dingen und findet deshalb keinen Halt an etwas, das ihm unvergängliches Glück und vollkommenen Frieden gewähren kann. Alles ändert sich, und weil sich alles ändert, ist alles problematisch und herausfordernd. Wenn ein Problem gelöst ist, taucht bald das nächste auf.

Das ist das Spiel des Lebens. Man soll nicht darauf verzichten, weil man sowieso nicht davon weglaufen kann. Aber solange du an diesem Spiel teilnehmen musst, solltest du weise sein und dein Bewusstsein im Ewigen verankern, nicht in der vergänglichen Welt und deiner sterblichen Person.

Wir können nicht vor diesem Leben fliehen, doch gibt es Stunden, in denen wir die Ewigkeit erfahren wie zum Beispiel im Tiefschlaf, in tiefer Meditation oder in einem Zustand großer Weisheit.

Ein Mensch der Weisheit sieht das Unvergängliche im Vergänglichen, ähnlich wie man in einem Film zwischen der unveränderlichen Leinwand und dem Geschehen, das sich auf ihr abspielt unterscheiden kann. Der Weise sieht nur die Leinwand des Unvergänglichen, auf der sich das grausame oder heitere Szenario des Lebens abspielt.

Eine Zeit lang herrschen Freude und Glück, im nächsten Augenblick bricht die Hölle aus.

Der Weise beobachtet das lediglich und bleibt unberührt davon.

Die Menschen, wie wir sie kennen und jeden Tag treffen, trennen die Leinwand nicht vom Film, der darauf abläuft. Sie können nicht wie der Weise zwischen Schein und Wirklichkeit unterscheiden, zwischen Film und Leinwand. Es braucht Zeit, um den Film von der Leinwand zu trennen.

Die Leute gehen ins Kino. Solange sie in das Geschehen im Film vertieft sind, vergessen sie die Leinwand vollkommen. Ja, sie erleben Angst und Schrecken, lachen und weinen sogar wegen dem, was im Film passiert. – Das ist ein Beispiel dafür, was das Schicksal eines jeden Menschen auf dieser Welt ist.

Ein wenig Weisheit sagt uns hingegen, dass der Film eine Illusion ist – der Film des Lebens. Sie sagt uns, dass Weinen nutzlos ist, und auch das Lachen.

Beide sind nur zeitweise mentale Phänomene, Vorgänge im Gemüt. Verschwindet das Gemüt oder wird es inaktiv, dann erfahren wir das, was war, ist und immer sein wird, nämlich absolute Freude, absolutes Bewusstsein – Ananda und Chit.

Jeder Mensch ist in Wahrheit absolute Reinheit. Davon aber will der Mensch nichts wissen. Er ist in die Erfahrung der Ereignisse vertieft und geht völlig darin auf. Und das ist nicht gut! – Nicht gut, weil es zur Ursache von Ängsten und Leiden wird, zu einem Hin- und Herpendeln zwischen Vergnügen und Schmerz, Liebe und Hass, Gesundheit und Krankheit, Leben und Tod.

Weisheit aber unterscheidet zwischen Schein und Wirklichkeit, zwischen Film und Leinwand. Der Weise kann, weil seine Wahrnehmung in der Ewigkeit ruht, die Dinge der Erscheinungswelt lenken. Er kann „Nein“ sagen zu den Erfahrungen, die Disharmonie, Unglück und Fehlschläge produzieren.

Er kann Ereignisse unterstützen, die alles fördern, was gut und edel ist. Er hat diese Fähigkeit, wenn er eine bewusste innere Verbindung zur Ewigkeit, zu Shiva Chaitanya in sich hat.

Du sollst dich nicht davor fürchten, manchmal die Rolle einer tragischen, traurigen Person zu spielen. Du solltest alle Rollen annehmen, ob es die eines Königs oder eines Bettlers ist. Nichts darf dich berühren, denn du bist in Wirklichkeit nur der Beobachter!

Wenn du also der Beobachter bist, kannst du über alles lachen, weil du siehst, dass alles nur ein Spiel ist, und du in allen Personen und Ereignissen in diesem Spiel nur die Ewigkeit siehst.

Bis du diesen Zustand in der Praxis erreichst, solltest du nachdenken und zwischen dem, was ewig und dem, was vergänglich ist, unterscheiden.

Die meisten Menschen leben doch so, dass für sie alles zur Routine geworden ist. Man wird geboren, man tut etwas, man erlebt Glück und Unglück und stirbt.

Das ganze Leben zwischen Geburt und Tod war nichts als Routine und Oberflächlichkeit. Das sollte nicht sein!

Was ewig ist, ändert sich nicht. Und was sich ändert, bringt immer auch Unglück und Schmerz mit sich.

Deshalb hält sich der Weise ans unveränderliche Ewige und von dort aus beobachtet er das illusorische Spiel des Vergänglichen, Veränderlichen.

Das ewige Leben ist das wahre Leben. Es ist keine Leere!

Die Ewigkeit, die du in dir trägst, verschwindet niemals. Sie ist immer da. Sie ist immer rein. In ihr gibt es keinen unaufhörlichen Strom von veränderlichen Gedanken und Gefühlen.

Da gibt es nur grenzenloses Wissen, Weisheit, Intelligenz, Bewusstsein, Freude, Frieden und Vollkommenheit.

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